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ich gestern Nachmittag 1¼½ Uhr nach der In⸗ spektion der Kavallerie⸗Brigade nach Heilsbronn und kehrte von da um 4 ½ Uhr zurück. Der Kronprinz besuchte so⸗ dann, geleitet von vier Vorstandsmitgliedern des historischen Vereins, das Schloß, die Stiftskirche und die Johanneskirche und gab überall das regste Interesse für die geschichtlichen und künstlerischen Merkwürdigkeiten dieser drei Bauten kund. Bei dieser Gelegenheit überreichten die Vorstandsmitglieder neben andern lokalgeschichtlichen Schriften eine eigens zur An⸗ kunft des Hohen Gastes verabfaßte Denkschrift, „Erinne⸗ rungen an die Hohenzollern in Ansbach, von S. Haenle.“ In jeder Kirche waren die Geistlichen und die Mitglieder der Diöcesan⸗Synode des jeweiligen Sprengels versammelt, um Se. Kaiserliche Hoheit zu begrüßen. Um 7 Uhr fand ein Diner statt, zu welchem der hier anwesende Kardinal Fürst Hohenlohe, der in Bamberg domicilirende Rittmeister a. D. Fürst Taxis nebst Ge⸗ mahlin und der Prinz Salm, ferner Offiziere vom 1. Ulanen⸗ Regiment, dessen Inhaber der Kronprinz ist, und vom 2. Ulanen⸗ Regiment, außerdem der Regierungs⸗Direktor Freiherr von Linden⸗ fels, Bürgermcister Mandel und die Vorstandsmitglieder des histo⸗ rischen Vereins zugezogen waren. Nach dem Diner machte Se. Kai⸗ serliche und Königliche Hoheit eine Fahrt durch die illuminirte Stadt. Nachdem der Kronprinz in den Gasthof zurückgekehrt war, wurde Ihm von dem Liederkranz im Verein mit andern Sän⸗ gergesellschaften eine Serenade gebracht. 3 Heute morgen besuchte der Kronprinz nochmals die Stifts⸗ kirche und verließ mit dem um 10 Uhr 19 Minuten nach Würz⸗ burg abgehenden Zuge die Stadt, begleitet von den jubelnden Zurufen des zahlreich anwesenden Publikums. Auch die beiden städtischen Kollegien hatten sich bei der Abreise des Kronprinzen im Bahnhofe eingefunden.
— Se. Majestät der Kaiser und König haben aus Veranlassung der Erinnerungstage vom 1. und 2. September nachstehende Kabinets⸗Ordres an den Chef des Generalstabes der Armee, General⸗Feldmarschall Grafen v. Moltke, gerichtet:
Nachdem Ich beschlossen habe, daß die im Bau befindlichen Forts bei Straßburg ihre Namen nach denjenigen Männern erhalten sollen, welche sich um die Erfolge des letzten Krieges besonders ver⸗ dient gemacht haben, erfülle Ich eine Pflicht des wärmsten Dankes und der lebhaftesten Anerkennung, indem Ich bestimme, daß das Fort Nr. 2 künftig den Namen „Fort Moltke“ führen soll. Es gereicht Mir zum besonderen Vergnügen, Sie an dem heutigen Erinnerungs⸗ tage der denkwürdigen Schlacht von Sedan hiervon zu benachrichtigen.
Berlin, den 1. September 1873.
Wilhelm.
Ich spreche Ihnen aus bewegtem Herzen Meinen Glückwunsch zu den erhebenden Gefühlen aus, mit welchen Sie der Feier des heutigen Tages beiwohnen werden. Sie blicken heute auf drei Kriege zurück, in welchen unscre Fahnen von Sieg zu Sieg gingen, in denen sich Ihr Rath und Ihre Ansicht jederzeit bewährte, und in denen Sie Ihrem Namen eine hohe Ehrenstelle in der Geschichte und in der Erinnerung der ganzen Armee für immer gesichert haben. Mögen Sie eine äußere Bestätigung Meines tiefempfundenen Dankgefühls gegen Sie darin
erkennen, daß Ich Ihnen heute hierdurch den Schwarzen Adler⸗Orden
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in Brillanten verleihe. Berlin, den 2. September 1873.
Wilhelm.
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— Bei dem Bundes⸗Amte für das Heimathwesen stehen am Montag, 15. September, folgende Termine an: 1) Ortsarmenverband Gelsenkirchen contra Ortsarmenverband Altenessen, 2) Ortsarmenverband Offenbach c. Ortsarmenverband Kreuznach, 3) Ortsarmenverband Hannover c. Ortsarmenverband Bremen, 4) Landarmenverband Alt⸗Pommern c. Ortsarmenver⸗ band Stettin, 5) Ortsarmenverband Offenbach c. Ortsarmen⸗ verband Landenhausen, 6) Landarmenverband Posen c. Orts⸗ armenverband Kosten, 7) Landarmenverband Alt⸗Pommern c. Ortsarmenverband Schlawe, 8) Gesammtarmenverband Traven⸗ thal c. Gesammtarmenverband Eilsdorf, 9) Ortsarmenverband Estebrügge c. Ortsarmenverband Hamburg, 10) Ortsarmen⸗ verband Graudenz c. Landarmenverband von Westpreußen, 11) Landarmenverband Schlesien⸗Glatz c. Ortsarmenverband Münsterberg 12) Ortsarmenverband des Gutsbezirks Gluski c. Landarmenverband Posen.
— Bis zum 23. August d. J. waren in den Münzstätten des Deutschen Reichs in Zwanzigmarkstücken 725,205,160 Mark und in Zehnmarkstücken 126,690,480 Mark ausgeprägt worden. In der Woche vom 24 bis 30. August d. J. sind ferner geprägt in Zwanzigmarkstücken: in Berlin 6,011,640 Mark, in Hannover 1,938,220 Mark, in Frankfurt a. M. 8,073,320 Mark, in München 2,210,720 Mark, in Dresden 1,695,080 Mark, in Stuttgart 1,089,540 Mark, in Karlsruhe 550,340 Mark und in Darmstadt 250,000 Mark.
Die Gesammt⸗Ausprägung stellt sich demnach bis zum 30. August d. Is. auf 873,714,500 Mark, wovon 747,024,020 Mark in Zwanzigmarkstücken und 126,690,480 Mark in Zehn⸗ markstücken bestehen.
— Der Großherzoglich badischen Steuer⸗Einnehmerei Kip⸗ penheim, im Hauptamts⸗Bezirk Lahr, ist die Befugniß zur Ausstellung von Uebergangsscheinen für Bier, Wein, Brannt⸗ wein und Weingeist ertheilt worden.
— Wegen des Auftretens der Cholera in verschiedenen deutschen Plätzen ist Seitens der französischen Sanitätsbehör⸗ den die Zulassung deutscher Auswanderer an Bord der von
amburg kommenden, in Havre oder in Cherbourg anlegenden
schiffe daselbst zeitweise untersagt, und sind die Spezialkom⸗ missäre an der Grenze angewiesen worden, deutsche Auswan⸗ derer, welche sich in französischen Häfen einzuschiffen beabsichtigen, zum Aufschub ihrer Reise durch Frankreich zu veranlassen.
— Dem bisherigen kommissarischen Direktor der Ackerbau⸗ schule zu Ebstorf im Landdrosteibezirk Lüneburg, Enck⸗ hausen, ist die Direktorstelle definitiv verliehen worden.
— In dem gestern in der Ersten Beilage von uns mitge⸗ theilten Allerhöchsten Erlaß vom 10. September 1873 ist ein
nentstellender Druckfehler stehen geblieben; Zeile 11 von oben ist nämlich zu lesen statt: „Kirchenreglements’ — ‚Kirchen⸗ giments“.
— In der gestrigen außerordentlichen Generalversammlung der Gesellschaft der Berliner Wasserwerke wurde, wie aus London telegraphisch gemeldet wird, eine Resolution genehmigt, durch welche die Zustimmung zum Verkauf der Wasserwerke an die hiesige städtische Verwaltung ausgesprochen wird.
agdeburg, 12. September. (W. T. B.) Die Cholera⸗ epidemie ist in der Altstadt fast ganz erloschen und auch in den übrigen Stadttheilen in merklicher Abnahme begriffen. Nach einer in der „Magdeburger Zeitung“ veröffentlichten polizeilichen Bekanntmachung sind vom 16. Juli bis 11. September im Ganzen 2702 Personen von der Krankheit ergriffen worden und 1321 hiervon derselben erlegen.
Bayern. München, 11. September. Prinz Luit⸗ pold ist heute Nachmittag von der Inspektion auf dem Lechfeld hierher zurückgekehrt.
— Zum Behufe der Evakuirung der überfüllten pro⸗ testantischen Schullehrer⸗Seminarien zu Altdorf und Schwabach mit Beginn des Schuljahres 1873/74 wurde genehmigt, daß 1) die protestantischen Schul⸗ amtszöglinge aus Oberfranken, welche bisher das Schul⸗ lehrerseminar Altdorf zu besuchen hatten, dem Schullehrersemi⸗ nare Bamberg, die protestantischen Schulamtszöglinge aus Ober⸗ bayern und Schwaben und Neuburg, welche bisher im Schul⸗ lehrerseminar Schwabach heranzubilden waren, dem Schullehrer⸗ seminar Altdorf zugetheilt werden und 2) hiernach das katholische Schullehrerseminar Bamberg in eine konfessionell gemischte Leh⸗ rerbildungsanstalt umgewandelt werde.
— Zur Beseitigung von Zweifeln hat das Kriegs⸗Ministe⸗ riüͤm bekannt gegeben, daß aus den durch die Allerhöchste Ver⸗ ordnung vom 24. August d. Js. bewilligten Wohnungsgeld⸗ zuschüssen die Empfänger weder Taxen noch Fondsbeiträge zu entrichten haben. .
— Sämmtliche Truppen der hiesigen Garnison werden, wie heute, so auch morgen zu einem größeren Feldmanöver in der Umgegend von München ausrücken und hiermit die dies⸗ maligen Herbstübungen zum Abschluß gelangen. Ein großer Theil der Mannschaft wird dann sofort in Urlaub entlassen und auch die zu den sechswöchentlichen Uebungen einberufenen Re⸗ serve⸗Offiziere werden vom nächsten Sonntag an wieder beurlaubt werden. — Die große Kaserne in der Türkenstraße hier ist durch den Ausbau der beiden Seitenflügel derart vergrößert worden, daß dieselbe nun um zwei Bataillone mehr aufnehmen kann und jetzt Raum für beide vollständige Infanterie⸗Regimenter König und Kronprinz bietet.
— Als Tag der Einberufung des Landtags soll jetzt, sofern die Gesundheitsverhältnisse es gestatten, der 15. Ok⸗ tober in Aussicht genommen sein.
— Die kürzlich veröffentlichte Allerhöchste Verordnung, „die Errichtung der Volksschulen und die Bildung der Schulsprengel betreffend“, enthält über die konfes⸗ sionell gemischten Schulen folgende Bestimmungen:
„§. 7. Die konfessionell getrennten christlichen Volksschulen einer Gemeinde können auf Antrag der Gemeindebehörden in konfessionell gemischte Schulen umgewandelt werden. Ein solcher Antrag erfordert in Gemeinden mit städtischer Verfassung die Zustimmung des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten, in Gemeinden mit Landgemeindeverfassung und in den Gemeinden der Pfalz die Zu⸗ stimmung der Gemeindeversammlung in einem ordnungsmäßig gefaß⸗ ten Beschlusse. Diese Zustimmung muß jedoch in Gemeinden unter 20,000 Seelen mit einer Mehrheit von zwei Drittheilen der abgege⸗ benen Stimmen erfolgen. In Gemeinden mit einer größeren Ein⸗ wohnerzahl ist eine Mehrheit von zwei Drittheilen der abgegebenen Stimmen erforderlich, wenn sich die Umwandlung auf nicht mehr als die Hälfte der bestehenden Konfessionalschulen, eine Mehr⸗ heit von drei Viertheilen, aber wenn sich die Umwandlung auf mehr als die Hälfte dieser Schulen erstrecken soll. Die Umwandlung bleibt unter allen Umständen ausgeschlossen, wenn bei der einen oder bei der anderen konfessionellen Schule stiftungsmäßige Bestimmungen in Mitte liegen, welche im Sinne des §. 9, Absatz 4 und des §. 10, Tit. IV. der Verfassungsurkunde und die §§. 46 und 47 der Beilage II. zur Verfassungsurkunde hindernd entgegenstehen.
§. 8. Unter denselben Voraussetzungen, unter welchen die Um⸗ wandlung von konfessionellen Volksschulen in konfessionell gemischte Schulen zulässig ist, kann auch die Umwandlung von gemischten Schulen in konfessionelle Schulen gestattet werden.
§. 9. Wenn eine Gemeinde mit konfessionell gemischter Bevölke⸗ rung eine neue Schule aus Gemeindemitteln errichtet, ohne daß ihr hierzu eine rechtliche Verpflichtung obliegt, so kann diese Schule auf den Antrag der Gemeindebehörde als gemischte Schule erklärt werden.
§. 10. Wo für die Angehörigen der verschiedenen Konfessionen nur eine oder mehrere gemeinsame Volksschulen bestehen, ist Vorsorge zu treffen, daß die Schulkinder den vorgeschriebenen Unterricht in ihrer Religion, bezüglich dessen die verfassungsmäßigen Rechte und Zuständig⸗ 82 der kirchlichen Behörden ausdrücklich gewahrt bleiben, gesondert erhalten.
. 11. Den Mitgliedern der einen oder der anderen Kon⸗ fession, welche Bedenken tragen, ihre schulpflichtigen Kinder in die betreffende allgemeine Volksschule zu schicken, kann auf Ansuchen gestattet werden, mit einer benachbarten Volks⸗ schule ihrer Konfession in Schulverband zu treten oder eine Schule ihrer Konfession für sich allein oder in Verbindung mit Kon⸗ fessionsverwandten benachbarter Orte aus eigenen Mitteln zu gründen. Die Schulen der letzteren Art sind in Bezug auf Dotation, Organi⸗ satixe⸗ Besetzung und Leitung wie die öffentlichen Volksschulen zu be⸗
andeln.
4. 13. In die Lokal⸗ oder Stadtbezirks⸗Schulinspektion für ge⸗ mischte Schulen in den Landestheilen diesseits des Rheins haben die Pfarrer der betheiligten christlichen Konfessionen, in deren Pfarrei die Schule gelegen ist, und, wenn die Pfarrei mit mehreren Pfarrern besetzt ist, der von der Kreisverwaltungsstelle zu bezeich⸗ nende Pfarrer einzutreten Die Funktionen des Lokal⸗ Schulinspektors an gemischten Schulen werden in den Landes⸗ theilen diesseits des Rheins und in der Pfalz in der Regel von den der betreffenden Lokalschulbehörde angehörigen Pfarrern der verschiedenen christlichen Konfessionen gemeinsam verwaltet. Auf Antrag der Ge⸗ meindebehörde kann jedoch die Funktion des Lokalschul⸗Inspektors einem fachmännisch gebildeten Laien übertragen werden, wenn der hierzu er⸗ forderliche Aufwand aus Gemeindemitteln zur Verfügung gestellt wird. Dieser Inspektor hat dann auch als Mitglied in die Lokalschulbehörde einzutreten. Die distriktive Aufsicht über konfessionell gemischte Schulen ist in den der Kreisregierung unmittelbar untergeordneten Städten von der Lokalschul⸗Kommissipn, in den übrigen Orten des Königreichs ge⸗ meinsam von den einschlägigen Distrikts⸗Schulinspektoren der bethei⸗ ligten Konfessionen zu führen.
Sachsen. Dresden, 12. Septemder. Die Herzogin von Genua ist heute Vormittag von Frankfurt a. M. kom⸗ mend, hier eingetroffen und hat sich nach Pillnitz begeben.
— Der Kronprinz hat sich gestern früh in Begleitung des Kriegs⸗Ministers, General der Kavallerie von Fabrice, des Generalstabschefs Oberst⸗Lieutenants von Holleben, des persön⸗ lichen Adjutanten Hauptmanns von Treitschke und eines engli⸗ schen Offiziers nach Bischofswerda begeben, sum den Manövern der 1. Division beizuwohnen. Nach der Ruͤckkehr von dort ist Se. Königliche Hoheit in derselben Begleitung gestern Abend nach ½ 6 Uhr zu den Manövern der 2. Division mittelst Extra⸗ zuges über Chemnitz nach Rochlitz gereist und wird heute Abend hier wieder zurückerwartet.
Leipzig, 12. September. Um einer Einschleppung der Cholera durch den mit der bevorstehenden Messe gesteigerten Fremdenverkehr möglichst zu begegnen und den amtlich durch die hiesige Medizinal⸗Polizei⸗Behörde bestätigten, gegenwärtig sehr
günstigen Gesun heitszustand der Stadt zu erhalten, ist vom Rathe auf städtische Kosten eine allgemeine Desinfektion mittelst Carbolsäure angeordnet worden.
Baden. Constanz, 12. September. (W. T.⸗B.) Gestern Abend fand in dem Konzilsaale die Vorversammlung der Dele⸗ girtenzum KongressederAltkatholiken statt. Der Staats⸗ anwalt Fieser begrüßte als Vorstand des Lokalkomites die An⸗ wesenden. Nach ihm sprachen der anglikanische Bischof Doane aus Albany, der Erzpriester Wassilieff aus St. Petersburg, der Professor Holtzmann aus Heidelberg, der Abbé Michand aus Paris, der anglikanische Pfarrer Heidenhaim aus Zürich, der Land⸗ ammann Keller aus Aarau und der Bischof Reinkens. Die heutige erste Versammlung des Kongresses ist sehr stark besucht. Zum ersten Vorsitzenden wurde Professor Schulte gewählt, zu Stellvertretern Professor Cornelius und Landammann Keller. Professor Schulte hielt die Eröffnungsrede. Die Synodal⸗ und Gemeindeordnung wurde nach der von der Synodalrepräsentanz gemachten Vorlage, mit nur unerheblichen Abänderungen an⸗ genommen. Dieselbe ist bestimmt, der ersten Synode als Vor⸗ lage zu dienen.
Hessen. Darmstadt, 12. September. Prinz Ludwig ist nach Beendigung der Manöver nach Seeheim zurückgekehrt.
Mecklenburg. Schwerin, 12. September. Die Groß⸗ herzogin Mutter begiebt sich morgen 9 ¼ Uhr Vormittags von hier nach Berlin, am 14. d. M. weiter nach Wilhelmshöhe bei Cassel und nach einigen Tagen Aufenthalt daselbst von dort nach Stolzenfels am Rhein, zum Besuch bei der verwittweten Königin von Preußen.
Lübeck, 11. September. Um vorgekommenen Irrthümern und Uebertreibungen über den Umfang der hier stattgehabten Erkrankungen an der Cholera zu begegnen, die namentlich auch im Auslande herrschen sollen, findet sich das Medizinal⸗ Amt veranlaßt, amtlich bekannt zu machen, daß die Erkrankun⸗ gen zuerst am 24. August in einem kleinen Häuserkomplex vor dem Holstenthore vorkamen und sich mit Ausnahme der am 30. August in der Stadt selbst vorgekommenen Erkrankung eines sechsjährigen Knaben ausschließlich auf diesen Häuserkomplex und dessen nächster Umgebung beschränkt haben, daß im Ganzen 21 Erkrankungen, darunter 11 mit tödtlichem Ausgange zur Anzeige gebracht sind; daß die letzte Erkrankung am 3. d. M. angemeldet ist und daß seitdem keine Erkrankungen weder in der Stadt noch in den Vorstädten vorgekommen sind.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. September. Der Kaiser ist vorgestern Abends 8 Uhr in Brünn eingetroffen, und setzte nach einem Aufenthalte von zehn Minuten die Reise nach Raitz fort. Nach den bisherigen Dispositionen soll die Rückreise Sr. Majestät nach Wien am 13. September erfolgen. Am 14. Nachmittags begiebt sich der Kaiser von hier nach Linz und trifft nach dem für den 15. festgesetzten Manöver und Brückenschlag bei Linz wieder in Schönbrunn ein.
— Der König von Italien wird bei der Ankunft im Südbahnhofe am 17. d. M. feierlich empfangen werden und sich vom Bahnhofe in die Hofburg begeben.
— Der Botschafter Graf Beust ist von Ischl in Wien angekommen.
Schweiz. Basel, 12. September. (W. T. B.) Die vorberathende Revisionskommission des Nationalraths hat, den „Baseler Nachrichten“ zufolge, die Diskussion über die Bankfrage beendigt und den Beschluß angenommen, daß das Gesetzgebungsrecht über Zettelbanken und Notenemisson dem Bunde zustehen solle Der Antrag Kaisers auf Errichtung einer eidgenössischen Bank wurde abgelehnt. Die Kommission hat ferner über den Artikel der Bundesverfassung, betreffend die kirchlichen Verhältnisse, berathen. Von Segesser⸗Luzern (kon⸗ servativ) beantragte, die obligatorische Civilehe, sowie die Civil⸗ standsregister einzuführen, jeden Zwang bezüglich des Kultus, sowie die Steuern zu konfessionellen Zwecken zu untersagen, dem Staate die Befugniß zum Einschreiten gegen kirchliche Uebergriffe und gegen die willkürliche Errichtung neuer territorialer Kirchen⸗ verbände (Fall Mermillod) zu ertheilen und die unbeschränkte Benutzung der Kirchhöfe zu gestatten. Nach langer Diskussion wurden schließlich die folgenden Anträge von Anderwert ange⸗ nommen: Die geistliche Gerichtsbarkeit abzuschaffen, die Beklei⸗ dung eines geistlichen Amtes von dem Nachweise einer wissen⸗ schaftlichen Ausbildung abhängig zu machen, die Beschwerden wegen Bildung und Trennung von Religionsgesellschaften auf dem Rekurswege den Bundesbehörden zu unterstellen und die Errichtung von Bisthümern von der Genehmigung des Bundes abhängig zu machen. Ebenso wurde der Antrag Jolissaints, die päpstliche Nuntiatur aufzuheben, gleichfalls genehmigt.
Großbritannien und Irland. London, 11. September. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden, die nebst ihren Kindern Mitte voriger Woche von Eastbourne nach London kamen, werden morgen ihre Rückreise nach Deutsch⸗ land antreten. Die Großherzogin stattete gestern dem deutschen Hospital in Dalston einen Besuch ab.
— Der Herzog von Edinburgh ist von Balmoral hierher zurückgekehrt.
Frankreich. Paris, 10. September. Nach dem „Bul⸗ letin de la Reunion des Officiers“ soll die durch das neue Heeres⸗ gesetz angeordnete Eintheilung der Armee in achtzehn Corps in folgender Weise erfolgen: I. Armee⸗Corps. Nördliches Paris: Seine und ein Drittheil von Seine⸗et⸗Oise, Oise, Somme und Aisne, 2,439,671 Einwohner. — II. Corps. Südliches Paris: Seine und ein anderes Drittheil von Seine⸗et⸗Oise, Seine⸗et⸗ Marne, Aube, YVonne und Loiret, 2,247,220 Einwohner. — III. Corps. Westliches Paris oder Versailles: Seine und das letzte Drittheil von Seine⸗et⸗Oise, Eure⸗et⸗Loir, Eure und Seine⸗Inferieure, 2,383,931 Einwohner. — IV. Corps. Lille: Nord und Pas de Calais, 2,208,922 Einwohner. — V. Corps. Chalons: Marne, Ardennen, Meuse, Meurthe⸗ et-Moselle, Vogesen, 1,749,224 Einwohner. — VI. Corps. Dijon oder Besancon: Haute⸗Marne, Haute⸗Saone, Belfort, Doubs, Jura und Cote⸗d’'Or, 1,564,460 Einwohner. — VII. Corps. Mou⸗ lins oder Nevers: Nievre, Cher, Allier, Saone⸗et⸗Loire 1,664,465 Einwohner. — VIII. Corps. Clermont: Puy⸗de⸗Dome, Cantal, Haute Loire und Loire, 1,657,673 Einwohner. — IX. Corps. Lyon: Rhone, Ain, Obersavoyen, Savoyen und Isere, 2,150,306, Einwoh⸗ ner. — X. Corps. Marseille: Drome, Oberalpen, Niederalpen, See⸗ alpen, Corsica, Var, Bouches⸗du⸗Rhone und Vaucluse, 2,148,310 Einwohner. — XI. Corps. Montpellier: Gard, Ardeche, Lozere, Aveyron, Herault, Aude und Ostpyrenäen, 2,245,733 Einwohner. — XII. Corps. Toulouse: Tarne, Ariege, Haute⸗Garonne, Tarn⸗et⸗Garonne, Gers und Oberpyrenäen, 1,819,861 Einwohner. — XIII. Corps. Bordeaux: Niederpyrenäen, Landes, Lot⸗
Garonne und Gironde, 1,754,666 Einwohner. — XIV. Corps.
verschoben worden.
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La Rochelle: Charente⸗Inférieure, Charente, Vienne, Deux⸗Sevres
und Vendée; 1,886,460 Einwohner. — XV. Corps. Limoges: Dordogne, Lot, Coréreze, Creuse und Haute⸗Vienne, 1,661,401 Einwohner. — XVI. Corps. Tours: Indre, Loir⸗et⸗Cher, Indre⸗et⸗Loire, Maine⸗et⸗Loire und Loire⸗Inferieure, 1,984,198 Einwohner. — XVII. Corps. Rennes: Morbihan, Finistere, Cotes⸗du⸗Nord, Ille⸗et⸗Vilaine, 2,345,142 Einwohner. — XVIII. Corps. Alencon: Mayenne, Manche, Calvados, Orne und Sarthe, 2,194,278 Einwohner.
— Das Schreiben des Präfekten der YVonne an den Abgeordneten Lepére, auf seine wiederholte Reklamation an den Minister des Innern wegen der Frage des Belagerungs⸗ zustandes, lautet wörtlich:
„Herr Abgeordneter! Ich habe die Ehre, Ihnen auf die Anfrage, welche Sie hinsichtlich des Belagerungszustandes in dem Yonne⸗Depar⸗ tement an den Minister des Innern gerichtet haben, folgende Aufklä⸗ rungen zu übermitteln. Ein Dekret der Delegation von Tours vom 7. Oktober 1870 hat den Belagerungszustand, welcher unter dem 8. August desselben Jahres über das Yonne⸗Departement verhängt worden war, wieder aufgehoben; dies Dekret ist in den Zeitungen des Departements veröffentlicht und also zur Kenntniß aller Betheiligten gebracht worden. Demnach ist das Yonne⸗Departement auf Grund der von der Regierung in Uebereinstimmung mit dem Kassationshofe angenommenen Jurisprudenz als ein solches zu betrachten, welches wieder unter der Herrschaft des gemeinen Rechtes steht.“
— Der Prinz Napoleon hat sich jetzt Betreffs des ministeriellen Beschlusses, der ihn von den Armeelisten gestrichen, an den Staatsrath gewandt.
— Die Ergänzungswahlen sollen bis nach der Rück⸗ kehr der Nationalversammlung vertagt werden, da drei Minister, Beulé, du Barrail und Desseilligny, jeder Zusammenberufung der Wahlkollegien entschieden entgegen sind.
— 12. September. (W. T. B.) Die neuerdings verbrei⸗ teten Gerüchte, daß im Schoße des Ministeriums Differenzen ausgebrochen seien, werden von offizieller Stelle auf das Ent⸗ schiedenste dementirt. Ebenso unbegründet ist die Nachricht, daß der französische Gesandte in Rom, Fournier, angewiesen sei, sich auf seinen Posten zurückzubegeben; derselbe besindet sich noch auf seinem Gute bei Tours.
— Der Erzbischof von Paris hat heute eine längere Unterredung mit dem Herzog von Broglie gehabt.
— (W. T. B.) Nach Mittheilungen aus Verdun wer⸗ den die letzten deutschen Truppen morgen früh um 8 Uhr die Stadt verlassen und am Dienstag Morgen die französische Grenze passiren.
Spanien. Madrid, 12. September. (W. T. B.) Das Ergebniß der von der Regierung zur Wiederherstellung der Ord⸗ nung ergriffenen energischen Maßregeln zeigt sich bereits in der ziemlich großen Anzahl von Reservedienstpflichtigen, die sich gestellt haben. Nach dem von den Cortes angenom⸗ menen Gesetzentwurfe können auch die zur 2. Armeereserve Ge⸗ hörigen einberufen und kann die aktive Armee dadurch auf die Stärke von 330,000 Mann gebracht werden. Zum Komman⸗ direnden der Nordarmee ist der aus den früheren Kämpfen be⸗ kannte General Zabala ernannt worden, nach Catalonien soll General Turon mit 10,000 Mann geschickt werden.
— Ein von Vittoria nach Madrid abgelassener Cou⸗ rierzug ist an der bei Viana über den Duero führenden Brücke entgleist; gegen 16 Personen sind dabei um's Leben ge⸗ kommen, über 50 andere mehr oder weniger beschädigt worden. Es ist noch nicht ermittelt, ob der Unglücksfall ein zufälliger, oder ob derselbe absichtlich herbeigeführt war.
— Nachrichten aus den nördlichen Provinzen, die aus laubwürdiger Quelle stammen, schildern die große Noth der
evölkerung, namentlich desjenigen Theils derselben, der sonst vom Bergbau sich nährte. An ein Herabsteigen der Carlisten von den Bergen in die Ebenen von Castilien sei nicht zu den⸗ ken, weil es denselben an Kavallerie fehle.
Italien. Rom, 8. September. Die Kommission für die Untersuchung des Standes des höheren Schulwesens hatte in Folge der Neubildung des Ministeriums zwei Mitglieder ver⸗ loren, Cantelli, ihren Präsidenten, und Finali. Ein drittes Mit⸗ glied, Licy, hat jetzt seine Entlassung eingereicht. Durch die Ernennung von Cicconi und Boccelli ist mittlerweile für die beiden in das Ministerium Eingetretenen Ersatz geschaffen worden.
— Der Minister für Handel und Ackerbau erläßt die folgende Bekanntmachung:
„Ungeachtet der lebhaften Bemühungen der Königlichen Regierung ist es nicht möglich gewesen, die Aufhebung des Verbots zu erlangen, welches unseren Käufern von Seidenwurmeiern den Eintritt in das Innere des japanischen Reiches verjagt. Auch Ausnahmen von diesem Verbote waren nicht zu erlangen. Dieser wichtige Gegenstand hat zu langen Verhandlungen zwischen verschiedenen dabei interessirten Mächten geführt, und der augenblickliche Stand der Sache kann dahin zusammen⸗ — werden: daß bis zur Revision der Verträge die jetzigen Be⸗ timmungen unverändert beibehalten werden jollen, welche den Fremden eine freie Bewegung im genannten Reiche nicht gestatten.“
Türkei. Konstantinopel, 12. September. (W. T. B.) Die Eröffnung der internationalen Konferenz über die Suez⸗Kanalabgaben ist, weil mehrere zur Theilnahme aufgeforderten Mächte die Namen ihrer bezüglichen Vertreter offiziell noch nicht enffgeg haben, auf den 1. Oktober d. J.
— Die Minister des Vizekönigs von Aegypten Nubar Pascha und Ismail Sadyk Pascha wurden zu dem Range von „Muschirs“ erhoben.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. September. Die „St. P. Ztg.“ berichtigt das Londoner Telegramm, wonach der deutsche Botschafter am hiesigen Hofe, Prinz Heinrich Vll. Reuß, von London abgereist sei, um auf seinen Posten zurück⸗ zukehren, dahin, daß derselbe nicht vor Ablauf seines Urlaubes, also erst im Oktober hierher zurückkehren werde.
Warschau, 10. September. Das Jubiläum des Statthalters General⸗Feldmarschalls Grafen Berg ist hier be⸗ sonders festlich begangen worden.] ch Fer
— Wie der „R. W.“ hört, soll für den Unterhalt des 9. und 10. Departements des dirigirenden Senats, der Regie⸗ rungs⸗Kommission der Justiz, des Appellationsgerichts, der Kri⸗ minal⸗ und Friedensgerichte, der Zuchtpolizeigerichte, der Civil⸗ und Handelstribunale, des Hauptarchivs des Königreichs und der Gouvernementsarchive für alte Aktenstücke auf Grundlage des für das Jahr 1874 aufgestellten Kostenanschlags für das Justizressort des Königreichs Polen ein Kredit von 811,000 Rubel auf legislativem Wege erbeten werden. 1
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Asien. In Betreff der Bauernkrawalle in Bengalen meldet ein Telegramm der „Times“ aus Kalkutta vom 10. d. M.: „Offiziellen Berichten nach wurden 150 Tumultanten von Pubna, hauptsächlich Mohamedaner, zu Gefängniß und Geldbußen ver⸗ urtheilt. Sechszig Fälle schweben. Der Pachtverband verbreitet sich ohne Gewaltthätigkeiten über ganz Pubna und Begran. Die
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Pächter leisten gesetzwidrigen Beschatzungen Widerstand. Einige
verweigern die Pacht. Der Gouverneur zieht die Verordnungen über die ganze Pachtfrage in Erwägung. Inzwischen sind die Beamten angewiesen, billige Ausgleiche zu ermuntern. In Ge⸗ valier und Raschdputana steigen Nahrungsmittel zu Hungers⸗ nothpreisen.“
Bombay, 12. September. (W. T. B.) Das britische Kriegsschiff „Daphne“ hat unweit der Sevchelleninseln ein Sklavenschiff genommen, auf dem sich 300 Personen befan⸗ den. Nur 50 davon blieben am Leben, alle übrigen waren den Blattern erlegen.
Nr. 36 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden Inhalt: 1) All⸗ gemeine Verwaltungssachen: Mittheilungen über das Auftreten der Cholera, über den Stand der Rinderpest; Uebereinkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Italien wegen wechselseitiger Unterstützung Hülfsbedürftiger ꝛc., vom 8. August 1873; Verweisungen von Auslän⸗ dern ans dem Reichsgebiete. 2) Gewerbewesen: Mittheilung bezüglich einer Zusammenstellung der den deutschen Ausstellern bei der Wiener Weltausstellung zuerkannten Auszeichnungen. 3) Münzwesen: Notiz über die Ausprägung von Reichs⸗Goldmünzen. 4) Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen: Bekanntmachung, betr. Befugnisse der Steuereinnehmerei Kippenheim. 5) Konzulatwesen: Mittheilung über Ableben des Kai⸗ ferlichen Konsuls in Nagasaki. 6) Marine und Schiffahrt: Bekannt⸗ machungen, betr. Quarantaine⸗Maßregeln verschiedener Regierungen. 7) Personal⸗Veränderungen ꝛc.: Verleihungen ꝛc.
Die Nr. 65 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗
Postp erwaltung“ hat folgenden Inhalt: General⸗Verfügungen vom 8. September 1873: Dampfschiff⸗Verbindung zwischen Bremen und Hamburg einerseits, und Havana andererseits. — Spedition der Kor⸗ respondenz nach Konstantinopel. — Unzureichend frankirte Briefe aus dem Oranje⸗Freistaate. — Packetsendungen nach Luxemburg. ———— Von der Königlich preußischen Ordensliste 1868 ist im Verlag der Königlichen Geheimen Ober⸗Hof⸗Buchdruckeri (R. v. Decker) in Berlin, soeben Nachtrag V. erschienen, welcher die Ver⸗ leihungen vom 1. Januar bis ultimo Dezember 1872 enthält. Ein alphabetisches Namenregister ist beigegeben.
Statistische Nachrichten.
Mittheilungen über das Auftreten der Cholera: 1) Deutschland. Preußen. 1) Provinz Preußen. Regierungsbezirk Königsberg: Tag des Ausbruchs 22. Juni. Neuere amtliche Mitthei⸗ lungen liegen nicht vor. Regierungsbezirk Danzig: Tag des Aus⸗ bruchs 2. Juli. Im Ganzen sind bis zum 25. August erkrankt 84, gestorben 45; davon sind vom 31. Juli bis 25. August erkrankt 71, 11-. 35. Regierungsbezirk Gumbinnen: Tag des Ausbruchs 2. uni. Im Ganzen sind bis zum 15. August erkrankt 842, gestorben 489; davon sind vom 8. bis 15. August erkrankt 269, gestorben 166. Regierungsbezirk Marienwerder: Tag des Ausbruchs 22. Mai. Im Ganzen sind bis zum 24. August erkrankt 3640, gestorben 1890; davon sind vom 8. bis 24. August erkrankt 2100, gestorben 1036. 2) Pro⸗ vinz Brandenburg. Stadt Berlin: Tag des Ausbruchs 21. Juli. Im Ganzen sind bis zum 9. September erkrankt 498, gestorben 326; davon sind vom 8. bis 9. September erkrankt 35, gestorben 29. Re⸗ gierungsbezirk Potsdam (exkl. Berlin): Tag des Ausbruchs 16. Juli. Im Ganzen sind bis Mitte August erkrankt 556, gestorben 337; da⸗ von sind vom 1. bis Mitte August erkrankt 501, gestorben 296. Re⸗ gierungsbezirk Frankfurt: Tag des Ausbruchs 9. Juli. Im Ganzen sind bis zum 17. August erkrankt 95, gestorben 52; davon sind vom 3. bis 17. August erkrankt 54, gestorben 28. 3) Provinz Pommern. Regierungsbezirk Stettin: Tag des Ausbruchs 3. August. Neuere amtliche Mittheilungen liegen nicht vor. 4) Provinz Posen. Regie⸗ rungsbezirk 1en Tag des Ausbruchs 27. Juli. Im Ganzen sind bis zum 23. August erkrankt 447, gestorben 221; davon sind vom 9. bis 23. August erkrankt 337, gestorben 170. Regicrungshezirk Bromberg: Tag des Ausbruchs 26. Mai. Im Ganzen sind bis zum 7. August erkrankt 962, gestorben 553; davon sind vom 31. Juli bis 7. August erkrankt 403, gestorben 202. 5) Provinz Schlesien. Regierungsbezirk Breslau: Tag des Ausbruchs 28. Juni. Im Ganzen sind bis zum 26. August erkrankt 363, gestorben 192; davon sind vom 12. bis 26. August erkrankt 216, gestorben 114. Regierungsbezirk Liegnitz: Tag des Ausbruchs 4. August. Im Ganzen sind bis zum 28. August er⸗ krankt 3, gestorben —. Regierungsbezirk Oppeln: Tag des Ausbruchs 11. Juni. Im Ganzen sind bis zum 16. August erkrankt 363, gestor⸗ ben 172; davon sind vom 20. Juli bis 16. August erkrankt 181, ge⸗ storben 69. 6) Provinz Sachsen. Regierungsbezick Magdeburg: Tag des Ausbruchs 16. Juli. Neuere amtliche Mittheilungen liegen nicht vor. Regierungsbezirk Merseburg: Tag des Ausbruchs 5. August. Im Ganzen sind bis zum 20. August erkrankt 6, gestorben 2. Regie⸗ rungsbezirk Erfurt: Tag des Ausbruchs 2. August. Im Ganzen sind bis zum 26. August erkrankt 19, gestorben 9. 7) Provinz Hannover. Landdrostei Lüneburg: Tag des Ausbruchs 17. Juli. Im Ganzen sind bis zum 31. August erkrankt 279, gestorben 169; davon sind vom 12. bis 31. August erkrankt 194, gestorben 112. Landdrostei Stade: Tag des Ausbruchs 25. Juli. Im Ganzen sind bis zum 22. August erkrankt 54, gestorben 4. — Die Gesammtzahlen der vorstehend nachgewiesenen Erkrankungs⸗ und Todesfälle — unter Hinzurechnung der früher mitgetheilten Zahlen für die Provinz Pom⸗ mern und die Regierungsbezirke Königsberg und Magdeburg — be⸗ tragen 9345 und 4954. 1 Braunschweig: In der Zeit vom 19. bis 26. August sind in Calvörde erkrankt 15, gesterben 8; in Helmstedt erkrankt 2. — Anhalt: In der Fet vom 24. August bis 31. August bezw. 4. September sind in den reisen Cöthen, Dessau, Bernburg und Ballenstedt erkrankt 12, ge⸗ storben 9. — Lübeck: In der Zeit vom 28. August bis 2. September sind in der Stadt Lübeck erkrankt 11, gestorben 8. — Hamburg: In der Zeit vom 14. Juni bis 23. August sind erkrankt 660, gestorben 507; dazu bis zum 30. August weitere Erkrankungen 342. 2) Rußland. Im Königreich Polen sind vom Beginne der Epidemie bis Mitte August an der Cholera erkrankt 6101, gestorben 2414; darunter in der Stadt Warschau erkrankt 1916, gestorben 695.
Kunst und Wissenschaft.
Berlin, 13. September. An den vier Reliefs des unteren Theils der Siegessäule auf dem Königsplatz haben sich, nach einem im Oeffentlichen Anzeiger d. Bl. enthaltenen Inserat, die Bildhauer Carl Keil, Moritz Schulz und A. Calandrelli das geistige Eigenthum reservirt, so daß Nachbildungen der Reliefs nur mit deren Genehmi⸗ gung statthaft sind. 1u“
Gent, 12. September. (W. T. B.) Die hier stattgehabte Konferenz von europäischen und amerikanischen Juristen und Publizisten hat in wiederholten Sitzungen sich über die Gründung eines permanenten Institutes für internationales Recht geeinigt, die Statuten desselben festgestellt und als Gegenstand der Berathung für dasselbe folgende Fragen bezeichnet: 1) Die Gründung eines inter⸗ nationalen Schiedsgerichts. 2) Die drei völkerrechtlichen Grundsätze des Vertrages von Washington. 3) Die auf Grnnd der bestehenden internationalen Verträge zu bewirkende Kodifizirung der Fundamental⸗ sätze des Völkerrechts in Bezug auf Privaten. Die nächste Versamm⸗ lung soll im kommenden Jabre in Genf stattfinden. Die Versamm⸗ lung trennte sich unter Aeußerungen des Dankes gegen den König von Belgien für die ihr gewordene freundliche Aufnahmme.
Landwirthschaft. 1b Mittheilungen über den Stand der Rinderpest. Deutschland. Nach den vorliegenden Mittheilungen der Königlich reußischen Bezirksregierung zu Oppeln, Provinz Schlesien, ist die inderpest bis zum 7. d. M. konstatirt im Kreise Beuthen: in 12 Gehöften der Ortschaft Roßberg und in 9 Gehöften der Stadt Beuthen mit Dombrowa, sowie in dem benachbarten Kreise Kattowitz:
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in 2 Gehöften der Ortschaft Maczeikowitz. Für sämmtliche inftzi Sechesen b8 89 Syr⸗ militärischer Kräfte zur strengen Durchführung gelangt, die Vie bestände der verseuchten Gehöfte sind getödtet und . und 5 hat nach Maßgabe der Bestimmungen der Instruktion vom 9. Juni d. J. (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 147) eine vollständige Desinfizirung stattgefunden. Die Art der Einschleppung der Seuche hat noch nicht mit Bestimmrheit festgestellt werden können; die Verbreitung über die einzelnen Ortschaften und Gehöfte ist auf die Benutzung eines Zucht⸗ stieres zu Roßberg zurückzuführen, welcher das zuerst infizirte Stück gewesen zu sein scheint.
— Im Regierungsbezirk Stettin verspricht die Ernte gute Er⸗ träge. Die Heuernte ist ebenfalls befriedigend ausgefallen, viel weni⸗ ger der Kleeertrag. Die Obsternte ist dürftig, in vielen Theilen des Bezirks sogar ganz vernichtet worden. Die Kartoffelernte wird im Ganzen gut ausfallen, jedoch zeigt sich in einzelnen Kreisen, nament⸗ lich im Demminer, die Kartoffelkrankheit. “
Gewerbe und Handel. Brüssel, 12. September. (W. T. B.) Die heutige Gene⸗ ralversammlung der Aktionäre der Brüsseler Bank ge⸗ nehmigte einstimmig die vorgeschlagenen Statutenänderungen nund be⸗ schloß, von den in der vorigen Versammlung ins Auge gefaßten neuen Einzahlungen auf die Aktien mit Rücksicht auf die dermaligen kom⸗ merziellen Verhältnisse vorläufig abzusehen. Der Bericht über die Geschäftslage konstatirt übrigens, daß das Resultat des ersten Halb⸗ jahrs von 1873 mindestens ebenso befriedigend ist, wie dasjenige in der gleichen Periode des Vorjahres.
Verkehrs⸗Anstalten. LE1“ „Stettin, 12. September. (W. T. B.) Der Postdampfer „Washington * des baltischen Lloyd ist nach 11 i tägiger Fahrt von New⸗York gestern in Havre wohlbehalten eingetroffen. Southampton, 12. September. (W. T. B.) Der Dampfer des norddeutschen Lloyd „Berlin“ ist hier eingetroffen. Gibraltar, 12. September. (W. T. B.) Für alle Pro⸗ enienzen aus dem adriatischen Meere ist eine 7tägige, für die aus Italien eine 10tägige, für jolche aus dem nördlichen Frankreich eine Stägige, für die aus den Donaugegenden kommenden eine 21tägige Quarantäne angeordnet. Schiffe, an deren Bord nach ärztlichem Zeugnisse Krankheiten herrschen, werden überhaupt nicht zugelassen. b18 New⸗York, 10. September. (Per transatlantischen Kabel.) Das Postdampfschiff des baltischen Lloyd „Ernst Moritz Arndt“, Kapitän C. Fehlberg, ist heute mit voller Ladung und Passagieren nach Stettin abgegangen. .. 12. September. (W. T. B.) Der Dampfer des norddeut⸗ schen Lloyd „Rhein“ ist hier eingetroffen.
Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Bureau.
„Amberg, Sonnabend, 13. September, Morgens. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen ist gestern Abend 10 Uhr hier einge⸗ troffen und von der zahlreich versammelten Bevölkerung mit freudigen Zurufen begrüßt worden. Die Straßen vom Bahn⸗ hofe bis zum Absteigequartier des Kronprinzen waren, wie der Bahnhof selbst, glänzend erleuchtet und beflaggt. Bald nach Seiner Ankunft brachten die vereinigten Gesangvereine dem Kronprinzen eine Serenade; Höchstderselbe dankte vom Fenster aus für die Ihm erwiesene Aufmerksamkeit. — Der Kronprinz begiebt Sich heute früh 8 Uhr zur Truppeninspektion, von da zum Diner nach Schwandorf und kehrt Nachmittags über Bay⸗ reuth nach Berlin zurück.
London, Sonnabend, 13. September, Morgens. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden sind gestern nach Deutschland abgereist. Der Herzog von Edinburgh wird sich morgen über Marseille und Konstantinopel nach Livadia begeben. Madrid, Freitag, 12. September. Die Cortes haben sämmtliche Artikel der Gesetzvorlage, durch welche Castelar die Ermächtigung zu Ausnahmemaßregeln ertheilt wird, in der Spezialberathung angenommen. Castelar ergriff selbst das Wort, erinnerte unter Hinweis auf die Pläne der Carlisten an die Nothwendigkeit, die Disziplin in der Armee herzustellen und mit aller Strenge durchzuführen, und erklärte die sofortige Organisation der Reserve für geboten, um sie unver⸗ züglich gegen die Carlisten ins Feld zu führen. — Der General Moriones wird sich nach dem Norden begeben, um dort den Oberbefehl über die Regierungstruppen zu über⸗ nehmen. — Von Karthagena verlautet, daß Antonio Galvez die Stadt verlassen und sich mit 1000 Insurgenten an Bord der Fregatten Catolico und Numancia eingeschifft habe. Dieselben sollen bei Torrevilja bereits gelandet sein. — Nach neueren über den Eisenbahnunfall bei Kana eingegangenen Meldungen sollen bei dieser Veranlassung 17 Personen umgekommen und über 70 verwundet sein. Von 300 Passagieren, welche sich auf dem Zuge befanden, sollen nur 25 ganz unbeschädigt geblieben sein.
Königliche Schauspiell.
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Sonntag, 14. September. Opernhaus. (163. Vorstellung). Hamlet. Große Oper in 5 Akten. Musik von Thomas. Ballet von Taglioni. Gertrude: Frl. Lammert. Ophelia: Frl. Grossi. König: Hr. Salomon. Hamlet: Hr. Betz. Lasrtes: Hr. Schott. Geist: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Schauspielhaus. (177. Abonnements⸗Vorstellung.) Der Störenfried. Lustspiel in 4 Akten von R. Benedix. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Montag, 15. September. Opernhaus. (164. Vorstellung.) Joseph in Egypten. Musikalisches Drama in 3 Akten. Musik von Méhul. Benjamin: Frl. von Bretfeld,. Jakob: Hr. Fricke. Joseph: Hr. Schott. Simeon: Hr. Schmidt. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Schauspielhaus. (178. Abonnements⸗Vorstellung). Eg⸗ mont. Trauerspiel in 5 Abtheilungen von Goethe. Musik von L. van Bethoven. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Dienstag, 16. September. Opernhaus. (165. Vorstellung.) Die Hochzeit des Figaro. Oper in 4 Abtheilungen. Musik von Mozart. Gräfin: Fr. von Voggenhuber. Susanne: Frl. Leh⸗ mann. Cherubin: Frl. von Bretfeld. Almaviva: Hr. Betz. Figaro: Hr. Krolop. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Schauspielhaus. (179. Abonnements⸗Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von P. Lindau. An⸗ fang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Repertoire der Königlichen Schauspiele vom 14. bis incl. 21. September 1873. Opernhaus: Sonntag, den 4.: Hamlet. Montag, den 15: Joseph. Dienstag, den 16.: Figaro. Mittwoch, den 17.: Aladin. Donnerstag, den 18.: Belmonte. Freitag, den 19.: Afrikanerin. Sonnabend, den 20.: Wasserträger. Tanz Sonntag, den 21.: Jüdin. — Schauspielhaus: Sonntag, den 14.: Störenfried. Montag, den 15.: Egmont. Dienstag, den 16: Maria und Magda⸗ lena. Mittwoch, den 17.: Am Klavier. Hochzeitsreise. Kaudels ꝛc. Donnerstag, den 18.: Schritt vom Wege. Freitag, den 19.: Ele⸗ phant. Sennabend, den 20,;: Zum 1. Male: Oedipus. Sonntag, den 21.: Maria Stuart.
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