1872 / 161 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Jul 1872 18:00:01 GMT) scan diff

sammlung der offiziellen Delegirten statt. Die Redner können nach ihrem Belieben russisch oder französich sprechen; andere Sprachen werden nur mit Bewilligung des Bureaus fügelassen nicht in französischer Sprache gehaltene Rede soll abge⸗ ürzt in dieser Sprache wiedergegeben werden. Die Berichte, Anträge, Beschlüsse und Protokolle der Sitzungen, sowohl der Sektionen wie der allgemeinen Versammlung müssen französisch abgefaßt sein.

In den Tagen vom 14. bis 16. d. M. wird der Mär⸗ kische Central⸗Sängerbund ein Gesangsfest hierselbs veranstalten, bei welchem 900 bis 1000 Sänger mitwirken werden. Nach dem Festprogramm erfolgt am 14. um 12 Uhr im Concerthause die Begrüßung sämmtlicher Sänger durch die Bundes⸗Direktion, der sich die General⸗Probe anschließt. Um 5 Uhr Nachmittags versammeln sich die Sänger in der Marienkirche zur Ausführung eines geistlichen Concerts, dessen Ertrag dem Berliner Lokalverein der Kaiser Wilhelm⸗ Stiftung zu Gute kommen soll. Außer den 900 aktiven Sän⸗

ern des Bundes wird in diesem Concert Frl. Henneberg vom

oftheater zu Hannover, Frl. Louise Maaß (Altistin) und Herr Organist Otto Dienel mitwirken. Am Abend werden sich die Sänger im Arion⸗Garten (Leipzigerstr. 14) zusammenfinden. Am zweiten Tage (Montag), früh 9 Uhr findet zunächst die Enthüllung des von den Mitgliedern des Bundes ihrem verstorbenen Direktor Rudolph Tschirch auf dem Dreifaltig⸗ keits⸗Kirchhof errichteten Denkmals statt, zu welcher nach einer entsprechenden ernsten Feier in den Saal der Societätsbrauerei sich die Sänger in corpore begeben. Nachmittags 2 Uhr ver⸗ sammeln sich die Sänger auf dem Dönhofsplatz und begeben sich von dort mit fliegenden Fahnen und unter den Klängen der Musik der Kapellen des Garde⸗Füsilier⸗Regiments und des Garde⸗Kürassier⸗Regiments im Festzuge durch die Komman⸗ dantenstraße, Lindenstraße zum Halleschen 8* hinaus durch die Bellealliancestraße nach dem Festlokal, dem Garten der Societätsbrauerei, wo eine halbe Stunde nach Ankunft des Zuges das Hauptconcert seinen Anfang nimmt. Das Programm dieses Tages enthält 51 Num⸗ mern und ist so arrangirt, daß Gesang und Militärmusik mit einander abwechseln. Die Gesänge zerfallen in solche, bei denen sämmtliche Sänger mitwirken; in solche, bei denen die Sänger der Provinz und die Sänger Berlins für sich abge⸗ schlossen auftreten; in Gruppengesänge, bei denen eine Anzahl von Gesangvereinen zusammenwirken, und in solche Gesänge, die nur von einzelnen Vereinen exekutirt werden. Am dritten Tage, Dienstag, den 16. Juli, begeben sich die Sänger vom Schlesischen Thore aus im Zuge nach Treptow in das Riemersche Lokal, wo hei Concert, nachdem zuvor der soge⸗ nannte Sängertag, die Generalversammlung des Bundes, in der die Verwaltungs⸗Angelegenheiten desselben geregelt werden, abgehalten worden, die Sänger sich dann zu einem Mahle ver⸗ einigen.

Hannover, 10. Juli. Der Großherzog von Olden⸗ burg ist heute Nacht hier eingetroffen und hat bald darauf die Reise nach Frankfurt a. M. fortgesetzt.

Das Denkmal, welches, wie gestern erwähnt, am 8. d. Mts. auf der Mecklerhaide im Beisein Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht (Sohn) feierlich enthüllt wurde, ist etwa 25 bis 30 Fuß hoch und besteht aus einem Sandstein⸗Obelisk ‚der sich auf einem Würfel von demselben Material erhebt. Auf der Frontseite des Obelisk zeigt sich folgende Inschrift: »Den gebliebenen Kameraden die Offiziere des Hannoverschen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 10 und des Stabes der 10. 11 zur Erinnerung an den Feldzug gegen Frankreich 1870 1872.« Die übrigen drei Seiten des Würfels enthalten die Namen der Gebliebenen, und die Rückseite des Obelisk nennt alle Schlachttage, an welchen während des Feldzugs das 10. Artillerie⸗Regiment engagirt war.

Bayern. München, 9. Juli. Der König hat das vor⸗ gelegte Programm der Jubiläumsfeier der Universität unver⸗ ändert genehmigt.

Die Koͤnigin⸗Mutter wird am 12. d. Mts. von Fischbach hierher zurückkehren, zwei Tage hier verweilen und sich am Montag wieder nach Hohenschwangau begeben.

Der langjährige Chef der bayerischen Forstverwaltung, Ministerial⸗Rath Dr. v. Mantel, der erst vor einigen Mo⸗ naten in Quiescenz trat, ist im 72. Lebensjahre gestorben.

„— Die hiesigen Gymnasial⸗Rektorate haben sich in Aus⸗ führung des erwähnten Kultus⸗Ministerialreskripts vom 29. Juni an die Lehrer der Gymnasien und Lateinschulen mit der Aufforderung gewendet, sich zu erklären, ob sie sich 8 befähigt hielten und ob sie geneigt den Geschichtsunter⸗ richt in ihren Klassen zu übernehmen.

Sachsen. Dresden, 10. Juli. Zu Ehren des heutigen Namenstages der Königin, welcher zugleich der Geburtstag des Prinzen Johann Georg (geb. 1869) ist, fand heute Morgen große Reveille der Militärmusik Statt.

„— Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind heute früh von Tegernsee wieder hier eingetroffen.

Württemberg. Stuttgart, 9. Juli. Der König hat gestern in Friedrichshafen den Königlich preußischen General⸗ Major von der Armee von Mirus, bisher kommandirt als Commandeur der Königlichen Kavallerie, aus Anlaß sei⸗ nes Ausscheidens aus dieser Stellung, empfangen und später zur Tafel gezogen. Gestern Nachmittag musterte der König in Weingarten das 2. Infanterie⸗Regiment (Kaiser Wilhelm, König von Preußen) Nr. 120.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 10. Juli. Die heutigen »Mecklenburgischen Anzeigen« enthalten folgende Danksagung Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ herzogin⸗Mutter von Mecklenburg⸗Schwerin:

Mit tief bewegtem Herzen sage Ich auf diesem Wege Meinen aufrichtigen Dank sowohl den sechs Damen der Kommitte, als auch allen fünfhundert Damen, welche durch Ueberweisung einer Stiftung hur Unterstützung verschämter Armer, der Ich mit Freuden Meinen Namen gebe, Mir ein so schönes Andenken an Meine fünfzig Jahre errichtet haben, welche Ich im geliebten Mecklenburg verlebte. Moöge der Segen des Herrn darauf ruhen! 8

Schwerin, den 6. Juli 1872.

1 Alexandrine, Großherzogin⸗Mutter von Mecklenburg⸗Schwerin

geborene Prinzessin von Preußen. Wmaldeck. Arolsen, 4. Juli. Die Prinzessin Pau⸗ line, Tochter des Fürsten zu Waldeck⸗Pyrmont, wurde heute in hiesiger Kirche vor versammelter Gemeinde geprüft und kon⸗ firmirt. Anläßlich dieses Familienfestes befinden sich am Hofe zu Besuch: die Kronprinzessin von Schweden, Herzogin von Ostgothland, der Fürst und die Fürstin von Schaumburg⸗Lippe mit Familie, der Graf und die Gräfin zu Stolberg⸗Stolberg mit Familie und der Graf Gustav von Waldeck.

Oesterreich⸗Ungarn. Pesth, 9. Juli. Im Ganzen ist bisher das Ergebniß von 356 Wahlen bekannt, und ge⸗ hören von den neuen Abgeordneten 225 zur Deaͤk⸗ und Re⸗

formpartei, 96 zum linken Centrum, 35 5 äußersten Linken. Seit Beginn der Wahlen hat die Deak⸗ und Reformpartei 51 Bezirke gewonnen, dagegen 26 Bezirke verloren, mithin einen reinen Zuwachs von 25 Stimmen erlangt, welche die staats⸗ rechtliche Opposition verlor, und zwar beträgt der Verlust des linken Centrum 15, der Verlust der äußersten Linken 10 Stim⸗ men. Zu wählen haben noch 53 Bezirke, die auf dem vorigen 1-9-ng durch 33 Deäakisten und 20 Oppositionelle vertreten aren.

er 9. Juli. Im Verlaufe der Nachtsitzung des Landtages wurde die Adresse en bloc angenommen. Heute fand die zweite Lesung derselben statt, dann die Wahl der Ab⸗ legaten nach Pesth und der Deputirten für die Regnicolar⸗ Deputation, endlich die Wahl der Landtagsdeputation zur ncbereichung der Landtagsadresse, welche Donnerstag er⸗ olgen soll.

Schweiz. Bern, 9. Juli. Der Nationalrath seßte heute die Berathung über, den Gesetzesentwurf, betreffend die Wahlen in den Nationalrath, fort. Die allgemeinen Anträge des Bundesraths und der Kommissionsmehrheit wurden ange⸗ nommen. Die Spezialberathung über die den Ständen zu⸗ kommende Zahl von Repräsentanten gelangte bis zum 29. Wahl⸗ kreis (St. Gallen). Darauf wurde die Sitzung vertagt.

Großbritannien und Irland. London, 11. Juli. Der Prinz und die Prinzessin von Wales eröffneten gestern das neue Asyl für Genesende in Lauderdalehouse auf Highgate⸗Hill, welches Sir Sydney Waterlow, ein reicher Fa⸗ brikant, auf eigene Kosten erbauen und einrichten ließ und dem St. Bartholomäus⸗Hospital in London als Schenkung überwiesen hatte.

Der Großherzog von Mecklenburg⸗Strelitz ist hier eingetroffen.

Lieutenant Grant, der Sohn des Präsidenten der Vereinigten Staaten, ist in Begleitung des jungen Lincoln, eines Sohnes des ehemaligen Präsidenten, hier angekommen.

Frankreich. Paris, 8. Juli. Das »Journal officiel⸗« veröffentlicht den wischen dem Deutschen Reiche und Frankreich am 29. Juni zu Versailles abgeschlossenen Vertrag, welcher gestern daselbst ratifizirt worden ist.

„— Die protestantische Synode fordert die Kirchen auf, sich auf die Trennung der Kirche vom Staate, die im Prin⸗ zipe angenommen sei, vorzubereiten. Die Synode, die sich am 15. d. vertagen wird, hat eine permanente Kommission ernannt und ein Synodalschreiben an die Kirchen gerichtet, welches die Liberalen nicht anerkennen. „Versailles, 10. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Budgetkommission erschien Thiers und er⸗ klärte bezüglich der neuen Anleihe, die Kapitalien strömen sehr reichlich zu, und setze er großes Vertrauen auf den Erfolg; der Tag der Emission stehe nahe bevor; die Bankiers würden auf dem Fuße der Gleichheit mit allen anderen Unterzeichnern be⸗ handelt werden. Bezüglich der Form und des Emissionscourses wird tiefes Geheimniß beobachtet. In der Nationalversammlung beantragte Gas⸗ londe 60 Cts. Steuerzuschlag auf Patente, 40 8 Thüren und Fenster, 20 auf persönliche Mobiliarsteuer. Thiers erklärte, daß die Regierung den Vorschlag Gaslonde’s annehme und zählte dann das wahrscheinliche Ergebniß der neuen Steuern auf, nämlich: 94 Millionen auf Roh⸗ stoffe, 20 auf bewegliche Werthe, 3 auf Hypothekenforderungen, 9 an projektirter Abgabe auf Metalle, ausgenommen Eisen, und 20 Millionen auf Alkohole; es fehlten daher noch 60 Millionen. Der Präsident verlangte, daß die Versammlung den ö Gaslonde's, welcher 60 Millionen schaffen werde, votire, un erklärt, daß die Regierung auf eine Erhöhung der Salz⸗ und Grundsteuer verzichte. Schließlich bemerkte Thiers, die Ver⸗ sammlung sei zwar frei in ihren Entschlüssen, sie würde aber einen großen Fehler begehen, wenn sie die Abgabe auf Ge⸗ schäftsumsätze annähme. Die Diskussion wird morgen fort⸗ gesetzt werden.

Spanien. Madrid, 7. Juli. Gestern verbreitete sich hier die Nachricht, daß in Sevilla Unruhen ausgebrochen seien. Der »Imparcial« spricht in seiner heutigen Fearceser denselben jede Bedeutung ab. Die Munizipalgarde habe aller⸗ dings gefeuert, jedoch sei nur eine Verwundung vorgekommen. Die Ruhe sei alsbald wieder hergestellt gewesen.

Türkei. Konstantinopel, 9. Juli. Die »Timesa enthal⸗ ten folgende telegraphische Nachrichten von hier vom heutigen Tage: Ungeachtet der Auseinandersetzung Lesseps' betrachtet die Pforte den neuen Tarif für den Suezkanal als der Kon⸗ zession zuwiderlaufend und wird ihre Ermächtigung nicht ertheilen. Der rumänische Minister Costaforu hat die für den Fürsten Karl nachgesuchte Erlaubniß, einen speziell rumänischen Orden einzuführen, nicht erhalten. Die Pforte hat sich jedoch bereit erklärt, auf Empfehlung der nhes hen Regierung, ottomanische Orden zu verleihen. Die Pforte hat ferner in dringendster Weise den Wunsch ausgesprochen, daß Rumänien, um eine auswärtige Einmischung zu verhindern, die Israeliten auf besseren Fuß stellen möge.

Belgrad, 2. Juli. Zum 22. August, dem Tage der Großjährigkeitserklärung des Fürsten Milan, werden hier alle Volksvertreter und Erzpriester des Landes, alle Kreischefs, sowie zwei Divisionen Nationalgarde erwartet. Die Feierlich⸗ keiten werden theils hier, theils in Toptschider veranstaltet wer⸗ den. Auch auswärtige Gäste werden erwartet. Nach Ueber⸗ nahme der Regierung wird der Fürst eine Reise in das Aus⸗ land machen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 8. Juli. Auf eine Vorstellung des Finanz⸗Ministers, Allerhöchst be⸗ stätigt am 19. März 1871, wird der Termin zum Austausch der Reichskreditbillete auf sechs Monate verlängert, nach⸗ dem als letzter Termin für das europäische Rußland (mit Aus⸗ nahme des Kreises Mesen) und das Königreich Mapen der 1. Januar 1873 und für die Bewohner des reises Kesen und des asiatischen Rußlands der 1. Juli desselben Jahres festgesetzt worden ist.

Der Großfürst Konstantin Nikolajewitsch ist am auf der Dampffregatte »Rurik« in Helsingfors ein⸗ getroffen.

Amerika. Baltimore, 10. Juli. Die demokratische Na⸗ tionalkonvention hat in erster Ballotage Horace Greeley als Kan⸗ didaten für die Präsidentschaft mit 686 gegen 38 Stimmen, Brown als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft mit 715 gegen 19 Stimmen aufgestellt. Fast mit gleicher Stimmeneinhelligkeit genehmigte die Konvention das von der Konvention in Cincinnati aufgestellte Programm in unveränderter Gestalt und vertagte sich alsdann auf unbestimmte Zeit. Diejenigen Demokraten, welche gegen die Kandidatur Greeley's sind, haben heute eine nur schwach besuchte Versammlung abgehalten und in derselben

beschlossen, am 3. September eine neue Nationalkonvention nach Louispille zusammenzuberufen. ““

der Dinge in Ferez berichten die neuesten amerikanischen Zeitungen aus atamoras 19. Juni. Glaubwürdigen Berichten zufolge haben die Gene⸗ rale Trevino und Quiroga, da sie nicht im Stande sind, den sich bei Monterey konzentrirenden Truppen der Regierung dauernden Widerstand zu leisten, Kommissare nach Me iko geschickt, um, auf der Basis ihrer Pardonirung und demnäch⸗ stißen Unterwerfung unter Juarez, Friedensbedingungen abzu⸗

ießen.

Brownsville (Texas), 22. Juni. Nachrichten aus Mon⸗ terey bis zum 17. d. M. sind eingetroffen, wonach General Trevinno eine andere Zwangsanleihe gemacht hat, und alle Aus⸗ länder, die die Zahlung nicht leisten können oder wollen zur Arbeit an den Befestigungswerken gezwungen werden. amerikanische Konsul protestirte ohne Erfolg gegen diese Maß⸗ regel. Alle kaufmännischen Geschäfte waren geschlossen, und die Stadt bietet das Bild der Verödung dar. Die Befestigun. gen werden verstärkt. Die gesammte Revolutions⸗Armee i

ort konzentrirt. Die Regierungstruppen, unter General Ca⸗

ballo haben Camargo und Mier besetzt, General Fuero ist im Besitze von Saltillo.

Matamoras, 24. Juni. Ein Courier ist mit Nach⸗ richten aus Saltillo, die bis zum 18. d. M. reichen, hier ein⸗ getroffen. General Rocha hatte mit 3000 M. Regierungstruppen diesen Ort von Sinaloa her erreicht, sich mit dem General Fuero und dem Obersten Leurilto verbunden, und so eine Armee von 5000 Mann gebildet, mit der Absicht, auf Mon⸗ terey zu marschiren, wo sich die Generale Quiroga und Tre⸗ vino mit den Revolutionstruppen befestigten. General Ayale hat mit 400 Mann Regierungs ⸗Kavallerie Varges bei Tulo geschlagen. Große Vorräthe von Munition und Proviant wurden unter dem Schutze von 400 regulären Soldaten heute nach Camargo abgeschickt für den General Cevallos, der einen Vormarsch auf Monterey beabsichtigt, um mit den Truppen des Generals Rocha von Saltillo zusammen zu operiren. Man hält die Insurgenten in Monterey für nicht stärker als 4000 Mann, während die Regierungstruppen unter Rocha und Cevallos, die von ent⸗ Fhengeseheen Seiten heranmarschiren, 8000 Mann stark sind. Eine entscheidende Schlacht bei Monterey steht täglich zu er⸗ warten, wobei die Regierungstruppen numerisch viel stärker sein werden.

Die letzten Nachrichten aus Central⸗Amerika be⸗

sagen, daß eine verderbliche Feuersbrunst in der Stadt Flores, Guatemala, stattgefunden hat. Die Expedition zur Untersuchung des Terrains für den interoceanischen Kanal in Costa⸗Rica berichtet, daß die höchste Erhebung auf dem Wege am Lajasflusse siebenundvier⸗ zig Fuß beträgt. Man erwartet Schwierigkeiten mit Costa⸗ Rica, da die dortige Regierung von einem der zur Expedition gehörigen, unter amerikanischer Flagge fahrenden Dampfer Zoll erheben will.

Die Nr. 14 des »Centralblatts der Abgaben⸗, Ge⸗ werbe⸗ und Handels⸗Gesetzgebung und Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten« hat folgenden Inhalt: Cirkularverfügung des Köͤniglichen Finanz⸗Ministeriums, die In⸗ struktion zur Vermessung der Flußfahrzeuge betreffend, vom 21. Juni 1872 Cirkularverfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums die Befugniß des Königlich sächsischen Steueramts in Großenhain be⸗ treffend, vom 26. April 1872. Gesetz, betreffend die Stempel⸗ abgaben von gewissen, bei dem Grundbuchamte anzubringenden An⸗ trägen, vom 5. Mai 1872. Nachweisung der im Jahre 1871 im Deutschen Reiche für dehitirte Bundes⸗Wechselstempelmarken und ge⸗ stempelte Blankets aufgekommenen Einnahme. Verfügung des W Fiwan we nister ums, die schspes⸗ abf betreffend, vom 29. März 187

1 Landwirthschaft.

Der fünfte internationale Produktenmarkt zu Leipzig am 8 Juli d. J. war von ca. 3200 Personen besucht. In dem allseitigen Urtheil über die Ernteaussichten sprach sich eine unver⸗ kennbare Verschiedenheit aus, obwohl im Allgemeinen zu Gunsten befriedigender Qualitäten, wenn auch nicht überall Quantitäten. Namentlich wurden aus Ungarn, dessen Kaufmannstand diesmal un⸗ verhältnißmäßig schwach vertreten war, Klagen daruͤber laut, daß der Weizen die früheren brillanten Aussichten in qualitativer Beziechung owenig wie in quantitativer erfülle. Je tiefer die Sense in die in

er Aberntung bogeiftenen Felder eindringt, jemehr zeigt es sich, daß in den schweren Bodenarten weite Strecken durch Rost schwer beschä⸗ digt sind und der Körnerausbildung Eintrag geschehen ist. Dagegen liefern die leichteren Felder vorzügliche Qualität. Von Roggen wird Letzteres durchweg gerühmt, und wenn der Erdrusch in gleicher Weise befriedigend ausfallen wird, hat Ungarn eine gute Ernte davon gemacht. Sommerhalmfrüchte wurden überwiegend gelobt. Das Erträgniß der Oelsaaten wurde auf ca. 30 pCt. einer Durchschnitts⸗ ernte angegeben. Galizien will eine fast mißrathene Roggenernte haben, wogegen andere Cerealien zu keinen Klagen Anlaß bieten. Sachsens und Thüringens Landwirthe sprechen sich überwiegend befriedigend aus, und soll selbst Roggen die im Frühjahr so häufig monirten Winterschäden durch die normale Wachsperiode wieder ausgeglichen haben. Aus dem Westen wurde der Feldstand aller Cerealien, aus England, Frankreich, vorzugsweise den Niederlanden und Rheinland, ebenso aus Süddeutschland, Hessen⸗Nassau und Westfalen, als wahr⸗ haft brillant geschildert. Braunschweig und Hannover standen ihnen nicht nach, wogegen von Magdeburg ab je weiter nach dem Osten zu der Anblick der Felder kein durchweg befriedigender war. Schleswig⸗ Holstein, Dänemark, Norwegen und Schweden wollen seit 15 Jahren keinen so schönen Ernteaussichten entgegengesehen haben. Ost⸗ und Westpreußen, Schlesien und das Großherzogthum Posen erwarten von Roggen eine mäßige Mittelernte, von Weizen und Sommerhalm⸗ früchten eine quantitativ gute; auch qualitativ, soweit nicht auch dort beobachteter Rost geschadet haben wird. Oelsaaten gaben in allen hier genannten Gebieten zur größten Befriedigung Veranlassung und zeigten alle dort vorgekommenen Muster schöne Qualitäten. Man war sich jedoch einig darüber, daß bei der Unsicherheit dieser Frucht ein bedeutend geringeres Areal bestellt gewesen, und daß demnach ein allzugroßes QOuantum Saat nicht zur Verfügung stehen werde, Kar⸗ toffeln standen allgemein gut und sind in voller Blüthe.

Das Geschäft selbst entwickelte sich in effektiver Waare zu einer kaum erwarteten Lebhaftigkeit und partizipirten alle Stapelplätze, an denen sich Vorräthe befinden, mehr oder weniger daran. Auch der Terminhandel war bedeutend.

Weizen wurde in disponibler Waare für Sachsen, Thüringen, Schlesien, vorzugsweise aber Süddeutschland, gekauft, jedoch war nicht zu ermitteln, ob große Quantitäten davon umgegangen waren. Hauptposten wurden ca. 500 Wspl. vom Berliner Lager genannt und will demnächst Stettin größere Quantitäten abgesetzt haben. Ein Ver⸗ kauf wurde selbst direkt von Nakel nach Schlesien effektuirt. Die Preise stellten sich nach Berliner Usancen 82 ¼ 83 frei ab Berlin. Loco Leipzig wurde 80—87 Thlr. bezahlt, ab Stettin 76—80 Thlr. 82 rct ab Hannover erzielte neuer Weizen, Augustabladunge’

r.

Das Hauptgeschäft fand im Terminhandel statt; bereits am Vor⸗ abende entwickelte sich ein guter Umsatz. pr. September⸗Oktober 72

pr Frablabe 70 Thlr. nach Berliner Bedingungen. Am Hauptmarkt es 8. c. wurde bezahlt pr. Juli 82 ½ 83, Zuli⸗August 77 78

ab hier je nac

gptembergovember⸗Bczember 48½ 495 48 April⸗Mai 484 482

Oitöber⸗November u. November⸗Dezember 43 ½, April⸗Mai 43 43

N51

nur in

Zeptember 73 ½ - 74, September⸗Oktober 72½ ½, Oktober-No⸗ kagaf Sepihna November⸗Dezember 70 69⁄ 70 ¼, April⸗Mai 1873 r Chmner Usancen wurde bezahlt pr. November 6 Thlr. 26 6 27 Sgr., März 6 Thlr. 27— 28 Sgr., Mai 6 Thlr. 29 Sgr. bis

Whnr Hamburg zu liefern: in Banco Mark pr. 2000 Pfd. netto

ii 160 Mark, August⸗September 148 bez. u. Geld, September⸗ uli 100146 Mark, pr. Frühjahr 146 141 Mark.

September⸗Oktober

1 vüvbn Stettin zu liefern pr. Juli⸗August 76 ½

9, April⸗Mai 707.. 1 NyyRgggen hatte in disponibler Waare recht ausgreifenden Ver⸗ Das Hauptgeschäft wurde meist durch die hiesigen Banken Kommissionsfirmen ab Hamburg, Stettin, Lübeck, Bremen und un ch der geographischen Lage der Konsumdistrikte gemacht d waren sowohl die Müller und Kaufleute Westfalens und Rhein⸗ ncg, als vorzugsweise Sachsen, selbst bis nach der böhmischen nnze hin, Thüͤringen, Anhalt und Schlesien im Einkauf thätig. Lelbstredend waren feine Qualitäten bevorzugt. 8 Bezahlt ab Berlin je nach Qualität 49—55, ab Lübeck und Bre⸗ en 52 54, ab Stettin russischer 48— 50 Thlr. nach Qualität, pom⸗ merscher ab vorpommerscher Bahnstation 50 52 ½, ab Hamburg wurde nach Thüringen mit 47— 49 nach Qualität verkauft, loco Leipzig

56—-58 bez. 8 b 8 Termingeschäft war lebhaft. Säahti nach Berliner Usancen pr. Juli⸗August 49 —50 49 ⅛, Oktober 49 ½ 49 ½ 50 49, Oktober⸗November 49—-48 1—

193 Thlr.

881⸗48, b 1 Rac Cölner Usance pr. November 4 Thlr. 20 21 Sgr., März Thlr. 20- 22 22 ½ Sgr, Mai 4 Thlr. 23—24 Sgr.

heach Usance September⸗Oktober, Oktober⸗November

Frühjahr 95 96. 1 8 Koch Stettiner Usance pr. Septbr.⸗Oktober 48 ¼ April⸗Mai 48 ½.

In Posen zu liefern pr. Juli⸗August u. Septbr.⸗Oktober 47½.

In Hafer war nur kleines Geschäft bei matter Haltung. Bezahlt wurde auf Lieferung nach Berliner Usance pr. 1000 Kilo c. Juli 47 ½ -47, Jul⸗August 44 43 ¼, September⸗Oktober 44— 43 ⁄, 4

Ab Dresden wurde franco nach Magdeburg zu liefern pr. 1200 Pfund 29 Thlr. bezahlt. 8 16u

Loco Leipzig pr. 1000 Kilo böhmisch und sächsisch 50 Thlr.

Gerste hatte ebenfalls nur kleinen Handel; während ab Berlin wenig oder gar nichts verschlossen wurde, ist ab Stettin zu 49 bis Thlr. verkauft und frei nach Sangerhausen zu liefern zu 55 Thlr. Mehl hatte in effektiver Waare nur kleinen Umsatz und gingen Roggenmehl in vesseren Sorten einige Posten um. Roggen⸗ mehl Nr. 0 und 1 auf Lieferung hatte ebenfalls recht kleines Geschäft. Bezahlt wurde Juli und Juli⸗August 7 Thlr. 10 ½ Sgr. August⸗Sep⸗ fember 7 Thlr. 10 Sgr. September⸗Oktober 7 Thlr. 10 ½ Sgr. Okto⸗ ber⸗Rovember 7 Thlr. 10—11 Sgr. u

In Paris zu liefern wurde Achtmarkenmehl pr. September⸗De⸗ zember mit 62 Fres. 25 Cts. 62 Frcs./ November⸗Dezember 61 Fres., Rovember⸗Februar 60 Frcs. 70 Cts. bezahlt. 8

Oelsaaten. In Rübsen fanden sehr unbedeutende Umsätze statt, weil die Forderungen im Allgemeinen zu hoch waren. In kleinen Posten prompte Lieferung frei Berlin sind Forderungen von 105 Thlr. willigt worden. 1 1 8 A9 Hannover wurden nach Sachsen und Thüringen mit 104 bis 107 Thlr. verkauft. 8

Ab Stettin pr. September⸗Oktober 105 ¾ 106. .

Ab Mecklenburg frei EE 102 Thlr., Raps aus der

isch, trocken garantirt 104—105 Thlr. g 81 Leizich 94 100 Thlr., je nach Qualität Br., pr. August 104 bez. u. Geld. Die Offerten von österreichischer und ungarischer Waare mußten des hohen Preisstandes wegen gänzlich unberücksichtigt bleiben. Vor⸗ zugsweise waren Stettin und Hamburg zu hohen Preisen Käufer, deee zum Export; denn unsere hoben Oelpreise bieten im Ver⸗ Saatnotirungen um diese Zeit kaum

Heute vor einem Jahre wurde Sep⸗

tember⸗Oktober mit 26 Frühjahr mit 25 ¼ in Leipzig gehandelt, dies⸗ mal September⸗Oktober 23 ½ 24, April⸗Mai 23 245. Dazu traten vertheuerte Spekulationsspesen und rechnet sich somit ein Vor⸗ theil vorläufig nicht heraus. Augenscheinlich spricht hier Englands Bestreben mit, die aus Ostindien so wesentlich verkleinerte Zufuhr zu ergänzen. In Raps und Rübsen kamen ansehnliche Umsätze zu

Stande. Frei Leipzig wurden 4 ½ Thlr. auf Lieferung pr. August⸗Dezember

bezahlt. 8 da Wittenberg nach Magdeburg zu liefern 5—5 ¾ Thlr. pr. 100 Kilo.

Ab Stettin pr. September⸗Oktober 4 Thlr. 22 Sgr. 1

Rüböl verkehrte in recht foer Haltung bei übrigens nur mäßigen Umsätzen, da Abgeber zurückhaltend waren.

In Berlin 1 liefern Juli und Juli⸗August 23 ½ ½¼. September⸗ Oktober 23 ½ —24 23 3. Oktober⸗November und November⸗Dezember 23¾ ½— . 88 8 29

Ab Stettin September⸗Oktober 23 ½ ½.

In Hamburg zu liefern 24 Mk. 24 Mk. 4 Sch. 8

In Leipzig loco 24 bez. September⸗Oktober 242 bez. u. Gld.

ain Amsterdam pr. Oktober 403 Fl. pr. 2000 Kilo. 1

In Paris September⸗Dezember 91 Fres. 50 Cts. Januar⸗April 93 Fres.

In Cöln Oktober 12 ½ ½1 Mai 12 ⁄60 †¼.

piritus erfreute eines selten belebten Handels, da

zahlreichen Verkäufern nicht minder ansehnliche Kauflust gegen⸗ überstand. Bereits am Vorabende fand ein recht lebha ter Um⸗ satz statt, der sich jedoch meistens auf Termine der neuen Cam⸗ pagne erstreckte. Die an diesem Abend gezahlten Preise ver⸗ mochten sich in den Frühstunden anfangs nicht zu behaupten, da die Angebote ver Frühjahr auf Grund des guten Kartoffelstandes außerordentlich zahlreich waren und nicht sogleich williger Kauflust begegneten. Dieselbe entwickelte sich aber nach Rückgang von circa Thlr. pr. Frühjahr und wurde von der niedrigsten Notirung ab wieder 4 Sgr. zurückgewonnen. Hamburg trat für Oktober⸗Novem⸗ ber, November⸗Dezember und Frühjahr ziemlich begehrlich auf und wurde zu unten bezeichneten Preisen ein hübsches Geschäft darin ge⸗ macht. Für nahe Sichten war die Haltung eine fast durchweg feste, und schwankten die Preise nur unwesentlich. Ziemlich allseitig brachte sich die Anschauung zur Geltung, daß die aus der letzten Campagne vorhandenen Bestände nirgends so groß seien, um einen nennens⸗

werth ick zu rechtfertigen. Gö“ - zu liefern pr. Juli 24 Thlr. 12 Sgr.,

Bezahlt wurde in Berlin 1 Juli⸗-Aagust 24 Thlr. 10 5 11 Sgr, August⸗September 23 e18.

11 27 12 Sgr, September⸗Oktober 20 Thlr. 11 7— 10 itete. Novenber 18 Pölr. 17- 10 15 Sgr., November⸗Dezember 18 Thlr. 3 Sgr. 8 Thlr. 27 Sgr. 18 Thlr., April⸗Mai 1873 18 Thlr. 16 —3—7 Sgr. In Hamburg zu efern pr. Oktober⸗-November 16—16 15 ¾⅔ bis Seeher November⸗Dezember 15 ¾2 Thlr., pr. Frühjahr 15 bis Thlr. In Leipzig zu liefern loco 24 ½. 25 8 Br. September 24 bez. u. Br. Oktober 20 ¼ Gld. Oktober⸗Mai 18 Gld. 1“ In Posen zu liefern pr. Juli 23 ½, August 23 ¼ September 21 , Oktober 19, November⸗Dezembder 17 , April⸗Mai 17 ⅛. 8 In Stettin zu liefern loco 24-—24 September⸗Oktober 20 ½ Oktober⸗November 18 ¼, April⸗Mai 18 ½. Saaz, 10. Juli. Gestern Abends wurden die Gemeinden Miecholup und Holetitz von einem neuen Unglücke betroffen. Ein großer Hagelschlag zerstörte über die Hälfte der Ernte, zumeist Hopfenbau. 1 London, 8. Juli. Betreffs der Ernte⸗Aussichten in Eng⸗ land wird ber „Times« von Herrn H. Kains Jackson geschrieben, es sei eine mittlere Ernte für Weizen, eine spärliche für Gerste, und eine reichliche für Hafer, Bohnen und Kartoffeln sa erwarten. Kopenhagen, 6. Juli. „Ihlhan eosehass hn. Die Heu⸗ ernte kann, was die Felder in Jütland anbetrifft/ jetzt als beendigt

gleich zum Vorjahre als die höher waren, kein Rentiment.

scheinen ausgezeichnet werden zu

ollen, wogegen das Frühjahrskorn

nicht so gut steht. Gewerbe und Handel.

Essen, 8. Juli. Bezüglich des Strikes, welcher seinen weite⸗ ren Fortgang nimmt, theilt die »Ess. Z.« mit, daß in den gestern und vorgestern abgehaltenen Versammlungen die Fortsetzung desselben als selbstverständlich angenommen wurde. Es wurde übrigens be⸗ schlossen, daß Seitens der einzelnen Zechendelegirten der jeweiligen be⸗ treffenden Gewerkschaft heute die Frage vorgelegt werden solle, was die Gewerkschaften auf die denselben s. Z. gestellten Forderungen für eine Antwort zu ertheilen hätten. 1 Nach amtlichen Ermittelungen betrug die Belegschaft auf den strikenden Zechen des Kreises Essen 14,/885 Mann, einschließlich der Tagarbeiter. Am heutigen Tage sind weiter angefahren 2866 Mann, darunter 1426 Grubenarbeiter. Die Förderung ist auf 26 Zechen wieder aufgenommen und befinden sich darunter die Zechen »Prosper« und »Gewalt« mit je 4000 Scheffeln täglicher Förderung. Hattingen, 6. Juli. Nachdem die Bergleute der Zeche Alten⸗ dorf die Arbeit wieder aufgenommen haben, kann der Strike in der hiesigen Gegend als beendigt angesehen werden. 8 Lambrecht, 7. Juli. Seit mehreren Tagen striken, der »Pf. Z.« zufolge, die Arbeiter derhiesigen Tuchfabriken. Gestern kam es zu einem Streite zwischen den feiernden Tuchwebern und fremden Arbei⸗ tern, da jene nicht dulden wollten, daß die Zugereisten arbeiteten. Das sofortige Einschreiten des Bezirksamtmannes konnte die Streitenden nicht beruhigen, und es mußte militärische Hülfe herbeigezogen wer⸗ den, welche die Ordnung wiederherstellte. London, 9. Juli. Die hiesigen Bauunternehmer haben im Hinblick auf die mit ihren Maurergesellen getroffene Vereinbarung beschlossen, ihre Werkstätten ohne Verzug wieder zu eröffnen. So ist denn der Gegenstrike, wenn auch noch nicht der Strike, im Bauhand⸗ werk zum A schlusfe gelangt, da die Zimmergesellen den Bedingungen, unter welchen die Maurer die Arbeit wieder aufnehmen, noch nicht beigetreten sind. 8 1 Moskau. Wie die »Ausst. Ztg.“ erfährt, hat die Expertise auf der Polytechnischen Ausstellung in den ersten Tagen des Juli begonnen, und man hofft, im August damit zu Ende zu kommen. Die Prämienvertheilung erfolgt am Schlusse der Ausstellung. Kopenhagen, 8. Juli. Die »erste nordische Industrie⸗ versammlung« wurde beute Vormittag um 11 Uhr im Konzert⸗ saal des Tivoli durch eine Rede des Professor Holten eröffnet. Die Frage, welche zur Berathung kam, lautete: »Wie wird am besten eine Einheit in Münze, Maaß und Gewicht in den drei nordischen Reichen eingeführtt?« Professor Q. J. Broch aus Christiania hielt über diesen Gegenstand eine längere Rede. Der »Berl. Tid.« zufolge haben bis jetzt 150 Theilnehmer gezeichnet.

Verkehrs⸗Anstalten. b Die Nr. 80 der »Zeitung des Vereins Deutscher Eisen⸗ bahn⸗Verwaltungen« hat folgenden Inhalt: Verein Deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen: Halle⸗Sorau⸗Guͤbener Eisenbahn, Eröff⸗ nung der Strecken Eilenburg⸗Halle und Forst⸗Sorau Mittheilun⸗ gen über Eisenbahnen: Aus Sachsen: Chemnitz⸗Aue⸗Adorf, Annaberg⸗ Weipert. Rheinische, Theiß⸗, Alföld⸗Fiumaner und Niederländische Staatsbahnen, Geschäftsberichte pro 1871. Eisenbahn⸗Kalender.

Zur Bade⸗ und Reisesaison.

Die Brunnen⸗ und Badeverwaltung von Freienwalde a. O. macht bekannt, daß sämmtliche Wohnungen daselbst besetzt und vor August solche nicht frei werden. Auch sollen die Wohnungen in Suderode und Wernigerode vellständig vermiethet sein.

Warmbrunn. Im Militär⸗Kurhause zu Warmbrunn fanden vom 14. Mai bis Ende Juni 12 Offiziere und 138 Mann Aufnahme, darunter von der Intendantur V. Armee⸗Corps überwiesen 12 Offiziere mit 250 und 73 Mann mit 1927 Tagen, von anderen Behörden und Freistellen 66 Mann mit 1296 Tagen, zusammen 3473 Tage. Die Witterung des vergangenen Monats war für den G besuch eine im höchsten Grade ungünstige; dennoch weist die Warmbrunner Kur⸗ liste in diesem Jahre eine weit größere Anzahl eingetroffener Gäste nach, als in jedem der letzten zehn Jahre.

Charlottenbrunn. Von Interesse dürfte es sein, daß die Kaiserliche Ober Posidirektion zunächst eine Verbesserung der hiesigen Personenpostverkehrs⸗Verhältnisse dadurch angeordnet hat, daß von jetzt ab diejenigen Beichaisen, welche etwa mit der Waldenburg⸗Neu⸗ roder Personenpost um 10 Uhr 50 Min. Vormittag in Charlotten⸗ brunn eintreffen und nicht nach Tannhausen weiter gehen, in Bedarfs⸗ fällen um 11 Uhr 30 Minuten Vormittags bei, der Personenpost aus Wüstegiersdorf nach Waldenburg per Passagierbeförderung von Charlottenbrunn ab benutzt werden dürfen. Ausgedehntere Vorkeh⸗ rungen zur Verbesserung der Postcoursverhältnisse zwischen unserem Badeorte und den verschiedenen Bahnzügen hat außerdem die Kaiser⸗ liche Ober⸗Postdirektion mit Rücksicht auf den Kurort bestimmt in

Aussicht gestellt. d mbur Anfang Juli. Von Fürstlichen Perso⸗ Sn.s 8 fons Julti, von Liegnitz und der

befinden sich hier von Liegni Fürst Radenviche⸗ Die Kurhaus⸗Administration bietet und di

au remden den Aufenthalt angenehm zu machen, dehn Heecüha geht darin mit ihr Hand in Hand. Die Park⸗ Anlagen sind erweitert und aufs Beste gepflegt. Die seit vorigem Jahre restaurirten Brunnen bieten mit ihren Blumen⸗Umgebungen den prächtigsten Anblick. Besonders originell und imposant sieht nun der Ludwigsbrunnen, mit seinem schönen Mosaikboden, seinen auf⸗ steigenden Felswegen und seiner Felsengrotte, in welcher 8 Personen, die Quelle vor sich, sitzen können, aus. Oft wechselnd, spielen vor der Kurhaus⸗Terrasse die Militärmusik⸗Kapellen aus Mainz, Wiesbaden und Frankfurt, und italienische Oper sorgt bestens für andere Musik⸗ enüsse. In den schönen Berg⸗ und W. aldumgebungen Homburgs ind neue interessante Ruhe⸗ und E“ aufgesucht und zu⸗ gänglich gemacht, und eine Bürgerge ellschaft kultivirt u. A. die be⸗ rühmte römische »Saalburg«, von welcher das Hauptportal, welches man schon gezeichnet und photographirt in den Schaufenstern sieht, wieder aufgebaut werden soll. Nächstens wird als neue Sehens⸗ würdigkeit hier aufgestellt das treffliche »Zooplastische Museum« von Grandpierre aus Usingen.

Oberselters. Eine neu entdeckte Mineralquelle konnte bisher noch aigksae werden, da die hierzu nöthigen Maschinen gefehlt haben. Dieselben sind nunmehr dahin befördert worden, um den Brunnenschacht des Wassers zu entleeren, und werden dann die Ein⸗ fassungen erfolgen. Es ist Hoffnung vorhanden, daß das eindrin⸗ gende Süßwasser fern gehalten und somit die Welt mit einer neuen Wohlthat beglückt wird.

Bad Weilbach (Station Flörsheim), 6. Juli. Nachdem sich seit einigen Tagen eine erträgliche Badewitterung eingestellt hat, sind auch in unserem lieblich gelegenen und wegen seiner Heilkraft welt⸗ berühmten Schwefelbade die Kurgäste in entsprechender Zahl einge⸗ troffen. Jeden Dienstag und Freitag Nachmittag von 4 bis 6 Uhr finden in den Kuranlagen Concerte statt, welche von der Kapelle des 87. Inf.⸗Reg. von Mainz ausgeführt werden.

Kissingen, 590 Fuß über dem Meere, in dem anmuthigen Thal 801 Fr nbtischen Saale, einige Meilen von der Eisenbahnstation Schweinfurt und Gmünden, ist eins der Haupt.Soolbäder und der Hauptrepräsentant der kalten, mäßig starken, aber an Kohlensäure reichen Salzquellen Deutschlands. Kissingen wird durchschnittlich von 7000 Kurgästen und Fremden besucht; bis zum 28. Juni d. J. zählte die Kurliste 4099 Nummern. Die wichtigsten Quellen sind die be⸗ konnten Ragoczi, Pandur und der Maxbrunnen; letzterer ist ein schwaches Kochsalzwasser, die beiden ersteren unterscheiden sich nur da⸗ Uras daß der Pandur mehr Kohlensäure enthält. Die fast 2prozen⸗ tige Quelle, der ö 18. u Bädern benutzt, zu deren Ge⸗ brauch gradirte Soole vorhanden ist. 8

g cb starke Kohlensäuregehalt des Wassers fordert zur Vorsicht beim Gebrauche der Bäder auf, sie dürfen nur eine Temperatur von 15 180 R. haben, damit diese Gasart im Wasser bleibt und den

nen

daß von den Gradirwerken zu Kissingen durch Verdunstung des Salz wassers Ozongas gebildet wird. P. s hat diese Thatsache bestätigt und gefunden, daß jede ho Wasserverdunstung Ozonbildung zur Folge habe. scheint, wenn Verdunstungen konzentrirter Lösungen, wie sie z. B. in Kissinger an den Gradirwerken stattfinden, eine gesteigerte Ozonentwickelun hervorrufen. 8

Prof. Frhr. von Gorup⸗Besancy gesteigert

Es scheint, al

Ozon erregt jenes erquickende und wohlthuende Gefühl, welche

nach einem Gewitter die Atmosphäre auf den menschlichen Organis mus ausübt. Je reiner die Luft, je mehr Ozon enthält sie. Im Ge

birge und an der See, wenn die Luft bewegt ist, findet man am

meisten Ozon. Durch den Ozongehalt der Luft in der Nähe der

Gradirwerke werden Lungenkrankheiten geheilt und gebessert, indessen wirkt hier das Ozon nicht allein, sondern auch die in der Luft fein vertheilten Salzatome.

Dr. Lender ist es übrigens gelungen, Ozon in großen Quantitäte auf künstlichem Wege darzustellen. Dasselbe wird entweder als Gas eingeathmet oder in Wasser imprägnirt als Ozonwasser getrunken; namentlich sind es Allgemeinleiden, bei welchen eine schlechte Blut mischung vorwaltet, welche durch den Gebrauch des Ozons geheil und gebessert werden. Die Zeit wird erst entscheiden, wie weit da Heilgebiet des Ozongases reicht. Dr. Lender gebührt dus Verdienst dieses unleugbare Heilagens zur Beachtung gebracht und seine Wir kungen erforscht zu haben.

In der Adelsberger⸗Grotte wird an einer sehr prak tischen Eisenbahn vom Eingang der Grotte bis zum »Kalvarienberg carbeitet; der zu diesem Zwecke bestimmte Wagen, worin zwei Per onen Platz haben, wird von einem Grottenführer geschoben und de Besuchern Gelegenheit gegeben, dieses Naturwunder in der bequemsten Weise zu besichtigen. 8 Diese Grottenbahn wohl die einzige ihrer Art hat die Länge von 800 Klaftern, die man gemäßigten Schrittes etwa in einer halben Stunde zurücklegen wuüͤrde, die per Bahnwagen aber in 5 Minuten passirbar sein wird. Besonders willkommen dürfte diese Fahrgelegenheit dem Grottenbesucher auf dem Ruückwege sein, der nach der anstrengenden Haupttour schon um so fatiganter ist, als man eine bereits im Anfange durchmessene Strecke zum zweit n Male benützen muß. Die Bahnwagen, elegante und mit Teppichen reich versehene Phabstons, einstweilen nur zweisitzig, werden bei dem unbedeutenden Gesälle ganz leicht mit Menschenkraft in 1eeen. esetzt und in dieser erhalten. Die Passage ist durchwegs frei un cher und ohne Zweifel werden die Verbesserungen, welche in diesem Falle nur die Erfahrung an die Hand geben kann, den Bahr verkehr noch wesentlich erleichtern.

Spa, ein Städtchen in der belgischen Provinz Lüttich, erlangt

schon im 14. Jahrhundert wegen seiner Mineralquellen eine große Bedeutung. Dieselben sind kalt, sehr reich an Kohlensäure und eisen⸗ haltig. In der Nähe der Stadt befindet sich die Hauptquelle, der so⸗ enannte Pouhon, welche außer einer beträchtlichen Menge kohlen⸗ auren Gases hauptsächlich noch kohlensauren Kalk, kohlensaure Bittererde, kohlensaures Natrum, Eisen und eine geringe Quantität Kochsalz enthält. Der Pouhon wird ebenso, wie die nächst ihm bedeutendste Quelle Spaas, die sogenannte Geronstere, nur getrunken. Das Wasser dieser Quelle ist übrigens schon bei weitem schwächer, als das des Pouhon, hat aber einen angenehmeren Geschmack. Auch die dritte Quelle, Saupeniere genannt, dient nur zum Trinken; sie ist reicher an Salzen, als der Pouhon, aber ärmer an Eisen. Die beiden andern Quellen Spaas, welche ebenfalls noch getrunken werden, sind weniger wichtig. Außer diesen giebt es aber dort noch zwei Mineralquellen, deren Wasser zum Baden benutzt wird.

Sie besitzen ämmtlich eine Temperatur von 7—82 R. und wer⸗ den ihres Eisengehaltes wegen besonders bei Hypochondrie, Hysterie, Verschleimung, Magenschwäche und dauernden Schwächezuständen, wenn nicht Aufregung des Blutes und dergl. den Gebrauch verbieten, mit Vortheil angewendet.

Die »Independance belge« veröffentlicht einen Brief aus Spa, in welchem darüber geklagt wird, daß die Kommunalverwal⸗ tung dieser von der Natur in so hohem Grade begünstigten Stadt nichts thue, um den Fremden den Aufenthalt daselbst angenehm zu machen. Das Festprogramm sei seit vielen Jahren unverändert und nur die Preise steigen fortwährend. Das bevorstehende Aufhören des Spiels in Spa lege der Kommunalverwaltung die Verpflichtung auf, für Spa andere Anziebungsmittel zu schaffen. Die »Indepen⸗ dance belge« bemerkt zu diesem Schreiben, dasselbe enthalte unbe⸗ streitbare Wahrheiten.

Der in Nr. 159 d. Blattes besprochene illustrirte Wegweiser: Berlin, Potsdam und Umgebungen ist in dem Verlage von Albert Goldschmidt, Berlin, erschienen.

Zur Ergänzung der in Nr. 148 d. M. veröffentlichten Zu⸗ sammenstellung von Dampfschiffslinien deutscher Häfen, theilen wir noch folgende Verbindungen von Hamburg mit: Nach Hull 1 mal wöchentlich tour 1. Kajüte 1 Pfd. St. 10 Sh. 2. Kajüte 1 Pfd., a,. 8S Kaj. 2 Pfd. St. 5 Sh. 2. Kaj. 1 Pfd. 10 Sh. Deckplatz tour 10 Sh. 1 Nlach S-. 1 mal wöchentlich 1. Kaj. 2 Pfd. St. 2. Kaj. 1 Pfd. 5 Sh. 8 Pez Antwerpen 1 mal wöchentlich 1. Kaj. 10 Thlr. 20 Sgr. 2. Kaj. 5 Thlr. 10 Sgr. 8 Nach Rotterdam alle 14 Tage 1. Kaj. 8 ½⅞ Thlr. deck 5 ¾ Thlr. 8 W 8 9 Nach Havre alle 14 Tage 1. Kaj. 16 Thlr. 2. KaJl. 6 Thlr.

20 Sgr. b . Nach Penang, Singapore, Hongkong, Shanghai unbestimmte Ab⸗

angstage. Passage nach Uebereinktunft. 8 b 89 Hrach Relen Plätzen des »Mittelländischen Meeres« jeden

Monat. Passage nach Uebereinkunft.

Zwischen⸗

Produkten- und MWaaren-Börse.

Berlin, 10. Juli. (Amtliche Preisfeststellung von Getreide, Mehl, Oel, Petroleum und Spiritus auf Grund des §. 15 der Börsenordnung, unter Zuziehung der vereideten Waaren- und Produktenmakler., 8

Weizen pr. 1000 Kilogr. loco 73—84 Thlr. nach Qualität, gelber: pr. diesen Monat 83 à bez., Juli-August 78 ¾ à ½ bez., August-September 75 bez., September-Oktober 73 à.] 74 bez., Oktober-November 72 ¾ bez., November-Dezember 70 i bez., Januar-Februar 1873 69 ¾ bez. 6

Roggen pr. 1000 Kilogr. loco 47 55 Thlr. nach Qual. ge- fordert, 48¾ -54 ½ Thlr. nach Qual. bez, pr. diesen Monat 5 à 52 à 51⅛ bez., Juli-August 50 ¼½ à 51 ¼ à 51 bez., September.Ok- tober 50 ½ à ½ à X à ½ bez., Oktbr. November 50 ¾ à ½ à ¼ bez., November-Dezbr. 49 à X à ½ bez., April- Mai 1873 49 à ¼ bez. Gek. 1000 Ctr. Kündigungspr. 52 Thlr. pr. 1000 Kilogr.

Gerste pr. 1000 5 o 46 —58 Thlr. nach Qual., ine 46 58 Thlr. nach Qual. e pr. 1000 Kilogr. 10 % 41 51 Thlr. nach Qualitüt, r. diesen Monat 47 bez., Juli-August 44 à ¼ bez, September-

ober 44 bez.

bSe Nr. 0 u. 1 pr. 100 Kilogr. Brutto unverstenert inkl. Sack pr. diesen Monat 7 Thlr. 16 à 14 Sgr. bez., Juli- August 7 Thlr. 16 à 14 Sgr. bez., August- September 7 Thlr. 13 à 14 Sgr. bez., September- Okt. 7 Thlr. 12 ½ à 14 Sgr. bez., Oktober-November 7 Thlr. 12 ½ à 14 Sgrr bez.

Erbsen pr. 1000 Kilogr. Kochwaare 51-—57 Thlr. nach Qua- lität. Futterwaare 46 49 Thlr. nach Qualität

Rübsl pr. 100 Kilogr. ohne Fass loco 24 Thlr., pr. diesen Monat 23 ⁄.% à ½ bez., Juli-August 23 % 4 ½ bez- August-Sep- tember 23 ¼ bez., September-Cktober 23 2 24 % bez., Oktbr.- November 23 ½ Phlr., November-Dezember 23 Thlr., Dezem- ber-Janvar 23 12 bez. Januar-Februar 1873 23 82 bez, Februar-

Badenden nicht belästig Folgen der Einathmung der Kohlensäure sind Schwindel, Veängse Luftmangel ꝛc.

angesehen werden. Allen Mittheilungen zufolge bat man seit langer Zeit keine so reiche Ernte gehabt. Auch der Weizen und Roggen

1.

igun Interessant ist die Leohachtung des Dr. Lender aus Berlin, 1. 1“ ö“ 6 1 1 9 8

Mürz 23 z bez. Gekünd. 100 Ctr. ndigungspreis 23 Thlr. pr. 100 Kllogr. 1 3

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