1873 / 227 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

sich ein zahlreiches Publikum aus der Umgegen eingefunden hatte. Das erlegte Wild wurde von den Treibern auf Bauer⸗ wagen geladen und zur Strecke am Forsthause gefahrn. Um 3 Uhr begaben Sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nach dem zweiten eingestellten Jagen westlich von Hubertusstock, dem Revier bei Schönebeck. Die Jagd begann bald darauf und dauerte bis gegen Sonnenuntergang; nach Beendigung derselben kehrte die Hohe Jagdgesellschaft nach dem nahe liegenden Hubertus⸗ stock zurück. Se. Majestät der Kaiser und König hatten erlegt: einen Fuchs, ein Altthier und ein Schmalthier, Se. Majestät der König von Italien: 4 Hirsche und ein Altthier. Se. Kaiserliche und

Königliche Hoheit der Kronprinz: 4 Hirsche, dabei einen Zwölf⸗

ender, das stärkste Wild, welches an dem Tage erlegt wurde.

Um 6 Uhr trafen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in Hubertusstock ein. Nach kurzer Besichtigung des auf der Strecke an der Hinterfront des Hauses liegenden Wildes, welches im ersten Jagen erlegt war, fand das Diner in dem Saale der zweiten Etage statt.

Nach und nach langten die Wagen mit dem erlegten Wilde bei dem Forsthause an und wurde die Strecke geordnet.

Unmittel ar am Hause am rechten Flügel waren gestreckt in erster Linie das von den Beiden Majestäten erlegte Wild, in zweiter Reihe am rechten Flügel der Zwölfender Sr. Kaiserlichen

und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, dann der Vier⸗

zehnender Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Carl, darauf folgten die jagdbaren Hirsche nach Stärke und Geweihe und die Spießer; in dritter Reihe: die Alt⸗ und Schmalthiere, die stärksten am rechten Flügel; in vierter und letzter Reihe das Dammwild und die Kälber.

Als es völlig dunkel war, wurden Fackeln angezündet, die Forstbeamten umstanden die Strecke, diejenigen Jäger, welche Jagdhörner führten, stellten sich am Hause an, und die Majestä⸗ ten mit den Königlichen Prinzen und den übrigen Herrschaften und Kavalieren traten heraus, um die Strecke zu besichtigen. Die Jagdhörner schmetterten das Hallali, welches in dem Walde wiederhallte, und die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften durchschritten, von dem Oberst⸗Jägermeister Fürsten Pleß ge⸗ führt, die Strecke. Es lagen daselbst über 150 Stück Wild.

Um 7 ½ Uhr gaben Se. Majestät der Kaiser und König den Befehl zur Heimfahrt, welche durch den Wald, an welchem streckenweise große Feuer unterhalten wurden, nach dem Werbelliner See ge⸗

nommen wurde; an demselben entlang zeigten Fackeln, reich illu⸗ minirte Ehrenpforten und eine zahlreich versammelte Bevölkerung den Weg zur Chaussee. Auch diese war bei den Dörfern Golz und Britz durch Erleuchtung mit Fackelträgern und Fa⸗ nalen bis zum Einsteigepunkte an der Bahn, an welcher die Illumination ebenso geschmackvoll als großartig war, hell erleuchtet. Es war 9 Uhr, als Se. Majestät der Kaiser öni it Allerhöchstihrem Köͤniglichen Gaste an

der Bahn anlangten.

Um 10 Uhr fuhr der Kaiserliche Extrazug in Berlin auf dem Bahnhofe der Stettiner Eisenbahn ein. Der Platz vor dem Bahnhofe, auf welchem sich eine äußerst zahlreiche Menschenmenge versammelt hatte, war durch bengalische Flammen und Magne⸗ siumlichte glänzend erleuchtet.

Heute Vormittag wurden zu Ehren des Hohen Gastes auf dem Platze hinter der Kaserne des 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiments bei Moabit militärische Exerzitien ausgeführt, an welchen 1 Bataillon

des Garde⸗Füsilier⸗Regiments, Schwadron des 2. Garde⸗ Ulanen⸗Regiments und eine Batterie des Garde⸗Feld⸗Artil⸗ erie⸗Regiments theilnahmen. Nachdem Ihre Majestäten und die Höchsten Herrschaften um 11 Uhr erschienen waren, exerzierte zu⸗ 8 die Infanterie im Feuer. Die Kavallerie machte alle Evolutionen durch, attaquirte, setzte über Gräben und Hin⸗ dernisse. Die Artillerie exerzierte gleichfalls im Feuer und gab mehrere Salven ab. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin wohnte dem Exerzieren zu Pferde bei. Um 1 Uhr war dasselbe beendet, worauf Ihre Majestäten und die Höchsten Herrschaften zu Wagen nach der Stadt zurückkehrten.

Nachmittags um 5 Uhr fand bei dem hiesigen Gesandten

Sr. Majestät des Königs von Italien, Grafen de Launay, ein Diner statt, an welchem außer den Beiden Majestäten

Theil nahmen: Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz, Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl, Se. Königliche oheit der Prinz Friedrich Carl, Se. Königliche Ho⸗ hat der Prinz Friedrich der Niederlande, Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz August von Württemberg, der Reichskanzler Fürst von Bismarck, der Oberst⸗Kämmerer Graf von Redern, der Feldmarschall Graf von Moltke, der Feldmarschall

Frhr. von Manteuffel, der Fürst Pleß, die Staats⸗Minister Delbrück, Graf zu Eulenburg und der General der Kavallerie

von Rheinbaben, der General⸗Major Graf von Kanitz, der Major von Schlieffen, der Wirkliche Geheime Rath Graf Usedom, der deutsche Gesandte am italienischen Hofe, Geheime Legations⸗Rath von Keudell, sowie die dienstthuenden Flügeladjutanten Sr. Majestät des Kaisers und Königs und der Prinzen des Königlichen Hauses; ferner: der 1. Adjutant Sr. Majestät des Königs von Italien, General Bertolé⸗Viale, der Ober⸗Stallmeister und Graf Fri⸗ chignono di Castellengo, die Adjutanten General Lombardini und General Dezza, der Haus⸗Minister Comm. Visone, der Chef des Civil⸗Kabinets Comm. Aghemo, der 1. Ordon⸗ nanz⸗Offizier Sr. Majestät des Königs, Oberst Nasi; sodann: der Minister⸗Präsident Commendore Minghetti, der Mi⸗ nister des Aeußern, Chevalier de Visconti Venosta, der Chef der politischen Abtheilung im Ministerium des Aeußern, Graf Tor⸗ nielli, der erste Legations⸗Sekretär Chevalier de Tosi, der zweite Legations⸗Sekretär Chevalier Tugini, der Gesandtschafts⸗Attaché Marquis d'Albertas und der Militär⸗Attachs Major von Mosenni.

1“

Versammlung genehmigte gestern mit 66 gegen 9 Stimmen die Anträge des Magistrats in Be⸗ treff des Ankaufs der Wasserwerke dahin, daß dieselben 1) von der englischen Gesellschaft mit allem Zubehör an Grund⸗ stücken, Maschinen, Rohrleitungen, Reservevorräthen ꝛc. von der Stadtgemeinde für den Preis von 1,250,000 Lstrl. käuflich er⸗ worben werden, daß 2) die Uebergabe der Wasserwerke als am 1. Juli cr. erfolgt angesehen wird, so daß der Betrieb von da an als für Rechnung der Stadt geführt betrachtet wird, dem⸗ zufolge ihr die Reineinnahme aus der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember cr. zufallen, dagegen der englischen Gesellschaft das Kaufgeld vom 1. Juli ab bis zur Zahlung mit 5 Prozent verzinst wird, und daß 3) die Zahlung des Kaufpreises in Lon⸗ don erfolgt und die Fälligkeitstermine für diese Zahlung in die Zeit vom 1. Januar bis I1. April 1874 verlegt werden. Ferner wurde zu diesem Zweck die Aufnahme einer Anleihe von zehn Millionen Thalern aus dem Reichs⸗Invalidenfonds genehmigt.

Bayern. München, 24. September. Als weitere Fort⸗ setzung der Vorschriften über die Dienstverhältnisse in der baye⸗ rischen Armee sind, der „Allg. Ztg.“ zufolge, nun auch die Vor⸗ schriften für die Militär⸗Veterinäre Alllrhöchst genehmigt und zum Vollzug erlassen und gleichzeitig die Etatirung je eines E11“ bei jedem General⸗Kommando bestimmt worden.

Hessen. Darmstadt, 24. September. (D. 3.) Die außerordentliche Landessynode wiederholte in ihrer gestrigen 9. Sitzung zunächst die Abstimmung über den Minori⸗ tätsantrag zu dem §. 38. Dieser Minoritätsantrag wurde heute in namentlicher Abstimmung mit 28 gegen 22 Stimmen ange⸗ nommen; dagegen wurde die Forderung der Minorität des Aus⸗ schusses auf Zurücklegung des 40. Lebensjahres für einen Kirchenvorsteher abgelehnt. Hierauf wurde nach Annahme der beiden letzten Alinea des §. 38 zur Berathung des §. 47 über⸗ gegangen. Die Abgeordneten Küchler und Schröder hatten eine vollständige neue Formulirung dieses Paragraphen beantragt, wonach zuerst die Kompetenzen des Kirchen⸗ vorstandes festgesetzt, alsdann die Bestimmungen über den

stimmung angenommen, nebst

Für die übrigen Herren war im Königlichen Schlosse Marschalltafel.

Heute Abend gedenkt der Königliche Hof mit dem Aller⸗ höchsten Gaste der Vorstellung im Königlichen Opernhause bei⸗ zuwohnen, worauf um 10 Uhr die Abreise Sr. Majestät des Königs von Italien auf dem Görlitzer Bahnhofe erfolgen wird.

Das Staats⸗Ministerium trat heute unter dem Vorsitz des Ministers des Innern zu einer Sitzung zusammen.

Der General⸗Major und Train⸗Inspecteur Kritter hat sich behufs Inspizirung der in den westlichen Provinzen stehenden Train⸗Bataillone dorthin begeben.

Der Oberst à la suite des Generalstabes der Armee und Direktor der Kriegsschule in Potsdam Graf von Schlippen⸗ bach ist mit der Führung des 7. Thüringischen Infanterie⸗Re⸗ giments Nr. 96 beauftragt worden.

Der Kreis⸗Thierarzt Johow zu Steinfurt ist in den aus den Kreisen Minden und Lübbecke gebildeten kreisthierärzt⸗

lichen Bezirk versetttt.

—*

Rekurs eingefügt und schließlich eine Reihe Gegenstände, bei denen eine Genehmigung des Ober⸗Kirchenraths erforderlich sein sollte, benannt wurden. Diese neue Formulirung wurde der heutigen Berathung zu Grunde gelegt und auch bei der Ab⸗ zwei Zusatzanträgen der Abgg. Köhler und resp. Buchner, von denen der eine die Kirchenzucht, der andere die kirchliche Armenpflege betraf. Schließlich gelangte noch §. 53 zur Annahme; derselbe handelt von der Suspension von Beschlüssen des Kirchenvorstandes. Die Berathung und Beschlußfassung über die vorstehend erwähnten Paragraphen, die in der 8. Sitzung ausgesetzt worden waren, nahm die ganze gestrige Sitzung in Anspruch.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 24. September. Nach Beendigung der Einzugsfestlichkeiten in Eisenach sind die Großherzogin, der Erbgroßherzog und Gemahlin so⸗ wie die beiden Prinzessinnen heute Nachmittag wieder hier⸗ her zurückgekehrt, wogegen der Großherzog zu längerem Aufenthalt auf der Wartburg zurückgeblieben ist.

Schweiz. Bern, 25. September. (W. T. B.) Die Bundesversammlung ist heute Morgen 9 ½ Uhr geschlossen worden, nachdem der Präsident des Nationalrathes Ziegler dem verstorbenen früheren Buͤndesrathe Frey⸗Herose mit warmen Worten noch einen Nachruf gewidmet hatte.

Der spanische Gesandte Martra ist von seinem Posten abberufen und zu seinem Nachfolger der Deputirte der Cortes Gumerindo de la Rosa ernannt worden.

Niederlande. Haag, 20. September. Der Zweiten Kammer der Generalstaaten ist bald nach Eröffnung der neuen Session ein Gesetzentwurf vorgelegt worden, nach welchem der Regierung die Ermächtigung ertheilt werden soll, die Sus⸗ pendirung der Prägung von Silbermünzen für Rech⸗ nung von Privaten noch sechs Monate, nämlich bis zum 1. Mai 1874 fortzusetzen. Wie in der dem Entwurf beigefügten Mo⸗ tivirung bemerkt wird, sollen gemäß dem Schlußberichte der Staats⸗Kommission, welche die Münzfrage zu erwägen hatte und von welcher die Einführung der alleinigen Gold⸗ währung in den Niederlanden empfohlen wird, dies⸗ fällige Gesetzentwürfe sobald wie möglich eingebracht werden. Es haben jedoch in diesem Betreffe noch Verständigungen mit dem Münzamte und dem Departement der Kolonien stattzufinden, und diese Gesetze werden daher voraussichtlich nicht vor dem 1. November d. J. zu Stande kommen. Der Finanz⸗Minister stellt deshalb den Antrag, den an diesem Tage ablaufenden Termin für Suspendirung der Prägung von Silbermünzen für Rechnung von Privaten um weitere sechs Monate zu verlängern. Das fortdauernde Sinken der Silberpreise (am 28. Juli 595/16, am 6. September 5813⁄6 auf dem Londoner Markte) macht eine weitere Suspendirung von Prägungen für private Rechnung nöthig, um den Staat bei späterer Einführung der alleinigen Goldwährung vor den Nachtheilen einer ausgedehnten Ein⸗ wechslung zu bewahren. Am 8 September war bei der nieder⸗ ländischen Bank ein Vorrath von 43 Millionen Gulden gegen 54 Millionen am 31. März, vorhanden. Die erwähnte Vorlage des Finanz⸗Ministers wird jedenfalls noch vor Ablauf des Ok⸗ tober die Zustimmung der Generalstaaten erhalten.

Großbritannien und Irland. London, 24. September. Ohne den Bericht Sir Garnet Wolseley's von der Goldküste abzuwarten, hat die Regierung beschlossen, das Material für eine leichte Eisenbahn dorthin abzusenden. Die ersten 24 Tons Schienen wurden an Bord des „King Bonny“ verschifft. In⸗ zwischen werden die anderen Vorbereitungen für die Aschanti⸗ Expedition mit größter Eile betrieben. Das Laboratorium in Woolwich hat 6 Millionen Patronen für Verschiffung bereit, und von dem Proviant⸗Magazin in Deptford sind 250 Tons Fleisch in Woolwich angekommen.

Frankreich. Paris, 23. September. Wie „La Presse“ meldet, hat der Kriegs⸗Minister die Ernennungen der Be⸗ fehlshaber der 18 Armee⸗Corps, in welche das fran⸗ zösische Heer fortan zerfällt, vollzogen. Es sind nach dem ge⸗ nannten Blatte ernannt worden für: 1) Lille: General Clin⸗ chant; 2) Rouen: Lebrun; 3) Compiegne: Montaudon; 4) Le Mans: Deligny; 5) Rennes: Forgeot; 6) Nantes: Lallemand; 7) Tours: de Cissey; 8) Fontainebleau: Bataille; 9) Chalons: Douay; 10) Besangon: Herzog v. Aumale; 11) Bourges: Ducrot; 12) Limoges: Lartigues; 13) Clermont: Picard; 14) Grenoble: Bourbaki; 15) Bordeaux: d'Aurelles d⸗

pignan: Auymard; 18) Marseille: Espivent. Für das wichtigste dieser Kommandos gilt dasjenige von Chalons, welches zwei Divisionen Infanterie, zwei Divisionen Kavallerie, und eine Division Artillerie umfaßt. Man hatte dem General Douay als Hauptquartier das Schloß von Nancy angewiesen; derselbe hat aber erklärt, daß er im Interesse des Dienstes vor⸗ ziehe, in Chalons und zwar im Lager selbst, seinen Wohnsitz zu nehmen.

Man telegraphirt aus Algier, 22. September: Dem Panzergeschwader ist der Befehl zugegangen, sich zur Ab⸗ fahrt bereit zu halten; es hat ein Sanitätspatent genommen und erwartet neue Weisungen, um in See zu gehen. Es soll sich, wie man vernimmt, nach Carthagena begeben.

26. September. (W. T. B.) Gestern hat, mehreren Blättern zufolge, auch eine Besprechung von Mitglie⸗ dern der Rechten stattgefunden. Die Anwesenden erklärten, daß, nachdem das rechte Centrum sich einhellig für die Monar⸗ chie ausgesprochen habe, die Rechte sich verpflichtet halte, die dreifarbige Fahne als Fahne Frankreichs anzuerkennen.

Versailles, 25. September. (W. T. B.) In der heu⸗ tigen Sitzung der Permanenz⸗Kommission gab der Mi⸗ nister des Auswärtigen, Herzog von Broglie, auf eine betreffs der kürzlichen Anwesenheit des Carlistengenerals Saballs in Perpignan an die Regierung gerichtete Anfrage die Erklärung ab, der Regierung sei durch den spanischen Konsul von der be⸗ treffenden Thatsache nichts gemeldet worden. Das französische Gebiet könne durch keine der verschiedenen Parteien in Spanien für ihre Zwecke benutzt werden. Die französische Regie⸗ rung habe im Einverständnisse mit den übrigen Mächten die gegenwärtige spanische Regierung ausdrücklich nicht an⸗ erkannt und begnüge sich mit der Aufrechterhaltung ungestörter Beziehungen zu derselben. Die Zahl der Departements, in denen noch der Belagerungszustand besteht, wurde vom Minister des Innern, Beulé, auf eine deshalb an ihn gerichtete Frage auf 39. angegeben. Als ein anderer Deputirter bemerkte, daß eine Unterdrückung der republikanischen Presse während der bevor⸗ stehenden Ersatzwahlen mit der Wiederherstellung der offiziellen Kandidaturen gleichbedeutend sein würde, legten der Herzog von Broglie und der Minister des Innern hiergegen lebhaft Ver⸗ wahrung ein und erklärten, sowohl dem Namen nach wie auch sachlich ständen sie dem Institute der offiziellen Kandidaturen ern.

Nach dem Schlusse der Sitzung traten etwa 60, allen Schat⸗ tirungen der konservativen Partei angehörige Deputirte zu einer Privatbesprechung zusammen, bei welcher alle der Wiederher⸗ stellung der Monarchie noch entgegenstehenden Schwierigkeiten Punkt für Punkt besprochen und erwogen wurden. Dem Ver⸗ nehmen nach soll in jeder Beziehung ein Einverständniß erzielt wor⸗ den sein. Von einer Einberufung der Nationalversammlung vor Ablauf der Ferien ist nicht die Rede. Dem „Soir“ zufolge hätte sich bei der heutigen Zusammenkunft der der konservativen Partei angehörigen Deputirten die Mehrzahl der Redner für die Beibehaltung der Trikolore erklärt und könnte das Resultat der Berathung dahin zusammengefaßt werden, daß man die Mon⸗ archie unter Beibehaltung der Trikolore für erreichbar, die Monarchie unter Annahme des Lilienbanners für unmöglich er⸗ klärt habe.

Spanien. Madrid, 25. September. (W. T. B.) Die Regierung hat dem Vernehmen nach wegen der Herausgabe der Fregatten „Vittoria“ und „Almansa“ eine Note an das britische Kabinet gerichtet, und würde, wie das Journal „Poli⸗ tica“ meldet, im Falle der Erfolglosigkeit dieses Schrittes alle Beziehungen mit der englischen Regierung abbrechen.

Die Verhandlungen, welche über die Negoziirung einer Anleihe in London geführt werden, sind nach den letzten der Regierung zugegangenen Mittheilungen ihrem Ab⸗ schlusse nahe. Dem Staatsschatze würde dadurch ein Betrag von mehreren Hundert Millionen Realen zugeführt werden. Dem Vernehmen nach würde die Regierung außerdem auch in Madrid eine erhebliche Summe negoziiren können und so in den Stand gesetzt sein, allen Verpflichtungen des Schatzes nachzukommen.

Von Aguilas wird gemeldet, daß die Insurgenten⸗ schiffe in Carthagena nicht mehr in der Lage sind, aus dem Hafen auszulaufen, da die Maschinisten den Gehorsam ver⸗ weigern.

Eine in Paris eingetroffene offizielle Depesche der spani⸗ schen Regierung vom 25. September meldet, daß sämmtliche Carlistenbanden, welche Tolosa belagerten, vor der An⸗ näherung des Generals Moriones die Flucht ergriffen haben und Moriones in Tolosa eingezogen ist.

Italien. Rom, 21. September. Die „Opinione“ meldet: Die zur Liquidation der Kirchengüter eingesetzte Kommission hat im Einverständniß mit dem Minister des öffent⸗ lichen Unterrichts und dem Gemeindevorstande der Stadt Rom eine Unterkommission zur Ueberwachung der Bibliotheken und wissenschaftlichen Sammlungen, Kunstschätze und Antiquitäten der eingezogenen Klöster ernannt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Sep⸗ tember. Am 12. d. M. wurden in Jalta das Namensfest des Kaisers und das Fest der silbernen Hochzeit des Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch gefeiert. Sämmtliche auf der Rhede von Jalta liegende Schiffe betheiligten sich an dieser Feier; am Tage vorher nahmen sie die ihnen nach der Dispo⸗ sition zugewiesenen Plätze auf der Rhede ein, und die Vize⸗

aufgehißt. Am Morgen wurde in dem Schlosse ein Fest gottesdienst celebrirt, zu welchem auch die Commandeur der Schiffe befohlen waren; und während des Gebets für da Kaiserliche Haus flaggten sämmtliche Fahrzeuge und feuerte Salutschüsse ab. Nach dem Gottesdienste salutirten die Schiff anläßlich der silbernen Hochzeit des General⸗Admirals nochmals. In dem Schlosse waren zu diesem Tage Dejeuner und Ball angesagt und zu ersterem die Commandeure, zu letzterem sämmt liche Offiziere geladen. Der Ball war sehr belebt und währt bis lange nach Mitternacht. Am Abend sollte Illumination und Feuerwerk stattfinden, mußten aber wegen des heftigen Seewin⸗ des unterbleiben.

Livadia, 24. September. (W. T. B.) Der Kaiser hat gestern bei seiner Arwesenheit in Sebastopol das nach dem System Popoff gebaute Panzerschiff „Nowgorod“ in Augen⸗ schein genommen und darauf eine Truppenrevue abgehalten. Heute ist der Kaiser zu Lande hierher zurückgekehrt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 22. September. Am Todestage König Carls XV., 18. d. M., wurde von den Kasernen der Garde⸗Regimenter auf halber Stange ge⸗ flaggt.

Die „Post och Inr. Tid.“ theilt mit, daß der Königlich

Paladines; 16) Toulouse: Salignac⸗Fenelon; 17) Pere

niederländische Ministerresident in Japan, von Weckherlin,

11“

überliefert habe.

Konseils⸗Präsident Graf Holstein⸗Holsteinborg wird am Sonnabend, den 27., von seiner Reise nach Ems, wo sich seine

noch weitere Bonds zu verwenden.

Admiralsflagge wurde auf der Kaiserlichen Dampfyacht „Livadiaga-“

am 29. Juli d. J. in Jeddo von dem Taikun in feierlicher Audienz empfangen worden sei und bei dieser Gelegenheit seine Kreditive als schwedisch⸗norwegischer Ministerresident in Japan

Dänemark. Kopenhagen, 25. September. Der

Familie befindet, zurückerwartet. ¹ Die Eröffnung des Reichstags wird voraussicht⸗

lich nicht durch den König in Person, sondern durch den Kon⸗

seils⸗Präsidenten, und zwar in rein geschäftlicher Weise, geschehen.

Amerika. New⸗York, 25. September. (W. T. B.) Der Schatzsekretär Richardson hat ein Gutachten des Ge⸗ neraladvokaten darüber erfordert, ob die Regierung berechtigt sei, Geldmittel des Schatzes zum Ankauf von Nach der Ansicht des Generaladvokaten hat die Regierung nicht das Recht, auch die Schatzreserve zu den Bondsankäufen heranzuziehen. Die Regierung glaubt die Ban⸗ ken hinlänglich unterstützt zu haben und wird keine Bonds mehr ankaufen. Der Schatzsekretär hat bereits mehrere derartige Offerten abgelehnt. Die allgemeine Stimmung ist gedrückt.

Berichte aus Havanna vom 9. d. M. melden, daß die Feuersbrunst vom Sonnabend Abend, durch welche die Plaza Vapor zerstört wurde, eine sehr verheerende war. In Folge der Schnelligkeit, mit welcher die Flammen um sich griffen, wurde nur sehr wenig Eigenthum gerettet, und in weniger als 3 Stunden seit dem Ausbruch des Feuers war das gesammte Häuserviertel eine Ruinenmasse. Ueber 2500 Personen, welche die Häuser bewohnten, sind obdachlos und haben fast alle ihre Habe verloren. Der Gesammtverlust wird verschieden, auf 3 bis 8 Millionen Dollars, geschätzt.

Asien. Aus Teheran wird dem Reuterschen Büreau unterm 23. d. M. telegraphirt: Der Schah kam gestern nach zwölftägiger Reise von Rescht im Königs⸗Palast in Kand an, wo er von den Prinzen und Ministern, die während Sr. Ma⸗ jestät Abwesenheit in Teheran geblieben waren, empfangen wurde. In einer darauf abgehaltenen Audienz theilte der Schah mit, daß er die Parlamente und leitenden Institutionen Europas zu dem besonderen Zwecke besucht hätte, um in Persien ein neues und verbessertes Regierungssystem einzuführen. Er tadelte strenge jene Minister, welche die Petition für die Ent⸗ lassung des Großveziers unterzeichnet hatten. Se. Majestät ver⸗ ließ Kand heute, und in einer Entfernung von vier Meilen von Teheran kamen ihm sämmtliche auswärtige Legationen entgegen. Se. Majestät betrat die Hauptstadt Nachmittags, begleitet von einer großen Prozession, an deren Spitze eine starke Abtheilung Kameel⸗Artillerie schritt und der sich die auswärtigen Gesandt⸗ schaften anschlossen. Die gesammte Bevölkerung bildete auf den Straßen Spalier und äußerte sich in loyalen Kundgebungen. Die Stadt wird heute illuminirt werden.

Aus Kalkutta wird den „Times“ unterm 23. d. M. telegraphirt: Zwei andere Personen sind durch den Cötzenbild⸗ wagen in Madura getödtet worden. Die bengalische Regierung hat den Polizeirichtern endlich anbefohlen, die durch die Jugger⸗ mauthwagen entstehende Lebensgefahr zu verhindern, aber die mechanischen Vorrichtungen für das sichere Ziehen derselben nicht selber zu unternehmen. Im Uebungslager in Rurkeo stehen 6000 Mann nebst 6 Geschützen unter General Bright. Ein Gesetzentwurf ist eingebracht worden, der die Prozesse seitens der Gläubiger des Nabobs von Nizam suspendirt. Er behandelt den Nabob als einen Minderjährigen und ernennt zum Kurator seines Vermögens die Regierung, welche nur die Schulden bezahlt, die für persönliche Vergnügungen gemacht wurden. Die amerikanische Geldkrisis hat hier viel Interesse, aber wenig Besorgniß erregt.

Afrika. Vom Cap der guten Hoffnung bringt eine neue Post per Dampfer „Anglian“ folgende Nachrichten: Der britische Colonialsekretär setzt seine Reise im Osten noch immer fort. Er wird allenthalben mit enthusiastischen Kundgebungen empfangen. Am 20. August wurde der erste Spatenstich zur Herstellung der Ost⸗Eisenbahn gethan. Der Gouverneur ist nebst Gefolge von seinem Ausflug nach Namaqualand zurückge⸗ kehrt. Das vierte Colonial⸗Parlament wurde am 22. August aufgelöst. Die Unterhandlungen zwischen der Colonialregierung und dem Freistaate für die Ausdehnung des neuen Telegraphen von Colesberg nach den Diamantenfeldern durch das Territorium des Freistaates sind noch immer im Gange.

Nr. 68 des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗ Postverwaltung“ hat folgenden Inhalt: General⸗Verfügung vom 18. September 1873. Korrespondenzverkehr mit Portugal und Spa⸗ nien; vom 18. September 1873. Französische Postdampfschiff⸗Ver⸗ bindungen nach Brasilien, Uruguay und der Argentinischen Republik. Bescheidung vom 9. September 1873. Bildung von Kautionen für Privat⸗Postbeamte durch Ansammlung monatlicher Abzüge.

Die Nr. 39 des „Preußischen Handels⸗Archivs“ hat folgenden Inhalt: Gesetzgebung: Deutsches Reich: Preußen: Organi⸗ sation der Handelskammern zu Lüdenscheid und Altena. Italien: Anerkennung deutscher Aktien⸗ ꝛc. Gesellschaften in Italien. Columbien: Bestimmungen der columbischen Zollgesetze über Fakturen. Zolltarif. Statistik: Deutsches Reich: Produktion und Besteuerung des in⸗ ländischen Rübenzuckers, sowie Ein⸗ und Ausfuhr von Zucker im deut⸗ schen Zollgebiete für die Zeit vom 1. September 1871 bis 1. Sep⸗ tember 1872. Schweiz: Bericht des schweizerischen Handels⸗ und Zolldepartements über seine Geschäftsführung im Jahre 1872. Brasilien: Jahresbericht des Konsulats zu Pernambuco für das Jahr 1872. Mexiko: Jahresbericht des Konsulats zu Colima für 1872. Mittheilungen: Tilsit. Bromberg. Posen. Stettin. St. Petersburg.

Statistische Nachrichten.

Bremen, 25. September. Die Auswanderung weist in diesem Jahre hier eine bedeutende Abnahme gegen das Vorjahr nach. Im Jahre 1872 waren bis Ende August schon 58,506 Personen auf 160 Schisten über hier ausgewandert; im laufenden Jahre bis zu

selben Zeitpunkt nur erst 46,949 Personen auf 123 Schiffen. Von vemselben zf 2g auf 83 Schiffen nach New⸗York, 9927 altin

. iffe New⸗Orleans, 121 nach auf 26 Schiffen nach nore, 738 nach New⸗Orleans, 121 nach vüunn hh 202 nach Westindien. Der Antheil der Segelschiffahrt an der Auswanderer⸗Beförderung wird immer geringer. Im August gingen nur vier Schiffe mit 408 Passagieren unter Segel nach Ame⸗

rika ab.

8 Kunst und Wissenschaft. 1““

Berlin, 26. September. Die deutsche ornithologische

Gesellschaft wird ihre statutenmäßige (6.) Jahresversammlung in den Tagen vom 6. bis 9. Oktober d. J. hier abhalten.

Ober⸗Bergrath Johann August Friedrich Breithaupt, daselbst am

22. September in seinem 83. Lebensjahre gestorben ist. 81 88

Landwirthschaft. e““ Schleswig, 23. September. Das Amtsblatt veröffentlicht über die Ergebnisse der Viehzählung vom 10. Januar d. J. einen Artikel, dem wir Folgendes entnehmen: 1 Die Zählung vom 10. Januar d. J. hat für die hiesige Provinz in Stückzahl einen Bestand von 134,144 Pferden, 708,422 indern, 392,166 Schafen, 168,804 Schweinen, 32,750 Ziegen und 138,235 Bienenstöcken ergeben; außerdem sind gezählt: 8 Maulthiere, 186 Esel und 32,6 Pfd. Seidenkokons. Während die Provinz nach Areal etwa 4,87 und nach Einwohnerzahl circa 4,236 % des Staates ausmacht, kommen hiernach auf dieselbe von dem Gesammtbestande des Staats an Pferden 5,90, an Rindern 8,24, an Schafen 2, an Ziegen 2,22 und an Bienenstöcken 9,55 %. Man hat versucht, die eigentlichen Vieh⸗ klassen auf eine Einhe t (Großvieh) zurückzuführen, indem man 1 Rind = 3 Pferd = 1 Maulthier oder Esel = 10 Schafen = 12 Ziegen = 4 Schweinen setzt. Danach würde die Provinz in Großvieh einen Bestand von 993,979 Stück oder 6,55 % des Gesammtbestandes des Staats besitzen. Unter den 11 (Haupt⸗) Provinzen des Staats nimmt die hiesige hin⸗ sichtlich der Pferde und im Großviehdurchschnitt die 9. Stelle (vor Westfalen und Hessen⸗Nassau); hinsichtlich der Rinder die 5. (hinter Preußen, Hannover, Schlesien, Rheinland); hinsichtlich der Schafe die 10. (vor Rheinland); hinsichtlich der Ziegen die letzte und hinsicht⸗ lich der Bienenstöcke die 4. Stelle (hinter Preußen, Hannover, Rhein⸗ land) ein, während sie nach Areal die vorletzte (vor Hessen) und nach Volkszahl die letzte Stelle inne hat. Der Gesammtbestand der Provinz vertheilt sich auf 115,489 viehbesitzende Haus⸗ haltungen; es sind danach 53,8 % (im ganzen Staat 57,23 %) der überhaupt 1871 vorhandenen Haushaltungen viehhaltende. In den Städten kommt auf 32,83, auf dem Lande auf 6,42, im Durchschnitt auf 8,2 Einwohner eine viehhaltende Haushaltung. Bemerkenswerth ist, daß in dieser Hinsicht die Gutsbezirke (mit 1 auf 6,12) den Landgemeinden, also den eigentlichen bäuerlichen Distrikten (mit 1 auf 6,47) Einwohner voranstehen. Den Bezirk im Ganzen be⸗ trachtet, kommen im Durchschnitt nach Stückzahl auf 1 18 die je 100 die vieh⸗ Ein⸗ haltende Haus⸗ wohner haltung. 13,47 1,16 6,13

Quadrat⸗

Meile

430,61

2274,08

1258,87

541,87 3 1

EEe“ 105,13 3 88

Bienenstöcke .. ——*n

begreiflich mit großen Abweichungen zwischen Stadt und Land.

Während die Städte (und Hlecken) fast 32 % der Gesammtbevölke⸗

rung zählen, nehmen sie nur Theil am Gesammtbestande der Pferde

und Ziegen mit reichlich 7, der Rinder mit noch nicht 3, der Schweine

mit circa 5 ½, der Schafe mit reichlich, und der Bienenstöcke mit

noch nicht 2 %, so daß von letzteren mehr als 98 % aufs Land fallen; fast 92 *% der viehhaltenden Haushaltungen gehören letzterem an.

In den letzten 5 Jahren haben abgenommen: die Pferde um 15,849 Stück (10,57 5), Schafe um 79,842 (16,2 2%), Schweine um 19,404 (10,31½); zugenommen: die Rinder um 59,179 Stůͤck (9,12 %), Ziegen um 3363 (11,44 2²2), Bienenstöcke um 34,330 (33,0. 22) Die Bevölkerung hat sich in demselben Zeitraum um 1,4 % vermehrt.

Wien, 23. September. Der internationale Kongreß der

der Fassung: 1

8 ntemationale Kongreß der Land⸗ und Forstwirthe spricht die Ueberzeugung aus, daß die Land⸗ und Forstwirthschaft in ihrer gegenwärtigen Entwickelung genauer statistisch vergleichbarer Angaben über ihre Zustände und Fortschritte in den verschiedenen Kulturländern nicht entbehren kann, daß sich indeß die bisherigen Bestrebungen der internationalen Statistik für dieses Bedürfniß nicht ausreichend er⸗ wiesen haben, die nothwendigen vergleichbaren Resultate vielmehr nur von fachmännischen Ermittelungen zu erwarten sind, deren Gegen⸗ stände die verschiedenen Staatsregierungen im Wege der Vereinbarung unter gleichen Gesichtspunkten sachlich und begrifflich feststellen und deren möglichst regelmäßige Ausführung und gegenseitige Mittheilung ie sich zusichern. 1 3 sich basich richtet der internationale Kongreß der Land⸗ und Forst⸗ wirthe an die Kaiserlich Königliche österreichische Regierung das Er⸗

„Schritte zur Herbeiführung einer internationalen Vereinbarung der Staaten zum Zwecke solcher Förderung der land⸗ und forstwirth⸗ schaftlichen Statistik thun zu wollen.“ b 1

Für diese Vereinbarung empfiehlt er eine mit den Volkszählungen gleichzeitige, in den Dezennaljahren zu wiederholende Enquete, welche in allen Staaten zu umfassen hätte: die nach thunlichst kleinen Ver⸗ waltungsbezirken und unter Auseinanderhaltung der wichtigsten natür⸗ lichen Wirthschaftsgebiete zu ermittelnden Flächenverhältnisse der all⸗ gemeinen Arten land⸗ und forstwirthschaftlicher Bodenbenützung, den Anbau der wichtigsten Fruchtarten und den Ertrag einer nach den Er⸗

Land⸗ und Forstwirthe genehmigte gestern die von dem Redak⸗ tions⸗Komite über die Agrar⸗Statistik formulirten Anträge in folgen⸗

fahrungen einer möglichst langen Jahresreihe ermfttelten Durchschnitts⸗ ernte in diesen Fruchtarten unter Angabe der üblichen Bewirthschaf⸗ tungssysteme, ferner die Flächenverhältnisse der verschiedenen Wald arten und deren Holzbestand, die Größe des Viehstandes und die Nutzungen und Erzeugnisse desselben, die annähernde Zahl der Land⸗ wirthschaften und der landwirthschaftlichen Bevölkerung, endlich einen Ueberschlag der Konsumtion. 1 1 1 Nicht minder dringend empfiehlt er, daß die Vereinbarung der

Bekanntmachungen erstreckt werde: a. über Markt⸗ und Börsenpreise der land⸗ und forstwirthschaftlichen Produkte und den mit denselben stattgefundenen Verkehr, welche Thatsachen möglichst beschleunigt und in den entscheidenden Perioden etwa wöchentlich zu veröffentlichen wären; b. über den Ausfall der Jahresernte jährlich, und zwar in rozenten der Durchschnittsernte für die Früherzeugnisse bis Ende . für die übrigen bis längstens Ende November; dann in absoluten Zahlen unter Angabe sowohl der Einheits⸗ als der Gesammt⸗ erträge thunlichst bald nach Ablauf des Produktionsjahres; c. über die Transportkosten nach Centner und Meile auf Eiten⸗, Land⸗ und Wasser⸗ straßen, die Taglohnsätze der Arbeiter, die Kosten des Kredites, die Güterbewegung an freiwilligen und unfreiwilligen Verkäufen und über die Höhe der Kauf⸗ und Pachtpreise, soweit diese Thatsachen amtlich bekannt werden, oder nach Lage der bestehenden Einrichtungen mit ge⸗ nügender Sicherheit zu ermitteln sind, in Jahresberichten.

Die Kaiserlich und Königlich österreichische Regierung wird er⸗ sucht, im Einvernehmen mit den übrigen Regierungen die Permanenz⸗ Kommission des internationalen statistischen Kongresses durch fach⸗ männische Delegirte zu verstärken, welche die Durchführung der obigen Beschlüsse bei derselben zu vertreten haben. . 8

Das Hohe Präsidium des Kongresses wird ersucht, von diesen Beschlüssen die Permanenz⸗Kommission des statistischen Kongresses möglichst bald zu verständigen.. 8

In der heutigen Sitzung stand auf der Tagesordnung die Ver⸗ handlung über die Frage: „Welche Punkte des forstwirthschaftlichen Versuchswesens verlangen die Feststellung eines internationalen Beobach⸗ tungs⸗Systems?“ . 88 8

Der Referent, Dr. Arthur Freiherr v. Seckendorff, legt dem Kon⸗ gresse folgenden Antrag vor: 1

„1) Es ist den Regierungen der verschiedenen Länder zu empfehlen, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln das forstliche Versuchs⸗ wesen in Angriff zu nehmen und zu fördern.

2) Ersprießliche Resultate sind nur dann zu erwarten, wenn die an der Spitze stehenden Versuchs⸗Dirigenten das in kurzer Zeit massen⸗ haft sich anhäufende Material den Bedürfnissen der Forstwissenschaft entsprechend verarbeiten können. Es ist daher wünschenswerth, daß nur solche Sachverständige als Dirigenten gewählt werden, welche

Leipzig, 24. September. Aus Freiberg wird gemeldet, daß der proß Ker Mineralogie an der dortigen Bergakademie und

1

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27 2 2 * * 2 8 2 8 . 2 womöglich ihre ganze Kraft Se wichtigen eehiit eeir hrache

widmen können.

Kilogr. Silber. b 1E- aest Pes duzirte 238,000 Ctr., gegen 213,591 Ctr. in 1871. Die im Jahre 1872 errichtete Aktien⸗Gesellschaft für chemische Industrie hat ihren Betrieb

Staaten auch auf folgende, vergleichbar und übersichtlich zu ordnende

3) Sobald in einem Lande das forstliche Versuchswesen ins Leben getreten ist, liegt es im Interesse der Sache, daß durch die betreffende Regierung die Versuchs⸗Dirigenten veranlaßt werden, mit den Diri⸗ genten bereits bestehender Versuchs⸗Anstalten in Verbindung zu treten, um die Untersuchungs⸗Objekte, welche eine internationale Behandlung erfordern, festzustellen und die Untersuchungs⸗Methoden gemeinsam zu berathen.

4) Ein internationales Beobachtungs⸗System verlangen diejenigen Fragen des forstlichen Versuchswesens, welche den Einfluß ergründen sollen, den der Wald auf das Klima, die Regenmenge, Quellenbildung, Ueberschwemmungen ꝛc. ausübt. 8 8 1

Die sofortige internationale Inangriffnahme dieser Kategorie von Fragen erscheint um so gebotener, als nur nach erfolgter Klärung dieses Gebietes die sogenannte „Waldschutzfrage“ endgültig gelöst werden kann.“ 8 8

Dieser Antrag wurde angenommen, ebenso die folgenden des Prof. Dr. Ebermayer (Aschaffenburg):

1) „Der internationale Kongreß der Land⸗ und Forstwirthe richtet an die Kaiserlich Königliche österreichische Regierung das Ersuchen, alle europäischen Länder, in welchen das forstliche Versuchswesen noch nicht Eingang gefunden hat, zur Betheiligung einzuladen. 2) Es soll eine permanente Kommission eingesetzt werden, welche alle Maßregeln zu berathen hat, die zur Förderung des Forstversuchswesens beitragen. Diese Kommission soll aus den Dirigenten aller bestehenden Ver⸗ suchsstationen bestehen, die sich nach Belieben durch Kooptation ver⸗ stärken können.“

Gewerbe und Handel.

Die „Zeitschrift für Gewerbe, Handel und Volks⸗ wirthschaft, Organ des Oberschlesischen Berg⸗ und Hütten⸗ männischen Vereins,“ herausgegeben unter Verantwortung des Vereins⸗Präsidenten, Hütten⸗Direktor Lucke zu Tarnowitz, redigirt von Dr. Adelf Werner Frantz zu Beuthen O.⸗S., enthält in ihrem soeben ausgegebenen Hefte Nr. 8: Beiträge und Vorschläge zu einem Zoll⸗ und Handelsvertrage mit Rußland. Herbstversammlung des briti⸗ schen Instituts für Eisen⸗ und Stahlindustrie zu Lüttich. Die Knappschaftsvereine als Muster für Arbeiter⸗Pensionskassen. Ober⸗ Schlesiens Zinkindustrie und ein Blick auf den Zinkweltmarkt.

roduktion, Handel, Verkehr (Kohlenproduktion Europas; Rußlands Montan⸗Industrie; Großbritanniens indnstriell⸗kommerzieller Verfall; Oesterreichs Eisenindustrie; Oberschlesiens Kohlenproduktion und Ver⸗ kehr; Berlins Kohlenverkehr; Böhmischer Braunkohlenverkehr; Jahresbericht der Oberschlesischen Eisenbahn; Eisenbahn⸗Tarif⸗ Erhöhung und Ermäßigung. Eisenproduktion der Vereinigten Staa⸗ ten. Kohlennoth Großbritanniens. (Kohlenpreise fiskalischer Gru⸗ ben). Eisenbahn⸗Tarif⸗Aenderungen. Wiener Weltaus⸗ stellung (Preisvertheilung; Adresse). Literatur (Zeitschriften). Literarische Ankündigung. Erklärung. Humoristisches Archiv der Redaktion: Privilegium für das Köterpaar der „Ober⸗ schlächtigen Grobian⸗Zeitung“, Namens Katzenbuckel und Großmaul. Beilagen, Jahresbericht der Verwaltung der Obersch lesischen Steinkohlen⸗Bergbau⸗Hülfskasse für 1872. Etats⸗Ent⸗ wurf für die Oberschlesische Steinkohlen⸗Bergbau⸗Hülfskasse für 1874. Anhang: Handelskammerberichte: Breslau, Gleiwitz, Posen.

Dortmund, 25. September. (W. T. B.) Der Reingewinn der Dortmunder Union beträgt für die abgelaufene Geschäfts⸗ periode ca. 3,300,000 Thlr., woraus bei Abschreibung von 800,000 Thlrn. und Absetzung an den Reservefonds für den anderthalbjährigen Coupon 18 und für den einjährigen Coupon 12 *% Dividende zur Vertheilung kommen. Der Beschluß über die unsprünglich vorgesehene Prioritätsanleihe bleibt der ordentlichen Generalversammlung vor⸗ behalten.

Der Vorstand des Vereins zur Wahrung der ge⸗ meinsamen wirthschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen hat seinen Vereinsmitgliedern eine von ihm zu⸗ sammengestellte tabellarische Uebersicht aus den Gutachten gegeben, welche der „Daily Telegraph“ von seinen Spezial⸗Korrespondenten für die Woche bis zum 12. September cr. aus den hauptsächlichsten Kohlendistrikten Englands empfangen hat. Die Gutachten beziehen sich auf die Höhe der wöchentlichen Förderung; die Höhe der Löhne; die größere oder geringere Wahrscheinlichkeit höherer Lohn⸗ forderungen während des nächsten Winters; die Preise der Kohlen loco Zeche; die Aussichten auf Steigen oder Fallen der Kohlenpreise und den Stand der Eisenindustrie in den betreffenden Distrikten und die aus demselben resultirende Nachfrage nach Kohlen.

Dem Jahresbericht der Handelskammer zu Cöln für 1872 entnehmen wir Folgendes: Die gewerkschaftlichen und Privatwerke im Ober⸗Bergamts⸗Bezirk Dortmund förderten im Jahre 1872 mit 68,338 Arbeitern 284,799,200 Ctr. Kohlen und setzten 288,592,874 Ctr. im Werthe von 40,516,989 Thlrn. ab. Gegen das Vorjahr hat eine Steigerung der Produktion um 14 Proz., des Tax⸗ werths derselben um 35 Proz stattgefunden. Die Hochofenwerke in Rheinland und Westfalen erbliesen im vergangenen Jahre meist Puddlingseisen, für welches sie mit Leichtigkeit zu steigenden Preisen Audeh fanden. Auch die Walzwerke erhöhten ihre Preise, was jedoch den Absatz beeinträchtigte. Die Eisengießereien hatten lebhafte Be⸗ schäftigung. Die Bleiproduktion der linksrheinischen Hütten war im Jahre 1872 595,148 Ctr. Blockblei, 29,702 Ctr. Glasurerz, 18,431 Kile Die Cölnische Maschinenbau⸗Aktien⸗Gesellschaft pro⸗

in jenem Jahre noch nicht eröffaet. Obstkraut ist im Jahre 1872 wegen des vollständigen Mißrathens von Aepfeln und Birnen nicht fabrizirt worden. An Rübenkraut wurden ca. 3600 Faß à 2 Ctr. be⸗ reitet. Die schlechte Weinernte am Rhein hatte eine vermehrte Ein⸗ fuhr französischen Weins zur Folge. Bei dem Hauptsteueramt zu Cöln wurden im Jahre 1871, 73,308 Ctr., in 1872 106,401 Ctr. Wein zur Einfuhr deklarirt. Für die Cölnische Baumwoll⸗Spinnerei und Weberei war das Jahr 1872 ein sehr günstiges. Die Cölner Fabrik für Maschinentapeten fertigt täglich 17,000 Rollen Maschinen⸗ tapeten, konnte aber der Nachfrage kaum genügen. 88

Das Comtoir der Preußischen Bank diskontirte im Jahre 1872 6,116,400 Thlr. Platzwechsel (1871: 5,278,200 Thlr.), kaufte 61,430,400 Thlr. (1861: 36,386,100 Thlr.) Wechsel auf das Inland und 793,300

Tohlr. (1861: 858,800 Thlr.) auf das Ausland, gab 2,160,200 Thlr.

(1861: 1,423,200 Thlr.) Lombarddarlehne, stellte 5,600,000 Thlr. (1861: 4,411,200 Thlr.) Zahlungsanweisungen aus und setzte 221,400 Thlr. (1861: 343,400 Thlr.) Effekten für Behörden um. Die Köl⸗ nische Privatbank hatte einen Umsatz von 61,863,988 Thlr, gegen 58,355,134 Thlr. in 1871. Der A. Schaaffhausensche Bankverein setzte im Jahre 1872 325 Millionen Thaler um oder 130 Millionen Thaler mehr als im Jahre zuvor. Bei der Bank für Rheinland und Westfalen erreichte der Gesammtumschlag 80 Millionen Thaler. Bei der Concordia waren Ende 1872 31,753,621 Thlr. Kapital und 65,622 Thlr. Renten auf den Lebensfall versichert; die Kinderversor⸗ gungskasse hat 3,868,707 Thlr. Bestand; die Prämienreserve belief sich auf 4,673,227 Thlr. Bei der Colonia waren im Jahre 1872 854,424,328 Thlr. Versicherungen in Kraft. 8

Im Cölner Hafen kamen in 1872 4623 Schiffe mit 4,191,094 Ctr. an (gegen 4348 Schiffe und 3,847,809 Ctr. in 1871); 3071 Schiffe mit 1,127,886 Ctr. Ladung (1871;: 2910 Schiffe mit 1,008,005 Ctr.) verließen den Hafen. Unter den 7694 Schiffen waren 4805 Dampf⸗ schiffe und 2899 Segelschiffe. Die Boote der Cölnischen Gesellschaft beförderten in 2332 Schiffen 165,314 Passagiere und 131,039 Ctr. Güter von und nach Cöln, gegen 2090 Schiffe, 154,507 Passagiere und 134,127 Ctr. Güter in 1871. Im Ganzen legten die Boote der Gesellschaft auf der Strecke Mannheim⸗Rotterdam 59,553 Meilen zu⸗ rück und beförderten 527,255 Personen, und 462,560 Ctr. Güter. Die Cölnische Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft schiffte rheinaufwärts 1,145,173 Ctr., rheinabwärts 1,412,031 Ctr.

London, 18. September. Den Ausweisen des englischen Zoll⸗ amts pro 1872 zufolge erreichte der Export gedruckter Bücher aus England in gedachtem Jahre die Quantität von 81,422 Centnern im deklarirten Werthe von 883,914 Lstr., d. i. eine Zunahme von

nicht weniger als 19,212 Centnern in der Quantität und 164,872 Lstr.