1873 / 167 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Jul 1873 18:00:01 GMT) scan diff

wurde. Unterärzte und Unterapotheker, welche epentuell nicht in etats⸗ mäßigen Stellen ven Assistenzärzten resp. Garnisons⸗Apothekern stehen, sowie einjährig freiwillige Aerzte und Pharmazeuten in auswärtiger Vertretung von Assistenzärzten resp. Garnisons⸗Apothekern haben die Bezüge von Portepeefähnrichen inkl. des Verpflegszuschusses zu erhalten. In ewer . des zwischen Bayern und Baden unterm 23. November 1871 abgeschlossenen Staatsvertrages zur Herstellung einer Eisenbahn von Aschaffenburg über Milten⸗ berg zum Anschlusse an die badische Odenwaldbahn und von Lohr nach Wertheim wird, dem „Korr. v. u. f. D.“ zufolge, die bayerische Regierung die auf ihrem Gebiete gelegene Bahnstrecke von Miltenberg bis zur Landesgrenze der badischen Staatsregie⸗ rung und letztere die auf ihrem Gebiete gelegene Bahnstrecke von Wertheim bis zur Landesgrenze der bayerischen Regierung über⸗ lassen. Zwischen Wertheim und Kreuzwertheim wird eine feste Eisenbahnbrücke über den Main auf gemeinschaftliche Kosten hergestellt werden, deren Bau von der bayerischen Regierung uͤbernommen wird. 16. Juli. (W. T. B.) Die Gemeindebevoll⸗ mächtigten sind den Beschlüssen des Magistrats, betreffend die Errichtung zweier konfessionell gemischter Volks⸗ schulen, mit 35 gegen 10 Stimmen beigetreten.

Sachsen. Dresden, 16. Juli. Nach den neuesten ärztlichen Anzeigen bis incl. 14. Juli beträgt die Gesammtzahl der in den Königlichen Gerichtsämtern Dresden und Döhlen vorgekommenen Choleraerkrankungen 247, von denen 86, d. i. nahezu 35 Prozent einen tödtlichen Verlauf nahmen.

Leipzig, 17. Juli. (W. T. B.) Der vom Pastor Ahl⸗ feldt als Vorsitzenden des Vorstandes der Nicolaikirche erhobene Widerspruch gegen den Beschluß des Kirchenvorstandes, die Kirche dem deutschen Protestantentage zur Abhaltung des Gottesdienstes einzuräumen, ist von der Regierungsbehörde ver⸗ worfen worden.

Hessen. Darmstadt, 15. Juli. (D. Ztg.) Die Zweite Kammer der Stände setzte in ihrer gestrigen 29. Sitzung die 8 Berathung des Hauptvoranschlags der Staatsausgaben für die Jahre 1873, 1874 und 1875 fort. Es wurden bewilligt: 1) für das Finanz⸗Ministerium 29,360 fl.; 2) für die Ober⸗Rechnungs⸗ kammer nebst der dazu gehörigen Justifikatur I. Abtheilung 32,370 fl.; 3) für die Hauptstaatskasse 27,370 fl.; 4) für die

Ober⸗Steuerdirektion 35,890 fl.; 5) für die Ober⸗Baudirektion 30,425 fl.; 6) für streitige Rechtsverhältnisse und Prozeßführung 9600 fl.; 7) für Elementarverwaltungskosten der Kameral⸗ domänen 59,100 fl.; 8) für Verwaltungskosten der direkten Steuern, indirekten Auflagen und Regalien 538,924 fl.; 9) für die in den verschiedenen Zweigen des Bauwesens angestellten höheren technischen Lokaldiener 48,051 fl.; 10) für laufende Unterhaltung des Centralbauwesens im Ministerium des Innern 32,000 fl.; 11) für desgleichen in Geschäftszweigen des Ministeriums der Justiz 8100 fl.; 12) für Neubauten und größere Herstellungen des Centralbauwesens im Ressort des Mi⸗ nisteriums des Innern 107,603 fl.; 13) für desgleichen bei dem Ministerium der Justiz 57,233 fl., (darunter 18,000 fl. für das Amtshaus in Darmstadt, 24,000 fl. für den Justizpalast in Mainz). Die beiden letzten Posten wurden zusammen die ganze Budgetperiode bewilligt, so daß also auf jedes Jahr derselben jener Summen kommt.

Die Bewilligung für die Ober⸗Baudirektion erfolgte nur für 1873 und wurde für die beiden folgenden Jahre vorläufig bis zur Vorlage eines anderweiten Organisationsplans ausgesetzt. Der Posten unter 6 wurde nur für die Dauer des Dienstes der gegenwärtigen Fiskalanwälte bewilligt. Die Berathung über

die Budgets der Ober⸗Forst⸗ und Domänendirektion, der Rent⸗ ämnggc, der technischen Forstverwaltung und des Forstschutzes wurden ausgesetzt, resp. diese Posten an den Ausschuß zurück verwiesen. Die Kammer ersuchte die Regierung, im Laufe der Berathung im Justizfache nur insoweit Besetzung vakanter Dienst⸗ stellen eintreten zu lassen, als dies unbedingt nöthig ist, sowie die Stelle eines Hofbaumeisters eingehen zu lassen.

16. Juli. In ihrer gestrigen 30. Sitzung setzte die Kammer die Berathung des Ausgabebudgets für 1873—75 fort. Es wurden bewilligt: 1) für die laufende Unterhaltung des Centralbauwesens im Ressort des Ministeriums der Finanzen

⁊9500 fl., 2) für die laufende Unterhaltung des Hofbauwesens 24,837 fl., 3) für Neubauten und größere Herstellungen im Ge⸗ biete des Hofbauwesens (für die ganze Finanzperiode) 33,010 fl., 4) für gewöhnliche Unterhaltung des Kameralbauwesens 26,000 fl., 5) für Neubauten und größere Herstellungen im Gebiete des Kameralbauwesens (für die ganze Finanzperiode) 5800 fl., 6) für gewöhnliche Unterhaltung des Forstbauwesens 18,000 fl., 7) für Neubauten und größere Herstellungen im Forstbauwesen (für die ganze Finanzperiode) 3850 fl., 8) für Unterhaltung der Staats⸗ und Provinzialstraßen 412,867 fl.

Zu bemerken ist, daß eine Forderung von 35,500 fl. für Neubau der Pachterswohnung auf dem Domanialgute Mönchhof abgelehnt wurde. Im Laufe der Berathung wurde ein Antrag des Ausschusses: die Regierung um Anfertigung detaillirter Voranschläge und deren zeitige Vorlage im gesammten Hofbau⸗ wesen zu ersuchen, angenommen.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 16. Juli. Die heute erschienene Nr. 21 des „Regierungsblattes“ für das Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin enthält: 1. Abtheilung: Verordnung, betreffend die Todeserklärung von Personen, welche an dem in den Jahren 1870 und 1871 mit Frankreich geführten Kriege Theil genommen haben; Verordnung zur Publikation der revidirten Medizinal⸗Taxe und der revidirten Taxe für die gerichtlichen Aerzte und Wundärzte. 2. Abtheilung: Publikan⸗ dum, betreffend Abänderung der Distriktseintheilung der Domä⸗ nen des Großherzoglichen Haushalts. ee, xATalaee.

Sachfen⸗Altenburg. Altenburg, 15. Juli. Der Herzog hat sich gestern nach AümmʒmeAnmeenaeeeemaunferengne

Ronneburg begeben.

Reuß. Gera, 14. Juli. Die Fürstin Mutter, welche bisher noch allein auf Schloß Oberstein hier verweilte, ist, wie die „Leipz. Ztg.“ mittheilt, gestern Nachmittag nach der Schweiz —— um in Bad Ragaz eine mehrwöchentliche Kur zu ge⸗ rauchen.

Bremen, 16. Juli. In der heutigen Sitzung der Bür⸗ gerschaft wurde ein Antrag auf Berathung über eine Ver⸗ assungsänderung in dem Sinne, daß die Zahl der Mitglie⸗ er der Bürgerschaft verringert werde, gestellt von Kotzenberg und Genossen (im Ganzen 32 Vertreter), verlesen. Die Be⸗ rathung dieses Antrages darf nach der Verfassung (§. 67) erst in einer folgenden Sitzung stattfinden.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 16. Juli. (W. T. B.)

Heute Vormittag fand zu Vionville die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen des Brandenburgischen Füsilier⸗

Regiments Nr. 35 statt. Bei der Feie

ichkeit waren anwesend!

der Bezirks⸗Präsident Graf von Arnim, der Kommandant von Metz, der Brigade⸗General v. Rothmaler, die preußischen, baye⸗ rischen und württembergischen Offiziere der Besatzung von Metz, die ehemaligen und jetzigen Offiziere sowie Deputationen von Mannschaften aller Compagnien des Regiments, eine Deputation des Berliner Vereins der 35er, sowie viele Angehörige der bei dem Regiment Gefallenen. Nach dem Liede: „Sei Lob und Ehr’' dem höchsten Gut“, sprach der Divisionsprediger Wernicke die Weihrede, mit Gebet und Segen schließend. Der Regiments⸗ Commandeur, Oberst du Plessis, gedachte des Tages und der im Kampfe Gefallenen und endete mit einem dreimaligen Hurrah auf Se. Majestät den Kaiser. Das Denkmal besteht aus einer Sandstein⸗Pyramide, trägt die Namen der Gefallenen und steht an dem von Vionville nach Rezonville führenden Wege.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 16. Juli. Gestern Mit⸗ tags 12 Uhr fand bei dem Könige von Württemberg in der Hofburg ein Dejeuner statt, an welchem u. A. die Herzoge Nikolaus und Philipp von Württemberg Theil nahmen. Nach⸗ mittags 5 Uhr fand im Lustschlosse Schönbrunn bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Majestäten ein Diner statt. An demselben nahmen Theil: der König von Württemberg, die Erzherzoge Karl Ludwig, Ludwig Victor, Rainer und Jo⸗ seph, die Erzherzoginnen Marie und Clotilde, der Prinz Alexander der Niederlande, die Herzoge Nikolaus und Philipp von Württemberg, der Prinz Gustav von Sachsen⸗Weimar und der Prinz Hermann von Sachsen⸗Weimar.

Die „Wiener Z.“ veröffentlicht eine Verordnung des Handels⸗Ministerinms vom 14. Juli 1873, betreffend die Be⸗ stimmungen über die Einführung und Benutzung der Staats⸗ Telegraphenmarken.

Schweiz. Bern, 16. Juli. (W. T. B.) Offiziellen Mittheilungen zufolge entspricht die in London von dem persi⸗ schen Großvezier unterzeichnete Beitrittserklärung Per⸗ siens zu der Genfer Konvention weder formell noch ma⸗ teriell den üblichen Anforderungen. Daher kann dieselbe nicht als ein verbindlich giltiger Akt, sondern nur als der Ausdruck der Geneigtheit Persiens zu einem solchen Seitens des Bundes⸗ rathes den Konventionsstaaten mitgetheilt werden.

Der Beschluß des Regierungsrathes von St. Gallen vom 5. ds., über die künftige Ausübung des Ho⸗ heitlichen Plazets der Pfründbesetzungen lautet nach dem „St. Galler Tagbl.“ wörtlich also:

Art. 1. Für Geistliche, deren Wahl auf eine Pfründe im Kanton das erste Mal zur hoheitlichen Anerkennung an den Regierungs⸗ rath geleitet wird, sollen jeweilen die Zeugnisse der Gewählten über ihre Sitten und ihre Studien, sowie die Bezeichnung der Lehranstal⸗ keh an welchen dieselben studirt haben, den Wahlanzeigen beigelegt werden.

Art. 2. Der Regierungsrath behält sich vor, die Beibringung der erforderlichen Zeugnisse und Ausweise für Pfründwahlen auch bei späterem Wechsel der Pfründen zu verlangen.

Art. 3. Auf St. Gallischen Pfründen gewählten Geistlichen, welche vom Oktober 1873 an ihre theologischen Studien oder die Kurse des Klerikal⸗Seminars in Anstalten der Jesuiten oder in An⸗ stalten der den Jesuiten affiliirten Orden und Kongregationen machen werden, ist das Wahlplazet zu verweigern.

Art. 4. In den Fällen, in welchen die Wahl eines Geistlichen auf eine Pfründe hoheitlich genehmigt wird, hat die Mittheilung des diesfälligen Beschlusses durch taxfreien Protokollauszug, im Falle der Nichtgenehmigung der Wahl aber durch motivirtes Schreiben an die⸗ seng W Behörde zu erfolgen, welche die Wahlanzeige ge⸗ ma hüt. . 8

Art. 5. Vorstehender Beschluß ist in die Gesetzsammlung auf⸗ zunehmen.

Niederlande. Haag, 16. Juli. (W. T. B.) Der neu ernannte Ober⸗Kommandant der Expedition gegen Atchin, General van Swieten ist heute nach den ostindischen Kolo⸗ nien abgereist.

Großbritannien und Irland. London, 15. Juli. Earl Spencer, der Vize⸗König von Irland, hat sich über Paris nach Wien begeben, wo er sich etwa drei Wochen auf⸗ zuhalten gedenkt.

Der Administrator von Lagos, George Berkeley, ist zum Gouverneur-en-chef der westafrikanischen Niederlassungen ernannt worden.

Im Oberhause wurden gestern die Verhandlungen mit einer Interpellation des Herzogs von Buckingham betreffs des Ashantikrieges eröffnet. Der Earl von Kimberley (Minister für die Kolonien) erklärte in seiner Erwiderung darauf die in den gestrigen Zeitungen veröffentlichten Nachrichten des Reuterschen Bureaus von der Westküste Afrikas für völlig richtig. Seinen eigenen Depeschen zufolge hätte am 16. Juni in Elmina zwischen britischen Militär⸗ und Marine⸗Mannschaften und den Ashantis ein Treffen stattgefunden, in welchem letztere mit großem Verlust zurückgeschlagen wurden, während von britischer Seite nur 2 Maͤnn getödtet und 7 verwundet wurden. Ein Theil der Stadt Elmina, dessen Einwohner sich rebellisch zeigten, sei nach vorheriger Warnung der Bevölkerung zerstört worden, ohne daß dabei Einwohner ums Leben kamen. Der Commandeur der Truppen hege keine Zweifel über das Resultat, im Falle die Ashantis einen Angriff auf Cape Coast Castle versuchen sollten. Militärische Vorräthe und eine beträchtliche Quantität Lebensmittel seien bereits nach der Goldküste abgesandt worden. Der Earl von Lauderdale be⸗ merkte, daß seinen bis zum 23. d. M. reichenden Nachrichten zu⸗ folge die Einwohner von Cape Coast Kanonenboote verlangen, weil sie ihr Leben für in Gefahr halten. Er drückte die Hoff⸗ nung aus, daß Schritte ergriffen werden würden, um die Ein⸗ geborenen so zu organisiren, daß sie im Stande seien, in das Innere gegen die Ashantis vorzudringen. Dem Earl von Carnarvon, welcher die Vorlegung der zwischen der Regierung und dem Baron Reuter über die persische Kon⸗ zession gepflogenen Korrespondenz beantragte, erwiderte Earl Granville, daß die Königin einem derartigen kommerziellen Unternehmen ihren offiziellen Schutz nicht habe zusagen können. Gegen die Vorlegung der zwischen der Regierung und dem Baron von Reuter gepflogenen Korrespondenz habe er nichts ein⸗ zuwenden. Er könne nur so viel versichern, daß er dem Projekt niemals irgend welche Opposition gemacht habe. Der Antrag auf Vorlegung der Korrespondenz werde schließlich genehmigt.

Im Unterhause passirte in gestriger Sitzung nach mehrstündiger Diskussion die Vorlage zur Herstellung eines obersten Gerichtshofes (Supreme Court of Judicature Bill) die Komiteberathung.

Den „Times of India“ zufolge hat die indische Re⸗ gierung eine Proklamation erlassen, welche anzeigt, daß die Bestimmungen gegen das Halten von Sklaven in strenge Anwendung gegen sämmtliche britische Unterthanen kommen werden.

Wie den „Times“ aus Calcutta vom 14. ds. ge⸗

Grenze überschritten.

meldet wird, beabsichtigt der Gouverneur v on Bengalen, Thibet von Sikkim aus aufzuschließen, und hat den Vize⸗König von Indien ersucht, die chinesische Regierung um Zurücknahme der Beschränkungen anzugehen.

Frankreich. Paris, 15. Juli. Gestern, am Jahres⸗ tage des Todes des Herzogs von Orleans, fand in der Kapelle St. Ferdinand (Neuillüy) ein Trauergottesdienst statt. Der Herzog von Aumale, der Prinz von Joinville, der Herzog von Nemours, der Herzog von Chartres (zweiter Sohn des Herzogs von Orleans), die Prinzessin von Joinville und einige andere Prinzessinnen des Hauses Orleans, sowie eine große Anzahl ihrer waren zugegen.

Der Präfekt des Meuse⸗Departements hat an seine Maires folgendes Schreiben gerichtet: 1 Bar⸗le Duc, 10. Juli 1873.

Herr Maire! In wenigen Tagen wird die deutsche Armee ihre Kantonirungen in dem Arrondissement Verdun beziehen und die Orte verlassen, welche sie in den Arrondissements Bar⸗le⸗Duc, Commarcy und Montmedy inne hat. Diese Bewegung kündigt uns die Stunde der definitiven Befreiung an, da das verstümmelte, aber immer noch große und stolze Frankreich wieder ganz in den Besitz seines Selbst gelangen wird. Diese nahe Aussicht vermag wohl den Patriotismus anzuregen, und ich begreife, daß freudige Gefühle in den Herzen aller guten Bürger Platz greifen. Allein die Befriedigung drf weder die Gelassen⸗ heit ausschließen, welche einer schwergeprüften Nation geziemt, noch die innere Sammlung, in welcher sich große Betrachtungen und die Arbeit einer friedlichen und ernstlichen Wiedergeburt gefallen. Die Umstände haben es gefügt, daß die Bevölkerungen der Meuse die Last der Okku⸗ pation bis ans Ende zu tragen haben, und sie haben mit edler Ent⸗ sagung eine Prüfung über sich ergehen lassen, welche das ganze Vater⸗ land ihnen zugemuthet hatte. Ihre Haltung wird sich auch jetzt nicht verleugnen und sie werden sich bis zum letzten Augenblicke den Dank des Vaterlandes erwerben. Sie werden nicht vergessen, daß die Okku⸗ pationsarmee einstweilen nur eine Rückzugsbewegung ausführt, und daß wir nicht durch eine Unbesonnenheit die Lage jener unserer Landsleute, die als letztes Pfand dienen, verschlimmern dürfen. Empfehlen Sie also, Herr Maire, Ihren Schutzbefohlenen, daß sie dem Ab⸗ und Durch⸗ füg⸗ der deutschen Armee mit unerschütterlicher Würde zuschauen, sich eder geräuschvollen oder feindlichen Kundgebung, jeder öffentlichen Lustbarkeit enthalten, besonders sorgfältig aber Alles vermeiden, was⸗ in einen Konflikt ausarten und die öffentliche Ordnung stören könnte. Die Vergangenheit steht uns für die Zukunft, und wenn uns Umsicht diese Rathschläge eingiebt, so sind wir doch vollkommen überzeugt, daß die Bevölkerungen der Mense auch ferner das Vertrauen rechtfer⸗ tigen werden, welches wir in ihren erhabenen Patriotismus setzen.

Empfangen Sie, Herr Maire, u. s. w. 1“

Der Präfekt d'Aury.

Bei den am 14. zu Belleyme, Departement der Orne, stattgehabten Wahlen für den Munizipalrath sind sämmt⸗ 886 republikanische Kandidaten mit großer Majorität erwählt worden.

Versailles, 16. Juli. (W. T. B.) Bei der heute in der Nationalversammlung fortgesetzten Diskussion über das Gesetz der Reorganisation der Armee ergriffen einige Redner das Wort zu Gunsten der Ersparnisse betreffs des Armeebudgets. Der Kriegs⸗Minister erwiderte, daß er sein Möglichstes thun werde, damit die Ausgaben für die Armee nicht die bestimmte 1 , Die Regierung verfolge keine kriegerischen Gelüste, ihre Politik sei die des Friedens. Aber die Sorge für die Erhaltung des Friedens lege die Verpflichtung auf, das Land in einen vertheidigungsfähigen Zustand zu versetzen. Wenn ganz Europa „bis an die Zähne“ bewaffnet sei, dürften nicht Thür und Fenster für jeden, der da kommen wollte, offen sein. Es sei durchaus nothwendig, daß die Armee in den Stand gesetzt würde, in einem kürzern Zeitraume von dem Friedens⸗ auf den Kriegsfuß überzugehen. Die Diskussion über die einzelnen Artikel wird fortgesetzt.

Spanien. Madrid, 16. Juli. (W. T. B.) Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Maisonnave, der Justiz⸗ Minister Gil Beges und der Finanz⸗Minister Carbajal haben ihre Entlassung genommen, um die Formation eines homogenen Kabinets zu erleichtern. Die Majorität der National⸗Ver⸗ sammlung fordert die Bildung eines energischen Ministeriums unter der Präsidentschaft von Salmeron. Nach Cartha⸗ gena sind Truppen in genügender Stärke abgesandt, um der dort ausgebrochenen Insurrektion Herr zu werden. -

Nach telegraphischen Berichten aus Bayonne vom 16. Juli hat Don Carlos am Abend des 15. die spanische Grenze überschritten. In einer an die carlistischen Freiwilligen gerichte⸗ ten Proklamation erklärt er, daß er dem Rufe Spaniens, welches mit dem Tode ringe, Folge leiste, um unter dem Beistande Gottes für das Vaterland und Gott zu kämpfen. In Zu⸗ gurramurdi (bei Elizondo in Navarra), wo Don Carlos sich in der Begleitung von Valdespina und Lizzarraga gegenwärtig aufhält, herrscht große Zuversicht und Begeisterung.

Italien. Rom, 13. Juli. Die „Gazzetta uffiziale“ ver⸗ öffentlicht die Ernennungen der neun Minister und ein ministerielles Dekret, wodurch bekannt gemacht wird, daß alle nach dem 4. Juli aus Venedig ausgelaufenen Schiffe bei ihrem Einlaufen in andere italienische Häfen der Quarantäne unterworfen sind.

Der Schah von Persien wird, den „It. N.“ zufolge, nicht nach Rom kommen, sondern vom König Victor Emanuel in Turin feierlich empfangen werden.

Die gestern früh 6 ½ Uyr hier in Frosinone und anderen Orten der Provinz Rom verspürten Erdstöße haben keinerlei Schaden angerichtet. 1“

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Griechenland. Athen, 5. Juli. Der König und die Königin werden nach den bis jetzt getroffenen Dis⸗ positionen im nächsten Monat nach Wien zum Besuch der Aus⸗ stellung reisen und der Oheim des Königs, Prinz Johann, wird unterdessen die Regentschaft übernehmen.

Zu Anfang dieser Woche haben in der Kammer die Budgetdebatten begonnen. Gestern wurden dieselben durch die Prüfung der Wahl von Messenien unterbrochen. Die Kammer⸗ mehrheit hat die Wahl, in welcher Kumunduros unterlegen war, zum zweiten Mal vernichtet, nachdem ein von der Regierung ausgegangener Antrag, die Debatte aufzuschieben, mit 88 gegen 80 Stimmen deehasn worden war. Das Ministerium hat heute trotzdem die Budgetdebatten wieder aufgenommen. Die Regierung hat das Gesetz über die Konzessionsverleihung zur Ausschmelzung der Halden an die bestehende Lauriongesellschaft vorgelegt und zugleich versprochen, ein Gesetz über den Bau von sieben Eisenbahnen im Peloponnes vorzulegen.

Herr Zaimis ist vorgestern aus Wien hier angekom⸗ men. Fast die gesammte Opposition ist ihm bis Kalamaki ent⸗ gegengereist und hat ihn dort festlich empfangen.

Türkei. Dem „Levant Herald“ zufolge werden die Streitfragen zwischen Persien und der Pforte in Kurzem sämmtlich erledigt sein.é Bezüglich des Konflikts zwischen Persien und Zaptiehs haben in Tahtakal versöhnliche Auseinandersetzun⸗

bges⸗ Uebereinkünfte stattgefunden. Die Okkupation Pustukus,

eines Ortes an der streitigen Grenzlinie zwischen Persien und Bagdad, durch persische und türkische Truppenabtheilungen bildet den zweiten Differenzpunkt. Beide Detachements waren, wie es scheint, im Begriffe, sich zu schlagen, als rechtzeitige Tele⸗ wramme zu diplomatischen Unterhandlungen zwischen dem per⸗ schen Botschafter und der Pforte führten, die in telegraphi⸗ chen Instruktionen an die persischen und türkischen Grenzcom⸗ mandeure resultirten, den Ort zu gleicher Zeit zu räumen, was geschah, und wodurch alle Besorgnisse wegen eines blutigen Zu⸗ sammenstoßes vermieden wurden. Die schleunige Beilegung der Valdé Khan⸗Differenz und der zwischen den beiden Ländern schwebenden Handelsfragen erwartet man vor der Ankunft des Schahs in Wien.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. Juli. Die „M. Z.“ meldet, daß das im Ministerium des Innern bestehende veterinärärztliche Komite mehrere Spezialisten an die Ufer der Scheksna, vorzugsweise in der Nähe des im Kirilow⸗ schen Kreise des Nowgorodschen Gouvernements belegenen Dorfes Nilowzy, geschickt hat, um daselbst Untersuchungen über die Rinderpest anzustellen.

Im Kriegs⸗Ministerium beschäftigt man sich zur Zeit mit der Gründung topographischer Niederlagen in einzelnen Städten, aus denen erforderlichen Falles die in der nächsten Umgebung stationirten Truppentheile mit Karten be⸗ stimmter Gegenden versehen werden sollen.

Amerika. Nachrichten aus San Franzisko vom 2. d. M. zufolge, hat kürzlich ein Kampf zwischen Indianern und Truppen der Vereinigten Staaten in Arizona stattgefun⸗ den. Lieutenant Babrock, der mit 50 Kavalleristen die Mörder von Almy verfolgen sollte, holte dieselben ein und zwang sie zum Kampf, in welchem 14 Indianer getödtet und sechs gefan⸗ gen genommen wurden. b

Aus Cuba liegen folgende Nachrichten vor: In der Nacht vom 22. Juni versuchten die Insurgenten in die Stadt Nunvitas einzudringen, sie wurden jedoch von den, durch ein Kriegsschiff im Hafen unterstützten spanischen Truppen zurück⸗ geschlagen. Es geht ferner das Gerücht, daß General Quesada in Cuba gelandet sei und den Oberbefehl über sämmlliche Streit⸗ kräfte der Insurgenten übernommen habe. Der „Tribuno“ veröffentlicht unterm 1. Juli ein Manifest der Föderal⸗Republi⸗ kaner von Cuba, worin auf die Einigung aller Parteien gedrun⸗ gen und im Namen des General⸗Kapitäns und der Republik die Insurgenten aufgefordert werden, die Waffen niederzulegen, um aller Wohlthaten einer republikanischen Regierung theilhaftig zu werden. -

6 8 Asien. Ein Telegramm aus Shanghai vom 7. ds. meldet: „Die bei der Audienz, welche der Kaiser von China den auswärtigen Gesandten gab, beobachteten Ceremo⸗ nien fanden im europäischen Style statt, aber weitere Details sind bis jetzt nicht bekannt geworden.“⸗ 8

Afrika. Ueber das Bombardement und die Ein⸗ äscherung der Stadt Elmina an der Goldküste wird der „Times“ aus Freetown, Sierra Leone, unterm 28. Juni ge⸗ schrieben: „Am 14., dem Tage, an welchem das Königsquartier von Elmina bombardirt und zerstört wurde, erließ Oberst Harley, der General⸗Administrator der westafrikanischen Niederlassungen, eine Proklamation, welche Elmina und die umliegenden Bezirke in den Belagerungszustand erklärte. Ehe irgend welche Schritte gegen Elmina ergriffen wurden, erging an die Einwohner die Aufforderung, ihre Waffen abzuliefern, da sonst zu extremen Maßregeln geschritten werden würde. Sie weigerten sich dies zu thun, und obwohl eine Deputation von 19 El⸗ mineser Häuptlingen nach dem Kastell von Elmina kam, weigerte sich dieselbe, nur eine einzige Muskete herauszu⸗ geben. Dann begann das Bombardement des rebellischen Quar⸗ tiers. Die meisten der loyalen Einwohner suchten eine Zuflucht im Kastell von Elmina. Während der Beschießung flüchteten die rebellischen Elmineser in die Büsche. Nachdem das Bombar⸗ dement vorüber war, betraten sie wieder die Stadt und hatten ein Scharmützel mit den Marinesoldaten, in welchem ein Marine⸗ soldat getödtet wurde. Später am Tage rückten etwa 4000 Ashanti's vor und griffen das gegenüberliegende oder Garten⸗ quartier der Stadt an. Nachdem sie in die Gärten gedrungen, wurden sie von Oberst Festing an der Spitze der Marinesoldaten, der Houssa's und eines De⸗ tachements des 2. westindischen Regiments, im Ganzen ungefähr 400 Mann, angegriffen. Es entspann sich nun ein scharfes Gefecht. Die Ashantis zeigten große Bravour und rückten unter einem sehr heftigen Feuer bis auf weniger als 150 Ellen von den Truppen entfernt vor. Da das Terrain ihnen keine Deckung gewährte, konnten sie im Freien dem Feuer der „Sni⸗ ders“ nicht Stand halten und wurden mit schwerem Verlust zu⸗ rückgesc=hlagen. Nachdem sie aus den Gärten vertrieben worden, wurden sie die Salzmoräste entlang verfolgt, worunter sie heftig litten. Zwei niederländische Flaggen wurden ihnen weggenommen. Die Truppenhatten weder Kanonen noch Mitrailleusen mit sich. Die Ashantis hatten einige Zeit vorher Kapitän Turban, dem militä⸗ irschen Kommandanten von Elmina, eine Botschaft gesandt, worin sie ihre Absicht erklärten, die englische Flagge niederzureißen und die niederländische wieder aufzurichten. Ein Ashanti von hohem Rang fiel bei Elmina. Seine Leiche wurde von den Ashantis vom Felde getragen, eine Ehre, die sie nur den größten Häuptlingen zollen, da sie in der Regel niemals versuchen, die Leichen der in einer Schlacht Gefallenen wegzuführen. Am 15. wurde ein De⸗ tachement von 100 Mann des 2. westindischen Regiments abge⸗ um die todten Ashantis zu begraben; sie scharrten über 270 ein.

Am 22. ds. brachten zwei Fantis, die aus dem Lager der Ashantis, wo sie gefangen gehalten worden, entkommen waren, die Kunde nach Cape Coast, daß die Ashantis in Donquah, ungfähr 15 Meilen von Cape Coast, einen großen Kriegsrath. hielten, bei welchem der König und alle großen Häuptlinge zu⸗ gegen waren. Es wurde beschlossen, Cape Coast am 27. anzu⸗ greifen und zu versuchen, es durch Sturm zu nehmen. Zu diesem Behufe hatten sie mehrere hundert Sturmleitern vor⸗ bereitet. Beim Empfang dieser Kunde wurden alle disponiblen Matrosen und Marinesoldaten von den Schiffen gelandet, um

die Garnison von Cape Coast zu verstärken. Oberst Festing kam sofort von Elmina herüber, um das Kommando in Cape Coast zu übernehmen. Trotz der starken Streitmacht, die jetzt in Cape Coast steht, und der daselbst ge⸗ troffenen Vorbereitungen besorgt man, daß die Ashantis einen Nachtangriff ncheg werden, in welchem Falle die Trup⸗ pen verhaltuiß möbig machtlos sein würden, da die Stadt guten Schutz gestattet und die enorme numerische Ueberlegenheit der

EI“ Ashantis

IEoEo11“ ihnen große Vortheile in einem Handgemenge gewährt. In Folge der großen Anzahl von Flüchtlingen, die nach der Stadt geströmt sind, dürfte sicherlich großer Lebensverlust ent⸗ stehen. Man schätzt, daß über 50,000 Ashantis in der Nähe von Cape Coast für den Angriff konzentrirt sid.

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Nr. 51 des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ Verwaltung“ hat folgenden e General⸗Verfügungen vom 13. Juli 1873: Beförderungen von Briefen mit Werthangabe zwischen Deutschland und Belgien; vom 13. Juli: Entrichtung des Abtrags zum Post⸗Armen⸗ und Unterstützungsfonds von den Wohnungsgeld⸗ Zuschüssen.

Das Juni⸗Heft des „Centralblatt für die gesammte Unterrichts⸗Verwaltung in P eußen⸗ hat folgenden Inhelt: Gesetz, betreffend Tagegelder und Reisekosten der Staatsbeamten. Wohnungsgeldzuschüsse für Staatsbenmte, Kosten in Disziplinar⸗ vehenchapsessgen Versicherung fiskalischen Eigenthums gegen Feneesgefabe. ektorat an der Universität zu Halle. Benutzung der

öniglichen Bibliothek in Berlin. Befähigung zur Ascension in Obver⸗ Lehrerstellen. Handhabung der Schuldisziplin. Zeit für Regulirung des Einkommens der Rendanten ꝛc. Lehrbücher in den Seminarien der Provinz Brandenburg. Anforderungen in der Prüfung für Lehrer an Mittelschulen. Berechtigungen der pro schola et rectoratu früher ge⸗ prüften Lehrer. Ausschluß einer Dispensation von der Rektoratsprü⸗ fung für die an Mittelschulen zu berufenden Lehrer. Geschäftsgang bei der Meldung für die zmweite Lehrerprüfung. Ressortverhältniß in den Angelegenheiten der Präparandenbildung. Verfahren bei Beur⸗ laubung der Lehrer. Anrechnung des Einkommens aus kirchlichen Aemtern auf die Lehrerbesoldung. Nichtverpflichtung einer Gemeinde zur Aufbringung eines Lehrergehalts⸗Zuschusses für die Vergangenheit. Verbesserung der Lehrerbesoldungen in den neu erworbenen Provinzen. Wittwenkassenbeitrag von Gehaltsverbesserungen. Unterricht in weib⸗ lichen Handarbeiten. Mitwirkung der Schule zum Schutz nützlicher Thiere. Herstellung größerer Schulkörper. Schulinspektion bei Ver⸗ einigung von Konfessionsschulen. Zahl der Lehrerstellen im Verhältniß zur Schülerzahl. Ausführung der Allgemeinen Bestimmungen über das Volksschulwesen im Regierungsbezirk Trier. Unzulässigkeit der Aussetzung des Schulunterrichts aus Anlaß kirchlicher Verrichtungen des Lehrers. Sommer⸗ und Herbstferien in der Provinz Preußen. Schuzucht. Unablösbarkeit bestimmter Abgaben an Schulen ꝛc. Rechtsweg in Beziehung auf Unterhaltung der Schulen. Umwandlung einer Privatschule in eine öffentliche Schule. Forrdauernde Gültigkeit des §. 33. Tit. 12, Theil II. Allgemeinen Landrechts. Zulässigkeit der Unterstützung eines Rittergutsbesitzers aus Staatsfonds bei Schul⸗ leistungen. Feststellung der Leistungsfähigkeit von Gutseinsassen. Aus⸗ schluß der Subventionirung einer jüdischen Schule aus Staatsfends. Aufnahme der jüdischen Kinder in christliche Schulen. Deichbaukosten. Patronatslasten bei einer nach Emanation der ““ vom 2. Mai 1811 vereinigten Küster⸗ und Lehrerstelle. Blindenanstalt zu Brom⸗ berg, Reglement. B

Verleihung der Rechte einer juristischen Person. im Ressort der Unterrichtsverwaltung. Personalchronik.

Zuwendungen

Statistische Nachrichten. München. In der letzten Sitzung der hiesigen anthropologischen Gesellschaft hielt Dr. Georg Hirth einen Vortrag über die Sterb⸗ lichkeitsverhältnisse in London und München nach Alters⸗ klassen. Die Todesfälle von Kindern unter 1 Jahr betragen in London 23 %, in München 45 % sämmtlicher Todesfälle; auf je 100 Lebendgeborne kommen alljährlich im 1. Lebensjahre Gestorbene in London 17 %, in München 40 %. Uneheliche Geburten: in London 4,2 %, in München 41% % aller Geburten. Für die ver⸗ schiedenen Altersklassen steilt sich das Verhältniß der innerha lb derselben Lebenden und jährlich Gestorbenen wie folgt: Altersklasse in in e“ . estor⸗ pro Gestor⸗ pro von Lebende bene Mille Lebende bene Mille 13,999 166‧% 3,400 2,493 733,0 6,808 97,‧o 2,610 203 77,3 3,831 53,„ 2,460 91 36,9 2,345 34,1 2,435 72 298 1,542 23,.2 2,310 54 23,4 2,946 9 8 10,300 105 102 2539 48 23,362 140 6% 1,994 „1. 49,126

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Aus diesen Berechnungen geht hervor daß die hohe Gesammt⸗ sterblichkeitsziffer Münchens, welche so häufig, und noch kürzlich vom Magistrat zu Göttingen (s. Nr. 158 d. Bl.) zum Beweise der Gesundheitsgefährlichkeit Münchens angezogen wird, lediglich auf die allerdings enorm große Kindersterblichkeit zurückzuführen ist. Ueber die. Ursachen der letzteren sind umfassende Erhebungen zu erwarten, ohne. Zweifel ist dieselbe nicht blos klimatischen, sondern in erster Linie Er⸗ nährungs⸗ und Verpflegungsverhältnissen zuzuschreiben. Ohne Rück⸗ sicht auf die im ernten Lebensjahre Lebenden und Gestorbenen stellt sich die Gesammtsterblichkeitsziffer Münchens auf 18,3 pro Mille, die⸗ jenige Londons auf 19,8 pro Mille.

London, 14. Juli. Ein amtlicher Ausweis über die in den Jahren 1868 und 1872 in Gemäßheit des Merchant Shipping Acts registrirten britischen Handelsschiffe ergiebt folgende Daten Im Jahre 1868 standen auf dem Register 36,864 britische Segel schiffe von 6,259,624 Tons, und in 1872 32,161 von 5,573,190 Tons; in 1568 3477 Dampfschiffe von 977,292 Tons, und in 18è72 4343 von 1,640,639 Tons; im Ganzen in 1868 40,341 Fahrzeuge von 7,236,9016 Tons, und in 1872 36,804 von 7,213,829 Tons. Die Zahl der Mannschaften wurde in 1868 auf 340 516 Köpfe und in 1872 auf 329,405 veranschlagt. Die Zahl registrirter briti⸗ scher Segel⸗ und Dampfschiffe (excl. von Flußdampfern), die that⸗ sächlich für den heimischen und auswärtigen Handel des vereinigten Königreiches verwendet wurden, betrug 22,250 von 5,516,434 Tons in 1868, und 22,544 von 5,761,608 Tons in 1872.

Kunst und Wissenschaft. Se Berlin, 17. Juli.

bis 10. Jahr 300,259 Tö8818ö111“ 25. 277,389 30. 88 35. 476,802 40. 45. 366,417 50. 16 55. 246,918

60. 149,703

82 12,9 17,6 65. 70.

75. 80.

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Nach ausführlicheren Berichten (vom 22. Juni), welche dem Vorstande der hiesigen deutschen Afrikanischen Gesellschaft zugegangen sind, ist begründete Hoffnung vorhanden, daß bei dem Schiffbruch, welchen die Expedition erlitten, doch Mehreres der werthvollen wissenschaftlichen Instrumente gerettet und den Zwecken der Expedition erhalten wurde. Durch eine glückliche Fügung war die Luft wenig bewegt und die See ruhig, so daß sich das Schiff noch bis zum Abgang der jüngsten Briefe auf dem Felsen erhalten hatte, wenn auch bereits als vollständiges Wrack. Es konnte in Folge dessen Manches an Land geschafft werden, was für die Reifenden von großem Werthe ist. Der Vorstand der Afrikanischen Gesellschaft hielt am Montag eine Sitzung, um über die Maßregeln zu berathen, welche unter den obwaltenden Umständen ergriffen werden müßten. Es wurde

namentlich die sofortige Absendung einer genügenden Quantität Chinin

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gegen die bösa igen Fieber, welche in den Gegenden herrschen, in wel⸗ chen sich die Forscher augenblicklich befinden, auf zwei verschiedenen Wegen beschlossen.

Im Verlage von J. J. Weber in Leipzig erschien vor Kur⸗ zem der erste Band der von Otto und Eduard Devrient besorg⸗ ten Ausgabe eines „Deutschen Bühnen⸗ und Familien⸗ Shakespeare. Dieselbe wird eine Auswahl von 16 Dramen ent⸗ halten, welche mit Benutzung der gangbarsten Uebersetzungen, nament⸗ lich der Schlegel⸗Tieckschen nach der neuesten Durchsicht von Michael Bernays hergestellt ist. Der vorliegende 1. Band enthäil den „Hamlet“ und „Was Ihr wollt“ mit historisch⸗kritischen Einlettungen. Die im dramatischen Fache kompetenten Herausgeber wollen damit versuchen, ob, gegenüber der großen Verschiedenartigkeit der auf den deutschen Bühnen benutzten Regiebücher, aus der von ihnen selbst Jahr⸗ zehnte hindurch prakrisch geprüften und nach dauernder Wirkung be⸗ währt gefundenen Bühneneinrichtung ein solcher deutscher Shakespeare nicht eine Einigung über seine Darstellung herbeizuführen vermöge. Es ist dabei vor Allem den berechtigten Ansprüchen der modernen Bühne Rechnung getragen worden. Die zu diesem Behufe nöthige Bearbeitung mußte, um die Wirkung der dramatischen Situationen und Momente zu voller Energie zu sammeln, Abkürzungen des Textes vornehmen und die dem vorwiegend epischen Chacakter der Shake⸗ speare’schen Dramen eigene Zerstückelung durch Zusvmmenlegung der zusammengehörigen Scenen aufzuheben suchen. Besonders verdienstlich aber ist diese Sammlung dadurch, daß die Herausgeber durch Reini⸗ gung des Textes, der für ein ausschließlich männliches Theaterpublikum zu des Dichters Zeiten bestimmt war, die Beanstandung des Lesens für die deutschen Frauen und die deutsche Jugend aufzuheben, sich angelegen sein ließen. .

Rottenburg, 12. Juli. Gestern Nachmittags 5 Uhr fand auf Alt⸗Rottenburg die Feier der Grundsteinlegung zu dem daselbst zu er⸗ richtenden Zieges⸗ und Minnesänger⸗Denkmal in einfach wür⸗ diger Weise statt. Freiherr H. von Ow auf Wachendorf, der Vorstand des Sülchgauer Alterthumsvereins, setzte in längerer Rede die ge⸗ schichtliche Bedeutung dieses Platzes und der Umgegend auseinander. Nach geschehener Verlesung der Urkunde wurde dieselbe in den Stein eingefügt, und hierauf durch Herrn von Ow der übliche Hammerschlag ertheilt, welchem sich sämmtliche Anwesende anschlossen. Der Bau ist bereits über 1 ½ Meter dem Boden entwachsen und wird eine Zierde der ganzen Umgegend auf der malerisch schön gelegenen Alt⸗Rotten⸗ burg bilden. * 3 . 92

Zürich, 15. Juli. Die Eisenbahnarbeiten bei Lenzburg im Aargau haben, der „N. Z. Z.“ zufolge, zur Entdeckung einer ehemaligen römischen Niederlassung geführt. Zahlreiche Ueberreste von Mauern, drei zugedeckte Brunnen, Hausgeräthschaften, Münzen ꝛc. deuten auf eine kleine Ortschaft.

Kopenhagen, 14. Juli. „Fädrelandet“ berichtet über das 100jährige Jubiläum der Veterinärschule bei Kopenhagen, wo gestern der dänische Thierarztverein ein Fest zur Erinnerung an die Sriftung genannter Schule im Jahre 1773 feierte. Mehrere hun⸗ dert Thierärzte nahmen an dem Feste Theil, darunter viele aus Nor⸗ wegen und Schweden, außer einigen vom übrigen Auslande, als: der Staatsrath Jessen von Dorpat, der seiner Zeit hier studirte, und der Medizinalrath Heering aus Stuttgart. Die Festrede hielt der Professor Bagge, welcher die Verdienste des Stifters der Veterinär⸗ arüfs Abildgaard hervorhob und eine Darstellung des jetzigen Stand⸗ punktes der Veterinär⸗Wissenschaft gab. Professor Stockfleth theilte darauf mit, daß zum beabsichtigten Jubiläumsfonds zur Förderung ge⸗ dachter Wissenschaft bereits 1600 Rbl. eingekommen seien, und legte einen Entwurf zu Gesetzen für den Fonds vor. Nachmittags beschloß ein Fstmahl auf der Königlichen Schießbahn die Feierlichkeit, wo der Direktor der Schule, der Geheime Etatsrath Fenger, die eigeatliche

Festrede hielt. b Landwirthschaft.

Wien, 17. Juli. (W. T. B.) Nach einem von der „Presse“ über die diesjährige Ernte gegebenen Resums dürfte die Ernte in Un⸗ arn und im Banat für Weizen einen mittleren, für Roggen einen chwachen, für Gerste einen guten mittleren, für Hafer und Mais einen reichlichen Ertrag liefern. Unter Führung des mit der Boden⸗ kreditanstalt in Verbindung stehenden Lombardpereins wird eine Fusion verschiedener kleinerer Baugesellschaften ernstlich in Angriff genommen.

Gewerbe und Handel.

Am 24. August d. J. wird in Berlin ein Friseurkongreß stattfinden, zu welchem gleichzeitig die erste Nummer einer neuen Zeit⸗ schrift „Genossenschaftsblatt des Friseurbundes für Deutschland,“ redigirt von der Bureau⸗Kommission der Direktion des Friseurbundes, erscheinen wird. Außer den neuesten Modeberich⸗ ten nebst monatlichen Modebildern für das gesammte Friseurfach wird das Blatt für das ganze Toilettenfach eine Spezial⸗Zeitung werden. Be⸗ richte über alle zum Friseurgeschäft gehörende Artikel, als: Parfümerien, Kamm⸗ und Börstenwaaren, Blumen, Friseurartikel im Speziellen, sowie andere erforderliche Waaren und Bedarfsartikel finden darin Aufnahme. Außerdem soll allen Vereinsangelegenheiten ein beson⸗ derer Platz eingeräumt und die Hebung und Ennwickelung des Gewerbes durch das Fachblatt gefördert werden.

Verkehrs⸗Anstalten.

Zwischen Lissabon und Pernambuco in Südamerika über die Inseln Madeira und St. Vincent ist eine Kabelverbin⸗ dung in Aussicht genommen. Die Strecke zwischen Lissabon und Madeira wird in Kurzem gelegt sein und ihre Eröffnung steht mit Beginn des kommenden Monats zu erwarten.

New⸗York, 12. Juli. (Per transatlantischen Telegraph.) Das Postdampfschiff des Baltischen Lloyd „Humboldt“, Kapitän Blanck, ist heute wohlbehalten mit Passagieren und Ladung hier eingetroffen.

16. Juli. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Frisia“ ist heute Morgen 5 Uhr eingetroffen.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.

Breslau, Donnerstag, 17. Juli, Vormittags. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin wurden heute auf der Durchreise nach Camenz auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Militär⸗ und Civil⸗Behörden und von dem gesammten Offtzier⸗ Corps des 11. Schlesischen Infanterie⸗Regiments bewillkommnet. Aus Oels war der Commandeur des 8. Dragoner⸗ Regiments zur Begrüßung erschienen. Ein zahlreiches Publikum begrüßte Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten bei der An⸗ kunft und Abfahrt mit stürmischen Hochs. Die Rückreise erfolgt Freitag Abend von hier, die Ankunft in Berlin Sonnabend früh 5 Uhr.

Paris, Donnerstag, 17. Juli, Vormittags. Der Schah hat seine Abreise auf nächsten Sonnabend verschoben; derselbe wird alsdann sich zunächst nach Dijon begebe: und dort übernachten. Der eidgenössische Gesandte Kern begleitet den Schah bis nach Genf, wo derselbe om Präsidenten der Eidgenossenschaft begrüßt wird; der Aufenthalt in Genf wird zwei Tage währen. Die dies⸗ seitigen Gesandten in Wen und Berlin Marquis de Banneville und Vicomte de Gontaut⸗Biron sind hier eingetroffen.

Perpignan, Donnerstag, 17. Juli, Vorm ttags. Einer aus carlistischer Quelle stammenden Nachricht zufolge haben der Prinz Alphons und Saball Puycerda genommen. Der Carlistenführer Tristany hat mit seinen sämmtlichen Truppen den Ebro über⸗ schritten und ist in Aragonien eingedrungen.

Konstantinopel, Donnerstag, 17. Juli. Mahmud Pascha ist auf ausdrücklichen Befehl des Sultans wieder nach Trapezunt abgereist, wo derselbe bis auf weitere Weisung zu verbleiven hat. Die Absicht, ihm den Prozeß zu machen, scheint aufgegeben zu sein. Es verlautet, daß der Präfekt von

Stambul, Ali Pascha, zum Botschafter in Paris designirt ist