Sachsen. Dresden, 7. August. Ueber das Befinden des Königs ist dem „Dr. J.“ heute Vormittag das nach⸗ tehende Bulletin zugegangen: „ 3 steh 4429 1 “ 89 —,2g eine weni⸗ t gehabt. Im Uebrigen der Zustand derselbe. Fiedler. Dr. Carus. Dr. Ullrich.“
— Der Staats⸗Minister Freiherr v. Friesen ist gestern von seiner Badereise zurückgekehrt und hat die Geschäfte seiner Departements wieder übernommen.
Württemberg. Friedrichshafen, 5. August. Der König hat gestern mit Gefolge auf dem Dampfboote „Chri⸗ stoph“ einen Ausflug nach Schaffhausen unternommen. Die Thalfahrt nahm 3 ½ Stunden, die Rückfahrt 4 ½ Stunden in Anspruch.
Baden. Karlsruhe, 6. August. Im großen Saale des Rathhauses, welches schon am Morgen in reichem Flaggen⸗ chmuck prangte, hat heute in programmgemäßer Weise der feier⸗ liche Festakt zur Enthüllung der Erinnerungstafel für die im letzten Krieg gefallenen Angehörigen der Stadt Karls⸗ ruhe stattgefunden. Der Feier wohnten u. A. der Staats⸗Mi⸗ nister Dr. Jolly und die übrigen Mitglieder des Staats⸗Ministe⸗ riums, die General⸗Majore von Willisen und Delorme, sowie der größte Theil des hiesigen Offiziercorps bei, ferner Angehörige der im letzten Kriege Gefallenen, die Gemeinderäthe der Stadt und der größte Theil der Bürgerausschuß⸗Mitglieder, sowie ein⸗ geladene Personen, insbesondere viele frühere Kriegskameraden der zu Feiernden. Im Treppenhaus waren in Paradeuniform Abthei⸗ lungen der hiesigen Garnison aller Truppengattungen aufgestellt. Im Hintergrund des festlich ges chmückten Saales zu beiden Seiten der Red⸗ nertribüne bildeten die „Liederhalle“ und der „Liederkranz“, welche beide mit ihren Fahnen erschienen waren, einen Halbkreis, um zu Beginn der Feier und am Schluß patriotische Gesänge vor⸗ zutragen. Die von dem Ober⸗Bürgermeister Lauter gehaltene Festrede endete während des Akts der Enthüllung der Tafel mit Verlesung des Inhalts derselben: der Namen sowie des miljtärischen Rangs und der Verwundungs⸗ und Todestage der Krieger. Dabei ertönte Kanonendonner und Glockengeläute, woauf der erhebende Akt gegen 12 Uhr schloß. Die Tafel trägt in goldenen Buchstaben ihren Inhalt auf schwarzem Mar⸗ mor, im obern Theile prangt in Relief ein silberner Lorbeer⸗ kranz, ein Eisernes Kreuz umschließend.
Hessen. Darmstadt, 4. August. Nachdem Professor Köhler in Friedberg Namens der Mehrheit des Synodal⸗ Ausschusses den ihm als Berichterstatter obliegenden Bericht über den in zweiter Lesung festgestellten Entwurf einer Synodal⸗ verfassung fertiggestellt hat, wird der Ausschuß morgen zur Ent⸗ gegennahme des fraglichen Berichts zusammentreten. Dem Ver⸗ n nach haben sich die vorhandenen Minoritäten besondere Berichte zu den von ihnen beanstandeten Theilen vorbehalten.
Mecklenburg. Schwerin, 7. August. Aus Nor⸗ derney wird unter dem 2. August geschrieben: Der Erb⸗ Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin wird, wie im vorigen Jahre, wieder zu einem längeren Aufenthalte in den nächsten Tagen hier eintreffen. 8
Neustrelitz, 6. August. Die Mecklenburg⸗Strelitz und die Herzogin von Cam⸗ bridge sind aus London nach Schloß Rumpenheim abgrreist,
Großherzogin von
um während des Herbstes dort Wohnung zu nehmen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 7. August. (W. T. B.) Die von mehreren Zeitungen gebrachte Nachricht, daß hier die Cholera ausgebrochen sei, wird amtlich dementirt. Am 1. August kam ein einziger Todesfall an Brechruhr vor. Zwei weitere Fälle wurden geheilt.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 6. August. Ein Rund⸗ reiben des Ministers des Innern an die Statthalter und Länder⸗Chefs trägt denselben auf, die einleitenden Maßnah⸗ men für die Reichsrathswahlen zu treffen. Das Rund⸗ schreiben ist lediglich administrativen Inhalts und enthält sich jeder Vorschrift für eine eventuelle Einflußnahme auf die Wahl⸗ bewegung. In unterrichteten Kreisen wird versichert, daß das Kaiserliche Patent wegen Auflösung des Reichsrathes und Aus⸗ schreibung der Wahlen früher, als bisher erwartet wurde, er⸗ scheinen werde. rag, 5. August. Die Wanderversammlung des katholisch⸗politischen Vereins in Bergreichenstein wurde vom Be⸗ zirkshauptmann in Schüttenhofen aufgelöst, weil die Veranstalter die Angabe des Versammlungsortes unterlassen hatten.
Schweiz. Bern, 7. August. (W. T. B.) Nach einem Cirkularschreiben des Central⸗Komites der schwei⸗ zerischen altkatholischen Gemeinden und desliberalen Katholikenvereins ist die nächste Delegirten⸗Versamm⸗ lung zum 31. d. M. nach Olten einberufen. Es soll daselbst vorzugsweise über die Theilnahme der Schweiz an dem Alt⸗
katholikenkongreß in Konstanz und über die dabei von den sscchweizerischen Abgeordneten einzunehmende Stellung verhandelt werden. 5 — Angesichts neuer ultramontaner Demonstrationen, an deren Spitze Geistliche des Berner Juras stehen, hat die Re⸗ gierung das Statthalteramt Delsberg (im Jura) angewiesen, gegen die Betreffenden die Administrativuntersuchung einzuleiten und fernere Prozessionen zu verhindern.
Großbritannien und Irland. London, 6. August. Der Herzog von Edinburgh, zweiter Sohn der Königin Victoria, vollendete heute sein 29. Lebensjahr.
— Wie die offizielle „London Gazette“ meldet, ist die groß⸗ britannische Regierung von ihrem Gesandten im Haag benach⸗ richtigt worden, daß der General⸗Gouverneur von Niederländisch⸗ Indien eine Proklamation ver ⸗ hat, welche die Küste von Atchin in einen Zustand der Blockade erklärt.
— — Im Oberhause beantragte in der Sitzung vom 4. d. M. Earl Granville die zweite Lesung der Vorlage, welche das Jahr⸗ geld des Herzogs von Edinburgh erhöht, mit dem Bemerken, daß das Haus einstimmig eingewilligt habe, eine weitere Apa⸗ nage für den Herzog von e. anläßlich seiner Verhei⸗ zu genehmigen, und daß die in der Bill enthaltenen
Vorschläge angemessen und gemã seien. Der Marquis von Salisbury unterstützte die Bill, worauf dieselbe in zweiter Le⸗ sung angenommen wurde. — Als die Consolidated Fund (Ap⸗ Ppropriations) Bill zur zweiten BA“ wurde, erhob sich Lord Redesdale und sagte, er sich dieser letzten Gelegenheit, um gegen die Zahlung der „Alabama“⸗Entschä⸗ digung zu protestiren und sein Bedauern darüber aus⸗ 8 daß sein auf die Wi ini der
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drücken,
rikanischen Kabinet gegenüber geltend gemacht wurde. Der Lord⸗ kanzler erwiderte, daß, nachdem beschlossen worden, die amerika⸗
zul Nord⸗ und Süd⸗Staaten begründetes Argument nicht dem ame⸗
nischen Forderungen einem Schiedsgerichte zu unterbreiten, die Möglichkeit, dieses Argument erfolgreich zu urgiren, ihre End⸗ schaft erreichte — Lord Manson erkundigte sich hierauf beim Minister für auswärtige Angelegenheiten, ob irgend welche Schritte zum Abschlusse einer Konsular⸗Konvention mit den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika ergriffen worden seien, und ob er bereit sei, in einer solchen Konvention Bestimmungen aufzuneh⸗ men, um Gewaltakte, die von Unterthanen beider Nationen auf hoher See verübt werden, wirksam bestrafen zu können. Lord Granville erwiderte, die Frage des Abschlusses einer Konsular⸗ Konvention mit den Vereinigten Staaten habe die Aufmerksam⸗ keit der Regierung bereits beschäftigt, und er hoffe, daß während der Parlamentsferien irgend eine Uebereinkunft erzielt werden würde.
— Im Unterhause begannen die Verhandlungen mit der Anmeldung einer Reihe von Anträgen für die nächste Par⸗ laments ession. Besondere Erwähnung verdient ein Antrag Bulls, der die künftige Haltung der sogenannten irischen „Home Rule“⸗Partei kennzeichnet. Derselbe lautet: b
„Da das gegenwärtige Regierungssystem im Inland in vieler Beziehung gegen den Geist und die Prinzipien der englischen Ver⸗ fassung, unvereinbar mit dem Recht auf gleiche Gesetze ist, und daß das gegenwärtige System, Irland durch Zwangsgesetze und Beschrän⸗ kungsmaßregeln zu regieren, ermangelt hat, Zufriedenheit für Irland im Einklange mit der Verfassung zu sichern, ist es die Pflicht des Par⸗ laments, eine Remedur für die gegenwärtige Lage der Dinge vor⸗ zuschlagen.“ 8
Auf der Tagesordnung stand ferner u. A. die Erwägung des Amendements des Hauses der Lords zu der Conspiracij Law Amendement Bill. Harcourt, der Urheber dieser Vorlage, beantragte deren Verwerfung. Der Minister des Innern ver⸗ sprach, daß dieselbe unter den Gegenständen zählen solle, welche die Regierung während der Ferien in Erwägung ziehen würde. Harcourts Antrag gelangte sodann zur Annahme. Die hierauf wieder aufgenommene Debatte über die zweite Lesung der Mun⸗ della'schen Vorlage zur Amendirung der Fabrikgesetze endigte mit der Zurückziehung der Maßregel. Nachdem noch auf Antrag des Schatzkanzlers die neuen Kontrakte für den Schiffspostdienst zwischen Table Bay und Zanzibar und Zanzibar und Aden gut geheißen worden waren, schloß die Sitzung.
— Einem Telegramm des Reuterschen Bureaus aus Cal⸗ cutta vom 5. d. M. zufolge hat die indische Regierung be⸗ schlossen, die Provinzen Assam von der Präsidentschaft Bengalen zu trennen und sie, einschließlich Cachar, Sylhet, Goalparah und den Hügel, unter einen Ober⸗Kommissär in direkte Beziehung zu der obersten Regierung zu stellen. Die Bevölkerung der Provinzen beläuft sich auf 4 Millionen Einwohner.
— 7. August. (W. T. B.) Der Unter⸗Staatssekretär des Schatzdepartements, G. E. Baxter, hat wegen einer Differenz mit dem Kanzler der Schatzkammer, Lowe, seine Entlassung erbeten. Außerdem sind noch mehrere Demissionsgesuche innerhalb des Ministeriums erfolgt, welche der Königin zur Entscheidung vorliegen.
— Die Reismagazine in der Londoner Vorstadt Stepney sind heute durch eine Feuersbrunst vollständig zerstört worden.
— 8. August. (W. T. B.) Innerhalb des Ministe⸗ riums sind folgende Veränderungen nunmehr als fest⸗ stehend zu betrachten. Der Lord⸗Präsident des Geheimen Raths Marquis de Ripon und Childers, der Kanzler des Herzogthums Lancaster, treten ganz aus dem Kabinet. Bruce, der bisherige Staatssekretär des Innern, welcher zum Pair ernannt werden soll, wird an Stelle des Ersteren Lord⸗Präsident des Geheimen Raths und John Bright, Kanzler des Herzogthums Lancaster. Lowe, bisher Kanzler der Schatzkammer, wird Minister des In⸗ nern und Gladstone übernimmt an seiner Stelle auch das Amt eines Kanzlers der Schatzkammer. Nachfolger des Unter⸗Staats⸗ sekretärs des Schatzamtes Baxter wird Dodson. Weitere Verän⸗ derungen im Ministerium sind bevorstehend.
Frankreich. Paris, 6. August. Der Präsident der Republik hat gestern in Calais den Schieß⸗Uebun⸗ gen beigewohnt. Bei dieser Gelegenheit legten der Präfekt und der Ober⸗Ingenieur ihm die Pläne des Bassins und der Ver⸗ einigung der beiden Städte St. Pierre und Calais, von Süd⸗ osten aus, vor. Heute wollte der Präsident nach dem Cap Gris⸗ Nez fahren, um die Stelle zu besichtigen, wo ein Hafen ange⸗ legt werden soll.
— Der Kriegs⸗Minister hat alle Corps⸗Chefs durch Cirkularschreiben aufgefordert, in den Regimentern genau auf Soldaten der Kommune zu fahnden, die, wie es scheint, kein besseres Mittel, den Nachsuchungen zu entgehen, fanden, als sich in die Reihen der Armee aufnehmen zu lassen, oder, nach⸗ dem sie im Augenblick des Abzuges der Truppen von Paris desertirt, sich ohne Aufsehen zu ihren Corps zurückbegaben.
— 7. August. (W. T. B.) Der Graf von Paris hat, wie die „Agence Havas“ meldet, gelegentlich seines Besuches den Grafen von Chambord mit den Worten angeredet: Er komme, ihm den Besuch zu machen, der schon seit langer Zeit zu seinen innigsten Wünschen gehöre. Er begrüße sowohl selbst, wie auch im Namen sämmtlicher Mitglieder seiner Familie in ihm nicht allein das Haupt seines Hauses, sondern auch den alleinigen Repräsentanten des monarchischen Prinzips in Frank⸗ reich. Der Graf von Chambord erwiderte noch an demselben Abende den Besuch des Grafen von Paris, und diese zweite Begegnung soll noch herzlicher und wärmer, wie die erste gewe⸗ sen sein. — Unter den Legitimisten und Orleanisten soll seit dem Besuche des Grafen vou Paris bei dem Grafen von Cham⸗ bord eine größere Annäherung stattgefunden haben. Von der „Union“ wird konstatirt, daß die Einigkeit in dem französischen Königshause Fewae eve ves sei; es erübrige jetzt nur auch allen Franzosen die Einigkeit wieder zu geben. Die „Gazette de France“ meint, die Prinzen hätten jetzt ihre Schuldigkeit gethan; nun⸗ mehr sei es an den Franzosen, auch den Prinzen gegenüber ihre Schuldigkeit zu thun.
— Die von einigen Blättern gebrachten Meldungen von angeblichen Bemühungen des französischen Bot⸗ schafters beim päpstlichen Stuhl, Grafen de Corcelles, den Einfluß Frankreichs zu Gunsten des Papstes geltend zu machen, entbehren, der „Agence Havas“ zufolge, jedweder Begründung; die französische Regierung sei voll von Ehrerbietung und Er⸗
ebenheit gegen den Papst, dieselbe werde aber in der vom srüheren Präsidenten Thiers Italien gegenüber beobachteten Politik keinerlei Aenderung eintreten lassen.
— 8. August. (W. T. B.) Rochefort soll, wie jetzt
feststeht, nach Caledonien eingeschifft werden.
Lyon, 7. August. (W. T. B.) Von dem Journal „De⸗
auf die von Paray le Monial aus an ihn gerichtete Adresse von 100 Deputirten der Rechten erlassen In demselben ver⸗
centralisation“ wird das Breve veröffentlicht, welches der Papst
der Gerechtigkeit wieder über Frankreich leuchten werde, di Jungfrau Maria selbst spreche es aus, daß das Königthum i Frankreich wieder auferstehen werde, die Pilgerfahrten seien ei den Engeln und den Menschen wohlgefälliges Schauspiel. In dem der Papst die Deputirten und die Regierung deshalb be glückwünscht, verkündet er das Ende der Herrschaft der Irrthümer
reichs.
Türkei. Konstantinopel, 27. Juli.
wird von hier aus bestätigt, daß die persisch⸗türkis ferenz ihrem Austrag nahe sei. Persien hatte verlangt, 8 seine in der Türkei residirenden Unterthanen denen der europãi schen Mächte gleichberechtigt sein sollten. Dank den Bemühun⸗ gen, namentlich Englands, habe indeß der Schah auf diesen An⸗ spruch verzichtet, die Pforte dagegen Konzessionen anderer Art gemacht. Darnach sollen die in der Türkei wohnenden Perser eine jenen anderen Nationen ähnliche Stellung einnehmen, dene bestimmte Kapitulationen zur Seite stehen. Die betreffende Kon vention soll demnächst bei Gelegenheit der Anwesenheit des Schahs in Konstantinopel unterzeichnet werden. —
Rußland und Polen. St. Petersburg, 6. August. Die Rückreise des Schahs von Persien nach Teheran wird, der „St. Pet. Ztg.“ zufolge, über Konstantinopel, Poti, Tiflis, 85 und Enseli ungefähr um die Mitte des Monats August olgen. — Der Kaiserlich russische Feldmarschall Berg ist Seitens der Regierung angewiesen worden, nicht nur Revisions⸗ und Desinfektions⸗Anstalten an der Weichsel entlang und namentlich an der polnisch⸗galizischen Grenze zu er⸗ richten, sondern auch anzuordnen, daß bis auf Weiteres eine Sistirung oder doch möglichste Beschränkung des Holztransports auf der Weichsel eintrete. 1
Schweden und Norwegen. Stockholm, 4. August⸗ Der König und die Königin, welche ihre Reise nach Scho⸗ nen, dem „Nya Dagl. Alleh.“ zufolge, aufgegeben haben, werden am 10. August in Stockholm von ihrer Krönungsreise nach Nor⸗ wegen zurückerwartet.
— Durch Ernennung des norwegischen Staatsraths Stang zum Staats⸗Minister ist ein Staatsrathsposten vakant geworden, nämlich der Posten eines Chefs für das Revisionsdepar⸗ tement. „Aftonbladet“ zufolge soll dieser Posten jedoch nicht besetzt, sondern ein neues Departement für öffentliche Arbeiten errichtet werden, wogegen die Decision des Revisionsdepartements einigen Generaldecisoren unterbreitet wird.
Dänemark. Kopenhagen, 8. August. (W. T. B.) Der Großfürst Thronfolger von Rußland mit Ge⸗ mahlin wird hier am 16. August erwartet. Ebenso wird der Prinz Arthur von Großbritannien nächstens wieder hier eintreffen.
Das Münzgesetz vom. 9. Juli 1873 ist soeben in einem korrekten Abdruck in 8. in der Königlichen Geheimen Ober⸗Hofbuch⸗ druckerei (R. v. Decker) erschienen.
Statistische Nachrichten.
Heber den Stand der Cholera liegen bis heute felgende statistische Nachrichten vor: In Königsberg waren vom 2. bis inkl. 5. August angemeldet: erkrankt 76, gestorben 39 Personen. — Aus Danzig lautet der letzte Bericht: a. im Stadtkreise erkrankt 40, davon verstorben 25, genesen 3, in Behandlung 12, b. im Landkreise im Ganzen erkrankt 251, verstorben 131, genesen 67, noch in Be⸗ handlung 53. — In Weichselmünde (14990 Einw.) waren bis zum 4. d. M. 95 Personen erkrankt und 35 gestorben (7 Prozent). — In Magdeburg sind vom 4. bis 6. d. M. vom Civil 65 erkrankt, 26 verstorben, vom Militär 10 erkrankt, 4 verstorben. — In München sind vom 30. v. M. bis 5. August Mittags inkl. 13 Erkrankungs⸗ und 8 Todesfälle konstatirt — Aus Würz⸗ burg, 6. August, wird gemeldet: Bis gestern Abend 5 Uhr waren in der Stadt inkl. Juliusspital an Cholera, Cholerine und Brechdurchfall neu zugegangen 7 Kranke (4 männliche, 3 weibliche); gestorben war ein männlicher Kranker, genesen 4 weibliche Patienten, so daß zur Eingangs genannten Zeit noch 12 Kranke (5 nzanch und 7 weibliche) in Behandlung verblieben. — Aus Dresden, 7. Auguft, lautet der amtliche Ausweis: Von gestern bis heute Mittag sind in hiesiger Stadt anderweit 7 Erkrankungs⸗ und 4 Todesfälle an der Cholera vorgekommen. Hierdurch ist der gestern mitgetheilte Bestand an Cholerakranken auf 28 Personen gestiegen. Bezüglich des Stundes der Cholera in den Ortschaften des Gerichts⸗ amtsbezirks Dresden konstatirt eine Bekanntmachung des Königlichen Gerichtsamtes und des Königlichen Bezirksarztes vom gestrigen Taze, daß im Verlaufe der letztverflossenen Woche 36 neue Ersrankungs⸗ fälle, darunter 14 mit tödtlichem Ausgange, zur Anzeige gelangt sind.
AKunst und Wissenschaft.
Akademie der Wissenschaften“ lasen im Februar d. J. folgende Herren: Kiepert, Ueber die Lage der armenischen Hauptstadt Tigra⸗ nokerta (Fortsetzung); Hofmann, Ueber die Phosphine der dritten, vierten und fünften Kohlenstoffreihe.
Verkehrs⸗Anstalten.
Stettin, 6. August. Der Aufsichtsrath und die Direktion des „Baltischen Lloyd“ veröffentlicht Folgendes:
„Den verschiedenen umlaufenden Gerüchten gegenüber halten wir uns für verpflichtet, bekannt zu machen, daß bis heute keine näheren Nachrichten über unscren Dampfer „Ernst Moritz Arndt“ einge⸗ troffen sind. Eine Kommission von Sachverständigen, bestehend aus den Kapitänen Barandon, Bödow, Böttcher, Pust, Dreyer und Deh⸗ nicke, die wir zu Rathe gezogen haben, ist einstimmig der Ansicht, daß noch keine Veranlassung vorliegt, das Schiff, welches mit Pro⸗ viant und Wasser auf mindestens 3 Monate versehen ist, als verlo⸗ ren zu betrachten. Es sind von uns aus die ausgedehntesten Vorkeh⸗ rungen getroffen, um Nachrichten über den „Arndt“ zu erhalten, welch⸗ unverzüglich zur Veröffentlichung gelangen sollen.“
Der „Ernst Moritz Arndt“ war am 3. Juli von Swinemünde, und am 8. von Havre nach New⸗York in See gegangen.
Kopenhagen, 8. August. (W. T. B.) Die Regierung hat die gegen das Einschleppen der Cholera bestehenden Maßregeln gegenüber den von der Weichselmündung kommenden Schiffen in Kraft gesetzt. 1b
New⸗York, 7. August. (W. T. B.) Der Dampfer des nord⸗ deutschen Lloyd „Hansa“ ist heute hier eingetroffen.
Aus dem Wolfs'schen Telegraphen⸗Bureau. *
polizeilichen Verhandlung der Martinschen Eheleute aus Kusel gegen den Bischof von Speyer, Dr. Haneberg, wegen Verleum⸗ dung wurde von dem Vertreter des verklagten Bischofs die Kom⸗ petenz des Gerichts bestritten. Das Zuchtpolizeigericht hat sich Widerspruchs ungeachtet aber für kompetent erklärt und die Fort⸗ setzung der Verhandlung auf den 21. d. M. anberaumt.
sichert der Papst, er habe nie daran gezweifelt, daß die Sonne
und die Wiederherstellung der Größe und des Ruhmes Frank⸗
Nach dem „Monatsberichtt der Königlich preußischen
Kaiserslautern, Donnerstag, 7. August. In der zucht⸗
Dresden, Freitag, 8. August, Vormittags. Laut gestern
Abend ausgegebenem Bulletin ist der Zustand des Königs un⸗ verändert. Regelmäßige Bulletins werden vorläufig nicht mehr ausgegeben.
Darmstadt, Freitag 8. August, Vormittags. Der Zu⸗ sammentritt der Landessynode ist, der „Darmstädter Zeitung“ zufolge, auf den 9. September zu erwarten.
Wien, Freitag, 8. August, Vormittags. Der Graf von Paris ist nach dem Empfange in Frohsdorf hierher zurückge⸗ kehrt, wohin ihm der Graf von Chambord folgte. — Einer hier eingetroffenen Deputation von Legitimisten hat der Graf von Chambord, wie die „Vorstadtzeitung“ wissen will, seine Geneigt⸗ heit ausgesprochen, die Krone von Frankreich anzunehmen.
Königliche Schauspiele. Sonnabend, den 9. August. Im Opernhause. (139. Vor⸗ Pelung.) Aladin, oder: Die Wunderlampe. Großes Zauber⸗ allet in 3 Akten von Hoguet. Musik von Gährich. Anfang 7 Uhr. Mittelpreise. Die Oper und das Schauspiel haben Ferien.
Ausgrabungen in Troja.
Dr. Schliemann hat aus Troja, 17. Juli, an die „Allg. Ztg.“ ein Schreiben über den Fortgang der von ihm daselbst unternommenen Ausgrabungen gerichtet, dem wir Folgendes entnehmen:
Im Anfang dieses Monats stieß ich in 8 ½ Metern Tiefe auf der vom Skäischen Thor in west⸗nordwestlicher Richtung weitergehenden
roßen trojanischen Ringmauer, und unmittelbar neben dem Hause des Filame⸗ auf einen großen kupfernen Gegenstand höchst merkwürdiger
korm, der um so mehr meine Aufmerksamkeit auf sich zog, als ich hinter demselben Gold zu bemerken glaubte. Auf demselben ruhte eine 11 — 1¼ Meter dicke steinfeste Schicht von rother Asche und cal⸗ cinirten Trümmern, auf welcher eine 1 Meter 80 Centimeter dicke, 6 Meter hohe Festungsmauer lastete, die aus großen Steinen und Erde bestand und aus der ersten Zeit nach der Zerstörung Trojas stam⸗ men muß.
Der zuerst gesehene Gegenstand war ein großes flaches kupfernes Geräth (aros ᷣalosaꝓ oder dais dᷣalosα), in Form eines großen Präsantirtellers, in dessen Mitte sich ein von einer Rinne (2⁵las) mmgebener Nabel befindet: dieses Gefäß hat 49 Centimenter im Durckmesser, ist ganz flach und von einem 4 Centimeter hohen Rand umgeben; der Nabel (àHa40⸗) ist 6 Centimeter hoch und hat 11 Centimeter im Durchmesser; die um demselben befindliche Rinne hat 18 Centimeter im Durchmesser und ist 1 Centimeter tief. Höchst wahrscheinlich ist es ein Schild; jedenfalls erinnert es lebhaft an die Homerischen dàaᷣrides &ᷣ‿ρlösggas.
Der zweite Gegenstand, den ich herauszog, war ein kupferner Kessel mit zwei horizontalen Henkeln, welcher uns jedenfalls das Bild des Homerischen 155 %⸗- giebt; derselbe hat 42 Centimeter im Durch⸗ messer und 14 Centimeter Höhe; der Boden ist flach und hat 20 Cen⸗ timeter im Durchmesser.
Der dritte Gegenstand war eine 1 Centimenter dicke, 10 Centi⸗ meter breite, 44 Centimeter lange kupferne Platte, welche einen 2 Millimeter hohen Rand hat; an einem Eude sieht man zwei unbe⸗ wegliche Räder mit Axe. Diese Platte ist auf zwei Stellen stark gebogen, jedoch glaube ich, daß diese Biegungen durch die Gluth ge⸗ schehen sind, welcher der Gegenstand in der Feuersbrunst ausgesetzt ge⸗ wesen ist; auf demselben ist eine silberne Vase von 12 Centimetern Höhe und Breite fe geschmiedet, jedoch vermuthe ich, daß dies eben⸗ falls nur durch Zufall in der Feuersbrunst geschehen.
Der vierte heworgekommene Gegenstand war eine kupferne Vase von 14 Ceäntimetern Höhe und 11 Centimetern im Durchmesser.
Darauf kam eine 15 Centimeter hohe, 14 Centimeter im Durch⸗ messer haltende und 403 Gramm wiegende kugelrunde Flasche von reinstem Golde mit einer angefangenen, aber nicht vollendeten Zickzack⸗ verzierung; ein 9 Centimeter hoher, 7 ¾ Centimeter breiter, 26 Gramm chwerer Becher, ebenfalls von reinstem Golde, sowie ein 9 Centimeter
oher, 18 ¾ Centimeter langer, 18 ¼ Centimeter breiter, genau 600
ramm wiegender Becher von reinstem Golde, in Form eines Schiffes, mit zwei großen Henkeln; auf der einen Seite ist ein 7 Centimeter, auf der anderen ein 3 Centimeter breiter Mund zum Trinken und es mag derjenige, welcher den gefüllten Becher hinreichte, aus dem kleinen Munde vorgetrunken haben, um als Ebrenbezeugung den Gast aus dem großen Munde trinken zu lassen. Dieses Gefäß hat einen nur um 2 Millimeter hervorstehenden, 3 ½ Centimeter langen, 2 Centimeter breiten Fuß, und ist jedenfalls das Homerische geas deᷣgeöreov. Ich bleibe aber fest bei meiner Behauptung: daß auch alle jene hohen glänzend rothen Becher, in Form von Champagnergläsern und mit zwei gewaltigen Henkeln de½va dαegνeοτᷣα sind, und auch diese Form wird von Gold dagewesen sein. Noch muß ich die für die Geschichte der Kunst sehr wichtige Bemerkung machen, daß vorgesagtes goldenes Osετas dàαeννοꝓτεο gegossen ist und die großen nicht ganz massiven Henkel daran geschmiedet sind. Dagegen ist der vorher erwähnte e goldene Becher sowie die goldene Flasche mit dem Hammer getrieben.
Der Schatz enthält ferner einen kleinen 70 Gramm wiegenden, 8 Centimeter hohen, 6 ½ Centimeter breiten Becher von mit 25 „Ct. Silber versetztem Golde, dessen Fuß nur 2 Centimeter hoch und 2 ½ Centimeter breit, außerdem nicht ganz gerade ist, so daß der Becher nur zum Hinstellen auf den Mund bestimmt zu sein scheint. Ich fand dort ferner sechs mit dem Hammer getriebene Stücke einer Mischung von Gold und Silber (.) in Form ron großen Klin⸗ gen, deren eines Ende abgerundet, das andere in Gestalt eines Halb⸗ mondes ausgeschnitten ist.
Die beiden größern sind 21 ½ Ctm. lang und 5 Ctm. breit, und jedes davon wiegt 184 Gramm. Die darauffolgenden 2 Stücke sind 18 ½ Ctm. lang und 4 Ctm. breit, und jedes davon wiegt 173 Gramm; die beiden übrigen Stücke sind 17 ¼ Ctm. lang und 3 Ctm. breit, und jedes derselben wiegt 171 Gramm. Höchst wahrscheinlich sind dies die homerischen Talanta (d4àxν◻2, welche nur klein sein konnten, da z. B. Achilles (Jlias XXIII, 269) als ersten Kampfpreis eine Frau, als zweiten ein Pferd, als deitten einen Kessel und als vierten zwei goldene Talente aufstellt. Ich fand dort ferner drei große silberne Vasen, wovon die größte 21 Ctm. hoch ist und 20 Ctm. im Durchmesser und einen Henkel von 14 Ctm. Länge und 9 Ctm. Breite hat. Die zweite Vase ist 17 ½ Ctm. hoch und hat 15 Ctm. im Durchmesser; man sieht auf derselben den obern Theil einer andern silbernen Vase festgeschmolzen, von der nur Bruchstücke übrig geblieben sind. Die dritte ist 18 Ctm. hoch und hat 15 ½ Ctm. im Durchmesser; am Fuße dieser Vase ist viel Kupfer festgeschmolzen, welches in der Feuersbrunst von den kupfernen Sachen des Schatzes abgeträufelt sein muß. Alle drei Va⸗ sen sind unten kugelrund, und können daher nicht hingestellt werden, ohne angelehnt zu sein. Auch fand ich dort einen 8 ½ Ctm. hohen silbernen Becher, dessen Mund 10 Ctm. im Durch⸗ messer hat; ferner eine silberne Schale (udν) von 14 Ctm. im Durchmesser, sowie zwei kleine herrlich gearbeitete silberne Vasen; die größere derselben hat an jeder Seite zwei Röhr⸗ chen zum Aufhängen mit Schnüren, und ist, inclusive ihres hutartigen Deckels, 20 Etm. hoch und hat 9 Ctm. im Durchmesser im Bauch. Die kleinere, nur mit einem Röhrchen an jeder Seite zum Aufhängen mit einer Schnur versehene, silberne Vase ist, inelusive ihres Hutes, 17 Ctm. hoch und 8 Ctm. breit. Theils auf, theils neben den gol⸗ denen und silbernen Sachen fand ich drelzehn Lanzen von Kupfer von 17 ½, 21, 21 ½, 23 und 32 Ctm. Länge und 4 bis 6 Ctm. Breite an der breitesten Stelle; in dem untern Ende derselben sieht man ein Loch, worin bei den meisten noch der Nagel oder Stift steckt, mit welchem die Lanze in der hölzernen Stange befestigt war. Die tro⸗ janischen Lanzen waren somit ganz vers ieden von den griechischen und römischen, denn bei diesen wurde der Lanzenschaft in die Lanze, bei jenen die Lanze in den Schaft gesteckt. Ich fand dort ferner 14 jener hier häaäufig vorkommenden, anderswo aber noch niemals gefundeuen kupfernen Waffen, die nach einem Ende zwar beinahe spitz, aber stumpf, nach dem an⸗ dern Ende in eine breite Schneide auslaufen. Ich hielt dieselben früher für eine besondere Art von Lanzen, bin aber jetzt zur Ueber⸗ zeugung gekommen, daß sie nur als Streitärte gebraucht sein können; dieselben sind 16 bis 31 Etm. lang, 1‧¼ bis 2 Cim, dick und 3 bis 7 ½ Etm. breit, und die größten derselben wiegen 1365 Gramme. Weiter fand ich dort 1. große zweischneidige kupferne Dolchmesser, die einen 5 bis 7 Em. langen und am Ende unter rechtem Winkel umge⸗
bogenen Griff haben, der einst mit Holz eingefaßt gewesen sein muß;
denn wäre die Einfassung von Knochen gewesen, so würde sie noch jetzt ganz oder theilweise vorhanden sein. Der spitze Griff wurde in ein Stück Holz gesteckt, so daß das Ende 1 ½ Ctm. lang hervorragte, und dies wurde einfach umgebogen. Das größte dieser Messer ist 27 Centimeter lang und an der breitesten Stelle 5 ½ Ctm. breit; von einem zweiten, welches 4 ½ Ctm. breit, ist die Spitze abgebrochen; es ist jetzt noch 22 ⅛ Etm. lang, scheint, aber 28 Ctm. lang gewesen zu
sein. Ein dritter Dolch ist 22 Ctm. lang und mißt an der breitesten Stelle 3 ¾ Ctm.; ein vierter Dolch ist in der Feuersbrunst zwar ganz zusammengerollt, scheint aber 28 Ctm. lang gewesen zu sein. Von dem fünften, sechsten und siebenten Dolchmesser sind nur 10 bis 13 ½ Ctm. —2 k2e ghashen Ich glaube vnferden in einem Pack on vier in der Feuersbrunst zusammengeschmolzenen Lanzen und Streitärten noch ein Dolchmesser zu bemerken. f —
Von gewöhnlichen einschneidigen Messern fand sich im Schatze nur eines von 27 Ctm. Länge. Auch fand ich dort das 22 Ctm. lange, 5 Ctm. breite Bruchstück eines Schwertes, sowie eine in eine Schneide auslaufende, 38 Ctm. lange viereckige kupferne Stange, die jedenfalls auch als Waffe gedient zu haben scheint.
Da ich alle vorgenannten Gegenstände zusammen⸗ oder ineinander verpackt auf der Ringmauer fand, deren Bau Homer dem Neptun und Apollo zuschreibt, so scheint es gewiß, daß sie in einer hölzelnen Kiste (‿‿peaub⁵) lagen, wie solche in der Ilias (XXIY, 228) im Palast des Priamos erwähnt werden; dies scheint um so gewisser, als ich unmittelbar neben den Gegenständen einen 10 ½ Ctm. langen kupfernen Schlüssel fand, dessen 5 Ctm. langer und breiter Bart die größte Aehnlichkeit hat mit dem der großen Kassenschlüssel in den Banken. Merkwürdigerweise hat dieser Schlüssel einen hölzernen Griff gehabt; das, gleich wie bei den Dolchmessern, unter rechtem Winkel umgebogene Ende des Schlüsselstiels läßt keinen Zweifel darüber. Vermuthlich hat jemand aus der Familie des Priamos den Schatz in aller Eile in die Kiste gepackt, diese fortgetragen, ohne Zeit gehabt zu haben, den Schlüssel herauszuziehen, ist aber auf der Mauer von Feindes Hand oder vom Feuer erreicht worden, und hat die Kiste im Stich lassen müssen, die sogleich 5 oder 6 Fuß hoch mit der rothen Asche und den Steinen des daneben stehenden Königlichen Hauses über⸗ schüttet wurde. Vielleicht gehörte dem Unglücklichen, welcher den Schatz zu retten versucht hatte, jener Helm, der — zusammen mit einer Vase und einem Becher von Silber — unmittelbar daneben in einem Raum des Königlichen Hauses gefunden wurde. Fünf oder sechs Fuß hoch über dem Schatz bauten die Nachfolger der Trojaner eine 6 Meter hohe, 1 M. 80 Ctm. dicke Festungsmauer von großen behauenen und unbehauenen Steinen und Erde, die bis 1 Meter unter der Ober⸗ fläche des Berges reicht. Daß man den Schatz bei furchtbarer Lebens⸗ gefahr, in zitternder Angst zusammengepackt hat, davon zeugt u. A. auch der Inhalt der größten silbernen Vase, in welcher ich ganz unten zwei prachtvolle goldene Kopfbinden (29 711a ), ein Stirnband und vier prachtvolle höchft kunstvoll gefertigte Ohrgehänge von Gold fand; darauf lagen 56 goldene Ohrringe höchst merkwürdiger Form und Tausende von sehr kleinen Ringen, Würfeln, Knöpfen u. s. w. von Gold, die offenbar von anderen Schmucksachen herrühren; darauf folg⸗ ten sechs goldene Armbänder, und ganz oben lagen die beiden kleineren goldenen Becher.
Die eine Kopfbinde ist 51 Centimeter lang und besteht aus einer goldenen Kette, von welcher auf jeder Seite acht 39 Centimeter lange, ganz und gar mit kleinen goldenen Baumblättern belegte Ketten zur Bedeckung der Schläfen herunter gehen, und am Ende einer jeden dieser 16 Ketten hängt ein 3 ¼ Centimeter langes goldenes Idol mit dem Eulenkopf der ilischen Schutzgöttin. Zwischen dieser Schläfenbedeckung sieht man die 74, ebenfalls mit goldenen Baumblättern belegten, 10 Centimeter langen Kettchen der Stirnbedeckung, an deren jedem unten ein doppeltes 2 Centimeter langes Baumblatt hängt.
Die zweite Kopfbinde besteht aus einem 55 Centimeter langen, 12 Millimeter breiten goldenen Stirnband, von dem, zur Bedeckung der Schläfen, an jeder Seite sieben mit je 11 viereckigen, mit einer Rille versehenen Blättern geschmückte Kettchen hängen, die durch 4 Querkettchen mit einander verbunden sind, und an deren jedem unten ein 25 Millimeter langes goldenes Idol der Schutzgöttin Trojas prangt. Die ganze Länge einer jeden Kette mit dem Idol beträgt 26 Centimeter; diese Idole haben fast Menschengestalt, in welcher aber der Eulenkopf mit den beioen großen Augen nicht zu verkennen ist; ihre Breite an den Füßen ist 21 Millimeter, Zwischen diesem Schlä⸗ fenschmuck hängen 47, mit 4 viereckigen Blättchen verzierte e herab, an deren jedem ein 18 Miklimeter hohes Idol der ilischen Schutzgöttin hängt; die Länge dieser Kettchen mit den Idolen ist nur 10 Centimeter. 3
Das Stirnband ist 46 Ctm. lang und 1 Ctm. breit und hat an jedem Ende 3 Durchbohrungen; es ist durch 8 vierfache Reihen von Punkten in 9 Fächer getheilt, in deren jedem man 2 große Punkte sieht, und eine ununterbrochene Reihe von Punkten ziert den ganzen Rand. Von den 4 Ohrgehängen sind nur 2 einander vollkommen gleich; von dem oberen Theil derselben, der fast in Korbform und mit 2 Reihen Verzierungen in Form von Perlen geschmückt ist, hängen 6 mit 3 kleinen viereckigen Cylindern versehene Kettchen herunter, an deren Enden man kleine Idole der Schutzggöttin Trojas sieht. Die Länge dieser beiden Ohrgehänge beträzt 9 Ctm. Der obere Theil der beiden anderen Ohrgehänge ist größer und dicker, aber ebenfalls fast in Korbform, und von demselben hängen 5 ganz mit kleinen runden Blättchen bedeckte Kettchen herunter, an denen ebenfalls kleine, aber imposantere Idole der ilischen Schutzgöttin befestigt sind; die Länge des einen dieser Gehänge ist 9 Ctm, die des anderen 8 Ctm.
Von den 6 goldenen Armbändern sind 2 ganz einfach, geschlossen und von 4 Millimetern Dicke; ein drittes ist ebenfalls geschlossen, be⸗ steht aber aus einem verzierten Bande von 1 Millim. Dicke und 7 Millim. Breite; die drei übrigen sind doppelt und haben umge⸗ bogene mit einem Kopf versehene Enden.
Die 56 übrigen goldenen Ohrringe sind von verschiedener Größe, und es scheinen 3 derselben von den Prinzessinnen des Königlichen Hauses auch als Fingerringe gebraucht worden zu sein. Die Form keines dieser Ohrringe hat irgendwie Aehnlichkeit mit den hellenischen, römischen, ägyptischen oder assyrischen Ohrringen; 20 derselben laufen in 4, 10 laufen in 3 neben einander liegende und usammengeschmie⸗ dete Blätter aus, und haben daher die sröhte Aehnlichkeit mit dem hier im vorigen Jahr von mir in 9 und 13 Metern Tiefe gefundenen Ohrringen von Gold oder Elektron. 18 andere Ohrringe laufen in 6 Blätter aus, und man sieht im Anfang derselben 2 Knöpfchen, in der Mitte 2 Reihen von je 5 Knöpfchen und am Ende 3 Knöpfchen. Zwei der größten Ohrringe, die wegen der Dicke des Endes keinesfalls als Ohr⸗ und nur als Fingerringe gebraucht zu sein scheinen, laufen in 4 Blätter aus, und man sieht im Anfang derselben 2, in der Mitte 3 und am Ende wiederum 2 Knöpfchen. Von den übrigen Ohrringen sind 2 in Gestalt von 3 und 4 in Gestalt von 2 neben einander liegenden herrlich geschmückten Schlangen.
Auf die Ohrringe hatte man eine Menge anderer auf Fäden ge⸗ zogener oder an Leder befestigter Schmucksachen in die große silberne Vase gelegt, denn auf und unter denselben fand ich, wie bereits er⸗ wähnt, Tausende von kleinen Gagenständen, nämlich Goldringe von nur 3 Millimetern im ifchmnesscg; glatte oder in Form von Stern⸗ chen ausgeschnittene, 4 Millimeter im Durchmesser haltende, runde oder viereckige Goldper’chen; 2 ½ Millimeter hohe, 3 Millimeter breite, der Länge nach mit 8 Einschnitten verzierte goldene durchbohrte Pris⸗ men; 5 Millimeter lange, 4 Millimeter breite, der Länge nach mit einer Röhre zum Aufzlehen verfehene Baumblättchen; kteine, 9 Milli⸗ meter lange, auf einer Seite mit einem Knopf, auf der anderen mit einem durchgehenden Loch versehene Goldstangen;5 Millimeter lange, 2 ½ Milli⸗ meter breite, viereckige oder runde goldene durchbohrte Prismen; nur 7 Millimeter im Durchmesser haltende, bdmiedete, doppelte oder dreifache goldene Ringe mit durchgehendem Loch an zwei Seiten zum Aufziehen; 5 Millimeter hohe goldene Knöpfe, in deren Höhlung ein 3 Millimeter breiter Ring oder Oese zum Annähen ist; 7 ½ Milli⸗ meter lange goldene Doppelknöpfe, ganz in Gestalt unserer Hemd⸗ knöpfe, die aber nicht zusammengeschmiedet, sondern zusammengesteckt sind, denn aus der Höhlung des einen Knopfes tritt eine 6 Millimeter lange Röhre (a5 210.05) hervor, aus der des anderen eine ebenso lange
um den Doppelknopf zu bilden. Diese Doppelknöpfe können wohl nur als Zierrathen von ledernen Sachen, so z. B. an Schwert⸗, Schild⸗ oder Messergehängen (relauczeg) gebraucht worden sein. f dort auch 2 goldene durchbohrte Prismen von 3 Millimetern Dicke und 19 Millimetern Länge, sowie ein goldenes Stäbchen von 21 Milli⸗ metern Länge und 1 ½ bis 2 Millimetern Dicke; es hat an einem Ende ein durchgehendes Loch zum Aufhängen, an dem anderen 6 herum⸗ gehende Einschnitte, welche dem Gegenstand das Ansehen einer Schraube eben; nur mittelst einer Loupe erkennt man, daß es keine wirkliche Schraube ist.
MNoch fand ich dort 2 Stücke Gold, wovon das eine 3, das an⸗ dere 5 Centimeter lang ist; jedes derselben hat 21 Durchbohrungen. Derrjenige, welcher versucht hatte den Schatz zu retten, hat lüa. licherweise die Geistesgegenwart gehabt, die große silberne Vase mit den beschriebenen Kostbarkeiten aufrecht in die Kiste hinzustellen, so daß nicht eine Perle herausgefallen und alles unversehrt geblieben ist. Mein geehrter Freund, der durch seine Entdeckungen und Schriften vielbekannte Chemiker Landerer in Athen, welcher alle im Schatz ent⸗ haltenen kupfernen Gegenstände aufs genaueste untersucht und Bruch⸗ stücke davon analysirt hat, findet, daß alle, ohne jegliche Beimischung von Zinn oder Zink, aus reinem Kupfer bestehen, welches, um es haltbarer zu machen, geschmiedet worden ist (7ενlao²).
„Da ich hoffte hier weitere Schätze zu finden, auch wünschte die trojanische Göttermauer bis zum Skäaischen Thor ans Licht zu bringen, so habe ich die theilweise auf derselben lastende obere Mauer auf eine Strecke von 17 ½ Metern ganz weggebrochen. Die Besucher der Troade erkennen dieselbe aber noch, dem Skäischen Thor gegen⸗ über, in der nordwestlichen Erdwand. Auch habe ich noch den unge⸗ heuren Erdklotz weggebrochen, welcher meinen westlichen und nordwest⸗ lichen Einschnitt vom großen Thurm trennte, mußte aber zu diesem Zweck eines meiner Häuser wegbrechen, auch zur leichteren Fortschaf⸗ sung des Schuttes das Skäische Thor Aberrücken. Das Resultat dieser neuen Ausgrabung ist für die Wissenschaft sehr lohnend gewesen, denn ich habe mehrere Wände, auch ein 6 Meter langes und breites Zimmer des Königlichen Hauses aufdecken können, auf welchem keine Bauten aus späterer Zeit lasten. Unter den dort gefundenen Gegenständen hehe ich nur hervor: eine auf einem viereckigen, oben mit 2 nicht durchgehenden Löchern und einem herum⸗ gehenden Einschnitt versehenen Stück rothen Schiefers befindliche, aus⸗ gezeichnet eingravirte Inschrift, von der aber weder mein gelehrter Freund Herr Emile Burnouf noch ich selbst zu sagen vermag, welcher Sprache sie angehört; ferner einige interessante Terracotten, worunter ein Gefäß ganz in Form eines modernen Fasses und mit einer Röhre in der Mitte zum Eingießen und Ablaufen der Flüssigkeit. Auch fan⸗ den sich auf der trojanischen Ringmauer, ½ Meter unterhalb der Stelle, wo der Schatz entdeckt ward, 3 silberne Schalen (eälal), wovon 2 beim Abgraben des Schuttes zerschlagen wurden; dieselben können jedoch wieder zusammengesetzt werden, da ich alle Stücke davon habe. Diese Schalen schei⸗ nen jedenfalls zu dem Schatze gehört zu haben, und wenn derselbe sonst ganz von unserem Hackeisen unberührt geblieben ist, so habe ich dies den erwähnten großen kupfernen Geräthen zu verdanken, welche hervor⸗ standen, so daß ich alles mit dem Messer aus dem harten Schutt herausschneiden konnte. G . Eine ausführliche Schilderung des Schatzes werde ich in dem jetzt bei Herrn F. A. Brockhaus in Leipzig im Druck befindlichen Werk über meine trojanischen Ausgrabungen geben. Der Atlas, wel cher einen Theil dieser Publikation bilden wird, erhält in Folge der noch beizufügenden Abbildungen der vielen merkwürdigen Gegenstände des Schatzes eine Vermehrung auf 216 photographische Tafeln.
Dr. Heinrich Schliemann.
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Weltausstellung 1873 in Wien.
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Wien, 6. August. (W. A. C.) In der Nachmittagssitzung des atentkongresses vom 4. August und der Vormittagssitzung vom 5. August wurde der erste Punkt der Tagesordnung: Die Frage, „ob Patentschutz oder nicht“ auf das Gründlichste durchgesprochen und end⸗ lich auch zur Abstimmung gebracht. Fuüͤr den Patentschutz traten mehrere Professoren, Juristen, Ingenieure, Fabrikanten ein, unter ihnen Autoritäten ersten Ranges wie Hamilton Hill aus Amerika, Haseltyre aus England, Professor Klostermann, Ferd. André, Pro⸗ fessor Jannasch, Dr. Rosenthal u. a. m.
Ein Amerikaner, Hr. Warth, beleuchtete die Frage vom rein praktischen, ein österreichischer Jurist Dr. von Rosas vom strengst theoretischen Standpunkte und kamen beide zu demselben Schlufse, zu Gunsten des Erfinderrechtes. Auch die Vertreter der anderen Rich⸗ tung, der national⸗ökonomischen Schule, hatten volle Gelegenheit, ihrer Meinung Ausdruck zu geben. Regierungs⸗Rath Dr. Franz FX. Neu⸗ mann verurtheilte den Patentschutz vom Standpunkte der Freiheit, Fabrikant Traun aus Hamburg, weil ohnedies der Nutzen der Pa⸗ tente regelmäßig nicht dem ersten Erfinder, sondern dem Patentkäufer zu Gute komme. Ingenieur Görz aus Wien hält den Patentschutz für eine Art Schutzzoll zu Gunsten der Erfinder, welche dadurch jeden Sporn verlieren, auf Verbesserung zu sinnen. Aus den Repliken der Anhänger des Patentschutzes erwähnen wir Dr. Rosenthal'’s Ausführung; das Patent sei durchaus nicht mit Monopolen zu vergleichen, es enthalte im Gegentheil eine Beschränkung des Erfinders zu Gunsten Aller. Der Präsident Mr. William Siemens verwies auf den Er⸗ folg der in den letzten Jahren in England zufolge Parlamentsbeschluß eingeleitcten Enquete, selbe sei so entschieden zu Gunsten der Patente ausgefallen, daß alle Mitglieder der Enguete, einschließlich der frühe ren Gegner Armstrong und Macsie, sich einstimmig als Anhänger des Patentschutzes erklärt haben. 8
Am 5. Angust, 2 Uhr Nachmittags, fand die Abstimmung statt. 74 Anhänger des Patentschutzes erklärten sich gegen 6 Nationalöko⸗ nomen für die motivirten Anträge des Vorbereitungskomites, kombinirt mit einem ebenfalls motivirten Amendement des Hrn. Werner Sie⸗ mens Die Resolution erklärt im Wesentlichen das Institut des Er⸗ findungsschutzes sowohl durch das moderne Rechtsbewußtsein aller Na⸗ tionen, als auch durch nationalökonomische Rücksichten vollkommen ge rechtfertigt, ja geboten. . 1““ h
Der Präsidentrath der Jurvy hat in seiner letzten Sitzung ein Komile aus 11 Mitgliedern niedergesetzt, um die in Betieff der Er⸗ theilung von Ehrendiplomen gestellten Anträge der Gruppen zu prüfen. Das Komite, zu dessen Vorsitzenden Hofrath Ritter v. Engerth als Derjenige gewahlt worden, welcher bei der Wahl des Komites die meisten (54) Stimmen erhielt, hat nun gestern dem Präsidentenrathe, dem 58 Mitglieder beiwohnten, Bericht erstattet. Der Präsidentenrath hat die vor dem Komite vorgelegten Anträge genehmigt und dem Komite für die besonders mühevolle Arbeit seinen Dank votirt. Bedauert wurde, den um die Ausstellung hochverdienten Herren Hofrath Ritter v. Engerth und Carl Hasenauer die ihnen für ihre technischen Leistun⸗ gen zugedachten Ehrendiplome nicht ertheilen zu können, weil diese bei⸗ den Herren sesbst der Jury angehörten. Nachdem noch die Antworten des Fürsten Johann Adolf zu Schwarzenberg und der Familie Cu⸗ villier auf die an sie gerichteten Kondolenzschreiben zur Verlesung ge⸗ bracht worden, wurde von dem Generaldirektor im Namen Sr. Kai⸗ serlichen Hoheit des Ptäsidenten der Kaiserlichen Kommission, Erzherzog Rainer, dem Präsidentenrathe, den Berichterstattern, den Mitgliedern der Jury, sowie den Experten der Dank für ihre au⸗⸗ opferungsvolle Thätigkeit aucgesprochen und die Berathungen der Jury für geschlossen erklärt. Auf Antrag des belgischen Jury⸗Mitgliedes, Hm. Dallemagune, wurde hierauf dem Generaldirektor für die mühe⸗ volle Förderung der Jury⸗Arbeiten und auf Antrag des Herrn Dum⸗
Stange ( 0400), und man steckt einfach die Stange in die Röhre,
ber dem „ „Präsidenten, Baron Heekern, für die umsichtige Leitung der Berathungen der Dank der Versammlung votirt.
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