tung der Bäume die möglichste Rücksicht genommen worden; nur die von Sr. Majestät Allerhöchstselbst an Ort und Stelle be⸗ zeichneten Bäume durften beseitigt werden. Durch Verlegung der Wege hat auch der Wintergarten nahe dem Brandenburger Thore, dessen Rasenflächen jetzt ungleich schöner hervortreten, noch erheblich gewonnen; ihren Abschluß wird diese Partie erst 8 das Goethedenkmal erhalten, welches dort aufgestellt wer⸗ Mit der Erweiterung des Wegenetzes ist die Vermeh⸗ er Ruheplätze Hand in Hand gegangen. Von den nancherlei anderen Neuerungen, die aus Zweckmäßigkeits⸗ gründen im Thiergarten ausgeführt sind, seien hier nur noch ervorgehoben: die Erbauung von Wächterhäusern, die Her⸗ ellung angemessener Treibhäuser und massiver Pflanzkasten, sowie die Bezeichnung der Wege durch elegante emaillirte Blechtafeln, die ausgedehntere Beleuchtung der Promenaden. Neben diesen im Wesentlichen konservirenden Um⸗ und Neugestaltungen, ist unter des jetzt regierenden Kaisers und Königs Majestät auch ein Verschoͤnerungsprojekt in Angriff genommen worden, welches noch über Lenne's Ideen hinausgeht. Durch Beseitigung der Stadtmauer längs des Thiergartens, durch Regulirung der Königgrätzerstraße daselbst, durch Prachtbauten, welche dort entstanden sind, wobei namentlich die zu beiden Seiten des Brandenburger Thors errichteten Säulenhallen hervortreten, hat der Thiergarten nach dieser Seite hin eine Begrenzung von außer⸗ ordentlicher Wirkung erhalten. Auf Eö sich das hohe Siegessäulendenkmal nach dem Entwurf des Geheimen Ober⸗ Hof⸗Bau⸗Raths, rofessors Dr. Strack, welches die von dem Pro⸗ fessor Drake im Modell bereits vollendete 25 Fuß hohe Statueträagen wird. Beide architektonische Glanzpunkte, das Thor und as Siegesdenkmal, werden nun durch eine den Thiergarten durch⸗ schneidende Avenue mit einander in Verbindung gesetzt. Die⸗ selbe ist 72 Fuß breit und wird in der Mitte einen mit Kopf⸗ steinen gepflasterten Fahrdamm, zu jeder Seite aber 18 Fuß breite, mit Granitbordschwellen und Alleebäumen eingefaßte Promenadenwege erhalten, die auf 12. Fuß Breite mit Mosaik⸗ pflaster belegt werden. Eine andere, noch längere Avenue ist von dem Kemperplatz nach dem Siegesdenkmal urch die ganze Breite des Thiergartens geführt. Diese Avenue erhält einen Fahrdamm von 30 Fuß Breite, daneben rechts und links Sommerwege von 15 Fuß Breite, durch Baumreihen eingefaßt. Neben den Sommerwegen führen auf der Strecke vom Kemperplatz bis zur Charlottenburger Chaussee je 18 Fuß breite Reitwege, die von 24 Fuß breiten, in der Mitte mit Mosaik abgepflasterten Promenaden⸗Alleen begrenzt werden. Die Pläne zu diesen Avenuen sind von Sr. Majestät dem Kaiser und König im Winter 1870/71 zu Versailles ge⸗ prüft und festgestellt worden, von wo aus auch die Befehle um Beginn der Arbeiten ergingen. Mit diesen Avenuen, bei eren Anlegung außer den ästhetischen Rücksichten auch der durch die Vahnhöfe lebhaft gesteigerte Verkehr einwirkend ge⸗ wesen ist, haben die beabsichtigten Verschönerungsarbeiten noch nicht ihren Abschluß erreicht. Es liegt im Besonderen noch die Erweiterung des . am Brandenburger Theore und dessen Ausschmückung mit Springbrunnen im Plane So erfährt unter des jetzt regierenden Kaisers und Königs Majestät auch derjenige Theil des Thiergartens, der in garten⸗ künstlerischer Beziehung nach Lennéê’s Entwürfen hinter den entfernteren, wasserreichen Anlagen nicht unerheblich zurück⸗ stand, eine Umgestaltung, die 8” zugtere Partie erscheinen lassen wird.
Sear.
Die Humboldt⸗Stiftung für Naturfor und Reisen
“
Nach dem Tode Alexander von Humboldts am 6. Mai
1859 trat in Berlin eine Anzahl von Männern zu einem Komite zusammen, um durch Sammlung die Mittel zur Gründung einer Stiftung zu beschaffen, die ein Denkmal der Anerkennung und des Dankes für den Verstorbenen sein sollte. In Folge einer Aufforderung des Komites und in Gemein⸗ schaft mit demselben, setzte darauf die Königliche Akademie der Wissenschaften die Statuten der Stiftung fest, welche unter dem 19. Dezember 1860 durch Se. jetzt regierende Majestät als Neine von Preußen, Regent, die Aller öchste Bestätigung er⸗
ielten.
Nach diesen Statuten ist die »Humboldt⸗Stiftung für Naturforschung und Reisen⸗« bestimmt, hervorragenden Ta⸗ lenten, wo sie sich finden mögen, ohne Rücksicht auf ationalität oder Konfession, in allen den Richtungen, in welchen A. v. Humbboldt seine wissenschaftliche Thätigkeit entfaltete, namentlich
L1111“ 8
ae. 1114“
in in Zukunft als die bevor⸗
zu naturwissenschaftlichen Arbeiten und größe
stützung zu gewähren. Sie soll, in A. v. Humboldts Sinne wirkend, der Förderung aller Bestrebungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften Fortdauer gewähren. Das Kapital⸗ vermögen der Stiftung besteht aus gesammelten Beiträgen, Zuwendungen und den nicht zu den Stiftungszwecken ver⸗ wandten Einkünften. Die Verwaltung de Vermögen
besorgt das Kuratorium. Dasselbe besteht aus 5 it⸗ gliedern, nämlich 1) dem jedesmaligen Minister der Unter⸗ richts⸗Angelegenheiten oder einem von ihm zu ernennen⸗ den beständigen Stellvertreter aus der Zahl der Direktoren und vortragenden Räthe seines Ministeriums; 2) dem jedes⸗ maligen ersten oder Ober⸗Bürgermeister von Berlin; 3) und 4) zwei der ordentlichen Mitglieder der Königlichen Akademie der Wissenschaften; 5) aus einem in Berlin ansässigen, mit Geldgeschäften und besonders mit der Versendung des Geldes an die in entfernten Gegenden Reisenden vertrauten Manne, einem Kaufmann oder Banquier. Die drei letztgenannten Mitglieder werden von der Gesammt⸗ Akademie der Wissenschaften in einer ihrer November⸗Sitzungen und zwar jedesmal auf 4 Jahre gewählt, welche von dem 1. Januar des nächsten Jahres ab gerechnet werden. Aus sei⸗ ner Mitte wählt das Kuratorium einen Vorsitzenden, einen Stellvertreter und einen Schriftführer. Dasselbe verfügt über alle im Laufe der Zeit der Stiftung zufallenden Gegenstände, welche nicht zu dem Kapitalvermögen chersr. verwaltet das letztere, weist die Zahlungen für die Reisenden an und sorgt durch fortgesetzte Sammlungen für Vermehrung derselben.
Die Wahl der wissenschaftlichen Unternehmungen, sowie der für ihre Ausführung geeigneten Personen ist der König⸗ lichen Akademie der Wissenschaften überlassen. Im Monat März jeden Jahres, und zwar vor Beginn der Osterferien der Akademie, fordert der vorsitzende Sekretär derselben die physi⸗ kalisch⸗-mathematische Klasse, unter Mittheilung der zur Ver⸗ wendung stehenden Summen zu Vorschlägen auf, welche mit etwanigen Anträgen von gelehrten Gesellschaften oder einzelnen Gelehrten in der ersten Klassensitzung nach den Osterferien zum Vortrage gebracht werden. Die lasse wählt darauf einen oder mehrere derselben aus und läßt bis zur nächsten Sitzung die Pläne zur Ausführung ausarbeiten.
Nach erfolgter Genehmigung eines dieser Pläne seitens der Gesammtakademie setzt das Kuratorium die gewählten Parci⸗ pienten von der Verleihung in Kenntniß, trifft mit ihnen ein schriftliches Abkommen über ihre Verpflichtungen und zeigt der Akademie an, daß dies geschehen sei.
erstattet dann der Sekretär der Akademie, welcher als solcher
Namen des Kuratorii einen von diesem genehmigten Bericht über die Wirksamkeit der Stiftung in dem verflossenen Jahre
Akademie abgedruckt werden, werden wir hier eine Geschichte der Stiftung folgen lassen.
Türschmann
aus Danzig in verschiedenen öffentlichen Sälen Berlins Vor⸗ träge dramatischer Dichterwerke. Die Vortrefflichkeit der Lei⸗ stung, das Verständniß der Dichtungen, die Fähigkeit, die einzelnen Personen des Dramas durch Stimmklang und Aus⸗ druck zu charakterisiren, die Kraft und der Wohllaut des Organs, alle diese Vorzüge des Recitirenden würden ihm schon allein eine große Wirkung auf seine Hörer gesichert haben. Hier tritt aber noch ein besonderes Moment hinzu, um seinen Leistungen ein ganz eigenthümliches nteresse zu verlei⸗ hen. Der Vortrag dieser Dramen er olgt frei aus dem Gedächtniß. Unverdeckt durch den gebräuchlichen Tisch mit den Lichtern, sitzt der Recitator dem Publikum gegenüber auf einem Stuhl und läßt die Gestalten des Dichters sprechen, ihre Rede nur hie und da mit einer passenden Kopf⸗ und Hand⸗ bewegung mimisch begleitend.
Was den Künstler zur Uebung dieser seltenen und schwie⸗ rigen Kunst, und zu einer solchen wewereer. des Gedächtnisses veranlaßt hat, ist eine Schwächung der Sehkraft, die ihn sei⸗ nem früheren schauspielerischen Beruf entzog.
* diesen “ Recitationen der Dichterwerke knüpft die Begenwart gewissermaßen wieder an die älteste Ver⸗
S an. Es wiederholt sich in modifizirter Form
arin das Schauspiel der alten Rhapsoden,
111““ “ 8 “
In der öffentlichen Sitzung, welche die Akademie der Wissenschaften zur Feier des Jahrestages Friedrichs II. hält,
Mitglied des Kuratoriums ist, oder an seiner Statt das andere in das Kuratorium gewählte Mitglied der Akademie im
Aus diesen Berichten, welche in den Monatsberichten der
Seit mehreren Wochen hält der Recitator Türschmann
üher, als es die Schriftsprache vermochte, dem Volk ie Kenntniß der Gesänge der Dichter vermittelten. Ihr einst hochgeehrtes Amt mußte mit der fortschreitenden Verbreitung der Kenntniß des Lesens schon in der antiken Welt mehr und mehr zurücktreten. Im christlichen Mittelalter sehen wir es von Neuem unter den wenig gebildeten Völkerstämmen Europas zu Ehren gelangen. Die Trouveres, die fahrenden Minnesänger, übernahmen es, wie die Rhapsoden der antiken Welt, die Interpreten der Dichter für das begeistert lauschende Volk zu werden. Und wieder tritt ihre Wirksamkeit im Lauf der Zeiten mehr und mehr zurück, sowie die Kunst der Ver⸗ vielfältigung des Dichterwortes und die andere des Lesens sich unter den Massen verbreitet. Bei den Volksstämmen, bei welchen eine solche Verbreitung bis heut nur in sehr unter⸗ geor netem Maaße stattgefunden hat, finden wir dagegen guch etzt noch die Rhapsoden und Improvisatoren in voller Wirk⸗ amkeit inmitten einer andächtigen Volksgemeinde, wie in den Urzeiten der antiken und der mittelalterlichen Mensch⸗ Der arabische Märchenerzähler in Kairo und jene Fischer,
sie gedrängten Schaar ihrer Genossen
zu Neapel die Strophen des Dante,
es Tasso und Ariost vortragen, begleitet, unterbrochen und ermuntert von dem begeisterten Beifall der Hörer, — sie sind die legitimen Erben jener Rhapsoden und Sänger; in einer während Jahrhunderten nicht unterbrochenen Reihenfolge hat sich das Amt und die geistige Tradition derselben auf jene fortgepflanzt. In der gebildeten Gesellschaft Europas aber ver⸗
sscchwindet die Ausübung desselben mit der Erfindung, der Ver⸗ breitung und Ausnutzung der Buchdruckerkunst für Jahrhun⸗
derte ganz und gar. Der Dichter, der zum Volke redet, ist fürder nicht mehr der epische und lyrische, sondern der drama⸗ tische. Der aber wählt sich zu seinem Organ die Schauspie⸗ ler, welche nicht nur seine Gedanken, sein Wort dem Volke verkünden, sondern die von seiner poetischen Phantasie ge⸗ schaffenen Gestalten leibhaftig verkörpern.
Der Vortrag der epischen und Balladenpoesie verfällt seit der Zeit der Meistersinger, in welcher es sich auch fast aus⸗ schließlich nur um den Vortrag der Dichtung durch den Dichter selbst handelte, mehr und mehr. Das Bänkelsänger⸗ thum dürfte als der letzte Ausläufer und als die tiefste Stufe des ehemals so hoch gehaltenen Sänger⸗ und Rhapsodenthums zu betrachten sein.
Vor der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts möchte es schwer sein, Zeugnisse in der Literatur und in der Tradition zu finden, welche von einer Kunst des Vorlesens und ihren Wirkungen berichteten. Jene Wirkung der Lektüre des »Lance⸗ lot«, von welcher Dante seine Franceska von Rimini so ergrei⸗ fend erzählen läßt, beruht doch wesentlich auf dem gem einschaft⸗ lichen Zusammenlesen der verführerisch unheilvollen Sreing mit dem Geliebten, nicht auf einer Vorlesung derselben. Göthe Selbstbiographie erzählt von der tiefen Wirkung, welche Her⸗ der’s Vorlesung des „Landpredigers von Wakefield« auf ihn und seine Genossen zu Straßburg geübt hat. Wiederholt kehrt gerade in seinen Dichtungen dieses Motiv wieder. Vor⸗ lesungen von Dichterwerken werden in »Werther's Leiden«, im »„Wilhelm Meister⸗ von entscheidender Wichtigkeit für die Ent⸗ wicklung der Handlung. Schon aus dem Lo be, welches er ge⸗ wissen Nanieren des Vorlesens spendet, (. B. derjenigen, welche die ganze Dichtung in einem möglichst gleichmäßigen, ein eit⸗ lichen Ton, ohne schärfere Individualisirung der Charaktere wiederzugeben bezweckt) erhellt, daß die zentgegengese te Weise gleichzeitig ihre Vertreter und ihre Anhänger bereit damals gehabt haben müsse. Es ist durchaus der innersten Eigen⸗ thümlichkeit und der ganzen Geistesrichtung der Männer der romantischen Schule entsprechend, daß gerade diese, jener ruhigen, gleichförmigen Vortragsmanier entgegen⸗ gesetzte Weise durch sie und in ihnen zur höchsten Ausbildung und Entwickelung gelangt. Bekanntlich ist es das Haupt dieser Dichterschule, Ludwig Tieck, welcher in solcher Kunst des Vorlesens, besonders der dramatischen Dichterwerke, sich ganz besonders ausgezeichnet hat. Alle seine Zeitgenossen, welche Gelegenheit gehabt haben, von ihm die Dramen Shakespeares lesen zu hören, haben begeisterte Zeug⸗ nisse von den Eindrücken gegeben, welche er durch die dichte⸗ rische Erfassung und Durchdringung dieser Schöpfungen und durch die reiche Modulationsfähigkeit seines Organs hervor⸗ zubringen erreichte. Diese Vorlesungen Tiecks aber fanden sederzeit nur vor einem verhältnißmäßig. kleinen Kreise von sanse en aus der literarisch und künstlerisch gebildeten Gesell⸗
t Dresdens und später Beruns statt. Der erste, vess im ersten Viertel dieses Jahrhunderts
mit seinem Vorlesertalente sich wieder an das Publikum und die Eihem Bbelc wandte ist Karl von Holtei. Seine ganze Vortrags⸗ und Auffassungsweise der, auch von ihm mit besonderer Vorliebe gewählten, Dramen Shakespeares
“ “ 1“ 8“
steht, unter dem Einfluß des Tieckschen Musters. Mit einer klangvollen und modulationsfähigen, schauspielerisch durchbildeten Stimme und einem glühenden Enthufiasmus für seinen Dichter begabt, war sein Bestreben jederzeit darauf ge⸗ richtet, die einzelnen Gestalten und Charaktere jedes Dramas so scharf, als es irgend durch das immerhin beschränkte Mittel des Klanges und der Betonung möglich, zu individualisiren und auseinander zu halten. . Wenn sich das Interesse schon in dem starken Besuch und der freundlichen Aufnahme bekundete, welche Holtei's Vor⸗ lesungen in allen großen Städten Deutschlands wurden, so mußte sein Erscheinen und mußten seine Leistungen doppelt willkommen an jenen kleineren deutschen Orten sein, welche sich wohl einer gebildeten Gesellschaft, aber entweder nur einer unbedeutenden, oder auch gar keiner Schauspielbühne erfreuen. Da dieses Bedürfniß nicht geschwunden, dieser Umstand nicht beseitigt ist, so konnte auch Holtei's Kunst und Beispiel nicht ohne Nachfolger bleiben. Seit er in den vierziger Jahren mehr vom öffentlichen Schauplatz abgetreten ist, sind neben den vielen, Vorträge über alle Gebiete des Lebens, des Wissens und der Kunst haltenden, Männern, auch wiederholt die Vor⸗ leser der deutschen und fremden Dichtungen bei uns auf⸗ - In der ersten Hälfte der fünfziger Jahre war es der Rhetor Schramm, welcher besonders in der Vorles vaterländischer Dichtungen sich auszeichnete. Schon d langte Palleske zu einem weitverbreiteten Ruf leser, besonders dramatischer Werke. Während der Monate jeder Saison alle Theile Deutschlands bereisend, ist es seinem Talent gelungen, sich überall eine freudig anerkennende Aufnahme zu sichern und das Verständniß der Dichter auch in den bürgerlichen Kreisen der kleinsten und entlegensten Städt⸗ chen des Vaterlandes zu erwecken, zu fördern und zu nähren. Rudolph Genee hat ähnliche Bestrebungen mit ähn⸗ lichem Glück verfolgt. Seine Vortragsweise weicht aber darin wesentlich von der Holtei's und Palleske's ab, daß er die Vor⸗ lesung der Dichtung selbst wiederholt zu unterbrechen pflegt, um sei⸗ nen Hörern belehrend den Einblick in die Geschichte und das innere Gefüge des Werkes zu erschließen. Kraepelin hat sich seit einigen Jahren zur Aufgabe gestellt, die zur Popularität und Beliebtheit in ganz Deutschland gelangten Dichtungen seines Landsmannes, des plattdeutschen Poeten Fritz Reuter, in ihrem echten treuherzig anheimelnden, der humoristischen Wir⸗ kung in so hohem rade fähigen Dialekt zum lebendigen Vor⸗ trag zu bringen. Der Schriftsteller Otto Spielhagen hatte vor drei Jahren den ziemlich vereinzelt gebliebenen Ver⸗ such gemacht, als sein eigener Rhapsode seine eigenen, durch den Buchhandel viel verbreiteten, Schöpfungen öffentlich vor⸗ zutragen. Unter allen diesen Genannten steht, wie daraus erhellt, Türschmann und seine Vortragsweise, die wir zu Eingang geschildert haben, einzig da. Die Dramen, welche er während seines Berliner Aufenthalts, meist im Saale des Hotel de Rome, aber zu wohlthätigen Zwecken auch im Kon⸗ zertsaale des Schauspielhauses und im »Saal der Freunde⸗ in solcher Art rezitirt hat, waren: aus der antiken Dichtung Sophokles' König Oedipus und Antigone; von Shakespeare Othello und Hamlet; von Göthe aust und. Iphigenie; von Geibel Brunhild. Es ist ihm, außer dem in reichem Maße gespendeten Beifall des berliner Publikums, auch die Ehre geworden, vor Sr. Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheit dem Kronprinzen des deutschen Reichs und von Preußen in Höchstdessen Palais Schillers »Taucher« und »Hamlet«, am Abend des 6. April aber im Schlosse zu Char⸗ lottenburg vor Ihrer Majestät der verwittweten Königin Sophokle Antigone zu recitiren.
Das Schlesische Provinzial⸗Museum für bildende “ Künste in Breslau.
Bereits im Jahre 1866 hatte sich in Breslau eine Anzahl kunstsinniger Männer zu dem Zwecke vereinigt, in Anbetracht der untergeordneten Stufe, auf welcher trotz des gedeihlichen Aufschwungs der materiellen Hülfsquellen der Provinz Schlesien das Kunstleben derselben im Allgemeinen sich befindet, die vor⸗ handenen reichen Kunstschätze in einem Museum für Malere und Skulptur zu vereinigen und mit demselben eine Anstalt zu verbinden, welche talentvollen Schlesiern die bequemste Ge⸗ legenheit zur Erlangung einer höheren künstlerischen Ausbil⸗ dung gewähren sollte. Am 20. November 1866 hatte eine Deputation dieses Vereins die Ehre, von Sr. Majestät dem Kaiser und Könige empfangen zu werden, Allerhöchstwelche eine diesen Zweck näher in das Auge fassende Petition huld⸗
reichst entgegennahmen und Allerhöchstihre Unterstützung und