durch ihre seltsamen und auffallenden Formen bemerkbar, die selbst auf alten Miniaturen und Holzschnitten einen fremdartigen Eindruck hinterlassen.“) Unmittelbar dahinter zeigt sich ein Tisch mit chinesischem Porzellan, aber uraltem, das aufzukaufen selbst chinesische Patrioten und Kunstfreunde heutzutage keine Opfer scheuen. Eine sehr merkwürdige Bildung darunter ist eine Büchse, entstanden durch die Verschlingung der Leiber dreier Kraniche, deren nach unten gebogenen Hälse die Henkel des Gefäßes abgeben. Wieder einen eigenen Kontrast mit diesen Resten einer wohl mehr als tausendjährigen, fremden Kultur bildet der nächstfolgende Tisch mit den Münzen des Deutschen Ritterordens, zu deren Erläuterung der Dudiksc che Katalog daneben ausliegt. Die interessanteste Seite dieser im Besitze S. K. H. des Erzherzogs Deutschmeisters befindlichen, überaus voll⸗ ständigen Sammlung ist die preußische und ihre Vollzähligkeit verdankt sie wieder zum Haupttheile einem Berliner Sammler, dem verstorbenen F. A. Voßberg, der seine ganze Kollektion vor etwa funfzehn Jahren Sr. Kaiserlichen Hoheit käuflich abließ. Auffallend ist es, daß sich bei der jetzigen Ordnung einige un⸗ zweifelhaft Markgräflich⸗brandenburgische Brakteaten und wen⸗ dische Dickpfenninge unter die Ordensmünzen verirrt haben. — Die den Fenstern des ersten Zimmers gegenüberliegende Wand ist eingenommen durch einen Glasschrank mit mährischen Alter⸗ thümern, hauptsächlich auch kirchlichen. Unter denselben ist be⸗ sonders erwähnenswerth eine, der Pfarrkirche zu Neu⸗Titschein gehörige, Petritura, d. h. ein mosaikartig, aber aus größeren und großen, farbigen Steinen zusammengesetztes, in Reliefmanier bearbeitetes Bild von hohem Alter, die Verkündigung Mariä darstellendd. Unfern davon erblickt man Rüstungsstücke und Waffen, die, einer alten, ebensowenig widerlegbaren, als mit vollständiger Sicherheit zu erhärtenden Tradi⸗ tion nach, einst Eigenthum des Vertheidigers von Zigeth, des ritterlichen Grafen Zrinyi gewesen sind. Nicht zu übersehen sind in diesem Schranke auch die wohlerhaltenen alten Original⸗ Siegelstempel mährischer Städte und Korporationen. Auf einem der übrigen Mitteltische sind sehr werthvolle Kunstwerke aus dem Domschatz zu Prag vereinigt; unter den vielen Kelchen, Bechern, theilweise mit herrlichster Filigranarbeit überzogen, Kannen und anderen Geräthen, Elfenbein⸗ und Metallarbeiten sei als vor⸗ wiegend interessant eine einst im Besitze Kaiser Karl IV. befind⸗ lich gewesene und am goldnen Fußgestell mit seinem Wappen in Email geschmückte Achatschaale hervorgehoben, desgleichen eine reich verzierte Mitra des Erzbischofs von Prag, etwa aus derselben Zeit, deren Futteral aus an⸗ derem Stoff dieselbe Form festhält. In den unteren Fächern dieses Tisches befinden sich auch noch mehrere kirchliche Alterthümer aus griechischen Klöstern der Bukowina, darunter bemerkenswerthe Meßgewänder und Bischofs⸗, beziehentlich Pa⸗ triarchenstäbe, Kreuze mit zwei und drei Querbalken von künst⸗ licher Holzschnitzerei, aus dem Kloster Putna. Die hintere Quer⸗ wand dieses Zimmers schließt ein Tisch mit altem Sévres⸗Por⸗ zellan aus den Sammlungen des Freiherrn von Rothschild. — Rechts und links vom Eingange in das zweite österreichische Zimmer stehen zwei Prachtstücke der ganzen Ausstellung, dem Domkapitel zu Graz in der Steyermark gehörige, für die Kunst⸗ geschichte der Renaissance überaus wichtige, große Truhen von Holz mit Elfenbein⸗Reliefs, die sogenannten Trium hzüge Petrarca's veranschaulichend, und andern reizenden Ornamenten in eingelegter Elfenbeinarbeit. Ihnen gegenüber fällt eine, gleich⸗ falls der besten Renaissance⸗Periode entstammende Prunkrüstung in die Augen, fast schwarzes Metall mit goldenen, eingelassenen, vorzüglich stylisirten Ornamenten, die Waffen selbst übrigens nicht mittelalterlich, sondern von antikisirendem Charakter, italie⸗ nische Arbeit. Beinahe einzig in ihrer Art sind ferner gleich dahinter zwei, offenbar zu Büchereinbänden bestimmte Platten in schönstem italienischen Niello, früher einem Kardinal, jetzt dem Freiherrn von Rothschild gehörig. Von dem Reich⸗ thum der Sammlungen des letztgenannten Kunstfreundes zeugt in diesem Raum noch ein Tisch, der strotzt von den seltensten Kunstwerken, zumal Buchdeckeln, Bechern, Pistolen, und einer sehr beachtenswerthen Arbeit der Holzplastik, einer freistehenden Ringergruppe. Die Numisneatik ist hier durch mehrere Tische mit Schauproben aus Wiener Sammlungen vertreten, so durch eine werthvolle Kollektion antiker Münzen im Besitze eines Herrn Franz Treu und mittelalterlicher und moderner Münzen und Medaillen, un⸗ ter denen sich die des Schottenstifts durch treffliche Auswahl aus⸗
zeichnen. Die Stadt Neustadt in Nieder⸗Oesterreich hat einen
Pokal eingeschickt, der angeblich ein Geschenk des Königs Mathias Corvinus an ihre Kommune ist, aber werthvoll bleibt, wenn auch von dieser Tradition abzusehen wäre. Aus den Schätzen geist⸗ licher Stifter, die sonst noch in diesem Zimmer vereinigt sind, sind hervorzuheben ein sehr altes und alterthümliches, mit Edel⸗ steinen verziertes Kreuz, früher im Besitz der Abtei St. Blasii in der Schweiz und dieser, wie es heißt, von Rudolf von Habs⸗ burg verehrt, jetzt in dem des Klosters St. Paul, ferner ein uralter, seltener und hochinteressanter Feldstuhl von Holz, zum Zusammenklappen, dessen vier Beine oben mit aus Elfenbein geschnitzten Thierköpfen, unten mit bronzenen, Kugeln haltenden Vogelkrallen versehen sind, dem Frauenstifte am Nonnenberge in Salzburg gehörig, endlich diverse Raritäten aus Klosterneuburg, darunter ein sehr großer und sehr zierlich geschnitzter Holzkamm, ein Kunstkuriosum, ein altes Elfenbeinrelief, die Geburt Christi darstellend, mit naiv⸗ sprechendem Ausdruck in den Köpfen, und vor Allem der große, dreiflügeliche Altarschrein, dessen sämmtliche Flächen, in kleine quadratische Felder getheilt, eine überwältigende Fülle von
Figuren und Scenen aus der biblischen Geschichte in farbiger Emaille und reicher Vergoldung von vorzüglicher Ausführung enthalten. — Der sich neben anschließende ungarische Saal scheint
so gut wie eingerichtet zu sein, doch ist der Eintritt noch immer verwehrt. So weit sich bei dem Eintritt durch die offen 4 stehenden Thüren von zwei verschiedenen Seiten her aus einiger 1 Entfernung entnehmen läßt, stehen die hier zusammengestellten Schaustücke denen der österreichischen Abtheilung in jeder Be⸗ ziehung nach. Das Interessanteste scheinen noch eine Menge alter Manuskripte mit farbenleuchtenden Miniaturen und Druck⸗ werke zu sein, von national⸗ originellem Gepräge ferner eine Reihe von Reitsätteln, alles übrige macht den Ein⸗ druck des von weither Zusammengeholten und dem Ungarlande
*) Außer Schilden sind besonders die sogenannten Topfhelme und einzelne Turnierrüftungsstücke sehr selten. Wenn sich Deutschland für diese Gruppe nicht ganz ausgeschlossen, hätte u. a. vielleicht auch der seitene Turnierfattel ein höchst abenteuerliches Gerüft, den
man ver wenigen Jahren auf dem Bodenraume des Schlosses
Vollraths am Rhein entdeckte, ohne Anfangs seine ursprüngliche Be⸗ in erkennen, hier einen seiner Seltenheit würdigen Platz
eine Anbetung der Hirten, eine in Silber getriebene Schaale mit reichem Fruchtkranz⸗Ornament, ein paar zierlich und durch⸗
besonders des Thierfigurlichen.
auch innerlich Fremden. — Noch wüster sieht es vor der Hand in dem nördlichen Pavillon aus. Die russische Abtheilung ist ziemlich fertig, aber an Gehalt unbedeutend. Abbildungen in Büchern und viele Photographien vertreten nur unvoll⸗ kommen die fern gebliebenen Originale, zumal auch kirch⸗ licher Alterthümer. Einerseits scheint hier keine recht sichtbare Trennung der XXIVY. Gruppe, von der hier die Rede ist, von der XXIII. (der kirchlichen Kunst) und der XXII. (der Darstellung der Wirksamkeit der Kunstmuseen) vor⸗ genommen, vielleicht nicht einmal angestrebt gewesen zu sein, wozu allerdings eine gewisse Anregung nicht ganz fern lag, andererseits scheint aber gerade hier das kunsthändlerische Inter⸗ esse das objektive Kunstinteresse überwogen zu haben. Es ist wenigstens auffallend, daß, während sonst die Anmerkungen der Verkäuflichkeit der ausgestellten Objekte die Ausnahme bilden, sie hier die Regel ausmachen und bei keinem der Gegenstände fehlen, die namhaft zu machen ein Anlaß vorhanden wäre, z. B. bei einigem älteren Porzellan, mehreren Gobelins, alten Bildern, unter denen ein mit „Teriurs“ bezeichnetes, eine Pendule im Roccocogeschmack, gekrönt mit dem Reiterbilde eines Paschas, oder sonstigen vornehmen Türken, einem aus einem Elephantenzahn gebohrten und geschnitzten, angeblich im Besitz Peters des Großen befindlich gewesenen Trinkhorns u. s. w. Der ziemlich umfangreiche, abgerundete Schild, dessen Oberfläche mit Basreliefs, die Ankunft Königs Johann III. mit seinen Edelleuten und Kriegern vor Wien darstellend, durch die Hand eines Grafen Starzenski geschmückt ist, zeigt recht viel natürliche Anlage, großen Fleiß und Geschicklichkeit, entbehrt aber einer eigentlich künstlerischen Bedeutung. — In einem folgenden Saale, der den drei skandinavischen Reichen eingeräumt ist, fehlt min⸗ destens noch die größere Hälfte aller überhaupt zur Aus⸗ stattung bestimmten Gegenstände und an den Schränken, die einigermaßen geordnet sind und deren Besichtigung mit ganz anerkennenswerther Coulanz auch jetzt schon gestattet ist, vermißt man noch jede nähere Bezeichnung. Vergoldete Kronen, wahrscheinlich Brautkronen, roh benähte und mit Metallscheiben verzierte Gürtelriemen, Becher, seltsam geformte, aber augen⸗ scheinlich nicht gar alte Holzgefäße, Pulverhörner (von 1702), Klingebeutel und die allerdings sehr alten, nordischen Runen⸗ brakteaten, die wahrscheinlich nicht als Geld, sondern nur als Schmuck gedient haben, in einigen jüngeren Exemplaren aber deutlich Nachbildungen von schon damals in den südlicheren Kulturländern coursirenden Münzsorten erkennen lassen, bilden den Haupttheil des bis jetzt zur Ausstellung gelangten, nach Schweden und Norwegen Gehörenden. Aus Däne⸗ mark sind recht interessante Waffen und Geräthe aus der Steinzeit vorhanden, unter den wenigen neueren Gegenständen scheint ein Köcher aus leichtem Holz einer näheren Aufmerksamkeit recht werth zu sein. — In diesem Saale befindet sich auch ein Schrank mit — im englischen Spe⸗ zial⸗Kataloge nicht verzeichneten — englischen Silber⸗Antiqui⸗ täten, d. h. Eß⸗ und Trinkgeschirren, deren Fabrikationszeit die Periode Georgs IJ. nicht übersteigen dürfte und von denen kaum eins oder das andere sich über das Niveau des Kuriosums er⸗ hebt. — Daß — beiläufig gesagt — der im belgischen Spezial⸗ kataloge aufgeführte, einzige, zur XXIV. Gruppe gehörige Gegen⸗ stand, eine Musterprobe einer chinesischen Stickerei, deren kom⸗ pletter Stoff sich in der Kirche zu Opitter in Lüneburg befindet, unter den angeführten Umständen nicht so leicht zu finden sein wird, dürfte nicht erklärlich sein. — Auch in der italienischen Abtheilung ist erst Alles im Ent⸗ stehen, sie ist aber wenigstens auch bereits zugänglich. Einen bedeutenden ethnographischen Werth werden hier die Re⸗ liquien der Steinzeit, Waffen, Pfeilspitzen, Bolzen und andere
Geräthe beanspruchen können, die nach den einzelnen italienischen mühlen betrieben.
Provinzen sauber und übersichtlich geordnet sind. Sonst fallen hier vorläufig schon in die Augen zwei alte, treffliche Mosaik⸗ bilder, das eine mit dem Haupte eines Heiligen, das andere mit dem Portrait eines Prälaten, ferner ein mittelgroßes Steinrelief,
brochen aus Holz geschnitzte Körbchen, einige Goldfäden⸗ und Wappenstickereien neueren Datums u. a. m. — Die letzte Ab⸗ theilung, und neben der österreichischen schon deswegen die wichtigste, weil sich in dem ausgezeichneten Spezialkataloge eine das kleinste Detail erschöpfende Erklärung ermöglicht, ist die schweizerische, die nach der Absage der französischen Kommission den ursprünglich für dieses letztere Land reservirten, äußerst be⸗ quemen und günstigen Raum zuertheilt erhalten hat. Die schwei⸗ zerische Abtheilung ist in zwei Sektionen geschieden: 1) Gegen⸗ stände aus vorhistorischer und frühmittelalterlicher Zeit und 2) Gegenstände ans dem Mittelalter und der Renaissance. Die erste Sektion illustrirt aus den reichen Funden der schweizerischen
Seen die Pfahlbauperiode des Menschengeschlechts in überaus instruktiver Weise und hat sowohl die Steinzeit, wie die Bronze⸗
zeit, soweit die letztere noch mit der Pfahlbauperiode zusammen⸗ fällt, gleichmäßig berücksichtigt. Das Modell einer Pfahlbau⸗Nieder⸗ lassung trägt zur Veranschaulichung des Charakters jener Kul⸗ turperiode nicht unwesentlich bei. Die Eisenzeit ist sachgemäß haupt⸗ sächlich durch Waffen, Sensen, Pferdegeschirre und Schnallen vertreten. An ihre Reliquien schließen sich die kulturhistorisch schon weit interessanteren Alterthümer der burgundischen und merovingischen Zeit an, bei denen nicht allein bereits ein fein
2. Sektion gruppirt ihre Objekte nach ihren Eigenthümern und Ausstellern. Die antiquarische Gesellschaft in Zürich hat sehr künstlich gestickte Teppiche aus dem 16. Jahrhundert und Gips⸗ abgüsse werthvoller Elfenarbeiten aus ganz alter Zeit eingeschickt. Verschiedene P ivate aus Zürich lieferten alt Bücherdrucke mit Abbil⸗ dungen, Siegelsammlungen, u. A. auch eine vom kunstgewerblichen Standpunkte aus höchst bedeutsame Sammlung von alten Ent⸗ würfen (aus dem 16. Jahrhündert) zu Glasmalereien. Das Züricher Zeughaus hat zwei interessante Stücke gesandt: einen Hinterlader mit 18 gewundenen Zügen vom Jahre 1611 (die sogenannte Zürichbraut) und ein Geschütz⸗Modell mit 7 Bohrungen und 7 Zündlöchern, einer Mitrailleuse nicht unähnlich. Wunderbare Becher und Trinkgefäße, 26 an der Zahl, hat ein Mitglied des Großen Raths in Bern der Aus⸗ stellung gesandt, die verschiedenen dortigen Zünften und einigen Privaten angehören. Trotz des Barocken, das sich vielfach in der äußeren Form geltend macht, überraschen dennoch diese Metall⸗ arbeiten im höchsten Grade durch ihre vollendete Technik und das feine Naturgefühl ihrer Anfertiger für die Darstellung, Aus St. Gallen findet man mehrere seltene alte Kupferstiche und Holzschnitte. Aus Kon⸗ stanz wurden einer Privatsammlung 43 Glasgemälde vom 14. bis zum 17. Jahrhundert vee- die, zweckmäßig aufgestellt, einen hübschen Ueberblick über die hohe Blüthe und theilweise
Entartung dieser besondern Kunst darbieten. Sehenswerth ist ferner eine Tischplatte aus Schiefer mit Holzrahmen, die geschmack⸗ voll mit Elfenbein eingelegt ist und dem 17. Jahrhundert ent⸗ stammt, aus Basel. Aus Pruntrut liegt eine lehrreiche Kollektion ältester Baseler Drucke vor. Die aus Winterthur eingeschickten Büchereinbände sind aus verschiedenen Zeiten und von verschiedenem Werth, einige schon ganz rococo. Schmiedeeiserne Arbeiten, Holzschnitzereien, eine Armbrustwinde, eine Glocke aus Bronze und Silber, Schmucksachen aus Solothurn, Zürich, Winterhur und Einsiedeln vervollständigen schließlich die Reihe der schweize⸗ rischen Ausstellungsobjekte, die hauptsächlich auch dadurch Werth haben und den Intentionen des Programms am meisten ent⸗ sprechen, daß sie nur und lediglich die Schweiz selbst vertreten, nicht fremde Länder, deren Kunstindustrie⸗Erzeugnisse gegenwärtig im zufälligen Besitz von Schweizern sind. Die vielleicht einzige und wahrscheinlich absichtslose Ausnahme davon macht eine Elfen⸗ beinschnitzerei, die, an dem Wappen deutlich erkennbar, einst für den Dauphin, also wohl in Frankreich, gearbeitet worden ist.
8 8
“ Zur Charakteristik des Handels und der Industrie
in Süddeutschland.)
Die Papierfabrikation, die nach Erfindung der Buch druckerkunst im Elsaß, am Rhein, in Schwaben und Franken einen bedeutenden Aufschwung nahm, ist auch heute ein hervor⸗ ragender Industriezweig Süddeutschlands. Elsaß hat u. A. im Illzech; Bayern besonders in München, Augsburg und Aschaffenburg; Württemberg in Dettingen, Göppingen, Heidenheim, Heilbronn, Pfullingen; Baden in Eltlingen, Schönau, Hornberg, Freiburg, Maulburg, Schopfheim, Karlsruhe ꝛc. große Papier
fabriken. Tapetenfabriken sind in Rixheim (Elsaß), Mannheim, Aschaffenburg und einigen anderen Orten von Bedeutung. In Bezug auf die Schönheit der Muster mach
sich auch in der süddeutschen Tapetenfabrikation ein erfreulicher Fortschritt bemerkbar und in Folge dessen eine bedeutende Abnahme der früheren Vorliebe des Publikums für französische Tapeten
Erwähnenswerth sind die besonders für Papierfabriken arbei
tenden Metalltuchwebereien (Reutlingen, Neu⸗ stadt a. H.), die Cartonnagefabriken (Lahr, Pforz⸗ heim), die Fabrikation von Papiermaché⸗Waaren, ins⸗ besondere die in Forbach, die eine Filiale in Frankreich besitzt und deren Dosen und zahlreiche andere Gegenstände sich durch Dauerhaftigkeit und geschmackvolle Ausstattung mit Perlmutter auszeichnen.
Durch Klima und Bodenbeschaffenheit vielfach begünstigt
ist die Zahl der mit Erzeugung und Zubereitung von Nah
rungsmitteln und anderen Genußgegenständen beschäf tigten mannichfaltigen Industriezweige sehr groß. ArRn. — b— 7 üwreennenne
’1D.En
Die eßbare Kastanie und die Mandel gedeihen in vielen Thalebenen, wo nicht selten selbst die Feige im Freien wächst. Die Rebe zieht ihre gesegneten Ranken vom Uferrande bis zum Fuße der Gebirge; Nüsse liefern gutes Speisebl. Die Mehl fabrikation wird vorherrschend immer noch handwerksmäßig, in neueren Zeiten jedoch hier und da unter Anwendung ver besserter Mühleneinrichtungen, stellenweise in sogenannten Kunst⸗ Württemberg zeichnet sich durch gute, feine Mehlsorten aus. Gries, Graupen, Nudeln und ande Teigwaaren, so wie Amylon werden an zahlreichen Orten fa⸗ brikmäßig erzeugt. “ Baäyern (Schwaben und Neuburg, Mittelfranken), Elsaß (Münsterthal) liefern vortreffliche Käse; Spalte Hopfen, Münchener (Sedlmayr, Brey ꝛc.), Nürnberger Kulmbacher, Erlanger, Straßburger, Pfalzer Mainzer Bier, Markgräfler, Pfälzer, Elsässer Bergsträßler und Frankenweine, Würzburger, Neu⸗ städter, Mainzer Schaumweine, Schwarzwälder Kirsch⸗ und Zwetschenwasser, Schwetzinger Spargel, Straßburger und Landauer Gänselebern, Pfälzer eingemachte Früchte, Bamberger und anderes Obst, fri ch und getrocknet, sind begehrte Handelsartikel, die von der Frucht⸗ barkeit des Landes, von dem Fleiß und der Intelligenz der Be⸗ völkerung zeugen. Der Obsthandel, der u. A. in manchen Gegen⸗ den die Korbflechterei ins Leben gerufen hat, bringt zahlreichen Gemeinden jährlich viele Tausende ein. Es Püeh deren, die jährlich für Pfirsische, Aprikosen, Kirschen, Aepfel, Birnen, Kastanien Nüsse ꝛc. 50, 60,000 Fl. und mehr einnehmen, während sie diese Früchte früher größtentheils selbst verzehrten. 8
Die größte Zuckerfabrik, Wagheusel in Baden, hat schon Jahre gehabt, in denen sie eine Million Centner Rüben konsumirte, im Jahre 1872 728,275 Ctr. und 50,692 Ctr. Roh⸗ zucker Dieselbe beschäftigt innerhalb der Fabrik an 700 Arbeiter und an 500 auf dem Felde.
8 8
Von welch hoher Bedeutung der Tabakbau, die Tabak⸗
fabrikation und der Tabakhandel für Süddeutschland sind, braucht hier schließlich nicht näher nachgewiesen zu werden, da darüber in diesem Blatte wiederholt ausführliche Mittheilungen
gemacht worden sind.
Das ist, in bloßen Umrissen, das Bild des süddeutschen 8 Güterlebens, wie es sich unter der segensvollen Wirkung des Niemand zweifelt, daß es einer großen und glücklichen Zukunft sicher entgegengehe. 38
deutschen Zollvereins gestaltet hat.
12. Juni 1873. 8
Sie besitzt 44 Dampferzeuger von entwickelter Geschmack sich kenntlich macht, sondern deren mehrere 1250 Pf. Kft. und 35 Dampfmaschinen. 8
sogar einen Uebergang in das Gebiet der Kunst anbahnen. Die
Das Abonnement beträgt 1 Thlr. 15 Sgr.
für das Vierteljahr.
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Preußischen Staats⸗Anzeiger bestehenden Gesammtblattes vom 1. k. M. ab auf 1 Thlr. 15 Sgr. festzusetzen.
Während der Dauer der Sessionen des Bundesrathes, des Deutschen Reichstags und des
übersichtlich darstellen und die Beschlüsse der Versammlungen enthalten, in denselben aufgenommen. Sodann publizirt derselbe den Wortlaut der Gesetzentwürfe nebst Motiven, welche im Namen der verbündeten Regierungen dem Deutschen Reichstage und von der Königlich preußischen
Staatsregierung dem preußischen Landtage vorgelegt werden, sowie die nach dem stenographischen Berichte resp. Minister und Regierungs⸗Kommissarien, namentlich sofern dieselben im Ferner veröffentlicht der Deutsche Reichs⸗ ꝛc. Anzeiger den authentischen
welche nach §. 1 des Gesetzes vom 10. April 1872 nur durch die Regierungs⸗Amtsblätter publizirt werden.
Besondere Beilagen zum Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger werden auch ferner erscheinen.
und preußische Geschichte, Landes⸗ und Staatskunde, sowie über deutsche Kunst, Literatur und Kulturgeschichte zu bringen.
Außerdem erscheint am 15. jeden Monats ein „Postbl den Verkehr mit der Post ꝛc. auf Grund amtlicher Materialien bringt,
Waarenproben nach dem Inlande und dem Auslande enthält.
ßerhalb jedoch nur die Post⸗Aemter resp. Feldpost⸗Anstalten entgegen. Bei verspätetem Abonne⸗
preußischen Landtags werden über deren Sitzungen Referate, welche den Gang der Verhandlungen
mitgetheilten Auslassungen der Bevollmächtigten zum Bundesrath und Bundes⸗Kommissarien Anschlusse an die Motive für die Interpretation der Gesetze von Wichtigkeit sind. Wortlaut derjenigen landesherrlichen Erlasse und der durch dieselben genehmigten und bestätigten Urkunden ꝛc.,
Dieselben sind bestimmt, Aufsätze über deutsche
Die Allgemeine Verloosungs⸗Tabelle des Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers, welche in Folge amtlicher Veranlassung der Königlichen Hauptbank her⸗
ausgegeben wird und sämmtliche an der Berliner Börse gangbaren Staats⸗, Kommunal⸗, Eisenbahn⸗, Bank⸗ und Industriepapiere enthält,
lichen Abonnementspreise von 15 Sgr.
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Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Ceremonienmeister und Kammerherrn Freiherrn von Romberg die Erlaubniß zur Antegung des ihm verliehenen Groß⸗Komthurkreuzes des Großherzoglich mecklenburgischen Hausordens der Wendischen Krone zu ertheilen.
Deutsches Reich. Gesetz, betreffend außerordentliche Ausgaben für die Jahre 1873 und 1874 zur Verbesserung der Lage der Unterofftziere. Vom 14. Juni 1873. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen ꝛc.
verordnen im Namen des Deutschen Reichs, nach erfolgter Zu⸗
stimmung des Bundesrathes und des Reichstages, was folgt:
§. 1. Zur Verbesserung der Lage der Unteroffiziere sind der Militärverwaltung für das Jahr 1873 1,412,219 Thlr. und für das Jahr 1874 1,882,958 Thlr. zur Verfügung zu stellen. Die Verwendung dieser Summen erfolgt nach Maßgabe der Anlage.
Zu demselben Zwecke sind Bayern für das Jahr 1873 192,778 Thlr. und für das Jahr 1874 257,038 Thlr. zu über⸗ weisen.
§. 2. Die nach der Bestimmung im §. 1 der Militär⸗ verwaltung zur Verfügung zu stellenden beziehungsweise Bayern zu überweisenden Beträge werden den im §. 1 des Gesetzes vom 9. Dezember 1871 (Reichsgesetzbl. S. 411) unter 1 und 2 auf⸗ geführten Summen hinzugerechnet, jedoch mit der Maßgabe, daß dieselben nur zu dem im §. 1 bezeichneten Zwecke verwendet wer⸗ den dürfen, die Ersparnisse aber nach Maßgabe der in den ver⸗ zeichneten Chargen jeweilig unbesetzten Stellen zur Reichskasse zurückfließen.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Berlin, den 14. Juni 1873.
(L. S.) Wilhelm.
1 1 Fürst von Bismarck. ntrole des Reichshaushalts für das 8 Jahr 1873.
. Vom 22. Juni 1873. Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen ꝛc. verordnen im Namen des Deutschen Reichs, nach erfolgter Zu⸗ stimmung des Bundesrathes und des Reichstages, was folgt: Einziger Paragraph.
Die Kontrole des gesammten Haushalts des Deutschen Reichs wird für das Jahr 1873 von der preußischen Ober⸗ Rechnungskammer unter der Benennung „Rechnungshof des Deutschen Reichs“ nach Maßgabe der im Gesetze vom 4. Juli 1868 (Bundes⸗Gesetzbl. S. 433), betreffend die Kontrole des Bundeshaushalts für die Jahre 1867 bis 1869, enthaltenen Vorschriften geführt.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Schloß Babelsberg, den 22. Juni 1873.
(L. S.) Wilhelm.
Fürst von Bismarck.
Das 16. Stück des Reichs⸗Gesetzblatts, welches heute aus⸗ gegeben wird, enthält unter . Nr. 933 das Gesetz, betreffend außerordentliche Ausgaben für die Jahre 1873 und 1874 zur Verbesserung der Lage der Unteroffiziere. Vom 14. Juni 1873; unter
Nr. 934 das Gesetz, betreffend den außerordentlichen Geld⸗ bedarf für die Reichseisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen und für
Kaiserin⸗Königin traf
die im Großherzogthum Luxemburg belegenen Strecken der Wil⸗ helm⸗Luxemburg⸗Eisenbahn. Vom 18. Juni 1873; unter:
Nr. 935 das Gesetz, betreffend die Abänderung der Reichs⸗ tags⸗Wahlkreise 5 und 6 des Regierungsbezirks Oppeln im Königreiche Preußen. Vom 20. Juni 1873; unter
Nr. 936 das Gesetz, betreffend die Kontrole des Reichs⸗ haushalts für das Jahr 1873. Vom 22. Juni 1873; unter
Nr. 937 das Gesetz, betreffend die Einführung des Gesetzes des Norddeutschen Bundes über die priyatrechtliche Stellung der Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenscha vom 4. Juli 1868 im Königreiche Bayern. Vom 23. Juni 1873; und unter
Nr. 938 den Allerhöchsten Erlaß, betreffend die revidirte Instruktion zum Gesetze vom 7. April 1869 über Maßregeln gegen die Rinderpest. Vom 9. Juni 1873. 8
Berlin, den 27. Juni 1873. 8
Kaiserliches Post⸗Zeitungsamt.
Königreich Preußen.
Das 24. Stück der Gesetz⸗Sammlung, welches heute ausge⸗ geben wird, enthält unter:
Nr. 8144 das Gesetz, betreffend die Erbschaftssteuer. Vom 30. Mai 1873; und unter
Nr. 8145 das Gesetz, betreffend die Verwerthung der Forstnutzungen aus den Staatswaldungen in den vormals kur⸗ hessischen Landestheilen. Vom 6. Juni 1873.
Berlin, den 27. Juni 1873. Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Debits⸗Comtoir.
Der Besuch des Parks von Babelsberg ist fortan vorläufig
am Sonntag, Dienstag und Donnerstag von 11 Uhr Vormittags
ab dem Publikum wieder gestattet. 8 Berlin, den 27. Juni 1873. Königliches Hofmarschall⸗Amt.
8
Abgereist: Se. Excellenz der Direktor im Auswärtigen 8. Wirkliche Geheimne Rath von Philipsborn nach Nor⸗ erney.
Der heutigen Nummer des ‚Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ ist der vom 22. d. M. ab in Kraft getretene Fahrplan der Berliner Verbindungsbahn beigelegt.
Aicchtamtliches. Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 27. Juni. vorgestern Abends gegen 8 ½ Uhr im Schlosse Schönbrunn ein, in dessen großer Gal⸗ lerie sich die Obersten Hofämter, Gardekapitäne und Hof⸗ dienste, die gemeinsamen Minister, der Ministerpräsident Fürst Auersperg an der Spitze der Kaiserlich Königlichen Mi⸗ nister, der Königlich ungarische Minister am Allerhöchsten Hof⸗ lager, die Hofdamen und der Dienstkämmerer Ihrer Majestät, sowie die Flügeladjutanten Sr. Majestät sich versammelt hatten. Um die große Freitreppe war ein Spalier aufgestellt, um das zahl⸗ reich versammelte Publikum von der Zufahrt abzuhalten. Ihre Majestät stieg an der großen Freitreppe ab. Se. Majestät der Kaiser führte Allerhöchstdieselbe am Arme die Treppe hinauf, Ihre Majestät die Kaiserin und Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Kronprinz Rudolf folgten. Der Erste Oberst⸗ hofmeister und der Kaiserlich Königliche Ober⸗Ceremonien⸗ meister traten vor und die Suiten folgten den Allerhöchsten
Ihre Majestät die
†
att“ zum Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger, welches Nachrichten von allgemeinem Interesse über 8 1 und unter Anderem auch eine tabellarische Uebersicht der geltenden Portosätze für die frankirten Briefe, Drucksachen,
erscheint wöchentlich einmal zu dem vierteljähr⸗
Herrschaften. In der großen Gallerie fand hierauf die Vor⸗ 8 1
stellung der genannten Würdenträger statt, worauf Sich Ihre Majestäten in Ihre Appartements zurückzogen. Um 9 ½ Uhr fand ein Familienthee statt.
Gestern Morgen besuchte Ihre Majestät die Kaiserin⸗ Königin laut telegraphischer Meldung Ihre Majestät die Kaiserin Elisabeth und darauf in Wien Ihre Kaiserliche Hoheit die Erz⸗ herzogin Rainer. Später besichtigte Ihre Majestät die St. Ste⸗
v wurde sodann von Sr. Majestät dem Kaiser im Ar⸗
enal em fangen, nach dessen Besichtigung Allerhöchstdieselbe die Kaiserlichen Sodann wohnte die Kaiserin im Schlosse Schönbrunn einem Diner bei.
Nach demselben begab Sich Ihre Majestät die Kaiserin⸗ Königin nach der Burg in Wien, woselbst Sie den Besuch sämmtlicher Kaiserlichen Erzherzöge, die Erzherzogin Rainer, die Prinzessin Ludwig von Bayern, den Fürsten von Rumänien, die Herzöge von Coburg und von Braunschweig empfing. Abends fand ein großes Hofconcert statt, bei welchem der Kai⸗ serliche Soff die Minister, die höchsten Mitglieder der Aristokratie, die fremden Botschafter und Gesandten, sowie die Vertreter des Deutschen Reichs auf der Weltausstellung versammelt waren.
Für heute war ein Besuch der Weltausstellung in Aussicht genommen.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist gestern Vormittags 11 Uhr, von Karlsruhe zurückkehrend, wieder im Neuen Palais zu Potsdam eingetroffen.
— Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Carl sind, von Wiesbaden kommend, am Dienstag in Ems eingetroffen und wurden am Bahnhof von Sr. Ma⸗ jestät dem Kaiser von Rußland empfangen. Die Höchsten Herr⸗ schaften nahmen Absteigequartier im Kurhaus. Nachdem Höchst⸗ dieselben bei Sr. Majestät das Diner eingenommen, erfolgte Abends 7 Uhr die Rückreise nach Wiesbaden.
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg hat gestern Berlin verlassen, um Sich nach Ems und der Schweiz zu begeben.
— Der Bundesrath und der Ausschuß für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
— Die Minister des Innern und für die landwirthschaft⸗ lichen Angelegenheiten haben die Beschwerde eines Grundbesitzers, welchem Seitens der Aufsichtsbehörde die Genehmigung der Zu⸗ schlagung eines unter 300 Morgen großen, isolirten Theiles eines Gemeindebezirkes zu seinem angrenzenden selbständigen Jagd⸗ bezirke versagt war, für begründet erachtet.
Der betreffende Grundbesitzer ist zur eigenen Ausübung der Jagd auf seiner über 300 Morgen großen Besitzung nach §. 2 des Jagdpolizei⸗Gesetzes vom 7. März 1850 nur befugt, eine solche Besitzung muß nicht ex lege einen eigenen Jagdbezirk bilden. Dem Eigenthümer der im §. 2 citirten bezeichneten Grund⸗ stücke ist vielmehr laut §. 4 Alinea 2 a. a. O. gestattet, sich mit diesen Grundstücken den Jagdbezirken ihrer Gemeinden anzu⸗ schließen und die Gemeindebehörden sind wiederum nach dem letzten Feß des ersten Alineg des §. 4 befugt, mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde aus Einer Gemeinde mehrere für sich be⸗ stehende Jagdbezirke zu bilden. Wenn nun der betreffende Grund⸗ besitzer sich bereit erklärt, die gedachte Besitzung, welche in dem Bezirke der Gemeinde liegt, in den Gemeinde⸗Jagdbezirk ein⸗
zuwerfen — unter der von den Gemeindebehörden zugestandenen
Bedingung, daß alsdann aus dem oben erwähnten, unter 300 Morgen großen Stück des Gemeindebezirks und aus jener Besitzung ein besonderer Gemeinde⸗Jagdbezirk gebildet und ihm verpachtet werde — so läuft eine solche Vereinbarung nach An⸗ sicht der Minister den angeführten gesetzlichen Bestimmungen nicht
zuwider.
ammlungen im Belvedere in Augenschein nahm. 8