lichen auf eine Theilung des gesammten Domanialbesitzes nach dem Theilungsmaßstab von für das Herzogliche Haus und ½ für das Land und mit gänzlicher Trennung der Verwaltung und Nutz⸗ nießung für beide Theile Feea heee⸗ einverstanden. Ein Gegen⸗ vorschlag des Abg. Dr. F ewar dagegen besonders auf die Erhaltung der seit dem Jahre 1818 verfassungsmäßig eingeführten Einheit der Verwaltung des Domanialvermögens unter Staatsaufsicht berechnet. Die weiteren Debatten bewegten sich hierauf nur noch um die Frage der künftigen Besteuerung des Domaniums, be⸗ züglich deren eine große Anzahl verschiedenartiger Anträge ge⸗ stellt wurde. Schließlich wurde in Betreff dieses Punktes ein Antrag des Abg. Glaßer angenommen, welcher das Domanialfideikommiß, auch soweit solches bisher noch nicht der Fall ist, in vollem Umfange als staats⸗ steuerpflichtig erklärt. Die Verpflichtung zur Abentrichtung von Staatssteuern soll aber, soweit solche nicht bereits bisher zu entrichten gewesen sind, so lange ruhen, als der In⸗ haber des Domanial⸗Fideikommisses das Herzogthum Sachsen⸗ Altenburg regiert. Der dem Herzoglichen Hause zukommende Theil des Domanialvermögens soll überdies auch durchweg kom⸗ munalsteuerpflichtig werden; nur sollen, so lange der Inhaber des Domänenfideikommisses das Herzogthum Sachsen⸗Altenburg regiert, die Residenz und resp. Jagdschlösser zu Altenburg, Eisen⸗ berg, Hummelshain und Fröhlichen⸗Wiederkunft nebst Zube⸗ hörungen befreit bleiben. Nach Sennagaans der Berathung gab der Landschafts⸗Präsident in einem Schlußwort dem Wunsche Aus⸗ druck, daß die gefaßten Beschlüsse zum Segen des Landes gereichen möchten; Geh. Rath v. Gerstenberg sprach die hohe Befriedigung der Regierung über die glückliche Erledigung der wichtigsten Be⸗ rathungsgegenstände mit dem sicheren Vertrauen aus, daß auch die weiteren Ferhafeseacen wegen definitiver Formulirung des Rezesses einen gedeihlichen Abschluß finden würden, und erklärte hierauf die Landschaft bis auf Weiteres für vertagt. Die Wie⸗ dereinberufung derselben wird, nachdem der Rezeß aufgestellt sein wird, jedenfalls im Laufe des Herbstes d. J. erfolgen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. Mai. Das „Prager Abendbl.“ schreibt: Bekanntlich wird in Folge Ministerraths⸗ Beschlusses mit Rücksicht auf die dermalige bedauerliche Lage des Geldmarktes bis auf Weiteres nicht nur die dem Ministerium des Innern im Einvernehmen mit den betheiligten Ministerien vorbehaltene Ertheilung von Konzessionen zur Errichtung neuer Aktien⸗ und anderer Erwerbsgesellschaften gänzlich unter⸗ bleiben und auch in jenen Fällen, wo bereits bedingungsweise die Geneigtheit zur Ertheilung einer solchen Konzession aus⸗ gesprochen worden ist, die in Aussicht gestellte Bewilligung nicht mehr ertheilt und werden die zur Konstituirung bereits kon⸗ zessionirter Gesellschaften ertheilten Fristen unter keiner Be⸗ dingung verlängert. Im Zusammenhange mit diesen Verfügun⸗ gen wird nun, wie wir erfahren, auch bezüglich der der Statt⸗ halterei überlassenen Bewilligungen vorgegangen werden; es werden daher bis auf Weiteres nicht blos Konzessionen zur Er⸗ richtung neuer Gemeindesparkassen, Vorschuß⸗ und Kreditvereine und dgl., sondern auch die etwa bereits bedingt in Aussicht ge⸗ stellten derartigen Bewilligungen, selbst wenn die Bedingungen erfüllt wurden, nicht mehr ertheilt und Gesuche um Verlängerung von allenfalls zugestandenen Fristen zur Bildung oder Konsti⸗ mwirung solcher Vereine und Gesellschaften unbedingt zurückge⸗ wiesen werden. Was die Statutenänderungen bei derartigen Vereinen und Gesellschaften betrifft, so sollen fortan nur dieje⸗ nigen bewilligt werden, durch welche weder eine Erweitexung des Mirkungskrei es in Bezug auf die Geldgebarung, noch eine neue Belastung des Geldmarktes angestrebt wird.
8 Schweiz. Bern, 26. Mai. (W. T. B.) Von der württembergischen Regierung ist das seither hier bestandene württembergische Konsulat aufgehoben worden.
1 Niederlande. Haag, 26. Mai. (W. T. B.) Der Minister für die Kolonien machte in der hezttigen Sitzung der Zweiten Kammer die Mittheilung, er habe vom General⸗ Gouverneur der ostindischen Besitzungen ein Telegramm erhalten, in welchem das Gerücht Erwähnung finde, daß Deli von den
Battaks bedroht sein solle. In Folge dessen sollten Verstärkun⸗ gen nach Deli und Tapanoli (an der Ostküste von Sumatra) gesandt werden.
Großbritannien und Irland. London, 24. Mai. Der Geburtstag der Königin Victoria, welche heute ihr 54. Lebensjahr erreichte, wurde in der üblichen Weise gefeiert. Im St. James⸗Park hielt der Herzog von Cam ⸗ bridge eine Parade über die Haustruppen ab, bei welcher die Prinzessin von Wales mit ihren Kindern, der Herzog von Edin⸗ burgh, Prinz Arthur, Prinz Christian von Schleswig⸗Holstein, Prinz Teck, Prinz Eduard von Sachsen⸗Weimar und die hier weilenden Militär⸗Attachés auswärtiger Staaten zugegen waren. Heute Abend finden bei den Ministern und den Haupt⸗Würden⸗ trägern des Hofes Festbankette statt.
— Die „British und Foreign Anti⸗Slavery So⸗ ciete hat auf ihr an den Khedive von Aegypten gerichtetes Memoriale betreffs der Abschaffung des Sklavenhandels in Aegypten durch das britische Auswärtige Amt folgende Ant⸗ wort erhalten: 18
Aluswärtiges Amt, 19. Mai 1875.
Mein Herr! Ich bin von Earl Granville beauftragt, Sie zu er⸗ suchen, das Komite der British and Foreign Anti⸗Slavery Society zu benachrichtigen, daß das an den Khedive gerichtete Memorial, worin die Abolition des Sklavenhandels in Aegypten urgirt wird, Sr. Ho⸗ heit durch Ihrer Majestät Agenten und General⸗Konsul überreicht wurde. Bei Empfangnahme des Memorials versicherte der Khedive dem Obersten Stanton seine Bereitwilligkeit, Alles zu thun, was in seiner Macht liege, um dem Sklavenhandel ein Ende zu setzen, be⸗ merkte aber gleichzeitig, daß zu dessen totaler Unterdrückung Zeit nö⸗ thig sein werde. Se. Hoheit fügte hinzu, daß strenge Befehle zur Verhinderung der Einfuhr von Sklaven aus benachbarten Ländern in Aegypten und zur Befreiung jener, deren Einfuhr entdeckt werden dürfte, ertheilt worden seien. Wenn thunlich, sollen solche befreite Neger in ihr Heimathsland zurückgeschickt werden, und wo dies un⸗ möglich ist, soll geeignete Beschäftigung für sie gefunden werden, wäh⸗ rend die Kinder beider Geschlechter in die Regierungsschulen geschickt werden sollen. Ich zeichne
Ihr gehorsamster Diener Enfield.“
em Vernehmen nach beachsichtigt die Admiralität als weiteres Mittel zur Unterdrückung des Sklavenhandels in Zanzibar daselbst ein Wacht⸗ und Depot⸗Schiff zu sta⸗ tioniren.
Frankreich. Der durch Beschluß der Nationalversamm⸗ lung zum Präsidenten der französischen Republik erwählte Marschall Marie Edme Patrice Maurice Mac Mahon, Herzog von Magenta, stammt aus einer irischen Familie, die nach dem Sturze der Stuarts nach Frankreich geflohen war, und wurde am 13. Juli 1808 auf
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Anfangs zum geistlichen Stande bestimmt, wählte er später die militärische Karriere, besuchte die Vorbereitungsschule zu Ver⸗ sailles, von 1825 ab die Militärschule von St. Cyr und ging von da als Unter⸗Lieutenant in die Generalsschule, welche er 1830 verließ. Er zeichnete sich bei der Expedition nach Algier aus, wohnte als Adjutant des Generals Achard 1832 der Belagerung von Antwerpen bei und war dann meist Adjutant, so 1837 beim General Damremont in Algerien, wo er beim Sturme von Konstantine verwundet wurde. Im Jahre 1840 wurde Mac Nas zum Eskadronchef (Stabs⸗ Offizier) ernannt und erhielt bald darauf das Commando über das 10. Bataillon der Chasseurs d'Orleans, seit welcher Zeit er die afrikanische Armee bis 1855 nicht mehr verließ. 1842 wurde er Oberst⸗Lieutenant des zweiten Regiments der Fremden⸗ legion, 1845 Oberst eines Linien⸗Regiments und 1848 unter der Republik Brigade⸗General zur Disposition des General⸗Gouverneurs von Algerien. Nach einer siegreichen Expe⸗ dition als Kommandant der Division von Konstantine 1852, wurde er zum Divisions⸗General und dann zum General⸗In⸗ spektor der Infanterie ernannt. 1855 erhielt er den Befehl über die erste Infanterie⸗Division im I. Corps der Nordarmee und bald darauf im II. Corps der orientalischen Armee an Canro⸗ berts Stelle. Im Krimkriege führte er den Sturm auf den Ma⸗ lakow, den Schüssel für Sebastopol. Nachdem er noch den Befehl über das Reservecorps der orientalischen Armee geführt, kehrte er 1856 nach Frankreich zurück, wo ihn Napoleon zum Senator ernannte. Im folgenden Jahre aber ging er schon wieder nach Algier und betheiligte sich an der Expedition Ran⸗ dons gegen die Kabylen, dann trat er kurze Zeit in Disponi⸗ bilität. Bald darauf erhielt er den Oberbefehl über alle Streit⸗ kräfte zu Lande und zur See in Algier und wurde 1859 zum Befehlshaber des II. Armee⸗Corps bei der italienischen Armee er⸗ nannt. In diesem Kriege entschied er, nachdem er bei Turbigo das linke Ufer des Ticino gewonnen und behauptet hatte, am 4. Juni 1859 die Schlacht von Magenta, wofür er zum Marschall und Herzog von Magenta erhoben wurde. Nach dem Frieden erhielt er das VII. Territorial⸗ Armee⸗Corps zu Lille. In dieser Stelle blieb er bis 1864. Nachdem er das Lager von Chalons kommandirt, wurde er Pelissiers Nachfolger als General⸗Gouverneur von Algier. Als Ober⸗Befehlshaber der aus dem I. Corps (Mac Mahon) und dem V. Corps (Failly) gebildeten Südarmee verlor er am 6. August 1870 die Schlacht von Wörth gegen die dritte deutsche Armee des Kronprinzen von Preußen und zog sich dann auf Chalons zurück. Von Metz abgeschnitten, konzentrirte er sich um Se⸗ dan, um hier die Schlacht aufzunehmen, dieselbe fand am 1. September gegen die vereinigte IV. und III. Armee statt. Mac Mahon, schon zu Anfang des Kampfes schwer verwundet, übergab das Kom⸗ mando an den General Wimpffen und fiel dann in Folge der am 2. September abgeschlossenen Kapitulation in deutsche Kriegs⸗ gefangenschaft. Nach Abschluß des Versailler Präliminarfriedens übernahm Mac Mahon am 11. April 1871 den Oberbefehl über die „Armee von Versailles“, reorganisirte eine solche großen⸗ theils aus den aus der Gefangenschaft heimkehrenden Truppen, brachte sie auf 120,000 Mann und warf mit denselben nach blutigen Kämpfen im Mai 1871 den Aufstand der Pariser Kom⸗ mune nieder. Ueber seine Thätigkeit während dieser Zeit ver⸗ öffentlichte er eine Broschüre. Vorübergehend war der Herzog auch außerordentlicher Botschafter in Berlin und repräsentirte den Kaiser bei der Kepeung des Königs in Königsberg.
Paris, 26. Man (W. T. B.) Die Regierung geht, wie verlautet, mit der Absicht um, eine Vertagung der Natioj⸗ nalversammlung eintreten zu lassen.
— Die am Sonnabend als Vorsichtsmaßregel angeordnete Konsignirung der Truppen ist seit gestern wieder auf⸗ gehoben worden. Paris hat das gewohnte Aussehen voll⸗ ständig wieder angenommen und es hat weder hier, noch in den Departements aa nur die geringste Ruhestörung stattgefunden.
— Wie verlautet, wird der Herzog von Decazes an Stelle Picards zum Gesandten in Brüssel ernannt werden.
— (W. T. B.) Die aus Lyon und anderen großen Städten des Landes eingetroffenen Nachrichten melden übereinstimmend, daß nirgends irgend eine Beunruhigung statt⸗ gefunden hat. Hier ist selbst nicht einmal in den Vorstädten irgend eine Spur von außergewöhnlicher Erregung wahrzuneh⸗ men. Die Bourgeoisie hat den in der Präsidentschaft der Re⸗ publik eingetretenen Wechsel mit Befriedigung, die Arbeiter⸗ bevölkerung aber mit vollständiger Gleichgiltigkeit aufgenommen. Auffallend gemäßigt und ruhig ist die Sprache der hiesigen radi⸗ kalen Blätter. — Gegen den „Progres de Lyon“, ein radikales Journal, ist wegen Erregung von Unzufriedenheit und Haß gegen die Regierung sofort die gerichtliche Verfolgung eiugeleitet worden.
Versailles, 26. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung verlas zunächst der Präsident Buffet den bereits im „Journal officiel“ veröffentlich⸗ ten Brief des Präsidenten Mac Mahon. — Der Minister des Auswärtigen, Herzog von Broglie, verlas sodann eine Bot⸗ schaft des Präsidenten der Republik, in welcher derselbe das Programm der Regierung darlegte. In demselben wird betont, daß die Regierung es sich angelegen sein lassen werde, die Gesetze zur Ausführung zu bringen; sie werde getreu den Willen der Majorität der Versammlung bezüglich der auswär⸗ tigen Politik vollziehen und in dieser Beziehung die von dem früheren Präsidenten eingeschlagene Politik verfolgen, welche darin bestand, den Frieden aufrecht zu erhalten und die Armee zu reorganisiren. Die innere Politik werde eine energisch kon⸗ servative sein. Die Regierung werde organische Gesetze geben und diese streng respektiren, während sie andererseits aber auch denselben Achtung zu verschaffen wissen werde. Die Botschaft hebt schließlich hervor, daß die Regierung der Wächter (sentinelle) der unverkürzten Machtfülle der souveränen Nationalversamm⸗ lung sein werde.
Spanien. Madrid, 20. Mai. General Velarde hat folgende Verordnung hinsichtlich einer Massenaushebung gegen die Carlisten in Catalonien erlassen:
Art. 1. Alle Individuen von 14 bis 60 Jahren sind verpflichtet sich den Kolonnen anzuschließen, und zwar nach vllich die Maffenaushebung gültigen Bestimmungen.
Art. 2. Dieselben haben sich mit den in ihrem Bestze befind⸗ lichen Schuß⸗ oder Stichwaffen zu bewaffnen. * A Die Freiwilligen der Nationalmiliz und die Mobilisir⸗
ten der Städte haben ebenfalls der Massenerhebung Folge 89 leisten. 0
Art. 4. Alle Alcalden haben vem ersten Tage der ssenaus⸗
ebung an die Individuen, welche sich vorstellen, sowie der Truppe sebh Brodrationen zu liefern und denselben, mit Ausnah ne der 92 c. 8 E“ 2 8 7 14.A“ S
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dem Familiengute Sully, im Departement Saone et Loire, geboren. Staate besoldeten Freiwilligen und Mobilisirten, während acht Tagen
täglich eine Summe von 6 Realen zu zahlen.
Art. 5. Der Marsch der Rekruten der Massenaushebung wird sich nach dem der Kolonnen regeln, deren Pofitionen und Bewegungen durch spezielle Tagesbefehle werden kund gegeben werden. Die Glocken haben das Signal zum Abmarsche zugeben.
Art. 6. Wenn die Rekruten eines Umkreises von der Stellung des Feindes Kenntniß erhalten, so haben sie sogleich die Truppen zu benachrichtigen, welche sich bereit halten werden, auf ihn zu stoßen.
Art. 7. Die Ayuntamientos sind für die Ausführung dieser Verord⸗ nung verantwortlich und diejenigen, welche sich dabei Nachlässigkeit, Ver⸗ zögerungen oder Uebelwollen zu Schulden kommen 1ases werden, werden mit einer Geldstrafe von 1000 bis 2000 Duros belegt werden. Der Augenblick ist gekommen, zwischen Krieg und Frieden zu wählen. Denn gegen einen Feind, der sich darauf beschränkt, dem Lande Scha⸗ den zuzufügen, ohne je die Truppen zu erwarten, während diese nicht zahlreich genug sind, um sich überall hinzubegeben, ist es nothwendig, Maßregeln zum öffentlichen Wohle zu ergreifen, die von der Ent⸗ schlossenheit der Einwohner abhängen. —
ontblanch, 18. Mai 1873. José Garcia Velarde.
Italien. Rom, 26. Mai. (W. T. B.) Die Kaiserin von Rußland ist heute Mittag 12 Uhr hier eingetroffen. Zu ihrem Empfange hatten sich der König und die sämmtlichen anwesen⸗ den Mitglieder der Königlichen Familie, die Minister, ein Theil des diplomatischen Corps und die Behörden am Bahnhofe ein⸗ gefunden, wo die Truppen und Nationalgarden Spalier bil⸗ deten. Eine zahlreiche Menschenmenge hatte sich versammelt, um die Ankunft der Kaiserin zu erwarten.
— Die Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sitzung die noch übrigen Artikel des Klostergesetzes angenom⸗
men. — Die Chefs der hiesigen Abtheilung der Internatio⸗
nale sind verhaftet worden und sollen wichtige Aktenstücke bei ihnen vorgefunden und mit Beschlag belegt sein. Unter den Verhafteten befindet sich kein Römer.
Türkei. Koöͤnstantinopel, 26. Mai. (W. T. B.) Der neue Polizei⸗Minister Reouf Pascha ist für den kürzlich verstorbenen Halil Pascha zum Großmeister der Artille⸗ rie und an seiner Stelle Ahmed Pascha zum Polizei⸗ Minister ernannt worden. — Wie aus Cairo gemeldet wird, ist noch keine Bestimmung darüber getroffen, ob der Vize⸗ König von Aegypten die Weltausstellung in Wien be⸗ suchen wird.
Pera, 17. Mai. Ueber die osmanischen Streitkräfte zu Land und zur See gehen der „Allg. Ztg.“ folgende Einzelheiten zu, welche auf gedruckten Ausweisen beruhen: Laut einer älteren Be⸗ stimmung soll das reguläre Heer bei einer Bevölkerung von 37 Mil⸗ lionen Menschen, von denen aber nur etwa 20 Millionen zur Kon⸗ skription herangezogen werden, auf 600,000 Mann gebracht werden. Es soll eine Million Hinterladergewehre angeschafft werden; 200,000 sind schon früher bestellt; 300,000 vor Kurzem. Ferner sollen für die Befestigungen am Bosporus, in den Dardanellen, in Varna, Sinope und Kreta 100 gezogene Kanonen vom Kaliber zu 600, 450 und 300 Pfund, und für die Festungen im Innern von Rumelien und Anato⸗ lien 400 gezogene 12⸗ bis 72 pfündige Kanonen bestellt werden. Wäh⸗ rend diese 500 Kanonen angeschafft und hierher transportirt werden, sollen in der Kanonengießerei von Top⸗hane 500 andere Kanonen ge⸗ gossen werden.
Die türkische Marine besteht jetzt aus folgenden Schiffen:
1) Panzerfregatten: Azizie, 900 Pferdekraft, 16 Kanonen, Or⸗ chani, 900 Pferdekraft, 16 Kanonen, Mahmudie, 900 Pferdekraft, 16 Kanonen, Osmanie, 900 Pferdekraft, 16 Kanonen, Agar⸗i⸗Tepfik, 750 Pferdekraft, 3 Kanonen. Von jenen 16 Kanonen sind je 15 Stück 150⸗Pfünder und 300⸗Pfünder; jene 8 aber sind 250⸗Pfünder. 2) Hölzerne Schrauben⸗Galonen⸗Linienschiffe: Mahmudie, 30 Kanonen (62⸗Pfünder), Kossova, 60 Kanonen (34 Stück 62⸗Pfünder, 25 Stück 45⸗Pfünder und ein 150⸗Pfünder), Peiki Zafer, 78 Kanonen, Fetihie, 67 Kanonen, Schadie, 67 Kanonen. 3) Panzer⸗Korvetten: Feth⸗i Belend, 4 Kanonen (300⸗Pfünder), Mukaddemé i Cheir, 4 Kanonen (300⸗Pfünder), Idschalie, 5 Kanonen, 4 Stück 250⸗ und 1 120⸗Pfün⸗ der, Moin⸗i⸗Zafer, 4 Kanonen (300⸗Pfünder), Aun Allah, 4 Kanonen (300⸗Pfünder), Nedschm⸗i Schevket, 5 Kanonen (250⸗Pfünder), Agar⸗i Schevket, 5 Kanonen (250⸗Pfünder), Hüfz⸗i Rahman, 4 Kanonen SrPeeee Lutf⸗i Dschelil, 4 Kanonen (150⸗Pfünder).
ie letzten beiden sind Monitors. 4) Hölzerne Schrauben⸗Fregatten: Selimie, 54 Kanonen (30 Stück 47⸗Pf., 24 Stück 43⸗Pf.) Chudaven⸗ digiar 41 Kanonen (62⸗Pfünder), Ertogrul, ü41 Kanonen, (30 Stück 62⸗Pfünder, 10 Stück 32⸗Pfünder, 1 Stück 150⸗Pfünder,) Nasraül Aziz, 40 Kanonen, (30 Stück 62⸗Pfünder, 10 Stück 32⸗Pfünder,) Much⸗ bir⸗i Surur, 22 Kanonen (62⸗Pfünder). 5) Hölzerne Schrauben⸗Kor⸗ vetten: Mansura, 12 Kanonen, Muzaffer, 12 Kanonen, Sinob, 16 Kanonen, Brussa, 16 Kanonen, Izmir, 16 Kanonen, Edirne, 16 Ka⸗ nonen, Libnan, 12 Kanonen, 5 dieser Schiffe haben 37⸗Pfünder und 2 Schiffe 33⸗Pfünder. 6) Hölzerne Schrauben⸗Avisos: Sedd ül Bahr, Beyruth, Iskenderie, Zuchaf (d. h. Zuave) Otarid (Merkur), Merich (Mars), davon 1 mit 5 Kanonen, 2 mit 6 Kanonen, 3 mit 4 Ka⸗ nonen, zus. 29 Kanonen. Zwei von diesen Avisos haben 33⸗Pfünder, der Iskenderie hat vier 11⸗Pfünder und einen 40⸗Pfünder, die anderen drei Avisos haben 11⸗Pfünder. 7) Hölzerne Schrauben⸗ Kanonenboote: Varna, Sunna (d. h. Sulina), Akka, Schevketnuma, je 4 Stück 19⸗Pfünder. 8) Panzer⸗Pontons: Feth ül Islam, Bükür⸗ delen, Semendra, Schkodra, Podgoritscha, je 2 Stuüͤck 13⸗Pfünder. 9) Schraubendampfer: Ziver i Derja, Sajad i Derja, Müzhdé Ressan, Sahire, Intibah. 10) Transportschiffe: Givan i Püahde Fregatre, 2 Stück 34⸗Pfünder, Forah, Korvette, Nr. 1, Navi, Trans⸗ Portschiffe, Novid i Futuh, Brigg mit 16 Stück 24⸗Pfünder, Nuvagir, Schooner, mit 12 Stück 33⸗Pfünder, Chizr Ilias, Sunna, Kili, Mi⸗ stiken; Piruzé, Korpette, Silchor, Kutter, Nr. 1, 2, 3, Schlepper. Außerdem noch 41 Transportdampfer. 5 Panzerschiffe sind noch be⸗ stellt. Im Ganzen also 107 Schiffe mit 796 Kanonen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Mai. Am 22. ist, wie bereits telegraphisch gemeldet, der Schah von Persien hier eingetroffen und von dem Kaiser und dem Großfürsten auf dem Bahnhofe der Nikolaibahn feierlich em⸗ pfangen worden. Von mittlerer Größe, mit edlen ausdrucks⸗ vollen Zügen, dunklen, klaren Augen und stark gezeichneten Brauen, erschien, der „St. Pet. Ztg.“ zufolge, Se. Majestät in dunkler, dem Stoffe nach einfacher Tracht nach europäischem Schnitte, aber mit Edelsteinen in einer Weise verziert, daß schnur⸗ artige Querstreifen auf der Brust, wie auf den Attilas der Hu⸗ saren, aus aneinander gereihten Diamanten gebildet waren und jeder Knopf des Gewandes aus einem großen Rubin bestand. Den niedrigen, schwarzen, ränderlosen Hut aus feingelocktem Schafsfell, zierte eine reiche “ mit weißem Feder⸗ büschel, und an der Seite hing der krumme Damascener mit diamantgerschmücktem Griff und Scheide. Der Gang des Schahs deutet auf orientalische Ruhe und Gelassenheit. Im Ge⸗ folge desselben erschienen zuerst mehrere schon in böberem Alter stehende Prinzen in reicher goldgestickter Uniform mit Diamantsternen und Bildnissen des gegenwärtigen Schahs, und auch des verstorbenen Schahs, seines Vaters, ge⸗ schmückt. Unter ihnen befand sich auch ein jüngerer Prinz, ein leiblicher Bruder Sr. Majestät, welcher des Französischen mächtig ist. Die älteren Prinzen sprechen nur die einheimischen Sprachen. Den Zug eröffnete der eigene Convoi Sr. Majestät des Kaisers,
theilung Gardekosaken folgt
alsdann die beiden Monarchen in Equipage, welcher eine Ab⸗ Dann kamen die Equipagen der
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Großfürsten und die Suite der beiden Herrscher. Der Zug be⸗ wegte sich in langsamem Trab den Newskiprospekt herab, welcher mit russischen und persischen Fahnen, Teppichen und Büsten des Schahs glänzend geschmücktwar. Auf beiden Seiten der Straße wogte eine unabsehbare Menge, welche den Kaiser und den Schah mit lautem Hurrah begrüßte. Auf dem ganzen Wege des Zuges befanden sich Militär⸗Musikcorps, welche die persische und die russische Nationalhymne anstimmten. So langte der Zug im Winterpalais an, wo dem Schah von den Kanonen der Festung ein „Willkommen“ entgegendonnerte. Abends war Galavor⸗ stellung im Großen Theater, wohin sich die beiden Monarchen durch die prachtvoll beflaggte, große Morskaja begaben.
Am 23. Mittags fand eine große Parade statt, an wel⸗ cher 42 ½ Bataillone Infanterie, 34 ½ Schwadronen Kavallerie (ungefähr 35,000 Mann) und 122 Geschütze theilnahmen, worauf die beiden Monarchen, die Mitglieder der Hohen Kaiserlichen Familie und die Suite das Dejeuner bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Prinzen Peter Georgiewitsch von Oldenburg einnahmen.
Heute Abend besuchten die Hohen Gäste den Ball im Adli⸗
een Verein. 8 — Hinsichtlich der Errichtung des Garde⸗Reserve⸗ Infanterie⸗Regiments hat der Kaiser unter Anderem fol⸗ gende nähere Bestimmungen zu erlassen geruht: Das er⸗ wähnte Regiment hat denselben Zweck, wie alle übrigen zu for⸗ mirenden Reservetruppen, wird im Frieden aus einem Kadre⸗ Bataillon zu 3 Linien⸗ und 1 Schützen⸗Kompagnie, im Kriege aus 4 Bataillonen, jedes zu 4 Compagnien, bestehen. Zur Bildung des Kadrebataillons wird das Garde⸗Invalidenbataillon in sei⸗ nem ganzen Bestande mit Fahne und allem Besitz verwendet, und im Frieden wird das neue Bataillon wie die anderen Gardetruppen ergänzt. Im Kriege wird aus jeder Compagnie ein volles Bataillon zu 1000 Mann gebildet, wobei die zur Kompletirung zu 1“ und Mannschaften durch den Generalstab angegeben werden.
— velstohun Inw.⸗ brag folgende offizielle Mittheilung über den Feldzug nach Chiwa:
Das ea. Corps hat den Marsch nach Issen⸗Tschagyl (in der Nähe des Nordwestufers des Aralsees), wo es am 18. April eingetroffen ist, ohne Ruhetage gemacht. In Folge der Nachricht, daß es auf dem Wege über Koss⸗Bulak nach Kossarma, wo dem Gerüchte zufolge ein kleiner chiwesischer Be⸗ obachtungsposten stehen soll, an Wasser fehle, wird General⸗ Lieutenant Werewkin das Corps in 4 Echelons vorrücken lassen. Das erste Echelon (2 Ssotnien Kosaken, 3 Compagnien Infan⸗ terie und 4 Geschütze reitender Artillerie) wird General⸗Lieute⸗ nant Werewkin selbst, das zweite (1 Ssotnie Kosaken, 3 Com⸗ pagnien Infanterie, 2 Geschütze und 2 Mortieren) der Oberst Konstantinowitsch, das dritte (2 Ssotnien Kosaken, 2 Com⸗ pagnien Infanterie und 2 Rakettenbatterien) Oberst Leontjew und die vierte (2 Ssotnien Kosaken, 1 Compagnie Infanterie, 2 Geschütze und 2700 Kameele mit Proviant) Oberst Nowo⸗ kreschtschenow kommandiren.
Schweden und Norwegen. Christiania, 20. Mai. Das Militär⸗Komite hat mit dem Druck seines Gutachtens über die, dem versammelten Storthinge vorgelegte Königliche Proposition, betreffend Abänderungen der für Wehrpflicht und Aushebung geltenden Gesetze, begonnen. Diese Proposition ist im Wesentlichen eine Wiederholung der Proposition, welche dem vorigen Storthinge unterbreitet, jedoch von diesem nicht in Be⸗ rathung genommen wurde. Die bemerkenswertheste Bestimmung derselben geht darauf aus, daß sämmtliche diensttüchtige Mann⸗ schaften zur Linie treten sollen und damit das Stellungsrecht aufgehoben wird, während gleichzeitig die Theilnahme an den jährlichen Uebungen, welche bisher die 5 jüngsten Jahresklassen der Infanterielinie umfaßte, sich nur auf die 3 jüngsten erstrecken soll, jedoch mit Verlängerung der jährlichen Uebungszeit für Rekruten, von 42—60 Tagen, sowie für die Bataillonsübungen von 24— 30 Tagen. Die Dauer der Dienstzeit für sämmtliche ausgehobenen Mannschaften soll dem Vorschlage gemäß auf 7 Jahre in der Linie und darauf 3 Jahre in der Landwehr festgesetzt werden. 8 . ae⸗
— Das Storthing hat heute beschlossen, beim Könige um Verlängerung der Session des jetzt tagenden Storthings bis zum 7. Juni anzutragen. 8 — 26. Ma⸗ &. T. B.) Heute fand der Schluß des Reichstages statt. Die Thronrede spricht sich anerkennend über die Arbeiten des Reichstages, namentlich über das Zu⸗ standekommen der Dissentergesetze der dänisch⸗schwedischen Münz⸗ konvention und betreffs des Baues der norrländischen Eisenbahn aus. In Bezug auf die Reorganisation der Armee wird her⸗ vorgehoben, daß die stattgehabten Debatten des Reichstages zu der Annahme berechtigten, daß diese Frage unter der ernsten Mitwirkung des Reichstages noch eine befriedigende Lösung fin⸗ den werde.
Amerika. Wie aus Washington gemeldet wird, hat die Regierung die Kunde erhalten, daß die Modoc⸗Indianer sich ergeben wollen, falls ihr Leben geschont wird. General Davis erwiderte, er könne nur bedingungslose Uebergabe accep⸗ tiren. Er gab ihnen Zeit bis Freitag, seine Bedingungen zu erwägen, mit dem Bemerken, daß, wenn sie dann sich nicht unter⸗ worfen hätten, er sie Alle erschießen lassen würde. Ihre Zahl ist nunmehr auf 15 reduzirt. — Eine weitere Depesche meldet, daß sich die Hälfte der Modocs bedingungslos ergeben hat und daß die übrigen nebst „Kapitän Jack“ hart verfolgt werden.
Afrika. Aus Cape Coast Castle vom 1. d. bringt die neueste westafrikanische Post erfreuliche Nachrichten. Die Houssa⸗Truppen unter dem Kommando des Lieutenants Hapkins hatten die Ashantis mit schwerem Verlust zurückgeschlagen und letztere waren in das Innere retirirt. Die Fantis blieben in der Umgegend von Cape Coast Castle stehen. Thätige Vor⸗ kehrungen werden getroffen, um einen plötzlichen Angriff auf Cape Coast Castle zu verhindern.
— Nr. 20 des Central⸗Blattes für das Deutsche Reich hat folgenden Inhalt; 1) Allgemeine Verwaltungssachen: Bekannt⸗ machung, betreffend die Ausführung des Gesetzes über den Orden der Gesellschaft Jesu, vom 20. Mai 1873; Entscheidung, betreffend die Bewilligung des Gnadenquartals an Hinterbliebene vor dem 18. April d. Js. verstorbener Reichsbeamten. Vom 16. Mai 1873. — 2) Sta⸗ tistik: Zusammenstellung der Gesammt⸗Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1871. — 3) Münz⸗Wesen: Notiz über die Aus⸗ prägung von Reichs⸗Goldmünzen. — 4) Konsulat⸗Wesen: Ernennung. — 5) Marine und Schiffahrt: Bestimmungen, betreffend die An⸗ erkennung der in dänischen, österreichisch⸗ungarischen und nordamerika⸗ nischen Schiffspapieren enthaltenen Vermessungs⸗Angaben in deutschen Häfen. Vom 21. Dezember 1872.
— Nr. 34 des Amts⸗Blatts der Reichs⸗
t ts Deutschen Postverwaltung hat folgenden Inhalt: 8
General
rfügung vom
15. Mai 1873. Veränderte Behandlung der gewöhnlichen Fahrpost⸗ gegenstände im Expeditionsdienste. — 17. Mai 1873. Beschränkung des Austausches von Abgangs⸗, Eingangs⸗ und Uebergangszetteln.
— Nr. 35 des Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ verwaltung hat folgenden Inhalt: General⸗Verfügung: Vom 23. Mai 1873. Spedition der Korrespondenz nach Portugal. Vom 19. Mai 1873. Austaxirung der unfrankirten Briefe. Vom 20. Mai 1873. Adressirung der für die Postanstalten in Berlin bestimmten Zeitungspackete. Bescheidung: Vom 16. Mai 1873. Vollziehung der Einlieferungsscheine über die bei Postexpeditionen und Postagen⸗ turen zur Einlieferung gelangenden Sendungen mit Werthangabe, rekommandirten Sendungen und Postanweisungen.
— Die neuesten Entscheidungen des Reichs⸗Ober⸗Han⸗ delsgerichts in Leipzig lauten: Die Gültigkeit der Summenangabe ist nicht von deren Aufnahme in den Kontext des Wechsels abhängig. — Ein einzelner Gesellschafter kann die Gesellschaft verpflichten, sich die Kompensation ihrer Forderung mit einer gegen den Gefellschafter persönlich bestehenden Forderung gefallen zu lassen. Der Gesellschafter darf über das Vermögen der Gesellschaft auch zu Privatzwecken ver⸗
ügen. Darin liegt nicht ohne Weiteres eine Verletzung seiner gesell⸗ chaftlichen Pflichten. Art. 121 H. G. B. ist wichtig für Fälle, in welchen eben ein Kompensationsvertrag nicht geschlossen ist. Nur dann darf der Gesellschafter wegen seiner eigenen Schulden die Gesellschaft nicht verpflichten, wenn er letztere erweislich benachtheiligen wollte, und der Dritte hiervon Kenntniß hatte. Dieser Nachweis darf auch aus den Umständen gefolgert werden, doch ist der Mißbranch der Firma nicht zu vermuthen. — Die Unterschrift des Wechselausstellers darf sich weder im Kontext des Wechsels noch unter⸗ oder oberhalb dessel⸗ ben, noch quer darüber oder zur Seite, noch auf der Rückseite desselben befinden. — Weglassung der Präposition „in“ oder „zu“ bei Domizil⸗ angaben. „Zahlbar bei“ ist gleichbedeutend mit „zahlbar durch“.
Statistische Nachrichten.
München, 24. Mai. Nach einer im Königlichen Finanz⸗Mini⸗ sterium aufgestellten Uebersicht der Anzahl der in Bayern vorhandenen Bierbrauereien, sowie deren Produktion standen im Jahre 1871 im ganzen Königreiche 5177 Bierbrauereien im Betrieb, wovon 4802 selbständige und 375 Kommunbrauereien waren. Im vorhergehenden Jahre waren 4733 selbständige und 404 Kommunbrauereien, somit im Ganzen 5137 Brauereien im Betrieb gewesen. Der Malzperbrauch der Brauereien war im Jahre 1871 1,934,448 bayerische Scheffel, um 185,062 Scheffel mehr als im vorhergehenden Jahre. Die Bier⸗ erzeugung betrug im Jahre 1871 13,457,326 bayerische Eimer, was einen beiläufigen Werth von 68,240,000 Fl. beziffert, während im Jahre 1870 nur 11,803,549 Eimer mit einem beiläufigen Werth von 68,240,000 Fl. produzirt waren.
Darmstadt, 20. Mai. Laut einer amtlichen Zusammenstellung ergiebt sich für die verschiedenen höheren Lehranstalten des Großherzogthums folgende Schülerzahl: I. Gymnasien: zu Darmstadt 421 Schüler, zu Bensbeim 124 Sch., zu Gießen 209 Sch., zu Bü⸗ dingen 111 Sch., zu Mainz 308 Sch., zu Worms 316 Sch. — II. Realschulen: zu Darmstadt 420 Sch., zu Offenbach 452 Sch., zu Michelstadt 145 Sch., zu Mainz 427 Sch., zu Alzey 227 Sch., zu Bingen 197 Sch., zu Alsfeld 218 Sch., zu Friedberg 193 Sch.
Wien, 21. Mai. (Wien. Z.) Der Besuch der Wiener Sg; lichen Schulen und der Privatschulen mit Oeffentlichkeitsrecht kann ziemlich sicher für das Schuljahr 1872 mit 26,092 Knaben, 23,302 Mädchen, zusammen 49,394 Kindern angenommen werden. Nach dem Hauptberichte für das Schuljahr 1870/71 gab es an diesen Schulen 29,261 Knaben und 17,615 Mädchen, zusammen 39,879 Kinder, also um 9500 weniger als im Schuljahre 1872, Hiezu aber kommen noch die zahlreichen Privatschulen ohne Oeffentlichkeitsrecht, deren Schüler⸗ zahl mit Genauigkeit sich nicht ermitteln läßt. Wenn, wie im zwei⸗ ten Bezirke, diese Schulen durchschnittlich von derselben Schülerzahl besucht werden wie die Privatschulen mit Oeffentlichkeitsrecht, so wür⸗ den obige Zahlen noch um 4000 Knaben und 2800 Mädchen, men um 6 Kinder zu vermehren sein. Unter dieser Voraussetzung hätten von den 72,000 schulpflichtigen Kindern Wiens beiläufig 56,300 Kinder die öffentlichen und Privatschulen Wiens, die dem Bezirksschul⸗ rathe unterstehen, besucht. Ferner gab es an den 8 Gymnasien und Realgymnasien, so wie an den 8 Realschulen Wiens am Anfange des Schuljahres 1871 — 72 5945 Schüler. Darunter waren am Leopold⸗ städter Gymnasium 59 pCt. in einem Alter unter 14 Jahren. Ist dieses Verhältaiß ein durchschnittliches, so werden die Wiener Mittel⸗ schulen von beiläufig 3000 bis 3500 schulpflichtigen Knaben besucht, welche zu obiger Summe von 56,000 die Schule besuchenden schul⸗ pflichtigen Kindern hinzugefügt werden müssen. b
Nach dieser Darstellung gab es 1872 noch immer 12⸗ bis 13,000 schulpflichtige Kinder in Wien, welche nachweisbar keine Schule besuchen. Diese Zahl würde sich aber noch vermindern, wenn bekannt wäre, wie viele schulpflichtige Kinder die Handelsschulen und andere Spezialschulen besuchen. Von den übrigen schulpflichtigen Kindern ist wohl bei den Verhältnissen Wiens mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß sie zu Hause einen mehr oder minder ausreichenden Privatunterricht genießen.
London, 19. Mai. Der „A. A. C.“ zufolge giebt es in Indien 430 Zeitungen und Zeitschriften. Nach Abzug der unbeden⸗ tendsten, vertheilen sich dieselben wie folgt. Es kommen auf
81g englische, heimische, vermischte. Bombay und Seinde. 999 bEILööö66““ Sengx 6 46 Nordwestliche Provinzen 3 5 50 1qM 8 17 Pendschab . . . . . 21 Oude “ 1 Birmah 3 Centralprovinzen Rajpootana
Summe 68 211
Von den 23 englischen in Bengal erscheinenden Zeitungen werden acht, darunter ein täglich erscheinendes, von Eingeborenen heraus⸗ gegeben. Diese 315 Zeitungen sind im Grunde genommen die Frucht eines halben Jahrhunderts. Am Anfange dieses Jahrhunderts existirten kaum fünf englische Zeitungen, und Herr Marshann, der das erste in der Landessprache erschienene Blatt herausgab, lebt noch heute. Der Einfluß der Presse dehnt sich auf einen weit größeren Kreis als den der Abonnenten aus. Denn da nech sehr Viele nicht lesen können, wird an vielen Orten das Blatt einer großen Schaar von Zuhörern vorgelesen und die Neuigkeiten verbreiten sich auf diese Weise mit großer Schnelligkeit. Ein Blatt, „Sulav Samachar“, das 6000 Abonnenten zählt, kostet nur einen Farthing (3 ½ Pfennige) pro Nummer, und hat demnach segar die englische Presse übertroffen.
— 20. Mai. Den Statistiken des „Bureau Veritas“ über Seeunfälle zufolge gingen im April d. J. 155 Segelschiffe, nämlich 75 englische, 16 französische, 10 norwegische, 9 deutsche, 9 ameri⸗ kanische, 8 italienische, 6 niederländische, 5 griechische, 5 schwedische, 4 österreichische, 3 dänische, und je 1 russisches, portugiesisches und mexikanisches, zu Grunde. In dieser Gesammtzahl sind 31 Segel⸗ schiffe, die vermißt werden, inbegriffen. Die Zahl der zu Grunde ge⸗ gangenen Dampfer ist 15, nämlich 8 englische, 4 amerikanische, und je 1 deutscher, spanischer und französischer.
Kunst und Wissenschaft.
Eine Uebersicht des EE“ und der Einwoh⸗ nerzahl des preußischen Staats, und alphabetisches Verzeich⸗ niß der Städte in demselven, mit Angabe der Civil⸗Einwohnerzahl 828 der Volkszählung am Schlusse des Jahres 1871 ist in einem
H 9 ür d önali ßis druck aus dem Handbuch für den Könglich Preußischen
Hof und Staat für 1873 in der Königlichen Geheim Buchdruckerei (R. v. Decker) erschienen.
Crefeld, 24. Mai. Der historische Verein für de Niederrhein, dessen Mitgliederzahl sich auf 640 beläuft, wird i der Pfingstwoche seine Frühjahrsversammlung in Neuß halten.
— Vor zwei Monaten theilte die „A. A. Z.“ mit, daß der An⸗ tiquar Edwin Troß in Paris das einzige Exemplar der ersten Aus⸗ gabe des Horaz auf Pergament gedruckt, entdeckt habe, und in der letzten Nummer theilt sie einen ebenso wichtigen Fund dieses Buch⸗ händlers mit. Derselbe erwarb nämlich aus einer alten italienischen Familie eine bisher vollständig unbekannte Ausgabe von „Ciceron; epistolae ad familiares“ mit zahlreichen und wichtigen Vari⸗ anten, um 1470 auf Pergament gedruckt. Der prachtvolle Band in klein Folio, von einer Frische, als ob er eben die Presse verließ, b steht aus 179 Blatt mit 34 Zeilen auf der vollen Seite, ohne Sig⸗ naturen und Seitenzahlen. Derselbe ist in Italien mit denselben Typen wie die Princeps des Horaz von einem bis jetzt dem Namen nach unbekannten Typographen gedruckt, hat den gleichen Origina Holz⸗Maroquinband wie diese Jucunabel, und auf dem ersten Bla ebenfalls die gemalten Wappen der Familie Martinengo.
London, 27. Mai. Der Historienmaler Charles Lucy ist am 19. d. M. hier, 59 Jahre alt, gestorben. — Zum Besten der inter⸗ nationalen Mozart⸗Stiftung in Salzburg wird demnächst hi ein Concert stattfinden. 8
— Dr. Heinrich Schliemann, hat seit anderthalb Jahren ganz aus eigenen Mitteln umfassende Ausgrabungen in der troja⸗ nisch en Ebene veranstaltet und glänzende Resultate er⸗ zielt. Ein Schatz griechischer Inschriften, antiker Geräthe, sogar höchst werthvoller Werke der Plastik wurde bereits von ihm zu Tage geför⸗ dert, und laut Mittheilung an die Firma F. A. Brockhaus hat er die durch den Winter unterbrochene Thätigkeit seit Anfang März d. J. mit verdoppeltem Eifer und mit nicht weniger als 158 Arbeitern wieder aufgenommen, sodaß weitere bedeutende Entdeckungen in siche⸗ rer Aussicht stehen. Um nun Archaologen, Kunsthistorikern und dem gebil⸗ deten Publikum überhaupt diese für die Wissenschaft überaus wichtigen Fundesobald als möglich nutzbar zu machen, giebt Dr. Schliemann ein Werk heraus, welches dieselben in Bild und Wort zu vollkommener An⸗ schauung bringen soll. Das Werk wird aus einem Atlas von 170— 200 Photographien in Quart nebst einem Oktavbande mit beschrei⸗ bendem Text bestehen und im Veriage von F. A. Brockhaus in Leip⸗
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zig erscheinen.
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— Landwirthschaft.
Im Regierungsbezirk Cöslin istz die Frühjahrswitte⸗ rung der Bestellung der Sommersgaten sehr günstig gewesen, doch haben die im April eingetretenen Nachtfröste den Saaten, namentlich auf der Höhe und auf nassem Boden sehr geschadet und hat die kalte Witterung die Entwickelung der Saaten überhaupt sehr zurückgehalten. Die Ernte des verflossenen Jahres hat nach beendigtem Ausdrusch den Erwartungen nicht entsprochen, da das Sommergetreide den f
im Winterroggen nicht gedeckt hat. Der Mangel an
sich im Regierungsbezirk Cöslin ganz besonders fühlbar.
Auch im Regierungsbezirk Danzig hat der Frost die Saaten beschädigt, insbesondere die Wintersaaten, da die Sommerung sich bei der andauernden kalten Witterung noch fast gar nicht entwickelt hatte. Die Oelfrüchte haben zum Theil umgepflügt werden müssen. Die Baumblüthe ist durch die rauhe Witterung so zurückgehalten worden, daß sie erst jetzt eintritt.
Kopenhagen, 22. Mai. Die dänische Haidegesellschaft hat jetzt ihren Bericht über ihre Thätigkeit — eL schaft ihren Arbeitsplan für 1873 herausgegeben. Die Anzahl der Mit⸗ glieder ist im steten Steigen begriffen und war am Schlusse des vori⸗ gen Jahres 2254 mit einer Gesammt⸗Beitragssumme von 5641 Rd. 48 Schil. und die Gesammt⸗Einnahme des Jahres war ungefähr 16,380 Rd. Es sind im vorigen Jahre in 8 Kirchspielen Mergel⸗ untersuchungen mit guten Resultaten vorgenommen worden; die Baum⸗ Anpflanzungen sind ebenfalls günstig ausgefallen; die 16 Haideplan⸗ tagen von zusammen fast 4800 Tonnen Land, mit deren Bepflanzung man im Jahre 1866 begann, werden in den Jahren 1876—87 voll⸗ ständig bewachsen sein. Betreffend die Ueberrieselung der Wiesen waren vor 1872 im Ganzen 24 Kanäle, deren Gesammtlänge 16 Meilen beträgt, vollständig fertig. Im vorigen Jahre wurden 5 ½ Meilen lange Kanalstrecken fertig und mit dem Ausgraben von anderen 10 Kanälen mit einer Gesammtlänge von 4 Meilen begonnen. In diesem Jahre beabsichtigt man 24 Kanäle, zusammen 12 ½ Meilen lang, auszugraben. 1“
(SGSGSewerbe und Handeell.
Ueber die Ausdehnung des Geschäfts an der Berliner Börse geben nach „Salings Börsenblatt“ folgende Zahlen Aufschluß: Regelmäßige Börsenbesucher im Jahre 1865: 1700, 1869: 1970, 1872: 3230. — Depeschen der Station „Berliner Börse“: Aufgegeben Angekommen Zusammen
1865 95,607 33,301 128,908
1869 242,593 73,032 315,625
1872 563,208 257,993 821,201 1
In sieben Jahren hat mithin beinahe eine Versiebenfachung der
Zahl der Börsentelegramme und Verdoppelung der Zahl der Börsen⸗ besucher stattgefunden. Der Gesammtumsatz der Preußischen Bank incl. der Provinzial⸗Bankanstalten betrug 1872: 9283,8 Mil⸗ lionen Thlr. gegen 6366 Millionen im Vorjahre, 2331 Millionen im Jahre 1860 und 810 Millionen im Jahre 1850.
Gotha, 25. Mai. Aus dem Rechnungaabschlusse der hiesigen Lebensversicherungsbank für 1872, welcher jetzt den Ausschüssen der Versicherten zur Prüfung vorliegt und demnächst veröffentlicht werden wird, kann vorläufig mitgetheilt werden, daß die Ergebnisse dieser Zeitperiode günstig waren. Dies zeigte sich zunächst in dem Zugang an neuen Versicherungen. Von 4815 auf eine Versicherungs⸗ summe von 9,999,000 Thlrn. gerichtete Anträge wurden 4046 mit 8,277,500 zu einer Jahresprämie von 258,612 Thlr. angenommen — Beträge, welche noch in keinem früheren Jahre erreicht wurden. weMlichge mit diesem Zugang hielt sich der Abgang an beste⸗
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stenden Versicherungen in mäßigen Grenzen. So weit er bei Leb⸗ zeiten stattfand, betrug er nur 402,400 Thlr., d. i. Fünf Zehntel Prozent aller 1872 in Kraft gewesenen Versicherungen.
Auch die Sterblichkeitsverhältnisse waren günstig. Das Geschäftsgebiet der Bank blieb im Jahre 1872 von Epidemien ver⸗ schont. Von den 841 Theilhabern, welche die Bank im vorigen Jahre durch den Tod verlor, fielen nur noch 27 der Erkrankung an Blattern zum Opfer und zwei Dritttheile von diesen Sterbefällen ereigneten sich im ersten Viertel des Jahres. Wie im Vorjahre so traten auch in diesem Jahre die durch Blattern verursachten Todesfälle vornehm⸗ lich unter den mit kleineren Summen betheiligten, also im Allgemei⸗ nen wohl auch minder wohlhabenden Versicherten ein. Im Ganzen hatte die Bank während des vorigen Jahres 1,416,500 Thlr. für 827 Gestorbene zu vergüten. Die Zahl dieser Sterbefälle beträgt etwa 100 weniger, als die angenommene Sterblichkeitsliste erwar⸗ ten ließ und der dafür zu vergütende Betrag steht um 278,625 Thlr. unter der rechnungsmäßigen Erwartung.
Nach Abzug des Abgangs wurde ein reiner Zuwachs an Ver⸗ sicherungen von 6,226,000 Thlr. gewonnen, welcher den höchsten bis daher in einen Jahre (1869) erzielten Betrag um 1,595,800 Thlr. übersteigt. Am Schlusse des Jahres waren bei der Bank 40,460 Per⸗ sonen mit 78,411,400 Thlr. versichert.
Die Einnahme der Bank im vorigen Jahre belief sich auf 3,592,644 Thlr., worunter 865,078 Thlr. Zinsen von ausgeliehenen Gel⸗ dern begriffen sind. Der Zinsfuß, zu dem diese fast ausschließlich auf Hy⸗ potheken von größeren Landgütern bewilligten Ausleihungen gemacht sind, schwankt nach der Gegend der Belegung und betrug im Durchschnitt 4,87
Proz. Da sich die Ausgabe für Sterbefallzahlungen, Dividenden ꝛc.