2. und 4. Rangklasse. Der Feldmarschall trägt im Epauletten⸗ feld 2 gekreuzte Malschallstäbe, der General der Infanterie oder der Kavallerie, der Feldzeugmeister, der Oberst, der Hauptmann und Ritt⸗ meister, der General⸗Arzt 1. Klasse, der Ober⸗Stabsarzt 2. Klasse und der Stabsarzt 2 Sterne, der General⸗Lieutenant, der Oberst⸗ Lieutenant, der Premier⸗Lieutenant, der General⸗Arzt 2. Klasse und der Assiftenz⸗Arzt 1. Klasse einen Stern im Epaulettenfeld, die oberen Beamten der 2. und 5. Rangklasse tragen zwei Rosetten, die oberen Beamten der 3. und 6. Rangklasse eine Rosette auf den Epaulette⸗ haltern. Die Feldachselstücke werden von den Offizieren, Aerzten und oberen Militär⸗Beamten beim Feldanzuge an Stelle der Epaulettes getragen. Die oberen Militär⸗Beamten erhalten ein Portepee, welches sich von jenen der Offiziere nur durch die dunkelblaue Farbe der Streifen und der Füllung unterscheidet. Die oberen Civilbeamten der Militär⸗Verwaltung tragen das Militär⸗Beamten⸗Portepee in Gold. Die Rangabzeichnung der Unteroffiziere im weiteren Sinne bestehen in einer Tresse am Kragen und Aufschlage des Waffenrockes von Gold oder Silber je nach der Farbe der Knöpfe, in einer schmalen weiß und blauen Borte am Kragen des Drillichrockes, beziehungsweise auf der Kragenpatte des Mantels und in der Unteroffiziers⸗Säbelquaste. Die im Feldwebelsrang stehen⸗ den Unteroffiziere tragen auf jeder Seite des Waffenrockkragens und am Kragenlatze des Mantels je einen großen Auszeichnungs⸗ (Deko⸗ rations⸗) Knopf mit geprägtem heraldischen Löwen, ferner als spezielles Gradabzeichen das silbern⸗blaue Feldzeichen (Offiziers⸗Kokarde) und das Offiziersportepee. Die Sergeanten und die in gleichem Range stehenden Unterofffziere tragen die Auszeichnungsknöpfe wie die Feld⸗ webel, jedoch die Kokarde von Blech und gemalt wie bei der Mannschaft, und die weißblaue Unteroffiziers⸗Säbelquaste von Wolle. Die Unter⸗ offiziere im engeren Sinne haben auf dem Waffenrockkragen keinen Auszeichnungsknopf, wohl aber auf dem Mantelkragenlatze einen glatten Metallknopf. Die Obergefreiten und die im gleichen Range stehenden Militärpersonen tragen den großen Auszeichnungsknopf, jedoch ohne Unteroffizierstresse am Kragen und Aufschlag, dazu die Unteroffiziers⸗ Sähbelquaste. Die Gefreiten und im gleichen Range stehenden Mann⸗ schaften am Waffenrockkragen einen kleinen Auszeichnungsknopf von der Größe der Waffenrockknöpfe. Die Portepee⸗Fähnriche aller Waffengat⸗ tungen tragen die Ahbzeichen wie die Unteroffiziere (im engeren Sinne), jedoch das Offiziers⸗Portepee und das Offiziers⸗Feldzeichen. Diejeni⸗ gen, welche das Reifezeugniß zum Offizier erlangt haben, führen die Abzeichen der Feldwebel, j doch ohne Auszeichnungsknopf. Vizefeld⸗ webel tragen die Abzeichen der Feldwebel, Vizewachtmeister jene der Wachtmeister. Die Abzeichen der Spielleute bestehen in den sog. Schwalbennestern auf den Schulterstücken des Waffenrockes. An die Stelle der in Wegfall kommenden Schulterblätter beziehungsweise Aschelwulsten an den Waffenröcken der Mannschaften treten Schulter⸗ klappen von Tuch. Hiestiben haben die Kragenfarbe der Abthei⸗ lung bei der Infanterie, bei den Jägern, bei der Kavallerie, bei den Train⸗Bataillons inclusive der Sanitätstruppen und bei den Stamm⸗Mannschaften der Cquitations⸗Anstalt; hoch⸗ roth bei der Artillerie, den Pionier⸗ und den Eisenbahntruppentheilen und dem Kadettencorps; grüͤn mit hochrothem Vorstoß bei der Feld⸗ Gensd'armerie, schwarz mit hochrothem Vorstoß bei den technischen Compagnien. Auf den Schulterklappen sind bei den Infanterie⸗Regi⸗ mentern 1—15, den zugehörenden Landwehr⸗Bataillons, bei den Jäger⸗ Bataillons, Artillerie⸗Regimentern und Pionier⸗Bataillons, sowie bei den Sanitäts⸗Compagnien Nummern, beim Infanterie⸗Leib⸗Regiment und dessen Landwehr⸗Bataillons eine Krone, bei mehreren Abtheilun⸗ gen Initialien in gelber, bei den Train⸗Bataillons in rother Schnur aufgenäht. Die Hartschiere in Junkersrang erhalten Schulterklappen von schwarzem Tuch mit breitem Silberbortenbesatz, darauf eine gol⸗ dene Krone. Der Waffenrockkragen ist bei den Generalen, sowie bei sämmtlichen Infanterie⸗Regimentern hoch⸗ (ponceau⸗) roth, beim Generalstab, bei den Offizieren des topogra⸗ phischen Bureaus und den Sanitätstruppen karmoisinroth, bei den Train⸗Bataillons und den Stammmannschaften der Equita⸗ tionsanstalt hellblau, bei der Feld⸗Gensd'armerie kornblumenblau, bei den übrigen Truppen⸗Abtheilungen wie bisher, bei den Offizieren der Artillerie und des Ingenieur⸗Corps von schwarzem Sammt, bei den Militärärzten dunkelblaues Tuch, bei den Militär⸗ und Civilbeamten des Hceres dunkelblau oder schwarz, Tuch oder Sammt. Die Auf⸗ schläge stimmen in Farbe und Stoff mit dem Waffenrockkragen. Zur Unterscheidung der beiden Armee⸗Corps tragen all⸗ Offiziere und Mannschaften der dem I. Armee⸗Corps angehörenden Infanterie⸗Regi⸗ menter einen weißen Vorstoß an den Aufschlagspatten, resp. an dem obern Rand des Aufschlages. Bei den Landwehr⸗Mannschaften der Jufanterie kommt das bisherige Unterscheidungszeichen, die schwarzen Ziffern auf den Schulterklappen der Mannschaften, in Wegfall.
Sachsen. Dresden, 15. April. In den Paradesälen der zweiten Etage des Königlichen Residenzschlosses fand gestern Abend ein Hofkonzert statt, welchem der König und der Kronprinz und die Kronprinzessin und Prinz und Prinzessin Georg beiwohnten. Dem Konzert waren die angemeldeten Vor⸗ stellungen bei Sr. Majestät dem König und den Prinzlichen Herrschaften vorausgegangen.
— Gestern Morgen ist in Hof⸗Lößnitz der Staats⸗Minister g. D., General der Infanterie Bernhard von Rabenhorst ge⸗ storben. Derselbe war geboren im Jahre 1801 in Leipzig und im Jahre 1823 in die Königlich sächsische Armee eingctreten, wurde am 8. März 1849, unter Beförderung zum Obersten, zum Staats⸗ und Kriegs⸗Minister ernannt, noch in demselben Jahre zum General⸗Major und 1850 zum General⸗Lieutenant befördert und trat am 1. Dezember 1866 in Wartegeldd.
Hessen. Darmstadt, 13. April. Der Großherzogliche Oberappellations⸗ und Kassationsgerichts⸗Präsident Benner ist heute hier verstorben. 1
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 15. April. Am Sonnabend Abend traf Prinz Moritz nach längerer Abwesen⸗ heit hier wieder ein. Gestern Abend kehrte die Prinzessin Moritz nebst Prinzessinnen⸗Kindern in Begleitung des Erbprinzen von Sachsen⸗Meiningen hierher zurück.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 13. April. Der Herzog ist heute Mittag 2 Uhr nach Gotha abgereist.
Bremen, 11. April. Die Bürgerschaft hat in der Steuerfrage den Vermögensschoß verworfen, die Erhöhung der Einkommensteuer bis auf 2 Prozent dagegen angenommen und zwar in folgender Fassung: Einkommen bis zu 750 Reichs⸗ Mark frei, von 750 bis 1000 Mark zahlen 2 ½ Mark offen, von 1000 bis 2000 Mark 5 Mark offen und 1 Pf. von jeder Mark über 1000 Mark, von 2000 bis 6000 Mark 15 Mark offen und 1 ½ Pf. von jeder Mark über 2000 Mark, von 6000 Mark und mehr 75 Mark offen und 2 Pf. von jeder Mark über 6000 Mark. Für den Gesammtbeschluß erhoben sich in namentlicher Abstimmung 71 Mitglieder gegen 22.
— Der Senat hat für die neue deutsche Expedition ins In⸗ nere von Afrika 1000 Mark bewilligt.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 15. April. (W. T. B.) Von 33 Mitgliedern des Gemeinderaths gaben 28
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dem Bezirkspräsidenten gegenüber die Erklärung ab, daß sie einen Vorsitzenden, der nicht Mitglied des Gemeinderaths sei, nicht acceptiren würden. Der Gemeinderath ist deshalb auf Grund der Bestimmungen des Artikel 13 des bee e. Nr. 5 von 1855 auf 2 Monate suspendirt und die Ausübung aller Rechte und Pflichten desselben dem außerordentlichen Kommissar, Polizeidirektor Back, übertragen worden.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 15. April. Der Prinz Luitpold von Bayern und seine Gemahlin sind mit ihren Kindern, den Prinzen Leopold, Ludwig, Arnulph und der zafeceffe Therese hier eingetroffen. Dieselben wurden am Bahn⸗
ofe durch den Kaiser, in der Hofburg von der Kaiserin und der Kaiserlichen Familie begrüßt.
— Bei dem ersten Empfange, der gestern bei der Ge⸗ mahlin des deutschen Botschafters, General⸗Lieutenant von Schweinitz, stattfand, waren sämmtliche Hofchargen, alle Kaiser⸗ lichen Adjutanten, sowie der Oberst⸗Hofmeister erschienen. — Dem Grafen Andrassy ist von dem Könige von Bayern das Großkreuz des Hubertusordens verliehen werden.“
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☛ Schweiz. Bern, 15. April. (W. T. B.) Der Bun⸗ desrath hat die eidgenössische Staatskassenrechnung pro 1872 genehmigt. Nach derselben betrug die Totaleinnahme 29,641,914 Francs, die Totalausgabe 27,559,245 Francs, der Einnahmeüberschuß sonach 2,082,669 Francs.
— Die katholische Pastoralkonferenz von Solo⸗ thurn hat dem Bundesrathe angezeigt, daß sie den von dem⸗ selben abgewiesenen Rekurs gegen die vom Volke angenommenen Gesetze über die Wiederwahl der Geistlichen vor die Bundesver⸗ sammlung bringen werde. — Die Einführung des Pfarrers Herzog von Crefeld in sein neues in O i festlich begangen wordenP. Se 8
rankreich. Paris, 11. April. Der deutsche Botschaf⸗ ter Vicomte de Gontaut⸗Biron ist heute nach dem Schlosse Navailles in den Pyrenäen abgereist, wo er die Osterferien zu⸗ bringen wird. — Der Präsident wird, wie es jetzt heißt, erst am 20. April seine Reise nach Lille und Anzin antreten. — Der Seine⸗Präfekt Calmon hat eine Unterredung mit Hrn. Thiers wegen der großen Bauten in Paris gehabt. Der Prä⸗ sident der Republik wünscht, den Boulevard Saint Germain und die Avenue de l'Opera beendigt zu sehen, doch sollen die Gelder für diese Arbeiten sowie für den Wiederaufbau der Tuilerien erst später verlangt werden. Die Arbeiten am Stadthause sollen unverzüglich in Angriff genommen werden.
— Einige Fabrikanten in Rheims hatten sich kürzlich an den Minister des Auswärtigen um Auskunft gewandt über das Fortbestehen des früher zwischen Frankreich und Deutschland ver⸗ tragsmäßigen gegenseitigen Musterschutzes. Herr de Remusat hat darauf Folgendes geantwortet:
Ministerium des Aeußernr. An die Herren Heidsieck u. Comp. in Rheims. X1X“ Versailles, 5. April 1873.
Meine Herren! Ich habe Ihr Schreiben vom 18. v. M., betreffend den Musterschutz in Deutschland, erhalten. Man hat Ihnen eröffnet, daß, da die alten Verträge zwischen Frankreich und den verschiedenen deutschen Staaten durch den Krieg zerrissen worden wären, das industrielle Eigen⸗ thum in diesen Ländern durch keine internationale Uebereinkunft mehr geschützt wäre. Diese Angabe ist unrichtig. Der Artikel 18 der am 11. Dezember 1871 in Frankfurt gezeichneten Zusatzkonvention bestimmt, daß, abgesehen von den in dem Friedensvertrage vom 10. Mai 1871 erwähnten internationalen Verträgen, die kontrahirenden Theile über⸗ eingekommen sind, die verschiedenen Verträge und Konventionen welche vor dem Kriege zwischen den deutschen Staaten bestanden, wieder in Kraft zu setzen.“ Ich kann hinzufügen, daß die Herren Roederer und Comp. von Rheims, welche kürzlich gegen deutsche Nachmacher vor dem Gerichte erster Instanz in Hamburg einen Prozeß anstrengten, ein ihnen günstiges Urtheil erwirkt haben, welches von dem Appellations⸗ gerichte bestätigt worden ist. Empfangen Sie u. s w. Remusat.
— 13. April. Das „Journal officiel“ veröffentlicht das
Gesetz vom 7. d. M., durch welches der Stadt Paris 140,000,000 Fr. und die von den deutschen Truppen besetzt gewesenen De⸗
partements 120,000,000 Fr. als Entschädigung für die im Kriege
erlittenen Verluste bewilligt worden.
— Der Präsident Thiers empfing am 11. d. M. den persischen außerordentlichen Gesandten Mirza Malcom Khan Nazme ul Mulk, welcher dem Präsidenten von der bevorstehenden Reise des Schahs nach Frankreich Mittheilung machte.
— 15. April. (W. T. B.) Ein von Vautrain, Pressense und anderen Abgeordneten von Paris erlassenes Cirkular spricht sich für Aufrechterhaltung der Kandidatur Remu⸗ sats aus und befürwortet die Wahl desselben zum Deputirten für Paris.
— 16. April. Die Permanenz⸗Kommission will in ihrer nächsten Sonnabendsitzung wegen verschiedener in dem Wahlschreiben Remusats vorkommender Erklärungen eine Inter⸗ pellation an die Regierung richten. Der Präsident der Re⸗ publik selbst aber beabsichtigt, gutem Vernehmen nach, in diesem Falle die Rechtfertigung Remusats zu übernehmen. — Der „Bien public“ spricht sein Bedauern aus, daß der bishe⸗ rige Präfekt von Lyon, Cantonnet, seine Demission gegeben und, ohne die Ankunft seines Nachfolgers abzuwarten, seinen Poßten verlassen habe. 5ß “
PPNeargsösnen F1
8₰ Italien. Rom, 15. April. In dem Befinden des Papstes ist eine Veränderung nicht eingetreten. — Der Kar⸗ dinal⸗Camerlengo Deangelis ist nach Rom berufen worden. — Der General⸗Inspektor der Konsulate Negri ist zum italie⸗ nischen Konsul in Hamburg ernannt worden. FWver2
Numänien. Bukarest, 12. April. Die Kammer⸗ Session wurde heute geschlossen. Der Fürst hat den vom Senat und von der Deputirtenkammer genehmigten Gesetzentwurf, betreffend den Anschluß der rumänischen an die türkischen Eisen⸗ bahnen und den Bau einer Eisenbahnbrücke über die Donau zwischen Giurgewo und Rustschuk sanktionirt. — Der Justiz⸗ Minister Epureano ist, weil der Senat das Gesetz über Er⸗ richtung einer nationalen Bodenkredit⸗Anstalt unverändert ange⸗ nommen, ausgeschieden. Dem Kultus⸗Minister General Tell ist 5⸗ Leitung des Justiz⸗Ministeriums einstweilen übertragen worden.
Türkei.
abe beendet; drei
8 . 1 stschuk hat ihre Auf ggsten Unruhen in Rustschuk hat ih derselben
g whdoxe Bischöfe erscheinen stark kompromittirt; bereits in Konstantinopel verhaftet.
Nzland und Polen. St. Petersburg, 13. April.
Die jaß ische Gesandtschaft wird morgen Mittag von
8 1 — Hter ve venhagen abreisen. 1
— 15. 2A. 8 5 8 l. (W. T. B.). Nach aus Chiwa eingegan⸗
58 Rächrichäcga⸗ der dortige Chan mehrere seiner nächsten u Jathgeber hinrichten oder in Haft nehmen
vNah n engesc gehaltenen Russen an das Orenburger
— Einem Kaise ren Ukas zufolge ist die Verwaltung
der hiesigen Polizei reorgat⸗ um Chef der neuen Polizeiverwaltungt und General Trepoffs hef
Schweden und Norwe . Stockholm, 9. April.
Der Reichstag hat sich zuletzt eit den Ausgaben unter den Haupttiteln 5 (Seevertheidigung), 8 (Kultus 88 öffentlicher Unterricht) und 9 (Pensionen ꝛc.) beschftigt jetzt aber bis zum 17. d. M. die Osterferien angetreten. 1
— An das norwegische Storthim. der König in Betreff der Apanage der Herzogin von Dalar. Chn sfa The⸗ rese, die Proposition erlassen, bis zum Ende vefes Jahres die für den verstorbenen Herzog August von Dalene bestimmte Apanage von 6000 Spdlr. fortbestehen zu lassen, und darauf für seine Wittwe jährlich die Hälfte, 3000 Spdlr. zu aestimmen.
Amerika. New⸗VYork, 15. April. (W. T. B.) In Parto⸗ riko haben, wie von dem „New Pork Herald“ bestätigend gemadet wird, die dortigen Truppen eine aufständische Bewegung zur Errichtung einer selbständigen Republik gemacht. Es wurde in Havanna um Hülfe zur Unterdrückung des Aufstandes nachge⸗ sucht, worauf die dortige Regierung zwei Dampfer nach Porto⸗ riko abgesendet hat. — Nach aus Mexiko eingegangenen Nach⸗ richten ist der dortige Kongreß eröffnet worden; der Präsident hat in seiner Eröffnungsbotschaft das mexikanische Volk zu der Wiederaufnahme der Beziehungen mit Frankreich beglückwünscht.
Asien. Der Reiseplan des Schahs von Persien hat, der „Morning Post“ zufolge, eine Aenderung erfahren. Derselbe wird nicht, wie jüngst bestimmt worden, über Konstan⸗ tinopel und Aden zurückkehren, sondern die Rückreise über Ita⸗ lien, Suez, Mekka und Medina antreten, einige Tage im letzt⸗ genannten Orte verweilen und dann über den Persischen Golf sein eigenes Reich wieder betreten.
Nr. 3 des Ministeral⸗Blattes für die gesammte innere Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten enhält u. A.: Bescheid an die Königliche Regierung zu N., betreffend das Fortbe⸗ stehen der Verpflichtung der Königlichen Regierungen, dahin zu wirken, daß die öffentliche Armenpflege den Gesetzen gemäß gehandhabt werde, vom 10. Februar 1873. — Erlaß an das Königliche Provinzial⸗ Schulkollegium zu N., den Ausschluß einer Reisekosten⸗Vergütung bei der ersten Berufung in den unmittelbaren Staatsdienst betreffend, vom 4. Januar 1873. — Erlaß an die Königliche Regierung zu N., die Betheiligung der Regierungs⸗Schulräthe an den Wiederholungs⸗Prü⸗ fungen der Lehrer betreffend, vom 6. Januar 1873. — Verfügung an die Königliche Regierung zu N. und abschriftlich zur Nachricht und Beachtung an die übrigen Königlichen Regierungen, Landdrosteien, die Königlichen Konsistorien und den Königlichen Ober⸗Kirchenrath zu Kordhorn, die bautechnische Vorbereitung der Anträge auf Staatsbei⸗ hülfen zu Schul⸗ ꝛc. Bauten betreffend, vom 9. Januar 1873. — Verfügung an das Königliche Appellationsgericht in N., die Gebühren für Kreis⸗Medizinalbeamte bei amtlichen Verrichtungen in Entfernun⸗ gen von über ½ Meile vom Wohnorte betreffend, vom 14. Februar 1873. — Verfügung an die Königliche Regierung zu N. und abschrift⸗ lich an die übrigen Königlichen Regierungen, Landdrosteien und das Königliche Polizei⸗Präsidium hier, die Ausschließung einer Vergütung für das Tariren der Gefäße bei Dispensation von Arzneien betreffend, vom 5. März 1873. — Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenz⸗Konflikte, daß der Anspruch eines einzel⸗ nen Hausbesitzers auf Erstattung der an Stelle des Naturalquartiers von ihm, ebenso wie von den übrigen Hausbesitzern, als Kommunal⸗ steuer eingeforderten antheiligen Einquartierungs⸗Vergütungs⸗Kosten⸗ zuschusses, nicht im Rechtswege gegen die Stadtgemeinde verfolgt wer⸗ den kann, vom 11. Januar 1873. — Bescheid an den Magistrat zu N., wonach der vorübergehende Aufenthalt eines Ausländers in einer Gemeinde Seitens der Letzteren nicht versagt werden kann, vom 8. Fe⸗ bruar 1873. — Bescheid an den Herrn Vorsitzenden der N. Deputa⸗ tion für das Heimathwesen, sowie Abschrift zur Kenntnißnahme und Beachtung an die Deputationen für das Heimathwesen zu N. N., das Verfahren in Klagesachen eines Armenverbandes egen einen anderen betreffend, vom 13. Februar 1873. — Bescheid an die Königlichen Regierungen zu N. N., die Unzulässigkeit der Beschließung über Unterstützunge⸗Verpflichtung der Angehörigen eines Hülfsbedürftigen, ohne Anhörung der Betheiligten, betreffend, vom 24 Februar 1873. — Cirkular an sämmtliche Königliche Regierungen der sechs östlichen Provinzen excl. der zu Stralsund und Abschrift zur gefälligen Kenntnißnahme an die Königlichen Ober⸗Präsidenten der Provinzen Brandenburg, Preußen und Pommern, und an die Königlichen Ober⸗ Prasbten zu Posen, Breslau und Magdeburg, den Amtstitel der agistrats⸗Mitglieder im Gebiete der Städteordnung für die östlichen Provinzen betreffend, vom 15. Februar 1873. — Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofs zur Entscheidung der Kompetenz⸗Konflikte. Wenn die kompetente Verwaltungsbehörde die Verlegung eines öffent⸗ lichen Kommunikationsweges angeordnet, beziehungsweise genehmigt hat, so können die Adjazenten des früheren Weges nicht im Prozeß⸗ wege darauf antragen, daß derselbe in den früheren Zustand wieder⸗ hergestellt werde, vom 11. Januar 1873. — Bescheid an die König⸗ liche Regierung zu N., wonach das Wahrsagen nicht zu den gewerb⸗ lichen Leistungen gehört, deren Betrieb im Umherziehen zu gestatten ist, vom 11. Febrnar 1873. — Cirkular an sämmtliche Königliche Regierungen und Landdrosteien, die Reisekostenzuschüsse für Bau⸗In⸗ spektoren und Bezirksbaumeister betreffend, vom 22. Februar 1873. — Cirkular an sämmtliche Königliche Regierungen und Landdrosteien und Abschrift dem Königlichen Polizei⸗Präsidium zur Kenntnißnahme und gleichmäßigen Beachtung, die periodischen Revisionen der im Ver⸗ kehr zur Anwendung kommenden Maße und Gewichte durch die Po⸗ lizeibehörden betreffend, vom 27. Februar 1873. — Cirkular an sämmt⸗ liche Königliche Eichungs⸗Inspektoren, die Eichung von Gasmessern betreffend, vom 15. März 1873. — General⸗Verfügung, die Abänderungen des Post⸗Reglements vom 30. November 1871 betreffend, vom 3. März 1873. — General⸗Verfügung, die Verschließung der Geldbriefe betreffend vom 3. März 1873. — Erlaß an das Königliche Geheime Staats Archiv hier, bezw. die Königlichen Staats⸗Archive in den Provinzen, die Stempelpflichtigkeit der aus den Staats⸗Archiven zu ertheilenden beglaubigten Abschriften betreffend, vom 17 März 1873
Die Untersuchungs⸗Kommission über die
Anweisung für das Verfahren bei Berichtigung der Grundsteuer⸗ Anlagen durch Nachtragung der seit deren Anfertigung eingetretenen Veränderungen ꝛc. in den Herwenhen Schleswig⸗Holstein, Hannover und Hessen⸗Nassau, vom 29. August 18722.. 8 ““
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Statistische Nachrichten.
Das Guthaben der Interessenten der Berliner Sparkasse betrug am Schlusse des Jahres 1871 2,885,684 Thlr. Im Laufe des Jahres 1872 traten 1,435,000 Thlr. Einlagen und 99,869 Thlr. Zinsen hinzu, wogegen 902,581 Thlr. zurückgezahlt wurden, so daß das Guthaben der Interessenten am Schlusse des Jahres 1872 3,517,973 Thlr., d. h. 632,239 Thlr. mehr als am Schlusse 1871 be⸗ trug. Am Schlusse 1872 waren 90,337 Quittungsbücher im Umlauf, 7108 mehr als das Jahr zuvor. Von diesen Quittungsbüchern waren 26,854 Stück über einen Betrag von 5 Sgr. bis 10 Thlr, 15,581 von 11 — 20 Thlr., 22,808 von 21 — 50 Thlr., 15,424 von 51 — 100 Thlr. 9468 von 101— 200 Thlr., 202 von 301 Thlr. und darüber. Die Quittungsbücher über 5 Sgr. bis 10 Thlr. haben gegen 1871. um 1563 Thlr., diejenigen über 11 — 20 Thlr. um 772 abgenommen, die übrigen Klassen haben um 3801 resp. 3089, 2332 resp. 171 zu⸗ genommen.
— Der Freikuxgelderfonds für Kirchen und Schulen in Schlesien hatte im Jahre 1872 285,611 Thlr. Einnahmen incl. 89,311 Thlr. Bestand aus dem Jahre 1871 und 134,750 Thlr. Aus⸗ gaben, daher Ende 1872 150,860 Thlr. Bestand. Unter den Aus⸗ gaben waren 22,917 Thlr. jährlich wiederkehrende, und zwar 798 Thlr. an Kirchenkosten, an Schulkosten 21,318 Thlr.
München, 11. April. Die mit den Wehrpflichtigen der Altersklasse 1851 vorgenommene Prüfung hat ergeben, daß mangel⸗ hafte Schulbildung hatten: aus Oberbayern: 6,1 Prozent; aus Nieder⸗ bayern: 9,6; aus der Pfalz: 13,6; aus der Oberpfalz: 11,8; aus Oberfranken: 6,2; aus Mittelfranken: 2,6; aus Unterfranken: 5,3; und aus Schwaben: 3,0 Prozent.
London, 8. April. Die Ausweise des Handelsamtes für März geben den Werth der Gesammtausfuhr in diesem Monat auf 21,744,213 Lstr. an, was 1,578,645 Lstr. oder 7 ¾ * mehr als im März 1872 und 6 % mehr als im März 1871 ist, eine Differenz, die wahrscheinlich nur den Aufschlag in den Kosten der Rohstoffe und Arbeitslöhne darstellt. So hat z. B. bei Kohlen, die mit einem Zu⸗ wachs von nahezu 64 % in dem Werth der Verschiffungen figuriren, eine Abnahme von mehr als 11 % in deren Quantität stattgefunden. Die Eisenausfuhr weist ebenfalls eine Abnahme in der Quantität auf, gepaart mit einer zunahme im Werthe von 35 %. In den anderen Handels⸗ zweigen ist keine besondere Veränderung zu notiren, etwa mit der Ausnahme, daß die Desorganisation der Industrie auf dem Kontinent wie ander⸗ wärts einen ungewöhnlichen Begehr nach Maschinen aller Arten ver⸗ ursacht, so daß dieser Artikel in dem gegenwärtigen Ausweise mit einer Zunahme von ca. 43 % figurirt. Das Wollenwaarengeschäft stockte und bekundet eine Abnahme von ca. 15 %., aber fast alle an⸗ deren Klassen von Manufakturwaaren weisen einen Zuwachs auf. In baumwollenen Stuckgütern betrug derselbe 8% in der Quantität und 6 % im Werth, in Steingutwaaren 28 ⁄% im Werth, in Kurzwaaren 3 %, in Metallwaaren 14 % und in Leinwand 3 %. Seeidenstoffe zeigen eine Abnahme von 14 %. Die Einfuhr des Monats umfaßte 1,418,029 Centner Baumwolle im Werthe von 6,236,216 Lstr. gegen 1,206,155 Centner im Werthe von 5,265,648 Lstr. im März 1872, und 2,820,809 Centner Weizen im Werthe von 1,831,527 Lstr. gegen 2,777,964 Ctr. im Werthe von 1,617,957 Lstr. Der Mehlimport stellte sich auf 645,971 Centner im Werthe von 606,636 Lstr. gegen 265,619 Centner im Werthe von 229,046 Lstr., welcher Zuwachs durch große Zufuhren aus Frankreich entstand. Andere Getreidearten sind importirt worden im Werthe von 1,411,720 Lstr. gegen 1,501,787 Lstr. im März 1872.
8 strn. Kunst und Wissenschaft.
Berlin, 16. April. In dem Verlage der Königlichen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) erschien soeben der 3. Band des Werkes: Die Preußische Expedition nach Ostasien. Nach amtlichen Quellen. (27 ½ Bogen gr. 8.) Dieser Band behandelt in einer längeren Einleitung Chinas Beziehungen zum Westen bis 1860, dann den Aufenthalt der Gesandtschaft in Shanghai und ihre Reise nach der Peiho⸗Mündung. Der 4., letzte Band, der in wenigen Wochen erscheint, soll die Vertragsverhandlungen in Tientsin, die Reisen nach Peking, Nangasaki, Hongkong, Kanton, Macao und Bankok bringen. Der einleitende Abschnitt im vorliegenden 3. Bande gieb: eine zusammenhängende Geschichte des Fremdenverkehrs, der Verträge und Kriege mit China. Der Verfasser des Expe⸗ ditionswerkes behandelte seine Aufgabe als eine historische; er betont im Vorwort zum 3. Bande, daß der Abschluß der Verträge mit Japan und China nur eine einzelne Scene aus einem Drama ist, deren Vorgänge Bedeutung und Leben nur als Theile des Ganzen gewinnen. Er wünschte ein klares Bild der folgenschweren Ent⸗ wicklung zu geben, die in China mit dem Tode des Kaisers Hienfung und dem darauf folgenden Staatsstreich einen gewissen Abschluß fand. Das Material mußte aus vielen, theils wenig verbreiteten Schriften und Urkunden zusammengetragen werden. Einen wichtigen Theil der historischen Einleitung bildet die Geschichte der Taeping⸗Bewegung, die viele Jahre den Thron der Mandschu bedrohte, auf die Beziehun⸗ gen zu den Fremden auch während der Anwesenheit der preußischen Gesandtschaft wichtigen Einfluß übte und erst später bewältigt wurde.
Würzburg, 14. April. Der Professor der Botanik, Hofrath Dr. Sachs, hat einen Ruf an die Universität Wien erhalten.
Stuttgart, 12. April. Die an der Baugewerkeschule erledigte Professur für architektonische Fächer ist dem an dieser Anstalt seither
verwendeten Architekten Lietzenmaier von Aalen übertragen worden
Tübingen, 8. April. Mit dem Abschluß des Wintersemesters haben zwei Professoren die Universität verlassen: Adalbert Merx ist nach Gießen, v. Meibom nach Bonn abgegangen. Von neuen Lehr⸗ kräften sind zu Anfang des Sommers Prof. Jürgensen aus Kiel für die Poliklinik, Prof. v. Noorden aus Marburg für Geschichte, Prof. Schönberg aus Freiburg für Nationalökonomie, der Mathematiker Dr. Gundelfinger als außerordentlicher Professor angestellt worden.
— Am 4. April starb in Braunschweig der Konzertmeister Carl Müller, ehemals Führer des älteren Müllersch en Streich⸗ quartetts, ein vortrefflicher Geiger und Quartettspieler.
Wien, 8. April. Das Schiller⸗Denkmal⸗Komite beschäf⸗ tigt sich gegenwärtig mit den Vorbereitungen zur Herstellung des Unter⸗ baues und des Sockels. Der Unterbau soll im Laufe des Sommers hergestellt werden, damit am nächsten Schillertage die feierliche Grund⸗ steinlegung erfolgen könne. Man hofft, die Stadtgemeinde werde zu beiden Seiten des Denkmals, um den großen Raum zu füllen, zwei Wasserbecken mit Springbrunnen antegen lassen. Zur vollständigen Deckung der Kosten fehlt dem Komite noch die Summe von 7 — 8000 fl. Der Guß der Schillerstatue selbst dürfte in Bälde vollendet sein.
— Während der Restaurirungsarbeiten der St. Stephans⸗Kapelle in Gran, die dem 12. Jahrhundert angehört und später mit neueren Ver eidigungswerken am igg Festungswerke überbaut wurde fand
man in einem zur Kapelle gehörigen Nebenraum einen mit Marmor⸗ platten bedeckten Kanal und gewahrte bei einer solchen Platte, daß dieselbe auf beiden Seiten sorgfältig geschliffen ist. Als eine der Seiten vom daran heftenden Mörtel gereinigt war, sah man darauf ein Bild in Mosaikarbeit, von verschiedenfarbigem Marmor zusammen⸗ gesetzt, und zwar entwickelt sich von unten ein Weinrebenstock, der die Fläche der Platte in herrlicher Zeichnung mit Trauben und Blättern ausfüllt. Eine männliche Figur in der Tracht des 13. Jahrhunderts beschneidet mit einem Gartenmesser die Weinreben. Die Mosaik ist zu den besten Arbeiten ihrer Zeit zu rechnen. Die Platte ist rother Marmor, zu welcher Farbe abwechselnd schwarzer und weißer Marmor sehr ge⸗ schmackvoll angeordnet ist. An dem unteren Theile der Platte befindet sich noch eine zweite Figur im Ornamente, von welcher nur der aus⸗ drucksvolle Kopf vorhanden ist, da die Platte unregelmäßig abge⸗ brochen vorgefunden wurde. Die 3 ½ Zoll starke Marmorplatte scheint einem Gegenstande, welcher ganz frei stand, angehört 9 haben. Die eingelegten Marmortäfelchen sind einen halben Zoll stark und auf einem Harzkitt in die aus der rothen Marmorplette mit großer Sorg⸗ falt ausgemeißelten Flächen eingelegt. 5
Stockholm, 9. April. Das Wetter bringt abwech elnd Regen und Sonnenschein, doch ist der letztere vorherrschend; in den Nächten ist es empfindlich kalt. Die Schiffahrt von Süden her ist recht leb⸗ haft; der nördliche Einlauf aber von Furusund ist noch nicht ganz eisfrei; gleichwohl hat der Dampfer „Ostanä“ das Eis gebrochen und die Dampfschiffahrt bis dorthin eröffnet. Auf dem Mälar scheint das Eis noch nicht weichen zu wollen; gestern ging ein Dampfer nach Westeras ab, um den Versuch zum Durchkommen zu machen; bis jetzt aber hat man über das Gelingen noch nichts vernommen. “ 8
Landwirthschaft. 8
4. Heft (2. Jahrgang — April 1873) der „Forst⸗ lichen Blätter, Zeitschrift für Forst⸗ und Jagdwesen“ herg. von Grunert und Leo, hat folgenden Inhalt: I. Aufsätze. Die Waldschutzfrage und deren Behandlung auf dem Wege interna⸗ tionaler Kongresse. Vom Oberforstmeister J. Th. Grunert. — Die Versammlung des Harzer Forstvereins im Jahre 1872. Vom Forst⸗ meister Beling in Seesen. — Eigenthümliche Krankheitserscheinungen an Waldbäumen. Vom Oberforstmeister J. Th. Grunert. — II. Bücheranzeigen. — III. Mittheilungen.
Im Jahre 1871 wurde das in Oranienburg unter der Firma „Chemische Produkten⸗ ꝛc. Fabrik“ seit 1814 bestehende Etablissement von einer Aktien⸗Gesellschaft, unter der Firma: „Chemische Fa⸗ brik Oranienburg Aktien⸗Gesellschaft“ übernommen, welche es sich zur Aufgabe machte, das Geschäft in vergrößertem Maßstabe weiterzuführen.
Bei Uebernahme des Geschäfts wurden auf der Fabrik Schwefel⸗ säure in 5 Kammersystemen mit einem Kubik⸗Inhalt von 187,000 fabrizirt, seit Uebernahme ist diese Fabrik um ein Kammersystem mit einem Kubik⸗Inhalt von 75,000 vergrößert, welches eine Quantität von täglich 92 Ctr., also jährlich 33,120 Ctr. 660 Schwefelsäure liefert. Obgleich diese Kammer erst in der letzten Hälfte des vorigen Jahres in Betrieb gesetzt wurde, war die Produktion in diesem Jahre an Schwefelsäure um 37,820 Ctr. größer, als im Jahre vorher. Sämmtliche Kammern lieferten 1872 circa 72,560 Ctr. Säure auf 660 reduzirt. In dieser Fabrik arbeiteten 2 Platinkessel, welche täg⸗ lich zusammen 120 Ctr. 660 Säure lieferten. 1
Salpetersäure wurde bis zum Jahre 1871 in 24 Retorten ge⸗ arbeitet, zu denen im Jahre 1872 noch deren 8 hinzutraten. Die Produktion belief sich 1871 auf 6000 Ctr., dagegen 1872 auf 7300 Ctr. Der Abfall von Sulfat wurde zum krystallisirten Glau⸗ bersalz verwandt, welcher Artikel besonders im letzten Jahre wegen der hohen Sodapreise und wegen Anwendung zu Bädern in den Fär⸗ bereien, so in Aufnahme kamen, daß der Nachfrage nicht genügt wer⸗ den konnte.
Eisenvitriol lieferte die Fabrik im Jahre 1871 circa 15,100 Ctr., während sich die Produktion im folgenden Jahre auf 19,000 Ctr. steigerte. Die Fabrik arbeitete ferner krystallisirtes Alaun und Mehl⸗ Alaun (6500 Ctr.), schwefelsaure Thonerde (1200 Ctr.), Kupfervitriol (1200 Ctr.) und Palmöl⸗Soda⸗Seife (3550 Ctr.). Im letzten Jahre ist das Etablissement noch durch Einrichtung einer leistungsfähigen Knochenmehl⸗ und Superphosphat⸗Fabrik vergrößert worden.
Als Betrieb dienen in sämmtlichen Fabriken 7 Dampfkessel von zusammen 250 Pferdekraft und eine Dampfmaschine von 25 — 30 Pferde⸗ kraft, außerdem befinden sich noch in der Knochenmehlfabrik 8 große Kochgefäße mit Leimpfannen, zum Kochen von Knochen und thierischen Abfällen zur Leim⸗ und Düngerbereitung. Beschäftigt wurden circa 250 Arbeiter und Arbeiterinnen.
London, 12. April. Das Handelsamt hat heute vom Staats⸗ Sekretär für auswärtige Angelegenheiten die Uebersetzung einer von dem japanischen Minister für auswärtige Angelegenheiten an den britischen Geschäftsträger in Yeddo gerichteten Note erhalten, welche meldet, daß die japanische Regierung beabsichtigt, für die Zu⸗ kunft das bestehende Verbot gegen die Ausfuhr von Salpeter zu erleichtern und dessen Ausfuhr in derselben Weise wie andere Han⸗ delsartikel zu einem ad valorem Zoll von 5 Prozent zu gestatten. Sollte irgend eine Erneuerung des Verbots für nöthig befunden wer⸗ ven, so wird dieselbe 30 Tage vorher bekannt gemacht werden.
8— Verkehrs⸗Anstalten. “
Nr. 29 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen⸗ bahn⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein Deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen: Art der Verpackung von Büchersendungen nach Frankreich. Leipzig⸗Dresdener Eisenbahn, Geschäftsbericht pro 1872. Ungarische Staatsbahn, Banréve⸗Nadasd eröffnet. Ausland: Gotthardbahn. . he zu 1 Tramways mit Dampfbetrieb; Die Brücke über den East⸗River in New⸗York. Miscellen: Die Silber⸗Lampe. Eisenbahn⸗Kalender. Verzeichniß überzähliger und fehlender Güter.
— Die letzte Debatte im englischen Unterhause über die Euphrat⸗
thal⸗Eisenbahn hat die öffentliche Aufmerksamkeit auf das neue große persische Eisenbahnunternehmen gelenkt, das unter einer Kon⸗ ession des Schahs von Persien durch Baxon von Reuter, dem Ieannta Chef der Reuterschen Telegramm⸗Company in London, in der Ausführung begriffen ist. Herr Eastwick, Parlamentsmitglied für Falmouth und Penryn, machte im Verlaufe der erwähnten De⸗ batte einige interessante Angaben über das Unternehmen, das er in Bezug auf das Euphratthal⸗Eisenbahnprosekt für äußerft wichtig erklärte. Die vom Schah dem Baron von Reuter am 23. Juli v. J. ertheilte Konzession ermächtigt denselben zur Herstellung aller Eisenbahnen, Tele⸗ graphen und Kanäle in Persien, sowie zur Erforschung und Exploiti⸗ rung des Mineralreichthums dieses Landes. Die Konzession, die vom März 1874 ab auf die Dauer von 24 Jahren lautet, garantirt auch 7 Prozent für das ausgelegte Geld. Dies zeugt von dem Wunsche des Shahs, die Hülfsquellen des Landes zu entwickeln. Als Unter⸗ pfand für die Ausführung der Konzession hat der Konzessionär 40,000 Lstr. bei der Bank von England hinterlegen müssen, welche Summe verfällt, falls nicht bis zu einer bestimmten Zeit gewiffe für den Bau der Bahn nöthige Materialien in Resch gelandet sind. Neun englische Ingenieure sind bereits in Teheran eingetroffen, um die nöthigen Vermessungen vorzunehmen. Fn. En Berren egenene, it der E rduben Persiens beauftragt worden. i mit der Erforschung 1 ler Gru en P s bea 1
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Technisches: Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin;
Eisenbahn wird zuerft von Resch, am Caspischen Meere, nach Tehe⸗ ran, und von da nach Ispahan gebaut werden, und in zwei oder drei Jahren hofft man, die Route vom Caspischen Meere nach Ispahan fertig zu stellen. “
— Dem „Dover Chronicle“ zufolge wird jetzt für die Passage über den englischen Kanal ein Dampfer mit sechs Kielen gebaut, die an dessen flachen Boden in gleichen Distanzen angebracht sind. Die Seiten des Fahrzeuges sind perpendiculär und ohne jede Kurve. Da die Kiele nur zwei Fuß tief sind, hat der Dampfer einen gerin⸗ gen Tiefgang; ein Rollen Schiffes ist somit unmöglich und Seekrank⸗ heit wird vermieden. Man glaubt, daß per Dampf und Segel die Reise über den Kanal nicht viel über eine halbe Stunde in Anspruch nehmen wird.
Stockholm, 9. April. Eine Konvention zwischen Schwe⸗ den und Dänemark zur Belebung der Bootfahrt zwischen beiden Reichen ist am 2. d. M. in Kopenhagen unterzeichnet worden. Dar⸗ nach sollen vom 15. d. M. an in den Häfen zu beiden Seiten des Sundes, nämlich Helsingborg, Landskrona, Malmö und Trelleborg auf schwedischer, sowie Helsingör, Kopenhagen und Kjöge auf dänischer Fst Fü kleineren Fobrkug. e Fregbähicret 1- t nbe 3 schwe⸗ dische Nyläster oder 10 dänische Tons beträgt, von allen Hafenabgaben “ ab
8 “ “
Kopenhagen, 7. April. Unterm 2. d. M. ist vom Minister des Aeußeren, Baron Rosenörn⸗Lehn, und dem schwedisch⸗norwegischen Gesandten in Kopenhagen, Baron Beck⸗Friis, eine Deklaration ausgefertigt worden, zufolge welcher vom 15. d. M. an alle Böte und Fahrzeuge unter 10 Tons (oder 3 schwedische „Nyläster“), welche in den Zolldistrikten der Städte Helsingborg, Landskrona, Malmö und Trelleborg auf der einen und Kopenhagen und Kjöge auf der anderen Seite zu Hause gehörig sind und zwischen diesen Städten fahren, in den Häaͤfen derselben als Fahrböte rücksichtlich der Hafenabgaben be⸗ trachtet werden, d. h. von allen Hafen⸗ und Schiffsabgaben befreit sind. — Das Ministerium hat der Privatbank unterm 1. d. M. die Königliche Konzession zur Anlage einer Eisenbahn von Nykjöhing auf Falster über den Guldborgsund, Saxkjöbing und Ma⸗ ribo nach Rödby, sowie zum Betrieb dieser Bahnen, in Verbindung mit der Bahn von Nykjöping auf Falster nach Orehoved ertheilt.
Zusammenstellung der im Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger zur Besetzung angezeigten gegenwärtig vakanten Stellen.
Bezeichnung “ vakanten Stellen.
Einkommen der Stelle jährlich.
Meldung 2 bis zum geee
Kreifes
1./5. 753.
1n 18.,/5. 73. — Forst⸗ Niederöfflingen, 200 Thlr. und Emel.
Physikus des Kreises Adenau 200 Thlr. und sevent. 150 Thlr. — 663. Pbysikus des Kreises Bublitz . 300 Thlr. 8/5. 723. 34 Physikus des Kreises Cöslin 300 Thlr. 8./5. 73. 84. Kreis⸗Wundarzt des Kreises 1 Bublitz. 200 Thlr. 8./5.3. 84. Kreis⸗Wundarzt Kreis⸗Wundarzt Rummelsburg 14./5. 73. 85. Kreis⸗Wundarzt . . . 1ö6“ 17./5. 73. 88. reis⸗Wundarzt Oletzko 10 /5. 73. 71. Kreis⸗Wundarzt . Sangerhausen . · 75. 73. Kreis⸗Thierarzt 1 Kreises 8 Anklam 1 6. 73. Kreis⸗Thierarzt 8 Stolp . 100 Thlr. Kreis⸗Thierarzt Kreises 88 Inowraclaw . 100 Thlr. Kreis⸗Thierarzt des Kreises Mo⸗ 8 B109 Fhlr. 8 Kreis⸗Thierarzt des Kreises ö Rosenberg O/S. 200 Thlr. 16,/5. 73. Assistenzarzt bei der Prov.⸗Irren⸗ 1 Anstalt zu Bunzlau .. 700 Thlr. und ffrr. Wohn. 3. Prediger an der evangelischen 1 Kirche zu Fürstenwalde 440 Thlr. V — Direktor am Gymnasium zu Cottbus 1570 Thlr. 30./4. 73. Oberlehrer am Gymnasium zu Cottbus 850 Thlr. 30./4. 73. Lehrer an Drossen — 350 Thlr. 20./4. 73. Lehrer an der Stadtschule zu Gollnow G 200 Thlr. Lehrer an der Realschule I. Ord. zu Hagen i. W V 700 bis 800 Thlr. Beigeordneter (2. Bürgermeister) “ zu Naumburg 89b 1100 Thlr. 25./4. 73. Bauinspektor für Hochbau zu 1 Berlin 1600 Thlr. Possfhffigtent zu Cottbus 240 Thlr. Kommunal⸗Förster des schutzbezirks Kreis Wittlich
19./5. 73.
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.
London, Mittwoch, 16. April. Nach einer Depesche der „Times“ aus Paris vom 15. d. wollen Vertreter der englischen, französischen, belgischen und niederländischen Zuckerraffinerien einen Kongreß in Paris abhalten, um sich über alle auf die Produktion des Rohzuckers bezüglichen Fragen zu verständigen.
Madrid, Dienstag, 15. April. Der Versuch in der An⸗ gelegenheit der Artillerieoffiziere eine Verständigung herbeizuführen ist vollständig gescheitert. — Der carlistische Bandenführer Lizar⸗ rago ist eingetroffenen Nachrichten zufolge von den Regierungs⸗ truppen geschlagen und durch seine Niederlage seine Vereinigung mit Dorregarey verhindert worden.
Rom, Mittwoch, 16. April. Die Besserung im Befinden des Papstes ist, der „Agenzia Stefani“ zufolge, im steten Zu⸗ nehmen begriffen. Derselbe hat gestern einige Stunden außer Bett verweilt und mit Appetit gespeist, wird indessen auf An⸗ rathen der Aerzte das Zimmer einstweilen noch nicht verlassen.