1871 / 168 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Nov 1871 18:00:01 GMT) scan diff

lich wird ein Kontingent von 90,000 Mann unter die Fahnen gerufen. Die Dauer der Dienstzeit ist auf 8 Jahre bemessen, sowohl im stehenden Heere, als in der ersten Reserve. Der Effektivbestand sei danach auf 700,000 Mann berechnet. Die jungen Leute, welche sich den gelehrten Fächern oder über⸗ haupt den Studien widmen, sollen eine besondere Kategorie bilden, nachdem sie besondere Kenntnisse in den militärischen Exerzitien an den Tag gelegt. Um die Uebelstände zu vermei⸗ den, welche die absolute Abschaffung der Ersatzmänner nach sich ziehen könne, soll die Substituirung der bei der Aushebung ge⸗ zogenen Männer gestattet sein. Da der Dienst im Ganzen auf 20 Jahre veranschlagt ist, von denen die ersten acht im stehen⸗ den Heer und in der ersten Reserve zu verbringen sind, so sollen die zwölf letzten in zwei neuen Reservegattungen, welche der Landwehr und dem Landsturm Deutschlands entsprechen, ein⸗ getheilt werden. Die dritte dieser Reserven würde an die Stelle der Nationalgarden treten.

Das »Journal officiel« veröffentlicht Präsidial⸗Dekrete, durch welche politische Beschlüsse der Arrondissements⸗Räthe von Saintes (Charente Inferieure) und Ajaccio aufge⸗

hoben werden.

Die Begnadigungs⸗Kommission ist zum 16. d. M. einberufen worden.

11. November. Aus Paris wird über bevorstehende

Veränderungen im diplomatischen Corps der »Ind. belge« gemeldet, daß Goulard für den Gesandtschaftsposten am ita⸗ lienischen Hofe, Ernest Picard für Brüssel und Jules Ferry für Washington designirt sind.

12. November. Dem »Journal officiel⸗ zufolge hat die Bank den Diskont für Vorschüsse auf Gold⸗ und Silber⸗ barren von einem auf drei Prozent erhöht.

13. November. Das »Journal officiel« veröffentlicht die Ernennung der Präfekten in Marseille und Toulouse. Für erstere Stadt ist Kératry, für letztere Ferry ernannt worden. Dasselbe Blatt bezeichnet es ferner als unrichtig, daß Baron Larrey die Erklärung abgegeben habe, der Gesundheitszustand der Truppen sei nicht so befriedigend wie in den vorhergehenden

Italien. Rom, 11. November. Der französische Ge⸗ sandte Graf d'Harcourt wurde heute Vormittag vom Papste in längerer Audienz empfangen. Das brasilianische Kaiserpaar wird demnächst hier erwartet.

MNußland und Polen. St. Petersburg, 11. No⸗ vember. Der Kaiser ist am ‧8. November um 11 Uhr Vor⸗ mittags in Zarskoje⸗Sselo eingetroffen.

Der Vorschlag des Unterrichts⸗Ministers zur Gründung vier neuer Schullehrerseminare für die nicht russischen Stämme der Tataren, Tscheremissen, Baschkiren und Buräten in Kasan, Ufa, Ssimferopol und Irkutsk soll, wie der »Gol.« brfaͤhet, am 4. November im Reichsrath durchgesehen wor⸗ ben sein.

Die Kommission, welche die Regeln für die Annahme von Arbeitern und Dienstboten zu bearbeiten hat, klagt über den Mangel an Materialien. Wie die »Russ. Welt« mittheilt, hat wider Alles Erwarten kein einziger unserer Fabrikanten sein Gutachten über diese Angelegenheit eingesandt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. No⸗ vember. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Dänemark sind heute früh mit dem gewöhnlichen Eilzuge nach Kopenhagen abgereist.

Amerika, New⸗York, 28. Oktober. Die Regierung von Hayti hat das Verlangen eines spanischen Kriegsschiffes, wegen Auslieferung des angeblichen Flibustier⸗Dampfers »Hornet« ablehnend beantwortet.

In Venezuela dauern, wie aus Caracas, 8. Oktober via Havanna 23. d. gemeldet wird, die revolutionären Zustände fort. Der Hafen von Ciudad Bolivar ist noch immer im Be⸗ sitz der Insurgenten, welche erst jüngst den Bewohnern eine Contribution von 100,000 Dollars auferlegt haben. ieselben wollen nun Barcelona in Besitz nehmen. Präsident Guzman Blanco ist bemüht, die Revolution zu unterdrücken und con⸗ centrirt seine Truppen. Er sammelt seine Kriegsdampfer in Puerto Cabello. Man erwartet, daß der jetzige Kampf ein entscheidender werden wird. Die Gefängnisse sind voll von politischen Gefangenen, und die Regierung verfährt gegen die⸗ selben mit äußerster Strenge.

Aus Mexiko trafen via Matamoras unterm 21. Ok⸗ tober nähere Berichte über das in Monterey zu Gunsten Por⸗ firio Diaz erlassene Pronunciamento ein. Trevino, Gouver⸗ neur von Neu⸗Leon, im Vereine mit Pedro Martinez, General Naranjo und Anderen erklärten die Wahl Juarez als betrüge⸗ risch und dessen Verwaltung als korrupt. Die Insurgenten erhoben in Monterey eine Anleihe von 50,000 Doll, und zwan⸗

gen auch den amerikanischen Konsul, 1500 Doll. hierzu beizu steuern. General Trevino rückte hierauf mit 800 Mann gegen Saltillo, wo derselbe noch steht und die ihm nachfolgende Ar. tillerie erwartet. Naranjo befindet sich mit seinen Truppen in der Nähe von Tamaulipas. Am 11. Oktober versuchte Major Zermeno in Matamoras einen Aufstand zu organisiren, mußte jedoch flüchten und ist in Brownsville eingetroffen. Man be⸗ fürchtet, daß Matamoras sich den Rebellen anschließen werde falls dieselben einen Sieg erringen. 1

„Postnachrichten vom 1. d. melden, daß die Botschaft des Präsidenten Juarez an den Kongreß in einem versöhnlichen Ton gehalten ist, sich jedoch in Beziehung auf die öffentliche Ordnung und Sicherheit wie in Betreff der Ausführung der Gesetze sehr entschieden ausspricht. Dieselbe empfiehlt fernere Verbesserungen im Innern, die Errichtung von Eisenbahnen und die Befestigung der Küsten. Der Präsident theilt ferner mit, daß die Regierung bemüht sei, um die Wohlfahrt des Landes zu fördern, Handelsverträge mit frem den Nationen ab⸗ zuschließen.

Die Regierung hat den Hafen von Soconusco an der Küste des Staates Chiapao am Stillen Ocean, nahe der Grenze von Guatemala gelegen, zu einem Importhafen erklärt und läßt daselbst einen eisernen Landungsdamm für Dampfer errichten.

Von der Westküste von Südamerika trafen via Havanna, 25. Oktober, folgende Nachrichten ein: In Chili wurde der Präsident inaugurirt. In Valparaiso fand eine große Feuersbrunst statt, die erheblichen Schaden angerichtet hat. Die Insurrektion der Araucanischen Indianer ist voll⸗ ständig unterdrückt worden. In Lima wird gelegentlich der Präsidentenwahl ein Aufstand befürchtet. Der Volkskandidat ist Senor Prado, während die Regierung den Senor Echenique unterstützt. Eine Untersuchung der Lobos⸗Inseln hat die Anwesenheit großer Guano⸗Lager dargethan ““

s dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau. Wien, Montag, 13. November. Die Beamten des Mi⸗ nisteriums des Aeußern verabschiedeten sich gestern vom Grafen Beust. Sektionschef von Hofmann dankte dem Grafen Na⸗ mens der Beamten, denen der Name Beust stets unvergeßlich sein werde. Sektionschef Baron Orczy sprach dem gewesenen Reichskanzler in seinem und Ungarns Namen den Dank aus für die Ungarn jederzeit gewährte freundliche Gesinnung. Graf Beust, tief ergriffen, dankte in einer Ansprache, in welcher er erklärte, er habe ein ruhiges Bewußtsein und den unerschütter⸗ lichen Glauben an dieses Reiches Zukunft. Er vertraue der erprobten Hand, in welche er sein Amt niedergelegt habe. An⸗ der Huld und Gnade des Monarchen, an dem Vertrauen in die Volksvertretung und ap dem Nachrufe der lauten Sym⸗ pathie seitens seiner Mitbärger richte sich sein Lebensmuth wieder auf.

Bern, Montag, 13. November. Zu Verwaltungsräthen der Gotthardbahn sind seitens des Bundesrathes ernannt: Ständerath Weber (Bern), die Nationalräthe Feer, Herzog (Aarau), Stehlin (Basel), Anderwerth (Frauenfelde), Karrer (Summiswald) und Oberst Stocker (Luzern).

Landtags⸗Angelegenheiten. Im 1. Frankfurter a O. Wahlbezirk (Arnswalde⸗

Friceberg) ist der Kreisgerichts⸗Direktor Simon v. Zastrow zu Gen⸗

thin, welcher sein Magdat in Folge seiner Beförderung niedergelegt hat, mit 210 von 219 Stimmen zum Mitgli de des Hauses der Ab⸗ geordneten wiedergewählt worden. b

Das »Amtsblatt der Deutschen Reichs⸗Postverwal⸗ tung⸗ Nr. 54 enthält: General⸗Verfügungen vom 8. November 1871: Sammlung der auf das Postwesen des Deutschen Reichs bezüglichen Gesetze, Reglements ꝛc.; Eröffnung der Eisenbahn zwischen Oels in Schlesien und Polnisch⸗Wartenberg.

Das »Justiz⸗Ministerial Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege« Nr. 44 enthätt folgenden Beschluß des Königlichen Ober⸗Appellationsgerichts in Berlin vom 11. Oktober 1871:

Die schwerere Strafe des Diebstahls im zweiten Rückfalle wird ausgeschlossen, wenn zwischen der letzten Vorbestrafung und dem jetzt zur Beurtheilung vorliegenden Falle zehn Jahre verstrichen sind; da⸗ gegen kommt auf die zwischen der ersten und der zwauten Vorbestra⸗ fung verstrichene Frist nichts an. (Strafgesetzbuch §. 245)

In der Strafsache gegen den Arbeiter J. von M., wegen Dieb⸗

stahls, auf die Nichtigkeitsbeschwerde des Königlichen Kron⸗Ober⸗An⸗

walts zu Celle wider den Verweisungsbeschluß der Anklagekammer des Königlichen Appellationsgerichts zu Celle vom 22 September 1871, nach schrifilicher Aeußerung des Königlichen General⸗Staatsanwaltss hat der zweite Senat des Königilchen Ober⸗Appellationsgerichts,

Die Glrtreideverschiffungen betrugen im J. G =13,006,800 schi gegen 2,910,975 Ctr. = 8,510,811 Thlr. in 1869. Die gesammte Einsuhr von Königsberg erreichte den Werth von ⁊b55,758,550 Thlr., gegen 51,917,209 Thlr. in 1869. 1 Ausfuhr 47,679,900 Thlr., gegen 46,791,272 Thlr. in 1869. Das

1710 Cir. in 1869.

1“

in Erwägung: daß nach klarem Wortsinne des §. 245 des Straf⸗ esetzbuchs die Bestimmungen des §. 244 dann ansgeschlossen sind, wenn seit der Verbüßung oder dem Erlasse der letzten Strafe bis zur Begehung des neuen Diebstahls 10 Jahre verflossen sind, eine Vorschrift dahin, daß auch ein zwischen der ersten Bestrafung und der Begehung des zweiten Diebstahls liegender gleicher Zeitraum die Bestimmungen des §. 244 ausschließe, aber nicht ergangen ist, und kein Grund vorliegt, in dem Schlußsatze des §. 245 das Prinzip

ausgesprochen zu finden, daß der Rückfall überhaupt nicht in

BVetracht komme, wenn die Rückfälligkeit nach Ablauf des fraglichen

Zeitraums eintrete;

vielmehr, da der Inhalt des §. 60 des Preußischen Strafgesetz⸗

buchs in das Deutsche Strafgesetzbuch nicht aufgenommen und hierin der Rückfall, unter wesentlich anderer Normirung seiner Voraus⸗ etzungen im Vergleiche zu den Bestimmungen des Preußischen Strafgesetzbuchs §§. 58, 219, 233, 240, nur bei einzelnen Strafthaten (s§§ 244, 250, 261, 264) in Betracht gezogen worden ist, angenom⸗ nen werden muß, daß der Gesttzgeber auch in Bezug auf die vor⸗

liegende Frage sich von dem Prinzip des §. 60 des Preußischen Setrafgesetzbuchs lossagen und sich auf das⸗beschränken wollte, was

der §. 245 besagt; beschlossen: daß der angefochtene Verweisungsbeschluß, so weit die Sache zur Aburtheilung vor die Strafkammer des Koͤniglichen Obergerichts zu Lüneburg verwiesen worden ist, zu vernichten und die Sache ur Aburtheilung vor das Königliche Schwurgericht zu Celle zu veemeisen 111

Statistische Nachrichten. Hamburg, 7. November. Der Einnahme⸗Eat des Ham⸗ urger Staatsbudgets für 1872 beziffert sich auf 14,375,300 Mrik. Crt., der Ausgabe⸗Etat auf 13,392,000 Mrk. Crt., letzterer

porbehälilich des Beitrages für das Reich (1871 im Budget mit 2,142,100 Mrk. Crt.); der Ausfall, welcher sich durch das Hinzu⸗

kommen dieses Beitrages voraussichtlich ergeben wird, soll aus den Ueberschüssen früherer Jahresabrechnungen gedeckt werden. Unter den Einnahmen sind die aus Staatsvermögen, Domänen und Regalien auf 2,857,500 Mrk. Ert, aus Steuern und Abgaben auf 9,897,300 Mrk. Crt., aus Gebühren und sonstigen Einnahmen einzelner Be⸗ hörden auf 1,081,000 Mrk. Crt. veranschlagt, wozu nach 539,500 Mrk. Crt. außerordentliche Einnahmen kommen. Die Hauptposten des Ausgaben⸗Etats sind: Senat und Bürgerschaft 426,500 Mrk, Finanzen 5,736,600 Mrk, Handel und Gewerbe 368,950 Mrk., Bau⸗ wesen 2,155,800 Mrk., Militärwesen 23,950 Mrk., Unterrichtswesen 577,100 Mrk., Justizwesen 582,700 Mrk, Polizei und andere innere An⸗ gelegenheiten 1,/782,050 Mrk., öffentliche Wohlihätigkeit 1,065,650 Mrk., diplomatische Kosten 47,900 Mrk., Patronat und Landherrschaften 259,750 Mrk., außerordentliche Ausgaben 365,050 Mrk.

Die Petroleum⸗Gewinnung in den Vereinigten Staaten steigt von Jahr zu Jahr. Der Export dieses Artikels aus den Vereinigten Staaten betrug 1860 nur Million Gallonen, 1869 bereits nahe an 100 Millionen, und 1870 sogar 141,208/,150 Gallonen. Die Petroleum⸗Quellen Pennsylvaniens scheinen uner⸗ schöpflich zu sein und liefern jetzt bis 15,000 Gallonen täglich, ohne anscheinende Abnahme, und auch in Californien könnten bedeutende

Quantitäten gewonnen werden, wenn die theure Handarbeit erlaubte, mit jenem Staate zu konkurriren. Die Gesammt⸗Produktion der PVereinigten Staaten wird jetzt auf 220 Millionen Gallonen (von

4 Litres) geschaͤtzt. 1 Landwirthschaft.

Stettin, 11. November. 2200 Lachse diesjähriger Brut sind von der Fischzuchtanstalt zu Niederbieler bei Neuwied von dem Mi⸗ nister für Landwirthschaft angekauft und in die Regierungsbezirke Cöslin und Danzig für die kleinen Lachsflüsse, die Stolpe, die Leba und die Rheda eschict worden. Der Transport geschah durch den

Deutschen Fischerverein so glücklich, daß auf demselben, obgleich er

48 Stunden dauerte, nur 19 Fische zu Grunde gingen. 8 Gewerbe und Handel.

Der Getrekdehandel von Köͤnigsberg hat, nach dem Bericht über den Handel und die Schiffahrt von Königsberg im

1870, im verflossenen Jahre eine Höhe erreicht, wie nie zuvor. 1a9 188,n, 21870 5,599,264 Centner

Die gesammte

olzgeschäft blieb matt. In Fichten und Tannen wurden ca. 210,000 Lelneceh set, in Tannen wurden 60 Last exportirt. An geschnit⸗ tenen Erchen sind 80,000 Klafter nach Stettin verladen worden. Die 4 Dampfschneidemühlen in Königsberg arbeiteten 1090 Tage à

12 Stunden mit 44 Arbeitern. Das Möbelgeschäft nahm Anfangs 1870 einen erfreulichen Ausschwung, erlahmte aber seit Ausbzuch des

Krieges. Die Baugewerbe wurden hauptsächlich durch fiskalische

Bauten beschaͤftigt.

Thee rden im Jahre 1870 nur 133,203 Ctr. importirt, 1.gg 202966 Eir im 1 Die Bernsteinproduktion der Preo⸗ vinz Preußen ergab 1415 Cie. (davon 740 Ctr. in Schwarzort ge⸗

baggert, 300 Ctr. durch Taucher in Brüsterort, 55 Ctr. im Samlande

8 C Strande geschöpft, gestochen und gelesen), gegen gegraben, 320 Ctr. om A Basschepscg gast aen An Steinkohlen und Kokes wurden 1,500,000 Cir. aus Großbritannien importirt. Die Gasanstalt in Königsberg pro⸗ duzirte 95,054,700 Kbf. Gas, 3 Millionen Kbhf. mehr als im Vor⸗ jahre. An Salz wurden eingeführt 132,854 Ctr. engl. Siedesalz,

8

Robert der

70,000 Cir. weniger als im Vorjahre, 49,042 Ctr. spanisches Seesalz und 1266 Ctr. gemahlenes Steinsalz. Die Ausfuhr betrug 190,205 Ctr. engl. Siedesalz, 49,240 Ctr. span. Seesalz, 1273 Ctr. gem. Steinsalz.

An Eisen und Stahl wurden 116,265 Cir. importirt, ungerechnet 245,657 Ctr. Schienen. Die Eisengießereien und Maschinenbau⸗Anstalte! hatten in der ersten Hälfte des Jahres reichliche Beschäftigung, di indessen bei Ausbruch des Krieges nachließ. Die Pianoforte⸗Fabri kation war in 1870 lebhafter als im Vorjahre.

Zu Mehl wurden 44,904 Ctr. Weizen und 178,319 Ctr. anderes Getreide, ungefähr ebenso viel wie im Vorjahre, vermahlen.

Die Preßhefefabrik stellte 1150 Ctr. Hefe und 68,000 Quart Spiri⸗ tus her. Die beiden Bairisch Bierbrauereien zu Ponarth und Wick⸗ bold versteuerten 63,516 Ctr. Malz gegen 54,411 Ctr. in 1869 di 20 Brauereien in Königsberg produzirten 36,000 Tonnen obergährig Biere. Die Tabaks⸗ und Cigarrenfabrikation hatte ein im Ganzen befriedigendes Jahr. Die Einfuhr von Heringen erreichte zwar 130,165 Tonnen, blieb aber doch um 5000 resp. 2000 Tonnen hinter den beiden Vorjahren zurück.

Die Leinenproduktion war erheblich größer als in 1869. Auch die Wollkämmfabrik zu Königsberg hatte guten Absatz. Die Leder⸗ fabriken machten keine guten Geschäfte. 3

Ueber die Schiffahrisbewegung in Königsberg haben wir bereits in Nr. 41 d. Bl. berichtet.

8 Verkehrs⸗Anstalten. Von dem im Cours⸗Bureau des Kaiserlich Deutschen General⸗

Peste bearbeiteten, im Verlage der Königlichen Geheimen Ober⸗

bofbuchdruckerei (R. v. Decker) erscheinenden Eisenbahn⸗, Post⸗ und Dampfschiff⸗Coursbuche mit der großen Eisenbahnkarte von Mittel⸗Europa, auf welcher bei jeder einzelnen Bahnstrecke die korrespondirende Seitenzahl in rother Farbe beigedruckt, ist so eben die neue Nr. 6 in der bekannten Ausstattung ausgegeben worden, welche die bis heute eingetretenen Aenderungen in dem Gange der Eisenbahnzüge, Posten und Dampsschiffe enthält. Ferner sind darin enthalten: Reisetouren zwischen mehreren Hauptorten Europas, Tarif für Courier⸗ und Extraposten, Wegemaße, Münz⸗Vergleichungs⸗Ta⸗ belle, Zusammenstellung der Bestimmungen über Benutzung der Telegraphenlinien und Gebührentarif zc. Preis 15 Sgr. »Eisen⸗ bahn⸗Anzeiger«⸗Nr. 10, November ebenfalls im Coursbureau des Kaiserlich Deutschen General⸗Postamts bearbeitet, enthält die Fahrpläne der Eisenbahnen in Deutschland und der österreichisch⸗ un⸗ garischen Monarchie. Preis 7 ½ Sgr. Die Ende Oktober und An⸗ fangs November stattfindenden Militärtransporte sind Veranlassung, daß die Winterfahrpläne im Südwesten und Süden Deutschlands namentlich in Elsaß⸗Lothringen, Baden, Württemberg, Bayern ꝛc nicht, wie früher beabsichtigt war, am 1, sondern erst am 6. No⸗ vember in Kraft getreten sind. Mit Rücksicht hierauf erschien es um so mehr geboten, die November⸗Nummer erst am 6. November heraus ugeben. 3 1

8 Die »Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn

Verwaltungen« Nr. 45 hat folgenden Inhalt: Verein deutsche Eisenbahn⸗Verwaltungen: Eröffnung der Magdeburg⸗Halberstädter Bahnstrecke Gardelegen⸗Lehrte, der Oesterr. Nordwestbahn⸗Strecken Znaim⸗Stockerau und Pelsdorf⸗Hohenelbe und Uebernahme der Streck

Stockerau⸗Jedlersee. Adressirung der Korrespondenzen an die Theiß

bahn. Mittheilungen über Eisenbahnen: Verein D. E. V.: Central⸗ Bureau für die Eisenbahn⸗Statistik. Gera⸗Eichicht; Ostpreuß. Süd⸗ bahn; Breslau⸗Warschauer E.; Konzession für eine Industriebahn; Cottbus⸗Schwielochseer E.; Hannover⸗Altenbekener E. Oesterreichisch⸗ Ungarische Korrespondenz: Steigende Courfe; Prioritäten⸗Nachfrage; Bahngeschäft der ungar. Regierung mit der Kreditanstalt; der oͤsterr. Handels⸗Minister; Regierunge⸗Verordnung über Pläne, statistische Ausweise und Viehausfuhr; Gesetzentwurf über Geschäftsordnung und Verantwortlichkeit; Militärgebühren; Eisenbahnschule; Eisenbahn⸗ Klub; Berichte über Süd⸗, Kronprinz Rudolf⸗, Vorarlberger., Kaiser Ferdinands Nord⸗, Oesterr. Staats⸗, Elisabeth⸗West⸗, Galizische Carl Ludwig⸗, Lemberg⸗Czernowitzer und die Beskid⸗Bahn. Deonau⸗Dampf⸗ schiffahrts⸗Gesellschaft, Geschäftsbericht pro 1870. Villach⸗Franzens⸗ feste. Franz Joseföbahn. Direkte Verkehre und Tarifwesen: Deutsch⸗italienischer Eisenbahnverkehr; Tarife der Mont⸗Cenis⸗Bahn. Personal⸗RNachrichten. Ausland: Frankreich; italienische Süd⸗ bahn; rumänische Eisenbahnen, Konvention; Spanien; Tunis. Literatur. Miscellen. Eisenbahn⸗Kalender. Briefkasten. Offizielle und Priscs⸗Anzeigen. 1 Königliche Schauspiele.

jenstag, 14. November. Im Opernhause. (217. Vorst.) Lufel. Oper in 5 Abtheilungen, nach dem Fran⸗ zösischen des Scribe. Musik von Meyerbeer. Ballet von Paul Taglioni. Jsabella: Frl. Grossi. Alice: Fr. v. Voggenhuber. Helene: Frl. Lenoir. Robert: Hr. Niemann. Bertram: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. M.⸗Pr.

Im Schauspielhause. (221. Ab.⸗Vorst.) Der Vicomte von

Lötoriéöres, oder: Die Kunst, zu gefallen. Lustspiel in 3 Akten, frei nach Bayard, von C. Blum. Anf. 7 Uhr.

15. November. Im Opernhause. Keine Vor⸗

stellung.

Zweite Sinfonie⸗Soirée der Königlichen Kapelle: 1) Ouvertüre zu »Demetrius«, von Lachner. 2) Sinfonie (A-moll) von Mendelssohn. 3) Ouvertüre zu »Genovevaw, von R. Schumann. 4) Sinfonie (F-dur) von Beethoven.