1873 / 151 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 28 Jun 1873 18:00:01 GMT) scan diff

soweit dieselbe als neu und eigenthümlich anerkannt ist, ohne

Jemand in der Benutzung ihrer bekannten Theile zu beschränken, auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.

Justiz⸗Ministerium. Der Rechtsanwalt und Notar Loeper zu Wittenberg ist in gleicher Eigenschaft an das Kreisgericht zu Naumburg a. S. mit Anweisung seines Wohnsitzes in Weißenfels versetzt worden.

Ministerium für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten. L

Dem Gutspächter Na st zu Augustenhof, Kreis Wirsitz

ist die in Silber ausgeprägte Gestüt⸗Medaille verliehen worden.

Hauptverwaltung der Staatschulden.

8 Bekanntmachung, - betreffend die Einlösung der zur Rückzahlung am 1. Januar 1873 gekündigten Schuldverschreibungen der 5 prozentigen Anleihe des Norddeutschen Bundes von 1870.

Von den durch unsere Bekanntmachung vom 25. Sep⸗ tember v. Js. (Reichs⸗Anzeiger Nr. 228) zur baaren Einlösung am 1. Januar 1873 gekündigten Schuldverschreibungen der 5prozentigen Anleihe des vormaligen Norddeutschen Bundes vom Jahre 1870 ist ein Theil bisher nicht zur Einlösung ein⸗ gereicht. Es wird daher an die baldige Einlösung der qu. Schuld⸗ verschreibungen mit dem Bemerken erinnert, daß eine Verzinsung dieser Schuldverschreibungen seit dem 1. Januar 1873 nicht mehr stattfindet.

Beerlin, den 24. Juni 1873.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

von Wedell. Löwe. Hering. Rötger.

Bekanntmachung.

Die Ferien des Kammergerichts, des hiesigen Stadtgerichts, der Kreisgerichte des diesseitigen Departements und der zu denselben gehö⸗ rigen Deputationen und Kommissionen beginnen in Gemäßheit der allgemeinen Justiz⸗Ministerial⸗Verfügung vom 16. April 1850 mit dem 21. Juli und dauern bis zum 31. August d. J.

Dies wird dem Publikum mit dem Eröffnen bekannt gemacht, daß während der Ferien der Betrieb aller nicht schleunigen Sachen ruht, weshalb die Parteien und Rechtsanwalte sich während der Ferienzeit in dergleichen Sachen aller Anträge und Gesuche zu enthalten

en. 1 . ahg Schleunige Gesuche müssen als solche begründet und als „Ferien⸗ sache“ bezeichnet werden. Gehen andere Gesuche ein, so ist deren Er⸗ ledigung während der Ferien nicht zu erwarten. 116“

Berlin, den 25. Juni 1873.

Königliches Kammergericht.

Abgereist: Se. Durchlaucht der Reichskanzler Fürst von Bismarck, nach Pommern.

2 Versonal-Veränderungen. HPffiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. I. In der Armee. 1 Beförderungen und Verse ur 1

Den 19. Juni 1873. von Lettow, Mafor vom Kriegs⸗Mi⸗ nisterium, als Commandeur des Füs. Bats. in das 3. Pomm. Inf. Regt. Nr. 14 versetzt. von Pentz, Hauptm. aggr. dem 3. Ostpreuß. Gren. Regt. Nr. 4 und kommandirt zur Dienstleistung beim Kriegs⸗ Ministerium, unter Stellung à la suite des Regts., auf den Etat des Kriegs⸗Ministeriums übernommen. Wodtke, Hauptm. vom 2., ann. Inf. Regt. Nr. 77, unter Entbindung von dem Verhältniß als Adjutant der 5. Division, dem Regiment aggregirt und gleich⸗ zeitig zur Dienstleistung beim Kriegs⸗Ministerium ckommandirt. Störmer, Hauptmann, aggregirt dem 6. Ostpreuß. Infant. Regt. Nr. 43, in das Regiment einrangirt und als Adjutant der 5. Div. kommandirt. Crüger, Port. Fähnr. vom Altmärk. Ulan. Regt. Nr. 16, in das 4. Thür. Inf. Regt. Nr. 72 versetzt.

Den 21. Juni 1873. v. Oertzen, Sec. Lt. vom Kür. Regt. Königin (Pomm.) Nr. 2, in das 1. Magdeb. Inf. Regt. Nr. 88 Gr. Wachtmeister, Sec. Lt. vom 5. Pomm. Inf. Regt. Nr. und kommandirt zur beim Kür. Regt. Königin (Pomm.) Nr. 2, in dieses Regt. versetzt. G

22. 9Sun 81973. Prinz Wilhelm von Württem⸗ berg Königl. Hoh., Rittm. und Esc. Chef im Garde⸗Hus. Regt., der Charakter als Major verliehen. b

Den 24. Juni 1873. Frhr. v. Gemm ingen, Rittm. vom Königl. Württemb. 1. Ulan. Regt. (König Karl) Nr. 19, bis ult. September d. J. zur Dienstleistung beim 1. Hannov. Ulan. Regt. Nr. 13 kommandirt. Pförtner von der Hölle, Hauptm. von der 10. Gend. Brig., zum Major befördert. Schulz, char. Major von der 5. Gend. Brig., ein Patent seiner Charge verliehen. von Kra ne, Pr. Lt. von der 9. Gend. Brig. Graf von Hessenstein, Pr. Lt. von der 7. Gend. Brig., von Duisburg, Pr. Lt. von der 10. Gend. Brig., der Char. als Hauptm. verliehen. Riede I, außer⸗ etatsm. Sec. Lt. von der 4. Ing. Insp., in das 1. Hess. Hus. Regt. Nr. 13 vers.

B. Abschiedsbewilligungen ꝛc. 8

Den 21. Juni 1873. v. Bentivegni, Oberst a. D., früher Oberst⸗Lt. im Kaiser Franz⸗Garde⸗Gren. Regt. Nr. 2, in die Kate⸗ gorie der zur Disp. gestellten Offiz. versetzt. Pförtner von der

ölle, Sec. Lt. von der Res. des Pos. Ulan. Regts. Nr. 10, der

bschied bewilligt.

sche⸗ en 24. Fnni 1873. Gablenz, Hauptm. von der Garde⸗ Landw. Art., mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen seiner bisher. Unif., der Abschied bewilligt, derselbe verbleibt jedoch bis auf Weiteres in seinem gegenwärtigen Kommando zur Dienstleistung als Vorstand der Depet⸗Verwaltung des Eisenbahn⸗Bats. v. Dry⸗ galski, Maj. von der Inf. des Res. Landw. Bats. Berlin Nr. 35, mit seiner bisher. Unif., der Abschied bewilligt. II. In der Marine.

8 Offiziere ꝛc.

Den 21. Juni 1873. Werner, Kapt. Lt., zum Korvetten⸗ Kapt. befördert. Perino, See⸗Kadett von der 2. Matrosen⸗Div.,

EA1.“

Ernennungen,

sur Reserve entlassen. Holtz, Dautwiz, Schwarzlose, v. Hol⸗

eben, Strauch, Cochius, v. Lepel⸗Gnitz, Meyer, Gr. v. Ranzow, Frhr. v. Seckendorff, Gr. chwerin⸗ Schwerinsburg, Aschmann, v. Gloeden, v. Arnim, Gr. v. Haugwitz, Lieuts. zur See, Patente ihrer Charge vom 15. Ok⸗ tober 1870 verliehen.

Die heut ausgegebene Nummer 4 der Allgemeinen Verloosungs⸗Tabelle des Deutschen Reichs⸗ und König⸗ lichen Preußischen Staats⸗Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgender Papiere: Alstaden, Aktiengesellschaft für Bergbau zu Düsseldorf. Aussig⸗Teplitzer Eisenbahn⸗Aktien. Ba⸗ dische 35 fl. Anleihe. Berliner, Königsberger Kauf⸗ mannschaft, Schuldverschreibungen. Breslauer, Dortmun⸗ der, Eislebener, Graudenzer Stadt⸗Obligationen. Bres⸗ lau⸗Odervorstädtische Deichverband⸗Obligationen. Frank⸗ furt, vorm. freie Stadt, 3 proz. Anlehen. Gothaer Ablösungskasse, Schuldbriefe. Grünberger, Rügener, Züllichau⸗Schwiebuser Kreis⸗Obligationen. Hamburg,

wpothekenbank, Rentenbriefe. Hannoversche (vorm.,) Staats⸗

gationen.

Posen, Pfandbriefe des neuen landwirthschaftlichen Kreditvereins für die Provinz. Preußische Staats⸗Anleihen. Preußische Bergwerks⸗ und Hütten⸗Aktiengesell⸗ schaft, Prioritäts⸗Obligationen. Russische Hope 4* Certi⸗ fikate. Sächsische Landeskultur⸗Rentenscheine. Schleswig⸗ sche Eisenbahn⸗Prioritäts⸗Obligationen. Stargar d⸗Po sener Eisenbahn⸗Prioritäts⸗Obligationen. Türkische Eisenbahn⸗ Prämien⸗Anleihe. Ungarisches Staats⸗Eisenbahn⸗Anlehen. Die Allgemeine Verloosungs⸗Tabelle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 15 Sgr. vierteljährlich durch alle Postanstalten zu beziehen, in Berlin auch bei der Expedition Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 2 Sgr.

Zur Beantwortung mehrfacher Anfragen wird bemerkt, daß die Allgemeine Verloosungs⸗Tabelle dem Reichs⸗ ꝛc. Anzeiger nicht beigefügt wird, sondern nur mittelst besonderen Abonnements bezogen werden kann.

2₰

ANKiichtamtliches. Denutsches Reich. Preußen. Berlin, 28. Juni. Ueber die Reise Ihrer Majestät der Kaiserin⸗Königin von Karlsruhe nach Wien und die Festlichkeiten zu Ehren Allerhöchstderselben am Kaiserlich⸗Königlichen Hofe daselbst geht uns noch nachstehender Bericht zu: Die Reise Ihrer Majestät der Karlsruhe aus über Nürnberg und Passau durch Bagern in er⸗ wünschter Weise vor sich gegangen. Auf der ganzen Tour durch Bayern wurde Ihre Majestät mit den gebührenden Ehrenbezeu⸗ gungen empfangen. Von Passau aus war die Deutsche Kaiserin der Gast Ihrer Majestäten des Kaisers und Königs und der Kaiserin und Königin von Oesterreich⸗Ungarn. Bis Passau war der Hohen Frau der Botschafter des. Deutschen Reiches, General⸗ Lieutenant von Schweinitz, entgegengereist und bis Linz der Eisenbahn⸗Hofzug des österreichisch⸗ungarischen Kaiserpaares Ihrer Majestät entgegen gekommen, um Allerhöchstdieselbe auf⸗ zunehmen und nach Wien zu bringen. Auf dem dortigen Bahn⸗ hof war eine Ehrenwache mit Musik und Fahne aufgestellt; dort erwartete auch Ihre Majestät der Allerhöchstderselben zugetheilte Ehrendienst Graf Alfred Potocki und Graf Wilczek; ebenso waren die Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden zum Empfange anwe⸗ send, und geruhten Ihre Majestät, das von dem Kaiserlichen Hofe angebotene Diner anzunehmen. In St. Pölten erwartete Se. Maje⸗ stät der Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn in der Uniform des Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiments die Deutsche Kaiserin und begrüßte Allerhöchstdieselbe auf das herzlichste. Auf dem Bahnhofe war eine Ehrenwache des 11. Jägerbataillons mit Musik und Fahne aufgestellt; ferner waren beim Empfange anwesend der Bischof von St, Pölten, der Stadt⸗Komman⸗ dant, der Bürgermeister, die Spitzen der Behörden und Graf Trauttmansdorff. Nach den üblichen Vor⸗ stellungen durch Se. Majestät den Kaiser Franz Joseph in den prachtvoll dekorirten Sälen des Bahnhofes erfolgte die Wei⸗ terreise Beider Majestäten im Hofsalonwagen und die Ankunft auf dem Penzinger Bahnhofe um 8 Uhr 30 Minuten. Penzing ist diejenige eeee welche dem Lustschlosse von Schön⸗ brunn am nächsten gelegen ist. Auf dem Perron war eine Com⸗ pagnie des Infanterie⸗Regiments Erzherzog Albrecht Nr. 44 mit Musik und Fahne aufgestellt. Zum Empfange der Kaiserin und Königin hatten Sich eingefunden: Ihre Majestät die Kaiserin und Königin von Oesterreich⸗Ungarn, begleitet vom Kronprinzen Rudolf, Ihre Kaiserliche Hoheit die Erzherzogin Marie, Gemahlin des Erzherzogs Rainer, Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Erzherzoge Carl Ludwig, in der Uniform Seines Preußischen Ulanen⸗Regiments Nr. 8, Ludwig Victor, Albrecht, Leopold, Beide in der Uniform Ihrer Preußischen Infanterie⸗Regimenter Nr. 3 und 6, Rainer und Friedrich, Se. Königliche Hoheit Prinz Wasa, Ihre Hoheiten Prinz Gustav von Weimar, Prinz August von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha und Fürst Carl von Rumänien, ferner der Landeskommandirende Feldzeugmeister Freiherr v. Maroicic, der Statthalter von Nieder⸗ Oesterreich Freiherr v. Conrad⸗Eybesfeld, der Leiter der Polizeidirektion Regierungs⸗Rath Weiß. Außerdem waren, um der Deutschen Kaiserin ihre Ehrfurcht zu beweisen, noch an⸗ wesend die Gemahlin des deutschen Botschafters, Frau von Schweinitz, das Personal der deutschen Botschaft, Botschafts⸗ Rath Graf Dönhoff, der als Militärbevollmächtigter zur Bot⸗ schaft kommandirte Major Graf von Finkenstein, der Gesandte Württembergs, der Herzog von Ratibor mit dem Erb⸗ prinzen, die Mitglieder der preußischen Ausstellungskom⸗ mission und viele preußische Staatsangehörige von Distinktion. Als der Zug in Sicht war, stimmte die Musik die preußische Nationalhymne an, Ihre Majestät die Kaiserin Elisabeth trat in Begleitung der Mitglieder der Kaiserlich⸗Königlichen Familie und der übrigen Fürstlichkeiten auf den Per⸗ ron, um Ihre Majestät die Kaiserin Augusta zu begrüßen. Kaiser Franz Joseph vermittelte die Begegnung der Beiden Kaise⸗ rinnen, deren Begrüßung in der freundlichsten Weise stattfand. Darauf erfolgte von Seiten Ihre Majestät der Kaiserin Augusta die Begrüßung derjenigen Mitglieder der Kaiserlich⸗Königlichen Familie, welche Allerhöchstderselben bereits persönlich bekannt waren, und durch den Kaiser die Vorstellung derjenigen, deren persönliche Bekanntschaft zu machen, Ihrer Majestät bisher noch nicht Ge⸗ legenheit gegeben war, sowie auch der anwesenden Vertreter offizieller Behörden. An der Seite der Kaiserin Elisabeth betrat die Deutsche Kaiserin die Bahnhofshalle, die Versammelten theils durch huldvolles Neigen, theils durch Ansprache begrüßend. Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph geleitete die Hohe Frau an den mit vier Pferden à la Daunvet bespannten offenen Halb⸗ wagen, in welchem die Kaiserin Augusta zur Rechten der Kaiserin Elisabeth Platz nahm. In einem zweiten Wagen folgten der Kaiser Franz Joseph und Kronprinz Rudolf. Zu bemerken ist noch, daß der Kaiser sowie sämmtliche Erzherzoge das große Band des Schwarzen Adler⸗Ordens trugen. So ging der Zug durch die dichten Menschenmassen hindurch bis nach dem Lustschloß Schönbrunn, wo die Allerhöchsten Herrschaften an der großen Freitreppe anfuhren. Se. Majestät der Kaiser führte Ihre Ma⸗ jestät die Kaiserin Augusta am Arme die Treppe hinauf, Ihre Majestät die Kaiserin und Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz Rudolf folgten. Der Erste Obersthofmeister Fürst von Hohenlohe und der Kaiserlich Königliche Ober⸗Ceremonienmeister traten vor, und die Suiten folgten den Allerhöchsten Herrschaften. In der großen Galerie hatten sich die Obersten Hofämter, Garde⸗Kapitäne und Hofdienste, die gemeinsamen Minister, der Minister⸗Präsident Fürst Auers⸗ perg an der Spitze der Kaiserlich⸗Königlichen Minister, der König⸗

Kaiserin⸗Königin war von

ten Sr. Majestät versammelt. Hier fand die Vorstellung der hohen Würdenträger des Hofes und Staates vor Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta durch Se. Majestät den Kaiser Franz Joseph statt, nach welcher Sich der Hohe Gast des Kaiserhauses in die für Allerhöchstdieselbe bereiteten Gemächer, welche einst die Erz⸗ herzogin Sophie bewohnt hatte, zurückzog, um kurz darauf beim Familienthee Ihrer Majestäten wieder zu erscheinen.

Am Morgen nach der Ankunft in Schönbrunn stattete Ihre Maäjestät die Kaiserin⸗Königin der Erzherzogin Marie, Ge⸗ mahlin des Erzherzogs Rainer, in Wien einen Besuch ab. Darauf begab sich Ihre Majestät in die Stefanskirche und später in das Arsenal. Se. Majestät der Kaiser Franz Josef erwartete die Kaiserin am Portal und geleitete Allerhöchst⸗ dieselbe durch alle Räume desselben. Von da fuhr Ihre Majestät nach der Bildergalerie des Belvedere, die in allen Einzelnheiten genau besichtigt wurde, und begab Sich nach Lustschloß Schönbrunn zuruück. Um 4 Uhr nahm die Kaiserin an der Hoftafel in Schönbrunn Theil. Außer der Kaiserlichen Familie in engerem Kreise waren der regierende

mänien anwesend; ferner hatten der deutsche Botschafter General⸗ Lieutenant von Schweinitz mit Gemahlin, der Botschaftsrath Graf Dönhoff und der als Militärbevollmächtigter zur deutschen Botschaft kommandirte Major Graf von Finkenstein, sowie eine Anzahl Herren und Damen der österreichischen Aristokratie Ein⸗ ladungen erhalten. ehäen

Am Abend gegen neun Uhr empfing Ihre Majestät an der Seite des Kaisers Franz Josef und der Kaiserin Elisabeth im kleinen Redoutensaale der Kaiserlichen Hofburg zu Wien die Botschafter und Botschafterinnen, die Chefs der Missionen mit ihren Gemahlinnen und dem Personale der Legationen. Die Vorstellung der Herven geschah durch den deutschen Botschafter General⸗Lieutenant von Schweinitz, der Damen durch die Frau von Schweinitz. Demnächst präsentirte der deutsche Botschafter Sr. Majestät dem Kaiser und König von Oesterreich⸗Ungarn die Mitglieder der deutschen Weltausstellungs⸗Kommission und der Jury, als Ihre Majestät unter den übrigen Anwesenden der Hofgesellschaft Cerele machte. Darauf sah Ihre Majestät eben⸗ falls die deutschen Mitglieder der Weltausstellungs⸗Kommission. Unter Vortritt des Ersten Oberst⸗Hofmeisters, Fürsten zu Hohenlohe, geleitete Se. Majestät der Kaiser Franz Josef den Gast nach dem großen Redoutensaale, woselbst ein Kon⸗ zert von dem Drchester, den Mitgliedern und dem Chore des Kaiserlich Königlichen Hof⸗Operntheaters veranstaltet war. Die Deutsche Kaiserin saß zwischen Ihren Majestäten von Oesterreich⸗Ungarn. Der Kaiser von Oesterreich trug die Uni⸗ form Allerhöchstseines preußischen Garde⸗Regiments mit dem Bande des Schwarzen Adler⸗Ordens, sowie auch Ihre Kais erlichen Hoheiten die Erzherzöge, soweit Sie Chefs von preußischen Regimentern sind, die Uniformen derselben trugen, und sämmtlich den Schwarzen Adlerorden angelegt hatten. Dem Konzerte wohnten außer den Erzherzögen auch Ihre Hoheiten die Herzoge von Braun⸗ schweig und Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Ludwig von Bayern mit Gemahlin und Se. Kaiserliche Hoheit Prinz Peter von Oldenburg bei. Während der Pause machte Ihre Majestät unter den Fürstlichkeiten sowie den übrigen Geladenen Cercle, und beehrte die österreichisch ⸗ungarischen Herren, den Minister⸗Präsidenten Grafen Andrassy, Fürsten Adolf Auersperg, den Fürsten Adolf Schwarzenberg und den Sektionschef im Aus⸗ wärtigen österreichisch⸗ungarischen Amte Frhrn. von Hofmann mit huldvoller Ansprache. Am Schlusfe des Konzertes wurden Ihrer Majestät durch den Oberst⸗Hofmeister Fürsten zu Hohen⸗ lohe die im Konzerte mitwirkenden Künstler und Künstlerinnen vorgestellt, worauf Sich Ihre Majestät, geführt von Sr. Majestät dem Kaiser Franz Josef, zurückzog und nach Schönbrunn zurück⸗ begab.

8 Gestern Vormittag 10 ¼ Uhr besuchte Ihre Majestät, laut telegraphischer Meldung, die Weltausstellung. Der Kaiser von Oesterreich erwartete die Kaiserin an dem Südportale und führte Allerhöchstdieselbe in den Ausstellungsraum. Bei dem Empfange waren die Erzherzöge Carl Ludwig und Rainer anwesend. Ihre Majestät die Kaiserin Augusta besuchte zunächst die Rotunde und besichtigte darauf nacheinander die österreichische, ungarische, russische, griechische, orientalische und die deutsche Abtheilung, wo Sich der Kaiser und die Erzherzöge von Ihrer Majestät verabschiedeten. Die Kaiserin nahm alsdann, von deut⸗ schen Kommissionsmitgliedern begleitet, die Längengalerie des westlichen Theiles des Industriepalastes in Augenschein und ver⸗ fügte Sich schließlich in den deutschen Kaiserpavillon, wo ein⸗ Dejenuer servirt wurde.

Kaiserin die Ausstellung.

8

Gestern hielt der Bundesrath unter Vorsitz des Staats⸗Ministers Delbrück die 42. Plenarsitzung.

Es kamen zur Vorlage die Schreiben des Präsidenten des Reichstags über die Beschlüsse des Reichstags, betreffend: a. den Entwurf eines Münzgesetzes; b. den Entwurf eines Gesetzes we⸗ gen des nach dem Gesetze vom 8. Juli 1872 einstweilen reser⸗ virten Theiles der französischen Kriegskosten⸗Entschädigung; c. den Entwurf eines Gesetzes über den Antheil des ehemaligen Norddeutschen Bundes an der französischen Kriegskosten⸗Ent⸗ schädigung; d. den Entwurf eines Gesetzes wegen Verlängerung der Wirksamkeit des Banknoten⸗Gesetzes; e. den Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung des Vereins⸗Zolltarifs; f. Petitionen wegen Aufhebung des Eingangszolles für verschiedene Gegen⸗ stände; g. den Gesetzentwurf wegen Feststellung des Nachtrags zum Reichshaushalts⸗Etat für 1873; h. den Gesetzentwurf wegen Feststellung des Reichshaushalts für 1874.

Ferner wurden vorgelegt: ein Uebereinkommen mit Belgien, betreffend die Postbeförderung von Geldbriefen und ein Antrag Bayerns, betreffend die Denaturirung von Salz. Ausschuß⸗ berichte wurden erstattet über: a. die elsaß⸗lothringische Bausch⸗ summe; b. den vom Reichstage beschlossenen Gesetzentwurf wegen der Volksvertretung in den Bundesstaaten; c. Petitionen, betreffend die Aenderung von Bestimmungen der Schiffsver⸗ messungs⸗Ordnung; d. die Taravergütung von Kaffee in Säcken; e. die Besteuerung der Zuckercouleur als Malzsurrogat; f. den Antrag Sachsens wegen des Erlasses der Branntweinsteuer für Preßhefenmaische; g. den Zollausschluß des Terrains für den Quaibau bei Altona; h. die Interpretation des §. 82 des Vereins⸗Zollgesetzes, betreffend Strandgüter; i. die Deklaration von Heringen in Tonnen ꝛc.; k. den Antrag Badens wegen Errichtung eines Ansagepostens bei Lörrach; I. die Zuläsfigkeit der Gewerbe⸗Legitimationsscheine der Handlungsreisenden in Bezug auf die Steuerpflicht; m. die Tarifirung von Korbflechtwaaren; n. den Abschluß einer Uebereinkunft mit Rußland über den Schutz der Waarenbezeichnungen; o. den Entwurf einer Verordnung wegen Beschaffung der Kautionen der Telegraphen⸗Beamten;

lich ungarische Minister am Allerhöchsten Hoflager, die Hofdamen

schuld⸗Obligationen. Jelez⸗Griasi⸗Woronesch 8 . Obligationen. Lübeck⸗Büchener Eis enbahn⸗Prioritäts⸗Obli⸗

und der Dienstkämmerer Ihrer Majestät sowie die Flügeladjutan⸗

p. den Bauschsummen⸗Etat für Bayern; q. den Gesetzentwurf

Herzog von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha und der Fürst Carl von Ru⸗ .

Um 2 Uhr verließ Ihre Majestät die

11““

hüber Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften wegen des Ueber⸗

gangsverkehrs mit steuerpflichtigen Gegenständen.

1“ Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und ʒVerkehr hielt heute eine Sitzung.

Bis zum 7. Juni d. Js. waren in den Münzstätten des Deutschen Reichs in Zwanzigmarkstücken 562,060,220 Mark und in Zehnmarkstücken 126,662,630 Mark ausgeprägt worden. In der Woche vom 8. bis 14. Juni sind ferner ge⸗ pprägt in Zwanzigmarkstücken: in Berlin 5,511,240 Mark, in Hannover 2,879,320 Mark, in Frankfurt a. M. 3,252,680 Mark, in München 1,295,940 Mark, in Karlsruhe 400,200 Mark und in Darmstadt 438,460 Mark. dDdie Gesammt⸗Ausprägung stellt sich daher bis 14. Juni d. Js. auf 702,500,690 Mark, wovon 575,838,060 Mark in ““ und 126,662,630 Mark in Zehnmarkstücken estehen.

Bei dem Bundes⸗Amte für das Heimathwesen stehen für Montag, den 30. Juni, folgende Termine an: 1) Ortsarmenverband des Gutsbezirks Johannisruhe contra Landarmenverband des Kreises Rössel. 2) Landarmenverband Hannover contra Ortsarmenverband Lüneburg. 3) Ortsarmen⸗ verband Kiel contra Ortsarmenverband Bosau. 4) Landarmen⸗ verband Posen contra Ortsarmenverband des Gutsbezirks Carls⸗ hof. 5) Landarmenverband Hannover contra Ortsarmenverband Uelzen. 6) Landarmenverband Schlesien⸗Glatz contra Orts⸗ armenverband Gleiwitz. 7) Ortsarmenverband Elbing contra Ortsarmenverband Frauenburg. 8) Ortsarmenverband Gluski contra Landarmenverband Posen. 9) Ortsarmenverband Stettin contra Ortsarmenverband Colow. 10) Ortsarmenverband Suhl contra Ortsarmenverband Halle. 11) Ortsarmenverband Regen⸗ walde contra Ortsarmenverband Pyritz. 12) Ortsarmenverband Wongrowitz contra Ortsarmenverband Bromberg. 13) Orts⸗ armenverband Faid contra Landarmenverband der Rheinprovinz. 14) Ortsarmenverband Misdow contra Ortsarmenverband Stettin.

Se. Majestät der Kaiser und König haben für die Abgebrannten in Cappe bei Zehdenik eine Unterstützung von 1000 Thlr. zu bewilligen geruht.

Der Kursus der vereinigten Artillerie⸗ und Ingenieurschule ist gestern geschlossen worden und haben sich die zu demselben kommandirt gewesenen 337 Artillerie⸗Offiziere zu ihren resp. Regimentern zurückbegeben.

Heute Vormittag 10 Uhr fand in der Central⸗Turn⸗ anstalt hierselbst die Schlußbesichtigung der zum 3monat⸗ lichen Sommerkursus kommandirten Unteroffiziere statt.

Die Direktion der Lebensversicherungs Anstalt für die Armee und Marine hat den Schlußtermin zur Anmeldung neuer resp. Erhöhung bereits angemeldeter Ver⸗ sicherungen vom 1. Juli cr. bis zum 15. Juli 1873 verlängert.

Der russische Botschafter von Oubril ist gestern früh aus Bad Ems wieder hierher znrückgekehrt.

Der Erste Präsident des Kammergerichts, Wirklicher Geheimer Rath Dr. von Strampff ist von seinen Inspektions⸗ reisen nach Berlin wieder zurückgekehrt.

Der General⸗Major und Chef der Landestriangulation von Maroczowiez hat eine Dienstreise zur Inspizirung der Arbeiten der Bureaus der Landestriangulation nach Westpreu⸗ ßen, Posen und Pommern angetreten; demnächst geht derselbe mit einem mehrwöchentlichen Urlaub nach Mecklenvurg.

In der Königlichen Gärtner⸗Lehranstalt am Wildpark bei Potsdam findet vom Montag, den 30. Juni, bis inkl. Mittwoch, den 2. Juli, die erste diesjährige Spezialausstellung von Erdbeeren, Kirschen, Pflan⸗ zen und Blumen ac. statt. Dieselbe vereinigt alle neuen, werthvollen Erdbeersorten ꝛc., welche in den Königlichen Hof⸗ gärten, in dem Mustergarten der Gärtner⸗Lehranstalt und in der Landes⸗Baumschule kultivirt werden und zur weiteren An⸗ pflanzung zu empfehlen sind. Der Besuch ist Jedermann un⸗ entgeltlich gestattet.

Am 16. k. M. wird bei Vionville die feierliche Ein⸗ weihung des Denkmals stattfinden, welches für die im Feld⸗ zug gegen Frankreich gefallenen ꝛc. Offiziere und Mannschaften des Brandenburgischen Füsilier⸗-Regiments Nr. 35 errichtet ist.

Unter den Unterschriften der in Nr. 146 d. Bl. mit⸗ getheilten Adresse an des Kaisers und Königs Majestät ist statt „Carl Richard“, Königlicher Kreisrichter, zu lesen: „Carl Pickart“, Königlicher Kreisrichter.

Danzig, 27. Juni. Die Sanitäts⸗Kommission hat, wie die „Westpr. Ztg.“ mittheilt, zur Abwehr der Cholera fol⸗ genden Beschluß gefaßt:

Hinsichtlich der Revision der auf der Weichsel herunterkommenden Traften bleibt das bisherige Verfahren in Kraft. Sämmtliche von den Traften zu entlassende Personen auf der ganzen Strecke von der Plehnendorfer Schleuse, Strohdeich, Weichselmünde, Neufahr⸗ wasser sind nach dem Ganskruge zu dirigiren, werden gesammelt, desinfizirt und untergebracht, sobald Räumlichkeiten dazu beschafft sind, was sofort durch Aufschlagen von Baracken bewirkt wird. Dort werden die Flößer beaufsichtigt und, wenn nöthig, verpflegt, bis sie zum Eisenbahnhof behufs Rücktransport in die Heimath ab⸗ geführt werden können. Die Strompolizei wird dies bewirken, während das ländliche Polizeiamt die Desinfektion unter ärztlicher Aufsicht zur Ausführung bringen läßt, auch für die Unterkunft und Verpflegung Sorge trägt. Die Eisenbahnverwaltung wird die Flößer auf dem Bahnhof und in den Waggons isoliren und die Polizeibehörde die Flößer in geschlossenen Trupps nach dem Bahnhof geleiten. Auf dem Bahnhofe wird die Eisenbahnverwaltung für Desinfektion der Abtrittsgruben sorgen, welche ausschließlich für die Flößer herzu⸗ richten sind, auch werden für die Flößer illets bis zur Grenzstation ausgegeben. Für die erforderliche Anzahl Polizei⸗ beamter zur Beaufsichtigung und zur Transportbegleitung der Flößer ist bereits gesorgt.

Ems, 26. Juni. Ihre Majestät die Königin von Württemberg und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Vera sind zum Besuche Sr. Majestät des Kai⸗ sers von Rußland hier eingetroffen und haben Absteigequartier in den „Vier Thürmen“ genommen.

Wilhelmshaven, 24. Juni. Gestern Mittag und heute Morgen wurden Seitens der Torpedo⸗Abtheilung der Kaiserlichen Marine hierselbst in dem Hafenkanale Versuche mit Torpedos neuerer Konstruktion angestellt.

Bayern. München, 25. Juni. Prinz Otto ist dem „K. v. u. f. D.“ zufolge von seiner langwierigen Krankheit wieder hergestellt. Derselbe verbringt die Tageszeit bereits wie⸗ der in seinen Appartements in der Königlichen Residenz und ver⸗ weilt nur die Nächte noch in Nymphenburg. Der Prinz wird sich erst dann zu längerem Aufenthalt nach Hohenschwangau begeben,

wenn der König, welcher zur Zeit noch in Schloß Berg weilt, sein Hoflager dorthin verlegt haben wird.

26. Iuni. Der König wird in nächster Zeit von Schloß Berg in München eintreffen und einige Tage hier ver⸗ weilen. Die Königin⸗Mutter wird in einigen Tagen von Elbingeralp nach Hohenschwangau zurückkehren.

1 Vürttemkerg. Stuttgart, 26. Juni. Der König ist, nachdem er vorigen Sonnabend die Garnison von Ludwigs⸗ burg, am Montag die Garnison von Stuttgart besichtigt hat, gestern Vormittag nach Ulm abgereist, wo am Nach⸗ mittag große Repue in der Friedrichsau stattfand und heute Vormittag ein Manöver von den Artilleristen und Pionieren ausgeführt wird. Um Mittag reist dann der König weiter nach Friedrichshafen, dem alljährlichen Sommeraufenthalt des König⸗ lichen Hofes. Die Königin, welche die Kaiserin von Rußland nach Ems begleitet hat, wird von dort am nächsten Sonnabend zurückerwartet und sodann die Reise nach Wien und Ischl an⸗ treten. Der König wird sich, der „Sp. Ztg.“ zufolge, Mitte Juli nach Wien begeben, einen Besuch in Ischl . nach seiner Rückkehr einen Aufenthalt in dem Jagdschlosse Kloster Siebenhausen nehmen und darauf wieder nach der Sommer⸗ residenz Friedrichshafen zurückkehren.

Der Prälat Dr. v. Dettinger ist, seinem Ansuchen gemäß, von der durch ihn seither bekleideten Funktion eines Delegirten der evangelischen Ober⸗Kirchenbehörde bei der Mini⸗ sterial⸗Abtheilung für Gelehrten⸗ und Realschulen enthoben und diese Funktion dem außerordentlichen Mitglied des evangelischen Konsistoriums, Hofklapan Ober⸗Konsistorial⸗Rath Dr. Wittich übertragen worden.

Hessen. Darmstadt, 27. Juni. (D. Ztg.) In der gestrigen (18.) Sitzung fuhr die 3Zweite Kammer der Stände in Bera⸗ thung des Entwurfs der Städteordnungfort. Zunächst wurde Art. 16 (von der Wählbarkeit ausgenommene Personen) mit zwei Anträgen des Ausschusses, wonach die Bezirks⸗Justizbeamten von der Wählbarkeit in die Stadtverordnetenversammlung nicht ausgeschlossen sein sollen und die aktiven Staatsbeamten zum Eintritt in dieselbe des Urlaubs der Staatsregierung bedürfen, angenommen. Die Art. 17 (Ausschuß eines Stadtverordneten durch bestimmte Verwandtschaft mit einem anderen oder einer Magistratsperson), 18 (Unvereinbarkeit des Amtes eines Stadtver⸗ ordneten mit dem eines besoldeten Gemeindebeamten), 19 (räumliche Abgrenzung der Wahlbezirke innerhalb einer Stadt), 20 (Fertigung der Listen der Stimmberechtigten durch den Bürgermeister), 21. (Auflegung und Einsicht der Listen, Reklamationen gegen die⸗ selben), 22 (Bekanntmachung der Wahl), 23 (Abstimmung mit⸗ telst Stimmzettel), 24 (Verkündigung der Gewählten), 25 (Prü⸗ fung der Wahl durch den Kreisrath, Entscheidung durch den Kreisausschuß), 26 (Bekanntmachung der Veränderung eines Wahlergebnisses), 27 (Eintritt und Ausscheiden der Stadt⸗ verordneten, deren Verpflichtung durch den Bürgermeister) und 28 (Inkraftbleiben des Gesetzes vom 22. November 1872, über die Mitwirkung der Forensen bei Festsetzung des Gemeinde⸗ voranschlags) wurden theils unverändert, theils mit unwesent⸗ lichen Modifikationen angenommen. Zu erwähnen ist in dieser Beziehung nur, daß ein Antrag des Abgeordneten Dumont, den Art. 19 zu streichen, also nicht in räumlichen Wahldistrik⸗ ten, sondern durch die Wähler der gesammten Stadt, alle Stadt⸗ verordneten wählen zu lassen, abgelehnt wurde; dagegen wurde ein Amendement Küchler, wonach nicht der Bürgermeister (Fassung der Vorlage), sondern die Stadtverordnetenversamm⸗ lung die Wahlbezirke abgrenzen soll, unter Zustimmung der Regierung einstimmig angenommen. Ein Antrag des Abg. Dumont zu Art. 22, wonach der Bürgermeister die Stunden des Wahltags, an denen gewählt werde, nur im Einvernehmen mit den Stadtverordneten festsetzen könne, wurde ebenfalls abgelehnt und Ersterem allein dieses Recht vindicirt. Hierauf wurden die Art. 29 (Wahl zweier oder mehrerer Beigeordneten als Gehülfen und Vertreter des Bürgermeisters) und 30 (Per⸗ sonen, die von dem Amte einer Magistratsperson, d. h. eines Bürgermeisters und eines Beigeordneten, ausgeschlossen sind, Ausscheiden eines zur Magistratsperson ernannten Stadtverord⸗ neten aus letzterem Amte) angenommen; ein Antrag des Abg. Dumont, die Bürgermeister und Beigeordneten zu Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung zu erklären, falls kein kolle⸗ gialischer Magistrat vorhanden sei, wurde abgelehnt. Schließlich trat die Kammer in die Debatte über die Art. 31 und 34 (Wahl und resp. Bestätigung der Bürgermeister und Beigeord⸗ neten) ein, ohne die Diskussion indessen zu beendigen.

Der Abg. Greim hat am 25. d. M. in der Kammer folgende Interpellation ““

1) Gedenkt die Großherzogliche Staatsregierung jene Angehörigen der katholischen Kirche, welche die Unterwerfung unter die vatikani⸗ schen Konzilsdekrete verweigern, in den Rechten, welche ihnen in ihrer Eigenschaft als Katholiken gewährleistet sind, namentlich in dem Mit⸗ gebrauch der den katholischen Gemeinden zustehenden gottesdienstlichen Gebäude, Geräthschaften ꝛc. ꝛc. zu schützen? 2) Gedenkt die Groß⸗ e Staatsregierung solche Geistliche, welche von einer alt⸗ atholischen Gemeinde angestellt sind, in dieser Eigenschaft anzuerken⸗ nen, namentlich auch denselben die Beurkundung des Civilstandes für die Angehörigen der betreffenden Gemeinde zu übertragen? 3) Gedenkt die Großherzogliche Staatsregierung, wenn ein an einer öffentlichen Schule angestellter Lehrer sich zur Ertheilung des Religionsunterrichts an die Kinder der Altkatholiken bereit erklären sollte, demselben dies zu gestatten, eventuell ihn in seiner Stellung zu schützen?

Derselben sind ausführliche Motive beigegeben. Der bei der Verlesung anwesende Regierungs⸗Kommissär Ministerial⸗Direktor v. Starck erklärte, daß die hier in Frage stehenden Verhältnisse bis jetzt von keiner Seite bei der Regierung in Anregung ge⸗ bracht worden seien und die Antwort demnächst nach Mittheilung der Interpellation im gewöhnlichen Geschäftsweg erfolgen solle.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 26. Juni. Die Herzogin ist gestern Nachmittag wieder auf Schloß Callen⸗ berg eingetroffen.

Anhalt. Dessau, 26. Juni. Der Herzogliche Hof na, sare de erg. ndee ng g die Reise nach ien für jetzt aufgegeben, seinen Aufenthalt in Wörli ächst beibehalten. 8 1.“

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 23. Juni. Der Groß⸗ herzog von Mecklenburg ist am 23. d. M. Abends sammt Gefolge in Ischl angekommen und hat im Hotel „Kaiserin Eli⸗ sabeth“ Absteigequartier genommen.

Der Erbprinz Leopold und der Prinz Friedrich von Anhalt sind vorgestern von Salzburg nach Wien abgereist.

Pesth, 26. Juni. Im Abgeordnetenhause wurden die Budgets des Unterrichts⸗ und Handels⸗Ministeriums erledigt und 16 die Generaldebatte über das Budget des Justiz⸗ Ministeriums begonnen.

27. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Fraktions⸗ sitzung der Deakpartei wurde beschlossen, morgen im Ab⸗

geordnetenhause der Erklärung der Regierung in der Angelegen⸗ heit der Veröffentlichung der vatikanischen Dekrete durch den Bischof von Rosenau zuzustimmen und die Einsetzung einer Kommission zu beantragen, welche die gesetzliche Regelung des Verhältnisses des Staates zur Kirche einer Vorberathung unter⸗ ziehen soll.

Die kroatische Regnikolar⸗Deputation hat auch bezüglich des letzten noch 8v. Differenzpunktes die An⸗ träge der ungarischen Regnikolar⸗Deputation angenommen. Am Sonntag findet die feierliche Schlußsitzung der Deputation statt.

Einer Meldung des „Pesther Lloyd“ zufolge ist der zwischen Oesterreich⸗Ungarn und der Pforte betreffs Re⸗ gelung der Frage des eisernen Thores und über den Anschluß der rumänischen an die österreichischen Bahnen abgeschlossene Präliminarvertrag nunmehr unterzeichnet worden.

Schweiz. Bern, 27. Juni. (W. T. B.) Der Bundes⸗ rath hat heute festgestellt, welche Gegenstände der im Juli zu⸗ sammentretenden Bundesversammlung zur Berathung vorgelegt werden sollen. Die Vorlagen umfassen 69 verschiedene Num⸗ mern, darunter die Botschaft des BundesPräsidenten, die Re⸗ vision der Bundesverfassung betreffend.

Zürich, 26. Juni. Dem „Lien federal“ zufolge würde der Bundesrath der Bundesversammlung eine gruppenweise Abstimmung des Bundesrevisions⸗Entwurf s vorschlagen, und zwar in folgender Weise:

Stimmrecht, Wählbarbeit und Naturalisation (Art. 42, 43, 70 und 71. des Entwurfs). II. Unterrichts⸗ und Kultusfragen. (Art. 25, 48, 49, 50, 60, 64 und 65). III. Forst⸗ und Wasserbaupolizei, Fischerei und Jagd, Eisenbahnen, Spielhäuser, Münzwesen und Papier⸗ geld, Maß und Gewicht, Sanitätswesen (Art. 22, 23, 24, 31, 37, 38, 39, 47, 66). IV. Militär⸗ und Finanzwesen, Ohmgeld (Art. 12, 18, 19, 20, 26, 27, 28, 33, 36, 40 und 41 nebst Art. 1 der Uebergangs⸗ bestimmungen). V. Gewerbefreiheit, Fabrikarbeit, Aufenthalt und Wohnortsverhältnisse, einheitliche Gesetzgebung, Abschaffung der Todes⸗ strafe und des Leibhafts, Befugnisse der Bundesbehörden, Organisation des Bundesgerichts (Art. 29, 30, 32, 44, 45, 46, 55, 57, 61, 81, 87 99, 102 111 und Art. 2 und 3 der Uebergangs⸗Bestimmungen. VI. der Volksrechte, Bundesrevision (Art. 67, 85, 89, 90

MNiiederlande. Haag, 23. Juni. sich gegen Ende dieses Monats nach Wien zu begeben beabsich⸗ tigt hatte, wird neuerer Anordnung zufolge in diesem Sommer keine Reise ins Ausland unternehmen.

Der Prinz Alexander, des Königs jüngerer Sohn, hat in Begleitung seines Gouverneurs, des Hofraths Camp, und eines Adjutanten gestern eine zweimonatliche Reise angetreten. Derselbe wird sich über Neuwied und Stuttgart, wo er einige Zeit verweilen wird, nach Wien zum Besuche der Weltausstellung begeben und über Hannover, wo er einen mehrtägigen Aufent⸗ halt zu nehmen beabsichtigt, zum 25. August, seinem Geburts⸗ tage, nach dem Haag zurückkehren.

Die Königin, welche

Großbritannien und Irland. London, 26 Juni. Gestern Abend fand zu Ehren des Schah von Persien im Buckingham⸗Palast ein Hofball statt, zu dem sehr zahlreiche Einladungen ergangen waren. Kurz vor 11 Uhr traten der Prinz und die Prinzessin von Wales, begleitet von dem Schah und den persischen Prinzen, sowie den gesammten Mitgliedern der Königlichen Familie in den Salon, worauf der Ball sofort begann. Unter den Anwesenden befand sich auch der Czare⸗ witsch mit seiner Gemahlin, die Großherzogin von Mecklenburg⸗ Strelitz, sowie die hier weilenden indischen Hoheiten.

Heute begab sich der Schah nach Liverpool und Manchester. Soweit bis jetzt feststeht, wird der Schah England am 2. Juli verlassen. Am gedachten Tage wird er sich in Portsmouth an Bord der Staats⸗Jacht „Victoria und Albert“ nach Cherbourg ein⸗ schiffen. Die Panzerflotte hat Befehl erhalten, bis zur Abreise Sr. Majestät in Spithead vor Anker zu bleiben. Vor seiner Abreise wird der Schah der Königin auf Schloß Windsor einen weiteren Ses baecane

—‧——=— Eine Anzahl amerikanischer Artillerie⸗Offizier ist in England eingetroffen, um die neuesten b 88 europäischen Geschützwesen zu prüfen. Dieselben werden sich von hier nach dem Kontinent begeben. 8

Frankreich. Paris, 26. Juni. Die Decentral salitions⸗Kommission hat heute beschlossen, daß in allen Städten, wo es Präfekten oder Unter⸗Präfekten giebt, die Mair von den Gemeinderäthen ernannt werden; in den Ortschafte wo die Maires zugleich die Regierung vertreten, sollen dieselbe durch die Gemeinderäthe, denen man die Höchstbesteuerten be giebt, gewählt, und dann der Bestätigung der Regierung unter⸗ worfen werden. G

Der neue General⸗Gouverneur von Algerien e Chanzy. ist am 25. d. M. in Algier eingetroffen e

Der Municipalrath der Stadt Lyon hat die An träge Gailletons, bezüglich des Projekts der Errichtung einer medizinischen Fakultät, angenommen. Danach verpflichtet sich die Stadt zu diesem Zwecke vier Millionen herzugeben, das Terrain von 13,000 Meter eingerechnet, das ihr gehört. Die Stadt Lyon garantirt dem Staate das Gleichgewicht der Aus gaben und Einnahmen der Fakultät auf die Dauer von fünf Jahren und sichert zugleich eine provisorische Installation der Fakultät bis zur Beendigung der Bauarbeiten zu. Ein Konkurs von Bauprojekten wird eröffnet werden, deren Preise 35,000 Franes begreifen. Die Stadt wird keine Anleihe machen und die Summe von vier Millionen in vier Jahren aus ihren regel mäßigen Einnahmen zahlen.

Versailles, 27. Juni. (W. T. B.) Die Nationalver⸗ sammlung hat heute die Wahl Turignys, der in Nievre zum Deputirten gewählt worden war, mit 418 gegen 217 Stimmen für ungültig erklärt. Ein Antrag Claude'’s daß für baumwollene und wollene Gewebe und Garn, welche zum Zweck der Veredlung nach Elsaß⸗Lothringen eingeführt worden sind, bei deren Wiedereinfuhr in Frankreich die bis zum 1. Ju d. J. bereits zugestandene Zollfreiheit verlängert werde, wurde angenommen.

Italien. Rom, 24. Juni. den übertriebenen Gerüchten über die Ausbreitung der Cholera entgegen. Es sei leider wahr, daß in einigen Orten der Pro⸗ vinzen Treviso und Venedig Cholerafälle vorgekommen wären; vom 30. Mai, wo der erste Fall konstatirt worden, bis zun 21. Juni, reduzire sich jedoch die Zahl auf 26 Fälle, darunter 24 in der Provinz Treviso und 2 im Venetianischen. Auf die Anfrage des römischen Präfekten bei dem von Venedig, wie die Cholera dort ausgebrochen sei, erwiderte dieser, daß eine Zigeuner⸗ bande auf ihrem Wege von Ungarn nach Rom sich einige Zeit in der Provinz Treviso aufgehalten habe, und die Cholerafälle in der Richtung ihrer Reiseroute aufgetreten wären. Der Präfekt von Rom hat hierauf alle Unterpräfekten der Provinz ange

Die amtliche Zeitung tritt

wiesen, sobald die Zigeuner den römischen Boden betreten, si