1873 / 29 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 31 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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den Eingang des Art. 15 folgendermaßen zu fassen: Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet u. s. w. 2. 25 sdiener“ hinzuzufügen .18 hinter „Religionsdie b

8 solche mit ftanttichen Funktionen bekleidet sind oder

durch Zuschüsse aus Staatsfonds besoldet werden.

3) von dem Weicke Artikel 15 der Verfassungs⸗

nde Fassung zu geben:

n⸗ folgende ge Fiche die römisch⸗katholische Kirche, sowie jede andere eligions⸗Gesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig und bleibt im Besitz und Genuß der für ihre Kultus⸗, Unterrichts⸗ und Wohlthätigkeitszwecke bestimmten Anstalten, Stiftungen und Fonds. 8

Die Grenzen dieser Rechte gegenüber dem Staate regelt das Gesetz.“ 1

4) Vom Abg. Eberhard; den zweiten Absatz des Artikel 5 dahin zu fassen: 1 v Zehe Religionsgeselschaft bleibt im Besitz und Genuß der

für ihre Kultus⸗, Unterrichts⸗ und Wohlthätigkeitszwecke be⸗ stimmten Anstalten, Stiftungen und Fonds.“

5) Vom Abg. Bahlmann: .

1) in der Ueberschrift statt „Abänderung“ zu setzen: „Dekla⸗ ration“; 3 ) statt der 3 Zeilen nach den Worten: „Einziger Artikel“ zu setzen: Ses „An die Stelle der Artikel 15 und 18 der Verfassungs⸗ Urkunde vom 31. Januar 1850 treten folgende Bestim⸗ mungen“; 8 11“”“ in Artikel 15 vor dem Worte: „Staatsgesetzen“ einzuschal⸗ ten: „allgemeinen“” 82

4) daselbst statt „Aufsicht“ zu setzen: „Oberaufsicht“;

) 18 die Worte: „Anstellung und Entlassung“ zu treichen. 8

Zunächst nahm das Wort der Abgeordnete Dr. Windthorst (Meppen) gegen die Abänderung des Art. 15, die zunächst zur Diskussion stand: Der Staat habe kein Aufsichtsrecht über die Kirche. Innerhalb ihrer Sphäre sei die Kirche ebenso souverän wie der Staat. Wer das leugne, leugne die Prinzipien des Staats⸗ und Kirchenrechts und leugne die Geschichte. Wenn man die Grenzen zwischen Staat und Kirche reguliren will, so müssen beide Nachbarn sich darüber verständigen; es darf nicht einseitig geschehen. Er hoffe, daß Artikel 15. unversehrt und auch ferner das Palladium der wahren Freiheit bleiben werde. Der Abgeordnete Petri trat bei Schluß des Blattes in längerer Rede für die Vorlage ein.

Nachdem durch die allgemeine Verfügung vom 1. Sep⸗ tember v. J. die Anordnung getroffen worden ist, daß die Füh⸗ rung des Grundbuchs über die im §. 18 des Geschäfts⸗Regu⸗ lativs vom 18. Juli 1850 bezeichneten Güter in allen Fällen, wo dieselbe bis dahin den Kreisgerichten zugestanden hatte, auf die ständigen Kreisgerichts⸗Deputationen u⸗ ergehen soll, hat der Justiz⸗Minister bestimmt, daß den Letzteren nunmehr auch die Bearbeitung der Vormundschaften, Kuratelen und Nachlaßregulirungen zu übertragen ist, welche nach dem Tode der Besitzer der vorgedachten Güter einzuleiten oder bereits eingeleitet sind. 1 . ö“

Den Kreisgerichten bleibt jedoch die Befugniß vorbehalten, die Bearbeitung solcher Vormundschaften, Kuratelen und Nach⸗ laßregulirungen in einzelnen dazu besonders geeigneten Fällen vor sich zu ziehen.

Unter Abänderung der allgemeinen Verfügung vom 27. Januar 1870 ist Seitens des Justiz⸗Ministers die Erhe⸗ bung der Gerichtskosten durch Postvorschuß fortan mit den nachstehenden Beschränkungen wieder eingeführt worden:

Gerichtskostenbeträge können bis zur Höhe von drei Thalern einschließlich durch Postvorschuß erhoben werden, wenn der Wohnsitz des Zahlungspflichtigen nicht über 25 Meilen entfernt ist. Alsdann ist die mit einem solchen Postvorschuß belastete Sendung zu frankiren, dergestalt, daß sowohl das Porto dafür, als auch die Postvorschußgebühr (§. VII. der Tarifbestimmungen zum Reglement vom 30. November 1871, Post⸗Amtsblatt Nr. 62) aus Staatsfonds entrichtet, der Partei dagegen neben den Kosten gleichzeitig derjenige Betrag in Rechnung gestellt wird, welchen sie bei Einsendung der Kostenschuld mittelst Postanwei⸗ sung aufzuwenden haben würde. stenvorschüsse dürfen durch Postvorschuß nicht eingezogen werden. 1

Die Bestimmungen in §§. 22 und 27 der Instruktion für ie Gerichtskosten⸗Rezepturen vom 20. August 1867 treten mit en hiernach sich ergebenden Einschränkungen wieder in Wirk⸗ samkeit.

Die Stadtverordneten⸗Versammlung hat in hrer gestrigen Sitzung die Berathung des Etats der Stadt Berlin für das Jahr 1873 geschlossen. Der Haupt⸗Etat wurde mit 5,665,785 Thlr. in Einnahme und 7,416,267 Thlr.

in Ausgabe festgestellt. Die hiernach fehlenden 1,750,482 Thlr. sollen durch Einkommensteuer gedeckt werden, für welche die Versammlung den Satz von 66 Prozent bewilligte.

In der 4. Plenar⸗Versammlung des 45. Kommunal⸗

Landtags der Kurmark wurden die Wahlen für die Direk⸗

tion der Kurmärkischen Hülfskasse vollzogen. Es wurden gewählt:

zum ersten wirklichen Direktor Wirkl. Geh. Rath Graf von

Redern, zum zweiten Stadtrath William, zum dritten Lehn⸗

schulze Zeumer; zum ersten stellvertretenden Direktor von Tetten⸗

born, zum zweiten Kommifsions⸗Rath Leist, zum dritten Lehn⸗

schulze Schultze. .

8 Hierauf wurde mit der Berathung der eingegangenen Gut⸗

achten der Ausschüsse fortgefahren, und ist Folgendes hervor⸗ zuheben. Aus dem Berichte der Kurmärkischen Hülfskassen⸗ Direktion über ihre Verwaltung pro 1871 ersah der Landtag mit Befriedigung, daß dieses Institut auch in dem qu. Jahr segens⸗ reich innerhalb seines Bezirkes gewirkt habe. Auf Vorschlag des zweiten Ausschusses wurde beschlossen, das Gesetz über Pensionirung der Staatsdiener vom 27. März 1872 auch auf die Beamten der ständischen Landarmen⸗Verwaltung in Anwen⸗ dung zu bringen. Demnächst wurde die von der Landarmen⸗ Direktion getroffene Wahl des Dr. Zinn, bisher Direktor der kantonalen Irren⸗, Heil⸗ und Pflegeanstalt St. Firmensberg im Kanton St. Gallen zum ersten Direktor und ersten Arzt der Land⸗Irren⸗Anstalt zu Neustadt⸗Eberswalde bestätigt. Durch einen Ober⸗Präsidial⸗Erlaß vom 22. Dezember 1871 war der gegenseitige Austausch, der an die Provinzial⸗ resp. Kommunal⸗Landtage der Monarchie jährlich gelangenden Verwal⸗ tungsberichte, der von den qu. Landtagen ressortirenden ständi⸗ schen Verwaltungen in Anregung gebracht worden. Der Land⸗ tag beschloß jedoch auf Vorschlag des ersten Ausschusses, hier⸗ von zur Zeit noch abzusehen, dagegen dem Minister des Innern alljährlich je ein Exemplar der Geschäftsberichte der dies⸗ seitigen Verwaltungen zu überreichen. Aus dem bezüglichen Berichte der General⸗Land⸗Feuer⸗Societäts⸗Direktion ersah der Landtag mit Befriedigung, daß die mit dem 1. Januar 1871 ins Leben getretene Mobiliar⸗Versicherung in allen Kreisen

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gefaßt habe, und ein schnelles und günstiges Wachsthum ige. Der Bericht der General⸗Land⸗Feuer⸗ Societãts⸗ irektion über die im vorigen Jahre ausgeführten allgemeinen Taxrevisionen in einzelnen Kreisen ergab abermals, wie noth⸗ wendig und vortheilhaft derärtige Revisionen fü: den Verband der Land⸗Feuer⸗Societät sind. Der General⸗Verwattungsbericht der ständischen Landarmen⸗Direktion pro 1871 führte den Land⸗ tag zu der Ueberzeugung, daß die Landarmen⸗Direktion auch in dem vorbezeichneten Zeitraume ihre Verwaltung mit großer Um⸗ sicht zum Gedeihen der ihr untergebenen Anstalten und zur gün⸗ stigen finanziellen Gestaltung des Vermögens des Verbandes geführt hat, und wurde best ossen, dies der Landarmen⸗Direk⸗ tion auszusprechen. b Schließlich wurden auf Vorschlag des zweiten Ausschusses den Rettungshäusern zu Marwitz, Angermünde, Brüssow, Wil⸗ mersdorf, Reitwein, Wulkow, Templin, Bethlehem und Rüders⸗ dorf einmalige Unterstützungen aus dem ständischen Dispositions⸗ fond der Kurmärkischen Hülfskasse von 100 resp. 50 Thlr. be⸗ willigt. Die nächste Sitzung wurde auf Mittwoch, den 29. Januar anberaumt. Hannover, 30. Januar. Der General⸗Lieutenant und General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 19. Division, v. Tresckow, übernimmt wäh⸗ rend der Abwesenheit des bis zum 1. Juli cr. zur Wiederher⸗ stellung seiner Gesundheit beurlaubten Generals der Infanterie und kommandirenden Generals des X. Armee⸗Corps, v. Voigts⸗ Rhetz, die Geschäfte des General⸗Kommandos dieses Armee⸗Corps.

Sachsen. Dresden, 30. Januar. Die Erste Kam⸗ mer trat in ihrer heutigen Sitzung in die Spezialberathung des Steuerreformentwurfs ihrer 2. Deputation ein. Der erste Ab⸗ schnitt (von den direkten Steuern überhaupt. §. 1. Der durch direkte Steuern zu deckende Staatsbedarf wird aufgebracht durch: 1) die Ertragssteuer und 2) die Einkommensteuer. §. 2. Das Verhältniß, nach welchem der durch direkte Steuern zu deckende Staatsbedarf auf die bei den §. 1 genannten Gattungen der⸗ selben zu vertheilen ist, wird durch besonderes Gesetz bestimmt) wurde einstimmig angenommen, nachdem von verschiedenen Red⸗ nern und auch vom Finanz⸗Minister Freiherrn v. Friesen die Unmöglichkeit, die Festsetzung des Quotalverhältnisses der beiden Steuergattungen schon in das gegenwärtige Gesetz aufzunehmen, beklagt, aber allseitig anerkannt worden war. Der erste Para⸗ graph des zweiten Hauptabschnitts: „von der Ertragssteuer insbesondere“ (§. 3. Die Ertragssteuer erstreckt sich auf den Durchschnittsertrag: A. des inländischen Grund⸗ besitzes (Grundsteuer), B. der zinsbar angelegten Kapitalien und der Renten (Rentensteuer), und C. des Handels und der Gewerbe aller Art, sowie die wissenschaftlichen und künstlerischen Leistungen, nicht minder der Lohnarbeit aller Art (Gewerbe⸗ steuer), wurde nach einer Debatte, welche durch die Bemerkung des Bürgermeisters Dr. Koch, daß auch nach dem Entwurfe, so⸗ wie schon zeither, das fixirte Einkommen, bei welchem der Be⸗ griff des Durchschnittsertrags gar nicht anwendbar sei, härter als andere Einkommen von der Steuer getroffen werde, hervor⸗ gerufen wurde, ebenfalls angenommen. Die Debatte schritt so⸗ dann zu Unterabschnitt A.: „Von der Grundsteuer“ fort. Die §§. 4 und 5 (Gegenstand der Grundsteuer) wurden ohne De⸗ batte angenommen. Bei §. 6 (Berechnung der steuerpflichtigen Ertragsfähigkeit) riefen zwei Amendements des Geh. Finanz⸗Raths v. Nostiz⸗Wallwitz eine lange Debatte hervor. Dieselben wurden schließlich zum größten Theil zurückgezogen, zum Theil von der Deputation adoptirt und insoweit mit §. 6 angenommen. Bei Unterabschnitt B: „Von der Rentensteuer’ werden die §§. 7 und 8 (Gegenstand der Rentensteuer), ersterer uͤnter Ablehnung zweier Amendements des Bürgermeisters Dr. Koch und des Präsidenten Dr. Sickel, letzterer nach Zurückzie⸗ hung eines solchen des Kammerherrn von Watzdorf alle diese Anträge wurden lebhaft debattirt —, §. 9 (Berechnung des steuerpflichtigten Durchschnittsertrags) na⸗ kurzer Debatte ange⸗ nommen. Bei Unterabschnitt C.: „Von der Gewerbesteuer“ wurde die Berathung abgebrochen und auf die morgende Sitzung vertagt. 8. Die Zweite Kammer beschäftigte sich zunächst mit der Frage der Erweiterung und bez. des Neubaues der höhern Ge⸗ werbeschule in Chemnitz. Die Regierung hatte sich für die Er⸗ weiterung entschieden, während die Finanz⸗Deputation den Neu⸗ bau auf einem der Regierung angebotenen Areal für zweckmäßi⸗ ger hielt, wogegen das jetzige Gewerbschulgebäude dem Stadt⸗ rath zu Chemnitz für 100,000 Thlr. zu Schulzwecken überlassen werden soll. Auch die Regierung erklärte sich mit diesem Vor⸗ schlage für den Fall, daß die Kammer demselben zustimmen würde, einverstanden. Bei der Abstimmung wurden die Anträge der Deputation gegen 1 Stimme angenommen. Darauf folgten Petitionsberathungen. In der nächsten Sitzung, am Montag, wird die Berathung der Eisenbahnvorlagen fortgesetzt werden.

Württemberg. Stuttgart, 29. Januar. Nach aus St. Petersburg eingetroffener Nachricht ist Prinz Wilhelm von Württemberg von dem Kaiser von Rußland zum Chef des Kaiserlichen Dragoner⸗Regiments ernannt worden, dessen Inhaberin die verstorbene Großfürstin Helene Paulowna gewesen ist.

Gestern hatte eine größere Anzahl von Mitgliedern der Kammer der Abgeordneten die Ehre, zur Königlichen Tafel gezogen zu werden.

Das „Reg.⸗Bl.“ Nr. 3 promulgirt die Gesetze, betref⸗ fend die Pensionsrechte der Erzieher und Lehrer an den Rettungs⸗ anstalten für verwahrloste Kinder, sowie an ähnlichen Privat⸗ Anstalten; und betreffend die Einlösung der Kassenscheine der Staatsschuldenzahlungskasse.

30. Januar. (W. T. B.) In der Zweiten Kammer begann heute die Berathung über die Antwort des Justiz⸗Mini⸗ sters v. Mittnacht auf die Interpellation des Abg. Oesterlen, betreffs Württembergs Stellung zur Frage der weiteren Ent⸗ wickelung der Reichsgesetzgebung resp. der deutschen Gerichtsver⸗ fassung und über den daran geknüpften bezüglichen Antrag von Hölder und Genossen. Nachdem der Justiz⸗Minister v. Mitt⸗ nacht zunächst einige Zeitungsnachrichten über seine gedachte Antwort richtig gestellt hatte, begründete Hölder den von ihm gestellten Antrag, durch dessen Annahme die Kammer dazu bei⸗ tragen werde, dem deutschen Volke das hohe Gut eines einheit⸗ lichen bürgerlichen Rkchts zu verschaffen. Der Antrag des De⸗ putirten Streich, den Antrag Hölders an eine Kommission zu verweisen, weil ein Theil des Hauses durch denselben überrascht worden sei, wurde, obschon von den Abgeordneten Oesterlen, Probst und Mohl unterstützt, mit 55 gegen 26 Stimmen abge⸗ lehnt, ebenso ein weiterer Antrag Fetzers, daß die Berathung auf morgen vertagt werde. Nach einer längeren Debatte, an welcher sich die Abgeordneten Oesterlen, Hölder, Probst, Schmid, Boscher betheiligten und bei welcher auch der Justiz⸗Minister

des Verbandes, mit Ausnahme von drei,

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nun festen Fuß

nochmals das Wort nahm, wurden die Nr. 1 und 2 des Hölder⸗

schen Antrags, betreffs Ausdehnung der Kompetenz der Reichs⸗ gesetzgebung auf das Privatrecht, Herstellung eines allgemeinen deutschen Civilgesetzbuchs und Errichtung eines oberstinstanzlichen Reichsgerichtshofs mit 58 gegen 22 Stimmen, Nr. 3 desselben wegen Erhaltung der Schwurgerichte bei dem Entwurfe einer neuen Strafprozeßordnung mit 62 gegen 17. Stimmen genehmigt.

Baden. Karlsruhe, 29. Januar. Der Großherzog ist gestern Abend von Ebersteinschloß in die Residenz zurück⸗ gekehrt.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 30. Januar. Zur Feier des Geburtstages der Großherzogin Marie fand gestern Abend im Großherzoglichen Schlosse ein Hofkonzert statt, welchem der Großherzog, die Großherzogin Marie, die Großherzogin Mutter, die Herzogin Marie und der Herzog Paul Friedrich beiwohnten. Heute Abend wird im Goldenen Saale ein Maskenball veranstaltet.

Hamburg, 29. Januar. Die Bürgerschaft hat die vom Senat geforderten 22,000 Thlr. zu den Kosten der Bethei⸗ ligung Hamburgs an der Wiener Weltausstellung nicht nur bewilligt, sondern auch noch den Wunsch hinzugefügt, daß noch 4000 Thlr. mehr zu dem Zwecke bewilligt werden möchten. 1

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 29. Januar. Vom Herrenhause wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Praxis der Wundärzte, konform den Beschlüssen des Abgeordneten⸗ hauses, angenommen. Desgleichen wurden die Anträge der Finanz⸗Kommission über den Jahresbericht der Staatsschulden⸗ Kontrolkommission genehmigt. Bei dem Gesetzentwurfe, be⸗

treffend die Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften, be⸗ antragte Hasner die Zurückleitung an die Kommission zur Um.

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arbeitung im Sinne der unbeschränkten Solidarität. Nachdem der Justiz⸗Minister das System der beschränkten Haftung ver⸗ theidigt hatte, wurde der hiermit übereinstimmende Kommissions⸗ bericht angenommen.

Pesth, 30. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde die Generaldebatte über das Budget zu Ende geführt; für morgen haben sich nur der Referent des Finanzausschusses und der Deputirte Helfy, letzterer zur Rech fertigung seiner Anträge, das Wort vorbehalten. Madarasz wurde in der heutigen Sitzung wegen einer ungehörigen Aeuße⸗ rung über die zwischen den beiden Hälften der österreichisch⸗ ungarischen Monarchie bestehende Verbindung zur Ordnung gerufen.

Schweiz. Bern, 30. Januar. Von den Diözesanständen der Baseler Dibzese sind als ihnen genehme Persönlichkeiten für das Amt eines interimistischen Verwesers des Bisthums Basel dem Vernehmen nach der Dompropst Fiala und der Dom⸗ herr Dietschy in Solothurn, sowie der Domherr Schürich in Luzern bezeichnet worden.

Großbritannien und Irland. London, 29. Januar. Die Königin hat die Ernennung des Herrn Anthony Mus⸗ grave, bisher Lieutenant⸗Gouverneur von Natal, zum Nach⸗ folger von Sir James Fergusson als Gouverneur von Süd⸗ Australien bestätigt. Gleichzeitig hat Ihre Majestät auch die Ernennung von Kapitän George C. Strahan, Kolonial⸗Se⸗ kretär und Gouverneur der Bahama⸗Inseln, zum Administrator der Kalonie Lagos genehmigt.

Großbritanniens Staats⸗Einnahmen vom 1. April bis 25. d. M. betrugen laut amtlichem Ausweise 57,174,034 Lstr. gegen 55,339,533 Lstr. in der entsprechenden Periode des Vorjahres. Die Ausgaben im gleichen Zeitraume beliefen sich auf 59,270,250 Lstr. Die Bilanz des Schatzamtes in der Bank von England überstieg am vorigen Sonnabend die Summe von 3 ½ Mill. Lstr.

Frankreich. Paris, 29. Januar. Es bestätigt sich, daß der Präsident der Republik die gestern von der Dreißiger⸗ Kommission in Betracht gezogenen zwei Amendements von Ducha⸗ tel und Broet, die bekanntlich die Interpellationsfrage lösen sollen, nicht annehmen will. In allen Fällen verlangt er, daß der Sinn und die Tragweite derselben abgeändert werden.

Die Wahlen um die Mitglieder der National⸗Ver⸗ sammlung, welche gestorben sind oder ihre Entlassung gegeben haben, zu ersetzen, sollen im Laufe des Monats März stattfinden.

Die Kommission zur Ausarbeitung eines neuen Wahl⸗ gesetzes hat sich heute versammelt, ohne einen Beschluß zu fassen. Dieselbe scheint zu wünschen, daß die Regierung selbst ein Projekt zur vollständigen Reorganisirung der Munizipalitäten einbringe, während diese ihrerseits ihre Reformen auf die großen Städte und Aufhebung der Central⸗Mairien beschränken möchte.

Die Armee⸗Reorganisations⸗Kommission haͤt im Prinzip beschlossen, 30 Jäger⸗Bataillone zu Fuß beizubehalten, welche mit den Eklaireurs die leichte Infanterie bilden würden. Die Zuaven werden in Linien⸗Infanterie⸗Regimenter umgewandelt und nach Frankreich verlegt. Dieselben würden sammt den noch in Algerien befindlichen provisorischen Regimentern durch ältere Infanterie⸗Regimenter dort ersetzt werden, welche noch gar nicht oder nur kurze Zeit in Afrika garnisonirten. Diese würden mit den drei bestehenden eingeborenen Tirailleur⸗Regimentern und einem vierten, welches in der Provinz Constantine gebildet werden soll, die Fußtruppen der Kolonie bilden. Das Genie⸗Komite beschäftigt sich in diesem Augenblicke mit dem Projekt, Lille mit Belfort durch eine Reihe von Forts in Verbindung zu bringen. Die Festungswerke, welche man um Paris anlegen will, stehen jedoch immer noch in erster Linie.

Gestern Abend von 5 Uhr an fanden in Paris zahl⸗ reiche Verhaftungen von Personen statt, welche im Verdacht stehen, der Internationale anzugehören. Es sollten im Ganzen 48 Personen festgenommen werden.

Versailles, 30. Januar. (W. T. B.) Die National⸗ Versammlung beschäftigtigte sich heute mit der Angelegenheit der Lieferungsgeschäfte von Lwon für die Vogesenarmee zur Zeit des letzten deutsch⸗französischen Krieges. Der ehemalige Präfekt von Lyon, Challemel⸗Lacour, stellte den in dieser Angeleheit er⸗ statteten Bericht als das Produkt der politischen Leidenschaften dar. Die weitere Berathung wurde auf morgen vertagt.

Spanien. Madrid, 30. Januar. (W. T. B.) Heute Nachmittag 5 Uhr fand die offizielle Vorstellung des neu ge⸗ borenen Prinzen dem vorgeschriebenen Ceremoniell gemäß vor den spanischen hohen Würdenträgern statt. Am Abend waren die öffentlichen Gebäude illuminirt. Sagasta und Depu⸗ tirte der konservativen Partei hatten sich zur Beglückwünschung nach dem Königlichen Palast begeben. Die Taufe des König⸗ lichen Prinzen ist auf den 2. Februar festgesetzt worden, derselbe soll die Namen Louis Amadeus Joseph Maria Ferdinand Franz erhalten. Die Nordeisenbahn nimmt weder Passagiere

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noch Waaren für Alsasusa und andere Stationen der baskischen

W 1664*“

8 nuar. irtenkammer ist von dem Bauten⸗Minister ein Gesetzentwurf, behufs An⸗ legung einer Reihe neuer Leuchtthürme vorgelegt. Der dazu verlangte Kredit beläuft sich auf 885,000 Frs.

Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Cirkular des Ministers des Innern, in welchem die Präfekten angewiesen werden, strenge Vorkehrungen zur Verhinderung der uner⸗ laubten und zur Beschränkung der erlaubten Ausw anderung zu treffen. Dieses Circular, sagt der Minister, ist von der Nothwendigkeit eingegeben worden, dem Dreiben der Auswan⸗ derungsagenten ein Ziel zu setzen, die von Provinz zu Provinz ziehen, und die Landleute zur Auswanderung verleiten.

Die Summe, welche für die von den Ueberschwem⸗ mungen in Italien Beschädigten bisher durch freiwillige Bei⸗ träge zusammengekommen ist, beträgt 1,450,000 Lire.

Rumänien. Bukarest, 31. Januar. (W. T. B.) Die nach dem neuen Kirchengesetze von beiden Kammern mit zu

8 vollziehende Wahl dreier neuer Bisch öfe ist auf heute an⸗

beraumt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. Ja⸗ nuar. Die Trauer für die Großfürstin Helene Paw⸗ lowna wird auf Allerhöchsten Befehl von den Truppen der St. Petersburger Garnison und allen in St. Petersburg anwe⸗ senden Generalen, Stabs⸗ und Oberoffizieren und Militärbeamten drei Monate lang getragen werden.

Moskau, 27. Januar. Die Cholera, die bereits auf⸗ gehört hatte, ist wieder erschienen. Die „M. 3.“ meldet, daß zum 24. Januar 4 Kranke vorhanden waren, überhaupt seit dem 17. Januar 5 Personen erkrankt sind und 1 gestorben ist.

Vor einigen Tagen ist hier eine Gesandtschaft von Kirghisen angekommen, welche sich auch gegenwärtig noch hier aufhält. Die Gesandtschaft kommt aus der Orenburger Steppe, und ihre Aufgabe ist, sich über die neuesten Einfälle der Chi⸗ wesen zu beklagen und den Kaiser um Schutz gegen dieselben zu bitten, da die Raubzüge und Plünderungen derselben in letzter Zeit alle früheren Vorgänge überschritten. Der Kaiser hat die Gesandtschaft in gnädiger Weise empfangen und derselben eröffnet, daß den Raubzügen der Chiwesen binnen Kurzem würde Einhalt gethan werden und daß er über das Vertrauen erfreut sei, welches die Kirghisen zu ihm hätten, da sie einen so weiten Weg unternommen haben, um seine Hülfe anzurufen. Die Kirghisengesandtschaft wurde alsdann zur Tafel gezogen, worauf man ihr die Sehenswürdigkeiten der Stadt St. Peters⸗ burg zeigte und sie am Abend in die russische Oper führte.

Amerika. New⸗YVork, 30. Januar. (W. T. B.) Die neue Anleihe von 300 Millionen Dollars wird am 4. k. M. gleichzeitig in Amerika und Europa zur Subskription aufgelegt und die Anmeldungen am 6. k. geschlossen werden. Die Chesapeake⸗ und Ohio⸗Eisenbahn ist jetzt im Bau vollendet.

Die Legislatur von Kansas hat am 15. Januar, nachdem sich das Haus organisirt hatte, vier Damen zu Beam⸗ ten gewählt.

Cine neue westindische Post per Dampfer „Nile“ mit den Daten: Valparaiso 16., Callao 27. Dezember, Pa⸗ nama 5., Jamaica 10. und St. Thomas 14. Januar, bringt folgende Nachrichten: Der Mörder des Bolivianischen Präsidenten Morales hat sich nach Tacua geflüchtet, wo er eine Rechtfertigung seines Verfahrens veröffentlichte. Die Revolu⸗ tion im Staate Cauca macht Fortschritte zu Gunsten der kirch⸗ lichen Partei, die von dem Präsidenten von Ecuador Unter⸗ stützung erwartet. Aus Peru meldet man eine Verschwörung zur Ermordung des Präsidenten, durch Legung von Torpedos auf einer Eisenbahn, auf welcher derselbe eine Fahrt zu machen hatte. Der Anschlag wurde jedoch entdeckt und die Anstifter desselben wurden verhaftet. Im Staate Arequipa wurde ein revolutionäres Komplott entdeckt. Die Theilnehmer an dem⸗ selben wurden verhaftet und aus dem Lande verbannt.

Asien. (A. A. C.) Die Bevölkerung von Japan giebt der britische Vize⸗Konsul in Beddo auf 32,794,897 Einwohner, nämlich 16,733,698 männliche, und 16,061,199 weibliche an. Die Bevolkerung von Beddo ist sehr überschätzt worden. Der letzte Census, der seit der Restauration genommen wrrde, giebt dieselbe abf 780,321, nämlich 416,812 männliche und 363,509 weibliche Einwohner an. Die Ungleichheit zwischen der Anzahl von Männern und Frauen wird der großen Anzahl von „Culies“, heimathlase Männer, welche die rohe Handarbeit für die Bürger verrichten, zugeschrieben. Beddo ist sehr groß, aber, ausgenom⸗ men in den kommerziellen Stadttheilen, sehr dünn bevölkert. Der von der Hauptstadt, einschließlich der Straßen, Kanäle, Flüsse und Wassergräben, bedeckte Flächenraum beträgt ungefähr 21,828,000 Tsubos, was gleich 18,040 Acres oder 28 Quadrat⸗ meilen ist, so daß die Stadt in Ausdehnung nächst London die größte der Welt ist. Das nahezu 12,000,000 Tsubos umfassende milttärische Quartier enthält den Palast des Mikado, der einen Flächenraum von ca. einer Quadratmeile be⸗ deckt, ferner die verschiedenen Regierungsdepartements und solche Residenzen von Er⸗Daimios und Hatamotos (der Adel Ja⸗ pans), die nicht von der Regierung bei der Aufhebung des Feudalsystems mit Beschlag belegt worden. Andere fürstliche Wohnhäuser des Adels sind von der Regierung demolirt oder von ihren Besitzern verlassen worden, da sie nun nicht länger in einer Lage sind, um sich solche kostspielige Residenzenhalten zu können. Einige derselben bedecken 20 bis 30 Acres Landes, und die reichsten Edelleute besaßen zahlreiche solcher Gebäude in Beddo. Solche, die noch nicht für Regierungszwecke gebraucht; worden sind, werden als Gemüse⸗ und Maulbeerbaum⸗Plantagen be⸗ nutzt. Die über 2 ½ Millionen Tsubos einnehmenden Tempel⸗ gründe bestehen hauptsächlich aus den Begräbnißplätzen der Ex⸗ Schoguns oder Tycoons nämlich Siba und Uyéno, von denen jeder fast eine kleine Stadt an und für sich selber ist.

Nr. 5 des Justiz⸗Ministerial⸗Blatts für die Preu⸗ zische Gesetzgebung und Rechtspflege hat folgenden Inhalt: ckanntmachung vom 28. Dezember 1872, betreffend das Verzeichniß er höheren Lehranstalten des preußischen Staats Allgemeine Ver⸗ ügung vom 20. Januar 1873, betreffend die Erhebung der Gerichts⸗ olten durch Postvorschuß. Allgemeine Verfügung vom 27. Januar 1873, betreffend das Geschäfts⸗Regulativ für die Gerichte erster In⸗ tanz im Geltungsbereich der Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872.

Nr. 5 des „Preußischen Handels⸗Archivs“ hat folgen⸗ den Inhalt: Gesetzgebung: Oesterreich und Portugal: Handels⸗ und

Schiffahrtsvertrag zwischen der Oesterreichisch⸗Ungarischen Monarchie und dem Königreiche Portugal vom 13. Januar 1872. Spanien: Quarantainemaßregeln. Frankreich: Gesetz, betr. Erhöhung der Ga⸗ rantieabgaben für Goid⸗ und Silberwaaren. Klassifizirung der als Grenadine bezeichneten Baumwollengewebe. Veränderungen in den

Befugnissen verschiedener Zollämter. Prämien für die große See⸗

Stempelgebühr Aufhebung

der Zollfreiheit der Häfen von Civitavecchia und Genua. Statistik: Deutsches Reich: Vorläufige Uebersicht über die Ergebnisse der Rüben⸗ zucker⸗Fabrikation in dem Zollgebiet des Deutschen Reiches für das Betriebsjahr 1872/73. Niederlande: Handel und Schiffahrt der Niederlande in 1871. Mittheilungen: Memel. Tilsit. Elbing. Görlitz. Bielefeld. Münster. Düsseldorf. Stettin. Middelburg. Hudiksvall. Beilage: Verzeichniß der Kaiserlich Deutschen Konsulate

Statistische Nachrichten.

Vor dem Obergericht zu Luͤbeck waren im Jahre 1872 59 Civil⸗ und 58 Strafrechtssachen, zusammen 117 Sachen anhängig, von welchen 4 Civil⸗ und 2 Strafrechtssachen aus dem Jahre 1871 übernommen waren. Die angefochtenen Civilentscheidunggen waren in 43 Sachen vom Stadt⸗ und Landgericht, in 16 vom Handelsgericht abgegeben. Von den anhängigen 59 Sachen wurden 45 durch Ent⸗ scheidung, 4 durch Vergleich, 1 durch Hinlegung auf Antrag der Par⸗ teien erledigt; 9 Sachen schwebten beim Jahresschluß noch. Von den 58 Strafrechtssachen betrafen 16 Beleidigung, 12 Diebstahl. 49 dieser Sachen wurden durch Entscheidung, 5 durch Zu⸗ rücknahme der Avppellation erledigt, 4 blieben am Jahres⸗ schluß unerledigt. In 22 öffentlichen Audienzen kamen 146 Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit vor, darunter 41 Eröff⸗ nungen, 36 Bestätigungen von Testamenten, 26 Suhastationen, 14 wechselseitige Schenkungen. Von Kommissionen des Obergerichts wurden 82 Nächstzeugnisse und 1 wechselseitige Schenkungen auf⸗ genommen. Am Obern Stadtbuch kamen ca. 460 Um⸗ und Zuschriften von Grundstücken im Werthe von 4,183,461 M. Ct., 875 neue Ver⸗ pfändungen über 1,926,932 M. Ct., 544 Umschriften von Pfandposten H⸗ M. Ct.), 317 Tilgungen (449,400 M. Ct.) 213 Zinser⸗ höhungen. Im Hypothekenwesen für die Landbezirke wurden 57 Grundstücke (886,477 M. Ct.) umgeschrieben, 108 verpfändet (305,405 M. Ct.), 66 Posten (216,750 M. Ct.) umgeschrieben, 61 Posten (78,596 M. Ct.) getilgt.

Der Konsumvon geistigen Getränken in Großbritan⸗ nien hat im ⸗Jahre 1872 bedeutend zugenommen. In den ersten drei Quartalen des gedachten Jahres wurden in England 10,109,041 Gallonen gebrannte und gebraute Flüssigkeiten in den Konsum gebracht, refp. 1,163,449 Gallonen mehr als in derselben Periode des Vorjahres; in Schottland in derselben Zeit 4,549,771 Gall., 578,741 Gall. mehr als im Vorjahre, und in Irland 4,255,899 Gall. resp. 331,106 Gall. mehr als zur selben Zeit im Vorjahre; zusammen 18,859,711 Gallonen. In derselben Zeit wurden für heimischen Konsum importirt 2,815,242 Gall. Brandy (Cognac), 161,594 Gall. mehr als im Vor⸗ jahre; 2,879,116 Gall. Rum, 153,886 Gall. mehr als im Vorjahre; und 503,125 Gall. andere Liqueure, 265,211 Gall. weniger als in 1871.

St. Petersburg, 25. Januar. Eine amtliche Bekanntmachung zeigt an, daß die Cholera⸗Epidemie in der Stadt Warschau erloschen ist. Die Gesammtzahl der an der Evidemie Erkrankten wird, mit Einschluß der Militärbevölkerung, auf 1102, der Gestorbe⸗ nen auf 464 angegeben. In allen übrigen Gegenden des Königreichs Polen, in denen die Epidemie herrschte, ist sie, nach amtlichen Nach⸗ richten, entweder schon erloschen oder dem Erlöschen nahe.

Wie aus einem amtlichen Ausweis hervorgeht, zählten Java und Madura am 31. Dezember 1871 eine Bevölkerung, die Armee nicht mit einbegriffen, von 16,891,088 Einwohnern, oder 138,900 Ein⸗ wohner mehr als am Ende des Vorjahres. Die Einwohnerzahl der übrigen niederländischen Besitzungen Ostindiens wird annähernd auf 5 Millionen veranschlagt, was einen Gesammtbetrag von 22 Millio⸗ nen für sämmeliche dortige Kolonien bildet.

Kunst und Wissenschat.

Berlin, 31. Januar. Von dem Afrikareisenden Hildebrandt

der sich der ägygtischen Expedition nach Abessynien angeschlossen hatte,

sind mehrere Sendungen avisirt, welche die Früchte seines Sammel⸗

fleißes, unter andern auch Tausende von Insekten enthalten. Die

Sendungen gehen durch Vermittelung der deutschen Konsuln an das hiesige Zoologische Museum. *

Die Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte, her ausgegeben von Dr. J. H. Müller, Neue Folge, I. Jahrg. 11. und 12. Heft hat folgenden Inhalt: Berlins Einfluß auf die deutsche Li⸗ teratur unter Friedrich d. Gr., von K. Bindermann. 2. Art. Vom Ende des jährigen Krieges bis zu Friedrichs d. Gr. Tode. Das Landrecht von Pfirdt. Ein Beitrag zur Sitten⸗ und Rechtsgeschichte des Elsasses. Von H. Bartling. 2. Art. Die peolitische und social⸗ politische deutsche Lyrik in unserm Jahrhundert, von J. J. Honegger. Aus dem Gedenkbuch des Hermann Weinsberg. Mitgetheilt von L. Ennen (Schluß). Den Schluß des Heftes bilden Referate über zwei Schriften des Adalb. Horawitz: „Beatus Rhenanus. Eine Bio⸗ graphie“ (Wien: 1872) „und des Beatus Rhenanus literarische Thä⸗ tigkeit in den Jahren 1508 1531“.

Das 4. Heft des 7. Jahrganges der „Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg“ enthält u. A. folgende Aufsätze: Von der Brüderschaft der Ackerknechte auf den Magdeburgi⸗ schen Dörfern und vom Hänseln, von Donneil. Ueber den Ursprung der Stadt Burg, von⸗Wolter. Das Schloß Gloworp bei Aken, nebst einigen Nachrichten über das Wappen der Stadt und die früher dort befindliche große Glocke, von Archivrath v. Mülverstedt. Die früheste Erwähnung der noch bestehenden Ortschaften des Herzogthums Magdeburg mit Ausschluß des Saalkreises, von Dr. Jacobs. Zur Charakteristik des Erzbischofs Dietrich von Magdeburg (1361 1367), von Dr. Geisheim. Magdeburgisches Münzkabinet des neueren Zeitalters, von v. Mülverstedt. Die Amtshauptleute des Amtes Egeln, von Engeln.

Der Privatdozent Dr. Heinrich Thorbecke von der Univer⸗ sität Heidelberg hat den Charakter als außerordentlicher Professor erhalten. . ga Mi bscln Bern, 26. Januar. Ein Komite hierselbst hat zu Gunsten des Zwinglidenkmales in Zürich einen Aufruf erlassen, in welchem namentlich die Bedeutung der Wirksamkeit Zwingli's als Reformator und als Eidgenosse für Bern hervorgehoben und daran erinnert wird, daß erst die „Disputation“ (7. bis 26. Januar 1528) den Sieg der Reformation in Bern entschied, und das Zwingli am glücklichen Er⸗ folge dieses Religionsgespräches den meisten Antheil hatte. Der Auf⸗ ruf bezeichnet es als eine Ehrenschuld der ganzen reformirten Schweiz, dem großen Reformator an der Stätte seines Wirkens ein ehrendes Monument zu setzen, wie Deutschland vor wenigen Jahren Luther durch das Denkmal in Worms geehrt hat.

London, 28. Januar. Wie der „Dunder Advertiser“ vernimmt, sind mehrere leitende Mitglieder der Königl. Geographischen Gesellschaft, die sich für die Nordpol⸗Erforschung interessi⸗ ren, mit dem Eigenthümer des Wallfischfahrers „Arctic“ zu dem Be⸗ hufe in Unterhandlungen getreten, um dieses Fahrzeug für wissenschaft⸗ liche Zwecke für einige während der bevorstehenden Wallfischfang⸗ Saison zu miethen. Das Schiff soll seinem Berufe, wie üblich, nachgehen, aber während eines Monates der Saison soll ein entschlos⸗ sener Versuch gemacht werden, so weit nördlich als möglich vorzu⸗ dringen, um eine vollständige Erforschung der Natur des Landes vor⸗ nehmen zu können, Dem Eigenthümer des Schiffes ist dafür eine Remuneration von 5000 Lster, angeboten worden und das Arrange⸗ ment wird wahrscheinlich zum Abschluß gelangen. Der Vorschlag ent⸗ stand in Folge des Rufes, den sich Kapitän Adams, von der „Arctic“, durch arkrische Unternehmungen und Entdeckungen erworben hat.

Rom, 26. Januar. Dieser Tage ist in der Villa Casali an der Via Appia ein altes Grab von sehr schöner Architektur ent⸗ deckt worden. Es besteht als drei Kammern, welche vier mit Bild⸗ hauerarbeiten verzierte Gaͤrge aus weißem Marmor enthalten. Diese Skulpturen stellen in erhabener Arbeit: 1) die Musen, 2) Bacchus und Ariadne, 3) eine Jagd auf wilde Thiere und 4) die Thür eines Grab⸗ mals dar. Man nimmt an, daß eine der Musen, deren Haupt mit Blumen bekränzt ist, das Bildniß der Verstorbenen darstellt, deren Ueberreste in dem Grabe ruhen. Man liest auf demselben: Titus Olius Nikephoros. Die Schrift, der Styl der Skulpturen und andere Einzelnheiten verweisen die Gräber in die Zeit des Septimius Se⸗

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2 r N ihre Haare nach Art der Julia Mam⸗ näg, ein Diadem von Haaren auf hoher Stirn, was sehr charakte

ristisch ist. Das deutsche archäologische Institut wird sich in seiner nächsten Sitzung mit diesem Fund beschäftigen. ö1““

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Landwirthschaft. v8

„In den Regierungsbezirken Magdeburg Münster,

Düsseldorf und Trier hat die milde Witterung auf den Stand der Saaten im Allgemeinen einen günstigen Einfluß geübt, nur macht sich in einigen Gegenden, wie in der Altmark und in den Niede⸗

Prungen des Regierungsbezirks Trier, wo auch die Schnecken nicht un⸗

erheblichen Schaden anrichten, der Mäusefraß bemerklich. Im Regie⸗ rungsbezirk Münster hat das anhaltende nasse Wetter die vollständige Winterbestellung unmöglich gemacht, so daß ein Theil der zu Winte⸗ 8 betinae⸗ Fesr 5 Sommedng bestellt werden muß. Die

sen und Kleefelder sind durch die Mäuse erheblich mehr beschädigt worden, als die Saaten. L“

8 Zürich, 29. Januar. In Verständigung mit dem Bundesrathe hat die Direktion des schweizerischen landwirthschaftlichen Vereins gemäß einer Schlußnahme des letztern und der Anerbietung der thurg. landwirthschaftlichen Gesellschaft unterm 28. September 1872 die Ausführung einer allgemeinen landwirthschaftlichen Aus⸗ stellung auf den Herbst 1873 nach Weinfelden angeordnet. Dieselbe soll umfassen: 1) eine schweiz. Viehausstellung; 2) die landwirth⸗ schaftlichen Geräthe und Maschinen, sowie die nützlichsten vandwirth schaftlichen Gegenstäude; 3) die Produkte des Acker⸗, Wiesen⸗, Garten⸗, Wein⸗, Obst⸗ und Waldbaues, mit eingeschlossen die Erzeugnisse tech⸗ nischer Gewerbe der Landwirthschaft; 4) die Produkte und Geräth⸗ schaften der Alp⸗ und Milchwirthschaft; 5) die Produkte der Bienen⸗ zucht, Geräthe u. s. w. Gewerbe und Handel.

Norddeich, 27. Januar. Während des Zeitraumes vom 7. Ok⸗ tober bis zum 31. Dezember v. J. sind hier von Norderneyer Fischern oder Fischjägern 520,000 Stück Schellfische angebracht und gelöscht.

Kopenhagen, 26. Januar. Einige der größeren Industrietrei⸗ benden hierselbst, beabsichtigen eine permanente Ausstel⸗ lun g. in Form eines Bazars mit zugehörigem Probenlager, wo Industrietreibende und Künstler für geringe Bezahlung Industrie⸗ und Kunstgegenstände zum Verkauf ausstellen und wo zugleich Bestellun⸗ gen angenommen werden können, zu errichten. Die Ordnung des Bazars wird einem gagirten Vorsteher übertragen, welcher die ausge⸗ S Gegenstände besorgt und Bestellungen entgegennimmt. Zur lusstellung soll ein passendes Lokal im großen Industrieausstellungs⸗ Gebäude gemiethet werden.

Der Status derschwedischen Reichsbank war am 31. De⸗ zember folgender: Der Baarvorrath betrug 29,752,864 Rth.; davon waren 6,859,863 solche Valuta, auf welche Zettelemission gegrüͤndet werden darf; der in Umlauf befindliche Zettelstock betrug dagegen 56,319,974 Rth., davon 11,058,149 solche Schulden der Bank, welche in den Zettelstock einberechnet werden, nämlich Avistaverschreibungen und? ost⸗ wechsel. Es ist dabei anmerkungswerth, daß der Zettelstock sich im Dezember mit über 12 ½ Millionen Rth. vermehrt hat und daß das Recht der Zettelemission, welche 30 Millionen über die metallische Kasse betragen darf, bis auf wenig über 3/400,000 Rth. in Anspruch genommen worden ist. 11I1“

11““ Verkehrs⸗Anstalten. 85

München, 28. Januar. Der Verwaltungsrath der K. bayerischen Ostbahnen hat beschlossen, eine Kasse zur Unterstützung in⸗ valider Arbeiter zu gründen und zu diesem Zwecke die Zinsen eines Kapitals von 100,000 fl. zu widmen. Die Unterstützung beträgt bei bleibender Arbeitsunfähigkeit jährlich 80 fl., wenn der Arbeiter 10 Jahre im Dienste der Gesellschaft stand; 100 fl. bei 15 Dienstes⸗ jahren und 120 fl., wenn die Invalidität nach einer 20jährigen Dienft⸗ zeit erfolgt ist; bei einer Dienstzeit unter 10 Jahren wird die Inva⸗ liden⸗Unterstützung nur dann gewährt, wenn der Arbeiter in Veran⸗ lassung des Dienst s bleibend invalid geworden ist. Den Wittwen von Invaliden wird, wenn sie kinderlos sind, eine einmalige Unter⸗ stützung von 50 fl., bei 1 bis 5 minderjährigen Kindern von 80 fl. und bei mehr als 5 minderjährigen Kindern von 100 fl. nach dem Tode des Mannes ausbezahlt. Zur Theilnahme an den Unterstützun⸗ gen sind nur jene Arbeiter berechtigt, welche der Anstalt beitreten, ein Eintrittsgeld von 30 kr. und einen Beitrag von wöchentlich einem Kreuzer von jedem Gulden ihres Wochenlohnes leisten. Der Arbeiter⸗ Invalidenfond ist mit dem 1. d. Mts. in Wirksamkeit getreten. Hamburg, 30. Januar. (W. T. B.) Nach einem der hiesigen „Börsenhalle“ zugegangenen Londoner Telegramme, ist der vermeintlich versunkene Dampfer, welche das Auswandererschiff „Northfleet“ anrannte, der „Murillo“, welcher heute ganz un⸗ beschädigt in Lissabon eingetroffen ist.

Liverpool, 30. Januar. (W. T. B.) Der fällige Dampfer „Volta“ ist von der afrikanischen Westküste hier eingetroffen.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.

London, Freitag, 31. Januar. Den „Daily News“ wird gestern aus Wien telegraphisch gemeldet, daß die Pforte den Khedive aufgefordert habe, eine internationale Kommission zur Herstellung eines einheitlichen Systems für die Suez⸗Kanalzölle nach Kairo zu berusen. Die Genehmigung der von dieser Kom⸗ mission zu machenden Vorschläge hätte sich die Pforte vor⸗ behalten.

Madrid, Freitag 131. Januar. General Moriones hat sein Hauptquartier in Alsasua genommen. Die Vorschläge zu den Reformen, welche der Finanz⸗Minister Echegaray in dem Zahlungsmodus der Zinsen auf die Staatsschuld einzuführen beabsichtigt finden, sicherem Vernehmen nach, in keinem Falle Anwenduug auf die auswärtige Schuld.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 1. Februar. (Opernhaus.) 28. Vorstellung. Der Barbier von Sevilla. Komische Oper in 2 Abtheilungen. Musik von Rossini. Rosine: Frl. Lehmann. Almaviva: Herr Woworsky. Doctor Bartolo: Herr Salomon. Bafilio: Herr Fricke. Figaro: Hr. Schmidt. Hierauf: Solotänze. 1) Ga⸗ votte. 2) Pas de deux. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Im Schauspielhause. 631. Abonnements⸗Vorstellung.) Zum ersten Male wiederholt: Um Nancy. Historisches Lustspiel 8 5 Aufzügen von Carl Koberstein. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗

reise.

Sonntag, 2. Februar. (Opernhaus.) 29. Vorstellung. Robert der Teufel. Oper in 5 Abtheilungen nach Scribe. Musik von Meyerbeer. Ballet von P. Taglioni. Isabella: Frl. Grossi. Alice: Fr. v. Voggenhuber. Robert: Hr. Niemann. Bertram: Hr. Fricke. Raimbaut: Hr. Formes. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Im Schauspielhause. (32. Abonnements⸗Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern⸗ haus⸗, wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ kasten des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗ über der katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Meldungen um Theaterbillets im Bureau der General⸗In⸗

tendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegangen angesehen und finden keine Beantwortung.