1873 / 90 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Apr 1873 18:00:01 GMT) scan diff

ko⸗Couverts zum großem und in kleinem Format und zum dieselben mit den zwei

Ferner werden bei Herstellung neuer Fran Werthe von 1 Gr. in

Werthe von 3 Kr. in kleinem Format

parallel laufenden Linien, welche in Diamantschrift die Worte „Postcouvert Ein Groschen“ bezw. „Drei Kreuzer“ fortlaufend enthalten, nicht mehr versehen werden. * 1)

Der Contre⸗Admiral Henk, Direktor der Admiralität, hat pots cine Reise nach Kiel

behufs Inspizirung der Werft und De und Wilhelmshaven angetreten.

Der General⸗Major von Krosigk, Commandeur der 1. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade, ist von seiner Urlaubsreise hierher

zurückgekehrt.

Der Oberst von Verdy du Vernois, Chef des General⸗ Stabes des I. Armee⸗Corps, welcher längere Zeit hierher beur⸗ laubt war, hat sich nach Königsberg i. Pr. zurückbegeben.

München, 11. April.

gestern Abend in Begleitung des Generals Freiherrn v. d. Tann

he. An den heutigen Kirchenfeierlichkeiten

heiligen⸗Hofkirche hat sich Se. Majestät nicht be⸗

theiligt. Die Prinzen Luitpold und Ludwig, sowie meh⸗

rere Hofbeamte wohnten den Ceremonien, welche schon um 11 ¼ Uhr beendet waren, in Zivilkleidern bei.

Der Königlich bayerische Gesandte beim päpstlichen Stuhle, Graf v. Tauffkirchen, ist mit seiner Familie gesteru Abend von Rom kommend in Urlaub hier eingetroffen.

Das heute Abend erschienene Militär⸗ verordnungsblatt publizirt die allerhöchst genehmigten Be⸗

stimmungen über die neue Uni rung des Heeres.

1. August festgesetzt.

Bayern. Der König besuchte die St. Michael⸗Hofkirche. in der Aller

12. April.

formirung und Adjusti⸗ Der Einführungstermin ist auf den

Den Offizieren, Aerzten und Beamten ist

gestattet schon vor diesem Termin die neue Uniformirung anzu⸗

legen, jedoch sollen die Offiziere von gleichem Truppentheil, wenn möglich, mit einem bestimmten Tage beginnen.

g wohnte gestern Abend 8 Uhr

Luitpold, Ludwig, Leopold

8 14. April. Der Köni mit den Prinzen Otto, und Arnulph, sowie dem großen Kortège de feier in der Königlichen Residenz bei.

rung wegen bewegte sich die Prozession über die Korridors der Residenz von der alten Hofkappelle in die Allerheiligenkirche.

General⸗Lieutenant

der ersten Armee⸗Divi

als General der Infanterie, irung erhalten.

Sachsen.

r Auferstehungs⸗ Der zweifelhaften Witte⸗

von Stefan, Commandeur sion, hat, unter Verleihung des Charakters

die von ihm nachgesuchte Pensio⸗

Dresden, 12. April.

Der Kronprinz und die Kronprinzessin haben heute ihre Villa bei Strehlen

Württemberg. Stuttgart, 12. April. Das effend den Bau von Eisenbahnen in der Periode 1870 73, vom 22. März 187. Karl von Gottes Gnaden König von T

er Ausführung des Gesetzes vom 17. weitere Ausdehnung des Eisenbahnne August 1865 und 16. März 1868, b bahnen in den Finanzperioden 1 fügen Wir, nach stimmung Unserer getreuen Ständ Art. 1. Neben vollständiger Herstellung d welche nach Art. 1 des Gesetzes vom 16. März dem Ausbau entgegenzuführen waren, sowie neben Vo demselben Gesetzes⸗Artikel vorgesehenen Buahnhöfe sollen in der Finanzperiode 18 men, die in Gemäßheit des Artikel 2 de

griff zu nehmenden Bahnen: 1) von Nagold ach Pforzheim, 3) von

3, lautet:

Lürttemberg. November 1858, betreffend die tzes, und der Gesetze vom 13. etreffend den Bau von Eisen⸗ 864/67 und 67/70, verordnen und ver⸗ Geheimen⸗Raths und unter Zu⸗ e, wie folgt:

Anhörung Unseres

erjenigen Bahnlinien, oweit thunlich 1 endung der in Erweiterung einiger größeren 70,73 zur Ausführung kom⸗ annten Gesetzes in An⸗ nach Horb, 2) von Calw Leutkirch nach Jsny, 4) von Hechingen nach

Art. 2. Neu in Angriff zu nehmen ist folgender Bahnen: 1) von Alts an die Großherzoglich Badische

in der Finanzperiode hausen nach Stockach (Schwacken⸗ 2) von Crailsheim an die württem⸗ gischer Theil der Bahnlinie gen über Ebingen nach chen Bahn; 4) von Heiden⸗ Winnenden nach Backnang. Einrichtung von Dienst⸗

für Zwecke

0/73 der Bau dorf zum Anschlu reute) Pfullendorfer Eisenbahn: bergisch⸗bayerische Landesgrenze, Crailsheim⸗Ansbach⸗Nürnberg; 3) von B

Sijgmaringen, Fortsetzung der hohenzollerns heim nach Ulm: 5) von Waiblingen über

Bau und die

anderen Gebäulichkeiten

ereits verwilligte 500,000 Fl. ( G

136,000 Fl.

terungen an älteren Bahn⸗

000 Fl., für die durch den Voll⸗ das Deutsche Reich anfallenden

nd des neuen Postgebäudes

württember

wohnungen kehrsanstalten sind über b 19. Januar Art. 4. Für Verbesserungen und linien kommen in Verwendung 1,235, zug des Bahnpolizei⸗Reglements für Kosten 230,500 Fl, für den 165,000 Fl., zusammen 1,630, Art. 5. Zur Vermehrung des Betriebsmaterials sind zu verausgaben 1,000,000 Fl. Art. 6. An den Anlage⸗ und Ausrü 1 und 2 auszuführenden und in sind die Kaufschillinge für die und für die Grundflächen der Bahnhöfe der Grundstocks⸗Verwaltung zu bestreiten. wands (Art. 1—5 und 7), sowie für di legraphennetzes werden auf die Finanzperiode 187 nen Gulden bestimmt. 24,200,000 Fl. in Abzug, welche durch die 1870, 13. Januar 1871, den Eisenbahnbau und für die we netzes verwilligt worden sind. Di den jetzt oder später verfügbaren sofern solche nicht zureichen sollten, unter edingungen als Staatsanlehen aufzunehmen. die Finanzperiode 1870/73 bew zugleich der während derselben erw er bezüglichen Anlehen bis zur nstrecken zu bestreiten. Ministerien der auswärtigen bezüglich der Aufnahme der in die ständische Schuldenverwaltungsbehörde itwirkung Unseres Finanz⸗Ministeriums zu

Gegeben Stuttgart, den 22. März 1873. Karl.

Seree der Staatsbahnen

usrüstungskosten der nach Artikel Angriff zu nehmenden Eisenbah ätze der erforderlichen Gebäude und Stationen wie bisher von Zur Deckung des weiteren Auf⸗ Ausbildung des Te⸗ 1870/73 . 36 Millio⸗ ionen kommen diejenigen vom 29. März pril 1872 für s Telegraphen⸗ 9000 Fl. sind aus kaffe zu bestreiten nöglichst günstigen

Von diesen 36 Mill

ar 1872 und 12. A itere Ausbildung de e weiteren 11,800,0 Mitteln der Staats

25. Janu

. Von den auf 36 Millionen Gulden ist Aufwand für Verzinsung u Inbetriebsetzung der betreffenden Bahr wärtiges Gesetz ist durch Unsere legenheiten und der Finanzen, vorgesehenen Anlehen dur

unter verfassungsmäßiger M

nd Tilgung d

Der Minister der auswärtigen ; WI1.““ Agekaenbeie c Der Finanz⸗Minister Auf Befehl des Königs: Der Kabinets⸗Chef Gärttner.

Der Präsident des der Justiz und des st von Berlin, wo er an den und den Konferenzen der Justiz⸗ theilnahm, gestern

Karlsruhe, es Großherzoglichen Hauses von Freydorf, i Verhandlungen des Bundesraths Minister einiger deutscher Staaten zurückgekehrt und hat die

12. April. Ministeriums d 3 Auswärtigen

- Abend hierher Ministeriums wieder über⸗

1“

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 12. April.

Der Großherzog und die Großherzogin nebst Prinzes⸗

sinnen Töchtern, wohnten am Charfreitag einer Abends

8 Uhr in der Schlaßkapelle stattgehabten Auffuͤhrung des Re⸗ quiem von Berlioz bei.

Oldenburg, 11. April. Das Gesetzblatt für das Herzogthum Oldenburg veröffentlicht ein Patent vom 27. März 1873, betreffend die Verkündigung des zwischen Oldenburg und Preußen über die Herstellung einer Eisenbahnverbindung zwischen Quakenbrück und Osnabrück abgeschlossenen Staats⸗ vertrages.

Braunschweig, 13. April. Der Herzog ist gestern Nach⸗ mittag von Blankenburg hier wieder eingetroffen.

Das Herzogl. Staats⸗Ministerium veröffentlicht in den „Br. Anz.“ die Abänderungen der das Wohnortsrecht und den Aufenthalt im Großherzogthum betreffenden Landesge⸗ setzgebung, sowie das Gesetz, betreffkend den Aufenthalts⸗ wechsel an⸗ und abziehender Personen.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 14. April. (W. T. B.) Eine Kaiserliche Verordnung entsetzt den Bürgermeister Lauth seines Amtes; der Bezirkspräsident von Ernsthausen hat in⸗ zwischen den Polizeidirektor Back kommissarisch mit der Wahr⸗ nehmung der Funktionen des Bürgermeisters beauftragt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 12. April. Das Reichs⸗ gesetzblatt veröffentlicht folgendes eöad, in Betreff der Zu⸗ lassung von ausländischen Versicherungsgesellschaften zum Ge⸗ schäftsbetriebe in den im Rei srathe vertretenen Königreichen und Ländern:

Mit Zustimmung beider Häuser des Reichsrathes finde ich an⸗ zuordnen, wie folgt: 3 „S. 1. Die in der Kaiserlichen Verordnung vom 29. November 1965, R. G. B. Nr. 127, ausgesprochene Ausschließung der ausländi⸗ schen Versicherungsgesellschaften von der Zulassung zum hierländigen Geschäftsbetriebe wird aufgehoben.

§. 2. Die jeweilig geltenden gesetzlichen Bestimmungen über die Zulassung auswärtiger Gesellschaften zu hierländigem Geschäftsbetriebe haben fortan auch auf die Zulassung von ausländischen Versicherungs⸗ Gesellschaften und zwar sowohl von Aktien⸗Gesellschaften und Kom⸗ mandit⸗Gesellschaften auf Aktien, die Versicherungsgeschäfte betreiben, als auch von gegenseitigen Versicherungsgesellschaften zum Geschäfts⸗ betriebe in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern . im nachstehenden §. 3 enthaltenen Beschränkung Anwendung zu finden. b

§. 3. Wenn in einem auswärtigen Staate Vorschriften bestehen, durch welche Privatversicherungsgesellschaften von dem Betriebe eines Versicherungszweiges ganz oder theilweise ausgeschlossen sind, ist den Gesellschaften, welche jenem Staate angehören, der Betrieb dieses Ver⸗ sicherun szweiges hierlands nicht gestattet.

„. 4. Dieses Gesetz tritt mit dem Tage der Kundmachung in Wirksamkeit.

Die Minister des Innern, der Instiz und der Finanzen sind mit dem Vollzuge desselben beauftragt.

Wien, am 29. März 1873.

Franz Joseph m. p.

Auersperg m. p. Lasser m. p.

Pretis m. p.

Das Reichsgesetzblatt publicirt ferner: . Die Kundmachung des Ackerbau⸗Ministeriums vom 3. April 1873 in Betreff der künftigen Verwaltung der Staats⸗ und Fondsforste und Domänen; und

das Gesetz vom 4. Aril 1873, womit ein neuer Kredit von neun Millionen siebenhunderttausend Gulden (9,700,000 Fl.) für die im Jahre 1873 in Wien stattfindende Weltausstellung bewilligt wird.

Schweiz. Bern, 12. April, (W. T. B.) Das Cen⸗ tralkomite der freisinnigen Katholikenvereine hat die Einberufung einer altkatholischen Volksversammlung für die roma⸗ nische Schweiz behufs Berathung der Frage über Gründung eines schweizerischen Nationalbisthums beschlossen.

13. April. (W. T. B.) Der päpstliche Geschäfts⸗ träger Agnozzi ist vom Bundespräsidenten empfangen worden.

Belgien. Brüssel, 12. April. (W. T. B.) Die von der Regierung mit mehreren Bankhäusern wegen Aufnahme einer dreiprozentigen Anleihe von 240 Millionen Francs eingeleiteten Verhandlungen sind, wie die „Agence Havas⸗Bullier⸗Reuter“ erfährt, dem Abschlusse nahe. Die Anleihe soll dem Vernehmen nach mit 81 emittirt werden.

Großbritannien und Irland. London, 9. April. Der Prinz von Wales wurde gestern unter entsprechenden Feierlichkeiten zum Großmeister der Tempelritter eingesetzt.

Auf der Staatswerft in Chatam werden Anstalten für die Herstellung eines neuen großen gepanzerten Breitseitenschiffes, des „Téméraire“, von 5535 Tonnen Tragkraft und 7000 Pferde⸗ kraft getroffen. Das Schiff wird eine starke Panzerbekleidung und Armatur erhalten. Der Bau desselben wird 418 Arbeiter beschäftigen.

Frankreich. Paris, 12. April. Das bereits erwähnte Gesetz über die Munizipalverfassung von Lyon bestimmt, daß bis zum Erlaß des Munizipalgesetzes Lyon in derselben Weise wie Paris verwaltet werde, mithin der Präfekt des Rhone⸗ Departements rücksichtlich Lyons dieselben Funktionen ausübt, welche dem Präfekten des Seine⸗Departements und dem Polizei⸗ präfekten für Paris übertragen sind. Der Präfekt wählt für Lyon einen Maire und zwei Adjunkten für jedes der 6 Aron⸗ dissements.

Aus den bei Frankreich verbleibenden Theilen des ehe⸗ maligen Canton Saales, Arrondissement Seint⸗Die (Vosges) ist ein neuer Canton, Provencheres, gebildet worden.

12. April. (W. T. B.) Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Remusat hat, wie „Bien public“ versichert, die Kandidatur für die Nationalversammlung angenommen. „Sidcle“ schließt sich den radikalen Blättern an, welche die Kan⸗ didatur Barodets unterstützen. 1

14. April. (W. T. B.) Der Minister des Auswärti⸗ gen, de Rémusat, hebt in dem von ihm an die Wähler von Paris erlassenen Cirkulare hervor, daß er zu allen Zeiten und unter den verschiedensten Regierungen nach der Freiheit ge⸗ sucht und die Freiheit geliebt habe, welche sich auf die Herrschaft der Gesetze stütze und nicht auf unaufhörliche revolutionäre Be⸗ wegungen. Letztere habe er niemals für so dauerhaft gehalten, als ein gemäßigtes Regiment, welches in dem Vertrauen des Landes seine Stärke und Unterstützung finde. Rémusat erinnert sodann an seine freundschaftlichen Beziehungen zum Präsidenten der Repu⸗ blik und fügt hinzu, er habe jederzeit die Politik unterstützt, welcher der Präsident der Republik in seinen Reden und Bot⸗ schaften Ausdruck gegeben habe eine Politik, welche den Frieden nach Außen, die Ruhe im Innern wiederhergestellt, die Finanzen wieder geordnet und aus der Republik eine stabile Regierung herausgebildet habe. Die Wähler um ihre Stimme kittend, erklärt Rémusat endlich, die der Nationalversammlung

Glaser m. p.

8 *

zur Berathung vorliegenden Gesetzentwürfe hätten keinen anderen Zweck, als den, die republikanische Regierung zu organisiren und durch geregelte Institutionen zu befestigen, welche sich durch die Erfahrung bewährt hätten und bei denen das Prinzip des all⸗ gemeinen Stimmrechtes vollständig intakt erhalten würde.

Prinz Napoleon hat in seiner Eigenschaft als General⸗ rath ein Kundschreibenan seine Wähler in Korsika erlassen, in welchem er die jüngste Abstimmung der Nationalvers ammlung über die gegen seine Ausweisung aus Frankreich eingereichte Petition, die Gefühle des Landes und die den Napoleoniden zukommende politische Rolle bespricht und nunmehr das allgemeine Stimmrecht zur Ent⸗ scheidung über die gegen ihn ins Werk gesetzte Ausweisung anrust.

Italien. Rom, 12. April. (W. T. B.) Der König hat auf die ihm durch den österreichischen Gesandten, Graf Wimpffen, überbrachte Einladung des Kaisers Franz Joseph zu einem Besuche in Wien während der bevorstehenden Weltausstellung sein Erscheinen unter der Voraussetzung zuge⸗ sagt, daß die politischen Verhältnisse Italiens ihm solches er⸗

lauben würden. 8

Die Besserung im Besinden des Papstes ist nach der „Voce della verita“ anhaltend; der Papft hat heute mehrere Kardinäle und Prälaten empfangen. Dagegen leidet, „Fanfulla“ zufolge, der Papst noch immer an Schmerzen in der linken Seite und gänzlicher Appetitlosigkeit. Das Gerücht, daß die gegenwärtig mit Oesterreich schwebenden Unterhandlungen den Abschluß einer Konsularkonvention zum Gegenstande haben, wird für unbegründet erklärt; es handelt sich vielmehr lediglich um die Kotirung italienischer Werth⸗ papiere an der Wiener Börse.

14. April. (W. T. B.) Der Papst hat gestern auf 2 Stunden das Bett verlassen und mehrere Prälaten empfan⸗ gen. Die Besserung in dem Befinden desselben macht zwar Fortschritte; die Schmerzempfindung in den Lenden läßt aber noch immer nicht nach. Die Verhandlungen mit dem französischen General⸗Sekretär Ozenne über den Abschluß eines neuen italienisch⸗französichen Handelsvertrages sollen erst im Oktober d. J. wieder aufgenommen werden. Die vor⸗ malige Königin Isabella ist in Florenz eingetroffen und wird sich demnächst hierher begeben.

Die klerikale Partei hat, wie die „Libertà“ meldet, mehrere hier ansässige Engländer dazu veranlaßt, wegen einer Schlägerei, die in der Nähe der Jesuskirche vorgefallen ist und bei welcher ein Engländer verwundet wurde, eine Petition abzu⸗ fassen, in welcher eine Untersuchung dieses Vorgangs gefordert wird. Die Petition soll dem hiesigen bkitischen Gesandten Sir A. Paget, zugestellt werden, damit dieser derselben noch beson⸗ deren Nachdruck verleihe. Prinz Adalbert von Bayern und dessen Gemahlin wurden vom Papste in Abschieds⸗ audienz empfangen.

Türkei. Belgrad, 14. April. (W. T. B.) Der Fürst hat Risticz zum Präsidenten des Ministeriums und Minister des Auswärtigen, Panta Jovanoviec zum Finanz⸗Minister, Tuzakovie zum Minister des Innern, Beschjanin zum Kriegs⸗Minister, Novakoviczum Kultus⸗Minister, Lazareviec zum Justiz⸗Minister und Alimpies zum Minister für Wegebauten und Kommunikationen ernannt. Sämmtliche Minister gehören der gemäßigten politischen Partei an.

RNußland und Polen. St. Petersburg, 13. April. Die Gesetzsammlung enthält u. A. den Allerhöchsten Befehl vom 16. November 1872 über den Transport der Arrestanten auf den Eisenbahnlinien Tambow⸗Ssaratow, Woronesh⸗Rosstow und Moskau⸗Brest (zwischen Smolensk und Brest⸗Litowsk), mit allen dazu gehörigen an demselben Tage Allerhöchst bestätigten Regeln, Etats, Schematen und Marschrouten.

Der Wirkliche Staatsrath Schtscherbatski vom Mini⸗ sterium des Innern ist zum Gouverneur von Ufa, der Wirkliche Staatsrath Uschakow, bisher Gouverneur von Ufa zum Gouverneur von Tula ernannt worden.

Durch einen Ukas vom 9. März d. J. promulgirt der dirigirende Senat eine mit der Kaiserlichen Bestätigung versehene Entscheidung des Reichraths, nach welcher das im russischen Reiche in Kraft stehende Tabaks⸗Accise⸗Reglement auf Transkaukasien ausgedehnt wird.

Ein wichtiges Projekt, das eine besondere Kommifsion ausgearbeitet hat, ist, wie der „Gol.“ hört, vom Unterrichts⸗ Minister dem Reichsrath vorgelegt worden. Es handelt sich darin um die Errichtung von 4373 Volksschulen in den 13 Gouvernements, in denen noch nicht die Provinzial⸗Institutionen in Wirksamkeit getreten sind. Für jede Schule sind 230 R. aus⸗ gesetzt, wobei die Beschaffung des Lokals für die Schule und der Wohnung für den Lehrer mit Heizung und Er euchtung denjenigen Bauerngemeinden überlassen wird, für welche die Schulen eingerichtet werden sollen. 1

(W. T. B.) Von Warschauer Korrespon⸗denten ver⸗ breitete Nachrichten behaupteten, daß eine von dem jetzt in Kiew lebenden ehemaligen Ober⸗Befehlshaber der türkischen Sultankosaken Czaikowski an den Kaiser gerichtete Er⸗ gebenheitsadresse, in welcher derselbe der unbedingten Un⸗ terwürfigkeit der Polen versichert und als Oberherr aller Slaven anerkannt wird, von dem General⸗Gouverneur Dondukoff⸗Korsa⸗ koff dem in dessen Gouvernements ansässigen polnischen Adel zur Mitunterschrift zugefertigt worden sei. Diese Nachrichten entbehren sicherem Vernehmen nach jeder Begründung.

14. April. Großfürst Wladimir ist heute von seiner Reise nach Italien hierher zurückgekehrt.

Die von der „Times“ verbreitete telegraphische Nachricht, daß es den Korrespondenten amerikanischer Zeitungen gestattet worden sei, die russische Expedition nach Khiwa zu be⸗ gleiten, entbehrt, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, aller und jeder Begründung.

Dänemark. Kopenhagen, 10. April. Der Minister des Innern hat eine extraordinäre Bewilligung von 5000 Rdl. zur Wiener Weltausstellung verlangt, welchem Vorschlage der Finanzausschuß beigestimmt hat.

Amerika. Washington, 14. April. (W. T. B.) Der Präsident Grant hat die strengsten Maßregeln gegen die Modoc⸗Indianer anbefohlen.

New⸗York, 11. April. (W. T. B.) Nachrichten aus Havanna zufolge sind fünfzehn Zuckerplantagen auf Cuba durch Feuer zerstört worden.

13. April. Hier eingetroffenen Nachrichten zufolge haben die Modoc⸗Indianer die zum Zwecke der Friedensunterhand⸗ lungen an sie abgesandten Regierungs⸗Kommissäre hinterrücks überfallen. General Canby und der Kommissar Thomas wur⸗ den getödtet, Meacham schwer verwundet. ten darauf einen Angriff auf das verschanzte Lager unter dem Befehl des Obersten Mason. Energische und umsassenbe Offen⸗

8

Fanti's in dem Kriege mit den As

bet den

zum vollen Beitrag der Summe: 4,233,030 Thlr., zum z:

Die Indianer mach⸗

sivmaßregeln gegen dieselben werden vorbereitet. Von Haiti wird gemeldet, daß in Gonaives eine aufständische Bewegung stattgefunden hat, die indessen sofort unterdrückt ist.

Nach aus Penang in London eingegangenen Nach⸗ richten hatten sich die Niederländer zweier Erdvertheidigungs⸗

werke, welche die Atchinesen errichtet hatten, bemächtigt und

schickten sich an, den Wohnsitz des Sultans von Atchin anzu⸗ greifen. Von Batavia waren telegraphisch weitere Verstärkungen verlangt worden.

Afrika. In London am 14. d. M. eingetroffenen Nach⸗ richten von Cap Coast⸗Castle war der Stamm der antees von den letzteren geschlagen worden und waren die letzteren bei Abgang des Dampfers nur etwa noch 24 Stunden von Cap Coast⸗Castle entfernt. Vier englische Kreuzer waren an der Küste von Cap Coast⸗Castle vor Anker gegangen. 88 Ein Telegramm aus Mombaza meldet, daß die „En⸗ chantreß“ mit Sir Bartle Frere an Bord am 28. März,

eskortirt von der „Daphne“ den genannten Hafen verließ, um

nach Muscat und Bombay in See zu gehen. Sir Bartle

Frere hoffte gegen Ende April nach Mombaza zurückzukehren.

Australien. Melbourne, 12. April. (W. T. B.) Die diesjährige Getreide⸗Ernte in Südaustralien ist eine sehr befriedigende; man rechnet mit Bestimmtheit auf einen Ex⸗ port von 180,000 Tonnen.

Die Nr. 15 des „Preußischen Handels⸗Archivs“ hat fol⸗ genden Inhalt: Gesetzgebung: Rußland: Ausdehnung des Tabaks⸗ Accise⸗Reglements auf Trauskaukasien. Zollbehandlung von See⸗ biberfellen Frankreich: Zoll auf französische Wollengewebe, die in Elsaß⸗Lothringen veredelt werden. Spanien: Zollfreie Einfuhr von V in den Balearen. Niederlande und Spanien: Konsularkonvention zwischen den Niederlanden und Spanlen. Italien und Birma: Handelsvertrag zwischen Italien und Birma. Statistik: Deutsches Reich: Hamburg: Hamburgs Handel im Jahre 1872 (Schluß). Frankreich: Uebersicht des Schiffsverkehrs zu Marseille im Jahre 1872. Großbritannien: Jahresbericht des Konsulats zu Moulmein für 1872. Oesterreich: Verkehr und Handel Oesterreichs im Jahre 1872. Rußland: Der Handel von Sdee im Jahre 1872. Schiffs⸗ und Handelsverkehr zu Mariupol im Jahre 872. Mittheilungen: Posen. Stralsund. Altona. Hel⸗ singborg. Gothenburg. Greytown, San Juan del Norte. Cardenas. Batavia. Colon (Aspinwall.) San Juan. G

Nr. 15 des Justiz⸗Ministerial⸗Blatts für die preu⸗ ßische Gesetzgebung und Rechtspflege, herausgegeben im Bureau des Justiz⸗Ministeriums, enthält folgende Erkennt⸗ nisse des Königlichen Ober⸗Tribunals: Vom 29. Januar 18973: Es ist statthaft, den Begünstiger strenger zu bestrafen, als den Hauptthä⸗ ter, insofern nur das Strafmaß nicht über das auf die Hauptthat im Allgemeinen angedrohte und über dasjenige Strafmaß hinausgeht, welches bestimmt ist im Strafgesetzbuch §. 257. Vom 30. Januar 1873: Die Vorschriften des Preßgesetzes vom 12. Mai 1851 (§§. 42, 46, 54) über die Bestrafung des Rückfalls sind in Kraft verblieben; nach dieser ist auch jetzt die Verhängung der Rückfallsstrafe nicht da⸗ durch bedingt, daß die früher verhängte Strafe vor Verübung des folgenden Straffalles vollstreckt gewesen sei.

Nr. 30 der „Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Welche Bedeutung haben die jütländischen Haiden für Dänemark und wie müssen sie benutzt werden. (Vortrag, gehalten von Kapitän Dalgas in der 12. dänischen landwirthschaftlichen Versammlung.) Ueber die Noth⸗ wendigkeit der Erichtung einer Landeskultur⸗Rentenbank in Preußen. (Vom Ausschusse des Kongresses deutscher Landwirthe.) (Schluß.) Aus dem Regierungsbezirke Cassel. Literatur: Die natürlichen Phosphate und deren Bedeutung für die Zwecke der Landwirthschaft von Dr. L. Meyn. Uebersicht der EbEeö des Königlich preußischen Staatsgebietes, von Dr. Adolf Remelé. J. G. Koppe's Unterricht im Ackerbau und der Viehzucht. Schweizerische landwirthschaftliche Zeitschrift. Vermischtes: Zur Gewinnung des Wollfettes bei der Wäüschr von Schmutzwollen. Vereins⸗Versammlungen. Fettviehbericht.

Statistische Nachrichten.

Die preußischen Gymnasien waren im Sommersemester 1872 von 53,904 Gymnasiasten und 6648 Schülern der Vorschulen besucht, gegen 54,312 resp. 6364 am Schlusse des Wintersemesters 1871/72. Die Zahl der Gymnasien (ohne das zu Corbat) betrug 212, der Direktoren, Ober⸗ und ordentlichen Lehrer 2306, der wissen⸗ schaftlichen Hülfslehrer 278, der technischen Lehrer 391, der Orts⸗

geistlichen, welche Religionsunterricht ertheilen 133, der Probekandidaten

160, der Lehrer an den Vorschulen 214.

Die anerkannten 31 Progymnasien des preußischen Staats wurden im Sommersemester 1872 von 3065 Gymnasiasten und 281 Schülern in den Vorschulen frequentirt, gegen 3066 resp. 217 in dem vorhergehenden Semester. An den Pregymnasien waren 157 Rektoren und ordentliche Lehrer, 40 wissenschaftliche Hülfslehrer,

40 technische Lehrer, 32 Ortsgeistliche, an den Vorschulen 11 Lehrer peschäftigt.

Auf den 78 Reealschulen I. Ordnung waren 22,615 Schüler und 3560 Schüler in den Vorschulen, 1452 resp. 694 mehr als am Schluß des Wintersemesters 1871/72, auf den 15 Realschulen II. Ord⸗ nung: 3884 Schüler und 1286 in den Vorschulen, 349 resp. 204 mehr als im vorhergehenden Semester. An den Realschulen I. und II. Ord⸗ nung waren beschäftigt: 827 resp. 151 Direktoren, Ober⸗ und ordent⸗ liche Lehrer, 109 resp. 32 wissenschaftliche Hülfslehrer, 155 resp. 43

teechnische Lehrer, 54 resp. 6 Ortsgeistliche, 61 resp. 5 Probekandidaten;

an den Vorschulen außerdem 98 resp. 29 Lehrer.

Von den höheren Bürgerschulen zählten die 74 zu Ab⸗ gangsprüfungen berechtigten 8776 Schüler und 2452 in den Vorschulen, 892 resp. 606 mehr als am Schluß des vorhergehenden Semesters, die übrigen 9 895 resr 93 Schüler, 102 resp. 12 mehr als das Se⸗ mester vorher. An Lehrern waren bei den Bürgerschulen angestellt: 388 resp. 45 Rektoren und ordentliche Lehrer, 67 88 8 wesensche t⸗ liche Hülfslehrer, 79 resp. 8 technische Lehrer, 34 und 2 Ortsgeistliche, orschulen außerdem 72 und 5 Lehrer.

Bei der Städte⸗Feuersozietät Altpommerns liefen am 31. Dezember 1872 8,816,261 Thlr. Versicherungen, 26,243 Thlr. mehr als Ende 1871. Die Einnahmen betrugen im Jahre 1872 22,521 Thlr., die Ausgaben 26,346 Thlr. Die Mindereinnahme von 3824 Thlr. wird theils aus dem Reservefonds (2733 Thlr.) gedeckt,

theils auf neue Rechnung vorgetragen.

Bei der Provinzial⸗Städte⸗Feuer⸗Sozietät der Provinz Sachsen waren im II. Semester 1872 92,856,895 Thlr. versichert. Die Einnahmen betrugen 242,193 Thlr., die Ausgaben 183,248 Thlr.

Bei der ritterschaftlichen Feuer⸗Sozietät des Fürsten⸗ thums Halberstadt waren am 31. Dezember 1872 ö“ hlr., zum ¼1 : 67,280 Thlr. Zur Deckung der Verwaltungskosten ꝛc.

wurden pro 100 Thlr. 3 Sgr., im Ganzen 4266 Thlr. eingezogen.

Im Regierungsbezirk Merseburg wurden bei der Viehzählung am 10. Januar d. J. gezählt: 67,696 Pferde, 41 Maul⸗ thiere, 125 Esel, 284,074 Stück Rindviey, 613,974 Schafe, 241,337 Schweine, 111,204 Ziegen, ferner 47,247 Bienenstöcke, 74 ½ Pfund Seidencocons.

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München, 12. April. In Bayern sind zur Zeit 102 aus⸗ wärtige Versicherungsgesellschaften zum Betriebe zugelassen, nämlich 23 Gesellschaften zur Versicherung gegen Brandschaden, 6 zur Hagelversicherung, 37 zur,Lebens⸗, Renten⸗ und Unfallversicherung, end⸗ lich 36 zur Transportversicherung.

Von den Nachrichten über e Handel und Verkehr aus dem Statistischen Departement im K. K. Handels⸗Ministerium (Wien, 1873. Druck der Kaiserlich⸗König⸗ lichen Hof⸗ und Staatsdruckerei. In Kommission bei Ferd. Meyer) ist des II. Bandes III. Heft erschienen. Dasselbe enthält, Mittheilun⸗ gen der K. und K. österreichisch⸗ungarischen Konsulats⸗Behörden; Cöln (Industrieverhältnisse und Verkehrswesen in Rheinland⸗Westfalen). Leipzig (Reujahrsmesse). Venedig (Schiffahrts⸗ und Waaren⸗ verkehr zwischen Venedig und Alexandrien). Reval (Hafenbewegung und Waarenverkehr im Jahre 1872). Gent (Schiffahrt und Han⸗ del im Jahre 1871). Tultscha (Schiffahrt und Handel im Jahre 1871). Havang (Handels⸗ und Schiffahrtsverkehr im Jahre 1871). Tunis (Zur Statistik der Regentschaft Tunis. Schluß). Per⸗ sonalnachrichten.

St. Petersburg, 8. April. Bis zum 23. März waren 70 Pocken⸗Kranke vorhanden; im Laufe des Tages kamen 2 dazu, 1 3, starben 4, so daß zum 24. März noch 65 in Behandlung verblieben. 8 1““

Keununst und Wissenschaft. 8

München, 11. April. Die Kreisregierung von Oberbayern ha durch Entschließung vom 31. März dem Beschlusse des Magistrats der Stadt München, wonach das IJsarthor abgebrochen werden soll, die Genehmigung versagt, und die Entschließung damit motivirt, daß das genannte Thor „als ein historisch denkwürdiges und ein architek⸗ tonisch charakteristisches Wahrzeichen Münchens“ erhalten bleiben müsse. Der Magistrat beschloß in 9 heutigen Sitzung den Rekurs zum Königlichen Staats⸗Ministerium des Innern zu ergreifen und um die Genehmigung des Abbruches, eventuell des Umbaues mit Durchbruch der Seitenthürme, nachzusuchen. Einen Magistratsbeschluß, der den Umbau und Durchbruch anstrebte, hat die Kreisregierung seiner Zeit abgewiesen. Der Ausschuß der deutschen Journalistentage ist vom Vorort München zu einer Sitzung am 20. April nach Leip⸗ zig einberufen worden.

München, 11. April. Der Bühnen⸗Schriftsteller Arthur Müller aus Breslau, hat sich heute Vormittag durch Gift ge⸗ tödtet. Die Münchener Künstlerschaft hat als hiesige Mitglieder der Preis⸗Jury, welche an der Wiener Weltausstellung die Auszeich⸗ nungen für die Kunstabtheilung zuerkennen wird, die Herren Professo⸗ ren Karl von Piloty und Diez, Vildhauer Wagmüller, Neureuter und Professor Ed. Schleich vorgeschlagen.

13. April. (W. T. B.) In dem Befinden des an einer Lungenentzündung schwer erkrankten Professor Liebig ist seit gestern eine Besorgniß erregende Verschlimmerung eingetreten.

Aus der von dem Hermann⸗Denkmal⸗Komite ausge⸗ schriebenen Konkurrenz für eine lateinische Inschrift an der Basis dieses Denkmals sind folgende von Professor Ferrucci in Pisa einge⸗ sendeten Verse als preisgekrönt hervorgegangen: Z16“

Heic ubi romano rubuerunt sanguine valles 5 Duxque datus trina cum legione neci, 8 8 Hostibus heic terror post saecula multa resurgo, 1 Vindex germani nominis Arminius.

Hier, wo von römischem Blut ringsum das Geklüft sich geröthet,

Varus dem Tode erlag, drei Legionen mit ihm,

Hier erheb' ich mich neu, der alte Schrecken der Feinde, 8

Hermann, das rächende Schwert deutschen Gebietes und Ruhms.

Während der Osterfeiertage tagte in Leipzig der dritte deutsche Musikertag. Diese im Jahre 1869 durch den Allgem. deutschen Musikverein ins Leben gerufenen Wanderversammlungen haben analog den deutschen Schriftstellertagen, Juristentagen, Naturforscher⸗ versammlungen ꝛc. ꝛc. den Zweck 8. Ausbaues der pädago⸗ gischen, ethischen ꝛc Seiten, also überwiegend der geistigen Interessen, der musikalischen Kanst. Vorträge und kritische Referate Seitens her⸗ vorragender Kunst⸗Kapazitäten, Fachleute und Schulmänner aus München, Straßburg, Berlin, Dresden, Stralsund, Lübeck, Wien ꝛc. ꝛc. waren angemeldet.

London, 9. April. Aus Lerwick, Shetland, wird dem ‚„Daily Telegraph“ gemeldet: „Am 9. Januar fand eine große Eruption des isländischen Vulkans Skaptar Yokul statt. Dieselbe dauerte über 4 Tage und der prächtige Anblick, den sie gewährte, war von fast allen Theilen des Landes sichtbar.

Paris, 6. April. Die Akademie der schönen Künste hat gestern an Stelle des verstorbenen Caraffa Herrn Francois Bazin, den Komponisten „der Reise nach China“ und des „Maitre Pathelin, zu ihrem Mitgliede ernannt.

Rom, 8. April. In Urbino wurde vorgestern der Jahrestag der Geburt und des Todes Raphaels feierlich begangen. Im Her⸗ zoglichen Palast fanden große Festlichkeiten und ein Banket statt. Es cirkulirte eine Zeichnung, um den Ort, wo der Maler geboren wurd e, anzukaufen. Dieselbe hat ein so erfreuliches Resultat ergeben, daß das Grundstück erworben werden konnte. Mr. Morris Moore über⸗ reichte im Namen der Subskribenten das Kaufdokument der Munizi⸗

palität mit dem Ersuchen, es für die italienische Nation in Verwah⸗

rung zu nehmen. ““

Pfalzburg, 7. April. Das Nordlicht, welches am Abend

des 1. April in Schweden sowie in Stettin gesehen wurde, ist auch hier zwischen bis 9 ½ Uhr Abends beobachtet worden. 1

St. Petersburg, 14. April. Gestern und vorgestern herrschte hier vollständiges Schneewetter.

Landwirthschaft. 8 1 Berlin, 15. April. Der Ausschuß des Kongresses deutscher Landwirthe hat beschlossen, einen Preis von fünfzehnhundert Mark

deutscher Reichswährung für die beste das nachfolgende Thema behan⸗

delnde Schrift zur öffentlichen Konkurrenz auszusetzen. 8 Welchar . bedürfen die jetzt für das Deutsche Reich gültigen Zölle und Verbrauchssteuern, um den berechtigten Forderungen der Landwirthschaft Rechnung zu tragen?“ 1 8 8 Als Schlußtermin für die Einlieferungen ist der 1. Januar 1874 festgesetzt worden. G 86 . Die Preisschrift soll den Raum einer mäßigen Brochure nicht überschreiten und muß deutlich und in deutscher Sprache geschrieben sein. Eine jede Arbeit ist mit einem Wahlspruch zu versehen und mit einem versiegelten Briefe einzusenden, welcher auswendig denselben Wahlspruch trägt, innen den Namen und Wohnort des Verfassers an⸗ giebt. Die Entscheidung über die Zuerkennung des Preises erfolgt durch die unterzeichnete Preisrichterkommission. 1 1 Die mit dem Preise gekrönte Arbeit muß unverzüglich veröffent⸗

licht werden. Dem Verfasser bleibt die Wahl, ob er das Eigen⸗

thumsrecht der unterzeichneten Kommission abtreten, oder die Publi⸗ ketion eigene Rechnung übernehmen will. Im letzteren Falle ist er verpflichtet, der Kommission, welche den Druck sofort zu veranlassen berechtigt ist, 400 Exemplare gegen Erstattung der Druckkosten zu überlassen. -

Die Verfasser der Bewerbungsschriften werden ersucht, dieselben zu dem bezeichneten Termin an den Ausschuß des Kongresses zu Händen des Herrn Oekonomierath Noodt Berlin, Klub der Land⸗ wirthe, Französische Straße 48, einzusenden.

Die Preisrichter⸗Kommission besteht aus den Herren Professor Dr. Herth⸗Heidelberg. Ober⸗Apellationsrath a. D. von Lenthe⸗Lenthe. Pabst⸗Burgstall. Seiler⸗Neuensalz. von Wedemeyer⸗Schönrade.

Der Termin zur Einlieferung der Fragebogen, welche vom Ausschusse des Kongresses deutscher Landwirthe für die „Kommis⸗ sion zur Ermittelung der Lage der ländlichen Arbeiter⸗ versandt sind, läuft am 1. Mai ab. Die Antworten sind einzusenden

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2 an 1) Herrn Professor Dr. Freiherr von der Goltz zu Königsberg i. Pr. für die preußischen Provinzen Preußen, Posen, Schlesien, Pom⸗ mern und Brandenburg. 2) Herrn H. Schuhmacher⸗Zarchlin bei

lau i. Mecklenb. für die Provinzen Hannover, Schleswig⸗Holstein, ür Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig und Anhalt. 3) Herrn esf lor Richter⸗Tharand für die Rheinprovinz und die Provinzen achsen und Westfalen, nebst Lippe und Waldeck, sowie für das Königreich Sachsen und die Thüringischen Staaten. 4) Herrn General⸗ Sekretär von Langsdorff zu Darmstadt für Bayern, Württemberg, Baden, Hessen⸗Darmstadt, Hessen⸗Nassau, Elsaß⸗Lothringen. Gewerbe und Handel. . Die „Zeitschrift für Gewerbe, Handel und Volks⸗ wirthschaft, Organ des Oberschlesischen berg⸗ und hütten⸗ männischen Vereins,“ herausgegeben unter Verantwortung des Vereinsvorsitzenden, Hüttendirektor Lucke zu Tarnowitz, redigixrt von Dr. Ad. Frantz zu Beuthen O.⸗S. enthält in ihrem so eben ausgegebenen Doppelhefte Nr. 3 und 4: 1 Oberschlesiens Bergbau⸗ und Hüttenbetrieb im Jahre 1872. Bambergers Nacht der Bergwerksaktien⸗Tag. roduktion, Handel, Verkehr (Oesterreich in Preußisch Schlesien; österreichischer Kohlenexport nach England. Westfalens Kohlenpro⸗ duktion. Versandt sächsischer Kohlen. Bergbau in Sachsen⸗Alten⸗ burg. Dux⸗Bodenbach und böhmische Braunkohle. Kohlen⸗

enguete in England. Schwedens Eisen⸗Industrie. Oesterreichs

Ein⸗ und Ausfuhr im Jahre 1872. Belgiens Kohlen⸗ und Eisen⸗ markt. Luxemburgs Eisenerzkonzessionen. Frankreichs Kohlen⸗ und Eisenproduktion. Nordamerikas Eisenindustrie. Zink⸗ bericht) Gesetzgebung, Justiz, Verwaltung, Polizei (Personalnachrichten. Packet⸗ und Werthportogesetz. Eisenbahn⸗ gesetzentwurf. Bestrafung des Arbeitsvertragsbruchs. Eisenbahn⸗ tarifänderungen.) Vereins⸗Nachrichten (Oberschlesischer berg⸗ und hüttenmännischer Verein. Schlesische Gesellschaft für vater⸗ ländische Kultur. Kalendarium der Wiener Ausstellungen und Kon⸗ 3 gresse.) Beilagen. I. Hohofen⸗ und Gießereibetrieb und Pro⸗ duktion. II. Stabeisen⸗ und Schienen⸗Fagoneisen⸗, Blech⸗, Draht⸗ und Stahlproduktion. III. Eisenerzgewinnung. IV. Zink⸗, Blei⸗ und b Silberproduktion. V. Galmei⸗, Zink⸗ und Bleierzgewinnung. NI. Kohlenproduktion, überall Oberschlestens 1860 bis 1872 und Deutschlands 1860 bis 1870 nebst Ein⸗ und Ausfuhr 1860 bis 1864 und 1868 bis 1872. Vom Juli d. J. ab wird die „Zeitschrift für Gewerbe ꝛc.“ wöchentlich ausgegeben werden. Die Handelskammer in Gera hebt in ihrem jetzt veröffent⸗ lichten Jahresbericht für 1872 hervor, daß der ungewohnte Aufschwung im Handel und in allen Unternehmungen, welchen das Jahr 1871 ge⸗ nommen hatte, nur noch in den ersten Monaten des Jahres 1872 zu anhielt, von wo ab eine merkliche Abnahme dieses Aufschwunges eintrat. Einige Hauptgeschäftszweige, namentlich die mit Maschinen: bau und Baugewerken zusammenhängenden, sind aber das ganze Jahr hindurch vollauf beschäftigt gewesen, so daß es an Arbeit und Ver⸗ dienst nicht gefehlt hat. Was die wichtigeren Industriezweige Geras vetrifft, so hatten die Kammgarnspinnereien in der ersten Hälfte des Jahres ein glänzendes Geschäft; in der zweiten Hälfte war das- selbe weniger günstig, da die Garnpreise heruntergingen und das Webewaarengeschäft zeitweise recht gedrückt war. In der Kamm⸗ wollstofffabrikation hatte die überaus lebhafte Nachfrage im Jahre 1871 eine fast übergroße Thätigkeit und Unternehmungslust er⸗ zeugt und eine bedeutende Erweiterung der Etablissements und der Produktion zur Folge. Der hohe, Begehr nach diesen Stoffen, großentheils dadurch hervorgerufen, daß in Frankreich die Fabrikation eine Zeit lang darnieder lag, ließ indeß rascher nach, als man erwartet hatte, so daß die Arbeit in den Fabriken nicht so ausgedehnt, wie im Vorjahre gewesen ist. Der Gesammtumsatz dürfte indeß dem von 1871 nicht nachstehen. Die Schönfärbereien und Appreturanstalten sind im Laufe des Jahres zwar auch wieder erweitert worden, aber durchaus nicht der vermehrten Webeindustrie entsprechend, so daß sie die eingehenden Auf⸗ träge in pressanten Zeiten nicht mehr fördern können. Die Leder⸗ fabrikation begann das Jahr zwar mit großer Lebhaftigkeit, hatte demnächst aber vnec anhaltend geringe Zufuhr roher Waaren und der damit verbundenen bedeutenden Preissteigerung zu leiden. Dagegen er⸗ freuten sich die Roßhaarspinnereien eines lebhaften Geschäfts⸗ ganges und mag sich der Absatz gegen das Vorjahr um den vierten Theil vermehrt haben, würde also über 400,000 Pfund be⸗ tragen. Die Akkordeon⸗, Melodion⸗ und Harmonika⸗ fabriken haben im Laufe des Jahres abermals an Ausdehnung gewonnen und ihre Produktion vesentlich ver⸗ mehrt; sie hatten alle Kräfte aufzubieten, um der stark entwickelten Nachfrage, besonders nach besseren, soliden Instrumenten zu genügen. Dieser Fabrikationszweig beschäftigt jetzt in Gera und dessen Umgegend ca. 1400 Arbeiter. Die Maschinenfabriken und Eisengieße⸗ reien sind um ein neues Etablissement vermehrt worden, die bestehenden aber haben durch Aufführung neuer Gebäude und Aufstellung neuer Hülfs⸗ maschinen ihre Produktion erweitert, da die Aufträge das ganze Jahr sich häuften. Auch für Lieferung von Eisenbahnbedarf werden jetzt Ein⸗ richtungen getroffen. Die Tabakfabriken hatten ein sehr be⸗ wegtes Geschäftsjahr, da die noch immer 731S Preise des Roh⸗ tabaks mit den Verkaufspreisen der Fabrikate in Folge starker Kon⸗ kurrenz nicht in Einklang zu bringen waren. Während das Oel⸗ geschäft ein ziemlich regelmäßiges war, kann dagegen das Pro⸗ duktengeschäft als ein wenig befriedigendes bezeichnet werden. Die schon im Anfang des Jahres sehr hohen Spirituspreise verfolgten bis Monat Juli eine immer steigende Richtung, so daß der Artikel einen lange nicht da gewesenen hohen Werth erreichte. Der Konsum litt unter diesen Umständen. Im Kolonialwaarenge⸗ schäft spielte der Artikel Kaffee eine hervorragende Rolle, da die Preise zu einer lange nicht dagewesenen Höhe stiegen; das Zucker⸗

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geschäft war wegen hoher Preise nur ein mäßiges und Reis fand wegen der guten Kartoffelernte wenig Beachtung. Die in eine Aktiengesellschaft umgewandelte chemische Fabrik in Heinrichs⸗ hall hat ihre Produktion bedeutend vergrößert. Ein zweites großes Aktienunternehmen entstand im Laufe des Jahres 1872 mit Begrün⸗ dung einer großen Bierbrauerei bei Tinz, mit einem Kapital von 275,000 Thlr. Die Gera⸗Wolfsgefährt⸗Greiz⸗Plauische Eisen⸗ bahn ist im Bau weit vorgeschrikten und wird im lanfenden Jahre ihrer Vollendung nahe geführt werden. An der Gera⸗Weida⸗ Mehltheuer Bahn wird rüstig gebaut, und hofft man bis zum Herbst d. J. solche schon theilweise befahren zu können. Ebenso ist die Gera⸗ Jena⸗Weimar Bahn in vollem Bau begriffen und wird rechtzeitig fertig werden, dann Gera zu einem Eisenbahn⸗Centralpunkt erhoben werden wird. b

dr Der am 5. Juni v. J. abgehaltene Wollmarkt war mit 103 Wagen und ca. 700 Ctr. Wolle befahren, von denen ca. 520 Ctr. zum Preise von 65—70 Thlr. verkauft worden sind.

Die in Gera bestehende Fachwebeschule hat sich einer guten

Frequenz zu erfreuen gehabt und wurde in drei Abtheilungen von zu⸗ sammen 59 Schülern besucht.

Die Deutsche Nationalbank in Bremen hat in deme

verflossenen ersten Geschäftsjahr 13 Agenturen an vesserischen Füshe errichtet. Der Gesammt⸗Umsatz des Geschäfts belief sich auf 609,721,743,02 Reichsmark, wodurch ein Reingewinn von 469,623 Reichsmark erzielt ward. Dieser Reingewinn wird in folgender Weise zur Vertheilung gelangen: 5 Prozent Dividende an die Aktionäre = 450,000 Reichsmark, Reservefonds 10,000 Reichsmark, Vortrag auf neue Rechnung 9623 Reichsmark.

Wien, 12. April. Der „N. Fr. Presse“ wird aus Wiener Neu⸗ stadt telegraphirt: Die Fahriksdirektion, sowie die Strikenden wei⸗ sen jede Unterhandlung zurück. Viele Schmiede erklärten, nur aus Furcht vor Terrorismus die Arbeit nicht aufzunehmen. Militärische Hilfe wurde angesucht. Eine für heute einberufene Arbeiterver⸗ sammlung wurde untersagt. Der Stadtrath hat sich in Permanenz erklärt. 1

Eben werden Plakate affichirt, daß Fabrikant Sigl Dienstag die Fabrik ganz schließt, wenn die Schmiede weiter striken. Unter den Arbeitern herrscht große Erbitterung. Dieselben wollen die verbstene