8 Kommissär unterwarf die der Bank gehörigen Papiere, sowie diejen gen Clement Duvernois, die sich dort befanden, älti “ E
1 *
8 vII11“ 8* E11““ 8 Verkehrs⸗Anstalten. Berlin, 27. Januar,. Der deutsche nautische Verein be⸗ endete am 23. d. M. die Spezialdiskussion des von dem Justiz⸗Rath Perels ausgearbeiteten Entwurfs einer Strandungsordnung. Schließ⸗ iich wurde das ganze Gesetz in der berathenen Fassung angenommen, und beschlossen, den Präsidenten des deutschen nautischen Vereins zu beauftragen, das Gesetz dem Reichskanzler⸗Amt mitzutheilen. Ferner wurde von der Versammlung der Bericht der Kommission ent⸗ gegen genommen, welche für die Revision des Statuts gewählt worden war, und der von derselben vorgeschlagene Entwurf des revidirten Statuts genehmigt. In Betreff des dritten Punktes der Tagesordnung: internationales Seehandelsrecht, berichtete der Referent Herr Tecklenborg aus Bremen und empfahl nach eingehender Begründung die folgenden Anträge zur Annahme: „Ein internationales Seehandlungs⸗ recht ist in höchstem Grade wünschenswerth. Das Bedürfniß macht sich insbesondere fühlbar bei den Frachtverträgen, der Havariegrosse der Bodmerei und der Haftungspflicht der Rheder. Nur durch Ver⸗ ständigung unter den betreffenden Regierungen ist das in Frage ste⸗ hende, Ziel zu erreichen. Das Reichskanzler⸗Amt ist zu ersuchen, das Nöthige zur Herbeiführung eines internationalen Seehandelsrechts zu veranlassen.“ Wegen der vorgerückten Zeit wurden die übrigen Gegen⸗ tände von der Tagesordnung abgesetzt und um 4 Uhr die Sitzung und die Generalversammlung geschlossen.
„Bremen, 25. Januar. Im Jahre 1872 hat sich, wie wir ge⸗ fälliger Mittheilung verdanken, der Depeschenverkehr bei hiesiger Station folgendermaßen gestaltet: Aufgegen wurden 118,105 Stück Depeschen, angekommen sind 152,843 Stück Depeschen, im Durchgang wurden aufgenommen 85,370 Stück Depeschen, im Durchgang wurden weitertelegraphirt 85,370 Stück Depeschen, im Durchgang wurden übertragen oder zur Kontrolle mitgelesen 377 Stück Depeschen. Zu⸗ sammen 442,065 Stück Depeschen. Die Gesammt⸗Gebühren⸗Ein⸗ nahme für die Beförderung telegraphischer Depeschen betrug 136,886 Thlr. 6 Sgr. 7 Pf.
Tvriest, 25. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Versa“ ist heute Nachmittag 2 ¼ Uhr mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberland⸗ post aus Alexandrien hier eingetroffen.
MNew⸗York, 25. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer des baltischen Lloyd „Thorwaldsen“ ist heute mit Passagieren in voller Ladung nach Havre abgegangen, macht eine Fracht von 28,000 Thlr.
Hülfeleistungen zur Linderung des durch die Sturmfluth am 12. und 13. November 1872 verursachten Nothstandes.
Berlin. Bei dem Central⸗Hülfsverein für die Ueberschwemmten an der Ostsee sind bis zum 31. Dezember 396,025 Thlr. 20 Sgr. 3 Pf. eingegangen.
Frankfurt. Eine Darstellung lebender Bilder zum Besten der nothleidenden Bewohner der Ostseeküste findet Mittwoch, den 29. Ja⸗ nuar, Abends, 7 Uhr statt.
Rogasen. Zum Besten der an der Ostsee Verunglückten hatten am Sonntage die Schülerinnen der ersten Klasse der evangelischen Elementarschule eine Verloosung unter der Leitung ihrer Lehrerin Frl. Jahnz veranstaltet, deren Ertrag ziemlich reichlich ausfiel. Es sind über 40 Thlr. zusammengekommen.
Winnen den. Letzten Montag wurde zum Besten der Ueber⸗ schwemmten in Norddeutschland ein Konzert hier veranstaltet.
einer sorgfältigen 889 B116
Hamburg. Sammlungen für die Ueberschwemmten. Die bei dem hiesigen Komite bis jetzt eingegangenen Gaben für die Ueber⸗ ee haben gestern den von 113,100 Thlr. erreicht. Kleider für die Nothleidenden abgesandt.
Schwetzingen. Die Sammlung zum Besten der Nothleidenden an der Ostsee ergab im hiesigen Bezirke im Ganzen die Summe von 1071 fl., dam kommen noch aus der Gemeinde Neckarau 125 fl. 30 kr., welcher letztere Betrag unmittelbar an den Vaterländischen Frauen⸗ verein in Berlin abgeliefert wurde.
Darmstadt. Zum Besten der nothleidenden Bewohner der deutschen Ostseeküste wird von der hiesigen Turngemeinde ein Konzert “”“
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.
Königsberg i. Pr., Montag 27. Januar. Das Haff ist zu gefroren und die bereits eröffnete Schiffahrt wieder ge⸗ schlossen.
Posen, Montag, 27. Januar. Der bisherige Rektor des aufgelösten Jesuitenkollegiums in Schrimm, Graf Mycielski ist, nachdem das an das Reichskanzler⸗Amt gerichtete Gesuch, ihm weiteren Aufenthalt zu gestatten, abgelehnt worden, aufgefordert, nunmehr sofort die Provinz Posen zu verlassen. Gleichzeitig ist ihm amtlich eröffnet, daß er seinen ferneren Wohnsitz weder in den Provinzen Schlesien, Preußen, Westfalen, Rheinland, noch in den Residenzstädten Berlin und Potsdam nehmen dürfe.
London, Montag, 27. Januar. Dem „Reuterschen Bureau“ geht unterm gestrigen Tage ein Telegramm aus Bombay mit der Nachricht einer Zeitung in Lahore zu, wonach das Fort Hissar, welches in dem unter britischer Schutzherrschaft stehenden Theile von Cabul liegt, von Sirdar Abdul⸗Rahman erobert und Scherbarat in Kabul von Sirdan Mohamed Isa Khan ebenfalls angegriffen worden wäre. Die in die Hand der beiden Häuptlinge gefallenen Befehlshaber dieser Plätze sollen an die russischen Truppen ausgeliefert worden sein; Abdul⸗Rhaman sei es darum zu thun gewesen, Nissa (Hissar?) als Stützpunkt zu weiteren Unternehmungen gegen Turkostan und Afghanistan zu gewinnen.
Nom, Montag, 27. Januar. Der Ausschuß der Deputirten⸗ kammer zur Berathung des Gesetzentwurfs über die religiösen Körperschaften hat zur Prüfung der die Konvertirung der geist⸗ lichen Güter betreffenden Artikel ein besonderes Subkomite ein⸗ gesetzt und will mit dem Ministerium erst dann in weiteres Ver⸗ nehmen treten, wenn der ihm ertheilte Auftrag erledigt resp. seine Arbeiten vollständig beendigt sind. — Ueber einen neuen Handelsvertrag mit Frankreich haben der „Italie“ zufolge noch keine Verhandlungen begonnen, es soll viel⸗ mehr erst das Ergebniß der Enquste, zu welcher die Industriellen Italiens zusammengetreten sind, abgewartet werden, auch will man vor neuen Verhandlungen erst von dem Inhalte des neuen britisch⸗ französischen Handelsvertrages und von dessen Tarifbestimmungen unterrichtet sein. Nach demselben Blatte hätten Italien und Frankreich in der Laurionfrage die guten Dienste Oesterreichs nachgesucht, da Oesterreich der griechischen Regierung einige zur Basis für die Unterhandlungen geeignete Vorschläge gemacht
Außerdem sind sofort nach der Sturmfluth Lebensmittel und
habe, welche freilich von dieser mit anderen unannehmbare *4 Gegenvorschlägen beantwortet worden seien. Die „Italie“ bestä⸗ tigt dabei, daß in der Laurionangelegenheit bis jetzt kein Schritt zu einer endlichen Lösung geschehen sei.
Liss abon, Sonntag, 26. Januar. Die Kaiserin⸗Mutter von Brasilien, Amalie, geborene Prinzessin von Leuchtenberg, ist gestorben. 8
New⸗York, Sonntag 26. Januar. Der Kontrakt wegen Begebung der neuen Anleihe soll am 26. Februar in Kraft tre⸗ ten; durch die Bestimmungen desselben ist die Regierung gegen Verluste am Wechselcourse gesichert. — Aus Mexiko wird ge⸗ meldet, daß die Eisenbahnlinie nach Veracruz dem Verkehr über⸗ geben ist; der Eröffnungsfeierlichkeit haben der Präsident der R. publik und der englische Gesandte beigewohnt.
Königliche Schausplele. 11.“
Dienstag, den 28. Januar. Im Opernhause. (26. Vor⸗ stellung.) Die Jüdin. Große Oper in 5 Akten von Scribe. Musik von Halévy. Ballet von Hoguet. Recha: Fr. von Vog⸗ genhuber. Eudora: Frl. Lehmann. Eleazar: Hr. Formes. Car⸗ dinal: Hr. Krolop. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Im Schauspielhause. (27. Abonnements⸗Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Mittwoch, 27. Januar. Im Opernhause. (27. Vorstellung). Belmonte und Constanze, oder: Die Entführung aus dem Se⸗ rail. Oper in 3 Abtheilungen. Musik von Mozart. Con⸗ stanze: Frl. Grossi. Blonde: Frl. Lehmann. Belmonte: Hr. Schott. Pedrillo: Hr. Woworsky. Osmin: Hr. Fricke. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Im Schauspielhause. (28. Abonnements⸗Vorstellung.) Ein Schritt vom Wege! Lustspiel in 4 Akten von Ernst Wichert. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
“ 85 8
Die Meldungen zum ersten Subskriptionsball am 31. d. M. sind so außerordentlich zahlreich, daß von den brieflich eingegangenen Gesuchen nur ein sehr kleiner Theil berücksichtigt werden konnte. Eine andere Beantwortung derselben als durch die Zusendung der betreffenden Einlaßkarten, liegt gänzlich außerhalb der Möglichkeit, und wird gebeten, weitere Gesuche, deren jedes doch nur eine besondere Rücksichtnahme beansprucht, nicht einzureichen. Ebenso kann von den Meldun⸗ gen um Zuschauer⸗Billets zum dritten Range nur⸗ ein Theil bewilligt werden und finden die nach dem 14. d. M. eingelau⸗ fenen und etwa noch eingehenden Gesuche unter keinen Um⸗ ständen eine Berücksichtigung.
8 Wiener Weltausstellung 1873.
*☚ Im Anschluß an die ie; der Central⸗Kommission
des Deutschen Reiches für die Wiener Ausstellung von 1873, die Ein⸗
richtung einer
„Deutschen General⸗Agentur für die Wiener Ausstellung von 1873“
betreffend, hat die letztere (Alb. George, Berlin, Charlottenstraße 62, vom 1. April: Ausstellungspalast, Wien) über den Zweck und die Einrichtung des Uaternehmens ein Cirkular erlassen, dem wir Folgen⸗ des entnehmen.
Die Einrichtungen der Agentur werden folgende sein:
Um sich, so weit dies irgend möglich, allen Ausstellern zur Ver⸗ fügung stellen zu können, werden für die einzelnen Gruppen fach⸗ kundige, in dem betreffenden Industriezweige genau bewanderte Kaufleute respektive Techniker engagirt werden, welche nach Möglichkeit vertraut mit der Fabrikation resp. dem Bezuge, wie dem Absatze der Waaren, sowie den in der bezüglichen Branche im Verkehre üblichen Usangen, mit Hülfe der von den Aus⸗ stellern zu ertheilenden Instruktionen die Garantie bieten, daß die von der Agentur geschehenen Versprechungen sachgemäß erfüllt und durch⸗ geführt werden.
Die Agentur wird bemüht sein, hierfür nach Möglichkeit Landes⸗ angehörige der verschiedenen deutschen Staaten zu gewinnen. Dies Herren werden in den Ausstellungs⸗Rayons offene, für Jedermann sichtbare Bureaux erhalten und während der ganzen Dauer der Aus⸗ stellungszeit anwesend sein.
Die Thätigkeit der Agentur wird sich nicht allein auf die Erthei⸗ lung von Auskuünften, Vermittelung von Geschäften und Anbahnung neuer Verbindungen beschränken, vielmehr wird sie auf Wunsch die sachgemäße Aufstellung der auszustellenden Waaren überwachen und der Central⸗Kommission gegenüber hierauf bezügliche spezielle Wünsche der Aussteller zur Geltung bringen.
Sie wird ferner das spezielle Reinhalten der Waare, soweit dies nicht von der Central⸗Kommission bewirkt wird übernehmen. Die ge⸗ nannte Kommission hat bekanntlich nur das allgemeine Reinhalten der Gänge, Plätze, Spinden, Kasten und Tische übernommen, während die spe ielle Sorge für Sauberkeit der Waare selbst den Ausstellern über dcsn bleibt.
Sie wird, wenn es gewünscht wird, um den Verkauf der aus⸗ E Waaren bemüht sein; die nöthige Korrespondenz mit den
usstellern unterhalten, überhaupt allen Anforderungen, welche man an einen Agenten zu stellen berechtigt ist, zu entsprechen suchen.
Ganz besonders wird sie es sich angelegen sein lassen, nach An⸗ leitung der ihr einzuhändigenden Instruktion ihre Auftraggeber der Jury gegenüber zu vertreten.
Nach Schluß der Ausstellung wird sie, wenn es gewünscht wird, die ordnungsmäßige Verpackung der Wagren überwachen, resp. die Auslieferung nach zu ertheilender Vorschrift bewirken.
Für die in Obigem bezeichneten allgemeinen Mühwaltungen, so⸗ weit sie nicht mit effektiven Auslagen verknüpft sind, für besagte Füh⸗ rung der Korrespondenz franko gegen franko, hat ein jeder Aussteller, welcher sich durch die Agentur vertreten läßt, bei Uebergabe der Ge⸗ schäfte einen Beitrag von 20 Mark Reichsmünze zu den allgemeinen Kosten baar zu entrichten.
Für Kollektiv⸗Ausstellungen tritt ein ermäßigter Satz nach spe⸗ zieller Vereinbarung ein.
Etwaige weiter nothwendige Auslagen werden, soweit nicht Ge⸗ fahr im Verzuge, nur nach vorheriger Mittheilung an die Aussteller und Vereinbarung mit denselben geleistet und berechnet.
Für Vermittelung von Handelsgeschäften wird die in einer jeden Branche übliche Provision nach Uebereinkunft berechnet und muß eben⸗
falls sofort baar erstattet werden.
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Ein Delcredere bei Vermittelung von Geschäften übernimmt die Agentur nicht; sie wird stets nur nach erfolgter Genehmigung Ab⸗ schlüsse machen und verspricht bei Empfehlung derselben auf das Vor⸗ sichtigfte und Gewissenhafteste zu verfahren.
Die allgemeine Bewachung der ausgestellten Waaren liegt nicht in der Aufgabe der Agentur, sie kann daher eine Haftbarkeit für -.Sg Beschädigung oder Abhandenkommen derselben nicht über nehmen.
Die Agentur vertritt nur Deutsche Aussteller.
Die Aussteller, welche der Agentur ihre Interessen anzuvertrauen geneigt sind, werden gebeten, das nachstehende Vollmachts⸗Formular mit ihrer Unterschrift versehen, an die oben angegebene Adresse gelangen zu lassen.
Dem Formular wird gebeten, eine möglichst derartig ausführliche Instruktion über alles auf die ausgestellte Waare Bezügliche in zwei Exemplaren beizufügen, welche der Agentur die Erreichung des vorge⸗ steckten Zieles erleichtert. Diejenigen Herren, welche in mehreren Gruppen ausstellen, werden ersucht, für eine jede derselben eine ge⸗ sonderte Instruktion zu ertheilen.
Diese muß die Angabe enthalten, ob und zu welchen Preisen die ausgestellten Gegenstände verkauft werden dürfen. Die Beifügung von Preiscouranten ist erwünscht.
Erbeten wird in der Instruktion ebenso Angabe spezieller Wünsche hinsichtlich besonderer Beachtung bei Aufstellung der Waaren zc. Etwaige Hinweisung auf besonders zu beachtende Momente bezüglich anzuknüpfender Verbindungen und Angabe, welche Provision für den etwaigen Abschluß von Geschäften bewilligt werden kann. 1
„Vollmacht! Hierdurch bevollmächtige ich Endesunterzeichneter:
„Die Deutsche General⸗Agentur für die Wiener Aus⸗ stellung von 1873“
nach Maßgabe ihres mir zugegangenen Programmes zur Vertretung und Wahrnehmung meiner Interessen in Angelegenheit der Wiener Weltausstellung von 1873 für die Dauer derselben und bis nach Ab⸗ wickelung der auf dieselbe bezüglichen Geschäfte und verpflichte mich
zur Erfüllung der mir bekannt gemachten Bedingungen. Den Beitrag zu den allgemeinen Kosten füge ich mit 20 Mark Reichsmünze hierbei. ““ den 8 e — liegen in zwei Exemplaren hier bei;
e Instruktionen folgen baldigst nach’.
8 Das kürzlich erschienene dreißigste Heft der vom Großherzoglich badischen Handels⸗Ministerium herausgegebenen „Beiträge zur Statistik der innern Verwaltung des Großherzogthums Baden“ enthält die geologische Beschreihung der Umgebungen von Triberg und Donaueschingen, von Vogelgesang, Professor am Realgymnasium in Mannheim. Wie den vorhergehenden Heften, sind auch diesem Hefte die betreffenden Sektionen der topographischen Karte des Großherzogthums beigegeben. Die Sektionen Triberg und Donaueschingen bilden einen der interessantesten Theile des Landes: „Das Quellengebiet des zweitgrößten Stromes Europas, der Donau, umgeben von den Wiegen des Neckars und zahlreichen andern, mehr oder weniger namhaften Zuflüssen des Oberrheins. Nur ein schmaler Schwarzwaldkamm von 3500 Fuß Meereshöhe, dessen weichen, bald sanft anschwellenden, bald unmerklich sich einsenkenden Linien eine ur⸗ alte Hochstraße folgt, treunt hier die beiden großen Stromgebiete, deren äußerste Wasserfäden nicht selten aus einem und demselben kleinen Hochmoore abfließen.“
Auf der Hochebene zwischen Triberg und Villingen pflegt man
dem Wanderer ein nahe an der Straße belegenes Haus zu zeigen, von dessen einer Dachseite der Regen rheinwärts abträufelt, während er von der andern Seite des Daches ins Donaugebiet fällt. „Hüben wie drüben ist Schwarzwald und dennoch fühlt schon das Auge, wo der Kamm freien Ausblick gewährt, Verschiedenheiten vnd Gegensätze heraus, deren ganze Bedeutung der aufmerksamen Beobachtung desjenigen, der diese Gegend durchstreift, unmöglich ent⸗ gehen kann. Gegen Westen taucht der Blick in den tiefen Schatten steil eingeschnittener Thäler, verliert sich in einem regellosen Gewirre kuppiger Berge und koulissenartig verschobener Jöcher und verweilt endlich gern auf einer Lücke, in welche eine blühende Landschaft tritt, ein Ausschnitt der gesegneten Rheinthalebene, fenseit dern ein violetter Duft die Berge des Wasgauer andeutet. Bald träge stagnirend, bald eilenden Laufes, oder über steile, mit Felstrümmern bedeckee Abstürze hinabschießend, durchziehen die, aus zahllofen Fu chen und Schluchten zusammenrinnenden Gewässer die kurzen geraden Thäler, welche sie dem Rheinthale oder einem Sammelbecken desselben zufübren.
„Solche Romantik läßt das Quellengebiet der Donau, so weit es dem östlichen Schwarzwalde angehört, größtentheils vermissen. Treu dem Charakter dieses Gebirgstheiles setzt es sich aus einem monotonen Wechsel waldiger Bergrücken und fanft ausgehöhlter Wie⸗ senthäler zusammen, deren breiter, nicht selten torfiger Th. Larund nur hin und wieder von vereinzelten niederen Felsköpfen nnd Trümmer⸗ halden eingefaßt, in schwachem, gleichmäßigen Falle die Gewässer in die beiden Hauptthäler der Breg und Brigach abführen.“
„Ein breites, sanft gegen Osten abgedachtes Sandsteinplateau, mit dichten Waldungen und sumpfigen „Möösern“ bedeckt, schließt den eigent⸗ lichen Schwarzwald ab, jene dunklen, langgezegenen Linien bildend, hinter denen sich dem von Westen Kommenden der Jura, dem von Osten sich Nähernden der Schwarzwald verb rgt. Tief schneiden die Gewässer in den Körper dieses Platcaus ein und haben einen Zuwachs an landschaftlichen Reizen hervorgerufen, durch welche diese klusen⸗ artigen Thalpartien in angenehmer Weise gegen die ermüdende Ein⸗ förmigkeit der östlichen Schwarzwaldthäler abstechen. Aber auch hier ist der Thalgrund verhältnißmäßig breit und eben, die Sohte fast gleichmäßig coneav, ohne bemerkbare Schwellen oder Knice, das Ge⸗ fälle ist ausgeglichen, und die Thalbildung der Hauptsache nach vollendet.“ .
„Wo die beiden Hauptquellen der Donau, bei Villingen und Wolterdingen, aus deu sich bis zu ihren Thalsohlen einsenkenden Sand⸗ steinplateau heraustreten, finden sie sich einem Höhenzuge von kaum 200 Fuß durchschnittlicher absoluter Höhe geg nüber, der sich dem Ostrande des Schwarzwaldes entlang fortzieht — die aus Muschel⸗ kalk bestehende erste Stufe des schwäbischen Stufenlandes.“
Am Schluß der vorstehenden, dem bezeichneten neuesten Hefte der „Beiträge“ der Hauptsache nach entnommenen Auszüge, möge die Be⸗ merkung Platz finden, daß bi⸗ durch die geschilderte Gegend fahrende Schwarzwaldeisenbahn, die ihrer großarrigen Bauten wegen nicht weniger, wie wegen der von ihr durchschnittenen an⸗ Naturschönheiten reichen Welt berühmt ist, ihrer Vollendung entgegensieht. Die no unvollendete Strecke zwischen Triberg und Villingen soll in diesem, spätestens im nächsten Fphre fahrbar sein. Die Bahn kürzt den Weg von Constanz nach Karlsruhe um drei Stunden ab.
Redaktion und Rendantur: Schwieger.
Berlin, Verlag der Expedition (Kessel). Druck: H. Heiberg. Drei Beilagen einschließlich der Börsen⸗Beilage).
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zum
——
Landtagsangelegenheiten.
Berlin, 27. Januar. In der Sitzung des Hauses der
Abgeordneten am 25. d. M. nahm der Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten, Reichskanzler Fürst v. Bismarck, in Folge der von dem Abg. Lasker gegebenen Anregung das Wort:
Der Herr Vorredner hat meiner Ueberzeugung nach vollkommen Recht, wenn er annimmt, daß jedes Mitglied des Staats⸗Ministeriums nach zwei Seiten aufzufassen ist: einmal nach der Verwaltung seines Ressorts, das zweite Mal nach seiner politischen Anschauung als Mit⸗ glied des Staats⸗Ministeriums, nach seiner Mitverantwortlichkeit für die Gesammthandlungen des Staats⸗Ministeriums, und ich kann dieser Auffassung eine Illustration durch Erwähnung der Diskussionen geben, die im Schooße des Ministeriums über die Frage stattgefunden haben, ob das landwirthschaftliche Ministerium als solches überhaupt beizu⸗ behalten sein werde oder nicht. Es hat sich dabei die Majorität des Staats⸗ Ministeriums — und ich glaube, das gesammte Staats⸗Miinisterium — dahin ausgesprochen, daß, wenn auch diejenigen Ges chäfte, die bisher mit dem landwirthschaftlichen Ministerium verbunden sind, einen politisch thätigen Mann nicht überall ausreichend beschäftigen, und wenn vielleicht aus dem Grundsatz der gerechten Arbeitsvertheilung eine Verstärkung des Ressorts des landwirthschaftlichen Ministeriums wünschenswerth wäre, es doch für das Gesammtministerium von großer Wichtigkeit sei, daß Se. Majestät eine Ministerstelle vergeben könne, die unter Umständen, auch wenn sie gar kein Ressort hat, wenn ein Minister ohne Porte⸗ feuille wäre, durch ihre vatetie Stellung, durch ihre Mitwirkung in den politischen Fragen, das Ministerium in seinen Arbeiten unter⸗ stützen könne. Ich erwähne, daß in England meines Wissens eine größere Anzahl von Ministerien ohne Ressort, die eben nur vor dem Publikum die Mitverantwortlichkeit für die politische Leitung der Ge⸗ schäfte tragen, vorhanden sind. 4
Es ist sogar bei uns der eigenthümliche Fall, daß der Präsident des Staats⸗Ministeriums, obschon ihm ein größeres Gewicht der mo⸗ ralischen Verantwortlichkeit wie jedem anderen Mitgliede ohne Zweifel zufällt, doch keinen größeren Einfluß als irgend einer seiner Kollegen 8 die Gesammtleitung der Geschäfte hat, wenn er ihn nicht persön⸗ lich sich erkämpft und gewinnt. Unser Staatsrecht verleiht ihm kei⸗ nen. Wenn er diesen Einfluß gewinnen will, durch Bitten, durch Ueberreden, durch Korrespondenzen, durch Be⸗ schwerden beim Gesammt⸗Kollegium, — kurz und gut, durch Kämpfe zu gewinnen, welche die Leistungsfähigkeit des Ein⸗ Edhe in sehr hohem Maße in Anspruch nehmen. Die Mittel sind schwach, die Aufgabe ist groß und die Last, die zu be⸗ wegen ist, wenn es gilt, einen anders denkenden Kollegen zu überzeu⸗ gen, ist oft mit der Wirkung der Bitte und Ueberredung allein nicht zu bewältigen. Dieser Umstand erhöht die Wichtigkeit des Moments, welches der Herr Vorredner aceentuirte: daß in dem Staats⸗Ministe⸗ rium jedes Mitglied die gleiche politische Bedeutung als Staats⸗ Minister in Anspruch nimmt und in der That in gleicher Weise wie 8. essort⸗Minister für die Gesammtleitung der Politik verantwort⸗
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9 ist. Nur ist es demjenigen, der einem bestimmten Ressort nicht an⸗ e
ört, durchaus nicht möglich und nicht gegeben, die Thätigkeit dieses
Ressorts in ihren Spezialitäten, in ihren Wirkungen so genau zu kon⸗ troliren, daß man sagen könnte, jeder Minister ist jederzeit für jede Hand⸗ lung seiner Kollegen verantwortlich; es vergehen darüber oft Jahre, ehe ein Minister sich überzeugt, daß die Thätigkeit eines seiner Kollegen Re⸗ sultate hat, für deren Gewinn er die Mitverantwortung nicht tragen will. Wenn der Herr Vorredner mein Erscheinen hier heute dahin deutete, daß es meine Absicht gewefen sei, über meine Stellung zum Staats⸗Ministerium nach meiner Niederlegung des Präsidiums Aus⸗ kunft zu geben, so möchte ich das doch nicht als absolut richtig an⸗ erkennen. Auch wenn mein Ressort noch kleiner im Budget wäre, als es jetzt ist, so würde ich es doch für meine Pflicht gehalten haben, so weit meine Gesundheit es erlaubt, persönlich zu dessen Vertretung zu erscheinen.
Was die Motive des Wechsels in der Vertheilung der Geschäfte im Staats⸗Ministerium betrifft, über die der Herr Vorredner eine volle Beruhigung vermißt, so erlaube ich mir ver allen Dingen fest⸗ zustellen, daß solche Motive im Ganzen immer einfacher liegen, als das Gerücht und die Presse gern annimmt. Wenn man sie einfach nimmt, wie sie liegen, so fällt die Möglichkeit, darüber eben zu schreiben und zu konjekturiren. Es ist bekannt, daß der Geschäfts⸗ umfang, der mir ablag, ein so vielseitiger und ausgedehnter war, wie es kaum je in einem ähnlichen Verhältnisse in einem Staat von ähn⸗ licher Größe, in einem Reiche von ähnlicher Bedeutung als das Deutsche, der Fall gewesen ist. Im Anfang der Periode der Kumulation dieser Geschäfte hielt ich es fast für unmöglich, einen Theil derselben abzutrennen, ohne das Ganze zu gefährden. Es kam dazu, daß meine Arbeitskraft eine stär⸗ kere war, als fie schließlich geblieben ist. Es kam dazu, daß ich grade in dem Auswärtigen Amte, welches ich vorzugsweise als meine spezielle Aufgabe betrachte, eine Hülfe hatte, deren ich gern bei dieser Gelegen⸗ heit gedenke, — es war der Geheimrath Abeken, der seitdem verschieden ist. Ich habe mich nach und nach überzeugen müssen, daß es ganz unmöglich ist, diesen bedeutenden Umfang der Geschäfte, der mir oblag, auch nur in der Weise zu übersehen, daß ich jeder⸗ zeit mich darüber entschließen kann, ob ich die Verantwortung für das Einzelne tragen will oder nicht. Gewöhnlich, und in allen größern Staaten wenigstens nimmt die Aufgabe eines auswärtigen Ministers die volle Arbeitskraft cines Mannes in Anspruch, und es dürfte in keinem großen Staate den Fall geben, daß man von
2.
dem Träger der auswärtigen Geschäfte auch nur eine anhaltende und eingreifende Mitwirkung in den inneren Angelegenheiten erwartet. Die auswärtigen Geschäfte des Deutschen Reiches sind, Dank sei es unsern guten Beziehungen zu allen Regierungen, im Augenblick friedliche, aͤber diesen Frieden nach allen Seiten hin zu wahren und zu pflegen, ist eine Aufgabe, die die Arbeit eines Mannes erfordert. Wenn ich daneben in der Stellung eines Kanzlers des Deutschen Reiches erhebliche Aufgaben der inneren Verwaltung habe, außerdem die Verwaltung, die Verantwortung wenigstens für die Verwaltung eines Reichslandes, welches manchem Königreich an Bedeutung gleichkommt, so ist ja auch dieser Geschäftsumfang zu bestreiten, eigentlich nur möglich durch die ausgedehnte, sichere und zuverläͤssige Unterstützung, die ich nach so vielen Seiten hin in diesen Dingen finde. In der ganzen Reichsverfassung ist es nun aber sehr viel leichter, wenn ich zu einem Punkte komme, wo es mir zweifelhaft wird, ob ich für die Thätigkeit des hoch und ministermäßig gestellten Beamten, für den ich die Verantwortung mit zu tragen habe, diese Verantwortung ferner über⸗ nehmen will, so kann ich im Reiche Rechenschaft und Aufklärung über die Sache fordern, 91 kann Bericht erfordern und kann wenistens mein Veto, mein Inhibitorium sofort einlegen; kurz, ich bin berechtigt, im äußersten Falle zu verfügen, was man so unabhängigen Charakteren gegenüber oder dem Maße von Unabhängigkeit des Charakters gegen⸗ uͤber, welches mit großer Tüchtigkeit verbunden zu sein pflegt, sehr schwer und selten thut. Ich halte mich im Ganzen immer nur ver⸗ antwortlich für die im großen Durchschnitt richtige Wahl der Perso⸗ nen, nicht für jede einzelne Handlung der Persenen. Außerdem, wenn ich diese Verantwortung gefährdet fühle, bin ich in der Lage, bestimmt zu sagen: Dies will ich nicht, und bestimmte Forderungen zu stellen, was einstweilen zu geschehen hat.
Ganz anders und viel mühevoller ist die Aufgabe eines preu⸗ ßischen Minister⸗Präsidenten, der einen hohen Ehrenposten, eine große Verantwortung hat und sehr wenig Mittel, dieser Stellung seinen Kollegen gegenüber irgend welchen Nachdruck zu geben, und wenn gegen seine Einflüsse sich innerhalb eines Ressorts ein passiver Widerstend
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Montag, den 27. Januar
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——— — entwickelt, den die einzelnen Beamten dieses Ministeriums unterstützen, so habe ich darüber die Erfahrung, daß man gewissermaßen im Sande ermüdet und seine Ohnmacht erkennt. 81.
Wenn ich mir also die Wahl stellen mußte, meinen Geschäfts⸗ kreis zu verkleinern, so konnte ich darüber nach einer zehnjährigen Erfahrung nicht zweifelhaft sein, daß die Stellung des preußischen Minister⸗Prästdenten diejenige war, die meine Arbeitskraft — sagen wir Nerven zum Arbeiten, denn zum Arbeiten gehören Nerven — am meisten in Anspruch nahm. Es ist ja im Ganzen nicht die Arbeit, die den Menschen körperlich in der Friktion, in der wir in parlamentari⸗ schen Staaten leben, aufreibt, sondern es ist das ununterbrochene Gefühl der Verantwortlichkeit für große Dinge und für Interessen, die einem am Herzen liegen wie die eigenen, aber die doch zugleich die Interessen von 25 oder 40 Millionen sind. Wenn man geringe und weniger würdige Dinge mit hohen vergleichen kann, so möchte ich sagen: ein verant⸗ wortlicher Staatsmann an der Spitze eines Staates ist in der Lage wie Jemand, der etwa an der Börse ununterbrochen solche Geschäfte macht, die weit über sein Vermögen gehen, deren Verlust er nicht decken kann, wenn er sie verliert, und bei denen außer dem direk⸗ ten und materiellen Verlust eigene Ehre und Ruf, die Wohlfahrt des ganzen Landes auf dem Spiele stehen. Das Gefühl “ handeln zu sollen in einer Weise, oder die Handlungen Anderer billigen oder mißbilligen zu sollen unter Umständen, wo man sich sagen muß, die Billigung oder Mißbilligung kann der Ausgangspunkt, der Krystallisationspunkt einer Entwicklung sein, deren weitere oder letzte Folgen Niemand mehr beherrscht, — wen dies Gefühl der fortwäh⸗ renden, angespannten Verantwortlichkeit nicht angreift, der hat eben kein Pflichtgefühl und kein Herz für sein Land. Wer dies hat, den wird es bis zu einem gewissen Maße packen und verbrauchen.
Wenn ich also die Wahl getroffen habe beim Einsehen der Noth⸗ wendigkeit, daß ich das preußische Minister⸗Präsidium los sein wollte, so war es in dem Gefühl, daß in diesem Ressort die Mittel, einen Einfluß zu üben, im allergrößten Mißverhältniß mit der moralischen Verantwortlichkeit, welche die öffentliche Meinung an die Stellung eines Minister⸗Präsidenten knüpft, stehen, daß mir die größte Erleich⸗ terung zu Theil wurde; — denn ich glaube, weit über die Hälfte meiner Geschäfte kommen aus diesem Ressort — und zugleich die ge⸗ ringste Einbuße an Emfluß. 3
Daß ich auf diesen Einfluß ganz verzichten wollte und verzichten könnte, so lange ich die Ehre habe, Sr. Majestät des Kaisers Reichs⸗ kanzler zu sein, daran ist ja gar nicht zu denken. Ich will gleich entwickeln, warum dazu eine Zusammengehörigkeit zum preußischen Ministerium eigentlich gar kein absolut noehwendiges Erforderniß sein würde. Meine äußere Stellung zum preußischen Ministe⸗ rium könnte noch mehr gelockert werden, als sie ist, die Ge⸗ schäfte bleiben doch unzertrennlich. Der Reichskanzler, wenn er die Hauptbedingung seiner Aufgabe überhaupt erfüllen soll, muß der⸗ jenige Beamte sein, auf den Se. Majestät der Kaiser das höchste Peeeanen zu diesem Zwecke setzt. Hat er das Vertrauen des Kaisers, so ist doch unmöglich Ca mesmeet daß Se. Majestät der König von Preußen in dieser Eigenschaft in seinem preußischen Ministerium eine Politik gestatten werde, die dem als Reichskanzler mit dem Kai⸗ serlichen Vertrauen beehrten Beamten die Wirksamkeit im Reich unmöglich machte. Es kann der König von Preußen und sein Ministerium ganz unmöglich gegen die Politik des Reichskanzlers eine Stellung nehmen, es ist vielmehr eine gegebene Noth⸗ wendigkeit, daß sie unterstützt wird. Man könnte ja eher noch das Erforderniß aufstellen, daß der Reichskanzler Mitglied des Ministeriums eines anderen bedeuten zat Bundesstaats sei, denn in Preußen ist der Personalzusammenhang der Königlich preußtschen und der Kaiserlichen Krone doch ohnehin gegeben und unzertrennbar. Aber auch der Zusammenhang zwischen dem Reichskanzler und dem preußischen Minister würde dadurch ja in keiner Weise gestört werden, daß der erstere vollständig aufhört, Mitglied des preußischen Mini⸗ Wie ist dann der Geschäftsbetrieb im Bundes⸗ rathe? Die Faktoren, welche den Haupteinfluß auf die Vorbereitung der Vorlage für den Reichstag haben, sind die Ausschüsse des Bundesraths. In jedem dieser Ausschüsse hat, wenn Se. Majestät der Kaiser es nicht ausdrücklich anders befiehlt, ein preußischer Minister, der betreffende Minister des preußischen Ressorts den Vorsitz, oder dieser Vorsitz wird ausgeübt, durch einen der höchsten Vertrauensbeamten des Ministeriums. In der Sitzung des Bundesraths findet sich wieder das preußische Ministerium in sei⸗ ner Majorität zusammen und arbeitet dort und in seinen Ausschüssen unter Vorsitz des Reichskanzlers mit den übrigen Ministern. Die Bän⸗ der, die beide Organisationen an einander befestigen, sind also viel stärker, als man äußerlich anzunehmen pflegt und als unsere deutsche Presse zu meinem Erstaunen angenommen hat in der ganzen Diskussion dieser Frage. Wenn der Reichskanzler also, um ernannt zu werden und um in seinem Amte zu bleiben, nothwendig das Vertrauen Sr. Mafestät des Kaisers haben muß, in Folg: dessen Sr. Majestät dem Könige von Preußen und seinem Ministerium keine persona ingrata sein wird, so hat der Reichskanzler nach der Verfassung außerdem Mittel des Einflusses und der Macht, die die Frage, ob der Zusammenhang noth⸗ wendig ist und durch welche Mittel er gesucht und befördert werden kann, dem preußischen Ministerium eben so nahe, ja fast noch näher legen, wie dem Reichskanzler. Wenn der Reichskanzler sich des Ver⸗ trauens der Mehrheit der Regierungen, die im Bundesrath vertreten sind, versichert, wenn er dabei das Vertrauen der Mehrheit des Reichstages zu ge⸗ winnen weiz — und das wird für ihn ein ebenso nothwendiges Be⸗ dürfniß sein, da er nach der Verfassung derjenige Beamte ist, der den Vorsitz im Bundesrath führt und als der Vertreter der Bundesregie⸗ rungen vorzugsweise vor dem Reichstage die Dinge zu vertreten hat — wenn er diese Eigenschaften in sich vereinigt, so ist dadurch eine Lage gegeben, bei der Sie viel eher sich im preußischen Ministerium erkundigen können: Verliert Ihr auch nicht die Fühlung mit dem Reichskanzler? als daß Sie Veranlassung haben, den Reichskanzler zu fragen: Verlierst Du auch nicht die Unterstützung des preußi⸗ schen Ministeriums? Der Reichskanzler kann ein Gewicht durch andere Elemente gewinnen, welches viel stärker ist, als die Disposition über die 17 preußischen Stimmen, und daß ihm die ent⸗ gehen sollten, so lange er der Hauptvertrauensmann Sr. Majestät des Kaisers ist, ist ja eigentlich kaum denkbar; auch dann, wenn er sie nicht selber führte und instruirte, so wird er doch immer in der Lage sein, Sr. Majestät dem Könige von Preußen als Stimmführender für Preußen, so lange er es bleibt, Vortrag zu halten, und wenn er es nicht mehr wäre, Sr. Majestät dem Kaiser als dessen Kanzler und Hauptvertrauensbeamter, denn das muß er sein, wenn er seinen Platz erfüllen soll, Vortrag über diese Dinge zu halten, und es ist sehr unwahrscheinlich, daß, wenn der Reichskanzler, gegen die Neigung, eine divergirende Neigung. der preußischen 17 Stimmen bei Sr. Majestät dem Kaiser Protest einlegke, es faktisch ausführbar sein würde, diese 17 Stimmen, die gegen den Willen Sr. Majestät des Kaisers nicht abgegeben werden können, gegen den Willen des Reichs⸗ kanzler — es kann ja einmal vorkommen, aber nicht dauernd, das ist meiner Ansicht nach nicht möglich, — abgegeben werden. Dies würde immer zu einem Wechsel in der Person des Reichskanzlers oder zu einem Wechsel in den Personen des preußischen Ministeriums führen müssen. Ich kann deshalb nach dieser ganzen Situation die Anfrage des Herrn Vorredners dahin beantworten, daß mein Bleiben in dem jetzigen preußischen Kabinet, in der Eigenschaft als Mitglied, wenn auch nicht als Vorsitzender, doch beweist, daß mein Entschluß sich nicht geändert hat, dieses preußische Ministerium gerade in derselben Weise mit meinen Kräften zu unterstützen, als ob ich sein Vorsitzender wäre, vielleicht in einer bessern, indem ich das Odium, welches der Vorsitz
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steriums zu sein.
und die Einwirkung immer gelegentlich hat, nicht mehr besitze. Darüber kann ich die ganz bestimmte Versicherung geben, daß das mein Wille und meine Absicht ist, nur mit etwas weniger Arbeit, als früher, und ich muß leider sagen, mit etwas wenizer unfruchtbarer Arbeit wie früher. Mein Gewicht im Ministerium wird dadurch, daß ich von den formellen Arbeiten und von der formalen Verantwortlichkeit erlöst bin, immer nach wie vor darauf basiren, ob es mir dauernd gelingt, das Ver⸗ trauen der Mehrheit meiner Herren Kollegen mir zu bewahren und Sie können ganz gewiß darauf rechnen — und darin steht mein Ent⸗ schluß ganz fest —, daß, wenn dieser Wechsel in den Personalverhält⸗ nissen des Ministeriums einen Wechsel in der Richtung und in einer meiner früheren Politik feindlichen Richtung bedeutet hätte, keine Macht der Welt mich hätte bewegen können, meine Antezedentien von zehn Jahren zu verleugnen und, nur etwa um auswärtiger Minister zu bleiben, diesem selben Kabinet anzugehören, und so lange ich diesem angehöre, können Sie mit Sicherheit darauf rechnen, ist das der Be⸗ weis, dan dieser Weg, diese Richtung in der Hauptsache nicht ver⸗ lassen wird, wenn ich mich auch um die Details zu meiner großen Erleichterung weniger zu bekümmern haben werde. G Was den Etak des auswärtigen Ministeriums selbst betrifft, so glaube ich, es würde Ihnen nicht nur aus dem nationalen Gesichts⸗ punkte erleichtert, diesen Positionen zuzustimmen, sondern es würde auch eine viel richtigere und sachligere Bezeichnung sein, wenn man den Titel dieses Ministeriums wechselte und es beispielsweise statt „Auswärtiges Ministerium“ „Ministerium für die Reichsangelegen⸗ heiten“ nennte, oder „für die deutschen Angelegenheiten“, wie man will. Die Bearbeitung des Zusammenhanges des preußischen Staates mit dem Deutschen Reiche, der Stimmenabgebung Preußens im Deutschen Reiche ist immer — wir haben bisher keinen andern Ausdruck dafür — für Preußen territorial eine äußere Angelegenheit, insofern, als dies Verhältnisse berührt, die die preußischen Grenzen überschreiten. Ich kann nicht anders sagen, als daß mir dieser Ausdruck ein unwillkom
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mener ist und ich ihn mit einem gewissen Widerwillen gebraucht habe weil ich gewohnheitsmäßig dafür halte, daß auswärtige Angelegen heiten in Deutschland nie anders sein sollten, wie jenseits de deutschen Grenzen, und es wäre vielleicht nützlich, obschon ich nicht weiß, ob es aussührbar sein wird, — sehr wesentlich ist es aller dings nicht, es ist eine Form — wenn man die Rubrik, die Ueber schrift dieses Ministeriums dahin ändern wollte, wogegen ich meiner seits nichts einzuwenden hätte. Es muß meines Erachtens, mag es nun der Reichskanzler sein oder ein Anderer, im preußischen Ministe rium einen Minister geben, dessen Aufgabe es vorzugsweise ist, de Zusammenhang mit dem Reich innerhalb des preußischen Ministeriums zu kultiviren und sich von jedem Partikularismus, auch dem des Res⸗ sorts, frei zu halten. Diese Aufgabe, mit der nach altem Herkomme die Instruktion der Gesandten verbunden ist, fällt augenblicklich dem preußischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu, weil wir eine andern Titel dafür nicht haben und weil der augenblicklich zugleich Reichskanzler und preußischer Bevollmächtigter im Bundesrathe ist, aber auch selbst wenn diese Eigenschaften noch getrennt werden sollten und der Reichskanzler gar nicht mehr Mitglied des preußischen Minig steriumsibliebe, was ihn, wie ich mir vorhin zu entwickeln erloeubte seine Insammenhanges mit Preußen wesentlich berauben, seine Stellung aber innerhalb der Deutschen Reichsgliederung wesentlich freier un annehmbarer hinstellen würde — selbst wenn das geschähe, würde immer einen Minister für die deutschen Angelegenheiten im preußi schen Ministerium zweckmäßigerweise geben müssen, der das Ressort hat, die preußischen Stimmen zu instruiren, mag nun diese Instruktio eine ganz selbständige, nach Befehl Sr. Majestät von dem Ministe ohne Zuziehung seiner Kollegen ertheilt sein, wie es in alle denjenigen Fällen der Fall sein wird, wo überhaupt ein Ressort sebständig handelt, indem der Minister die Soli⸗ darität der übrigen Minister nicht zu verlangen hat, oder mag er ge⸗ nöthigt sein, wenn die Sache wichtig genug ist, wenn sie zurückgreif auf die inneren Verhältnisse Preußens, sich durch Majoritätsbeschlu⸗ seiner Kollegen in Stand zu setzen, daß er instruiren kann. Es wird immer einen solchen Minister geben müssen. In diesem Sinne möchte ich Sie bitten, den Etat der auswärtigen Angelegenheiten hier aufzufassen und ihn nicht als einen vartikularistischen Ueberrest speziell preußischer Politik zu betrachten, sondern ihn als diejenige Maschinerie anzusehen, vermittelst deren Preußen seinen Kontakt und seine Be⸗ ziehungen mit dem Reiche nicht nur, sondern auch vor der Entschei⸗ dung des Reiches mit den einzelnen Gliedern des Reiches zu erhalten und zu pflegen sucht. Daß ich dies, so lange ich eins dieser bedeu⸗ tenden Aemter behalte, ganz in der Weise und durchaus in der Rich⸗ tung thun werde, die in früheren Jahren Ihre Billigung gehabt hat, das versichere ich hiermit nochmals ausdrücklich, und davon wollen Sie überzeugt sein!
Auf eine Entgegnung des Abg. Dr. Virchow ergriff der Fürst von Bismarck noch einmal das Wort:
Der Herr Vorredner hat zunächst vor seinem in die Zukunft blickenden Auge sich das Gespenst eines den preußischen Staat verge⸗ waltigenden, aber nicht preußischen Reichskanzlers aus anderen Staaten deutscher Nation gedacht. Ich glaube, dies ist eben ein Gespenst, und die Fähigkeit, es zu sehen, beruht auf einem stärker gefärbten Anfluge von Partikularismus, als ich dem Herrn Vorredner bisher zuzetraut hätte. Die Frage, wie die Machtstellung zwischen dem Reiche und den einzelnen Staaten sein soll, ist eine, die seana. die Reichsverfassung festgestellt ist und durch die weitere gesetzgebende Thätigkeit des Reiches, die Kompetenz⸗Erweiterungen, zu denen das Reich ermächtigt ist, mit der Zeit ihre Erledigung finden wird und kann, und sollte dabei die Befürchtung eintreten, daß die Reichsregierung so mächtig wird, daß ein so starker Staat wie Preußen, fünf Achtel des ganzen Reichs, anfängt sich vor dem überwiegenden Einfluß des Reiches zu fürchten? — ich habe immer geglaubt, das wäre eins von den Idealen, denen der Herr Abgeordnete entgegenstrebt. Landsleute sind wir Deutsche doch Alle, und ich bekämpfe in diesen Dingen das Betenen der Schei⸗ dung zwischen deutsch und preußisch; der Reichskanzler, möge er nun ein Preuße oder ein Bayer sein, uns steht er nicht als Preuße oder Bayer, uns steht er nur als Deutscher gegenüber, und das Deutsche in dem Kanzler mehr und mehr zu accentuiren, dazu erachte ich eine ge⸗ wisse Loslösung, eine Herausschälung des Kanzars aus der ganzen Vegetation nöthig, die sich im preußischen amtlichen Leben nothwendig bei ihm angesetzt haben muß.
Ich glaube, daß dieser Gedanke noch weiter verfolgt werden muß, wenn wir zu einer richtigen Reichseinheit kommen wollen. Die Ein⸗ heit der Interessen Preußens und des Reiches und der Schutz für die Preußische Verfassung liegt in der Einheit Sr. Majestät des Kaisers und des Königs; daß beide Organismen bisher auch einen gemein⸗ samen Minister⸗Präsidenten gefunden haben, das war der Anfang, kann aber für die Dauer kaum festgehalten werden. Ein Reichskanzler und ein Minister⸗Präsident, dem die Sachen durch die Neuheit der Zustände und durch das Entgegenkommen mehrerer Parteien, wenn nicht aller, so sehr erleichtert werden, wie mir, der so sehr den Vor⸗ theil hat des frischen Eindrucks der Ereignisse in einer Allen willkom⸗ menen Neubildung, wird sich auch so leicht nicht wieder finden, es wird vielleicht später fähigere, besser geschulte, arbeitsfähigere Leute geben als ich, aber sie werden nicht getragen sein von der Neuheit der Er⸗ eignisse, und man wird ihnen mehr Schwierigkeiten machen und es wird ihnen noch schwerer gemacht werden, einen solchen Umfang der Geschäfte zu bewältigen, wie er mir bisher obgelegen hat, wenn er mit dem vallen und ehrlichen Gefühl der Verantwortlichkeit die Geschäfte eingehen will, wie ich es gethan habe. Der Herr Vorredner hat mich in einer ezlehung nicht verstanden: ich habe von Dissonanzen, von solchen,