1873 / 29 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 31 Jan 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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111“ Königliches Schauspielhaus.

Carl Koberstein, der mit seinem Schauspiel Erich XIV.

sich in der vorigen Saison hier eingeführt, ohne daß dasselbe eine nachhaltige Anziehungskraft zu üben vermocht hätte, errang gestern durch sein historisches Lustspiel „Um Nancy“ einen um so vollständigeren Erfolg. Unter dem Titel: „Was Gott zusammen⸗ fügt, das soll der Mensch nicht scheiden“, beifällig auf den mei⸗ sten größeren Provinzialbühnen aufgenommen, hat es seinen guten Ruf und die praktische bühnenkundige Hand des Verfas⸗ sers, der selbst Schauspieler ist, auf dem Gebiete des heiteren Dramas ungleich vortheilhafter bewährt, als auf dem seinem Können weniger entsprechenden Felde des historischen Dramas. Geschickte Erfindung, wirksame Situationen, eine nirgends erlah⸗ mende Steigerung im Fluß der Handlung und eine lebenswahre, dem Charakter der Zeit angepaßte Schilderung der Hauptfiguren sind die wesentlichen Faktoren, die dem Lustspiele seine Wirkung ichern. 8 In freier Benutzung eines Vorgangs aus der Geschichte der wiedererworbenen Reichslande Elsaß⸗Lothringen, hat der Verfas⸗ ser die Handlung in das Jahr 1634 und nach Lüneville an den Hof des Herzogs Karl IV. von Lothringen verlegt. Der Herzog ist durch Vermählung mit seiner Cousine Nicola, der Tochter Herzog Heinrichs, Erbe des Landes geworden. Zwar ehemals ein tüchtiger Reiterführer in Kaiserlichen Diensten, aber zu wenig diplomatisch, gelingt es dem Minister Ludwigs XIII., Kardinal Richelieu, unter seinen Augen einen Plan ins Werk zu setzen, der den Herzog um Würde und Land bringen soll. Die schöne Gräfin Cantecroix, Nichte des Kardinals, dient ihm dazu als Werkzeug. Unter ihrem bestrickenden Einfluß entsteht ein häuslicher Zwist, der zur Auflösung der Ehe führen und den Herzog ganz in die Arme der intriganten Gräfin, das Herzog⸗ thum aber an Frankreich liefern soll. Durch gemeinschaftliche Vermittelung des Kardinals Franz, seines Bruders und seiner anmuthigen Schwägerin Claudia, werden jedoch alle diese Be⸗ rechnungen zu Schanden. Der gehoffte, in Rom nachgesuchte Dispens, wird durch den Bruder hintertrieben, und die unerwar⸗ tete abschlägige Antwort: „Was Gott zusammenfügt, das soll der Mensch nicht scheiden“, bringt Herzog Carl so in Zorn, daß er den Gesandten des Kardinals, Marquis von Guron, der ihn in Hoffnungen auf sein Gelingen eingewiegt, sowie die Gräfin schimpflich entläßt. Der Abbruch des Waffen⸗ stillstands mit Frankreich ist die unmittelbare Folge. Man rüstet sich am Hofe, selbst der Kardinal, der nur gezwungen sich dem geistlichen Stande gewidmet, entkleidet sich seiner Würde, legt, wie der längst des französischen Flitterkleides überdrüssige, biedere, alte Oberst Schweinichen, Koller und Stiefel an, vermählt sich aber vorher mit Claudia, deren Bemühungen es gelingt, eine Versöhnung zwischen dem Herzog und der Herzogin herbeizuführen. Von der Festung Nancy aber, die Karl in einer schwachen Stunde preisgegeben, rücken inzwischen die französischen Truppen gegen Lüneville vor. Das Glück ist Karl nicht günstig, die Hauptstadt wird besetzt und der Herzog Franz und Oberst Schweinichen gefangen genommen denn Karl hat, überzeugt von dem ihm mangelnden Beruf zum Regenten, seinem Bruder den Herzogs⸗ mantel umgehängt. Der Gesandte Richelieu's ist zwar nicht wenig erstaunt über diese Verwandlung, als er in Nancy die Gefangenen besucht, erkennt aber den neuen Herzog an und be⸗ ginnt mit ihm Unterhandlungen. Franzjedoch weist jedes Ansinnen, auch nur einen Fuß breit deutschen Landes abtreten zu sollen, als Verrath mit Entschiedenheit zurück und wird durch den braven, ehrlichen Schweinichen in seiner Gesinnung wacker unter⸗ stützt, aber die ihnen gedrohte Ueberführung in die Bastille nach Paris wird noch in der letzten Minute durch das Einrücken der siegreichen Herzoglichen Mannschaften vereitelt, welche die bedrängte Festung und ihre Insassen erlösen und das Herzogthum dem deutschen Vaterlande wiedergeben, denn „was Gott zusammen⸗ fügt, das soll der Mensch nicht scheiden.“

Viele zündende zeitgemäße Schlagwörter, namentlich auch die Worte des Herzogs Franz: „Wir Deutschen ziehen nur für unser Haus und unsere Familie ins Feld, wir stehen für unsere Ehre, Ueberzeugung und Treue mit Gut und Blut ein und wenn auch Tausende und Hunderttausende von Herzen darüber verbluten, wir bewahren doch unsere Ehre“ wurden vom Publikum mit allseitigem Beifall aufgenommen.

Unter den handelnden Personen des Lustspiels, deren Cha⸗

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raktere mit glücklicher Vermeidung einer so häufig die Wirkung

beeinträchtigenden Detailmalerei voll und markig aus dem Leben gegriffen sind, stehen in erster Reihe der Herzog Karl, den Herrn Karlowa mit richtiger Accentuirung der vorwiegend militärischen Seite durchführte, wie er dem unter Tilly und Wallenstein von der Pike auf gedienten Reiter zukommt. Ihm zur Seite steht die köstliche, von Herrn Döring in voller Lebenswahrheit darge⸗ stellte Figur des alten Reiterobersten Schweinichen, von dem auch die Geschichte manchen heiteren Zug überliefert hat, mit seinem echt deutschen, biederen Charakter und seinem unlöschlichen Durst. Namentlich war die Scene des letzten Akts, in welcher er, am Fenster stehend, seine Reiter herankommen sieht, und plötzlich in militärischem Eifer einen Stuhl nimmt, um dem verdutzten Marquis den ordnungswidrigen Mangel an „Schluß“ eines seiner Untergebenen, des späteren „alten Derfflinger“ zu illustriren sucht, von so packender Wirkung, daß kaum etwas an⸗ deres die Kenntniß des Verfassers von dem, was bühnen⸗ gerecht, in glänzenderes Licht setzen könnte. Die genannten Darsteller wurden nicht weniger tüchtig unterstützt durch Herrn Kahle in der Rolle des feinen schlauen Gesandten Richelieu's und Herrn Ludwig als Franz, der im Kardinalsrock das kriegs⸗ muthige Feuer, das ihn später wieder ins Feld führt, nicht zu bewältigen weiß. Von den Damen ist neben der entschieden schwächsten Partie der Herzogin, deren Mängel Frl. Lehnbach thunlichst zu decken suchte, besonders die mit großer Sorgfalt ausgearbeitete Rolle der liebenswürdigen Claudia in ihrer an⸗

muthigen Weiblichkeit, welche in den Händen des Frl. Kessler

war, aber auch Frl. Taglioni wie immer als zierliche Kammerzofe der Gräfin nicht zu vergessen. In der Darstellung dieser In⸗ trigantin zeichnete sich Fräulein Meyer durch elegantes, vor⸗ nehmes Spiel vortheilhaft aus.

Die deutschen Handelskammern außerhalb Preußens. Im Anschluß an die in Nr. 27 d. Bl. veröffentlichte Ueber⸗

8 sicht der preußischen Handelskammern und kaufmännischen Kor⸗

porationen theilen wir nachstehend ein vom Bureau der Handels⸗ kammer in Leipzig aufgestelltes, vom Bureau des deutschen Handelstages revidirtes Verzeichniß der deutschen Handels⸗ und Gewerbekammer außerhalb Preußens mit: *) . Baden. n“ Karlsruhe HK. Constanz H.⸗ u. GV. Eberbach a. N.

*) Abkürzungen. Bez.⸗Gr. = Bezirks⸗Gremium, FR. = Fabrik⸗ 1 Fabrik⸗ und Handelsrath, GK. =

84

-¹Kaufmannschaft, V. = Verein.ü

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HG. Heidelberg HK. Lahr HK. Mannheim HK. Offenburg

HK. Pforzheim HK. Rastatt HK. Bayern. 8 4“X“”“

Berchtesgaden Bez.⸗Gr. f. d. Bezirksamtssprengel Laufen und Berchtesgaden. München H.⸗ u. EK. Oberbayern. Rosenheim F.⸗ u. HR.. b

Kreis Niederbayern. Landshut HGr. Passau H.⸗ u. GK. für Niederbayern. Passau Bez.⸗Gr. Pfarrkirchen Bez.⸗Gr. Zwiesel Bez.⸗Gr. Kreis Pfalz. Anweiler, F.⸗ u. HR. Bergzabern Bez.⸗Gr. Cusel Bez.⸗ Gr. Frankenthal Bez.⸗Gr. Germersheim Bez.⸗Gr. Grünstadt Bez.⸗Gr. Homburg Bez.⸗Gr. Kirchheimbolanden Bez.⸗Gr. Lud⸗ wigshafen H.⸗ u. GK. f. die Pfalz. Neustadt a. Haardt H. R. Pirmasenz Bez.⸗Gr. Speyer HR. Zweibrücken Bez.⸗Gr. Kreis Schwaben u. Neuburg.

Augsburg H.⸗ n. GK. Donauwörth Bez.⸗Gr. Kempten

HR. Krumbach Bez.⸗Gr. Neuburg a. d. Donau Bez.⸗Gr. Kreis Mittelfranken.

Ansbach Bez.⸗Gr. Dinkelsbühl Bez.⸗Gr. Eichstädt Bez.⸗ Gr. Erlangen Bez.⸗Gr. Fürth Bez.⸗Gr. Nürnberg H. u. GK. Rothenburg Bez.⸗Gr. Schwaben Bez.⸗Gr. Weißenburg Bez.-USr.

Kreis Oberfranken. Bamberg Bez.⸗Gr. Bayreuth H.⸗ u. GK. Münchberg Bez.⸗Gr. Wunsiedel Bez.⸗Gr.

Kreis Unterfranken.

Kitzingen Bez.⸗Gr. Lohr Bez.⸗Gr. Marktbreit Bez.⸗Gr.

Miltenberg Bez.⸗Gr. Schweinfurt H.⸗ u. FR. Würzburg HR. Kreis Oberpfalz und Regensburg.

Amberg Bez.⸗Gr. Aschaffenburg Bez.⸗Gr. Kaiserslautern Bez.⸗Gr. Landau Bez.⸗Gr. Lindau Aussch. d. H. Regensburg H.⸗ u. GK. Weiden Bez.⸗Grö.

1 Braunschweig.

Braunschweig HK. 8

ürememn

Bremen HK. Bremerhafen Verein f. Handel u. Schiffahrt.

Elsaß⸗Lothringen.

Bischweiler GK. Colmar HK. Markirch GK. Metz HK.

Mülhausen H. Straßburg §K. Hamburg. G1“ b

Hamburg HK. Ritzebüttel⸗Curhafen d́.

Hessen.

Bingen §K. Darmstadt HK. Gießen HV. Mainz §K.

Mainz V. mittelrh. Fabrikanten. Offenbach HK. Offenbach

1 Mecklenburg⸗Schwerin. Rostock Kfmsch. Wismar Kaufm.⸗Comp. b Oldenburg.

Brake HV. Ocbebhurg H.⸗ u. GV.

achsen. Dresden H.⸗ u. GK. Dresden Leipzig Kramer⸗Innung.

8 8 .

Hof Bez.⸗Gr.

Chemnitz H. u. GK. Kfmsch. Leipzig HK. Leipzig GK. Plauen H.⸗ u. GK. Zittau H.⸗ u. GK

Sächsische Herzogthümer.

Altenburg Kramer⸗Innung. Gera §K. Gotha Kaufms.⸗

Innungshalle. Neustadt a. d. Waide H.⸗ u. GK. Jena HᷣK.

Rodach HK. FSaärsttemberg. ““ Calw H.⸗ u. GK. Eßlingen HV. Heidenheim H. u. GK. eilbronn H.⸗ u. GK. Ravensburg H.⸗ u. GK. Reutlingen u. GK. Rottweil H.⸗ u. GK. Stuttgart H.⸗ u. GK. tuttgart Württembergischer GV. Ulm H.⸗ u. GG. Luxemburg. . Arlon HK. Lugxemburg §K.

ur Charakteristik der Berliner Industrie.

1 N. 11A1A1AXAAX“

Die Fabrikation von Luxuspapier verhält sich zum Kunst⸗ Oelfarbendruck ungefähr wie die anmuthige Spielerei eines im Zeichnen und Malen nicht ungeschickten Dilettanten zu den

8

Leistungen eines wirklichen Künstlers. Die technische Prozedur ist in beiden Industrie⸗Branchen dieselbe, nur der Zweck und die Resultate sind verschieden. Aus diesen Gründen möge sich dem vorhergehenden Artikel über die Herstellung der Luxuspapiere die Charakteristik des Berliner Oelfarbendrucks anreihen, obschon letzterer, nach der in der Einleitung aufgestellten Eintheilung, einer andern Kategorie angehört.

Der Holzschneide⸗ und Kupferstichkunst ist es unmöglich ge⸗ blieben und wird es unmöglich bleiben, den Reiz der Farbe auf ihre Bild⸗Vervielfältigungen zu übertragen; es war das ein sehr wesentlicher Mangel, den lange Zeit hindurch nur die mühsamne und bei feineren Ansprüchen theure Prozedur der nachträg⸗ lichen Kolorirung durch Menschenhände ersetzen mußte. Erst, seitdem die Lithographie erfunden worden und seit Anfang die⸗ ses Jahrhunderts immer mehr in Aufnahme gekommen war, be⸗ schäftigte man sich in weitesten Kreisen mit der Idee, mit ihrer Hülfe farbige Bilder zu drucken. Die ersten Versuche scheiterten gänzlich. Eine im Jahre 1824 in Paris angeblich gemachte Er⸗ findung von Oelfarbendrucken erwies sich sehr bald als eine Täuschung: die scheinbar auf mechanischem Wege hergestellten Farbendrucke waren nichts weiter, als gewöhnliche Litho⸗ graphien, die hinterher von Koloristen mit Lasurfarben gefärbt worden waren. Das Verdienst, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln und ihres Zweckes sich stets selbstbewußt bleibender Energie den Farbendruck in das praktische Leben eingeführt zu haben, gebührt besonders dem kunstsinnigen damaligen Kron⸗ prinzen, nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV., unter dessen Protektion Professor Zahn mit Unterstützung Beuths und Schin⸗ kels bereits in den Jahren 1828 bis 1829 es vermochte, die erste Folge seines Werkes über die pompejanischen Wandgemälde in gelungenen Farbendrucken der Oeffentlichkeit zu übergeben. Die Thatsache, daß es wirklich ausführbar sei, große Blätter mit verschiedenen Platten farbig zu bedrucken, erregte damals die allergrößeste Aufmerksamkeit. Di eHindernisse, welche anfangs das naßgemacht sich ungleichartig dehnende Papier verursachte, in Folge dessen die Konturen der einzelnen Farbenplatten nie recht aufeinander passen wollten, wurden nach und nach beseitigt, wozu auch die Vervollkommnung der Papier⸗Fabrika⸗ tion das ihrige beitrug. Nicht genug konnte man zu kammer, HG. = Handelsgenossenschaft, HK. = Handelskammer, H.⸗ u. GK. = Handels⸗ und Gewerbekammer, H.⸗Gr. = Handels⸗ Gremium, HR. = Handelsrath, HV. = Handelsverein, Kfmsch. =

8 Fimnsmhint

523

AS. be—““ ener Zeit die Kunst bewundern, dur welche es möglich geworden, große Flächen mit ganz gleichmäßigen, ruhigen Tönen in ihren satten, rothbraunen, gelben grün Nüancen zu überziehen, obschon für heutige Ansprüche dies nicht

2 8 7

die höchste Leistung des Farbendrucks ist. Die zweite Folge des

Zahnschen Werkes erschien in den Jahren 1841 bis 1845. In⸗ ischen war die Privatindustrie nicht müßig gewesen, auch für ihre Zwecke die neue Erfindung auszubeuten; allein zu dem

rechten Ernste gelangten diese immer wieder aufgenommenen 8 Versuche erst, als um das Jahr 1850 der früher die Oberleitung

der alten Steindruckerei von Winkelmann und Söhne führende Lithograph Storch sich selbständig etablirte und dem Farben⸗ druck seine spezielle Aufmerksamkeit zuwandte. associirte sich Storch mit Kramer und seit dieser Zeit war durch die nach jeder Richtung hin gediegene Thätigkeit dieser Firma die Bedeutung dieses r 3 für den Handel und den Weltverkehr sicher gestellt. Der sehr reichhaltige Katalog der Firma Storch und Kramer weist die besten Namen der modernen deutschen Kunstgeschichte auf, deren Werke, zu

den verhältnißmäßig billigsten Preisen vervielfältigt, Gemeingut aller

Kreise der Gesellschaft geworden sind. Neuerdings hat diese

Firma ihre Thätigkeit allein auf das Gebiet der Landschaft be⸗ 1

schränkt, durch diese Konzentrirung ihrer Kräfte auf ein einziges künstlerisches Feld aber noch Vollkommeneres erzielt. Das nächstälteste Farbendruck⸗Institut 1864 gehört es Rudolph Steinbock allein. Es hat in den letzten Jahren besonders 8 gelungene Vervielfältigung der E. Hildebrandtschen Aquarellen einen weit und breit geachteten Namen gemacht. Von den, im

Verlage von R. Wagener erschienenen 26 Blättern dieser be⸗ S

rühmten Sammlung rühren übrigens 4 aus der Anstalt von

Loeillot her, die später noch zu erwähnen sein wird. Andere

sehr verbreitete Kunstblätter aus dem Steinbockschen Institut sind nach Gemälden von Plockhorst, W. Meyerheim, Lulves, Bosch, Rudolph Steinbock ein Beispiel mag in solchen Beziehungen den erforderlichen Anhalt geben ar-⸗ tigt im Hause 50 bis 60, auch mehr Arbeiter jeder Gattung, außer dem Hause selbstverständlich noch eine

Keltz u. A. gearbeitet.

beitet mit 20 Pressen und beschäf Reihe anderweiter Steinzeichner. Die Engagements dieser sind, * je nach ihren Leistungen, zu den verschiedens abgeschlossen, einige arbeiten in Akkord, andere gegen Tagelohn.

Die Drucker, einer an jeder Presse, verdienen durchschnittlich bei achtstündiger Tagesarbeit, 10 bis 20 Thaler, 8

wöchentlich, 2 8 doch steigt in einzelnen Fällen der Verdienst auch auf 26 Thaler

wöchentlich. . z Kunstb 1 nimmt bis 25 einzelne Farbenplatten in Anspruch. Der Export

ist ein sehr bedeutender.

fämmtlich in das Ausland und zumeist nach Amerika, aber auch nach Adelaide, Melbourne, Bombay, Kapstadt u. s. w. Eng⸗

lische Firmen vermitteln diesen Vertrieb, indem sie die von hier bezogenen Bilder mit Unterschriften in englischer oder anderer Sprache versehen und, meistentheils bereits unter Glas undmit gepackten, auseinandergenommenen Rahmen, in großen Quanti⸗ 1 elangen lassen. Die Nachfrage ist liin diesem Fache eine so große, daß von besonders gut ausgewähle⸗

täten zur Versendung

ten und Beifall findenden Bildern der volle Bedarf selten ganz gedeckt werden kann.

Die oben bereits erwähnte Kunstdruckerei von W. Loeillot

hat zu ihrem Spezialfach das architektonische Feld erwählt. Am bedeutensten ist diese Firma durch die mustergiltige Verviel⸗ fältigung der Zeichnungen und Aquarellen des verstorbenen Jar⸗

warth in Bayreuth zu dem Prachtwerke der „Monumenta Zollerana-

geworden. Aber auch anderweite Privataufträge zu Illus

„Borussia“ besteht etwa seit dem Jahre 1865 und zeichnet sich besonders durch große Rührigkeit im kaufmännischen Vertriebe und Massenproduktion aus.

gründet, ist gleichfalls in erfreulicher Weise thätig. T geringerer Bedeutung in künstlerischer Beziehung ist der erst

nach 1867 gestiftete Verein „Germania für Oelfarbendruck“. Der unter Protektion Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht und Sr. Hoheit des Herzogs Wilhelm von Mecklenburg

gestiftete „Allgemeine Deutsche Kunstverein zur Förderung des Oelfarbendrucks“, jetzt unter der Leitung von C. F. L. Reccius,

stand früher in nahen geschäftlichen Beziehungen zu der Firma C. H. Gerold, die indessen seit ungefähr drei Jahren auch ein eignes Institut im Betriebe hat, während sie früher sich nur als Kunsthandlung einen Namen gemacht hatte.

besonders werthvolles, großes Bild zu gewinnen. Von ander⸗

weiten renommirten und umfangreichen Kunstdruck⸗Anstalten find zu erwähnen die von Otto Troitzsch und die von Aders und Zeller

Zeller. Letzterer ist der Sohn des Fabrikanten New⸗VYork, Firma: Max Jacobi und Zeller, die in Amerika mit die erste Stelle behauptet, neben Ed. Förster und Co. und Anthony, Badeau und Co. Ein wie reger Ge⸗ schäftsverkehr in dieser Branche zwischen Amerika und Berlin

herrscht, geht daraus hervor, daß alle diese genannten New⸗Vorker

Häuser hier ihre eigenen Komtoirs besitzen, wie umgekehrt die Berliner Kunst⸗Anstalten nicht allein in England und den euro päischen Südstaaten, sondern auch in allen Hauptplätzen Amerika besondere Agenten haben. Nach den osteuropäischen Ländern

gehen mehr die Produktionen der kleineren hiesigen Institute, die sich durch Billigkeit auszeichnen und in ihrer Ausführung auf den Geschmack der dortigen Bevölkerung berechnet sind. 8

Diese Kunstindustrie ist in Berlin noch immer im Wachse begriffen. Im vergangenen Jahre haben sich mindestens zehn neue Institute etablirt. Der Aufschwung der Oeldruck⸗Fabrika⸗ tion in Berlin wirkt nicht allein in materieller Beziehung erfreu lich auf den allgemeinen geschäftlichen Verkehr, sondern ist ganz besonders dazu geeignet und bestimmt, der Berliner Kunstindu⸗ strie einen ehrenvollen Namen in der ganzen civilisirten Welt zu begründen.

Zwei Beilagen einschließlich der Börsen⸗Beilage).

und grünen.

Im Jahre 1859

Berliner Industriezweiges

Jahre 1861 von Lichtenberg und Steinbock gegründete. Seit

durch die meisterhaft

ten Bedingungen

Die Herstellung der komplizirtesten Kunstblätter

Von einer Auflage von 50,000 Exeme-⸗ plaren bleiben kaum 10,000 in Deutschland, die übrigen gehen 8

trationen in den seit Jahren sich mehrenden Geschichtswerken der alten G⸗ schlechter sind in diesem Kunstinstitut mit anerkennenswerther

Gediegenheit ausgeführt worden. Der Oelfarbendruck⸗-Verein

Der Kunstverein „Minerva“, unter Direktion von Ad. Erbrecht, in den Jahren 1866 oder 1867 ge⸗ Von etwas

tte. Alle diese Vereine geben ihren Mitgliedern für einen verhältnißmäßig geringen Jahresbeitrag eine Jahresprämie in Gestalt eines Kunstblattes und die Chance, in der alljährlich veranstalteten Kunstlotterie eiin

Königreich Preußen.

Privilegium wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreisobligationen des Schrodaer Kreises im Betrage von 250,000 Thalern. Vom 30. Dezember 1872.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen ꝛc.

Nachdem von den Kreisständen des Schrodaer Kreises auf dem Kreistage vom 31. Januar 1872 beschlossen worden, die zur Bethei⸗ ligung an dem Bau einer Eisenbahn von Posen über Schroda nach Kreuzburg durch Zeichnung von 250,000 Thalern Stammaktien dieser Bahn erforderlichen Geldmittel im Wege ciner Anleihe zu beschaffen, wollen Wir auf den Antrag der gedachten Kreisstände zu diesem Zwecke auf jeden Inhaber lautende, mit Zinscoupons versehene, Sei⸗ tens der Gläubiger unkündbare Obligationen zu dem angenommenen Betrage von 250,000 Thalern ausstellen zu dürfen, da sich hiergegen weder im Interesse der Gläubiger, noch der Schuldner etwas zu er⸗ innern gefunden hat, in Gemäßheit des §. 2 des Gesetzes vom 17. Juni 1833 zur Ausstellung von Obligationen im Betrage von 250,000 Thalern, in Buchstaben: Zweihundertfünfzigtausend Thalern, welche in folgenden Apoints: 120,000 Thaler à 1000 Thaler, 80,000 Thaler à 500 Thaler, 30,000 Thaler à 100 Thaler, 20,000 Thaler à 50 Thaler, in Summa 250,000 Thaler nach dem anliegenden (a) Schema auszufertigen, mit Hülfe einer Kreissteuer mit fünf Prozent jährlich zu verzinsen und nach der durch das Loos zu bestimmenden Folgeord⸗ nung jährlich vom Jahre 1873 ab mit wenigstens jährlich Einem Prozent des Kapitals unter Zuwachs der Zinsen von den amortisirten Schuldverschreibungen zu tilgen sind, durch gegenwärtiges Privilegium Unsere landesherrliche Genchmigung mit der rechtlichen Wirkung er⸗ theilen, daß ein jeder Inhaber dieser Obligationen die daraus hervor⸗ gehenden Rechte, ohne die Uebertragung des Eigenthums nachweisen zu dürfen, geltend zu machen befugt ist.

Durch vorstehendes Privilegium, welches Wir vorbehaltlich der Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Obligationen eine Gewährleistung Seitens des Staats nicht über⸗ nommen.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Berlin, den 30. Dezember 1872.

(L. S.) Wilhelm. Itzenplitz. Gr. Eulenburg. a. Provinz Posen, Regierungsbezirk Posen. Obligation des Schredaer Kreisstes Thaler Preußisch Courant.

Auf Grund der unterm . ten genehmigten Kreistag“⸗ beschlüsse vom 31. Januar 1872 wegen Aufnahme einer Schuld von 250,000 Thlrn. bekennt sich die kreisständische Eisenbahn⸗ und An⸗ leihe⸗Kommission des Schrodaer Kreises Namens des Kreises durch diese, für jeden Inhaber gültige, Seitens des Gläubigers unkündbare Verschreibung zu einer Darlehns⸗Schuld von 250,000 Thlr. Preußisch Courant nach dem Münzfuße von 1764, welche für den Kreis baar gezahlt worden und mit 5 Prozent jährlich zu verzinsen ist.

Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 250,000 Thlrn. ge⸗ schieht vom Jahre 1873 ab allmählich aus einem zu diesem Behufe Frwacs Tilgungsfonds von wenigstens 1 Prozent jährlich unter M

Camphausen.

wachs der Zinsen von den getilgten Schuldverschreibungen nach aßgabe des genehmigten Tilgungsplanes.

Die Folgeordnung der Einlösung der Schuldverschreibungen wird durch das Loos bestimmt. Die Ausloosung erfolgt vom Jahre 1873 ab in dem Monate September jeden Jahres.

Der Kreis behält sich jedoch das Recht vor, den Tilgungsfonds durch größere Ausloosungen zu verstärken, sowie sämmtliche noch um⸗ laufende Schuldverschreibungen zu kündigen.

Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Schuldverschreibungen werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffent⸗ lich bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt sechs, drei, zwei und einen Monat vor dem Zahlungstermine in dem Amtsblatte der Königlichen Regierung zu Posen, sowie in der „Posener Zeitung“, dem „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger“ und dem „Dziennik⸗Poznanski.“

Bis zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen am 1. April und am 1. Oktober, von heute an gerechnet, mit 5 Proz. jährlich in gleicher Münzsorte mit jenem verzinset.

Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der ausgegebenen Zins⸗Coupons, beziehungsweise dieser Schuld⸗ verschreibung, bei der Kreis⸗Kommunal⸗Kasse in Schroda und zwar auch in der nach dem Eintritt des Fälligkeits⸗Termins folgenden Zeit.

Mit der zur Empfangnahme des Kapitals präsentirten Schuld⸗ verschreibung sind auch die dazu gehörigen Zins⸗Coupons der späteren Falligkeits⸗Termine zurückzuliefern. Für die fehlenden Zins⸗Coupons wird der Betrag vom Kapital abgezogen. 1

Die gekündigten Kapitalbekräge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rüczaltungs⸗Lermine nicht erhoben worden, sowie die inner⸗ halb vier Jahren, vom Ablauf des Kalenderfahres der Fälligkeit an gerechnet, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten des Kreises.

Das Aufgebot und die Amortisation verlorener oder vernichteter Schuldverschreibungen erfolgt nach Vorschrift der allgemeinen Gerichts⸗ Ordnung Theil 1. Titel 51 §. 120 sequ. bei dem Königlichen Kreis⸗ gerichte zu Schroda.

Zins⸗Coupons können weder aufgebeten, noch amortisirt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust ven Zins⸗Coupons vor Ab⸗ lauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei der Kreis⸗Verwaltung an⸗ meldet und den stattgehabten Besitz der Zins⸗Coupons durch Vorzeigung der Schuldverschreibung oder sonst in glaubhafter Weise darthut nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis b. nicht vorgekommenen Zins⸗Coupons gegen Quittung ausgezahlt werden.

Mit dieser Schuldverschreibung sind acht halbjährige Zins⸗Cou⸗ pons bis zum Schlusse des Jahrcs 1876 ausgegeben. Für die wei⸗ tere 85 werden Zins⸗Coupons auf fünfjährige Perioden ausgegeben.

Die Ausgabe einer neuen Zins⸗Coupons⸗Serie erfolgt bei der Kreis⸗Kommunalkasse zu Schroda gegen Ablieferung des der älteren Zins⸗Coupons⸗Serie beigedruckten Talons. Beim Verluste des Talons erfolgt die Aushändigung der neuen Zins⸗Coupons⸗Serie an den In⸗ dber der Schuldverschreibung, sofern deren Vorzeigung rechtzeitig ge⸗

ehen ist.

Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet der Kreis mit seinem Vermögen.

Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer

terschrift ertheilt

Schioda, een . 8

Die kreisständische Süsesbaßen und Anleihe⸗Kommission

des Schrodaer Kreises.

Provinz Posen, Regierungsbezirk Posen. 8 ins⸗Coupon. 8 zu der Kreis⸗ Obligation des Schrodaer Kreises.

Littr. Nr. EqE1IVa,a Prozent Zinsen über Thaler 1 Silbergroschen

Preußi

Freitag, den 31. Januar

gabe am .. . ten 18 und späterhin die Zinsen der vorbenannten Kreis⸗Obligation für das Halbjahr vom ...bis mit (in Buchstaben) Thalern Silbergroschen bei der Kreis⸗Kommunal⸗Kasse zu Schroda. Schroda, den . . ten 195.. Die kreisständische Eisenbahn⸗ und Anleihe⸗Kommission 2 8 des Schrodaer Kreises.

Dieser Zins⸗Coupon ist un⸗ gültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach der Fälligkeit vom Schluß des betreffenden Kalenderjahres an ge⸗ rechnet, erhoben wird.

Anmerkung. Die Namensunterschriften der Kommissions⸗Mitglieder können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zins⸗Coupon, mit der eigenhän⸗ digen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden. S Provinz Posen, Regierungsbezirk Posen. zur Kreis⸗Obligaton des Schrodaer Kreises.

Der Inhaber dieses Talons empfängt gegen dessen Rückgabe zu der Obligation des Schrodaer Kreises Littr. N

über Thaler à fünf Prozent Zinsen, die .. . te Serie Zins⸗ Coupons für die fünf Jahre 18 .. . bis 18. .. bei der Kreis⸗ Kommunal⸗Kasse zu Schroda.

Schroda, den .ten 18.. Die kreisständische Eisenbahn⸗ und Anleihe⸗Kommissson des Schrodaer Kreises. Anmerkung.

Die Namensunterschriften der Kommissiens⸗Mitglieder können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Talon mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 31. Januar. Am 23. Morgens 10 Uhr trat die 9. jährliche Generalversammlung des „Deutschen Vereins für Fa⸗ brikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement“ im Lokal der Polytechnischen Gesellschaft, Neue Friedrichstr. 35 zusammen. Die Sitzungen währten drei Tage und waren von ca. 120 Vereins⸗ mitgliedern und zahlreichen Gästen besucht. Der Vorsitzende, Bau⸗ meister Friedr. Hoffmann, eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Ansprache, worin er die außerordentliche Verbreitung der Ringöfen im letzten Jahre in allen Ländern betonte, worauf der Rendant Baumann den Kassenbericht ablegte. Demnächt wurde zur Diskussion technischer Fragen geschritten, zuerst über die besten Methoden der Thon⸗ förderung; Herr Bernoulli schlug die Förderung mittelst Centri⸗ fngalpumpen vor, um den Thon in Schlammform herauszuheben; dabei erwähnte der Vorsitzende, daß er bereits im Jahre 1856 gemeinschaftlich mit dem Kommerzien⸗Rath L. Schwartzkopff ein Patent auf einen hydraulischen Bagger für Erdtransport in Preußen, Eng⸗ land ꝛc. erhalten und denselben bald darauf bei einem Brückenbau in Cüstrin zur Ausführung gebracht habe, wobei dasselbe Prinzip zur Förderung erdkger Massen angewendet worden sei.

Nr. 2 der Tagesordnung betraf die Herstellung von Ziegel⸗ steinen mittelst Handbetrieb aus Thon von solcher Festigkeit, daß die Steine sofort auf die hohe Kante gestellt werden könnten.

Hieeran schloß sich 3. eine Erörterung der in neuester Zeit aus⸗ eführten Anlagen zur künstlichen Trocknung von Ziegelsteinen ür den Winter⸗Betrieb und namentlich der Frage, ob dergleichen Trockenvorrichtungen eine gleich große Produktion wie im Sommer gestatten und ob sich dieselben auch bei lange anhaltendem Froste be⸗ währt haben. Herr Schenckelberger beschrieb seine künstlichen Trocken⸗ gebäude auf seinen Werken zu Jägersfreude und Ottweiler bei Saar⸗

brücken.

Die Frage Nr. 4, ob als Zusatz des Thones feiner oder grober Sand vorzuziehen sei, wurde dahin entschieden, daß beim Maschinen⸗ betriebe ein gröberer Sand vortheilhafter sei, daß aber im Allgemeinen ein feiner Sand besser sei, indem durch Zusatz desselben eine homogenere Masse erzielt werde.

5. Mittel um Anflüge, welche sich während des Trocknens an Ziegelsteinen bilden, zu beseitigen, konnten außer dem Abbürsten, Ab⸗ waschen ꝛc. nicht angegeben⸗werden.

6. Maschinen zur Entfernung der Mergelknollen aus dem Thon ohne Schlemmung wurden zwar erwähnt, aber keine rinzige als den Anforderungen vollständig und überall entsprechend befunden. Im Anschlusse an diesen Gegenstand machte amr dritten Tage (Sonnabend) Herr Löwy, Direktor der Pesther Ziegel⸗ und Kohlenwerks⸗Aktien⸗ Gesellschaft der Versammlung Mittheilung von einer neuen Maschine zur Bearbeitung und Reinigung der Ziegelerde von Mergelknoten und zwar in frischem Zustande, wie sie aus der Grube gewonnen wird; diese Maschine ist von den Ingenieuren Siehmon und Rust in Pesth konstruirt und auf den Werken der genannten Gesellschaft aufgestellt worden.

Zu Nr. 7., welche weitere Erfahrungen über die Anwendung von

Ziegelform⸗Maschinen vorliegen, wurden die sehr günstigen Re⸗ sultate, welche zu Neue Mühle bei Königs⸗Wusterhausen mit einer neueren Schlickeysenschen Maschine erzielt werden, bestätigt. Herr Lietzmann machte den Vorschlag, daß der Verein eine vergleichende Sammlung aller Ziegelerden, welche mit Maschinen geformt werden und die Resultate dieser Formung anlege. Im Anschluß hieran er⸗ klärte sich am anderen Tage die Centralfaktorei für Baumaterial, Aktien⸗Gesellschaft, bereit, dem Wrein ein zu diesem Zweck zu er⸗ bauendes Fachwerksgebäude an der Fennstraße fünf Jahre lang unent⸗ geltlich zur Verfügung zu stellen. —1 Zum Schluß setzte Herr Dr. Aron in einem Vortrage die Ent⸗ stehungs⸗Ursachen von rothen Flammen an hellfarbigen Ziegel⸗ steinen auseinander. Er zeigte, wie es Herrn Dr. Seger gelungen sei, diese Erscheinungen auf einen Schwefelgehalt des Brennmaterials zurückzuführen.

In der an diesen Vertrag sich knüpfenden Debatte bestätigten die Fabrikanten aus ihren Erfahrungen das Zutreffende dieser Mittheilung.

Hiermit schlossen die Verhandlungen des ersten Tages.

Am zweiten Tage, Freitag den 24. Januar, wurde die Versamm⸗ lung um 10 Uhr wieder eröffnet. Der Vorsitzende verlas zunächst einen ihm zugegangenen Brief, worin er aufgefordert wurde, sich dar⸗ über zu äußern, für welche Honorarsätze und unter welchen Bedin⸗ gungen er die Anlage von Ringöfen übernehme, worauf er erklärte, daß er noch ebenso wie früher bereitwilligst Jeden bei der Anlage von Ringöfen unterstütze und die dazu erforderlichen Pläne und In⸗ struktionen für die von dem Vereine deutscher Civil⸗Ingenieure nor⸗ mirten Honorarsätze liefere.

Zu Frage 8 ward darauf aufmerksam gemacht, daß deutsche Gipse wohl ebenso geeignet für die Formen der Falzziegel⸗ pressen seien, als französische, daß es nur darauf ankomme, den rechten Härtegrad beim Brennen zu erzielen, was jeder Gipsbrenner vollständig in seiner Hand habe.

Zu Frage 9 über die vergleichungsweisen Leistungen von Pump⸗ werken zur Wasserhaltung in Thongruben, meldete sich Niemand zum Wort. Ebenso erweckte Frage 10 über die Bedingungen, unter welchen Wiesenlalte beim Brennen zusammengesinterte Krusten erhalten, geringe Betheiligung. Dagegen wurde eine Mittheilung des

leeraeh ng 8 1978.

Der Inhaber dieses Zins⸗Coupons empfängt gegen dessen Rück⸗ Regierungs⸗Rath Ascher zu Frage 11, daß er auf seinem Gute mit

Erfolg die durch die Brosowsky’'sche Torfstechmaschine gewonnenen

Kalkkluten ohne weitere Bearbeitung, an der Luft getrocknet und

demnächst im Ringofen gebrannt habe, als eine bedeutende Verein⸗ fachung des Betriebes, mit großem Interesse aufgenommen.

Zu 12, über Surrogate für Ziegelsteine, entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, aus der hervorging, daß zwar bei den jetzigen abnormen Ziegelpreisen die bis jetzt bekannten Surrogate derselben aus Kalk, Cement, Pisée, Concret ꝛc. unter sonst günstigen Lokal⸗ verhältnissen Aussicht auf erfolgreiche Konkurrenz hätten, bei niedrigen

Ziegelpreisen dagegen kaum Anwendung finden dürften.

sicherungs⸗Verband unter einander bildeten. Debatte ward der Vorstand ermächtigt, mit der Direktion der Magde⸗ burger Fenerversicherungsgesellschaft in Unterhandlung zu treten und

Mit Disintegratoren (ad 13) waren von verschiedenen Sei⸗

ten vergebliche Versuche gemacht, grubenfeuchten Thon zu zertheilen,

resp. zu reinigen; dieselben sind noch nicht als abgeschlossen zu betrach⸗ ten. Zur Besichtigung eines für solche Versuche, auf dem Kalkwerk

am Nordhafen hier aufgestellten Disintegrators wurden die Morgen⸗

stunden des nächsten Tages verwendet. Bei der Frage 14, in wiefern sich die Gasöfen zur Erzielung einer gleichmäßigen Farbe bewährt hätten, wurde berichtet, daß der Ofen des Herrn Baumann zu Lindow sowie der der Firma Tiedemann, Runge u. Co. in Charlottenburg nach mancherlei Versuchen nunmehr zufriedenstellende Resultate gäben, daß der Brennmaterialverbrauch jedoch bedeutender als der im Ring⸗ ofen sei.

Zu 15 war. vom Vorsitzenden der Vortheil hervorgehoben, den das mechanische Pressen der Cementsteine vor dem Einsetzen in den Ofen dadurch haben würde, daß die Bildung des Cementes (die Sin⸗ terung) bei einem niedrigeren Temperaturgrade stattfinden würde, als dies bei lockerer Masse möglich ist.

Zum Schluß sprach Dr. Frühling über die Bedeutung des Wie⸗ senkalkes für Herstellung von Kalk und Cement und zeigte, wie der Wiesenkalk, der sich so reichlich in den norddeutschen Ebenen vorfinde, ein vorzügliches, dem Rüdersdorfer Kalk vorzuziehendes Material für

Putzmörtel und Stuckaturkalk sei.

Indem er sodann auf die Verwendung des Wiesenkalkes zur Port⸗ land⸗Cementfabrikation überging, schilderte er die Einrichtungen, die er in Zossen getroffen hatte, um die ganze Fabrikaiion zu einer möglichst billigen, sicheren Massenproduktion zu bringen. Hiermit schloß die Sitzung des zweiten Tages.

Am Sonnabend, den 25. Januar, ergriff auf Einladung des Vor⸗ sitzenden Herr Dalichow, Vertreter der Magdeburger Feuerversicherungs⸗ Gesellschaft, das Wort, um der Versammlung die Vortheile klar zu legen, welche die Vereinsmitglieder, soweit dieselben Besitzer von Zie⸗ geleien, Kaltbrennereien ꝛc. seien, haben würden, wenn sie unter An⸗ lehnung an die Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft einen Ver⸗ Nach eingehender

demnächst den Vereinsmitgliedern weitere Mittheilungen zugehen zu lassen.

Zu 17 wurden weitere Mittheilungen über die Ergebnisse des Betriebs der v. Dückerschen Seileisenbahn zu Schwarze Hütte durch Herrn Glanz, über eine Hodgsonsche Seilbahn durch Herrn Schmutzler, und über eine soeben vollendete v. Dückersche Seilbahn bei Metz durch

den Vorsitzenden gemacht, und über letztere eine eingehendere Beschrei⸗

bung im Notizblatt für später in Aussicht gestellt.

Zu 18 machte Herr Direktor Meyer zu Lebbin und Herr Benczur zu Eperies (Ungarn), sowie Herr Kreisbaumeister Hoffmann Mit⸗ theilungen über Arbeiterwohnungen aus Portland⸗Cement⸗ Konkret, welche sich durchaus vortheilhaft bewährt hätten. Der Direkior Mevyer schilderte, hier anknüpfend, in Bezug auf Frage 19, die Stellung der Arbeiter und ihrer Familien auf den Werken des Kommerzien⸗Rath Quistorp zu Stettin, wodurch andere Redner zu Mit⸗ theilungen ihrer Erfahrungen auf diesem, der sozialen Frage angehö⸗ renden Gebiete, veranlaßt wurden.

Für die nächste orventliche General⸗Versammlung ward Berlin einstimmig als Sitz gewählt. Schluß der Versammlung um 3 Uhr Nachmittags. 1

Die Resolutionen des deutschen Landwirthschaftsrathes, betreffs Reformen der deutschen Zettelbanken sind, in Veranlassung des Vorstandes, zum Gegenstande einer Denkschrift gemacht worden, deren Verfasser Professor Richter in Tharand ist, und welche, außer im Archiv des deutschen Landw rthschaftsrathes (Landwirthschaftliches Centralblatt für Deutschland), auch im Buchhandel bei Wiegandt und Hempel in Berlin erschienen ist. Im ersten Abschnitte sucht der Verfasser den Beweis zu führen, daß die Nachtheile, welche die Banknoten der gesammten Wirthschaft eines Volkes bringen, schwerer wiegend sind, als die durch dieselben ge⸗ botenen Vortheile, sobald nämlich die Banknote als Zahlungsmittel auch in denjenigen Kreisen umläuft, die mit der Entstehung der Ge⸗ schäfte, denen die nicht Metall bedeckte Note ihre Grundlage verdankt, in keinem direkten Zusammenhange stehen. Im Anschlusse hieran wird weiter betont, daß in der nächsten Zeit, bevor unser Bankwesen nicht das Depesiten⸗ oder Checkwesen mehr pflegt, für den Großhandel und die Großindustrie die Banknote nicht zu entbehren sein werde, daß man aber dafür Sorge tragen möge, daß die Note nur in den⸗ jenigen Kreisen umlaufe, welche sich derselben allein mit Vortheil be⸗ dienen können. .

Die Denkschrift will sonach die Note so lange erhalten sehen, als sie in gewissen Kreisen Gutes stiften kann. Der zweite Abschnitt giebt eine kurze Uebersicht über das Verhälkniß der Noten zu den von den Banken vorräthig gehaltenen Metallsummen wäh end der letzten zwanzig Jahre, sowie über die Lage der einzelnen Banken, na⸗ mentlich betreffs ihrer Zeitdauer. Der dritte Abschnitt behandelt die am 10. April 1872 vom Deutschen Landwirth⸗ schaftsrath gefaßten Resolutionen, welche die Erhaltung des ge⸗ genwärtigen Standes der Gesetzgebung als Grundlage für das neue Bankgesetz, die Bestätigung aller Privilegien der Banken, jedoch mit fünfjähriger Kündigungsfrist betreffs des Rechtes zur Ausgabe unbedeckter Noten, als zunächst nothwendig fordern. Weiter wird, ls Mittel die Noten in die Kreise zurückzuweisen, in welchen sie allein Vortheil bringen, vorgeschlagen, die Banken zu verpflichten, die Noten anderer Banken in Zahlung zu nehmen, diese auch nicht wieder aus⸗ zugeben, sondern, unter Ausgleichung des Saldo durch Baarzahlung, sie wechselseitig auszutauschen. Endlich wird vorgeschlagen, die Noten derjenigen Banken, welche sich diesen Bestimmungen unterwerfen, an der Reichskasse als Zahlungsmittel zuzulassen, die kleineren Abschnitte der Noten aber allmählich einzuzie⸗ hen und nur solche von 100 und mehr Mark zu gestatten. Es stützt sich dieser Vorschlag auf die Ansicht, daß durch Realisirung desselben kheils den Goldmünzen Platz geschaffen, theils die Menge der cirkulirenden Noten verringert werden würde, während dadurch gleichzeitig die Kreise sich vereinigen müßten, in denen sie umlaufen. Die Veröffentlichung klarer Ausweise über den Geschäftsstand wird dabei als unerläßlich vorausgesetzt.

Kunst und Wissenschaft.

Stockholm, 25. Janunar. Aus Norwegen wird berichtet, daß der deutsche Dampfer „Grönland“, weit entfernt, sich du die mißlungene Expedition der Schaluppe „Idsjörnen“ von seinem kühnen Vorhaben, nach Spitzbergen vorzudringen, um den dortigen norwegischen Fangmännern Hulfe zu bringen, abschrecken zu lassen, vielmehr mit aller Kraft die angefangene Ausrüstung fortsetzt, in der Absicht, an dem zuvor bestimmten Zeitpunkte seine Fahrt nach Spitz⸗ bergen anzutreten.