1873 / 5 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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8 Se. Königliche Hoheit der Kronprinz Humbert von Italien hat an das Kommando des 1. Hessischen Husaren⸗ v.r.e Nr. 13, als dessen Chef, folgende Gluͤckwunsch⸗Depesche gesandt: „Empfangen Sie, mein Oberst, die aufrichtigsten Glückwünsche, welche ich bei Antritt des neuen Jahres Ihnen und den braven Offi⸗ ieren und Mannschaften des Regiments übersende, zu dessen Chef das

ohlwollen Sr. Majestät des Kaisers mich ernannt hat. Humbert von Italien.“

Der Abgeordnete Miquël hat in der Sitzung des Hauses der Abgeordneten vom 19. Dezember 1872 die Ansicht geltend gemacht, daß manche der in neuerer Zeit bei dem Aktienwesen hervorgetretenen Uebelstände verschwinden würden, wenn die Ver⸗ öffentlichung der Statuten sämmtlicher Aktiengesellschaften im Reichs⸗Anzeiger und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger“ erfolgte.

Fn Anknüpfung an diese Aeußerung nehmen wir Anlaß, auf die bezüglichen thatsächlichen Verhältnisse zur Erläuterung hinzuweisen.

Die Bekanntmachungen, betreffend die Eintragungen in das Handelsregister, sind seit Anfang der 60er Jahre von den preu⸗ ßischen Gerichten neben den Lokal⸗, Provinzial⸗ und Fachblättern regelmäßig im „Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger“ publizirt worden. Es wurde dadurch dem hervorgetretenen Bedürfniß gemäß ein feststehender, leicht zugänglicher Mittel⸗ und Sammelpunkt für die authentische Feststellung des preußischen Handelsstandes und die Sicherheit der betheiligten Verkehrs⸗Interessen gebildet. Dem ent⸗ sprechend wurden auch die Konzessions⸗Urkunden und die Statuten der Aktien⸗Gesellschaften, welche bis zum Juni 1870 einer landes⸗ herrlichen Genehmigung bedurften, regelmäßig in dem „Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger“ publizirt. Es hatte sich daher auch für diese wichtigen Kollektiv⸗Gestaltungen des modernen indu⸗ striellen und kommerziellen Verkehrs in dem „Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger“ eine authentische gemeinsame Publikationsstelle herangebildet.

Durch das Norddeutsche Bundesgesetz vom 11. Juni 1870, betreffend die Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien und die Aktien⸗Gesellschaften, wurde dieser gemeinsame Mittelpunkt für Publikationen der preußischen Aktien⸗Gesellschaften aufgegeben. Wenn auch noch die Eintragung derselben in das Handels⸗Re⸗ gister von den betreffenden Gerichten in dem „Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger“ fortdauernd publizirt wird, so besteht doch für die in Rede stehenden Aktien⸗Gesellschaften keine gesetzliche Vor⸗ schrift, nach welcher sie ihre Statuten, sowie die nach denselben mit verbindender Kraft zu erlassenden Bekanntmachungen durch den „Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger“ zu publiziren haben.

Es hat zwar eine nicht unbedeutende Anzahl der neugebil⸗ deten Aktiengesellschaften und namentlich solcher, deren Wirk⸗ samkeit nicht auf ein bestimmtes lokales Gebiet begrenzt ist, den „Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger“ auch seit dem Juni 1870 zu ihrem statutenmäßigen Publikations⸗Organ gewählt; von einer großen Anzahl derselben ist dies indessen nicht geschehen. Es werden die Statuten der preußischen Mitiengesellschaften ꝛc. zum großen Theil gar nicht publizirt, und die Bekanntmachun⸗ gen verbreiten sich auf so zahlreiche politische und Börsenblätter, daß eine Uebersicht derselben und eine Einsicht für den unmit⸗ telbaren praktischen Gebrauch dem Publikum fast ganz ver⸗ schlossen ist.

Was ferner die Publikation der Statuten derjenigen Kate⸗ gorien von preußischen Aktiengesellschaften betrifft, für welche auch nach dem Erscheinen des Gesetzes vom 11. Juni 1870 noch eine landesherrliche Genehmigung erforderlich ist (Eisen⸗ bahnen, Konzession zur Ausgabe von Inhaberpapieren u. s. w.), so bildete für dieselben bis zum Beginn des vorigen Jahres die preußische Gesetzsammlung ein gemeinsames Publikations⸗Organ und wurden dieselben dem entsprechend ebenfalls in dem „König⸗ lich Preußischen Staats⸗Anzeiger“ publizirt. G

Durch das Gesetz vom 10. April 1872, betreffend die Be⸗ kanntmachung landesherrlicher Erlasse durch die Amtsblätter, wurde bestimmt, daß die in §. 1 des Gesetzes bezeichneten landes⸗

herrlichen Erlasse und die durch dieselben genehmigten und be⸗

stätigten Urkunden nur durch die Regierungs⸗Amtsblätter publi⸗ zirt werden sollen. „Wenn dadurch in der Gesetzsammlung und im „König⸗ lich Preußischen Staats⸗Anzeiger“ der bisherige gesetzliche gemein⸗ same Publikations⸗Mittelpunkt für die Privilegien zur Emission von Inhaber⸗Papieren, von Konzessionen zu Eisenbahnen u. s. w. fortfiel, so stellte sich innerhalb der betheiligten Kreise bald das Bedürfniß einer centralisirten Publikation auf diesem Ge⸗ biet des kommerziellen und industriellen Gebiets heraus.

Auf den von mehreren Seiten wiederholt ausgesprochenen Wunsch, die Urkunden der bezeichneten Art im Interesse einer umfassenden Publizität neben den Regierungs⸗Amtsblättern auch durch den „Deutschen Reichs⸗ und Königl. preußi⸗ schen Staatsanzeiger“ zu veröffentlichen, haben die König⸗ lichen Ministerien die Anordnung getroffen, daß die von ihnen ausgehenden, zur Veröffentlichung durch die Amtsblätter be⸗ stimmten Erlasse u. s. w. auch der Redaktion des „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers“ zur Pu⸗ blikation zugehen. Demgemäß wird der authentische Wortlaut jener Erlasse u. s. w. regelmäßig durch den „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger“ veröffentlicht werden. Dies geschieht, wie wir ausdrücklich konstatiren, im öffentlichen Verkehrs⸗Interesse, und ohne daß die Betheiligten, wie bei dem Abdruck in den Amtsblättern, die Kosten der Indrucklegung zu tragen haben.

Was ferner die nicht an staatliche Genehmigung gebunde⸗ nen Aktiengesellschaften, welche die überwiegende Mehrheit bilden, betrifft, so würde der für den „Deutschen Reichs⸗ und König⸗ lich Preußischen Staats⸗Anzeiger“ festgestellte Etat nicht hinrei⸗ chen, die Kosten der Indrucklegung der Statuten und der statu⸗ tenmäßigen Bekanntmachungen zu übernehmen. Es mag in dieser Beziehung genügen, darauf hinzuweisen, daß nach einer von uns angefertigten Uebersicht in Preußen bis Ende März d. J. circa 688 Aktien⸗ und Kommanditgesellschaften auf Aktien bestanden. Von diesen fallen auf den Zeitraum von 1790 bis zum Juni 1870 circa 279 genehmigte Aktiengesellschaften, wäh⸗ rend die übrigen 409 sich auf das Jahr 1870 mit 34, auf das Jahr 1871 mit 225 und auf das erste Quartal 1872 mit 150 vertheilen.

Um den bis dahin im „Königlich Preußischen Staats⸗ Anzeiger“ für dieselben bestandenen Publikations⸗Mittelpunkt, so weit es innerhalb der uns zu Gebote stehenden Mittel an⸗ gängig erschien, zu ersetzen, haben wir sofort nach Erlaß des Gesetzes vom 11. Juni 1870 damit begonnen, die folgenden Publikationen einzurichten.

1) Wir haben zunächst Zusammenstellungen aller in die Handelsregister der preußischen Gerichte eingetragenen Aktien⸗ gesellschaften mit Angabe des Zwecks, Grundkapitals u. s. w.

Reichs⸗ und Preußischen Staats⸗Anzeiger“ wie in Se drücken veröffentlicht. Daß diese Uebersichten dem Bedürfnisse entsprechen, beweist die Thatsache, daß die älteren derartigen längst vergriffen sind und noch täglich verlangt werden.

2) In Betreff der in dem ganzen Gebiet des Deutschen Reichs bestehenden Banken haben wir bereits im Mai 1871. eine eingehende statistische Darstellung publizirt. Um dieselbe stets korrekt zu erhalten, haben wir uns demnächst an die Vor⸗ stände derselben Behufs Herstellung einer authentischen Uebersicht der einschläglichen Verhältnisse gewandt. In Folge des uns desfalls uͤberall gezeigten bereitwilligen Entgegenkommens waren wir bereits ebenfalls Ende Mai 1871 im Stande, die Monats⸗ Bilanzen einer großen Anzahl Deutscher Banken regelmaßig im „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger“ zu publiziren und aus den desfallsigen authentischen Publika⸗ tionen in jedem Monat eine tabellarische Uebersicht über den Status dieser Banken mitzutheilen.

3) In Anknüpfung an diese Monats⸗Bilanzen haben wir auf mehrfach uns gegebene Veranlassung in dem „Deutschen Reichs⸗ und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger am 6. Dezember v. J. eine statistische Zusammenstellung über die Gesammtverhältnisse derjenigen 87 preußischen und außerpreußischen Banken veröffentlicht, deren Aktien an der Berliner Börse gehandelt werden. Diese auf Grund der Statuten, Bekanntmachungen und sonst publizirten Nachrichten abgefaßte Uebersicht hat den Zweck, eine thatsächliche Auskunft über die einschlägigen Verhältnisse zu gewähren und enthält demgemäß folgende Rubriken:

1. Firma.

2. Domizil.

3. Gründungsjahr.

4. Baares Grundkapital. nate.

4) Ueber die Betriebseinnahmen der preuß. Eisenbahnen, wird bekanntlich Seitens des Kgl. Handels⸗Ministeriums seit einer Reihe von Jahren allmonatlich im „Deutschen Reichs⸗ und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger“ eine tabellarische Uebersicht bekannt gemacht. Im Anschluß daran haben wir 5) die entsprechenden Materialien für die außerpreußischen deutschen Eisenbahnen durch das bereitwillige Entgegenkommen der betreffenden Direktionen seit dem Juli v. J. erhalten, und wird seit dem monatlich eine Zusammenstellung der Betriebsein⸗ nahmen auch der deutschen nichtpreußischen Eisenbahnen von uns bekannt gemacht.

6) Ebenmäßig werden wir binnen Kurzem, wie für die Banken bereits geschehen, so auch für die sämmtlichen Eisen⸗ bahnen, deren Aktien an der Berliner Börse gehandelt werden, die periodische Veröffentlichung einer statistischen Uebersicht begin⸗ nen, welche folgende Rubriken umfaßt 1) Sitz und Koncessionsjahr; 7) Cours;

2) Betrag der Emissionen; 8) Zinsgarantie; 3) Appoints (Größe der 9) Zahlstelle für Zinsen und

Stücke); Dividenden u. s. w. in 4) Dividenden von 1868/71; Berlin;

5) Usancieller Zinssatz;6 10) Bemerkungen. 6) Zinstermin; 8

7) Was endlich die neugebildeten Industrie⸗Aktiengesell⸗ schaften betrifft, so sind wir bestrebt gewesen, auch über diejeni⸗ gen, deren Aktien an der Berliner Börse gehandelt werden, das authentische Material zu sammeln, und haben uns die be⸗ treffenden Direktionen die Statuten und statutenmäßigen Publi⸗ kationen auf unser Ansuchen bereitwillig mitgetheilt. Aus diesen Materialien wird gegenwärtig ebenfalls eine statistische Gesammt⸗ Zusammenstellung bearbeitet, die folgende Rubriken umfaßt: 1) Domicil; 7) Ob die Aktien voll einge⸗ 2) Gründungsjahr; zahlt event. mit wie viel 3) Beginn des Geschäftsjahrs; Prozent;

Baares Grundkapital; 8) Usancieller Zinssatz;

Appoints desselben; 9) Gezahlte Dividenden;

Ob die Appoints auf Na⸗ 10) Höhe des Reserve⸗Fonds;

men oder au porteur aus⸗ 11) Zahlstellen in Berlin;

gestellt; 12) Bemerkungen.

8) Endlich werden wir in Verfolg der von dem Abgeordneten Miquel gegebenen Anregung von jetzt ab einen Separat⸗Abdrnck von sämmtlichen landesherrlichen Privilegien und Konzessionen, sowie den Statuten der Aktiengesellschaften veranstalten, welche im „Deutschen Reichs⸗ und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger“ publizirt werden. Diese Separatabdrücke werden in einem be⸗ sonderen Sammelwerk in Lieferungen erscheinen und auch ein⸗ zeln durch den Buchhandel zu beziehen sein.

Die Königin⸗Elisabeth⸗Central⸗Stiftung ist am 29. November 1848 zum Andenken an die fünf und zwanzig⸗ jährige Vermählung König Friedrich Wilhelm IV. begründet worden und steht gegenwärtig unter dem Protektorate Ihrer Majestät der verwittweten Königin. Der Zweck der Stif⸗ tung ist: würdigen Ehepaaren im preußischen Staate aus Ver⸗ anlassung der Feier ihrer goldenen Hochzeit und zur Anerken⸗ nung und Befestigung des frommen Familienlebens, im Namen der Hohen Protektorin Königliche Gnaden⸗Andenken zu verleihen. Für arme und hülfsbedürftige Jubel⸗Eheleute kann gleichzeitig im Namen Sr. Majestät des Königs ein Geldgeschent von circa 10 Thalern uͤbersandt werden, sobald von der betref⸗ fenden Königlichen Regierung hierzu die Anweisung erfolgt. Die Gnaden⸗Andenken bestehen für evangelische Christen in Bi⸗ beln, für katholische Christen in Andachtsbüchern des Thomas a Kempis und zwar in deutscher, französischer, niederlausitzer (wendisch), litthauischer, polnischer oder dänischer Sprache. Ehe⸗ paare jüdischer Religion erhalten die Psalmen Davids oder die Bibel nach dem Urtexte in deutscher oder hebräischer Sprache. Die Gnaden⸗Andenken werden zur Anerkennung und Befestigung des frommen Familienlebens den Jubel⸗Cheleuten möglichst an heiliger Stätte vor dem Altare übergeben. Der Kommissarius und Bevollmächtigte Ihrer Majestät der verwittweten Königin bei der Königin⸗Elisabeth⸗Central⸗ Stiftung ist der Königliche Kammerherr Graf v. Lüttichau in Sanssouci, an welchen auch die Anträge auf Verleihung von Gnadengeschenken ohne-Geld⸗ gabe zu richten sind. b Seit Begründung der Stiftung sind bei derselben 1723 Jubel⸗Ehepaare zu Gnadengeschenken angemeldet worden. Von denselben haben erhalten: 1313 Bibeln in deutscher, 1 in wen⸗ discher, 1 in böhmischer, 12 in litthauischer Sprache, 9 in pol⸗ nischer, 14 in dänischer, 1 in niederländischer Sprache; 25 das Alte Testament im Urtexte; 336 Andachtsbücher des Thomas a Kempis in deutscher, 22 in polnischer Sprache. An hülfsbedürf⸗ tige Jubel⸗Ehepaare wurden 10,095 Thaler in Summen von 10 Thalern vertheilt. Von den bei der Stiftung angemeldeten 1723 Ehepaaren waren 1488 50 Jahre, 205 zwischen 50 und 59 Jahre, 30 zwischen 60 und 66 Jahre verheirathet.

5. Zinstermin. Vergleichende Coursnoti⸗

6 rxrungen der letzten Mo⸗

und dieselben sowohl durch den „Deutschen

4. d. Mts. konstitui

deckungsreisen in Afrika in Vorschlag gebrachte Verein unter dem Namen „Afrikanische Gesellschaft“. Neben dem Vor⸗ stande der hiesigen Gesellschaft waren u. A. anwesend: Professor Bruhns, Vorsitzender der geographischen Gesellschaft in Leipzig, Professor Peschel und Dr. Obst von dort, Generalarzt Dr. Roth, stellvertretender Vorsitzender der geographischen Gesellschaft in Dresden und Dr. Schneider, Dr. von Fritsch, Vorsitzender der geographischen Gesellschaft in Frankfurt a. M., Hofrath Rohlfs aus Weimar, Dr. Schweinfurth, Dr. Güßfeldt u. A. m. Die geographische Gesellschaft in München war durch ihr hiesiges Ehrenmitglied, Dr. Neumaier, vertreten, und Professor Peter⸗ mann in Gotha hatte brieflich seine Beistimmung erklärt. Für die erste Geschäftsleitung wurde ein Vorstand ernannt, bestehend aus den Herren: Professor Bastian, Professor Bruhns, Kammer⸗ gerichts⸗Rath Deegen, Stadtrath Friedel und Geheimer Rech⸗ nungs⸗Rath Arndt. In der am Abend stattfindenden Monats⸗ sitzung der Gesellschaft hielt Frh. Dr. von Richthofen einen Vortrag über seine Reisen in China.

Elberfeld, 3. Januar. Die evangelische Gemeinde in Düssel hat am 30. Dezember zehn Centner Geschützbronze zum Guß neuer Glocken erhalten.

Bayern. München, 5. Januar. Der König ist gestern von Linderhof nach Hohenschwangau zurückgekehrt.

Nach hierher gelangten Nachrichten werden die Prinzen Leopold und Arnulf von ihrer Reise nach dem Orient bis zum 14. April hierher zurückkehren und Ersterer sich wenige Tage nachher zu seiner am 24. April d. J. stattfindenden Vermählung mit der Erzherzogin Gisela nach Wien begeben.

Württemberg. Ulm, 4. Januar. Der Verein der hiesi⸗ gen deutschen Partei veröffentlicht in dem „Schwäbischen Mer⸗ kur“ eine Erklärung, betreffs der deutschen Rechtseinheit, in welcher es unter Anderem heißt, daß, als die politische Einheit des Vaterlandes verwirklicht worden, es selbstverständlich erschienen, daß bald Ein deutsches Recht unter Einem höchsten Gerichtshofe eingeführt werde. Der Antrag des Deutschen Reichstags, auf Erweiterung der Kompetenz des Reichs zum Zweck der Herbeiführung voll⸗ ständiger Rechtseinheit, sei freudig begrüßt worden. Die Er⸗ klärung schließt mit einer entschiedenen und nachdrücklichen Zu⸗ rückweisung aller partikularistischen Tendenzen und mit der Auf⸗ forderung an die württembergischen Abgeordneten zum Reichstage und Landtage, dem erwähnten Antrage jede mögliche Förderung und Unterstützung angedeihen zu lassen.

Bremen, 3. Januar. Die Zeichnung der Armen⸗ beiträge für 1873 hat etwas über 70,000 Thlr. ergeben, 7000 Thlr. mehr als 1872. Diese Steigerung hält der Senat für hinlänglich, um die sonst unveränderte Fortführung des Armen⸗Instituts, wie alljährlich geschieht, bei der Bürgerschaft zu beantragen.

Schweiz. Bern. 6. Januar. Der päpstliche Nuntius hat sich in einer dem Bundesrathe überreichten Note darüber be⸗ schwert, daß die Regierung des Kantons Genf seinen Protest gegen die, von der letzteren in den kirchlichen Angelegenheiten Genfs getroffenen, Beschlüsse und Verfügungen unbeantwortet gelassen.

Belgien. Brüssel, 6. Januar. (W. T. B.) Die Nach⸗ richt, daß die belgische Regierung ein Cirkular an ihre diplomatischen Agenten im Auslande in Betreff der luxembur⸗ gischen Eisenbahn erlassen habe, wird heute vom „Journal de Bruxelles“ dementirt. 1t Großbritannien und Irland. London, 5. Januar. Die Kommissare für die Tilgung der Nationalschuld bringen in der „London Gazette“ zur allgemeinen Kenntniß, daß in dem am 31. März 1873 endenden Quartale die Summe von 1,227,456 Pfund Sterling der vierte Theil des Ueberschusses der Einnahmen über die Ausgaben in dem 30. September 1872 beendeten Jahre (4,909,825 Pfd. St.) zur Amortisation der Nationalschuld zur Verwendung kommen wird.

Einer Mittheilung der offiziellen „London Gazette“ zu⸗ folge haben die britischen Geschäftsträger und General⸗ Konsuln bei den südamerikanischen Republiken Peru, Hayti, Columbia, Guatemala, Ecuador und Venezuela den Titel: „Ihrer Majestät Ministerresident und General⸗Konsul“ erhalten.

Frankreich. Paris, 4. Januar. Der Präsident der Republik dinirte heute bei dem Seinepräfekten Calmon. Nach dem Diner war Empfang, zu dem sich ein großer Theil der Beamten der Republik und viele Deputirte von der Linken, dar⸗ unter auch Gambetta, eingefunden hatten. Die Deputirten der royalistischen Partei waren nicht anwesend. Die Reise des Präsidenten nach Calais ist endgültig auf den 12. festgesetzt.

Die Subkommission II. des Dreißiger⸗Aus⸗ schusses hielt gestern eine Sitzung, über welche Folgendes zu berichten ist: Herr Louis Passy erläuterte das von ihm einge⸗ brachte konstitutionelle Reformprojekt. Die Grundzüge dieses Vorschlags sind die folgenden: Die Nationalversammlung soll fortan in zwei Sektionen zerfallen, eine Abstimmungs⸗ und eine Ueberprüfungs⸗Sektion. Die Abgeord⸗ neten eines jeden Departements sollen selbst zwei Drittel aus ihrer Mitte für die eine und ein Drittel für die andere Sektion bestimmen. Die Gesetze sollen in jeder von beiden Sektionen selbständig berathen werden. Im Falle einer Meinungsverschiedenheit soll eine dritte Be⸗ rathung in pleno entscheiden; desgleichen wären dringliche Vorlagen unmittelbar durch das Plenum zu erledigen. Der Präsident der Re⸗ publik ist vor der Nationalversammlung verantwortlich und darf da⸗ her nur vor dem Plenum das Wort führen; die Minister vertreten die egierung in den Sektionen und sind vor diesen und vor der National⸗ versammlung verantwortlich. Ein späteres Gesetz soll bestimmen, wie die beiden Sektionen auf Grund verschiedener Wahlmodi in zwei selb⸗ ständige Kammern umgewandelt werden sollen.

Herr Louis Passy suchte auszuführen, daß dieser Vorschlag wohl geeignet sei, wenn auch nicht die große konstitutionelle Frage zu lösen, was anerkanntermaßen einem späteren Moment vorbehalten bleiben müsse, so doch einen moqus vivendi zwischen der exekutiven Gewalt und der Nationalversammlung herzustel⸗ len, ohne den berechtigten Ansprüchen der einen oder der ande⸗ ren etwas zu vergeben. Einige Mitglieder der Unterkommission machten hiergegen auf eine Reihe von Mängeln und Gebrechen des Projekts aufmerksam, die Herr Louis Passy nicht immer zu bestreiten vermochte, so z. B., daß der Präsident der Republik, wenn beide Sektionen einig wären, eine Regierungsvorlage zu verwerfen, gar nicht in die Lage käme, seinen Standpunkt öffent⸗ lich zu vertreten, daß das Projekt nur Gesetzentwürfe, nicht aber auch Interpellationen und Tagesordnungen ins Auge fasse u. s. w. Nachdem die Diskussion sich erschöpft hatte, enthielt sich die Unterkommission auch diesmal, wie gegenüber dem Vorschlage des Herrn Marcel Barthe, eines Votums und setzte auf die Tagesordnung ihrer nächsten, auf Dienstag anberaumten Sitzung die Fragen: „Ist es angemessen, eine Zweite Kammer einzuführen?

In der Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde am sich d in ihr zur Förderung der Ent⸗

Ist n, n wel⸗ chem Zeitpunkte soll dieselbe eventuell ins Leben treten?“ 8

Das Budget für 1873 soll schon vor Ende nächsten Mo⸗ nats auf den Tisch des Hauses niedergelegt werden. 82

6. Januar. Die Regierung ist, 5* „Bien ene⸗ ufolge, fest entschlossen, rücksichtlich Jtaliens die gegenwã ige, 8 he lFrrein dargelegte Politik, welche selbst Dupaloups Beifall gefunden habe, aufrecht zu erhalten. Der Graf Cor⸗ eelles hat sich, wie das „Univers“ erfährt, nunmehr doch für die Annahme des Botschafterpostens beim päpstlichen Stuhle

tschieden. 8 1

8 Die Nationalversammlung ist heute in Versailles wieder zusammengetreten; erwähnenswerthe Vorgänge haben nicht stattgefunden. Eine Interpellation über die Demission des Gesandten Bourgoing in Rom wird zunächst noch nicht ein⸗ gebracht werden.

Spanien. Madrid, 3. Januar. In dem neuen Budget ist 8 eine Steuer auf die Adelstitel vorgesehen, welche mit dem steigenden Range zunimmt. Wie der „Tiempo mittheilt, wird der Adel eine H abhalten, um gegen die Auf⸗

Einspruch zu erheben. 3 lage 8 WMahrad, 6 Januar. (W. T. B.) In einem Ministerrathe wurden gestern folgende Bes chlüsse gefaßt. Das Oberkommando über die Truppen in Navarra und den baskischen Provinzen soll dem General Moriones übertragen werden, der wahrscheinlich noch heute auf seinen Posten abgehen wird. Außerdem sollen alle disponiblen Mittel zum Ankaufe von Waffen für die Armee und die Freiwilligen⸗Regimenter ver⸗ wandt werden, deren Mobilmachung in mehreren Provinzen er⸗ folgen wird. Der Minister des Innern soll eine Gesetzesvorlage einbringen, betreffend die strengere Aufrechterhaltung der öffent⸗ lichen Ordnung. Dieselbe soll sogleich in Kraft treten, um den Ruhestörungen und Aufständen ein Ziel zu setzen; von den zu diesem Zwecke getroffenen Maßregeln soll den Cortes später Rechenschaft gegeben werden.

Italien. Rom, 3. Januar. ze f berichtet über die Ueberschwemmungen: Der Po and der Ticin sind zwar von Neuem angeschwollen, Unglücksfülle sind jedoch nicht zu melden. In der Provinz Mailand hielt sich das Po⸗Wasser überall innerhalb der Deiche, welche vergangenen Monat wieder hergestellt worden sind, nur bei Caselli Landi trat er über. Die Fluthen des Lambro, Jeveso und der Otona traten an mehreren Stellen über ihre Dämme und überschwemmten die Straßen und Grundstücke der Provinz. Jetzt aber sind auch sie in ihre Betten zurückgetreten.

RNußland und Polen. St. Petersburg, 5. Januar. Dem „Gdow⸗Jamburger Blatt“ wird aus Narwa gemeldet, daß daselbst die neue Städte⸗Ordnung eingeführt werden soll. Das Verzeichniß der stimmberechtigten Bürger soll schon zum 15. Januar dem St. Petersburger Gouvernementschef vorgestellt werden. 1u“ 3

Am 19. Dezember hat in Moshaisk die auf Grund der am 16. Juni 1870 Allkerhöchst bestätigten Städte⸗Ord⸗ nung konstituirte Stadt⸗Duma ihre Thätigkeit eröffnet.

6. Januar. (W. T. B.) Der Großfürst Thron⸗ folger hat die letzte Nacht sehr gut verbracht. Nachdem gegen Morgen ein starker Schweiß eingetreten war, hat das Fieber be⸗ deutend abgenommen. Das Allgemeinbefinden ist sehr zufrieden⸗ stellend.

Schweden, Stockholm, 3. Januar. Zum Unterhalte der noch seit den Kriegen 1808 und 1809 lebenden, der Unter⸗ stützung bedürftigen Landwehrmänner hat der Reichstag für das nächste Jahr 20,000 Rthlr. angewiesen, und der König jetzt verordnet, wie die Anmeldungen zur Erhaltung der Unter⸗ stüzungen geschehen sollen.

Dänemark. Kopenhagen, 3. Januar. Oberst C. C. Lundby ist nach längerem Krankenlager vorgestern Nacht, 61 Jahre alt, mit Tode abgegangen. Der Verstorbene trat im Jahre 1856 aus seiner damaligen Stellung als Direktor der Armee⸗Intendantur unter dem Ministerium Bang als Kriegs⸗ Minister ad interim ein und wurde noch in demselben Jahre definitiv zum Kriegs⸗Minister ernannt, welchen Posten er bis zur Vildung des Ministeriums Rotwitt⸗Blixen bekleidete; ebenso leitete er während einer kürzeren Zeit im Jahre 1857 die Geschäfte des Ministeriums für Holstein und Lauenburg. Im August 1863 übernahm er wieder das Portefeuille des Kriegs M⸗inisteriums und behielt dasselbe während der Dauer des Monradschen Mi⸗ nisteriums, bis er im April 1864, von dem damaligen Chef der Militär⸗Hochschule abgelöst wurde.

Amerika. Washington, 6. Janugr. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach hatder Präsident Grantsich dahin ausgesprochen, daß eine Aenderung im Kabinet nicht wünschenswerth erscheine, er sich der Hoffnung hingebe, Fish werde bis zur vollständigen Ausführung des Washingtoner Vertrages im Amt verbleiben. Bezüglich der nach Honolulu gesandten Panzerschiffe soll der Präsident geäußert haben, daß es sich hier nur um den Schutz amerikanischer Staatsangehöriger, sowie darum handele, darüber zu wachen, daß andere Nationen keinen unberechtigten Vortheil erlangen. Generalmajor Shofield, der mnur aus Gesundheits⸗ rücksichten die Fahrt mache, könne nöthigenfalls dem Admiral seinen Rath ertheilen.

General Morales, der Präsident von Bolivia, ist einem Telegramm der „Times“ zufolge, mit Tode abgegangen. Sein gesetzlicher Nachfolger ist Senor Frias, der Präsident des Congresses, der bis zu der im April erfolgenden Wahl eines ueuen Präsidenten dem erledigten Amt vorstehen wird. Senor Frias, der, wie das Telegramm hinzufügt, während länger als 40 Jahren wichtige Posten in der Republik bekleidete, steht bei allen politischen Parteien in hoher Achtung.

Assien. Die Mitglieder der Handelskammer von YVo⸗ kuhama haben an den Grafen von Turenne, den interimisti⸗ schen Geschäftsträger Frankreichs, ein Schreiben gerichtet, das laut dem „Soir“ zur Basis für die Verhandlungen wegen Re⸗ vidirung des Vertrages von Peddo von 1858 und der Mautheonvention von 1866 dienen wird. Als die nothwen⸗ digste Verbesserung ist die Abschaffung des Artikel 3 im Ver⸗ trage vom 9. Oktober 1858 ins Auge gefaßt. Derselbe verbietet den Fremden das Betreten des Innern von Japan. Das Er⸗ scheinen einer japanischen Gesandtschaft in Frankreich wird als ein gutes Zeichen der Gesinnung des Mikado begrüßt. Die Handelskammer von Pokuhama beantragt bis zur vollständigen Erschließung Japans eine Uebergangsfrist, während welcher den Fremden das zeitweilige Reisen und Wohnen in ganz Japan mit der Freiheit zu kaufen und zu verkaufen gestattet werde, falls die Fremden Inhaber eines von den Consuln ausgestellten Passes sind. Sollte Japan hierauf nicht eingehen, so beantragt die Handelskammer, daß statt des unzureichenden Hafens von Niegata der Hafen von Tsuruya dem internationalen Verkehr er⸗

Die „Gazzetta uffiziale“

Kioto und Osaka in Verbindung stehen wird und einen guten Ankerplatz beel Auch die Revidirung des Münzsystems wird von der Handelskammer beantragt; endlich werden von derselben bittere Klagen über die Mauth geführt, in der die Korruption eine solche Rolle spiele, daß die Errichtung von fremden In⸗ spektoren nothwendig scheine. Auch ein Schiedsgericht für strei⸗ tige Auslegungen der Verträge würde nützlich sein. —8

1 des Amtsblattes der Deutschen Reichs⸗ Generalverfügungen: Vom 31. Dezem⸗ Postillons⸗Montirungsstücke. Vom Brasilien, den La Plata⸗ Staaten und Peru. Vom 3. Januar 1873: Seepostverbindungen mit dem Caplande, Cap Natal, St. Helena und Ascension. Vom 3. Januar 1873: Korrespondenzverkehr mit Neu⸗Fundland. Die Nr. 1 des Deutschen Postarchivs, Beihrft zum Amts⸗ blatt der Deutschen Reichs⸗Postverwaltung, enthält: I. Aktenst ů ck eund Aufsätze: 1) Die neue Geschäftsordnung für das General⸗Postamt des Deutschen Reichs. 2) Das neue Postgebäude in II. Kleine Mittheilungen: Der Weihnachts⸗Postverkehr in 1⸗ lin. Niederländisches Feldpostwesen. Postkarten in Frankreich. Die Postkonvention zwischen Frankreich und Amerika. Postkarten in 11. gien. Großbritannische Post. Englischer Sparkassenausweis. Neue englische Nordpol⸗Expedition. Wahrheit und Dichtung über 8 Deutsche Feldpost. Ueber das russische Postwesen. Die amerikanische Post 1871/72. Die nördliche Pacificbahn. Die Orayabahn. Panama⸗ Kanal. Wagenräder aus Papier.

Die Nr. Postverwaltung enthält ber 1872: Tragen der „¼ 3, Januar 1873: Postverbindungen mit

Vermittelst der geschickten Kombination und der schnellen That des Herrn Professor Klinkerfues ist der Sternschnuppenschwarm, durch welchen die Erde am Abend des 27. November v. J. hindurch⸗ gegangen war, in derjenigen Gegend des Himmels, welche dem soge⸗ nannten Strahlungspunkte der Sternschnuppen gegenüber liegt, nämlich in dem in unseren Breiten nicht sichtbaren Sternbilde des Centauren, auf der telegraphisch benachrichtigten Sternwarte zu Madras am 2. Dezember als ein Komet wiedergefunden worden. Daß die Richtung, in welcher ein solcher Schwarm von Himmels⸗ körpern sich wieder von der Erde entfernt, derjenigen gerade gegenüber⸗ liegen muß, in welcher derselbe anzukommen scheint, ist wohl einleuch⸗ tend. Die zahllosen Körperchen jenes Schwarmes, von denen uns eine gewisse Anzahl begegnet und in Folge ihrer schnellen Bewegung durch Glüherscheinungen in der Erd⸗Atmosphäre sichtbar geworden. ist, leuchten jetzt, in der Ferne auf eine kleinere Fläche zusammengedrängt erscheinend, kometenarkig mit vereinter Wirkung und zwar vermuthlich mit reflektirtem Sonnenlicht. 1 8— Diese Entdeckung ist von der größten Bedeutung als eine Bestä⸗ tigung für den bereits in Folge der Aehnlichkeiten der Bahnen der Sternschnuppenschwärme und der Kometen vermutheten Zusammenhang zwischen beiden Arten von Himmelserscheinungen. Es ist indessen wohl zu weit gegangen, wenn sofort behauptet wird, daß jenes eben entdeckte Kometengebilde durchaus identisch mit einem von den beiden Kometen⸗ köpfen sei, welche bisher mit dem Namen des Bislaschen Kometen bezeichnet sind, und für welche die ziemlich sichere Rechnung bereits einen etwa 3 Monate früheren Vorübergang in der Nähe der Erd bahn angekündigt hatte. Es ist sehr wohl möglich, daß in der Bahn des Bislaschen Kometen eine größere Anzahl von ähnlichen Massenanhäu⸗ fungen einhergeht, von denen früher vielleicht nur die hellste, die sich aber im Jahre 1846 zertheilt hat, wahrgenommen worden ist, wäh⸗ rend die kleineren und in Folge dessen lichtschwächeren erst in solcher großen Erdnähe zur Wahrnehmung gelangen, wie diejenige ist, in welcher man gegenwärtig, aufmerksam gemacht durch den Stern⸗ schnuppenfall, einen Kometen gesucht und aufgefunden hat. In ähnlicher Weise sind wir im November 1866 durch einen Sternschnuppenschwarm hindurchgegangen, welcher in der Bahn eines zemlich hellen Kometen sich bewegte, der bereits 10 Monate vorher dieselbe Stelle wirklich passirt hatte. Diesem Kometen folgte also damals eine andere kometenartige Masse, welchg unser Sternschnuppen⸗ phänomen hervorbrachte, und welche auch damals nach dem November⸗ phänomen bei rechtzeitiger Aufsuchung am Himmel als ein zweiter Komet von derselben Bahn hätte wiedergefunden werden können. Die weitere Beobachtung und Berechnung der Bahn des jetzt dürch die zicht genug zu rühmende Geistesgegenwart des Herrn Professor Klinkerfues als Komet wieder aufgefundenen Sternschnuppenschwarms wird über obige Zweifel die Entscheidung geben müssen. F.

Statistische Nachrichten.

(Jahrgang 1873) der „Annalen des Deut⸗ für Gesetzgebung, Verwaltung und Sta⸗ Die Zölle und Verbrauchssteuern und die vertragsmäßigen auswärtigen Handelsbeziehungen des Deutschen

Die Nr. 3 schen Reiches 8 tistik“ hat folgenden Inhalt:

Reiches. Historisch⸗dogmatisch dargestellt von O. Frh. von Aufseß. (Schluß.) Die Entwickelung der Justizgesetzgebung und Rechts⸗ pflege des Deutschen Reichs im Jahre 1872. Von Dr. Endemann. Rechtsgutachten in der Papiergeld⸗ und Banknotenfrage. Von Dr. W. Endemann. Das Finanzwesen des Deutschen Reichs. Von Dr. P. Laband. 88

Dortmund, 3. Januar. Die Bevölkerung der Stadt, die am 1. Dezember 1871 zu 44,813 E. ermittelt wurde, zählte nach Ausweis der bei dem Einwohner⸗Meldeamt controlirten Zugänge und Abgänge am 1. Januar 1873 der „W. Z.“ zufolge 52,408 E.

Hamburg, 5. Januar. Die im vorigen Monat vorgenom⸗ mene Volkszählung hat ergeben, daß die Bevölkerung der Stadt Hamburg und des umliegenden Landgebietes 305,664 E. beträgt, eine Zahl, die seit 1871 eine Zunahme von 9143 und seit 1866 eine Zuhnahme von 49,052 Einwohnern ausweist. Die Einwohnerzahl vertheilt sich folgendermaßen: Die innere Stadt 159,421, St. Georg 38,577, St. Pauli 43,321, Borgfelde 3064, Ham und Hammerdeich 4189, Horn 1858, Hohenfelde 5739, Uhlen⸗ horst 5957, Barmbeck 8140, Eilbeck 4275, Winterhude 1612, Eppen⸗ dorf 2058, Eimsbüttel 6096, vor dem Dammthor rechts 6309, daselbst links 5272, Billwärder⸗Ausschlag 6796, Steinwärder 2168 und auf dem kleinen Grasbrook 812. Bis auf Horn und dem kleinen Gras⸗ brook, wo allein eine Abnahme der Bewohnerzahl seit 1871 statt⸗ gefunden hat und zwar in Horn um 44 und auf dem kleinen Grasbrook um 20, zeigen sämmtliche Ortschaften eine Zunahme, darunter Stadt und Vorstadt von 5040, Billwärder⸗Ausschlag von 792, Eimsbüttel von 692, Uhlenhorst von 443, Hohenfelde von 427, Barmbeck von 379 ꝛc. seit einem Jahre. 1

Die Einfuhr Großbritanniens während der ersten 11 Mo⸗ nate vorigen Jahres repräsentirt nach den Aufstellungen des Handels, amts einen Gesammtwerth von 321,440.311 Pf. St. gegen 305,068,512 Pf. St. im entsprechenden Zeitraum des Jahres 1871. Es entfallen hiervon u. a. auf: Vaumwolle 48,838,947 Pf. St. (1871: 50,526,259 Pf. St.), Weizen 23,560,732 Pf. St. (1871: 21,580,316 Pf. St.), Wolle 17,241,551 Pf. St. (1871: 17,052,857 Pf. St.), Rohzucker 16,912,819 Pf. St. (1871: 14,192,556 Pf. St.), Thee 11,415,499 Pf. St. (1871: 10,762,089 Pf. St.), Wein 7,088,187 Pf. St. (1871: 6,495,898 Pf. St.), Rohseide 6,989,006 Pf. St. (18713 8,462,700 Pf. St.), Seidenwaaren 6,903,231 Pf. St. (1871: 5,815,918 Pf. St), Butter 5,620,513 Pf. St. (1871: 6,419,642 Pf. St.), Gerste 5,163,465 Pf. St. (1871: 3,092,577 Pf. St.), Kaffee 5,022,469 Pf. St. (1871: 6,120,753 Pf. St.), Flachs 4,621,269 Pf. St., 01871: 5,278,580 Pf. St.), Kupfer 4,134,467 Pf. St. (1871:1,987,957 Pr St) Leinsaat 4,069,471 Pf. St. (1871: 3,460,027; f. St.), Jute 3,972,152 Pf. St. (1871: 3,392,159 Pf. St.), Hafer 3,853,712 Pf. St. (1871; 3 268955 Pf. St.), Weizenmehl 3,421,116 Pf. St. (1871: 3,187,596 Pf. St.), Reis 3,038,054 Pf. St. (1871: Pf. St.), Käse

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308,216 Pf. St.), Indigo 2,472,765 Pf. St. (1871: 2,767,450

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Pf. Srl Sis G⸗ Die Gesammteinfuhr von Baumwolle betrug 11,571,225 Cwt. gegen 14,541,839 Cwt. in 1871. Es sind namentlich eingeführt wor⸗ den: von den Vereinigten Staaten 5,100,276 Ewt, (1871: 8,549,891 Ewt.), von Ostindien 3,792,328 Cwt. (1871: 3,670,437 Got.), von Aegypten 1,315,634 Ewt. (1871: 1,229,853 Cwt.), von Brasilien 962,209 Cwt. (1871: 702,574 Cwt.), von anderen Ländern 500,778 Ewt. (1871: 389,084 Cwt.). 2 .

Die Ausfuhr der hauptsächlichsten britischen Produkte und Fa⸗ brikate war in den ersten 11 Monaten von 1872 (verglichen mit dem entsprechenden Zeitabschnitt des Vorjahres) folgende: Baumwollenstoffe 58,347,085 Pf. St. (1871: 53,128,329 Pf. St.), Eisen und Stahl, roh und fabrizirt 33,198,911 Pf. St. (1871: 24,192,760 Pf. St.), Wollenwaaren 30,223,275 Pf. St. (1871: 25,374,245 Pf. St.), Baum⸗ wollengarn 15,240,339 Pf. St. (1871: 13,706,427 Pf. St.), Stein⸗ kohlen 9,621,916 Pf. St. (1871;: 5,735,380 Pf. St.), Waaren aus Leinen und Jute 8,930,889 Pf. St. (1871: 7,864,195 Pf. St.), Kurz⸗ waaren 6,174,111 Pf. St. (1871: 5,514,721 Pf. St.) Wollengarn 5,639,038 Pf. St. (1871: 5,619,111⸗Pf. St.), Maschinen aller Art 5,088,929 Pf. St. (1871: 3,526,928 Pf. St.), Eisen⸗ und Stahl⸗ waaren 4,642,334 Pf. St. (1871: 3,650,088 Pf. St.), Kupfer 2,975,705 Pf. St. (1871: 2,711,335 Pf. St.), Garne aus Leinen und Jute 2,190,449 Pf. St. (1871: 2,295,357), Seidenwaaren 2,032,579 Pf. St. (1871: 1,902,690 Pf. St.). 1

St. Petersburg, 5. Januar. Nach den offiziellen Berichten, welche dem Medizinaldepartement in der Woche vom 27. Dezember bis zum 3. Januar zugegangen sind, herrschte die Cholera noch in Moskau und in den Gouvernements Chersson, Grodno, Minsk, Pensa, Piotrkow, Plock, Radom, Suwalki, Tomsk und Warschau, die alle zusammen 623 Kranke zählten. Die meisten derselben hatten die Gou⸗ vernements Grodno (194) und Warschau (169), die wenigsten die Gouvernements Radom (1), Pensa und Tomsk (je 2).

Hülfeleistungen zur Linderung des durch die Sturmfluth am 12. und 13. November 1872 verursachten Nothstandes. Minden. Von den bei dem Bezirks⸗Hülfsvereine eingegangenen Gaben sind bis an den Schatzmeister des deutschen Hülfsvereins abgesandt worden. 1 98 If Pfree lg. Bei dem Komite zur Unterstützung der Ostsee⸗Be⸗ schädigten sind bis jetzt 6817 Thlr. 23 Sgr. 2 Pf. eingegangen. Neuhaus a. d. Oste (Prov. Hannover). In einer am 30. De⸗ zember abgehaltenen Sitzung des Kreistages für die Aemter Neuhaus ga. d. Oste und Osten ift der einstimmige Veschluß gefaßt worden, aus vorhandenen Mitteln den Betrag von 1000 Thlrn. für die Ueber⸗ schwemmten an der Ostseeküste zu bewilligen. 1u“ Bochum. Die bis jetzt hier zur Unterstützung der Nothleiden⸗ den an der Ostsee eingegangene Summe beträgt 3207 Thlr. 7 Sgr. 4 Pf. Das Komite in Nürnberg hat abermals die Summe von 1500 Thlrn. abgesandt, so daß, einschließlich dieser Sendung, bereits 6500 Thlr. von hier abgeschickt worden sind. Der Vorstand des Männer⸗Hülfsvereins in Karlsruhe fordert zur Zeichnung von regelmäßigen Beiträgen für die Monate Januar bis einschl. April; die vom Hülfs⸗Komite in Arolsen veranstalteten Sammlungen haben bis jetzt 429 Thlr. 23 Sgr. 11 Pf. ergeben, und fordert das Komite zu weiteren Beiträgen auf. öG“ * Barmen. Fier die Ueberschwemmten an der Ostsee sind bis heute beim Vorstande des vaterländischen Frauenvereins 3977 Thlr. 2 Sgr. 3 Pf. eingegangen. 8 1“ Durch Vermittelung des Königlich Herzoglichen Amts sind dem Frauenverein zur weiteren Disposition 99 Thlr. 23 Sgr. 9 Pf. überseben worden. 6 In Leipzig wird zum Besten der Nothleidenden am Ostseestrande am 12. Januar eine Matinée im dortigen neuen Theater veranstaltet werden. 1AA4*A*“

Augsburg. Das hiesige Komite für die Nothleidenden an der Ostsee hat abermals 3000 Thlr. an das Cental⸗Komite in Berlin ab⸗ sandt. 8 n. der St. Petersburger Deutschen Zeitung waren bis 5. Januar zum Besten der deutschen Ueberschwemmten 1011 Ru⸗

zum 5 5d . . †t, 20 Mark, 5 Thlr. und 1 Halb⸗Imperial eingegangen.

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Kunst und Wissenschaft. ]

Das Dezemberheft (1872) der Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde, herausgegeben von Constantin Rößler (Berlin, Mittler u. Sohn, 1872) enthält eine Abhandlung von Dr. E. Gurlt: „Die freiwilligen Leistungen der preußischen Nation in den Kriegsjahren 1813 1815.“ Der gesammte materielle Inhalt derselben ist entnommen dem sog. „National⸗Denkmal“ oder der sum⸗ marischen Darstellung der patriotischen Handlungen und Opfer der preußischen Nation während der Jahre 1813, 1814 und 1815, welche auf Befehl König Friedrich Wilhelm III. vom 29. März 1813 von der Königlichen General⸗Ordens⸗Kommission, bzw. von dem Wirklichen Legations⸗Rathe Zyka bearbeitet wurde und sich noch, 3 Bände Akten umfassend, bei der General⸗Ordens⸗Kommission befindet. Außerdem bringt dasselbe Heft Angaben über den Inhalt von einigen 20 histori⸗ schen Zeitschriften, welche Mittheilungen zur preußischen Geschichte enthalten. üi

Von den Philosophischen Monatsheften, herausgegeben von Dr. Ascherson, Prof. Dr. Bergmann und Dr. Bratuscheck (Berlin, Henschel), sind soeben Heft 7, 8 und 9 des 8. Bandes erschienen. Die⸗ selben enthalten die Fortsetzung und den Schluß der Biographie Trendelenburgs von Bratuscheck.

Stettin, 4. Januar. Bei dem gegenwärtig sich vollziehenden Neubau des Flügels des Königlichen Schlosses hierselbst, in welchem sich der Remter befindet, wird wegen der historischen Be⸗ deutung dieses alterthümlichen Saales auf Anregung Sr. Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen derselbe im obersten Geschoß in seiner frühecren Gestalt wieder hergestellt werden Sämmtliche Theile des alten Saales, auch die schon halb zerstörten Balken, werden daher sorgfältig auseinander genommen, um später bei dem Neubau wieder eingesetzt zu werden. Der Saal wird namentlich auch besseres Licht erhalten.

Bayreuth, 28. Dezember. Die Arbeiten am Bau des Richard Wagnerschen Festtheaters haben bis in die jüngste Zeit, soweit es die Witterung nur irgend zuließ, ihren ununterbrochenen Fortgang genommen. Die Fundamentirungsarbeiten, welche inshesondere im Bühnenraum sich bis 37 Fuß unter das Niveau der Bühne hinab- zuerstrecken hatten, und demgemäß „Pfei werun derten, sind vollständig beendet. Die Verträge über die Maurer⸗ und Zimmerarbeiten sind in der Art abgeschlossen, daß der Bühnenraum bis Ende Juli. der Zuschauerraum bis Ende August kommenden Jahres unter Dach sein muß.

Das Stammhaus des Marschall Ney (geb. 1769, er-⸗ schossen 1815), in Wachendorf, darin noch jetzt seine Verwandten leben, erhielt, wie das „Brschw. Tgbl.“ mittheilt, dieser Tage eine Ge⸗ denktafel. Zugleich ward der Hartmanns⸗Stein (an der Staige hoch über dem Neckar und der Starzel) wiederhergestellt, der kürzlich durch Steinsprengen verunglückte und die Sprüche trägt: Hier sang einst der Dichter Hartmann v. Ow Dieser Gegend Herr zu Obern⸗Au.

Sein Minnesang die Welt bezwang. Sein Kreuzzug, sein Schwert des Himmels war werth Schon lebt er im Volke siebenhundert Jahr, Sein Segen, sein Ruhm bleibt immerdar! (geb. 1170, 1220.)

Am 23. März 1871 fand bei Colombier (Kanton ein Zusammenstoß eines nach Genf bestimmten Zuges französischer Internirten mit einem Güterzuge statt, wodurch 19 fran⸗ zösische Soldaten getödtet und 72 schwer verwundet wurden. Zur Er⸗ innerung an dieses traurige Ereigniß und zum Zweck den verunglückten Internirten ein Denkmal zu setzen, hat sich bald darauf in dortiger

Zürich. Neuenburg)

2,804,581 Pf. St. (1871: 3,141,402 Pf. St.), Talg 2,671,527 Pf.

schlossen werde, da dieser mit der projektirten Eisenbahn zwischen

St. (1871: 2,781,671 Pf. St.), Tabak 2,557,812 Pf. St. (1871:

Gegend ein Komite gebildet elches Geldgaben sammelte und dadurch

gewaltige Pfeilermauerungen erfor⸗-⸗