Offiziere freigelassen, die dort in Folge des Carlistenauf⸗ standes verhaftet wurden. — Der Pfarrer von Santa⸗Cruz, welchem es gelang, die Soldaten von Segarbe zu umzingeln,
em verhaftet wurde, ist aus dem Gefängniß von Aramagona entkommen. — In der Provinz Gerona haben ich wieder mehrere kleine Banden gezeigt, die sich jedoch darauf beschränken, die Regierungsdepeschen aufzufangen und Kontri⸗ büegenen zu erheben. Die Truppen sind mit ihrer Verfolgung eschäftigt. ““
Italien. Rom, 16. August. Heute wird die erste Schlachtordnung für die Manöver im Lager von Somma eäcegeenn werden. Der Prinz Humbert hat seit vier Tagen
as Kommando der Truppen übernommen und in einem Ta cöleheht die Prinzipien angegeben, nach welchen die Manöver ausgeführt werden sollen, die gegen den 20. d. M. anfangen werden. Sowohl im Lager von Somma als in dem von San Maurizio, wie auch in den Manövern, welche einen 85b der Division des Generals Revel im Venetianischen ausführen wird, soll den Offizieren die Initiative überlassen werden. Die Offiziere, welche den Generalstab des Prinzen Humbert bilden, sind nach Monza gezogen. Der Prinz hat sich gestern nach Arona be⸗ geben, wo sich alle Kommandos und die verschiedenen Dienst⸗ zweige, welche vom Hauptquartier abhängig sind, befinden. Die Truppen, welche an den Manövern theilnehmen, sind 12 Regimenter Infanterie (36 Bataillone), 2 Regimenter Ber⸗ saglieri (8 Bataillone), 1 Regiment Freiwillige (3 Bataillone); im Ganzen 47, Bataillone Infanterie, 18 Schwadronen Ka⸗ vallerie, 94 Stück Artillerie, darunter 6 Berggeschütze, 4 Com⸗ Genie⸗Truppen mit Telegraphen⸗Sektion, Ponto⸗ ieren ꝛc.
— General Graf Menabrea und der Deputirte Ser⸗
*
vadio haben Rom verlassen und begeben sich nach Luzern, um als des Verwaltungsraths der Gotthard⸗ Eisenbahn⸗Gesellschaft der Generalversammlung bei u⸗ wohnen, welche am 17. d. M. dort zusammentritt, um die Angelegenheiten dieser Linie definitiv zu ordnen. .
— Am 13. d. M. zogen ungefähr 70 Bauern nach einem unbebauten Landstriche in der Nähe von Frascati, auf wel⸗ chen die Einwohner alte Weidegerechtigkeiten beanspruchen. Als sie daselbst angekommen waren, vertheilten sie das Land unter einander und zogen wieder nach Frascati ab. Die Behörden haben alle nöthigen Vorsichtsmaßregeln ergriffen, um Gewalt⸗ thätigkeiten vorzubeugen, falls dieses Vorgehen ernste Folgen nach sich ziehen sollke.
Türkei. Konstantinopel, 19. August. Sadik Pascha, welcher heute aus Smyrna hier eintraf, ist zum Finanz⸗Minister ernannt worden. — Der Großvezier hat genehmigt, daß weitere 205 Kilometer der rumelischen Eisenbahnen in Betrieb gesetzt werden. Es sind demnach im Ganzen jetzt 381 Kilometer jener Eisenbahnen dem Verkehr übergeben.
Belgrad, 16. August. Das »Amtsblatt« veröffentlicht das Programm der Festlichkeiten anläßlich der Thron⸗ besteigung des Fürsten Milan. Am 22. d. M., Morgens, erscheint die Proklamation des Fürsten, welche mit 101 Kano⸗ nenschüssen von der Citadelle aus begrüßt wird. Am 23. d. M. hält der Fürst eine große Militär⸗Revue ab.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 18. August. Die »Zeitung der Akademie« giebt die folgenden neuen An⸗ gaben über die künftige Organisation der National⸗ miliz: Die Miliz ist dazu bestimmt, einerseits die regulären Truppen im Garnisondienst zu ersetzen, andererseits aber auch
zur Verstärkung der regulären Armeen auf dem Kriegsschau⸗ platze zu dienen, falls sichsein Bedürfniß dazu herausstellen sollte.
Diese zweifache Bestimmung der
Miliz macht es nothwenig
sie nach den verschiedenen Waffengattungen zu organisirn Während des Krimkrieges waren die folgenden Waffengattm. gen in der Miliz vertreten: Infanterie, Jäger, Sappeur.
Marine und Kavallerie (kleinrussische Sotnien).
Die Kommis
sion für Reform des Militärwesens hält es für unnöthig, alle
diese Abtheilungen bestehen zu lassen. b 1 den Hinterlader machen die Jäger⸗Compagnien bei der Miliz un⸗ nöthig, ebenso ist eine besondere Marinemiliz überflüssig, 8
Die neuen, genau schießen⸗
enn
sollten Verstärkungen für die Flotte erforderlich sein, so könn⸗
ten jederzeit Miliz⸗Abtheilungen der Distrikte dazu detachirt werden.
am Meeresufer
Auch soll es später bei der Miliz keine
besonderen Sappeur⸗Compagnien geben, dagegen würden alle Ab.
theilungen die zum Bau von d zeuge bei sich führen. Die Kavallerie⸗Regimenter,
efestigungen Föthshen Merr ie früher
aus den Kosaken der Gouvernements Tschernigow und Pultawa
bestanden, sollen durch Kavallerie⸗Sotnien ersetzt werden, in allen Gouvernements Rußlands zu bilden sind, und
welche zwar
soll immer auf 50 Infanteristen ein Kavallerist kommen.
— Bis zum 15. August verblieben 249 Cholerakranke in Behandlung. Im Laufe des Tages kamen 32 neue Fälle hinzu. 21 Personen genasen, 12 starben, 248 verblieben in Behandlung.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. August. Der Prinz⸗Regent Oscar, Herzog von Oestergötland, ist Fee Mittag mit einem Extrazuge von Schonen mit seiner
amilie hier eingetroffen, hat die Regierung während der Ab⸗ wesenheit des Königs übernommen und wird den Rest des
Sommers auf Rosendal im Thiergarten wohnen.
Die Prin⸗—
essin hatte am 9. d. M. bei der dänischen Königsfamilie einen
esuch abgestattet und die in Augenschein genommen.
Industrieausstellung in Kopenhagen
—
Aus den Motiven der Deutschen Civilprozeß⸗Ordnung. vom 21. Juli 18419 und vom 24. Juni 1867 als Regel die
volle Appellation für alle Civilprozesse über 50 Thlr. Werth
Die Angriffe, welche gegen den Vorschlag des Entwurfs der Deutschen Civilprozeß⸗Ordnung erhoben sind, als Rechts⸗ mittel zweiter Instanz neben der Berufung das Rechtsmittel der Revision einzuführen, begründeten den Wunsch, durch Er⸗ hebungen aus der Praxis der Gerichte eine thatsächliche Grund⸗ lage zu erhalten, auf welche sich mit Sicherheit ein Urtheil über die
“
In den
zu erwartenden Folgen der Reform und über den praktischen Werth der gegen dieselbe erhobenen Einwendungen stutzen läßt.
Die S5 kalkulatorische Uebersicht erstreckt sich auf die darin aufgeführten 24 Appellationsgerichtsbezirke der preußi⸗ schen Monarchie, in denen nach der Allgemeinen Gerichts⸗ Ordnung und deren Novellen, bezw. nach den Verordnungen
statthaft ist.
Der Zusammenstellung liegen sorgfältige Er⸗
hebungen sämmtlicher Gerichte dieser Departements über Um⸗ fang und Erfolg der Appellation in den drei Geschäftsjahren
1868 bis 1870 zu Grunde.
Darunter
In den Kolonne 7 gedachten Fällen ist
Zahl der Fälle,
in welchen die Das
Entscheidung in
Status der deutschen Banken Ende Juli 18
Verglichen mit Ende Juni 1872.) 8 CIn Tausenden von Thalern)
72. „1 8
8 W“ 111“ “
** Passirva.
Kassen⸗ anwei⸗ sungen 8 emde Bank⸗ noten.
Metall⸗
vorrath.
Effekten und sonstige Aktiva.
Gegen Ende
Juni
Giro ““ und Gegen sonstige Ende Kredi⸗ toren. Juni
““ 8 Gegen Depositen. Ende Zuni
laufende Noten.
3860 14,349 42
107 7 1528 23
60 27
reußische Bank Bank des Berliner Kassenvereins... Danziger Privatbank Ritterschaftliche Privatbank in Pom⸗ mern .ö.. — Provinzialbank reslauer städtische Baak . Kommunalständische Bank für die preußische Ober⸗Lausitz Magdeburger Privatbakk . Hannoversche Bank Frantfurter Bank Landgräflich hessische Landesbank in
soüceh v. d. H
172,489 639 340
319 335 373
335 335 1488 11,971
88 336 10,908 2734 355 3104 1410 1410 986 255 756 1315 398 2361
21 51 1998 124 41 405 15 26 17
Cölnische Privatbank
Sächsische Bank zu Dresden Leipziger Bank Landständische Bank in Bautzen.... Bank für Süddeutschlannd.. Weimarische Bank Braunschweigische Bank
Gothaer Privatbank Anhalt⸗Dessauische Landesbank.... Thüringische Bank 8* Geraer Bank
Kommerzbank in Lübeckck... Bremer Bauauk E11““
1.“
+ 1035 + +
— ——7
2 —
2815 127 170
1006 122 42
1899 28 755 1260
356²)
521 2480 1541 7146²) 3734 3971 2640 1301 2120 4899 2430 1287 1280
126,649 155 10 2982
29 3897 0 1535 1474 2015
6 1978 ;73 1460
23,238 3149 451
434 564 1488
24 4414 887
2334
62 168 4233 1987 781 2038 1130 1124 323 59 137 934 390 2941
7774
25
97 925
10 47 777
3368 12,206
195 2965 14,304 4640
6536 3734 3954 3196
765 2932 3030
836 9047 72
4
14†
182 70 402 40 171 50 64 31
ESSST“
AlTrIIIII* †
17
3535 8743 26
21,059 20,499 314 978 21 1733 948 46
922 8141
252,076 611
976
971 1000 959
26,084 1418
1621 296 985
1066 153 353
85 I 5
923 4249 13,677
286 1000 24,663 6508 1000
† 72
145 1635 145
4314) 1714
25 287 241 427 284
9 48 119 5638
131 4114 939 3050³) 1094 1177 1464 601 2211 1335 1216 63
+
üuöüuumm
Zusammen 1215,040
174 54
Allgemeine Depositenbak...
Norddeutscher Landwirthschaftlicher Bankverein zu Berlin
Hallescher Bankverein von Kulisch,
vzöo 287
1
20,379 — 2523 [28,900 B. And
80 67
1 49,320 ere Ban 2735
212 277
—
193 146
—
15077 8,52 7 2881
7
l1341,680
2
140
321 ) 149
Urtheil
erster Kämpf & Comp
Westfälische Bank Zedenburgische Landesbak. Oldenburgische Spar⸗ und Leihbank Lübecker Bank
Apdet ppella⸗ tion ist nicht bis zum Urtheil zweiter
48 37 79
484 1895 1931
befanden sich Sachen, 1868, 1869] in denen und 1870 gegen das wurden rhangen⸗ Civil- [Erkenntniß
Geschäfts⸗ jahren 53
184 818
*+
1726 1262 2391
10 65 453
826 563 562
52 271
“ 1 21
12 2888
26 190 82
das Urtheil erster Instanz abgeändert auf Grund 2. Instanz noch rückständig ist, resp. nicht hat angegeben werden können,
da die Akten
Gerichts erichts⸗ Ein⸗ gesessenen ohne Ein⸗ rechnung
14 58 Fsag EMethe-eJs -n 772 27 857
das Urtheil erster Instanz bestätigt.
abweichender thatsächlicher Würdigung des Sach. verhältnissed.
Fes [5,232 + 2901
abweichender 308 rechtlicher Wür⸗ digung des Sach⸗ verhältnisses.
in der Appellations⸗
instanz angebrachter
neuer thatsächlicher Anführungen.
526 215,566
dritter In⸗
stanz
1806
5868 47,187
52828
770
52,583
2290 218,669
+
8* 1 8 2
EE
Zusammen
+ ns +
Is
—
prozesse die in Uhecen
über 50 Thlr. anhängig.
8. Departements. er Militär⸗ bevölke⸗ rung.
Instanz verfolgt worden.
2lg. tion eingelegt
wurde. zahl zu
Verhältniß⸗
Ver⸗
hält⸗
niß⸗ zahl zu
wieder her⸗ gestellt.
versandt sind. d 2 niß⸗
zahl zu
Ver⸗
hält⸗
niß⸗ zahl zu
2. 3.
Kol. 4. Kol. 7.
Kol. 7.
11.
Kol. 7. Kol. 7.
253,939 1,859,275
1,532,867 566,/700 767,304 552,369 178,343
1,047,572 833,464 208,276 387,814 942,445 743,485 995,753
1,079,724 654,802
1,314,251 435/895
1,048,811 473,732
1,016,954
1,309,661 670,863 332,807
öbeeeeeö111A*“; Berlin
Stadtgericht Berlin
Breslau
Ehrenbreitstein Frankfurt a. O Flonan Greifswald Halberstadt Hamm Insterburg. Kiel Königsberg Magdeburg Marienwerder Fö 14“ ZI. Naumburg Paderborn
1 2 3 4 5 6 7 8 9
10,354
0,63 1,38 1/18 0,91 1/38 0/89 1/28 0,46 1,15 1/07 0,49 1/07 0,60 1/15 0,45 0,92 0,65 1/17 0/68 1/11 0,76 0,83 1,25 1,24 0,68
1,222 256 458 339 771 945 667 228
1,/216 1,415 922 308
9,77 17,09 15,95 13,01 17,10 15,11 14,60
8,97 15,73 18,62
7,46 20,62 11,14 20,31
8,36 14/50 10,47 17,26
8/,05 17,53 12/,14 11,/46 14,31 15/40 10,20
127 885 54 448 151 108 165 44 260 178 69 89 266 227 80 253 171 537 114 185 151 270 314 230 107
17,99 11,77 10,55 13,65
8/94 14/44 13,17 14,62 13,91 16,01 20,60 16,24 12/,20 13,02 13,38 12,5 2 15/04 17,93 14,80 12,67 16/81 11,37 12,04 14/,70 15,60
90
214 128
11 180 82 28 55 130 139 71 126 82 223 53 145 69 194 202 125 78
46 425 254 342 121
18
52
30 116
19
44
15 402 171 100 210
35 152
52 108
56 422
47 123
12,7 5 9,3 1 9,39
6,52 5,66 4,93 10,42 7,16 2,40 4,15 9,97 6,21 1/,71 13,13 2,74 18,43 9,81 16,72 10,39 3,08 5,07 6,76 7,40 6,24 17,72 11,62 17 3,00 18 17,93 7
11
580/719
19,507,106 193,573
22,229 7,409 ⅔
5,990 1,996 ⅔
1,03
15,462 1,03
5,154
14,83 14,83
5,429 1,809 ⅔
13,44
13,44
3,338
0,044
3/409 0,044
1,136 ½
8,44 85
Im Durchschnitt jährlich
Von den Prozessen im Gesammtbetrage von.. wurden in den Departements Cassel, Kiel und Wies⸗
baden geführt Bleiben
580,719
341117 E602
Von dieser
oder in Prozentzahl: 2) Prozesse von 50 bis 100 Thlr
C161““ 3 vpolkreichste
oder im D
Durchschnittszahl fallen nach anderweiter Ermittelung
7 Bsrzesse von 50 bis 100 Thrirr.....
b) Schwängerungssachen.... EE“ zusammen
daher auf Prozesse über 100 Thler .
üeeemeeeeeee
Feerreeeeeeres
.222—⸗„ 2.22
„2
bese 8e6“* 3) Prozesse aus außerehelicher Schwängerung
jährlich des Königreichs gestalten.
trotz 83,803 ½ 98,3978 182,200 ¾⅔
54,00 41,84 4,16 100,00
balancirt und in dieser nur 13,465
Urtheils endeten.
über die Fälle, in denen durch Urtheil dritter Instanz das vom Appellationsgerichte abgeänderte Erkenntniß der ersten Instanz wiederhergestellt ist.
Nach Kolonne 9 erfolgte bei 193,573 jährlichen Prozessen nur in 1996 ¾ Fällen oder in 1,03 pCt. der Gesammtzahl eine abändernde Entscheidung auf Grund von neuen thatzächlichen Anführungen der zweiten Instanz. Erwägt man, in wie vielen Fällen die Zurückhaltung der nova für die zweite Instanz auf unverschuldeter — weil nur formeller — oder auf schuldbarer
Verspätung oder gar auf doloser Prozeßführung beruht und welche einschneidende Aenderung nach diesen Richtungen die Abschaffung der Eventualmaxime hervorbringen muß, p kann es einem gerechtfertigten Bedenken nicht unterliegen, daß jener
Prozentsatz unter der Herrschaft des Entwurfs, wenn noch uͤber⸗ haupt vorhanden, so doch E1““ geringer ge⸗ wesen sein müßte, und es erscheint daher der Schluß richtig, daß ür die bei Kolonne 9 nachgewiesenen 14,83 pCt. der reformi⸗
renden Appellationserkenntnisse zum überwiegenden Theile die
Appellation durch die Revision ohne sachlichen Nachtheil ersetzt werden darf. Aus gleichen Gründen scheiden die Kolonne 10 berechneten 13,44 pCt. der abändernden Urtheile aus, weil hier
die Aenderung des ersten Urtheils nur erfolgte auf Grund ab⸗ weichender rechtlicher Würdigung des Sachverhältnisses und da⸗ her das Rechtsmittel der Revision vollständig ausreicht. 2 von den 8,26 pCt. der auf Grund abweichender thatsächlicher Würdigung des Sachverhältnisses ergangenen reformatorischen
Urtheile deckt die Revision noch eine erhebliche Anzahl, da sie nicht nur die Entscheidungen auf Grund unrichtiger Auslegung von Rechtsgeschäftsurkunden, sondern auch die Fälle berichtigt, in denen die erstrichterliche Sachfeststellung unter Verletzung des Gesetzes stattgefunden hat.
Die vorstehenden Konklusionen erhalten aber erst ihre volle Bedeutung, wenn sie mit den Nachweisungen am Fuße der Zusammenstellung über die Zahl der Prozesse mit Objekten unter 100 Thlr. und aus außerehelicher Schwängerung in Ver⸗ bindung gebracht werden. Man erhält dann gleichzeitig die Unterlage zu einem Urtheile über das Verhältniß der Revision zur Berufung. Der Schluß bleibt sogar nur an⸗ nähernd richtig, weil von den durch das Gerichts⸗Verfassungs⸗ gesetz zur Zuständigkeit der Amtsgerichte überwiesenen Sachen nur jene beiden Kategorieen von Prozessen berücksichtigt wer⸗ den konnten. Ueber die anderen amtsgerichtlichen Prozesse liegt zur Zeit das gleiche statistische Material nicht vor.
Zu erwähnen bleibt noch, daß in der Gesammtzahl der anhängigen Prozesse (Kol. 4) die große Zahl der nicht kontra⸗ diktorisch gewordenen Sachen steckt, von denen nach dem Ent⸗ wurfe voraussichtlich ein srbernee Theil seine Erledigung durch Mahnverfahren finden wird. Dies vermindert aber nicht im geringsten den Werth der Konklusionen, welche auf Grund der Kolonne 9 in Betreff der niedrigen Ziffer der Appellationen
mit novis gezogen werden mußten. 1 MNach Kolonne 12 konnte aus dem Jahre 1870 über das
zur vollen Durchverh
Das
gleichmäßig
den, daß nur
ist, beziehen und nachweisen, daß sich die Verhältnisse
ür
Die vegc Zahlen des Stadtgerichts Berlin haben großes Interesse, tadt des Deutschen Reichs, welche zugleich der größte Handels⸗ und Industrieort hier nicht abweichend von anderen Theilen
Man darf annehmen, daß in diesen Fällen ohne Grund . vergrößert sich diese Zahl noch etwas durch die allerdings nicht hohe Ziffer der Kolonne 13 Ergebniß von 3409 Appellationen — etwa * der Gesammtzahl — noch nicht berichtet werden. erheblich, da kein Grund vorliegt, für dieses ¼ ein anderes Resultat in Aussicht zu nehmen.
Schließlich verdient mit Nachdruck hervorgehoben zu wer⸗ den, wie trotz mannichfacher Schwankungen sich im Ganzen die Ergebnisse der Enquste in den nach Kultur, Erwerbs⸗ und Verkehrsverhältnissen sehr verschiedenen Departements dennoch estaltet haben.
Heenemerrgebneh aus vorstehenden Untersuchungen ist dahin zu resümiren, daß:
1) in mindestens 60 pCt. der verhandelten dem Entwurfe die Berufung zulässig geblieben wäre;
2) daß für den Rest der Prozeßsachen ohne sachlichen Nachtheil in Stelle der Appellation die Revision ausgereicht haben würde a) bei den konfirmatorisch entschiedenen Sa 55,03 pCt., b) bei den auf Grund abweichender rechtlicher Würdigung abändernden Appellationen 13,44 pCt., c) bei dem größten Theile der Reformationen capite novorum, minde- stens von 14,83 pCt. 9,00 pCt., d) bei einem Theile der Sachen Kolonne 11 wegen §§. 484 Nr. 3 470 (Urkunde) von 8,26 pEt. wohl 3,00 pCt. Zusammen 80,47 pCt. der Appellation.
Da für 8,44 pCt. der Appellationen das Schlußergebniß außer Berücksichtigung bleiben mußte, so darf behauptet wer⸗ 12 ses der Appellationen die Einführung
sachliche Folgen gehabt haben wuͤrde.
der Revision überhaup
weil sie sich auf die
Die Tabelle erweist zunächst, wie gering im Verhältniß zur Gesammtzahl der Prozesse der Strenge, mit welcher der preußische Pro ; 1 des unbedingten Suspensiveffektes des Rechtsmittels die Zahl der Sachen ist, in welchen über⸗
haupl Appellation eingelegt ist. Von 193,573 jährlichen Prozessen gelangten nur 18,619 Sachen in die Appellations⸗Instanz andlung. Die Kolonne 8 weist sodann nach,
daß 55,03 pCt. der durchverhandelten Appellationen mit der Bestätigung des angegriffenen
zeß die Eventualmaxime durchführt und trot
appellirt worden ist und es
Diese Thatsache ist aber nicht
Prozesse nach
achen
Summa A. und B. —
16“
1) Diese Uebersicht umfaßt diejenigen Banken, deren Bilanzen regelmäßig im D. R. A. und K. Pr. St. A. veröffentlicht werden,
*) inkl. 2000 Stück rückgekaufter eigener Aktien. „
*) inkl. 6,093,000 Thlr. Hypothekenforderungen.
⁴) Sparbankeinlagen. 2 inkl. 1,969,000 Thlr. coursirender
Pfandbriefe und 250,000 Thlr. Reservefonds. Depositen und Obligos. Effektendepot 10,922,048 Thlr. (+ his Rese Lond
1u
Statistische Nachrichten.
Im statistischen Amte des Deutschen Reichs ist eine Ueber⸗ sicht des Niederlageverkehrs mit den wichtigeren Nieder⸗ lagegütern für das 2. Quartal d. J. aufgestellt worden. Die⸗ selbe läßt sowohl den aus dem 1. Quartal d. J. übernommenen Bestand, als auch den Zu⸗ und Abgang während des Vierteljahrs und den am Ende Juni cr. in den Niederlagen verbliebenen Bestand der betreffenden Waaren ersehen. Wir heben von den wichtigeren Niederlagegütern folgende hervor: Baumwollengarn Bestand und Zugang 55,857 Ctr., Abgang 33,590 Ctr., Bestand Ende Juni 22,267 Ttr. (davon in Düsseldorf 6660 Ctr., Leipzig 5381 Ctr., Stettin 2891 Ctr.); kalzinirte Soda Best. und Zug. 51,772 Ctr., Abg. 18,420 Ctr., Best. 33,352 Ctr. (davon in Stettin 14,259 Ctr., Breslau 7842 Ctr., Mannheim 1787 Ctr.); rohe Soda Best. u. Zug 30,030 Ctr., Abg 18,058 Ctr., Best. 11,978 Ctr. (davon in: Stettin 6532 Ctr., Königs⸗ berg 1557 Ctr.); Roheisen Best. und Zug 332/169 Ctr., Abg 145 205 Ctr., Best. 186,964 Ctr. (davon in: Ludwi shafen 50,117 Ctr., Mannheim 36,233 Ctr., Stendal 21,145 Ctr., Mainz 19,484 Ctr., Lüneburg 16,238 Ctr., Riesa 14,486 Ctr.), geschmiedetes und ge⸗ walztes Eisen in Stäben ꝛc. Best. und Zug. 110,072 Ctr., Abg. 22,206 Ctr., Best. 87,866 Ctr. (davon 63,093 Ctr. in Elbing); Arrat; Rum, Fran nwein Best. und Zug. 36,070 Ctr., Abg. 9545 Ctr., Best. 26,525 Ctr. in: Lübeck 7333 Ctr., Stettin 5843 Ctr., Mainz 1619 Ctr., Berlin 1613 Ctr.), anderer Branntwein, mit Ausschluß des versetzten Best. und Zug. 10,501 1354 Ctr., Best. 9147 Ctr. (davon 6975 Ctr. in Lübeck); Wein in Fässern Best. und Zug. 222,592 Ctr., Abg. 42,998 Ctr., Best. 179,594 Ctr. (davon in: Lübeck 41,064 Ctr., Stettin 14,485 Ctr., Danzig 13,381 Ctr., Mainz 11,064 Ctr., Minden 9540 Ctr., Frankfurt a. M. 7491 Ctr., Mannheim 6875 Ctr., Königsberg 6396 Ctr., Lud⸗ wigshafen 5548 Ctr.); Wein in Flaschen Best. und Zug. 39,946 Ctr., Abg. 11,880 Ctr., Best. 28,066 Cir. (davon in: Berlin 12,530 Ctr., Stettin 1883 Ctr., Frankfurt a. M. 1703 Ctr., Breslau 1290 Ctr.); Mandeln Best. und Zug. 15,499 Ctr., Abg. 4792 Ctr., Best. 10,707 Ctr. (davon in: Magdeburg 1487 Ctr., Stettin 1449 Ctr., Königsberg 85. 8 1 662 Eer⸗ Cöln 622 Ctr.); Korinthen und Rosinen Best. und
ug. 91,338 Ctr, Abg. 29,519 Ctr., Best. 61,819 Ctr. (davon in:
üsseldorf 8373 Ctr., Leipzig 7241 Ctr., Dresden 6594 Ctr., Stettin 5613 Ctr., Magdeburg 5339 Ctr., Berlin 4767 Ctr., Dessau 3837 Ctr., Cöln 3105 Ctr., Breslau 1522 Ctr.), Pfeffer Best. und Zug. 10,228 Ctr., Abg. 4439 Ctr., Best. 5789 Ctr. (davon in: Hsnau 916 Ctr, Breslau 726 Ctr, Königsberg 555 Ctr., Stettin 546 Ctr.); Piment und Gewürznelken Best. und Zug. 9863 Ctr., Abg. 2360 Ctr., Best. 7503 Ctr. (davon in: Koͤnigsberg 2059. Ctr., Stektin 1123 Ctr., Mannheim 525 Ctr.); Heringe Best. und ug. 55,122 To., Abg. 28,126 To., Best. 26,999 To. (davon in:
emel 11,965 To., in Danzig 10,192 To.); roher Kaffee Best. und Zug. 408,740 Ctr., Abg. 216,272 Ctr., Best. 192,468 Ctr. (davon in: Steitin 29,013 Etr., Cöln 20,376 Ctr., Breslau 18,800 Ctr. Frankfurt a. M. 12,472 Ctr., Mannheim 8404 Ctr., Königsber 8378 Ctr., Hcilbronn 7832 Ctr., Danzig 7372 Ctr., Leipzig 6812 Centner, Münster 6637 Centner, Berlin 6438 Centner, Dresden 5165 Ctr., Magdeburg 4248 Ctr., Nürnberg 3141 Ctr., Düsseldorf 3098 Ctr., Worms 2706 Ctr., Mainz 2629 Ctr.); Kakao in Boh⸗ nen Best. und Zug. 16,920 Ctr., Abg. 5512 Ctr., Best. 11,408 Ctr. davon in: Dresden 3537 Ctr., Magdeburg 3214 Ctr., Stuttgart 929 Ctr., Hannover 610 Ctr., Berlin 566 Ctr.); geschälter Reis Best. und Zug. 281,084 Ctr., Abg. 87,001 Ctr., Best. 194,083 Ctr. (davon in: Stettin 66,068 Ctr., Breslau 27,584 Ctr., Mannheim 18,745 Ctr., Danzig 11,427 Ctr., Königsberg 11,116 Ctr., Dresden 5970 Ctr., Heilbronn 4182 Ctr., Cöln 3694 Ctr., Leipzig 3290 Ctr.); Salz Best. und Zug. 720,791 Ctr., Abg. 296,365 Ctr., Best. 424,426 Ctr. (davon in: Memel 162,290 Ctr., Königsberg 96,799 Ctr., Danzig 78,985 Ctr., Stettin 14,888 Ctr., Ma⸗ rienwerder 14,590 Centner, Schleswig 10,406 Ctr.); Melasse und Syrup Best. und Zug. 46,337 Ctr., Abg. 17,910 Ctr., Best. 28,427 Ctr. va in Stettin 5698 Ctr., Harburg 3979 Ctr., Rostock 2457 Ctr., Danzig 2095 Ctr., Dresden 2037 Ctr.); unbearbeitete Tabaksblaäͤtter Best. und Zug. 374,252 Ctr., Abg. 123,830 Ctr., Best 250,422 Ctr (davon in Duisburg 31,688 Ctr., Mannheim 107,481 Ctr., Berlin 18,968 Ctr., Leipzig 18,437 Ctr., Minden 11,625 Ctr., Hanau 10,079 Ctr., Königsberg 9730 Ctr., Dresden 8765 Ctr., Cassel 8328 Ctr., Bingen 6751 Ctr., Braunschweig 5939 Ctr., Offenbach 5862 Ctr., Gießen 5664 Ctr., Carlsruhe 5456 Ctr., Heidelberg 5151 Ctr.);
859 Ctr., Leipzig 739 Ctr., Breslau 665 Ctr., Berlin
Thee Best. und Zug. 82,398 Ctr., s 67,039 Ctr., Best. 15,359 Ctr. (davon in Königsberg 9435 Ctr., Leer 2118 Ctr., Emden 1740 Ctr.); Zucker aller Art Best. und Zug. 218,271 Ctr., Abg. 126,558 Ctr. Best. 91,713 Ctr. (davon in: Toͤln 33,531 Ctr., Magdeburg 19,395 Ctr., Königsberg 9050 Ctr., Lübeck 5369 Ctr., Ludwigshafen 5202 Ctr., Duisburg 4112 Ctr.); Baumöl in Fässern Best. und Zug. 59,095 Ctr., Abg. 13,328 Ctr., Best. 45,/767 Ctr. (davon in: Stettin 29,996 Ctr., Magdeburg 2603 Ctr., Mannheim 2080 Ctr., Cottbus 2061 Ctr.); Fischthran Best. und Zug. 14,316 Ctr., Abg. 6672 Ctr., Best. 7644 Ctr. (in Stettin 4442 Ctr., in Breslau 1383 Ctr.); Wollengarn Best. und Zug. 29,384 Ctr., Abg. 14,669 Ctr., Best. 14,715 Ctr. (davon in: Leipzig 7600 Ctr., Zittau 4162 Ctr., Glauchau
1388 Ctr.) Kunst und Wissenschaft. .
August. Die 45. Versammlung deutscher Aerzte und Naturforscher wurde heute durch eine Festfahrt nach Grimma beschlossen.
Gotha, 17. August. zn dem Walde Langel bei Körner, einem S Marktflecken in der Nähe von Mühlhausen, hat die von em Ferzoge angeordnete Frsfenene eines Grabhügels, der etwa 90 Fuß im Durchmesser hatte, zu interessanten H geführt. In der Mitte des Hügels entdeckte man zwei Gräber übereinander, deren Boden mit Steinplatten ausgelegt war. In dem oberen Grabe fand sich ein männliches Skelett, auf einer eichenen Bohle ruhend neben demselben ein steinerner Streithammer bei dem Kopfe, zwel thönerne Gefäße an der Seite und eine dolchartige Waffe von Bronze am Knie. In dem untern Grabe fand sich ein Skelett und eine fingerbreite Pfeilspitze von Feuerstein. m das obere Steingrab haben sich noch acht mehr oder weniger gut erhaltene Ueberbleibsel menschlicher Skelette aufgefunden. Die Schaͤdel sollen alle edel ge⸗ bildet sein und auf die indo⸗germanische Race hinweisen.
Stockholm, 7. August. In diesen Tagen ist die Statue des Volksdichters Bellmann von Berlin hier angekommen, woselbst sie in Bronze gegossen worden ist, Das Modell dazu ist von dem Bildhauer G. Nyström und der Riß zu dem granitenen Viedestal von dem Architekten J. Abom ausgeführt worden. Als Tag der Ent⸗ hüllung der Statue in dem Parke des Wirthshauses Hasselbacken im Thiergarten ist der 16. August bestimmt. Dasselbe wird seinen Platz in der Nähe der Bellmannseiche erhalten.
— Der Präsident A. von Hartmannsdorf, welcher seit 1809 Briefe und andere Urkunden über die schwedische Geschichte ge⸗ sammelt und über dieselbe auch fortwährend eigene Anzeichnungen ge⸗ macht hatte, verordnete kurz vor seinem am 21. Dezember 1856 ein⸗ getretenen Tode, daß alle seine Papiere, welche nicht zu der Be⸗ hernunh und Vertheilung seines Nachlasses erforderlich wären, dem Bureau⸗Chef, Expeditions⸗Sekretär O. 1“ über⸗ liefert und von diesem nach einer besonderen Prüfung an das Reichs⸗ museum gegeg ben werden sollten, wo sie 50 Jahre nach dem Tode des Testators Geschichtsforschern zugänglich sein sollen. Diese wichtige Sammlung ist jetzt an das Reichsarchiv abgeliefert worden, wo sie nun unter den Staatssammlungen bis 1906 unbenutzt auf⸗ bewahrt werden wird.
Leipzig, 17.
u Gewerbe und Handel.
Die „Straßb. Zeitg.« enthält über die Ausfuhr elsaß⸗ lothringischer Fabrikate nach Frankreich solsen. Angaben: im Ganzen wurden im ersten Halbjahr 1872 im Spezialhandel der den Transit⸗ und Entrepotverkehr mit umfassende Generalhandel weist nur um Weniges höhere Ziffern auf) 4,163,000 Kil. und außer⸗ dem für 8,227,000 Fres. nach dem Werth zu deklarirende Baum⸗ wollgewebe von der reichsländischen Industrie nach Frankreich ge⸗ liefert. Im Jahre 1871, als man allerdings mit ungewoͤhnlich großen Vorräthen in kürzester Fn aufräumen mußte, betrug die nach dem Gewicht deklarirte Einfuhr dieser Art im Ganzen 19 i Mill. Kil., während für die nach dem Werth deklarirte nur die bescheidene Ziffer von 637,000 vr. angegeben wird. Außerdem erhielt Frankreich in der ersten Hälfte des laufenden Jahres aus Elsaß⸗Lothringen 1,363,000 Kil. und 1352 Mill. Meter Baumwollgarn aller Art, ein auch im Vergleich mit der Gesammteinfuhr von 1871 befriedigenden Resultat. — Auch die Einfuhr von fa, est tnfische Wollengeweben war trotz der im allgemeinen schwierigen Lage der reichsländischen Woll⸗ hebtzghi⸗ in diesen sechs Monaten sehr beträchtlich, da ihr deklarirter Werth sich auf 8,788,000 Frcs. beläuft 82 anzen Fahre 1871: 1,706, Kil. und 9,387,000 Fres.). Die Einfuhrziffer Wollen⸗ garn beträgt 227,000 Kll. — Ebenso sind die Erzeugnisse der elsaß⸗
lothringischen Eisen⸗Industrie im Juli in größerer Quantität nach Frankreich gegangen, als in den früheren Monaten. Doch bleibt die Gesammteinfuhr in dem ersten Semester verhältnißmäßig hinter den Ergebnissen des ganzen Jahres 1871 erheblich zurück, ohne daß jedoch die Lage dieser Industrie deshalb eine weniger günstige geworden wäre. Die Einfuhrziffer für Eisen in Stangen und Schienen stellt sich auf 6,347,000 Kilogramm, Eisenblech auf 365,000 für Drath auf 616,000 Kilogramm, für Stahl auf 627,000 Kilogramm. — Die Biereinfuhr aus Deutschland nach Frankrei belief sich in diesen 6 Monaten auf 114,434 Hektol., bei einer Ge ammteinfuhr von 141,393 Hektol. Aus dem Vergleich mit den früheren Jahrgängen kann man schließen, daß bis % der ersten Ziffer auf das elsaͤssische Bier kommen. Das jüngst in Versailles votirte Zollgesetz, das den Bierzoll auf 7 Frcs. erhöht, wird wahr⸗ s diesen blühenden Exportzweig sehr beeinträchtigen. Bis jetzt st dasselbe noch nicht publizirt, da Herr Thiers vorher noch die rage wegen der Kompensationszölle mit den übrigen Mächten ins Reine szu bringen sucht. — Die Gefammtausfuhr von sranzöstscher Raffinade ehielt auch im Juni den Vorsprung, den sie seit Anfang dieses Jahres im Vergleich mit den früheren Jahren besessen. Im ganzen Semester belief sie sich auf 66,2 Mill. Kilogr. gegen 58/1 und 44,2 Mill. Kilog. in den entsprechenden Perioden von 1870 und 1869. Von der ersten Quantität kommen 11/6 Mill. Kilogr. auf die Rubrik „autres pays“, zu denen Deutschland mit Elsaß⸗Lothringen gehört, während die Fühprecenden Ziffern für 1870 und 1869 nur respektive 2,7 und 1/1 Mill. Kilogr. betragen.
— Unter der Ueberschrift⸗ Boryslaw und das Petroleum in Galizien« bringt das Ausland in seiner 24. Nummer einen Artikel über das Vorkommen des wichtigen Mineralöls, aus dem wir Nachstehendes auszugsweise mittheilen.
Wenn auch nicht ausschließlich zu Boryslaw sich Petroleum findet, sondern auch in den Orten Truskowecz, Orow, Urasnica Popjelle, Jansenica und in dem idyllisch gelegenen Thale bei Solna sich Pe⸗ troleumquellen zeigen, so hat doch Boryslaw wenigstens die ergiebigsten Petrolcumgruben und Erdharzlager unter den für jetzt in Galizien be⸗ kannten aufzuweisen. Dieselben befinden sich im Besitze der Boryslawer Petroleum⸗Compagnie, welche es sich angelegen sein läßt, das Petro⸗ leum und das gleichzeitig mit ihm vorkommende Erdharz bergmän⸗ nisch zu gewinnen. Boryslaw, das vor 10 Jahren noch ein stilles kleines Doͤrfchen war, zählt gegenwärtig schon mehr als 20,000 Hütten und Buden und 20,000 Bewohner. Ueber zwölftausend Schachte wurden daselbst schon abgeteuft und aus allen Schachten quillt da Bergöl in großen Massen hervor oder wird in Klumpen das Erdwachs hervorgehoben. Ungeachtet des primitiven Bergbaues gewinnt Boryslaw wöchentlich ‚durchschnittlich 12 bi 13,000 Ctr. Petroleum und 4— 5000 Ctr. Erdwachs. Die zur Ge winnung des Petroleums nothwendigen Schachte werden in der Wei angehgt, daß man ein nahezu 4 Schuh im Geviert messendes Lo in die Erde gribt, es mit Holz verkleidet und so lange in die Tiefe gräbt, bis sich Spuren von Erdöl oder Erdwachs zeigen. Die Tiefe solcher Schachte ist eine verschiedene, sie wechselt von 5, 10 bis zu 30 Klaftern. Findet der mit dem Graben beschäftigte Arbeiter Spuren von Erdöl, so hat er in aller Eile den Schacht zu verlasse wegen des gewoöhnlich sehr raschen Vordringen des Oeles. Ein Gleiche gilt, wenn sich die ersten Spuren von Erdwachs zeigen.
„Es werden Fälle angeführt, wo der im Schacht grabende Ar beiter in Folge des schnell eindringenden Erdöls ertränkt oder von dem sich empordrängenden Erdharze erdrückt wurde. Daher ist an jedem Schachte eine Glocke angebracht, von welcher eine Leine in di Tiefe geht. Beim Eintritt einer Gefahr giebt dann der Arbeiter ein Zeichen mit der Glocke, damit man ihn schnell ans Tageslicht fördere. Hat sich das Bergöoͤl im Schachte gesammelt, so wird dasselbe mit ge⸗ wöhnlichen Wassereimern auf Wellen heraufgeschöpft und das als fester Körper erscheinende, aber doch ziemlich weiche Erdharz mit Hauen abgelöst. — So weit die Beobachtungen reichen, ist das ganze Tha von Boryslaw mit Quellen von Petroleum in der Weise durchzogen daß es an vielen Stellen schon beim ersten Spatenstich zu Tage kritt
Die Produktion an Erdöl und Erdharz betrug nach der erwähnten Quelle in ganz Galizien im Jahre 1867: 200,000 Ctr. Rohsl, 75,000 Centner Erdharz und 160,000 Ttr. raffinirtes Petroleum. Der Import aus den Donaufürstenthümern betrug 40,000 Ctr. Rohöl oder etwa 25,000 Ctr. raffinirtes Oel, der Import von Amerika 95,000 Ctr. raffinirtes Petroleum, zusammen 280,000 Ctr. Die vorhandenen Lager sollen nicht viel größer sein als die im Jahre 1867.