proponirt werden. A. über ein dem nächsten Provinzial⸗Landtage vorzulegendes Regle⸗ ment, betreffend die Einführung der Mobiliarversicherung bei der Schlesischen Land⸗Feuer⸗Societät.
Sachsen. Dresden, 20. Mai. Der König ist, tele⸗ graphischen Nachrichten des „Dr. J.“ zufolge, gestern Abend rz nach 8 Uhr in Ems eingetroffen, woselbst am Bahnhofe die Spitzen der Behörden und eine Anzahl sächsischer Damen und Herren zum feierlichen Empfange anwesend waren. In Leipzig war Se. Majestät vorgestern Abend bei der Ankunft im Bahnhofe von den Herren Divisions⸗Commandeur General⸗Lieu⸗ tenant Nehrhoff von Holderberg, Kreis⸗Direktor von Burgsdorff, General⸗Major Senfft von Pilsach, Bürgermeister Dr. Koch und Polizei⸗Direktor Dr. Rüder auf dem Perron ehrfurchtsvoll begrüßt worden, und als der König gestern früh 8 Uhr von dort die Reise auf der thüringer Bahn fortsetzte, hatten sich die Herren Kreis⸗Direktor von Burgsdorff, General⸗Lieutenant Nehrhoff von Holderberg, General⸗Major Senfft von Pilsach und in Vertre⸗ ung des Raths Stadtrath Franke zur Verabschiedung bei Sr. Majestät auf dem Bahnhofe eingefunden. In Marburg wurde um 4 Uhr Nachmittags das Diner eingenommen und um 5 Uhr dann mittelst Extrazuges die Reise nach Ems fortgesetzt, wo, wie bereits bemerkt, die Ankunft bald nach 8 Uhr erfolgte.
ArCF. — Baden. Karlsruhe, 19. Mai. Die Großherzogin hat sich gestern zum Besuch der Deutschen Kaiserin und Königin von Preußen nach Baden begeben und gedenkt heute Abend in die Residenz zurückzukehren. — Die Manöver werden in diesem Jahre, nach den aus⸗ gegebenen Ordres, in folgender Ordnung abgehalten werden: Die 55. Infanteriebrigade (Regiment 109 und 110) hat vom 14. bis 22. August ihre Exerzitien bei Karlsruhe resp. Mannheim; vom 26. bis 30. August Brigadeexerzitien nördlich von Wiesloch unter dem Brigade⸗Commandenr General⸗Major von Neumann. Die M56. Infanterie⸗Brigade (Regiment 22 und 111) Regimentsexerzitien vom 13. bis 20. August bei Rastatt; vom 22. bis 26. August Bri⸗ gadeexerzitien bei Rastatt unter General⸗Major van Ziemietzky. Die Kavallerie hat vom 11. bis 23. August bei Mannheim Regiments⸗ exerzitien; vom 26. bis 30. August Brigadeexerzitien bei Wiesloch unter General⸗Major von Willisen. Vom 1. bis 13. September fin⸗ den die Detachementsübungen und Feldmanöver mit gemischten Waffen in der Division statt. Hierzu hat die 55. Infanterie⸗Brigade den Rayon, welcher begrenzt ist westlich durch die Eisenbahn Bruchsal⸗ Heidelberg, südlich und östlich durch die Gegend von Mingolsheim, Balzfeld, Zuzenhausen, endlich durch die Gegend bei Bammenthal (Neckargemünd). Die 56. Infanterie⸗Brigade hat hierzu den Rayon wischen Langenbrücken, Oestringen, Eichtersheim, Eschelbach, Hoffen⸗ Heim, Steinfürth, Heidenstein, Weiler und Odenheim.
Hessen. Darmstadt, 15. Mai. Der Wortlaut der Anträge des Finanzausschusses Zweiter Kammer bezüg⸗ lich der Weinsteuer ist nach dem „Fr. J.“ folgender: 11. Für 1874 und 75 die Tranksteuer und Zapfgebühr von Wein
nicht mehr nach den bisherigen gesetzlichen Bestimmungen fortzuerheben, sondern nur in der Weise zu bewilligen, daß jeder Kleinverkäufer von Wein wie Weinhändler 70 pCt. seiner im Jahre 1873 gezahlten Tranksteuer und Zapfgebühr auch für die Jahre 1874 und 75 zu zah⸗
len hat. Ein neu etablirter Weinwirth, Kleinverkäufer von Wein oder Weinhändler soll dagegen für diese zwei Jahre die Steuer zahlen, die durch eine nach Ablauf je eines Vierteljahres vorzunehmende Ab⸗ schätzung seines Absatzes Seitens einer Kommission, deren Zusammen⸗ setzung der Regierung überlassen ist, derart ermittelt wird, daß er 70 Prozent seines ermittelten Absatzes zu versteuern hat und
daß sämmtliche Wirthe und Weinhändler ihre Steuer nach der bis⸗ herigen Einrichtung quartalsweise auf ihren Anforderungszettel zahlen. II. Die Regierung unter Einstellung von nur 272,000 fl. als Einnahme
von Zapfgebühr und Tranksteuer für Wein in den Hauptvoranschlag,
welche nur von Wirthen, Kleinverkäufern und Weinhändlern gezahlt wird — wogegen der Handel von Obstwein vökiig befreit wird und ebenso Privatleute völlig von der Weinsteuer frei werden und unter
Aufhebung jeder Kellerkontrole, Bezettelung und sonstigen Beschränkun⸗ gen vom 1. Januar 1874 an — zu ersuchen, für die nächste Finanzperiode
1876—78 geeignete Vorschläge zu machen, um diese Einnahme von ⁊2272,000 fl., falls ihr völliger Wegfall ohne Ersatz wider Erwarten nicht G sein sollte, auf andere Weise, z. B. durch Ausschlag auf die Einkommensteuer der Staatskasse, zu sichern. III. Mit dem Wegfall der seitherigen Weinsteuergesetzgebung, a so vom 1. Januar 1874 an
behufs Gleichstellung der inneren (hessischen) Besteuerung der 3 Pro⸗
vinzen, die Vorbesteuerung von Oberhessen und Starkenburg mit 3 Heller pro Gulden Normalsteuerkapital wegfallen zu lassen und diese zu 3 ½ pCt. verzinsliche Provinzial⸗Straßenbauschuld, die nach dem Stande von Ende 1872 betrug: für Oberhes en 1,170,726 fl. für Starkenburg 301,000 fl., zusammen 1,471,726 fl., vielmehr als Staatsschuld zu übernehmen, deren Verzinsung und Tilgung forthin 8 11“ Aktiven der Staatsschulden⸗Tilgungskasse
irkt wird.
Oldenburg. Dem am 26. d. M. zusammentretenden Provinzialrath wird u. A. auch eine in der letzten Provin⸗ zialraths⸗Diät bereits begutachtete und nunmehr ins Leben tre⸗
1 tende Geschäftsordnung mitgetheilt und dadurch eine wesentliche Vereinfachung des Geschäftsganges herbeigeführt werden.
3 Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 18. Mai. Die heutige Nummer der „Coburger Zeitung“ enthält Folgendes: Der Irrthum vieler (namentlich österreichischer) Zeitungen, die in Wien lebenden Glieder des Herzoglich⸗sächsischen Hauses, also den Durchlauchtigsten Prinzen August von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, sowie Höchstdessen Gemahlin, die Frau Prinzessin Clementine, kurzweg Her⸗ zog und Herzogin von Coburg h tituliren, hat schon häufig zu un⸗ liebsamen und zuweilen (z. B. für die Korrespondenz) geradezu stören⸗ den Verwechslungen Anlaß gegeben. Es dürfte daher angemessen er⸗ scheinen, daß, wiewohl alle Prinzen des Gesammthauses Sachsen (auch englische, belgische und portugiesische) zugleich „Herzöge zu Sachsen“ sind, doch nur der Chef des Spezialhauses, der der Träger der Re⸗ gierung in den Herzogthümern ist, den Titel Herzog von Sachsen⸗
Coburg⸗Gotha (kü s rechtigt ist.“ rzer also „Herzog von zu fůͤhren be⸗
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 19. Mai. Die Kaiserin welche nach mehrtägigem leichten Unwohlsein gestern Sn ersten Male im offenen Wagen im Prater erschien, wurde von dem zahlreich versammelten Publikum mit den lebhaftesten Ausdrücken der Verehrung und Theilnahme ehrfurchtsvoll begrüßt. — Der Kronprinz Friedrich von Dänemark und der Prinz Arthur von Großbritannien sind gestern Nachmittags mit der West⸗
bahn abgereist. Der Graf von Flandern si seine “ begeben. X“ — Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht das Gese
3. Mai 1873, betreffend die Gewüͤhrung 9 Se-ei8n Vorschüssen aus Staatsmitteln für die im Jahre 1873 in Joa⸗ chimsthal durch Brand Beschädigten; das Gesetz vom 8. Mai 1873, betreffend die Regelung der dienstlichen Verhältnisse der zur Aufsichtspflege für die Erhaltung der Straßen⸗, Brücken⸗ und Flußbauten, dann zur Handhabung der Hafenordnungen berufenen Empiriker; die Verordnung des Gesammt⸗Ministeriums vom 14. Mai 1873, womt auf Grund der Allerhöchsten Ent⸗
Gesetze vom 15. April 1873, R. G. B. Nr
Staatsdiener.
Pesth, 19. Mai.
und Bano.
— 20. Mai. (W. T. B.) Von dem „Pesther Lloyd“ wird der Wortlaut eines Schreibens des e. a Flahee Finanz⸗Ministers de Pretis an den ungarischen Finanz⸗ Minister Kerkapolyi vom 16. d. veröffentlicht, in welchem der Erstere der ungarischen Regierung für ihr Entgegenkommen in der Frage betreffs Suspendirung der Bankakte dankt und er⸗ klärt, daß er das Verlangen der ungarischen Regierung nach einer angemessenen Erhöhung der Dotation für die ungarischen Bankfilialen bei der Nationalbank auf das Wärmste befürwortet habe. Zugleich wird der Beschluß der Nationalbank mitgetheilt, nach welchem dieselbe ihre Bereitwilligkeit erklärt, nicht nur alle gesunden Bedürfnisse des ungarischen Handels und der ungari⸗ schen Industrie zu befriedigen, sondern auch vorläufig auf die Dauer von drei Monaten die Dotation der Bankfiliale in Pesth um 4 Millionen zu erhöhen.;
Schweiz. Genf, 20. Mai. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung des großen Raths beantwortete der Präsident des Po⸗ lizeidepartements, Girod, eine Interpellation, die sich über die ver⸗ fügte Ausweisung mehrerer ausländischer Flüchtlinge, welche sich hier aufgehalten hatten, mißbilligend aussprach. Derselbe wies nach, daß er sich streng innerhalb der Grenzen seiner Kompe⸗ 8 gehalten habe, daß die Flüchtlinge aber des ihnen von der Schweiz gewährten Asyls sich unwürdig erwiesen hätten, und er⸗ klärte, daß er in ähnlichem Falle gegen Alle, welche den Ge⸗ setzen des Landes sich nicht fügen wollten, in der nämlichen Weise vorgehen würde. Es wurde dem Zwischenfalle keine weitere Folge gegeben. Zu den Ausgewiesenen gehören Lyrille und Coeur de Roiz. — Pater Hyacinth vollzog am letzten Sonntag drei Taufen und mehrere Kommunionen; ein sehr zahlreiches Publikum wohnte den heiligen Handlungen bei.
Solothurn, 20. Mai. (W. T. B.) Der Kantonal⸗ rath hat bei Berathung des neuen Strafgesetzes mit 70 gegen 11 Stimmen die Aufhebung der Todesstrafe beschlossen und eine straͤfgesetzliche Bestimmung über den Mißbrauch der Kanzel in das Strafgesetzbuch aufgenommen.
Niederlande. Haag, 20. Mai. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat nach mehrwöchentlichen Berathungen heute den Gesetzentwurf wegen anderweiter Organisation des Gerichtswesens mit 39 gegen 17 Stimmen abgelehnt. Von der Ersten Kammer wurde mit 18 gegen 14 Stimmen die Vor⸗ lage über die Erbauung eines Docks in Vlissingen verworfen.
Großbritannien und Irlaund. London, 19. Mai. Zu der Feier des Geburtstages der Königin am 24. d. M. haben der Premier⸗Minister Gladstone, der Marine⸗Minister und der Minister des Innern Bruce Einladungen zu Galadiners er⸗ gehen lassen.
— Eine Deputation unter Führung von Lord Ebury hatte am Sonnabend eine Audienz bei dem Minister des Innern, um das Problem zu befürworten, eine neue Regierung für die Metropole zu schaffen, d. h. die bis jetzt zerstreuten hauptstädtischen Behörden in eine kompetente Munizipalregierung zu konzentriren. Der Minister, welcher die große Wichtigkeit und Dringlichkeit der Frage anerkannte, versprach, dem Gegenstand, sobald es der Stand der öffentlichen Geschäfte erlaube, reifliche Erwägung widmen zu wollen.
— Im Auswärtigen Amt ist von Oberst Stanton, dem britischen General⸗Konsul in Alexandria, folgendes vom 17. ds. datirter 82„ ramm eingelaufen:
1 „Die ägyptische Regierung hat so eben eine vom 15. März da⸗ tirte Depesche von dem General⸗Gouverneur des südlichen — 88 halten, welche die Ankunft der Sir Samuel Baker gesandten Verstärkungen in Gondokoro meldet, die jüngst Ew. Lordschaft be⸗ treffs der Sicherheit der Bakerschen Expedition übersandten Privat⸗ nachrichten bestätigt, und hinzugefügt, daß in Willfahrung von Sir Samuel Bakers Verlangen ihm 200 Soldaten mit Salz und Muni⸗ tionsvorräthen geschickt worden waren. Sir Samuel Baker hatte den See nicht erreicht.“
— 20. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus hat in seiner gestrigen Sitzung das Marinebudget genehmigt.
Frankreich. Paris, 19. Mai. In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung legte Baragnon einen Gesetz⸗ entwurf vor, in welchem er mit 75 anderen Deputirten verlangt, daß zur Durchstehung des Simplon von 1875 an während 12 Jahre 188 Jahr 4 nangeh bserigt werden.
— Der neu ernannte Minister des öffentlichen Unterrichts Waddington, ist 1826 in Paris geboren 8 Sohn 588 englischen Industriellen, machte seine Studien auf der Univer⸗ sität in Cambridge, wählte aber im 20. Jahre die französische Nationalität. Nach dem französischen Rechte sind in Frankreich geborene Ausländer, die ihrer Militärpflicht nachkommen, von Rechts wegen Franzosen. Waddington, ein ausgezeichneter Hel⸗ lenist und Numismatiker, machte mehrere Reisen in Kleinasien und wurde 1865 zum Mitgliede der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres ernannt. Unter seinen Schriften ist die bemer⸗ kenswertheste: „Voyage en Grèce et en Asie mineure“K.
Versailles, 20. Mai. (W. T B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung konstituirten sich zu⸗ nächst die Bureaux. Von den Vorsitzenden derselben, welche alsbald gewählt wurden, gehören 13 der Rechten oder dem rechten Centrum, 2 dem linken Centrum an. Bei der hierauf vorgenommenen Wahl eines Präsidenten der Nationalversamm⸗ lung erhielt Buffet 359 Stimmen, 289 Stimmen fielen auf Martel, Buffet ist somit gewählt. Als Vize⸗Präsidenten gingen aus der Wahl hervor: Goulard, Benoist d'Azy und Vitet. Martel erhielt keine genügende Majorität. Von dem Justiz⸗ Minister Dufaure wurde das neue Wahlgesetz vorgelegt. Die Regierung hat ihr Cinverständniß damit erklärt, daß die Debatte 2 Srgner . der 2 betreffs einer Modifikation
inisteriums in entschieden konservati Si i⸗ 28, Seee sch s vem Sinne am Frei⸗
Spanien. In Finanzkreisen wird, wie die „Ha 2 Börsenhalle“ aus Madrid vom 18. d. meldet, bverembene der Finanz⸗Minister die Herstellung des finanziellen Gleich⸗ gewichts durch Ersparnisse beim Kriegs⸗ und Marinebudget, sowie durch Reduzirung der Zinsen für die Zprozentige Staats⸗ schuld auf die Hälfte herbeizuführen beabsichtige; die Bezahlung der andern Hälfte der Zinsen werde von demselben für spätere
schließung vom 10. Mai 1873 eine Vollzugsvorschrift zu dem
21, ie s der Bezüge der aktiven Staatsbeamten kundgemacht wird; die Verordnung des Gesammt⸗Ministeriums vom 15. Mai 1873, betreffend die Anweisung und Löschung der Bezüge der
ef Im Abgeordnetenhause eröffnete der Präsident Bitto die heutige erste Sitzung der zweiten Session. Es wurden sodann die Stimmzettel für die Wahl des ersten und zweiten Vize⸗Präsidenten abgegeben. Gewählt wurden Pereczel
Rußland und Polen. St. Peters g, 19. Mai. Ueber die Reise des Schahs von Persien veröffentlicht der „R.⸗A.“ mehrere Telegramme aus Astrachan, vom 16. Mai.
Der Schah von Persien wurde danach am 14. Mai, um 9 Uhr Abends, auf dem Meere von dem Gouverneur von Astrachan empfangen, der sogleich aufgefordert wurde, sich Sr. Majestät vorzustellen. Nachdem der Gouverneur Se. Majestät begrüßt und zum glücklichen Eintreffen an der Grenze Rußlands beglückwünscht hatte, bat er um die Erlaubniß, vorauszueilen, um den Schah in Astrachan empfangen zu können.
Am 15. Mai, um 3 Uhr Nachmittags, traf der Schah in Astrachan ein, wo er bei großem Zudrange des Publikums mit Salutfchüssen und mit der persischen Nationalhymne empfangen wurde. Vom Landungsplatze begab sich der Schah in die für ihn im Hause des Gouverneurs eingerichtete Wohnung, vor deren Thür er die von der Garnison gegebene Ehrenwache annahm. Während der Fahrt dahin wurde Se. Majestät von dem auf dem Wege versammelten Volke freudig begrüßt.
Nach kurzer Erholung wünschte der Schah das Feuerwehr⸗ Kommando zu sehen, dessen Evolutionen er aus dem Fenster zusah. Am Abend besuchte der Schah das Theater und wurde beim Eintritt mit der persischen Nationalhymne empfangen. Se. Majestät blieb bis zum Ende der Vorstellung.
— Am 16. d. M. wurde bei Gelegenheit der jährlichen Versammlung des deutschen Wohlthätigkeits⸗Vereins der Jahresbericht desselben pro 1872 vertheilt. Nach demselben wurden im Jahre 1872 im Ganzen 2589 Personen (wobei eine ganze Familie als ein Individuum gerechnet ist) von dem Verein, dessen Präsident der deutsche Botschafter ist, unterstützt. Davon fallen der Heimath nach: auf Preußen 46 Prozent, Sachsen (Königreich) 12 Prozent, Oesterreich 10 Prozent, Mecklenburg 9 Prozent, Baden 4 Prozent, Bayern 3 Prozent, Württemberg 2 Prozent, Hamburg 4 Prozent, Lübeck 2 Prozent u. s. w. In dem Armen⸗ und Erziehungshause, welches der Verein besitzt befanden sich am 31. Dezember 1872 22 Männer, 27 Frauen, 21 Knaben und 31 Mädchen, im Ganzen 101 Personen. Der Verein verausgabte an Geldunterstützungen und für den Unter⸗ halt des Armen⸗ und Erziehungshauses die Summe von 17,000 Rubeln, die hauptsächlich durch freiwillige Beiträge (14,000 Ru⸗ bel) aufgebracht wurden.
2 20. Mai. (W. T. B.) Die orenburger Abtheilung des Chiwa⸗Expeditionscorps ist, dem „Russischen In⸗ validen“ zufolge, am 30. April in Issentschagyl in der Nähe des nordwestlichen Ufers des Aralsees eingetroffen, die Mangi⸗ schlak⸗Abtheilung desselben ist am 1. Mai in Byschakty ange⸗ kommen. Letztere hat ein Scharmützel mit den Kirgisen bestan⸗ den, bei welchem die Kirgisen einige Todte, die Russen und die Kirgisen mehrere Verwundete hatten. — Die Namen der vom Chan von Chiwa in Freiheit gesetzten russischen Gefan⸗ genen werden vom „Russischen Invaliden“ bekannt gemacht.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. Mai Die schwedische Regierung hat dem einen Vor⸗ schlag über Veranstaltungen zur Umänderung der sogenannten reellen Apothekerbewilligungen in persönliche vorgelegt. Der Vor⸗ schlag geht darauf aus, 1) daß mit dem Schlusse des Jahres 1920 die Gültigkeit jedes Handels mit, oder Uebertragung von Apothekerprivilegien wegfallen soll, so daß nach der angegebenen
Zeit das Reckt zum Betrieb der Apotheken in jeder Beziehung
nur von den allezeit hierüber geltenden allgemeinen Bestimmun⸗ gen abhängig wird; und 2) daß, bei Voraussetzung der vorher⸗ gesehenen Bildung eines Amortisationsfonds zur Einlösung der jetzt verkäuflichen Privilegien, es jedem Inhaber einer Apotheke deren Privilegium vom Fonds eingelöst worden ist oder jeder neuen Apotheke, welche vor Ablauf des genannten Jahres in einer Stadt errichtet werden sollte, zur Pflicht gemacht wird, jährlich einen Beitrag zur Amortisation der zur Einlösung der Privile⸗ gien geliehenen Summen zu leisten: alles in Uebereinstimmung mit den Vorschriften, welche durch Befehl des Königs in den Statuten des Amortisationsfonds als gültig anzusehen sind.
Dänemark. Kopenhagen, 17. Mai. Das Münz⸗ gesetz kam gestern im Landsthing zur dritten Berathung. Der Finanz⸗Minister hatte vorgeschlagen, das Gesetz dahin abzu⸗ ändern, daß die Konvention jetzt nur für Schweden und Däne⸗ mark Gültigkeit erhalte, da Norwegen derselben nicht beitreten will. Auf eine Frage des Abg. Fischer, betreffend die zukünftige Stellung Norwegens, antwortete der Finanz⸗Minister, daß seiner Meinung nach nur wenig Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden sei, daß das zukünftige Münzsystem Norwegens in allen Theilen mit dem dänischen und schwedischen Systeme übereinstimmen werde; jedoch halte er es für gerathen, daß Norwegen sich der im Ge⸗ setze vorgeschlagenen Konvention anschlösse. Nach einer kurzen “ wurde der an g, ag des Ministers ein⸗ mmig angenommen, und das Gesetz geht j 5 . hmmig ang s Gesetz geht jetzt an das Lands — 19. Mai. Cirkulirende Gerüchte von einer Minister⸗ 18 s ne einen vüegraan der „Hamb. Nachr.“ vnsgläe asg unbegründet. Thomsen behält seine beiden Port ill Kriegs⸗ 1 Marine⸗Minister. 1““ 1“ as Folkething genehmigte mit 63 gege Stimmen definitiv die Münzkonvention mit we. nIene.
Der auf Verwerfung gerichtete Vorschlag der Link 8 30 gegen 64 Stimmen. ch rschlag d inken erhielt nur
Amerika. Washington, 19. Mai. (W. T. B.) Pi ⸗ pont hat die Uebernahme des Postens als Gesandter der ““ Staaten am russischen Hofe ausgeschlagen. — Von der mexi⸗ kanischen Grenze gehen aufs Neue Nachrichten von dort statt⸗ gehabten Verheerungen und Plünderungen der Ansiedler ein. — Die Nachrichten aus Paraguay lauten dem „Buenos Ayres Standard“ zufolge widersprechend. Von einer Seite wird dabei beharrt, daß im ganzen Lande Revolution herrsche, wäh⸗ rend von anderen Seiten behauptet wird, daß Caballero mit 1500 Mann noch immer im Lande stehe. In Asuncion haben zahlreiche Verhaftungen stattgefunden, und man sagt in dieser Stadt, daß nur die Anwesenheit brasilianischer Truppen daselbst die Existenz der paraguitischen Regierung garantire, und daß, sobald die Garnison abziehe, nichts mehr sicher sein würde. I1“ Geburtstage des Deutschen Kaisers sandte, wie die „N. A. 3.“ mittheilt, dem Vertreter des Deutschen Reichs in Santiago (Chili) der Präsident der chilenischen Re⸗ publik einen Offizier seiner Garde (vom Regiment reitender Jäger), um seine Glückwünsche darzubringen. Dem Offtzier folgte das Musikcorps desselben Regiments und spielte vor dem Hause des Kaiserlichen Minister⸗Residenten. In Santiago war am Regierungspalast, in Valparaiso am Hause der Intendan⸗ tur zur Feier des 22. März die Nationalflagge von Chili auf⸗ gezogen. Der deutsche Minister⸗Resident empfing am Vormittag
Zeit ausdrücklich zugesichert werden.
1“
die Glückwünsche der Staats⸗Minister und der Mitglied — . 2 er des diplomatischen Corps, welche, nebst hohen iücischen Betmden
“ anderweiten Vorlagen,
Sammlung und der Amtsblätter.
vpoon Eschhofen nach
dann von dem Vertreter des Kaisers zur Tafel gezogen wurden. Bei diesem Diner brachte der Minister der Auswärtigen Ange⸗ legenheiten einen Toast auf das Wohl Sr. Majestät aus, wäh⸗ rend dessen sich Alle von ihren Plätzen erhoben. Der Minister⸗
Resident erwiderte mit einem Trinkspruch auf die Gesundheit des Präsidenten der Republik.
Asien. Nachrichten aus Japan zufolge, die in Paris eingetroffen sind, haben die 1938 eingeborenen Christen, die vor etwa 3 Jahren von ihren Dörfern in der Nachbarschaft von Nagasaki nach den äußersten Punkten des Reiches transportirt wurden, bedingungslose Erlaubniß erhalten, nach ihrer Heimath zurückzukehren.
1 Landtags⸗Angelegenheiten.
Uebersicht der Thäͤtigkeit beider Häuser des Landtags in der Session 1872/73.
Ddie mit dem gestrigen Tage, dem 20. Mai geschlossene Landtags⸗
session, ist am 12. November 1872 11““ hat also im Gan⸗
zen 6 Monat und 8 Tage gedauert. ie Zahl der Vorlagen ist un⸗ gewöhnlich groß,
nicht weniger die der erledigten Angelegenheiten ge⸗ Seitens der Königlichen Staatsregierung sind, abgesehen von den beiden Häusern des Landtags 64 Gesetz⸗ entwürfe zugesandt, von denen 16 zunächst bei drn, Heeehehs⸗ 48 bei dem 88n der Abgeordneten eingingen. Von diesen sind 51 Ge⸗ setzentwürfe in übereinstimmender Fassung aus den Beschlüssen beider Häuser des Landtags hervorgegangen, nämlich:
1) Eö. betr. die Feststellung des Staatshaushalts⸗Etats für das Jahr 1873. 6
5 82 Besetzentwurf, betr. die außerordentliche Tilgung von Staats⸗ ulden.
3) Gesetzentwurf wegen Abänderung des Gesetzes vom 1. Mai 1851, betr. die Einführung einer Klassen⸗ und klassifizirten Einkommensteuer. —52 Gesetzentwurf, betr. die Erbschaftssteuer. 1
5) Gesetzentwurf, betr. die Aufhebung beziehungsweis
gung gewisser Stempelabgaben. 8 . 1 6) Eeereea betr. die Ermäßigung der Meßabgabe in Frank⸗ furt a. O. b 7) Gesetz ntwurf, betr. die auf Grund des Reichsgesetzes vom 8. Juli 1872 zur Ueberweisung an Preußen gelangenden Geldmittel. 1 8) Gesetzentwurf, betr. die Aufnahme einer Anleihe von 120 Millionen Thaler zur Erweiterung, Vervollständigung und besseren Ausrüstung des Staats⸗Eisenbahnnetzes.
9) Gesetzentwurf, betr. die Bewilligung der Geldmittel zur Be⸗ seitigung des durch die Sturmfluth der Ostsee am 12. und 13. No⸗ vember v. J. hervorgerufenen Nothstandes und zur Ausführung von Deichen und Uferschutzwerken an den Küsten der Provinzen Pommern
id Schleswig⸗Holstein. b 10) Gesetzentwurf, betr. die den Angehörigen der Reserve und Landwehr geleisteten Beihülfe. — 3 11) Gesetzentwurf, betr. die Dotation der Provinzial⸗Verbände. 12) Gesetzentwurf, betr. die Reisekosten und Diäten der Mitglieder des Hauses der Abzeordneten. “
13) Gesetzentwurf, betr. die Gewährung von Wohnungsgeldzuschüssen
n die unmittelbaren Staatsbeamten.
14) Gesetzentwurf, betr. die Tagegelder und die Reisekosten der Staatsbeamten. —
15) Gesetzentwurf, betr. die Erhöhung der Gebühren der Advokat⸗ und Advokaten im Bezirk des Appellationsgerichtshofes zu Cöln.
16) Gesetzentwurf, betr. die den Gerichtsbeamten bei den Kollegial⸗ Gerichten im Bezirk des Appellationsgerichtshofes zu Eöln sür Reisen in Civilprozessen zustehenden Reisekosten und Tagegelder.
17) Gesetzentwurf, betr. die Kautionen der Stagtsbeamten.
18) Gesetzentwurf, betr. die Verpflichtung zum Halten der Gesetz⸗
e Ermäßi⸗
1 19) Gesetzentwurf, betr. das zur Eheschließung erforderliche Lebensalter. 8 8 3 8 20) Gesetzentwurf, betr. die Aufhebung und Ablösung der auf den Betrieb des Abdeckereigewerbes hezüglichen Berechtigungen. 1 21) Gesetzentwurf, betr. die Abänderung des §. 235 des Allge⸗ meinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865. 1 22) Gesetzentwurf, betr. die Aenderung des §. 3 des Gesetzes vom 19. März 1860 wegen Revision der Normalpreise. 23) Gesetzentwurf über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen. 1“ 1 24) Gesetzentwurf über die kirchliche Disziplinargewalt und die Errichtung des Königlichen Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten. 25) Gesetzentwurf über die Grenzen des Rechts zum Gebrauche
kirchlicher Straf⸗ und Zochtmittel.
26) Gesetzentwurf, betr. den Austritt aus der Kirche.
27) Kreisordnung für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Feln⸗ Schlesien und Sachsen.
28) Gesetzentwurf, betr. die Ausführung der Kreisordnung vom
13. Dezember 1872.
29) Gesetzentwurf, betr. die Theilung des Kreises Sternberg.
30) Gesetzentwurf, betr. die Theilung des Kreises Beuthen.
2 Gesetzentwurf, betr. die Organisation der General⸗Kommis⸗ sionen für die Provinzen Posen, Pommern und Brandenburg.
32) I“ betr. die Verfassung der Amtsverbände und des Landes⸗Kommunalverbandes in den Hohen ollernschen Landen.
33) Gesetzentwurf über das Geneat chwcefen in den Hohenzollern⸗ schen Landen. 8 .
34) Gesetzentwurf, betr. die Lösung von Jagdscheinen in den Hohenzollernschen Landen. 1 1
8 8* Gesetzentwurf, betreffend die veränderte Abgrenzung des Jade⸗ gebiets. 36) Gesetzentwurf, betr. den Rechtszustand des Jadegebiets.
37) Gesetzentwurf über das Grundbnchwesen im Jadegebiet.
38) Gesetzentwurf über das Grundbuchwesen im Bezirk des Appel⸗ lationsgerichts zu 5 mit Ausschluß des Amtsgerichts Vöhl.
39) Gesetzentwurf, betr. die Verwerthung der Forstnutzungen aus den Stactswaldungen in den vormals kurhessischen Landestheilen.
40) Gesetzentwurf, betr. die Aufhebung des Jagdrechts auf frem⸗ dem Grund und Boden in den vormals Kurfuͤrstlich hessischen und “ hessischen Landestheilen und in der Provinz Schleswig⸗
olstein.
41) Gesetzentwurf, betr. die Ablösung der Reallasten in der Pro⸗ vinz Schleswig⸗Holstein.
42) Gesetzentwurf Schleswig⸗Holstein. 8 3
43) Gesetzentwurf, betr. die Aufhebung verschiedener Gesetze und Verordnungen der ehemaligen freien Stadt Frankfurt.
44) Gesetzentwurf, betr. das Grundbuchwesen im Bezirk des Justiz⸗ senats zu Ehrenbreitstein. 1 1
45) Gesetzentwurf, betr. das Grundbuchwesen und die Verpfän⸗ dung von Seeschiffen in Neu⸗Vorpommern und Rügen. 3
46) Gesetzentwurf über das Grundbuchwesen in der Provinz Han⸗ nover mit Ausschluß des Jadegebiets.
47) Gesetzentwurf, betr. die Aufhebung der in der Provinz Han⸗ nover bestehenden Verkaufs⸗, Näher⸗ und Retrakt⸗Rechte.
48) Gesetzentwurf, betr. die Abänderung der Wegegesetzgebung der Provinz Hannover.
49) Gesetzentwurf wegen Abänderung und Ergänzung des han⸗ Fefetlechen Gesetzes vom 8. November 1856 über Aufhebung von Weide⸗ rechten.
50) Gesetzentwurf, betr. die Abstellang der auf Forsten haftenden Berechtigungen und die Theilung gemeinschaftlicher Forsten für die Provinz Hannover.
51) Gesetzentwurf, Gesetz vom 25. Mä⸗
über das Grundbuchwesen in der Provinz
betr. die Abstandnahme von der durch das 1872 angeordneten Ausführung einer Eisenbahn amberg für Staatsrechnung.
—
Von anderweitigen Vorlagen, — 1— Staatsregierung haben durch beide Häuser des Landtags ihre Erledi⸗ gung gefunden; 4 1 .
1) Allerhöchste Botschaft wegen Bildung einer Spezial⸗Unter⸗ suchungs⸗Kommission in Betreff der Eisenbahn⸗Konzession.
2) Vierundzwanzigster Bericht der Staatsschulden⸗Kommission. b 9 Rechenschaftsbericht über die Konsolidation preußischer Staats⸗
nleihen.
4) Rechenschaftsbericht, betr. die Verwendung der der Stzatskasse im Jahre 1872 aus Zoll⸗ und Steuerkrediten zufließenden einmaligen Einnahmen. 8
5) Rechenschaftsbericht über die Verwendung des zur Gewährung von Beihülfen an Angehörige der Reserve und Landwehr durch das Reichsgesetz vom 22. Juni 1871 bereit gestellten 88 8 b8. ee Rechnung über den Staatshaushalts⸗Ctat des
ahres 1868.
7) Allgemeine Rechnung über den Staatshaushalts⸗Etat des Jahres 1869.
8) Allgemeine Rechnung über den Staatshaushalts⸗Etat des Jahres 1870.
9) Uebersicht von den Staats⸗Einnahmen und Ausgaben ꝛc. des Jahres 1871.
Unerledigt geblieben sind von den beiden Häusern des Land⸗ tags gemachten Vorlagen “
a. im Herrenhause:
1) Gesetzentwurf, betr. Garnison Mainz;
b. im Hause der Abgeordneten: —
2) Fischerei⸗Gesetz für den preußischen Staat.
3) Gesetzentwurf, betr. die Regulirung der staatsrechtlichen Stel⸗ lung des Fürstlichen Hauses zu Sayn⸗Wittgenstein⸗Berleburg. 1 14) Gesetzentwurf, betr. den standesherrlichen Rechtszustand des Herzogs von Aremberg wegen des Herzogthums Aremberg⸗Meppen.
5) Gesetzentwurf über die Eisenbahn⸗Kommissariate.
6) Gesetzentwurf über die Entziehung von Grundeigenthum.
7) Gesetzentwurf, betr. die Ausführung des Vorbehalts bezüglich der Grafschaften Wernigerode⸗Stolberg. Bezüglich §. 181 der Kreis⸗ ordnung vom 13. Dezember 1872. 8 8
8) Gesetzentwurf, betr. das Kostenwesen in Auseinandersetzungs⸗ Angelegenheiten. san
9) Gesetzentwurf, betr. die Geschäftssprache der Behörden, Be⸗ amten und politischen Körperschaften. — 18
10) Gesetzentwurf, betr. das Expropriationsverfahren in den ehe⸗ mals bayerischen Landestheilen.
11) Gesetzentwurf, betr. die Berechnung des Kostenpauschquan⸗ tums in den Streitsachen der Armenverbände.
12) Gesetzentwurf, betr. die Vereinigung des Ober⸗Appellations⸗ gerichts mit dem Ober⸗Tribunal.
13) Rezeß über die Regulirung der Landeshoheitsgrenze in den Dörfern Suckow, Drenickow, Prorep und deren Feldmarken. 8
Abgelehnt wurde Seitens des Herrenhauses der Gesetzentwurf, betr. die Betheiligung der Staatsbeamten bei der Verwaltung von Erwerbsgesellschaften.
Aus der Initiative des Landtags, hauses, gingen hervor: “
1) Gesetzentwurf über Abänderung der Artikel 15 und 18 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850.
2) Gesetzentwurf über die Aufhebung der Mahl⸗ und Schlachtsteuer.
3) Gesetzentwurf über die Aufhebung des Zeitungs⸗ und Kalender⸗ Stempels;
von denen die beiden erstangeführten auch die Zustimmung des Herrenhauses erhielten, der letztere von diesem abgelehnt wurde.
Außerdem wurden im Herrenhause 2, im Abgeocrdnetenhause 10 Interpellationen geftellt und beuntwortet. Im Herentan kam 1 An⸗ trag, im Abgeordnetenhause gelangten 13 Anträge zur Verhandlung. Petitionen gingen ein: beim Herrenhause 256 und wurden bis auf 6 durch Berathung und Beschlußfassung erledigt, im Abgeordnetenhause 2725, von denen 785 nicht zur Berathung und Beschlußfassung ge⸗ langten. Im Herrenhause haben 35 Plenarsitzungen, 27 Abtheilungs⸗ sitzungen und 61, Kommissionssitzungen stattgefunden und sind 76 schriftliche und mündliche Kommissionsberichte erstattet. Im Abgeord⸗ netenhause beträgt die Zahl der Plenarsitzungen 80, der Abtheilungs⸗ sitzungen 95, der Kommissionssitzungen 214; es wurden 73 mündliche und schriftliche Berichte von den Kommissionen erstattet und 39 Neu⸗ wahlen geprüft.“
die Aufhebung der Exterritorialität der
und zwar des Abgeordneten⸗
Unter dem Titel Kirchengesetze sind soeben im Verlage der Königlichen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. von Decker) erschie⸗ nen: Gesetz, betreffend die Abänderung der Artikel 15 und 18 der Verfassungs⸗Urkunde vom 31. Januar 1850. Vom 5. April 1873.— Gesetz über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen. Vom 11. Mai 1873. — Gesetz über die kirchliche Disziplinargewalt und die Errichtung des Königlichen Gerichtshofes für kirchliche Angelegen⸗ heiten. Vom 12. Mai 1873. — Gesetz über die Grenzen des Rechts zum Gebrauche kirchlicher Straf⸗ und Zuchtmittel. Vom 13. Mai 1873. — Gesetz, betreffend den Austritt aus der Kirche. Vom 14. Mai 1873. Es dürfte die Zusammenstellung dieser wichtigen Gesetz⸗ gebung sehr willkommen sein.
— Nr. 41 der Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Preußen: Ernennung. — Deutschland: Wiener Weltausstellung. — Nordfrie⸗ sischer Landbau und Viehzucht. — Der landwirthschaftliche Unterricht. Von Geh. Regierungs⸗Rath H. Settegast in Proskau. V. — Eine Verwüsterin des Sauerampfers. Ven Dr. Kalender. — Aus dem Regierungsbezirke Aachen. — Literatur: Die nützlichen Amphibien, Insekten und Spinnenthiere von Carl von Wehrs. 1) Unsere Sänger in Feld und Wald von P. L. Martin. 2) Schützet und heget die Vögel! Von Victor Ritter von Tschmi⸗Schmidhofen. Wiesen⸗ und Weldenbau. Von F. Burgtorf. Die preußischen Grundbuch⸗ und Hypotheken⸗Gesetze vom 5. Mai 1872. Von F. Werner. Wie steht die Städtereinigungsfrage? Von Karl Pieper. Besondere Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger. — Vermischtes: Die diesjährigen Wollmärkte. Ueber eine Weizensorte für leichten Boden. Pferdemarkt in Stettin. — Marktbericht. Viehpreise. Stärkepreise.
und Wissenschaft.
Berlin, 21. Mai. In dem Atelier des Königlichen Hofmalers Joseph Firmenich, Dorotheenstraße 62. hierselbst, ist gegenwärtig das neueste Werk desselben „Märkischer Laubwald am schönen Sommermorgen“ dem Publikum zugänglich. Das Bild, mit charak⸗ teristischer Naturwahrheit und bewährter Technik ausgeführt, ist eine Verherrlichung des vaterländischen Waldes und gleich bedeutend in Auffassung, Farbe und Wirkung.
— Aus den Sitzungen des historischen Vereins wäh⸗ rend des Monats April d. J. Verein für die Geschichte Ber⸗ lins: Rentier v. Löbell über den Kreis Teltow und die Besitzung „Groß⸗Beeren“; Major v. Kessel über Joh. v. Bodt, Baumeister unter den Königen Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I., und über den Zeughausbau in Berlin; Dr. J. Beer über die alte Verliner Börse auf dm Mühlendamm, sowie über ein eigenthümliches Ge⸗ bäude auf dem Hofe des Hauses am Köllnischen Fischmarkt (d Heu⸗ reuse), das früher dem Feldmarschall Derfflinger gehört; Hof⸗Schau⸗ spieler Hiltl über die durch Alterthum und Kunstwerth merkwürdigsten Stücke der Waffensammlung im Palais Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl. — Verein für die Geschichte Potsdams: Direktor Jühl e über das japanische Haus im Garten von Sanssouci; W. Petsch über L. Tieck in Potsdam; Präsident Villeaume über das Wirken des Schulraths v. Türk und über das Civil⸗Waisenhaus in Potsdam; Geh. Hofrath Schneider über die angebliche Entwendung eroberter Fahnen aus der Garnisonkirche in Potsdam. — Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens in Breslau: Prof. Dr. Grün⸗ hagen über Schweidnitz in der Uebergangszeit aus der österreichischen
Kunst
in die preußische Herrschaft. — Historische Sektion der Schlesischen
Rechenschaftsberichten u. s. w. der Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau: Prof. Dr. Schmidt
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üͤber die Belagerungen der Festung Schweidnitz, insbesondere über die von dem Königlich preußischen Kriegsgericht in Betreff der im Jahre 1807 erfolgten Kapitulation von Schweidnitz eingeleiteten Unter⸗ suchungen. — Der 13. Band der „Neuen Mittheilungen des Thü⸗ ringisch⸗Sächsischen Geschichts⸗ und Alterthums⸗Ver⸗ eins“, welchen der Sekretär des Vereins, Gymnasiallehrer Dr. Opel, bei F. Förstener in Nordhausen in drei Heften 1870 —73 heraus⸗ gegeben hat, enthält eine Reihe für die Geschichte jener Landestheile werthvoller Aufsätze. Von denselben sind auch für andere Kreise von Interesse: Die Kaiser Friedrich Kiffhäuser⸗Sagen von Dr. Schmidt in Sangerhausen — Ein Wandertag an den beiden Mansfelder Seen von Pastor Heine zu Erdeborn. München, 16. Maij. In der alten Pinakothek sind in jüngster Zeit sämmtliche Bilder des elften Kabinets, darunter Rem⸗ brands berühmte Darstellungen aus dem Leben Christi, dem Petten⸗ koferschen Regenerationsverfahren unterworfen worden. Regensburg, 9. Mai. Ueber die Ausgrabungen meldet die „Allg. Ztg.“ Folgendes: Die Ausgrabungen auf dem römischen Leichenfelde haben seither ihren raschen Fortgang genommen, werden aber demnächst wohl zu Ende gehen, da die Nivellirungsarbeiten der Staatsbahn an der betreffenden Stelle bald vollendet sein werden. Die Zahl der ausgehobenen Skkelette und Aschenurnen dürfte sich nach Zemlich genauer Schätzung auf 4000 belaufen; Fundstellen ergaben sich gegen 900. Hatten wir schon einigemal Gelegenheit auf höchst seltene und merkwürdige Gegenstände hinzuweisen, welche sich in den Gräbern fanden, so müssen wir heute besonders der konvexen Glas⸗ spiegel gedenken, deren einige ausgegraben wurden, und deren Vorkommen neben den bekannten Metallspiegeln seither entweder gar nicht oder nur höchst selten konstatirt werden konnte. Die merkwür⸗ digste Ausgrabung aber, welche seit Jahrhunderten auf dem hiesigen Boden in Bezug auf römische Antiquitäten gemacht wurde, ist ohne Zweifel das umfangreiche Fundament der porta principalis dextra und eines propugnaculum der hiesigen Römerstadt, auf welcher noch heute der größte Theil der unteren Stadt steht. Der Umfang und die Grenzen der römischen Niederlassung wurden vor einigen Jahren durch andauernde und mühevolle Untersuchungen des Grafen W. v. Walderdorff festgestellt und die gewonnenen Resultate in der Festschrift der Archäologenversammlung im Jahre 1869 niedergelegt. Die dort ausgesprochenen Vermuthungen erhalten nun durch die soeben im Gange befindliche Ausgrabung neben dem Karmelitenbrauhaus auf dem Karsernen⸗ platz bezüglich eines der wichtigsten Theile ihrer Bestätigung. Eine an⸗ sehnliche Menge kolossaler Quadern, welche durch festen Mörtel zu einem Block verbunden sind, zeigen den Grundbau eines gewaltigen Thores, das als Dekoration starke runde Säulen aufzuweisen hatte, von denen be⸗ reits ein mit Ornament versehenes Kapitäl und auch ein ansehnliches Mittelstück bis jetzt zu Tage gefördert wurden. Am interessantesten ist aber die Auffindung des Grundsteins, aus dessen Inschrift, soweit sie bis jetzt entziffert wurde, sich ergiebt, daß Thor und Thürme der Antoninischen Zeit, also ungefähr der Mitte des zweiten Jahrhun⸗ derts, angehören. Die aufgefundenen Reste dieses großen Thors wurden von dem jetzigen Eigenthümer der Stadt übermacht, welche sie dem historischen Verein zur Ergänzung der Sammlung der römi⸗ schen Antiquitäten unter Vorbehalt des Eigenthums zur Aufbewah⸗ rung anvertraut. Dem Vernehmen nach beabsichtigt der historische Verein in einem seither als Winterturnplatz benutzten Saal ein „römisches Museum“ einzurichten. 1
Ansbach, 17. Mai. Dr. Christian v. Elsperger, König⸗ licher Schulrath und quiescirter Gymnasialrektor, ist heute Morgen hier gestorben. Nachdem vor kurzer Zeit Schulrath Dr. v. Held in Bayreuth gestorben, scheidet mit v. Elsperger der letzte eines engen Freundeskreises berühmter Philologen — unter denen Roth, Dö⸗ derlein, Nägelsbach — aus dem Kreise der Lebenden. Elsperger war geboren am 28. September 1798, wirkte seit 1830 am hiesigen Gym⸗ nasium (Rektor seit 1839) und wurde im Jahr 1871 in den definitiven Ruhestand versetzt.
Braunschweig, 20. Mai. Die beiden Reiterstatuen, welche zum Andenken an die im Kampfe gegen Frankreich gefallenen Herzöge Carl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wil⸗ helm errichtet werden, gehen ihrer Vollendung entgegen. An der
Reiters der Zusammensetzung und es bleibt dann noch der feinere Ausputz übrig. Wenn die beiden Piedestale rechtzeitig fertig werden, kann die Aufstellung der Kunstwerke zu beiden Seiten des Portals des Herzoglichen Residenzschlosses gegen den Herbst erwartet werden.
London, 14. Mai. Aus Alexandrien meldet der Telegraph den Tod des deutschen Talmudisten Emanuel Deutsch. Der Ge⸗ lehrte befand sich auf dem Heimwege von einer zur Stärkung seiner angegriffenen Gesundheit unternommenen Reise nach Aegypten. Er wurde 1832 in Neisse geboren und kam, nachdem er an der Berliner Universität studirt, im Jahre 1853 nach England, wo er eine Anstel⸗ lung im British Museum erhielt. Seine Fähigkeit, Inschriften zu entziffern, verschaffte ihm bald einen Namen in wissenschaftlichen Kreisen. Viel Aufsehen machte vor einigen Jahren seine in der „Quar⸗ terley Review“ veröffentlichte glänzende Abhandlung über den Talmud. Durch den Erfolg dieses Essays ermuntert, faßte er den Vorsatz, ein Werk über den Talmud zu schreiben; es ist aber zweifelhaft, ob ihm seine mißliche Gesundheit gestattete, diesen Vorsatz zu verwirklichen. Außer einem Essay über den Islam, das ebenfalls in der „Quarterley Review“ erschien, hst der Gelehrte auch eine vortreffliche Abhandlung über „Versionen“ zu Smiths Biebelwörterbuch geschrieben. Im Bri tish Museum bekleidete der Verstorbene das Amt eines Bibliothekars
— 15. Mai. Die Kunstausstellung zu Dublin wurde am 14. d. im Beisein von 6000 Besuchern mit einer musikali schen Feier eröffnet. Ein aus 450 Sängern und 50 Instrumenter bestehendes Orchester brachte Mendelssohns „Athalia“ zur Aufführung
Christiania, 14. Mai. Ueber Kapitän Melsoms Reis nach Spitzbergen schreibt „Drammens Tidende“ Folgendes:
Am 6. März, ungefähr 8 Uhr Abends, als wir ungefähr 1 ½ Meile von Spitzbergen entfernt waren, wurden mehrere Raketen abgebrannt, um den möglicherweise in Isflerden sich aufhaltende Menschen ein Zeichen zu geben. Näͤchsten Morgen um vier Uh entdeckten wir Land beim Bell⸗Sund und am Isfjord und näherte uns langsam dem Isfiord. Um 10 Uhr Morgens war das Eis so dicht, daß alle Anstrengungen, das Schiff tiefer in den Fjord hinei zutreiben, erfolglos blieben und da man durchs Fernrohr vom Vor⸗Marsraa aus nur unabsehbare Flächen festen Eises im Fjord entdecken konnte und es ein sehr gefahrvolles Unternehmen gewesen wäre, den Weg zu Fuß auf dem Eise fortzusetzen, indem sich leicht ein Sturm erheben und das Schiff forttreiben konnte, so be⸗ schloß der Kapitän um 11 ⅛ Uhr Vormittags, weil ohnedies das Schiff, vom Treibeise getrieben, sich immer mehr der gefahrvollen, von unsichtbaren Scheeren und Felsen umgebenen Küste näherte, um⸗ zukehren, obgleich dieses eben nicht leicht war, denn wir mußten über zwei Stunden arbeiten, um nur das Schiff im Eise umzudrehen.
— Die „Riforma“ berichtet, hinsichtlich der Bibliotheken der römischen Klöster, daß, nach genauen Erkundigungen, die sie über die zahlreichen, in römischen Klöstern aufbewahrten Bibliotheken einge⸗ zogen habe, die Kasanatense im Dominikanerkloster Minerva 200,000 Bände und über 300,000 werthvolle Manuskripte besitze, und die Angelika im Kloster des Heiligen Augustin 150,000 Bände und 2945 Manuskripte. „Wenn man nun berechnet“, — sagt das Blatt — „daß in den anderen größeren Bibliotheken sich noch 293,000 Bücher, sa 400,000 befinden, wenn man dazu rechnet, was sich in den vielen kleineren noch vorfindet, so haben wir in den römischen Klöstern, Alles in Allem gerechnet, einen Schatz von 700 — 800,000 Bänden und 304,945 Manuskripten.“
London, 19. Mai. Telegramme aus Schottland berichten von einem starken Schneesturm. Am Sonnabend Abend schneite
es mehrere Stunden lang, und die Hügel in ganz Fifeshire trugen am
ersteren harrt nur noch der Kopf des Pferdes, an der letzteren der des 8