Wir bri hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß dem König⸗ 6 &. Heinrich Röhr von uns die Konzession als Markscheider ertheilt worden ist. Als sol at derselbe seinen Wohnsitz in Weißenfels genommen. 81 22
Halle, den 4. Juni 1873. “ 1 Königliches Ober⸗Bergamt.
er Vorschrlft gemäß wird hierdurch bekannt gemacht, daß dem Marsceide v m ann Sauer nach bestandener Prüfung von uns unterm 26. Mai d. J. die Konzession zur selbständigen Verrichtung von Markscheiderarbeiten für das Gebiet des preußischen Staates er⸗ theilt worden ist, und daß derselbe seinen Wohnsitz in Tarnowitz ge⸗
Breslau, den 4. Juni 1873. “
Dem heutigen Blatte liegt die (erste) Probenummer der All⸗ “ Weriowsungs⸗ Tabelle des Deutschen Reichs⸗
und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers bei.
““
8 Nichtamtliches.
8 D e U t s ch e 8 Re i ch. 8 8
d n. Berlin, 9. Juni. Se. Majestät der
3 8n pP König nahmen gestern die Vorträge des Mili⸗
tär⸗Kabinets, der Hofmarschälle und des Ministers des König⸗
lichen Hauses entgegen und empfingen heute den Fürsten⸗Reichs⸗
kanzler, sowie den Chef des Civil⸗Kabinets. Mittags machten Se. Majestät, wie täglich eine Spazierfahrt.
—Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht, Höchstwelcher Berlin am Freitag wieder verlassen hat, ist vor⸗ gestern über Liegnitz in Frankenstein eingetroffen und hat Sich von dort sofort nach Schloß Camenz begeben.
₰ g. 8
— Die Leiche Sr. Königlichen Hoheit des verewig⸗ ten Prinzen Adalbert traf in der vergangenen Nacht auf dem Anhalter Bahnhof hier ein und wurde sofort unter mili⸗ tärischer Eskorte von zwei Zügen der reitenden Garde⸗Artillerie
nach der Rotunde des Doms übergeführt.
— In der 28. Plenarsitzung des Bundesraths am Sonnabend, den 7. Juni cr., in welcher der Staats⸗Minister Delbrück den Vorsitz führte, wurden mitgetheilt die Schreiben des Präsidenten des Reichstags, betreffend die Beschlüsse des Reichstags zu den Gesetzentwürfen über die Kriegsleistungen; die Registrirung und Bezeichnung der Kauffahrteischiffe und den Postvertrag mit Schweden. 1 S
Ferner wurde beschlossen, über die geschäftliche Behandlung der Vorlagen des Präsidiums, betreffend: a. den Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung einiger Bestimmungen der Gewerbe⸗ Ordnung, b. die Geldmittel zur Herstellung eines Reichstags⸗ gebäudes, c. den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abän⸗ derung von Reichstagswahlkreisen, d. den Antrag Preußens, betref⸗ fend den Entwurf eines Gesetzes über die Bestrafung der Kon⸗ traktbrüchigkeit der land⸗ und forstwirthschaftlichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, e. den Antrag Bayerns, betreffend den Ent⸗ wurf eines Gesetzes wegen Einführung des Gesetzes über die privatrechtliche Stellung der Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossen- schaften in Bayern.
Ausschußberichte wurden erstattet über a. die Vorlage wegen Erhöhung der Pauschquanta der Militär⸗Verwaltung für 1873 und 1874, b. den Nachtrags⸗Etat der Militär⸗Verwaltung für 1873, c. die Nachtrags⸗Ctats für die Verwaltung des Invaliden⸗ fonds und die verschiedenen 8. für das Jahr 1873, d. den Gesetzentwurf wegen Feststellung des Nachtrags⸗Etats für 1873, e. den Etat für die Verwaltung des Invalidenfonds für 1874, f. den Gesetzentwurf, betreffend die Geldmittel zur Erweiterung der Dienstlokalien des Auswärtigen Amtes, g. eine Petition wegen Erhöhung des Eingangszolles für raffinirten
ucker. — 4 Endlich wurde eine Eingabe vorgelegt.
— Der Bundesrath, die Ausschüsse für Justizwesen und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Rechnungswesen, für das Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.
— Im weiteren Verlauf seiner Sitzung am 7. d. M. geneh⸗ migte der Reichstag den Gesetzentwurf, betreffend den außer⸗ ordentlichen Geldbedarf für die Reichs⸗Eisenbahnen unter Wiederherstellung der Vorlage der Regierungen, bezüglich des Baues der Linie Lauterburg⸗Straßburg, im Uebrigen aber den Vorschlägen der Budgetkommission gemäß, so daß aus den reservirten anderthalb Milliarden der französischen Kriegskosten⸗ Entschädigung für die bezeichneten Zwecke 35,019,587 Thaler zur Verwendung gelangen, davon im Jahre 1873 nicht 15 Millio⸗ nen Thaler, wie die Vorlage verlangte, sondern nur 14 Millio⸗ nen Thaler, und außerdem wurden von den zur Vervollständi⸗ gung und Erweiterung der Bahn⸗ und Bahnhofs⸗Anlagen ge⸗ forderten 7,704,350 Thaler einstweilen bis zur Feststellung der Pläne und Kostenans chläge zunächst nur 5,204,350 Thaler bewilligt, der Rest von 2 ½ Millionen Thaler aber für eine später erfolgende Prüfung und Bewilligung in Reserve gestellt. Demnächst be⸗ schäftigte sich der Reichstag mit dem Gesetzentwurf, betreffend die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Reiches, den der Kommissarius des Reichskanzler⸗Amtes, Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Michaelis (f. u. Reichstags⸗Angele⸗ genheiten) als die unerläßlichste Vorarbeit bezeichnete, um zu einer Verständigung bezüglich des Reichs⸗Rechnungshofes zu ge⸗ langen. Bei der ersten Berathung, welche nur zu entscheiden hat, ob eine Vorlage an eine Kommission verwiesen oder im Plenum durchberathen werden soll, standen sich die Anträge der Abgg. v. Wedell⸗Malchow und Lasker gegenüber, und der Abg. Dr. Windthorst (Meppen) fügte ihnen noch den dritten Vorschlag hinzu, den Gegenstand von der Tagesordnung gänzlich abzu⸗ setzen. Dieser letztere Vorschlag wurde abgelehnt, der Antrag des Abg. v. Wedell⸗Malchow führtg zu einer namentlichen Ab⸗ stimmung, welche die Beschlußunfähigkeit des Hauses heraus⸗ stellte, da 90 Stimmen für, 91 Stimmen gegen ie Verweisung der Vorlage an eine Kommission abgegeben wurden. Die Sitzung wurde daher um 3 Uhr geschlossen und die nächste auf heut angesetzt.
— In der heutigen (48.) Sitzung des Reichstags, der am Tische des Bundesrathes der Reichskanzler Fürst von Bis⸗ marck, die Staats⸗Minister von Roon, Delbrück, von Kameke und Dr. Fäustle mit mehreren Kommissarien beiwohnten, wur⸗ den folgende Gesetzentwürse in dritter Berathung genehmigt: 1 ßerordentliche Ausgaben für die Jahre 1873 und 1874 zur Verbesserung der Lage der Unteroffiziere. Auf den Antrag des Abg. Websky wurde unt Zustimmun des Staats⸗Ministers von
— “
Kameke in §. 2 der Ausdruck, „Manquement“ durch zjeweilig unbesetzte Stellen“ ersetzt; 2) betr. die Erweiterung der Dienst⸗ gebäude des Kriegs⸗Ministeriums u. s. w. unverändert nach den Beschlüssen der zweiten Berathung; 3) betr. den außerordent⸗ lichen Geldbedarf für die Reichs⸗Eisenbahnen. In diesem Gesetzentwurf wurde auf den Antrag der Abgg. Elben, Lamey und Dr. Hammacher unter Zustimmung des Kommissars des Bundesrathes, Wirkl. Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath Herzog als Lit. h. die Eisenbahnlinie von Mülhausen bis zur Rheinmitte in der Richtung auf Mülheim mit 1,274,000 Thaler hinzu⸗ gefügt, so daß der gesammte Geldbedarf die Höhe von 36,293,587 Thlr. erreicht. Alsdann trat der Reichstag in die zweite Be⸗ rathung des Haushalts⸗Etats des Deutschen Reichs für das Jahr 1874 und genehmigte in rascher Folge bis Schluß des Blattes die Positionen 1—10 der Ausgaben des Etats des Reichskanzler⸗Amtes.
— Se. Majestät der Kaiser und König haben dem ehemaligen Bürgermeister von Dover, W. H. Payn daselbst, welcher Allerhöchstdemselben eine von ihm gefertigte, die Landung Sr. Majestät in Dover im Jahre 1814 darstellende Skizze ein⸗ gereicht hatte, nachstehende Antwort ertheilen lassen:
„Berlin, den 26. Mai 1873.
Auf die Eingabe vom 19. v. M. habe ich die Ehre, Ihnen im
Allerhöchsten Auftrage mitzutheilen, daß Se. Majestat der Kaiser und
König, mein Allergnädigster Herr, Sich mit Vergnügen nicht allein der im Jahre 1855 in Dover
stattgehabten Begegnung mit Ihnen besinnen, sondern Sich auch sehr wohl jene Landung in Dover im Jahre 1814, welche auf dem von Ihnen überreichten Bilde dargestellt worden ist, in das Gedächtniß zurückriefen. Se. Majestät haben da⸗ her dieses Bild, für welchs Allerhöchstdieselben Ihnen den verbind⸗ lichsten Dank aussprechen lassen, mit besonderem Interesse entgegen⸗ genommen und werden es als eine angenehme Erinnerung an ein denk⸗ würdiges Ereigniß aus frühster Jugendzeit stets bewahren. 8 Der Geheime Kabinetsrath Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen. 8 von Wilmowski. An Mr. William H. Payn in Dover.“
— Heute Vormittag 9 Uhr fand auf dem Tempelhofer Felde die diesjaͤhrige Frühjahrsbesichtigung der Garde⸗Feld⸗ Artillerie⸗Brigade, bestehend aus dem Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗ Regiment, Corps⸗Artillerie und dem Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Re⸗ giment, Divisions⸗Artillerie, in Anwesenheit der bezüglichen Vor⸗ gesetzten statt.
— Morgen Vormittag wird in Pots dam die dies jährige Frühjahrsbesichtigung des Garde⸗Husaren⸗ und des 1. Garde⸗Ulanen⸗Regiments stattfinden.
— Die provisorische Feld⸗Abtheilung des Garde⸗ Feld⸗Artillerie⸗Regiments, Corps⸗Artillerie, wird bis auf Weiteres in Oranienburg untergebracht werden.
— Das 1. Bataillon des Königlich Bayerischen 2. Fuß⸗Artillerie⸗Regiments wird zum 1. Oktober cr. nach Metz verlegt und dem XV. Armee⸗Corps attachirt werden.
— Der Erste Präsident des Kammergerichts, Wirklicher Geheimer Rath Dr. von Strampff, hat seine Inspektions⸗ reisen angetreten und sich zunächst nach Prenzlau begeben.
— Der Oberst und Abtheilungs⸗Chef im Kriegs⸗Ministerium, Himpe, hat sich mit Urlaub auf kurze Zeit nach Schlesien be⸗ geben.
— Der Major von Pylander vom Königlich bayerischen Generalstabe, welcher zum Stabe Sr. Kais erlichen nnd Königlichen Hoheit des Kronprinzen kommandirt war, ist nach München zu⸗ rückgekehrt.
— Der Betrieh der Thüringischen Cisenbahn, welcher vor einiger Zeit durch eine im Hausdorfer Einschnitte unweit Apolda stattgehabte umfangreiche Berg⸗ rutschung vorübergehend gestört wurde, war, seitdem auf den unmittelbar nach diesem Ereignisse zur Aus⸗ führung gebrachten provisorischen Umgehungsgeleisen völlig regel⸗ mäßig ausgeübt worden. Leider hat jedoch ein Wolkenbruch am 6. d. M. Abends an der bezeichneten Stelle eine abermalige Unterbre⸗ chung des Verkehrs herbeigeführt. In dem von Neuem ver⸗ schütteten Einschnitte lagen die Geleise zum Theil im Wasser und mußte der Betrieb in der Nacht vom 6. zumnt 7. d. I e eingestelt werden. Im Laufe des letzteren Tages wurde derselbe für die Reisen⸗ den mit Umsteigen an der Unfallstelle wieder aufgenommen. Zur Beseitigung der Störung ist die Legung eines neuen Nothgeleises sofort in Angriff genommen und am 8. Nachmittags 3 Uhr vollendet worden.
— Der Nachtschnellzug aus Frankfurt a. M. ist am Sonnabend Nachmittag um 4 Uhr 35 Minuten hier ein⸗ getroffen. Die Reisenden haben an der Stelle des Erdrutsches bei Apolda die Wagen verlassen und in einen diesseits aufgestellten Zug einsteigen müssen.
— Die fällige englische Post aus London den 7. früh über Cöln ist ausgeblieben.
Frankfurt a. O., 4. Juni. v. Nordenflycht veröffentlicht schied: 8 Nachdem Se. Majestät der König gerut haben, mich zum Ober⸗
ilI,
Der Ober⸗Präsident Frhr. im Amtsblatt folgenden Ab⸗
Präsidenten der Provinz Schlesien zu ernennen, werde ich in den näch⸗ sten Tagen mein hiesiges Amt niederlegen und meinen bisherigen Wir⸗ kungskreis verlassen. Ich vermag dies nicht, ohne einige Worte des Abschiedes an die Bewohner des Bezirks zu richten. 1
In sechsjähriger Amtsdauer habe ich meine schwachen Kräfte den Interessen dieses schönen Bezirkes, ich glaube versichern zu können, mit Hingebung gewidmet. Ich habe mich bestrebt, dem Lande in seinen Bedurfnissen nützlich zu werden, den Bewohnern, wo ich darum ange⸗ gangen wurde, die mir zu Gebote stehende Hülfe zu leihen, und wo sonst meine Entscheidung angerufen wurde, nach bestem Gewissen Ge⸗ rechtigkeit zu üben. Das große Vertrauen, welches mir hierbei überall entgegengebracht wurde, hat mich glücklich gemacht, und die Behörden und Beamten, welche mir hierin so treu zur Seite heeen haben mich zum vollsten und wärmsten Danke verpflichtet. eine lebendige Theilnahme für das fernere Gedeihen dieses Bezirkes wird mich be⸗ gleiten und die herzliche Freundlichkeit, welche ich so vielfach darin er⸗ fahren, werde ich niemals ver essen.
Kuni 1873.
Frankfurt a. O., den 3. Frhr. v. Nordenflycht.
Cöln, 8. Juni. Se. Majestät der Schah von Per⸗ sien ist gestern Abend 11 Uhr 10 Minuten von Essen, wo Allerhöchstderselbe das Etablissement des Geheimen Kommerzien⸗ Raths Krupp in Augenscheim nahm, hier eingetroffen. Als der Zug sich den Wällen von Deutz näherte, gaben, wie die „K. Z.“ mittheilt, die auf denselben postirten Kanonen eine Salve von 33 Schuß. Beim Einfahren des Zuges in die hiesige Central⸗ station, auf welcher sich die Spitzen der Königlichen Behörden sowie die hierzu befohlenen Offiziercorps der hier stehenden Trup⸗ pentheile zum Empfange des Hohen Gastes eingefunden hatten und als Ehrenwache eine Compagnie des 16. Infanterie⸗Regi⸗
5* B 8 “
Proviantämtern künftig nicht mehr
Militärbedürfnisse.
ments nebst der Kapelle desselben aufgestellt war, wurde unter
der Musik das Gewehr präsentirt. Dies geschehh nochmals, als der Schah nach einer kurzen Pause den Ihm zur⸗ Verfügung gestellten Salonwagen verließ. Nach stattgehabter Begrüßung schritt Se. Majestät an der Front der Ehrenwache entlang und begab Sich dann mit Seinem zahlreichen Gefolge zu den bereitstehenden Wagen, deren 24 vorhanden waren. Der Schah nahm Seinen Platz in einem vierspännigen, durch Postillone vom Sattel gefahrenen Wagen. Die Wagenreihe bewegte sich inmitten eines zahlreichen Publikums nach dem Absteigequartier des Hohen Reisenden, dem Hotel du Nord, an dessen Eingang ein Doppelposten aufgestellt war. Der Schah wurde mit lebhaftem Zurufe begrüßt und erschien alsbald auf dem Balkon Seines Salons, wo Sich Se. Majestät bei er⸗ neuertem Zuruf dankend verneigte. Im Hotel erfolgte noch die Vorstellung der zum Empfange gekommenen Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden.
Heute Vormittag blieb der Schah in Seinen Appartements, wo Ihm gegen 11 Uhr von der Kapelle des 40. Infanterie⸗Re⸗ giments und dem Trompeter⸗Corps des Rheinischen Kürassier⸗ Regiments Nr. 8 eine Morgenmusik dargebracht wurde. Später unternahm Se. Majestät mit einem Theile Seines Gefolges eine Promenade zu Wagen nach der Flora und dem Zoologischen Garten.
Die Abreise Sr. Majestät erfolgte um 2 Uhr Nachmittags.
Wiesbaden, 8. Juni. Der Schah von Persien ist hier heute Nachmittag um 6 ½ Uhr eingetroffen und im König⸗ lichen Schlosse abgestiegen. Zu Seinem Empfange waren der kommandirende General des XlI. Armee⸗Corps von Bose und die Spitzen der hiesigen Behörden am Bahnhof eingetroffen.
Frankfurt, 7. Juni. Ihre Königliche Hoheit die Fürstin von Rumänien ist mit Gefolge hier angekommen und im Englischen Hofe abgestiegen.
Sigmaringen, 31. Mai. Das Amtsblatt veröffentlicht in einem Extrablatt die Instruktion des Ministers des Innern vom 22. d. M. zur Ausführung der die Zusammensetzung der Amtsversammlungen und des Kommunallandtags betreffenden Vorschriften der Hohenzollernschen Amts⸗ und Landes⸗Ordnung vom 2. April 1873. 1
Bayern. München, 7. Juni. Prinz Leopold und Prinzessin Gisela werden sich in der zweiten Hälfte dieses Monats zum Besuche nach Wien begeben.
— Der Kaiser von Rußland, welcher Wien heute
Nachmittag verläßt, wird morgen früh 3 Uhr 35 Minuten hier eintreffen und nach einem nur 10 Minuten langen Aufenthalt im Bahnhofe die Fahrt über Ulm und Stuttgart und darauf nach Darmstadt fortsetzen. Der Kaiserliche Extrazug wird im Bahnhof in Augsburg des Morgens um 5 Uhr eintreffen und nach 5 Minuten weiter fahren. . — Durch Königliche Allerhöchste Entschließung wird bestimmt, daß die Anstellung der Verwaltungs⸗Assistenten bei den Montirungs⸗ und den Remonte⸗Depots, bei der Militär⸗ Erziehungs⸗ und Bildungsanstalt, der Gewehrfabrik und den in pragmatischer Eigenschaft erfolge, denselben jedoch die Allergnädigste Zusicherung ertheilt werde, daß sie gleich pragmatisch Angestellten sollen behandelt werden, wenn sie zur Allerhöchsten Zufriedenheit mit Treue und Redlichkeit gedient haben.
Mecklenburg. Schwerin, 7. Juni. Der Grofß⸗ herzog die Großherzogin und die Herzogin Marie haben heute Vormittags 9 ¼ Uhr die Reise nach Wien angetre⸗ ten. Auf dem Bahnhofe hatten sich die Mitglieder des Staats⸗ Ministeriums, die Chefs der Behörden und verschiedene höhere Offiziere zur Verabschiedung eingefunden. Die Großherzoglichen Herrschaften gedenken, dem Vernehmen nach, heute noch bis Dresden, am Montag bis Prag zu reisen, um am Dienstag, 10. Juni, in Wien einzutreffen.
— Der Großherzog hat bei dem Festdiner gelegentlich der landwirthschaftlichen Ausstellung in Wismar am 6. d. M., der „Mecklenb. Anz.“ zufolge, nachstehenden Toast ausgebracht:
„Meine Herren! Ich danke Ihnen für das Mir gebrachte freu⸗ dige Hoch. Ich will es erwidern durch ein Hoch auf unser geliebtes mecklenburgisches Vaterland. Wir leben in einer ernsten Zeit, und es mag gut sein, daß wir uns darüber einmal aussprechen. Wir suchen neue Formen für unsere öffentlichen Verhältnisse. Das Ziel ist klar: staatliche Herausbildung derselben. Aber der Wege dahin giebt es ver⸗ schiedene, und es wird wohl keinen geben, der Allen gefällt. Ziel und Weg aber müssen sein nach mecklenburger Art. Der Rock, den wir tragen sollen, muß uns auch passen. Darum wollen wir ihn uns selber und auch allein machen. Mecklenburg steht treu und est zum Deutschen Reich und Vaterland. Das hat es mit der That bewiesen. Darum hat es auch das Recht, ö seine eigene Art. Und so fordere Ich Sie auf, meine Herren, bringen Sie mit mir ein Hoch auf unser Mecklenburg! Es lebe hoch!“
Württemberg. Stuttgart, 6. Juni. Das heute aus⸗ gegebene Regierungsblatt Nr. 16 veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Bestreitung des Aufwands für außerordentliche Vom 19. Mai 1873. Beigegeben ist dem Gesetz eine Uebersicht derjenigen Kosten, welche für Bauten und Beschaffungen zur Ergänzung der Garnisonseinrichtungen für das Königlich württembergische Armee⸗Corps als Bedarf bis Ende des Jahres 1873 anerkannt werden.
— 8. Juni. (W. T. B.) Der Kaiser von Rußland ist heute Vormittag hier eingetroffen.
Baden. Karlsruhe, 6. Juni. Der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog, sowie die Prin⸗ zessin Victoria und der Prinz Ludwig Wilhelm find gestern Nachmittag von dem Besuche der Fürstlich Leiningischen Familie aus Waldleiningen in die Residenz zurückgekehrt.
—— Der Professor Dr. Lothar Mayer in Karlsruhe ist auf sein Ansuchen des Amtes eines ständigen Sachverständigen für gerichtliche Gutachten aus dem Gebiete der Chemie enthoben und diese Funktion nunmehr für sämmtliche Gerichtsbezirke des Lan⸗ des dem Hofrath Dr. Lambert v. Babo in Freiburg übertragen worden.
Hessen. Darmstadt, 6. Juni. Nach Bestimmung des Großherzogs wird im laufenden Jahre am 9. Juni eine besondere kirchliche Feier nicht stattfinden, dagegen in dem Gottes⸗ dienste am 8. Juni l. J. durch ein besonders einzulegendes kurzes
dem Spiel
Gebet des am 9. Juni stattfindenden Allerhöchsten Geburtsf estes
gedacht werden. Am 17. Juni dagegen wird zur Feier des Re⸗ gierungs⸗Jubiläums ein liturgischer Gottesdienst abgehalten werden.
— Vegen Ablebens des Prinzen von Preußen ist auf Allerhöchsten Befehl eine Hoftrauer vom heutigen Tage bis einschließlich den 16. Juni verordnet worden.
Braunschweig, 7. Juni. Der stellvertretende komman⸗ dirende General des X. Armee⸗Corps, von Treskow, hat sich am Donnerstag Abend wieder nach Hannover begeben. 11“
einrich Wilhelm Adalbert
Reuß. Greiz, 4. Juni. Der Fürst und die Fürstin haben sich heute zu einem mehrwöchigen Aufenthalt nach Schloß Burgk begeben.
Gera, 5. Juni. Heute wurde hier der Staatsrath Ernst Dinger beerdigt. Derselbe war bis zum Jahre 1848 Rechts⸗ anwalt hier und wurde damals in den Staatsdienst berufen, bei der einige Jahre später eintretenden Neugestaltung des Mi⸗ nisteriums aber mit vollem Wartegehalt zur Disposition gestellt.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 7. Juni. Die Prinzessin Moritz ist heute früh 7 ½ Uhr mit der Prin⸗ 11““ nach Meiningen abgereist. Der Prinz
ori Elisabeth heute Nachmittag 4 ½ Uhr nach Hummelshain.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 7. Juni. (Wien. 3.) Se. Majestät Kaiser Alexander II. von Rußland, Ihre Kaiserliche Hoheiten der Großfürst⸗Thronfolger Alexander Cäsa⸗ rewitsch und die Großfürstin⸗Thronfolgerin Maria Cäsarewna sind heute um 5 Uhr Nachmittags mittelst Separathofzuges der Kaiserin⸗Elisabeth⸗Westbahn vom Bahnhofe in Penzing ab⸗ gereist. Auf dem Perron des Bahnhofes, der durch Blumenbos⸗ quets u. s. f. geschmackvoll dekorirt war, hatte nach 4 Uhr eine Ehrencompagnie des 29. Linien⸗Infanterie⸗Regiments Feldzeugmeister Graf Thun⸗Hohenstein mit Fahne und Musik Aufstellung genommen. Gegen halb 5 Uhr hatten sich die Minister des Aeußern u. s. w. auf dem Bahnhofe eingefunden, auf welchem sich gleichzeitig auch das Personal der russischen Gesandtschaft und der Kaiserlich russischen Ausstellungs⸗Kom⸗ mission so wie die Suiten der Höchsten russischen Herrschaften, Alles in voller Gala, versammelt hatten. Vom diplomatischen Corps waren der deutsche Botschafter General von Schweinitz mit Gemahlin sowie der Königlich italienische Gesandte Graf Robillant erschienen. Nach 35 Uhr begann die Auffahrt der Höchsten Herrschaften. Die Erzherzoge Karl Ludwig, Albrecht und Wilhelm waren der Uniform Höchstihrer russischen Regi⸗ menter, die russischen Ordensbänder über dem Rocke, erschienen.
Um halb 5 Uhr waren Ihre Kaiserlichen Hoheiten Groß⸗ fürst⸗Thronfolger und Großfürstin⸗Thronfolgerin, sowie Groß⸗ fürst Wladimir von der Kaiserlich Königlichen Hofburg in Schön⸗ brunn angekommen, worauf nach ¾¼5 Uhr Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten mit dem Erzherzoge Kronprinzen Rudolf, sowie Se. Majestät Kaiser Alexander II. und Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst⸗Thronfolger, die Großfürstin⸗Thronfolge⸗ rin und Großfürst Wladimir das Schloß, woselbst sich die ober⸗ sten Hofchargen, Garde⸗Kapitäne und Hofdienste eingefunden Deser verließen und sich nach dem Penzinger Bahnhofe be⸗ gaben.
Ihre Majestät die Kaiserin mit Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin⸗Thronfolgerin fuhren im ersten Wagen, diesem folgte Se. Majestät der Kaiser (in der Uniform Alleerhöchstseines russischen Grenadier⸗Regiments) mit Sr. Majestät dem Kaiser Alexander II., Allerhöchstwelcher die Uniform des Allerhöchstseinen Namen führenden Infanterie⸗Regiments trug. Im dritten Wagen fuhren Se. Kaiserliche Hoheit der Durchlauchtigste Herr Erzherzog Kronprinz Rudolf (in der russischen Obersten⸗Uniform) mit Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten⸗Thronfolger, Höchst⸗ welcher in der Uniform des Höchstseinen Namen führenden In⸗ fanterie⸗Regiments erschienen war; in einem vierten Wagen folgte Se. Kaiserliche Hoheit Großfürst Wladimir, diesem die
Wagen der Suiten der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften.
Kurz vor fünf Uhr betraten die Allerhöchsten und Höchsten
Herrschaften den Perron. Die Ehrencompagnie, an deren rechten
Flügel der Bataillons⸗ und Regiments⸗Kommandant, der Divi⸗ ionär und Brigadier Aufstellung genommen hatten, leistete die
militärischen Ehrenbezeugungen und wurde unter den Klängen
der russischen Volkshymne von beiden Majestäten besichtigt. Um 5 Uhr fuhr der Separathofzug, der mit einem Theile
des Gefolges der höchsten russischen Herrschaften von der Sta⸗
ion Wien kam, in den Bahnhof ein und blieb mit dem Hof⸗ alonwaggon unmittelbar vor Ihren Majestäten stehen. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften verabschiedeten ch sodann in der herzlichsten Weise. Se. Majestät Kaiser Alexander so wie Hoheiten der Großfürst⸗Thronfolger und die in ⸗Thronfolgerin bestiegen den Hofsalon⸗ waggon, von dessen Fenstern Höchstdieselben bei der Abfahrt des Zuges Ihren Kaiserlichen und Königlichen Ma⸗ estäten und den Höchsten Herrschaften freundliche Grüße zu⸗ vinkten, Höchstwelche in herzlicher Weise die Grüße erwiederten. Die Sr. Majestät dem Kaiser Alexander II., so wie Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten⸗Thronfolger zugetheilten Herren, begleiten die Höchsten Herrschaften bis zur Landesgrenze. — Auf Allerhöchste Anordnung wird für Se. Königliche Hoheit den Prinzen Adalber tvon Preußen, die Hoftrauer von Mon⸗ ag, den 9. Juni angefangen durch 10 Tage, d. i. bis einschließlich 18. Juni, ohne Abwechslung getragen werden. — Se. Königliche und Kaiserliche Apostolische Majestät haben
Ihre Kai⸗
Se. Majestät den Kaiser Alexander II. von Rußland zum
Oberst⸗Inhaber des Linien⸗Infanterie⸗Regiments Alexander I., Kaiser von Rußland Nr. 2 (Allerh. Entschl. vom 4. Juni 1873); den Kaiserlich russischen Feldmarschall Friedrich Wilhelm Grafen Berg zum Oberst⸗Inhaber des Linien⸗Infanterie⸗Regiments Nr. 70 (Allerh. Entschl. vom 4. Juni 1873) ernannt.
— Der Grundstein zum Rathhause der Stadt Wien wird am 14. Juni 1873 um 11 Uhr Vormittags durch Se. Maäjestät den Kaiser und in Gegenwart Sr. Königlichen und Kaiser⸗ lichen Hoheit des Kronprinzen Erzherzogs Rudolf und der übrigen Mitglieder des Kaiserhauses gelegt.
Pesth, 6. Juni. Im Abgeordnetenhause interpretirte Gustav Tarnoczy den Finanz⸗Minister wegen Regelung der Bankfrage. Hierauf wurden die sanktionirten Gesetze über die
Abänderung der galizischen Eisenbahn⸗Konzession und die Kredit⸗
reste des Kommunikations⸗Ministers promulgirt. Der Finanz⸗ Minister Kerkapolyi überwies die Benutzung der 1872er Kredit⸗
reste für das laufende Budgetjahr hauptsächlich behufs Wieder⸗
herstellung der durch Feuersbrunst zerstörten Marmaroser Aerarial⸗ gebäude. Koloman Szell überreichte den Generalbericht des Finanzausschusses über die Budgetvorlage für 1874.
Schweiz. Bern, 7. Juni. (W. T. B.) Die von dem großen Rathe von Graubündten vorgenommenen Wahlen für den Regierungsrath sind im entschieden revisionistischen Sinne ausgefallen. Ebenso sind auch die für den Ständerath gewählten Delegirten einer Revision der Bundesverfassung günstig gesinnt.
— 8. Juni. Wie von St. Gallen gemeldet⸗ wird, sind die von dem dortigen großen Rath vorgenommenen beiden Er⸗ satzwahlen für den Regierungs⸗Nath im liberalen Sinne aus⸗
begab sich mit den Prinzessinnen Marie und
Großbritannien und Friand. London, 6. Juni. Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind von ihrer Reise in Lancashire hierher zurückgekehrt.
— Zur Dienstleistung bei dem Schah von Persien wäh⸗ rend seines Besuches in England sind der Earl von Morley, Kammerherr der Königin, General⸗Major Hardinge, Oberst⸗Lieu⸗ tenant Byng, General⸗Major Sir H. Rawlinson und Major Burne ernannt worden.
„— Der „Daily News“ zufolge, beabsichtigt die Admiralität, während des Besuchs des Schahs eine Flottenrevue auf der Höhe von Spithead zu veranstalten. Außer Liverpool, Man⸗ chester, Portsmouth und Oxford hat auch Glasgow dem Schah eine Einladung, die Stadt zu besuchen, zugehen lassen.
Frankreich. Paris, 6. Juni. Der Schah von Per⸗ sien wird bei seinem Aufenthalt in Paris das Palais bewoh⸗ nen, in welchem sonst der Präsident des französischen gesetz⸗ gebenden Körpers residirte.
— Das „Journal officiel“ enthält einen Bericht des Ministers für Ackerbau und Handel an den Prä⸗ sidenten der Republik und ein sich daran schließendes Dekret, welches den obersten Rath für Handel, Ackerbau und In⸗ dustrie reorganisirt und dessen Mitglieder ernennt. — Das amt⸗ liche Blatt zeigt ferner an, daß von den Bischöfen der Erz⸗ bischof von Paris, der Bischof von Orleans, der Erzbischof von Rouen und der Bischof von Angers zu Mitgliedern des obersten Unterrichtsrathes erwählt wurden. — Außer⸗ dem bringt dasselbe folgende Bekanntmachung:
Eine Anzahl von Munizipalräthen glaubte den Marschall Mac Mahon zu seiner Ernennung zum Präsidenten der Republik be⸗ glückwünschen zu sollen. Der Marschall ist empfänglich für die ihm von den Munizipalitäten gegebenen Zeichen des Vertrauens. Allein beauftragt, über die strenge Beobachtung der Gesetze zu wachen, kann er diese Adressen, deren Gesetzlichkeit bestritten werden kann, weder billigen, noch dazu aufmuntern.
— (W. T. B.) Die Ernennung Baudes zum Ge⸗ sandten in Brüssel gilt als gewiß, diejenige Cha⸗ teaurèsnard's zum Gesandten in Bern als wahrschein⸗ lich. — General Chanzy wird mit großer Bestimmtheit als designirter General⸗Gouverneur von Algier genannt. — Prinz Napoleon reist, gutem Vernehmen nach, schon am Montag wieder nach Italien zurück.
— 8. Juni. (W. T. B.) Das Weitererscheinen des Jour⸗ nals „Corsaire“ ist wegen heftiger Angriffe gegen die Regie⸗ rung und wegen Verbreitung von Lehren und Doktrinen, die gegen die Gesellschaft gerichtet sind, verboten worden. Dem „Journal de Paris“ zufolge hat der Ministerrath überhaupt betreffs der in Frankreich zum Vertriebe zugelassenen resp. zuzu⸗ lassenden Journale wichtige Beschlüsse gefaßt.
Lyon, 8. Juni. (W. T. B.) Von den heute für den Munizipalrath gewählten 36 Personen gehören 35 der von der radikalen Partei aufgestellten Wahlliste an; nur in der Sek⸗ tion von Bellecour erhielt ein Kandidat der liberalen Republik die Majorität.
Versailles, 7. Juni. In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung wies der Handels⸗Minister darauf hin, daß der Gesetzentwurf, betreffend die Besteuerung der Roh⸗ stoffe bei seiner Ausführung jedenfalls Schwierigkeiten und zwar sowohl politischer wie finanzieller Natur herbeiführen würde. Er schlage trotzdem nicht vor, den Gesetzentwurf ganz zurückzu⸗ ziehen, empfehle aber die Berathung desselben zu vertagen, bis über den Antrag Tirard bezüglich der Handelsverträge mit Eng⸗ land und Belgien, sowie betreffs der Faggensteuer Beschluß ge⸗ faßt sei. ‚Der Minister fügte hinzu, daß er die Frage dem
Ober⸗Handelsrathe vorgelegt habe, der auf Donnerstag zusam⸗
menberufen sei.
Spanien. Madrid, 7. Juni. (W. T. B.) Hier einge⸗ gangenen Nachrichten zufolge ist unter den Truppen des gegen die Carlisten im Felde stehenden General Velarde unter Kundgebungen zu Gunsten der föderalen Republik eine Empö⸗ rung ausgebrochen. Der General, sowie die Offiziere, mußten vor den Empörern die Flucht ergreifen. Ersterer hat auf telegraphi⸗ schem Wege seine Entlassung gegeben. Es sind sofort Truppen gegen die Aufrührer entsandt.
— In der heutigen Sitzung der konstituirenden Cortes wurde Orense mit 177 Stimmen zum Präsidenten wieder⸗ gewählt, ebenso die übrigen Mitglieder des provisorischen Bu⸗ reaus. Der bisherige Präsident des Ministeriums, Figueras, legte hierauf die Exekutivgewalt in die Hände der Versammlung nieder, indem er hervorhob, daß die Zustände augenblicklich schwieriger seien als je. Derselbe theilte mit, daß in der Divi⸗ sion des General Velarde eine Empörung ausgebrochen sei und in Granada zwischen der Bevölkerung und der bewaffneten Macht ein Zusammenstoß stattgefunden habe. Figueras beantragte darauf die Proklamirung der föderalen Republik. Ein anderer Antrag, wonach die demokratische Republik als die Re⸗ gierungsform Spaniens erklärt werden soll, ward unter fast einstimmiger Akklamation zur Berathung gestellt. Morgen soll über diesen Antrag, dessen Annahme gesichert erscheint, de⸗ finitiv abgestimmt werden. Cervera unterstützte einen Antrag, nach velcgc Py Margall zum Präsidenten des Konseils er⸗ nannt und autorisirt werden soll, ein Ministerium zu bilden. Derselbe wurde mit 142 gegen 58 Stimmen angenommen.
Das Ministerium wird sich morgen den Cortes vor⸗ stellen und dürfte folgendermaßen zusammengesetzt sein: Py Mar⸗ gall Minister⸗Präsident ohne Portefeuille, Diaz Quintero Handels⸗ Minister, Palanea Minister des Innern, Maisonnave Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Pedregal Justiz⸗Minister, Estevaner Kriegs⸗Minister, Torni Kolonial⸗Minister, Tutau Finanz⸗Minister, Oreiro Marine⸗Minister.
— 8. Juni. (W. T. B.) Die konstituirenden Cortes haben sich mit 210 gegen 2 Stimmen desinitiv für die Errichtung der föderalen Republik ausgesprochen. Der Antrag, zu Ehren der Proklamirung der föderalen Republik eine dreitägige Festfeier für das Land anzuordnen, wurde abgelehnt. Ein neues Ministerium ist noch nicht gebildet.
— Aus Granada wird ein blutiger Zusammenstoß zwischen der Bevölkerung und den Karabiniers gemeldet, bei welchem mehrere Personen getödtet und verwundet wurden. Nach fünfstündigem hartnäckigen Kampfe haben sich die Kara⸗ biniers ergeben und an die Bevölkerung die Waffen ausgeliefert.
— Py Margall hat den souveränen Cortes die folgende Zusammensetzung des Ministeriums vorgeschlagen: Pi Margall Präsident des Ministeriums und Inneres, Estevanez Kriegs⸗Minister, Oreiro Marine⸗Minister, Carpvajal Finanz⸗Mi⸗ nister, Cervera Auswärtiges, Palanea Minister Für öffentliche Arbeiten, Sorin Minister der Kolonien, Pedregal Justiz⸗Minister. Die Acceptation dieses Ministeriums durch die Cortes scheint sicher. Figueras ermahnte die Mitglieder der republikanischen Partei zur Einigkeit, jede Spaltung gefährde die Republik. Ein von der Partei der „Unv söhnlichen“ (Intrasigenten) gestellter
Antrag, an Stelle des seitherigen Nationalbanners die rothe Fahne aufzupflanzen, wurde abgelehnt.
Italien. Rom, 8. Juni. (W. T. B.) Heute Vor⸗ mittag hat der Botschafter des Deutschen Reiches v. Keudell 5. Senis in feierlicher Audienz sein Beglaubigungsschreiben überreicht. 1
Rußland und Polen. St. Petersburg, 2. Juni. Der „Regierungsanzeiger“ veröffentlicht die Kaiserliche Verord⸗ nung, betreffend die Einführung der russischen Sprache als Geschäftssprache bei den Gerichten im Königreich Polen. Die⸗ “ dns “ und bestimmt:
1) Die Geschäftsführung „in den Warscha 2 1 dirigirenden Senats“ hat fortan sowohl im veftevastaen schrsc lichen Verfahren ausschließlich in der russischen Sprache zu geschehen In drei Fällen ist der Gebrauch einer anderen, speziell der polnischen Sprache, gestattet, und zwar dürfen Dokumente in der Originalsprache verlesen werden, auf Verlangen der betheiligten Parteien Senats⸗ verfügungen in polnischer Kopie ausgestellt werden, und endlich steht es in Kriminalsachen den Angeschuldigten frei, falls sie des Russischen durchaus nicht mächtig sind, ihre Ausfagen oder ihre Begnadigungs⸗ gesuche in einer andern Sprache vorzutragen. 2) Als Termin für die Einführung des Russischen als Geschäftssprache wird der 1. Sep⸗ tember d. J. bestimmt. 3) Der Statthalter in Polen hat rechtzeitig Maßregeln zur Durchführung dieser Verfügungen zu treffen und dabei insbesondere die in dem Personalbestande der Gerichte, wie der Kanzleien der Warschauer Departements nothwendig werdenden Ver⸗ änderungen vorzunehmen. Es sind demnach zu den verschiedenen Aemtern, namentlich auch zu Senatsmitgliedern, nur solche Personen zu berufen, welche ‚„unabhängig von der Erfüllung anderer gesetzlichen Bedingungen“, der russischen Sprache völlig mächtig sind.
— Monats⸗Uebersicht für Mai. Wenige Tage nach der am 8. Mai erfolgten Abreise des Deutschen Kaisers von St. Petersburg traf der Schah von Persien zu einem Besuche am Kaiserlichen Hofe ein und wurde glän⸗ zend empfangen. Ueber die Bedeutung dieses Besuches und den Charakter des Empfanges äußert sich der Regierungs⸗An⸗ zeiger in folgender Weise: „Der bei dem Empfange bewiesene Eifer entsprang aus dem Bestreben, den Schah mit den Vor⸗ zügen und den Vortheilen der europäischen Civilisation vertraut zu machen.“ „Eine so edle Aufgabe war schon lange die Ten⸗ denz der russischen Politik. Selbst die radikalsten Gegner und ee Füzeefs vindiciren dem Zarenreiche diese große und edle Aufgabe: die Civilisation nach Asi it⸗ teln . 2 dort zu verbreiten.“
Nach der Abreise des Schah begab sich der Kaiser Alexan⸗ der zur Weltausstellung nach vnh. 5 8 eine Wisa. weilen, worauf er sich zum Gebrauche der Cur nach Ems zu v gedenkt.
Von den Fragen der äußeren Politik ist der Feldzu e
Chiwa noch immer als die bedeutsamste ’ trachten. Von den drei gegen Chiwa ausgeschickten Abtheilungen haben zwei ihre Vereinigung bereits bewirkt. Dabei ward der von den betreffenden Abtheilungen während des Marsches durch die Wüsten erlittene Verlust als ein höchst geringer konstatirt.
Die Reichsrathsverhandlungen über Einführung der allge⸗
meinen Wehrpflicht sind zum Abschluß gelangt. Die letzte Le⸗ sung des Gesetzes wird nach vollendeter Redaktion und Styli⸗ sirung des endgültig festgestellten Materials in kürzester Frist statthaben, und zwar nicht mehr in der Gesetzgebungs⸗Kommis⸗ sion des Reichsrathes, sondern in seiner Plenarversammlung. Damit ist diese große Reform erledigt und zur Thatsache ge⸗ worden. . Das Maiheft des Journals des Unterrichts⸗Ministeriums ver⸗ öffentlicht interessante Notizen über das Volksschulwesen in Ruß⸗ lang. Am meisten haben die von der Regierung Alexanders II. in einer Anzahl Gouvernements eingeführten Provinzial⸗Land⸗ stände für Vermehrung der Volksschulen gethan. In Bezug auf die Anzahl der Schulen haben die Dorfgemeinden selbst mehr geleistet, aber ihre Mittel konnten nicht mit denen der Landstände konkurriren. So stellt sich demnach das Verhältniß der Volksschulen in den 35 Gouvernements, welche Provinzial⸗ Landstände besitzen, folgendermaßen heraus:
Die Provinzialstände unterhalten 3487 Schulen mit einem Jahresbudget von 1,035,097 Rubel, die Dorfgemeinden unter⸗ halten 4137 Schulen mit einem Jahresbudget von 588,284 Rubel die Stadtgemeinden 603 Schulen mit einem Jahresbudget von 304,544 Rubel, reiche Privatleute unterhalten 633 Schulen mit einem Jahresbudget von 124,410 Rubel, verschiedene Behörden (aus eigenem Antriebe) unterhalten 1140 Schulen mit einem Jahresbudget von 75,621 Rubel, Stadt⸗ und Dorfgemeinden zusammen unterhalten 371 Schulen mit einem Jahresbudget von 30,851 Rubel; das macht an Volksschulen, die nicht von der Regierung selbst errichtet wurden, 10,371, mit einem Jahres⸗ budget von 2,158,807 Rubel, was für die wenigen Jahre, seit⸗ dem die Provinzial⸗Einrichtungen und die größere Autonomie der Gemeinden bestehen, für die Opferwilligkeit aller Stände b heeen Initiative eine ganz anerkennenswerthe Illustration vildet.
In Bezug auf die Justizpflege ward zur Förderung einer größeren Konformität bei den Warschauer Departements des russischen Senats (als der obersten Reichsbehörde in Rechtssachen) die russische Sprache als ausschließliche Geschäftssprache konstituirt. Dokumente, verschiedene Petitionen werden jedoch in polnischer Sprache noch zugelassen, ebenso auf Verlangen auch von Ur⸗ theilen beglaubigte Translate in derselben herausgegeben. Einen selbständigen Senat als oberste Appellations⸗Instanz hat das russische Polen gar nicht besessen und es war eine Anomalie daß das neunte und das zehnte Departement des russischen Senats, welche in Warschau domizilirten, in einer den übrigen “ semha Sprache verhandelte.
ei der Ge haft zur Förderung des russischen Handels und Gewerbefleißes wird die Frage von der Nhn,8 8— Eisenbahn durch Sibirien bis nach der chinesischen Grenze mit lebhaftem Eifer ventilirt. Eine Kommission, welcher die Gesellschaft die Erwägung dieser Frage besonders ans Herz legte, hat unter Kooptation anerkannter Autoritäten die Sache für ausführbar erklärt. Sie meint nur, daß man nicht auf einmal die ganze Linie in Angriff nehmen dürfe, son⸗ dern sie nur stückweise nach einem festen System realisire. Als die am Meisten beachtenswerthe Richtungslinie giebt sie folgende an: Katharinenburg im Ural, Stschadrinsk, Omsk, Tomsk, Krasnojarsk, Irkutsk, Weochne⸗Udinsk. Von dem letzteren Orte bliebe die Wahl, die Bahn nach der Amur⸗ mündung, oder nach Tsitsikar in der Mandschurei zu leiten. An diese Hauptlinie schlössen sich Zweigbahnen nach Tjumen, nach Taschkend, nach Barnaul. Völlig widerrathen wird die Linie nach Kjachta, Urga, Kalgan. Die Aussprüche der „Gesellschaft zur Förderung des russischen Handels und Gewerbefleißes“ und der von ihr bestellten Kommissionen werden im russischen Publi⸗ kum und selbst in den administrativen Kreisen mit großer Auf⸗ merksamkeit gehört. b