Simptsch⸗Strehlener Kreis⸗Chaussee bei Prauß bis zum Anschluß an die Kreis⸗Chaussee Jordansmühle —-Bahnhof Wäldchen bei Petrigau und von der Nimptsch⸗Strehlener Kreis⸗Chaussee bei Silbitz bis zur Grenze des Kreises Strehlen in der Richtung auf Danchwitz, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 34, S. 223, ausgegeben den 22. August 1873;
17) der Allerhöchste Erlaß vom 2. Juli 1873, betreffend die Verleihung des Expropriationsrechts und der fiskalischen Vorrechte an den Kreis Löbau für den Bau und die Unterhaltung der Chausseen von Neumark über Kauernick bis zur Strasburger Kreisgrenze bei Dt. Brzozie in der Richtung auf Strasburg, von Neumark nach Mroczno in der Richtung auf Lautenburg und von Löbau bis zur Osteroder Kreisgrenze hinter Zlottowo in der Richtung auf Gilgen⸗ burg, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Marienwer⸗ der Nr. 35, S. 161, ausgegeben den 27. August 1873;
18) das Allerhöchste Privilegium vom 2. Juli 1873 wegen Aus⸗ fertigung auf den Inhaber lautender Kreis⸗Obligationen des Löbauer Kreises im Betrage von 51,400 Thalern IV. Emission durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 35,
161 bis 163, ausgegeben den 27. August 1873;
19) der Allerhöchste Erlaß vom 7. Juli 1873, betreffend die Verleihung des Expropriationsrechts und der fiskalischen Vorrechte an den i.N. re. für den Bau und die Unterhaltung einer von der Herford⸗Lübecker S. bei Oberbehme sich abzweigenden Kreis⸗ chaussee über Löhne, Gohfeld bis zur Kreisgrenze in der Richtung auf die Minden⸗Lippstadter Staatsstraße bei Oeynhausen, einschließlich der über die Werre zu erbauenden Brücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Minden Nr. 34, S. 159, ausgegeben den
23. August 1875;
8 blätter der Königlichen Regierung
20) der Allerhöchste Erlaß vom 11. Juli 1873, betreffend die
Ausführung der Eisenbahn von Harburg nach Stade, durch die Amts⸗
u Potsdam Nr. 31, S. 220,
ausgegeben den 1. August 1873, für Hannover Nr. 32, S. 253/254, ausgegeben den 1. August 1873;
21) der Allerhöchste Erlaß vom 11. Juli 1873, die dem Geheimen
Kommerzien⸗Rath Krupp zu 11 und L. F. Buderus zu Neuwied als Besitzer der Hermannshütte re
p. der Hütte Germania bei Neuwied
unter Verleihung des Expropriationsrechts ertheilte Erlaubniß zur
Anlage einer für den Lokomotivbetrieb einzurichtenden Anschluß⸗ und Ver⸗ bindungs⸗Eisenbahn von den genannten Hüttenwerken nach dem Bahn⸗ hofe der Rheinischen Eisenbahn zu Neuwied (rechtes Rheinufer) be⸗ treffend, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Coblenz
Nr. 33, S. 223, ausgegeben den 7. August 1873;
22) das Allerhöchste Privilegium vom 18. Juli 1873 wegen
Kreirung auf den Inhaber lautender Obligationen für die Stadt
Schwedt a. d. O. zum Betrage von 100,000 Thalern durch das Amts⸗
blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 35, Seite 263 bis
266, ausgegeben den 29. August 1873; 1 23) der Allerhöchste Erlaß vom 21. Juli 1873, betreffend die
Genehmigung der mit dem Sitze in Berlin auf Gegenseitigkeit errich⸗
eten Lebensversicherungs⸗Gesellschaft „Nationale“, durch das Amtsblatt
der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 35, Beilage S. 1 bis 10, ausgegeben den 29. August 1873;
—
8
das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 36, ausgegeben den 4. September 1873.
4 24) der Allerhöchste Erlaß vom 23. Juli 1873, betreffend die Verleihung des Expropriationsrechts und der fiskalischen Vorrechte an
den Kreis Bitburg für den Ausbau und die Unterhaltung der Straße
von Sinspelt über Mettendorf und Freilingen nach öe
. 172
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 19. September. Der Gesandte des Deutschen Reichs am Königlich italienischen Hofe, Geheimer Lega⸗ tions⸗Rath von Keudell, ist aus Rom hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.
— Der Geheime Legations⸗Rath Bucher hat sich Anfangs dieser Woche nach Varzin begeben.] b — Der General⸗Lieutenant, General⸗Adjutant Sr. Majestät und Commandeur der Garde⸗Kavallerie⸗Division Graf von Brandenburg hat sich zur Beiwohnung an den Uebungen der Kavallerie⸗Regimenter des IX. Armee⸗Corps bei Apensen dort⸗ hin begeben.
— Der Königlich bayerische Oberst und Militär⸗Bevollmäch⸗ tigte Fries ist von ÜUrlaub hier wieder eingetroffen.
6 — Die zur Beiwohnung an den Manövern des Garde⸗ Corps hierher kommandirt gewesenen Kaiserlich österreichischen und Königlich italienischen Offiziere haben Berlin wieder ver⸗ lassen. 8 — Von den Truppen der Okkupations⸗Armee trafen heute auf dem Rücktransport aus Frankreich hier ein: Um 9 Uhr 45 Minuten Vormittags auf dem Potsdamer Außenbahnhof: die 5. schwere Batterie des Brandenburgischen Feld⸗Artillerie⸗ Regiments Nr. 3 (General⸗Feldzeugmeister) Divisions⸗Artillerie. Abfahrt: Niederschlesisch⸗Märkischer Bahnhof um 1 Uhr 25 Mi⸗
uten Nachmittags, Ankunft in Frankfurt a. O. um 4 Uhr
5 Minuten Nachmittags. Ferner trafen auf dem Potsdamer Außenbahnhof um 2 Uhr 30 Minuten Nachmittags hier ein: Die 6. schwere Batterie des Brandenburgischen Feld⸗Artillerie⸗ Regiments Nr. 3 (General⸗Feldzeugmeister) Divisions⸗Artillerie. Abfahrt: Niederschlesisch⸗Märkischer Bahnhof um 7 Uhr 30 Mi⸗ nuten Abends, Ankunft in Frankfurt a. O. um 10 Uhr 40 Mi⸗ nuten Abends.
— Der frühere Privatdozent an der Universität in Jena Dr. Dohrn hat insbesondere zum Studium der niederen See⸗ thiere eine zoologische Station in Neapel begründet und sich entschlossen, die Arbeitstische in dem Laboratorium den Staatsregierungen gegen Miethe zur Verfügung zu stellen. Um auch preußischen Gelehrten die Theilnahme an den unmittelbaren Vortheilen des für die Wissenschaft bedeutsamen Unternehmens zu sichern, beabsichtigt die Staatsregierung, zwei Arbeitstische in dem Institut vorläufig auf drei Jahre zu miethen, zu welchem Behufe von Sr. Majestät dem Kaiser und König jüngst die Geldmittel bewilligt worden sind.
— In Folge amtlicher Veranlassung ist von dem in Nr. 213 des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ veröffentlichten „Unter⸗ suFüngshran zur Erforschung der Cholera und
eren Verhütung. Denkschrift, verfaßt von der durch den Bundesrath eingesetzten Cholera⸗Kommis⸗ sion für das Deutsche Reich“ ein Separat⸗Abdruck veranstaltet worden. Demselben sind zur Vervollständigung noch die in der Denkschrift erwähnten vier Schemata beigegeben, deren Anwendung für die Anzeigen und Berichte über Cholera⸗ fälle ꝛc. von der Kommission empfohlen wird. Der Separat⸗ Abdruck kann sowohl durch die Expedition des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“, Ee,n. 32, wie auch im Wege des Buchhandels durch die Gewerbe⸗Buchhandlung von Reinhold Kühn u. Engelmann, Berlin, Leipzigerstraße 14, bezogen werden.
— S. M. Schiffe „Vineta“ und „Hertha“ sind am 17. d. Abends in Neufahrwasser eingetroffen und S. M. S.
„Nautilus“ ist an demselben Tage in Kiel außer Dienst
gestellt.
Kaiserswerth, 16. September. nissenanstalt feierte gestern unter zahlreicher Bet 25jähriges Stiftungsfest.
Bayern. München, 17. September. Prinz Leopold wird sich am nächsten Sonnabend mit seiner Gemahlin Prin⸗ 8; Gisela vom Bade Ischl aus zum Besuche nach Wien
egeben.
— Der Königliche Geheime Kriegsrath Ludwig von Grop⸗ per, seit einigen Jahrzehnten Referent im Kriegs⸗Ministerium, ist heute Mittag gestorben.
— Vom Kriegs⸗Ministerium ist eine provisorische Vor⸗ schrift über den Anzug der Offiziere und Mannschaften bei den verschiedenen Gelegenheiten in und außer Dienst erlassen worden. Dieselbe unterscheidet 6 Arten des Anzugs: Hofanzug, Parade⸗ anzug, Dienstanzug, Exerzieranzug, feldmäßiger Anzug und An⸗ zug außer Dienst.
Württemberg. Friedrichshafen, 14. September. Der Herzog Eugen von Württemberg ist gestern Abend von hier wieder abgereist.
Hessen. Darmstadt, 18. September. (D. 3.) Die außerorordentliche Landessynode setzte in ihrer gestrigen 5. Sitzung die Berathung des Verfassungsentwurfs fort und er⸗ ledigte die §§. 9 bis 11 im wesentlichen zustimmend. Der H, 9, welcher mit Amendements der Ausschußmajorität, der Abgeord⸗ neten Habicht, Weber und Curtmann angenommen wurde, be⸗ stimmt, daß der Wohnsitz in einem Kirchspiel die Einpfarrung nebst allen davon abhängenden Rechten und Pflichten begründet, insoweit nicht nicht der Konfession der Gemeinde Angehöriger aus⸗ drücklich seine Einpfarrung in eine andere Pfarrei verlangt, daß ein Neuanziehender bei einer Gemeinde mit mehreren Parochien die Wahl bezüglich der Letzteren hat und die Frage, ob Jemand in eine Gemeinde eingepfarrt sei, von dem Kirchenvorstand, unter Vorbehalt des Rekurses an den Dekanatsausschuß und den Ober⸗ Kirchenrath, entschieden wird. §. 10 über die Pflichten und Rechte der Gemeindeglieder wurde mit Amendements der Aus⸗ schußmajorität, der Abgeordneten Schwabe und Kraft, angenom⸗ men. §. 11 (Selbstverwaltung der Gemeinden durch Gemeinde⸗ vertretung und Kirchenvorstand) wurde gemäß der Fassung des Ausschusses unter Zustimmung des Kirchenregiments ange⸗ nommen.
Mecklenburg. Schwerin, 18. September. Der Groß⸗ herzog ist gestern Abend von hier nach Buxtehude abgereist, um den in dortiger Gegend unter dem Befehl des Generals Freiherrn von Schlotheim stattfindenden Kavallerie⸗Exerzitien des IX. Armee⸗Corps beizuwohnen. Se. Königliche Hoheit wird am 20. d. M. hierher zurückkehren.
— Die Fürstin Adolph von Schwarzburg⸗Rudol⸗ stadt und der Prinz Günther sind gestern Abend hier ein⸗ getroffen.
— Das ‚„Reg. Bl.“ veröffentlicht folgende Verfügung des Finanz⸗Ministeriums vom 10. d. M.:
In Ausführung der Verordnung vom 26. v. M., betreffend das Verbot der Annahme von österreichischen und ungari⸗ schen Ein⸗Viertel⸗Guldenstücken, werden die Großherzoglichen Kassen und die Landes⸗Rezepturkasse hierdurch angewiesen, die bei denselben gegenwärtig etwa vorhandenen österreichischen und ungarischen Ein⸗Viertel⸗Guldenstücke innerhalb 14 Tage an die Großherzogl che Renterei hierselbst abzuliefern.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. ESisenach, 17. September. Morgen findet hier der feierliche EFinzug des Erbgroß⸗ herzogs und seiner Gemahlin statt. An die Einzugs⸗ feierlichkeiten reiht sich ein Volksfest, dann Bälle und eine Soirée auf der Wartburg.
Die ziesige Diako⸗ eiligung ihr
Lübeck, 18. September. Nach einer Bekanntmachung de Medizinal⸗Amts ist die Cholera hier seit de d
loschen.
“ b
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. September. (W. T. B.)
Der König von Italien hatte heute Vormittag mit dem Minister⸗Präsidenten Minghetti und dem Minister des Auswär⸗ tigen, Visconti⸗Venosta, eine längere Konferenz, empfing dem⸗ nächst den italienischen Gesandten, Grafen de Robilant et Ce⸗ reaglio, und machte sodann den hier anwesenden Erzherzogen seinen Besuch. Später fuhr derselbe über die Ringstraße nach dem Ausstellungsgebäude und wohnte der Eröffnung der Pferde⸗ ausstellung bei. An dem Dejeuner, welches vom Kaiser im Kaiserpavillon gegeben wurde, nahmen auch die Erzherzoge, die italienischen Minister und die Minister Andrassy und Chlumecky Theil. Heute Abend findet Familiendiner in Schönbrunn und Besuch des Hofopernhauses statt.
Außer dem Minister⸗Präsidenten Chevalier Minghetti und dem Minister des Aeußern Chevalier Visconti⸗Venosta sind mit dem König von Italien hier eingetroffen: Ober⸗Stallmeister Conte Castellengo, erster Adjutant General Bertolé⸗Viale, Ad⸗ jutant General Lombardini, Adjutant General Dezza, Colonel Nasi, Ordonnanzoffizier, Chef des Ministeriums des Königlichen Hauses Visoni, Chef des Kabinets Comthuro Aghemo, Sekretär des Kabinets Zigovich, Chevalier Bianchi, Sekretär des Minister⸗ Präsidenten, Conto Tornielli Brusati, Sekretär des Ministers des Aeußern, Major Govone, Major Medici, Major delle Penne, Major Cagni, Kapitän Conte Po, Ordonnanzoffizier, Leibarzt Dr. Adami.
— Der Minister⸗Präsident Fürst Adolf Auersperg ist von seinem Urlaub nach Wien zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen.
Agram, 17. September. In der heutigen Landtags⸗ Sitzung interpellirte Makanec die Regnicolardeputation, was sie in Pesth in Betreff vieler Angelegenheiten, deren Austragung sie versprochen, ausgerichtet habe. Zsivkovic meinte, die Deputation sei einzelnen Abgeordneten nicht verantwortlich, welche Anschauung vom Hause mittelst Abstimmung gebilligt ward.
In der hierauf erfolgten Budgetdebatte erledigte der Land⸗ tag das ganze Budget für 1873 gemäß den Anträgen des Finanzausschusses.
— Herr v. Mazuranic wird morgen den Eid als Banus von Croatien ablegen.
Schweiz. Bern, 15. September. Der Appellations⸗ und Kassationshof in Sachen der renitenten katholischen Geist⸗ lichen des Jura hat heute das Urtheil gesprochen und die Ab⸗ berufung der 69 vom Staate angestellten Pfarrer beschlossen (die anderen 27 Geistlichen, welche den Protest gegen die Amts⸗ entsetzung Lachats mit unterzeichnet hatten, sind keine im Amte Lhen—, Der mit 7 gegen 1 Stimme gefaßte Beschluß lautet wörtlich:
„1) Die 69 vorhergenannten Geistlichen sind von ihren geistlichen Gemeinde⸗Aemtern abberufen; 2) ein Jeder von ihnen ist für unfähig erklärt, zur Stellvertretung eines anderen Pfarrers ernannt zu werden, so lange er seinen Protest vom Februar 1873 nicht zurückgezogen r. 3) außerdem sind sie solidarisch zu den Gerichtskosten verurtheilt.“
— Der Große Rath des Kantons Tessin hat am 11. d. M. seine außerordentliche Session geschlossen, nachdem die von der Regierung vorgelegten Gesetzentwürfe, mit welchen die Abstimmung in den Gemeinden in eidgenössischen Angelegenheiten eingeführt wird, diskutirt und mit wenigen Veränderungen sanktionirt worden waren. Damit hat sich Tessin vollständig nach dem von den eidgenössischen Räthen ausgesprochenen Wunsche gerichtet und in dießem Punkte sich mit allen andern eidge⸗ nössischen Kantonen auf die gleiche Linie gestellt.
Neuenburg, 15. September. In der Volksabstimmun über eine partielle kantonale Verfassungs⸗Revision wurde die Trennung von Kirche und Staat abgelehnt, ebenso das Re⸗ ferendum. Die zwei anderen Artikel, welche von radikaler Seite vorgeschlagen waren, betreffend Ausdehnung der politischen Rechte der Schweizerbürger und Aufhebung der Strafe des Ver⸗ lustes der politischen Stimmfähigkeit für Vergeldstage, wurden angenommen.
Niederlande. Haag, 18. Sepkember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer gab der Justiz 3 Minister de Vries die Erklärung ab, daß das Ministerium auf den wiederholten Wunsch des Königs und nachdem sich die Ver⸗ suche, ein neues Kabinet zu Stande zu bringen, als fruchtlos erwiesen, die Entschließung gefaßt habe, auf seinem Posten zu verbleiben. 1
Belgien. Brüssel, 18. September. (W. T. B.) Der König und die Königin begeben sich, wie die „Indépendance“ meldet, demnächst nach Biarritz, um daselbst längeren Auf⸗ enthalt zu nehmen.
Großbritannien und Irland. tember.
London, 17. Sep⸗
am Hoflager in Balmoral abzulösen.
— Einem Ausweise der offtziellen „London Gazette“ zu⸗ folge sind seit dem 1. April 2,720,550 Lstr. Ueberschüsse der Staatseinkünfte über die Ausgaben zur Tilgung der engli⸗ schen Staatsschuld verwendet worden.
Frankreich. Paris, 18. September. (W. T. B.) Mehrere hervorragende Mitglieder des rechten Centrums und der Rechten begeben sich heute, dem Vernehmen nach, von hier nach Frohsdorf.
— 18. September. (W. T. B.) In den legitimisti⸗ schen Kreisen wird versichert, man sei nahe daran, zu einem Punkte des Einverständnisses mit dem Grafen von Chambord zu gelangen, und zwar in der Weise, daß der Graf von Chambord seine Anhänger zu der Erklärung ermäch⸗ tigen würde, daß er den der Nation zustehenden Rechten gegen⸗ über sich durchaus nicht ablehnend verhalte, vielmehr darein willige, mit den Vertretern der Nation über die künftige Staats⸗ verfassung in Verhandlung zu treten, und daß die Herstellung eines Einverständnisses zwischen ihm und der Nationalversamm⸗ lung durchaus nicht zweifelhaft sei. In den konservativ⸗liberalen Kreisen dagegen bleibt man bedenklich und befürchtet namentlich, daß der Graf von Chambord die zwei Fundamentalbedingun⸗ gen, die in diesen Kreisen für seine Restaurirung gestellt werden, nicht werde erfüllen wollen. Diese Bedingungen aber sind, daß der National⸗Versammlung die Regelung der Fahnenfrage überlassen bleibe, und daß die öffentliche Mei⸗ nung über die Intentionen des Grafen von Chambord gegen⸗ über dem Auslande und namentlich gegenüber dem Königreiche Italien vollständig beruhigt und vergewissert werde.
— Dem „Temps“ zufolge wurde der Deputirte de Larcy neuerdings beauftragt, dem Grafen von Chambord eine von 130 Deputirten von der Rechten unterzeichnete Adresse zu überreichen, in der die letzteren erklären, das Recht des Grafen von Chambord auf Intakterhaltung seines Prinzips, in der Fahnenfrage keinerlei Zugeständnisse zu machen, werde von ihnen anerkannt, desungeachtet sei er aber verpflichtet, die Krone anzu⸗ nehmen, wenn Frankreich ihm selbst diese Krone mit der dreifar⸗ bigen Fahne anbiete. Zum Voraus werde keinerlei Opfer von ihm verlangt, er könne aber, ohne sich selbst untreu zu werden, den Wünschen der Nation im höchsten Interesse des Vaterlandes und der Kirche sich aubequemen, falls ein derartiger Beschluß der Nationalversammlung vorliegen werde. — Wie das „Journal de France“ wissen will, wäre der Erzbischof Guibert von Paris wegen seines kürzlich erlassenen Hirtenbriefs von dem Grafen von Chambord besonders beglückwünscht worden.
Spanien. Telegramme aus Perpignan vom 18. d. M. melden: Die Generale der Carlisten Saballs und Castello sind gestern hier eingetroffen. Saballs ist nach Erledigung eines ihm von Don Alphonso ertheilten Auftrags darauf wieder zu⸗ rückgereist.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 16. September. Während der Abwesenheit des Ministers der Kommunikationen General⸗Lieutenants Grafen Bobrinski ist mit der interimisti⸗ schen Leitung des Ministeriums der Senator Sselisontow betraut worden.
— Vorgestern Abend ist der Kaschgarsche Abgesandte Mullah⸗Chadsha⸗Turan⸗Umara von hier wieder ab⸗ gereist.
2 In Bezug auf ein neues Pensions⸗Reglement hat, wie die „M. Z.“ meldet, die beim Finanz⸗Ministerium ein⸗ gesetzte Kommission zur Revision des jetzt bestehenden Reglements ein detaillirtes Projekt für die Errichtung einer Pensionskasse für Civilbeamte nach dem Prinzip der gegenseitigen Versicherung ausgearbeitet und Bestimmungen darüber entworfen, in welcher Weise schon jetzt im Dienste stehende Personen Pensionen genießen und welche Ressorts, Institutionen und Personen als Theilhaber an der Kasse angesehen werden sollen. Nach dem Projekt wäre ein jährlicher Abzug von 7 pCt. des Gehalts, dabei aber auch zur Erleichterung für die Beamten eine allmähliche Erhöhung des Gehalts um 7 pCt. in Aussicht genommen.
— Der Schluß des Auszugs aus dem Bericht des Generals Kauffmann über die Vorgänge im Chanat Chiwa lautet (vgl. d. gestr. Nr.) nach dem „R. J.“:
Das Detachement schlug sein Lager an beiden Ueern des Kanals Chodsha⸗kunga⸗chan in der Weise auf, daß sich die Infanterie auf der rechten Seite des Kanals befand und die Kosakenssotnien mit der Rakenbatterie auf der linken. Die Nacht war nebelig und finster. Ungeachtet des vom General⸗Major Golo⸗ watschew gegebenen Befehls, die Pferde während der Nacht zu koppeln, war dieses bei einigen Offizierspferden nicht geschehen, und dieser Um⸗ stand gab Veranlassung zu einer unnützen Alarmirung des Lagers; drei oder vier Pferde hatten sich von den Pfählen losgerissen und rannten
Lord Granville hat sich nach Schottland begeben, Wum den Marquis von Harlington als dienstthuender Minister
7
Lager, dann in der Fronte desselben umher. Die Schildwachen an der Frontlinie, die in der Dunkelheit nicht sehen konnten, daß die Pferde keine Reiter trugen, hielten sie für umherschwärmende Turk⸗ menen und feuerten einige Schüsse ab. Es wurde Alarm geschlagen, und das ganze Laͤger trat unters Gewehr. Nach fünf Minuten wurde man gewahr, daß es ein blinder Lärm war, und das Detachement be⸗ ruhigte sich wieder. Während des Alarms wurde in den Kosakenssot⸗ nien leider durch einen unabsichtlichen Schuß ein Unteroffizier der 5. Uralschen Sso'nie tödtlich verwundet.
Gegen 4 Uhr Morgens (am 17. Juli) erschienen zwei Iranier beim Detachement und sagten aus, daß die Turkmenen gegen Kunja⸗ Urgentsch abgerückt seien, ein kleiner Theil derselben aber die Richtung nach Smukschir eingeschlagen habe. General⸗Major Golowatschew marschirte, seinem früheren Plane gemäß, gegen Koktschuk und be⸗ merkte bald vor dem Detachement, in der Richtung, welche dasselbe eingeschlagen hatte, dichten Staub. Unverzüglich wurde die gesammte Kavallerie unter dem Befehl des Obersten Block im Trab vorausge⸗ schickt, um den ab iehenden Feind zu verfolgen, und nach einer Stunde traf die Nachricht ein, daß die Turkmenen erreicht worden seien.
Nachdem Oberst Block eine Strecke von etwa 12 Werst vom Nachtlager zurückgelegt, bemerkte er vor sich auf dem Wege eine feind⸗ liche Wagenburg, die aus ca. 200 — 300 mit Gepäck beladenen Wagen bestand; bewaffnete Turkmenen hatten dieselben eingenommen und schienen entschlossen, ihre Familien hartnäckig zu vertheidigen. Etwa 2 — 300 Schritte vor der Wagenburg ließ Oberst Block die Kavallerie Halt machen und die 1. und 3. Uralsche Ssotnie absitzen, um sich der⸗ selben zu bemächtigen. Die abgesessenen Kosaken gingen nach kurzem Gewehrfeuer zur Attaque vor und nahmen trotz des Widerstandes die Wagenburg sogleich. Hier wurden gegen 200 Turkmenen niederge⸗ gemebelt Die erbeuteten Waffen, Hieb⸗ und Schußwaffen, wurden erbrochen.
1 Nachdem die Wagenburg genommen und der Uebergang über den inter derselben fließenden Kanal bewerkstelligt worden, setzte Oberst lock die Verfolgung fort und stieß etwa 7 Werst von dem Orte des
Gefechts abermals auf einen Transport von circa 400 Wagen, mit
deren Wegnahme er die Raketendivision und die 12. Orenburger
Sfotnja beauftragte. Nach einigen Scüssen griffen die Kosaken die
Wagenburg energisch an und besetzten sie, wobei wiederum eine große
Anzahl Turkmenen niedergemacht wurde. Nach der Einnahme der
zweiten Wagenburg ergriff der Feind nach verschiedenen Seiten hin
die Flucht, eine große Partie aber, die sich von der Hauptmasse ab⸗ sonderte, ging links vom Wege ab und zog den Sandwüsten zu. Zur
Verfolgung dieser Partie schickte Oberst Block den Oberst⸗Lieutenant
Glawazki mit der 17. Orenburger und der 3. Uralschen Ssotnie ab.
Der Auftrag wurde erfolgreich ausgeführt, da ein großer Theil der
Flüchtlinge die Sandflächen nicht erreichte und auf den Weg zurück⸗
geworfen wurde, auf welchem die Kavallerie des Obersten Block wei⸗
terrückte.
Nach der Rückkehr der 17. Orenburger und der 3. Uralschen Ssotnja ging die Kavallerie im Trab weiter vor und stieß, nachdem sie gegen 6 Werst im Sande zurückgelegt, auf eine dritte Wagenburg, die aus annähernd 1000 Wagen mit Gepäck bestand und von bewaff⸗ neten Turkmenen gehütet wurde, die sich augenscheinlich zu einer ernsten Vertheidigung anschickten. Die 17. Orenburger und die 5. Ssemi⸗ retschenski'sche Ssotnja, unter dem Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Fürsten Eugen Maximilianowitsch Romaneowski, Herzogs von Leuchtenberg, machten einen Angriff und warfen die Turkmenen von der Wagenburg zurück. Einige erfolgreiche Attaquen, die sodann noch vom berittenen Daghestanschen und vom Ssunschenschen Regiment ausgeführt wurden, vollendeten die Niederlage des Feindes. In Folge dieser Angriffe und der beharrlichen und energischen Ver⸗ folgung ließen die Turkmenen hier eine große Anzahl Vieh und Ka⸗ meele und das ganze Gepäck in unseren Händen. Als die dritte Wagenburg genommen und die ganze Beute an Vieh, Kameelen und Gepäck weit zurückgelassen war, sah sich Oberst Block genöthigt, die Verfolgung einzustellen. Unser Verlust beschränkte sich auf drei leicht verwundete Kosaken der 5. Ssemiretschenskischen Ssotnja, der des Feindes dagegen belief sich auf gegen 500 Todte. An diesem Tage Se8e die Kavallerie den Turkmenen circa 5237 Stück großen und kleinen Viehes, 119 Kameele und 3000 mit verschiedener Habe be⸗ packte Wagen ab. Außerdem wurden viele Hieb⸗ und Schußwaffen erbeutet, welche die Kaßaten vernichteten. 1 ”
Während des Angriffs, den die 5. Ssemiretschenskische Ssotnja ausführte, stellte sich S. K. H. dem Fürsten Eugen Maximilianowitsch, welcher sich vor der Angriffskolonne befand, eine Schaar Jomuden entgegen. Dem von einem derselben auf Seine Hoheit geführten Hiebe beugte jedoch der Kaufmann 1. Gilde Gromow vor, indem er den Jomuden durch einen Büchsenschuß niederstreckte. Gromow be⸗ fand sich als Volontair bei der Division Sr. Hoheit.
Inzwischen eilte General⸗Major Golowatschew mit der Infan⸗ terie und den Geschützen der Kavallerie nach, um dieselbe nöthigenfalls zu unterstützen. Eine Menge mit dem ganzen Gepäck unterwegs zurück⸗ gelassener Wagen zeugte für den panischen Schrecken, der sich der Turk⸗ menen beim Nahen unseres Detachements bemächtigt hatte. In der großen Hast der Flucht hatten die Turkmenen nicht nur nicht Zeit, das Vieh mit sich zu führen, sondern sie ließen sogar ihre Weiber und Kinder zurück und retteten sich nur selbst auf den besten Pferden. Die⸗ jenigen, die bei den Wagen zurückblieben und sich zu vertheidigen ver⸗ suchten, sowie auch die von den Kosaken ereilten Reiter wurden nieder⸗ gemacht. Allenthalben traf man auf dem Wege Leichname an. Man sah, daß die Verfolgung heftig gewesen und daß den Turk⸗ menen hier der letzte und entscheidende Schlag beigebracht wor⸗ den war. Der fliehende Feind zerstreute sich endlich in kleine Partien und suchte, ohne an ferneren Widerstand zu denken, nur in den Sandsteppen seine Zuflucht. General⸗Major Golo⸗ watschew erreichte den Oberften Block an dem Kanal Kassyn⸗jap beim Beginn der Sandwüste, wo er in Erwartung des L“ die Verfolgung aufgegeben hatte. Er gab den Truppen hier Ruhe, ließ alles Vieh zusammentreiben und alle von den Turkmenen zurück⸗ gelassenen Wagen verbrennen und trat um 3 ½ Uhr Nachmittags den Rückweg an; in der Niederung Kulan⸗jap angelangt, bezog er darauf ein Nachtlager. An diesem Tage waren drei Kosaken und zwei Dshi⸗ giten leicht verwundet worden. In Kulan⸗jap wurde der General von dem Chef des Orenburger Detachements Obersten Ssarantschew em⸗ pfangen, der ihm mit vier Compagnien, vier Ssotnien und vier Ge⸗ schützen entgegengekommen war. Am folgenden Tage, den 18. Juli, marschirte General⸗Major Golowatschew weiter und machte am Kanal Nias⸗Scheich (dem Standort des Detachements vom 16. Juli) zum Nachtlager Halt, woselbst bald darauf auch General⸗Adjutant von Kauffmann eintraf. 1t.
Als General⸗Adjutant von Kauffmann das Turkestansche Deta⸗ chement gegen die Turkmenen ins ” schickte und voraussah, daß die Unterwerfung derselben neue große Anstrengungen unsererseits erfordern würde, ließ er das Orenburger Detachement bei Kunja⸗Urgentsch Halt machen und befahl dem Obersten Ssarantschew, sogleich nach der Rückkehr der Kavallerie, welche die gelehrte Expedition das alte Bette des Amu⸗Darja abwärts begleitet hatte, gegen Kysyl⸗takye vorzurücken, in der Nähe des Turkestanschen Detachements stehen zu bleiben und im Einvernehmen mit dem General Golowatschew zu operiren. Oberst Ssarantschew traf am 15. Juli bei Kysyl⸗takyr ein, führte dann eine Bewegung nach Koktschuk aus und machte bei Iljally Halt, nachdem General⸗Major Golowatschew die Jomuden zersprengt hatte.
Sobald die Turkmenen die Feindseligkeiten gegen das Detachement des General⸗Majors Golowatschew eröffneten, erschienen ihre Banden auf den Wegen nach Chiwa und unterbrachen auf eine Weile die Ver⸗ bindung der in Chiwa zurückgebliebenen Truppen mit dem Turkestan⸗ schen und Orenburger Detachement. Vom 9. bis zum 14. Inli ohne jegliche Nachricht vom General⸗Mafor Golowatschew und in der Vor⸗ aussetzung, daß derselbe vorwärts marschirt sei, beschloß General⸗Adju⸗ tant von Kauffmann, sich auf den Kriegsschauplatz zu begeben und brach am Abend des 15. Juli mit 10 Compagnien, 8 Geschützen und der Eskortessotnja von Chiwa auf. Veranlassung zu diesem Entschluß waren gleichzeitig dunkle Gerüchte, daß nicht die Jom uden allein, son⸗ dern alle Turkmenenstämme sich bei eeee sammelten, was sich in der Folge denn auch bestätigte. In Chiwa verblieben bei unseren
141464“ Ats⸗
Intendanturniederlagen, den verschiedenen Vorräthen und bei dem Lazareth sechs Compagnien, zwei Geschütze, eine halbe Sfotnja Ko⸗ saken und ein Kommando von Brotbäckern, Schuhmachern und son⸗ stigen Leuten von den ins Feld gerückten Truppentheilen. Diese Truppen hatten unter dem Befehl des Oberst⸗Lieutenants Bujemski in einem Garten von Chiwa das frühere Lager des Turkestanschen De⸗ tachements bezogen.
Der Befehlshaber der Truppen marschirte mit seiner Kolonne
auf Chasawat und von dort nach Smukschir durch die Nomaden⸗ plätze der Jomuden, aber nicht auf dem Woge, welchen General⸗Ma⸗ jor Golowatschew eingeschlagen hatte, sondern am rechten Ufer des Kanals von Chasawat. Die Niederlassungen der Jomuden sind in dieser Gegend vortrefflich; man findet hier ebenso sorgfältig bearbeitete Ackerfelder und Gärten, wie bei den ÜUsbeken und anderen seßhaften Stämmen des Chanats. Die ganze Gegend war von den Bewoh⸗ nern verlassen, die Felder vernachlässigt; in Häusern und Hütten sah man überall Spuren des eiligen Abzugs der Jomuden. Aus Smuk⸗ schir traf General⸗Adjutant von Kauffmann am 19. Juli Morgens in Iljally ein, wo er denn auch das Turkestansche und Orenburger Detachement, zwei Werst von einander entfernt an beiden Seiten der Stadt Iljally lagernd, vorfand. Die den Jomuden von unseren Truppen beigebrachten Schlaͤge sind sehr bedeutend; sie haben an Todten und Ve⸗wundeten große Verluste gehabt, an Vieh wurden ihnen gegen 9000 Stück abgenom⸗ men; ihre Wohnungen, Getreide⸗ und andere Vorräthe auf dem gan⸗ zen Wege von Chasawat nach Smukschir, sowie auch circa 3000 Wa⸗ gen mit verschiedener Habe wurden den Flammen übergeben. Mate⸗ riell geschwächt und moralisch vernichtet zerstreuten sich die Jomuden hach hr Richtungen, wohin aber, ist bis jetzt noch nicht genau bekannt.
Am 22. und 23. Juli erschienen bei dem General⸗Adjutanten von Kauffmann bereits aus mehreren Personen bestehende Deputationen der Jomuden⸗Abtheilungen Uschak, Ssalak und Urusskuschtschi mit der Bitte um Schonung und um die Erlaubniß, in ihre Niederlassungen zurückkehren zu dürfen, da der Aufenthalt in der wasserlosen Sand⸗ wüste ihren vollständigen Ruin und den Verlust des letzten ihnen noch verbliebenen Viehes herbeiführen könne. Der Befetzlshaber der Trup⸗ pen eröffnete ihnen, daß sie ihre bisherigen Wohnsitze wieder beziehen könnten, und hatte die Absicht, dennoch, sei es auch nur einen Theil der Kontribution, einzutreiben, soweit nach den angestellten Nachfor⸗ schungen ihre noch vorhandenen Mittel dieses zuließen.
Die Niederlage der Jomuden machte im ganzen Chanat Eindruck. Die Usbeken und überhaupt die seßhafte Bevölkerung der Oase von Chiwa hatten schon wiederholt von den räuberischen Ueberfällen der Turkmenen und besonders der Jomuden Bairam⸗Schaly zu leiden gehabt und schienen sehr zufrieden mit dem Geschick, das diese ereilt; die Bestrafung der Turkmenen unsererseits halten sie für vollkomimen gerecht und hoffen, daß nun für lange Zeit im Chanat Ruhe und Frieden hereschen werde.
Aeußerungen dieser Art gelangten von allen Seiten und von allen seßhaften Einwohnern des Chanats zum General⸗Adjutanten von Kauffmann Auch der Chan war sehr zufrieden mit den durch unsere Waffen errungenen Resultaten. Er sandte aus Chiwa an den Ge⸗ neral Kauffmann nach Iljally einen Abgesandten mit einem Briefe, in welchem er dem Oberbefehlshaber zu der Besiegung der Jomuden seinen Glückwunsch abstattete und versicherte, dieselben würden sich jetzt nicht so bald wieder erholen und für lange Zeit ihrem gewohnten räuberischen Treiben entsagen müssen.
Um die Turkmenenfrage in Chanat endgültig zu lösen, ließ Ge⸗ neral⸗Adjutant von Kauffmann am 21. Juli die Aeltesten der übrigen Turkmenenstämme, der Tschaudoren, Imrali, Kara⸗daschly, Ali⸗ili, Hoklenen und Karadshimanden zu sich in das Lager bescheiden und erklärte ihnen, er verlange, daß binnen 12 Tagen eine Kontribution von 310,000 Röln. erlegt werde. In Anbetracht dessen, daß die Turkmenen wenig baares Geld besitzen, stellte General von Kauff⸗ mann ihnen frei, die Hälfte dieser Summe baar zu entrichten, für die andere Hälfte Kameele zu stellen. Die Aeltesten gaben das Ver⸗ sprechen, daß die Kontribution gezahlt werden solle. Um das Ein⸗ gehen derselben zu überwachen, blieb Generat⸗Adjutant von Kauff⸗ mann mit den Truppen des Turkestanschen und einem Theil des Kau⸗ kasischen Detachements einstweilen im Lager bei Iljally. Das Oren⸗ burger Detachement aber wurde nach Kasyl⸗tatyr verlegt, wo sich die Niederlassungen der Tschaudoren, Hoklenen und Ali⸗ili befinden; bei Iljally dagegen liegen die Weideplätze der Imrali und Karadaschli.
Es ist einiger Grund zu der Annahme vorhanden, daß angesichts der allgemeinen Niederlage und besonders der Strafe, welche die Jo⸗ muden erlitten, auch die übrigen Turkmenenstämme der Forderung nachkommen und die Kontribution zahlen, werden. Am dritten Tage der ihnen gegebenen zwölftägigen Frist fingen alle Stämme bereits an, die Kontribution zu zahlen und am 24. Juli berichtete Oberst Ssarantschew, daß von den nächstgelegenen Stämmen bereits 5000 Tillos oder 9000 R. eingegangen seien.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. Sep⸗ tember. Die zu Anfang dieses Jahres erwählte Kommission zur Berathung der Frage, welche Veränderungen in der norwegi⸗ schen Gesetzgebung über Maß und Gewicht zweckmäßig sein möchten, hat jetzt, dem norwegischen „Astenbladet“ zufolge, dem Departement ihr Gutachten nebst einem Entwurf zu einem neuen Gesetz für Maß und Gewicht überreicht, welches auf die vollständige Einführung des metrischen Systems mit seinen Be⸗ nennungen ausgeht.
Asien. Aus Indien wird den „Times“ unterm 16. d. M. von ihrem Korrespondenten in Calcutta telegraphirt: Der Aufstand unter den Moplahs fand seinen Ursprung in einer Blutfehde und war nicht politisch. Der Emir von Afgha⸗ nistan hat seine Gesundheit wiederlangt. Die Indigo⸗Saison ist geschlossen.
Teheran, 16. September. Der Schah wird am nächsten Montag hier eintreffen. Sein Befehl in Bezug auf den Groß⸗ vezir ist zurückgenommen worden. Derselbe wird nicht ge⸗ fangen nach Kum geschickt, sondern ist zum Gouverneur von Rescht ernannt worden.
Nr. 35 des „Justiz⸗Ministerialblatts für die Preu⸗ ßische Gesetzgebung und Rechtspflege“ enthält folgendes Er⸗ bhenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompe⸗ tenz⸗Konflikte vom 7. Juni 1873: Gegen die Heranziehung zu einer von der Repräsentation der Kirchengemeinde beschlossenen, von der Regierung genehmigten Umlage findet der Rechtsweg nur statt, wenn ein besonderer Befreiungsgrund oder wenn Prägravation behauptet wird.
— Die Nr. 38 des „Preußischen Handels⸗Archivs“ hat folgenden Inhalt: Gesetzgebung: Oesterreich: Eingangszollbehand⸗ lung der naturfarb. Hahglaser — Großbritannien: Zolltarif der Guineaküste. — Peru: Monopolisirung des Salpeters. Statistik: Niederlande: Handel und Schiffahrt von Amsterdam im Jahre 1872. — Rumänien: Handelsbericht des Vizekonsulats in Braila über die Zeit von Eröffnung der Schiffahrt im Jahre 1872 bis zum Sommer 1873. — Vereinigte Staaten von Nordamerika: Tabellarische Ueber⸗ sicht des Ein⸗ und Ausfuhrhandels der Union im Jahre 1872. — Argentinische Republik: Handelsverkehr der Provinz San Juan mit der Republik Chile im Jahre 1871. — Großbritannien: Jahresbericht des Konsulats zu Cocanada für 1872. Mittheilungen: Breslau, Magdeburg, Glogau, Bielefeld, Frankfurt a. M. Beilage: Ver⸗ eins⸗Zolltarif vom 1. Oktober d. J. an gültig.
Statistische Nachrichten.
Stand der Cholera: Königsberg, 18. September. Am 16. d. M. sind angemeldet: erkrankt 16, gestorben 11 Peronen. — Berlin, 18. September. Von gestern auf heute sind als an der
Cholera erkrankt angemeldet: 23 Personen, darunter 11 Todesfälle. — Magdebhurg. Am 18. d. M. sind hier an der Cholera eckranke 7, gestorben 2 Personen. — Burg. In der Zeit vom 15. d. M. Mit⸗ tags bis 17. d. M. Mittags sind in hiesiger Stadt an der Cholera erkrankt 6 Personen und gestorben 5 Personen. — München, 17. September. Vom 15. bis 16. d. Mts. Abends sind an Cholera 14 Personen erkrankt und 5 gestorben. Gesammtzahl der Erkrankten 930, der Todesfälle 407. — Würzburg, 17. September. Stand der Erkrankungen an Cholera, Cholerine, Brechdurchfall in der Stadt inkl. Juliusspital vom 7. bis 16. September 5 Uhr Abends: Bestand am 7. September 4 männl,, 7 weibl, Zugang vom 7.—16. September 1 männl., 1 weibl., gestorben 1 männl., 1 weibl., genesen 4 männl., 7 weibl. Es erkranken demnach im Ganzen vont 8. Juli bis 16. Sep⸗ tember von 40,000 Einwohnern 128, von denen 51 verstarben — Landshut, 16. September Vom 14. September Abends bis 15. Sep⸗ tember Abends sind an Cholera und choleraverwandten Krankheiten er⸗ krankt 4 Personen, gestorben 1 Person. Seit Beginn der Epidemie Gesammtsumme aller Erkrankten 119 Personen, der Gestorbenen 45 Personen. — Speyer, 17. September. Zum Cholerastand vom 15. ist noch 1 Erkrankung sowie 1 Todesfall nachzutragen, vom 16. sind 2 Erkrankungen zu melden. Gesammtstand bisher 19 Erkrankungen und 13 Sterbefälle. — Heilbronn, 17. September. Erkrankte vom 25. August bis 16. September 145, Gestorbene 59, Genesene 78. Vom 16. bis 17. September neu erkrankt 3, gestorben 2, genesen 2. Die Gesammtzahl der Erkrankten beträgt 148, der Gestor⸗ benen 61, der Genesenen 80. Noch in Behandlung 7 Personen. — Hamburg, 18. September. In der Woche vom 7. bis 13. Sep⸗ tember sind an der Cholera 79 Personen erkrankt (144 weniger als in der Vorwoche). An der epidemischen Cholerine erkrankten gleich⸗ zeitig 269 Personen (Abnahme 451). Die Cholera⸗Sterbe⸗ fälle betrugen in der Woche vom 31. August bis 6. Sep⸗ tember 165 (Abnahme 40). — Wien, 18. September. Vom 15. zum 16. September sind in Wien, außerhalb der Spitäler, 31 neue Er⸗ krankungsfälle an Brechdurchfall amtlich gemeldet worden. — Prag, 18. September. Zu den am 16. September in den sämmt⸗ lichen Kranken⸗Anstalten Prags verbliebenen 17 Cholerakranken ist am gestrigen Tage 1 hinzugekommen. Von diesen 18 Kranken sind viere genesen, 1 gestorben und 13 im Krankenstande verblieben. — Paris, 17. September. Vom 9. bis 14. September starben 134 Personen an der Cholera, davon 3 in den Militär⸗Hospitälern, 39 in den Civil⸗Hospitälern und 92 in den Privatwohnungen. In den vier vorhergehenden Tagen waren 62 Personen gestorben, so daß die Zahl der Todesfälle vom 5. bis 14. 196 beträgt. — Rouen. Vom 1. bis 7. September starben hier 65 Personen an der Cho⸗ lera. — St. Petersbu rg, 16. September. Zum 14. September waren 173 Cholerapatienten vorhanden; im Laufe des Tages kamen 28 dazu, genasen 11, starben 11, so daß bis zum 15. September noch 179 in Behandlung verblieben. Seit dem Auftreten der Krank⸗ heit (am 18. August) sind im Ganzen 522 Personen erkrankt, 117 ge⸗ nesen und 726 gestorben.
— Die Nachrichten über Industrie, Handel und Ver⸗ kehr aus dem statistischen Depn teine ⸗ im Ka Aich Königlichen Handels⸗Ministerium (Wien, 1873, Druck der Kaiserlich Königlichen Hof⸗ und Staatsdruckerei, In Kommission bei Ferd. Meyer) enthalten im VI. Heft des II. Bandes: Namens⸗ verzeichniß der leitenden Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ungari⸗ schen Konsular⸗Funktionäre in sämmtlichen fremden Staaten. — Malta. (Schifffahrt und Handel.) — Bergen. (Die Fischerei in Lo⸗ foten (Nordland.) — Smyrna. (Schiffahrts⸗ und Handelsverkehr im Jahre 1872.) — Baltimore. (S iffahrt und Handel im Jahre 1872.) — San Franzisko. (Volkswirthschaftliche Verhältnisse von Kalifornien, mit besonderer Berücksichtigung des Jahres 1871.) Personalnachrichten.
Kunst und Wissenschaft.
Im Verlage von Elwin Staude hierselbst erschien vor : „Das Mediecinische Berlin“, dargestellt “ S erhn Rigler, pr. Arzt. (27 B. 16.) Das Werk hat folgenden Inhalt: Einleitung. Medizinisches Studium, Abschnitt I.: Die Universität Studieneinrichtungen, Sammlungen, Königliche und Universitäts⸗ bibliothek, Laboratorien und andere Lehranstalten, selbständige Klini⸗ ken der Universität und klinische Anstalten, welche mit dem Charité⸗ krankenhause in Verbindung stehen. — Abschnitt II.: Die militärärzt⸗ lichen Bildungsanstalten. — Abschnitt III.: Klinische Institute und Lehranstalten, welche unabhängig von der Universität find. — Das zahnärztliche Studium. — Das pharmaceutische Studium. — Das thierärztliche Studium und die Königliche Thierarzneischule. — Die Medizinalbehörden und das medizinische Prüfungswesen. — Die all⸗ gemeinen Sanitätsverhältnisse Berlins und das öffentliche Kranken⸗ wesen, die städtische Armen⸗ und Armenkrankenpflege, der Gewerks⸗ Krankenverein ꝛc. — Oeffentliche Krankenhäuser. — Hospitäler und Siechenhäuser, die Königliche Blindenanstalt und das Taubstummen⸗ Institut. — Militärlazarethe. — Privat⸗Krankenanstalten ꝛc. — Heil⸗ und Pflegeanstalten in unmittelbarer Nähe Berlins. — Gesundheits⸗ pflege⸗ ꝛc. Vereine. — Das Heilpersonal. — Das ärztliche Hülfs⸗ personal. — Das Apothekenwesen Berlins. — Aerztliche ꝛc. Vereine und Gesellschaften. — Medtzinische Zeitschriften und Journale. — Medizinalindustrie. — Veränderungen während des Druckes, Berichti⸗ Üaxe und — 8
Ein ausführliches Namen⸗ und Sachregister erleichter ’⸗ brauch des Werkes. X“
— Das so eben erschienene Juliheft der Philosophischen Mon atshefte (Berlin, Henschel) enthält — T-hbefühehn Die grammatischen Wortklassen, von Dr. C. Herrmann, — Aristoteles von der Einheit und Verschiedenheit der Zeit, von Dr. C. Gotschlick; hecies mehrere Rezensionen von Professor Bratuscheck und Dr. A-
öhl.
Leipzig, 17. September. Der gestern im Alter von 45 Jahren verstorbene Professor der Physiologie, Dr. med. Johann Nepomuk Czermak, gehörte seit dem Jahre 1870 der medzzinischen Fakultät als ordentlicher Honorarprofessor an. Er erbaute sich ein eigenes Labo⸗ ratorium nebst einem umfänglichen Hörsaal und hielt noch im letzt⸗ verflossenen Winterhalbjahre daselbst auch für weitere, nicht akademisch gebildete Kreise mehrere Vorlesungen (mit Experimenten) über „Hypno⸗ tismus bei Thieren“.
— Im Verlage von Karl Tannen in Bremen erschien soeben: „Johann Smidt, Bürgermeister von Bremen, kurze Schilderung seines Lebens und Wirkens“, dem Volke dargeboten zu Smidts hundertjährigem Geburtstage von Karl Eichwald (kl. 8. 2 B.) Der Zweck der kleinen Schrift ist im Titel angedeutet. Joh. Smidt wurde am 5. November 1773 in Bremen geboren, bezog im Jahre 1792 die Universität Jena und wurde am 26. April 1821 zum Bürgermeister von Bremen erwählt. Zu den vielen Verdiensten, die er um das Gemeinwesen seiner Vaterstadt sich in schwerer Zeit erwor⸗ ben hat, gehört namentlich auch die von ihm angeregte Gründung Bremerhavens, die wesentlich zum Aufschwung des Handels beigetragen hat. Smidt starb am 7. Mai 1857. Die Stadt hat ihm im Jahre 1860 ein Denkmal im großen Saale des Rathhauses gesetzt.
Landwirthschaft.
Der ofsizieile Ausweis über die italienischen Crnte⸗Erge⸗ nisse ist erschienen, und hat man demnach in 659 Gemeinden eine sehr gute, in 2460 eine gute, in 2977 eine mittlere und in 1114 eine schlechte Weizenernte zu verzeichnen; für Lein war die Ernte in 299 Gemeinden sehr gut, in 1177 gut, in 1051 mittelmäßig und in 351 schlecht; Hanf weist in 284 Gemeinden eine sehr gute, in 1078 eine gute, in 1163 eine mittlere und in 370 eine schlechte aus: somit stellt
sch für alle drei Produkte die Ernte durchschnittlich als eine gute eraus. “ Gewerbe und Handel. odr.
Die Direktion des konsolidirten Braunkohlen⸗Berg.
werks Marie bei Atzendorf hat den Geschäftsbericht für das erste Geschäftsjahr, 1. Juli 1872 —30. Juni 1873 veröffentlicht. Nach demselben sind die 6 Grubenfelder der Gesellschaft im Laufe dieses Geschäftsjahres noch um ein Beträchtliches vermehr Bohrungen