1873 / 192 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Aug 1873 18:00:01 GMT) scan diff

ZE“ sonderen Schulakten in den öffentlichen Schulen, die Aus⸗ schmückung und Beleuchtung der öffentlichen Gebäude und Denk⸗ mäler sowie Musik vom Rathhausthurme in Aussicht genommen. Der Unterricht in den Schulen wird an diesem Tage ausgesetzt, alle städtischen Bureaus sind geschlossen.

Göttingen, 12. August. In einer gestern stattgehabten Bürgerversammlung bildete sich behufs der Feier des 2. September ein größeres Komite aus der Mitte der Anwe⸗ senden und einigen anderen vorgeschlagenen Bürgern. Dasselbe ist zusammengesetzt aus den Spitzen sämmtlicher Behörden, den Vorständen aller Vereine und Korporationen, dem Direktor des Gymnasiums, sämmtlichen Oberlehrern der Volksschulen und einer Anzahl von Bürgern aus allen Ständen. Das große Komite erwählt aus seiner Mitte ein engeres und den Fest⸗ direktor zur praktischen Durchführung gefaßten Beschlüsse.

Bayern. München, 12. August. Der König hat sich, der „Allg. Ztg.“ zufolge, nach einem mehrtägigen Aufent⸗ halt auf Schloß Berg ins bayerische Gebirge bei Partenkirchen begeben und wird dort bis zum Anfang der nächsten Woche verweilen. Bis zur Stunde sind irgendwelche Dispositionen für eine Reise nach Wien noch nicht getroffen.

13. August. Der Herzog Karl Theodor ist nach vollzogener Verlobung mit der Prinzessin Maria Jo⸗ sepha, einer Tochter Dom Miguels von Portugal, gestern Abend aus Unterfranken hier angekommen und hat sich sofort mittelst Extrazuges nach Possenhofen zurückbegeben.

Das heutige Regierungsblatt publizirt eine Königliche Verordnung vom 8. d. M., welche nähere Bestimmungen zum Vollzuge des Reichsgesetzes vom 4. Juli 1868 über die privatrechtliche Stellung der Erwerbs⸗ und Wirth⸗ schafts⸗Genossenschaften ertheilt.

In Folge des bei den Ingenieur⸗Abtheilungen bestehenden Mangels an Offizieren hat das Königliche Kriegs⸗ Ministerium ein Refkript erlassen, wonach bei den Offizieren der Linientruppen sowohl als bei den Reserve⸗Offizieren Umfrage zu halten ist, ob sie zum Uebertritt in das Ingenieur⸗Corps resp. in die aktive Armee gewillt sind.

Vier Batterien vom 1. Feld⸗Artillerie⸗Regiment mit 24 Geschützen, welche seit ihrer Rückkehr von der Okkupation in Frankreich auf dem Lechfelde größere Schießübungen vor⸗ nahmen, sind heute Vormittag hier eingerückt. General Freiherr v. d. Tann mit vielen anderen Offizieren, unter welchen sich auch der Königlich preußische Militärbevollmächtigte Major v. Stülp⸗ nagel befand, empfingen die Truppen am Bahnhofe und ge⸗ leiteten sie in die Kaserne. Der größere Theil der Mannschaften wird noch heute beurlaubt werden.

Sachsen. Leipzig, 14. August. (W. T. B.) Die heutigen Verhandlungen des Protestantentages wurden durch einen Gottesdienst in der Nikolaikirche eingeleitet, bei wel⸗ chem Pfarrer Heinrich Lang aus Zürich über Psalm 119, Vers 52 predigte. Die Verhandlungen selbst wurden in der Aula der Universität und zwar über die evangelisch⸗protestantische Kirchen⸗ verfassung fortgesetzt. An Stelle des erkrankten Professor Bluntschli referirte Professor Holtzmann aus Heidelberg. Die aufgestellten 14 Thesen wurden nach einer längeren Debatte, an welcher sich eine große Anzahl von Rednern betheiligte, mit großer Majorität angenommen. Der Vorsitzende, Professor Rä⸗ biger aus Breslau, dankte sodann Namens des Protestanten⸗ tags dem Rathe der Stadt Leipzig und dem Leipziger Pro⸗ testantenverein für das bewiesene freundliche Entgegenkommen und sprach um 3 ¼ Uhr den Schluß der Versammlung aus.

Württemberg. Stuttgart, 14. August. Im Mi⸗ nisterium des Innern wurde unter dem Vorsitz des Ministers v. Sick am 12. d. M. eine Berathung über die wegen der Ge⸗ fahr des Ausbruchs der Cholera in Württemberg zu treffen⸗ den Maßregeln abgehalten, zu welcher Mitglieder des Medizinal⸗ kollegiums, die hiesigen Sanitätsbeamten, der Stadtdirektor, ein Vertreter der Neunerkommission der Aerzte, sowie der Ober⸗ Bürgermeister mit dem Polizeiamtmann berufen waren. Uebri⸗ gens ist, wie der „St. A. f. W.“ meldet, zur Zeit kein Erkran⸗ kungsfall an asiatischer Cholera im Inland bekannt.

Vorgestern ist der Konsistorial⸗Präsident a. D. Staats⸗ rath von Köstlin in einem Alter von 81 Jahren gestorben.

Oldenburg. Oldenburg, 13. August. Die olden⸗ burgischen Truppentheile von der Okkupations⸗ Armee hielten heute ihren festlichen Einzug in ihre Garnison⸗ stadt. Schon Ende der vergangenen Woche waren sie in ver⸗ schiedenen Extrazügen von der französischen Grenze eingetroffen und in Cantonnements in der Umgegend von Oldenburg gelegt, um sich zum gemeinsamen Einzuge zu sammeln. Vor der Palaisbrücke erhob sich eine aus städtischen Mitteln hergerichtete Ehrenpforte, die an der Spitze einen Willkommengruß und an der Seite die Namen und Daten der Schlachten und Gefechte trug, an denen die heimkehrenden Krieger betheiligt gewesen waren. In Flaggenschmuck und grünen Gewinden prangte die ganze Stadt. Die breiteren Straßen, durch welche sich der Zug bewegen sollte, waren durch Flaggenpfähle eingefaßt. Auf dem Marktplatz stand ein großes Postament in der Form des Eisernen Kreuzes. Gegen 12 Uhr Mittags rückten die Truppen ein. An ihrer Spitze ritt in der Uniform eines preußischen Generals der Kavallerie der Großherzog, zur Linken der Erbgroß⸗ herzog, zur Rechten der Herzog Elimar von Olden⸗ burg. In der Suite befand sich auch der General⸗Major von Lehmann, früher Commandeur des Oldenburgischen Infan⸗ terie⸗Regiments und Führer der 37. Infanterie⸗Brigade während des Krieges, jetzt Brigade⸗Commandeur in Metz. Bei der Ehrenpforte hatte sich der Magistrat und Stadtrath der Residenz zur Begrüßung aufgestellt. Amtsverwalter Ahlhorn hielt in

ertretung des Bürgermeisters Wöbken eine kurze Anrede, worauf der Einmarsch erfolgte: zuerst der Stab der 37. Infanterie⸗Bri⸗ ade mit ihrem jetzigen Commandeur General von Colomb, darauf das 91. Infanterie⸗Regiment unter Oberst von Hagen, das 19. Dragoner⸗Regiment unter Oberst von Trotha, zum Schluß drei Batterien der in neuer Formation begriffenen Artüllerie⸗Abtheilung. Die bereits früher entlassenen Reserve⸗ Offiziere hatten sich ihren Truppentheilen angeschlossen. Der Zug bewegte sich über den Damm und die Langestraße bis zu den Infanterie⸗Kasernen, überall durch freudige Zurufe der Be⸗ völkerung und Kränze und Blumen begrüßt.

Der Großherzog gab später auf dem Schlosse dem ge⸗ sammten Offizier⸗Corps ein Diner, während für die Mannschaften a den Lokalen vor der Stadt Tanzbelustigungen veranstaltet waren.

Bremen, 12. August. (H. N.) Zum Schutze der Aus⸗ wanderer ist hier auf Antrag der dafür bestehenden Behörde ein eues Gesetz erlassen, nach welchem das Recht des Rücktritts om Ueberfahrtsvertrage erweitert wird. Als Antrittsort der

Reise soll der Hafen, von welchem das Schiff abgeht,

punkt des Antritts der Reise der Abgang des Schiffes betrachtet werden. Die entgegenstehende Auslegung des Artikel 668 des Handelsgesetzbuchs wurde namentlich dann für Auswanderer⸗ familien nachtheilig, wenn sie nach dem Ergebniß der der Abreise voraufgehenden ärztlichen Untersuchung in Bremerhaven zurück⸗

bleiben mußten.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 13. August. Auf dem Exerzierplatze der Orangerie fand gestern die feierliche Weihe und Uebergabe der Fahne, welche Se. Majestät der Deutsche Kaiser dem Badischen Pionier⸗Bataillon Nr. 14 verliehen haben, statt. Auf genanntem Platze war ein Altar errichtet und um 8 Uhr trafen, außer dem betreffenden Bataillon, noch Deputationen sämmtlicher hier garnisonirenden Truppentheile ein. Nach dem Gottesdienst übergab der Gouverneur, General⸗ Lieutenant von Hartmann, nach einer Rede, welche mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und den Großherzog von Baden endete, die Fahne dem Bataillon.

Dieselbe trägt auf weißem Felde einerseits das badische Wappen und andererseits den Namenszug des Großherzogs. Außer der Fahne erhielt das Bataillon, als besondere Anerken⸗ nung von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser, das Kombattan⸗ tenband der Kriegs⸗Denkmünze 1870 1871 und von Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Großherzoge von Baden das Band der Feld⸗ dienstauszeichnung.

Zum Schlusse der Feier fand Parademarsch statt. Am Nachmittage versammelten sich zu einem Diner sämmtliche In⸗ genieure der hiesigen Garnison, während das Bataillon in der festlich geschmückten Pionierkaserne diesen seinen Ehrentag feierte.

14. August. (W. T. B.) Durch eine heute erlassene amtliche Bekanntmachung des Bezirks⸗Präsidenten des Unter⸗Elsasses werden die Kreistage auf den 18. d. und den 11. k. M. und der Bezirkstag auf den 28. d. M. zu⸗ sammenberufen. 1“

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 12. August. Der Kaiser reist morgen Vormittags 10 Uhr nach Ischl ab, wird den 18. August, wie in den früheren Jahren im engsten Familienkreise dort verweilen und dürfte am 28. d. M. von dort nach Wien zurückkehren. Die Kaiserin begiebt sich übermorgen nach Ischl.

Die Nothwendigkeit, den österreichischen Unterthanen in Spanien, von denen namentlich in Barcelona eine größere An⸗ zahl ansässig ist, den nöthigen Schutz angedeihen zu lassen, hat die Regierung veranlaßt, außer dem vor Cadiz befindlichen Ka⸗ nonenboote noch eine Korvette in die spanischen Gewässer abzusenden.

Großbritannien und Irland. London, 13. August. Großbritanniens Staatseinnahmen vom 1. April bis zum 9. August betrugen laut amtlichen Ausweisen 24,322,375 Lstr. gegen 25,020,288 Lstr. in der entsprechenden Periode des Vorjahres, und die Ausgaben im gleichen Zeitraume 30,776,040 Lstr. Die Bilanz des Schatzamtes in den Banken von Eng⸗ land und Irland belief sich am 9. d. auf 3,447,874 Lstr.

Im Uebungslager von Curragh in Irland kam es in diesen Tagen gelegentlich der Herbstmanöver zwischen zwei Milizregimentern nach mehreren Reibungen zu einer Kollision, die gefährlich zu werden schien, da beide Parteien von ihren Bajonnetten Gebrauch zu machen anfingen. Schließlich wurde es nöthig, drei Regimenter zu requiriren, welche die Kämpfer umzingelten, trennten und entwaffneten. Der Oberst eines der Milizregimenter wurde, wie es heißt, von einem seiner eigenen Leute schwer am Kopfe verwundet. Auch viele der Mannschaf⸗ ten haben ernstliche Kontusionen erlitten. Lord Sandhurst, der Oberbefehls aber in Irland, traf im Lager ein, um die Ange⸗ legenheit persönlich zu untersuchen.

15. August. (W. T. B.) Wie der „Kölnischen Zeitung“ aus London gemeldet wird, ist Sir Garnet Wolsey zum Gouverneur und Kommandirenden der Truppen an der afrikanischen Goldküste ernannt worden. Die Expedition gegen die Hauptstadt der Aschantis soll von Kapitän Glover geleitet werden, der sich entweder schon heute oder am nächsten Dienstage nach Afrika begiebt.

Frankreich. Paris, 13. August. Der Präsident der Republik ist heute früh von Tarbes nach Versailles zurück⸗ gekehrt. Der Minister für Ackerbau begiebt sich morgen nach Wien zur Ausstellung. Der Marine⸗Minister ist ernstlich erkrankt.

Der Gouverneur von Algerien, General Chanzy, schiffte sich am 12. d. M. ein, um den Sitzungen des General⸗ raths der Ardennen, dessen Mitglied er ist, beizuwohnen.

14. August. (W. T. B.) Herr Thiers ist heute Nach⸗ mittag nach der Schweiz abgereist.

Der Zustand von Nelaton wird als sehr gefährlich bezeichnet.

15. August. (W. T. B.) Nach der „K. Z.“ ist eine große Anzahl von Bonapartisten in Chislehurst in England eingetroffen, unter ihnen Rouher und der ehemalige Seine⸗Präfekt Haus mann. Heute Vormittag soll eine Messe abgehalten werden, heute Nachmittag eine Berathung der bona⸗ partistischen Partei bei der Kaiserin Eugenie stattfinden.

Dänemark. Kopenhagen, 12. August. Der König und die Königin waren gestern einige Stunden von Fredens⸗ borg hierher gekommen, wo der König auf Christiansburg Au⸗ dienz gab.

Der Großfürst Thronfolger von Rußland wird nunmehr mit Gemahlin und Kindern am Schluß dieser Woche auf Schloß Fredensborg erwartet, wo der Hof noch län⸗ gere Zeit residiren wird.

(W. T. B.) Mittelst Justiz⸗Ministerial⸗Er⸗ lasses vom heutigen Tage ist auf Grund des §. 87 des Staats⸗ grundgesetzes und mit Rücksicht auf das vom Höchstengerichte unterm 6. d. gegen einige Mitglieder der Internationale gefällte Straferkenntniß der „Internationale Arbeiterverein für Dänemark“ bis auf Weiteres verboten worden. Mit den zur Aufhebung der hiesigen Hauptverwaltnng des Vereins erforder⸗ lichen Maßregeln soll sofort vorgegangen werden.

Amerika. (Monatsübersicht.) Während des am 1. Juli abgeschlossenen Finanzjahres der Vereinigten Staaten haben sich die Einnahmen aus inländischen Steuern, soweit bis jetzt festgestellt, auf 115,067,000 Dollars in Papier, aus den Eingangszöllen auf 190,000,000 Dollars in Gold belaufen. Die erstere Zahl übertrifft die im Budget angenommene um etwa sechs Millionen, die letztere bleibt um zwei Millionen hinter der Vorannahme zurück. Die Ausgaben betrugen, ausschließlich den Zinsen auf die Staatsschuld, 154 ½ Millionen. Für das laufende Jahr sind die Ausgaben auf 172 ¼ Millionen, 18 Millionen mehr, als im vergangenen Finanzjahre, angesetzt. Ein großer Theil

1 S.

1“ dieser Mehrausgabe ist durch die Erhöhung des Gehaltes des Präsidenten, der Mitglieder des Kongresses und vieler Beamten begründet und ist somit als dauernde Vermehrung der Aus⸗ gaben anzusehen. Der Rest wird durch einmalige außer⸗ ordentliche Ausgaben in Anspruch genommen, davon kommen 4 Millioneu auf die Wiener Weltausstellung, 2 ½ Millionen auf die Errichtung neuer öffentlicher Gebäude, ein gleicher Betrag auf den Bau neuer Kriegsschiffe, und eine voraussichtlich nicht unbedeutende Summe auf die durch den Krieg gegen die In⸗ dianer verursachten Ausgaben. 8

Die Gesammtschuld der Vereinigten Staaten, einschließlich der von der Pacific⸗Eisenbahn ausgegebenen und von der Regie⸗ rung garantirten Obligationen, betrug am 1. Juli, abzüglich des im Schatzamte vorhandenen baaren Geldes, 2,147 818,713 Dollars. Gegen den 1. Juni ergiebt sich somit eine Abminderung der Schuld um 2,145,159 Dollars. .

Durch eine Proklamation des Präsidenten wurde der 1. Juli als der Tag bezeichnet, an welchem die verschiedenen Bestim⸗ mungen des Washingtoner Vertrages, durch welche die Fischerei an den Küsten Kanadas, Neu⸗Braunschweigs, Neu⸗Schottlands und der Prinz Edward Insel geregelt wird, in Kraft tritt, nachdem durch das kanadische Parlament, die legislative Ver⸗ sammlung der Prinz Edward Insel und den Kongreß der Ver⸗ einigten Staaten jene Bestimmungen genehmigt worden waren. Der Vertrag ist dagegen von der legislativen Versammlung von Neufundland nicht ohne gewisse Restriktionen für amerikanische Fischer genehmigt worden, und daher für diese Küsten ohne Wirkung, so daß von dort importirte Fische nach wie vor in den Häfen der Vereinigten Staaten einem Einfuhrzoll unterliegen.

Die Sitzungen der mexikanisch⸗ amerikanischen Ansprüche⸗ Kommission werden demnächst wieder aufgenommen werden, nachdem der Vertrag, auf Grundlage dessen diese Kommission eingesetztworden, von beiden kontrahirenden Parteien verlängert und diese Prolongation auch ratifizirt worden ist. Die neue mexikanische Kommission ist bereits in Washington eingetroffen. Zunächst werden der Kom⸗ mission die durch die neulichen Grenzverletzungen der Indianer verursachten Ansprüche zur Entscheidung vorliegen.

Telegraphischen Nachrichten zufolge ist mit dem Könige der Sandwich⸗Inseln ein Reciprocitätsvertrag abgeschlossen worden, auch hat derselbe in die Abtretung der Pearl⸗Bay an die Ver⸗ einigten Staaten, behufs Errichtung einer Flottenstation, gewil⸗ ligt. Es dürfte dies als der erste Schritt zu einer vollständigen Erwerbung dieser Inseln sein, welche durch ihre Lage eine hohe für den Handel der Vereinigten Staaten gewonnen

aben.

Die Agitation gegen die Eisenbahnen ist im Westen in fort⸗ währendem Wachsen begriffen, und nimmt dieselbe die öffentliche Aufmerksamkeit täglich mehr in Anspruch. Wenn es gleich kei⸗ nem Zweifel unterliegen. kann, daß diese Agitation schließ⸗ lich zu keinem Resultate führen wird, so ist dieselbe doch schon jetzt so bedeutend, daß, sollte sie noch einige Jahre bestehen, die Mitglieder derselben bei jeder Wahl den Aus chlag geben würden, und es fehlt daher schon jetzt nicht an Politikern beider Parteien, welche sich bereit erklären, auch die weitgehendsten Forderungen unterstützen zu wollen, nur um künftig die Stimmen der „Grangers“ und „Patrons of Husbandry“ zu sichern. Zu diesen gehört der sich augenblicklich um die Stelle des Gouverneurs von Massachusetts bewerbende General Butler, welcher sich in einer am 4. Juli abgehaltenen Wählerversamm⸗ lung dahin aussprach, daß es Jedermann oder jeder Gesellschaft freistehen müsse, seine eigenen Wagen und Lokomotiven auf allen Eisenbahnen, gegen Zahlung einer geringen Summe für Abnutzung des Baues und zur Deckung der Zinsen für das eingezahlte Kapital, zu benutzen und auf diese Weise das Mo⸗ nopol der Eisenbahngesellschaften in Erhebung hoher Frachtsätze zu zerstören. Auch in den westlichen Staaten wurde an vielen Orten das drückende Monopol der Eisenbahnen zum Thema der am 4. Juli gebräuchlichen Festreden gemacht. Das Kriegs⸗ gericht über die gefangenen Modoc⸗Indianer begann seine Sitzungen in Fort Klamath, Oregon, am 5. Juli. Nur die des Mordes des General Canby und der Friedenskommissare be⸗ schuldigten Indianer wurden vorgeführt. Die Verhandlungen dauerten bis zum 9. Juli. Das Urtheil des Kriegsgerichtes wird geheim gehalten und soll dem Präsidenten zur Bestätigung vor⸗ gelegt werden. Die schon früher von der Grand Jury in Oregon wegen Mordes angeklagten Modoc⸗Indianer werden nicht vor ein Kriegsgericht gestellt, sondern den Civilbehörden des Staates überliefert werden.

Ein Postvertrag mit Japan ist im Laufe des Monats zum Abschlusse gelangt. Das Porto für den einfachen Brief von einer halben Unze ist darin auf 15 Cents festgesetzt worden.

Am 4. Juli wurde das neue Telegraphenkabel zwischen England und Neufundland vollendet und zu Hearts Content das Uferende mit dem eigentlichen Kabel verbunden. Der „Great Eastern“, welcher die Legung des Kabels besorgt, sollte auf der Rückfahrt den Versuch machen, das zerrissene Kabel von 1866 wieder aufzusischen und das beschädigte französische zu repariren.

Während des Juni landeten im Hafen von New⸗Vork 39,160 Auswanderer. Darunter befanden sich auch 259 Mor⸗ monen, größtentheils Dänen und Schweden. Die meisten der Eingewanderten blieben in New⸗York, die nächstgrößten Zahlen kamen auf Pennfylvanien, Illinois, Ohio, Michigan, Wisconsin, Minnesota, Massachusetts, New⸗Jersey und Jowa. Die südli⸗ chen Staaten scheinen, namentlich für deutsche Auswanderer, mit Recht noch wenig Anziehungskraft zu haben.

Mexiko. Ende Mat schloß der sechste Kongreß seine Sitzun⸗ gen, und wurden die Vorwahlen für den siebenten Kongreß sehr lebhaft betrieben. Die Wahlen fanden am 6. statt und erscheint es unzweifelhaft, daß dieselben günstig für die Regierung aus⸗ gefallen sind. Die Ruhe ist während der Wahlzeit nirgends gestört worden. Die liberale Partei beansprucht die Erwählung ihrer Kandidaten für die Stellen der Richter des höchsten Gerichts⸗ hofes und des General⸗Anwalts. Die Revolution in Vucatan erstreckt sich immer weiter und hat sich die Regierung genöthigt gesehen, den Staat in den Kriegszustand zu erklären, sowie größere e. dorthin zu ziehen. Auch im Staate Pueblo sind Unruhen vorgekommen. Die Indianer von Zacaguorxtla ermordeten den Präfekten in Leziutlan.

An der Golfküste herrscht das gelbe Feber, auch sind in Vera⸗Cruz einzelne Cholerafälle vorgekommen.

Central⸗Amerika. General Barrios, der Präsident von Guatemala, hat eine Proklamation erlassen, welche allen Rebellen, die sich bis Ende Mai ergeben werden, Amnestie ge⸗ währt. General Godoy hatte eine 500 Mann starke Abtheilung der Rebellen angegriffen und zersprengt. In Honduras ist der General Palacios mit seinen Anhängern gelandet. Die Re⸗ gierung wurde gestürzt und eine neue eingesetzt. Palacios mar⸗ schirte hierauf gegen Guatemala und sollte es ihm gelingen, in

diesen Staat einzudringen, so dürfte ohne Zweifel auch der Prä⸗

sident Barrios gestürzt werden.

Obgleich in Peru im Allgemeinen Ruhe herrscht, so fehlt es doch hin und wieder nicht an aufrührerischen Bewegungen, die unter dem Vorgeben von politischen Absichten nur Raub und Plünderung zum Zwecke haben. Einen solchen Aufstand versuchte am 13. Juni ein gewisser Morteneroz an der Spitze einer Bande von 20 oder 30 Mann. Indessen kamen die Re⸗ gierungstruppen zeitig genug an, um einen weiteren Zuzug zu verhindern und die Bande zu zerstreuen.

In Chili dauern die Grenzstreitigkeiten mit der argentini⸗ schen Konföderation und Bolivia fort. Von einem feindlichen Zusammenstoße dersvon Buenos⸗Ayres und Valparaiso nach dem südlichen Patagonien abgesandten Kriegsschiffe hat indessen bis jetzt noch nichts verlautet; wie es heißt, sind dieselben auf der Fahrt von heftigen Stürmen betroffen und genöthigt worden, in den nächsten solen Schutz zu suchen. Die chilenischen Kammern beschäftigten sich noch zunächst mit Wahlpräfungen. Das von der Regierung vorgelegte Budget pro 1874 beläuft sich auf 14,138,567 Pesos, wovon zwei Millionen für das Unterrichts⸗ Ministerium bestimmt sind. Im Senate ist folgende, die Armee und Marine betreffende Vorlage angenommen worden: Die Stärke des stehenden Heeres für alle drei Waffengattungen soll 3568 Mann betragen. Die Seemacht soll aus zwei Panzer⸗ fregatten, drei Korvetten, einer Galerta und einem Ponton, das Marinemilitär aus einem Bataillon Seeartillerie zu 600 Mann bestehen. Der Justiz⸗Minister hatte seine Entlussung genommen

und wurden weitere Kabinetsveränderungen erwartet.

Aus Bolivia wird gemeldet, daß die dortige Regierung Fihe Anleihe von 200,000 Pfund Sterling aufzunehmen beab⸗ ichtige.

Argentinische Konföderation. Die bevorstehende Wahl eines Präsidenten an Stelle Sarnientos, dessen Amtster⸗

min während des nächsten Jahres abläuft, wird voraussichtlich

die politische Aufmerksamkeit für die nächste Zeit vollständig ab⸗ sorbiren. Drei Kandidaten stehen sich für diesen Posten einander gegenüber, der General Mitre, der jetzige Vize⸗Präsident Alsina und der Minister des öffentlichen Unterrichts Dr. Avellanada. Da die Wahlen erst im kommenden Jahre stattfinden werden, so läßt sich noch nichts über den wahrscheinlichen Ausgang der⸗ selben sagen. Die Revolution in Entre Rios dauert noch immer fort. Die gegen die Aufständischen ausgesandten Regierungstruppen haben in der Nähe von Parana einen un⸗ bedeutenden Erfolg errungen. Man erwartet allgemein, daß ein Kompromiß zu Stande kommen werde, welcher die Abdankung des jetzigen Gouverneurs von Entre Rios, Echague, und die freie Wahl eines Nachfolgers zur Grundlage haben würde. In allen übrigen Provinzen herrscht vollständige Ruhe, und man kann die Erklärung des Kriegszustandes in Santa Fe und Cor⸗

rientes nur als eine Vorsichtsmaßregel der Regierung betrachten. Der Präsident Sarmiento hatte eine Proklamation erlassen, worin allen Insurgenten, welche in einem bestimmten Zeitraum die Waffen niederlegen werden, heißen wird

vollständige Amnestie ver⸗

In Paraguay dauert die von dem General Caballero

8 geleitete Revolution fort, ohne daß eine der beiden Parteien be⸗

merkliche Fortschritte gemacht hätte.

In Brasitlien hat die Regierung ein Dekret erlassen, wo⸗ durch die Nothwendigkeit des Kaiserlichen Placets für alle Konzil⸗ beschlüsse, apostolischen Briefe und andere geistliche Erklärungen und Einrichtungen, welche in Brasilien Geltung haben sollen, festgesetzt wird. In demselben werden ferner die Bullen gegen Freimaurerei für ungültig erklärt, und dem Bischof von Olinda befohlen, das gegen eine Bruderschaft der Stadt Racise, wegen Theilnahme einzelner Mitglieder an der Freimaurerei, ausge⸗ sprochene Interdikt binnen einem Monate aufzuheben. Da in⸗ dessen die Bischöfe von Olinda, Parè, und Rio Grande do Sul behaupten, daß sie den bürgerlichen Gesetzen, wo dieselben in Widerspruch mit den kirchlichen stehen, nicht zu gehorchen brauchen, so ist es schwer, ein Ende des Konflikts abzusehen. Eine andere Frage, nämlich die, ob eine protestantische Ehe durch den Uebertritt eines Theiles zum Katholizismus gelöst werde, ist gleichfalls durch ein Dekret der Regierung entschieden worden. Seitens der katholischen Bischöfe war dieser Fall immer so auf⸗ gefaßt worden, daß dem konvertirten Theile eine Wiederverhei⸗ rathung ohne Weiteres zu gestatten sei, die Regierung hat jetzt aber bestimmt, daß protestantische Ehen nur durch richterliche Entscheidung in einer gültiger Weise getrennt werden können, und daß, sollte eine Wiederverheirathung vor erfolgter richter⸗ licher Tennung der Ehe stattfinden, die betreffenden Personen, sowie der die Ehe vollziehende Priester, den Bestimmungen des Kriminalrechts gemäß zu bestrafen seien.

Afrika. Ein Brief von Sir Samuel Baker an Herrn Larking giebt unter dem 29. April 1873 die letzten aus⸗ führlichen Mittheilungen über die unter Bakers Führung unter⸗ nommene Expedition. Wir entnehmen dem Schreiben folgende Stellen:

‚„Ismailia, 29. April 1873, 4,59 N. Breite.

Ich bin am 1. d. M. aus dem Innern zurückgekehrt, nachdem ich 15 Monate abwesend gewesen. Ich bin fast zwei Jahre ohne europäische Nachrichten gewesen. Aegypten erstreckt sich nunmehr bis zum Aequator. Der Albert Nyanza ist ein einziger Wasserspiegel und schließt den See Tanganyika ein. Das Ergebniß war, daß ich die sämmtrichen Länder, ceinschließlich Unyoros, welches sich bis zum Aequator erstreck, annektirt habe. Nicht nur hatte ich mich dabei der Eingeborenen zu erwehren, sondern auch die sogenannten Händler brachen in offene Revolution aus und griffen die Regie⸗ rungstruppen, sobald dieselben im Innern waren, verrätherischer⸗ weise mit großer Macht an. Ich schlug sie derart, daß sie die Hälfte ihrer Leute verloren. Meine ganze Gesellschaft war in Unyoro in großer Gefahr, vergifret zu werden. Der König selbst machte diesen Versuch und griff uns am folgenden Morgen bei Tagesanbruch mit großer Uebermacht an. Ich hatte nur 105 Mann, allein wir ge⸗ wannen die Schlacht bei Masindi und annektirten das Land. Ich habe Stationen und Forts eingerichtet, und die verschiedenen Gebietstheile sind in den Händen der Regierung. Die Eingebornen zahlen in wei⸗ ten Landstrichen willig ihre Steuern. Die Offiziere und Truppen be⸗ finden sich in guter Gesundheit und Stimmung. Der Sklavenhandel am weißen Nil ist unterdrückt, und meine Arbeit ist beendet. Lady Baker hat mich auf dem ganzen Zuge unter den größten Strapazen begleitet. Sie hat unter fortwäͤhrenden Kämpfen sieben Tage nach⸗ einander die anstrengendsten Märsche zu Fuß machen müssen. Wir be⸗ sesden uns übrigens, Gott sei Dank, die ganze Zeit in guter Gesund⸗

eit, und die Truppen haben, wenn man an ihre stete Schutzlosigkeit gegen alle Stuüͤrme der Witterung denkt, nicht sonderliche Verluste er⸗ litten. In 15 Monaten verlor ich von 212 Mann nur einen einzigen durch Krankheit. Wir warten gegenwärtig auf das Fallen des Nils, um uns nach Kortum zu begeben, wo ich diesen Brief auf die Post geben werde.

Die Nr. 8 folgenden Inhalt: Gesetzgebung: der selbstrollenden Sicherheitsläden.

33 des 8 Handels⸗Archivs“ hat

Oesterreich: Zollbehandlung Verbot der Einfuhr von

Hadern aus Italien über die Landesgrenze. Großbritannien: Maßregeln gegen Einschleppung der Cholera. Dominikanische Re⸗ publik: Vertrag der Domintkanischen Regierung mit der Samana⸗ Bai⸗Kompagnie von St. Domingo und Tarif für den Hafen von Samana. Portugal: Eingangsabgabe von Gespinnsten. Frank⸗ reich, England und Belgien: Die französischen Handelsverträge mit Belgien und England. Statistik: Deutsches Reich: Nach⸗ weisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuernn im Deutschen Reiche für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schrusse des Monats Juni 1873. Ein⸗ und Ausfuhr des deutschen Zollgebiets in Betreff der im 1. Quar⸗ tal 1873 in den freien Verkehr getretenen und aus dem freien Verkehr ausgeführten Waaren. Preußen: Nachweisung der Schiffahrts⸗Frequenz auf dem Landwehr⸗ und Louisenstädtischen Kanal, sowie der von den Schiffsgefäßen und Floßhölzern erhobenen Schleusen⸗, Brücken⸗Aufzugs⸗ und Krahngelder für das Jahr 1872 im Vergleich mit dem Jahre 1871. Nachweisung der Schiffahrts⸗Frequenz auf dem Berlin⸗Spandauer Kanal für das Jahr 1872 im Vergleich mit dem vorhergehenden Jahre. Vereinigte Staaten von Nordamerika: Jahresbericht des Konsulats zu St. Louis (Missouri) für das Jahr 1872 (Schluß). Columbien: Columbisches Münzwesen. Han⸗ dels⸗ und Schiffahrtsverkehr der Columbischen Zollämter. Mit⸗ theilungen: Berlin. Breslau.

Statistische Nachrichten.

Die letzten Nachrichten über den Stand der Cholera lauten: Königsberg, 14. August. (W. T. B.) Die Zahl der Erkrankungs⸗ fälle ist von 25 auf 62 (gestern), und die der Todesfälle von 12 14 auf 25 (gestern) gestigen. Magdeburg, 15. August. Gestern sind in unserer Stadt an der Cholera erkrankt: 62, ge⸗ storben: 33 Personen. München, 13. August. Von Montag Abends bis Dienstag Abends an Cholera und choleraverwandten Krankheiten 38 Erkrankungs⸗ und 10 Todesfälle. Würzburg, 13. August. Stand der Erkrankungen an der Cho⸗ lera, Cholerine, Brechdurchfall in der Stadt inkl. Juliusspital am 12. August, 5 Uhr Abends: Gesammtsumme der seit 8. Juli bis 11. Aug. 1873 Erkrankten: 71; Verstorbenen: 31; Bestand am 11. August: männl. 8, weibl. 10; Zugang am 12. August: männl. 1, weibl. —; gestorben: männl. 1, weibl. 2; genesen: männl. 3, weibl. 2; verbleiben männl. 5, weibl. 6. Dresden, 14. Angust. Von gestern bis heute Mittag ist aus hiesiger Stadt weder ein neuer Erkrankungs⸗, noch ein Todes⸗ oder Genesungsfall an der Cholera zur amtlichen Meldung gelangt. Bezüglich des Standes der Cholera in den Ortschaften des Gerichts⸗ amtsbezirkes Dresden konstatirt eine Bekanntmachung des Kö⸗ niglichen Gerichtsamtes und des Königlichen Bezirksarztes vom gestrigen Tage, daß im Verlaufe der letztverflossenen Woche 39 neue Erkrankungsfälle, darunter 17 mit tödrlichem Aus⸗ gange, zur Anzeige gelangt sind. Wien, 13. August. Vom 11. zum 12. August sind in ganz Wien 83 neue Erkrankungsfälle an Brechdurchfall amtlich gemeldet worden. Prag, 13. August. Zu dem am 11. d. M. in den sämmtlichen Spitalern Prags verblie⸗ penen 28 Cholerakranken sind am gestrigen Tage 9 zugewachsen. Von diesen 37 Kranken sind 10 genesen, keiner gestorben, daher 27 im Krankenzustande verblieben Helsingborg, 12. August. Der Rapport von den Sanitätsbehörden meldete vorgestern 3 neue Krank⸗ heitsfälle an der Cholera, einen Todesfall nnd 4 Genesungen; der Rapport von gestern 2 neue Fälle, aber keinen Tosfall.

Das Doppelheft I. und II. (Januar Juni) der Zeitschrift des Königlich Preußischen Statistischen Bureaus, redigirt von dessen Direktor Dr. Ernst Engel, dreizehnter Jahrgang, 1873, (Verlag des Königlichen Statistischen Bureaus), hat folgenden Inhalt: Die Auswanderung und die Einwanderung des preußischen Staates; von T. Bödiker, Regierungs⸗Assessor. Die Statistik im Civilprozeß; eine Reminiscenz aus dem Leben der Presse im Jahre 1848; mit 6 Tafeln graphischer Darstellungen; von Dr. Engel. Die vorläufigen Ergebnisse der Viehzählung im preußischen Staate am 10. Januar 1873; mitgetheilt vom Königlich statistischen Burecau. Statistischer Sanitätsbericht über die Kön glich preußische Armee für die Jahre 1868 und 1869; beckrbeitet von der Militär⸗Medizinal⸗Abtheilung des König⸗ lich preußischen Kriegs⸗Ministeriums (Anzeige). Dimensionen des Erdsphäroids zwischen dem 46. und 56. Breitengrade; von R. Dör⸗ gens. Ueber die Wärmeerscheinungen im Jahre 1872, den milden Winter 1872 und den kühlen Frühling 1873; von H. W. Dove. Die Pockenepidemie in Preußen, insbesondere in Berlin 1870/72, nebst Beiträgen zur Beurtheilung der Impffrage; von Dr. med. Alb. Gutt⸗ stadt; mit 2 Tafeln graphischer Darstellungen. Literarische Be⸗ sprechungen. Definitiw festgestellte Ergebnisse der Velkszählung im preußischen Staate am 1. Dezember 1871; mitgetheilt vom König⸗ lich statistischen Bureau.

Stockholm, 9. August. Die Zolleinnahme in den ersten 7 Monaten d. J. hat betragen: in Steockholm 4,335,447 (davon im Juli 742,670 Rth.) gegen 3,853,230 im vorigen Jahre (Zunahme 172,217 Rth.); in Göteborg 3.850,883 Rth. gegen 3,172,818 im vorigen Jahre (Zunahme 678,065 Rth.). Die Einnahmen von den Staatsbahnen (115,1 schw. M.) haben im Juli 1,020,470 Rth. oder per Tag und Bihnmeile 295,53 Rth., für die ersten 7 Monate d. J. 5,522,890 oder per Tag und Bahnmeile 265,10 Rth, betragen. Die Einnahmen von den Privatbahnen sind geringer mit Ausnahme der 8,577 M. langen Gefle⸗Dala⸗Bahn, wo sie relativ bedeutend höher sind und per Tag und Baohnmeile für den Juli 682,27 und für die 7. Monate 421,88 Rth. betragen haben.

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81 Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 15. August. Am 11. d. M. erhieit der Dr. Neumaver, Vorsitzender der deutschen afrikanischen Gesellschaft hierselbst, folgendes Telegramm aus Lissabon: „Professor Bastian und Goerschen sind am 1. Juli glücklich in Cabinua (Congo) eingetroffen.“ Mit demselben Dampfer, welcher die Nachricht bis Lissabon brachte, er⸗ wartet man weitere Berichte über den Verlauf der Reise. Das Tele⸗ gramm giebt zunächst nur die Beruhigung, daß Professor Bastian am Orte der Bestimmung angelangt ist und da Dr. Güßfeldt am 28. Juni Sierra⸗Leone wieder verlassen hatte, um sich gleichfalls nach dem Congo zu begeben, so ist anzunehmen, daß nun die sämmtlichen Reisenden beisammen sind. Auch Dr. Falkenstein, der als Arzt und Anatom zur Expedition stoßen wird, hält sich zur Abreise bereit, und da seine ganze Ausrüstung schon beendet, so kann er aaf die erste Nachricht von dem Zustande der Dinge am Congo Europa verlassen. Es wird ihn ein junger Mann, O. Lindner, begleiten, der als Mecha⸗ niker und Büchsenmacher gerad fuͤr die Expedition von Werth sein kann. Auch soll noch im Laufe dieses Jahres ein Botaniker sich der Expedition anschließen, so daß zunachst die wichtigsten Zweige der Wissenschaft bei der Erforschung Central⸗Afrikas ihre Vertretung finden werden.

Heft 7 und 8 (Juli⸗Anguft⸗Heft, X. Jabhrg.) der „Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde“, herausgegeben von Constantin Rößler, (Berlin. E. S. Mittler und Sohn) hat folgenden Inhalt: I. Der materielle Zustand Schlesiens vor der preußischen Besitzergreifung. Grünhagen. II. Könmg Friedrich Wilbelm I. Sorge für die Archive seiner rheinisch⸗westfälischen Länder. G. Wilmans. III. Ehemalige Beziehungen des Hauses Zollern zum Reich. Aus A. F. Riedels Nachlaß. IV. Die Verwickelungen Schle⸗ siens mit Polen in den Jahren 1618 1620. H. Palm. V. Die ursprünglichen Bestandtheile des Erzbisthums Magdeburg. H. Bötti⸗ ger. VI. Neuere Forschungen zur preußischen und deutschen Geschichte. VII. Aus einem Kollektaneenbuche Caspar Hennenbergers. V. W. Pierson. VIII. Altpreußischer Namenkodex. W. Pierson.

Das 5. Heft (Juni 1873) des 9. Bds. der „Philosophi⸗ schen Monatshefte?, herausgegeben von Dr. Ascherson, Dr. Berg⸗ mann und Dr. Bratuscheck, das soeben in Berlin im Verlag von F. Henschel erschienen ist, enthält zunächst folgende 2 Abhandlungen: „Beiträge zur Geschichte der Psychelogie; ob Plato ein Begehrungs⸗ vermögen angenommen habe,“ von Dr. Wildauer; „Notiz zur Kant⸗ Laplaceschen Kosmogonie,“ von Dr. Liebmann. An diese Abhandlun⸗

gen schließen sich Rezensionen an, über: Romundts Schrift über die menschliche Hvw: und das Wesen der Dinge und über Droß⸗ bachs Abhandlung über die verschiedenen Grade der Intelligenz und der Sittlichkeit in der Natur. Sodann folgt eine „Bibliographie, zusammengestellt von Dr. Ascherson, d. i. ein Verzeichniß der bis zum 19. Juni erschienenen philosophischen, theologischen, pädago⸗

gischen, ästhetischen, social⸗politischen und kulturhistorischen Schriften. Den Schluß des Heftes bildet eine Angabe von Beurtheilungen philosophischer Werke in Zeitschriften und vermischte Nachrichten. Die Nr. 65 der „Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung“ vom 14. August d. J. hat folgenden Inhalt: Aus dem Briefwechsel Friedrich Wilhelms IV. mit Bunsen. III. Der Staat und das allgemeine Concil. Dissertatio de sacrae elo- quentiae natura atque indole. Allgemeine Chronik des Volks⸗ schulwesens. Ein Prachtwerk. Geschichte der deutschen Feuer⸗ 222 und Rettungs⸗Anstalten. Dresden: Das Justiz⸗Ministerial⸗ att.

„Wolfenbüttel, 9. August. Im Anschluß an den Harzverein für Geschichte, welcher kürzlich in Braunschweig tagte, hat sich hier ein Ortsverein für Geschichte konstituirt, welcher mit jenem das Ziel verfolgt, geschichtliche Denkmäler zu entdecken uad zu konser⸗ viren, auch nach und nach eine Sammlung von Alterthümern, welche auf die hiesige Gegend Bezug haben und geeignet sind, historische Auf⸗ klärung zu geben über ihre Vergangenheit, anzulegen. Wenn auch die Stadt Wolfenbüttel selbst noch nicht alt, da ihre Erbauung zum größten Theile in die Zeit nach dem dreißigjährigen Kriege, geschah, so ist doch die nächste Umgebung, besonders nach dem Harze zu eine der ältest kultivirten im nördlichen Deutschland. Die Bewohner, dem alten Sachsenstamme angehörend, wurden, von den seit dem 8. Jahr⸗ hundert mächtigen Franken unterworfen, meist den Stiftern des Bis⸗ thums Hildesheim unterthan. Diese theilten mit den Grafen von Rheinstein die Herrschaft der Gegend. Die Versammlungen des Ver⸗ eins, welche auch mit Ausflügen in die Umgegend verbunden sein wer⸗ den, sollen allmonatlich stattfinden. In der nächsten wird Archivregi⸗ strator Ehlers über die geschichtlichen Urkund n und Lehrer Voges über die Architekturverhältnisse der Klöster Heiningen und Dorstadt einen Vortrag halten als Vorbereitung zu einem Ausfluge nach diesen geschichtlich so merkwürdigen Stätten.

Paris, 10. August. Die französische „Association pour l'avancement des sciences“, welche ihren Sitz in der Rue de Rennes 76 zu Paris hat, wird ihre zweite Session vom 21. bis 28. August in Lyon abhalten. Herr de Quatrefages, Mitglied der Akademie, hat als Präsident der „Association“ gegen den Kriegs⸗ Minister den Wunsch ausgesprochen, daß die den Krieg betreffenden Fragen von kompetenten Personen behandelt werden möchten, und in dieser Absicht gebeten, ihm Offiziere zu bezeichnen, welche geeignet wären, sich an den Arbeiten des Kongresses zu betheiligen und Mit⸗ theilungen über Gegenstände ihrer Wahl zu machen. Der Kriegs⸗ Minister hat der Association anheimgestellt, namentliche Einladungen an die Offiziere zu richten, deren Unterstützung sie wünscht. Der Urlaub dazu wird ihnen auf Verlangen bewilligt werden.

Florenz, 8. August. Das Komite zur Feier des vier⸗ hundertjaährigen Geburtstages Michel Angelo's (5. Mai 1875) hat die Hauptgrundzüge des Programms festgestellt, wonach zunächst die literarische und künstlerische Seite der Feier geregelt wird. Man beschloß den vollständigen Briefwechsel Michel Angelo's in einer Prachtausgabe drucken zu lassen, ebenso dessen Biographie und sämmt⸗ liche auf sein Leben und seine Werke bezüglichen, bereits be⸗ kaunten wie noch unbekannten Dokumente, sowie die Künstler zur Einsendung von Zeichnungen aufzufordern, die auf das Leben Michel Angelo's Bezug haben, welche photolitho⸗ graphirt und zu einem Album vereinigt werden sollen. Letzteres soll auch mit sämmtlichen Kunstwerken Michel Angelo's wie mit den wichtigsten seiner Zeichnungen geschehen. Die weiteren vor⸗ länfigen Beschlüsse des Komites beziehen sich auf die Prägung einer Medaille, eine am Geburtshause Michel Angelo's in Caprino, und an dessen langjährigem Wohnhause in Settignano anzubringende Gedenk⸗ tafel, und die Unterbringung seines „David“ in der bereits projek⸗ tirten Tribuna, woselbst auch die Gypsargüsse seiner hauptsächlichsten Skulpturen ihren Platz finden sollen. Schließlich soll das Floren⸗ tiner Munizipium eingeladen werden, dem großen Künstler ein Denk⸗ mal zu errichten.

Stockholm, 6. August. Die von den Professoren Torell und Bergstrand im Auftrage des Staates unternommene geologische Untersuchung Schwedens, betreffend das Vorkommen von phosphorithaltigem Mergel in verschiedenen Theilen des Landes, scheinen zu hoffnungsreichen Entdeckungen zu führen. Auf der Insel Oeland nämlich kommen in großen Massen Phosphorsäuren vor, nn gefähr von der Art derjenigen, die vor einigen Jahren in dem ameri⸗ kanischen Staate New⸗Jersey entdeckt worden sind und den dortigen Ackerbau vollständig umgeschaffen haben und zwar eben so wie in Oestergötland und Westergötland in fester Form oder in einer Berg⸗ art, deren Hauptbestandtheil kohlensaurer Kalk (Mergel) ist und nur gebrannt und pulverisirt zu werden braucht, um als Ackerverbesserungs⸗ mittel verwendet zu werden. Ein besonderer glücklicher Umstand liegt außerdem noch darin, daß der auf Oeland massenhaft vorhandene Alaunschiefer dabei als Brennmaterial benutzt werden kann.

Landwirthschaft.

Coburg, 13. August. Eine im heutigen Regierungsblatte erschie⸗ nene Ministerialverordnung verbietet das Einsammeln der Preißelbeeren in den Waldungen des Herzogthums Coburg vor dem 1. September jeden Jahres bei Strafe.

Aus New⸗York wird unterm 30. Juli gemeldet: Die Be⸗ richte aus dem Süden lauten im Ganzen genommen günstig über die Aussichten der Baumwollenernte. Das Wetter ist im Allge meinen schön und geeignet, die Pflanze zu kräftigen; die Raupen haben keinen wesentlichen Schaden angerichtet. Juli ist der Monat, welcher das Kaliber der Pflanze feststellt, und der Monat hat sich als sehr befriedigend erwiesen. Es verbleiben nur noch die Gefahren der Witterung für die Reife und Einheimsung der Ernte.

Verkehrs⸗Anstalten.

London, 12. August. Einem offiziellen Ausweise zufolge be⸗ trugen die Einnahmen der Suezkanalgesellschaft im Juli 63,040 Lstr. Die letzten zehn Tage des Monats lieferten 24,320 Lstr.

Paris, 13. August. Das „Jonrnal officiel“ veröffentlicht ein Regierungsdekret, welches die Anlegung einer Pferde⸗Eisenbahn für Paris und die Bannmeile als ein gemeinnütziges Unter⸗ nehmen gestattet. 8

New⸗York, 14. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Baltischen Lloyd „Ernst Moritz Arndt“ ist gestern in Sandy Hook angekommen. Der Hamburger Postdampfer Hammonia“ ist heute Nachmittag 3 Uhr hier eingetroffen.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.

Madrid, Donnerstag, 14. August. In der Cortessitzung wurde heute eine Vorlage angenommen, wonach 80,000 Mann Reserven einberufen werden sollen. Der bei Fuentarabia genom⸗ mene englische Dampfer war mit 1700 Flinten befrachtet; an Bord desselben befand sich der schottische Oberst Stewart, welcher von englischen Katholiken für die Carlisten gesammelte Gelder bei sich führte und mit Ueberbringung derselben beauftragt war.

Perpignan, Freitag, 15. August. Von Manresa sind, nach Meldungen von der spanischen Grenze, Truppen zum Ent⸗ satz von Berga abgesandt. Einer aus carlistischen Quellen stammenden Nachricht zufolge wäre die Stadt bereits in die Hände der Carlisten gefallen.