zent Rud. Stähelin aus Basel, ersterer zur Uebernahme einer aus
Privatmitteln neu gestifteten außerordentlichen Professur und mit dem dieser Berufung zu Grunde liegenden Zweck, die traditionell gläubige Behand⸗
lung des Alten Testaments gegenüber der historisch⸗kritischen zu ver⸗
treten. Dem Fiskus der Universität wurde neuerdings zu Gunsten von
—
Studirenden aller Fakultäten, mit Ausnahme der naturwissenschaft⸗
sophische Studien“ einverleibt, die sich „die Förderung ernster Wissen⸗ schaft und gewissenhafter Forschung“ unter den Studirenden zum aus⸗ drücklichen Zweck gesetzt hat, und durch Unterstützungen durch Reise⸗
ipendien, durch Preisaufgaben den idealen Studien gegenüber den mehr auf Erwerb gerichteten zu Hülfe kommen wollen. Erwähnung verdient endlich noch das bevorstehende Doppeljubiläum, das im Laufe dieses Semesters die Theologen Hagenbach und Stähelin in Folge
fünfzigjähriger akademischer Thätigkeit feiern werden.
Straßburg, 9. Juni. Die Kaiserliche Universitäts⸗ und Landesbibliothek hat der „Straßb. Ztg.⸗ zufolge in neuerer Zeit wieder sehr werthvolle Geschenke erhalten und zwar eine zweite Sendung aus Madrid von der dortigen Akademie und historischen Gesellschaft; ferner ebenfalls eine zweite Sendung aus Sidney (Austra⸗ lien), und endlich eine dritte und vierte Sendung aus London, Cin⸗ cinnati, St. Petersburg, Bari (Unteritalien) und Hamburg.
— Im Sommer 1872 hatte die IV. Abtheilung der eigenen Kanzlei des Kaisers von Rußland eine Konkurrenz zur Einreichung von Entwürfen für ein dem Dichter Alexander Puschkin in Moskau zu errichtendes Denkmal ausgeschrieben. Da von den 15 eingesandten Entwuͤrfen keiner den gestellten Anforderungen durch⸗ aus entspricht, so ergeht nun die Einladung zu einer neuen Konkurrenz, als deren Schlußtermin der 15. (27.) März 1874 angesetzt worden ist. Die Gesammtkosten für das Denkmal, Statue und Piedestal, werden sich auf etwa 75,000 Rubel belaufen; für gelungene Entwürfe sind Preise von 1000 und 2000 Rubel ausgesetzt. 8
Gewerbe und Handel. 8 Nach dem Jahresbericht der Handelsk mer zu Neuß vermochte die dortige Eisenhütte mit ihren beiden Hochöfen im Jahre 1872 wie in den beiden vorhergehenden Jahren nicht ohne erhebliche Störungen zu arbeiten, die durch den Wagenmangel auf den Eisen⸗ bahnen und durch Ausbleiben des Kohlenbedarfs veranlaßt wurden. Der Betrieb des Werkes war im Uebrigen günstig, so daß 384,557 Fentner Puddeleisen zum Werthe von ca. 600,000 Thalern produzirt wurden, wozu 974,384 Ctr. Eisenstein (worunter ca. 77 % ausländische Erze) 320,026 Ctr. Kalkstein, 456,490. Cir. Koks und 29,550 Ctr. Kohlen verbraucht und wobei 145 Arbeiter beschäftigt, wurden. Die Aufträge in gewerblichen und Haushaltungs⸗Maschinen konnten wäh⸗ rend des abgelaufenen Jahres von den Neußer Etablissements kaum ewältigt werden; in landwirthschaftlichen Maschinen war ebenfalls eine stärkere Nachfrage wie im verflossenen Jahre. Im Ganzen ge⸗ nommen war die Maschinen⸗Fabrikation sehr belebt. Die Feilen⸗ und ahtstiften⸗Fabriken waren sehr gut beschäftigt wie nicht minder die Ofenschleiferek und das damit in Verbindung stehende Hammerwerk Werkstätte. Der Betrieb der Eisengießereien hat
Jahre gegen früher zugenommen und es belief sich
das Gesammt⸗Fabrikat auf ungefähr 7 Millionen Pfund Eisenguß⸗ waaren. Die Ziegelei⸗Fabrikation wäre im abgelaufenen Jahre viel bedeutender gewesen, wenn dieselbe nicht durch die Ungunst der Witte⸗ rung und hervorgetretenen Mangel an Arbeitern beeinträchtigt gewesen wäre. Die Stearin⸗ und Stearin⸗Lichte⸗Fabrikation nahm im Laufe des verflossenen Jahres im Ganzen einen befriedigenden Fortgang, während eine Ausdehnung derselben durch die Konkurrenz der großen,
lichen und der juristischen, eine „Stiftung für theologische und 78
ausländischen Aktien⸗Gesellschaften sehr beeinträchtigt wurde. Die
veifen⸗Fabrikation blieb trotz benachbarter Konkurrenz in ihrem seit⸗
mend auf den
herigen Gange. gezeichneten Ruf. ein stets sich erweiterndes Absatzgebiet. Reinischen Aktienvereins für Zucker⸗F Jahre a. in der Zeit vom 1. Januar bi b. in der Zeit vom 16. zusammen also 409,895 Ctr. gewohnt, zur weiteren Sauerkraut⸗Fabrikation w Das allmähliche Heruntergehen der Jaben⸗ welchem auch eine rückgängige ahre so sehr gestiegenen Preise der Wo ang des Geschäftes in en kein rechtes Leben gewinnen. Webereien für jene Zeuge anhaltend zu thun en, noch immer ie Mißverhält⸗ mmer mehr an
September bis
Waaren und ließ denselb hatten die mechanischen und ist für dieselben nur, wie auch in anderen der Mangel an geeigneten Arbeitskräften störend. nisse, unter deren Druck di Bedeutung verloren, dauern in erhöhtem Maße geltend. gegen auch im abgelaufenen Jahre au
auptet der in steter
e Weißwaaren⸗Fabrikation i fort und machten sich im Jahre 1872 noch Die Kravatten⸗Fabrikation hielt sich da⸗ f erfreulicher Höhe und das Vermehrung begriffenen aus⸗ über, fortwährend seinen alten Ruf. Das in der Lederfabrikation ist nur als Die Produkte der Papier⸗ erordentlich leb lbes blausaures Kali. London, 9. Juni. Wie der Pariser Korrespondent der „Times“ Sitzung des zur Prüfung der mit den Fragen ernannten daß internationale Beziehungen stille „Zurückführung“ Verträge fortgesetzt werden sollten. Seehäfen melden, daß die Erklärung des Unterdrückung des „Droit de Pavillon“
eußer Fabrikat beh wärtigen Konkurrenz gegeni Geschäft in Kunstwolle und mittelmäßig zu bezeichnen. Fabrikation wurden auß fabrizirte 916 Centner ge
und Pergament⸗
haft gefragt. Die Kalifabrik
mittheilt, wurde in der letzten 8 Handelsverträgen in Verbindung stehenden Ausschusses das Prinzip zugelassen, auf der Basis der Verträge von 1860 durch und ohne Abschließung neuer peschen aus den französischen Handels⸗Ministers betreffs der mit der höchsten Befriedigung aufgenommen wurde — Wie aus Melbourne unterm 3. ds. gemeldet wird, hat die Regierung ven Viktoria ihre Zustimmung z traktes mit der Peninsular und Oriental⸗ nebernahme des Postdienstes gegen eine jährliche Subsidie von 90,000 Verkehrs⸗Anstalten. „Zeitung 3
De⸗
um Abschlusse eines Kon⸗ Strom⸗Company für die zwischen Galle nnd Australien Lstr. ertheilt.
Nr. 44 der bahn⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Eisenbahn⸗Verwaltungen: Eröffnung der Bahnstrecke heim (Pfälzische E.) und Schäßburg⸗Kronsta Verein Deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen: gen der Vereins⸗Verwaltungen über die von se; zur Tagesord
Deutscher Eisen⸗ Verein Deutscher n Langmeil⸗Marn⸗ dt (Ungar. Ostbahn). e definitiven Erklärun⸗ der Frankfurter General⸗ nung der ordentlichen erg. — Hagenow⸗Oldesloe. — Oester⸗ (Der große Krach. Die Weltaus⸗ ahmen. Unfälle. Ausländische Fracht⸗ Hölzerne Brücken. Generalversamm⸗ Personalnachrichten. — Aus⸗ Offizielle und Privat⸗
versammlung gefaßten Beschlüss Generalversammlung in Heidelb reichisch⸗Ungarische Korrespon stellung. März⸗ und April⸗Einn briefe. Doppelgeleise. Bahn⸗Aspiranten). — Dux⸗Bodenbacher Eisen lung und Geschäftsb land: Gotthardbahn. Anzeigen. — Verzeichn
Kopenhagen, 4. Kabeln der großen nord betrug im Mai d. J.: Telegramme = 1ü42,249 Frs., Tel. = 162,420 Frs., zusammen im Mai 1873:
Reglementswidrige Tarife.
ericht pro 1872 Eisenbahn⸗Kalender. iß überzähliger Güter. — Coursulatt. Die Korrespondenz auf den ischen Telegraphen⸗Gesellschaft auf den Kabeln in Europa: 45,935 einzelne auf den Kabeln in Ostasien: 4380 einz. 50,315 einz. Tel.,
Die Stärke⸗Fabrikation bewährte ihren früheren aus⸗ Die Vorzüglichkeit des Fabrikats sichert derselben In der Rübenzuckerfabrik des
abrikation wurden im vorigen
8 25. Februar 153,245 Ctr.,
30. Dezember 256,650 Ctr,
Rüben verarbeitet, deren Produkt, wie
ung nach Cöln überführt wurde. Die
ar im verwichenen Jahre durchgehends gut.
Baumwollpreise im Laufe des
Bewegung der im vorgehenden
llengarne folgte, wirkte läh⸗
Baumwoll⸗ und Halbwoll⸗
Im Uebrigen
entsprechend einer Einnahme von ca. 304,669 Frs.; gegen Mai 1872: auf den Kabeln in Europa: 40,546 einz. Tel. = 114,336 Frs., auf
den Kabeln in Ostasien: 2818 einz. Tel. = 94,485 Frs., zusammen
im Mai 1872: 43,364 einz. Tel., ents ca. 208,851 Frs. 9
— 7. Juni. Unterm 27. Mai ist, wie schon tele⸗ graphisch kurz gemeldet, der großen nordischen Telegraphen⸗ gesellschaft vom Könige die Konzession zur Anlage und Benutzung einer unterseeischen Telegraphenverbindung zwischen der Westküste von Jütland oder Fanö und Frankreich, sowie zwischen Dänemark (Jüt⸗ land) und Schweden ertheilt worden. Die Konzession hat in Betreff der erstgenannten Anlage eine Gültigkeitsdauer von 25, in Betreff der letzteren von 30 Jahren und die dänische Regierung hat sich verpflich⸗ tet, die nöthigen Landleitungen anzulegen, gleichwie sie unter denselben Bedingungen, welche für die der Gesellschaft gehö⸗ renden Kabeln gelten, den Betrieb der dänisch⸗französischen und der dänisch⸗schwedischen Anlage von dänischer Seite, mit Ausnahme der durch die neue dänisch⸗englische und der durch die neue dänisch⸗ schwedische Kabelleitung, sowie die dazwischen liegende Verbindungs⸗ leitung gehende englische Korrespondenz übernimmt. Die Anlagen sollen vor dem 1. September 1873 fertig sein, jedoch kann die Frist unter extraordinären Verhältnissen bis zur Eröffnung der Schiffahrt in 1874 verlängert werden. New⸗York, 10. Juni. (W. T. B.) Der Hamburger Post⸗ 8u „Thuringia“ ist heute Nachmittag 3 Uhr hier einge⸗ offen.
prechend einer Einnahme von
Aus dem Volff’'schen Telegraphen⸗Bureau.
München, Mittwoch, 11. Juni. Prinz Luitpold von Bayern hat mit seinen Adjutanten sich heute Morgen im Auf⸗ trage des Königs nach Berlin begeben, um der Beisetzung der Leiche des Prinzen Adalbert beizuwohnen.
Paris, Mittwoch, 11. Juni. Das „Journal offiziel“ ver⸗ öffentlicht ein Dekret, nach welchem General Chanzy zum zeit⸗ weiligen General⸗Gouverneur von Algier in Stelle des bisheri⸗ gen Gouverneurs de Gueydon, der zu anderen Funktionen be⸗ rufen ist, ernannt wird. General Chanzy erhält demselben Blatte zufolge den Oberbefehl über die gesammte bewaffnete Macht in Algier. Das amtliche Blatt meldet ferner, daß das Demissionsgesuch des Unter⸗Staatssekretär Pascal Seitens der Regierung angenommen ist. Das betreffende Schreiben Pascals hebt hervor, daß seine Demission durch die Seitens eines Theiles der Nationalversammlung erfolgte falsche Auslegung des von ihm bezüglich der Preßverhältnisse erlassenen vertraulichen Cir⸗ kularschreibens veranlaßt worden sei.
Königliche Schauspiele.
Donnerstag, den 12. Juni, sind die Königlichen Theater geschlossen.
Freitag, den 13. Juni. Im Opernhause. (135. Vorstellung.) Die Zauberflöte. Oper in 3 Abtheilungen. Musik von Mozart. Königin der Nacht: Frl. Lehmann. Pamina: Frl. v. Bretfeld. Sarastro: Hr. Fricke. Tamino: Hr. Schott. Papageno: Hr. Schmidt. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise. 1
Letzte Opern⸗Vorstellung in dieser Saison.
Im Schauspielhause. (155. Abonnements⸗Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lin⸗
dau. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Der nationale Charakter der Eisenbahnen.*)
Der Bau der Eisenbahnen zeigt in England mit seinem Reichthum an Eisen, seinen hohen Löhnen, seinem starken Ver⸗ kehr, seiner hohen Grundrente, von Anfang an Solidität, thun⸗ lichste Vermeidung der Holzkonstruktionen, der Straßen⸗ und Bahnkreuzungen im Niveau, ängstliche Ersparung am ma⸗ nuellen Weichen⸗ und Ladedienst, aber viele Tunnels, Viadukte, Drehscheiben, Geleisekarren, Konzentration aller nach einer Geleisegruppe führenden Weichen und me⸗ chanische Lenkung einer ganzen Weichengruppe von Einem
Punkte aus, sinnreiche rasche Rangirung und Derangirung der Güterzüge mit Anwendung schiefer Ebenen statt der Stations⸗ lokomotiven, sorgfältige Trennung und Gliederung der Güter⸗ bahnhöfe, äußerste Arealersparniß bei den tief in die Städte hineingeführten Personenbahnhöfen wegen enormer Arealpreise.
Das belgische Bahnsystem ähnelt dem englischen; sorg⸗ same Holzersparniß, Vorherrschen der Eisen⸗ und Steinkonstruk⸗ tionen, Kleinheit der Stationen mit wenig Weichen und vielen Drehscheiben sind augenfällige Charaktermerkmale.
In Deutschland waren die Bedingungen für die Ge⸗ staltung des Eisenbahnnetzes eigenthümliche.
Das Netz wurde nicht, wie in Belgien, von einer Stelle aus projektirt und ausgeführt, sondern in den verschiedenen Staaten nach verschiedenen Prinzipien begonnen. Hier nahm die Regierung den Bau in die Hand, wie in Braunschweig, Han⸗ nover, Baden, Württemberg, Bayern, dort überließ man den⸗ selben Privatgesellschaften, und erst später kauften und bauten auch hier die Regierungen Bahnen. Die großen Knotenpunkte des Verkehrs lagen weiter auseinander als in England; die Bevölkerung war dünner, das Kapital weniger flüssig, die In⸗ dustrie weniger verbreitet und weniger konzentrirt. Bahnen, um remtabel zu sein, mußten wohlfeiler gebaut werden. Man durch⸗ tunnelte und überbrückte daher weniger, folgte unter Opfern in der Geschwindigkeit in Krümmungen und Steigungen dem Ter⸗ rain. Bei 8½ ziemlich großem Holzreichthum ließ man nament⸗ lich Anfangs die Holzkonstruktion vorherrschen. Dem optimi⸗ stischen, mehr reflektirenden und auf gebildete Formen sehen⸗ den Nationalcharakter entsprach die weite und luxuriöse Anlage der Stationen, namentlich der Stationsgebäude, die auf Jahr⸗ hunderte berechnete Solidität dieser Gebäude, die größere Eleganz der Wagen, die große, beim Weichensystem unvermeidliche Aus⸗ debnung der Güterbahnhöfe, dem geringeren Werth der Arbeits⸗ kräfte ein großes Personal. . ☛ ☛‿
Frankreich, einheitlich und centralisirt in Allem, ist es trotz Compagniebetriebes auch in seinem Eisenbahnwesen.
Paris sitzt wie die Spiune in dem Mittelpunkt des Spin⸗ nengewebes von Bahnen, welche nach festem Plane nach admi⸗ nistrativen und militärischen, wie nach kommerziellen Gesichts⸗ punkten angelegt sind. Dieser franzöfische Geist konnte sich um so leichter ausprägen, als man zuerst zögerlich gewesen war, und erst von 1852 an plötzlich eine ung e Expansion in der Eisenbahngründung stattfand. Das System konnte so wie aus Einem Kopf kommen und ist die Schöpfung des Corps
b
Staatstechniker., Die Hauptbahnen laufen strah⸗
Paris aus; je der sind sie — Penag. 3 fran⸗
Im Bau
*) Nach der Schrift: Das gesellschaftliche Syftem der Wrech cat. E Hift SBaser cu ct Sestnene encsc.
8
Administration — jedoch von der Zersplitterung in viele kleine Linien abgesehen — haben sie viele Verwandtschaft mit den Charakteristisch in Frankreich ist die Fusion er Bahnen in 6 große Komplexe: Nord⸗, West⸗, Paris⸗Lyon⸗Mittelmeerbahn;
deutschen Söheen
fast sämmtli
Ost⸗, Süd⸗, Paris⸗Orleans⸗ und letztere ist 344 deutsche Meilen lang, die Rentabilität ist gut, die Betriebskosten sind niedrig.
In Amerika findet man zum ersten Male die Eisenbahnen als einfache Straßen, als ersten in die Wildniß gebahnten Pfad behandelt. Sie wurden durch Wald und Steppe geworfen, um unwirthliche Gegenden ermöglichen,
Städten zu
Verhältnissen,
Lokomotive.“
Spielraum gegeben.
sich auf dem Zuge.
Der Gefängnißverein der Provinz Brandenburg
hielt am Dienstag Vormittag im Saale des Evangelischen Vereins seine diesjährige Generalversammlung ab. Vorsitzenden, Stadtvoigteipreviger Ragotzky, sind nachstehende Daten zu entnehmen. Im Laufe des vergangenen Jahres si sigen Stadtvoigtei 12,392 Personen inhaftirt anstalt zu Brandenburg a. H. w leu, wovon 227 letzteren hatten 137 bereits Zuchthausstrafen verbüßt. Zellengefängniß wurden im Jahre 1872 eingeliefert 262, unter diesen 213 im Rückfalle, von den letzteren waren jedoch nur 13 bereits mit Zuchthaus bestraft. Aus der Strafanstalt zu Sagan wird berichtet, daß 111 Personen eingeliefert worden, straft Von den augenblicklich besindlichen 627 Inhaftirten sind 338 rückfällig. terer Anstalt 754 ju 2 27 unter 16 Strafen von 14 Tagen bis 4
258 Personeu,
bestraft waren.
1872 sind in le
worden, wovon
2
—
aufzuschließen, Gruüͤndung von Hauptarterien des Verkehrs schon alter Plätze zu dienen. Solidität des Baues, Sicherheit des Betriebes traten in den Hintergrund unter wo Alles Ungewißheit und Unsicherheit war, Schnelligkeit und Wohlfeilheit des Baues, Einfachheit des Be⸗ triebes waren Hauptbedingungen bei Bahnen, die sich ihren Ver⸗ kehr selbst schaffken und dabei rentiren sollten. Flache, leichte Schienen wurden auf Gerüste von Lang⸗ und Querschwellen genagelt; denn Holz ist im Ueberfluß da. So entstand das amerikanische Oberbausystem; bei diesem ist viel Holz und wenig Eisen erster Grundsatz, während man in Europa zu ganz eiser⸗ nem Oberbau zu schreiten bestrebt ist. Holzbrücken von uner⸗ hörter Dimension wurden angewandt, das höchste mechanische Talent entwickelte sich im Volke und lieferte die sachgemäßesten Konstruktionen für Bauten und Betriebsmittel, fast allenthalben von neuer Form. Die amerikanische Bahn ist kaum überwacht, den Wegübergangswärter ersetzt ein Lokomotivenpfeifen aus Meilenentfernung nach der und Steigungen nicht gescheut, um kostspielige Bauten zu vermeiden. Die Fahr⸗ zeuge sind hiernach eingerichtet. Gestellen winden sich leicht durch die Krümmungen. Die Sta⸗ tionen erscheinen fast wie ein Provisorium, das Personal ist ge⸗ spart, dem selbständigen Handeln des Beamten ist ein großer r Der Personenwagen ist bequem und zum Schlafen in zwei Abtheilungen eingerichtet, ein Buffet befindet Die Anlagekosten der 7000 deutschen Mei⸗ len des amerikanischen Bahnsystems betragen per Meile nur 20,000 Dollars
Die Wagen auf beweglichen
Dem Geschäftsberichte des
nd in der hie⸗ In die Straf⸗
im Jahre 1872 eingeliefert: alle bestraft waren. Von den
In das hiesige
wovon nur 16 noch nicht der Stadtvoigtei 1 Im Jahre endliche Gefangene eingeliefert .8s bns Sie ., meist traf n 14 T 5 zu verbüßen und dies sogar im Rückfalle. Der Direktor Wirth am neuen Strafgefängniß bei Plötensee hielt einen längeren Vortrag über: „die vorläufige Entlassung
che Reich,“ welcher eenüberstellung der Ausführungs⸗Instruk⸗
rt. 23 des Straf in Hauptsache eine
für das Deu
tionen in den einzelnen Bundesstaaten gab. Herr Wirth führte aus, daß zur gerechten Durchführung dieser Bestimmung vor Allem das System der Einzelhaft mehr ausgebildet werden müsse, weil die ge⸗ meinsame Haft dem Strafanstalts⸗Direktor nicht den geringsten Anhalt zur Beurtheilung der Frage gebe, welcher seiner Gefangenen am mei⸗ sten die Wohlthat des §. 23 verdiene. Weiter sprach der Vortragende den Wunsch aus, es möchte den Heimathsbehörden der Ver⸗ urtheilten die Berechtigung beigelegt werden, den Antrag auf vorläufige Entlassung zu stellen, da diese am besten die persönlichen Verhältnisse desselben beurtheilen können. Bezüglich der Anstaltsgeist⸗ lichen wünschte der Vortragende, daß diese sich der Stellung eines sol⸗ chen Antrags ganz enthalten, sich vielmehr auf ein allgemeines Urtheil über das sittlich⸗religiöse Verhalten des Empfohlenen beschränken möchten, die Strafe solle nach dem Willen des Gesetzgebers ein Zucht⸗ mittel, ihr Zweck die Besserung des Verurtheilten sein, und da die vorläufige Entlassung nicht ein Erlaß der Strafe, sondern nur die Verbü⸗ ung derselben in anderer Form involvirt, so müsse das vornehmste Be⸗ treben der Gefängnißvereine dahin gehen, daß die Aufsicht über die vorläufig Entlaffenen den Polizeibehörden abgenommen und in die Hände von Privaten ”] in die der Arbeitgeber der Entlassenen gelegt wird. — An den Vortrag knüpfte sich eine längere Diskussion, in welcher die Ideen des Vortrags allgemein Billigung fanden, wenn auch einerseits der bessernde Nutzen der vorläufigen Entlaffung über⸗ haupt bestritten, andererseits den Anstaltsgeistlichen ein größerer Ein⸗ fluß bei der Entscheidung über dieselbe gewünscht wurde. Den Schluß der Verhandlung bildete ein Gedankenaustausch über die beste Art der Unterstützung der Gefangenen. — Zum Nachfolger des Vorsizenden erwählte die Versammlung den Direktor Wirthkt. 1
Zu dem Sommer⸗Meeting auf der Rennbahn bei Hoppegarten,
welches am 13., 15, und 16. d. M. abgehalten wird, sind nicht allein die Nennungen sehr zahlreich ausgefallen, sondern auch die edelsten Fl befinden sich unter den angemeldeten und sind zum größten
heil auch bereits in den hiesigen Rennställen eingetroffen. Von den einzelnen Rennen sind besonders hervorzuheben: am Freitag das Unionsrennen um den Staatspreis von 3000 Thlr., sowie der Kampf um das silberne Pferd; am Sonntag das Stu⸗ tenrennen um den Staatspreis von 1000 Thlrn. und das Offizier⸗ reiten um den Preis des Kaisers, endlich am Montag das Rennen um den silbernen Schild des Kaisers und den Staatspreis von 1000 Thlrn. und das Jagdrennen um den Preis des Ungenannten. An den beiden Wochentagen, Freitag und Montag werden Extrazüge vom Lehrterbahnhof um 3 Uhr und vom Ostbahnhof um 3 Uhr und 3 Uhr 20 Min. abgelassen; am Sonntag nur vom Ostbahnhof und ü 4 Züge, nämlich um 2 Uhr 30 Min., um 2 Uhr 40 Min.,
Uhr 55 Min. und 3 Uhr 45 Min.
Ein Taschenbuch für Badereisende für 1873 von Dr. K. Weller ist soeben in Denicke’s Verlag in Berlin, Luisenstraße 45, erschienen. Dasselbe enthält praktische Notizen über Nutzen und An⸗ wendung von Brunnen⸗ und Badekuren, Vorbereitungen und Rücksich⸗ ten bei Kuren, Verhaltungsregeln, Brunnendiät, Vorschriften für Trink⸗ und Badekuren, Inhalationen, Gebrauch der Seebäder, An⸗ wendung und Wirkung der verschiedenen Mineralquellen. Ferner: Die Bäder, Kurorte und Heilanstalten alphabetisch geordnet mit Aerzten und Hotels, Frühjahrsanzeigen für Bäder, Kurorte u. s. w.
Redaktion und Rendantur: Schwieger.
rlin, Verlag der Expedition
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Drei Beilagen
mich gehütet, einen definitiven Vertrag abzuschließen.
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(Kesseh. Druck: H. Heiberg
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1 Reichstags⸗Angelegenheiten.
Berlin, 11. Juni. In der gestrigen Sitzung des Reichs⸗ tags leitete der Reichskanzler Fürst von Bismarck die erste Berathung des Gesetzentwurfs über die Geldmittel zur Erweite⸗ rung der Dienstlokalien des Auswärtigen Amtes wie folgt ein:
Die frühere Bewilligung des Reichstages zu einem Neubau der Dienstlokalien, für den einstweilen 175,000 Thlr. fällig waren, bezog sich bekanntlich auf das von mir in der Wühelmeftraße ewohnte Haus Nr. 76, dessen Räumlichkeiten allerdings nach jeder Richtung hin, als Wohnung, aber auch, was noch dringlicher ist, als Bureaulokalien im Erdgeschosse, absolut unzulänglich für die Geschäfte und für die Ge⸗ sundheit der Arbeitenden nachtheilig sind. Wenn von dieser Bewilli⸗ gung nunmehr schon ein Jahr lang kein Gebrauch gemacht worden ist, und ich veranlaßt habe, Sie jetzt um eine analoge Bewilligung für das zweite Dienstgebäude des Auswärtigen Amtes an der Ecke der Wilhelmsstraße und des Wilhelmsplatzes zu ersuchen so hat dies hauptsächlich seinen Grund in der Schwierigkeit, den Bau, so wie ich es beabsichtigte, in dem von mir bewohnten Hause zur Ausführung zu bringen, ohne daß ich selbst eine interimistische Wohnung für mich und die Bureaux inzwischen nähme. Ich hatte geglaubt, daß es möglich sei, einen Rückbau zwischen Hof und Garten herzu⸗ stellen unter Abbruch erst des einen Flügels und dem⸗ nächst des andern Flügels und sich in der Zwischenzeit mit den übrigbleibenden Räumen zu begnügen und sie zu bewohnen. Nachdem aber diesen Ausführungen praktisch näher getreten wurde, habe ich es doch für unmöglich halten müssen, etwa zwei Jahre lan mindestens, in der Mitte einer Mauerwerkstätte zu arbeiten und zu existiren, ich hätte vielleicht die Uebel, die damit verbunden sind, überwunden, wenn ich ge⸗ sünder und die menschliche Zukunft sicherer wäre. Wenn man sich aber den Gedanken klar macht, daß man vielleicht das Ende dieser zwei Jahre, wenigstens als Minister, nicht erlebt und für lachende Erben zwei Jahre lang große Entbehrungen sich auferlegt, so erscheinen sie eben des⸗ halb sehr unbequem. Unerwünscht ist auch ein voller Umzug, nament⸗ lich aber eine zweijährige interimistis che Existenz in solchen Räum⸗ lichkeiten, wie sie eben dazu zu haben sind. Nichtsdestoweniger wurde zu diesem Behufe, um den Umzug zu ermöglichen, das Haus in der Wilhelmsstraße Nr. 70 a. — es ist dadurch kenntlich, daß die Behren⸗ straße gerade darauf stößt, und liegt nördlich von dem Palais Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen Alexander und Georg — für den in der Vorlage angegebenen Preis gemiethet. Aus den vorher ange⸗ führten Rücksichten würde ich es aber dankbar erkennen, wenn der Reichstag diese provisorische Unterkunft und die bisherige Geldbe⸗ willigung nunmehr auf die Bewohner des Hauses Wilhelmsstraße Nr. 61 und auf den Ausbau dieses Hauses zunächst übertragen wollte. Es hat sich herausgestellt, daß die Gesammtbureaux auch dann, wenn sie nicht mehr erheblich anwachsen sollten, was doch wohl zu befürchten ist, namentlich aber wenn für
—
einen künftigen Staats⸗Sekretär eine Dienstwohnung ausgeworfen werden soll, in diesem Hause, — welches eine lange Front nach der Wilhelmsstraße, aber in der Richtung von Norden nach Süden nur ein schmales Grundstück hat, — daß dort die Bureaux, sage ich, nicht vollständig Platz haben. Es war daher erwünscht, daß sich eine Gelegenheit bot, das Haus, welches am Wilhelmsplatze östlich von dem Grundstücke des Auswär⸗ tigen Amtes in der Ecke liegt, käuflich zu erwerben; allerdings für einen Preis, der der Höhe der heutigen Preise der Grundstücke in Berlin entspricht und der sich noch höher herausstellen würde, wenn man dieses Haus umbauen müßte, Es ist aber nach sachverständigem Gutachten in einem so guten baulichen Zustande, daß es benutzt wer⸗ den kann wie es ist. Es handelt sich also nicht um den Ankauf eines Grundstückes, sondern eines bebauten Grundstückes, eines fertigen und benutzbaren Hauses, und nach dieser Richtung wird, wie ich hoffe, der
Antrag, bei der Schwierigkeit, in der Gegend Grundstücke rechtzeitig zu bekommen, wohl begründet erscheinen, auch diese Preise zu bewil⸗ ligen. Wenn dies geschieht, so würde dann in Verbindung mit dem stehenbleibenden neu zu erkaufenden Hause an der Ecke der Wilhelms⸗ straße und des Wilhelmsplatzes ein neues mit Erdgeschoß und zwei Stockwerken versehenes Gebäude entstehen, welches im Stande sein würde, die gesammten Bureaux des Auswärtigen Amtes in sich auf⸗ zunehmen. Für die Zwischenzeit, für die zwei Jahre, wo dieser Bau ausgeführt werden sollte, bietet sich ein Unterkommen für die zweite Abtheilung, für die am Wilhelmsplatz bisher bestehenden Bureaux, welche bei Weitem die größere Hälfte — ich Fene wohl über zwei Drittel bis drei Viertel des Personal⸗Bestandes repräsentirt, in diesem vorher allerdings zu einem ehr hohen Preise ermietheten Hause Wilhelmsstraße Nr. 70a., so daß dann die jetzt ermiethete Etage des Deckerschen Hauses, welches zwi⸗ schen dem Auswärtigen Amt und dem Reichskanzler⸗Amt belegen ist, ausreichen würde, um die geringen Ueberschüsse, die sich in 70 a. nicht unterbringen lassen, dort zu placiren, zugleich aber auch die politische Abtheilung, die jetzt in den kleinen und dunkeln Räumen des Erd⸗ geschosses von dem von mir bewohnten Hause untergebracht ist, soweit zu erleichtern, daß nicht mehrere Räthe gleichzeitig bei den wichtigen Arbeiten und Besprechungen unmittelbar neben einander, so daß der Einzelne kaum zum Schreiben Platz hat, sitzen müssen.
Ich glaube, diese Uebersicht wird genügen, um die Ziele dar⸗ zustellen, nach denen das Auswärtige Amt bei diesen Bauten strebt, denen ich nur die Bitte hinzufügen wollte, mich nicht nöthigen zu wollen, daß mir über dem Kopf gebaut wird — wenn man wichtige Geschäfte hat, so ist das noch störender, wie im gewöhnlichen Privat⸗ leben — sondern, wenn eine Vergrößerung der von dem Reichskanzler zu bewehnenden Räumen stattfinden soll, so glaube ich, wäre ein billiger Anspruch, daß die irgendwo fertig gestellt werden und dann bezogen werden können, ohne ein Interimistikum und ohne den Bau über dem Kopf der Bewohner.
— Dem Abg. Frhr. v. Hoverbeck, welcher die Art des Kaufab⸗ schlusses rügte und meinte, daß dieser Modus, ein solches Reugeld festzustellen, nur gerechtfertigt sei, wenn der betreffende Minister, in diesem Falle der Reichskanzler, die feste vS s⸗ habe, für den Fall der Verweigerung der Forderung Seitens des Reichstages, das Reugeld aus eigenen Mitteln zu bezahlen, entgegnete der Reichskanzler:
Ich räume sehr gerne ein, daß ich mich dieser Konsequenz unter Umständen nicht entziehen kann, aber wenn dieses Prinzip streng fest⸗ Sereg wird, dann 1” es nothwendig, für den Reichstag darauf zu zalten, daß stets nicht nur opferbereite, sondern auch wohlhabende Kanzler an der Spitze der Geschäfte stehen, denn es ist sonst jedes Geschäft der Art unmöglich. Gewarnt durch das Beispiel des An⸗ kaufs des Marine⸗Ministeriums hier am Leipziger Plaß habe ich
— en d 8 enn man aber gar nicht abschließt, so gehen die günstigen Gelegenheiten vor⸗
8 1.
über. Zu warten, bis der Reichstag gerade zusammenkommt, ist
unter Umständen sehr kostspielig: die Ungewißheit wird der Verkäufer Ffimn mit einer hohen thnte bezahlen lassen; und wiederum, daß
die Verkäufe gerade sich immer in der Zeit, wo der Reichstag
im 1 versammelt ist, darbieten, das trifft auch nicht zu. Wir haben den Fall gehabt in Petersburg, wo es sehr erwünscht ist, ein eigenes Haus zu kaufen, wo ein sehr annehmbarer, nach allen
Seiten befriedigender Kauf abgeschlossen war und fest abgeschlofsen
werden konnte, wenn wir es gewagt hätten, dem Reichstage vorzu⸗ greifen. Dadurch, daß es nicht gewagt wurde, ist es gekommen, daß der Verkäufer oder die Verkäuferin ihre Zustimmung wieder zurückge⸗
1 16
82
8*
betragen haben 24,711,121 Thaler, daß Ende April an Krediten
24
eichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Mittwoch, den Il. Jun
1
zogen hat und ihrerseits von dem gegenseitig stipulirten Rechte Gebrauch machte. Es ist ja sehr häufig der Fall, wie es z. B. mit dem Herrn Marine⸗Minister beim Ankauf des Lokales am Leipziger Platze der Fall ge⸗ wesen sein würde, daß ein solcher Minister mit einem Ankaufe, den er durch Beschluß des Reichstages für seine Privatrechnung behält, ein außer⸗ ordentlich günstiges Geschäft machen kann. Wer die Veränderung im Werthe der Grundstücke am Leipziger Platz kennt, wird sagen, daß es im Privatinteresse der damals Betheiligten vielleicht ree ist, daß die Genehmigung später erfolgt ist. Indessen auf solche Speku⸗ lationen kann ich mich doch nicht einlassen, und ich möchte bitten, daß der Reichstag, wenn er nicht von jedem möglichen und zweckmäßigen Ankauf abschrecken will, wenn er nicht ein System, welches doch sehr theuer und unter Umständen rechtlich gewagt ist, die Expropria⸗ tion für den Bedarf der öffentlichen Bauten allgemein ausführen will, in dieser Beziehung die Wahrnehmung einer gpünstigen Gelegen⸗ heit, die sich bietet, nicht zu hart beurtheilt. “
Wenn der Herr Vorredner gesagt hat, daß die gedruckte Einlei⸗ tung nahezu eine Verdoppelung der Räume anzeigt, so halte ich das kaum der Ziffer nach für zutreffend, aber es ist immerhin zu er⸗ wägen, daß für die Zukunft der größere Theil der politischen Abthei⸗ lung des Auswärtigen Ministeriums, die 33 im Erdgeschoß des von mir bewohnten Hauses unterkommt, ebenfalls in das Haus in der Wilhelmsstraße mit den Bureaux der zweiten Abtheilung gemein⸗ schaftlich unterzubringen ist — einmal, weil es ein Bedürfniß ist, beide Abtheilungen, welche gemeinschaftlich dieselben Akten rückgreifend in der Registratur zu benutzen haben, in einem Gebäude zu haben; zweitens, weil ich mir denke, daß in Zukunft der Reichskanzler an
solchen Bureaux, die er in seinem eigenen Hause hat, nicht noth⸗ wendig beschränkt werden muß auf Arbeitskräfte aus dem Auswärtigen Ministerium. Wenn unsere Verfassung in der bisherigen Richtung sich ausbildet, so wird meines Erachtens vielmehr darauf Bedacht genommen werden müssen, daß der Reichskanzler in seiner Nähe we⸗ niger Bureaux vom Auswärtigen Amte, weniger Arbeitskräfte von demselben hat, wohl aber den einen oder anderen Rath oder Sekretär, der mit den übrigen Branchen, mit denen seine amtliche Wirksamkeit in Berührung steht, Bescheid weiß, daß ein Ministerpräsidialbureau — obwohl ich im Uebrigen den Ausdruck im preußischen Sinne hier nicht verwenden möchte — mit dem Reichskanzleramte unter einem Dache Unterkunft zu finden haben würde und nicht gerade ansschließlich ein Theil des Auswärtigen Amtes.
— Die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Haushalts⸗Etat des Deutschen Reichs für 1873, wurde von dem Präsidenten des Reichskanz⸗ ler⸗Amts, Staats⸗Minister Delbrück, eingeleitet: 8
Meine Herren! Der vorliegende Gesetzentwurf begehrt eine nach⸗
trägliche Bewilligung für das laufende Jahr von einer sehr bedeuten⸗ den Höhe, nämlich 10,763,957 Thlr. Von diesem bedeutenden Mehr⸗ betrage fällt mehr als die Hälfte auf die in Ansatz gebrachten Woh⸗ nungsgeldzuschüsse für Offiziere und Beamte. Auf diese Position näher einzugehen, kann ich mich enthalten. Sie ist durch eine beson⸗ dere Vorlage der Berathung des Hauses unterworfen und diese Be⸗ rathung hat in der Kommission bereits begonnen. Eine fernere, die naͤchsterhebliche Position ist die Bewilligung von 1,604,997
Thlr. für die Unteroffiziere. Diese Position ist durch ein in dritter Lesung angenommenes Gesetz vom Hause bereits be⸗ willigt. Es tritt als nächsterhebliche Position hinzu eine Summe von 1,250,000 Thlr. an Kosten für Ausmünzung. Diese Position findet ihre Rechtfertigung in dem von dem Reichstage in dritter Berathung bis auf einem Paragraphen erledigten Gesetz über das Münzwesen. Geringere Beträge setzen sich zusammen aus den bei dem Reichskanzler⸗Amte erscheinenden Bewilligungen für Pensionen von 684,600 Thlr. hauptsächlich für die früheren französischen Mi⸗ litärs, aus dem gestern bereits bei dem Etat für 1874 erörterten Allerhöchsten Dispositionsfonds von 300,000 Thlr., aus einer nach⸗ träglich nothwendig gewordenen Forderung für die Kosten der Wiener Weltausstellung von 385,000 Thlr. und sodann aus einigen Anfor⸗ derungen für das Auswärtige Amt zu Neubauten oder Grundstück⸗ erwerbungen und zwar in Petersburg 250,000 Thlr., in Rom 100,000 Thlr. und in Konstantinopel mit der gleichen Summe, welcher letzteren Summe eine entsprechende Einnahme gegenübersteht. Die übrigen Beträge zum welche es sich handelt, sind von gerinderem Belange. . * Von wesentlichem Interesse wird die Erwägung der Frage sein, ob die Bewilligung der durch diesen Nachtragsetat in Anspruch ge⸗ nommenen Summen eine Erhöhung der Matrikularbeiträge für das laufende Jahr zur Folge haben wird. Wir glauben diese Frage ver⸗ neinen zu müssen. Wir sind der Ueberzeugung, daß eine Erhöhung der Matrikularbeiträge in Folge der gestellten Forderung nicht ein⸗ treten werde, und es wird meine Aufgabe sein, diese Ueberzeugung näher zu begründen. Wird davon ausgegangen, daß die Ergebnisse der Einnahmeverwaltung im Jahre 1873 ebenso hoch sein werden, wie sie im Jahre 1872 wirklich waren, so würde sich unter Gegenrechnung der Mindeneismahwfen eine Mehreinnahme gegen den Etat für 1873 ergeben von 7,312,073 Thlrn. bei den sämmtlichen Bundesstaaten ge⸗ meinschaftlichen Einnahmen und von 2,410,975 Thlr. bei denjenigen Einnahmen, welche nicht allen Bundesstaaten gemeinsam sind, nämlich bei der Branntweinsteuer, der Braumalzsteuer, der Post⸗ und Zeitungs⸗ verwaltung. Diese Mehreinnahmen des Jahres 1872 gegen die Etats⸗ ansätze von 1873, ergeben hiernach eine Gesammtsumme von 9,723,048 Thlrn., decken also bis auf einen Betrag von 535,752 Thlr. die hier im Nachtragsetat geforderte Summe. Dieser Betrag von 535,752 Thlrn. würde indessen reichlich gedeckt,
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ja sogar erheblich überstiegen werden durch den Mehrbetrag der kredi⸗ tirten Zölle und Steuern, welcher auf das Jahr 1873 übergegangen ist, im Vergleich zum Jahre 1872. Es würde also, vorausgesetzt, daß das Jahr 1873 bei den Einnahmeverwaltungen kein ungünstigeres Ergebniß herausstellen wird, als das verflossene Jahr wirklich ergeben hat, die hier geforderte Summe von über 10. Millionen Thalern ihre volle Deckung finden. .
Es entsteht nun freilich die Frage, ob die Voraussetzung richtig ist, daß das laufende Jahr in seinen Einnahmen nicht hinter dem Vorjahre zurückbleiben wird. In dieser Beziehung kann ich darauf hinweisen, daß die der Reichskasse gebührenden Reineinnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern bis zum Schluß des Monats April
ausstanden 27,512,561 Thlr. Giebt zusammen 52,223,682 Thlr. Aus dem Jahre 1872 waren an Steuerkrediten übergegangen etwas über 22 Millionen, es bleiben also 30,184,000 Thlr. Im Jahre 1872 betrugen für denselben Zeitpunkt die Einnahmen, einschließlich der Kredite, 23,740,000 Thlr. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres also mehr 6,444,000 Thlr. Ich verkenne nun keineswegs, daß in dieser sehr großen Mehreinnahme der ersten vier Monate die Wir⸗ kung einer vorübergehenden Konjunktur enthalten ist, deren Fmeschüag sich in späteren Monaten geltend machen wird. Das sind die Vor⸗ verzollungen von Tabak. Indessen ist dieses Moment im Verhältniß zu der gesammten Summe nicht von dem Gewicht, um irgend einen Zweisal darüber rege machen zu können, daß das Ergebniß der ersten vier Monate ein im Wesentlichen richtiges Bild für die Gesammt⸗ einnahme des Jahres geben würde, wenn man si lediglich auf die Voraussetzung beschränkt, 1 Jahr 1873 nicht mehr einbringen soll, wie das Jahr 1872. ir haben die Ueberzeugung, es wird mehr aufbringen, und ich glaube wenigstens durch die wenigen Zahlen,
— Bei der zweiten Berathung des Etats für das Reichs⸗ kanzler⸗Amt erklärte der Abg. Dr. Loewe es wünschenswerth wenn auch dem selbständigen Kunsthandwerker der Besuch der Wiener Ausstellung ermöglicht würde, wie dies Seitens der Großindustrie für die Werkführer geschehe. Der Präsident Delbrück entgegnete hierauf:
Meine Herren! Bei Berathung der Frage, wie die durch di Wiener Weltausstellung entstehenden Kosten zu vertheilen seien zwischen dem Reich und den einzelnen Staaten, ist auch die von dem Herrn Vorredner berührte Frage in Erwägung gekommen; man hat aber nicht geglaubt, von Seiten des Reiches für diesen Zweck eine Bewilli gung eintreten lassen zu können, so wenig man geglaubt hat, es fü manche andere, von den einzelnen Staaten zu bestreitende Zweck thun zu können. Man hat sich bei der Beurtheilung desjenigen, wa aus Reichsfonds zu bestreiten sei, beschränkt und beschränken müssen Centralstelle aus bestritten und deren Verwendung von einer Central⸗ stelle aus unbedingt kontrolirt werden kann. Die Summe, welche der Reichstag für den Zweck bewilligt hat, repräsentirt keineswegs diejeni⸗ gen Kosten in ihrer Gesammtheit, welche den Ausstellern nicht zur Last fallen; saäͤmmtliche einzelne Bundesstaaten haben außerdem noch für ihre Angehörigen spezielle Bewilligungen gemacht in relativ ganz verschiedenem Grade. Die Kosten, um die es sich hier handelt, sind, wie gesagt, solche, von denen man sagen kann, sie treffen die Ge⸗ meinschaft, sie sind allen gleichmäßig und deshalb geeignet auf Reichs⸗ fonds übernommen zu werden. Der von dem Herrn Vorredner be⸗ zeichnete Zweck ist eben, wie auch er, glaube ich, seinerseits nicht ver⸗ kennen wird, einer solchen Centralleitung nicht fähig. Er hat hervor⸗ gehoben, — und ich kann das als thatsächlich richtig durchaus be⸗ een — daß eine erhebliche Anzahl großer Industriellen die Per⸗
onen, die in ihren Geschäften hervorragend thätig sind, auf eigene
Kosten nach Wien senden. Er wird ferner wissen, daß sich nicht blos in Berlin, sondern auch anderwärts Vereine gebildet haben, um durch freiwillige Beiträge solchen Gewerbetreibenden, die er vorzüglich im Auge hat, die Reise nach Wien zu ermöglichen. Nach meiner Ansicht ist eine solche Vertheilung der Kräfte viel richtiger, als wenn man das Ganze auf das Reich ge⸗ worfen hätte; das würde dann vielleicht die Neigung der großen In⸗ dustriellen, die in ihren Etablissements beschäftigten Personen nach Wien zu schicken geschwächt haben, man würde die Thätigkeit der
ripatvereine, die ich auch für das gegenseitige Verhältniß der indu⸗ Prünter Klassen für recht nützlich halte, gebrochen haben, wenn bekannt geworden wäre, daß das Reich seinerseits die Sache auf ine Schul⸗ tern nehme. Das sind die Erwägungen gewesen, die davon abgehalten haben, für diesen Zweck, wie für manche andere Zwecke, die Reichs⸗ fonds in Anspruch zu nehmen.
— Unter den einmaligen Ausgaben in dem Nachtragsetat für das Auswärtige Amt befinden sich 250,000 Thlr. zum An⸗ kauf eines Botschafts⸗Hotels in St. Petersburg. Nachdem der Abg. Freiherr v. Hoverbeck sich gegen den Ankauf und für eine Miethsentschädigung ausgesprochen hatte, erklärte der Reichs⸗ kanzler Fürst v. Bismarck:
Die Summe von 250,000 Thlrn. — wenn überhaupt auf den Ankauf eines Hauses eingegangen wird — hat sich bisher in zwei Fällen als ausreichend erwiesen, die sich beide zerschlagen haben, weil nicht sofort abgeschlossen werden konnte, der eine unter Benutzung einer Reugeldklausel, der andere, weil der Verkäufer nicht so lange warten wollte, bis ein Reichstagsbeschluß extrahirt werden konnte. In beiden Fällen waren es sehr ausreichende und geeignete Häuser zu 250,000 Thlr. Die Forderung dem Reichstag gegenüber so zu präliminiren, daß, als sich auch ein vortheilhafter Ankauf zu einem höheren Preise machen ließe, indem man gleich eine höhere Sumine forderte, die anch dazu ausreichte, hat doch Be⸗ denken. Das Budget ist ein öffentliches Aktenstück, wenn darin steht, daß die Reichsregierung etwa 400,000 Thlr. zur Verfü⸗ gung stellt, um ein Haus zu kaufen, so wird kaum noch ein Haus⸗ eigenthümer weniger als 400,000 Thlr. fordern, er wird jedenfalls versuchen, zu bekommen, was im Budget ausgesetzt ist. Solche An⸗ käufe, bei denen man ein Grundstück vortheilhaft erwirbt, von dem sich ein Theil wieder veräußern läßt, sind in Petersburg häufiger zu machen, als an anderen Orten, weil es dort sehr große Grundstücke giebt, die nicht selten durch ein ganzes Häusercarrée durchgehen und nach zwei Straßen hin Front haben, und wir sind schon zwei Mal in der Lage gewesen, auf Häuser der Art zu reflektiren.
Die Frage, ob überhaupt ein eigenes Botschaftshotel gekauft wer⸗ den soll, ist ja eine prinzipielle, die von der Regierung nach ihren Er⸗ fahrungen bejaht wird, die sie aber nur mit Bewilligung des Reichs⸗ tages, wenn der Reichstag der Ueberzeugung der Regierung Glauben schenkt, durchführen kann. Allmählich haben fast alle großen Mächte für ihre Gesandtschaften, bei den größeren, viele auch bei den kleine⸗ ren Staaten, das Prinzip adoptirt, daß sie ein eigenes Haus haben, um den Schwierigkeiten des Umzuges mit Akten, den Unan⸗ nehmlichkeiten der Bewohnung eines Privathauses, das sie vielleicht mit Anderen theilen müssen, und namentlich den unablässigen Steigerungen der Miethe zu entgehen. Ich habe, als ich in St. Petersburg Gesandter war, noch für 8000 Thaler Miethe gewohnt und für 1000 Thaler extra hinzutretende Kosten. Die Miethsverträge, die der letihe Botschafter dort ab⸗ schließen muß für weniger Räumlichkeiten, als ich damals inne hatte steigen schon ohne die additionellen. Kosten auf 17,000 und 18,006 Thaler, und bei dem Steigen der Miethen und der Preise von Grund und Boden, glaube ich, empfiehlt sich dieses Prinzip dennoch, abge⸗ sehen davon. daß, wenn das Deutsche eich auf die Würde seiner Re⸗ präsentation einen Werth legt, ein der Kündigung ausgesetzter Miether immer doch eine weniger⸗ gesne. Stellung hat, als ein in einem dem Reiche gehörigen Hause angesessener Gesandter. Einem Vertreter, der auf den Wink eines Privatmannes sein Lokal räumen muß, ist nie dieselbe Repräsentation möglich. Es sind da dauernde Einrichtungen nicht möglich, es ist die Vertheilung der Räume nicht möglich, wie sie für eine Repräsentation mit daran hängenden Bureaux gerade gewünscht wird. Das kann man nur im eigenen Hause einrichten, und wenn der Reichstag nicht Werth legte auf die äußere Würde der Repräsentation auf dieser Seite der Sache, dann würde er so hohe Gehälter überhaupt nicht bewilligen. Ich glaube mich der Hoff nung noch hingeben zu dürfen, daß wir dieses Prinzip, das wir in ver⸗ schiedenen Fragen schon bejahend entschieden haben, nicht in diesem Falle in Frage stellen wollen, da es sich nicht blos nach der Ueberzeugung der diesseitigen Reichsregierung, sondern nach der Ueberzeugung aller gro⸗ ßen Staaten mehr und mehr bewährt. Sie sehen, daß bei uns Frankreich sein eigenes Haus hat, daß Rußland sein eigenes Haus hat und daß die ehtit e sowohl, wie die österreichische Botschast nicht nur in finanziell schwierige Verhältnisse gerathen. kann, sondern büs in der Unsicherheit sind, ob ihnen das Obdach kündigt werden
ann oder nicht, und beide Mächte würden, so viel ich weiß, sehr be⸗
reitwillig jede Gelegenheit ergreifen, die sich ihnen böte, um ohne übertheuert zu werden, ein eigenes Grundstück für ihre Botschafts⸗ hotels zu erwerben. —
8 eine Replik des Abg. Freiherrn v. Hoverbeck erwiderte
der Fürst v. Bismarck: . .. Ich könnte dagegen nur geltend machen, ne bisher die auswärtige
die ich Ihnen mitgetheilt habe, die Ueberzeugung begründet zu haben, daß es nicht weniger aufbringen wird. F “
Verwaltung in ihren bisherigen Ansprüchen noch in keinem Falle verschwenderisch, derig als sorgsamer und sparsamer Haushält
nach meiner Ansicht auf solche Kosten, die richtiger Weise von einer