1871 / 208 p. 16 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Dec 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Kieserit bildet weiße, grauweise, dichte Massen, mikroskopisch⸗ prismatische Nadeln, die häufig durch Eisenoxyd gefärbt sind.

4) Ueber der Kieseritgruppe lagert, bis an den Anhydrit reichend, die Gruppe der buntbitteren Salze, auch Abraumsalze genannt. Sie enthalten Chlorkalium und Chlormagnesium, sowie auch etwas Chlornatrium, letzteres nur gemengt in dem Doppelsalz von Chlorkalium und Chlormagnesium. Dieses eigenthümliche Doppelsalz, Carnallit, ist es, welchem Staßfurt seine bervorragende Bedeutung für die Industrie verdankt. Das Carnallit (Caliummagnesium ⸗Chlorür) tritt am häufigsten als schön roth gefärbtes Mineral mit lebhaftem Perlmutter⸗ glanz auf und ist dasselbe Doppelsalz, welches v. Liebig aus der Mutterlauge von Salzhausen in der Winterkälte und Marcet durch Abdampfung der letzten Mutterlauge des Meer⸗ wassers gewonnen haben. Nesterartig ist ferner hier der Sylwin eingebettet, ein prächtiger Krystall, der meist aus reinem Chlorkalium besteht. Zu derselben Gruppe gehören der Toch⸗ hydrit, ein leicht zerfließliches gelbes e welches sich von dem Carnallit durch seinen Calciumgehalt unterscheidet, und der Staßfurtit, ein dem Boracit ähnlicher Krystall. In der ganzen, etwa 50 Meter mächtigen Carnallitenschicht haben sich die einzelnen abgelagerten Salze in ziemlicher Reinheit mit scharfer Begrenzung neben einander gruppirt und bilden so eine Reihenfolge bunt gefärbter Schichten, die einen überraschend schönen Anblick gewähren.

Auf dem benachbarten anhaltischen Gebiet hat die an⸗ haltische Regierung in dem Werke Leopoldshall ebenfalls die Salzlagerstätte autgeschlossen. Die Oberfläche des Abraumsalzes in Preußen und Anhalt wird auf 4⸗ bis 500 Quadrat⸗Kilo⸗ meter geschätzt, wovon allein der Carnallit im preußischen Ab⸗ bau ca. 40 Meter mächtig ist. Die anhaltischen Lager sind noch durch das Vorkommen des Kainit begünstigt, einer Ver⸗ bindung von Schwefelsäure, Kali, Talkerde, Chlor und Wasser. Der Kainit, welcher in großen Mengen nach Großbritannien und Amerika ausgeführt wird, hat der staßfurter Kali⸗Industrie insofern eine andere Richtung gegeben, als neben dem Chlor⸗ kalium auch reinere schweselfagre Kalipräparate hergestellt werden, aber den Schwerpunkt jener Industrie bildet die Fabri⸗ kation des Chlorkaliums. Einige zwanzig große Fabriken, von denen die größte täglich 200,000 Kilogr. Rohsalze verarbeitet, stehen in bestem Flor und versorgen alle Märkte Europas und jenseits des Ozeans mit Chlorkalium. Bei der Darstellung desselben ergeben sich als Nebenprodukte: Glaubersalz, Magnesia⸗ cement und künstliche Marmorarten, Brom, Borsäure, Koch⸗ salz u. A. Das Chlorkalium selbst wird in großen Mengen zu Salpeter verwerthet, aber auch zur Darstellung von Pott⸗ asche verwendet.

Die Fabrikation aller dieser Salze Feh einen Abfall, welcher noch namhafte Mengen von Kali einschließt und in den verschiedensten Zusammensetzungen als Düngesalz in der Landwirthschaft nicht nur in ganz Europa, sondern auch in Amerika benutzt wird. Man chätzt das Quantum Düngesalz, welches die chemischen Fabriken zu Staßfurt im Jahre 1869 in den Handel brachten, auf 25 30 Millionen Kilogramm. Im Ganzen sind im Jahre 1869 von den preußischen und anhal⸗ tischen Werken zusammen über 270 Millionen Kilogramm Kali⸗ salze gefördert und abgesetzt worden; für die preußischen Werke allein hat sich der Absatz von Kalisalzen von 1861 bis 1869 von 2,362,000 auf 109,075,000 Kilogramm, der von Steinsalz von 41,016,00 auf 56,332,000 Kilogramm gesteigert. Staßfurt hat durch die Käalisalze von Jahr zu Jahr an Einwohnerzahl, Handel und

Verkehr zugenommen, Eisenbahnen durchschneiden die früher öde Gegend, die mit Fabrikschornsteinen bedeckt ist, Tausende von Arbeitern erwerben in den Fabriken daselbst ihr tägliches Brod, und der Unternehmungsgeist sucht in Staßfurts Nähe

noch immer neue Salzlager zu entdecken.

ereiwerke der Londoner Weltausstellung im Schlosse Monbijou.

Ueber die auf Veranlassung der Königlich preußischen Staats⸗ Regierung in den Räumen des Schlosses Monbijou in Berlin seit kurzer Zeit zur Anregung der einheimischen In⸗ dustrie veranstaltete Ausstellung von Werken der ceramischen Kunst, welche auf der Londoner Industrie⸗Ausstellung im Jahre 1871 vertreten waren, geben wir im Anschluß an den Aufsatz in der Nr. 34 vom 23. d. noch folgende Einzelheiten.

Reich beschickt ist die Ausstellung durch die Firma Maw u. Co. (Benthall Works), welche Kacheln und Fliesen in vielfachen Formen und Größen sandte. Die Kacheln und Fliesen sind meistentheils glasirt, gemustert, glatt oder ge⸗ rippt, oft mit geometrischer HOrnamentik, zuweilen mit

roßen stylvollen Blumenarabesken, mit Früchten, Vögeln,

aubwerk und Stillleben. Zuweilen findet sich Reliefarbeit,

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gleichem

Form.

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Glasur⸗Imitation der Emaille; . das meiste polychrom gehalten. Besonders erwähnens⸗ werth sind außer den vielen schönen Gebrauchs⸗ und Wirthschaftsgegenständen die zahlreichen Dekorativ⸗Objekte, ferner Krüge, Schaalen, Vasen, Urnen, Platten und Rosetten. Bates, Elliot und Co. stellten Porzellane aus, welche sich durch feine Ornamentmalerei auszeichnen. Darunter befinden sich Ampho⸗ ren⸗Vasen à la grèque. J. Cox ist mit Urnen, Vasen, Tassen, Tellern, Tintenfässern und Leuchtern von gefälliger Form in Porzellan; Soane und Smith mit Tassen und Tellern von Material vertreten. Die Firma Pellat und Co. 1““ Tassen mit rothem Fond, gerippte Teller und Theeaufsätze; Boucher, Guy und Co. feine Tassen mit Malerei, Zuckerschaalen und Buttergefäße von meist länglich⸗elliptischer

1“ Firma John Mortlack (London) zeichnet sich durch ihre vielen und vielformigen Nippes und Phantasie⸗Artikel aus. Ein großer Theil davon gehört der siguralen Ornamentik an. Tassen, Teller, mehrarmige Leuchter sind in Weiß und Bunt ausgeführt, die großen Fayencekannen in einfacher blauer Masse, Urnen und Vasen in stylvoller Polychromie. Doulton und Watts sandten Steinkrüge, vielformig, oft mit blauer Ornamentik auf grauem Untergrund. Von Mrs. Ipsen (Kopenhagen) finden sich einige Krüge, Imi⸗ tationen etruskischer Formen mit antiker Malerei, eine mit Goldfarben, zwei mit schwarzem Grund und bräun⸗ lich⸗gelblicher Malerei. W. Standish schickte Tassen von leichter und zierlicher Form, gefällig ornamentirt. Teller mit Stilllebenmalerei, Henkel⸗Theekannen und Porzellan⸗ Miniaturen, auch Bisquits. Unter den Tassen befinden sich drei, welche als »purchased by Her Majesty the Queen (Victoria of England) bezeichnet sind. Die reichsteund bedeutungs⸗ vollste Sendung ist die der Firma Minton und Co. (Stoke upon Trent). Zunächst mehrere umfangreiche Vasen, durch ein eigenes Verfahren mittelst eingelegten Thones ornamentirt, mehrere mit Doppel⸗ und Ueberwänden, ferner Majoliken in Blau, Grün und Gelb mit Frucht⸗, Laub⸗, Zweig⸗, Vögel⸗, Stillleben⸗und siguraler Ornamentik, einige auch Gold auf blauem Fond und Braun auf weißem Lasurgrund. Außerdem blaue Vasen mit Malerei in Gold, Vasen mit ciselirten Metallgriffen und Henkeln. Die Höhe der Kunst scheint in den Porzellan⸗ arbeiten derselben Firma erreicht zu sein, welche theils die täuschendsten und gelungensten Imitationen früherer Jahr⸗ hunderte liefert, als auch in ausgesuchten Originalformen glänzt. Hervorgehoben zu werden verdienen die Imitationen der Form Henri⸗deux, ferner ein Leuchter, ein Mosaikporträt des verstorbenen Prinz⸗Gemahls von England in Thonwürfeln, und schließlich eine blaue Lasurplatte mit weißer Deckmalerei, mit einer allegorischen Darstellung der »Nacht«, von Genien und goldnen Sternen umgeben. Die Firma Daniell and Son in London stellte Frucht⸗ schaalen, Tassen in Kelchform, wobei die Untertassen als Blätter (gg sind, Blumen⸗ und Parfümständer und ausgezeichnele achahmungen japanesischen Porzellans aus; W. T. H. Phellips prächtiges, wohlgelungenes Perlmutterporzellan, Luxusgegen⸗ stände, Nippes, Blumenschiffe auf Spiegelglas, Teller und Auf⸗ sätze; W. J. Copeland (London) Tassen, Platten mit eingelegter Emaille, Kannen und Vasen mit ausgezeichneter, feiner Malerei; Thomas Barlow (Longton) kleine zierliche Hand⸗ gefäße, Platten mit Malerei und Tassen; D. M. Birney (Far⸗ managh, Irland) Perlmutterporzellanschaalen, von Negern gef tragen, duͤrchbrochene Flacons und feine Tassen; Wedgwood and Sons excelliren durch ein Gemälde auf Thon: „The Gar- land Makers“ (die Guirlandenverfertiger), eine Gruppe von 4 Kindern, Guirlanden windend und Blumen pfluͤckend, und endlich die Firma Battam u. Co. Daran reiht sich ein Schran großbritannischen Staatseigenthums mit Porzellanen verschi dener Qualitäten und Formen, Musterexemplaren von Bedür

vieles ist

niß⸗ und Luxusgegenständen, die Ausstellung der Belgian Com

mission mit vortrefflich gemalten Fliesen, Tellern, Vasen un Majoliken, darunter auf Thon eine Copie: »Ein Kind, na Raphael«.

Ein besonderer Schrank vereiniat die zur Ausstellung g. sandten Objekte von 1) Schweden kcothe Krüge, hervorragen ein Becher und eine Terrine), 2) Aegypten (rothe, graue ur gelbe Krüge, Fayencen, Steingutwaaren), 3) Persien (Arben ten mit blauer Malerei, einzelne punktirt, andere gerippt, di⸗ verse Arabesken), 3 Indien (rbeiten mit Fola und metal— farbigem Ornament), 5) China (ein Baro aufsatz, pagoden⸗ artig mit figuraler Plastik). Von Seiten der Königlich preußt schen Staatsregierung sind angekauft: 1) von W. J. Copelan and Son in London eine Tasse, ein Wasserkühler, eine Kachce 2) von Battam and Son ein Wasserkrug und 3) von 5 Worcester⸗Noyal⸗Porcellain⸗ Works ein Schreibzeug und . Parfümständer. .