1873 / 207 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Auf dem Königlichen Schloß, dem Königlichen und den Prinz⸗ lichen Palais wehten die Königlichen Standarten. Die Linden, die den Thoren angrenzenden Partieen des Thiergartens und namentlich der Königsplatz boten ein Bild des festlich bewegtesten Lebens dar.

Auf dem Königsplatz war, in der Flucht der Sieges⸗ allee, dem Denkmale suͤdwärts gegenüber, der Königliche Pavillon errichtet worden, daneben und davor die Podien für die Ehrengäste, ferner zwei große Tribünen einander gegenüber an der Süd⸗ und an der Nordseite des Platzes, und zwar der⸗ gestalt, daß zwischen beiden eine breite Front für das Publikum

ei blieb.

8 Das Denkmal selbst war in seiner unteren Hälfte durch Draperien verhüllt, die v. Wernerschen Gemälde in der oberen Säulenhalle durch hellbraune Linnentücher, die Reliefs des Piedestals durch große rothe Vorhänge mit schwarz⸗weißen Borten. Ein kreis⸗ förmiges Spalier von Fahnenstangen, in ihrer Mitte mit runden Adlerschildern geschmückt und unter einander durch Eichenguirlanden verbunden, umgab das Denkmal.

Der Königliche Pavillon war in zeltartiger Form auf acht⸗ eckiger Basis angelegt. Die Grundfarbe des Zeltmaterials war roth mit Gold, aber unterbrochen durch eine schwarz⸗weiße Dra⸗ perie; zwei vorspringende Zeltdächer breiteten sich seitswärts aus. Auf der Spitze des ansteigenden Daches wehte die Königliche Standarte. ““ E““

Gegen zehn Uhr begannen die Podien und Tribünen sich zu füllen. Auf der niedrigen Estrade zwischen dem Denkmal und dem Königspavillon nahm die Geistlichkeit und der Dom⸗ chor Platz, auf der zu beiden Seiten des Königliche Pavillon halb⸗ kreisförmig sich hindehnenden die geladenen Ehrengäste, darunter die Inhaberinnen des Louisenordens und des Verdienstkreuzes. In größeren Gruppen um das Denkmal ordneten sich die die gesammte Armee und Marine vertretenden Offiziere, die Aerzte und Militärbeamten, Kammerherren, Johanniterritter, diese unter

Führung des Fürsten Pleß, u. s. w. Auf den Stufen des

Denkmals selbst hatten die beim Bau desselben thätig ge⸗ wesenen Künstler und Werkleute Aufstellung genommen. Unmittelbar rechts hinter dem Königspavillon befanden sich unter der Tribüne A die Sitze der Invaliden, fast alle mit dem Eisernen Kreuze dekorirt, auch mehre darunter aus den Jahren 1813 bis 1815.

Bald nach 10 Uhr waren die zur Feier und Parade kom⸗ mandirten Truppen und Armee⸗Deputationen vollständig auf⸗ marschirt, die Infanterie im engeren, die Kavallerie im weiteren Kreise. Die Truppen zogen mit Musik gleichzeitig von

allen Seiten her auf. Der jetzt reich besetzte, weite Plat gewährte nunmehr ein überaus glänzendes und festliches Bild. Oestlich zunächst dem Kaiserpavillon und der Tribüne K standen die Kadetten und das Lehrbataillon.

Ziemlich gleichzeitig mit der Eskorte, welche die Re⸗ gimentsfahnen nach dem Königsplatze geleitete, langten

Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Wilhelm von Moecklen⸗ burg, sodann Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die eewer mit dem Prinzen Waldemar und den Prin⸗ zessinnen Victoria und Charlotte, unmittelbar darauf, an der Seite ihres Gouverneurs, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Friedrich Wilhelm und Prinz Heinrich, ferner Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Karl, Ihre Majestät die verwittwete Königin, zuletzt Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin an. Inzwischen war auch der Reichskanzler Fürst von Bismarck er⸗ ienen. 8 8 Um 10 ½ Uhr verkündeten drei Kanonenschläge den Moment, in welchem Se. Majestät der Kaiser und König das Palais verließen. Beim Heraustreten aus dem Palais richteten Aller⸗ höchstdieselben an die Se. Majestät erwartenden Feldmarschälle und kommandirenden Generale, bei Erwiderung der ehrfurchts⸗ vollen Begrüfzung derselben, folgende Worte:

„Es ist ein erhebendes Gefühl für Mich, bei Beginn dieser be⸗

gsvollen Feier, welche die Reihe der Dankes⸗ und Ehrenbezeu⸗ gungen schließen wird, Sie hier, meine Herren, ebenso um Mich ver⸗ sammelt zu sehen, wie in allen Schlachten und Gefechten, wo Sie

an der Spitze ihrer Truppen sich in so hohem Grade ausgezeichnet Truppen bereits voran abmnrschirt waren.

haben.“ Darauf stiegen Se. Majestät zu Pferde und begaben Sich

Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des ses, der fremden

in Kronprinzen, der Prinzen des Königlichen Fürstlichkeiten, und gefolgt von den General⸗Feldmarschällen, den kommandirenden Generalen, den General⸗Adjutanten, den Gene⸗ ralen à la suite und den Flügel⸗Adjutanten Sr. Majestät, nach

Auf ege dahin wurden Se. Majestät überall von den begeisterten Jubelrufen des Publikums begleitet und bei der Ankunft auf dem Platze von den Honneurs der Truppen und dem lebhaften Hu der ganzen Versammlung enthusiastisch begrüßt. Nachdem Se. Majestät den 1 auf seiner west⸗ lichen Seite umritten hatten, nahmen Allerhöchstdieselben rechts von demselben Stellung, gegenüber der Geistlichkeit, welche mit den Sängern des Domchors vor der Siegessäule stand. Die Tambours der Infanterie und die Trompeter der Kavallerie üegewe. Zeichen zum Gebet. Der Domchor intonirte sodann

Choral: „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“. Nach Be⸗ endigung des Gesanges hielt der Feldpropst der Armee Dr. Thielen

Sahnes und des heiligen

Almen. Darch der gönig des Balkes Gates, betet 1. Chron. 30, 10 13:

Gelobet sei Herr Gott Israel, lich. Dir gebühret die ö. 1 2 Dank; denn

des Herrenhauses und des

Ksnig folgende Worte an die Wsa

Sie hat die Armee gestählt zu

stem Herzensgrunde: Nicht uns, nicht uns, sondern Dir, o Hern

gebührt allein die Ehre; Du hast unser Beten undFlehen nüdig erhört,

Deine allmächtige Hand hat so Großes und Herrliches vollbracht und uns Sieg um Sieg gegeben; Dein Werk ist es, daß unser deutsches Volk, aufs Neue wieder vereinigt mit seinen so lange von ihm getrennten Gliedern, der alten Herrlichkeit des Deutschen Rei⸗ ches in neu verjüngter Kraft und Größe unter seinem sieggekrönten Heldenkaiser sich erfreut. Und vor Dir, Herr unser Gott, geloben wir heute, gelobt unser Volk und Heer aufs Neue, Deiner Gnade und Hülfe, die uns so reich gesegnet hat, allezeit eingedenk zu blei⸗ ben, in unwandelbarer Treue und im Gehorsam gegen Dein Gebot unverrückt zu stehen zu unserem Kaiser und König, den Deine Gnade uns gegeben, zum großen, theuren Vaterlande, und sein Recht und seine Ehre, seine Einigkeit, seinen Frieden und seine Freiheit unter Deinem gnädigen Beistande stets hoch zu halten und zu vehan allezeit bereit Gut und Blut dafür einzusetzen. O Herr, hilf, o Herr, laß wohlgelingen! Amen.

Dir, allmächtiger Gott, und Deiner Gnade befehlen wir un⸗ sern theuren Kaiser und König mit allen Regierenden im Reiche, Dir unser Vaterland, Volk und Heer, seine Führer und alle seine Glieder. Erwecke und erhalte durch das Gedächtniß der Wunder, die Du weit über Bitten und Verstehen an uns gethan hast, den Geist der Gottesfurcht, der Zucht, der Treue, der Demuth, des Gehor⸗ sams, der freudigen Opferwilligkeit in unserem Geschlecht und in unseren Nachkommen; tröste und richte auf Alle, die ihr Liebstes für die Größe und Einheit des Vaterlandes dahin ge⸗ geben haben, durch den Hinblick auf die großen Güter, die damit erworben und versiegelt sind. Erhalte unserm Lande den edlen Frieden und steure dem Unglauben, der nach Dir nicht fragt, und dem gottlosen Wesen in unsrem so reich gesegneten Volke. Herr, sei uns gnädig und erbarme Dich unser Aller. Dein Name sei gelobet in Ewigkeit! Amen.“

Nach Ertheilung des Segens ritt der Minister⸗Präsident, General⸗Feldmarschall Graf von Roon, an Se. Majestät den Kaiser und König heran und bat um die Erlaubniß zur Ent⸗ hüllung des Denkmals. Alleerhöchstdieselben gaben mit dem Degen das Zeichen, und die Hüllen sanken. Die Truppen prä⸗ sentirten das Gewehr und riefen: „Hurrah!“ sämmtliche Musik⸗ corps intonirten: „Heil Dir im Siegerkranz!“ Vom Alsenufer herüber dröhnten die ersten der 101 Salutschüsse, dazwischen ertönten die Glocken der Haupt⸗ und Residenzstadt, die ganze Ver⸗ sammlung schwenkte die Hüte, wehte mit Tüchern und begrüßte mit unendlichem Jubel das herrliche, in hoher Pracht und Schönheit sich darstellende Monument. Es war ein großartiger, wahrhaft historischer Moment!

Der Domchor intonirte und sang sodann den ersten und dritten Vers des Chorals: „Nun danket Alle Gott“ unter Be⸗ gleitung der Regimentsmusik des Kaiser Franz Garde⸗Grena⸗ dier⸗Regiments Nr. 2. Dann umritten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften langsamen Schrittes das Denkmal, und während Sich die Allerhöchsten Damen in die Wagen begaben, begann die Parade.

Vorher richteten Se. Majestät der Kaiser an die Deputationen der Armee folgende Worte:

„Ich freue Mich, die Vertreter Meiner Armee an dem heutigen Tage um Mich versammelt zu sehen einem der schönsten Tage Meines ganzen Lebens an dem Ich diese Siegessäule als Zeugniß der Thaten der Armee im höchsten Dankgefühle der Mit⸗ und Nach⸗ welt überliefere. Ich beauftrage Sie, diese Meine Gefühle den Truppen bei Ihrer Rückkehr in die Heimath mitzulheilen.“

Demnächst ritten Se. Majestät, gefolgt von der gesammten Suite, welcher sich gleich nach der Ankunft Sr. Majestät auch der Reichskanzler Fürst von Bismarck angeschlossen hatte, die Truppenfronten der Infanterie und darauf der Kavallerie entlang

und nahmen sodann Aufstellung an der Kreuzung der Sieges⸗

allee mit der Charlottenburger Chaussee, woselbst sämmtliche Truppenkörper unter dem Kommando Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen August von Württemberg defilirten.

Gegen 1 Uhr war die Parade beendigt, und Se. Majestät kehrten in Begleitung der Höchsten Herrschaften sowie der ganzen Suite in die Stadt zurück, wohin auf verschiedenen Wegen die

In unabsehbaren Züge strömte nunmehr das Publikum auf den freigegebenen Körigsplatz, um das herrliche Denkmal der ruhmreichen Thaten umseres Heeres in der Nähe zu be⸗ trachten.

Nachmittags begaben Sich Beide Kaiserliche Majestäten in

das Königliche Schloß, wosebst zur Feier des Tages um 3 ½ Uhr

im Weißen Saale, der Bildegalerie und den anstoßenden Ge⸗ ein größeres Gala⸗Dner stattfand. Einladungen hatten zu demselben erhalten: die her anwesenden Mitglieder der Kö⸗ niglichen Familie nebst Gefolg, Se. Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog von Mecklenburg⸗Schnerin nebst Gefolge, der Reichs⸗ kanzler Fürst von Bismarck, die General⸗Feldmarschälle, die Staatsminister, die kommandienden Generale, die Admirale, die auf Allerhöchsten Befehl hir eingetroffenen Deputationen der gesammten preußischen Armee, die; Präsidien des Reichstages, zuses der Abgeordneten, die Spitzen der Königlichen und sädtischen Behörden von Berlin, Potsdam, Spandau und ttenburg, die aktiven Ge⸗ nerale und die Stabsoffiziere der in der Parade gewesenen Truppen, die Deputation des Johanniter⸗ und des Malteser⸗Ritter⸗Ordens, die Spitzen der Vereine für kenpflege und für die Zurück⸗ gebliebenen der Landwehrleute, Feldprobst der Armee und einige Geistliche, Notabilitäten dr Kunst und Wissenschaft, Da⸗ men des Louisen⸗Ordens und des Verdienstkreuzes ꝛc. Im Ganzen waren etwa 570 Einlaungen ergangen. Die Tafel⸗ mufik wurde im Weißen Saal vm Musikcorps des 2. Garde⸗

Regiments zu Fuß und in di Bildergalerie von der Kapelle des Kaiser Alexander⸗Garde⸗Grendier⸗Regiments ausgeführt.

Bei der Festtafel richteten Se. 2. der Kaiser und mme

ten:

Während des segensreichen ist in Preußen die Anerkennung gskriege nie erloschen. Diese jungen Generation wiedergetönt zu den Waffen zu greifen. Siegen. Sie hat die Opfer⸗ Wunden sorglich und lie⸗ Nacheiferung in erhebendster

freudigkeit des Volkes belebt und bend gepflegt. So ist jene M.

Art in Erfüllung gegangen. Die Sisessäule verkündet der Mit⸗ und 1Nachwelt, was Hingebung und Aust 8 14“ .

vermögen. In Verbindung

. 88

1

11 8 8 mit unsern treuen Verbündeten im letzten glorreichen Kriegeschritten wir von Siegen zu Siegen, welche Gottes gnadenreicher Wle uns

Volke, zum Danke Meinen hohen Verbündeten und zum Dane für unsere ruhmreiche Armee.“

statt, welchen der Hofprediger Baur abhielt.

vorstellung veranstaltet. der Allerhöchsten und und bestand aus einer eigentlichen Festfeier und der Balet⸗ vorstellung „Sardanapal“. Die bedeutend verstärkte Königlihe Kapelle leitete den ersten Theil mit der unter Leitung ds Kapellmeisters Eckert ausgeführten Ouvertüre zu Meyerbees Oper „Ein Feldlager in Schlesien“ ein. Darauf hob sich der

Vorhang und zeigte in einem hohen Saal von einfacher ernster

Architektur auf einem von grünen Gewächsen halb verborgenen Postamente ein gewaltiges Eisernes Kreuz, während an dem Fuß desselben ein Schild mit dem rothen Kreuz der Genfer Kon⸗ vention lehnte. In einem schwungvollen Prologe wies Fr. Erhartt, als gewappnete Borussia, auf die Bedeutung des Tages und dieser Zeichen, und auf die Erfüllung hin, welche die Worte König Friedrich Wilhelms III. an dem Denkmal der Befreiungs⸗ kriege auf dem Kreuzberge „den Gefallenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung“, deren auch Se. Majestät der Kaiser und König bei der Festtafel gedachten, in den Thaten des letzten Krieges erhalten haben. Inzwischen verwandelte sich die Scene und zeigte den gothischen Bau des Monu⸗ ments auf der Anhöhe mit dem im Morgennebel halb verhüllten Ueberblick über die Residenzstadt Berlin mit ihren Kuppeln und Thürmen, auf beiden Seiten eingefaßt von eichen⸗ bekränzten, mit Victorien gekrönten Säulen. Ein noch⸗ maliger Scenenwechsel führte den Beschauer vor das gelun⸗ gene Bild des neuen Sieges⸗Denkmals auf dem Königs⸗ platz, vor welchem das Musikcoorps des Garde⸗Kü⸗ rassier⸗Regiments und der Königliche Opernchor Stel⸗ lung genommen hatten. Rauschend tönten die Klänge der „Wacht am Rhein“ durch das Haus, bis zu einem sanften Adagio verhallend, während dessen die Standbilder der preußi⸗ schen Herrscher von dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm bis Kö⸗ nig Friedrich Wilhelm III., gruppirt zu beiden Seiten des Ersteren, langsam heraufstiegen, worauf die Orchester die Natio⸗ nalhumne anstimmten und die Versammelten sich von ihren Plätzen erhoben, ehrfurchtsvoll der Loge zugewendet, in welcher Ihre Majestäten der Kaiser und König und die Kaiserin⸗Königin Platz genommen hatten.

Der Feier und der darauf folgenden Balletvorstellung wohnten Ihre Majestäten, Se. Kalserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Carl, Prinz Albrecht, die Prinzessinnen Marie und Elisabeth, die Großherzogin⸗-Mutter, der Herzog und die Herzogin von Mecklenburg⸗Schwerin bis gegen den Schluß bei.

Die meisten Privattheater brachten zur Feier des Tages durch Festprologe ein.

Die Stadt war Abends zum Theil illuminirt.

Aus den größeren Städten Preußens und der übrigen deutschen Staaten liegen bis heute über die Feier des 2. Sep⸗ tember folgende Nachrichten vor:

Breslau, 2. September. Die Stadt hat zur Feier des heutigen Tages festlich geflaggt In den Kirchen und in den jüdischen Synagogen hat Festgottesdienst stattgefunden. Die Geschäftslokale sind meist geschlossen. Um 12 Uhr Mittags wurden von den Thürmen der Stadt Choräle geblasen. Für den Abend ist eine Illumination der städtischen Gebäude und Denkmäler vorbereitet.

Dresden, 2. September. Zur Feier des heutigen Tages waren hier schon am frühen Morgen die sämmtlichen Königlichen und städtischen Gebäude, sowie viele Privathäuser mit Flaggen in den deutschen und sächsischen Farben reich geschmückt, Vor⸗ mittags wurde in allen evangelischen Kirchen unter Theilnahme sehr zahlreicher Andächtigen aus allen Kreisen Dankgottesdienst abgehalten. Nach Beendigung der kirchlichen Feier fanden in den Lehranstalten und Schulen Festvorträgestatt, während der gewöhnliche Unterricht heute ausgesetzt blieb. Bei dem Festaktus in der Kreuzschule

waren die städtischen und Schulbehörden durch die Herren Ober⸗ Bürgermeister Pfotenhauer, Superintendent Dr. Meier, Stadt⸗ rath Heubner und Stadtrath Kunze vertreten. Viele Geschäfts⸗ inhaber hielten ihre Lokale den ganzen Tag über, die meisten während des Vormittags geschlossen. Nachmittags und Abends sind von mehreren Privatgesellschaften an verschiedenen Orten besondere Festlichkeiten veranstaltet, und mit Eintritt der Dunkel⸗ heit werden die öffentlichen Plätze auf städtische Kosten durch Gaspyramiden festlich erleuchtet sein.

Stuttgart, 2. September. Die Sedanfeier begann hier⸗ selbst am gestrigen Abend mit einer Gedächtnißfeier an den mit Blumen geschmückten Gräbern der im letzten Feldzuge gefallenen Krieger. Die Festrede hielt der Prälat Gerock vor der zahlreich versammelten Bevölkerung. Der kommandirende General des 13. Armee⸗Corps v. Stülpnagel war bei der Feier zugegen. Im ganzen Lande wurden Abends 8 Uhr auf den Bergen Freuden⸗ feuer angezündet.

Heute hat die Stadt ein festliches Gewand angelegt, die Häuser sind beflaggt, die Geschäfte geschlossen. Die ganze Einwohnerschaft feierte den Tag als Festtag. Am Vormittage fand Gottesdienst in allen Kirchen statt; nach der Stiftkirche bewegte sich ein großer Festzug. Am Nach⸗ mittage feierten alle Schulen den Tag durch besondere Festlich⸗ keiten für die Schuljugend. Heute Abend ist Festversammlung im Liederkranzgarten, welche von zahlreichen Theilnehmern, darunter auch von vielen Offizieren, besucht ist. Die Festrede wird der Reichstagsabgeordnete Elben halten.

Schwerin, 2. September. Der heutige Festtag ist hier, wie in ganz Mecklenburg, in würdiger Weise begangen worden. Nach einer Morgenmusik wurde in allen hiesigen Schulen Schul⸗ akt, später in sämmtlichen Gotteshäusern Festgottesdienst gehalten. Nachmittags fand ein aus sämmtlichen Schulen, den Veteranen

zösischen Kriege, den Gewerken, der Schützengilde und vielen Bürgern bestehender Festzug nach dem Schloßgarten statt. 1

Die 52 welche der Minister⸗Präsident und Kriegs⸗ m

Minister General⸗Zeldmarschall Graf von Roon, bei der Feler der Grundsteinlegung zu dem Bau der Central⸗Ka⸗

detten⸗Anstalt in Lichterfelde an Se. Majestät den Kaiser und König richtete, hat folgenden Wortlautt

bescheiden wollte, bis zur Einigung Deutschlands im neuen Kaiser⸗ 8 reiche. So leere Ich denn Mein Glas zum Danke dem opfernilligen

Abends 6 Uhr fand in der Domkirche ein Festgotteskenst Im Königlichen Opernhause war Abends eine Militär⸗zest⸗

Dieselbe begann nach dem Erschenen 8 Höchsten Herrschaften um 7 ½ 'ihr

patriotische Vorstellungen zur Aufführung und leiteten dieselben 4

aus dem Befreiungskriege, den Reservisten aus dem letzten fran⸗

Alllerdurchlauchtigster, Allergnädigster Kaiser, önig und Herr!

Wenn ich am Schlusse der heutigen bedeutungsvollen Feier von der Allergrädigst ertheilten Erlaubniß, Ew. Kaiserliche und Fönigliche Majestät anzureden, Gebrauch mache, so geschieht es, um Ew. Ma⸗ 81 zu danken im Namen des Instituts, dessen heilsame Wirksam⸗ eit in der verlesenen Stiftungs⸗Urkunde gebührend gewürdigt worden ist, im Namen der Armee und des Landes. Im Namen des. Heeres, dessen künftige Führer in dieser neu zu gründenden Bildungsstätte für ihren ernsten und edlen Beruf vorbereitet werden sollen; im Namen der Armee, deren Werth und Bedeutung Ew. Majestät gleich Ihren erhabenen Vorfahren durch Königliche Fürsorge zu einer be⸗ wunderten Höhe zu erheben gewußt, deren glorreiche Thaten, unter dem Beistande des Allmächtigen und unter der sicheren Führung Ew. Majestät, des Reiches Größe gemehrt, dessen Einheit begründet und den preußischen und deutschen Namen mit unverwelklichen Ruhmes⸗ kränzen geschmückt haben; im Namen des Heeres, welches, seiner Väter würdig, die Unabhängigkeit und Freiheit des Vaterlandes in treuer Pflichterfüllung und freudiger Hingebung auch ferner zu schützen ebenso entschlossen als bereit und daher auch geeignet ist, die Friedens⸗ arbeiten eines zwar kriegstüchtigen, aber friedliebenden Volkes vor frevelhaften Störungen zu bewahren; im Namen des Heeres, wel⸗ ches, nach seiner bewährten, wohl nachgeahmten, aber bisher nimmer erreichten Organisation, die gesammte Nation umspannt und muß es sein in sich aufnimmt; dieses Heeres, welches die Nation, aus der es hervorgeht, selbst ist, welches in der Tüchtigkeit seiner Friedens⸗ bestrebungen, wie in seinen Kriegsthaten das getreue Spiegelbild des Volkes ist, aus dessen Söhnen es besteht.

Das heute baulich begründete, erst nach Ueberwindung mancher Schwierigkeiten und Bedenken ins Leben tretende große Werk giebt dem Lande und Heere ein neues Zeugniß von der unermüdlichen Für⸗ sorge nicht nur des Kriegsherrn für die Armee, sondern auch des Lan⸗ desvaters für das Volk, weil Alles, was jener nützt, auch dieses schuͤtzt. Und in dieser Beziehung finde ich mich veranlaßt, Ew. Ma⸗ jestät im Namen des Landes den ehrfurchtsvollsten Dank aus⸗ zusprechen.

Wenn ich diese schlichten Worte am Schlusse der heutigen be⸗ deutungsvollen Feier im lebendigen Vorgefühl der morgen stattfinden⸗ den allgemeineren und bedeutungsvolleren an Ew. Majestät zu rich⸗ ten wage, so geschieht es mit der tiefsten Empfindung meines Herzens.

Ueberzeugt, daß die anwesenden hervorragenden Repräsentanten des Heeres und des Landes, das Dankgefühl, dem ich, nach Amt und Beruf, Worte zu geben gewürdigt wurde, aufs Wärmste mit empfin⸗

rufe ich, unter ihrer freudigen Zustimmung, aus voller Seele: „Gott erhalte und segne Se. Majestät den Kaiser

Sund König, unsern Allergnädigsten Herrn!“ Se. Majestät der Kaiser und König lebe Hoch! Hoch! Hoch!

Bayern. München, 1. September. Prinz Otto ist aus Hohenschwangau wieder in Nymphenburg eingetroffen und gedenkt sich in den nächsten Tagen zur Jagd nach Oberammer⸗ gau zu begeben. Prinz Luitpold hat die Inspektionsreise aufs Lechfeld nicht unternommen, sondern sich vorerst in Be⸗ gleitung seiner beiden Adjutanten, Freiherrn von Limpöck und Freyschlag von Freyenstein, nach Regensburg begeben.

Der General⸗Major Karl Frhr. v. Leoprechting ist, unter Enthebung von seiner Funktion als Vorstand der Landge⸗ stütsverwaltung und Verleihung des Charakters als General⸗ Lieutenant, mit Pension verabschiedet; der Commandeur des 15. Infanterie⸗Regiments, Oberst Friedrich Frhr. v. Treuberg, mit Führung der 7. Infanterie⸗Brigade betraut⸗ worden.

Der Beginn der Kommissionsberathungen im Staats⸗ Ministerium der Justiz über den dem nächsten Landtag vorzu⸗ legenden Gesetzentwurf über das Vormundschaftswesen und die Behandlung der Verlassenschaften ist auf den

9. September d. J. festgesetzt.

Sachsen. Dresden, 2. September. Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind gestern Mittag von Wien zu⸗ rückgekehrt.

Der Erzherzog Carl Ludwig ist gestern Abend 8 Uhr nach Wien abgereist.

Der Prinz Georg haet sich gestern Nachmittag nach Crossen begeben, um in Vertretung des kommandirenden Ge⸗ nerals, des Kronprinzen von Sachsen, den Detachementsübungen der 3. und 4. Infanteriebrigade beizuwohnen.

Württemberg. Friedrichshafen, 30. August. Die Großfürstin Vera, welche gestern nach Wien abgereist ist, wird sich von dort, zugleich mit ihrer S chwester, der Königin von Griechenland, nach Orianda in der Krim, dem Lust⸗ schlosse ihrer Eltern, des Großfürsten und der Großfürstin Constantin von Rußland, begeben, wo am 11. September deren silberne Hochzeit gefeiert werden soll.

Hessen. Darmsadt, 31. August. Gegenüber den von verschiedenen Blättern des Großherzogthums gebrachten Mitthei⸗ lungen über zahlreiche Todesfälle und Erkrankungen von Sol⸗ daten während des Marsches zu den Herbstübungen bei Gießen ist die „Darmst. Ztg.“ auf Grund amtlicher Ermitte⸗ lungen ermächtigt worden, zu berichtigen, daß auf dem drei⸗ tägigen Marsche des 1. Großherzoglich Hessischen Infanterie⸗Regi⸗ ments Nr. 115 von Darmstadt nach Gießen nur ein Mann in Folge von Erkrankung starb und 4 Mann, ohne bedeutend er⸗ krankt zu sein, in ein Lazareth aufgenommen werden mußten. Der Gestorbene hatte nach ärztlicher Aussage in Folge eines be⸗ stehenden Lungenleidens eine schwache Konstitution.

Mecklenburg. Schwerin, 1. September. Die Groß⸗ herzogin und die Herzogin Marie werden morgen Nach⸗ mittag, vom heiligen Damm kommend, hier eintreffen.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sonders hausen, 1. September. Der Erbprinz und die Erbprinzessin sind aus der Fürstlichen Oberherrschaft hierher zurückgekehrt.

Reuß. Gera, 1. September. Die Fürstin⸗Mutter ist von ihrer Schweizerreise zurückgekehrt und wird von jetzt ab einige Zeit in Schloß Ebersdorf verweilen.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 1. September. (W. T. B.) In Colmar haben von den 26 gewählten Mitgliedern des Bezirkstages von Ober⸗Elsaß nur 11 den vor⸗ geschriebenen Eid geleistet. Der Bezirkstag erklärte sich daher

für beschlußunfähig und wurde die diesjährige ordentliche Sitzung

desselben durch den Bezirks⸗Präsidenten geschlossen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 1. September. (W. T. B.) Die Königin von Griechenland ist von hier über Pesth

nach der Krim abgereist.

Der internationale medizinische Kongreß ist

heute von dem Erzherzog Rainer, dem Protektor der Ver⸗

sammlung, eröffnet worden. 2. September. Die „Oesterreichische Korrespondenz“ be⸗

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11“ 8 8 2 8

stätigt, daß der König von Italien gegen den 20. d. Mts. zu einem etwa achttägigen Aufenthalte hier einzutreffen gedenkt.

Das „Neue Fremdenblatt“ veröffentlicht einen Brief Rogeards, in welchem derselbe seine vom Bürgermeister von Voeslau in höherem Auftrage verfügte Ausweisung aus Oesterreich mittheilt.

Prag, 1. September. Gestern und heute wurde hier die Jubelfeier des 900 jährigen Bestandes des prager Bisthums in festlicher Weise begangen.

Schweiz. Bern, 1. September. (W. T. B.) Die in⸗ ternationale Konferenz zur Feststellung des Anschlusses der Gotthardsbahn an die oberitalienischen Bahn⸗ linien ist vom 3. auf den 8. September vertagt worden.

Olten, 1. September. (W. T. B.) In der gestrigen Versammlung der Delegirten des schweizerischen libe⸗ ralen Katholikenvereins wurde der aus den „Baseler Nachrichten“ bereits mitgetheilte Antrag des Central⸗Komites der Schweizer Altkatholiken betreffs der Kirchenreformen ange⸗ nommen und dabei das Central⸗Komite beauftragt, schon jetzt einige hauptsächliche, vom Prinzip der Toleranz geforderte kir h⸗ liche Reformen vorzunehmen, sowie zwecks Entscheidung über die Konstituirungsfrage die Delegirtenversammlung sobald als möglich wieder einzuberufen. Im Ganzen waren 87 Delegirte anwesend; unter diesen Michaelis und der Pater Hyacinth, welcher letzterer die Schlußrede hielt.

Die hier gleichzeitig mit den Abgeordneten des Vereins der liberalen Katholiken versammelten Delegirten der Schweizer Altkatholiken haben zur Theilnahme an dem demnächst in Konstanz stattfindenden Altkatholikentage in Kon⸗ stanz eine Deputation von 17 Mitgliedern gewählt.

Luzern, 1. September. (W. T. B.) Zu Ehren des Herrn T hiers hat hier gestern eine große Ovation von zahlreichen Delegirten der in der Schweiz wohnenden Franzosen stattgefunden. Herr Thiers erwiderte eine an ihn gerichtete Anrede und sprach darin die Hoffnung aus, daß die Republik in Frankreich aufrecht erhalten

Niederlande. Amsterdam, 1. September. (W. T. B.) Van Lynden, früherer Minister des reformirten Kultus in dem konservativen Kabinet Heemskkerk, ist, dem Vernehmen nach, mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt worden.

Großbritannien und Friand. London, 1. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Dem „Globe“ zufolge hätte Glad⸗ stone die Absicht, bei Eröffnung der nächsten Parla⸗ mentssession das Budget vorzulegen und damit gleichzeitig die Aufhebung der Einkommensteuer vorzuschlagen, worauf dann sofort die Auflösung des Hauses erfolgen sollte.

2. September. Die Zahl der aus England nach Paray le Monial Pilgernden beträgt, wie der „K. Z.“ gemeldet wird, 120 Priester, 180 Frauen, 340 Männer. Der Dampfer, auf dem sich dieselben eingeschifft haben, führt die päpstliche und die britische Flagge, so wie eine Abbildung des heiligen Herzens.

Der Attorney⸗General Coleridge ist dem Vernehmen nach zu einer hohen Richterstelle berufen und wird wahrscheinlich in den Pairsstand erhosben werden. Als sein Nachfolger werde der Solicitor⸗General Watkin William und als dessen Nach⸗ folger Henry James genannt.

—ö ———

Frankreich. Paris, 3. September. (W. T. B.) Der Mittheilung eines republikanischen Blattes, daß der Herzog von Broglie sich der Republik zuneige, wird vom „Francais ein entschiedenes Dementi ertheilt. Der „Francais“ erklärt, das Ministerium vom 24. Mai begünstige keine der verschiedenen konservativen Parteiansichten auf Kosten der anderen.

Der neue Vertreter der spanischen Republik, Abarzuza, dessen Empfang beim Minister des Auswärtigen am Sonnabend stattgefunden hat, machte bei dieser Veranlas⸗ sung die spanischen Angelegenheiten zum Gegenstande offtzieller Erörterungen und sprach der französischen Regierung für die Aufrechterhaltung der freundschaftlichen und nachbarlichen Be⸗ ziehungen zwischen beiden Ländern, welche er bat auch fernerhin fortzusetzen, seinen Dank aus.

Die Eröffnung des internationalen Orienta⸗ listen⸗Kongresses hat heute stattgefunden. Es waren zahl⸗ reiche Theilnehmer aus Großbritannien, Deutschland und den Verei⸗ nigten Staaten anwesend; zum Präsidenten wurde der japanische Minister⸗Resident in Paris, Samesima Naomba, gewählt.

(W. T. B.) Ziee der „I el meldet, werden Deputirte der republikanisch gesinnten Departements nach Nancy gehen, um dort Herrn Thiers auf der Rückreise aus der Schweiz zu empfangen, dem zu Ehren ein großes Fest⸗ mahl stattfinden soll. Die „Assemblée nationale“ versichert, daß die Regierung entschlossen sei, etwaige Agitationen für das Mahl nicht zu dulden.

(W. T. B.). Gestern Abend sind nahe an tausend englische Pilgerfahrer, unter ihnen der Herzog von Norfolk und andere Katholiken von hervorragender Stellung, hier eingetroffen, um sich nach Paray le Monial zu begeben. Bei ihrer Ankunft hatte sich eine große Volks⸗ menge angesammelt, es kam jedoch keinerlei Störung vor.

Spanien. Madrid, 1. September. (W. T. B.) Die amtliche „Gaceta“ veröffentlicht die Ausführun gsbestim⸗ mungen zu dem Gesetze über die Regelung des Defizits und den Modus der Repartition der Zwangsanleihe unter den einzelnen Provinzen.

Im Ministerrathe wurde heute die Angelegenheit der Artillerie⸗Offiziere berathen; eine befriedigende Lösung derselben steht in baldiger Aussicht.

Die Besatzung des Forts Viana (bei Logronno in Navarra), aus 120 Freiwilligen und 30 Husaren bestehend, hat dasselbe nach längerer und lebhafter Vertheidigung an den Ge⸗ neral Dorregaray übergeben. Die Carlisten bedienten sich es Angriffe des Petroleums, um das Fort in Brand zu stecken.

Zwischen den Offizieren, welche bestimmt waren, nach Catalonien zu gehen, um die Bataillone „Tarifa“ und „Bejar“ zu reorganisiren, und dem Generalkapitän von Madrid ist es zu hccben Differenzen gekommen. Die Offiziere nahmen den Auftrag an, verlangten aber die strengste Anwen⸗ dung der bezüglichen militärischen Bestimmungen. Der Kriegs⸗ Minister . eine Ausgleichung, der Konflikt ist jedoch noch nicht beigelegt.

Nach weiteren Zeee aus Karthagena über Lon⸗ don hat sich der britische Admiral YVelverton entschlossen, die Fregatten „Vittoria“ und „Almansa“ heute nach Gi⸗ braltar bringen zu lassen und sich den Insurgenteu gegenüber

erboten, an die großbritannische Regierung das Ersuchen zu 8

richten, die Schiffe der spanischen Regierung nicht auszuliefern.

der Admiral indessen verweigert; die Insurgenten sollen des⸗ halb entschlossen sein, sich der Wegführung der Schiffe mit Ge⸗

vermittelst ihrer Panzerschiffe zu verhindern. Durch noch fort⸗ dauernde Verhandlungen mit der Junta hofft der Admiral, einen Konflikt noch vermeiden zu können; falls derselbe ange⸗ griffen würde, würde er sich genöthigt sehen, die Panzerschiffe der Insurgenten zu nehmen und vielleicht das Arsenal zu bom⸗ bardiren.

2. September.

zwischen dem Finanz⸗Minister und dem Bankaus⸗ schusse sollen die Schwierigkeiten vollkommen beseitigt sein, die bisher die Bank verhinderten, der Regierung einen Vorschuß zu geben. Nachrichten aus Karthagena über London zufolge sind die britischen Panzerfregatten Triumph“ und „Swift⸗ sure“ heute von hier abgegangen und haben die Insurgenten⸗ schiffe „Almansa“ und „Vittoria“ nach Gibraltar geführt, ohne daß von Seiten der Aufständigen irgend welcher Widerstand ge⸗ leistet wurde.

Italien. Rom, 31. August. Der Minister des In nern hat nachstehendes Cirkular an die Präfekten des Königreiches erlassen, in welchem er ihnen die Richtung vor⸗ zeichnet, die sie bei Arbeitseinstellungen zu verfolgen

haben: Rom, 20. August 1873.

Dieses Ministerium hat schon in seinem Cirkular vom 5. Inli dieses Jahres N. 5989 den Verdacht ausgesprochen, daß die Ar⸗ beitseinstellungen von der Umsturzpartei, namentlich von dem In⸗ ternationlen Arbeitervereine in Scene gesetzt werden. Diesen Verdacht bestätigen außer den Umständen, die in gedachtem Cirkular angeführt sind, die jüngsten Unordnungen, welche in mehreren Provinzen vorge⸗ kommen sind. Sie bestätigen, daß der Hauptzweck des Kongresses, wel⸗ cher nächsten Monat in Genf abgehalten werden soll, gerade darin be⸗ steht, eine allgemeine Arbeitseinstellung in allen Fabriken zu Stande zu bringen, wo die gefährliche Gesellschaft Wurzel gefaßt hat. Ich zweifle nicht, daß Ew. Wohlgeboren von der Nothwendigkeit überzeugt sind, den Arbeitseinstellungen mit der größtmöglichen Vorsicht vorzubeugen,

lungen die Folgen natürlicher Umstände, oder ob sie Kunstprodukte der Parteileidenschaft sind. Indem ich die Anweisungen erneuere, welche in dem oben erwähnten Cirkulare enthalten sind, damit durch kluge Vorsichtsmaßregeln und behutsames Eingreifen der Staats⸗ behörden allen Anlässen zu Arbeitseinstellungen wo möglich vorgebeugt wird, muß ich Ew. Wohlgeboren aber auch das Verhalten andeuten, welches die Staatsbeamten zu beobachten haben, wenn dennoch Ar⸗ beitseinstellungen vorkommen sollten. Da die meisten derselben Kund gebungen der Umsturzpartei sind, und, wo sie auch nicht in Unord⸗ nungen ausarten, schon an sich selbst ein Angriff auf den freien bürgerlichen Verkehr und eine Bedrohung der öffentlichen Ruhe und Ordnung sind, so ist es vor Allem Pflicht der Staatsbeamteten, den arbeitenden Klassen bei Arbeitseinstellungen die Boobachtung der ge⸗ setzlichen Vorschriften zu empfehlen und energisch für die Aufrechthal tung der Ordnung zu sorgen. Ew. Wohlgeboren müssen, wenn Sie ich in die Streitigkeiten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber einlassen 5 die größte Umsicht dabei beobachten, und dürfen vor Allem keine Verpflichtungen eingehen, weil, wenn Sie dieselben hernach nicht erfüllen können, Sie Ihrer Autorität Abbruch thun und die öffentliche Ruhe und Ordnung in Gefahr bringen. Zu solchen Ver⸗ handlungen scheinen die Gemeindebehörden einen viel natürliche ren Beruf zu haben. Unter diesen Voraussetzungen werden Ew. Wohlgeboren in Uebereinstimmung mit den anderen Behörden hoffentlich im Stande sein, Arbeitseinstellungen vorzubeugen oder aber, wenn sie dennoch stattfinden sollten, Unruhen, welche aus denselben hervorgehen sollten, energisch zu unterdrücken. Es ist die Pflicht und sogar der Stolz unserer Tage, die Verbesserung der Lage der arbei tenden Klassen anzustreben. Aber gerade deshalb müssen die Arbeiter vor den gleißnerischen Vorspiegelungen derjenigen bewahrt werden, welche sie unter dem Vorgeben, ihre Lage verbessern zu wollen in poli⸗ tische und soziale Umwälzungen zu verwickeln suchen, denen die armen bethörten Arbeiter hernach zum Opfer fallen, während ih e schlauen Verführer in der Regel den Kopf geschickt aus der Schlinge zu ziehen verstehen. Cantelli, Minister des Innera.

2. September. (W. T. B.) Die Abreise des Königs nach Wien wird nach den jetzt getroffenen Bestimmungen in der zweiten Hälfte dieses Monats stattfinden. Während der Abwesenheit des Königs, welchen die Minister Minghetti und Visconti⸗Venosta nach Wien begleiten, wird dem Vernehmen nach der Kronprinz Humbert mit der Regentschaft betraut und dem Minister des Innern Cantelli der Vorsitz im Ministerium übertragen werden Die Nachricht, daß zwischen letzterem und dem Minister⸗Präsidenten wegen einer Meinungsverschiedenheit in administrativen Fragen Differenzen ausgebrochen seien, wird von der „Agenzia Stefani“ als vollkommen unbegründet be⸗

Griechenland. Athen (W. T. B.) Bei der Nachwahl zur Deputirtenkammer in Messenien ist Communduros wiedergewählt worden.

Türkei. Konstantinopel, 2. September. (W. T. B.) Der russische Gesandte, General Ignatieff, ist mit Urlaub nach der Krim abgereist. Wie versichert wird, begiebt sich der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Raschid Pascha nach der Krim, um den Kaiser von Rußland im Namen des Sultans zu begrüßen.

Belgrad, 2. September. (W. T. B.) Der National⸗ ökonom Myatovic ist zum Finanz⸗Minister ernannt worden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. August. Die Enthüllung des Denkmals der Kaiserin Katha⸗ rina II. soll, der „Pet. Gas.“ zufolge, nicht, wie anfänglich be absichtigt war, im Mai des künftigen, sondern am 28. November⸗ dieses Jahres stattfinden. In Folge dessen werden die Arbeiten beschleunigt.

2. September. (W. T. B.) Die Kaiserin von Rußland ist gestern in Begleitung der Großfürstin Marie Alexandrowna und der Großfürsten Sergius und Paul nach Livadia abgereist.

Moskau, 30. August. Der Kaiser hat gestern dem Zielschießen der Infanterie und Artillerie beigewohnt; am Abend besuchte Se. Majestät das Große Theater. Heute fand ein Ma⸗ növer statt. Um 7 Uhr Abends nahm Se. Majestät bei dem General⸗Gouverneur das Diner ein und trat um 10 Uhr die Weiterreise auf der Kursker Bahn an.

Tiflis, 31. August. (W. T. B.) Der Schah von Persien ist heute von hier nach Baku abgereist.

Amerika. New⸗York, 1. September. (W. T. B.)

Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat sich laut amtlicher Bekanntmachung im Monat August um 6,752,000

Die von der Junta in Karthagena geforderten Garantien hat

walt zu widersetzen und dieselbe unter Mitwirkung der Forts

(W. T. B.) In einer Konferenz

wobei Sie genau zu unterscheiden suchen werden, ob die Arbeitseinstele:

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