1873 / 144 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

der Ausstellung zusammengetragen, und nicht weniger sind die zahl⸗

stter, Treppen und Holzböden,

Zapanesen errichteten

werkstätten, die Ausführung läßt dagegen viel zu wünschen übrig. Für Dampfbetrieb liefern die bekannte Zimmermannsche Fabrik in Chemnitz, die Werkzeugmaschinen⸗Fabrik von Gschwindt & Co. in Karlsruhe und andere deutsche Aussteller, unter den Auslän⸗ dern am vollständigsten Sam. Worssam & Co. Sägen aller Art, Kehl⸗ und Hobelmaschinen. Am reichhaltigsten aber sind die aus Holz hergestellten Gegenstände und ganz besonders die Möbel vertreten.

Das Schönste und Vollendetste, was sich aus dem Holze durch die menschliche Hand, deren Werkzeuge und durch Maschinen zum Zertheilen und Zusammenfügen der Hölzer herstellen läßt, ist auf

rrichen, nützlichen, zum Theil unentbehrlichen Gegenstände des gewöhnlichen Lebens, zu deren Herstellung sich nur Holz oder dieses doch am besten eignet, vor Augen geführt: Thüren, Fen⸗ Jalousien und Uhrgehäuse, Schiffe und Mastbäume, Spielwaaren, Gewehrkolben, Buchbinderspähne und Eisenbahnschwellen, Schachtelbretter und Schubleisten, Holz⸗ stifte und Pfeifenrohre, Tischdecken und Spahnhüte, Knöpfe und Löffel, Fässer und Räsonnanzböden, Fußbekleidung und Cigarren⸗ kisten kurz Alles, was der Zimmermann, der Schiffbauer, der Küfer, der Dreher, der Kunsttischler u. s. w. aus dem Holze zu machen wissen.

Unter den hölzernen Gebäuden zeichnen sich die von den niedlichen Wohnungen aus. Sie sind aus leichtem japanischem Tannenholz, zum Theil unter Benutzung starker Rohrstämme hergestellt, mit dünnen leichten Cederschindeln gedeckt und für ein weniger wetterwendisches Klima, als das unsrige, bestimmt. Auch ein ungaris cher Försterhof, ein russischer Holzbau und vperschiedene andere ähnliche Gebäude sind von Interesse. Hinter dem Kaiserpavillon hat die Dampfsäge⸗Bauschreinerei und Königlich ausschließlich privilegirte Parkettenfabrik von J. Neuschloß Söhne

in Pesth einen hölzernen Ausstellungspavillon errichtet, dessen Portale, Wände, Parkette und innere Einrichtung von gutem Geschmack und solider Arbeit Zeugniß ablegen.

Unter den zahlreichen Fournieren zeichnen sich u. A. die der Hamburger Dampf⸗Fournier⸗ und Holzschneiderei von A. Prale und die Fourniere von G. C. Bartels & Söhne in Hamburg aus. Die norddeutschen Seeplätze liefern dem Inlande jährlich eine bedeutende Menge ausländischer Hölzer im zerschnittenen Zustande. Die Bartelschen gedruckten Geschäftskarten bestehen aus Fournierholz und sind so dünn wie Papier. Um die Schärfe und Sicherheit zu zeigen, mit welcher die Fourniermesser (deren Anwendung statt der Säge ein Fortschritt ist, weil dabei keine Sägespähne abfallen) das durch Wasserdämpfe erweichte Holz

zerschneiden, sind die zolldicken Bretter zu 12 bis 20 und mehr übereinanderliegende Blätter bis auf ein kurzes massiv gelassenes Brettende zerschnitten.

Ein großer Unterschied findet zwischen der Wiener und den früheren Weltausstellungen in London und Paris in Bezug auf die Ausstellungbehälter statt. Dort waren die meisten Gegen⸗ stände auf offenen Gestellen bloßgelegt, hier sind sie mit ver⸗ schiedenen Ausnahmen in Glasgehäusen zur Schau gebracht, die sich oft durch vorzügliche Architektur auszeichnen. Im architek⸗ tonischen Aufbau der zahlreichen und zum Theil außerordentlich kostbaren Möbel wiegt bei den Aussteller der verschiedenen Länder Renaissance und die Gothik vor. Es ist schwer zu sagen, welchem Volke in der Kunstschreinerei die Palme zuer⸗ kannt werden muß: der italienischen Holzintarsia, der französi⸗ schen, Wiener, deutschen oder englischen Marquetterie. Thatsache ist, daß von Allen der Beweis eines allgemein zunehmenden Wohlstandes, einer Verfeinerung des häuslichen Lebens und des Formensinnes geliefert wird.

Die massiv gebogenen Möbel, welche bekanntlich dadurch hergestellt werden, daß das aus dem Rohen herausgearbeitete, der Einwirkung heißer Dämpfe oder des kochenden Wassers und Leims ausgesetzte und dadurch erweichte Holz in gußeiserne For⸗

men gebracht und in ihnen getrocknet wird, haben sich nicht blos erhalten, sondern sind seit den letzten Jahren immer beliebter geworden. Ein illustrirter Preiscourant der Gebrüder Thonet in Wien, die auf den früheren Ausstellungen zuerst mit dieser Art der Holzverarbeitung zu Möbeln auftraten, enthielt nicht weniger als fünfzig Abbildungen verschieden geformter Stühle, einfacher wie komplizirter, Sessel, sogenannte Drehstockel, Schau⸗ kel⸗, Klapp⸗, Kamin⸗Fauteuils. Die sächsische Holz⸗Industrie⸗ Gesellschaft zu Rabenau macht den österreichischen gebogenen Möbeln eine bemerkenswerthe Konkurrenz, sie hat in der deut⸗ schen Abtheilung u. A. ein Himmelbett von vorzüglich guter Arbeit ausgestellt.

Wie in ihrem Marmor, ihren Gläsern, ihrer Mosaik, so zeichnen sich die Italiener auch in ihren verarbeiteten Hölzern aus. Die unter dem Namen intarsia, marquetterie, inlais work of wood bekannten, in Holz ausgeführten Ornamente, Blumen⸗ gewinde, Figuren, architektonische Zeichuungen an Möbeln, namentlich Tischen, Schränken, Kästchen 2ꝛc. und kleineren Gegen⸗ ständen des Gebrauchs, wie Maßstäben, Billardqueus ꝛc. werden entweder massiv durch künstliches Zusammenfügen verschiedenfar⸗ biger Hölzer und späteres Abdrehen ꝛc., oder mit der Laubsäge durch Ausschneiden der Furniere, Vertauschung der Ausschnitte, Füllung mit andern Holzabschnitten hergestellt, während die Einlagen aus Perlemutter, Schildkröt, Metallblättern und Stäben, aus Elfenbein und Steinen unter dem Namen Boule (vom deutschen Kunstschreiner Buhl unter Ludwig XIV.) bekannt sind und mehr in das Gebiet der Mosaik gehören. Die Führung der Laub⸗ säge zu solchen Zwecken verlangt eine leichte Hand und großen Formensinn, beide Eigenschaften sind in Italien zu Hause, wie die von Ebenista Pogliani Ferdinando in Mailand ausgestellten mobili in ebano ed ogni sorta di legni fini, vom Mailänder Billardfabrikanten Antonio Luraschi, vom Intarsiatore Federico Lancetti in Peruzia und vielen andern Italienern gelieferten Gegenstände beweisen. Auch die Engländer haben in ausge⸗ legten Arbeiten viel Kostbares gebracht, Schränke, unter An⸗ deren einen solchen von Jackson und Graham in London, im Werth von 54,000 Fl. Die Ateliers des Faubourg St. An⸗ toine in Paris erinnern durch Goeckler und andere gefeierte deutsche Namen daran, wie viel deutscher Fleiß und deutsche Gewandt⸗ heit zur Application de J'art à l'industrie in Frankreich beige⸗ tragen haben. In der portugiefischen Abtheilung sind u. a. Ar⸗ beiten hölzerne Laubgewinde und Ornamente von höchster Zart⸗ heit ausgestellt. Die österreichische Ausstellung ist reich an vor⸗ züglich gearbeiteten Knnstschränken, Buffets, Bettstellen, Toilett⸗ tischen ꝛc. in ungarischem Escheholz und andern in⸗ und ausländischen Hölzern. Unter vielen sehenswerthen österreichisch⸗ ungarischen hierher gehörigen Gegenständen, deren Aufzählung Spalten in Anspruch nehmen würde, beschränken wir uns darauf, eines Schmuckkastens aus Ebenholz zu gedenken, der nach einer Zeichnung des Professors Stork für den Kaiser angefertigt worden ist.

Die deutsche Ausstellung zeugt von bedeutenden Fortschritten unsrerKunsttischlerei. Von in Holz ausgeführten Möbeln mit Säulen, Gesimsen, Pilastern, Kapitälen, Konsolen, Karyatiden, Füllungen, Schnitzwerk enthält die achte Gruppe der deutschen Ausstellung eine große schöne Sammlung, von der hier einige Einzelnheiten angeführt werden mögen. Unter den in Schwarzebenholz angeführten Kunstwerken zeichnet sich ein stilvoll gehaltener Renaissance⸗ Bücherschrank mit Tisch und Kommode von O. B. Friedrich in Dresden (in der Rotunde), ein masswer Schrank, an welchem 21 Centner Holz verwendet wurden von Schöneke in Danzig (in der Nähe der Gräflich Schaffgottschen, der Berliner und Meißener Porzellanausstellungen) aus. Der Letztere war für die Pariser Ausstellung bestimmt, wurde aber erst später vollendet. gehört u. A. auch ein von Th. König in Cöln geliefertes großes Buffet mit schöner Gliederung. Die Möbel⸗ fabrik von Chr. Niederhöfer Söhne in Edenkoben (Pfalz) hat

Bildnissen von Goethe, mit Goldverzierung,

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Schiller, Dante und Shakespeare, schwarz nebst Tischen und Stühlen ausgestellt, an denen sich die erfreuliche Wahrnehmung machen läßt, daß der Aufschwung, den die deutsche Möbelfabrikation genommen hat sich nicht auf die großen Städte beschränkt. Diese, namentli die Residenzstädte und großen Handelsplätze, bieten freilich den Vorzug eines Marktes in nächster Nähe dar und üben einen großen Einfluß auf die Geschmacksrichtung aus, der nicht zu unterschätzen ist, wie die von der Berliner Renaissance⸗ Aktiengesellschaft und Möbelfabrikation gelieferten Buffets, einge⸗ legten Tischplatten, Toiletttische u. a., der von H. C. Wolbrandt in Hamburg gelieferte Glasschrank von Nußbaum für Bücher nebst Schreibtisch, die von der Möbelfabrik der Firma Stöve⸗ sandt u. Kollmar in Karlsruhe, von Gerson in Stuttgart, von G. Böhne in Berlin, von D. Heigl in München, von Pallen⸗ berg in Cöln, von Plambeck in Hamburg, von G. Udluft, Hart⸗ mann u. Co. in Dresden, von Gebr. Himmelheber in Karls⸗ ruhe, von Bauer u. Rehhorst, von Pohl in Berlin, von Lund in Bremen gelieferten geschmackvollen und vorzüglich gearbeite⸗ ten Gegenstände beweisen; daß aber auch an andern deutschen Plätzen der Sitz einer gediegenen Möbelfabrikation zu finden ist, davon liefern Mainz, Nürnberg, Heidelberg, Hanau und andere deutsche Städte erfreuliche Zeugnisse. Um den Verfertiger be⸗ kannt zu machen, hat H. Kramer u. Klett in Nürnberg ein von dem Kunstschreiner Daniel Schäffler in Nürn⸗ berg gearbeitetes schönes Himmelbett nebst Divan u. s. w. ausgestellt; ein von J. J. Degelbeck nach einer Zeichnung von Cark Hammer geliefertes Buffet hat den verdienten Ehrenplatz in der Nähe der Rotunde gefunden. Die von M. Volkert aus⸗ gestellten Möbel, Bett, Stühle mit grüner Seide, eingelegte Tische nehmen mit Recht die Aufmerksamkeit der Besucher des nördlichen Querbaues der deutschen Abtheilung in Anspruch, in welchem Gebrüder Bauer ein Zimmer dekorirt und mö⸗ blirt haben, das in seiner gesammten Einrichtung und seinen Einzelnheiten als ein Muster guten Geschmacks gelten kann. Die Mainzer Aussteller, Heininger und Andere, zeigen, daß die Vaterstadt der Gümpel, Knusmann, Bembé und anderer älterer berühmter Firmen nicht auf ihren guten Ruf verzichtet. 2

Die deutschen Gewerbvereine und gewerblichen Zeichenschulen, denen ein großer Antheil an dem Aufschwunge der deutschen Möbelfabrikation zuerkannt werden muß, sehen ssich durch die

Wiener Weltausstellung in ihren Bestrebungen den Kunstsinn zu 4

fördern ermuntert.

Unter den in Wien ausgestellten chemischen (Gruppe III.) nehmen diejenigen der Stärke⸗Zuckerfabri Aktiengesellschaft, vormals C. A. Köhlmann & Co. in Frankfurt a. O. eine hervorragende Stelle ein. C. A. Köhlmann begründete und noch jetzt unter seiner Direktion

stehende Fabrik verarbeitet jährlich 200,000 bis 225,000 Ctr. roher Kartoffelstärke theils zu Zucker, theils zu verschiedenen Sorten von

Stärkesyrup wie Couleuren und liefert jährlich 110,000 bis 120,000

Centner Fabrikate, die nicht nur auf dem Kontinent, sondern auch in Großbritannien und Amerika Absatz finden. Die in Wien ausgestellten Produkte der genannten Fabrik bilden eine 20 Fuß hohe sich zu

pitzende Säule, auf deren Sockel 8, große Blöcke von Traubenzucker ruhen, der an Weiße und krystallinischem Glanze dem indischen raffi

nirten Zucker nichts nachgiebt. hohe Glascylinder gebildet, in denen die Couleuren u. s. sind. Das Rähere ergiebt die unten stehende bung, „Die Pyramide u. s. w.“, auf

.

Beschrei⸗

einen großen Bibliothekschrein mit drei Schreibpulten und den 8

——

Industrie-Tafe

zuE-

Wiener Welt-Iusstellung.

Annoncen-Annahmne in Wien bei Eudolf Mosse, Seilerstätte Nr. 2.

Gruppe III., gewissermsßen die Grenze der Rübenzucker⸗Industrie Deutschlands bildend, wird die Aufmerksamkeit der Besucher der Aus⸗ stellung hervorragend durch eine sich pyramidal zuspitzende Säule in Höhe von circa 20 Fuß, umgeben von einem in Silberbronze gebal⸗ tenen metallenen Geländer und gebildet aus mannshohen cylindrischen Gläsern in Anspruch genommen, deren Inhalt nur andeutungsweise durch ein die Säule krönendes metallenes Firmenbanner mit goldener Schrift in weißem Felde folgendermaßen bezeichnet wirdd:

Stärkezucker⸗Fabrik . Aktiengesellschaft, 1 vormals

Frankfurt a. dH.

Wer von den Hunderttausend derjenigen, die jene Inschrift ge⸗ lesen und die in den Glascylindern enthaltenen Flüssigkeiten, die theils dem Wasser gleich, krystallweiß und durchsichtig, theils gold⸗ und dunkelgelb zum Theil sogar bis ins tieffte Schwarz über⸗ gehend fallen, gesehen haben, hätte wohl eine Ahnung davon, daß alle dieselben und nicht minder die 8 kolossal hohen Blöcke schneeweiß aussehenden Traubenzuckers, die auf dem untersten Sockel der Säule stehend, die Garnitur zu den ebenfalls hierauf befindlichen 8 Cylindern bilden, a 25 in K. toffel fabrizirt worden, und sammt und sonders tägliche Genußartikel für Jedermann sind? Als Kommentar hierzu dienen die an den Glas⸗ Cylindern befindlichen auf weiß lackirtem Metall und Porzellan ge⸗ schriebenen Bezeichnungen wie Krystall⸗Syrup, Kapillair⸗Syrup, Fabrikate, die zur Versüßung und Verdickung von zur Anfertigung von Confituren ꝛc. und wiederum auch wie der ge⸗ raspelte weiße Branzucker als Ersatz für Malz und zur Erzielung

8

In der deutschen Abtheilung des Hauptgebäudes, und zwar in einer lischen Ale⸗Brauerei verwandt werden. 2 det auch die Bier⸗Couleur, die zum färben der verschiedenen Gebräue ist, 0 1 Essig⸗ eingehende Aufträge Berücksichtigung finden können, daß unter den Art obwaltenden Verhältnissen von einem Lager fertiger Waare keine Dann kom⸗ Rede sein kann, ergiebt sich aus dem oben Gesagten von selbst! Berechnet man danach die Konsumtion roher Stärke und wiederum die Produktion fertiger Waare während der Dauer eines Arbeits⸗ jahres, so ergiebt dies in erster Beziehung und unter Berücksichtigung, daß man dasselbe pro Campagne je nach den Ergebnissen der Kar⸗ toffelernte auf 250 300 Tage veranschlagt, nicht weniger wie ca. 200,000 bis 225,000 Centner roher Stärke und 110 bis 120,000 Centner Fabrikate, im Gesammtwerthe von durchschnittlich 7 bis 800,000 Thaler. maschinen, schenkräfte, tigten Leute darin. Ställen der Fabrik designirt, Fabrikate wegzuschaffen.

aus unserer märkischen Kar⸗

Essenzen, Liqueuren,

Die Pyramide

schnelleren Reife bei der bayerischen Bier⸗, Porter⸗ und

dient, ihre Verwendung. Neben derselben sehen wir auch Couleur und Wein⸗ wie Rum⸗Couleuren, deren Namen die und Weise ihrer Verwendung zur Genüge kennzeichnen. men hellgelbe und dunkelgelbe Stärke⸗Syrups, die hauptsächlich in der Colonialbranche, Honigkuchen⸗Bäckerei bei der Herstellung süßer oberjähriger Biere gebraucht werden. Der Traubenzucker, der uns in der Weiße, Härte und ebenso auch im Krystall dem indischen raffinirten Zucker gleich vorgeführt wird, dient hervorragend der Weinbranche als Mittel zur Klärung trüber, wie auch zur Verbesserung der kleinen sauren Weine und zur Herstellung moussirender champagnerähnlicher Getränke. Auch die Konfiseure partizipiren an der Konsumtion des⸗ selben, wie diverse andere Branchen, deren Aufzählung wir wegen Raum⸗ mangel hier unterlassen. Unerwähnt darf im Interesse unserer vater⸗ ländischen Industrie dagegen nicht bleiben, daß nicht etwa nur der kontinentale Bedarf aus jener Quelle schöpft, vielmehr hervor⸗ ragend England und dessen überseeische Besitzungen, sowie Nord⸗ und Süd⸗Amerika ꝛc., die Stärke⸗Zuckerfabrik mit Aufträgen frequentiren. Daß alle die Fabrikate derselben nur der Gesundheit förderliche sind, geht am evidentesten daraus hervor, deß mit Bewil⸗ ligung der deutschen Regierungen Brauzucker und Stärkesyrup in den einheimischen Brauereien gegen Erlegung einer dem Malz analogen Steuer verwandt werden dürfen. Zu der b selbst übergehend, so wollen wir um den Besuchern der Ausstellung einen Begriff von der Großartigkeit des Unternehmens zu geben, welches an Umfang der Fabrikation und des Verkehrs, wie seiner Leistungsfähigkeit überhaupt, auf dem Kontinent unübertroffen dasteht, nur einige Zahlen heraus⸗ greifen, die genügend für jene Behauptung sprechen!

Die Stärkezucker⸗Fabrik verarbeitet jeden Tag nicht weniger wie 800 —- 1000 Centner roher Kartoffelstärke, theils zu Zucker, theils zu

ärke-Zucker-Fabrik auf der Wiener Weltauss

8 und eng⸗ darf, mit andern Worten produzirt dieselbe danach pro Tag 400 bis In derselben Weise findet 500 Centner jener Fabrikate, deren laufender Bedarf ein derartiger

schen Strebens und deutscher Thatkraft, die bereits seit jenen denk⸗ würdigen Tagen, wo auf den blutigen Feldern Frankreichs sich Deutsch⸗ land außer den materiellen Erfolgen. 8 nen Vorantritt im Rathe der übrigen Völker eroberte, den Kampf auf dem friedlichen Felde der den belgischen Fabriken sowohl auf dem Kontinent selbst, wie namentlich in den vorhergenannten n gutem Erfolge, aufgenommen hat, und trügen nicht alle gewinnen wird. Zum Schluß sei noch bemerkt, daß der Schöpfer der Stärkezucker⸗Fabrik, Herr C. seine rastlose Unternehmen ns e unserer 1 den verschiedenen Sorten Stärke⸗Syrups, wie Couleuren, je nach Be⸗ beinahe 2 Jahren in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden ist.

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1u“

daß trotz jener kolossalen Leistungsfähigkeit nur praenumerando

An Arbeitskräften wirken außer vier Dampf⸗ die durch fünf Kessel gespeist werden ca. 100 Men⸗ exklusive der in Böttcherei und Kistenfabrik beschäf⸗ Nicht weniger als 20 Pferde sind in den um das Rohmaterial heran und die

Die Stäͤrke⸗Zuckerfabrik bildet somit eine würdige Stätte deut⸗

folgen auch in geistiger Beziehung sei⸗ der Industrie mit den französischen und

überseeischen Ländern, und zwar mit bisher eichen, auch

eik, Herr A. Koehlmann, auch heute noch derselben Thätigkeit in unveränderter Fenß schenkt, obgleich jenes Seitens einiger unserer angesehensten Banthäuser seit

8 Grosse Goldene Medaille.

Erzeugung vo

u“

Herstellung von Stroh- und Holzstoff für papierfabrikation‧,Ü n spinnbarer Faser statt des Flachs-Röstverfahrens. Beidtes a«vuf chemischem Wege. 1

Berlin, Neue Hochstraße 17.

Produkten

Die von Herrn

Die Säule selbst wird durch manns⸗ w. enthalten

welchen wir hiermit verweisen. 1

Löniglich

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8

18 Das Abonnement beträgt 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf.

für das Vierteljatzr.

Insrrtionspreis für den Nanm einer Urnchzeile 3:gr.

11“

4 5 193 3 8 g. N 7* 8 8 1† 292

21 Berlin, Fre

es In

Bestellung an; für Berlin außer den hiesigen

2 vissreeenBIIn

Hostaustalten auch die Expedition: Wilhelmstr. 32.

den 20. Juni, Abends.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Dem Geheimen Sanitäts⸗Rath Dr. Nückel zu Cöln, dem Kommerzien⸗Rath Julius Gauhe zu Barmen, dem Oekonomie⸗ Rath, Premier⸗Lieutenant a. D. Stolze zu Taterberg, Kreis Gardelegen, dem Rektor des Progymnasiums zu Trarbach im Kreise Zell, Stäffler, und dem Kaufmann Georg Zurhelle zu Lippstadt den Rothen Adler⸗Orden dritter Klasse mit der Schleife; dem Ober⸗Medizinal⸗Rath a. D. Dr. Haas zu Wies⸗ baden den Rothen Adler⸗Orden dritter Klasse; dem emeritirten Pfarrer Waechter, jetzt zu Braunsberg, dem Vikar Rensing zu Osterwick, Kreis Cösfeld, und dem Post⸗Expediteur Roden⸗ berg zu Harsefeld im Stader Geest⸗Kreise den Rothen Adler⸗ Orden vierter Klasse; dem Baurath a. D. Witting zu Hannover und dem Kommerzien⸗Rath August Willmann zu Sagan den Königlichen Kronen⸗Orden dritter Klasse; dem Kreisgerichts⸗ Sekretär, Kanzlei⸗Rath Westhoff zu Soest und dem Ober⸗ Lazareth⸗Inspektor Neumann beim Garnison⸗Lazareth in Mainz den Königlichen Kronen⸗Orden vierter Klasse; dem eme⸗ ritirten Lehrer Kranich zu Süßenberg, Kreis Heilsberg, dem Fahrsteiger Karl August Arndt zu Neu⸗Lässig, Kreis Wal⸗ denburg, dem Chausseegeld⸗Erheber Wegener zu Erxleben, Kreis Reuhaldensleben, dem Freischulzen⸗Gutsbesitzer Köhler zu Jakobsdorf im Kreise Saatzig, dem Schulzen und Ortserhe⸗ ber Zydek zu Chwostek im Kreise Lublinitz und dem pensionir⸗ ten Gefangnenwärter Johann Müller zu Wiesbaden das Allgemeine Ehrenzeichen; sowie dem Guts⸗Administrator von Schack zum Rommen im Kreise Löbau die am Bande zu verleihen. .““ 3

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Der Frau Geheimen Kommerzien⸗Rath Lilla Deichmann, Fse Schaafhausen, zu Cöln, die Erlaubniß zur An⸗ egung des von des Königs von Württemberg liehenen Olga⸗Ordens zu ertheilen. C1““

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Königreich Preußen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Kaufmann Karl Friedrich Hermann Erbe zu Berlin; und Dem Lithographen und Steindruckerei⸗Besitzer Adolph Engel zu Berlin das Prädikat eines Königlichen Hof⸗Lieferanten zu verleihen.

8 8

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung,

betreffend die 17. Verloosung der Staatsanleihe vom Jahre 1856.

Inn der heute in Gegenwart eines Notars öffentlich be⸗ wirkten Verloosung von Schuldverschreibungen der 48prozentigen Preußischen Staatsanleihe vom Jahre 1856 sind die in der An⸗ lage verzeichneten Nummern gezogen worden.

Dieselben werden den Besitzern mit dem Bemerken gekündigt, daß die in den ausgeloosten Nummern verschriebenen Kapital⸗ beträge vom 2. Januar 1874 ab täglich, mit Ausschluß der Sonn⸗ und Festtage und der zu den Kassen⸗Revisionen nöthigen Zeit in den Stunden von 9 bis 1 Uhr bei der Staatsschulden⸗ Tilgungskasse hierselbst, Dranienstraße Nr. 94, gegen Quittung und Rückgabe der Schuldverschreibungen mit den dazu geer gsn erst nach dem 1. Januar 1874 fälligen Zinscoupons Ser. V. 5 bis 8 nebst Talon baar in Empfang zu nehmen sind.

Die Einlösung der Schuldverschreibungen kann auch bei den Königlichen Regierungs⸗Hauptkassen, sowie bei der Kreiskasse in Frankfurt a. M. und den Bezirks⸗Hauptkassen in Hannover, Dsnabrück und Lüneburg bewirkt werden. Zu diesem Zwecke sind die Schuldverschreibungen nebst Coupons und Talons einer dieser Kassen einzureichen, welche sie der Staatsschulden⸗Tilgungs⸗ kasse zur Prüfung vorzulegen und nach erfolgter Feststellung die Auszahlung zu besorgen hat.

Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich mit abzu⸗ lefernden Zinscoupons wird von dem zu zahlenden Kapitale zurückbehalten.

Formulare zu den Quittungen werden von den gedachten sassen unentgeltlich verabreicht.

Die Staatsschulden⸗Tilgungskasse kann sich in einen Schriftwechsel mit den Inhabern der Schuld⸗ verschreibungen über die Zaͤhlungsleistung nicht einlassen.

Zugleich werden die Inhaber der in der Anlage bezeichneten, 19: mehr verzinslichen Schuldverschreibungen der vor⸗ öeichneten Anleihe, welche in den früheren Verloosungen (mit usschluß der am 16. Dezember v. J. stattgehabten) gezogen, aber 88 in noch nicht realisirt sind, an die Erhebung ihrer Kapitalien

ert.

In Betreff der am 16. Dezember v. J. ausgeloosten und sum 1. Juli d. J. gekündigten Schuldverschreibungen wird auf as an dem ersteren Tage bekannt gemachte Verzeichniß Bezug genommen, welches bei den Regierungs⸗Hauptkassen, den Kreis⸗,

Resdumnee Wete

8 8

8

——

———-——

räthe und Magistrate zur Einsicht offen liegt.

Berlin, den 16. Juni 1873. 1I1I1I1““ Hauptverwaltung der Staatsschulden 8 von Wedell. Löwe Hering. Rötger.

e

von Dechend nach der Rheinprovinz.

3 prozentiges Anlehen der vormals freien furt g. M. von Fl. 2, 500,000 d. d. 30. N at Bei der am 6. d. Mts. stattgehabten 17 Ws

lehens der vormals freien Stadt Frankfurt a. M

mber 18 48. bosung des An⸗ i 2,50 0,000 Fl.

gationen Lit. G. gezogen: 21 Obligationen à 1000 Fl. Nr. 11. 22, 38. 111. 128 163 88 165. 463. 528. 653. 682. 696. 777. 852. 914. 968. 1048. 1308. 1418. 1482 r und 142 ..— 10 Obligationen à 500 Fl. Nr. 1709. 1719. 1735. 1882. 2399. 2467. 2594 und 2630 . 4 Obligationen à 300 Fl. Nr. 2841. 2862. 2928 und 3298 = 15 Obligationen à 100 Fl. 8 3839. 3996. 4081. 4135. 4149. 4331. 4450. 4488. 4603. 4707 und 4781

50 Obligationen über .366916,400. —. —.

Die Inhaber dieser Obligationen werden Hiervon mit dem Be⸗ merken in Kenntniß gesetzt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzin⸗ sung nur bis zum Einlösungstermine stattfindet, bei der Königlichen Kreiskasse zu Frankfurt a. M, bei der Königlichen Staatsschulden⸗ tilgungs⸗Kasse zu Berlin, bei jeder Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse, sowie bei den Königlichen Bezirks⸗Hauptkassen zu Hannover, Lün eburg und Osnabrück gegen Rückgabe der Obligationen und der dazu gehö⸗ rigen nicht verfallenen 3 Zinscoupons pro 1. Oktober 1874 bis incl. 1876, sowie der Talons erheben können.

Der Geldbetrag der etwa fehlenden unentgeldlich mit abzuliefern⸗ den Zinscoupons wird von dem zu zahlenden Nominalbetrag der Obli⸗ gation zurückbehalten.

zur Rückzahlung zf den 1.

5,000 = 2,857. 4. 4.

Restanten. a. Rückzahlbar am 1. Oktober 1869. Lit. G. à 1000 Fl. 8r. 939. à 500 Fl. Nr. 1849. 2366 und 2379. à 100 Fl. Nr. 3609. 3694. 4326. 4458 und 4662.

b. Rückzahlbar am 1. Oktober 1870. Lit. G. à 500 Fl. Nr. 2158. à 100 Fl. Nr. 3392. 3808. 3952. 4172 und 4689.

c. Rückzahlbar am 1. Oktober 1871. Lit. G. à 1000 Fl. Nr. 152. à 500 Fl. Nr. 1855. 2188 und 2308. à 300 Fl. Nr. 2957 und 3093. à 100 Fl. Nr. 3360. 3422. 4182. 4660 und 4756.

d. Rückzahlbar am 1. Oktober 1872. Lit. G. à 1000 Fl. Nr. 1515. à 500 Fl. Nr. 2342. à 300 Fl. Nr. 2909. 3046. 3246. 3273. à 100 Fl. Nr. 3329. 3442. 3568. 3723. 4165. 4314. 4610.

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiermit wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert. 1“

Wiesbaden, den 10. Juni 1873. 8

8 Der Regierungs⸗Präsident. v. Wurmb.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Berlin, 20. Juni. Se. Majestät der

Preußen.

Kaiser und König nahmen in den letzten Tagen auf Schloß

Babelsberg die gewohnten Vorträge entgegen, und zogen Ihre Majestäten täglich einige Personen zur Tafel, in erster Reihe die Botschafter und deren Gemahlinnen.

Gestern emrfingen Se. Majestät den Fürsten Reichskanzler zu einem längeren Vortrage.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz hielt, wie aus Frankfurt gemeldet wird, gestern früh 7 ½ Uhr eine Truppenbesichtigung auf dem großen Ererzierplatze bei Gries⸗ heim ab. Im Laufe des Vormittags fand ein Dejeuner im Russischen Hofe statt, zu dem der Divisions⸗Commandeur v. Fabeck, der Kommandant v. Loos, der Ober⸗Bürgermeister Dr. v. Mumm und der Polizeipräsident Hergenhahn geladen waren. Nachmittags setzte Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit mittelst der Hessischen Ludwigsbahn die Reise nach Mainz fort.

In der gestrigen 35. Bundesraths⸗Plenarsitzung, in welcher der Staats⸗Minister Delbrück den Vorsitz führte, wurden vorgelegt: Die Schreiben des Reichstags⸗Präsidenten, betreffen d den Gesetzentwurf wegen Einführung des Gesetzes über die pri⸗ vatrechtliche Stellung der Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossen⸗ schaften in Bayern und die vom Reichstage bei Berathung des 5. Berichts der Reichsschulden⸗Kommission gefaßten Beschlüsse.

Ausschußberichte wurden erstattet über die Gesetzentwürfe Abänderung einiger Bestimmungen der Gewerbeordnung und wegen Bestrafung der Kontraktbrüchigkeit der land⸗ und

een Steuer⸗ und den Forstkassen, den Kämmerei⸗ und anderen

forstwirthschaftlichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und über den Handelsvertrag mit Persien. 4“

IW * K 8 8

größeren Kommunalkassen, sowie auf den Büreaux der Land⸗

5 8 a. 5 Ist der heutigen Nummer dieses Blattes beigefügt. Abgereist: Der Präsident des Haupt⸗Bank⸗Direktorin ms

Ftadt Fr ank⸗

d. d. 30. November 1848 wurden nacherzeichnete Nummern der Obli⸗ DOktober 1873

Es folgte eine Besprechung über den Gesetzent 4 fend das Papiergeld. 1n fehensrttef, betref Erndlich wurde eine Eingabe vorgelegt.

Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung des Reichstags wurde die zweite b 88c F.e.s betreffend den Antheil des ehemaligen Norddeutschen Bundes an

der französischen Kriegskosten⸗Entschädigung zu

Ende geführt, und die Vorlage in allen ihren Theilen genehmigt

Eine längere Debatte wurde durch die von der Budget⸗Kommis⸗

sion empfohlene Bewilligung von 100,000 Thlr. als erste Rate

für den Bau einer Kaserne für zwei Eskadrons des 8. Husaren⸗

Regiments in Neuhaus bei Paderborn veranlaßt, welche der

Abg. Schröder (Lippstadt) als nicht genügend motivirt be⸗

zeichnete. Zugleich berührte er die von dem Abg. von Schor⸗

lemer-Alst im preußischen Abgeordnetenhause angezogene

Thatsache, daß der Commandeur des Regiments seine

Abneigung, katholische Aspiranten in das Offizier⸗Corps aufzunehmen in einem amtliche Geltung beanspruchen⸗ den Schreiben ausgesprochen habe. Der Bundesbevoll⸗ mächtigte Staats⸗Minister von Kameke erwiderte darauf (S. unter Reichstagsangelegenheiten), daß die öberste Militär⸗ behörde solche Grundsätze niemals zugelassen habe und zulassen werde, und daß sie Abweichungen von dem System gleichmäßiger Behandlung aller Konfessionen auf disziplinarischem Wege aus⸗ gleichen würde. Die Position selbst wurde bewilligt. Ebenso wurde Artikel 3 des Gesetzes genehmigt, der von der Verthei⸗ lung des Antheils auf die einzelnen Staaten des Norddeutschen Bundes handelt. Die Sitzung schloß gegen 4 Uhr. eEANScoErensme. Mmvexergg. Ee];

In der heutigen (57.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst v. Bismarck, die Staatsminister Delbrück, v. Kameke nebst mehreren Kommissarien beiwohnten, wurden zunächst die Artikel I. und II. des Gesetz⸗Entwurfs, betreffend den Antheil des ehemaligen Norddeutschen Bundes an der französischen Kriegskosten⸗Entschädigung in Ueber⸗ einstimmung mit den gestern gefaßten Beschlüssen in dritter Beraͤthung genehmigt. Das Haus trat hierauf in die erste Berathung des Freundschafts⸗, Handels⸗ und Schiffahrts ⸗Vertrages mit Persien. Der Reichs⸗ kanzler Fürst v. Bismarck, welcher die Debatte einleitete, wünschte die Meinung des Hauses darüber zu erfahren, ob es eine gegen⸗ seitige Vertretung des Reiches und Persiens für erforderlich halte, da es nicht zu verkennen sei, daß möglicherweise die poli⸗ tische Lage Asiens es auch für Deutschland wünschenswerth mache, über die dortigen Verhältnisse besser orientirt zu sein. Der Abg. von Bunsen bezeichnet die Einrichtung einer Ver⸗ tretung des Reiches für wünschenswerth, sowohl zum Schutze der freien Religionsübung der in Persien lebenden Deutschen als auch im Interesse der Verbreitung der Produkte der weit ent⸗ wickelten persischen Kunstindustrie, welche bis jetzt fast nur als Raritäten auf den deutschen Markt gekommen seien. Auf eine Anfrage des Abg. Schleiden erwiderte der Präsident des Reichs⸗ kanzler⸗Amts, Staats⸗Minister Delbrück, daß, obwohl der Handelsverkehr zwischen Deutschland und Persien noch sehr wenig entwickelt und meist durch Vermittelung Konstantinopels geführt werde, doch der neue Vertrag für die Zukunft um so wichtiger werden möchte, als er Deutsch⸗ land in die Reihe der meist begünstigten Staaten versetze.

In der sich unmittelbar anschließenden zweiten Berathung wurden die einzelnen Artikel. nach kurzer Berathung genehmigt. Beim Schluß des Berichts befand sich das Haus in der ersten Berathung des Gesetz⸗Entwurfs, betreffend die Abänderung des Vereins⸗Zolltarifs. (S. denselben unter Reichstags⸗ Angelegenheiten.)

Die durch verschiedene Blätter gegangenen Nach⸗ richten über Beobachtung von irrlichterartigen Feuer⸗ Erscheinungen auf den Gewässern des Thiergartens, insbesondere auf denjenigen bei der Louisen⸗Insel, haben dem Vernehmen nach auch der Thiergarten⸗Verwaltung Veranlassung gegeben, über den Ursprung dieser Erscheinungen genauere Er⸗ mittelungen anzustellen. Zu dem Zwecke ist zunächst die Masse von der Wasseroberfläche entnommen, auf welcher die Licht⸗ erscheinung wahrgenommen war. Dieser Körper, aus Wasser und Schlamm bestehend, verbreitete einen starken Phosphorgeruch und es entstand sogleich die Vermuthung, daß durch Hineinwerfen von Chemikalien in das Wasser die beobachteten Erscheinungen künstlich erzeugt seien und mithin eine natürliche Selbstentwicke⸗ lung brennbarer Gase ausgeschlossen sei.

Die von einem Chemiker angestellte chemische Analyse hat die ausgesprochene Vermuthung vollständig bestätigt.

Die von der Wasseroberfläche entnommene Masse, in der Hauptsache aus moorigem, mit Algenfäden durchzogenen Sand bestehend, enthielt ganz unverkennbar die Umwandlungsprodukt des Präparates, mit welchem man in chemischen Auditorien der artige Feuererscheinungen, wie sie auf den Thiergarten⸗Gewässern vorgekommen sind, hervorzurufen pflegt, nämlich das Phosphor⸗ calcium. Im frischen Zustand entwickelt dieses bekanntlich bei Naßwerden sogenanntes selbstentzündliches Phosphorwasserstoff gas. Nebenbei entsteht flüssiger und fester Phosphorwasserstoff, unterphosphorigsaurer Kalk u. s. w., welche weniger ephemer sind, als das genannte Gas, und mit dem bei der gewöhnlichen 6

Bereitung gebildeten Kalkphosphat der Untersuchung einen sicheren Halt bieten. Phe 6 ““ 8

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