1873 / 149 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

(12,850,691 Thlr.) auf 22,381,417 Thlr., die sich auf die ein⸗

zelnen Bundesstaaten wie folgt vertheilen: Preußen 10,964.510, Lauenburg 18,721, Bayern 4,904,437, Sachsen 1,031,483, Württemberg 1,863,994, Baden 1,254,438, Hessen 466,229,

Mecklenburg⸗Schwerin 212,246, Sachsen⸗Weimar 125,175, Meck⸗ lenburg⸗Strelitz 45,761, Oldenburg 147,610, Braunschweig 107,086, Sachsen⸗Meiningen 87,887, Sachsen⸗Altenburg 62,345, Sachsen⸗Coburg⸗Gotha 79,686, Anhalt 92,586, Schwarzburg⸗

Sondershausen 28,386, Schwarzburg⸗Rudolstadt 35,075, Wal⸗ deck 25,402, Reuß ä. L. 21,683, Reuß j. L. 35,977, Schaum⸗ burg⸗Lippe 13,346, Lippe 55,884, Lübeck 13,647, Bremen 41,413, Hamburg 93,238, Elsaß⸗Lothringen 553,172 Thaler.

Die Vorschrift im §. 3 des Bundesgesetzes wegen Be⸗ seitigung der Doppelbesteuerung vom 13. Mai 1870, daß der Betrieb eines Gewerbes nur in demjenigen Staate besteuert werden darf, in welchem das Gewerbe betrieben wird, ist nach den bei Berathung des Gesetzes gepflogenen Verhandlungen in Ansehung des stehenden Schiffergewerbes dahin in An⸗ wendung zu bringen, daß jener Gewerbebetrieb nur in dem⸗ enigen dentschen Staate zur Besteuerung heranzuziehen ist, welchem das betreffende Schiff angehört.

Die Führer der den deutschen Bundesstaaten angehörigen nicht preußischen Schiffe sind demgemäß einer Anordnung des Finanz⸗Ministers zufolge in Preußen zur diesseitigen Gewerbe⸗ steuer in Klasse K nicht heranzuziehen. Für die Freilassung der⸗ selben von der Gewerbesteuer genügt der Nachweis, daß das be⸗ treffende Fahrzeug einem anderen deutschen Staate angehört, und es bedarf nicht des Nachweises, daß der Schiffsführer im Heimaths⸗Stiaate des Schiffes wegen des Schiffereigewerbes be⸗ feuert ist. E7SEE meeöb

Nach §. 1 Absatz 2 des Reichsgesetzes vom 25. Mai d. J. (Reichs⸗Gesetzblatt S. 113) sind die gemäß der §§. 1 und 2 a. a. O. im Eigenthum des Reichs befindlichen Gegenstände hin⸗ sichtlich der Befreiung von Steuern den im Eigenthum des ein⸗

elnen Staats befindlichen gleichartigen Gegenständen gleichgestellt.

Hiernach finden die Bestimmungen im §. 4 Litt. a. und c. des Gesetzes vom 21. Mai 1861 Nr. 5379 (G. S. S. 253) und

§. 3 Nr. 1 und 2 des Gesetzes von demselben Tage 5380 (G. S. S. 317) wegen der Befreiung der dem Staate gehörenden Liegenschaften und Gebäude von der Grund⸗ und Gebäudesteuer fortan auf die im Eigenthum des Reichs befindlichen Liegenschaften und Gebäude gleichmäßig Anwendung.

In den Provinzen Schleswig⸗Holstein, Hannover und Hessen⸗ Nassau sind bis zum Zeitpunkte der Erhebung der im §. 2 des Gesetzes vom I1. Februar 1870 (G. S. S. 85) bezeichneten Grundsteuer⸗Hauptsumme die im Eigenthum des Reichs befind⸗ ichen Grundstücke insoweit von der Grundsteuer befreit, als den Grundstücken des Staats nach den gegenwärtig geltenden gesetz⸗ lichen Bestimmungen ein Anspruch auf Befreiung von der Grund⸗ steuer zusteht.

Nach den Bestimmungen der Allgemeinen Dienstinstruk⸗ tion für die Konsuln des Deutschen Reichs vom 6. Juni 1871 (§. 26 ad 3) können die für hülfsbedürftige Reichsangehörige im Auslande erwachsenen Kosten Seitens der Konsuln von den zur Erstattung Verpflichteten (alimentationspflichtigen Verwandten, Rhedern ꝛc.) direkt oder durch Vermittelung der betreffenden Landesregierung wieder eingezogen werden. Zur Wahrung des Interesses der Reichsfonds, auf welche die bezüglichen Kosten im Falle der Uneinziehbarkeit zu übernehmen sind, ist es erforderlich, daß den Kaiserlichen Konsulaten bei dergleichen Wiedereinziehungs⸗ versuchen thunlichst wirksame Unterstützung gewährt wird, und da dies bisher nicht in allen Fällen geschehen ist, so hat der Minister des Innern die Bezirksregierungen veranlaßt, etwaigen 8 nisitionen der Kaiserlichen Konsulate in der gedachten Be⸗ ziehung thunlichst zu entsprechen, und denselben bei Ermittelung der Zahlungspflichtigen, sowie bei Einziehung der Beträge Ihre Mitwirkung angedeihen zu lasen.

Der Minister des Innern hat Berichten der Deputationen für das Heimathwesen, be⸗ treffend die Berechnung und Wiedereinziehung der bei denselben entstehenden Porto⸗Auslagen, ersehen, da sämmtliche Depu⸗ tationen, mit Ausnahme von dreien, das Porto neben dem Pauschquantum zum Ansatz bringen.

Im Einverständniß mit dem Justiz⸗Minister hat der Minister des Innern die Deputation für das Heimathwesen darauf auf⸗ merksam gemacht, daß das Verfahren dieser drei Deputationen der gesetzlichen Vorschrift nicht entspricht, da nach §. 56 des Gesetzes vom 8. März 1871 außer den baaren Auslagen ein Pauschquantum für das Verfahren zu erheben, das Porto also

in dem wirklich gezahlten Betrage, neben dem Pausch⸗ quantum, in Ansatz zu bringen und einzuziehen ist, unbeschadet der Befugniß der Deputationen, bei Abmessung des Pausch⸗ quantums auf den Betrag des der unterliegenden Partei außer⸗ dem zur Last fallenden Portos angemessene Rücksicht zu nehmen. Die Seitens einer Deputation geschehene Bezugnahme auf den Cirkular⸗Erlaß vom 1. Februar v. J., in welchem unter Nr. 5 auf den gerichtlichen Kostentarif hingewiesen ist, nach dessen Vorschrift die Portosätze nicht besonders zur Berechnung kommen, hat der Minister um so weniger für zutreffend erachtet, weil der Cirkular⸗Erlaß nur hinsichtlich der Gebühren ꝛc., deren dort neben dem Pauschquantum Erwähnung geschieht, auf den ge⸗ richtlichen Tarif hinweise. Wenn in fine des qu. Erlasses be⸗ merkt werde, die Kopialien unter dem Pauschquantum mit iffen seien, so sei hieraus im heil zu folgern, daß ein Gleiches, nach der Intention des Erlasses, hinsichtlich des Porto nicht hat gesagt werden sollen.

Behufs der nach dem Durchschnitte der wirklichen Zah⸗ lungen in den Jahren 1870 —72 zu bewirkenden Veranschlagung derjenigen in den Entwurf zu dem Staatshaushalts⸗Etat für das Jahr 1874 bei der Verwaltung der direkten Steuern aufzunehmenden Ausgabe⸗Fonds, welche bis zum Schlusse des Rechnungsjahres 1872 aus dem Extraordinarium der Ver⸗ 8 waltung der direkten Steuern bestritten worden sind, hat der Fi „Minister die Bezirksregierungen angewiesen, die von den⸗

selben bereits erforderte Uebersicht 2 diesfälligen, in den Jah⸗ ren 1869—71 geleisteten Ausgaben, auch auf das Jahr 1872 auszudehnen.

Der Minister des Innern die Bezirksregierungen davon benachrichtigt, daß durch Beschluß des Bundesrathes vom

28. Februar d. J. die Frage bezüglich der Verpflichtung zur der den Transport eines aus dem Bundes⸗

n

daß die Kosten des Transports 82 lusländern, welche aus dem Bundesgebiet, und von Deutschen, welche von einem auswärtigen Staate ausgewiesen sind, innerhalb des Bundes⸗ gebiets von jedem Bundesstaat insoweit getragen werden, als sie zur Beförderung des Verwiesenen durch sein Gebiet aufzuwenden sind.

Der Generalmajor, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Inspecteur der Jäger und Schützen, von Stiehle, ist von seiner Dienstreise zur Inspizirung der Jäger⸗Bataillone hierher zurückgekehrt.

Der Oberst und Abtheilungs⸗Chef im Kriegs⸗Ministerium 2.X.-eegh hat sich mit Urlaub auf kurze Zeit nach Kissingen egeben.

Sachsen. Dresden, 25. Juni. Der ehemalige Groß⸗ herzog Ferdinand IV. von Tos kana nebst Gemahlin und Prinzessin Tochter Erzherzogin Antoinette, sind heute Mittag von München im Hoflager zu Pillnitz eingetroffen.. 8.4

Württemberg. Stuttgart, 24. Juni. Die heute erschienene Nr. 21 des Regierungsblattes enthält eine Be⸗ kanntmachung des Ministeriums des Innern, betreffend die Rangstellung der Amtmänner der Oberämter, vom 20. Juni 1873; sodann eine Verfügung des Steuer⸗Kollegiums, betreffend die Umlage der Grund⸗, Gefäll⸗, Gebäude⸗ und Gewerbe⸗Steuer auf die ersten 4 Monate des Etatsjahres 1873 74, vom 17. Juni 1873.

Baden. Karlsruhe, 24. Juni. Der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen hat sich heute früh 6 ¼ Uhr nach Rastatt begeben und eine Parade über die Truppen der dortigen Garnison abgehalten. Nach 9 Uhr kehrte derselbe mittelst Sonderzugs nach Karlsruhe zurück.

Heute Vormittag 11 Uhr fand in der hiesigen Schloßkirche die Konfirmation des Erbgroßherzogs durch den Prä⸗ laten Dr. Holtzmann statt. Die kirchliche Handlung währte bis gegen 12 ½ Uhr Nachmittags. Es betheiligten sich an derselben durch ihre Gegenwart außer den Eltern und Ge⸗ schwistern des Konfirmanden, dem Großherzog und der Großherz gin, sowie der Prinzessin Victoria und dem Prinzen Ludwig Wilhelm, die Deutsche Kaiserin und Königin on Preußen, der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen, die Prinzessin Wilhelm, der Markgraf Marx, der Prinz Karl, die Fürstin von Leiningen Prinzessin von Baden, die Herzogin von Hamilton und die Erbprinzessin von Monaco. Der Feier wohnten weiter auf Einladung an: die Mitglieder des Staats⸗Ministeriums, sowie eine größere Anzahl Staats⸗, Hof⸗ und Gemeindebeamten, die Generale und höheren Stabs⸗ Offiziere der hiesigen Garnison, sowie die am hiesigen Hofe be⸗ glaubigten Gesandten und Geschäftsträger fremder Höfe; beson⸗ dere Einladungen hatten auch erhalten sämmtliche Geistliche und Aeltesten der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde, der evan⸗ gelische Militär⸗Oberpfarrer, der Pfarrer der hiesigen katholischen Gemeinde, sowie der katholische Divisions⸗Pfarrer.

Hessen. Darmstadt, 24. Juni. (D. Z.) In der heutigen 16. Sitzung begann die zweite Kammer der Landstände die Berathung über die Artikel 11 bis 15 des Entwurfs einer Städte⸗Ordnung, ohne diese Berathung indessen zu beendigen. Diese Artikel behandeln die Zahl und die Wahl der Stadtver⸗ ordneten, die Stimmberechtigung, die Fälle, in denen eine solche ruht, und die Wahlfähigkeit. Aus der heutigen Debatte, bei der zahlreiche Amendements gestellt wurden, erwähnen wir nur, daß die Hauptpunkte der Diskussion die Wahl der Hälfte der Stadtverordneten aus der höchstbesteuerten Hälfte (resp. nach einem neueren Vorschlage der Regierung aus dem höchstbesteuer⸗ ten Drittel) der Wahlfähigen, die Voraussetzungen der Stimm⸗ berechtigung und der Wahlfähigkeit bildeten.

Zur Erinnerung an das Regierungsjubiläum des Groß⸗ herzogs hat Se. Königliche Hoheit den Professor Chr. Schnitz⸗ spahn mit der Ausführung einer Jubiläums denkmünze beauftragt. Die Vorderseite zeigt den Kopf des Hohen Jubilars mit der Umschrift „Ludwig III., Großherzog von Hessen“, die Rückseite von einem Eichen⸗ und Lorbeerkranz umschlungen, die Königskrone, unter der sich Scepter und Schwert kreuzen, oben die Worte: „16. Juni 1848—73“.

Mainz, 23. Juni. Am 24. und 25. August I. J. wird hierselbst der 6. hessische Feuerwehrtag abgehalten und damit eine Ausstellung von Feuerlösch⸗Ausrüstungs⸗Requisiten

8 d““

verbunden werden.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 25. Juni. Das Regierungsblatt für das Großherzogthum Sachsen⸗ Weimar⸗Eisenach enthält in Nr. 14 eine Ministerial⸗Be⸗ kanntmachung, betreffend die mit dem 1. Juli d. J. eintre⸗ tende Aufhebung des Zuchthauses in Weimar und den Text der über die Mitbenutzung der Strafanstalten zu Tonna und Hassen⸗ berg, sowie des Arbeitshauses zu Eisenach abgeschlossenen Staats⸗ verträge.

Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 24. Juni. Der heutige Geburtstag der Herzogin Agnes wurde durch eine Reveille der Garnison, sowie durch Musik von den Thürmen festlich begrüßt; die letzteren, sowie viele Privathäuser hatten aus Anlaß des freudigen Tages geflaggt. Am Abend fand im Schloßgarten Konzert statt, welchem der serg⸗ Ernst, die Her⸗ 2914 und ihre Schwester, die Prinzessin Friedrich Carl bei⸗ wohnten.

Lippe. Detmold, 24. Juni. Das „Regierungs⸗ und faiae . enthält folgende Berichtigung:

„Wir sind in den Stand gesetzt, die von verschiedenen Blättern ebrachte Mittheilung, daß der Kabinets⸗Minister v. Flottwell eine Demission eingereicht habe oder einzureichen beabsichtige, für vollständig unbegründet erklären zu können, und ersuchen alle Zeitunzen, welche jene Nachricht enthielten, um Aufnahme dieser aus sicherster Quelle stammenden Berichtigung.“

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Die Groß⸗ herzogliche Familie von Mecklenburg⸗Schwerin hat gestern Wien verlassen. Dem Vernehmen nach kommt Se. Königliche Hoheit der Großherzog am 29. d. M. nochmals auf einen Tag nach Wien.

Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht die Verordnung des Gesammt⸗Ministeriums vom 18. Juni 1873, betreffend das

88 Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. Juni.

Pesth, 24. Juni. Das Abgeordnetenhaus erledigte heute das Budget des Finanz⸗Ministeriums und begann die Be⸗ rathung über das Budget des Kommunikations⸗Ministeriums. Es wurde auch der Beschluß gefaßt, die, eine Zinsengarantie ge⸗ nießenden Eisenbahnen anzuweisen, daß sie künftighin keine Freikarten ausgeben dürfen. 8 Der Kultus⸗Minister Trefort beantwortete eine Interpellation Lükoe’s wegen des gesetzwidrigen Vorgehens des Rosenauer Bischofs in Betreff der Publikation des Unfehlbarkeitsdogmas. Trefort erklärte, Bischof Schopper habe das Dogma zwar nicht wie der Stuhlweißenburger Bischof formell und feierlich verkün⸗ digt, sondern 200 Exemplare der vatikanischen Dekrete in seiner Diözese vertheilt. Der Minister habe unter Berufung auf die Allerhöchste Entschlißung vom 9. August 1870 seine Mißbilli⸗ gung hierüber ausgedrückt und erklärt, daß bei etwaigen gesetz⸗ widrigen Handlungen, die aus diesem Vorgehen entstehen soll⸗ ten, die ganze Strenge des Gesetzes angewendet werden würde. Der Interpellant Lükoe erklärte sich mit der erhaltenen Antwort nicht zufrieden und verlangte, daß der Gegenstand verhandelt werde. Bei der Abstimmung stimmten 71 für die Kenntniß⸗ nahme und 83 für eine besondere Verhandlung. Der Gegen⸗ stand ward für die Sonnabend⸗Sitzung auf die Tagesordnung gestellt. Die ungarisch⸗crsatische Regnicolar⸗Depu⸗ tation beschloß gestern, daß die croatische Deputation ein Nun⸗ tium als Antwort auf das ungarische Nuntium ausarbei⸗ ten olle. 7e

Schweiz. Bern, 25. Juni. (W. T. B.) Der Bun⸗ desrath hat das Gesuch des schweizerischen Handelsvereins um Anbahnung einer Konferenz mit den der lateinischen Münz⸗ konvention angehörigen Staaten behufs Einführung der rei⸗ nen Goldwährung abgewiesen. 8 Der neue Gesandte der spanischen Republik, Martra, früher Chefredacteur des republikanischen Blattes „Igualdad“ ist heute hier eingetroffen. Dänemark. Kopenhagen, 23. Juni. Gestern Morgen starb der frühere Kriegs⸗Minister des Bluhme’ schen Ministeriums, General⸗Lieutenant C. F. Hansen, geboren den 19. November 1788 in Helsingör. General Hansen nahm bereits an den Krie⸗ gen vor 1815 Theil und ging 1832 mit einer Expedition nach Griechenland. Nach Abgang des März⸗Ministeriums von 1848 wurde Hansen Kriegs⸗Minister. Im Dezember 1854 trat er mit dem gesammten Oersted⸗Bluhmeschen Ministerium ab und wurde erst im Juli 1864, als der damalige Krieg faktisch beendet schien, abermals Kriegs⸗Minister. Endlich, im November 1865, trat er völlig in den Ruhestand und beschäftigte sich, im Besitz einer klassischen Bildung, seitdem mit wissenschaftlichen Studien.

Großbritannien und Iriand. London, 24 Juni. Der Schah von Persien begab sich gestern mit Gefolge nach der Albert⸗Halle in Süd⸗Kensington, um dem ihm zu Ehren von den Königlichen Kommissären der internationalen Ausstellung veranstalteten Feste beizuwohnen. Vorher ging eine Besichtigung der internationalen Ausstellung. In dem darauf folgenden Kon⸗ zert, das von einem großen Orchester und Chor ausgeführt wurde, kam eine Ode an den Schah, mit Chören, Soli’s und einem Marsche zur Aufführung. Der Prinz und die Prinzessin von Wales, die übrigen Prinzen des Königlichen Hauses und der Großfürst⸗Thronfolger nebst Gemahlin wohnten dem Feste bei. Für heute Nachmittag ist die große Truppenparade in Windsor angesetzt. Nach derselben veranstaltet Lord Granville im Foreign Office einen diplomatischen Empfang.

Frankreich. Paris, 23. Juni. Der Schah von Persien wird nach den bisherigen Dispositionen in Cherbourg landen und dort eine Revue über die Flotte abhalten. In die⸗ sem Falle würde seine Ankunft auf dem Bahnhof St. Lazare erfolgen. Die Regierung will dem Schah einen großartigen Empfang bereiten. Die Feste werden wahrscheinlich in Versailles stattfinden, da der Gemeinderath von Paris sich geweigert hat, die Summe von 137,000 Frcs. dem Präfekten zur Verfügung zu stellen.

24. Juni. Dem „Ordre“ zufolge wird eine General⸗ Inspektion der festen Plätze im Laufe des Monats Oktober statt⸗ finden. Eine Spezial⸗Kommission von Genie⸗ und Artillerie⸗ Offizieren wurde zu diesem Zweck ernannt. Diese Arbeiten sollen spätestens im November beendigt sein.

Folgende Steuern sollen vom Finanz⸗Minister anstatt der Rohstoffsteuer vorgeschlagen sein: Steuer auf Frachtgüter 10 Millionen, Steuer auf Kanaltransport 5 Millionen, Zollsteuer auf Gegenstände, die nicht im konventionellen Tarif inbegriffen sind, 10 Millionen, Steuer auf Stearin 15 Millionen, 10 Cen⸗ times per Kilogramm Soda 11 Millionen, neue Einregistrirungs⸗ Gebühren 20 Millionen: im Ganzen 71 Millionen.

25. Juni. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ telegra⸗ phirt: Die Gerüchte, daß die gegenwärtige Regierung in ihrer auswärtigen Politik Tendenzen verfolge, welche verschieden seien von denen, die die frühere Regierung namentlich in Betreff Italiens verfolgt habe, sind durchaus unbegründet. Ein Beweis hierfür liegt darin, daß der bisherige Gesandte in Rom, Four⸗ nier, dessen Instruktionen dieselben sind, wie sie ihm bereits vor⸗ her ertheilt waren, auf seinem Posten belassen ist, und daß nie⸗ mals die Rede davon war, ihn von dort abzuberufen.

Der Finanz⸗Minister Magne ist von einem leichten Unwohlsein befallen. Das Gerücht, daß derselbe seine Demission gegeben habe, ist der „Agence Havas“ zufolge unbegründet

Der obere Handelsrath hat beschlossen, daß die Frage bezüglich der Handelsverträge erst nach Verständigung über die neuen Steuern zur Berathung kommen soll.

Versailles, 25. Juni. (W. T. B.) Die heutige Sitzun der Nationalversammlung verlief ohne jeglichen Zwischenfall.

Der Präsident der Republik hat heute den schwedischen und den dänischen Gesandten, welche ihm ihre neuen Beglaubigungsschreiben überreichten, empfangen.

Spanien. Eine aus rarlistischer Quelle stammende De⸗ pesche aus Bayonne vom 25. Juni erklärt die Nachricht von einer Niederlage der Carlisten in Navarra für unbegründet und meldet, daß Elion die 200 Mann starke Kolonne Castanou’s am 21. Juni zu Barranca eingeschlossen und nach heftigem Kampfe fast ganz zu Gefangenen gemacht habe.

Italien. Rom, 22. Juni. Der Kronprinz Hum⸗ bert und die Kronprinzessin Margaretha sind gestern nach Monza bei Mailand abgereist, wo die Hohen Herrschaften den Sommer zubringen werden.

25. Juni. (W. T. B.) Die „Gazetta uffiziale“ veröffent⸗ licht das Königliche Dekret, durch welches die Voll⸗

1* verwiesenen Ausländers innerhalb des Bundesgebietes entstehenden Ko sten prinzipiell dahin entschieden worden ist,

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Ausmaß der Diäten und der Fuhrkosten der Staatsbeamten bei Dienstreisen und die Distinktionszeichen der Staatsuniform.

ziehung des Gesetzes, betreffend die Aufhebung der religiösen Körperschaften, angeordnet widrdd.

e Die Deputirtenkammer verwarf in ihrer heutigen Sitzung mit 157 gegen 86 Stimmen die von der Regierung acceptirte Tagesordnung, welche erklärt, daß die Kammer An⸗ gesichts der Nothwendigkeit, unverzüglich für die Finanzbedürf⸗ nisse des Landes durch Beschaffung neuer Mittel Vorsorge zu treffen, zur Berathung der Finanzvorlage übergehe. Der Finanz⸗ Minister Sella erklärte in Folge dieses Votums, daß die Reg ie⸗ rung dasselbe dem Könige mittheilen und morgen der Kammer ihre Entschließung bekannt geben werde. Miailand, 25. Juni. (W. T. Napoleon *“ 11““ Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Juni. Am 21. Juni ist vom Kriegsschauplatz in Chiwa aus Aulie⸗ata auf telegraphischem Wege folgender Bericht vom Ge⸗ neraladjutanten v. Kauffmann eingetroffen:

Das Turkestansche Detachement bemächtigte sich am 30. Mai des Ueberganges über den Amu⸗darja zwischen den Städten Pitnjak und Chanki und setzte auf das linke Ufer über, wobei es auch die dem Feinde abgenommenen Trajektmittel benutzte. Nach ausgeführtem Uebergang rückte das Detachement gegen die befestigte Stadt Chasar⸗ asy vor und nahm sie am 4. Juni nach geringem Widerstand. Der Feind floh und ließ in unseren Händen vier Geschütze, drei Gestelle mit je drei Falkonats und ein Depot von Artillerievorräthen zurück.

uf unserer Seite ist der Verlust unbedeutend. .

Generallieutenant Werewkin berichtet, daß er am 4. Juni mit dem ihm anvertrauten Detachement aus und kaukasischen Truppen in Neu⸗Urgentsch einzutreffen gedachte, von wo er nach Chanki gehen jollte, wenn sich ihm nicht Hindernisse entgegenstellen.

„Der Gesundheitszustand der Truppen aller drei Abtheilungen ist vorzüglich.

Im Jahre 1874 soll nach der „R. W.“ eine Rekruten⸗ aushebung in beiden Hälften des Reichs und im Königreich Polen nach denselben Regeln, wie die von 1873, statthaben. Es sollen 6 Mann von tausend Einwohnern ausgehoben werden, mit Ausnahme der Karelen im Kreise Kem, Gouvernement Ar⸗ changelsk und im Kreise Ponewez, Gouvernement Olonez. Von diesen sollen nur 4 Mann vom Tausend, zum Militärdienst ge⸗ zogen werden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 22. Juni. Am 18. d. M. Vormittags ist der König auf seiner Reise nach Norwegen in Dellsbo angekommen und unternahm von dort aus eine Ausflucht nach Dalarne. Um 5 Uhr kam der König in Hudiksval an, wo er um 10 Uhr an Bord der Dampf⸗ fregatte „Thor“ ging.

Am 19. d. M., dem 50jährigen Vermählungstage der verwittweten Königin, wohnte dieselbe dem Gottesdienste in der katholischen Kirche bei und gab später auf dem Schlosse Ro⸗ sendal zu Ehren des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Dänemark ein Diner, zu welchem auch die Mitglieder der dä⸗ nischen Legation eingeladen waren. 810

America. Montevideo, 27. Mai. ganz verschwunden.

Valparaiso, 13. Mai. Mr. Leigh hat die Autorisation erhalten, ein Kabel von einem Hafen in Atacamo nach einem andern Hafen zur Verbindung mit Europa zu legen.

Buenos⸗Ayres, 14. Mai. Am 11. d. M. eröffnete der Kongreß der argentinischen Republitk seine diesjährigen Sitzungen, bei welcher Gelegenheit der Präsident Sarmiento eine Botschaft verlas, deren Hauptinhalt nach der „Wes. Ztg.“ hier folgt:

Es gereicht mir zur besonderen Freude, den diesjährigen Kongreß begrüßen zu können, in welchem zum ersten Male in Folge der allgemeinen Volkszählung die einzelnen Provinzen entsprechend vertreten sind. „Im verflossenen Jahre genossen alle Nationen, und insbesondere die unsere, die Segnungen des Friedens, und in Folge dessen hat unser materieller Fortschritt sich so gesteigert, daß wir be⸗ haupten dürfen, in keinem anderen Lande der Welt sei das Aufblühen so merklich, als bei uns. Ueber die am 1. Mai ausgebrochene Insur⸗ rektion in Entre⸗Rios wird dem Kongresse demnächst in einer Spezial⸗ botschaft Bericht erstattet werden. Unsere auswärtigen Beziehungen fahren fort, befriedigend zu sein. Die entstandenen Schwierigkeiten mit Brasilien wurden von unserem Spezialbepollmächtigten beseitigt. Besonders habe ich hervorzuheben, daß die Kaiserlich brasilianische Regierung sich beeilte, eine der unseren gleichlautende Erklärung dahin abzugeben, daß durch jenen Zwischenfall die freundschaftlichen Bezie⸗ hungen beider Völker nicht getrübt worden seien. Mit Chile haben wir noch Grenzbestimmungen, die Magellanstraße betreffend, zu verabreden. Es hatte kürzlich einen Augenblick den Anschein, als wollte diese Angelegenheit gefahrdrohende Gestaltung annehmen; jedoch hat sich sofort die leichte Gewitterwolke zer⸗ streut und ist Gefahr überhaupt nicht denkbar, da beide Staaten vertragsmäßig verpflichtet sind, falls sie zu keiner Vereinbarung gelangen können, die Streitfrage durch Schiedsrichter entscheiden zu lassen. Behufs Abschlusses eines endgültigen Friedens mit Paraguay haben wir einen Spezialbevollmächtigten dorthin gesandt und dürfen erwar⸗ ten, daß diese Frage unseren gerechten Ansprüchen gemäß geordnet werden wird. Die schon lange angestrebte Grenzvereinbarung mit Bolivia hat in letzter Zeit keine Fortschritte gemacht, weil der boli⸗ vianische Vertreter abwesend von hier war; doch wird Argentinien selbst einen Vertreter nach Bolivia senden. Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Einwanderer trotz der Gegenarbeiten in Europa, und es sind vom 1. Januar bis 31. März d. J. nicht weniger als 14,468 Einwanderer hier angekommen. In Folge der stetig sich stei⸗ gernden Einwanderung aus Italien, Spanien und Frankreich mehren sich auch unsere Handelsbeziehungen zu jenen Ländern.

Die Einnahmen waren im vorigen Jahre auf 16,160,000 Doll. veranschlagt, sie haben aber 18,173,379 Doll. und somit gegen das Vorjahr ein Mehr von 5,490,224 Doll. ergeben; für Ausgaben waren 28,622,953 Doll. ausgeworfen; es wurden jedoch 4,778,449 Doll. we⸗ niger verausgabt. Im Jahre 1872 stieg der Werth der Ein⸗ und Ausfuhr auf 106 Millionen Doll. offizielle Schätzung, und der Schiffs⸗ verkehr wurde durch 3718 Segelschiffe und 2234 Dampfschiffe mit zu⸗ sammen 2,151,640 Tons vermittelt. Unser Kredit ist ausgezeichnet, in Europa wie am Platze, und es verdient auch erwähnt zu werden, daß das für die in Gründung begriffene Nationalbank erforderliche Kapital im Lande selbst weit überzeichnet wurde. Die Zahl der Schüler der Nationalkollegien hat sich auf 4000 gehoben, und eine gleiche Anzahl genießen den höheren Unterricht in Privat⸗ anstalten. Nach amtlichen Ermittelungen giebt es im Lande 1642 Schulen, welche von 97,549 Kindern besucht werden; wenn man dazu die Studenten der Universitäten, der Seminarien, der Fach⸗ schulen ꝛc. rechnet, erhält man eine Gesammtzahl von 103,000 Schü⸗ lern (bei einer Bevölkerung von 2 Millionen Einw.) Ein Vergleich mit den Zuständen vor 20 oder 10 Jahren bezeugt die großen Fort⸗ schritte, welche wir gemacht haben. Auch die sehr rasche Ausdehnung, welche das Institut der Volksbibliotheken bei uns findet, gereicht dem Land zur Ehre. In Bezug auf die Kultusangel genheiten habe ich nur zu erwähnen, daß, da Pater Erquiu die auf ihn gefallene Wahl zum Erzbischof abgelehnt hat, die Regierung, gemäß der Wahlliste, Dr. Aneires dem Papste für jene Stelle vorgeschlagen hat. Die Re⸗ krutirung des Heeres stößt auf mancherlei Schwierigkeiten, wie es ja bei allen Neuerungen der Fall ist; es dürfte aber geboten sein, daß der Kon⸗ greß unserem Heerwesen erneuerte Aufmerksamkeit zuwende. Der Grenz⸗ dienst oder das jetzige System der at sich im vorigen Jahre bewährt, und beachtenswerth ist die Thatsache, daß, wenn auch

Das Fieber ist fast

dieser Frage in Betracht kommen, hat der Bundesrath einen be⸗

theilung der Matrikular⸗Beiträge auch für das Jahr 1874 einer

.b Zahlreiche 82 sehr genaue Karten genommen worden (von den deutschen Ingenieur⸗Offizieren. Melchert und Host), wodurch die Sicherstellung derselben wesczelich erleichtert wird. Unsere Militärschule gewinnt täglich größere Bedeu⸗ tung unter ihrer intelligenten Leitung. Neuerdings ist für dieselbe ein preußischer Artillerie⸗Offizier (Premier⸗Lieutenant, jetzt Haupt⸗ le. 8299. Nog ö *4 dieser Waffe gewonnen worden. 1 Narineschule ist kürzlich gegründet und derselben ei iegs⸗ schiff zur Disposition gestellt worden. Sö1 Es folgen noch einige Schlußworte des Präsidenten, in welchen er die Hoffnung aussprach, daß die Ruhe des Landes durch die bevorstehende Präsidentenwahl nicht gestört werde.

Alssien. Offizielle Nachrichten aus China die „Times of India“ vom 30. Mai bestätigen die Kunde, daß Tal ifoo gefallen ist, und daß die Kaiserliche Regierung ihre Autorität in der Provinz Punan wieder hergestellt hat. Etwa sechs⸗ oder achttausend Rebellen sollen, wie es heißt, ge⸗ tödtet worden sein. Die Pekinger Zeitung vom 24. Februar enthielt ein Kaiserliches Dekret, welches den an den Operationen Betheiligten Belohnungen ertheilt. Die Unruhen in der an⸗ grenzenden Provinz Kneichow, die mit Bunan ein Generalgou⸗ vernement bildet, gehen ebenfalls ihrem Ende entgegen.

Die „China Mail“ meldet: Der Kaiser kehrte von seinem Besuch bei den Gräbern seiner Ahnen in einer offenen Sänfte zurück, und der Bevölkerung, Ausländer inbegriffen, wurde gegen frühere Gewohnheit, gestattet, ihn zu sehen.

so meldet

Reichstags⸗Angelegenheiten. 8

Berlin, 26. Juni. Die Antwort, welche in der gestrigen Sitzung des Reichstags der Präsident des Reichskanzler⸗ Amtes, Staats⸗Minister Delbrück auf die Interpellation des Abgeordneten Dr. Banks ertheilte, hatte folgenden Wortlaut:

Meine Herren! Als die Interpellation gestellt wurde und dem Reichskanzler⸗Amt zuging, waren dem letzteren zwei Fälle bekannt ge⸗ worden, welche in den allgemeinen Kreis der Interpellation fallen. Am 28. Januar dieses Jahres hatte sich der von dem Herrn Inter⸗ pellanten erwähnte Herr König an das Reichskanzler⸗Amt gewendet mit einer Beschwerde darüber, daß ein Beamter der Ober⸗Postdirek⸗ tion in Frankfurt am Main bei dem dortigen Zeitungs⸗Postamt die Abonnementslisten nachgesehen hätte. Es wurde darauf von der Ober⸗ Postdirektion in Frankfurt am Main Bericht gefordert, und es ergab sich, daß der Beamte, der bezeichnet worden war, im Auftra e des Ober⸗Post⸗ Direktors die Listen nachgesehen und den letzteren darüber Bericht erstattet hatte. Der Ober⸗Postdirektor hatte aus diesem Bericht keine Ver⸗ anlassung genommen, sei es schriftlich oder mündlich gegen irgend Jemand irgend eine Bemerkung zu machen. Unter diesen Umständen konnte nicht anerkannt werden, daß in Beziehung auf den hier vor⸗ liegenden Fall ein ungerechtfertigter Schritt geschehen sei.

Eine zweite Beschwerde des obengenannten Herrn König datirt vom 17. März d. J.; sie verlangte, daß gegen einen Beamten des General⸗Postamts disziplinarisch eingeschritten werden solle, weil dieser Beamte bei Gelegenheit einer Revision des Ober⸗Postamts in Frank⸗ furt a. M. beleidigende Aeußerungen über ihn, den Herrn König und sein Blatt, gethan habe. Auf Grund der hierüber stattgefundenen Ermittelungen konnte die Ueberzeugung nicht gewonnen werden, daß wegen dieser Aeußerungen ein Disziplinarverfahren gegen den Beamten ein⸗ zuleiten sei. Es wurde dies Herrn König erwidert, der ja auch, wie ich eben jetzt von dim Herm Interpellanten erst höre, den Rechtsweg gegen den Betheiligten beschritten hat, der ihm frei steht.

Das sind die beiden einzigen Fälle, welche, als die Interpellation zur Kenntniß des Reichskanzler⸗Amts kam, dem Reichskanzler⸗Amt in der Sache bekannt waren. Seitdem sind durch den gestern vertheilten Petitionsbericht allerdings eine Anzahl anderer Fälle zur Kenntniß des Reichskanzler⸗Amts gekommen. Ich nehme an, daß bei der Geschäfts⸗ lage des Hauses dieser Petitionsbericht hier nicht mehr zur Diskussion

u allen Grenzen

1

8 Statistische Nachrichten.

München, 23. Juni. Das amtliche Personalverzeichniß der Universität München ergiebt für das Barlanerhalgiche 51878 eine Gesammtzahl von 106 Professoren und Dozenten: nämlich 64 ordentliche, 10 außerordentliche, 8 Honorar⸗Professoren, 17 Privat⸗ dozenten und 1 Lektor der französischen Sprache. Die theologische Fa⸗ kultät zählt 8 ordentliche Professoren und 1 außerordentlichen, im Ganzen 9 Dozenten, die juristische Fakultät 11 ordentliche Professoren, die staatswirthschaftliche Fakultät 4 ordentliche und 1 außerordent⸗ lichen Profcslor⸗ im Ganzen 5 Dozenten, die medizinische Fakultät ordentliche, 5 außerordentliche, 6 Honorar⸗Professoren, 10 Privat⸗ beehnee 8 . 1sd Pt. die philosophische Fakultät 25 or⸗ d 6 außerordentliche, 5 Honorar⸗Professoren, 8 Privatdo;

im Ganzen 44 Dozenten. veeeen .“

18 Kunst und Wissenschaft. erlin, 26. Juni. Gestern starb hier d ime Sanitä Rath Vr ⸗e 2. stern starb hier der Geheime Sanitäts⸗ 8 Aus den Sitzungen der historischen Vereine während des Monats Mai d. J. Berliner historische Gesellschaft: Dr. Pätz über den von Leop. v. Ranke herausgegebenen Briefwechsel Königs Friedrich Wilhelm IV. mit K. J. v. Bunsen; Dr. Mevyer über zwei ee die sich auf die Geschichte und Kritik der Regierungs⸗ zeit Nero’'s beziehen. Verein für die Geschichte Berlins: Professor Holtze über den Wusterhausener Bär; Raths⸗Sekretär eyer über die neuere Geschichte des Palais Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl, sowie über die Geschichte des Wilhelms⸗ platzes in Berlin, insbesondere über die daselbst befindlichen Monumente; Kreisgerichts⸗Rath a. D. Grieben über die Abstammung der Ortsnamen Groß⸗Beeren, Bernau und Berlin. Verein für Geschichte der Mark Brandenburg: Archivrath Dr. Hassel über die Neigung des Kaisers Maximilian II. zum Lutherthum und seinen in Bezug hierauf geführten Briefwechsel mit Markgraf Johann von Küstrin; Ders; über die kirchenpolitischen Ideen des Königs Friedrich Wilhelm IYV. Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens in Breslan: Prof. Dr. Grünhagen über die älteste Geschichte Schlesiens; Rektor Dr. Fuchs über die historisch wichtigsten Bauten der Stadt Brieg. Histor Sekt. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur in Breslaun: Prof. Dr. Grünhagen über den schlesischen Grenzwald ((prefeca). Magdeburgischer Ge⸗ schäftsverein: Oberlehrer Müller über die Bauwerke der deutschen Rrnaissance in Magdeburg. Vogesenclub in Zabern: Landgerichts⸗ rath Stieve über Vogesenturen in der Umgegend von Oberhof. Greifswald, 21. Juni. Heute feierte Dr. jur. et phil. Schö⸗ 1. 98 Regierungs⸗Rath, ordentlicher Professor der alt⸗ klasclschen iteratur an hiesiger Universität, sein sechszigjähriges Amts⸗ Posen, 25. Juni. Heute begeht das Königliche Marien⸗ Gymnasium die Feier seiner dreihundertjährigen

Göttingen, 19. Juni. Gestern Mittags 12 ¾ Uhr wu i eine Windhose beobachtet, welche, sich E1 1 Süden fortbewegend, die Bahnhofsstraße entlang, einen Theil der An⸗ lagen vor dem Alleethore streifend, in den südlich der Groner Chaussee belegenen Gärten entschwand. Frisch gemähtes Gras und andere leichte Gegenstände, von der Windhose erfaßt, wurden in fast senk⸗ rechter Linie boch in die Lüfte gehoben. Während dieser Erscheinung der Himmel einen prachtvollen Anblick: eine leichte weiße

Polke, die offenbar mit der Windhose in Verbindung stand, ver⸗ schleierte matt die Sonne, welche plötzlich den Mittelpunkt eines großen horizontalen Ringes bildete, der in den intensivsten Regenbogen⸗ farben die Sonne umgab und etwa 8 bis 10 Minuten sichtbar blieb. —— Nachrichten aus Pera (Konstantinopel) vom 14. Juni zu⸗ folge, hat ein Hagelschlag in den Dörfern Pudan und Sivad im Distrikte Rahova (Bulgarien) große Verheerungen angerichtet.

Aus Indien liegen Berichte über heftige Stürme und ungewöhnliche Hitze vor. Am 27. v. M. war, der „India Gazette“ zufolge, die Hitze in Bombay fast uncrträglich und das Thermometer zeigte 960 bei Tage und 920 bei Nacht. Um 5 Uhr Nachmittags wehete ein heißer Wind, dem ein Staub⸗Sturm folgte,

kommen kann; ich nehme indessen keinen Anstand zu erklären, daß un⸗

der Alles durchdrang. Nachher war die Hitze so drückend, daß das

geachtet dieser durch die Sachlage gebotenen Präklusion des Petitions⸗ berichts der Inhalt des Berichts einer ernsten Prüfung unterzogen werden wird.

In Bezug auf den Reichshaushalts⸗Etat für 1874 erklärte der Präsident Delbrück: . Meine Herren, Ich habe zunächst im Namen der verbündeten Regierungen mich mit dem Abänderungsantrag auf Nr. 237 II. mit der bereits vorhin erwähnten Berichtigung einverstanden zu erklären. Sodann erlaube ich mir zu der Ihnen wegen der Matrikularbeiträge emachten Vorlage einige Bemerkungen. Der Reichstag hat bei der Berathung des Haushaltsetats für das Jahr 1872 beschlossen: den Reichskanzler aufzufordern: 1 8

bei der definitiven Vertheilung der Matrikularbeiträge für das Jahr

1872 in Erwägung zu nehmen, ob nicht, statt wie bisher, die Orts⸗

angehörigkeit und Staatszugehörigkeit, in Zukunft die Ortsangehö⸗

rigkeit allein, dem zu ermittelnden Verhaͤltniß der Bevölkerungs⸗ ziffer zu Grunde zu legen sei.

8 Die durch diese Resolution angeregte Frage konnte erst in Be⸗ rathung gezogen werden, als die Resultate der Zählung vom Dezember 1871 vollständig vorlagen. Die vollständige Vorlegung dieser Re⸗ sultate hat sich bedauerlicherweise verzögert, insbesondere wegen der Schwierigkeiten, welche die definitive Feststellung der Zählungslisten in Elsaß⸗Lothringen herbeigeführt hatte. Als die Zählungsresultate vorlagen, ist der Bundesrath in die Berathung der Frage eingetreten ob an der bisherigen Art der Vertheilung der Matrikularbeiträge eine Aenderung vorzunehmen sei. Mit Rücksicht auf die verschiedenen theils thatsächlichen, theils rechtlichen Momente, welche bei der Erwägung

das Jahr

stimmten Beschluß über die künftige Vertheilung der Matrikularbeiträge noch nicht gefaßt. Die Zahlen sind vorläufig nach dem bisherigen Systeme berechnet, also auf Grund der ortsanwesenden Staatsange⸗ hörigen Bevölkerung. Der Bundesrath ist indessen darüber vollständig einig, daß diese Einstellung der Zahlen dem definitiven Beschluß über die definitive Grundlage der Vertheilung der Matrikularbeiträge nicht präjudiziren soll. Ich möchte bitten, daß das Haus, wenn es heute die Vorlage in Beziehung auf die Matrikularbeiträge ge⸗ nehmigt, das unter demselben Vorbehalte thut, unter dem der Bundesrath ihm diese Berechnung vorgelegt hat, unter dem Vorbe⸗ halt nämlich, daß durch die Zustimmung zu dieser Ver⸗

anderweiten Regelung der Frage nicht präjudizirt werden soll, daß also, wenn demnächst auf Grund der von dem Bundesrath zu machen⸗ den Vorlage eine andere Vertheilung beliebt werden sollte, der 8 tige Beschluß und das zu erlassende Gesetz dem nicht entgegensteht.

Ich habe sodann einen kleinen Druckfehler zu berichtigen, der sich auf der Anlage XVI., der Berechnung der Matrikular⸗ Beiträge, auf der ersten Seite vorfindet, in denen es da, wo von den Ausgaben der ö die Rede ist, heißen muß: daß die fortdauernden Ausgaben sich um so und so viel Thaler für Wohnungsgeld⸗Zuschüsse nicht wie gedruckt ist er⸗ mäßigen, sondern erhöhen. b Ich habe endlich darauf aufmerksam zu machen was sich frei⸗ lich von selbst versteht daß die Sub⸗Division der Wohnungsgeld⸗ Zuschüsse, wie sie auf der ersten Seite gegeben ist, sich natürlich nach dem Gesetze ändert, welches über die Wohnungsgeldzuschüsse selbst beschlossen ist. Hier haben nur die Zahlen eingestellt werden können, wie sie zu der Zeit vorlagen, als die Aufstellung gemacht wurde; es war nicht mehr möglich, eine neue Berechnung vorzunehmen. Das Haus beschließt ja nicht über diese Zahlen; ich habe dies nur erwäh⸗ nen wollen, um einem Mißverständniß vorzubeugen.

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langsam die Civilisation doch immer mehr bei den Indianern sich

Theater geschlossen wurde, weil Ni d aus . Thes . n wurde, Niemand auszugehen wagte. In Poona wüthete ein Sturm, der Häuser entdachte, und in Matheraͤn ein so gewaltiger Gewitterregen, daß die Leute an den vorzeitigen

intritt des füdwestlichen Monsoon glaubten. Am folgenden Tage b hena nen 89 tt Negen begleiteten Sturm heimgesucht und dann kühlte sich die Luft ab. Es haben mehrere Todesfälle durch Sonnenstich stattgefunden. üreen-

Landwirthschaft. Rew⸗York, 24. Juni. (W. T. B.) Alle ü 2 I et, 24. Juni. (W. T. B. e über den Stand 2. S ngansehen Facrschten stimmen darin überein, daß die diesjährige Ernte die vorjährige bei Weitem im E übertreffen werde. Fäifg üücd 1 2 Frtrage v1II1II1I1“ Gewerbe und Handel. 8

8 8 8 8 88 G Berlin. Von dem Bezugsrechte auf 500,000 Thlr. Aktien der Vereinsbank Quistorp & Co. à 135 sind Seitens des Pu⸗ blikums 278,400 Thlr. gewahrt, der Rest ist laut früherer Abmachung von Hauptbetheiligten der Bank zum gleichen Course fest übernommen „St. Peters burg, 25. Juni. (W. T. B.) Am gestrigen ersten Zeichnungstage für russische Bodenkreditpfandbriefe wurde der volle Betrag von 10 Millionen Rubeln der 6. Serie bei den Subskriptionsstellen in Rußland gezeichnet, ganz abgesehen von den bereits gemeldeten sehr beträchtlichen Zeichnungen in Deutschland.

Verkehrs⸗Anstalten. 8

London, 24. Juni. Die brasilianische Kabele iti hat am 21. d. an Bord des eigens zu Heheif Behufe veonned gn on schiffes „Hooper“ die Reise nach Brasilien angetreten, um das sub⸗ marine Kabel zwischen Pernambuco und Para zu legen. Die Expedition hofft ihr Werk in 3 Monaten beenden zu können.

Athen, 26. Juni. (W. T. B.) Banquier Beltazzi hat zum Bau einer Eisenbahn vom Piraͤus über Korinth⸗Patras⸗ Rhio⸗Missolunghi nach Vonitza zum Anschluß an die tür⸗ .“ L“

Petersburg, 24. Juni. ie „Rev. Ztg.“ meld Finnland, daß die Arbeiten an der dia n28eg —e B vollendet sind, daß die Eröffnung derselben voraussichtlich im Herbste erfolgen kann. Zugleich wird der neue Hafen von Hangö dem Ver⸗ kehr übergeben werden, dessen Hauptwerk, der Molo, gleichzeitig als Wellenbrecher und als Eisenbahndamm dienen soll.

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Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.

Amsterdam, Donnerstag, 26. Juni. Die Ersatzwahler zur Zweiten Kammer sind nach den nunmehr 8 genden Ergebnissen derselben für die liberale Partei ungünstig ausgefallen, welche 3 Sitze an die Konservativen verloren hat. Der ausscheidende Deputirte Heemskerk, Führer der konser⸗ vativen Partei, ist nicht wiedergewählt worden.

Rom, Donnerstag, 26. Juni. Die Nachricht des „Univers“, daß Oesterreich und Frankreich gegen einzelne Bestimmungen des Gesetzes über die religiösen Körperschaften Verwahrung ein⸗ gelegt hätten, wird von der „Opinione“ mit dem Bemerken für unbegründet erklärt, daß über diesen Gegenstand nur freund⸗ schaftliche Erörterungen zwischen diesen beiden Mächten und der italienischen Regierung stattgefunden hätten. Gegenüber dem Gerüchte, welches Menabrea als mit der Neubildung des Kabi⸗ nets betraut bezeichnet, meldet die „Opinione“, daß Lanza die Bildung eines Kabinets Minghetti oder Depretis anempfohlen

habe, und daß Peruzzi zum Könige berufen sei. 1 Peruzzi 3 3 ah