1873 / 246 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 Oct 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Die Abfahrt nach Penzing erfolgte nach eingenommenem Dejeuner; die Ankunft auf dem festlich geschmückten Penzinger Bahnhofe, auf dem eine Chren⸗Compagnie mit dem Musik⸗ corps aufgestellt war, um 3 ¾ Uhr. Auf dem Perron des Bahnhofes waren anwesend: Se. Kaiserliche Hoheit der Kron⸗ prinz Rudolf in österreichischer Uniform mit preußi⸗ schem Ordensband, Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Erzher⸗ zöge Albrecht, Karl Ludwig und Leopold, sämmtlich in preußi⸗ scher Uniform, ferner die Erzherzöge Rainer, Wilhelm, der Prinz Leopold von Bayern, Herzog von Ratibor, Fürst Putbus, der sdeeuutsche Botschafter General von Schweinitz, mit dem gesamm⸗ ten Botschaftspersonal, die deutsche Ausstellungs⸗Kommission, der Statthalter von Nieder⸗Oesterreich, die Generalität und die Stabsoffiziere der Wiener Garnison. Im Bahnhofe erwartete eeine dicht gedrängte, äußerst zahlreiche Volksmenge das Eintreffen hdes Kaiserlichen Zuges. Als letzterer in den Bahnhof einfuhr, spielte das Musik⸗Corps der aufgestellten Ehren⸗Compagnie die preußische Volkshymne. Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich, i preußischer Uniform, verließen Zzuerst den Waggon, Aller⸗ höchstdenselben folgten Se. Majestät der Kaiser und König, Fürst Bismarck und das Gefolge. Se. Majestät der Kaiser und König begrüßten den Kronprinzen Rudolf auf das Wärmste und reichten Höchstdemselben die Hand. Nach Besichtigung der Ehren⸗ Compagnie stellte des Kaisers von Oesterreich Majestät Sr. Ma⸗ jestät dem Kaiser und König die Erzherzöge und deren Suiten vor, wonach Sich Beide Majestäten mit dem Gefolge nach dem Schlosse Schönbrunn begaben. Se. Majestät der Kaiser und König trugen die Uniform Allerhöchstihres österreichischen Regiments Nr. 34. Von der dicht gedrängten Volksmenge wurden Beide Monarchen mit lebhaften bewillkommnenden Zurufen begrüßt. 8 Die Ankunft in Schönbrunn erfolgte kurz nach 4 Uhr. Im Schloßhofe war eine Ehren⸗Compagnie aufgestellt, auch hatte sich daselbst die gesammte Generalität eingefunden. Nach Vor⸗ stellung der Letzteren und nachdem die Chren⸗Compagnie vorüber⸗ defilirt war, gingen Beide Majestäten mit Allerhöchstihrem Gefolge und der Generalität über die Freitreppe nach der großen Gallerie, wo Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Erzherzoginnen Maria Theresig, Elisabeth, Marie und die Herzogin Gisela von Bayern, sowie sämmtliche Minister die Ankunft der Majestäten erwarteten. Rach Begrüßung der Erzherzoginnen und nach Vorstellung der Minister begaben Sich die Kaiserlichen Majestäten nach Ihren Appartements.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Carl von Preußen gedachten nach telegraphi⸗ scher Meldung heute in Triest, am Sonntag in Graz zu ver⸗ weilen und erst am Montag in Wien einzutreffen. 8

Bis zum 27. September d. J. waren in den Münz⸗ stätten des Deutschen Reichs in Zwanzigmarkstücken 805,004,680 Mark und in Zehnmarkstücken 130,067,130 Mark ausgeprägt worden. In der Woche vam 28. September bis 4. Oktober sind ferner geprägt in Zwanzigmarkstücken: in Frank⸗ furt a. M. 2,278,040 Mark, in Dresden 1,792,000 Mark und in Darmstadt 375,000 Mark; sowie in Zehnmarkstücken: in Berlin 3,230,720 Mark, in Hannover 1,601,360 Mark, in München 1,093,440 Mark, in Stuttgart 301,320 Mark und in Karls⸗ ruhe 250,760 Mark.

Die Gesammt⸗Ausprägung stellt sich daher bis zum 4. Oktober d. J. auf 945,995,450 Mark, wovon 809,450,720 Mark in Zwanzigmarkstücken und 136,544,730 Mark in Zehn⸗ markstücken bestehen.

Der Entwurf einer deutschen Strafprozeß⸗

nung nach den Beschlüssen der von dem Bundesrath ein⸗ Besetzten Kommission unterscheidet sich von der Mehrzahl der beste⸗ henden deutschen Gesetzgebungen den Motiven zufolge in nachstehenden Punkten: 1) Die Strafurtheile werden in erster Instanz nicht mehr von rechtsgelehrten Richtern allein, sondern überall unter Mitwirkung von Laien gefällt. 2) Die erkennenden Gerichte erster Instanz sind Schöffengerichte. Sie zerfallen in die Großen, Mittleren und Kleinen Schöffengerichte. 3) Die Großen Schöffengerichte treten an die Stelle der seitherigen Ge⸗ schworenengerichte. 4) Die Schöffen üben in gleichberechtigter Stellung mit den rechtsgelehrten Richtern das Richteramt in sei⸗ nem vollen Umfange aus. 5) Gegen die Urtheile der Schöffen⸗ gerichte findet keine Appellation statt. Entwurf §. 255. 6) Dem durch eine strafbare Handlung Verletzten ist bei allen strafbaren Handlungen, deren Verfolgung nur auf Antrag eintritt oder bei denen der Strafrichter auf eine Buße erkennen darf, das Recht der subsidiären Privatklage gewährt. Entwurf §. 290. 7) In gewissen Fällen steht dem Verletzten das Recht zu, sich der von der Staatsanwaltschaft erhobenen öffentlichen Klage behufs Be⸗ triebes der Strafverfolgung als Nebenkläger anzuschließen. Ent⸗ wurf §. 320. 8) Der Strafrichter kann auf Antrag des Ver⸗ letzten auch über die vermögensrechtlichen Ansprüche, welche dem letzteren aus der strafbaren Handlung erwachsen sind, entscheiden. Entwurf §. 328. 9) Die Voruntersuchung ist nur in denjenigen Strafsachen obligatorisch, welche zur Zuständigkeit des Deutschen Reichsgerichts gehören. Entwurf §. 148. 10) Der Beschuldigte kann sich schon im Vorverfahren des Beistandes eines Verthei⸗

digers bedienen. Entwurf §. 122. 11) Der Beschuldigte und sein Vertheidiger sind befugt, den Beweiserhebungen in der Vor⸗ untersuchung, in gewissen Fällen auch in dem sonstigen Vorver⸗ fahren beizuwohnen. Entwurf §§. 156, 144. 12) Die Ab⸗ wendung der Untersuchungshaft durch Sicherheitsbestellung ist in ausgedehntem Umfange zugelassen. Entwurf §§. 104 ff. 13) Ein Kontumazialverfahren gegen einen in der Hauptver⸗ kandlung ausgebliebenen Angeklagten findet (abgesehen von es Handlungen geringfügiger Art) nicht statt. Entwurf 5§. 190 ff. 14) Gegen fluüchtige oder abwesende Beschuldigte sibe⸗ eine Hauptverhandlung und Urtheilsfällung nicht statt. Entwurf §. 223. 15) Der Angeklagte ist befugt, zur Haupt⸗ verhandlung Zeugen und Sachverständige unmittelbar laden zu lassen. Entwurf §. 180. 16) In der Hauptverhandlung haben die Staatsanwaltschaft und der Angeklagte überall das gleiche Recht zur Mitwirkung bei der Beweisaufnahme. Entwurf §§. 199, 200. 17) Die Breidigung der Zeugen erfolgt erst in der Hauptverhandlung. Der Eid wird promissorisch geleistet. Entwurf §§. 57, 51. 18) Bei der Urtheilsfällung ist zum

theilen der Stimmenden erforderlich. Entwurf §. 219. 19) Die Wiederaufhebung eines rechtskräftigen Urtheils zu Gunsten des Verurtheilten ist in erweitertem Umfange zugelassen. Entwurf .275. 20) Die Strafvollstreckung geschieht durch die Staats⸗

8 mwaltschaft. Entwurf §. 377. Die Motivirung der unter 1-4 aufgeführten, die Zusammensetzung der Gerichte betreffenden Sätze fällt nach dem oben Gesagten dem Gebiet des Gesetzes

über die Gerichtsverfassung zu und muß dem Entwurf des letz⸗

teren überlassen bleiben. In Betreff der Umwandlung des Ge⸗ schworenengerichts in ein Schöffengericht wird auf die diesen Lege d behandelnde besondere kschrift Bezug genommen.

Dem Königlich preußischen Haupt Steueramte zu Lands⸗

berg a. W. ist die unbeschränkte Befugniß zur und Erledigung von Begleitscheinen J. über Manufaktur⸗ und Leinen⸗ waaren beigelegt worden.

Den Kaiserlichen Neben⸗Zollämtern II. zu Malmaison Eund Vionville, Haupt⸗Amtsbezirk Metz, ist die Befugniß zur Eingangsverzollung von Wein und dem Kaiser⸗

lichen Neben⸗Zollamte l. zu La Lobe, Haupt⸗Amtsbezirk Metz,

die Befugniß ertheilt worden, baumwollene und wollene Zeug⸗ waaren in Mengen, von welchen die Gefälle für die ganze Waarenladung den Betrag von 200 Thalern nicht übersteigen, zum Eingang zu verzollen.

Nach Erlaß der Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872 (G. S. für 1872 S. 446) genügt es nach einer Bestimmung des Finanz⸗Ministers nicht mehr, diejenigen Grundflächen, welche zur Sicherung der Marksteine für die trigonometrischen Punkte der Landesvermessung erworben werden, lediglich in der durch die Anweisung vom 9. März 1866 und durch die Ver⸗ fügung von demselben Tage vorgeschriebenen Weise in den Grundsteuer⸗Karten zu bezeichnen. Vielmehr sind aus den frag⸗ lichen Grundflächen besondere Parzellen zu bilden, welche in formeller Beziehung ganz nach den für die Abzweigung von Grundstücken bestehenden allgemeinen Vorschriften mit besonderer Parzellennummer versehen, im Grundsteuer⸗Kataster fortgeschrieben werden. Die Flächeninhalte dieser Grundflächen sind aber nicht, wie es in der Kataster⸗Verwaltung in den sechs östlichen Provinzen in der Regel geschieht, auf volle Zehner von Quadratmetern abzurunden, sondern mit Rücksicht auf den geringen Umfang derselben in vollen einzelnen Quadratmetern, nebst dem auf sie entfallenden Reinertrage anzugeben, so daß beispielsweise bei dem gewöhnlichen Umfange von 20 Qu.⸗Fuß ein Flächeninhalt von 2 Qu.⸗M. anzugeben ist, welche in gleich genauer Rechnung von der Stammparzelle abzuschreiben sind. Die Eintragung er⸗ folgt auf einem besonderen Mutterrollenartikel für jeden Ge⸗ meinde⸗ bezw. selbständigen Gutshezirk unter der Bezeichnung „Fiskus, Landestriangulation,“ und zwar in der Kategorie der grundsteuerfreien Liegenschaften. In den Gemarkungskarten be⸗ wendet es, da der Maßstab derselben die Darstellung der frag⸗ lichen kleinen Parzellen mit besonderen Flächen gestattet, bei der durch die Verfügung vom 9. März 1866 vorgeschriebenen Darstellung, jedoch sind in die⸗ selben selbstverständlich außerdem die neuen Parzellen⸗ Nummern einzutragen. Die nach §. 58 der Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872 und nach Art. 4 der Zusatzbestimmungen vom 16. August 1872 erforderlichen, den Ueberlassungsurkunden beizufügenden Auszüge und Handzeichnungen sind gemäß §. 20 der Anweisung V. vom 17. Januar 1865 von dem Kataster⸗ Controleur gebührenfrei auszufertigen, und auch im Uebrigen dürfen außerdem die im §. 8 der Anweisung vom 9. März 1866 bezeichneten Kosten durch die Uebernahme der mehrgedachten Grundflächen in das Grundsteuer⸗Kataster, namentlich auch durch die Anfertigung der Supplementskarten ꝛc. besondere Kosten nicht entstehen. Die Königliche Regierung wolle hiernach das weiter Erforderliche anordnen.

Die hiesige Universität beging am 15. Oktober den Akt des Rektoratswechsels. Der Professor ord. Dr. Gneist leitete die Uebergabe des Rektorats an seinen Nachfolger, den Professor ord. Dr. Weierstraß mit einer statistischen Uebersicht der Ereignisse des verflossenen Jahres ein.

In dem Lehrerpersonale der Universität sind folgende Veränderungen eingetreten: Durch den Tod verlor die Hochschule sechs ihrer langjährigen Mitglieder: den Geh. Justiz⸗Rath Prof. ord. Dr. Rudorff, den Privat⸗Dozenten Dr. Bock, den Geh. Regierungs⸗Rath Prof. ord. Dr. von Rau⸗ mer, den Geh. Medizinal⸗Rath Prof. ord. Dr. Romberg, den Geh. Regierungs⸗Rath Prof. ord. Dr. Rose und den Privat⸗ Dozenten Sanitäts⸗Rath Dr. Erhard. Durch Beförderung und Versetzung sind der hiesigen Universität sechs Lehrer entzogen und zwar: der Privat⸗Dozent Dr. Sadebeck, der Prof. extraord. Dr. Weingarten, der Prof. ord. Dr. von Holtzendorff, der Privat⸗ Dozent Dr. Quincke, der Prof. extraord. Dr. Bernstein und der Prof. extraord. Dr. Behrend. Andererseits hat die Universität eine Verstärkung ihrer Lehrkräfte gewonnen dyurch die Ernennung von 12 Professoren: des Prof. ord. Dr. Dernburg, des Prof. ord. Dr. Brunner, des Geh. Ober⸗Post⸗Raths und Prof. extraord. Dr. Dambach, des Prof. ord. Dr. von Holtzenderff, dessen Er⸗ nennung allerdings sehr bald die Versetzung nach München gefolgt ist, des Prof. extraord. Dr. Henoch, des Prof. ord. Dr. Schweigger, des ordentlichen Honorar⸗Professors Dr. Lazarus, des Prof. ord. Dr. Grimm, des Prof. extraord. Dr. Haarbrücker, des Prof. extraord. Dr. Oppenheim und des Prof. extraord. Dr. Kny. Habilitirt haben sich als Privat⸗Dozenten elf und zwar einer in der theologischen Fakultät, einer in der juristischen Fakultät, vier in der medizinischen Fakultät und fünf in der philosophischen Fakultät. Promovirt wurden 126 und zwar in der theologischen Fakultät ein Lizentiat und ein Doctor theol. honoris causa, in der juristischen Fakultät vier, in der medizinischen Fakultät 105, in der philosophischen Fakultät 15 Doktoren. Oeffentliche und Privat⸗Vorlesungen sind im Winter⸗Semester 1872/73: 379, im Sommer⸗Semester 1873: 362 angekündigt; wirk⸗ lich gehalten wurden im Winter⸗Semester 1872/73: 287, im Sommer⸗Semester 1873: 265. Die Zahl der Mel⸗ dungen zu den Vorlesungen betrug im Ganzen: 16,070. Immatrikulirt wurden im Laufe des Jahres 84 Theologen, 376 Juristen, 184 Mediziner, 364 Philosophen, Summa 1008. Ab⸗ gegangen sind: 159 Theologen, 466 Juristen, 277 Mediziner, 447 Philosophen, Summa 1349 (darunter 9 durch den Tod).

Nachdem der Rektor noch über die akademische Gerichtsbarkeit, sowie über allgemeine Universitäts⸗Angelegenheiten berichtet hatte, gedachte derselbe mit Dank der Stiftungen und Zuwendungen dieses Jahres, nahm hierauf seinem Amtsnachfolger den vorgeschriebenen Rektoratseid ab und übergab ihm die Insignien des übertragenen Amtes. Der Letztere leitete demnächst in einer Ansprache den Beginn des neuen Universitätsjahres ein. Der für das Universitätsjahr 1873/74 konstituirte Senat besteht aus dem Rektor, Prof. ord. Dr. Weierstraß, dem Prorektor, Prof. ord. Dr. Gneist, dem

Ausspruch des Schuldig überall eine Mehrheit von zwei Dritt⸗ Universitäts⸗Richter, Geh. Justiz⸗Rath Lehnert, dem Dekan der

theolog. Fakultät, Prof. ord. Dr. Steinmeyer, dem Dekan der jurist. Fakultät, Prof. ord. Dr. Dernburg, dem Dekan der mediz. Fakultät, Geh. Mediz.⸗Rath Prof. ord. Dr. Bardeleben, dem Dekan der philos. Fakultät, Geh. Regierungs⸗Rath Prof. ord. Dr. 8.78, 0 dem Senator, Geh. Mediz⸗Rath Prof. ord. Dr. du Bois⸗Reymond, dem Senator, Prof. ord. Dr. Dillmann, dem Senator Prof. ord. Dr. Haupt, dem Senator, Geh. Justiz⸗ Rath, Prof. ord. Dr. Beseler, dem Senator, Prof. ord. Dr. Kummer.

Der Kaiserlich deutsche Gesandte am Königlich italie⸗ nischen Hofe, von Keudell, ist heute früh nach Merseburg ab⸗

nicht

*

geben wird, um von da aus nach Rom auf seinen Posten zurück⸗ zukehren.

Der schweizerische Stabs⸗Lieutenant Naville, welcher zur Beiwohnung der Uebungen des Eisenbahn⸗Bataillons hier⸗ her kommandirt war, ist nach Beendigung derselben von hier abgereist. Der Premier⸗Lieutenant im Königlich norwegischen Generalstabe Falsen ist auf einer wissenschaftlichen Studienreise hier eingetroffen.

Die Stadtverordneten⸗Versammlung hat vorgestern die Vorlage des Magistrats über die Bebauung des städti⸗ chen Terrains bei Treptow und alle darauf gerichteten anderen Anträge verworfen.

Fulda, 17. Oktober. (W. T. B.) An dem heute statt⸗ gehabten Leichenbegängniß des Bischofs Kött haben die Bischöfe von Mainz, Würzburg, Freiburg und Paderborn theil⸗ genommen. Der Bischof von Paderborn hielt die Grabrede, der Bischof von Mainz vollzog die Einsegnung.

Königsberg, 17. Oktober. (W. T. B.) In der heu⸗ tigen Plenarsitzung des Provinzial⸗Landtages ist der An⸗ trag des Ober⸗Bürgermeisters von Winter auf Theilung der Provinz Preußen in zwei selbständige Provinzen mit 58 gegen 32 Stimmen abgelehnt worden. Die Minorität gab ein bereit⸗ gehaltenes Separatvotum ab; dieselbe bestand größtentheils aus Westpreußen angehörenden Mitgliedern des Provinzial⸗Land⸗ tages.

Breslau, 15. Oktober. In der heutigen (8.) Plenar⸗ Sitzung des Provinzial⸗Landtags wurde der derzeitige Landeshauptmann, Kammerherr und Schloßhauptmann Graf von Pückler auf Ober⸗Weistritz, einstimmig, und zwar auf sechs Jahre wiedergewählt. Ebenso wurde mit Rücksicht auf die Vermehrung der Geschäfte der bisher als Oberbeamter be⸗ schäftigte Landrath a. D. Herr Freiherr von Seherr⸗Thoß defini⸗ tiv als solcher gewählt, und ihm der Titel „Landes⸗Rath“ beigelegt. Es wurde demnächst die Regulirung des Dienst⸗ Einkommens der Beamten der Centralverwaltung vorge⸗ nommen, das Gehalt einiger Beamten bei den Provinzial⸗ Anstalten den Zeit⸗ und sonstigen Verhältnissen entsprechend erhöht, einige Pensionszulagen bewilligt, die Verwaltungskom missionen bei den Irrenanstalten zu Leubus, Bunzlau, Plagwitz und Brieg, sowie für die neueinzurichtende Anstalt in Kreutz⸗ burg gewählt, eine Abgrenzung der Befugnisse derselben vorge⸗ nommen, die Repartition und Ausschreibung der, der Provinz zur Last fallenden Kosten der Verwaltungsgerichte beschlossen, der Etat der Centralverwaltung festgestellt, der Beitritt der beiden Feuer⸗Sozietäten zu dem Rückversicherungsverbande öffent licher Feuerversicherungsgesellschaften und ein dazu erforderlicher Zusatz zu den Sozietätsreglements, sowie die Uebernahme des von Kottwitzschen Spinner⸗ und Weber⸗Unterstützungsfonds in die provinzialständische Verwaltung und das bezügliche Regle ment genehmigt, die Petition der Stadt Brieg auf Erhöhung der Entschädigung für Einhebung der Feuerversicherungsbeiträge aber abgelehnt. 8

18. Oktober. (W. T. B.) Der Provinzial⸗Landtag ha der „Schlesischen Zeitung“ zufolge, beschlossen, den Bau⸗ des Museums für Rechnung der Provinz auszuführen und zur Ergänzung der fehlenden Baumittel 150,000. Thlr. aus der Vermögen der Provinzial⸗Darlehnskasse zu entnehmen.

Wiesbaden, 16. Oktober. In der heutigen 5. Plenar⸗ sitzung des Kommunal⸗Landtages wurden nach Genehmi gung des Protokolls der vorigen Sitzung Mittheilungen des stellvertretenden Königlichen Landtags⸗Kommissarius Regierungs⸗ Präsident von Wurmb verlesen. Von diesen wurde die Vor lage wegen gutachtlicher Aeußerung in Betreff anderweiter Regelung des Wasserlaufzinses einer sofort zu wählenden Kommission von 5 Mitgliedern überwiesen. Eine Eingabe der Gemeinden Balduin⸗ stein und Langenscheid, betreffend die Fähre bei Balduinstein, wird dem Eingabenausschuß überwiesen, desgleichen eine Eingabe des Landes⸗ bank⸗Direktor Olfenius von dem Eingabenausschuß an den Finanz ausschuß als dorthin mehr gehörig übergeben. Es folgten so⸗ dann die Berichte des Finanzausschusses über a. die Prüfung der Jahresrechnung des kommunalständischen Verbandes pro 1872. Es wird Ertheilung der Decharge beantragt und ertheilt, 8 b. die beantragte Verwendung zu gemeinnützigen Zwecken aus kommunalständischen Mitteln pro 1874 und 1875 wird dem Antrag des Ausschusses gemäß beschlossen, c. hin⸗ sichtlich der Erbauung der für das Taubstummen⸗

institiut zu Camberg erforderlichen Gebäude wird der Antrag g

auf Bewilligung der geforderten Bausummen von vorläufig 35,000 Thlr. genehmigt, d. hinsichtlich einer eventuellen Revision des Tariss der von den preußischen Armenverbänden zu erstat⸗ tenden Armenverpflegungskosten wird die Erhöhung eines Tarif⸗ satzes beantragt und ertheilt. 8 „Auf einen Bericht des Wegebau⸗Ausschusses, den Bau eine

Landstraße von Niederwalluf nach Neudorf betreffend, wird über den Antrag der betreffenden Gemeinden zur Tagesordnung über⸗ gegangen. Auf einen Bericht des Eingabeausschusses über das Gesuch der Gemeinde Niederscheld wegen Erwerbung des Grund⸗ eigenthums zur Schelde⸗Lahnstraße tritt der Kommunallandtag dem Antrage des Ausschusses auf Ueberweisung des Gesuchs zur Berücksichtigung an die Regierung bei. 8

Nach Vornahme der Wahl der Mitglieder der Kommission zur Begutachtung der Vorlage über die Wasserlaufzinsen wurde die Sitzung geschlossen. 3

8 8 Bayern. München, 16. Oktober. Gestern Abend 8 Uhr wurden von dem Justiz⸗Minister Dr. v. Fäustle die seit dem 6. d. M. in zweiter Lesung gepflogenen Berathungen bezüglich des Entwurfs über das Vormundschaftswesen und

die Behandlung der Verlassenschaften geschlossen. Die beiden Entwürfe sind nun prinzipiell und formell festge⸗ stellt, jener über das Ober⸗Vormundschaftswesen bereits voll⸗ ständig ausgearbeitet und redaktionell geordnet. Derjenige, wel⸗ cher das Verlassenschaftswesen behandelt, wird noch einer kleineren, sog. Redaktions⸗Kommission überwiesen, welche alsdann noch die letzte Hand an denselben anlegen wird. Sobald die Allerh. Genehmigung zur

borate, welche mit der genauesten Prüfung und größten

Sorgfalt unter Zugrundelegung aller bisher gemachten Erfah⸗ 8

rungen bewerkstelligt wurden, von Sr. Majestät eingetroffen sein wird, werden dieselben dem zusammentretenden Landtag unterbreitet werden.

Bezüglich des neuen 1874/75 verlautet, daß die gesammten Staatseinnahmen und Ausgaben auf 120,878,892 fl. bilanzirt sind. Von Steuern sollen für jedes Jahr erhoben werden: und vierzehn Fünfzehntel Simpla; 2) an Haussteuer: 6 ganze

gereist, von wo aus derselbe über Dresden nach Wien sich be⸗

Vorlage dieser Ela⸗

Budgetsentwurfs für 8 .

1) Grundsteuer 2 ganze

und neun Zehntel Simpla der Areal und 2 ganze und drei

ehntel der Miethssteuer; 3) an Gewerbesteuer: nach dem Gesetz om 1. Juli 1856 mit dem Zuschlag von einem Zwanzigstel; an Kapitalrentensteuer nach dem Gesetz vom 31. Mai 1866 nit dem Zuschlag von einem Zwanzigstel; 5) an Einkommen⸗ steuer: nach dem Gesetz vom 31. Mai 1856 mit dem Zuschlag von inem Zehntel. Unter den Ausgaben finden sich 300,000 fl. für Aufbesserung der Pensionen der Staatsdiener und ihrer Relicten. Weiter ist eine Erhöhung der Eisenbahn⸗Personen⸗Fahrtaxen numgänglich nothwendig geworden. Nach dem den Kammern vorzulegenden Finanzgesetzentwurf für die 12. Finanzperiode soll das Staats⸗Ministerium des Aeußern ermächtigt werden, den uf den Staats⸗Eisenbahnen gegenwärtig bestehenden Pers onen⸗ transport⸗Tarif in der IJ. Wagenklasse bis zu 151 ½ %, in der I. Klasse bis zu 15 % und in der III. Klasse bis zu 10 ½ % u erhöhen, und bei Schnellzügen einen Zuschlag erheben zu assen, welcher in keiner Klasse den Betrag von 3 Kreuzern per Meile übersteigen soll. Auch die Ostbahngesellschaft wird kon⸗ orm mit den Staatsbahnen ihre Tarife erhöhen. Bezüglich der protestantischen General⸗Synode der Pfalz, deren Eröffnung in einigen Tagen stattfindet, wird er „Allg. Ztg.“ mitgetheilt, daß sich die Vorlagen, welche das protestantische Konsistorium in Speyer mit Königlicher Genehmi⸗ gung an die Synode bringen wird, auf eine Revision der bis⸗ herigen Wahlordnung für die Presbyterien, Diözesan⸗ und General⸗Synoden, dann auf die Bildung ständiger Ausschüsse für die Diözesan⸗ und General⸗Synoden, soweit solche nach den ver⸗ fassungsmäßigen Bestimmungen ausführbar erscheinen, endlich auf ie üblichen Rechnungsnachweise der Pfarrer⸗Wittwen⸗ und Pfarr⸗ Unterstützungskasse beziehen. Die Synodal⸗Ausschüsse, deren Thätig⸗ keit mehr konsultativer als entscheidender Natur sein soll, werden vorzüglich dazu dienen, für das Konsistorsum bei der Vorberei⸗ tung und Berathung wichtiger Vorlagen für jene kirchlichen Versammlungen mitzuwirken und eine angemessene Verbindung mit den Synodalkörpern herzustellen.

Sachsen. Dresden, 17. Oktober. Ueber das Befin⸗ den des Königs ist dem „Dr. J.“ nachstehendes Bulletin zu⸗ gegangen: 1

Pillnitz, 17. Oktober 1873, Nachm. 1 Uhr 50 Min. Im Be⸗ finden Sr. Majestät des Königs sind in der letzten Zeit Verände⸗ rungen eingetreten, die zu ernster Besorgniß Anlaß geben. Der Schlaf ist durch asthmatische Zufälle vielfach gestört, und auch am Tage dauert die Beängstigung mit wenig Unterbrechung fort. Der Appetit ist geringer. Der hohe Kranke fühlt Sich sehr schwach und angegriffen.

Die mittelst Königlichen Dekrets vom 16. Oktober an die Ständeversammlung gelangte und zunächst bei der Zweiten Kammer eingegangene Budgetvorlage auf die Jahre 1874 und 1875 umfaßt das ordentliche Budget und ein außerordent⸗ liches Budget nebst den dazu gehörigen Spezialetats und Er⸗ läuterungen

Im ordentlichen Budget gleichen sich Einnahmen und Aus⸗ gaben mit je 15,510,011 Thlr. für jedes der beiden Jahre der Finanz⸗ periode aus; die einen wie die andern sind gegen das Budget der vorigen Finanzperiode um 1,757,092 Thlr. erhöht. Die Domänen u. s. w. ergeben eine Mehreinnahme von 439,440 Thlr., wovon auf die Forsten 372,477 Thlr. kommen, die Regalien und die damit ver⸗ bundenen Verkehrs⸗ ꝛc. Anstalten eine solche von 845,580 Thlr., wo⸗ von 874,490 Thlr. auf die Staatseisenbahnen entfallen, die im Gan⸗ zen mit 5,775,690 Thlr. eingestellt sind; eine Verminderung der Erträg⸗ nisse findet sich bei den Kanm mergütern und den Berg⸗ und Hütten⸗ nutzungen, dagegen ist die Porzellanmanufaktur mit einem Mehr von 26,520 Thlr. eingestellt. Im Ganzen sind die Nutzungen des Staats⸗ vermögens zu 11,022,320 Thlr., oder 1,259,640 Thlr. mehr als in der vorigen Budgetperiode beziffert. Bei den Steuern und Abgaben ist ein Mehrertrag von 497,452 Thlr. angenommen, wovon 16,390 Thlr. auf die Grundsteuer nach 9 Pf. von der Einheit und 467,500 Thlr. auf die Gewerbe⸗ und Personalsteuer kommen, ihr Gesammt⸗ ertrag ist mit 4,487,682 Thlr. eingestellt. Die Staatsausgaben anlangend, so erfordert die Verzinsung und planmäßige Tilgung der Staatsschulden 185,242 und bez. 199,392 Tylr. mehr als in der Vorperiode, nämlich die ersteren 4,357,453, die letztern 1,514,732 Thlr. Bei dem Justizdepartement ist eine Mehraus⸗ gabe von 225,633 Thlr., beim Departement des Innern eine solche von 568,718 Thlr., bei dem des Kultus und öffentlichen Unterrichts eine solche von 545,128 Thlr. veranschlagt. Während sich im Ressort des Minifteriums des Innern der Aufwand für die Kreis⸗Direktionen bez. Kreis⸗Hauptmannschaften um ziemlich 6000 Thlr. vermindert, steigt derjenige für die Amts⸗Hauptmannschaften um 133,754 und auf 186,744 Thlr., der für die Gensd'armerie um 114,899 und auf 231,319 Thlr., der für die Polizei⸗Direktion zu Dresden um 66,372 und auf 162,3090 Thlr. Im Departement des Kultus und Unterrichts werden u. A. für die Volksschulen 196,950 Thlr. mehr gefordert. Der Matrikularbeitrag Sachsens zu den Ausgaben des Reichs mindert sich um 304,790 Thlr.

Außerdem wird ein außerordentlicher edarf für beide Jahre usammen in Höhe von 22,752,100 Thlr. gefordert, der aus en verfügbaren Beständen des mobilen Staatsvermögens gedeckt werden soll. In diesem außerordentlichen Budget sind unter Anderm in Ansatz gebracht:

ein Nachpostulat von 400,000 Thlr. für den Hoftheaterneubau, 1 ½ Millionen zur Errichtung neuer Militär⸗Etablissements, 830,000 Thlr. zur Errichtung von 5 Landgerichten, 900,000 Thlr. für ein neues Zeughaus und eine Kaserne, 450,000 Thlr für das neue Polytechnikum, 320,000 Thlr. zum Bau einer höheren Gewerbeschule in Chemnitz, 700,800 Thlr. zu Neubauten für die Universität Leipzig, 367,000 Thlr. zum Bau und Erweiterung von Schullehrer⸗Seminaren, 6 ½ Million zu Staatscisenbahnbauten, 3 ½ Million für Verstärkung des Transport⸗ mittelparks für die Staatsbahnen, 345,000 Thlr. zur Elbstrom⸗

korrektion.

Württemberg. Stuttgart, 15. Oktober. Auf Montag, den 20. Oktober sind die gewöhnlich abwesenden Mitglieder des ständischen Ausschusses behufs Berathung des der Stände⸗ versamlung zu erstattenden Rechenschaftsberichts einberufen.

Mecklenburg. Schwerin, 17. Oktober. Die Groß⸗ herzogin Marie hat, wie das heutige Bulletin meldet, die les kacht recht gut geschlafen. Der gestern beobachtete Nach⸗ la in den Fiebererscheinungen hat sich bis heute erhalten, jedoch ist das Fieber noch nicht vollständig beseitigt.

Oldenburg. Eutin, 15. Oktober. Die Großherzogin ist heute Morgen von hier nach Wiesbaden abgereist. Ihre Kö⸗ nigliche Hoheit wird von dem jüngsten Prinzen Herzog Georg Ludwig begleitet. Der Erbgroßherzog geht in einigen Tagen zur Fortsetzung seiner Studien nach Straßburg, der Großherzog wird am nächsten Montag Eutin verlassen.

Anhalt. Dessau, 16. Oktober. Die Rückkehr des Kerzog⸗

lichen Hofes von Ballenstädt wird in den nächsten Tagen erfolgen.

Bremen, 15. Oktober. Der Senat hat dem Beschluß der Bürgerschaft wegen der Gehaltserhöhungen für die Staats⸗ dienerschaft im Wesentlichen zugestimmt. Die Angelegenheit geht also im Allgemeinen an die gemischte Deputation zurück, welche

sie vor der einseitigen bürgerschaftlichen Kommission zu bear⸗ beiten hatte, und das nächste Bedürfniß wird durch eine ein⸗

vorgeschlagenen Erhöhungen gedeckt. Doch sollen bloße Abrun⸗ dungs⸗Erhöhungen hiervon ausgenommen sein. Weniger zu⸗ stimmend lautet der Senatsbescheid auf die Beschlüsse der Bürgerschaft wegen der Beerdigungsgebühren auf den neuen Friedhöfen. Namentlich verwirft der Senat die Herabsetzung der fünften Klasse, die bisher 5 Thaler Gold bezahlte, von 17 auf 15 Mark, da hiermit nicht einmal die Kosten gedeckt würden, und eine aufwärtsgehende Abrundung zur vollen Mark im ge⸗ gebenen Falle nichts Drückendes haben könne.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 16. Oktober. Der Graf von Chambord ist gestern Nachts 1 Uhr von Salzburg nach Schloß Puchheim abgereist. 8 1

Der Minister des Kaiserlichen Hauses und des Aeußern, Graf J. Andrassy, ist gestern in Wien angekommen.

Die Königin von Griechenland, welche am 13. d. M. in Innsbruck eingetroffen war, hat Tags darauf ihre Reise auf der Brennerbahn fortgesetzt.

17. Oktober. Der Kaiser hat gestern den neu er⸗ nannten französischen Botschafter Harcourt zu Ueberreichung seiner Kreditive empfangen.

17. Oktober. Die „Wiener Abendpost“ schreibt anläßlich der Ankunft des Deutschen Kaisers:

„Die Bevölterung Wiens begrüßt heute den Deutschen Kaiser und König von Preußen als Gast ihres Monarchen in den Mauern der Reichshauptstadt. Der Kaiser Wilhelm schließt sich der Reihe jener Souperäne an, welche die Ausstellung in unsere Mitte führte; aber sicherlich bedurfte es keines äußeren Anlasses, um diesen Entschluß des Kaisers hervorzurufen. In dem Besuche Wilhelms I. an unserem Kaiserhofe erhält nur dasjenige einen leuchtenden und gewissermaßen symbolischen Ausdruck, was sich zwischen den beiden Nachbar⸗ staaten und ihren Völkern selbst vollzogen hat; er bekräftigt jene Be⸗ ziehungen wechselseitiger Freundschaft und Sympathie, die zum Heile der beiden Reiche au die Stelle alter Gegnerschaften und ab⸗ gethaner Gegensätze getreten sind, und besiegelt ein Verhältniß, das Oesterreich⸗Ungarn und Preußen⸗Deutschland ebenbürtig und gleich⸗ berechtigt neben einander stellt, aber in der Gemeinsamkeit ihrer In⸗ teressen und Bedürfnisse, ihres Strebens und ihrer civilisatorischen Aufgaben ein festes, dauerndes Band ihrer inneren Zusammengehörig⸗ keit zu knüpfen vermochte. Nicht leicht ist eine große Völkerverbin⸗ dung auf edleren Grundlagen errichtet worden, nicht leicht hat sie edleren Zwecken gedient; von beiden Seiten forderte sie Entäußerung von alten Vorurtheilen und einen freien, offenen Blick für die That⸗ sachen und für die Ansprüche des Jahrhunderts. Sie brach mit den lebendigen Traditionen der Geschichte und mit den popnlären Leiden⸗ schaften, welche dem noch mitlebenden Geschlechte schwere Opfer auf⸗ erlegt hatten. Aber diese Verbiudung vollzeg sich unter dem heiligen Banner des Friedens, des Friedens nicht nur für die beiden Reiche, die in heißem Völkerstreite seine Segnungen erkannt hatten, sondern des Friedens für Europa. Als Bürgschaft dieses Friedens ist das neue Verhältniß zwischen den beiden Reichen zugleich mit jener Anziehungs⸗ kraft für die benachbarten Staaten erfüllt worden, welche der euro⸗ päischen Lage heute größere Sicherheit gewährt, als seit langer Zeit. Der jede gewaltsame Störung ausschließende und abwehrende, der erhaltende und wahrhaft konservative Gedanke hat eine bleibende Stätte gefunden. In diesem Sinne heißen wir den erhabenen Gast unseres Kaisers willkommen. Möͤgen die politischen Zwecke auch außer⸗ halb der unmittelbaren Motive seines Besuches liegen, politische Kon⸗ Seg sind naturgemäß mit demfelben verknüpft. Jedenfalls aber cheint es uns sich dem österreichischen Sinne zu ziemen, dem greisen Monarchen und Freunde unseres Kaiserlichen Herrn mit patriotischem Gefühle den Ausdruck unserer ehrerbietigen und warmen Sympathien darzubringen.“

Schweiz.

17. Oktober. (W. T. B.) Der Bundes⸗ vorgelegten Normalvorschriften für den Oberbau hardbahn seine Genehmigung ertheilt. 8

Niederlande. Haag, 14. Oktober. Der neue Kriegs⸗ Minister wird dem Vernehmen nach eine Modifikation zu dem den Generalstaaten vorliegenden Budget seines Departements vorschlagen, nämlich eine Vermehrung des bezüglichen Kredites zum Zwecke einer Erhöhung der Gehalte der Offiziere bei der Landarmee. Der Marine⸗Minister dürfte alsbald nachträglich eine gleiche Vorlage behufs Aufbesserung der Gehalte der Offi⸗ ziere bei der Kriegsmarine einbringen.

Der Minister des Innern macht bekannt, daß nach den ihm zugekommenen amtlichen Berichten an asiatischer Cho⸗ lera in der Woche vom 5. bis 11. d. in Dortrecht 4 Personen, in Dubbeldam 2 und in Breda 3 gestorben sind.

Aus Batavia sind mit dem neuesten Postdampfschiffe Journale und Briefe bis zum 30. August hergelangt. Die letzten Vorbereitungen für den zweiten Feldzug gegen Atchin wurden unausgesetzt mit regster Thätigkeit in Vollzug gebracht. Marine⸗Lieutenant Marinkella, ehemaliger Adjutant des Ober⸗ Befehlshabers der ersten Expedition, des im Kampfe vor Atchin gefallenen Generals Köhler, ist zum Adjutanten des nunmehri⸗ gen Ober⸗Befehlshabers, des Generals van Swieten, ernannt worden. In Batavia waren in jüngster Zeit wieder ansehn⸗ liche Verkäufe von Gouvernements⸗Kaffee bewerkstelligt worden;

sie brachten im Durchschnitte 55 Gulden 16 c. pr. Picol ein. Mit Verkäufen von Gouvernements⸗Kaffee in größerem Maß⸗ stabe (aus dieser Quelle werden die Mittel zur Bestreitung der Kriegskosten gegen Atchin geschöpft) wird nach Bedarf fortge⸗ fahren werden. Am 28. August allein waren 25,000 Picols ver⸗ kauft worden.

Frankreich. Paris, 17. Oktober. (W. T. B.) Das

„Journal de Paris“ meldet heute, eine große Thatsache habe Güterkäufe können nur mit Genehmigung

sich soeben vollzogen: bei der Besprechung in Salzburg zwischen dem Grafen von Chambord und an denselben entsendeten, der Nationalversammlung angehörigen Delegirten sei ein voll⸗ ständiges Einverständniß über die Bedingungen für Wieder⸗ herstellung der Monarchie erreicht worden. Das Oberhaupt des Hauses Bourbon, das in einigen Tagen König sein werde, habe den Bedürfnissen und Wünschen des jetzigen Frankreich volla f und vollständig Rechnung getragen. Die Nation erhalte sowohl in der Fahnen, wie in der Verfassungsfrage und wie in dem, was die bürgerliche, die politische und die religiöse Freiheit an⸗ belange, Alles gewährt, ohne daß der neue König etwas zu opfern brauche. Heinrich Vv. habe sich als würdigen Erben jenes Geschlechtes von Königen gezeigt, welchem Frankreich seine Un⸗ abhängigkeit, seine Einheit, seine Größe verdanke. In Frohs⸗ dorf sei die Wiedervereinigung der Glieder des Königlichen Hauses gelungen, in Salzburg habe man die Monarchie wieder⸗ hergestellt.

Die „Union“ wendet sich gegen einen Artikel des „Fi⸗ garo“, in dem das Königthum als bereits wieder hergestellt angesehen wird, und erklärt, sie habe die triftigsten Gründe, es abzuwarten, bis das Ergebniß der Arbeiten vorliege, mit denen die von den Bureaus der vier parlamentarischen Fraktionen niedergesetzte Kommission beschäftigt sei. Dann werde die wahre Sachlage bekannt werden.

malige Theuerungszulage im Betrage der von der Deputation

rath hat heute den von der Direktion der Gotthardbahn der Gott⸗

V

Sitzung ab. In der am Donnerstag stattfindenden

fortige Einberufung der scheinlich. . Trianon, 17. Oktober.

Nationalversammlu

(W. T. B.)

1870 Nachrichten an die Regierung für die nat

dieser Regierung durchaus keine Mittheilungen

die weiteren Feindseligkeiten eingestellt sei

ging sodann auf ein längeres Verhör über

rung.

dem Angeklagten, Frankreich habe aber doch noch

wollen.

seine bezügliche Ansicht falsch aufgefaßt und wie

regung des Publikums suspendirt. Nach Wiedereröffnung begann das Verhö handlungen,

dem Feinde anzuknüpfen. Bazaine verneinte

habe, so lange er noch ein Stück Brod gehabt

Italien.

uffiziale“ eingezogene

Rom, 14. Oktober.

Kirchengüter verkauft.

losgeschlagen. Während des laufenden Jahre 35,910,134 L. losgeschlagen.

kauft. Bibliotheken und anderen Sammlungen d ten Unterkommissare besuchten gestern das M zu untersuchen, in welchem Zustande sich die tensische Bibliothek besindet.

Kammer zuerst machen wird, befindet sich,

wässer in den Niederungen der römischen Cam legen und um Kanäle zu graben und sie u

tige Werk binnen wenigen Jahren mit einem An

gefähr 14,000 Lire vollendet werden. 17. Oktober. (W. T. B.)

nischen Gesandten Nigra aus

Der Abre Paris

zu Grunde. g gerem von ihm nachgesuchten Urlaub angetreten zur Einweihungsfeier des Cavour⸗Denkmals, wohnen wird, in Italien bleiben.

der Permanenzkommission hält man den Antrag au

Die Bureaus der Rechten halten morgen eine

nächsten so -

ng für wahr⸗

8 1 ) In der heutigen Sitzung des Kriegsgerichts koönstatirte der Präsident, daß Mar⸗ schall Bazaine nur unterm 15. September und 21. Oktober

ionale Vertheidi⸗

gung habe gelangen lassen. Der Angeklagte erwiderte, daß er von

empfangen habe.

Er bezog sich ferner auf die im September und Oktober statt⸗ gehabten Gefechte, um nachzuweisen, daß zwischen ihm und den Belagerungstruppen keinerlei Abkommen darüber bestanden habe, daß etwa nach der Abreise des Generals Bourbaki von d

i sollten, un

nahm auf den Umstand Bezug, daß die große Anzahl von Ver⸗ wundeten ihn gehindert habe, an irgend eine ernstlichere Aktion zu denken, durch welche den Verhandlungen von Ferribres ein gewisser Nachdruck hätte gegeben werden können. Der Präsident

das Erbieten des

Marschalls ein, daß er kapituliren wolle, wenn ihm eine Kapi⸗ tulation unter kriegerischen Ehren zugestanden werde. erklaͤrte, in der beispiellos schlimmen Lage, in der er sich befun⸗

den, hätten die sonstigen absoluten Pflichten eines Militärbefehls⸗

habers aufhören müssen gegenüber einer insurrektionellen Regie⸗ Er sei da seine eigene Regierung geworden, da es außer ihm keine andere gegeben habe. Der Herzog von Aumale remonstrirte

Bazaine

existirt, und auf

weitere an den Angeklagten gerichtete Fragen giebt dieser dann zu vernehmen, er habe, als er sich mit dem Feinde in die ersten Unterhandlungen eingelassen, demselben nur eine Falle stellen Gegen die Bemerkung des Herzogs von Aumale, daß 1 des Angeklagten Erbieten gegenüber den Deutschen, die Ruhe im Innern Frankreichs mit seinen Truppen wieder herzustellen, eigentlich nichts weiter gewesen sei, als die Proklamirung des Bürgerkrieges, protestirte der Marschall mit dem Bemerken, daß

edergegeben wor⸗

den sei. Hier wurde die Sitzung und zwar unter lebhafter Auf⸗

r über die Ver⸗

bei denen General Boyer als Unterhändler fun⸗ girte. Dasselbe spitzte sich schließlich in der Frage zu, ob der Marschall glaube, daß die Verfassung, der er treu geblieben sei, irgend einen Artikel enthalten habe, durch welchen er ermächtigt worden sei, in der Weise, wie geschehen, Unterhandlungen mit

die Frage des

Vorsitzenden, indem er hinzufügte, daß er Widerstand geleistet

habe. Das

Verhör wird in der morgigen Sitzung fortgesetzt werden.

Nach der wurden im Laufe des Monats September 1873 1397 Sie 3,123,358 L. geschätzt worden und wurden für 4,287,105 L.

„Gazetta waren auf

s wurden 11,333

Stück, welche auf 28,168,737 L. geschätzt worden waren, für Und vom 26. September 1867 bis letzten September 1873 wurden im Ganzen 88,830 Stück, welche zu 333,107,425 L. geschätzt waren, für 430,107,828 Lstrl. ver⸗ Die von der Liquidationskommission zur Revision der

er Klöster ernann⸗ inervakloster, um berühmte Casana⸗ 8

gUernng 1 88

Unter den Vorlagen, welche das Ministerium der

der „Borsa“ von

Genug zufolge, der Entwurf zu einem neuen Forstgesetze und der Vorschlag zur Bonifikation des Agro Romano. Es werden vermittelst desselben die zur Beschaffung der hydraulischen Werke n thigen Summen verlangt, um die Sümpfe und stehenden Ge⸗

pagna trocken zu nter einander in

Verbindung zu setzen. Nach den von den Regierungs⸗Kommis⸗ saren angestellten Untersuchungen kann das für die Verbesserung des Gesundheitszustandes in der Stadt und Provinz Rom wich⸗

ufwande von un⸗

ise des italie⸗ liegen, wie die

„Agenzia Stefani“ bestätigt, durchaus keine politischen Motive Nigra hat seinen regelmäßigen, bereits seit Län⸗

und wird bis welcher er bei⸗

———.

Nußland und Polen. St. Pekersburg, 18. Oktober.

Die „Moskauer Ztg.“ meldet, der russische Reichsrath habe

den zur Verbesserung der materiell

en Lage der

orthodogxen Geistlichkeit gemachten Vorschlag, ihren Kirchen

das Recht einzuräumen, unbewegliche Güter

Schenkung zu erwerben, dahin erledigt, daß die K

gen künftig liegende Güͤter durch Schenkung erwe nur unter vorausgehender Ermächtigung in j

durch Kauf oder Kirchenverwaltun⸗ rben dürfen, aber edem Falle und

unter den auch für Privatleute geltenden e Bedingungen.

es

Diözesanbischofs

erfolgen, wenn der Ortskirchenrath sich für die Vortheilhaftigkeit

und Moöͤglichkeit des Kaufes ausgesprochen hat. Dänemark. Kopenhagen, 17. Oktober.

Nach 4tägigen gegen 45 Stimmen es ahbgelehnt, Finanzbudgets einzugehen.

(W. T. B.)

heftigen Debatten hat das Folkething mit 53 auf die zweite Lesung des Der Konseilspräsident, Graf

Holstein v. Holsteinborg will morgen dem Folkething eine weitere

Mittheilung machen.

Unterm 8. d. M. hat der König seine

dazu gegeben, daß zur Erinnerung an die tausen kehr des Tages der ersten Kolonisation Isl

inwilligung djählige Wieder? ands im Ja

187 4 ein öffentlicher Gottesdienst in allen Kirchen Islands ab⸗*

gehalten wird.

Amerika. Nach Mittheilungen, welche m „Cordillera“ dem „Reuterschen Bureau⸗

8 6 it dem Dampfer

aus Rio de Jane ro⸗

vom 28. v. M. eingetroffen sind, ist die Regierung entschlossen.—

auf ihrer bisherigen Haltung den Bischöfen

gegenüber zu be

harren und soll bereits die Einleiteng des gerichtlichen Vevx. 8 fahrens gegen den Bischof von Pernambuca wegen Widerfotzech 7. lichkeit gegen die Anorduungen der Regierung verfügt sein. . Aus Valparaiso überbringt derselbe Dampfer die . Nachricht, daß die Eingangszölle auf nichtgalvanisirtem Gisert.

und Roͤhren aus Kompositionsmetall aufgehobe

iun worden find, 8