strafgesetzbuches, wonach Eltern, Vormünder, Lehrherrn u. s. w. in Geldstrafe bis 15 Thaler verfallen, wenn sie ihre Kinder ꝛc. nicht innerhalb der gesetzlichen Frist impfen resp. wieder impfen lassen, bei namenklicher Abstimmung mit gegen Stimmen abgelehnt. Eine Petition der Stadt Füssen we⸗ en Erbauung einer Bahn Füssen⸗Biessenhofen wurde trotz es Widerspruchs der Regierung Fnehimgt; ebenso eine Petition wegen Erbauung einer ahn ayreuth⸗Forch⸗ im. — Die Beschwerde der Bruderschaft zu den sieben iã letzung ihrer verfassungsmäßigen Rechte wurde als materiell unbegründet zurückgewiefen. Der Kultus⸗Minister erklärte, die Regierung habe bei ihrem be⸗ züglichen Vorgehen innerhalb ihrer Kompetenz im Bewußtsein ihrer Verantwortlichkeit gehandelt. Der Etat der Verkehrs⸗ anstalten wurde in seiner zweiten Hälfte mit unwesentlichen
heute
In d Zwei Kammer gelangte nächsten
der Antrag Völk's zur Berathung, daß dem C Landtage ein Gesetzentwurf vorgelegt werden möchte, durch welchen der oberste Rechnungshof in eine dem Ministerium gegenüber selbständige Behörde umgewandelt werde, welche den ganzen Staatshaushalt kontrolire, der Kammer über Einhaltung der Finanzgesetze Mittheilung mache und deren Mitglieder als verantwortliche Staatsbeamte wegen gesetzwidriger Verwendung von Staatsgeldern von jeder der beiden Kammern zur Verantwortung gezogen und zum Ersatz angehalten werden könnten. Der Finanz⸗Minister Pfretzschner rklärte sich außer Stande, schon heute in bindender Weise über den Antrag sich auszusprechen. Der jetzige Zustand des Rechnungshofes mache die Befugnisse der Kammer durchaus nicht so illusorisch, als der Antragsteller annehme. Gegen den zweiten Theil des Antrages, daß jede Kammer zur Erhebung der Minister⸗Anklage berechtigt sein solle, müsse die Regierung entschiedenen Widerspruch einlegen. Der Antrag Völks wurde trotzdem angenommen.
— Die Kammer der Reichsräthe wird am 11. d. ihre Sitzungen wieder aufnehmen und dieselben dann ohne Unterbrechung fortführen, bis alle vorliegenden Gegenstände erledigt sind. In Abgeordnetenkreisen hofft man, daß der Schluß der Sißungen bis zum 23, oder 24. d. möglich sein werde.
Württemberg. Stuttgart, 9. April. In der gestri⸗ gen Abendsitzung der Zweiten Kammer erfolgte der Abschluß der Haupt⸗Finanzetats und die Berathung des Finanzgesetzes. Danach berechnet sich der Staatsbedarf für die beiden Etats⸗ jahre 1871/73 mit Einrechnung aller Nachforderungen auf 47,893,511 Fl. 51 Kr. Hiervon deckt der Ertrag des Staats⸗ kammerguts 21,565,770 Fl. Durch direkte und indirekte Steuern werden gedeckt 22,332,100 Fl.; bleiben somit noch 3,995,641 Fl. 51 Kr. auf außerordentliche Weise zu decken übrig. Dazu liefert das neue Staats⸗Papiergeld 3 Millionen und die Mittel der Restverwaltung die weiteren 995,641 Fl. 51 Kr. Aus den Mitteln der Restverwaltung bleiben noch 292,989 Fl. 45 Kr. Ueberschuß zur Verwendung.
Baden. Karlsruhe, 9. April. Das »Gesetzes⸗ und Verordnungs⸗Blatt« Nr. XV. enthält die Gesetze: 1) die öffentliche Lehrwirksamkeit der Mitglieder eines religiösen Ordens betreffend; 2) die Abhaltung von Missionen durch Mitglieder religiöser Orden betreffend. . V
Hessen. Darmstadt, 10. April. Einer Einladung des Großherzogs folgend, traf heute Mittag General von Werder 89 ein. Die Stadt ist reich mit Flaggen geschmückt und von er Bevölkerung wurde der General überall lebhaft begrüßt.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 10. April. Der Fürst Heinrich XIV. Reußj. L. ist gestern, der Herzog, die Herzogin und die Prinzessin Marie von Alten⸗ burg sind heute wieder von hier abgereist.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Die »Gesetz⸗Sammlung für das Herzogthum Gotha« Nr. 3 vom 10. d. M. enthält eine Ministerial⸗Bekanntmachung, die Verwaltungs⸗HOrd⸗ nung für den Feuerversicherungs⸗Verband in Mittel⸗Deutsch⸗ land betreffend, vom 30. März d. h82 Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 9. April. Wie die »Wiener Abendpost« meldet, ist der Großherzog von Mecklenburg am 7. d. M. von Wien in Pesth eingetroffen.
— Die Berathungen über das neue Eisenb ahnbetriebs⸗ Reglement mit Zugrundelegung des norddeutschen Bundes⸗ Betriebsreglements, wie solches von den Eisenbahnen im Ein⸗ vernehmen mit der Transport⸗Enquéte amendirt dem K. K. Handels⸗Ministerium mit der Bitte um Einführung vorgelegt wurde, beginnen im K. K. Handels⸗Ministerium am 22. April.
Pesth, 9. April. Nach den Meldungen der Blätter begiebt sich der Kaiser am 18. d. M. nach Wien und kehrt Anfangs
Mai hierher zurück, um eine Rundreise in die von der Ueber⸗!
schwemmung heimgesuchten Landestheile zu machen. Die Ma zur Steuerung der Noth im Banat werden nach Schluß des Reichstages im Amtsblatte publizirt werden. Bezüglich der Klausenburger Universität und des Ludoviceums wird die Regierung in Aussicht auf die Indemnität Verfügungen treffen. Bezüglich der Provinzialisirung der ganzen ungarischen Militär⸗ grenze sind nach dem »Pesther Lloyd« die letzten Verhandlungen im Zuge und dürfte selbe binnen Kurzem durchgeführt werden. Heute um 2 Uhr wird das gesammte Ministerium von Ihren Majestäten empfangen, um die Glückwünsche anläßlich der Ver⸗ lobung der Erzherzogin Gisela darzubringen.
— Der Prinz Leopold von Bayern wird noch einige Zeit hier verweilen.
— Im Unterhause interpellirte Erkövy in Angelegenheit der Eisenbahnlinie Arad⸗Szegedin. Der Kommunikations⸗ Minister erklärte, daß der Bau dieser Linie gesichert sei. — Koloman Szel überreichte den Bericht des Eisenbahn⸗ und Finanzausschusses in Angelegenheit der Eisenbahnlinien Raab⸗ Hedenburg⸗Ebenfurt und Oedenburg⸗Preßburg⸗Lundenburg. Hierauf schlug der Präsident Somssich vor, dem Kaiser und der Kaiserin eine Deputation zu senden, um Allerhöchstdieselben zur Verlobung der Erzherzogin Gisela Glück zu wünschen. Das Haus genehmigte dies und ermächtigte den Präsidenten, die Mitglieder dieser Deputation morgen vorzuschlagen. Sodann fand die Fortsetzung der Wahldebatte statt.
In der heutigen Oberhaussitzung beantragte der Prä⸗ sidenk ebenfalls die Entsendung einer Deputation an Ihre Majestäten. Dieser Antrag ward einstimmig angenommen und die Deputation von dem Präsidenten ernannt.
— Der Schluß der Reichstagssession ist nunmehr de⸗ finitiv, wie der »Pesther Lloyd« erfährt, auf den 16. d. M. festgestellt. Die eigentlichen Debatten dürften schon diesen Sonnabend beendet werden.
— Die Dienstinstruktion für die Gerichte erster Instanz ist mittelst Justiz⸗Ministerialverordnung vom 4. d. M. erlassen und im vorgestrigen Amtsblatte veröffentlicht worden.
Schweiz. Bern, 9. April. In Folge mehrfacher Re⸗ klamationen, daß von den Kantonskanzleien mit der Abgabe der ihnen von der Bundeskanzlei zugesandten Exemplare der revidirten Bundesverfassung an die Bürger nicht überall mit der gewünschten Beschleunigung vesegaesae wird, erließ der Bundesrath ein Kreisschreiben an die 1I1“ mit dem Ersuchen, darüber zu wachen, daß alle eingehenden Sendungen sofort zur Ausgabe an die Bürger gelangen.
Niederlande. Haag, 10. April. Die Erste E
genehmigte mit 24 gegen 11 Stimmen den Gesetzentwurf, durch welchen das Verbot von Arbeiter⸗Koalitionen aufgehoben wird.
Belgien. Brüssel, 10. April. Die „Indep. belge« veröffentlicht die Antwort, welche der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Graf d'Aspremont⸗Lynden, auf das Schreiben des französischen Geschäftstvüägers Herrn Tiby, die Kündigung des Handelsvertrages betreffend, ertheilt hat. Der Minister spricht darin die Hoffnung aus, daß, wenn sich die Nothwendig⸗ keit ergäbe, die Grundsätze zu ändern, welche bei dem Verkehr zwischen beiden Staaten maßgebend sind, die Regierung der Republik dies nur thue, um das liberale Prinzip noch mehr zu entwickeln und zu erweitern. 1“
Großbritannien und Irland. L. Ein amtlicher Rapport über Jamaika, dem Parlament vorgelegt werden wird, zeigt, daß die Lage der Insel sich seit vier Jahren wesentlich gebessert hat. Die Importzölle wurden herabgesetzt und die Tonnen⸗ gebühren auf Handelsfahrzeuge aufgehoben. Obwohl die Steuerreduktion sich während der zwei vorhergehenden Jahre auf 41,000 Pfd. St. belief, eriab das Finanz⸗ jahr 1870/71 einen Ueberschuß von 30,000 Pfd. St. Die öffent⸗ liche Schuld wurde um 227,800 Pfd. St. vermindert und wird in 27 Jahren gänzlich getilgt sein. fremdem Grund und Boden niederzulassen (Squatting system), war früher große Demoralisation verursacht worden. Nun hat aber die Regierung die herrenlosen unkultivirten Ländereien der Kolonie Kraft eines vom legislativen Conseil angenom⸗
London, 9. April. der demnächst
menen Gesetzes in Besitz genommen und verpachtet dieselben. 1 auten werden zu beträchtlichen Kosten ausgeführt,
Oeffentliche und Anstrengungen gemacht, bisher auf der Insel unbekannt gewesene werthvolle Bäume und Pflanzen zu akklimatisiren. Während die materielle Lage Jamaika's somit zur Befriedigung Anlaß giebt, ist auch dessen geistiger Zustand vielversprechend. Schulen vermehren sich und ihr Bildungsgrad ist seit 1865 beträchtlich gestiegen. — Der neue Generalgouverneur von Canada, Lord Dufferin, wird sich im Juni auf seinen Posten begeben. Der Finanz⸗Minister des indischen Reichs, Nichard
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Durch das System, sichauff
und zu bemerken, daß
ertheilen.
saben für öffentliche Bauten 2,615,000 Pfd. Sterl.
sich auf 51,413,685 Pfd. St., die ordentlichen Ausgaben auf 49,930,695 Pfd. St. beliefen, in Folge dessen ein Ueberschuß von 1,482,990 Pfd. St. verbleibt. Die außerordentlichen Ausgaben für öffentliche Bau⸗ ten, für welche durch die Anleihe Fürsorge getroffen wurde, belaufen sich auf 1,167,810 Pfd. St. Der Etat für 1871/72 stellt sich wie folgt: Einkünfte 49,976,500 Pfd. St.; ordentliche Ausgaben 47,276,500 Pfd. St.; Ueberschuß 2,700,000 Pfd. St. Die außerordentlichen Ausgaben für öffentliche Bauten sind auf 1,736,800 Pfd. St. veranschlagt. Der Budget⸗Etat für 1872/73 lautet: Einkünfte 48,771,000 Pfd. Sterl.; ordentliche Ausgabe 48,534,000 Pfd. St.; Ueberschuß 237,000 Pfd. Sterl. Außerordentliche Aus⸗ 1 Die für 872 — 73 proponirte Einkommensteuer beträgt 1 Prozent, doch sind alle Einkommen unter 1000 Rupien per annum von dieser Steuer befreit. Andere fiskalische Veränderungen sind nicht in Vorschlag gebracht und wird weder in Großbritannien, noch in Indien eine Anleihe für öffentliche Bauten kontrahirt werden, da die aus früheren Jahren her vorhandenen Fonds für die im Fortschreiten begriffenen Bauten ausreichend sind. Die veranschlagte Kassenbilanz im indischen Schatzamte belief sich am 31. März 1872 auf 21,500,000 Pfd. St. Die anti⸗ zipirte Bilanz am 31. März 1873 ist auf 17,500,000 Pfd. St. angegeben. Am Schlusse seiner Budgetrede brachte Sir Richard Temple das Einkommensteuergesetz ein.
— Der neue General⸗Gouverneur von Indien, Lord Northbrook, ist auf seiner Reise von Großbritannien nach Calcutta am 6. d. in Alexandria eingetroffen.
— Der hiesige deutsche Botschafter Graf Bernstorff hat an den Vorsitzenden des Rathes der Inhaber von auswärtigen Staatspapieren mit Bezug auf die Rumänische Eisenbahn⸗ Angelegenheit folgendes Schreiben gerichtet:
»Mein Herr! Nachdem ich dem Reichskanzler Fürsten Bismarck das mir am 18. v. M. durch Herrn Hyde Clarke übersandte Dankes⸗ votum übermittelt, bin ich beauftragt worden, Ihnen, als Vor⸗ sitzender des Rathes der Inhaber von auswärtigen Staats⸗ papieren, den Dank Sr. Durchlaucht für die durch den gedachten Beschluß der britischen Inhaber Rumänischer Eisenbahn⸗Obli⸗ gationen ausgedrückten freundlichen Gesinnungen abzustatten wenn es der Kaiserlichen Regierung gelungen ist, den Ansprüchen der Bondsinhaber in Bukarest Geltung zu ver⸗
schaffen, es hauptsächlich der Unterstützung ihrer Anstrengungen, die
ihr von der Ottomanischen Pforte wie von den anderen Mächten zu Theil wurde, zu verdanken ist. Ich bediene mich der Gelegenheit, um Ihnen die Versicherung meiner vollständigsten Hochachtung zu
Der Kaiserlich deutsche Botschafter 1 Bernstorff.
J. Gerstenberg, Esq.«
— 10. April. Eine aus der irischen Provinz Ulster hier⸗ er entsandte Deputation überreichte heute Gladstone eine mit 6000 Unterschriften aus allen Ständen bedeckte Einladung zu einem Banket in Belfast. Die Einladung spricht sich in aner⸗ kennender Weise über die Verdienste des Premiers um Irland aus. Gladstone erwiderte der Deputation, wie sehr er es be⸗ dauern würde, wenn er die Einladung nicht würde annehmen können. Er hoffe, den Zustand Irlands in jeder Hinsicht be⸗ friedigend zu finden und werde sich später über die Annahme der Einladung, sowie über den Tag entscheiden.
Frankreich. Paris, 9. April. Der Präsident Thiers kehrte noch gestern Abend von dem Elysee nach Versailles zurück. — Der Generalrath des Seine⸗Departements ist heute in einer außerordentlichen Sitzung zusammengetreten. Derselbe soll über die unterirdischen Eisenbahnen berathen, welche man in Paris anlegen will.
— 11. April. (W. T. B.) Die Abschaffung des Paß⸗ zwangs zwischen England und Frankreich ist beschlossene Sache, und wird dies neue Verfahren, wonach die Reisenden bei Ueberschreitung der Grenze nur ihre Namen anzugeben haben, unverzüglich zur Anwendung gelangen.
Sopanien. Madrid, 10. April. (W. T. B.) Die amt⸗ liche »Gaceta« vom gestrigen Tage veröffentlicht amtliche Depeschen der Königlichen Behörden in Barcelona, Gerona und Valencia, welchen zufolge einzelne kleine karlistische Banden aufgetreten sind, sich jedoch größtentheils wieder zerstreut haben, als sie seitens der Bevölkerung ageesig. empfangen wurden. Und zwar geschah dies noch früher, als die zu ihrer Verfolgung abgesendeten Truppen sie erreichen konnten. Die Bewegung hat bis jetzt nicht die geringste Wichtigkeit und sind von der Regierung alle erforderlichen Maßregeln vorbereitet.
Amerika. Die japanische Gesandtschaft, augenblicklich in Wastington verweilt, ist der Meinung,
welche daß
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Lemple, legte am 6. d. dem legislativen Rath in Cal⸗ cutta sein Budget vor. Aus demselben erhellt, daß Indiens Einkünfte für das Finanzjahr 1870/71
ihre Vollmachten nicht hinreichen, um den Anforderungen ihrer Mission in den Vereinigten Staaten zu genügen. In einem Rathe ist daher der Beschluß gefaßt worden, zwei der 5n. Beamten der Gesandtschaft zurückzusenden, um der egierung hierüber Bericht zu erstatten. Die beiden Beamten haben ihre Rückreise sofort angetreten. 8 — Der New⸗Yorker »Herald« enthält folgendes Telegramm Vaus der Stadt Mexiko vom 17. ult.: »Die Regierungs⸗ truppen griffen die Insurgenten im Staate Tabasco an und schlugen sie nach einem sechsstündigen Kampfe. Die Revolu⸗ tion in Tabasco wird als beendigt betrachtet, da alle ihre Führer geflüchtet sind. Porfirio Diaz hat sich angeblich nach New⸗York begeben, während die übrigen Führer des Aufstandes via Vera⸗Cruz und Havanna nach New⸗Orleans ausgewandert sind, von wo aus sie nach Brazos Santiago segelten.“.—
Die »Annalen der Landwirthschaft in den König⸗ lich Preußischen Staaten«Nr. 29 haben folgenden Inhalt: Preußen: Bericht und Erachten der vom Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium niedergesetzten Kommission zur Prüfung des Projekts zum Neubau eines landwirthschaftlichen Museums ꝛc. — Deutschland: Tagesord⸗ nung für die erste und konstituirende Versammlung des deutschen Landwirthschaftsrathes. Die schwedischen Meiereien auf Aktien, insbe⸗ sondere die Meierei auf Aktien in Stockholm. (Aus einem Berichte des Geh. Regierungs⸗Rathes von Salviati an den Herrn Minister ür die landwirthschaftlichen Se Schluß. — Literatur:
esondere Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger. — Vermischtes: Wiener Weltausstellung. Konsortium für Errichtung einer Fäkal⸗ düngerfabrik. — Vereinsversammlungen. Marktbericht. — Vieh⸗ venh — Stärkepreise.
“ Statistische Nachrichten. Von dem Jahrbuch für die amtliche Statistik des bremischen Staates, herausgegeben von dem Bureau für bremische Statistik (Bremen, Kommissionsverlag von G. A. v. Halem) ist das 1. Heft des V. Jahrgangs erschienen. Dasselbe enthält die Statistik des Schiffs⸗ und Waarenverkehrs in. Bremen im Jahre 1871.
— In den Kohlengruben von Pennsylvanien wurden im Jahre 1871, einem amtlichen Bericht zufolge, durch Unfälle 372 Personen getödtet und 622 verletzt. Es wird veranschlagt, daß ein Drittel der Getödteten seinen Tod durch den Mangel zweiter Schachten, ein Drittel durch Gasexplosionen, ein Sechstel durch
mangelhafte Schornsteine und das übrige Sechstel durch andere Ur⸗ sachen fand.
Kunst und Wissenschaft. Berlin, 11. April. Im Saale des Vereins Berliner Künstler sind gegenwärtig 14 dekorirte Holztafeln von Ludwig Burger, für den Speisesaal in dem mit Wand⸗ und Deckenmalereien aller Art. geschmückten Hause des Kommerzienraths Ravené ausgeführt, ausge⸗ stellt. Sie sind ersichtlich bestimmt, in die Holzbekleidung einer Wand in gewissen eingelassen zu werden und stellen in dekorativem Styl der Behandlung auf Goldgrund gemalt die wesent⸗ lichsten zusammengehörigen Elemente eines Gastmahls dar. Diese dem Thier⸗ und Pflanzenreiche entlehnten Elemente sind keine natura⸗ listische Nachbildung von Thieren, Früchten, Blumen ꝛc./ sondern jede Gruppe ist, bei aller Naturwahrheit im Einzelnen, doch zum schön gegliederten Ornament geführt, so daß dieselben in ihrer Schammtheit eine zu der Architektur gehörende Dekoration bilden.
— In der Sitzung der archäologischen Gesellschaft am 9. Aprif zeigte Professor Gustav Wolff den neuesten Rechenschafts⸗ bericht der archäologischen Kommission zu St. Petersburg vor, ver⸗ faßt von dem Grafen Stroganoff und dem Wirklichen Staats⸗Rath Stephani, und begleitet von sechs zum Theil farbigen Tafeln und mehreren Holzschnitten. Herr olff hob einige der gelehr⸗ ten Erörterungen Stephani's hervor. — Baurath Adler be⸗ handelte die Athena Parthenos des Phidias und berechnete
die Zeit ihrer Verfertigung auf etwa 471—65 v. Chr., ihre Höhe auf
52 — 54!, mit Sockel auf 70 — 74 ¼ so daß sie den 64' hohen obersten First des Parthenon überragte. Sie werde als Schlüsselhalterin be⸗ zeichnet, könne aber nicht als die Hüterin der Propyläen gelten, son⸗ dern als die des Poliastempels. Er zeigte eine in diesem Jahre von der Burg Athens in das Berliner Museum gekommene Bronze⸗ statuette vor, deren Attribute er nach den Nachrichten der Alten ergänzt hatte. Ihre Größe beträgt o der von ihm berechneten Größe des Originals. — Pr. von Sallet wies ein Bronzefigürchen des Niederlausitzer Alter⸗ thumsvereins vor, einen Jupiter, Dr. Heydemann Durchzeichnungen interessanter Vasenbilder der Sammlung Jatta's zu Ruvo, Dr. Graser die Zeichnung eines alten B““ von dem Vorderbug eines Schiffes, des Kopfes der Göttin Roma, Herrn Douglas in England gehörig, und besprachen die Vorlagen. — Maler Wittich las über die Maaße des Artemisions zu Ephesus. Herr Hermann Grimm wies den Einfluß des Appulejus und pon 1517 an auch des Philostratus auf Kompositionen Rafgel’s nach. Besonders in der Vermischung von Liebesgöttern mit Kindern zeige sich Nachahmung von Philostratus Bildern, ebenso auf einigen Kupfern Albrecht Dü⸗ rer'’s, welchem vermuthlich Pirkheimer Mittheilungen aus einer Hand⸗ schrift des Philostratus gemacht habe. — Prof. Hübner, welcher in Abwesenheit des Prof. Curtius den Vorsitz führte, beklagte den Tod des Alterthumsforschers Dr. Parthey. Zu Mitgliedern wurden der Kgl. großbritannische Botschafter Hr. Russel und Dr. Förster ge⸗
wählt, zu auswärtigen Mitgliedern der Bibliothekar un chäolog Sormeno in Lissabon und Hr. Lewes in Cambridge. b