1872 / 217 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Sep 1872 18:00:01 GMT) scan diff

in Hohenschwangau am 9. d. M. schreibt man der »A. Abdztg.«:

chon am frühen Morgen verkündeten Böllerschüsse die Be⸗ deutung des Tages, der kirchlich durch eine von Füßener Fran⸗ ziskanern in der Schloßkapelle celebrirte Messe gefeiert wurde. Um 3 Uhr fuhren die beiden Majestäten der König war bekanntlich am Sonnabend Abend nach Hohenschwangau ge⸗ kommen zum Diner nach dem Schweizerhause, das die Be⸗ wohner der Umgegend dekorirt hatten. Als die Allerhöchsten

errschaften gegen 8 Uhr zum Schlosse zurückfuhren, waren, trotz

römenden Regens, die Häuser Hohenschwangaus beleuchtet und brannten Freudenfeuer auf dem Hullerberg und den Höhen am Bannwaldsee. Der Veteranenverein von Nieder⸗ hofen, Waltenhofen u. s. w. bildete mit Musik, Fackeln und Fahnen Spalier im Orte. Die Majestäten fuhren im Schritte durch die Reihen der größtentheils in Uniform erschienenen Krieger, welche unter den Klängen der Nationalhymne und dem Donner der Böller Hurrah riefen. Das Schloß selbst strahlte in bengalischen Flammen, und steigende Raketen ga⸗ ben auch den benachbarten Orten Kunde von der Feier.

Der deutsche Botschafter in London, Graf von Bern⸗ storff, der einige Tage hier verweilte, ist gestern nach Salz⸗ burg abgereist. Der württembergische Minister von Sick 83 w1' hier eingetroffen und hat sich heute nach Starnberg

egeben. 1

Der E113“ der Kammer der Abgeordneten hat heute zum Referenten über den Gesetz⸗ entwurf ger Abänderung der Militär⸗Strafgerichtsordnung den Abg. ppellationsgerichts⸗Rath Dr. Krätzer gewählt.

Sachsen. Dresden, 12. September. Gestern Nacht gegen 31 Uhr traf Se. Majestät der Kaiser von Oester⸗ reich in Begleitung Sr. Königlichen Hoheit des Kron⸗ prinzen von Sachsen mit Gefolge, von Berlin kommend, auf dem Bahnhofe in Löbau ein. Zur Begrüßung der Hohen Herrschaften war General⸗Major von Montbé aus Bautzen erschienen. Der Bahnhof hatte geflaggt und war durch auf⸗ Feaen Fackeln erleuchtet. Das zahlreich erschienene Publikum begrüßte den einlaufenden Zug mit lebhaftem Hurrah. Nach⸗ dem Se. Königliche Hoheit den Kaiserlichen Zug verlassen, setzte der letztere die Weiterfahrt über Zittau und Reichenberg nach Wien fort. Der Kronprinz, dem die versammelte Menge ein lebhaftes Hoch darbrachte, begab sich nach Dresden.

Die am 19. vorigen Monats im hiesigen Landhause zusammengetretene außerordentliche Deputation der Ersten Kammer für Vorberathung der Gesetzentwürfe über Behördenorganisation und über die drei Gemeinde⸗Ordnungen hat sich 898 wieder vertagt, nachdem sie die sämmtlichen Vor⸗ lagen resp. unter Zuziehung der Regierungs⸗Kommissare durch⸗ berathen hat. Wegen Feststellung der inzwischen auszuarbei⸗ tenden Berichte wird die Deputation jedoch voraussichtlich in nächster Zeit wieder zusammentreten.

Württemberg. Stuttgart, 11. September. Zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages der Königin findet heute bei dem kommandirenden General, General⸗Lieutenant von Stülpnagel, ein Diner statt, zu welchem sämmtliche Generale und Stabsoffiziere der Garnisonen Stuttgart und Ludwigs⸗ burg Einladungen erhalten haben.

Bremen, 11. September. In der heutigen Sitzung der Bürgerschaft wurde der von der Finanz⸗Deputation

vorgelegte Vertrag über den Abschluß einer 4 proz. Staats⸗

Anleihe von 18 Millionen Mark zum Course von 99 ½2 pCt., nachdem der Senat dem Vertrag bereits seine Zu⸗ stimmung ertheilt, ohne Aenderung genehmigt. amburg, 12. September. In der gestrigen Sitzung

der 2 ürgerschaft kam ein dringlicher Senatsantrag, be⸗ treffend die Ausdehnung des Gesetzes über die Grundsteuer auf dem Landgebiet vom J1. August 1862 nebst der Abänderung vom 1. April 1863 auf Amt und Städtchen Bergedorf, zur Verhandlung. Derselbe wurde definitiv genehmigt.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 9. September. Der Regierungs⸗Rath von Sybel, Vorsitzender der Ausstellungs⸗ kommission für Elsaß⸗Lothringen, hat sich nach Wien begeben, um mit dem General⸗Direktor, Baron Schwarz⸗Senborn, mehrere auf die Betheiligung Elsaß⸗Lothringens an der Wiener Weltausstellung bezügliche Fragen zu besprechen. Diese Be⸗ sprechungen haben bereits zu einem vollkommenen Einver⸗ ständniß geführt.

DOesterreich⸗Ungarn. Wien, 12. September. Die »Wiener Ztg.« meldet die auf sein Ansuchen erfolgte Ent⸗ sebung des ungarischen Justiz⸗Ministers von Bitto von einem Posten, die Ernennung des Kultus⸗Ministers Pauler Pah eeitscn Justiz⸗Minister und Treforts zum Kultus⸗ inister. Die Königin⸗Wittwe von Schweden ist von Salzburg nach Wien gereist. 3 8 JKarlsbad, 12. September. Gestern Nachmittags mach⸗ ten der König und die Königin von Sachsen einen Aus⸗ flug nach Joachimsthal. Für heute ist eine Fahrt nach Karls⸗ bad projektirt.

Schweiz. Bern, 12. September. Die Mitglieder des Alabama⸗Schiedsgerichts, welche, begleitet von den Delegirten des Genfer Staatsraths, hier eingetroffen waren, wurden vom Bundes⸗Präsidenten Nachmittags empfangen. Heute Morgen war ein Ausflug nach Interlaken unternom⸗ men worden. Abends findet das Diner zu Ehren der Gäste im Berner Hof statt.

8 Großbritannien und Irland. Londo 11 Sep⸗ tember. Der britische Ministerresident beim Kaiser von Ma⸗ rokko, Sir John Hay Drummond, ist zum bevollmäch⸗ tigten Minister am genannten Hofe befördert worden. 6 Großbritanniens Staatseinnahmen 1. April bis 7. d. Mts. betragen laut amtlichem Ausweise 29,093,037 Pfd. St. gegen 26,837,154 Pfd. St. in der ent⸗ sprechenden Periode des Vorjahres, und die Ausgaben im gleichen Zeitraume 31,042,295 Pfd. St. Am 7. d. M. belief ich die Bilanz des Schatzamtes in der Bank von England auf 4 ½ Millionen Pfd. St. —— Die Herbstmanöver der englischen Armee in Wiltshire nähern sich ihrem Ende. Nach einem lebhaften Scheingefechte in der Nachbarschaft von Stonehenge gelang es der Nordarmee, der Invasionsarmee eine Niederlage zu berei⸗ ten, indem letztere zurückgeworfen und schließlich gezwungen wurde, den Fluß Avon zu überschreiten. Während des nahezu zweitägigen Gefechts verlor der Feind zwei Bataillone Infan⸗ terie, eine Batterie Actillerie und eine Anzahl Bagage. Eine Parade der beiden Armee⸗Corps am Donnerstag bringt die Manöver zum vollständigen Abschluß, worauf am Freitag der Kriegs⸗Minister Cardwell den Militär⸗Attachées und die übrigen Repräsentanten der auswärtigen Mächte, welche den Manövern beigewohnt haben, ein großes Bankett giebt, zu welchem auch er Herzog von

vom

der Prinz von Wales, Prinz Arthur und ambridge ihr Erscheinen zugesagt haben.

tember.

Frankreich. Paris, 11. September. Der französische Gesandte am griechischen Hofe, Jules Ferry, ist nach Paris zurückgekehrt und wird demnächst nach Athen abgehen.

Der Admiral Pothuau geht morgen nach Trouville, um den Präsidenten nach Havre zu begleiten.

Der Präsident der Republik hat gestern in Trou⸗ ville die Ernennung von 450 Subalternoffizieren unterzeichnet. Die Cadres der Armee sollen so bald als möglich vollzählig gemacht werden.

Der Kriegs⸗Minister hat, in Uebereinstimmung mit Artikel 4 der Zusatzkonvention zum Frankfurter Frieden, Be⸗ fehl gegeben, alle in Elsaß⸗Lothringen geborenen Galeeren⸗ sträflinge, welche nicht die französische Nationalität erwählt seneh. in kurzer Frist der deutschen Behörde zur Verfügung zu

ellen.

Der Bevollmächtigte der Republik bei den schwebenden Verhandlungen mit Großbritannien über den Zollvertrag, Hr. Ozenne, ist gestern wieder nach London abgereist.

12. September. In der heutigen Sitzung der Per⸗ manenz⸗Kommission verlangte Raineville Auskunft über die gerüchtweise verbreitete Nachricht, daß sich der Ertrag aus den Zöllen und Steuern um 90 Millionen vermindert habe. Der Minister des Innern, Lefranc, beschränkte sich darauf, die angegebene Ziffer für ungenau zu erklären. Ferner richtete Aboville eine Anfrage an den Minister über die Unterbrechung der Minenarbeiten am Eingange des Mont⸗Cenis⸗Tunnels, welche dieser dahin beantwortete, daß die Regierung, indem sie diese Arbeit einstellte, weder dem Einflusse, noch etwa gar dem Drucke einer auswärtigen Macht nachgegeben habe. Endlich erklärte der Minister auf eine Anfrage Pages⸗Duports, daß die Verhandlungen über Erneuerungen der Handelsverträge ihren Fortgang hätten und daß gute Aussicht auf Erzielung eines gegenseitigen Einverständnisses vorhanden sei.

Madrid, 10. September. Der Privat⸗

Sekretär des Herzogs von Montpensier, Oberst Holis, ist

gestern in Merida verhaftet worden. 1

Die »Gaceta« vom 7. September meldet über die Carli⸗

stenerhebungen: Die Bande von Saballo befand sich zuletzt

in Mieras (Catalonien). Die Bande von Valdes wurde von der Colonne von Labiana geschlagen.

Der »Tiempoa vom 7. schreibh⸗ Die beiden heftigsten Geg⸗ ner der Existenz des Senates als parlamentarischen Körpers, Diaz Quietero und Cala wurden zu Senatoren gewählt.

Dem »Irurac⸗Bat« wird aus Madrid vom 6. September geschrieben: Man versichert, daß die radikalen Deputirten be⸗ absichtigen, den Exminister Sagasta vor den Cortes in An⸗ klagezustand zu versetzen. Das Gerücht, die Regierung habe die Abberufung des amerikanischen Gesandten, General Sickles, verlangt, wird in offiziellen Kreisen formell dementirt.

Eine Bande von 50 Carlisten hat die Gensd'armerie⸗ kaserne in Salas de los Infantes, in der Provinz Burgos, in Brand gesteckt und 3 Gefangene befreit. Eine Kolonne von 60 Infanteristen und 25 Reitern hat sich auf die Verfolgung der Bande begeben.

Die »Correspondencia« meldet, daß lebhaften Wühlereien der Internationalen in Catalonien be⸗ nachrichtigt worden sei. Die Carlisten sollen sich dort ebenfalls wieder ruüͤhren. Aus diesem Grunde hat die Regierung den General⸗Gouverneur von Catalonien, General Sandia, nach Madrid berufen. 8

8

Türkei. Konstantinopel, 2. Septembe Der neue Großvezir fährt mit seinen Reformen fort. Zunächst ist eine Verfügung in Betreff der Beamtengehälter ergangen, welche die Lage der niedrigen Angestellten wesentlich verbessern wird. Den Beamten, Kiatibs u. s. w. der Regierung, welche monatlich 1000 Piaster oder weniger erhalten, soll eine Er⸗ höhung ihres Gehalts um 30 pCt. gewährt werden, das Ge⸗ halt derer, welche über 1000 und bis zu 5000 Piaster monat⸗ lich haben soll um 20 pECt. steigen. Dagegen werden alle Ge⸗ hälter, die über 5000 Piaster pr. Monat betragen, je nach ihrer Höhe vermindert werden. Ferner wird von jetzt an jede

oche einmal unter Vorsitz des Handels⸗Ministers eine Kom⸗ mission aus Mitgliedern des Tidscharet zusammentreten, um Reglements zur inneren Organisation auszuarbeiten. Sie wird sich zunächst vorzüglich mit der Reorganisation der Körperschaft der Syndici und derjenigen der Mubaschirs be⸗ schäftigen und den Tarif der Gerichtskosten festsetzen, soweit er nicht schon gesetzlich feststeht. Der Armenier Ohannes Tscha⸗ mitschian ist zum Direktor der Staatsschuldenverwaltung und Ali Bey zum Präsidenten des höchsten Gerichtshofes der Pforte ernannt worden.

Von Athen ist mit dem letzten Lloyddampfer der Professor der Rechte an der griechischen Universität, G. Rhalli, hier angekommen, um sein Urtheil über die bulgarische Ange⸗ legenheit abzugeben. Der bulgarische Exarch hat übrigens in diesen Tagen bei Gelegenheit der Weihe eines neuen Bischofs seiner Kirche in der Kirche des Fanars die Messe celebrirt. In Wodina (Macedonien) haben die Bulgaren den dortigen griechischen Bischof, der gegen ihren Willen seine Residenz in der Stadt beibehielt, vertrieben und sich an das Exarchat an⸗ schließen zu wollen erklärt, wozu sie durch den Artikel 10 des Fermans, welcher den Willen des Sultans in Bezug auf die bulgarische Streitfrage aussprach, berechtigt sind, da sie mehr als zwei Drittel der morgenländisch⸗orthodoxen Einwohner von Wodina bilden. Der griechische Bischof hat sich nach Salonik 11““ 6

7 Nußland und Polen. St. Petersburg, 11. Sep⸗ Der Kronprinz von Oesterreich Erzherzog Rudolph ist zum 118 des Ssewskischen Infanterie⸗Regiments Nr. 34, welches hinfort Ssewskisches Infanterie⸗Regiment S. K. H. des Kronprinzen von Oesterreich heißen wird, ernannt worden.

Spanien.

Dänemark. Kopenhagen, 10. September. Die Ab⸗ reise der Prinzessin von Wales, welche heute erfolgen sollte, ist bis auf morgen verschoben.

Der Kammerherr F. Bille ist von Amerika hier ein⸗ getroffen, um sich demnächst auf seinen Posten in Stockholm zu begeben. 1

11. September. Die Leichenfeier für den verstor⸗ benen Bischof Grundtvig fand heute Vormittag von 11 bis 1 Uhr in der Erlöserkirche statt. Ein zahlreiches Gefolge folgte dem Sarge durch die Spalier bildende Volksmenge.

Amerika. Das cubanische Kriegsschiff „Pioneer«, welches vor einiger Zeit auf Befehl des Finanz⸗Ministers mit Beschlag belegt und am 28. August im Vereinigten Staaten⸗ Distriktsgericht in Providence kondemnirt worden, soll auf Anordnung des Gerichts verkauft werden.

Mexiko, 15. August. Porfirio Diaz wird in der nächsten Woche in der Hauptstadt erwartet. Präsident Lerdo de Tejada will demselben sehr wohl und wird ihm wahrschein⸗

die Regierung von

lich eine wichtige Stelle geben. Juan Jose Boz wird alz Kandidat für die Präsidentschaft genannt.

Port au Prince, 8. August. Die Kammern haben den Vorschlag der Regierung in Bezug auf eine Anleihe von 3,000,000 Dollars abgelehnt, dagegen den Antrag gestellt, eine Anleihe von 800,000 Dollars im Lande aufzubringen und diese Summe in Verbindung mit den sonstigen Einkünften des Landes zur Einlösung des umlaufenden Papiergeldes zu be⸗ nutzen. .

8 Aus Süd⸗ und Central⸗Amerika bringt der am 11. d. in Plymouth gelandete westindische Postdampfer „Tasmania« u. A. folgende Nachrichten: In Chili verbleibt der Kongreß noch immer in einem Zustande der Unthätigkeit, da die Furcht vor den Blattern kein beschlußfähiges Haus zu⸗ sammenkommen läßt. Der Intendant von Valparaiso hat eine Note an den Marine⸗Minister gerichtet, worin er im Hinblick auf die wachsende Marine die Errichtung eines Trockendocks im chilenischen Archipelagus empfiehlt. In Valparaiso und ander⸗ wärts wurden am Abend des 27. Juli drei leichte Erdstöße ver⸗ spürt. In Autofogasta herrschte ein furchtbares Hagelwetter. In Caracas wurde zu gleicher Zeit ein Erdstoß verspürt, der mehrere Sekunden lang anhielt. Aus Peru wird gemeldet: Senor Pardo, der erste Präsident von Peru, der vom Volke gegen den vereinigten Einfluß der Regierung und der Militär⸗ macht gewählt wurde, ist im Beisein der Mitglieder des Kon⸗ gresses, des obersten Gerichtshofes und des diplomatischen Corps in Lima feierlich in sein Amt eingeführt worden. Pardo be⸗ fürwortete ein durchgreifendes Volkserziehungssystem, eine un⸗ verzügliche Armeereduktion, einen allmählichen Uebergang von der jetzigen Centralform der Regierung zu einer lokaleren, und eine sorgfältige Prüfung der Hülfsquellen des Landes. Er er⸗ klärt, daß öffentliche Arbeiten, die von seinen Vorgängern kontrahirt wurden und im Bau begriffen sind, vollendet werden würden, aber seine Regierung werde sich nicht in neue Kompromisse dieser Art einlassen, bis die früheren voll⸗ ständig erfüllt worden seien. Marcelius Gutierrez, der Bruder des Diktators, der die Flucht ergriffen hatte, wurde an Bord des Dampfers »Pacific«, während er als Chinese verkleidet, mit Frau und Kind zu entkommen versuchte, arretirt und auf dem peruanischen Kriegsschiffe »Chalaco« internirt. Aus Hon⸗ duras wird daß Präsident Arias aus Mangel an Geldmitteln es schwierig findet, sich zu behaupten und Sal⸗ vador um pekuniäre Unterstützung angegangen hat. Ein Extra⸗ blatt des »El Centinala« in Amapola vom 5. August enthält folgende Nachrichten: Am 26. Juli erfochten die vereinigten Streitkräfte von Salvador, Guatemala und Honduras in Santa Barcara einen großen Sieg über den früheren Präsidenten Medina, der mit seinen Generalen und 600 Mann diese Stadt besetzt hielt. Nach einem hartnäckigen Gefecht wurde Medina in die Flucht geschlagen. Derselbe ließ zwei Mitrailleusen und seine ganze Artillerie zurück. General Juan Antonio Medias, genannt Medinata, wurde im Hafen von Omra zum Ver⸗ räther, erklärte sich zum provisorischen Präsidenten und ver⸗ suchte in Gemeinschaft mit Medina sich der Hauptstadt zu be⸗ mächtigen. Die provisorische Regierung war darauf vorbereitet und ließ in aller Eile die Generale von Severen und Streber zurückrufen. In Comayagua stehen jetzt 800 Mann. Die jetzige Regierung von Honduras erklärte am 27. Juli den vor⸗ erwähnten General Medinata und alle seine Hefershelfer für Verräther.

Die Nr. 37 des »Preußischen Handels⸗Archivs⸗ hat folgenden Inhalt: Gesetzgebung: Frankreich: Gesetz, betreffend die spezifischen Tarife für Rohmaterialien, Webe⸗ und andere Stoffe, vom 26. Juli 1872. Statistik: Türkei: Der Handel von Trapezunt im Jahre 1871. Schweiz: Bericht des Schweizerischen Handels⸗ und Zolldepartements über seine Geschäftsführung im Jahre 1871. (Fort⸗ setzung). Vereinigte Stauten von Nordamerika: Uebersichten über Handel und Schiffahrt in den Jahren 1870 und 1871. Großbritan⸗ nien: Handel und Schiffahrt der Kap⸗Kolonie in 1870 und 1871. Mittheilungen: Elbing. Kopenhagen.

Statistische Nachrichten.

Unter denjenigen Gewerbszweigen Deutschlands, welche in den letzten Jahrzenten einen bedeutenden Aufschwung gewonnen haben, nimmt die Baumwollen⸗Industriec eine besonders hervorragende Stelle ein. Während die Zahl der im Betrieb befindlichen Spindeln bei Gründung des Zollvereins in den, dem letzteren angehörenden deutschen Staaten ca. 600,000 betrug und bis zum Jahre 1852 auf 900,000 gestiegen war, beschäftigten die deutschen Baumwollspinnereien im Jahre 1867 bereits 2,000,000 Spindeln, so daß also die Vermehrung der Spindelzahl von 1852 67 122 pCt. betragen hat. In derselben Zeit betrug die Zunahme der Baumwollenspindeln in Großbritan⸗ nien 88 pCt, in der Schweiz 78 pCt., in Belgien 56 pCt., in Frank⸗ reich 51 pCt., in Oesterreich 7 pCt., in Nordamerika 27 pCt.; diese Länder haben also von 1852—67 bei Weitem keine so erhebliche Ent⸗ wickelung der Baumwollen⸗Industrie, wie Deutschland, aufzuweisen. Wenngleich in neuester Zeit keine Erhebungen über die jetzt im Be⸗ trieb befindlichen Spindeln stattgefunden haben, so wird man deren Zahl in Deutschland auf mindestens 3 Millionen schätzen können. Es ist aber nicht nur die Zahl, sondern auch die Leistungsfähigkeit der Spindeln erheblich gestiegen; während im Jahre 1836 jede ein⸗ zelne Spindel im Durchschnitt 2 ½ʒ Pfund Baumwolle verarbeitete, betrug die jährliche Verarbeitungsmenge im Jahre 1852 bereits 50,6 Pfund und im Jahre 1857 sogar fast 70 Pfund.

Abgesehen von der Vermehrung der S indelzahl läßt sich die Entwickelung der deutschen Baumwollen⸗Industrie namentlich aus dem Verbrauch an roher Baumwolle erkennen, welcher mit ziemlicher Sicherheit festzustellen ist, wenn man von der in den Zollverein stattgefundenen Baumwollen⸗Einfuhr den Export in Abzug bringt. Nach den amtlichen Verkehrsübersichten betrug:

im Durchschnitt die Einfuhr die Ausfuhr der Verbrauch

für 1836 40: 233,749 Ctr. 47,778 Ctr. 185,971 Ctr.

1841 45: 357,491 81,536 » 275,955 1846 50: 437,964 109,172 » 328,792 1851 55: 784,343 223,237 561,106 1856 60: 1,257,020 287,662 » 969,358 1861 65: 1,270,410 294,759 975,651 1866 70: 2,024,062 4 621,5490 1,402,513 1871 allein: 3,430,456 „» 1,093,938 » 2,336,518 »

Sieht man von den Jahren 1861— 65 ab, welche in die Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges fallen und der Entwickelung der Baum⸗ wollen⸗Industrie nicht nur in Deutschland, sondern auch in den übrigen europaͤischen Industrieländern wenig förderlich waren, so zeigt sich im Uebrigen eine fortschreitende Zunahme des Baumwollenverbrauchs, der seit dem Jahre 1866 bedeutende Dimensionen angenommen hat und im letzten Jahre 1871 die erhebliche Menge von 2,336,518 Ctr. erreichte. Aus welchen Produktionsländern die von den deutschen Spinnereien verarbeitete Baumwolle bezogen worden, ist aus den amtlichen Ver⸗ kehrsübersichten, welche nur die Grenzen, an welchen die Einfuhr statt⸗ gefunden, nachweisen, nicht zu ersehen. In den letzten drei Jahren betrug die Einfuhr aus:

1870. 1869.

1871. den Niederlanden. 1,127,581 Ctr. 705,880 Ctr. 650,556 Ctr. 469,498 » 556,281

Bremen 818,777 » Hamburg 438,854 301,977 408,592 Oesterreich 408,389 183,453 104,361 der Ostsee... 197,912 102,934 201,123 239,291 137,041

Belgien der Schweiz.. 65,052 114,037 32,673 46,740

Frankreich 9,127 » Die Ausfuhr von Baumwolle war dagegen hauptsaͤchlich nach

v1“

der Schweiz (1871 377,865 Ctr.), nach Oesterreich (1871 292,682 Ctr.) nach 1ee 1852,998 Ctr.) und nach Frankreich 71 78,263 Ctr.) gerichtet. d1s7.. Wurnprodltcen der deutschen Spinnereien läßt sich nach der Menge der zum Verbrauche eingeführten Baumwolle annähernd feststellen, wenn man von letzterer 20 Prozent als Abgang beim Spinnen und für die Verwendung von roher Baumwolle zu anderen Zwecken in Abzug bringt. Die Produktion berechnet sich danach für 1836 40 auf 148/617 Ctr., 1841,45 auf 220,764 Ctr., 1846,50 auf 262,934 Ctr., 1851,55 auf 440, 89 Ctr., 185660 auf 775,483 Ctr., 1864,65 auf 780,521 Ctr., 1866,70 auf 1,122,010 Ctr., 1871 auf 1,869,214 Ctr. Trotz dieser erheblichen Steigerung sind die deutschen Spinnereien doch nicht in der Lage gewesen, ihren Garnbedarf vollständig zu decken und es sind namentlich von feineren Baumwollengarnen aus Großbritannien noch immer sehr erhebliche Mengen eingeführt worden. Ein⸗ und

Ausfuhr von rohem ein⸗ und zweidrähtigem Garn stellen sich nach

den amtlichen Verkehrsübersichten wie folgt: 8 Einfuhr. Ausfuhr. eh.

357,743 Ctr. 39,235 Ctr. 318,508 Ctr. 456,936 24,877 432,059 477,498 10,529 466,969 497,747 14,881 482,/866 1856— 60: 518,573 25,215 493,358 1861 65: 241,178 39,773 201,405 1866 —70: 285,614 57,871 227,743 für 1871 allein: 405,542 51,312 » 354,230 » Bis zum Jahre 1860 ist die Einfuhr von Garnen im Steigen ewesen, hat aber, obwohl seit dem 1. Juli 1865 der früher gültige Vollsatz von 3 Thlr. auf 2 Thlr. vom Centner ermäßigt worden ist, in den letzten Jahren diesen Umfang nicht mehr erreicht. In den letzten Jahren war die Garneinfuhr an den folgenden Grenzen am

ärksten: 1871. 1870. 1869. Riecherlande....... ..192,436 Ctr. 126,957 Ctr. 120,850 Ctr. Hambuug 76/,276 71,156 80,033 “X“ 17,609 34,277 Schweiz 367¼ 30,372 34/744 Nordsee , 16,897 21,289 Bremen 13,009 4,000 5,154 » Die Garnausfuhr ist bisher von keiner besonderen Erheblichkeit gewesen; am G war sie nach Oesterreich, wohin 1871: 28,420 Ctr. (1870: 31,317 Ctr, 1869: 25,371 Ctr.) expportirt wurden. Außer⸗ dem gingen noch 11,434 Ctr. nach Rußland und olen, 7177 Ctr. nach den Niederlanden und 1748 Ctr. nach der Schweiz. I Uebrigen hat sich das Verhältniß, in welchem die deutschen Spinne⸗ reien an der Deckung unseres Garnbedarfs Theil genommen, immer günstiger gestaltet; der letztere wurde S 2 ur eigene

866 9 bö. 18 8 im Durchschnitt für 1836 40 mit 29,3 pCt. 70,7 pCt. 2 1841 45 » 32/6 67,4 1846 50 35,5 64,5 1851 55

47,0 53,0 1856—60

2

1841 45: 1846— 50: 1851 55:

im Durchschnitt für 1836—40:

durch aus⸗ ländische

8

8

59,9 40,1

1861 65 76,4 23,6

1866 - 70 79,7 20/3

für 1871 allein » 82½ » 17,8

Hiernach ist das Verhältniß, in welchem der Garnbedarf durch auslaͤndische Garne befriedigt wird, ein von Jahr zu Jahr abneh⸗ mendes, während der Antheil der deutschen Spinnerei fortwährend gestiegen und selbst durch die Ermäßigung des Zolles für ausländische Garne nicht gestört worden ist der sicherste Beweis von den Fort⸗ schritten, welche die deutsche Baumwollen⸗Industrie gemacht hat.

Die Main⸗Weserbahn, auf preußischem Gebiet 17,7891 auf hessischem 8,6457, zusammen 26,4348 preuß. Meilen lang, besaß nach dem Jahresbericht der Königl. Direktion über die Betriebsver⸗ waltung pro 1871 (Cassel, Hotop'sche Buchdruckerei) Ende 1871 an Betriebsmitteln 75 Lokomotiven mit 67 Tendern und 2095 Wagen (pro Fahrmeile 37,18 Wagen und 79,27 Achsen), darunter 130 Per⸗ sonenwagen mit 5625 Plätzen (pro Meile 214,3 Plätze). Das An⸗ lagekapital hat sich im J. 1871 um 12,149 Thlr. vergrößert und be⸗ trug am Jahresschluß 16,252,695 Thlr, wovon 11,016/193 Thlr. auf die preußischen, 5,236,502 Thkr. auf die hessischen Bahnstrecken fallen. Be⸗ amte waren im J. 1871 807 G 351 als Hülfsarbeiter verwendet; Arbeiter wurden 1926 beschäftigt. Die Beamten⸗Pensions⸗ ꝛc. Kasse hatte am Schlusse 1871 einen Bestand von 49,733 Thlr. Im Laufe des Jahres wurden 10,491 Züge auf 202,410 Meilen gefahren; auf jede Meile Bahnlänge kamen durchschnittlich von den Zügen mit Personenbeförderung 4980 Züge; die Bahn passirten täglich 17 solcher Züge. Es wurden im Jahre 1871 befördert (im Vergleich mit 1870) 1,363,713 Personen (+ 141,709), 149,118 Ctr. Gepäck (— 55,594,96 Ctr.), 2837,58 Ctr. Auswanderergut ( 1101 Ctr.), 104 Equipagen (+ 4), 51 Achsen und 39,078 Stück Pferde (+. 14 A., 20,997 Stück), 16,498,094 Ctr. Güter (+ 3,879,414 Ctr.), 1981 Achsen, 28,234 Stück und 860 Ctr. Vieh (+ 945 A., 7510 St., 1853 Ctr.) ꝛc. Die Betriebseinnahmen haben betragen: aus dem Personen⸗ verkehr 1,237,058 Thlr. (+ 65,195 Thlr.), aus dem Güterverkehr 1,323,842 Thlr († 221,917 Thlr.), aus sonstigen Quellen 107,196 Thlr. (— 7302 Thlr.), zusammen 2,890,014 Thlr. (+ 279,810 Thlr.), wovon bis zum Jahresschluß 2,459,653 Thlr. cingegangen waren und 430,361 Thaler als Rest für 1872 übertragen sind. Die Ausgaben beliefen sich auf 2,125,820 Thlr., wovon (nach Abzug von 259,903 Thlr. Rest⸗ ausgaben pro 1870, 54 934 Thlr. für Neu⸗ und Erweiterungsbauten und 262,137 Thlr. für Neubeschafung von Lokomotiven und Wagen) 1,548/846 Thlr. als laufende Ausgaben bleiben, 350,411 Thlr. (29,24 pPCt.) mehr als in 1870. Auf die preußische Meile kommen 58,591 Thlr. Ausgaben, gegen 44,744 Thlr. in 1870; auf die Nutzmeile 6,31 Thlr., gegen 5,43 Thlr. in 1870. Zur Vertheilung sind 593,433 Thlr. (pro Meile 22,453 Thlr.) geblieben, wovon Preußen 402,2˙3 Thlr. und Hessen 191,200 Thlr. erhalten hat.

Von der Statistik des Hamburgischen Staats, bearbeitet vom statistischen Büreau der Deputation für direkte Steuern ist so⸗ eben, das 1V. und V. Heft (Hamburg, Verlag von Otto Meißner 1872)

—.—9—

—,—

Inseraten⸗Expedition

des Deutschen Reichs-Anzei ers Königlich Preußischen Staats-Anzeigers: Berlin, Zieten⸗Platz Nr. 3.

Handels⸗Register.

ee*“

In unser Gesellschaftsregister ist heute bei Nr. 27, woselbst die

Gesellschaft M. & O, Sommerfeld zu Cottbus eingetragen steht, in Colonne 4 folgender Vermerk eingetragen worden:

Der Kaufmann Moritz Sommerfeld ist seit dem ersten Juli

1872 aus der Handelsgesellscheft M. S. O. Sommerfeld aus⸗

geschieden. 1 Der Tuchfabrikant Otto Sommerfeld setzt das Handelsgeschäft

unter unveränderter Firma fort. Vergleiche Nr. 29 der Firmenregisters. In unser Firmenregister ist demnächst unter Nr. 230 der Tuchfabrikant Otto Sommerfeld zu Cottbus als Inhaber der Firma M. & O. Sommerfeld zu Cottbus heute eingekragen worden. Endlich ist in unser Prokurenregister unter Nr. 9 zufolge Ver⸗ fügung vom heutigen Tage eingetragen worden, daß der Tuchfabri⸗ kant Otto Sommerfeld zu Cottbus für seine in Cottbus bestehende und unter Nr. 230 des Firmenregisters eingetragene Firma M. & O. Sommerfeld den Kaufmann Rudolph Stoöͤhr zu Cottbus zum Prokuristen bestellt bat. 1 Cottbus, den 7. September 1872. Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

erschienen. Das IV. Heft enthält: Die Grundsteuer nach den Er⸗ trigen von 1833 bis 1870. Allgemeine Uebersicht über die Witte⸗ rungsverhältnisse in Hamburg und Cuxhaven. Ergebniß der Volks⸗ zählung vom 1. Dezember 1871 (erster Theil). Die Auswanderung über Hamburg nach transatlantischen Plätzen seit dem Jahre 1836. Die Besitzerweiterungen im Grundeigenthum während des letzen

Jahrzehents. Im V. Heft ist das Unterrichtswesen im hambur⸗

gischen Staate behandelt. Seitens des Bureaus für Handelsstatistik u Hamburg sind die Tabellarischen Uebersichten des Ham⸗ urgischen Handels im Jahre 1871 (Hamburg, Druck von A. F. M, Kümpel, 1872) veröͤffentlicht worden. Wir kommen auf den In⸗ halt der Hefte noch zurück.

In der indischen Provinz Punjab fanden während des Mo⸗ nats Mai 62 Todesfälle durch Schlangenbisse und wilde Thiere statt. Die Bevölkerung dieser Provinz schätzt man auf mehr als 95 Millionen. In demselben Zeitraum starben 4406 Personen an den Blattern und 15,539 am Fieber. Dennoch stellt sich das Sterb⸗ lichkeits⸗Verhältniß auf nur 23 für das Tausend.

Kunst und Wissenschaft.

Der »Preußische Termin⸗Kalender« für das Jahr 1873. Zum Gebrauch für Justizbeamte. Berlin. Verlag der Königl. Geh. Ober⸗Hofbuchdrückerei (R. v. Decker), liegt gegen⸗ wärtig bereits im 21. Jahrgange vor und enthält außer dem eigent⸗ lichen kalendarischen Theil, welchem die Gencalogie des preußischen Königshauses hinzugefügt ist, in seinen Beilagen für den augenblick⸗ lichen Gebrauch bestimmte wissenswerthe Notizen über die am häu⸗ figsten in der veggs vorkommenden Eide, die bei der Eidesleistung stattfindenden Verhaltungen, Eidesnormen u. s. w.; ferner das Gesetz vom 24. April 1854, betreffend die Alimente und Schwängerungs⸗ sachen nebst den sogen. Schwängerungstabellen, Tabellen für die Be⸗ rechnung der Rechtsmittelfristen in Civilsachen, die Kab. Ordre vom 20. März 1872 bezüglich der Regulirung der Gehälter und Ancienne⸗ täts⸗Verhältnisse der richterlichen Beamten und derjenigen der Staatsanwaltschaft, eine Uebersicht der Normalbesoldungen der Justiz⸗ beamten, das Pensionsgesetz vom 27. März 1872, eine Pensionstabelle, vergleichende Uebersicht der neuen Maße und Gewichte, Zinstabellen, ein Verzeichniß sämmtlicher höheren Justizbeamten inkl. der Referen⸗ darien des gesammten preußischen Staates, sowie des Leipziger Reichs⸗ Ober⸗Handelsgerichts und zum Schluß ein Ortschaftsverzeichniß sämmtlicher Städte der Monarchie mit der Anführung des Kreis⸗ und Appellationsgerichtsbezirkes, zu welchem sie gehören, sowie der höheren Schulverhältnisse in ihnen, d. h. ob sich in ihnen ein Gymnasium, Progymnasium, Real⸗ oder Bürgerschu e befindet.

Frankfurt, 21. August. Ueber die vor einigen Tagen in dem ältesten Theil der hiesigen Domkirche aufgefundene interessante alt⸗ römische Votivtafel macht man dem »Schw. Merkur⸗ folgende nähere Angaben: »Als Simssteinschluß eines Pfeilers diente ein Votivstein, Sandstein aus dem Odenwald, mit einer Inschrift, welche der Form der Buchstaben nach aus der ersten Zeit und zum Ueberfluß noch da⸗ tirt ist (nach der heutigen Rechnungsweise 192 nach Christi Geb.) Der Stein ist aus einer römischen Niederlassung im Odenwald oder von Heddernheim bei Frantkfurt vielleicht schon in die Salvatorkirche Ludwigs des Deutschen verbaut worden. Es ist, wie der Epigraphiker, Inspektor Professor Becker hierselbst, entziffert hat, ein Votivpstein der ersten Kohorte der Sequaner und Raurater (Gal⸗ lier von der oberen Seine und aus der Gegend von Basel), welche der 22. Legion beigegeben waren. In ihrem ä;. hat der römische Offizier Septilius den Stein einer bis jetzt unbekannten gallischen Gottheit gewidmet. Leider ist die erste Zeile, welche den Haupttheil des Namens dieser Gottheit enthält, weggehauen; der Rest des Na⸗ mens paßt zu keinem bekannten Gott der Gallier. Der Stein, wel⸗ cher demnach aus der Regierung des Kaisers Commodus stammt, ist gereinigt und in der Vorhalle der Stadtbibliothek aufgestellt worden.”

Hagenau, 31. August. In dem eine Stunde von hier entfern⸗ ten Hardthausen sind gestern interessante Gräber, vermuthlich telti⸗ schen Ursprunges, aufgesunden worden. Mitten unter den geringeren Grabstätten fand man ein vornehmes Grab, das wahrscheinlich einem Häuptlinge angehoͤrte. Eigenthümlich bleibt hier die Art der Bestat⸗ tung. Der Kopf hatte eine Unterlage von Rinde, während unter der Schulter und über der Brust Bretter eingezwängt waren, zwischen denen das Skelett, mit Schmuck aller Art uͤberladen, geschützt dalag. An dem Halte, den Handgelenken, den beiden Schenkeln und unten am Fuße trug es Ringe und Spangen; in nächster Nähe des Schä⸗ dels lagen viele Heften und Nadeln, mit denen das Haupthaar jeden⸗ falls verziert war. Auf der Brust lag eine verzierte Ovalplatte von Kupfer, welche mit besonders gut erhaltenen Haselnüssen bedeckt war. Zwischen den Zähnen des Skeletts waren zwei Haselnüsse eingepreßt.

Der Ingenieur Immanuel Nobel, Erfinder des Nitroglyce⸗ rins, geboren am 24. März in Gefle, ist am, 3. d. M. mit Tode ab⸗

gegangen. Landwirthschaft.

Unterm 20. Dezember 1871 ist für England ein Geheimeraths⸗ befehl (FForeigun Animals Order of 1871) erlassen, durch den die Bestimmungen aller früheren, die Einfuhr des fremden Viehs betreffenden Verordnungen ziemlich unverändert zusammengestellt sind. Die Hauptbestimmungen dieser Verordnung sind folgende:

Fremdes Vieh darf im Allgemeinen nur in gewissen, im ersten Anhang der Verordnung aufgeführten Häfen (31 an der Zahl) ans Land gebracht werden. Dasselbe wird bei der Ausladung angehalten und besichtigt. Wird ein Stück einer Schiffsladung mit einer kon⸗ tagiösen oder sonstigen ansteckenden Krankheit behaftet befunden, so soll das kranke Vieh oder die ganze Schiffsladung mit Beschlag be⸗ legt und getödtet oder damit ach den Anordnungen des Geheimen Raths anderweit verfahren werden.

Rindvieh, welches aus Rußland, Deutschland, der österreich⸗ ungarischen Monarchie, der Türkei, Italien oder Griechenland kommt, darf nur in folgenden Häfen (21 an der Fhs ans Land gebracht werden: Bristol, London, Dover, Hartlepool, Hull, Newcastle⸗upon Tyne, Plymouth, North Schields, Shoreham, Southampton, Granton, Leith, Glasgow, Middlesbrough, Portsmouth, Grimsby, Dartmouth, Littlehampton, Sunderland, Goole, Liverpool. Derartiges Rindvich muß innerhalb zehn Tage nach der Ausladung auf den vom Ge⸗ heimen Rath ausdrücklich dazu bestimmten Landungsplätzen geschlachtet werden, soweit es nicht zur Versorgung von London und Edinburgh dient. Ist in einem Hafen die Quarantaine angeordnet, so findet

diese Bestimmung keine Anwendung. Southampton der einzige Quarantaine⸗

Gegenwärtig ist übrigens e⸗Hafen.

Für den Import schleswig⸗bolsteinischen Viehs nach England waren eine Zeit lang einige werthvolle Begünstigungen durch die englische Regierung zugestanden. Dieselben sind jedoch in Folge des neuesten Ausbruchs der Rinderpest in Hamburg und dessen Umgegend wieder zurückgenommen. Im Uebrigen sind die Versuche, Erleichterungen für die Einfuhr deutschen Vichs nach England zu erlangen, bisher

vergeblich gewesen. Verkehrs⸗Anstalten.

Im Verlage der Königlichen Geheimen Ober⸗Hosbuchdruckere (R. v. Decker) ist das Coursbuch der Deutschen Reichs⸗Post Verwaltung für den Monat September erschienen. Die I. Ab⸗ tbeilung enthaͤlt die Eisenbahnverbindungen in Deutschland und der österreichisch-ungarischen Monarchie und Uebersicht der bestehenden Rundreise⸗Touren mit Angabe der Billetpreise und ist bearbeiset * Coursbureau des Kaiserlichen General⸗Postamts. Dieselbe umfaßt die bis zum 1. September eingetretenen resp. mit demselben Tage ein⸗ tretenden Aenderungen in dem Gange der Eisenbahnzüge. Die II. Ab⸗ theilung, September⸗Oktober (mit 2 Karten), enthält die bedeutenderen Eisenbahnrouten in Europa, außer Deutschland und Oesterreich, ferner Postverbindungen in Deutschland und den angrenzenden Ländern, Dampfschiffcourse; Reisetouren zwischen mehreren Hauptorten Europas, Verzeichniß der Bade⸗ und Kurorte in Deutschland und den angrenzen⸗ den Ländern, nebst Nachrichten über die Reiseverbindung dieser Orte, Reisetouren zwischen Berlin und den bedeutenderen Badeorten, Tarif für Courier⸗ und Extraposten, Wegemaße, Münzvergleichungs⸗Tabelle, Zusammenstellung der Bestimmungen über Benutzung der Telegraphen⸗ linien und Gebührentarif ꝛc.

London, 10. September. Das mit der Postanstalt verbundene Telegraphen⸗Departement hat sich dem Berichte des General⸗ Postmeisters zufolge während des Jahres 1871 stetig und rasch ent⸗ wickelt. Es wurden während des Jahres 1300 neue Telegraphen⸗ ämter eröffnet, deren Gesammtzahl sich Ende 1871 auf über 5000 belief, während die Zahl beförderter Depeschen, nahezu 12 Millionen, gegen das vorhergehende Jahr um ca. 25 pCt. zugenommen hat. Außer diesen Depeschen wurden ca. 700,000 Zeitungstelegramme be⸗ fördert. Die Gesammterträge der Telegraphen für das am 31. März 1872 beendete Finanzijahr wurden auf nahezu 800,000 Pfd. St. ver⸗ agcgst und diese Schäzung ist, wie man glaubt, nicht zu hoch

ewesen. 8 Die Handelsbehörde hat vom Staatssekretär der äußeren Angelegenheiten eine Depesche des britischen General⸗Konsuls in Ha⸗ vannah erhalten, welche meldet, daß, wie ihm die Lokalregierung in avannah offiziell notifizirt hat, in Folge einiger Cholerafälle in roßbritannien alle von Häfen in Großbritannien und Irland direkt kommenden Schiffe sich einer Quarantaine unterwerfen müssen, die ihnen, falls keine Choleraerkrankungen an Bord stattgefunden haben, aber gestattet, im Hafen einzulaufen.

Ein in London am 11. d. Mts. eingegangenes Telegramm aus Lissabon meldet den totalen Schiffbruch des englischen Dampfers » Beta« in Porto.

Telegraphische Witterungsberichte v. 12. Septbr.

A a n

Himmelsansic’ t bedeckt, Regen. bedceckr

P. L. v. M. R. Petersburg. 330 1 9,5 Helsingfor. 329, 8 10,7 ¹— Moskau 328 9 58 Paris.... 341.1 13,4 Constantin 338 9 15,0

13. September.

334,2 1,0 N., schwach. heiter. Windstille. heitkeesns.

S., schwackhh. W., mässig. S., mässig. bedeckl

S., schwach. schön, trübe. Windstille. trübe.

1

Haparanda. Christians. 6,0 Hernösand 336,3 4,0 NW., schwach. heiter. Petersburg 330.7 51 NW., mässig. wenig bewölkt Stockholm 336,6 51 NNW.,, schw. heiter.]

Skudesnäs. 358 2 9,66 WNWI, schw. halb heiter. Frederiksh.. NO., schwach 6 Helsingör. —— WNW., schw.

Moskau. 323 1 7 9 SW., schwach. bedeck

Memel 335 3—- 1 9 10,8 + 2 7 N., mässig.

Flensburg 337,8 11,2 W., schwach.

Königsbrg. 336 11—10 11.9 †3.1 NW., stark. wolkig. Putbus. 335 8 †0,s 11,2 +£1 5 W, stark. wolkig.

Kieler Haf. 339 6 12,8 NW., schwach. bewölkt. Cöslin 337 9 †l, 2 11.6 + 3,5 NW., mässig. bedeckr.

Wes. Lchtt. 338 2 13,4 WNW.,, schw. trübe Wilhelmsh 337,7† 13,0 Winqdstille. bedeckt. *, Stettin. 339 0† 2,6 1002+ 2 % W., schwach. wolk., gest. R Gröningen 339.⸗s 14.6 W., schwach. sbedecke Bremen. 337 1 14 2 W., mässig. Regen.

Helder. 340,2 —- 14 9 WSW., mässig. Berlin. 338 3+₰² 1 13 6 + 5,6 V., sSchwach. ganz trübe.*56 Posen 346 66†! 7 10 8 +3 5 W., mässig. ühes gest. Reg. Münster 337,9 +2 5 129 +3 6 WNW., mässig. bede. kr. Torgau 336 2†1 8 14.7 +6 78 W, stark. gunz bedeckt.*) Breslau. 3 4 1 +., 4 138 †¼6 3 W., stark. esig Brüssel 340 6 3 6 SW., schwach. sehen,.

Cöln 339 2 †3,6 13,6 + 3 8 W., mässig. bedeekt 8 Wiesbaden 666,9 10 5 W., s. schw. völlig heiter. Ratibor 33,03 000 132 †6.4 NW. schwach. wolbig

Trier. 3 61 †3 4 12 + S,2 W. schw ach. bedeckt, neblig Cherbourg 34 1.2 Winadstille. Havre .. 342, 0 W., fast still. tr be.

Carlsrnhe 826,8 25 80., s. schw. heiter.

Paris 341.7 13 8 N0., schwach. schön.

St. Mathieu 4 1,8 11,8 ONO., mässig. heiter.

120

12,8

*v s xIv v vSU;Iv v v v OSoU8SISOINXSUAn ₰OU.O OCOovLxX vv2

„Gestern Regen. Mas. 15,0, Min 8,1. ²) Cestern Nachmittag WNW. lebhaft ³) Strom N. Ges ern Nachm. WNW. ebhait, Srom N. * Nachts Regen. ³) Regverisch. ³⁶) Regen. ⁷) Nachts Regen und Sturc.

21 —ö ——

ve *. 7 murbebggee Ath * Sa, T; 2 —.z—— Bavx e., PA7

Bekanntmachung. In unser Firmenregister ist unter Nr. 241 die Firma W. Seydewitz (Maschinenfabrik) zu Forst und als deren Inhaber der Maschinenfabrikant Karl Wil⸗ helm Seydewitz zu Forst zufolge Verfügung vom heutigen Tage ein⸗ getragen worden. I11“ Forst, den 10. September 1872. Königliche Kreisgerichts⸗Deputation. Handelsregister. In unser Firmenregister Nr. 16 ist eingetragen zufolge Ver⸗ fügung vom heutigen Tage: E daß die Firma C. Fehrle des Holzhändler Claudius Fehrle hier erloschen ist. Landsberg a. W., den 10. September 1872. Knigliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

Bekanntmachung. Die in unserm Firmenregister sub Nr. 26 eingetragene Firma Alb. Schade ist gelöscht. 1

Rathenow, den 10. September 1872. 8 8 Königliche Kreisgerichts⸗Deputation,.

- Inserate nimmt an die autorisirte Annoncen⸗Expedition von Nudolf Mosse in Gerlin, Leipzig, Uamburg, Frank- furt a. Ki., Greslau, Halle, Prag, Wien, München, Nürnberg, Straßburg, Zürich und Stuttgart.

8

1

Bekauntmachung. In unser Firmenregister ist laut Verfügung vom 10. September 1872 an demselben Tage Folgendes eingetrage: 8

Nr. 137.

Col. 2. Bezeichnung des Firma⸗Inhabers: 1 Der Kaufmann Carl Friedrich Ludwig Köppe.

Col. 3. Ort der Niederlassung: ö““ Rathenow.

Col. 4. Bezeichnung der Firma:

1 Carl Köppe.

Nathenow, den 10. September 1872.

1 Königliche Kreisgerichts⸗Deputation.

n eeher. A Die vom Kaufmann Matthias Huusalz zu Memel, als Inhaber der Firma „Gebr. Hunsalz“, dem Kaufmann Carl Huusalz hier⸗ selbst ertheilte Prokura ist erloschen.

Dies ist unter Nr. 113 des Prokurenregisters zufolge Verfügung vom 5. September 1872 eingetragen am heutigen Tage.

Memel, den 6. September 1872.

Königliches Kreisgericht.

andels⸗ und Schiffahrts⸗Deputatio 8 Keßler. 1 8g