1872 / 94 p. 21 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Apr 1872 18:00:01 GMT) scan diff

8 In demselben und zwar innerhalb des Kreises Zellerfeld, befindet ich der nordwestliche Theil des Harzgebirges, dessen bis über 3000 Fuß hohe Kuppen: Bruchberg, Königsberg, ehberg, Winter⸗ berg, kahle Berg ꝛc. den sogenannten Oberharz bilden, welcher durch tief eingeschnittene wilde Thäler, sowie durch ein rauheres Klima gekennzeichnet ist, und dessen Bodenproduktion vorzugsweise in Nadel⸗ holz besteht. Hieran schließt sich ein Berg⸗ und Hügelland, das sich nach und nach bis in die Ebene verflacht, durch ein milderes Klima begünstigt ist und auf den Berghöhen vorherrschend Laubholz hervor⸗ bringt Lils die bedeutendsten Erhebungen dieses Berg⸗ und Hügellandes werden hier genannt: die Ohmberge und der Sonnenstein, die sich südlich über Duderstadt hinausziehen, der langgedehnte Berg⸗ rücken des Rotheberges, der Göttinger Wald mit dem Hein⸗ berge und dem Treppenberge, die Grubenhagener Berge, der Bramwald, der hintere Kauffunger Wald, der Sol⸗ ling, der Osterwald, der Saupark bei Springe, der Deister, der Süntel, die zum Teutoburgerwalde gehörenden Bergrücken bei Iburg mit dem Dörenberge, der Piesberg bei Osnabrück, die Weserbergkette vom rechten Haseufer bei Bramsche bis zur porta Westphalica, die in dem Landstrich zwischen Weser, Leine und Innerste belegenen ö bei Gandersheim und bei Salzdetfurt, endlich die Siebenberge bei Alfeld,“ die Lauen⸗ steiner Berge und der Heinberg im Kreise Liebenburg. Der übrige Theil der Provinz, etwa 560 Quadratmeilen oder % der Gesammtfläche die Scheidelinie läßt sich ziemlich genau durch die von Braunschweig über Hannover nach Minden führende Eisenbahn bezeichnen gehört dem Tieflande an, das sich bis zur Nordsee hinabsenkt, jedoch in der Richtung von Südost nach Nord⸗ west von einem breiten, bis zu 500 Fuß ansteigenden Land⸗ rücken, der Lüneburger Haide, durchsetzt wird. Im Nord⸗ westen ist das Land von isolirt hervortretenden Hügelgruppen bis zu höchstens 300 Fuß, wie der des Hümmlings im Kreise Meppen und derjenigen bei Bentheim im Kreise Lingen, abgesehen ganz eben, und in Ostfriesland liegt sogar kein Punkt höͤher als 80 Fuß über dem Meere.

In hydrographischer Beziehung zerfällt das Land in die Stromgebiete der Elbe mit etwa 160 O.⸗M., der Weser mit etwa 360 Q.-M., der Ems mit etwa 120 O.⸗M., der Vechte mit etwa 18 Q.⸗M.

Die Elbe gehört in einer Länge von ungefähr 34 Meilen, von Schnakenburg im Kreise Dannenberg bis zu ihrer Mündung in die Nordsee, der Provinz an. Sie bildet, mit Ausnahme einer kurzen Strecke unterhalb Dömitz bis in die Gegend von Boitzenburg, auf welcher hannoverisches Gebiet an beiden Seiten des Stromes liegt, die Grenze der Provinz.

Als bedeutendere Nebenflüsse der Elbe sind hervorzuheben: die Jeetzel, der Wasserrezipient des Wendlandes, die Ilmenau, welche

die Gewässer eines großen Theiles der Lüneburger Haide abführt, die

ste, die Aue, die Schwinge und die an den Bremer Moor⸗ kolonien entlang fließende, durch ihre lebhafte Schiffahrt bemerkens⸗ werthe Oste. Die Weser, welche ihren Namen nach der Vereinigung der Verra und Fulda bei Münden erhält, verläßt die Provinz nach einem Laufe von ungefähr 40 Meilen erst bei ihrem Ausflusse in das Meer. Die Breite des Stromes beträgt bei Münden 100 Meter, ober⸗ . schon über 200 Meter und an der Ausmündung etwa Meilen. Uõnter den Nebenflüssen der Weser ist der bedeutendste die Aller,

welche in ihrem langen Laufe die Gewässer aus einem Theile des

Harzes, sowie aus den Landdrostei⸗Bezirken Hildesheim und Hanno⸗ ver, insbesondere die Leine bei Ahlden aufnimmt; ferner die Wümme und Hamme, welche die Bremer Moorkolonien durch⸗ zichen und nach ihrer Vereinigung unter dem Namen Lesum in die Weser fallen; dann die Hunte, der hauptsächlichste Wasserabzug, aus der Grafschaft Diepholz; und die Geeste, die zur Bildung des Scehafens Geestemünde dient.

Die Ems aus dem Regierungsbezirk Münster kommend, tritt unterhalb der Stadt Rheine in die Provinz, durchfließt in nördlicher Richtung die Kreise Lingen, Meppen, Leer und Emden und ergießt sich dort in die Nordsee. Sie hat zwei bedeutende Nebenflüsse: die Hase, welche über Osnabrück, Quakenbrück, durch Oldenburg gehend, bei Meppen in die Ems mündet, und die Leda, welche die Gewässer aus den ostfriesischen und oldenburgischen Hochmooren bei Leerort der Ems zuführt.

„Die Vechte, welche bei Burgsteinsurt im Regierungsbezirk

Münster entspringt, durchströmt in einer Länge von 8 bis 9 Meilen die Grafschaft Bentheim und tritt dann in das Königreich Holland, um in den Zuyder See zu münden. Sie ist nur für kleinere Fahr⸗ zeuge schiffbar. Vpon den obengenannten Nebenflüssen sind zum Theil schiffbar: die Jeetzel, die Ilmenau, die Este, die Schwinge, die Oste, die Leine, v. Lesum bezw. Wümme und Hamme, die Geeste, die Hase Un ie Leda.

Außer den Flüssen besitzt die Provinz eine nicht unbedeutende Anzahl von Kanälen und Schiffgräben, die vorzugsweise zur Ent⸗ wässerung ausgedehnter Moorflächen bestimmt sind, dabei den Trans⸗ port und die Verwerthung des gewonnenen Torfes, so wie die Zu⸗

führung von Schlick, Dung⸗ und Futtermitteln aus den Marschen

vermitteln, vielfach auch zur Bewässerung der anliegenden Ländereien benutzt werden. 2 6- 1

3) Klimatische Verhältnisse. Auf die Einflüsse de

in dem südlichen, dem Gebirgslande angehörigen Theile der Provinz

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ist schon oben hingedeutet worden. In den Harzgegenden sttellt sich der Winter schon Anfangs November ein; er ist sehr kalt und währt beinahe acht Monate. Hier treten auch die Veränderungen in der Temperatur besonders scharf hervor. Eine kalte, rauhe und nebe⸗ lige Luft umlagert häufig die Berge und übt ihren nachtheiligen Ein⸗ fluß auf die Vegetation aus. In den anschließenden Berg⸗ egenden ist das Klima zwar schon milder, aber in den meist schmalen Thälern stellen sich nicht blos des Morgens und Abends, sondern auch am Tage häufig Nebel ein, welche durch ein plötzliches Erkalten der Luft die normale Entwickelung der Feldfrüchte stören, so daß die Körner in der Regel nicht das Gewicht der in den Küsten⸗ gegenden gewonnenen Früchte erreichen. Außerdem kommt hier auch das sogenannte Befallen des Getreides häufig vor.

In dem der Ebene angehörigen Theile der Provinz ist das Klima im Allgemeinen ein gemnäßigtes; aber die wechselnden Boden⸗ verhältnisse und die S des Meeres lassen auch hier nicht un⸗ erhebliche Unterschiede erkennen.

Auf dem Lüneburger Haiderücken und überhaupt in den Haidegegenden ist die Luft rauher, der Winter kälter, der Sommer heißer und trockener, als in den noͤrdlichen Gegenden in der Nähe der Seeküste, dagegen haben die Küstengegenden häufig von Winden su leiden, die, vorherrschend in der Richtung von West und Nordwest ommend, sich zu Stürmen steigern und den Feldfrüchten durch das Ausschlagen der Aehren großen Schaden zufügen.

Die verschiedenen klimatischen Verhältnisse, in Verbindung mit den abweichenden Terrainformationen, bedingen auch einen früheren oder späteren Eintritt der Frühjahrs⸗ und Herbstbestellung, sowie der Erntezeit. Im Allgemeinen läßt sich annehmen, daß die Frühjahrs⸗ bestellung nicht vor Mitte März, die Ernte erst gegen Ende Juli be⸗ ginnt, daß aber die bezüglichen Arbeiten in den üstenstrichen etwa 8 Tage und in den Gebirgsgegenden bis zu 3 Wochen später ihren Anfang nehmen.

4) Allgemeine Bodenbeschaffenheit. Eine geognostische

Untersuchung des Landes hat vor einigen Jahren durch den Professor

Dr. Hunäus stattgefunden, deren Ergebnisse in der Festschrift zur Säkularfeier der Königlichen landwirthschaftlichen Gesellschaft zu Celle am 4. Juni 1864 niedergelegt sind. Auch die von dem Bezirks⸗Kom⸗ missar gefertigte Beschreibung der Provinz enthält in dieser Beziehung eingehende Mittheilungen. Eine Hinweisung auf beide wird genügen, da für den vorliegenden Zweck zunächst und speziell nur die Boden⸗ beschaffenheit als Bedingung der landwirthschaftlichen Kultur ins Auge zu fassen ist. Von diesem Gesichtspunkte aus ist zu unterscheiden: der Lehmboden, die Marschen, die Sandgeest.

Der Lehmboden, welcher vorherrschend vertreten ist in dem oben als dem Gebirgslande angehörig bezeichneten Distrikte von 139,14 Quadratmeilen und außerdem in einem etwa 5 Quadratmeilen umfassenden Landstriche der an die Kreise Wennigsen und Hildesheim anstoßenden südlichen Theile des Landkreises Hannover und des Kreises Celle, zusammen 144,14 Quadratmeilen, kennzeichnet sich da⸗ durch, daß er im Ganzen sehr fruchtbar und fast durchweg kultivirt ist. Die Bergrücken sind bewaldet, und zwar die des Harzes vor⸗ zugsweise mit Nadelhölzern, die andern mit Buchen und Eichen. Die vielen Thäler und Mulden enthalten im Allgemeinen den für den Ackerbau besonders geeigneten tiefgründigen warmen und milden Lehmboden. Neben den Flüssen und Bächen, welche sie durchströmen, befinden sich in der Regel Wiesen⸗ und Weideflächen, deren Ertrag durch die befruchtenden Frühjahrs⸗Ueberschwemmungen sehr gesteigert wird. Vielfach sind sie aber auch der Gefahr unzeitiger Ueber⸗ fluthungen im Sommer ausgesetzt. Für die an der Innerste und Ocker belegenen Flächen werden solche Ueberfluthungen dadurch noch besonders nachtheilig, daß diese Flüsse den der Vegetation schädlichen Pochsand mit sich führen. Die Hochplateaus hingegen, auch die Bergabhänge, die nicht selten bis hoch hinauf beackert werden, haben wegen der vielen Quellen durchweg einen kalten Boden. Der Lehm ist hier strenge und die Ackerkrume flach; oft hat das unterliegende Gestein nur eine 18, ja sogar nur 15 Centimeter haltende Erddecke.

Die Marschen zerfallen in die Alluvialgebilde an der Meecres⸗ küste und in diejenigen in den Flußthälern. Die Ersteren, die durch die allmählichen Aufschlickungen des Meeres entstandenen Seemarschen, haben durchgehends einen milderen Kleiboden und gelten als die vor⸗

züglicheren. Innerhalb der Provinz kommen dieselben nur in Ost⸗ riesland vor. .

„Die Flußmarschen sind je nach den Sinkstoffen, welche die Flüsse mit sich geführt und abgelagert haben, von verschiedener Frucht⸗ barkeit. Sie sind insbesondere vertreten in den Thälern der Unte Innerste, der Leine, Aller, Weser, Elbe, Hase und Ems. 8

An der Ausmündung der Flüsse in das Meer, und zwar an niedrig gelegenen Küsten, zeigt sich noch eine eigenthümliche, schicht⸗ weise Marschbildung, indem die Sinkstoffe des Flußwassers bei dessen Vereinigung mit dem Meerwasser sich abgelagert haben und die gebildeten Schlammschichten abwechselnd mit einer feinen Sandschicht des Meeresgrundes überzogen sind. In diesem Schlick findet man in der Regel einen reichen Gehalt von Meeresinfusorienpanzern.

Die Marschbewohner legen einen besonderen Werth darauf, wenn unter dem Kleiboden eine bläuli gefärbte, mehr oder weniger mäch⸗ tige Sandschicht angetroffen wird. Dieselbe enthält viele Muschel⸗ fragmente; sie wird deshalb ausgegraben und mit dem Kleiboden behufs dessen Auflockerung vermengt. Diese unter dem Namen »Kuhl⸗ oder Wühlerde⸗ bekannte Sandschicht ist nur in den Küstengegenden vertreten, vetagee in Ostfriesland, auch in den Elbmarschen unterhalb Buxtehude, in den Wesermarschen aber blos in geringem Umfange innerhalb des Amtsbezirks Dorum.

So werthvoll diese Unterlage, ebenso nachtheilig für die Acker⸗ kultur ist die in den Marschen vorkommende Unterschicht, »Darg⸗

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enannt. Dieselbe besteht aus einer meist gelbbraunen, oft auch schwarzen, noch unreifen Torfschicht. 1 . Noch nachtheiliger jedoch und geradezu verderblich für die Vegetation ist der in den Marschen allgemein gefürchtete Mai⸗ bold. Es ist dieses eine graue, schmierige, völlig undurchlassende Thonmasse, die in größerer oder geringerer Tiefe unter der Oberfläche der Marschen häufig vorkommt und, selbst den Einwirkungen der Luft ausgesetzt, ihre zerstörende Wirkung für die Früchte nicht verliert. Es wird deshalb eine besondere Sorgfalt darauf verwendet/ den Maibeld, wo er beim Aufräumen der Gräben zu Tage gefördert wird, von dem Acker zu entfernven. Die Marschen umfassen zusammen einen Distrikt von ungefähr 44 Quadratmeilen, von denen etwa die Hälfte auf Ostfriesland kommt. Im Nordwesten der Provinz beginnen die Marschen von Papenburg ab und ziehen sich nördlich an beiden Ufern der Ems bis Leer hin. Hieran schließt sich östlich ein kleiner Marschstrich an beiden Ufern der Leda. Nördlich von Leer erstreckt sich die Marsch um den Dollart, längs der Nordseeküste und neben der Grenze mit Olden⸗ burg in wechselnder Breite, die im Großen und Ganzen durch eine von Leer über Oldersum, Marienhafe, Norden, Nordorf, Neudorf und Wittmund zu ziehende Linie bezeichnet Südlich von Wittmund liegt noch abgesondert von den üͤbrigen Marschen an der oldenburger Grenze ein kleiner Marsch⸗ distrikt bei Neustadt⸗Goedens. An der Weser beginnt der Marsch⸗ boden bei Stolzenau im Kreise Nienburg, zieht sich in einem schmalen Streifen bald auf einem, bald auf beiden Ufern des Flusses über Nienburg, Hoyva und Verden hinaus, vereinigt sich hier mit der Allerthales und geht dann über Bremen, Vegesack, Lehe durch das Land Wursten im Amte Dorum, woselbst er durch einen breiten Haiderücken begrenzt wird. Auf der östlichen Seite dieses Haiderückens nimmt die Marsch im Lande Hadeln, Kreis Ottern⸗ dorf, ihren Anfang und erstreckt sich über Nordleda; Bülkau und Cadenberge im Amte Neustadt a. O. bis zum linken Ufer der Oste und, diese überschreitend, bis zum Kehdinger Moor im Amte Freiburg. Zwischen dem Kehdinger Moor und der Elbe zieht sich die Marsch über Stade durch das alte Land, Amt Jork, bis Harburg, dann in einem

schmalen, höchstens Meilen breiten Streifen die Elbe hinauf über Winsen

a. d. L. bis Bleckede und geht von hier aus auf dem rechten Elbufer durch das Amt Neuhaus i. L., auf dem linken Flußufer aber mit einzelnen Unterbrechungen durch die Geest bei Hitzacker und Dannen⸗ berg vorbei bis Schnakenburg. Im Allerthal endlich erstreckt sich die Marsch von Verden ab über Ahlden bis Winsen a. A. im Kreise Celle.

Es muß jedoch noch darauf hingewiesen werden daß der Marsch⸗ boden innerhalb des bezeichneten Distriktes von wesentlich verschiedener Güte ist. Namentlich ist auf der Strecke zwischen Stade und Bleckede der eigentliche Marschboden auf einen schmalen Streifen neben dem Elbdeich beschränkt, wogegen der übrige Theil der Niederung aus einem wenig fruchtbaren moorhaltigen Boden besteht, der von den Marschbewohnern mit dem Ausdruck „anmoorig⸗«⸗ bezeichnet wird.

Der ganze übrige Theil der Provinz außer dem Lehmboden des Gebirgslandes und außer den Marschen, besteht in einer gegen 511 Quadratmeilen umfassenden 1

Sandgeest, in welcher weite, meist unbebaute Haide⸗ und Moorflächen enthalten sind. Die Kultivirung der Haiden zu Acker oder Wald wird dadurch ungemein erschwert, daß unter der Oberfläche in geringerer oder größerer Tiefe Raseneisenstein von verschiedener Mächtigkeit verbreitet ist, dessen Durchbrechung die Kulturkosten sehr erheblich steigert. 1 b

Größere zusammenhängende Moorflächen sind vorhanden: im Elbthal zwischen Winsen, Harburg, Buxtehude und Horneburg, im Stader Marschkreise zwischen den Marschen an der Elbe und Oste, im Kreise Otterndorf, im Stader Geestkreise bei Bremervörde, im Kreise Osterholz, namentlich im Amte Lilienthal, im Kreise Rotenburg bei Zeven, ferner in den Kreisen Verden, Nienburg, Celle und im Land⸗ freise Hannover, dann westlich der Weser in den Kreisen Diepholz, Bersenbrück und Lingen. An diese schließen sich die unabsehbaren Moorflächen des Hümmling im Kreise Meppen und an die Letzteren wieder die ostfriesischen Moore in den Aemtern Leer, Stickhausen, Aurich und Wittmund. 1

Von dem großen Geestdistrikt ist derjenige Theil, welcher den Landdrosteibezirken Hannover und Lüneburg angehört, der bessere. Die Geest liegt zwar hoch und ist vielfach hügelig, sie wird aber von Baͤchen und Flüssen, auch der Sandboden vielfach von Lehmadern durchzogen. Haide⸗ und Moorflächen befinden sich in einem vwohlthuenden Wechsel mit kultivirten Feldern und Wäldern.

inger ist die Geest des Landdrosteibezirks Stade. Oede Haide ding mist düechen haben hier schon eine größere Ausdehnung, und auch die kultivirten Felder sind nur selten und kärglich durch ine Lehmbeimischung begünstigt. b Von geringstem Werth ist die Geest des Landdrostei bezirks snabrück. Die Haideberge sind meist unbewaldet, und den an⸗ geschlossenen Thälern fehlen beinahe gänzlich die befruchtenden Ge⸗ Landdrosteibezirks Aurich, obgleich durch i des Landdrosteibezir 8 Bn. Sand⸗ und Moorboden bestehend, erfreut sich wegen

b res der die Vegetation begünstigenden feuchten ie⸗ der ahe des Meff hier schon 8 der Kultivirung der ausgedehnten durch Anlegung von Kanälen ein erfreulicher Anfang

hiergarten bei Berlin.

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Vergl. Bes. Beil Nr. 15 vom 13. April)

Die Verschönerungen des Thiergartens unter des jetzt regierenden Kaisers und Königs Majestät.

Die Beseitigung der im letzten Artikel angedeuteten Uebel⸗ stände in der Ent⸗ und Bewässerung des Thiergartens bildeten seit dem Jahre 1862 die schwierigste und am wenigsten dank⸗ bare Aufgabe der Thiergartenverwaltung. In dieser Verwal⸗ tung wirkten seit dieser Zeit unter dem; eirathe des Landforst⸗ meisters Ulrici der erst kürzlich verstorbene Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath Pehlemann, der Thiergarten⸗ Inspektor Hennig, der Garten⸗Inspektor Neide und der interimistische Vorsteher des Domänen⸗Rentamts Berlin und der Mühlen⸗Administra⸗ tion, Freudemann. Seit dem 1. April 1867 sind die Ge⸗ schäfte unter den beiden Inspektoren der Art getheilt worden, daß dem Garten⸗ Füer Neide der große Thiergarten aus⸗ ließlich übertragen ward.

8 nn den kränkelnden Bäumen neue Nahrungsstoffe zu⸗ zufuͤhren, wurde im J. 1866 ein Düngungssystem eingeführt, welches den ganzen Thiergarten in einem Sjährigen, die lichte⸗ ren Bestände und die Rasenflächen in einem 20jährigen Tur⸗ nus durchläuft. Behufs Bewässerung der letzteren kommen Spritzen in Anwendung, die aus angelegten Brunnen gespei werden. Besondere Sorgfalt wird seit dem Jahre 1865 auf die Anpflanzung schöner Eichen und Buchen verwendet, die in Folge Anordnung des damaligen Finanz⸗Ministers Frhrn. v. d. Heydt aus den aasgegeiche sen Pflanzstämmen der Forstreviere in acht verschiedenen Regierungsbezirken ausge⸗ wählt werden. Die üblen Ausdünstungen der Gewässer glaubte man durch ein stärkeres Gefälle und durch den Zu⸗ und Abfluß regulirende Wehren beseitigen zu kön⸗ nen. Zu diesem Zweck wurde in den Jahren 1867 bis 1870 von dem Seepark nach der Luiseninsel und von dieser nach der Spree ein Kanal gezogen, dessen malerischen Windungen ein schöner Fußweg folgt und der mit, seinen zahl⸗ reichen Brücken und den von dem Inspektor Neide ausgeführten lieblichen Gartenanlagen für das Auge eine der anmuthigsten Partien des Thiergartens bildet. Leider aber ist der praktische Zweck des Kanals nicht erreicht worden, da die Erfahrung ge⸗ sehrt hat, daß die üblen een der ersPeihttetesr wir⸗ weniger durch das mangelnde Gefälle als durch Senkstoffe ver⸗ anlaßt werden, die vom Schiffahrtskanal aus in die Wasserläufe des Thiergartens eintreten. Ein Versuch, das Kanalwasser, bevor es in die Thiergartengewässer gelangt, durch Kohlenfilter zu desinfiziren, hat sich als erfolglos erwiesen. So ist man zu dem Entschluß gekommen, die Zuflüsse des Schiffahrtskanals zu den Thiergartengewässern ganz abzusperren und die letzten aus besonderen Brunnen und Bassins zu speisen, die auf dem Hippodrom angelegt werden, von wo aus ein Dampfpumpwerk das Wasser in Röhren nach den Thiergartenläufen treiben wird. Zu den hierzu erforderlichen Kosten werden die Beiträge verwendet, welche die Stadt Berlin der Verschönerung des Thiergartens für die Jahre 1870, 1871 und 1872 mit jährlich 10,000 Thlr., und ein Zuschuß, welchen Se. Majestät der Kaiser und König Allergnädigst bewilligt haben. Die unter Leitung des Bauraths Hobrecht im ver⸗ flossenen Jahre auf dem Hippodrom begonnenen baulichen Anlagen sind soweit vorgeschritten, daß die Speisung der Thier⸗ gartengewässer mit Brunnenwasser noch in diesem Jahre zu erwarten steht. Ueber den Ort der Einmündung der Röhren⸗ leitung in die Wasserläufe des Thiergartens hat die Bestimmung vorbehalten werden müssen, bis über das jetzt vorliegende Pro⸗ jekt der Zuschüttung des Landwehrgrabens vom Kanal bis zur Hitzigbrücke, der Anlegung einer Verbindungsstraße zwischen der Königin⸗Augustastraße und der Rauchstraße, sowie der Verlängerung der Hofjäger⸗Allee bis zum Kanal entschieden sein wird. Dem Bedürfniß entsprechend, sind seit dem Jahre 1867 auch die Wege vermehrt, verbessert und theil⸗ weis verlegt worden. In der ersten Beziehung ist besonders die im verflossenen Jahre Allerhöchst befohlene Anlegung eines Reitwegs erwähnenswerth, welcher den Thiergarten (vom Kurfürstendamm aus hinter dem Zoologischen Garten) mit dem Grunewald in unmittelbare erbindung setzt. Die be⸗ suchteren Promenaden sind durch Mosaikpflaster auch bei u günstiger Witterung be retar gemacht, mit niedrigen eisernen Barrieren eingefaßt un theilweis verbreitert worden. So namentlich der Weg zwischen der Hohenzollernstraße und der Hofjäger⸗Allee, dessen projektirte Umgestaltung auf Allerhöchsten Befehl lange Zeit vor der Ausführung durch gufgestellte Stangen kenntlich gemacht war, damit auch das Publikum Gelegenheit erhielt, von dem Projekt Kenntniß zu nehmen und sich über

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dasselbe auszusprechen. Bei allen Wegeanlagen ist auf Erhal⸗

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