der Kaiserin⸗Königin nach Baden
während in dem andern eine Anzahl Bremer Bürger für den Fall dieser Reise die Gastfreundschaft der Stadt Bremen an⸗ bieten. Darauf wurde die Sitzung um 4 ½ Uhr geschlossen.
In der heutigen (29.) Sitzung des Reichstages waren als Bevollmächtigte zum Bundesrath die Staats⸗Minister Del⸗ rück und Camphausen mit mehreren Bundeskommissaren an⸗ wesend. Das Haus setzte die dritte Berathung des Münsggesetes fort, und wurden die §§. 4—11 ohne Debatte genehmigt. . 12, der nach der Fassung der zweiten Lesung lautet: Die Ausprägung von Reichsgoldmünzen geschieht auch ferner nach Maßgabe der Bestimmung im §. 6 des Gesetzes, betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen vom 4. Dezember 1871 (Reichs⸗ gesetzbl. S. 404) auf Rechnung des Reicha. Privatpersonen haben das Recht, auf denjenigen Münzstätten, welche sich dazu bereit erklären, soweit dieselben nicht für das Reich beschäftigt sind, Zwanzigmarkstücke ausprägen zu lassen. Die für solche Ausprägungen zu erhebende Gebühr wird vom Reichskanzler mit Zustimmung des Bundesrathes festgestellt, darf aber das Maximum von 7 Mark auf das Pfund fein Gold nicht übersteigen. 8 1. Die Differenz zwischen dieser Gebühr und der Vergütung, welche die Münzstätte für die Ausprägung in Anspruch nimmt, fließt in die Reichskasse. Diese Differenz muß für alle deutschen Münzstätten dieselbe seimn. . ie Münzstätten dürfen für die Ausprägung keine höhere Ver⸗ gütung in Anspruch nehmen, als die Reichskasse für die Ausprä⸗ gung von Zwanzigmarkstücken gewährt,“ beantragte Abg. Dr. Bamberger, das Alinea 2 zu fassen, wie olgt: 1 1 EE1 das Recht, auf den Münzstätten, die sich zur Ausprägung auf Reichsrechnung bereit erklärt haben, v stücke für ihre Rechnung ausprägen zu lassen, soweit diese Mänz⸗ stätten nicht für das Reich beschäftigt sind. 8 8 Der Abg. Banks wollte das dritte Alinea folgendermaßen gefaßt wissen: 8 6u“ SDie für solche Ausprägungen zu erhebende Gebühr wird vom Reiichskanzler mit Zustimmung des Bundesraths bestimmt, und darf ddie von der Reichskasse für die Ausprägung von Zwanzigmarkstücken gewährte Vergütigung nicht übersteigen,“ 1 doch erklärten die Vertreter der Reichsregierung dieses Amende⸗ ment für unannehmbar. Dasselbe wurde mit großer Majorität verworfen, und bei Schluß des Blattes §. 12 in der Fassung der zweiten Berathung mit dem Amendement des Abg. Dr. Bam⸗
berger angenommen.
— Se. Majestät der Kaiser und König haben die Summe von 3000 Thlr. mit der Bestimmung zu bewilligen ge⸗ ruht, daß dieser Betrag dem Dr. phil. F. Jagor in Berlin zu Erwerbungen für die ethnologischen und naturwissenschaftlichen Staatssammlungen gelegentlich seiner bevorstehenden Reise nach Japan, China und Indien zur Verfügung gestellt werde.
— Der General⸗Lieutenant und Chef der Admiralität, Staats⸗Minister von Stosch, ist von Kiel, wohin sich derselbe in dienstlichen Angelegenheit begeben hatte, hierher zurückgekehrt.
— Der General⸗Lieutenant und Commandeur der 2. Garde⸗ Infanterie⸗Division von Budritzki hat eine kurze Urlaubs⸗ reise nach Doelzig bei Soldin angetreten.
— Der General⸗Major und Inspecteur der 1. Ingenieur⸗ Inspektion von Braun hat sich zur Inspizirung der Pionier⸗ Bataillone im Bereich der 1. Pionier⸗, sowie der Festungen im Bereich der 2. Festungs⸗Inspektion auf Dienstreisen begeben.
— Diejenigen Stabsärzte, welche vor einiger Zeit zur Theilnahme an einem im hiesigen Anatomie⸗Gebäude abgehal⸗ tenen Operations⸗Kursus hier eingetroffen waren, haben sich sämmtlich nach Beendigung desselben in ihre resp. Garnisonen zurückbegeben. j
Hannover, 2. Mai. Das Amtsblatt publizirt Ausfüh⸗ rungsbestimmungen der Minister für Handel ꝛc. und des Innern vom 25. April 1873 zum Gesetze, betreffend Abänderungen der Wegegesetzgebung der Provinz Hannover vom 19. März 1873, sowie zum Gesetze über Gemeindewege und Landstraßen vom 28. Juli 1851; ferner: Abänderungen des Reglements vom 18. November 1868 über die Mitwirkung der Provinzialstände bei dem Landstraßen⸗ und Gemeindewegebau.
Bayern. München, 4. Mai. Die von dem König angeordnete festliche Ausspeisung von 3000 Armen hat in mehreren Gasthöfen heute Mittags stattgefunden; überall wurden mit Dank erfüllt die herzlichsten Toaste auf das Wohl Sr. Ma⸗ jestät ausgebracht. —
— Durch heute publizirte Königliche Entschließung vom 29. April sind vielfache Ernennungen, Beförderungen ꝛc. in der Armee, namentlich im Stande der Stabs⸗ und Subaltern⸗Offi⸗ ziere, erfolgt. — Durch Königliche Entschließung wurde die Ein⸗ führung eines neuen Exerzier⸗Reglements, sowie eine In⸗ struktion zum Reitunterricht in der bayerischen Kavallerie (in Uebereinstimmung mit andern deutschen Armeecorps) genehmigt.
Sachsen. Dresden, 7. Mai. Der König und die Königin werden, so viel bis jetzt bestimmt ist, am 15. Mai ihren Aufenthalt im Königlichen Sommer⸗ offs er zu Pillnitz nehmen. Am 18. Mai gedenkt Se. Majestät sodann zum Ge⸗ brauche der Kur nach Bad Ems abzureisen, und zwar wird der König am 18. Mai sich zunächst nach Leipzig begeben, im Kö⸗ niglichen Palais daselbst übernachten, am 19. Mai von Leipzig die Reise fortsetzen, und nach einem kurzen Aufenthalte in Mar⸗ burg (zur Besichtigung der dortigen Kirche) Abends in .
— Der Staats⸗Minister Frhr. v. Friesen ist von
der hierher zurückgekehrt. 8 Leipzig, 7. Mai. Die Fürstin Reuß, füngere Linie, traf gestern Nachmittag 1 ½ Uhr mit Gefolge und Dienerschaft auf der Thüringer Bahn hier ein, trat im Hotel zur Stadt Rom ab und reiste Abends 7 Uhr 10 Minuten nach Dresden Württemberg. Stuttgart, 7. Mai. (W. T. B.) Die hiesige Handelskammr hat heute beschlossen, die Regierung zu ersuchen, sie möge darauf hinwirken, daß der Artikel 18 des Reichsmünzgesetzes, in welchem die Einziehung der nicht auf Reichswährung lautenden Banknoten bis zum 1. Januar 1875 vorgesehen wird, vom Bundesrathe abgelehnt oder wenigstens eine Verlängerung des betreffenden Termins bis Neujahr 1878. zugestanden werde. 1“
Baden. Karlsruhe, 6. Mai. die Großherzogin haben sich
Berlin wie⸗
Der Großherzog und eute Nachmittag zum Besuch egeben und sind heute Abend in die Residenz zurückgekehrt.
Hessen. Darmstadt, 6. Mai. Von Seiten des Mit⸗ gliedes der außerordentlichen Landessynode Kraft ist das Kirchen⸗
Zeitraume waren aber gleichfalls um 5,952,032 Fl. gegen den
ersucht worden: Gesetze über die Kirchenzucht, Ausübung der Disziplinar⸗Gerichtsbarkeit, Klassifikation und Besetzung der Pfarrstellen, Pensionirung der Geistlichen, Verwaltung der Stellen
rend temporärer Verhinderung, Aufbringung der Mittel zur Bestreitung der kirchlichen Bedürfnisse und Verwaltung des Kirchenvermögens.
— Die Sitzungen der Finanz⸗Ausschüsse erster und zweiter Kammer über das Finanzgesetz sind auf den 8. d. M. ver⸗ tagt worden.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 7. Mai. Das „Reg. Bl.“ veröffentlicht eine Verordnung vom 18. April 1873, betreffend die Anlage und den Betrieb von Dampfkesseln.
Braunschweig, 8. Mai. Die Gesetz⸗ und Verordnungs⸗ Sammlung veröffentlicht eine Bek anntmachung des Herzog⸗ lichen Sraats⸗Ministeriums, die Verbesserung der Lage beduͤrftiger Pensionäre durch Bewilligung fortlaufender Unterstützungen be⸗ treffend. d. d. Braunschweig, den 29. April 1873. Dieselbe lautet:
„Da Wir im Einverständnisse mit der Landesversammlung eine Verbesserung der Lage bedürftiger pensionirter Staats⸗, Kir⸗ chen⸗ und Schuldiener durch Bewilligung fortlaufender Unter⸗ stützungen in Erwägung zu ziehen beabsichtigen, so bringen Wir sol⸗ ches den betreffenden Pensionären mit der Aufforderung zur Kenntniß, sich, falls sie die Gewährung von Unterstützung ihren Verhältnissen nach glauben in Anspruch nehmen zu können, an die Behörde, der sie zur Zeit ihrer Pensionirung unterstellt gewesen sind, mit einem bezüg⸗ lichen Gesuche zu wenden. Pensionirte Eisenbahnbeamte haben der⸗ gleichen Gesuche an das Herzogliche Eisenbahn⸗Kommissariat zu richten.
Die Heßho lichen Behörden sind angewiesen, die bei ihnen einge⸗ gangenen Gesuche mit gutachtlichem Berichte an Uns einzusenden.“
— In der Sitzung der Landes⸗Versammlung am 6. d. Mts. wurde als einziger Gegenstand der Tages⸗ ordnung die Wahl eines Mitgliedes des Obergerichts an Stelle des zum Ministerial⸗Rathe ernannten Obergerichts⸗Raths Gro⸗ trian vorgenommen. Es wurden 38 Stimmen abgegeben; von diesen fielen 35 auf den Obergerichts⸗Advokaten Bürgermeister Wolff in Holzminden, 2 auf den Staatsanwalt Hartwieg in Gandersheim und 1 auf den Obergerichts⸗Advokaten Bach zu Holzminden. Nachdem durch den Landsyndikus das Präsen⸗ tationsschreiben verlesen, schloß der Präsident die Sitzung.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 7. Mai. Die Ge⸗ setzsammlung für das Herzogthum Gotha veröffentlicht eine Verordnung, die Form der Heimatsscheine betreffend. Vom 12. April 1873.
Bremen, 8. Mai. (W. T. B.) Auf Antrag des Bür⸗ geramtes fand gestern eine vertrauliche Sitzung der Bürger⸗ schaft statt, in welcher die letztere die Mittheilung von dem bevorstehenden Besuch von Mitgliedern des Bundesraths und Reichstags mit größter Befriedigung entgegennahm und zur Bereitung eines würdigen Empfanges für die hohen Korpo⸗ rationen eine Extrasumme bewillgtet.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 7. Mai. Se. Majestät der Kaiser hat gestern Nachmittag 2 Uhr den regierenden Fürsten Reuß jüngerer Linie Heinrich XIV. empfangen.
XX Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kron⸗ prinz Friedrich Wilhelm und die Kronprinzessin Victoria dinirten am 2. d. M. bei Sr. Königlichen Hoheit dem Erz⸗ herzog Rainer.
Am 4. d. M. fand in dem Alexander⸗ Zimmer der Kaiserlichen und Königlichen Hofburg ein Allerhöchstes Familien⸗ diner statt, an welchem auch der Kronprinz und die Kronprin⸗ zessin des Deutschen Reichs theilnahmen. Höchstdieselben wohnten vorgestern dem Gottesdienste in der evangelischen Kirche bei und dejeunirten darauf bei dem deutschen Botschafter General⸗Lieutenant v. Schweinitz. Heute dinirte Ihre Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin Victoria bei dem deutschen Botschafter.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs hat gestern Nachmittag in der Hofburg den Königlich bayerischen Gesandten, den Königlich württem⸗ bergischen Gesandten und den Herzoglich braunschweigischen Minister Residenten in besonderer Audienz empfangen.
— Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht u. A. das Ge⸗ setz vom 11. April 1873, betreffend die Verlängerung der Gül⸗ tigkeitsdauer des Gesetzes vom 3. März 1868 über die Gebühren⸗ und Stempelfreiheit bei Arrondirung von Grundstücken; das Gesetz vom 26. April 1873, betreffend den Vorgang bei Aende⸗ rungen in den Sprengeln der Gerichtshöfe erster Instanz, und das Gesetz vom 27. April 1873, betreffend die Organisation der Universitätsbehörden.
— (W. T. B.). Vom Handels⸗Minister Ban⸗ hans wurde gestern Abend zu Ehren sämmtlicher bei der Weltausstellung fungirender höherer Beamten und Kom⸗ missare ein Banket gegeben, zu welchem 400 Gäste geladen waren und an welchem auch der Reichs⸗Finanz⸗Minister Holz⸗ gethan, sowie die cisleithanischen Minister Lasser, Glaser, Unger, de Pretis, Horst, die Präsidenten des Reichsraths und des Ab⸗ geordnetenhauses Schmerling und Hopfen und die Präsidenten und Mitglieder der ausländischen Kommissionen für die Welt⸗ ausstellung Theil nahmen. Bei demselben brachte der Präsident der Central⸗Kommission des Deutschen Reichs, Ministerial⸗Direk⸗ tor Moser, den ersten Toast auf den Kaiser von Oesterreich aus, den der Handels⸗Minister Banhans mit einem Trinkspruche auf die Souveräne des Auslandes und die Regierungen aller an der Weltausstellung betheiligten Staaten und die Vertreter der⸗ selben erwiderte. Der englische General⸗Kommissar Earl Cowper, der Vorstand der französischen Kommission du Sommerard und der Amerikaner Bayard Taylor brachten gleichfalls Trink⸗ sprüche aus.
Pesth, 6. Mai. (W. T. B.) Nach dem in dem „Amts⸗ blatte“ veröffentlichten Ausweise über die Staatsein⸗ nahmen und Staatsausgaben im Jahre 1872 sind die Staatseinnahmen um 7,701,999 Fl. gegen den Voranschlag zurückgeblieben, es haben sich aber auch die Staatsausgaben im Ganzen um 30,427,834 Fl. niedriger gestellt, als im Voran⸗ schlage angenommen war. In dem ersten Quartale des laufen⸗ den Jahres 1873 betrugen die Staatseinnahmen 4,376,268 Fl. weniger als veranschlagt war, die Staatsausgaben in demselben
Voranschlag zurückgeblieben.
In der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 3. d. M. berichtete Präsident Bitto über die Art und Weise, wie sich die zur Vermählung der Frau Erzherzogin Gisela entsendete Gra⸗ tulationsdeputation ihres Auftrages entledigte. Baron Ludwig Simonni tadelte bei dieser Gelegenheit die Verstöße, die angeb⸗ lich von einigen hochgestellten Aemtern gegenüber der Reichstags⸗
regiment um baldige Vorlage nachfolgender Ges etzentwürfe
der Präsident, als Führer der Deputation, beobachtete. 22 schloß seine Rede mit der Bemerkung, daß er nicht beabsichtige, einen speziellen Antrag zu stellen und daß er überzeugt sei, daß die fraglichen Verstöße ohne Wissen Sr. Majestät begangen wurden und daß er daher die Tagesordnung beantrage. Das saus schloß sich diesem Antrage an und ging zur Tagesordnung über.
— Wie der Pesther Lloyd“ vernimmt, von Wales mit seinem Bruder, am 8. d. M. nach Pesth kommen. Kerakau, 7. Mai. Erzherzog Karl Ludwig ist zur feier⸗ lichen Eröffnung der Akademie eingetroffen und wurde vom Minister Ziemialkowski, dem Oberst⸗Landmarschall, der Gene⸗ ralität, den Behörden, dem Gemeinderathe und von einer großen Volksmenge festlich empfangen.
Schweiz. Bern, 6. Mai. (W. T. B.) Der Bundes⸗ rath hat der Herzogin von Ma drid, der Gemahlin des Don Carlos, und allen Agenten derselben den ferneren Aufent⸗ halt in den westlichen und südlichen Kantonen der Schweiz unter⸗ sagt, nachdem in der von der Herzogin bewohnten Villa in der Naäͤhe von Genf Kriegsmaterial, welches zur Versendung bereit lag, entdeckt und überhaupt nachgewiesen worden war, daß man Genf zum Centralpunkt für die Unterstützung des karlistischen Aufstandes ausersehen hatte.
Niederlande. Haag, 3. Mai. Der König hat heute Mittag den Haag verlassen, um eine mehrwöchentliche Rund⸗ reise durch die nördlichen Provinzen zu machen. Se. Majestät begiebt sich zunächst nach Assen.
— Die Werbungen von Freiwilligen für den Dienst bei dem ostindischen Heere liefern bereits, wie von mehreren Seiten, u. A. von dem gut unterrichteten Utrechter „Dagblad“, mit⸗ getheilt wird, so günstige Resultate, daß man zuversichtlich dar⸗ auf rechnen zu dürfen glaube, eine genügende Verstärkung der kolonialen Truppen in den Niederlanden selbst finden zu können, so daß man nicht nöthig haben würde, zu Werbungen aus dem Auslande Zuflucht zu nehmen. Aus den Reihen des Offizier⸗ Corps sind die Anmeldungen von Freiwilligen sogar schon so zahlreich ergangen, daß nicht Alle, die es wünschen, zu dem ost⸗ indischen Heere versetzt werden können. Von Mannschaften fin⸗ den massenhafte Anmeldungen infolge der günstigen Bedingungen statt, welche das Kriegs⸗Ministerium vor einigen Tagen für die Anwerbungen von Freiwilligen bekannt gegeben.
— 6. Mai. (W. T. B.) Ein hier eingetroffenes Tele⸗ gramm des General⸗Gouverneurs der Kolonien vom heutigen Tage meldet, daß die Transportflotte morgen von Singa⸗ pore in See gehen sollte. Der Zustand der Truppen sei durchaus befriedigend.
— 7. Mai. Die Regierung hat in der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer einen Gesetzentwurf vorgelegt, in wel⸗ chem die Bewilligung eines Kredits von 5 ½ Millionen für die Expedition gegen die Atchinesen gefordert wird.
wird der Prinz dem Prinzen Arthur,
Großbritannien und Irland. London, 5. Mai. Prinz Adalbert von Preußen besuchte mit seinem Gefolge am Sonnabend die Staatswerfte in Chatham, um dieses Eta⸗ blissement sowie die verschiedenen Kriegsfahrzeuge, die in dem⸗ selben im Bau oder in der Ausbildung begriffen sind, in Augen⸗ schein zu nehmen.
— Der König der Belgier empfing am Freitag im Buckingham⸗Palast den Minister für auswärtige Angelegen⸗ heiten, Lord Granville. Tags darauf statteten ihm die am Hofe von St. James beglaubigten fremden Botschafter und Gesandten ihren Besuch ab. Heute begab sich der König in Begleitung seiner Gemahlin zu einem mehrtägigen Besuche der Königin Victoria nach Schloß Windsor.
— Ein Telegramm aus Toronto in Canada meldet den Sieg der canadischen Regierung anläßlich des von der Oppo⸗ sition gestellten Antrages bezüglich der Internationalen Eisen⸗ bahn. Der Antrag, der ein Mißtrauensvotum gegen die Regie⸗ rung involvirte wurde mit einer Majorität von 25 Stimmen verworfen. 1
— 6. Mai. (W. T. B.) Der Unter⸗Staatssekretär für die Kolonien Hugesson erklärte in der heutigen Sitzung des Unter⸗ hauses auf eine Interpellation Adderley's, daß die Ursachen des Einfalls der Ashantees in britisches Gebiet noch nicht aufge⸗ klärt seien; wie verlautet, hätten Provokationen niederländischer Kolonisten Veranlassung dazu gegeben. Die Invasion habe statt⸗ gefunden, während England mit Abgesandten der Ashantees in friedlichen Unterhandlungen begriffen gewesen sei; auch den Letzteren seien die Ursachen, welche den Angriff veranlaßt hätten, völlig unbekannt gewesen. — Ein von Sir C. Wentworth Dilkeein ge⸗ brachter Antrag auf anderweite Vertheilung des gegenwärtig für England, Schottland und Irland bestehenden Wahlrechts wurde vom Unterhause mit 268 gegen 77 Stimmen abgelehnt.
Frankreich. Paris, 5. Mai. Der Admiral Rigault de Genouilly ist gestern gestorben. Derselbe wurde am 12. April 1807 in Rochefort geboren und galt für einen aus⸗ gezeichneten Marine⸗Offizier. Er machte den Krim⸗Feldzug als Contre⸗Admiral mit und befehligte damals eine Abtheilung Marinesoldaten. 1856 wurde er an die Spitze der Seestation in den indisch⸗französischen Gewässern gestellt. Am 1. Juli 1860 zum Senator ernannt, erhielt er am 27. Januar 1864 die Ad⸗ miralswürde und wurde 1867 Marine⸗Minister.
— Der Minister des Innern hat ein Rundschrei⸗ ben erlassen, worin er allen Präfekten, Unterpräfekten und sonstigen Departemental⸗Beamten den Befehl ertheilt, bei allen Gelegenheiten immer die Uniform zu tragen. — Die Nachricht, der Minister des Innern habe in einem Cirkularschreiben an die Präfekten Bericht über die Frage der Abstimmung nach Arron⸗ dissements und die Wirkung dieses Wahlmodus auf die politische Vertretung jedes Departements verlangt, bestätigt sich. 1—
— Wie aus Algerien berichtet wird, haben die franzö⸗ sischen Truppen, welche den Häuptling Si Slimann ben Kaddur verfolgten, der sich wegen finanzieller Verlegenheiten auf marok⸗ kanisches Gebiet geflüchtet hatte, die Grenze überschritten und diesen Häuptling und einen Theil seiner Leute jenseits derselben festgenommen. Man erwartet daher den Ausbruch eines Krieges mit Marokko.
— 6. Mai. (W. T. B.) Die auf die konstitutionellen Fragen bezüglichen Vorlagen, welche die Regierung nach dem Wiederzusammentreten der Nationalversammlung zu 86 gedenkt, beruhen der „Agence Havas“ zufolge auf durchaus konservativen Grundlagen, sollen aber die Annahme der Republik als definitiver Regierungsform in sich schließen.
Spanien. Madrid, 7. Mai. (W. T. B.) Bei der Brücke
Deputation begangen wurden ; ferner das Verhalten, welches
von Vera hat zwischen Regierungstruppen und Carlisten ein Gefecht stattgefunden; die letzteren hatten 50 Todte. b
Italien. Rom, Mai. (W. T. B.) Die Depu⸗ tirtenkammer begann heute die Bergthung des Klosterge⸗ setzes. Es war eine große Anzahl Deputirter anwesend, 40 Ab⸗ geordnete hatten sich in die Rednerliste eintragen lassen. Der Ju⸗ stiz⸗Minister de Falko erklärte sich damit einverstanden, daß der Entwurf des Ausschusses, welchem er im Wesentlichen zustimme, dessen Amendirung er sich indessen vorbehalte, der Debatte zu Grunde gelegt werde. Der Minister⸗Präsident Lanza kündigte darauf an, daß er morgen ein Amendement zu der Vorlage einbringen werde.
— 7. Mai. me Berathung des E über die religiösen ohne Zwischenfall fort. —
9 — 17 8 hier über den Gesundheitszustand des Pap⸗
stes verbreiteten, beunruhigenden Gerüchte dabee keine Bestä⸗ tigung gefunden. Wenn derselbe auch noch nicht außer aller Gefahr ist, ist in seinem Befinden doch eine Verschlimmerung nicht eingetreten. b
— Der Fürst von Montenegro ist hier eingetroffen.
— 8. Mai. Die von dem Vicomte Damas im Namen der französischen Pilger an den Papst erlassene Adresse und die Antwort des Papstes auf dieselbe wird von der „Opinione“ einer eingehenden Besprechung unterzogen. en
82 Hunc (W. T. B.) Der König hat der Kaiserin von Rußland am Bord ihrer Jacht einen Besuch abgestattet.
Griechenland. Athen, 5. Mai. (W. T. B.) Es ist die Aufhebung sämmtlicher griechischer Gesandt⸗ schaften im Auslande beschlossen worden; nur die Gesandt⸗ schaft in Konstantinopel bleibt auch ferner bestehen.
Türkei. Wie der „Times“ aus Konstantinopel vom 5. Mai telegraphisch gemeldet wird, ist unter dem Vorsitze von Riza ascha eine aus den Ministern der Marine, der auswärtigen Angelegenheite und der öffentlichen Arbeiten, sowie Staats⸗ räthen und Marine⸗Offizieren bestehende Kommission er⸗ nannt worden, um die Interpretation desjenigen Passus des Kaiserlichen Firmans über den Bau des Suezkanals festzu⸗ stellen, welcher sich auf die Erhebung der Abgaben bezieht. — In Bethlehem ist die Ruhe wieder hergestellt; “ ver⸗ langt, daß diejenigen, welche die Grotte geplündert haben, age bestraft werden. b 8 büi weitere Depesche aus Konstantinopel vom 7. Mai meldet: Der Sultan hat den Antrag des Herrn v. Les⸗ seps, eine Kommission zur Berathung der Bencgrencgrage ein⸗ zusectzen, genehmigt und werden behufs Abgabe ihres Gutachtens ausländische Fachmänner dazu berufen werden. Dieselben wer⸗ den jedoch der Kommission nicht als wirkliche Mitglieder ange⸗ hören, da letztere nur aus türkischen Notabilitäten unter Vorsitz des Marine⸗Ministers bestehen und dem Sultan über ihre Ver⸗ handlungen Bericht erstatten soll.
Rumänien. Bukarest, 7. Mai. (W. T. B.) Das in den letzten Tagen vielfach verbreitete, anscheinend aus den der Opposition angehörenden Kreisen stammende Gerücht, daß Fürst Karl die Regierung niederzulegen entschlossen sei, wird von den der Regierung nahestehenden Zeitungsorganen als jeder Be⸗ gründung entbehrend bezeichnet; es wird smug fage daß der Fürst demnächst die Wiener Weltausstellung zu besuchen gedenke. — Der Minister des Auswärtigen Costa⸗Foru hat um seine Entlassung gebeten; als sein Nachfolger wird Constantin Cretzu⸗ lesco genannt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 6. Mai. Das Corps findet, wie der „R. J.* meldet, auf seinem Marsche nach Khiwa noch immer große Schwierigkeiten in dem tiefen Schnee und in dem Mangel an Grünfutter für 8 “ Nachrichten vom General⸗Lieutenant Werewkin zufolge hat die Avantgarde, die am 7. April aus dem Emba⸗ posten abmarschirt ist, die Provinz Tschuschka⸗kul und das Gros, das vier Tage später ausgerückt ist, die 40 Werst vor Tschuschka⸗ kul belegene Provinz Namas⸗tau erreicht. 8
Da Namas⸗tau 106 Werst vom Embaposten entfernt ist und das Gros fünf Tage auf dem Marsche dahin zugebracht hat, haben die Truppen täglich 20 Werst zurückgelegt. . Trotz der Mühseligkeiten des Marsches ist der Gesundheits⸗ zustand der Leute im Orenburgschen Corps befriedigendd.
— Der Gesandte der Vereinigten Staaten am hiesigen Hofe Orr ist in Folge einer Erkältung gestern gestorben.
änemark. Kopenhagen, 5. Mai. Bei der Krö⸗ nu 98 Königs von Schweden in Drontheim beabsich⸗ tigt der König von Dänemark, nach Mittheilung der in Drontheim erscheinenden Zeitungen, dem König Oscar, welcher Ehren⸗Admiral der dänischen Marine ist, die Aufmerksamkeit zu erzeigen, rrg einige Kriegsschiffe die dänische Marine re⸗
räfentiren zu lassen. 1
“ Der wlefhcn, des Innern hat heute einen Gesetz⸗ vorschlag, betreffend die Deicharbeiten auf Lolland und Falster, angemeldet und dem Folkethinge vorgelegt. Der Gesetzvorschlag geht darauf aus, die Regierun zu er⸗ mächtigen, auf der vceküst von Falster, zwischen Elkenöre und Gjedser einen 12 Fuß über täglichem Wasserstande hohen und zwischen Nakskov⸗ und Rödby Fjorde, längs der West⸗ und Süd⸗ küste von Lolland einen ebenso hohen Damm anzulegen. Die Ausgaben haben die Grundstücke zu tragen, welche durch den Damm beshaht werden, jedoch leistet die Staatskasse für die Anlage auf Lolland einen Beitrag von 55,000 Rdl. und für die Anlage auf Falster 70,000 Rdl.
Amerika. New⸗York, 7. Mai. (W. T. B.) Den Unionstruppen in New⸗Orleans ist der Befehl zuge⸗ gangen, den Steuerempfängern bei Erhebung der Steuern hülf⸗ reiche Hand zu leisten. b vüiche ca s. S die Läden der Waffenschmiede und Ge⸗ wehrhändler sind mehrfach geplündert worden.
Asien. Der Korrespondent der „Times“ in Calcutta schreibt unterm 11. April: „Prinz Mahomed Khan, der Rebellen⸗General, der in 1857 so viele Europäer im Rosi⸗ cund tödtete und von General Grant in Shumshabad geschlagen wurde, ist soeben von Mr. Power, Richter von Shahjehanpore, der diesem Treffen beiwohnte, zum Tode verurtheilt worden.
— Ein Telegramm der „Times“ aus Kalkutta vom 3. d. meldet: Boten, die Prinz Hassan in Rangoon erreicht hatten, meldeten, daß Talifu gefallen und dessen Einwohnenschaft vor vier Monaten 1aets zi worden sei. Suliman war todt. Chinesische Boten vom chinesischen Gouverneur an den König von Burmah hatten Bhamöo passirt. .
Afrika. Kairo, 19. April. 1 Nachrichten vor, die bis zum 18. März reichen.
Die Deputirtenkammer setzte heute die örperschaften
Aus Chartum liegen Am 3. März
Der Widerstand der Bevölkerung in
ausgerüstete Flotille von 2 Dampfern und 6 Segelbarken, welch
500 Soldaten an Bord führten, die Stadt verlassen und war den Weißen Nil hinaufgegangen. Am 18. war eine zweite ge⸗ folgt, bestehend aus 2 Dampfern und 4 Barken mit 200 Mann Truppen. Der General⸗Gouverneur Ismail Pascha begleitet die Expedition bis zum Sett, der Flußbarre, welche die Schiffahrt auf dem Weißen Nil südlich vom 10. Grad nördlicher Breite unmöglich macht, um mit Aufbietung aller Kräfte diefes Hinderniß zu beseitigen. Ismail Pascha hat Ordre, dem Baker⸗Pascha Succurs an Mann⸗ schaften und Vorräthen zuzuführen. Baker befindet sich in einem Platze Namens Fatuka in ziemlich bedrängter Lage, um⸗ geben von den wenigen seiner Getreuen, nachdem er aus dem Gebiete von Kamrasi II. zurückgeschlagen und mit den nubischen Söldnern der Compagnie Agad in einen Konflikt gerathen, bei welchem angeblich 130 Mann der Letzteren von Bakers Leuten erschossen wurden. Oberst Purdy ist beauftragt, auf dem Wege via Zanzibar Baker zu erreichen, würde also den mühevollen, zwei Jahre erfordernden Entdeckungsweg von Speke und Grant zu wiederholen haben, um das Land Kamrasi's von Süden her zu gewinnen. Zanzibar liegt unter 6° südl. Breite, Fatuka aber, Bakers gegenwärtiger Zufluchtsort, unter 3 ° nördl. Breite. — Nachrichten vom Kap der guten Hoffnung melden, daß in der Transwaalschen Republik eine wichtige Goldentdeckung gemacht worden ist. Zwischen Sydenburg und Delagoa Bay existirt nämlich ein über 30 Meilen langer werthvoller goldreicher Landstrich. Das Gold wird in einer Tiefe von 4 Fuß gefunden.
Reichstags⸗Angelegenheiten.
Berlin. Dem Reichstag ist der Etat der Reichs⸗Tele⸗ graphen⸗Verwaltung für das Jahr 1874 vorgelegt worden. In demselben sind die Einnahmen auf 4,521,300 Thlr. (787,300 Thlr. mehr als pro 1873) veranschlagt. Die Ausgaben betragen 4,363,977 Thlr. (. 560,704 Thlr.), sodaß ein Ueberschuß von 157,323 Thlr. (+ 226,596 Thlr.) verbleibt. Als einmalige Ausgabe sind 40,000 Thlr. zur Erwerbung eines Telegraphen⸗Dienstgebäudes in Breslau ausge⸗ worfen.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Berlin, 8. Mai. In der Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten erklärte der Finanz⸗Minister Camphausen in der Diskussion über das Erbschaftssteuergesetz, nachdem das Braun’'sche Amendement zu §§. 25 und 28 angenommen war:
Meine Herren! Ich möchte, ehe wir in die Diskussion eintreten, das Hohe Haus darauf aufmerksam machen, daß diese Diskussion sehr an Werth verloren hat. Für die Regierung liegt die Unmög⸗ lichkeit vor, mit den Aenderungen, die das „Abgeordnetenhaus be⸗ schlossen hat, zur Publikation des Gesetzes überzugehen. So hoch wir auch die Reform schätzen, welche die Regierung Ihnen durch die gegenwärtige Vorlage entgegengebracht hat, so sehr wir auch den Ver⸗ lust erkennen, den die Staatseinnahmen haben werden durch die Mil⸗ derungen, die dieser Gesetzentwurf herbeiführen wird, so hat doch natürte Alles seine Grenzen, und wir würden nicht in der Lage sein, Beschlüsse, die wir für absolnt unzweckmäßig halten, nachher anzu⸗ nehmen und dem andern Hause gegenüber zu vertreten.
— Nachdem der Abg. Lasker hierauf den Wunsch ausge⸗ sprochen hatte, die Königliche Staats⸗Regierung möge solche Er⸗ klärungen vor der Abstimmung abgeben, entgegnete der Finanz⸗ minister: 1“
Ich bedaure sehr, wenn ich die Stimmung des Hauses vorhin nicht gleich richtig gewürdigt habe. Der Herr Abg. Braun hat damit begonnen, daß er auf seinen Antrag ein verhältnißmäßig geringes Ge⸗ wicht legte. Nachdem dieser Antrag schon in der vorigen Berathung von dem Vertreter der Staatsregierung auf das Dringendste bekämpft war, nachdem in der heutigen Berathung wiederum ausgesprochen ist, daß die Annahme dieses Antrages einen Keil in das 85 rbschafts⸗ steuergesetz triebe, daß durch die Annahme dieses Antrages auch eine Position des Erbschaftssteuergesetzes, nämlich die Einnahme von S von Geschwistern, erheblich gefährdet würde, da habe ich geglaubt, daß das Haus über die Intentionen der Staatsregierung nicht in Zweifel wäre und ich muß bekennen, meine
erren, ich für meine Person nehme stets sehr ungern Anlaß, eine zu machen, die gleichsam einen Druck auf die Entschließung des Hauses ausüben könnte. Wenn ich in dieser Beziehung also besser gehandelt hätte, die Erklärung vor der Abstimmung abzugeben, nun, meine Herren, dann bitte ich Sie, das in dem vorliegenden Falle zu entschuldigen. Sellte noch einmal ein solcher Fall an mich heran⸗ treten, so werde ich so handeln; aber ich möchte Sie dringend bitten — der Beschluß ist ja überhaupt erst auf Grund eines schriftlichen Antrages gefaßt worden, worüber also eine nochmalige Abfindung stattzufinden hat, und es schien mir daher, daß meine Bemerkung doch nicht ganz so post festum käme, wie angenom⸗ men wurde. 1 — Ueber den von dem Abg. nr 85 aragraphen hinter (§. 41) äußerte der Finanz⸗ Minister: 1 aph geler Ich möchte doch noch ein gutes Wort für die Berücksichtigung der vom Herrn Regierungskommissar vertretenen Auf⸗ einlegen. fofsung, n Sieuergesetzen aller Länder, meine Herren, insbesondere in den englischen Steuergesetzen, hat man stets darauf Bedacht ge⸗ nommen, der Verwaltungsbehörde ausgedehnte Befugnisse zu geben, und die Verwaltungsbehörde hat es sich, wenigstens in Preußen, stets zur Aufgabe gestellt, die ihr überwiesene ee möglichst milde zu hand⸗ haben. Wenn von drakonischer Strenge die Rede ist, dann scheint mir der geehrte Herr Vorredner doch gänzlich übersehen zu haben, daß es sich um Strafen handeln wird von 1 bis 50 Thaler, und daß es einer Behörde durchaus nicht untersagt ist, in den Fällen, wo lediglich aus Fahrlässigkeit das Verzeichniß nicht gehörig eingereicht worden ist, sich mit einer Ordnungsstrafe zu begnügen. Meine Ich glaube Ihnen die Zusicherung ertheilen zu können, daß die Fälle, wo man sich mit einer Ordnungsstrafe begnügt, wahrscheinlich drei Viertel aller vorkommenden Fälle umfassen werden, und ich glaube Ihnen die Ver⸗ sicherung hinzufügen zu können, daß dasjenige, was die Regierung in dem vorliegenden Falle für sich in Anspruch nimmt, ihr bei allen Steuergesetzen, wie sie bestehen, bereits eingeräumt ist. 8 -
Ich bitte daher, die Abänderungsanträge, die heute wieder einge⸗
bracht sind, ablehnen zu wollen.
Kunst und Wissenschaft. München, 5. Mai. Der König hat die Errichtung eines mo⸗ unmentalen Denkmals für Liebig genehmigt und zu demselben einen Beitrag von 1000 Fl. aus der Königlichen Kabinetskasse bewil⸗ ligt. Erster Vorstand des hierfür gebildeten Komites ist der Reichs⸗ Rath von Niethammer, zweiter Vorstand Professor von Bischoff; weitere Mitglieder n 88 S Vollhardt und Jolly. Ein 5 1 Aufruf wird erfolgen. nffentgicher, uftafgs Mai. Die durch den Abgang des Professors Dr. Muther vakant gewordene ordentliche Professur der Rechte an der Universität in Rostock ist dem bisherigen Staatsanwalt in Weimar, Dr. jur. August Thon, verliehen worden. . — 7. ai. Der der Großherzogin⸗Mutter zum Geschenk gemachte Tafelaufsatz ist am Sonnabend Abend zur Ausstellung nach Wien abgegangen. Gewerbe “ Gladbach, 1. Mai. An der heutigen dritten ordentlichen Ge⸗ 1“ der Rheinisch⸗Westfälischen Rückversiche⸗
licher Weise gehoben. Die Gesammtversicherungssumme stieg von circn 29,764,832 Thaler im Jahre 1871 auf ca. 43,436,793 Thaler im letzten Jahre und die Prämien von 87,301 Thlr. im Vorjahre auf 156,486 Thlr. im Jahre 1872, wonach sich ein Mehr von ca. 13,671,961 Thlr. Versicherungssumme und 69,184 Thlr. Prämie im verflossenen Jahre ergiebt. Die Gesammteinnahme incl. der Prämien⸗ und Scha⸗ denreserve aus dem Jahre 1871 betrug 202,588 Thlr. Verausgabt wurden an Retrozessionsprämien 20,495 Thlr., an Schäden abzüglich Provenus und Antheil der Retrozessionäre 102,194 Thlr., ferner an Provision und Verwaltungskosten 25,260 Thlr. Die Gesammtaus⸗ gaben beziffern sich auf 147,996 Thlr. und ergiebt sich nach Abzug der Schaden⸗ und 1vee e ein Reingewinn von 8915 Thlr. Von diesem Reingewinn kommen, nach statutmäßiger Ab⸗ schreibung zum Kapital⸗Reservefonds und der Tantieme für den Vor⸗ stand, Verwaltungsrath und die Direktion im Betrage von 2674 Thlr., 6000 Thlr., also eine Dividende von 6 %, gleich 3 Thlr. pro Aktie, 7 an die Aktionäre und wird der verbleibende Rest von Thlr. dem Extra⸗Reservefonds zugetheilt. Wien, 7. Mai. (W. T. B.) Heute Abend fand eine Konfe⸗ renz der Vertreter von 15 hiesigen Bankinstituten statt, in welcher beschlossen wurde, namhafte Beträge zusammenzuschießen, um die weitere Entwerthung der Börsenpapiere zu verhindern.
London, 7. Mai. (W. T. B.) Die Bank von England hat den Diskont von 4 auf 4 ½ % erhöht.
Verkehrs⸗Anstalten.
— Die Direktion der Altona⸗Kieler Eisenbahngesell⸗
schaft hat ihren Geschäftsbericht für das Jahr 1872 ausgegeben. Unter Verwaltung derselben stehen folgende Bahnen: die Linien Al⸗ tona⸗Kiel und Rendsburg⸗Neumünster 18,68 Meilen, die ostholstei⸗ nischen Bahnen 11,96 Meilen, die Hamburg⸗Altonaer Verbindungs⸗ bahn 0,32 Meilen, die Blankeneser Zweigbahn 1,30 Meilen, zusam⸗ men also 32,26 Meilen, von welchen 15 Meilen doppelgeleisig sind. Diese sämmtliche Strecken haben 9,457,685 Thlr. Anlagekapital gekostet, denen noch für die Neumünster⸗Segeberg⸗Oldesloer Zweig⸗ bahn 170,669 Thlr., sowie die Kosten der Betriebsmittel sämmtlicher Bahnen mit 1,308,898 Thlr. hinzutreten, so daß das gesammte An⸗ lagekapital sich auf 10,937,252 Thlr. stellt. sind aus dem Reservefonds bis jetzt zur weiteren vollständigen Ausrüstung der Bah⸗ nen 1,104,657 Thlr. verwendet worden. Die Transportmittel, über welche die Gesellschaft verfügt, bestehen in: 38 Lokomotiven, 24 Ten⸗ dern, 68 vierrädrigen und 36 sechsrädrigen Personenwagen, 13 Gepäck⸗, 495 Güter⸗ und 40 Arbeitswagen. Die Gesammteinnahme des Jahres 1872 belief sich auf 1,604,925 Thlr., von welchen 709,511 Thlr. oder 44,2 Prozent auf den Personenverkehr 868,988 Thlr. oder 54,6 Prozent auf den Güterverkehr und 26,426 Thlr. oder 1,2 Pro⸗ zent auf sonstige Einnahmen (Pachterträge ꝛc.) enthalten. Es sind im Jahre 1872 überhaupt 1,791,995 Personen gegen 1,621,056 in 1871, an Gepäck, Gütern und Vieh im Ganzen 11,516,554 Ctr. gegen 9,563,123 in 1871 befördert worden. Die Viehtransporte bestanden u. A. in 14,466 Pferden, 26,596 Ochsen, 17,666 Stück E Rindvieh, 244,058 Schwei⸗ nen, 53,742 Schafen. Unter den wichtigeren Waarenartikeln, welche im Fahre 1872 befördert wurden, sind namentlich hervorzuheben: 65,149 Ctr. Lumpen, 489,826 Ctr. Steinkohlen und Koks, 42,003 Ctr. Chemikalien ꝛc., 168,301 Ctr. Petroleum, 65,575 Ctr. Guano, 102,503 Ctr. Roheisen, 204,370 Ctr. Materialeisen, 168,355 Ctr. Eisenwaaren, 1,209,696 Ctr. Getreide und Hülsenfrüchte, 126,797 Ctr. Kartoffeln, 44,894 Ctr. Oel in Fässern, 89,638 Möbel, Instru⸗ mente ꝛc., 41,677 Ctr. Glaswaaren, 73,298 Ctr. Häute und Felle, 813,643 Ctr. europäisches Bau⸗ und Nuhol⸗ 31,231 Ctr. hastem 88,904 Ctr. Bier, 192,286 Ctr. Butter, 61,649 Ctr. Kaffee, 426,662 Ctr. Mühlenfabrikate, 59,220 Ctr. Salz, 55,277 Ctr. Syrup und
onig, 66,587 Ctr. Rohtabak, 55,279 Ctr. Wein, 428,360 Ctr. Zucker, 221,360 Ctr. Manufakturwaaren, 61,619 Ctr. Maschinen und Maschinentheile. — Die durchschnittliche Betriebseinnahme für eine Betriebsmeile betrug im Jahre 1872: 49,842 Thlr. gegen 46,646 Thlr. im Vorjahre und 17,230 Thlr. im ersten Betriebsjahre (1844). . 1u“ ¹
Die Gesammtausgabe des Jahres 1872 belief sich auf 803,247 Thlr. oder 47,14 Prozent der Bruttoeinnahme, so daß sich ein Betriebsüberschuß von 801,678 Thlr. oder 7,88 Prozent des bis ult. Dezember 1872 aufgewendeten Anlagekapitals ergiebt. Der Re⸗ servefonds erreichte am Schlusse des Jahres 1872 die Höhe von 364,599 Thlr. gegen 381,399 Thlr. im Vorjahre, hat also etwas ab⸗ genommen, weil im verflossenen Jahre 46,667 Thlr. für neues Ober⸗ bau⸗Material und als Beitrag zu den Unterhaltungskosten für Loko⸗ motiven und Wagen verwendet worden sind. Die Beamten⸗Pensions⸗ und Unterstützungskasse, an welcher 936 Personen interessirten, . Ende 1872 ein Baarkapital von 140,211 Thlr. gegen 131,410 Thlr. im Jahre 1871. G Pesth, 7. Mai. Der gemischte Zug der Staatsbahn Nr. 136,
welcher von Bazias kam, ist auf der Strecke Steinbruch⸗Pesth in olge falscher Fahrt auf dem rechten gesperrten Geleise verunglückt. Sh., Wagen wurden theils zertrümmert, theils beschädigt. Von den mitfahrenden krainerischen Arbeitern wurden mehrere getödtet, andere chwer und leicht verwundet. Vom ö“ wurden zwei Per⸗ 89. schwer und zwei leicht verletzt. ie mitgeführten Schafe wur⸗ den größtentheils erschlagen.
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.
Haag, Donnerstag, 8. Mai. Der Präsident Thiers hat, wie „Dagblad“ erfährt, in einer an den hiesigen französischen Gesandten Marquis von Gabriac gerichteten Depesche betreffs der Verwicklungen mit Atchin erklärt, daß, gleichviel ob ein Gesandter Atchins nach Frankreich gesandt werden würde oder nicht, letzteres sich unter allen Umständen als ein Freund der Niederlande zeigen werde. Der Präsident hat außerdem seine persönlichen besten Wünsche für den Erfolg der zweiten niederländischen Expedition gegen die Atchinesen den offiziellen Erklärungen hinzugefügt. 1
St. Petersburg, Donnerstag, 8. Mai. Nach eingetrof⸗ fenen Mittheilungen über die Khiwa⸗Expedition war die in Kras⸗ nowodsk (am kaspischen Meere) vereinigte Abtheilung in einer Stärke von 12 Compagnien Infanterie, 400 Kosaken und 16 Ge⸗ schützen nebst mehreren Raketenapparaten gegen Ende März von dort abmarschirt und hatte die Richtung auf Dudur und Ismichschyr eingeschlagen. Die Gesammtlänge des Weges bis Khiwa beträgt 785 Werst. Das auf der Halbinsel Man⸗ gischlak an der Kinderli⸗Bucht versammelte Detache⸗ ment, das aus 12 Compagnien Infanterie, einem Sappeur⸗ Kommando und 600 Mann Miliz⸗Kavallerie besteht und 6 Geschütze, sowie 3 Raketenapparate mit sich führt, war am 14./26. April in der Richtung auf den Aibugir⸗Golf aus⸗ gerückt, um sich dort mit der Abtheilung des Generals Werewkin zu vereinigen. Die Kolonne hat bis dahin einen Weg von 675 Werst zurückzulegen. Der Gesundheitszustand der Truppen ist völlig befriedigend.
New⸗York, Mittwoch, 7. Mai. b gemeldet wird, dauert dort die Aufregung fort. Gouverneur wurde ein Mordversuch gemacht, mißlang.
Wie von New⸗Orleans Auf den
der indessen
Königliche Schauspiele.
Freitag, 9. Mai. Opernhaus. (109. Vorstellung.) Die Hugenotten. Oper in 5 Abtheilungen. Musik von Meyerbeer. allet von P. Taglioni. Urbain: Frl. Schmidtler, von der deutschen Oper in Rotterdam, als Gast. Margarethe: Frl.
Lehmann. Valentine: Fr. v. Voggenhuber. Raoul: Hr. Diener,
hatte eine zur Unterstützung Sir Samuel
Bakers
rungs⸗Aktien⸗Gesellschaft betheiligten sich 22 Aktionäre mit 8 äft der
432 Stimmen. Das Geschäft Ghe ch in nicht unerheb⸗
vom Stadttheater in Cöln, als Gast. Marcel: Hr. Fricke. St.
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