1873 / 95 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Apr 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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das Corps diplomatique, die Räthe erster Klasse, die Chef⸗

Präsidenten der Landeskollegien und die Räthe zweiter Kraßse

sowie die bei Hofe erscheinenden Damen und die anwesenden

Fremden. Diese ebenso zahlreiche als glänzende Gesellschaft

füllte den Raum der . Vor dem Altar war durch

ü is für die Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗

schaften gebildet. An dem Eingange zur Kapelle stand die Fof⸗

geistlichkeit von Berlin und Potsdam und begleitete unter dem

Gesange des Domchors das Hohe Brautpaar vor den Altar.

Nachdem die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften eingetreten

und Sich in ihrer, dem Range angemessenen Weise aufgestellt

hatten, begann die gottesdienstliche Feier, welche von dem Hof⸗ und Domprediger Ober⸗Konsistorial⸗Rath Dr. Kögel geleitet wurde. Einer Ansprache an das Hohe Brautpaar waren die

Worte aus dem 20. Kapitel des Evangeliums Johannes Vers 14

zu Grunde gelegt, und die Traurede schloß mit den Worten

Christi an seine Jünger: Friede sei mit Euch. Beim Beginn

des Trauaktes wurden die im Lustgarten aufgestellten Kanonen

gelöst, und unter ihren Salven erfolgte der Wechsel der Ringe ind der Segen. Die kirchliche Feierlichkeit währte etwa ünfundzwanzig Minuten. verließen die Hohen Ver⸗ mählten und die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften die

Kapelle und nahmen den Weg nach der Schwarzen Adlerkam⸗

mer, wo die Beglückwünschung des Prinzlichen Ehepaares

von Seiten der . Fürstlichkeiten stattfand.

1 Unterdeß hatte sich die geladene Gesellschaft aus der Kapelle ach dem Weißen Saale begeben. Das diplomatische Corps nd die Damen nahmen die Tribünenseite ein, und die Uebrigen atten dem Thronhimmel gegenüber Aufstellung genommen. ußer sämmtlichen Stabs⸗Offizieren der Garnisonen von Berlin, otsdam, Charlottenburg und Spandau hatte jede Truppe Deputa⸗ onen gegeben, vom Major ab immer die Aeltesten jeder Charge

von jeder Compagnie, Schwadron und Artillerie⸗Abtheilung.

Außerdem war das Offiziercorps des Prinzen durch Deputationen

vertreten. Zur Seite des Thronhimmels waren alter Etiquette

gemäß runde mit rothem Sammet bedeckte Spieltische auf⸗ gestellt, der Platz unter dem Thronhimmel blieb frei, und hier nahm das Hohe Paar, aus dem Schwarzen Adler⸗Ordenszimmer zurückgekehrt, inmitten Ihrer Majestäten Platz, um die Beglück⸗ wünschungscour der geladenen Gesellschaft entgegenzunehmen.

Der Vize⸗Ober⸗Ceremonienmeister von Roeder leitete dieselbe

mit einer tiefen Verneigung vor den Allerhöchsten und

Höchsten Herrschaften ein. Zuerst erschienen die Gemahlinnen

der Botschafter von Großbritannien, Oesterreich und Rußland

mit den Damen der Ambassade, darauf die Botschafter, dazu der französische mit den Herren ihrer Ambassade, und dann das übrige Corps diplomatique, deren Cour die Allerhöchsten und höchsten Herrschaften im Stehen annahmen. Demnächst folgten die Damen und Herren des übrigen diplomatischen Corps, die

Fürstinnen, die Frauen der Minister, Wirklichen Geheimen Räthe,

Generale, die übrigen erschienenen Damen, dann der Reichs⸗

kanzler, die General⸗Feldmarschälle, der Bundesrath, der Mi⸗

nisterpräsident, die Fürsten, Ritter des Schwarzen Adler⸗Ordens,

Minister, Generale, und so defilirten nach dem Range alle im

Saale Versammelten unter den Klängen von rauschenden

Marschrythmen vor dem Thronhimmel vorüber, etwa eine Stunde

lang, worauf der Ober⸗Hof⸗ und Haus⸗Marschall Graf Pückler

Sr. Majestät dem Kaiser und Könige das Souper ansagte.

Die Ceremonientafel war im Rittersaale zugerichtet, und zwar

befanden sich die Plätze für die Hohen Vermählten unter dem

Thronhimmel zwischen Ihren Majestäten. Wie dies bei einem so

hohen Feste im Königlichen Hause üblich ist, traten bei der Tafel die

Obersten Hofchargen um die Allerhöchste Person des Kaisers und

Königs im Dienste, aber nur so lange, bis der Obersttruchseß Fürst

Puttbus dem Monarchen die Suppe, und der Oberstschenk Prinz

Biron von Curland den Becher mit dem Weine gereicht und

Se. Majestät unter dem vom filbernen Orchester herab⸗

schmetternden Fanfaren der Musik des 2. Garde⸗Regiments das

Wohl der Hohen Vermählten ausgebracht hatten; dann traten

die Hohen Würdenträger des Hofes zurück und an ihrer Stelle

die Pagen ein. Für die übrige Gesellschaft waren Büffets in den altdeutschen Kammern, der neuen Gallerie, den braunschweig⸗ schen und Elisabeth⸗Kammern servirt.

Die Dauer der Ceremonientafel war etwa dreiviertel Stun⸗ den, worauf Sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften erhoben und nach dem Weißen Saale zurückbegaben; damit begann des Festes letzter Theil. Unter den Klängen einer Polonaise traten die Minister paarweise, mit Wachsfackeln in der Hand, einen ceremoniösen Rundgang um den Saal an, ihnen folgte das Brautpaar, zuerst die Prinzessin⸗Braut, Sr. Majestät und nach Allerhöchstdenselben dem Kronprinzen und so allen Prinzen die Hand zum einmaligen Rundgange reichend, während ein Gleiches darauf der Hohe Bräutigam bei Ihrer Maäjestät der Kaiserin und sämmtlichen Prinzessinnen that. Nach beendigtem Fackel⸗ tanze nahmen die Königlichen Pagen die Fackeln aus den Händen der Minister entgegen und geleiteten das Hohe Brautpaar nach Höchstdessen Gemächern, wo von der Ober⸗Hofmeisterin kleine Bandstücken in den Farben des ernestinischen Hausordens mit der Chiffre der Braut in Erinnerung einer mittelalterlichen Sitte ausgetheilt, und der Hof entlassen wurde.

Morgen Vormittag 11 Uhr findet auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs eine gemeinsame Frühjahrs⸗Kirchenparade der gesammten Berliner Gar⸗ nison in der großen Avenue im Thiergarten unter Befehl des kommandirenden Generals des Garde⸗Corps, General der Kavallerie August Prinz von Württemberg Hönigliche Hoheit, statt.

Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr hielt heute eine Sitzung.

Das Bundesamt für das Heimathwesen hat er⸗ kannt: Die Behörde, bei welcher nach §. 34 des Reichsgesetzes vom 6. Juni 1870 alin. 2 der Erstattungsanspruch des vor⸗ läufig unterstützenden Armenverbandes angemeldet werden muß, ist die dem Armenverbande vorgesetzte Aufsichtsbehörde, nicht die zur Entscheidung über den Anspruch berufene Landes⸗Spruch⸗ behörde erster Instanz.

Der heutigen (16.) Plenarsitzung des Reichstages wohnten am Tische des Bundesraths der Reichskanzler Fürst v. Bismarck, der Präsident Delbrück, der General⸗Postdirektor Stephan und mehrere andere Bevollmächtigte des Bundes⸗ rathes bei. Nachdem der Präsident Dr. Simson mehrere Urlaubsgesuche mitgetheilt hatte, welche vom Hause genehmigt wurden, zeigte derselbe das Eingehen Schreibens d Räschskanzlers Herstellung es neuen Reichstagsgebäudes an, über die eventuelle Erwerbung des Grundes und Bodens des Krollschen Etablissements und den Preis dafur Mittheilung ge⸗

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eines an die Kommission für die worin

macht wird. Darauf trat der Reichstag in die dritte Berathung des Gesetz⸗Entwurfs, betreffend einige Abänderun⸗ gen des Gesetzes über das Posttaxwesen im Gebiete des Deutschen Reichs vom 28. Oktober 1871 ein. Auf Antrag des Abg. von Unruh wurde der Entwurf in der Fassung der Regierungsvorlage nach kurzer Debatte an⸗ genommen. Da bei der Abwesenheit einer größeren Anzahl von Mitgliedern des Hauses es nicht räthlich erschien, in die zweite Berathung des Entwurfs eines Münzgesetzes einzutreten, so wurde um 2 Uhr ein Antrag auf Vertagung 1ee und die nächste Sitzung auf morgen 12 Uhr fest⸗ gesetzt. Bis zum 29. März d. J. waren inn den Muüͤnz⸗ stätten des Deutschen Reichs in Zwanzigmarkstücken 434,115,560 Mark und in Zehnmarkstücken 125,562,540 Mark ausgeprägt worden. In der Woche vom 30. März bis 5. April sind ferner geprägt in Zwanzigmarkstücken: in Berlin: 5,662,660 Mark, in Hannover 2,101,020 Mark, in Frankfurt a. M. 3,550,220 Mark, in München 1,478,000 Mark, in Dresden 473,780 Mark und in Karlsruhe 401,640 Mark; ferner in Zehnmarkstücken: in Darmstadt 235,000 Mark.

Die Gesammt⸗Ausprägung stellt sich daher bis 5. April d. Is. auf 573,580,420 Mark, wovon 447,782,880 Mark in benasNehns gtn u.nd 125,797,540 Mark in Zehnmarkstücken

ehen.

eEbET“]

Hülfsbedürftigkeit ims Sinne des F ses ist so lange als nicht vorhanden anzunehmen, als ein Spezial⸗ verpflichteter, auch der Kriminalfonds, das Hervortreten dersel⸗ ben verhindert. Der Minister des Innern hat hiernach einen Spezialfall entschieden, in welchem die Geisteskrankheit und da⸗ mit die nächste Ursache der Hülfsbedürftigkeit eines Verarmten zwar schon an einem früheren Aufenthaltsort eingetreten war, die Nothwendigkeit seiner öffentlichen Unterstützung sich aber erst zu dem Zeitpunkte ergab, als nach Aufhebung Haft der Kriminalfonds seiner Spezialverpflichtung unbedenklich enthoben war und faktisch die Unterstützung einstellte. Zu dieser Zeit befand sich der Hülfsbedürftige in einer anderen Stadt, deren Armenverband zur vorläufigen Fürsorge sür denselben in Gemäßheit des §. 28 des Gesetzes vom 6. Juni 1870 für un⸗ bedenklich erachtet worden ist. Dabei ist darauf aufmerksam ge⸗ macht worden, daß die Ausweisungs⸗Befugniß, welche die §§. 4 und 5 des Freizuͤgigkeitsgesetzes vom 1. November 1867 den Gemeinden einräumt, nicht das Korrelat der vorläufigen, son⸗ dern der definitiven, nur durch längeren Aufenthalt zu begrün⸗ denden Unterstützungspflicht ist. Der §. 11 des Gesetzes vom 6. Juni 1870 enthalte aber die Bestimmung, daß durch den Eintritt in eine Kranken⸗ ꝛc. Anstalt ein Aufenthalt, der zur Erwerbung des Unterstützungswohnsitzes führen könnte, nicht begonnen wird. Damit falle für die Stadt die Veranlassung, sich der Ausweisungsbefugniß gegen einzelne in der dortigen Irrenanstalt untergebrachte Kranke zu bedienen, soweit diese Be⸗ fugniß nach den §§. 4, 5 und 6 des Freizügigkeitsgesetzes über⸗ haupt begründet ist, hinweg.

Se. Majestät der Kaiser und König haben Aller⸗ höchst genehmigt, daß in Analogie der Bestimmung des §. 28 des J. Abschnitts der Instruktion, betreffend den Garnisondienst, wonach beurlaubee Offiziere, Militär⸗Aerzte und Militär⸗Beamte bei einem Aufenthalt bis einschließlich 48 Stunden zu keiner Meldung, bei einem Aufenthalt bis einschließlich 8 Tagen nur zu einer einmaligen Meldung (gleichzeitigen An⸗ und Abmel⸗ dung) in einem auswärtißen Garnisonorte verpflichtet sind, Of⸗ fiziere, Militär⸗Aerzte und Militär⸗Beamte, welche zu den Gou⸗ vernements ꝛc. ihrer eigenen Garnisonorte nicht in unmittelbaren dienstlichen Beziehungen stehen, den Gouverneuren resp. Kom⸗ mandanten und event. Garnisonältesten dieser letzteren Garnison⸗ orte keine, resp. eine einmalige Meldung zu erstatten verpflichtet sein sollen, je nachdem mit der anzutretenden Urlaubs⸗ oder Dienstreise eine Abwesenheit bis einschließlich 48 Stunden oder bis einschließlich 8 Tagen verknüpft ist.

Se. Majestät der Kaiser und König haben am 23. März, an demjenigen Tage, an welchem des Prinzen Friedrich der Niederlande Königliche Hoheit der preußischen Armce 60 Jahre angehört, bestimmt, daß das 2. Westfälische Infanterie⸗ Regiment Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande) künftig den Namen „Infanterie⸗Regiment Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälisches) Nr. 15“ führen soll.

In Folge bevorstehender Rückkehr der Okkupationsarmee haben Se. Majestät der Kaiser und König geneh⸗ migt, daß die in der Allerhöchsten Ordre vom 20. Februar d. J. über die Ergänzung der immobilen Armee enthaltenen Festsetzungen auf sämmtliche Truppentheile der Armee Anwen⸗ dung finden.

In Abänderung der Allerhöchsten Ordre vom 7. No⸗ eember vorigen Jahres ist bestimmt worden, daß das 2. Batail⸗ lon des Hessischen Füsilier⸗Regiments Nr. 80 und der Stab, das 1. und 2. Bataillon des 1. Hessischen Infan⸗ terie⸗-Regiments Nr. 81 in ihren gegenwärtigen Garnison⸗ orten Hanau resp. Frankfurt a. M. zu belassen sind.

Das deutsche, aus der Panzerfregatte „Friedrich Carl“ und den Korvetten „Elisabeth“, „Vineta“ und „Gazelle“ bestehende Geschwader, welches Havanna am 13. v. M. verlassen hatte, ist am 18. d. M. in Plymouth eingetroffen.

Das Königliche Bureau der Landestriangulation hat seine diesjährigen Sommerarbeiten begonnen. Ein Theil der zu demselben kommandirten Trigonometer hat sich zum Be⸗ .S. Feldarbeiten nach den Provinzen Pommern und Posen begeben.

Der französische Botschafter am hiesigen Hofe, Vicomte de Gontaut⸗Biron, ist am Freitag aus Paris wieder hier eingetroffen.

Stralsund, 17. April. Bekanntmachung: Wir sind veranlaßt, unter Bezugnahme auf Art. 102 der Ver⸗ e ernmsss vom 31. Januar 1850: „Gebühren können Staats⸗ oder Kommunalbeamte nur auf Grund des Gesetzes erheben“ darauf inzuweisen: daß Beamten unseres Refforts, welchen nach §. 46 des Hypotheken⸗Gesetzes vom 21. März 1868 die Befugniß zur Legali⸗ sation von Anträgen an die Hypotheken⸗Aemter zusteht oder durch das Königliche Apellationsgericht beigelegt ist, nicht das Recht zusteht, für solche Legalisationen Gebühren zu erheben. Stralsund, den 8. April 1873. 1 Königliche Regierung.

Bromberg, 20. April. (W. T. B.) Der Regierungs⸗ Präsident von Maurach ist heute Morgen hier an einem Schlaganfalle gestorben.

Das Amtsblatt enthält folgende

Breslau, 20. April. (W. T. B.) Eine gestern Abend hier stattgehabte Versammlung von angesehenen Mitgliedern der Fortschritts⸗, national⸗liberalen, altliberalen, freikonservativen und nationalkonservativen Partei, darunter au zahlreiche Ab⸗ geordnete, faßte den Beschluß, bei den Wahlen in Schlesien ge⸗ meinsam gegen ultramontane und ähnliche Kandidaturen Front zu machen und eine öffentliche Kundgebung der Solidarität die⸗ ser Abwehr zu erlassen.

„Altona, 18. April. Der Schleswig⸗ olsteinische Städtetag, welcher hier tagte, beschloß einen zusschuß nieder⸗ zusetzen, dem die Ausarbeitung des Organisationsplans auf Grund der ausgesprochenen Ansichten übertragen wird. Ueber den zweiten Punkt der Tagesordnung „die Verfügung der Kö⸗ niglichen Regierung vom 31. Dezember 1869, wonach die Städte unter 10,000 Einwohnern verpflichtet sind, ihre Berichte durch Vermittelung des Landrathsamtes an die Regierung zu beför⸗ dern“, wurde beschlossen: „In Erwägung, daß zwar der An⸗ trag wohl begründet gefunden, daß aber in Rücksicht darauf, daß der Instanzenzug noch nicht erschöpft, geht die Versammlung zur über.“ Den letzten Berathungsgegenstand bildete die Frage wegen Einführung gewerblicher Schiedsgerichte. Nach eingehender Debatte über diese Angelegenheit ging die Ver⸗ sammlung über diesen Gegenstand zur Tagesordnung über. Die Wahl des Vorortes für den nächsten Städtetag fiel auf Flensburg.

Hannover, 18. April. Unter Bezugnahme auf die beiden Gesetze vom 23. März d. J., durch welche das Jadegebiet vom 1. d. M. ab der Provinz Hannover einverleibt worden ist, veröffentlicht der Ober⸗Präsident im Amtsblatt nachfolgenden Allerhöchsten Erlaß: Auf Ihren Bericht vom 28. März d. J. will Ich hierdurch ge⸗ nehmigen, daß das Jadegebiet vom 1. April d. J. ab Wittmund zugelegt wird. . 8 Berlin, 31. März 1873. 8 Wilhelm. ““ Graf Eulenburg.

Bonn, 20. April. (W. T. B.) Die heute hier statt⸗ gehabte altkatholische Delegirtenversammlung war zahlreich besucht. Dieselbe hat für den Herbst die Einberufung eines Altkatholiken⸗Kongresses nach Constanz beschlossen. Die Wahl vee⸗ Bischofs wird auf den 4. Juni nach Cöln ausgeschrieben werden.

Bayern. München, 18. April. Der König hat das Programm für die Festlichkeiten, welche zu Ehren der Erz⸗ herzogin Gisela und des Prinzen Leopold hier statt⸗ finden, heute genehmigt. Die hohen Neuvermählten, welche an der Landesgrenze von den Königlichen Kämmerern Graf Drechsel und Graf Irsch erwartet werden, treffen, wie bereits bekannt, am 28. d. im hiesigen Bahnhofe ein und werden von Sr. Ma⸗ jestät dem König Nachmittags um 4 Uhr im Königsbau der Re⸗ sidenz empfangen. Tags darauf ist Cour bei der Erzherzogin Gisela, am 30. d. Nachmittags 4 Uhr im Hofballsaale Bankett, zu dem das Publikum kurz vor dem Eintritt der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften freien Zutritt hat. Daran reiht sich Abends 7 Uhr die Festvorstellung im Hoftheater. Nach dem von Dr. Herm. Schmid gedichteten Festspie“ (der Gegenstand desselben ist dem nordischen Sagenkreis entnommen) wird die Oper „Lalla Rooth“ gegeben. Am 2. Mai Abends 7 Uhr findet ein Hof⸗ konzert statt. 1

Der Königliche Kriegs⸗Minister General⸗Lieutenant Frhr. v. Pranckh hat sich für einige Tage auf seine Villa bei Salz⸗ burg begeben.

Für den Staatsminister v. Berr, der heute Abends wieder nach Berlin abreist, ist das Portefeuille des Staats⸗ Ministeriums der Finanzen dem Staatsrath v. Schubert über⸗ tragen worden; Staatsrath v. Fischer, der seit vielen Jahren immer mit der interimistischen Leitung des Finanz⸗Ministeriums und anderer Ministerien betraut wurde, ist zur Zeit noch unwohl.

Die mit aller Bestimmtheit in den verschiedensten Blättern auftretende Mittheilung, daß ein Wechsel der obersten Leitung der Königlichen Theater bevorstehe, ist dem Vernehmen der „Allg. Ztg.“ nach vollständig erfunden.

19. April. (W. T. B.) Die Beerdigun v. Liebig hat heute Nachmittag 5 Uhr unter sehr zahlreicher Betheiligung der hiesigen Bevölkerung stattgefunden. Die Mi⸗ nister v. Lutz und v. Pfeufer, die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften, der Rektor und die Professoren der Universität, die Professoren des Polytechnikums, die beiden Bürgermeister, sämmtliche Mitglieder des eindekollegiums und eine zahl⸗ reiche Volksmenge wohnten der Leichenfeierlichkeit bei.

Baden. Mannheim, 20. April. (W. T. B.) In Folge der in letzter Zeit hier stattgehabten Sxzesse, die man den Agitationen der Sozialdemokraten Schuld giebt, sind sämmtliche ““ auf die Dauer von 4 Wochen verboten worden.

Hessen. Darmstadt, 19. Avpril. Heute ist Prinz Alexander von Battenberg, begleitet von den Hohen Eltern, nach Dresden abgereist, um in das Königlich Sächsische Kadettencorps einzutreten.

Der Nachweis über die Staasschulden des Landes zeigt, daß zu Ende 1870 die Aktiven der Staatsschuldentilgungs⸗ kasse 15,202,971 Fl., die Passiven 15,524,279 Fl. betrugen, die eigentliche Staatsschuld also abgesehen von der Eisenbahnschuld ꝛc., nur noch in 321,308 Fl. bestand. Ende 1860 stellten sich die Aktiva auf 14,485,464 Fl., die Passiva auf 20,891,288 Fl., demnach Schuld 6,405,814 Fl.

Offenbach, 16. April. Heute waren Abgeordnete der Lehrer aus den größeren Städten des Landes, worunter sich auch Mitglieder des Landeslehrervereins befanden, hier versam⸗ melt, um sich über den von Gr. Staatsregierung den Land⸗ ständen vorgelegten Entwurf eines neuen Volksschulge⸗ setzes zu besprechen. Mit den darin festgehaltenen Prinzipien erklärte man sich allseitig einverstanden, auch sprach man sich ein⸗ stimmig dahin aus, daß die Einführung desselben einem dringend gefühlten Bedürfnisse abhelfen und einen sehr wesentlichen Fort⸗ schritt begründen würde, weshalb man der Gr. Staatsregierung für die Vorlage des Entwurfs nur dankbar sein könne. Eine desfallsige Erklärung wurde dann auch in das Protokoll nieder⸗ gelegt. Bei Besprechung derjenigen Paragraphen, bezüglich deren eine Aenderung gewünscht wurde, traten erhebliche Meinungs⸗ verschiedenheiteu nicht zu Tage.

Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 19. April. Der Herzog spricht zugleich im Namen der Prinzessin Marie und der Herzogin in der heutigen Nummer des „Amts⸗ und Nachrichts seiner Tochter vom ganzen Lande gegebenen zahlreichen und

des Prof.

lattes“ für die aus Veranlassung der Vermähluug

finnigen Beweise treuer Anhänglichkeit und Liebe seinen Dank und hohe Freude aus.

Anhalt. Dessau, 18. April. Vom 1. Mai an soll, wie die „Leipziger Ztg.“ mittheilt, die Hofverwaltung so wie die der Herzoglichen Forsten und Domänen einer Immediat⸗Behörde übergeben und vom Staats⸗Ministerium e⸗ zweigt werden. Herr von Larisch hat sich aus seinem bishe⸗ rigen Ressort als Haus⸗Minister nur die Vertretung des Her⸗ zoglichen Hauses nach Außen und das Staats⸗ und Hausarchiv zu Zerbst vorbehalten. Der Ober⸗Jägermeister Graf Solms ist zum Vorsitzenden der neuen Behörde bestimmt.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 19. April. Gegenüber dem „Niederrheinischen Courier“, welcher die Gesetzmäßigkeit der Ernennung des Polizei⸗Direktors Back zum ersbhnech nen Kommissar für die Stadtverwaltung und demzufolge auch die Beschlußgültigkeit der von demselben vorzunehmenden Civilstands⸗ akte in Zweifel gezogen hat, führt die „Straßburger Zeitung“ den Nachweis, daß jene Ernennung vollständig und auf das Genaueste in Einklang mit den bestehenden gesetzlichen Bestim⸗ mungen steht.

Schweiz. Bern, 19. April. (W. T. B.) Der von Bischof Lachat gewählte vorläufige Aufenthaltsort ist nicht die Stadt Luzern, sondern Attishoösen im Kanton Luzern, wo er von dem bischöflichen Kommissär Winkler empfangen wurde; der bischöfliche Kanzler Duret ist in Solothurn verblieben.

Großbritannien und Irland. London, 18. April. Die Königin überreichte gestern in den Parkhurst⸗Barnaks, auf der Insel Wight, dem Cameron Hochländer Regiment, das kürz⸗ lich aus Indien zurückgekehrt ist und demnächst in Perth garni⸗ soniren wird, neue Fahnen. Der Ceremonie wohnte außer der Prinzessin Beatrice und dem Prinzen Leopold eine große Zu⸗ schauermenge bei. Ihre Majestät gab bei der Gelegenheit ihrem vollen Vertrauen in die Loyalität und Ergebenheit des Regi⸗ ments Ausdruck.

In der deutschen Kapelle im St. James Palast fand gestern die Trauung oes deutschen Geschäftsträgers in London von Krause mit Frl. Hilda von Bunsen, ältester Tochter des Herrn Ernst von Bunsen und Enkelin des verstorbenen Ritters von Bunsen, der viele Jahre Preußen am Hofe von St. James repräsentirte, statt.

Spanien. Madrid, 20. April. (W. T. B.) Auf Ansuchen der spanischen Behörden ist, wie aus Barcelona vom 17. d. gemeldet wird, französischerseits der Transport von 300,000 Cartouchen und 200 Flinten, die für Puycerda bestimmt sind, über franzosisches Gebiet gestattet worden. Der Carlisten⸗ general Saballs passirte Ripoll, hart bedrängt durch mehrere ihm auf dem Fuße folgende Kolonnen der Regierungstruppen. Einer Abtheilung der letzteren von tausend Mann Infanterie, einer Schwadron Kavallerie und zwei Geschützen gelang es, ihn in den Thälern von Granadella zu erreichen und die von ihm geführte Bande völlig auseinanderzusprengen. Für Puy⸗ cerda ist eine Subskription eröffnet worden.

Die Carlistenbande von Tristany, in der Stärke von 500 Mann, ist von den Regierungstruppen geschlagen wor⸗ den und hat einen Verlust von 4 Mann erlitten, außerdem Waffen und Munition eingebüßt. In der Nähe von Ge⸗ rona haben die Karlisten die Post überfallen, Passagiere er⸗ schossen und sich der offiziellen Korrespondenz bemächtigt.

In London eingegangene Briefe aus Malaga schildern die Lage der Dinge in dieser Stadt als sehr traurig. Wie ver⸗ lautet, haben sich 1000 1200 Bewaffnete zu absoluten Herren des Ortes gemacht, und weigern sich, den Befehlen der Madrider Regierung Gehorsam zu leisten. Vor Kurzem vertrieben sie die meisten reichen Einwohner aus der Stadt, indem sie dieselben mit einer Zwangs⸗Kontribution bedrohten.

Portugal. Lissabon, 20. April. (W. T. B.) In amtlichen Kreisen wird versichert, daß, falls Seitens fremder Nationen etwa eine Einmischung in die Angelegenheiten Spa⸗

niens erfolgen sollte, Portugal die vollste Neutralität beob⸗

achten würde.

Italien. Rom, 18. April. Prinz Alfred von Groß⸗ britannien, Herzog von Edinburgh, ist vorgestern in Genua an⸗ gekommen und wird jetzt in Florenz erwartet.

Prinz Wilhelm von Hessen ist in Sorrent an⸗

gekommen.

19. April. (W. T. B.) Der Papst ist, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, nach Ansicht der behandelnden Aerzte als fast vollständig genesen zu betrachten. Die rheuma⸗ tischen Schmerzen haben sich wesentlich gemindert und auch die Geneigtheit zum heftigen Transpiriren läßt nach.

Ein weiteres Telegramm vom 20. April meldet: Der hn der heute früh 7 ½ Uhr das Bett verlassen konnte, wird

eute die Messe celebriren und dann Deputationen, welche ihm Opfergaben aus dem Peterspfennig überbringen, empfangen.

Neapel, 19. April. (W. T. B.) Hier ist eine Kor⸗ vette von dem im mittelländischen Meere kreuzenden russi⸗ schen Geschwader eingetroffen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 20. April. (W. T. B.) Zum Empfange des Deutschen Kaisers wird auf der Grenzstation Wirballen eine Ehren⸗ wache des St. Petersburger Grenadier⸗Regiments König Friedrich Wilhem III. mit Fahne und Musik⸗Corps aufgestellt sein; in Gatschina eine Ehrenwache des Dragoner⸗Regiments, Militärorden mit Standarte und Trompeter⸗Corps, auf dem Bahnhofe in St. Petersburg eine Ehrenwache des Regiments Kaluga (Kaiser Wilhelm) und im Winterpalais eine eben solche des Preobraschenskischen Regiments, beide mit Fahnen und Musik⸗ Corps. Bom Warschauer Bahnhofe bis zum Winterpalais, eine Strecke von 2 ½ Werst, wird das Militär Spalier bilden. Von b2 werden beim Einzuge des Kaisers 21 Salutschüsse

gefeuert. .

Anläßlich der Feier des Osterfestes ist dem dies⸗ seitigen Botschafter in Paris, Fürsten Orloff, der weiße Adler⸗ Orden, dem Legations⸗Rath von Okuneff in Paris der St. Annen⸗ Orden erster Klasse und dem Legations⸗Rath bei der russischen Gesandtschaft in Wien, v. Wassiltschikoff, der Stanislaus⸗Orden erster Klasse verliehen worden. Der Ministerresident am Groß⸗ herzoglich hessischen Hofe, Graf von Osten⸗Sacken, und der russische Geschäftsträger in Karlsruhe, Koloschin haben die Ge⸗ heimrathswürde, der Ministerresident von Vegesack in Hamburg, der diesseitige Gesandte in Kopenhagen, Baron Morenheim, und der Legations⸗Rath bei der russischen Botschaft in London, Bartholomei, die Würde eines Wirklichen Staats⸗Raths erhalten.

Nach einer Mittheilung des „Russischen Invaliden“ ist den letzten hier eingegangenen Nachrichten zufolge die in Kras⸗ nowodz zusammengezogene Truppenabtheilung in der zweiten

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älfte des März ebenfalls ausgerückt. Am 12. März (n. St.) 5 die Tshikischlaer Abtheilung zwischen den Flüssen Atrek und Gürgan ein Scharmützel mit den Turkoma⸗ nen. Am 18. März kehrten die Truppen auf das rechte Ufer des Atrek zurück, nachdem sie den ganzen Rayon von den räu⸗ berischen Turkomanen gesäubert hatten, wobei der Kommandant der persischen Festung Achkala den russischen Truppen die Ueber⸗ schreitung des Gürganflusses über die Festungsbrücke gestattete.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. April. (W. T. B.) Die skandinapische Münzkonvention ist heute von beiden Kammern mit bedeutender Majorität angenom⸗ men worden.

Dänemark. Kopenhagen, 17. April. Der Geburts⸗ tag des Königs wurde, der „Berl. Tid.“ zufolge, vorgestern durch ein zahlreich besuchtes Festdiner in der Königlich Kopen⸗ hagener Schützengilde gefeiert. Der Kronprinz und Prinz Johann beehrten das Fest durch ihre Gegenwart.

Das heutige „Dagbladet“ theilt mit, daß der Kron⸗ prinz das Protektorat für Dänemarks Theilnahme an der Wiener Weltausstellung übernommen hat.

Der Koͤnig hielt gestern einen Staatsrath in seinem Palais auf Amalienburg; später fand eine größere Tafel statt, woran die Minister und andere höhere Beamte theilnahmen. Im Staatsrathe sollen einige der wenigen vom Reichstage fertig gebrachten Gesetze die Königliche Sanktion erhalten haben, dar⸗ unter u. A. das Gesetz, betreffend den Wegfall der sogenannten Bauabgabe für Häuser, in denen Wohnungen zu billigem Preise für Arbeiterfamilien eingerichtet werden.

Amerika. New⸗York, 20. April. (W. T. B.) Auf dem Wege nach Providence ist ein Eisenbahnzug in den Pawtucket gestürzt, dessen Brücke durch Ueberschwemmungen zerstört war. In dem Zuge befanden sich 150 Personen. Die bash der Todten ist noch nicht bekannt. Bis jetzt hat man 15 Verwundete und 6 Leichen aufgefunden. General Emory hat der Regierung die Anzeige gemacht, daß zwischen den po⸗ litischen Parteien in Louisiana ein Konflikt bevorstehe.

Aus Brasilien meldet die per Dampfer „Neva“ an⸗ gekommene neueste Post, daß in Rio de Janeiro das gelbe Fie⸗ ber in stetiger Abnahme begriffen ist. Die Zahl der täglichen Todesfälle ist von 40 auf 20 herabgeschwunden.

In Montevideo herrscht das gelbe Fieber noch immer, aber die vorgerückte Jahreszeit läßt hoffen, daß die Expedition keinen zu ernstlichen Charakter annehmen werde.

Der Gesandte von Paraguay, Sennor C. Benitos, hat Dr. Leone Levi, den bekannten Statistiker und General⸗Consul dieses Landes in London ermächtigt, eine wissenschaftliche Kom⸗ mission, bestehend aus einem Botaniker, einem Geologen und einem Staatsökonomen, zu organisiren, die sich nach Para⸗ guay begeben soll, um die Hülfsquellen und natürlichen Vor⸗ theile dieses Landes zu prüfen und darüber einen Bericht zu

erstatten.

Asien. Penang, 20. April. (W. T. B.) Die nieder⸗ ländischen Streitkräfte haben sich bis zur Meeresküste zu⸗ rückgezogen, wo sie sich hinter Pallisaden verschanzt haben, eine Stellung, die sie wahrscheinlich nicht werden behaupten können, da die Streitkräfte der Atchinesen bedeutend sind und die Regen⸗ zeit begonnen hat. Die Verluste der Niederländer an Todten und Verwundeten werden auf 500 Mann geschätzt; die der At⸗ chinesen sind nicht bekannt aber sehr bedeutend.

Reichstagsangelegenheiten.

Berlin, 21. April. Dem Reichstag sind folgende Etats pro 1874 vorgelegt worden: Für den Rechnungshof des Deutschen Reichs mit 98,200 Thlr. ordentliche und 20,000 Thlr. außerordentliche Aus⸗ gaben (gegen 1873 1600 Thlr.); für das Reichs⸗Ober⸗Handelsgericht 711,790 (+. 3000 Thlr.) Einnahme, 100,600 Thlr. Ausgabe (+. 15,900 Thlr.); die Einnahme des S Reichs an Zöllen und Verbrauchs⸗ steuern (Netto 69,572,050 Thlr.); desgl. an Wechselstempelsteuer (1,656,600 Thlr.); der Reichspostverwaltung mit 31,199,000 Thlr. (3,239,050 Thlr.) Einnahme, 26,652,065 Thlr. (1,649,435 Thlr.) Ausgaben, 4,546,935 Thlr. (— 1,589,615 Thr.) Ueberschuß.

Statistische Nachrichten.

Im Anschluß an die in Nr. 92 d. Bl. veröffentlichte Zusammenstellung der wichtigeren G“ welche im Jahre 1872 in den freien Verkehr des deutschen Zollgebiets ein⸗ bezw. aus demselben ausgeführt worden sind, geben wir im Nachfolgenden eine Uebersicht derjenigen Artikel, welche im gedachten Jahre die höchsten Zoll⸗ erträge geliefert haben, unter Hinzufügung der betreffenden Ergebnisse des Vorjahres. 1 der Gesammtertrag der Zölle im Jahre 1872 belief sich auf 40,765,991 Thlr. gegen 31,838,342 Thlr. im Jahre 1871. Den Haupttheil dieses Betrages, nämlich 29,101,885 Thlr. oder 71,39 Proz. (1871: 23,008,661 Thlr. oder 72,21 Proz.) lieferten die unter Position 25 des Zolltarifs nachgewiesenen Gegenstände (Material⸗ und Spezerei⸗ auch Konditorwaaren und andere Konsumtibilien) und unter diesen namentlich: roher Kaffee 10,809,302 Thlr. oder 26,51 Prvz. (1871: 10,070,524 Thlr.), unbearbeitete CTabaksblätter 4,419,986 Thlr. oder 10,84 Proz. (1871: 3,434,706 Thlr.), Zucker, raffinirter und roher 3,813,624 Thlr. oder 9,35 Proz. (1871: 905,118 Thlr.), Wein in Fässern und Flaschen 2,558,680 Thlr. oder 6,28 Proz. (1871: 1,729,171 Thlr.), Salz 1,440,448 Thlr. oder 3,53 Proz. (1871: 1,680,078 Thlr.), getrocknete Südfrüchte 1,278,360 Thlr. oder 3,14 Proz. (1871: 1,177,680 Thlr.), Heringe 688,500 Thlr. oder 1,69 Proz. (1871: 554,581 Thlr.), Branntwein aller Art, Rum, Acrak ꝛc. 551,178 Thlr. oder 1,35 Proz. (1871: 498,360 Thlr.), Reis 508,783 Thlr. oder 1,25 Proz. (1871: 606,698 Thlr.), Gewürze 504,023 Thlr. oder 1,23 Proz. (1871:507,948 Thlr.), Syrup 370,098 Thlr. (1871: 323,320 Thlr.), Cigarren 278,820 Thlr. (1871: 235,100 Thlr.), pleisch zubereitetes 237,171 Thlr. (1871: 44,935 Thlr.), Süd⸗ , rische 224,179 Thlr. (1871: 177,154 Thlr.), Kakao in Bohnen 16,843 Thlr. (1871: 208,140 Thlr.), Käse 189,027 Thlr. (1871: 121,981 Thlr.), Butter 172,893 Thlr. (1871: 92,424 Thlr), Thee 162,416 Thlr. (1871: 155,664 Thlr.), Confitüren, Gyokolade ꝛc. 129,640 Thlr. (1871: 125,504 Thlr.), Rauchtabak, Kantabak ꝛc. 107,195 Thlr. (1871: 92,125 Thlr.). 8 8 Nächst den Materialwaaren haben die Manufakturwaaren mit 3,746,343 Thlr. oder 9,19 Proz. der Gesammteinnahme (1871 mit 3,143,107 Thlr. oder 9,86 Proz.) die höchsten Zollerträge geliefert. Es treffen hiervon auf: Wollenwaaren 2.238,735 Thlr. oder 5,49 Proz. (1871: 2,032,805 Thlr.), Baumwollenwaaren 772,940 Thlr. oder 1,90 Proz. (1871: 586,182 Thlr.), Seiden⸗ und Halbseidenwaa⸗ ren 504,900 Thlr. oder 1,24 Proz. (1871: 347,320 Thlr.), Leinwand und Leinwaaren 229,768 Thlr. (1871: 182,782 Thlr.). Auch die Verzollung von Halbfabrikaten der Textilindustrie ergab 1,605,992 Thlr. oder 3,94 Proz. der Gesammteinnahme (1871: 1,603,340 Thlr. oder 5,03 Proz.) und entfallen hiervon auf: rohes ein⸗ und zwei⸗ drähtiges Baumwollengarn 855,204 Thlr. oder 2,10 Proz. (1871: 810,532 Thlr.), anderes Baumwollengarn 155,814 Thlr. (1871: 126,042 Thlr.), rohes Leinengarn, Maschinengespinnst 104,965 Thlr. (1871: 90,816 Thlr.), anderes Leinengarn und Zwirn 167,146 Thlr.

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(1871: 125,350 Thlr.), rohes einfaches Wollengarn 153,343 Thlr. (1871: 173,937 Thlr.), anderes Wollengarn 150,284 Thlr. (1871 174,820 Thlr.) 8— 2 8 vußesdenr. lieferten noch die Zölle von Eisen und Eisemwvaaren einen erheblichen Theil des Gesammtertrages, 1872: 2,996,444 Thlr. oder 7,35 Proz. (1871: 1,614,600 Thlr. oder 5,07 Proz.) und kommen hierbei hauptsächlich in Betracht: Roheisen und altes Brucheisen mit 1,161,125 Thlr. oder 2,85 Proz. (1871: 733,138 Thlr.), g chmiedetes ꝛc. Eisen in Stäben mit 392,379 Thlr. (1871: 217,217 Th r.), Eisen⸗ bahnschienen mit 136,585 Thlr. (1871: 36,176 Thlr.), Stahl mit 63,310 Thlr. (1871: 33,089 Thlr.), schwarzes Eisenblech, rohes Stahlblech ꝛc. mit 197,253 Thlr. (1871: 88,644 Thlr.), Weißblech mit 55,112 585 . (1871: 24,296 Thlr.), ganz grobe Gußwaaren mit 290,571 Thlr. (1871: 119,790 Thlr.), grobe Eisen⸗ und Stahlwaaren mit 382,877 Thlr. (1871; 171,844 Thlr.), gewalzte und gezogene schmiedeeiserne Röhren mit 118,996 Thlr. (1871: 73,066 Thlr.), feine Eisenwaaren mit 46,464 Thlr. (1871: 28,712 Thlr.), Nähnadeln, Stahlschreib⸗ federn ꝛc. 42,310 Thlr. (1871: 32,030 Wäö Die Zollverträge von allen übrigen zollpflichtigen, vorstehend nicht bereits bezeichneten Gegenstände beliefen sich im Jahre 1872 auf 3,315,327 Thlr. oder 8,13 Proz. des Gesammtertrages (1871: 2,493,367 Thlr. oder 7,83 Proz.) und sind als wichtigere folgende hervorzuheben: Schweine 565,163 Thlr. (1871: 414,364 Thlr.), Oel aller Art in Fässern 467,234 Thlr. (1871: 413,937 Thlr.), Maschinen aller Art 433,599 Thlr. (1871: 203,162 Thlr.), Leder 168,250 Thlr. (1871: 103,616 Thlr.), fertige Kleider, Putzwaaren ꝛc. 169,870 Thlr. (1871: 102,250 Thlr.), kurze Waaren 145,375 Thlr. (1871: 89,470 Thlr.), kalzinirte Soda 119,833 Thlr. (1871: 130,507 Thlr.), Thran 111,414 Thlr. (1871: 119,093 Thlr.), Kupferschiede⸗ und Gelbgießer⸗ wagren 87,935 Thlr. (1871: 50,004 Thlr.), Eisenbahnfahrzeuge 80,705 Thlr. (1871: 3682 Thlr.), farbiges bemaltes ꝛc. Glas 77,344 Thlr. (1871: 52,404 Thlr.), rohe Soda 74,590 Thlr. (1871: 65,616

Thlr.), feine Holzwaaren 67,892 Thlr. (1871: 41,516 Thlr.), Fenster⸗

und Tafelglas 63,492 Thlr. (1871: 26,950 Thlr.), gepreßtes, g ꝛc. weißes Glas 62,197 Thlr. (1871: 45,384 Thlr.) ederwaaren 51,016 Thlr. (1871: 27,643 Thlr.).

Kunst und Wissenschaft. b Berlin, 21. April. Der zweite Chirurgen „Kongreß unter Vorsitz des Geheimen Regierungs⸗Raths Professor Dr. v. Lan⸗ genbeck behandelte am Donmnerstag und Freitag, als dem 2. und 3. Sitzungstage des Kongresses, in der Aula der hiesigen Universität fol⸗ gende Gegenstände in höchst eingehender Debatte: 1) „Ueber Schußver⸗ letzungen des Hüftgelenks“ (Ref. Prof. v. Langenbeck). Der Referent stellte es als eine Pflicht der Wissenschaft hin, einen Verband für Schußver⸗

letzungen des Hüftgeleuks zu ersinnen, der es möglich mache, auch diese⸗—

Verwundeten, wenn nothwendig, im Kriege sofort weiter zu transportiren; er konstatirte, daß leider seines Wissens nur 2 Fälle von Schutzver⸗ letzungen des Hüftgelenks im letzten Kriege geheilt worden sind, wäh⸗ rend alle übrigen derartigen Verwundungen mit dem Tode endeten. 2) „Bericht der Kommission für chirurgische Statistik’ (Ref. Herr v. Adelmann). 3) „Ueber Erstirpation der Niere bei Steinkrankheit (Ref. Herr Dr. Simon). 4) „Die typhosen Spontanluxationen“ (Ref. Dr. Güterbock). 5) „Ueber Veränderungen rother Blutkörperchen bei Sepsis septischer Infektion.“ (Ref. Dr. Hüter). 6) „Ein experi⸗ menteller Beitrag zur Lehre von den sentischen Störungen“ (Ref. Dr. Bergmann). 8,

In der letzten diesjährigen Sitzung am Sonnabend präsidirte wie bisher Professor Dr. von Langenbeck. Außer den bereits von uns angeführten Fragen und Gegenständen behandelte der Kon⸗ greß noch folgende: 1) „Ueber Extraktion von Fremdkörpern aus der Blase“ (Ref. Dr. Ebermann). 2) „Ueber die Resultate der Resektionen im Felde“ (Ref. Prof. Dr. Langenbeck). 3) „Ueber Blutersparung bei Operationen an den Extremitäten“ (Ref. Dr. Esmarch). 4) „Ueber Radikalbehandlung der Prostata-Hypertro- phie“ (Ref. Dr. Heine). 5) „Ueber Aetzung carcinomatös er- krankter Knochenflächen mit Chlorzinkpaste, und über die Gewinnung möglichst langer granulirender Lappen bei plastischen Operationen. (Referent Professor Dr. Billroth von Wien). 6) „Bacterien⸗Embolien innerer Organe und Veränderungen der Gefäßwand durch dieselben“. (Ref. Professor Dr. Martini.) 7) Demonstration einiger Instru⸗ mente und Apparate. (Ref. Dr. Chwat.) Die betreffenden Referate werden demnäͤchst im Druck erscheinen.

Die Gesellschaft für Erdkunde feierte gestern um 4 Uhr in Arnims Hotel ihr 45jähriges Stiftungsfest.

Bonn, 17. April. Zur Abhaltung der Gedächtnißfeier zu Ehren Robert Schumanns, welche hier beabsichtigt wird, sind nun definitiv die Tage des 17., 18., 19. und 20. August d. J. fest⸗ gesetzt worden. 8

Leipzig, 20. April. (W. T. B.) Der Ausschuß des deut⸗ schen Journalistentages, welcher hier versammelt ist, hat be⸗ chlossen, eine Generalversammlung der deutschen Journalisten auf den 17. bis 19. August d. J. einzuberufen. In dieser Versammlung soll über das Telegraphenwesen, das Annoncenwesen und über Anträge von Mitgliedern berathen werden.

Schwerin, 19. April. Am 25., 26. und 27. Mai wird das siebente mecklenburgische Musikfest in hiesiger Stadt ab⸗ gehalten werden.

London, 18. April. Die alarmirenden Gerüchte, welchen die „Times“ gestern über Sir Samuel Baker und die Ueberlebenden seiner Expedition Raum gab, haben bis jetzt noch keine Bestätigung gefunden. Weder das Auswärtige Amt noch die Geographische Ge⸗ sellschaft sind im Besitz von Nachrichten, welche Licht über das traurige Gerücht verbreiten könnten. Wie die „Times“ mittheilen, wurde am Mittwoch ein Telegramm an den britischen Generalkonsui in Alexandria gerichtet, in welchem derselbe angewiesen wurde, sich zu erkundigen, welche Bewandniß es mit dem Gerücht habe, aber bis jetzt ist noch keine Antwort eingelaufen. Im Auswärtigem Amt ist soeben ein vom 17. datirtes Telegramm des britischen Generalkonsuls in Alexandria eingelaufen, welches meldet, daß bis zur Stunde weder die ägyptische Regierung noch Andere irgend welche Kunde über Sir Samuel Baker erhalten haben. 8 8 9

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Saargemünd, 18. April. Heute Nachmittag um 3 Uhr hatten wir hier ein wolkenbruchartiges Gewitter vermischt mit Hagelschlag.

Gewerbe und Handel.

Cassel, 20. April. Die zweite ordentliche Generalversamm⸗ lung der Hessischen Bank für das verflossene Geschäftsjahr fand gestern im Kunsthause zu Cassel statt. Es waren anwesend 41 Ak⸗ tionäre mit 420 Stimmen. 8

Nachdem die Sitzung durch den Vorsitzenden, Herrn X Suß⸗ mann aus Berlin, eröffnet war, trug Herr General⸗Konsul Spiegel⸗ thal, Direktor der Hessischen Bank, in urzen Erläuterungen den Ge⸗ schäftsbericht vor. Letzterer befand sich bereits in den Händen der Aktionäre. Von der Wahl dreier Revisoren wurde in Anbetracht der kaum geschehenen Revision durch den Aufsichtsrath mit übergroßer Majorität abgesehen.

Das Gewinn⸗ und Verlust⸗Konto weist einen Gewinn⸗Saldo

von 92,817 Thlr. auf, wovon nach Abzug der ’’ Unkosten

und der erheblichen für das erste Jahr in Abschrift zu stellenden Aus⸗ gaben der Betrag von 67,454 Thlr. als absoluter Reingewinn guf die Aktionäre entfällt. Die Dividende für die abgelaufene Geschäfts⸗ periode wurde mit 6 Thlr. 16 Sgr. 3 Pf. auf Dividendenschein I. genehmigt und soll deren Auszahlung bei der Berliner Bank in Ber⸗ lin und bei der Hessischen Bank in Cassel von jetzt ab und täglich erfolgen. Die Bilanz und das Gewinn⸗ und Verlust⸗Konto werden im Inseratentheil veröffentlicht.

Leipzig, 19. April. (W. T. B.) Der Strike der Buch⸗ druckergehülsen darf nunmehr für ganz Deutschland als beendigt angesehen werden: der Gehaͤlfenverband hat nämlich den Strike in Leipzig und anderwärts für aufgehoben erklärt, da der Verein der Prinzipale die allgemeine Kündigung der Verbandsgehülfen zurück⸗