1873 / 183 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 05 Aug 1873 18:00:01 GMT) scan diff

In Vertretung: A. Eyhbel.

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IV. Schüler der Modellirklasse: 1) Der Bildhauer Paul Werner aus Magdeburg. 2) Der Bildhauer Heinrich We⸗ fing aus Herford. 1

Belobt wurden: 1) Der Bildhauer Julius Beyreuther aus Potsdam. 2) Der Bildhauer Max Landsberg aus Breslau. Berlin, am 3. August 1873.

Das Direktorium der Königlichen Akademie der Künstste. In Vertretung: E. Dobbert.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Der Königliche Regierungs⸗ und Baurath Hoebel bleibt der Königlichen Landdrostei zu Lüneburg und die Regierungs⸗ Räthe Opel und Hagen den Königlichen Regierungen, be⸗

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ziehungsweise zu Magdeburg und zu Cöslin überwiesen.

Der Baumeister Naud zu Saarbrücken ist als Königlicher Eisenbahn⸗Baumeister daselbst angestellt worden.

Der bisherige Baumeister Georg Heidelberg zu Weißen⸗

fels a. d. Saale ist als Königlicher Kreis⸗Baumeister daselbst

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angestellt worden. Dem L. Pinesohn zu Berlin ist unter dem 1. August 1873 ein Patent auf eine durch Zeichnung und Beschreibung erläuterte Sohlen⸗ Nähmaschine, soweit dieselbe als neu und eigenthümlich erkannt ist, ohne Jemanden in der Anwendung bekannter Theile zu beschränken, auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Um⸗ fang des preußischen Staats ertheilt worden. Dem Civil⸗Ingenieur C. Wigand in Bielefeld ist dem 2. August 1873 ein Patent auf eine durch Zeichnung und Beschreibung nachgewiesene Vor⸗ richtung an Manometern zum Schutze gegen die Einwirkung unreiner Wasserdämpfe, soweit sie als neu und eigenthümlich erkannt ist,

unter

auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den

Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.

Das dem Fabrik⸗Direktor Albert Voigt in Cappel hei Chemnitz unter dem 3. Mai 1872 für den Umfang der preußi⸗

schen Monarchie auf die Dauer von drei Jahren ertheilte Patent

.

auf eine Kettenstich⸗-Maschine in der durch Zeichnung und Be⸗ schreibung nachgewiesenen Zusammensetzung, ohne Jemanden in

der Anwendung bekannter Theile zu beschränken, wird hierdurch

Nichtamtliches. Denuntsches Reich. Preußen. Berlin, 5. August. Se. Majestät der

Kaiser und Kbönig trafen, wie bereits gestern telegraphisch

gemeldet, am Sonntag Nachmittags 3 Uhr unter den jubelnden Zurufen des den Bahnhofplatz füllenden Publikums und be⸗ grüßt von den Spitzen der städtischen Behörden und einer De⸗ putation des Offizier⸗Corps in Nürnberg ein Se. Majestät begaben Sich hierauf in den sogenannten Königssalon, woselbst das Mittagsmahl, zu dem die beiden Bürgermeister von Stromer

und Seiler, General⸗Lieutenant von Diehl und Oberst von Michels

Einladungen erhalten hatten, eingenommen wurde. Während des Mahles spielte das im Perron aufgestellte Musik⸗Corps des 14. Infanterie⸗Regiments. Nach einstündigem Aufenthalte setzten Se. Majestät der Kaiser und König die Reise über Re⸗ gensburg nach Salzburg fort. Gestern Nachmittags 5 Uhr sind Se. Majestät glücklich in Salzburg angekommen und mit lebhaften Kundgebungen empfangen worden. Der deutsche Botschafter in Wien, General⸗ Lieutenant von Schweinitz, der Botschaftsrath Graf Doenhoff und der Militär⸗Attaché Graf Finck von Finckenstein, welche Sr. Majestät zur Begrüßung bis Passau entgegengereist waren, haben

den Kaiser im Kaiserlichen Salonwagen bis Salzburg begleite t.

Se. Majestät der König der Belgier trafen heute Vormittag zum Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin⸗ Königin im Coblenzer Residenzschlosse ein und kehrten Abends

nach Wiesbaden zurück.

Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin empfing gestein Se. Königliche Hoheit den Erbgroßherzog von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen ist auf der Fahrt nach Christiania an Bord der Dampfpacht „Grille“ gestern Abend bei Frederickshavn vorü erpassirt. Die

„Grille“ war von Sr. Majestät Panzerkorvette „Ariadne“ be⸗

gleitet.

Der patriotischen Adresse des Herzogs von

Ratibor und anderer schlesischer Katholiken haben ferner zu⸗

Realschul⸗Dir.

händler.

8. der, Kirchenrath.

gestimmt u. A.: 1 Aus Neisse: Dr. Zastra, Gymnasial⸗Dir. Dr. Sondhauß,

Dr. Kaspar, Sanitäts⸗Rath und Kreis⸗Ph. Dr. Stenzel, Ob. Stabsarzt a. D. Möcke, Kaufmann und Stadt⸗ rath. Dr. Franke, Gymnas.⸗Oberlehrer. Koßler, desgl. Tan⸗ nert, Kreis⸗Steuer⸗Einn. Licut. Kelbel, Zahlmstr. a. D. Klei⸗ ber, Kreisrichter. Gerstenberg, desgl. Dr. Bauer, Realschul⸗ Oberlehrer. C. Blasel, Realschullehrer. Aug. Foulde, desgl. Andr. Pohl, desgl. B. Franke, Kaufm. Jos. Berner, Eetreide⸗ H. Erbs, Spediteur. G. Feilhauer, Zimmermstr. Ferd. Ziegler, Kaufm. Ritter, desgl. Willimek, Rechtsanwalt. ranz Apfeld, Maurermstr. C. Riedel, Kaufm. Anders, hrer. Klein, Zacher, Klinner, Schilowsky, Neumann, Lorenz I., desgl. Holitschky, Oberlehrer. Aus Langen⸗ bielau: J. Gebel, Kaufm. B. Schmidt jun, desgl. Aus Glatz: Thaiß, Gymnasiallehrer. Aus Görlitz: Dr. A. Mül⸗ ler, Lehrer der neuen Sprachen. Aus Ostrowo: Hilde⸗ brand, Lehrer. Aus Bodzanowitz: Heukeshofen, Ob. Grenz⸗ Controleur. Knetsch, Forst⸗Sekret. Ziontek, Lehrer. Troschka, Postulka, Jetrusch, Fülbier, Beyer, Knetsch, desgl. Hei⸗ lig, Wirthschafts⸗Insp. Jaitner, Förster aus Mörs. Houben, Justiz⸗Rath und Notar. Slatz, Landgerichts⸗Ass. und Friedensrich⸗ ter. Hubert, Notar. F. v. Grambusch aus Cöln. Dr. F. Buschmann, Real⸗Schullehrer. Dr. Kamp aus Eupen. R. Alt, Spinnereibes. W. Altenberg, Lehrer an der höheren Bür⸗ gerschule. M. Bleyenheuft, Stadtrath. Becker, Ober⸗Bürger⸗ meister. Dr. Creutz, Kreis⸗Phys. E. Clever, C. Esser, Bür⸗ germstr. der Gem. Kettenis. J. H. Feder, Maschinenfabr. M. H. Edm. v. Freyhold, ord. Lehrer an der höh. ürgerschule. Gandner, Gerichtsschreiber. J. Gangolf, Bürger⸗ meister der Gem. Lontzen. Armand von Grand Ry, Fabrikant. Alphons von Grand Ry, Stadtrath. Eugen von Grand’ Ry⸗Xhoffrap, Spinnereibes. H. v. Harenne, Kaufmann. C. Hüuͤffer. E. Hüffer, Stadtrath. G. Hüffer, Kaufmann. H.

Kirfel, Maschinenfabr.

A. Knitterscheid, Rektor der h. Bür⸗ gerschule. Kerres, Bürgermftr. der Gem. Walhorn. J Kohl, desgl. der Gem. Morsnet. Victor Kolp. A. Lafils, Apotheker. J. N. Leusch. Em. Petere, Stadtrath. G. Peters, Er⸗ gänzungs⸗Richter. Alfr. Peters, Th. Pontzen, Stadtrath. Dr. C. Phillips, Apoth. H. Reinartz sen,, tner. H. Reinartz, Hotelbes. H. Reul, Spinnereibes. H. Roß, J. F. Richter, Spinnereibes. H. Thelosen, desgl. „Jul. Thelosen, desgl. Carl Thelosen, Kaufm. J. H. Vive, Svinnereibes. Ferner: Gersch, Leinenfabr. in Ludwigsdorf bei Neurode. von Krotschakoff, Rettergutsbes. aus Kalisch. Hübner, Königl. Förster. Jul. Hauke, Streohhutfabr. Knoll, Oberamtmann in Gottartowitz bei Rybnik. Fr. Lutter, Halbmeyer u. Thierarzt in Wülfingen. Beemelmans, Betriebs⸗Insp. in Straßburg im Elsaß.

Se. Majestät der Kaiser und König haben dem Schiffskapitun Samuel Gunton von der Englischen Bark „Clodian“ in Anerkennung der Hülfe, welche derselbe zur Ret⸗ tung der Besatzung des verunglückten Barkschiffes „Anna Krell“ aus Wismar geleistet, ein Fernrohr mit passender Inschrift über⸗ weisen lassen.

Morgen, den 6. d. Mts., treffen die ersten Truppen der 4. Division, welche bisher bei der Okkupations⸗Armee in Frankreich standen, auf ihrem Marsche in die heimathlichen Gar⸗ nisonen hier ein und werden hier einquartiert. Stäbe und Truppen dieser Division folgen in täglichen Staffeln bis zum 13. d. Mts.

Zum Empfange dieser Truppen, welche während dreier Jahre aus der Heimath abwesend waren und auf dem Marsche in dieselbe hier in der Residenz den ersten Ruhepunkt haben, wird Seitens der Garnison eine Deputation von Offizieren kom⸗ mandirt, welche bei der Ankunft der Stäbe und Truppen auf den betreffenden Bahnhöfen dieselben im Namen der Garnison begrüßt und im Vaterlande willkommen heißt. Außerdem wird jedes Mal eine Regiments⸗Musik nach dem Bahnhofe beordert, welche bei der Ankunft und während des Aufenthalts der Truppen auf dem Bahnhofe musizirt, auch wenn die Truppen zu Fuß geschlossen in die Stadt marschiren, dieselhen begleitet.

Von den Truppen der Okkupations⸗Armee treffen morgen auf dem Potsdamer Bahnhofe ein: Um 2 Uhr 30 Min. Nach⸗ mittags ein Abtheilungs⸗Stab und die 5. leichte Batterie des Pommerschen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 2, Divisions⸗Artille⸗ rie, sowie um 9 Uhr 30 Minuten Abends: die 6. schwere Batterie des Pommerschen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 2, Di⸗ visions⸗Artillerie und eine halbe Feldbäckerei⸗Kolonne.

Die auf dem Potsdamer Bahnhof eintreffenden Truppen steigen nicht auf dem neuerbauten Bahnhofe in der Stadt, son⸗ dern draußen in der Flottwellstraße an der Stelle aus, wo die Truppen gewöhnlich verladen werden.

Der General⸗Lieutenant und Inspecteur der Gewehr⸗ fabriken Wolff ist von einer vor Kurzem angetretenen Dienst⸗ reise hierher zurückgekehrt, desgleichen der Oberst und Inspecteur der Infanterie⸗Schulen von Kloeden von einer Dienstreise zur Inspizirung der Unteroffizierschulen zu Weißenfels, Ettlingen, Biebrich und Jülich.

Der General⸗Major und Chef der Landestriangulation von Morozowicz und der Oberst à la suite des 2. Garde⸗ Ulanen⸗Regimenis und Adjutant der General⸗Inspektion des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens von der Osten sind von ihren Urlaubsreisen hierher zurückgekehrt.

Breslau, 4. August. Ihre Hoheit die Herzogin von Sachsen⸗Altenburg traf gestern Abend, von Camenz kommend, in Begleituͤng ihres Hofmarschalls und einer Hofdame hier ein, und fuhr vom Centralbahnhofe nach der Stadt, um dieselbe zu besichtigen. Nach der Rückkehr nahm Ihre Hoheit in dem Königlichen Empfangszimmer des Bahnhofgebäudes das Souper ein, und setzte mit dem um 10 Uhr abgehenden Schnell⸗ zuge die Reise nach Dresden fort.

Bayern. Augsburg, 2. August. Gestern Vormittags führte ein Extrazug den Divisions⸗ und Brigadestab, 30 Offi⸗ ziere und 69 Mannschaften von der Okkupations⸗Armee, nach dreijähriger Abwesenheit hierher zurück. Zahlreiches Publikum hatte sich auf dem mit Fahnen und Gewinden geschmückten Bahn⸗ hof eingefunden, um die Truppen zu bewillkommnen. Unter den Klängen der Musik fuhr der Zug in die Einsteighalle; an der Spitze des Festkomites begrüßte Rechtsrath Dr. Reinhold die An⸗ kommenden; in seinen Toast stimmte das Publikum enthusiastisch ein. Nach einigen Worten des Dankes von Seiten des Oberst⸗ Kommandirenden, General⸗Lieutenants und Divisions⸗Comman⸗ deurs v. d. Tann, verfügten sich die Offiziere in der Restau⸗ ration. Die dem Bahnhofe zunächst gelegenen Straßen prangten im Flaggenschmuck.

Am Montag werden 3 Bataillone vom 3. Infanterie⸗Regi⸗ ment und eine Abtheilung vom 4. Chevauxlegers⸗Regiment ihren Einzug halten. Vor dem Rathhause wird die Begrüßung durch die städtischen Kollegien stattfinden, worauf die Truppen vor dem Kriegs⸗Minister Frhrn. v. Pranckh und dem Commandeur des I. Armee⸗Corps, General Frhrn. v. d. Tann, defiliren werden.

Sachsen. Dresden, 4. August. Der König hat laut einer vom heutigen „Dr. J.“ veröffentlichten Bekanntmachung des Gesammt⸗Ministeriums in Folge seiner gegenwärtigen Er⸗ krankung den Kronprinzen zu seinem Stellvertreter bezüglich aller Regierungsgeschäste bis auf Weiteres bestellt.

Vorgestern (Sonnabend) Abend ist nachstehendes Bulle⸗ tin über das Befinden des Königs ausgegeben worden:

„Pillnitz, 2. August. Der Tag verlief ohne wesentliche

Störungen. 28 Dr. Fiedler. Dr. Ullrrich.“ Das gestern (Sonntag) Vormittag ausgegebene Bulletin autet: Pillnitz, 3. August. Nach einer leidlich verbrachten Nacht fühlen Sich Se. Majestät der König heute Morgen gestärkter. Dr. Wagner. Dr. Fiedler. Dr. Ullrich.“ Am gestrigen Abende ist folgendes Bulletin erschienen: „Pillnitz, 3. Auzust. Eine weitere Besserung im Befinden r. Majestät des Königs ist nicht eingetreten. Allerhöchüdieselben ühlten Sich den ganzen Tag über wieder matt und angegriffen.“ Dr. Fiedler. Dr. Ullrich.

„Dr. J.“ das nachstehende

Heute Vormittag ist dem Bulletin zugegangen: „Pillnitz, 4. August. Se. Majestät der König haben ziemlich gut geschlafen und haben sich dadurch die Kräfte etwas gehoben, Dr. Fiedier. Dr. Carus. Dr. Ullrich.“

Württemberg. Stuttgart, 31. Juli. In der heutigen öffentlichen Sitzung des Gemeinderathes und Bürgerausschusses wurde der Stadtpflege⸗Etat berathen. Nach den Be⸗ schlüssen der Kollegien beträgt die Summe der laufenden Ein⸗ nahmen 454,852 fl., gegen 309,428 fl. des Vorjahrs, die Summe der laufenden Ausgaben 1,532,544 fl. gegen 1,015,568 fl. des Vorjahrs, das Defizit 1,077,692 fl. gegen 706,140 fl. des Vor⸗

Die übrigen

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jahrs. ordentliche Mittel, 25,058 fl. 30 kr. aus der Restverwaltung ge⸗ deckt, so daß noch ein Stadtschaden von 950,000 fl. umzulegen ist. Letzterer betrug im Jahre 1872,773 682,000 fl, also 268,000 fl. weniger.

Mecklenburg. Schwerin, 4. August. Der Groß⸗ herzog und die Großherzogin trafen mit den jüngeren Fürstlichen Kindern und mit Gefo’ge und Dienerschaft am 2. d. M., Vormittags 11 Uhr, mittelst Extrazuges auf dem Bahnhofe in Rostock ein, woselbst sich die Chefs der Behörden zur Begrüßung eingefunden hatten, und setzten ohne längeren Aufenthalt in den bereitstehenden Fürstlichen Equipagen die Reise nach dem Heiligen Damm fort. Morgen früh 8 ¼ Uhr wird die Großherzogin⸗Mutter in Rostock eintreffen, um sich ebenfalls nach dem Heiligen Damm zu begeben. Dem Verneh⸗ men nach wird der Großherzog am 16. August vom Heiligen Damm abreisen, um den Manõövern beizuwohnen.

Neustrelitz, 2. August. Die Großherzogin⸗Mutter ist heute nach Schloß Rumpenheim und die Herzogin Karo⸗ line nach Wien zum Besuch der Weltausstellung abgereist, um sich von da, jedoch später, ebenfalls nach Rumpenheim zu begeben.

Gestern gegen Mittag fand die Enthüllung des Denkmals statt, welches das hiesige Infanterie⸗Bataillon und die Batterie aus Mitteln, welche durch freiwillige Beiträge auf⸗ gebracht wurden, den im letzten Kriege gefallenen Kameraden auf dem hiesigen Kasernenhofe hat errichten lassen. Zu diesem Zweck nahm das Militär um 11 Uhr vor demselben Aufstellung. Nachdem bald darauf die zur Zeit hier anwesenden Höchsten Herrschaften, die Großherzogin⸗Mutter und die Herzogin Karoline, erschienen waren, begann die Feier mit einem Choral, worauf die Weihrede und der Segen folgte. Hiernach hielt der Regiments⸗Commandeur Oberst von Kleist eine An⸗ sprache an die Truppen, welche in das am Ende der Rede auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser und Se. Königliche Hoheit den Großherzog ausgebrachte Hurrah dreimal lebhaft mit ein⸗ stimmten, worauf dann ein Vorbeimarsch den Schluß der Feier⸗ lichkeit bildete.

Das Denkmal besteht aus einer auf hohem granitenen Sockel stehenden vierseitigen Pyramide aus demselben Ma⸗ terial. Die vordere Fläche der Pyramide trägt das eiserne Kreuz, auf den Seitenflächen sind die Namen der Schlachten und Gefechte angebracht, bei denen das Bataillon oder die Bat⸗ terie betheiligt war, und auf den Seiten des Sockels stehen die Namen der Gefallenen und im Feldzuge Gebiiebenen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. August. (W. T. B.) Der Kaiser empfing heute den Großfürsten Constantin Nicolajewitsch von Rußland.

Der Schah von Persien nimmt heute an einer Jagd in Lainz Theil und wird Abends in Schönbrunn diniren.

Agram, 4. August. (W. T. B.) Das „Amtsblatt“ meldet, daß der kroatische Landtag durch einen Kaiserlichen Erlaß vom 30. Juli auf den 25. August einberufen ist.

Großbritannien und Irland. London, 2. August. Im Oberhause wurde in der vorgestrigen Sitzung die Vor⸗ lage über Organisation eines neuen höchsten Gerichtshofes durch⸗ berathen, so daß nur noch die Königliche Sanktion zur Gesetzes⸗ kraft fehlt. Die Bill, betreffend Amendirung des Elementar⸗Unter⸗ richtsgesetzes passirte die Komiteberathung, und mehrere andere Vor⸗ lagen, darunter die Bill zur Amendirung des Verschwörungs⸗ gesetzes, deren Zweck es ist, einen Kontraktbruch nicht mehr als ein Kriminalvergehen zu behandeln, wurden weiter berathen

Im Unterhause wurden die Verhandlungen mit einer Diskussion darüber eröffnet, in welcher Weise der Rest der Session ausgefüllt werden solle. Im Verlaufe derselben stellte der Premier⸗

Minister den 5. August als Schlußtag der Session fest. Dem⸗

nächst beantragte Gladstone die zweite Lesung der Vorlage, welche dem Herzog von Edinburgh anläßlich seiner Vermählung ein weiteres Jahrgeld von 10,000 Lstr. aussetzt. P. A. Taylor

(Leicester) stellte einen Verwerfungsantrag, nachdem er vorher

einige Petitionen gegen die Bill überreicht hatte, und motivirte denselben in einer längeren Auseinandersetzung. Der Premier⸗ Minister Gladstone erwiderte dem Antragsteller und wies dar⸗ auf hin, daß diese Bewilligungen unvermeid ich seien, falls

das Parlament der Krone nicht eine Civilliste gewähre, die

groß genug sei, um für den Haushalt jüngerer Kinder Er⸗ sparnisse machen zu können. er für ungenau und nicht zur Sache gehörig. Die einzige Frage, um die es sich handele, sei die Billigkeit des Jahrgeldes, und im Hinblick auf die Zeätverhältnisse, den allgemeinen Wohl⸗ stand des Landes, die an Mitglieder des Königlichen Hauses gestellten Anforderungen und den Aufwand, den sie zu machen genöthigt seien, halte er 25,000 Lstr. jährlich für nicht zu viel. Einen Vorschlag, die Apanage zu reduziren, weil die Großfürstin eine reiche Mitgift erhalte, wies der Premier⸗Minister mit Ent⸗ schiedenheit zurück. Bei der Abstimmung wurde die zweite Lesung der Vorlage mit 162 gegen 18 Stimmen genehmigt.

Bei weitem den größten Theil des Abends nahm die Be⸗ rathung über das Indische Budget in Anspruch. Der Unter⸗ Staatssekretär für Indien, Grant Duff, verbreitete sich über drei Perioden, erstens über das Jahr, welches mit dem 31. März 1872 zu Ende ging, zweitens über das verflossene Finanzjahr vom 1. April 1872 bis zum 31. März 1873 und drittens über das Budgetjahr vom 1. April 1873 bis 31. März 1874, das, wie er sagte, einen befriedigenderen Stand der Finanzen aufweise, als dies überhaupt je der Fall gewesen sei. Was die erstgenannte Pe⸗ riode betrifft, so üͤbersteigen die Einnahmen die Ausgaben um 3,124,177 Lstr., was der größte Ueberschuß in den indischen Annalen seit 1834 sei. Während der zweiten Periode 1872—73 betrugen die Staatseinnahmen 49,914,000 Lstr., und die Ausgaben 48,422,000 Lstr., was einen Ueberschuß von 1,492,000 Lstr. ergiebt, während das Budget für 1873—74 die Einnahmen auf 48,286,000 Lstr. und die Ausgaben auf 48,066,000 Lstr. ver⸗ anschlagt, sonach einen Ueberschuß von etwa einer Viertel⸗ Million ergiebt. Wie Redner bemerkte, werden die Ueberschüsse der am 31. März 1872 endenden vier Jahre, gepaart mit dem Ueberschusse des am 31. März 1873 endenden Jahres im Ge⸗ sammtbetrage von 6,275,944 Lstr. hinreichen, um die in den Src schlechten Jahren vor 1869 angesammelten Desizits zu tilgen.

Demnächst wandte sich der Redner gegen den von Fawcett zu stellenden Antrag und stellte die Behauptungen, daß Indien unzufrieden sei und nicht gedeihe, entschieden in Abrede; er könne nicht einsehen, inwiefern Indien zu hoch besteuert werde; und als Beweis der mäßigen Steuerlast führte er an, daß die⸗ selbe sich auf nur 3 s 7 ½ d auf den Kopf der Bevölkerung in Indien, gegen 3 Lstr. 28 8 d auf den Kopf der britischen Be⸗ völkerung belaufe. Der nächste Redner war Famcett, welcher den Antrag stellte, daß die jetzige Konstitution der indischen Re⸗

Von dem Defizit werden 102,633 fl. 30 kr. durch außer⸗

Taylors Präcedenzfälle erklärte

gierung keine wirksamere Finanzverwaltung sichere, daß das gegenwärtige Lokalbesteuerungssystem verwerflich sei. Am Schlusse der Motivirung derselben wurde die De⸗ batte bis zur nächsten Sitzung vertagt. Nachdem darauf noch mehrere formelle Geschäfte erledigt worden waren, ging die Sitzung gegen 2 Uhr Morgens zu Ende. b

4. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses machte der Unter⸗Staatssekretär des Auswär⸗ tigen, Viscount Enfield, die Mittheilung, daß unterm 24. v. Mts. an die britischen Marine⸗Offiziere eine Instruktion des Inhalts abgegangen sei, die spanischen Insurgenten⸗Kriegsschiffe nur dann als Piraten zu behandeln, wenn dieselben gegen britische Unter⸗ thanen oder deren Interessen sich seeräuberische Handlungen soll⸗ ten zu Schulden kommen lassen. Die Instruktion für die Flotten⸗ Offiziere laute ferner dahin, die auf den Insurgentenschiffen etwa gemachten Gefangenen nicht an die spanische Regierung auszu⸗ liefern, sowie Beschießungen von Städten durch die Insurgenten⸗ schiffe zu verhindern, bis die britischen Bewohner und ihr Eigen⸗ thum in Sicherheit gebracht seien. Lord Enfield machte darauf die offizielle Anzeige, daß das britische Mittelmeer⸗Geschwader in Gibraltar eingetroffen sei.

5. August. (W. T. B.) Board (konservativ) wurde in Greenwich mit einer Majorität von 2148 Stimmen zum Par⸗ laments⸗Mitgliede gewählt.

Frankreich. Paris, 1. August. Das „Journal officiel“ veröffentlicht Erlasse des Unterrichts⸗Ministers Batbie, durch welche auf Vorschlag des Unterrichtsraths zwei Kommissionen eingesetzt werden. Die eine derselben hat sich mit einer Reform des Unterrichts in der höheren Normalschule mit besonderem Hinblick auf die Aesthetik und das römische Recht, die andere mit einer Durchsicht des Lehrplans und der Prüfungs⸗Programme der Mittelschule zu beschäftigen. Das amtliche Blatt meldet ferner die Enthebung der Präfekten Odent (Nisvre) und Baron Cottu (Saone⸗et⸗Loire) von ihren Posten.

2. August. Das „Journal officiel“ enthält die Ernen⸗ nung des Herrn de Behr zum Präfekten des Departements Ardéêche und zahlreiche andere Ernennungen von Unterpräfekten und Präfekturräthen.

Die Generale, welche das Kriegsgericht über Bazaine bilden, haben mit Rücksicht auf das Gesetz, nach wel⸗ chem die Richter über einen Marschall von Frankreich mindestens Divisions⸗Generäle sein müssen, welche ein Ober⸗Kommando gegen den Feind inne hatten, folgende Rechtstitel: Chabaud⸗ Latour kommandirte en chef das Genie der drei under den Befehlen des Generals Trochu vereinigten Armeen von Paris. Tripier kommandirte en chef das Genie der Operationsarmee, welche im November 1870 in Paris unter dem Kommando des Generals Ducrot gebildet wurde und die aus den drei Armee⸗ Corps Blanchard, Renault und d'Exéa bestand. Dalesmes kommandirte en chef das Genie der Armee vor Sebastopol, die ebenfalls aus drei Corps bestand, nämlich die Corps de Salles, Bosquet, später Camue und Regnaud d'Angély, später Mac Ma⸗ hon. De Lamotterouge war Ober⸗Befehlshaber der ersten Loire⸗ Armee vor dem General d'Aurelle de Paladines. Martimprey war Ober⸗Befehlshaber der Armee von Algerien, zur Zeit der Aufhebung des General⸗Gouvernements. Princeteau kommandirte en chef die Artillerie der Okkupationsarmee gegen die Kommune, be⸗ stehend aus den fünf Corps: de Cissey, de Ladmirault, du Ba⸗ rail, Douay, Clinchant und der Reserve⸗Armee unter General Vinoy. Unter den Zeugen, welche zum Prozeß Bazaine vorgeladen sind, besinden sich: Marschall Canrobert, Marschall le Boeuf, die Generale Changarnier, de l'Admirault, de Pa⸗ likao, de Laveaucoupet, Jarras, Coffinieères (Kommandant der Festung Metz), Bourbaki, Magnan, Lebrun, le Flo, Gagneur und Soleille, die Obersten d'Andlau, Stoffel und Merlin, so wie viele andere Militärs; ferner Gambetta, Keratry, Jules Favre, der Botschaftssekretär Debains, Tachard (nach dem 4. September bevollmächtigter Minister in Brüssel), Rameau, Maire von Marseille, u. s. w.

Die vom Unterrichts⸗Minister Batbie für die Revi⸗ sion der Studienpläne der Gymnasien ernannte Kom⸗ mission hat den Bischof Dupanloup und das Mitglied der Akademie Barth zu ihren Vize⸗Präsidenten ernannt.

Drei weitere Korvetten sind nach den spanischen Küsten abgesandt worden. Zugleich hat die Mittelmeer⸗ Flotte Befehl erhalten, sich zur Abfahrt nach Spanien bereit zu halten.

Der Minister des Innern hat einen Bericht an den Präsidenten gerichtet, worin darauf angetragen wird, den Gemeinderäthen zu untersagen, direkt und mit Umgehung der Präfekten mit den verschiedenen Ministerien zu unterhandeln. Der Bericht lautet:

Herr Präsident! Eine große Anzahl von Präfekten beklagt sich über die Tendenz gewisser Gemeinderäthe, sich von den Banden der Hierarchie loszumachen, indem sie sich direkt an die verschiedenen Mi⸗ nisterien wenden. Diese den Prinzipien widersprechende mißbräuchliche Gewohnheit, weit davon entfernt, den Gang der Geschäfte zu be⸗ schleunigen, verzögert die Erledigung, weil der Minister, von dem die⸗ selbe mit Umgehung der Präfekten verlangt wird, genöthigt ist, die Dokumente an die Präfektur zurückzusenden, um sich zu unterrichten. Einer meiner Vorganger hat schon in einem Circular vom 18. Sep⸗ tember 1871 die Präfekten aufgefordert, die Gemeinde⸗Behörden ihrer resp. Departements an die Regeln der Verwaltuugs⸗Sub⸗ ordination zu erinnern. Dieser Verwarnung wurde nicht überall Gehorsam geschenkt, und noch oft werden die Präfekten erst später benachrichtigt, daß zuweilen wichtige Geschäfte hinter ihrem Rücken eingegangen und von den Maires vor den kompetenten Minister ge⸗ bracht wurden. Wenn alle ministerielle Departements sich nicht als absolute Regel die Pflicht auferlegten, die außerhalb des hierarchischen Weges ihnen zugehenden Mittheilungen an inre Urheber zurückzusenden oder dieselben ohne Antwort zu lassen, so würde die Autorität der Repräsentanten der Ceutralgewalt sich zum großen Nachtheil des Re⸗ gierungseinflusses vermindert finden. Es scheint mir also unumgäng⸗ lich nothwendig, die Aufmerksamkeit der verschiedenen Staatsverwal⸗ tungen auf diesen Punkt hinzulenken, und ihnen zu empfehlen, sich streng einer jeder Korrespondenz mit den Gemeindebehörden zu enthalten. Es ist gleichfalls wichtig, daß die Verwaltungen, Bie in den Departements unter die Autorität der Präfekten gestellte Agen⸗ ten haben, diesen Agenten den ausdrücklichen Befehl ertheilen, be⸗ ständig in Beziehung zu dem Präfekten zu bleiben und außerhalb der⸗ selben über keine ihren Dienst betreffenden Geschäfte zu verhandeln. Die Beobachtung dieser Regeln des Anstandes und der guten Verwal⸗ tung ist hente nothwendiger denn je; ich habe deshalb die Ehre, Ihnen, Herr Präsident, vorzuschlagen, den vorliegenden Bericht zu billigen, der in Ihrem Namen an alle ministeriellen Departements gesandt werden wird, da jeder Minister beauftragt bleibt, die nöthigen Instruktionen an die unter seinen Befehlen stehenden zu

senden. Genehmigen ꝛc. 1 Der Minister des Innern, 8 Beuls. 4. August. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ rectifi⸗ zirt ihre gestrige Nachricht von der Reise des Grafen von Paris nach Villers bei Trouville; der Graf von Paris habe sich nach Wien begeben. Der dem Grafen von Chambord zu⸗

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und

gedachte Besuch werde einfach ein Akt eer Achtung sein, politische Fragen würden nur mit äußerster Reserve und mit derjenigen Veschränkung besprochen werden, welche auch die Ma⸗ jorität der Nationalversammlung in Folge stillschweigenden Ein⸗ verständnisses beobachte.

5. August. (W. T B.) Das „Journal officiel“ mel⸗ det die gestern erfolgte Ratifikation der Handelsverträge mit Großbritannien und Belgien. Die Bestimmungen derselben treten schon mit dem heutigen Tage in Wirksamkeit.

Spanien. Madrid, 4. August. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten hat die zu den Aufständischen über⸗ gegangene Artillerie in Cadix sich wieder von denselben los⸗ gesagt, die Mitglieder der dortigen revolutionären Junta ver⸗ haftet und dieselben an die in Cadix eingerückten Regierungs⸗ truppen ausgeliefert.

Das Bombardement gegen Valencia wird fort⸗ gesetzt.

Granada hat sich der Regierung unterworfen. In Andalusien ist überall die Ruhe wiederhergestellt.

Die Cortes haben eine Kommission zur Berathung des Antrags ernannt, ob gegen 7 von den Gerichten nam⸗ haft gemachte Deputirte die gerichtliche Verfolgung eingeleitet werden soll.

Türkei. Konstantinopel, 4. August. (W. T. B.) Das Anlehen von 15 Millionen Pfd. Sterl. effektiv ist gestern mit dem Crédit général Ottoman und einer Gruppe auswärtiger Bankiers zum Emissionscourse von 54, 6 pCt. Zinsen und 1 pCt. Amortisation ohne weitere Kommission unterzeichnet worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 1. August. Der bisherige Expeditions⸗Sekretär und Chef der Handels⸗ und Konsulats⸗Abtheilung des Auswärtigen, Graf C. Lewenhaupt, ist zum Kabinets⸗Sekretär, und zu seinem Nachfolger als Expeditions⸗Sekretär der bisherige Legations⸗Sekretär der Ge⸗ sandtschaft in Rom, E. C. J. Cederstrahle, erwählt worden.

Amerika. Washington, 3. August. (W. T. B.) Der Schatz⸗Sekretär Richardson hat für den Monat August den Verkauf von 6 Millionen Gold und den Ankauf eines ent⸗ sprechenden Theiles von 5½0 Bonds während desselben Zeitraums angeordnet.

Nachrichten aus Valparaiso vom 25. Juni melden,

daß der Justiz⸗Minister resignirt hat und weitere Veränderungen

im Kabinet erwartet werden. Die Regierung von Bolivia ist im Begriff, eine Anleihe von 200,000 Lstr. herauszubringen. Die. Nachrichten von Caracolles lauten ermuthigender. Während der letzten zwei Tage ist reichlicher Regen niedergefal⸗ len. Aus Montevideo wird unterm 9. Juli gemeldet, daß dieser Hafen, wie Buenos⸗Ayres ganz gesund sind. Nachrich⸗ ten aus Rio de Janeiro vom 14. Juli zufolge werden daselbst noch immer Erkrankungen am gelben Fieber ge⸗ meldet. Die Deputirten⸗Kammer diskutirt das Budget und das neue Gesetz für die Reorganisation der Na⸗ tionalgarde. Aus Buenos Ayres wird unterm 30. Juni gemeldet: Die Revolution in Entre Riano dauert unverändert fort. Die Regierungstruppen errangen einen Erfolg unweit Pa⸗ rana. Gerüchtsweise verlautet, daß durch die Resignation des Gouverneurs Echague und die freie Wahl eines Nachfolgers ein Kompromiß herbeigeführt werden wird. Die Provinzial⸗Legis⸗ latur hat Schritte mit Bezug auf die Geldkrisis ergriffen. Die Regierung projektirt die Noten⸗Emission um 6 Millionen Pata⸗ cones (1,200,000 Lstr.) zu erhöhen. Während der letzten 14 Tage war die Geld nothdrückend und alle Banken hörten auf, zu diskontiren. Der Platzdiskont betrug eine Zeit lang 24 Pro⸗ zent, ist aber jetzt 18 Prozent. Man erwartet, wenn das Re⸗ gierungsprojekt Gesetz wird, werde der Geldmarkt williger werden. Die kommende Präsidentenwahl nimmt viel Aufmerk⸗ samkeit in Anspruch. Der frühere Präsident Mitre, der frühere Gouverneur Alsina und Dr. Avell⸗Anda sind die Kandidaten.

kirchliche Zwecke, in der Entwickelung der christlichen Kirche ur⸗ sprünglich von vorwiegender Bedeutung haben noch immer für die Erhaltung und bessere Einrichtung auch des evangelischen Kirchen⸗ wesens einen sehr erheblichen Belang. Auf Veranlassung des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths werden seit einigen Jahren für die sämmtlichen acht Provinzen der evangelisven Landeskirche die jährlich vorgekommenen Zuwendungen an Kirchen und Kir⸗ chengemeinden sowohl die Schenkungen als die von Todes wegen gegebenen Spenden zusammengestellt. Die Resultate sind, so⸗ wohl was den Gesammtbetrag dieser freiwilligen Gaben anlangt,

als auch hinsichtlich der großen Verschiedenheit bemerkenswerth,

die bei der Betheiligung der Evangelischen in den verschiedenen Gegenden des Landes an der freiwilligen Unterstützung ihres Kirchenwesens hervortritt. Es möge daher hier eine kurze Zu⸗ sammenstellung der veranstalteten Erhebungen in ihren Haupt⸗ punkten für die Jahre 1870 und 1871 folgen:

ittwen der

Zu

Pfarr⸗Dotationen. Geistlichen

N W

Im Ganzen.

Für die Schule.

Zur Armen⸗ und Kraukenpflege u. an⸗

Für )

7 dern madden Zwecken.

Kirchendotationen, Kirchenbauten ꝛc

n. Slr FRhlr 7154 860 56971 7036 213 10921 32452 6568 240 16156 10395 1500 300 520 12715 7698 33 —- 1621 9355 24846 1 1361 26207 5513 2050 1346 282 9191 7234 2000 100 320 6924 10338 15404 W 6 15410 12833 —- 222] 13255 Sachsen 8753 5421 5703 2602 576 23055 1871 3099 1175 59 4333 Westfalen 1870 9402 870 5512 950 13871 8274 410 609 5983 350 757 Rheinpro⸗] 1870 690 11460 2291 223685*) 22000 vinz 1871] 11242 6000 5200 93060 11680 *) Hierunter eine Schenkung von 200,000 Thalern für ein Ver⸗ sorgungshaus. 811“

33805 14169 8148

Preußen 1870 2 1871 Branden⸗] 1870 burg 1871. Pommern 1

S S vmms S 8 8

1870

1871

Schlesien 1870

16383 260126

Summa

16734

1166 128348 8 8 8 254,150 Thlr. Feuerversicherung hinzugekommen.

35399 8100 358855 39275 27895 651029

eeeeee“ Nachrichten. 2

In Königsberg waren nach den amtlichen Berichten vom 30. Juli bis inkl. 1. Auguft c. an Cholerafällen angemeldet 34, von denen 16 tödtlich verliefen. Der Stand der Cholera in Danzig bis zum 4 August Mittags war folgender: 1) im Stadt⸗ kreise überhaupt erkrankt 28, davon gestorben 22; 2) im Landkreise überhaupt erkrankt 222, davon gestorben 117. In Weichselmünde sind von 1200 Einwohnern 95 erkrankt und 35 gestorben. In Dresden sind vom 2. bis 4. August Mittags 18 neue Cholera⸗ erkrankungsfälle vorgekommen.

München, 30. Juli. Nach dem Verzeichnisse derjenigen Sol⸗ daten des jüngsten Zuganges aus dem Regierungsbezirke Mittel⸗ franken, welche bei ihrem Eintritt in die Armee eine mangelhafte Schulbildung wahrnehmen ließen, wurde eine solche konstatirt bei 1751 Wehrpflichtigen an 43 oder 2,0 Proz., während dieser Mangel im Jahre 1871 bei 5,, 1870 bei 5,7, 1869 bei 3,82, 1863 II. bei 4%%, 1868 I. bei 4,3, 1867 bei 4,0, 1865 bei 3,8, 1864 bei 4,4, 1863 bei 4,8, 1862 bei 7,6, 1861 bei 6,5, 1860 bei 9 Prozent hervorgetreten ist. Nach einer diesem Verzeichnisse beigefügten Zusammenstellung entziffert sich für das ganze Königreich unter einer Gesammtzahl von 18,510 geprüften Konskribirten eine Zahl von 1388 oder 7,5 Proz., welche einen genügenden Schulunterricht nicht genossen haben. Dieses Resultat vertheilt sich auf die einzelnen Regierungsbezirke wie folgt: Oberbayern 152 oder 6,1, Niederbavern 231 oder 9,8, Pfalz 377 oder 13,6, Oberpfalz 242 oder 11,8, Oberfranken 133 oder 6,2, Mit⸗ telfranken 45 oder 2,8, Unterfranken 133 oder 5,3, Schwaben 70 oder 3,° Prozent.

Die Bevölkerungsstatistik für Cisleit hanien wird in dem soeben erschienenen Jahrbuch der Kaiserlich Königlich statistischen Centralkommission folgendermaßen angegeben: Oesterreich unter der Enns 1,954,251, Oesterreich ob der Enns 731,579, Salzburg 151,410, Steiermark 1,131,309, Kärnten 336,400, Krain 463,273, Triest, Görz und Gradisca, Istrien 582,079, Tirol und Vorarlberg 878,907, Böh⸗ men 5,106,069, Mähren 1,997,897, Schlesien 511,581, Galizien

5,418,016, Bukowina 511,964, Dalmatien 442,796, im Reichsrathe

221

„vertretene“ Länder: 20,217,531.

Kunst und Wissenschaft.

Berlin. Im Verlage von Siegfried Cronbach hierselbst ist or Kurzem erschienen: „Gedächtnißhalle für die im Feldzuge 570/71 gefallenen und nachträglich verstorbenen deut⸗ en Krieger“ (Erster Theil, enthaltend biographische Notizen über ie Offiziere der deutschen Armee), herausgegeben von Wil⸗ helm Krause. Die 1. Abtheitung enthält die biographischen Skiz⸗ zen folgender gefallenen Generale: von Below, General⸗Major und Commandeur der 36. Inf. Brig; von Blankensee, Gen. Maj. und Command. der kombinirten Inf. Brig. der 3. Res. Div.; von Craus⸗ haar, General⸗Major und Commandeur der 45. Infanterie⸗Bri⸗ gade; von der Decken, General⸗Major und Commandeur der 6. Inf. Brig.; von Diepenbroick⸗Grüter, Gen. Maj. und Command. der 14. Kav. Brig.; von Döring, Gen. Maj. und Command. der 9. Inf. Brig.; von Frangois, Gen. Maj. und Command. der 27. Inf. Brig.; von Gersdorff, Gen. Lt. und stellvertretender komman⸗ dirender Gen. des XI. Armee⸗Corps; Krug von Nidda, Gen. Maj. und Command. der 3 Kav. Brig.; von Weltzien, Gen Lt. und Com⸗ mand. der 15 Div. Die zweite Abtheilung bringt ein Verzeichniß gebliebener Stabsoffiziere mit längeren oder kürzeren Lebensabrissen, je nachdem es den Bemühungen des Herausgebers gelang, mehr oder minder vollständige Nachrichten über die Lebensumstände der Verstorbenen zu sammeln. Die dritte Abtheilung führt die gefallenen Subaltern⸗Offiziere, die vierte die Aerzte auf. Jeder Abtheilung sind Nachträge und übersichtliche Verzeichnisse der gefallenen Generale, Stabsoffiziere, Subaltern⸗Offiziere und Aerzte, nach Armee⸗Corps resp. Regimentern geordnet, zur Erleichterung des Auffindens bei⸗ gefügt. Das Werk ist Sr. Majestät dem Kaiser und König gewid⸗ met, Allerhöchstwelche die Widmung anzunehmen geruht haben. Breslau, 1. August. Bei der heute Nachmittag im hiesigen Universitätsgebäude stattgehabten Wahl eines Rektors der Uni⸗ versität Breslau für das Studienjahr 1873 1874 wurde an Stelle des abgehenden Rektors und Direktors am physiologischen In⸗ stitut des Professors Dr. Heidenhain, der Geheime Justiz⸗Rath Kron⸗ syndikus Professor Dr. Hermann Schulze als Rektor gewählt. Zu Dekanen wurden gewählt: In der evangelisch⸗theologischen Fa⸗ kultät: Konsistorial⸗Rath Professor Dr. Meuß, in der katholisch⸗theo⸗ logischen: Professor Dr. Friedlieb, in der juristischen: Professor Dr. Goeppert, in der medizinischen: Geheimer Medizinal⸗Rath Professor Dr. Haeser und in der philosophischen Fakultät: Professer Dr. Poleck. Professor Dr. Stenzler an der hiesigen Königlichen Uni⸗

v b d

versität ist von der Königl asiatischen Gesellschaft in Lon⸗ Die freiwilligen Zuwendungen an Kirchen und für

don in Anbetracht seiner hervorragenden Verdienste um die indi⸗ dischen Alterthumsstadien einstimmig zum Ehrenmitgliede ernannt worden.

Stro g, 1. August. Der hiesigen Kaiserlichen Univer⸗ sitäts⸗ esbibliothek ist heute eine bedeutende Sen⸗ dung aus Mangalore als Geschenk zugegangen, nachdem dieselbe schon früher ein größeres Geschenk aus Kalkutta erhalten hatte. Beide Zusendungen enthalten Bücher und Handschriften in verschiedenen indischen Sprachen, zum Theil von großer Seltenheit. Die heutige Sendung aus Mangalore kam mit dem Rheindampfer; dieselbe ging am 25. v. M. in Rotterdam ab. Das Geschenk aus Kalkutta kam von den dortigen Deutschen; das heutige aus Mangalore wurde von

den Herren Burnel und Stolz in Mangalere, Madras und Tranque⸗ bar gesammelt.

Florenz, 22. Juli. Auf der Laurentianischen Bibliothek befinden sich seit Kurzem Fragmente der Itala, der ältesten latei⸗ nischen Bibelübersetzung, die von Hieronymus bei der Redaktion der Vulgata benutzt wurde. Leider sind es nur spärliche, durch die Zeit fast unlesbar gewordene Bruchstücke, aber der Codex, dem sie angehört haben, stammt ohne Zweifel aus dem fünften, vielleicht aus

dem vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Die Pergamentblätter

sind purpurroth gefärbt; sie enthalten in zwei Kolumnen in Schrift⸗ zugen, welche mit denen des berühmten hiesigen Coder Amiatinus über⸗ einstimmen und nur etwas mebr gerundet sind, Bruchstücke aus dem Evangenum des Johannes, und zwar, was für den Forscher von be⸗ sonderem Interesse ist, aus der Geschichte der Samariterin Joh. IV. Was davon zu entziffern war, hat der Custos der Ambrosiana in Mailand, Amelli, veröffentlicht. Der Fund ist im Dezember v. J. gemacht worden. Die Blätter liegen in einer hölzernen Kiste, deren Bemalung und Aufschrift auf das dreizehnte Jahrhundert hinweisen. Auf dem Deckel ist S. Rusinus abgebildet, „anzurufen gegen alle Fieber und Wechselfieber“, woraus sich die Abnutzung der Blätter erklärt. Die Fragmente sind Eigenthum der Kirche zu Sarezzano, wo sie sich gefunden haben. Man hat sie nur provisorisch hierher gebracht, um das Urtheil der hiesigen Kenner darüber gänzlichem Verderben bewahrt werden könnten. 88

Gewerbe und Handel.

Berlin. Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende Juli cr. 2,961,000 Thlr. 4 prozentige und, abzüglich ausgelooster und deshalb gekündigter Pfandbriefs⸗Kapitalien, 1,630,500 Thlr. 5 prozentige, zusammen 4,591,500 Thlr. Pfandbriefe ausgegeben. Zugesichert, aber noch nicht abgehoben, waren 807,300 Thlr. In der Feststellung be⸗ griffen 13. Darlehnsgesuche zum Feuerversicherungswerthe von 270,650 Thlr. An neuen Anmeldungen sind im Juli cr. 14 Fälle mit

München, 31. Juli. Den Nachbenannten wurden Gewerbs⸗ Privilegien verliehen, und zwar:

unterm 18. Juli l. Is. dem Mac Kay aus Boston auf ein neues Verfahren der Schuhfabrikation für den Zeitraum von drei Jahren, vom 18. Juli 1873 anfangend, ferner

unterm 22. Juli l. Is. dem Oel⸗, Firniß⸗ und Lackfabrikanten Ludwig Andreas Mack in Augsburg auf Bereitung einer Oel⸗Cement⸗

zu hören, wie sie vor