meine u. s. w. normirt, und die Kriegsformation derselben wer⸗ den die Mobilmachungsbestimmungen ergeben. Die Bewaffnung, Ausrüstung und Bekleidung der Offiziere und Mannschaften der Eisenbahncompagnie ist vorerst jene der Pioniere; die Bestim⸗ mung eines besonderen Abzeichens in der Bekleidung wird noch folgen. Die neuformirte Compagnie garnisonirt in Ingolstadt. —
Die Einleitungen zu einem neuen Exercierreglement für di
Kavallerie sind beendet, so daß dasselbe demnächst wird einge⸗
führt werden können.
8 — Das Staats⸗Ministerium des Innern giebt im Hinblicke auf die Bestimmung in §. 22 Abs. 3 der Verordnung vom 4. Dezember 1872, den Vollzug der Gewerbe⸗Ordnung für den Norddeutschen Bund in Bayern betreffend, bekannt, daß nicht beabsichtigt ist, die Begünstigung, welche durch die mit dem 1. Januar 1873 außer Kraft tretenden Bestimmungen des §. 19 Ziff. 1—9 und des §. 28 Ziff. 2 der Königl. Verordnung vom 28. April 1868, den Gewerbebetrieb im Umherziehen und den Hausirhandel betreffend, und die hiezu ergangenen, nun gleichfalls wirkungslos werdenden Entschließungen des vormaligen Staats⸗Ministeriums des Handels den Bewohnern gewisser Orte
und Gegenden für den Gewerbebetrieb im Umherziehen durch Bewilligung der ermäßigten Abgabe für Ausfertigung der Haufir⸗ scheine zugestanden wurde, nun sofort generell wieder einzuführen, daß demnach in allen Fällen des §. 22 Abs. 2 der erstgenannten Königl. Verordnung die daselbst festgesetzten Abgaben insolange zu erheben sind, als nicht die Begünstigung einer ermäßigten Ab⸗ gabe neu ausgesprochen ist.
— Die zur Prüfung und Bescheidung der auf Grund des §. 48 des Landtagsabschiedes vom 28. April 1872 angemel⸗ deten Entschädigungsansprüche für Kriegsleistungen an die Deutsche Armee in den Jahren 1870/71 im Ministerium des Innern niedergesetzte Kriegsentschädigungs⸗Kommission hat bereits mehrere Hundert Gesuche obigen Betreffs geprüft und endgiltig beschieden, eine weit größere Anzahl ist noch in der Instruirung begriffen. Die angemeldeten Ansprüche, welche sich vnch nicht genau übersehen lassen, werden ungefähr 200,000 fl.
etragen.
— Das Königl. Staats⸗Ministerium des Innern hat dem General⸗Komite des landwirthschaftlichen Vereins unterm 2. De⸗ zember die Mittheilung gemacht, daß die bayerischen Gewerbe⸗ schulen auch ferner zur Ausstellung giltiger Zeugnisse für die wissenschaftliche Qualifikation zum einjährig freiwil⸗ ligen Militärdienst in Bayern berechtigt bleiben. b Saäachsen. Dresden, 2. Januar. Am gestrigen Neu⸗ jahrsfeste fand in den Paradesälen des Königlichen Residenz⸗ schlosses Abends 8 Uhr eine Assemblée statt, bei welcher der König und die Königin, sowie der Kronprinz und die Kronprin⸗ zessin und Prinz und Prinzessin Georg die allgemeine Glück⸗ wünschungskur annahmen. Der Assemblée waren zahlreiche Vorstellungen angemeldeter fremder und einheimischer Damen und Herren bei Ihren Königlichen Majestäten und Ihren König⸗ lichen Hoheiten vorausgegangen.
Württemberg. Stuttgart, 31. Dezember. Die heute ausgegebene Nr. 45 des Regierungsblattes enthält eine Verfügung des Justiz⸗Ministeriums, betreffend eine veränderte Eintheilung der Notariatsbezirke im Oberamt Tuttlingen, eine Verfügung des Ministeriums des Innern, betreffend den Auf⸗ enthalt in den Gemeinden des Landes, eine Bekanntmachung desselben Ministeriums, betreffend die Aufhebung der besonderen Staatsaufsicht über die Gemeinde Finsterroth, Oberamts Weins⸗ berg, und eine Bekanntmachung der Ministerien des Innern und des Kriegswesens, betreffend die Normirung der Quartierverpfle⸗
gung nach dem preußischen Reglement über Naturalverpflegung der Truppen, sowie die Vergütungstaxen für die militärischen Quartier⸗, Vorspann⸗ und Botenleistungen pro 1. Juli 1872 — 73.
Baden. Karlsruhe, 30. Dezember. Das Gesetz⸗ und Verordnungsblatt Nr. 47 vom 28. d. M. enthält eine Verord⸗ nung des Handels⸗Ministeriums: die Viehzählung und die Zählung der landwirthschaftlichen Haushaltungen betreffend, welche die zum Vollzug des bundesräthlichen Beschlusses der Zählung am 10. Januar nöthigen Anordnungen trifft.
Hessen. Darmstadt, 31. Dezember. Das heute ausge⸗ gebene Großherzogliche Regierungsblatt Nr. 59 enthält unter Anderem ein Gesetz, die Erhebung der Staatsauflagen in den ersten sechs Monaten des Jahres 1873 betreffend.
Mecklenburg. Schwerin, 2. Januar. Zur Feier des Neujahrstages fand gestern Mittag auf dem alten Garten eine große Parade vor dem Großherzoge statt, der auch der Erb⸗ großherzog und die Herzöge Paul Friedrich und Johann Albrecht beiwohnten. 1
— Die Nr. 69 des Regierungsblattes enthält u. A. eine Auf⸗ forderung an die Ortsbehörden zur pünktlichen Befolgung der Vorschriften wegen Ertheilung von Pässen u. s. w. an Reser⸗ visten und Landwehrleute und in Betreff der an Mannschaften des Beurlaubtenstandes ertheilten Auswanderungs⸗Konsense.
Belgien. Brüssel, 2. Januar. Bei dem Neujahrs⸗ Empfang vor dem Köͤnig erklärte, wie dem „Fr. J.“ telegra⸗
phisch gemeldet wird, der Bürgermeister von Brüssel, Anspach, daß in Belgien keine Partei bestehe, die nicht konstitutionell sei. Die allgemeine Zustimmung zu der Kongreßschöpfung finde Aus⸗ druck in der großen Institution der Bürgergarde, welche alle Bürger in Waffen zur Behütung und zum Schutz aller Rechte, Pflichten und Freiheiten versammle.
oder 220,000 Lstr. mehr. Frankreich.
e Paris, 1. Januar.
15. Januar in den griechischen Gewässern zu verweilen.
Uebergabe gezwungen wurde. Dadurch sind auch kühner geworden und haben den Kreis ihrer
Brief aus Pampeluna an dasselbe Journal meldet, daß die In⸗ surrektion in Navarra täglich an Ausdehnung gewinnt und die Kommunikationen in dieser Provinz sich im schlechtesten Zu⸗ stande befinden. Der Kommandant von Pampeluna hat um Verstärkung ersucht und gestern sind zwei Bataillone eingetroffen.
— 2. Januar. (W. T. B.) Zwei Ausschüsse der Stände Von Navarra haben beschlossen, ein Freicorps von 500 Mann zur Bekämpfung der Carlisten zu errichten.
Italien. Rom, 28. Dezember. Am 22. d. M., vergan⸗ genen Sonntag, fanden in verschiedenen Provinzen Abge⸗ ordnetenwahlen statt. Die Betheiligung der Wähler war sehr gering. — Das Marine⸗Ministerium hatte eine Kommission von Offizieren mit dem Studium und der Prüfung verschiedener Modelle von Hinterladern für die Marine⸗Infanterie beauftragt. Dieselbe hat jetzt nach genauer Prüfung und Vergleichung der Waffen und der damit erzielten Resultate im Polygon von Vierreggio ihr Gutachten eingereicht. Es soll danach den Ba⸗ taillonen der Marine⸗Infanterie und der Marineschule eine be⸗ stimmte Anzahl von Waffen der bestbefundenen Systeme über⸗ geben werden und bleibt es dem Kommando der Schule über⸗ lassen, neue Versuche damit anzustellen und über ihre Resultate an das Marine⸗Ministerium zu berichten.
— Nachdem die Maßregeln gegen die Tiber⸗Ueberschwem⸗ mungen lange Gegenstand von Kommissionsberathungen gewesen, hat das Municipium jetzt 2 Millionen Lire für Arbeiten zur Reinigung des Flußbettes bewilligt.
— 2. Januar. (W. T. B.) Der Papst hat am gestrigen Neujahrstage außer der palatinischen Garde auch die Ordens⸗ generale und die Zöglinge der auswärtigen Kollegien empfangen und deren Adressen entgegengenommen und beantwortet. — Der französische Abgesandte de Corcelles beabsichtigte, schon heute nach Versailles zurückzukehren.
— Das „Journal de Rome“ glaubt zu wissen, daß der General de Corcelles in Folge seiner Unterredung mit dem Kardinal Antonelli den Botschafterposten beim päpstlichen Stuhle nicht annehmen werde.
Rußland und Polen. St. Petersburg, den 1. Ja⸗ nuar. Wie der „Kr. B.“ meldet, sind die Fregatte „Sswjet⸗ lana“ mit dem Großfürsten Alexis an Bord und die Korvette „Witjas“ am 27. Dezember in Nangasaki ein⸗ getr offen.
2. Januar. Nach dem heute ausgegebenen Bulletin über das Befinden des Großfürsten Thronfolgers nimmt das Fieber gradweise ab, der Zustand der Kräfte ist, trotz der durch die Krankheit verursachten Abschwächung, im Ganzen ein sehr zufriedenstellender.
— Die Gesetzsammlung veröffentlicht den zwischen Ruß⸗ land und der Schweiz abgeschlossenen Postvertrag. 8
— Monatsübersicht für Dezember. Der Kaiser kehrte in diesem Jahre später als gewöhnlich von Livadia, seiner Privatresidenz in der Krim, zurück. Das Petersburger Leben entfaltete sich daher in seinem vollen Glanze erst seit dem Anfang des Dezember nach neuem Style. Das Georgenfest, verherrlicht durch den Besuch des Prinzen Carl von Preußen, wurde mit den üblichen Ceremonien gefeiert, welche wie gewöhnlich eine- Anzahl Fremder zur Newastadt hin⸗ zogen. Bald nach dem Georgenfeste gab die Erkrankung des Großfürsten⸗Thronfolger Grund zu allgemeinen Besorgnissen in der Residenz. Unterleibstyphus mit starkem Fieber brachte den Thronerben in ernstliche Gefahr. die Dank der gesunden Kon⸗ stitution des Kranken und der Sorgfalt der Leibärzte, der DDr. Hirsch und Botkin, indessen allmählich beseitigt ward.
Die Haupt⸗ und Spezialkommissionen, welche mit den vorberei⸗ tenden Berathungen zur Einführung der allgemeinen Wehr⸗ pflicht betraut sind, haben ihre Arbeiten bis zu einem gewissen Punkte erledigt. Die einschlägichen Fragen waren äußerst komplizirt, indem die Begriffe über den Militärdienst seit 15 Jahren mancherlei Umgestaltung in Rußland erfuhren. Die Militärpflicht war bisher bekanntlich nur auf gewisse Klassen der Bevölkerung be⸗ schränkt, von welchen nach dem Loose jährlich oder fast jährlich ein gewisser numerischer Satz von 1000 rekrutenpflichtigen Be⸗ wohnern ausgehoben wurde. Die Ausgehobenen mußten unter den früheren Regierungen 25 Jahre dienen, während die Ver⸗ sorgung des Ausgedienten nicht hinlänglich gesichert war. Erst
Großbritannien und Irland. London, 1. Januar. Nach den am Jahresschlusse veröffentlichten Ausweisen über die Staatseinkünfte Großbritanniens belaufen sich die Ein⸗ künfte während der letztverflossenen drei Monate auf 17,481,362 Lstr., oder 627,265 Lstr. mehr als in dem entsprechenden Zeit⸗ raum von 1871. Die Gesammt⸗Einnahmen während des am 31. Dezember beendeten Jahres betrugen 77,688,920 Lstr., d. i. 5,479,809 Lstr. b22, als im vorhergehenden Jahre. Dieser Zu⸗ wachs gehört indeß nicht ganz dem wirklichen Finanzjahr an, denn der größere Theil desselben, der in dem am 31. März endenden Quartal erwuchs, gehörte dem vorhergehenden Finanz⸗ jahr an. Der aktuelle Zuwachs der Einkünfte seit dem letzten Finanzausweise des Schatzkanzlers beträgt 2,980,600 Lstr. Mit Ausnahme der Kronländereien und vermischten Einkünfte, die mit einer nur unerheblichen Abnahme figuriren, weisen sämmt⸗ liche andere Zweige der Staatseinnahmen erhebliche Mehrerträge auf. Zölle lieferten 20,236,000 Lstr. oder 515,000 Lstr. mehr als im Jahre vorher; die Accise produzirte 23,238,000 Lstr. oder
“ eine andere Auffassung des Soldatenstandes un
ringerte die Zahl der Dienstjahre und stieß alle unordentlichen
der russischen Armee⸗Organisation fehlte nur noch
der Kaiser Alexander II. veranlaßte unmittelbar nach seinem Re⸗
Soldatenberufs. Er sorgte für zweckmäßigere Klei⸗ dung, sorgsamere Verpflegung, Seee Behandlung; er ver⸗
Elemente aus dem Heere heraus. Der Soldatenberuf mußte als ein vollständig ehrenvoller sich bethätigen, und die Strafen, mit welchen die Vergehen der Soldaten be⸗ legt wurden, standen im Einklange mit den anerkannt besten Militär⸗Gesetzgebungen der Neuzeit. Als Schlußstein die völlige Umwandlung der Armee nach modernem Bedürfniß — die Ein⸗ führung der allgemeinen Wehrpflicht. Seit Ende 1870 war die Heranziehung aller Stände zum Militärdienst mit kürzeren, nach dem erlangten Bildungsgrade zu bemessenden Fristen beschlossen worden. Es fehlte aber viel, bis der Gedanke eine Gestalt ge⸗ wann, die sämmtlichen einmal bestehenden Verhältnissen gerecht ward. Die Kommission mit ihren Unterabtheilungen hatte un⸗
2,086,000 Lstr. mehr; Stempelgefälle lieferten 9,644,000 Lstr., oder 228,000 Lstr. mehr; Tagxen 2,338,000 Lstr. oder 21,000 Lstr. mehr; die Vermögenssteuer realisirte 6,688,000 Lstr. oder 2,948,000 Lstr. mehr; das Post⸗Amt 4,690,000 Lstr. oder 170,000 Lstr. mehr, und der Telegraphen⸗Dienst 685,000 Lstr.
Das Geschwader des Contre⸗Admiral Chaillé hat den Befehl erhalten, bis zum
Spanien. Madrid, 28. Dezember. Der heutige „Tiempo“ meldet: „Wenn man einem Schreiben, welches wir vor Augen haben, Glauben beimessen darf, so waren die Nachrichten aus Catalonien sehr beunruhigend. Der größte Theil der zur Ver⸗ folgung der Carlisten ausgesandten Miliz soll sich mit den Banden vereinigt haben, während der Rest geschlagen und zur die Insurgenten Operationen aus⸗ gedehnt, während die Armee vor Catalonien noch immer nicht die versprocheuen Verstärkungen erhalten hat.“ — Ein anderer
88 Z
darlagen, daß man an die endliche Redaktion eines Entwurfs schreiten konnte. Dieser Entwurf liegt nun in 240 agraphen fertig vor.
In Bezug auf die Industrie ist zu bemerken, daß in Mos⸗ kau ein Museum für Landwirthschaft, angewandte Mathematik und technische Wissenschaften eröffnet worden ist. Das betreffende
ebäude besteht aus drei Etagen, und zwar befinden sich in den⸗ selben in der ersten Etage geologische Gegenstände und Abtheilung für Bergbau; die zweite Etage umfaßt die Abtheilung für Ma⸗ rine und Verkehrswesen; die dritte Etage ist vorzugsweise für landwirthschaftliche Gegenstände bestimmt. Das Museum von Turkestan, die Sektion für Galvanoplastik, Photographie u. dergl. bilden Nebenabtheilungen in diesem Museum. Die Sorgfalt, die man den technischen Fächern zuwendet, rechtfertigt sich ganz besonders, weil im Vergleich zu den Wissenschaften und Studien, die zum Civil⸗ und Militärdienst nöthig waren, die mehr in⸗ dustriellen Beschäftigungen im Publikum zurücktraten.
Mit großen Festlichkeiten wurde inzwischen auch die Feier des hundertjährigen Bestehens der Petersburger Commerzschule begangen. Diese Anstalt, von der Kaiserin Katharina II. ge⸗ stiftet und gegenwärtig der besonderen Fürsorge des Prinzen Peter von Oldenburg anvertraut, hat einen hohen Rutzen für Rußland gehabt. Etwa 3000 Zöglinge haben dort ihre Aus⸗ bildung erhalten, welche in industrieller Beziehung viel Ersprieß⸗ liches für Rußland geleistet. Es erhielten am 6. (18.) Dezember Allerhöchste Reskripte mit dem Ausdruck Kaiserlicher Anerkennung: der Kurator der Anstalt, Prinz Peter von Oldenburg, das Mit⸗ glied des Conseils der Anstalt, Geheimrath Baron Stieglitz und endlich die Anstalt selbst.
Der um Reform der Posteinrichtungen verdiente Baron Welho, Chef des Postdepartements in Rußland, unternimmt in nächster Zeit eine Rundreise, die sich bis nach Ost⸗Sibirien er⸗ strecken wird, eine so weit ausgedehnte Inspektionsreise, wie sie noch kein Chef des Postressorts unternommen hat.
Die Verhältnisse der Sektirer in der russischen Kirche gehen einer baldigen festen Regelung entgegen. Die Ausstellung von Ursprungszeugnissen, die Führung der Civilstands⸗Register für die Sektirer durch weltliche Behörden hebt die bisherigen Schwie⸗ rigkeiten, die in dieser Richtung beständig sich erheben wollen, mit einem Male auf. Die kirchliche Behörde vermochte die Sek⸗ tirer nicht zu kontoliren: die weltliche umgeht alle Meinungs⸗ verschiedenheit, und bleibt bei den staatlich nothwendigen Bezie⸗ hungen. Auch sonst bricht sich der Fanatismus der Sektirer an der zunehmenden Aufklärung des Klerus, welche die Regieru auf alle Weise fördert. Auch Privatleute, haben Schenkungen zu kirchlichen Zwecken, durch Restaurirung alter Kirchen dem Klerus finanziell zu Hülfe zu kommen gesucht. Auch kirchliche Brüderschaften und Vereine zur Kirchenpflege, und in Petersburg noch die großartige Gesellschaft der „Freunde religiöser Aufklärung“ suchen das Interesse für religiöse Dinge zu fördern und das geistige Niveau russischer Geistlichkeit zu heben. Im russischen Zoll⸗Departement ward eine interessante Publi⸗ kation mit offiziellem Charakter herausgegeben: „Uebersicht des auswärtigen Handels für 18714 — erster Band. Danach ist im letzten Dezennium der Ausfuhrhandel sowohl wie auch der Einfuhrhandel auf weit mehr als das Doppelte gestiegen; es be⸗ trug nämlich in den Jahren:
1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 186) 1870 1871
— — —— — — — — — — — — — — — — — —
die Einfuhr 145. 128. 130. 148. 111. 180. 236. 211. 321. 316. 352 die Ausfuhr 164. 167.140. 171. 191.201. 221. 217. 256. 351. 360 Millionen Rubel. Auf diese höheren Werthangaben, welche sich nach dem Jahre 1869 herausstellen, hat unbestreitbar die damals durchgeführte Aenderung des Tarifs Einfluß. Die größte Aus⸗ dehnung des Ausfuhrhandels kommt auf Petersburg mit Kron⸗ stadt; hierauf folgen Odessa, Riga, Rostow am Don, Taganrog, Wirballen, Archangel. Der Prozentsatz für die Ausfuhr ist bei allen diesen Handelsplätzen von 1870 auf 1871 in mehr oder weniger starker Zunahme (besonders in Petersburg und Odessa): eine unbedeutende Abnahme gegen das Vorjahr zeigte sich blos in Rostow am Don. Die genannten sieben Handelsplätze um⸗ fassen nicht weniger als 70 Prozent unseres gesammten Aus⸗ fuhrhandels. In Bezug auf die Einfuhr nimmt St. Petersburg ebenfalls den ersten Platz ein. Dann folgen Moskau, Odessa, Wirballen, Warschau, Riga, Rewal, Alexandrowsk und die genannten acht Plätze nehmen etwa 86 Prozent unseres gesammten Einfuhr⸗ handels in Anspruch. Am Stärksten ist die Einfuhr von Deutschland und Nordamerika. Nach Deutschland wurde im Jahre 1871 für 76 Millionen Rubel ausgeführt, aber für 162 Millionen von dort eingeführt; nach Nordamerika wurde in demselben Jahre nur für 860,000 Rubel ausgeführt, dagegen für mehr als 16 Millionen Rubel von dort eingeführt. Der Feldzug gegen Chiwa ist noch immer nicht eröffnet. Es wurden bisher nur umfassende Rekognoszirungen vorgenom⸗ men, um sich von allen Terrainverhältnissen die positivsten Kenntnisse zu verschaffen. In Folge verschiedener Streifereien, die von den Parteigängern der Chivingen vorgenommen wur⸗ den, sind bereits kleinere Verkehrsstörungen eingetreten, In Orsk blieb die Steppenpost 7 Tage aus, aber von ernstlicherem Treffen war noch nichts bekannt. Die Streifzüge russischer Ab⸗ en gen und von Kosaken waren in dem Umfange, in wel⸗ em sie angeordnet wurden, mit Erfolg gekrönt.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 28. De⸗ zember. Der Zusatzartikel in der am 18. d. M. unterzeichneten Münzconvention, welcher die Bedenklichkeiten Dänemarks bei der Unterzeichnung gehoben hat, nämlich daß nach dem 11. Artikel solche Goldstücke in den Staatskassen uicht eingewechselt werden sollen, die durch Abnutzung über 2 Proz. ihres Gewichtes verloren haben, und welcher eben so bindend sein soll, wie die Convention selbst, lautet folgendermaßen: 16 „eEs soll jedem der drei Reiche unbenommen sein, sich einer noch weiter gehenden. Einwechslungsverpflichtung rücksichtlich der für die Reiche geprägten Goldmünzen zu unterziehen, als derjenigen, welche bus pen 11. Artikel der Convention, verglichen mit dem 10. Artikel,
Amerika. Eine Depesche aus San Francisco meldetunterm 28. Dezember, daß das Flaggenschiff des amerikanischen Pacific⸗ Geschwaders nach Honolulu abgegangen ist, um die Interessen der ““ durch den Tod des Königs verursachten Interregnums zu schützen
New⸗Vork, 2. Januar. Die Staatsschuld hat im Monat Dezember um 1 ¼ Millionen Dollars zugenommen. In der Staats⸗ kasse befinden sich 74,375,000 Dollars in baarer Münze und 9,875,000 Dollars Papiergeld. Die Zunahme der Schuld i durch den halbjährlichen Rechnungsabschluß der einzelnen R gierungsabtheilungen veranlaßt; dazu kommt eine ungewöhnlich kleine Einnahme pro Monat Dezember, welche durch die Intrade
die Grundsätze so weit klar
8
ablässig gearbeitet, und dennoch bedurfte es mehrerer Jahre, bis
pro Januar wieder ausgeglichen wird.
ürger auf den Sandwichs⸗Inseln wegen 88. 1
u6“
— MKRachrichten aus Mexiko zufolge hat
vertagt. Nach einem Erlasse des Präsidenten Lerdo de Tejada
ollen Botschafter n g. sanbe 989 Die Eisenbahn von Veracruz nach Mexiko ist
jetzt vollendet.
indi ostdampfer „Moselle“ lauten nach dem „A. C.“ döchst Fene gebnm. fahren fort, in den verschie⸗ denen Republiken festigt sich der
donduras hat von . anläßlich der Beendigung und der zukünftigen Aussichten des des 1* sinnungen des Friedens und der Freundschaft Ausdru k geben. der Eisenbahn wird mit allem möglichen Eifer be⸗ der Wichtigkeit der baldigen kommerziellen die Republik erzeugen wird, erfüllt ist. In s öffentliche Vertrauen an. Aus Costa Berichte über den Fortschritt der Eisenbahn der Seite von Lima machen, wie verlautet, Ecuador, . er Erdstoß verspürt. Mehrere Kirchen und andere Gebäude wurden beschädigt. In einigen Theilen
Der Bau G trieben, da die Regierung von Vollendung des theile, die es für Nicaragua hält da Rica liegen günstige vor. m d befriedigende Fortschritte.
des peruanischen Schiffes „Maria Luz“
Im Norden von Sa
Landenge sollte unter den
Mexikos nach Deutschland
— aus Ce
Die neuesten Nachrichten
rfreulich. Frieden und Fortschritt — die Oberhand zu behalten.
Verwaltungszweige des 2.aras he 8 sh Rica, Salvador
Landes
Werkes und der
Die Werke an 8 In Quito,
24. November ein heftig
öffnete sich die Erde und ließ Kluften in Das Verfahren der japanischen Regierung
nach zu ernstlichen Difsierenzen zwischen führen. Die Panzerfregatte Korvette „Union“ 1 chinesischen und japanischen Gewässern zu Garcia, der Kapitän der „Independeneci
vollmächtigten Perus bei
ernannt worden. Von Januar bis August
den 12,000 chinesische Kulis in Peru importirt. Die Einwan⸗
derung fängt an, beträchtliche Aufmerksamkeit
svisien der peruanischen Regierung hat sich eine Kom⸗ de nshhge 8 5. 8 Europäern zu fördern.
pagnie gebildet, um die Einwanderung von
In Arequipa wurde ein Erdstoß 82 7 3 11 Ame⸗
Stadt heimsuchte, gleichstellte. In den Centralstaaten von 2 ZEE“ die zum Zwecke hat, 88 ver⸗ ijedenen Staaten zur Bildung einer Konföderation zu beein⸗ c Ihre Parole ist: „Eine Regierung und ein Land.“ Die Vereinigten Staaten von Amerika sollen als Vorbild dienen. lvador hatte eine Eruption des Am Fuße
und Dauer sich beinahe dem, der am rika ist eine Bewegung im Gange,
ussen.
ans Santa Anna stattgefunden.
speienden Berges befinden sich viele Kaffee⸗ zerstört werden dürften. 2 von Salvador ist in dieser Saison größer ausgefallen,
wie man befürchtet,
dessen die Preise sehr gewichen sind. In Franzisco Sandoval, von Juliapa erschossen worden. Ausfall der Kaffeeernte von Guatemala. am 29. November, dem
Regierung wieder aufgenommen werden.
von Chili, sind sehr reiche Goldminen entdeckt worden.
Asien.
tung der Jahreszählung von men hat.
Afrika. afrikanische Postdampfer „Biafra“ . Afrikas die Nachricht, daß der König päischen Gefangenen befreit habe. suchte Madeira heim,
bringt von
Hülfeleistungen zur Linderung des durch die Sturm⸗ fluth vom 12. und 13. November verursachten Noth⸗
standes. Berlin. Der Deutsche Hülfsverein an den Ostseeküsten wird zeichniß veröffentlichen. sind dem Verein bereits großen Theil von des abgeführt worden. gehört u. A. ein Beitrag von 200 Thalern Verein zu Waldenburg i. Schl.
überaus regem Interesse. Hannover. Das
der Frau Stadtdirektor zwar, wie wir hören,
Männerquartetts des Domchors, am 6. d.
sälen des Königlichen Königsberg.
7000 Thlr. an den „Hülfsverein zur Linderung r Geheimen Kommerzien⸗Rath Bleichröder in Berlin und zwar mit der Bitte abgehen lassen, auch den durch die Sturmfluth am 13. November in unserem Regierungsbezirke geschädigten Strandbewohnern etwas zusammengekommenen Geldern zukommen zu lassen. D den im Regierungsbezirk Königsberg ist auf eine Höhe von
an der Ostsee“ zu Händen des
etwa 1000 Thaler festgestellt.
Elberfeld. Für die in Noth gerathenen Bewohner der beim hiesigen Unterstützungs⸗Komite
Ostseeküsten sind bis heute beim 6803 Thaler 18 Sgr. 2 Pfg. eingegangen. In Stockholm sind bei
Reichskanzler⸗Amt abgesandt worden.
——
Die in New⸗York SS Sammlungen haber s ergeben.
jetzt die Summe von 4000 Do
”
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau. Der 60,000 Kohlengruben⸗ und Cisenwerkarbeitern in Walés dauert
London, Freitag, 3. Januar.
fort, weil die Arbeitgeber sich weigern, die
Frieden mit jedem L39 mehr. 8. 22S
Hauptaufmerksamkeit der Reorganisation ⸗ EZE“ Staates. Die Regierung von und Guatemala Glück⸗ des jüngsten Krieges
gegen den Kapitän dürfte allem Anscheine den beiden Ländern „Independencia“, haben Befehl erhalten,
den Höfen in Beddo und Peking
einer der Rebellenführer im Departement Man erwartete einen günstigen In Jahrestage der Unabhängigkeit der Land⸗ enge, große Festlichkeiten statt, die drei Tage lang dauerten. Die Exploration einer zwischenozeanischen Kanalroute über die 1 Auspizien der Vereinigten Staaten⸗ In Lebu, im Süde
Vor einigen Tagen ist die Nachricht eingetroffen, daß Japan den Europäischen Kalender (unter Beibehal⸗ Kaiser Sinni oder Simu) angenom⸗
Der am 29. Dezember in Liverpool angekommene
Ein verheerender Orkan in Folge dessen das englische Kanal⸗ geschwader unter der Leeseite der Insel eine Zuflucht suchen mußte.
in dieser Woche sein erstes Gabenver⸗ Seit der kurzen Zeit seines Bestehens 334,000 Thaler zugegangen und zum demselben sofort zur Linderung des Nothstan⸗ Zu den jüngst eingetroffenen Spenden
Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz folgt der Thätigkeit des Vereins mit
zum Besten der Nothleidenden an den Ostseeküsten von der Frau General-von Voigts⸗ Rhetz und Rasch veranstaltete Konzert wird, und unter Mitwirkung der Frau v. Voigts⸗ Rhetz, der Frau v. Bronsart, des Frl. München, des Herrn Prof. Joachim, des Herrn Kammermusikus Lindner und des
Hoftheaters gegeben werden. 1 Das hiesige Lokalkomite hat vorgestern
dem Deutschen General⸗Konsul aus Schweden für die Nothleidenden in den deutschen Ostsee⸗ Provinzen 9637 Rdr. 50 Oere eingegangen und an das Deutsche
sich der Kongreß
und Spanien ge⸗ ntral⸗Amerika
In Honduras be⸗ Die Regierung
erhalten, die Ge⸗
Vor⸗
wurde am
dem Boden zurück.
sowie die sich nach den begeben. Signor a,? ist zum Be⸗ dieses Jahres wur⸗ zu erregen. Unter
der an Heftigkeit August 1869 die
Vul⸗ dieses feuer⸗ Plantagen, die, Die Indigoernte in Folge Guatemala war
anama fanden
8
von der Westküste Ashanti die euro⸗
für den Nothstand
von dem Vorschuß⸗
M. in den Konzert⸗
des Nothstandes
aus den Der Scha⸗
bis
Strike von etwa
enden Differenzen 2 „Times“ geht 2. d. zu, wona f nach Honolulu beordert worden wären, um Stärke des dortigen englischen Geschwaders amerikanische Flotte zu konzentriren. 52 Paris, Freitag, 3. Januar. Das „Journal officiel“ be⸗ zeichnet die von den Zeitungen anläßlich der Entlassung des Grafen v. Bourgoing von seinem Botschafterposten beim päpst⸗ lichen Stuhle ausgestreuten Nachrichten als unbegründet und sagt, daß der französische Gesandte am italienischen Hofe, Four⸗ nier, der ganzen Angelegenheit fern gestanden und daß zwischen Graf Bourgoing und Fournier keinerlei Konflikt hettgefunden habe. WI1
ünne
ein Schiedsgericht herbeizuführen. —
ein Telegramm aus Philadelphia vom
sämmtliche Schiffe des Pacifie⸗Geschwaders 5. daselbst eine der gleichkommende
Königliche Schauspiele. Sonnabend den 1.SeSe Im Opernhause. (3. Vorst.) Fantasca. Großes Zauber⸗Ballet in 4 Akten nebst einem Vor⸗ spiel (12 Bildern) von P. Taglioui. Musik von P. Hertel. Anfang 7 Uhr. M.⸗Pr. “
822 Schauspielhaufe (3. Ab.⸗Vorst.) Clavigo. Trauer⸗ spiel in 5 Abtheilungen von Goethe. Anfang 7 Uhr. M.⸗Pr.
Sonntag, den 5. Januar. Im Opernhause. (4. Vorst.) Die Hugenotten. Oper in 5 Abth. nach Scribe. Musik von Meyerbeer. Ballet von P. Taglioni. Margarethe: Frl. Leh⸗ mann. Valentine: Fr. v. Voggenhuber. Urbain: Fr. Kupfer⸗ Berger. Raoul: Hr. Niemann. Marcel: Hr. Fricke. St. Bris: Hr. Salomon. Nevers: Hr. Schmidt. Anfang halb 7 Uhr.
Mittel⸗Preise.
88 Cüchauspielhause. (4. Ab.⸗Vorstell.) Zum 1. Male wiederholt: Ein amerikanisches Duell. Lustspiel in 1 Akt von G. v. Moser. Hierauf, zum 1. Male wiederholt: Der Pathe des Kardinals. Dramatische Anekdote in 1 Aufzug von Friedr. Meyer v. Waldeck. Zum Schluß: Die Dienstboten. Lebensbild in 1 Akt von R. Benedix. Anfang 7 Uhr. Mittelpreise. ]
Es wird ersucht die Meldekarten (sowohl zu den Opern⸗ haus⸗, wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ kasten des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗ über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen. Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Meldungen um Theater⸗Billets im Bureau der General⸗ Intendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegan⸗
gen angesehen und finden keine Beantwortung.
— Die Nr. 24 des Marine⸗Verordnungs⸗Blattes enthält u. A.: Modifikation des §. 172, Theil II., des Strafgesetzbuchs für das preußische Heer. — Entfernung ungiltiger Stempelzeichen bei aptirten Waffen. — Gemeinschaftliche Absendung von Korrespondenzen Seitens der einzelnen Schiffs⸗Kommandos. — Inhalt⸗Verzeichniß der Schiffs⸗ — Das Amts⸗Blatt der Deutschen Reichs⸗Telegraphen⸗Verwal⸗ tung, Nr. 23, enthält eine Verfügung vom 14. Dezember 1872, die Instradirung der bei Deutschen Stationen aufgegebenen, via Ostende nach England zu befördernden Depeschen betreffend.
— Die Nr. 1 des „Preußischen Handels⸗Archivs“ hat folgenden Inhalt: Gesetzgebung: Schweden und Norwegen: Abänderungen des Zolltarifs für Norwegen. Statistik; Deutsches Reich: Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern in dem Zollgebiet des Deutschen Reichs für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats November 1872. — Großbritannien: Die Schifffahrt in den Britischen und Irischen Häfen wäͤährend der Jahre 1870 und 1871. — Rußland: Jahresbericht des Generalkonsulats zu Riga für 1871. — Mittheilungen: Tilsit, Posen, Stralsund, Glogau, Görlitz, Altona, Emden, Halle a. S.
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Kunst und Wissenschaft. 6
Als zweite Novität kam am Sylvester⸗ abend im Königlichen Schauspielhause eine dramatisirte Anek⸗ dote in einem Aufzuge von Friedrich Meyer von Waldeck zur Auffüh⸗ rung, betitelt: „Der Pathe des Kardinals“, welche auf histori⸗ schem Hintergrunde eine Begebenheit aus dem privaten Leben des mächtigen Ministers Ludwigs XIV., des Kardinals Mazarin, im Ko⸗ lorit der Zeit vorführt. Die Anekdote dichtet dem bekannten Staats⸗ manne einen edlen Charakterzug an: Er hat noch in jüngeren Jahren als Hauptmann einst in einer kleinen Stadt den Sohn einer armen Wittwe, bei welcher er wohnte, als einziger Zeuge über die Taufe ge⸗ halten. Dieser sein Pathe, Julian Noireaud, ist inzwischen zu dem Goldschmied Roullard in Paris in die Lehre gegangen, ist ein tüchtiger Geselle geworden und hat sich nicht nur das Vertrauen seines Lehrherrn, sondeen auch die Liebe der Nichte desselben erworben. Meister Roullard aber hat die Feinde des Kardinals zu Kunden und ist, sonst ein harmloser Mann diesen zu Gefallen ebenfalls zu seinem erbitter⸗ ten Gegner geworden, der sogar eine sorgfältige Sammlung aller Schmäh⸗ schriften auf den Kardinal angelegt hat. Inzwischen aber ist nun der Kar⸗ dinal zum Premier⸗Minister ernannt worden, und Meister Roullard.sieht dadurch seinen Wunsch, den Titel eines Hof⸗Goldschmiedes zu erhalten, in weite Ferne gerückt, wenn er nicht des Kardinals und seiner An⸗ hänger Gunst zu erwerben sich bestrebt. Als daher eines Tages drei Hofleute von der Partei des Kardinals in seinen Laden treten, sucht er zwar seine Ehrerbietnng gegen denselben zu betheuern, als zur Un⸗ zeit Julian wieder mit einem Pack Spottschriften ankommt und ihn unbewußt durch seine Offenherzigkeit vor den Kavalieren bloßstellt. Im höchsten Zorn und zum Ergötzen der Herren erklärt er den Gesellen für einen Lügner und entläßt ihn sofort mit den kompromittirenden Schriften aus seinem Dienst. Zufällig blättert dieser in einer Biographie des Kardinals, welche sich unker den Heften findet und ersieht daraus zu seinem Erstaunen, daß der gewaltige Minister niemand anders ist, als der ehemalige Hauptmann, der sich seiner so väterlich angenom⸗ men. Durch List weiß er sich Zutritt in
Berlin, 3. Januar.
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das Hotel und zu der Person des Ministers zu verschaffen, der durch die Offenherzigkeit des Burschen gewonnen, ihn als Pathe anerkannt und seines Wohlwollens versichert. Julian ist zwar zuerst betroffen, denn er hat mehr erwartet, als die Frnennung zum Aufseher des Silbergeschirrs und die Er⸗ laubniß sich überall seinen Pathen nennen zu dürfen. In der darauf folgenden Audienz aber lernt er bald den Werth dieses Geschenks schätzen. Der Kardinal behandelt ihn zur Verwunderung der Kavaliere als seinen Vertrauten, den er in allen wichtigen und unwichtigen Dingen zu Rathe zieht, und als der Minister auf kurze Zeit den Saal verläßt, wird Julian von allen Seiten umdrängt. Man sucht ihn durch reiche Geldgeschenke zum Fürsprecher zu ge⸗ winnen. Seine erste Unsicherheit weicht allmählich einer naiven Würde. Durch seine Fürsprache erlangt der ebenfalls unter den Bittstellern erschienene Meister Roullard den ersehnten Titel eines Hofgoldschmiedes, welcher nun nicht mehr ansteht, dem reichen Gesellen die Hand seiner Nichte zu gewähren. 9
Die Hauptrollen des kleinen Stücks waren in den Händen der Herren Kahle, Oberländer, von Hoxar und des Frl. Kühle. Hr. Kahle Fe als Kardinal Mazarin nur die rein menschlichen Charakter⸗
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Eigenschaften des Staatsmannes zum Ausdruck zu bringen und vereinigte in
Meister Roullard, während Herr v. Hoxar ssich in der Darstellung der naiven Treuherzigkeit des Julian Noiraud auszeichnete und Fri⸗
Kühle als Nichte des Meisters nicht minder zu der beifälligen Auf⸗ nahme des Lustspiels
Den Schluß des Abends bildete G. v. Moser's stets wirksames Lustspiel „DHerrn Kaudel's Gardinenpredigten“ unter der Mitwirkung des Perr Döring und der Frau Frieb⸗Blumauer. 8
remen, 30. Dezember. Nach dem Jahresbexicht der Sanitätsbehörde ist nun auch derjenige des Gesundheitsraths erschienen, unterzeichnet von dessen Senior Dr. Stachow, verfaßt aber von Dr. Lorent, der zugleich Vorsitzender des Vereins für öffentliche Gesundheitspflege ist. Der Bericht behandelt größtentheils dieselben Gegenstände, wie diejenigen der Sanitätsbehörde, aber technisch er⸗ schöpfender. In dieser Hinsicht erscheint namentlich die speziellere Schilderung des Verfahrens, welches hier zur Einschränkung der Pocken⸗ seuche beobachtet worden ist, von Interesse. Der Gesundheitsrath schreibt es ausdrücklich diesem Verfahren zu, daß die Epidemie hier nicht so verheerend wie in anderen größeren deutschen Städten aufgetreten ist. Von allen Erkrankten sind nur 12 — 14 % gestorben; im Absonderungs⸗ hause 12 — 13, in Privathäusern 23 %. Es ergiebt sich schon aus der ver⸗ söesmnen Größe dieser Abweichungen von der Durchschnittszahl, daß as Medizinal⸗Amt in der Regel die Aufnahme der Kranken in das Absonderungshaus durchgesetzt hat: von 355 Erkrankten wurden nur 39 m Privatwohnungen gepflegt. Der Bericht weist außerdem an Beispielen, die zum Theil von Auswandererschiffen herrühren, nach, wie wichtig in Zeiten einer Epidemie die Beachtung auch der leichte⸗ sten Fälle sei. Nächst den menschlichen Epidemien finden sich die Thierseuchen behandelt, Hundswuth, Milzbrand und Maul⸗ und Klauen⸗ seuche des Rindviehs. Dann werden die einzelnen Fälle fummarisch aufgezeichnet, in denen der Gesundheitsrath durch das Medizinal⸗Amt in Thätigkeit gesetzt worden ist, und schließlich ein Blick auf den Fort⸗ gang der Anstalten für öffentliche Gesundheitspflege geworfen, nament⸗ lich auf die demnächst fertige Wasserleitung, von deren Eröffnung u. a. eine große öffentliche Wasch⸗ und Bade⸗Anstalt erhofft wird.
— Die Nachricht von dem Tode des Prof. L. Carius in Mar⸗ burg bestätigt sich nicht. Derselbe war erkrankt, befindet sich aber jetzt in Wiedergenesung.
München, 30. Dezember. Nachdem Professor Zumbusch sich entschlossen hat, sein Gypsmodell zu dem D enkmal für den ver⸗ storbenen König Maximilian zur Wiener Weltausstellung zu bringen, hat der König, um eine würdige Umgebung dieses kolossalen Monuments herstellen zu lassen, aus der Kabinetskasse die Summe von 5000 fl. der Landeskommission zur Verfügung angewiesen. Die Aufgabe, eine solche Umgebung des Denkmals zu liefern, hat nun die
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hiesige Gartenban⸗Gesellschaft übernommen.
Christiania, 26. Dezember. Vorgestern ist das Dampfschiff „Isbjörnen“ von Tromsö auf eine neue Expedition nach Spitz⸗ bergen ausgegangen und zwar mit dem Plane, so nahe an Bären⸗ Eiland heranzukommen, wie es die Eisverhältnisse erlauben und von dort aus nach dem Südcap auf Spitzbergen zu steuern. Sollte das Fahrwasser um Bären⸗Eiland herum eisfrei sein, dann wird ange⸗ nommen, daß es die Westküste von Spitzbergen ebenfalls ist. Im ent⸗ gegengesetzten Falle ist man genöthigt, bei nur geringer Aussicht auf guten Erfolg, einen Versuch zu machen, sich von Süden her beim Prinz Carls⸗Vorlande durchzuschneiden. Daß im „Isfjord“ noch be⸗- deutende Vorräthe an Proviant und Kleidern vorhanden sind, ist be⸗ kannt. „Isbjörnen“ wird nicht abgeschickt, um die Besatzungen der ein⸗ gefrorenen norwegischen Fischerfahrzeuge vom Hungertode zu retten; aber man befürchtet, daß die Mannschaften einem andern Feinde, der Muthlosigkeit und Krankheit erliegen werden, wenn sie ohne Führer und sich selbst überlassen bleiben.
1 Landwirthschaft. 8 2
Berlin, 3. Januar. Aus dem Ministerium für die Landwirth⸗ schaftlichen Angelegenheiten sind uns folgende vom 30. v. M. datirte Mittheilungen auf die Rinderpest und andere an⸗ steckende Viehkrankheiten zugegangen: 3 1
1) Nach den eingegangenen amtlichen Berichten herrschte im Kö⸗ nigreich Ungarn am 15,. v. Mts. die Rinderpest auf den Pußten Staroselo, Briest, Güyrüsi, Bacsfai, Nemet, Terpinahata; in den Gemeinden Gyula, Hassany, Alt und Neu⸗Kacsdorf 4 Vörösmart, 8 Sepse, Borjad, Lacsuk, Babarcz, Siklös, Vokäny, Gyüd, Olasz, Püspsklak, Dräva Szabolcs, Dräva Szt. Märton, Berkesd, Katol, 6 Német Uerög, Jvän, Darda und Königl. Freistadt Fünfkirchen des Barangaer — auf den Pußten Somodar, Guepesi, Földhidi, Drä⸗ vaerdei, Pälfalu, Hetény und in der Gegend der Gemeinde N. Bajom . auf mehreren Pußten, sowie in den Gemeinden Bares, Nagy Bajom und Aszolö des Schömeger, in den Gemeinden Moraͤgy, Apati, U. Nana, Ta⸗
mrsii, Battaszék, Szegszard und Vardom des Tolnauer, — in der Gemeinde
Csikvar des Stuhlweißenburger, — Papa und Külsö Vath des Veß⸗ primer, auf den Pußten Rancsova und Göböljaras des Bavser, und
in den Gemeinden Gairing, Malaczka und Gr. Schützen des Preß⸗
burger Comitats. In der Gemeinde Seregelves des Stuhlweißen⸗
burger und in der Freistadt Zombor des Baczer Comitates ist die Rinderpest erloschen. In Slavonien ist diese Seuche in den Ge⸗ meinden Kutjevo, Lukasje, Kula, Porec und Tominovaec des Pozseganer Comitats zum Aufbruch gekommen. Zur Hintenhaltung der Weiter
verbreitung wie auch möglichst baldiger Ausrottung dieser Seuche wurden allenthalben die strengsten veterinär⸗polizeilichen Maßregeln angeordnet und deren Durchführung mit aller Strenge gehandhabt.
2) Ueber den Stand der Rinderpest in Oesterreich⸗Unga “ während der Zeit vom 2. bis 8. Dezember ist amtlich Folgendes “ meldet: Im obigen Zeitabschnitte ist die Rinderpest erlos chen in: G ““ zien in Nhwra des Borszczower, in Czerniow des Rohatyner und in Nowos⸗ zyn des Dolinaer Bezirks (der Dolinaer Bezirk ist hierdurch seuchefrei); der Bukowina in Bojan und Toporoutz des Czernowitzer Bezirkes; in Dalmatien in Sisic Igolo und Skaljaci des Cattaroer Bezirks; Ausgebrochen ist die Rinderpest im obigen Zeitraume in der Bu⸗ kowina in russisch Banilla des Wißnitzer und in Wassileu des Kotz⸗ manner Bezirkes; Mähren in Neustift und Krönau des Olmützer, Eiwanowitz und Chwalkowitz des Wischauer und Groß Senitz de Littauer Bezirkes; Böhmen in⸗Holodei des Pardubitzer, Ho rinoves des Königinhofer, Seestadtl und Poßwitz des Ko motauer und Brezhrad des Königgrätzer Bezirkes; Nieder Oesterreich im Simmering des Brucker Bezirkes und in 3 Wiener Stadtbezirken; Dalmatien in der Ragusaner Vorstadt Plocce, in EFibaria des Ragusaner und in Giurasevic des Cattaroer Bezirkes Außer den eben bezüglich des Ausbruches der Rinderpest genannten Orten erschienen am 8. Dezember v. J. noch nachstehende Orte ver scucht: In Galizien Horoszowa des Borszczower, Podwoloczyska des Skalater, Kolendziani des Czortkower, Bukaczowze Bursztyn und Tenetniki des Rohatyner Bezirkes; in der Bukowina Norwosielitya, 7 Sahala und Kotulostritza des Czernowitzer und Banilla des Wiß⸗ nitzer Bezirkes; in Mähren Laucan, Namiest, Nerstein, Schnebolin des Olmüͤtzer und ein ½ Stunde von Lundenburg⸗Gödinger Bezirkes gelegener Stall; in Böhmen Brüx sammt Umgebung und Kahn de⸗ Brüxer, Neundorf des Komotauer, Kladina Streidorf, Chor, Cas und Sezemir des Pardubitzer Bezirkes; in Niedec⸗ österreich Waidendorf des Großenzersdorfer, Gaudenzdorf des Sechshauser und Unter⸗Themenau des Mistelbacher Bezirs kes; in Oberösterreich Bachmanning, Hundshagen und Lambach des Welfer Bezirkes; im Küstenlande das Territorium der Stadt Trieft, Gorenji⸗Konc und Beka des Bezirkes Capo d Istria und das Fur Ortsgemeinde Castelnuovo gehörige Dorf Szeloze im Bezirke Vo⸗ losca; in Dalmatien Cilippi, Levorno, Kemaj und Milkulich des Ragusaer, Mula, Podi⸗Mercevac und Trebesin des Cattarper Bezirkes. Aus Ungarn ist im obigen Zeitraume ein weite⸗ rer Bericht über den Stand der Rinderpest nicht eingelangt. In Slavonien sind die Orte Kutjevo, Lukasje, Kula Porec und Tominovac des Pozeganer, sowie die Pußta Ribnja nächst Theresien⸗ feld des Veröcer Komitates verseucht. In Breznica und Lukacevac (Klokoucevac) des Veröcer Komitates ist die Rinderpest erloschen. —
der glücklichsten Weise die Würde der Stellung mit den durchleuchtenden
Erledigung der be⸗
gemuͤthlichen Regungen. Hr. Oberländer gab den gutmüthigen polternden
Syrmien und ganz Kroatien sind von der Seuche vollkommen