1874 / 28 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Feb 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und

Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der Seminar⸗Direktor Flügge zu Stade ist in gleicher Eigen⸗ chaft an das evangelische Schullehrer⸗Seminar zu Eckernförde versetzt worden.

Der Seminar⸗Direktor Schultz zu Preußisch⸗Friedland ist in leicher Eigenschaft an das evangelische Schullehrer⸗Seminar zu öslin versetzt worden.

Der Rektor Davin zu Wildungen in Waldeck ist zum

ordentlichen Lehrer am Königlichen Schullehrer⸗Seminar zu Os⸗ nabrück ernannt worden.

Akademie der Wissenschaften.

8 Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 29. Januar ihre öffentliche Sitzung zum Gedächtniß Friedrichs II., Ihre Majestät die Kaiserin und Königin beizuwohnen geruhten.

8 Der an diesem Tage vorsitzende Sekretär Herr Curtius sprach über die Geschichte des Königthums und über die Be⸗

deutung, welche Friedrichs Auffassung vom Fürstenberuf und vom Staate für dieselbe habe. Sodann verlas er den Bericht

über die Veränderung des Personalstandes der Akademie im ver⸗

gangenen Jahre und verkündete die Ertheilung des zum Andenken

an den Vertrag zu Verdun gestifteten Preises an Professor Dr.

Dproysen. Sodann las Herr Du Bois⸗Reymond im Namen des

Kuratoriums der Humboldstiftung für Naturforschung und Reisen den Bericht über die Wirksamkeit der Stiftung im verflossenen Jahre. Zum Schluß las Herr Zeller eine Abhandlung über die

Anspielungen auf die Zeitgeschichte in den Dialogen Platos

Akademie der Künste. Bekanntmachung.

Preisbewerbung bei der Königlichen Akademie 8 der Künste. 1 Die diesjährige Preisbewerbung der Königlichen Akademie der Künste ist für die Geschichtsmalerei bestimmt. Um zur Kon⸗ kurrenz zugelassen zu werden, ist erforderlich, daß der Aspirant alle zu seinem Fach gehörigen, sowohl theoretischen als prakti⸗ schen in der akademischen Verfassung vorgeschriebenen Studien auf einer der Königlich preußischen Kunstakademien oder dem Städelschen Institut zu Frankfurt a. M. gemacht habe. Es darf ferner derselbe das 30. Lebensjahr nicht überschritten haben.

Die Anmeldungen zur Theilnahme müssen schriftlich bis Freitag, den 27. März d. J., an das Direktorium der Akademie gemacht werden. Diese Anmeldungen müssen begleitet sein von

Attesten über Alter und Geburtsort, sowie über den Besuch der

oben angeführten Kunstinstitute. Die Prüfungsarbeiten beginnen am 13. April, früh 8 Uhr. Die Hauptaufgabe wird am Mon⸗

ꝛag den 20. April ertheilt, und die im Akademiegebäude auszu⸗ führenden Gemälde müssen am Mittwoch den 22. Juli dem In⸗ spektor der Königlichen Akademie übergeben werden.

Die Zuerkennung des Preises, bestehend in einer Pension von jährlich 750 Thalern auf zwei auf einander folgende Jahre

u einer Studienreise nach Italien, erfolgt in öffentlicher Sitzung dder Akademie am 3. August d. J. Ausländern kann nur ein EFhrenpreis zu Theil werden. Berlin, am 28. Januar 1874. Direktorium und Senat der Königlichen Akademie der Künste. Im Auftrag: Ed. Daege. O. F. Gruppe.

Ministerium für Handel, Sewerbe und öffentliche Arbeiten.

Das Direktorium der Breslau⸗Schweidnitz⸗Freiburger Eisen⸗ beahn⸗Gesellschaft ist zur Ausführung der generellen Vorarbeiten für eine Zweigbahn von Königsberg i. d. Neumark über Wrietzen

nach Berlin verstattet worden.

Bekanntmachune.

Mit den nächsten Schiffer⸗ und Steuermanns⸗Prüfungen für große pehrt bei den Königlichen Navigations⸗Schulen in den Provinzen

reußen und Pommern wird begonnen:

I) in Danzig am 23. Februar d. J., 2) in Grabow a. O. am 9. März d. J., 3) in Stralsund am 18. März d. J., 4) in Barth am 28. März d. J., 5) in Memel am 11. April d. J.

Danzig, den 24. Januar 1874. 1

Der Königliche Navigations⸗Schul⸗Direktor. 8 Albrecht.

MNiicctamtliches.

Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 2. Februar. Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin war vorgestern in der 4. Vorlesung des Wissenschaftlichen Vereins anwesend und wohnte gestern dem Gottesdienste in der Marienkirche bei. Den Kammerherren⸗ dienst bei Ihrer Majestät haben übernommen die Königlichen Kammerherren Graf Kleist und Freiherr von Rieß.

„Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin besuchte den Wohl⸗ Hätigkeits⸗Verkauf im Fürstlich Radziwillschen Palais.

In der am Sonnabend, den 31. Januar d. Is., unter dem Vorsitz des Staats⸗Minister Delbrück stattgehabten Sitzung des Bundesrathes wurde 1) die Wahl von Mitgliedern der Keichsschulden⸗Kommission vorgenommen; 2) der Entwurf eines Gesetzes über die einer besonderen Genehmigung bedürfenden ge⸗ werblichen Anlagen dem Ausschuß für Handel und Verkehr überwiesen; 3) Beschluß gefaßt über Ausschußan⸗ träge, betreffend: a. den Entwurf eines Reichs⸗Militär⸗ eesetzes, b. Abänderungen und Ergänzungen des Militär⸗ ensiongesetzes, c. den Entwurf eines Gesetzes über den Impf⸗ zwang, d. vorzunehmende Erhebungen bezüglich der Sonntags⸗ arbeit und der Arbeitsverhältnisse der Frauen und Minderjäh⸗ rigen, e. den Abschluß eines Auslieferungsvertrages mit der Schweiz, f. den Abschluß eines Auslieferungsvertrages mit Luxemburg.

Heute trat der Bundesrath wieder zu einer Sitzung zu⸗ sammen.

In Folge eines Beschlusses des Bundesraths hat der Finanz⸗Minister die Königlichen Kassen seines Ressorts anweisen lassen, sorgfältig darauf zu achten, daß niederländische Halbgul denstücke, sowie österreichische und ungarische Viertelguldenstücke bei ihnen künftig nicht mehr zur An⸗ nahme gelangen.

Im weiteren Verlaufe der Sitzung des Hauses der Abgeordneten am 31. v. Mts. wurde die Berathung des Etats des Ministeriums der geistlichen c. Angelegen⸗

1“

heiten fortgesetzt. Titel 7 des Kap. 125 (Elementarunterricht) enthält die Schulaufsichtskosten; (Gehälter für Schulinspektoren) mit 536,137 Thlr. Die Budget⸗Kommission beantragte: 1) Zu Titel 4: Den Fonds zur Gewährung zeitweiliger Gehaltszulagen für ältere Lehrer um 400,000 Thlr. zu verstärken. 2) Von Titel 5 die Summe von 150,000 Thlr. abzu⸗ setzen. 3) Den Titel 7 in nachfolgende 3 Titel zu zerlegen: a. zu Schulaufsichtskosten 90,000 Thlr., b. zu Schul⸗ aufsichtskosten und zwar zu Remunerationen für die kom⸗ missarische Verwaltung von Schulinspektionen: 146,137 Thlr. 25 Sgr. 1 Pf., c. zu zeitweiligen Remunerationen für Schul⸗Inspek⸗ toren im Rebenamt 50,000 Thlr. Der Abg. Dr. Nasse beantragte, den Titel 7 in nachfolgende zwei Titel zu zerlegen: a. Zu Schul⸗ aufsichtskosten 90,000 Thlr. b. Zu Remunerationen für die kommissarische Verwaltung von Schulinspektionen wie zu zeit⸗ weiligen Remunerationen für Schulinspektoren im Nebenamt 196,137 Thlr. Der Abg. Schröder (Lippstadt) beantragte, den Titel 7 nur in der Höhe von 100,000 Thlrn. zu bewilligen.

Nachdem der Referent Abg. Dr. Wehrenpfennig die Er⸗ höhung des Fonds für Gehaltszulagen mit der Unzulänglichkeit der Gehälter der Lehrer begründet hatte, ersuchte der Minister der geistlichen zc. Angelegenheiten Dr. Falk (s. unter Landtags⸗ angelegenheiten) das Haus, die Schulaufsichtskosten nicht zu ver⸗ mindern, da dieselben unbedingt nothwendig seien. Er sowohl wie der Finanz⸗Minister Camphausen erklärten, daß sie gegen eine Erhöhung der Lehrergehälter nichts einzuwenden hät⸗ ten. Der Titel 7 wurde in seinem ersten Alinea nach dem An⸗ trage der Kommission, im zweiten nach dem Antrage des Abg. Dr. Nasse genehmigt. Schluß 4 Uhr.] 4.. CnöNbögna. ‧˙‧—

Um 7 ½¼ Uhr Abends nahm das Haus die Berathung des Etats wieder auf. Bei dem Dispositionsfonds von 62,000 Thlrn. für das Elementarunterrichtswesen erklärt der Abge⸗ ordnete Kantak, daß er dem Staats⸗Minister Dr. Falk denselben nicht bewilligen könne, weil er in den polnischen Schulen die polnische Sprache nicht zu ihrem Rechte kommen lasse. Nach⸗ dem sowohl ein Regierungs⸗Kommissar, als auch der Staats⸗ Minister Dr. Falk selbst eingehend darauf erwidert hatten, wurde die Position genehmigt. (S. unter Landtags⸗Angelegenheiten.)

Zum Kap. 126 (Kunst und Wissenschaft) lagen zahlreiche Anträge und Resolutionen Seitens der Budget⸗Kommission vor.

1) Zu Tit. 1. Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, so⸗ wohl in Bezug auf den Neubau, wie auf die Reorganisation der Akademie der Künste im nächstjährigen Etat definitive Vorlagen zu 2) Zu Tit. 3. Von den geforderten Mehrausgaben von 2680 Thlr. für die Kunstakademie in Düsseldorf (Anlage Nr. 9. Beilage 1 S. 87) 500 Thlr. zur Deckung der zeitweiligen Einnahmeausfälle an Ateliermiethen als „künftig wegfallend“ zu bezeichnen. 2eescexnerFen

3) Zu Tit. 6. Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, bei den Kunstmuseen in Berlin das Verhältniß zwischen dem General⸗ Direktor, den Abtheilungs⸗Direktoren und dem Sachverständigen⸗ Kollegium neu zu ordnen.

4) Zu Tit. 8. Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, in dem nächsten Etat ausreichende Mittel auszuwerfen, um der König⸗ lichen Bibliothek eine ihrer Stellung als Landesanstalt entsprechende höhere Ausstattung gewähren und so schnell als möglich ein neues Gebäude für dieselbe errichten zu können.

5) Zu Tit. 8, in Verbindung mit Tit. 6 dieses Kapitels und mit Kap. 16, Tit. 103, des Extraordinariums.

Sieseeüähbche Staatsregierung aufzufordern, bei dem dringen⸗ den Bedürfnisst, neue Gebäunde für die Akademie der Kürgeste wen die damit verbundenen Anstalten, für das ethnologische Museum, die Königliche Bibliothek und verschiedenartige Institute der Uni⸗ versität zu errichten, dem Landtage, womöglich noch im Laufe der gegenwärtigen Session, eine Uebersicht der in Berlin vorhandenen fiskalischen Bauplätze und einen Plan für die künftige Verwendung derselben vorzulegen.

6) Zu Tit. 1—8 folgenden Vermerk hinzuzufügen:

Vermerk zu Tit. 1—8. Ersparnisse an den Fonds zu sächlichen Ausgaben können zu Verwendungen in den folgenden Jahren reser⸗ virt werden.

In der Diskussion brachte der Abg. Lehfeldt die Mängel in der Organisation der Akademie, die Abgg. Dr. Mommsen, Rei⸗ chensperger und Dr. Virchow diejenigen der Königlichen Biblio⸗ thek zur Sprache, deren Berechtigung vom Regierungstische an⸗ erkannt, und wofür Abhülfe in Aussicht gestellt wurde. Die Resolutionen wurden sämmtlich genehmigt. Gegen 10 ½ Uhr ver⸗ tagte sich das Haus bis heut 6 Uhr Abends. am

Der Oberst und Abtheilungs⸗Chef im Kriegs⸗Ministe⸗ rium von Hartmann hat sich in dienstlichen Angelegenheiten nach außerhalb, der Oberst⸗Lieutenant im Neben⸗Etat des Großen Generalstabes Freiherr von Meerheimb mit Urlaub nach Schwerin begeben.

An Stelle des von den Unter⸗Lieutenants zur See bisher getragenen Achselbandes treten fortan Epauletts, wie solche von den Lieutenants zur See getragen werden, aber unter Wegfall der Kandillen.

Von den neu eingefürten Postkarten nach Nord⸗ Amerika zu 1 Sgr. sind gleich im ersten Monat über 7000 Stück mit den Hamburger und Bremer Postdampfern zur Ver⸗ sendung gelangt.

Die Mitglieder des Wissenschaftlichen Kunstver⸗ vereins versammelten sich am Sonntag in den Räumen des Deut⸗ schen Gewerbemuseums, um die gegenwärtigen Arrange⸗ ments in demselben, namentlich aber die neuen von der Wiener Weltausstellung herrührenden reichen Erwerbungen in Augenschein zu nehmen. Die Führung hatten der Direktor des Gewerbemuseums, Grunow, und der Dr. Lessing über⸗ nommen. Der Besuch dauerte nahezu drei Stunden.

Am 31. v. Mts. entgleisten auf dem Bahnhofe Schön⸗ lanke in einem Güterzuge in Folge Loslösens eines Radreifens 3 Güterwagen. Wegen der hierdurch veranlaßten Sperrung beider Hauptgeleise erlitt der Königsberg⸗Berliner Courier⸗ zug eine Verspätung von etwa 2 Stunden. Die Beschädi⸗ gungen der Geleise und Wagen sind geringfügig. Die Betriebs⸗ störung war nach etwa 4 Stunden vollständig beseitigt.

Auf Station Friedeberg der Königlichen Ostbahn entgleisten am 1. d. Mts. um 2 Uhr Nachmittags die drei letzten Wagen eines nach Berlin abfahrenden Güterzuges in Folge eines Achsgabelbruchs an einem Güterwagen. Die Ent⸗ gleisung war derart, daß beide Hauptgeleise dadurch gesperrt und der Betrieb bis Abends 9 Uhr unterbrochen war. Durch diesen Unfall hat, außer der Verspätung einiger Güterzüge, nur der Königsberg⸗Berliner Courierzug, welcher fahrplanmäßig Abends 6 Uhr 35 Minuten in Berlin eintreffen soll, eine Verspätung von 6 Stunden erlitten, indem er erst Nachts 12 Uhr 36 Mi⸗ nuten hier eintraf.

S. M. S. „Nymphe“ hat am 10. November 1873 Mazatlan verlassen und ankerte am 22. Dezember ejsd. a. auf der Rhede von Callao. An Bord alles wohhll.

12½ 8

r146,000 Fl. bewilligt.

S. M. Tfzg. „Eider“Aist am 14. Januar c. außer Dienst gestellt worden.

S. M. Artillerieschiff „Renown“ ist am 26. Januar c. ist in die erste Reserve gestellt.

v Brigg „Rover“ hat am 22. Dezember 1873 Abends Bridgetown auf Barbados verlassen und ankerte am 23 dess. Mts. Mittags im Hafen von Kingstown, St. Vinzent. Das Schiff beabsichtigte, am 30. Dezember die Reise nach der Insel Trinidad fortzusetzen. S. M. S. „Arcona“ ist am 19. Dezember 1873 in Rio de Janeiro eingetroffen und beab⸗ sichtigte dort 8 Tage zu verbleiben. S. M. S. „Albatroß“ besuchte am 16. Dezember 1873 den etwa 20 Seemeilen von Puerto Plata ostwärts entfernt liegenden Ladeplatz Cabaret. Am 19. dess. Mts. ankerte das Schiff wieder in Puerto Plata und kehrte am 21. Dezember nach St. Thomas zurück, woselbst es am 24. Dezember vor Anker gegangen ist. Am 29. Dezem⸗ ber ging das Schiff von St. Thomas nach dem ca. 20 See⸗ meilen westlich davon entlegenen Hafen von Culebra, Behufs Abhaltung von Schießübungen, in See, traf daselbst am 30. ein, verließ diesen Hafen am 8. Januar c. und ankerte am 9. hjs. wiederum in St. Thomas. S. M. Schiffe „Friedrich Carl“ und „Meteor“ sind am 19. Januar c. in Gibraltar ein⸗ getroffen. S. M. S. „Elisabeth“ ist am 20. d. M. von Murcia nach Cartagena in See gegangen und hat sich am 22. c. mit S. M. Schiffen „Friedrich Carl“ und „Meteor“ in Gibraltar vereinigt. Das Geschwader hat am 25. Januar c. von Gibraltar aus eine Uebungsfahrt angetreten.

Bayern. München, 30. Januar. Der Kaiser von

Oesterreich ist zum Besuch seiner Tochter, der Prinzessin Gisela, heute Morgen 5 Uhr 15 Minuten hier eingetroffen und am Bahnhof von den Prinzen Luitpold und Leopold und dem österreichischen Gesandtschafts⸗Personal empfangen worden. Der Kaiser fuhr sofort mit dem Prinzen Leopold in dessen Palais an der Schwabinger Landstraße und erstattete Mittags der Kö⸗ nigin⸗-Mutter und der Familie des Prinzen Luitpold Besuch, welcher Nachmittags von der Königin⸗Mutter und den Prinzen Luitpold und Ludwig erwidert wurde. Heute Abend 10 Uhr 50 Minuten wird der Kaiser München wieder verlassen und sich über Simbach nach Wien zurückbegeben. G 31. Januar. Der König hat die Gesetze, die provi⸗ sorische Steuererhebung und vorläufige Bestreitung besonderer Ausgaben pro 1874 und die Vervollständigung und Erweiterung des Telegraphennetzes betr. d. d. Hohenschwangau den 27. d. M. santtionirt und sind dieselben heute zur Publikation gelangt.

Der Ministerial⸗Rath von Dubois vom Staats⸗ Ministerium des Innern ist in der vergangenen Nacht an der

C 8 Cholera gestorben. rern

Sachsen. Leipzig, 31. Januar. Gestern Abend 9 Uhr fand große Assemblée vor Beiden Majestäten statt, zu welcher gegen 150 Personen befohlen waren. Ihre Majestäten nahmen zuvor vom Balcon aus den von der gesammten Studentenschaft veranstalteten Fackelzug in Augenschein und empfingen darauf die Deputirten der sämmtlichen studentischen Verbindungen. Heute Morgen 7 ½ Uhr begab sich Se. Majestät mit Gefolge nach Naunhof zur Jagd. Auch der Prinz Georg, welcher um 7 Uhr

von Dresden hier eintraf, hat an der Jagd Theil ge⸗ nommon. Ihre M jestar nuhm nach 11 Uhr vas Afpl des hie⸗

sigen Albert⸗Zweigvereins in allen seinen Räumen in Augenschein, daselbst empfangen von den Damen und Herren des Vereins⸗ vorstandes, und besuchte sodann, geleitet von den Vorstands⸗ damen, das hiesige Arbeiterinnen⸗Daheim und in den Nach⸗ mittagsstunden das Stadtkrankenhaus und die Krankenanstalt des Albert⸗Zweigvereins Möckern, woselbst die Damen und Herren des Vereinsvorstandes gleichfalls zu ihrem Empfange versammelt waren.

Die Abreise der Königlichen Majestäten erfolgt, vorläufiger Bestimmung zufolge, morgen Sonntag Vormittag, und zwar wird sich der König um 10 ¾ Uhr nach Dresden zurückbegeben, während die Königin 11 Uhr 15 Min. nach Frankfurt a. M. reist, um ihrer dort weilenden Tante, der Fürstin zu Hohenzollern, einen Besuch abzustatten.

Württemberg. Stuttgart, 31. Januar. Der zum Königlich bayerischen außerordentlichen Gesandten und bevoll⸗ mächtigten Minister am hiesigen Hofe ernannte Graf von Tauffkirchen hat heute dem König in feierlicher Audienz seine Beglaubigungsschreiben überreicht.

Das Regierungsblatt Nr. 4 promulgirt das Finanz⸗ gesetz für die zwei Jahre 1873/75, vom 30. Januar 1874.

In der Zweiten Kammer fand heute die Endabstim⸗ mung über den Etat und das Finanzgesetz statt, und wurden dieselben mit 71 gegen 2 Stimmen angenommen. Vom Mi⸗ nisterium des Auswärtigen wurde der Staatsvertrag mit Baden über den Bau weiterer Eisenbahnen und weitere Eisenbahnanschlüsse vorgelegt. Es sollen danach gebaut werden: 1) die Bahn von Jaxtfeld über Neckarelz nach Eberbach zum Anschluß an die Bahn Eberbach⸗Neckargemünd und Eberbach⸗ Erbach, welche beide gleichfalls noch zu erbauen sind; 2) von Heilbronn nach Eppingen zum Anschluß an die Karlsruhe⸗Ep⸗ pinger Bahn; 3) von Schiltach über Alpirsbach nach Freuden⸗ stadt, den Anschluß an die Freudenstadt⸗Stuttgarter Bahn und an die Offenburg⸗Schiltacher Bahn. Der Kultus⸗Minister be⸗ antwortete eine Interpellation des Abg. Pfeiffer über Vorlegung eines Gesetzes und Einführung der obligatorischen Civilehe, daß ein solches Gesetz für jetzt nicht beabsichtigt sei, da man erst die Fe1S der Reichsgesetzgebung in Ehesachen abwarten wolle.

. Die Erste Kammer beendigte heute ebenfalls die und wird morgen die Endabstimmung vor⸗ nehmen.

31. Januar. (W. T. B.) Heute hat die Zweite Ka mer eine Erhöhung der Königlichen Civilliste um jährlich Die Vertagung der Kammern ist den 3. k. Mts. in Aussicht genommen.

Baden. Karlsruhe, 31. Januar. Prinz Ludwig von Hessen und Gemahlin, Prinzessin Alice von Großbritannien, mit ihren zwei ältesten Töchtern, den Prin zessinnen Victoria und Elisabeth, sind heute zum Besuch der Großherzoglichen Familie hier eingetroffen und haben im Groß herzoglichen Schlosse Wohnung genommen.

Einen gestern Abend vom Präsidenten von Freydor gegebenen Ball, zu welchem zahlreiche Einladungen ergangen waren, beehrten der Großherzog und die Großherzogin, der Her zog und die Herzogin von Schleswig⸗Holstein, Fürst eeee mit Gemahlin, geborne Prinzessin von Baden, Fürst Löwenstein mit Gemahlin mit ihrem Besuche. Von den am Großherzogli chen Hofe beglaubigten Gesandten hatten sich u. A. Herr v. Pfu⸗

sterschmid⸗Hardtenstein aus Stuttgart, Herr v. Niethammer aus

Bern, die Herren Ford und Jerningham aus Darmstadt einge⸗ funden. Außerdem wohnten die Mitglieder des Staats⸗Ministe⸗ riums, die Generale v. Werder, v. Neubronn, Waag, v. Pritzel⸗ witz, v. Neumann, höhere Offiziere, Hof⸗ und Staatsbeamte,

Abgeordnete beider Häuser des Landtags dem Feste an, welches

bis gegen 3 Uhr Morgens währte.

Hessen. Darmstadt, 30. Januar. Die Zweite Kam⸗ mer der Stände bewilligte in ihrer heutigen (54.) Sitzung zunächst 35,700 Fl. für die Verlegung des botanischen Gartens zu Darmstadt und die Erwerbung eines Grundstücks für den⸗ selben. Hierauf wurden die Gesetzentwürfe 1) betreffend die Eheschließung und Standesbuchführung in Dortelweil und Nieder⸗Erlenbach, wodurch die in diesen Orten seit 1867 und resp. 1869 eingegangenen, aber wegen Nichtbeobachtung der bürgerlichen Formen der Eheschließung nichtigen Ehen für gültig erklärt werden, und 2) betreffend die Aufhebung des Gesetzes vom 14. August 1867 über die Aufbringung der Kosten für das zur Erbauung von Eisenbahnen erforderliche Gelände zu⸗ stimmend erledigt. Ferner wurden die weiteren Rekommunikationen der Ersten Kammer, betreffend die Kreis⸗, Städte⸗ und Land⸗ gemeindeordnung, sowie das Volksschulgesetz gemäß den Anträgen des Ausschusses erledigt. Ein von dem Abg. Metz und Genossen gestellter Antrag: die direkte Bürgermeisterwahl zur Bedingung der Annahme des Gesetzes zu erklären, wurde nach längeren Verhandlungen, in denen sich u. A. die Herren Ministerpräsident Hofmann, und Ministerdirektor Freiherr von Starck gegen denselben aussprachen, zurückgezogen, dagegen die besagte Wahl selbst einstimmig beschlossen.

Nach Erledigung der Tagesordnung wurde ein von den Abgg. Buff, Dumont, Edinger und Goldmann gestellter An⸗ trag: „die von der Regierung vorgeschlagene Gehaltserhöhung

pro 1873 provisorisch zur Ausführung zu bringen und diesen Vorschlag als dringlich zu behandeln“, zur Kenntniß der Kammer gebracht und wird dieser Gegenstand die Kammer in ihrer morgigen Sitzung beschäftigen, nachdem heute Nachmittag der Finanz⸗ ausschuß mit der Regierung eine gemeinschaftliche Berathung gepflogen.

Mecklenburg. Schwerin, 1. Februar. Heute Nach⸗ mittag 1 Uhr hat im Großherzoglichen Schlosse hierselbst die feierliche Eröffnung des außerordentlichen Landtages stattgefunden. Der Großherzog, in dessen Begleitung der Erb⸗ großherzog und schienen waren, richtete an die zahlreich versammelten Stände folgende Ansprache:

Meine Herren von Ritter⸗ und Landschaft! Es ist ein ernster Augenblick, in welchem Ich Sie in außerordemlicher Weise um Mich versammele, da ich, im Einverständniß mit Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Mecklenburg⸗Strelitz, es für meine Pflicht halte, zu einer Modifikation unserer Verfassung Ihre Zustimmung in An⸗ spruch zu nehmen, welche in die Grundprinzipien unserer alterwachsenen öffentlichen Verhältnisse tief eingreift. Die in den letzten großen Jahren im deutschen Vaterlande vollzogenen Umgestaltungen und die daraus für das engere Vaterland sich ergebenden Konsequenzen, sowie die eigene stoatlich Entwickelung desselben fordert eine solche Aenderung unab⸗ weislich.

In Meinem Landtagsabschied vom 20. Dezember v. J. ist bereits ausgesprochen, daß die Herstellung einer einheitlichen Vertretung des Landes unter Beseitigung des patrimonialen Charakters der bestehenden Verfassung die Grundlage der demnächst wieder aufzunehmenden Ver⸗ handlungen bilden würde. Diese Grundsätze werden Sie in der Vor⸗ lage festgehalten finden, 18 Ihnen heute durch Meine Landtags⸗ Kommissarien zugehen wird, ebenso aber auch das Streben, die neuen Einrichtungen mit den im Lande bestehenden organischen Gestaltungen eng zu verbinden. Denn, wie Ich eine Reform unserer Verfassungs⸗ Verhältnisse mit Ihrer Beihülfe ins Werk zu setzen im Interesse des Landes für nöthig halte, erachte Ich es ebenso für Meine heilige Pflicht, dieselbe Ihnen nur in dieser Weise vorzuschlagen. Nur so kann die beabsichtigte Aenderung ohne schädliche Erschütterung des innersten Le⸗ bens des Landes und seines Wohlstandes, sowie mit Aussicht auf eine dauerhafte Wirksamkeit ausgeführt werden. 1

o aufgefaßt und mit patriotischem Entschlusse von Regierung und Ständen in das Leben gerufen, wird sie dazu beitragen, dem Lande den ehrenvollen Platz zu sichern, den dasselbe in dem unter sei⸗ nem glorreichen Kaiser geeinten großen deutschen Vaterlande einnimmt, und dasselbe fortdauernd befähigen, sowie bisher, dem Reiche treu, sich an den Arbeiten und Zielen desselben mit Rath und That zu be⸗ theiligen. 8 b Daß Sie, meine Herren von Ritter⸗ und Landschaft, bereit sind, dazu jetzt im rechten Augenblicke entschlofsen mitzuwirken, und daß Ich Sie bei der Erfüllung dieser hohen Aufgabe Mir fest zur Seite finden werden, darauf vertraue Ich sicher!

Die Großherzoglich Schwerinsche Landtags⸗Pro⸗ position, welche von dem Minister⸗Präsidenten Grafen von Bassewitz, verlesen wurde, lautet: .

Se. Königliche Hoheit der Allerdurchlauchtigste Großherzog und Herr, Herr Friedrich Franz, Großherzog von Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr zc. entbieten Ihrer auf die erlasse⸗ nen Landtags⸗Ausschreiben gehorsamlich erschienenen getreuen Ritter⸗ und Landschaft Ihren vhat sgsten Gruß und lassen diesen Landtag eröffnen, wie folgt: 3

Se. Königliche Hoheit haben nach stattgehabter Kommunikation mit Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Mecklenburg⸗Stre⸗ litz diesen Landtag berufen, um die bisher resultatlos gebliebenen Ver⸗ handlungen über eine Modifikation der bestehenden Landesverfassung auf einer veränderten Basis wieder aufzunehmen.

Von der Ueberzeugung geleitet, daß das Ziel einer Verständigung über diese wichtige Angelegenheit nur erreicht werden kann, wenn die Herstellung einer einheitlichen Landesvertretung unter Beseitigung des

atrimonialen Charakters der bestehenden Verfassung erstrebt wird, böbe Allerhöchstdieselben in einer diesen Gesichtspunkten entsprechenden

Borlage die Grundzüge zu einer Modiftikation der bestehenden Landes⸗ verfassung ausarbeiten lassen, welche den getreuen Ständen von den Allerhöchst verordneten Landtags⸗ Kommissarien werden mitgetheilt werden. . 8 1“

Im Vertrauen auf die vielfach bewährte patriotische Gesinnung Ihrer getreuen Stände gewärtigen Seine Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog die von denselben nach sorgfältiger Erwägung abzugebende Er⸗ klärung innerhalb der gesetzlichen Frist und verbleiben Ihrer auf. dem gegenwärtigen Landtage gehorsamlich erschienenen Ritter⸗ und Landschaft in Gnaden gewogen. 1 1

Gegeben auf dem Landtage zu Schwerin, den 1. Februar 1874.

Ad mandatum speciale. Großherzoglich Mecklenburg⸗Schwerinsche, zum gegenwärtigen gherzoglich Allerhöchst verordnete ebemissec den. . H. Graf v. Bassewitz. Wetzell.

Dann folgte das Reskript vom 1. Februar, betreffend die Grund⸗

züge zu einer Modifikation der bestehenden Landesver⸗ fassung. Nach demselben ist für die Städte und Landgemeinden das indirekte, für die Großgrundbesitzer das direkte Wahlsystem adoptirt. Aus indirekten Wahlen sollen 57 Abgeordnete hervor⸗ gehen, ihre Wahl erfolgt durch die in freier Wahl gewählten Organe der Gemeindeverwaltung. 31 andere Abgeordnete wer⸗ den von den Großgrundbesitzern direkt gewählt. Hierzu treten ferner 9 Vertreter des alten und befestigten Grundbesitzes, 5 der größeren Städte und 6 aus landesherrlichem Vertrauen berufene

die Herzöge Wilhelm und Paul Friedrich er⸗

Mitglieder. Die seitherige Itio in partes ist beseitigt. Die Legis⸗ laturperiode ist eine 6 jährige. Dem Landtage steht das un⸗ bedingte Zustimmungsrecht bei der Gesetzgebung und bei der Besteuerung zu. Es soll ein einheitliches Finanzsystem ein⸗ geführt und der Staatshaushalts⸗Etat soll alljährlich vereinbart werden.

Der vorgestrige Hofball im Goldenen Saale des Groß⸗ herzoglichen Schlosses war sehr zahlreich besucht. Auf demselben waren erschienen außer den Großherzoglichen Herrschaften der Erbgroßherzog, der Herzog Paul Friedrich, der Fürst Windisch⸗ grätz mit Prinzessinnen Töchtern und viele andere distinguirte Personen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 31. Januar. Heute Mittag reiste der Fürst Reußj. L. wieder von hier ab.

Braunschweig. Braunschweig, 31. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Landesversammlung wurde die vor einiger Zeit vom Abg. Koch eingebrachte, die öffentliche Aufforderung braunschweigischer Geistlicher zur Unterstützung der renitenten hessischen Geistlichen betreffende Interpellation beant⸗ wortet. Ministerial⸗Rath Grotrian gab Namens des Staats⸗ Ministeriums die Erklärung ab, daß die gedachte Aufforderung die ernsteste Mißbilligung verdiene, daß demzufolge das Kon⸗ sistorium aufgefordert worden sei, diese Mißbilligung den gedach⸗ ten Geistlichen zu erkennen zu geben, und daß das Konsistorium dieser Weisung auch entsprochen habe. Von der Landesver⸗ sammlung wurde sodann die Berathung des Wahlgesetzentwurfs fortgesetzt.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sonder shausen, 29. Januar. In der heutigen öffentlichen Sitzung des Land⸗ tags wurde nach längerer Diskussion das Gesetz, betreffend den Mißbrauch des Versammlungsrechts, mit den von der Deputation vorgeschlagenen Abänderungen angenommen. Desgleichen gab der Landtag dem Gesetzentwurfe über Entschädigung für die aufgehobenen Zwangsrechte und den dazu gestellten Anträgen der Deputation seine Zustimmung.

30. Januar. Heute wurde der Landtag im Namen des Fürsten von dem Staats⸗Minister von Keyser auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Versammlung ging nach einem dreimaligen Hoch auf den Fürsten auseinander.

Bremen, 29. Januar. Die Bürgerschaft hatte sich gestern mit verschiedenen Anträgen ihrer Budget⸗Kommission zu beschäftigen, welche auf Aussetzung beschlossener Neubauten ge⸗ richtet waren, darunter auch eine zweite Realschule und zwei Volksschulen. Die Bürgerschaft lehnte dieselben ab. Eine Ab⸗ tretung von Land an den Verein zur Ausbildung von Kran⸗ kenpflegerinnen wurde gutgeheißen, so daß dessen Krankenhaus⸗ bau nun beginnen kann.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 1. Februar. Der Kaiser wird seine Reise nach St. Petersburg am 11. d. M. antreten. Der Kaiser hat die Uebernahme der Feldzeugmeister: Freiherr von Handel, Präsidenten des obersten Militär⸗Justiz⸗ senats, und Freiherr von Roßbacher, Präsidenten des Mili⸗ tär⸗Appellationsgerichtes in den Ruhestand angeordnet und ernannt: den Feldzeugmeister Freiherr Ramming von Riedkirchen, kommandirenden General zu Brünn, zum Hauptmanne der 1. Arcieren Leibgarde; den Feldzeugmeister Karl Gr. Huyn, kommandirenden General zu Ofen⸗Pesth, zum Präsidenten des obersten Militär⸗Justizsenates; den Feldmarschall⸗Lieutenant Weber, Kommandant der 7. Infanterie⸗Truppen⸗Division und Militär⸗Kommandant ten zu Triest, zum Präsidenten des Militär⸗Appellationsgerichtes; den Feldmarschall⸗Lieutenant Freiherrn Philippowic von Philippsberg, Kommandanten der 8. Infanterie⸗Truppen⸗ Division, Militärkommandanten zu Insbruck und Landes⸗ vertheidigungs⸗Kommandanten für Tirol und Vorarlberg, zum Feldzeugmeister und zum kommandirenden General zu Brünn; den General⸗Kavallerie⸗Inspektor, Feldmarst chall⸗Lieutenant Freiherrn von Edelsheim⸗ Gyulai zum General der Kavallerie und zum kommandirenden General zu Ofen⸗Pesth; den Kommandanten der 9. Infanterie⸗Truppen⸗Division, Feld⸗ marschall⸗Lieutenant Wilhelm Herzog von Württemberg zum Kommandanten der 7. Infanterie⸗Truppen⸗Division und zum Militärkommandanten zu Triest; den Kommandanten der 25. Infanterie⸗Truppen⸗Division, Feldmarschall⸗Lieutenant Gr. Thun⸗Hohenstein zum Kommandanten der 8. Infanterie⸗ Truppen⸗Division und Militärkommandanten zu Innsbruck so wie zum Landesvertheidigungs⸗Kommandanten in Tirol und Vorarlberg. 1 1

Wie die „Oesterr. Corr.“ vernimmt, verlassen im Früh⸗ jahre, wahrscheinlich im März, die apostolischen Nuntien in Wien und Paris, nachdem sie zur Kardinalswürde gelangt sind, ihre bisherige Stellung und werden als ihre Nachfolger in Wien der gegenwärtige Nuntius in Brüssel Msgr. Cattani, in Paris Msgr. Meglia, derzeit in München, bezeichnet. Msgr. Sanguigni ist von Rio Janeiro nach Liffabon bestimmt. Msgr. Capri, Auditor der Nuntiatur in Paris, dürfte zum Nuntius in Brüssel befördert werden.

Triest, 31. Januar. Mit dem morgigen Tage übernimmt der hiesige Statthalter die Leitung der Landesschulräthe für Istrien, Görz und Gradisca, welche bisher den Bezirkshaupt⸗ männern in Parenzo, beziehungsweise Görz, überlassen war. Der administrative Schulreferent und die Landesschulinspektoren der beiden genannten Länder werden demnach am Sitze des Statthalters fungiren und gleichzeitig die Geschäfte der Landes⸗ schulaufsicht für die Stadt Triest mit ihrem Gebiete besorgen, wo bekanntlich noch kein Landesschulrath besteht und daher die Statthalterei Landesschulbehörde ist.

Pesth, 31. Januar. In Beantwortung der Interpellation Simonyi's motivirte der Kommunikations⸗Minister im Ab⸗ geordnetenhause das Vorgehen bei Sanktionirung der Kon⸗ zessionsurkunde der ungarischen Ostbahn und legte sämmtliche von Simonvi verlangten Aktenstücke vor. Der Justiz⸗Minister erklärte, daß das Pesther Wechselgericht die Inartikulirung der Ostbahnfirma auf Grund der sanktionirten Statuten und jenes Regierungserlasses vorgenommen habe, in welchem der Verwal⸗ tungsrath bestätigt wurde. Das bezügliche Gesuch der Ostbahn⸗ verwaltung habe allen zeitlichen Anforderungen entsprochen. Simonyi konstatirte, daß die Konzessionsurkunde faktisch nicht inartikulirt sei, daher auch keine Gesetzeskraft besitze und mithin alle diejenigen Bestimmungen, wier beispielsweise die Emission von Aktien au porteur, welche mit früheren Gesetzen im Wider⸗ spruche stehen, juristisch anfechtbar seien. Die Antworten der Minister wurden von der Majorität zur Kenntniß genommen.

Die Mittelpartei und die ganze Linke stimmten dagegen. Sodann wurde die Pebathe über den Gesetzentwurf,

betreffend die schwe⸗.

bende Schuld der Ostbahn, eröffnet, in der Sitzung jedoch nicht zu Ende geführt.

Schweiz. Bern, 29. Januar. Oberst⸗Lieutenant Hofer hat, der „N. Zürich. Ztg.“ zufolge, folgenden Tagesbefehl an die in Dienst berufene Mannschaft im Jura erlassen:

Delsberg, den 26. Januar 1874.

Soldaten! Der Regierungsrath hat sich veranlaßt gesehen, das Truppenaufgebot in Betreff der Ruhestörungen im Jura zu vermeh⸗ ven. Mit dem Oberbefehl beauftragt, liegt es mir ob, Euch mit der gegenwärtigen Aufgabe näher bekannt zu machen. Die Regierung ist, weit entfernt, auf die Glaubensansichten einwirken zu wollen, dagegen fest entschlossen, den Vorschriften der Gesetze und den Anordnungen der Staatsbehörden Anerkennung zu verschaffen, sowie den Hetzereien und Verfolgungen einestheils der Bevölkerung gegen Andersgesinnte wirksam engegenzutreten. Eure Aufgabe ist es, dieses Bestreben nach⸗ haltig zu unterstützen und durch Eure Gegenwart, zuwal durch takt⸗ volles Benehmen, unsere Mitbürger zur Anerkennung der staatlichen Autorität, zur Ruhe und Ordnung zurückzuführen. Sollet Ihr die⸗ sen Zweck erreichen, so müsset Ihr vor Allem aus durch das eigene Beispiel in der Achtung abweichender religiöser Gesinnungen und Gebräuche, in Gehorsam urd Betragen auf die Bevölkerungen ein⸗ wirken. 1

Indem ich dies von Euch erwarte, grüßt Euch kameradschaftlich

Der Truppen⸗Kommandant: Hofer, eidg. Oberstliegtenant.

31. Januar. (W. T. B.) Der Ständerath hat mit 22 gegen 17 Stimmen beschlossen, dem gestrigen Beschlusse des Nationalraths, betreffend die Abstimmung über den Revisions⸗ Entwurf, beizutreten.

Der Nationalrath hat den vertrag mit Deutschland ratifizirt. 1b

Die Regierung hat die renitenten Geistlichen aus dem Jura mit Einschluß des Amtsbezirkes Biel, bis zur Zu⸗ rücknahme ihres Protestes ausgewiesen. Die Vollstreckung dieses Beschlusses beginnt nach 48 Stunden.

Großbritannien und Irland. London, 1. Februar. (W. T. B.) Bis jetzt haben erst 48 Parlaments⸗Neu wahlen stattgefunden. Hierbei wurden 20 Liberale, 28 Kon⸗ servative gewählt. In Guilford, Chatham, Kidderminster, Maid⸗ stone, Andover und Nord⸗Lincolnshire wurden die seitherigen liberalen Parlamentsdeputirten durch konservative Abgeordnete ersetzt, in Barnstaple der seitherige konservative Abgeordnete durch einen Liberalen. Die meisten Wahlen finden am 5. d. M. statt, diejenigen in Greenwich am 3. d. M.

Frankreich. Paris, 31. Janugr. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Münz⸗Konferenz haben die De⸗ legirten Belgiens, Frankreichs, Italiens und der Schweiz eine Additional⸗Konvention unterzeichnet, ohne die Basis des Münzwesens in den 4 Ländern zu verändern. Die Konferenz hat beschlossen, angesichts der regelwidrigen ganz exceptionellen Verhältnisse, welche augenblicklich die regelmäßigen Bedingungen der Metallcirkulation in den 4 Ländern stören könnten, müsse man eine Ausnahmemaßregel von provisorischer Dauer anneh⸗ men, die darin besteht, die Münzeirkulation für das Jahr 1874 zu beschränken, indem während dieses Zeitraums nur eine be⸗ stimmte Menge von 5⸗Frankenstücken in Silber in jedem der vier Länder geschlagen werden soll und zwar in Frankreich nur 60 Millionen, in Italien 40, in Belgien 12 und in der Schweiz 8 Millionen Francs

(W. T. B.) Wie das Journal „Presse“ wissen will, hätte das Ministerium beschlossen, diejenigen Blätter ge⸗ richtlich zu verfolgen, welche Angriffe gegen die Tjährige Amts⸗ dauer des Marschall⸗Präsidenten veröffentlichen sollten.

2. Februar. (W. T. B.) Vom ,Journal officiel“ wird eine Liste von 82 neu ernannten Maires und Beigeor neten veröffentlicht. Dieselben vertheilen sich meist auf Ort⸗ der Departements Gironde, Aisne, Haute, Vienne und

ard.

Spanien, Barcelona, 29. Januar. (W. T. B.) Don Carlos hat seinen Bruder Don Alfonso zum kommandirenden General von Katalonien und Valencia, den vormaligen Gensd'ar merie⸗Oberst Freirva zum Kommandanten der Provinz Barcelona, Tristany zum Kommandanten der Provinz Lerida und den General Plana zum Kommandanten der Provinz Tarragona er⸗ nannt. Saballs ist in Ungnade gefallen und in die Nordpro⸗ vinzen geschickt worden. Durch ein anderes Dekret werden alle Carlisten, die sich der republikanischen Regierung unterworfen hatten, unter Androhung der Todesstrafe zu den Fahnen ein⸗ berufen. Ferner wird das Verbot betreffs Vertriebs von Zei⸗ tungen aufgehoben und endlich die Einführung von Postmarken angeordnet.

Auslieferungs⸗

Jede Postsendung, die mit solchen Postmarken nicht versehen ist, soll angehalten werden.

Türkei. Konstantinopel, 31. Januar. (W. T. B.) Einer Mittheilung des „Levant Herald“ zufolge wäre dem Großvezir von mehreren Pariser Banken das Anerbieten ge⸗ macht, mit der Pforte eine Anleihe von 8 Millionen Pfd. Sterling zu kontrahiren.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 31. Januar. Aus Gatschina wird der „Börse“ von der Jagd, welche daselbst am 24. Januar für die fremden Fürstlichkeiten veranstaltet wurde, berichtet, die Hohen Gäste seien Morgens 10 ½ Uhr daselbst an⸗ gekommen, hätten sich hierauf sammt Gefolge in 60 einspännigen Schlitten zur Jagd begeben und auf derselben bis 4 Uhr Nach⸗ mittags verweilt. Der Kronprinz des Deutschen Reichs erlegte mit einem Schuß eine große Bärin; vier junge Bären fingen die Jäger lebendig und sollen dieselben nach Berlin geschickt werden. Die übrigen Theilnehmer der Jagd erlegten 12 Wölfe. Am Donnerstag, den 29. Januar, hatten der Abgesandte des Emirs von Buchara Abdul⸗Kadyr⸗Bey und seine beiden Sekretäre Iman⸗Achman⸗Urak und Mirza⸗Abdullah⸗Agan die Ehre, dem Großfürsten Thronfolger Cesarewitsch, der Großfürstin Cesa⸗ rewna und dem Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch vorgestellt zu werden. An demselben Tage beehrten die deutschen Kronprinz⸗ lichen Herrschaften die Kaiserliche öffentliche Bibliothek mit ihrem Besuch und verweilten über eine Stunde in derselben. Der Kronprinz nahm mehrere Werke entgegen, die ihm aus der öffentlichen Bibliothek für seine eigene Büchersammlung darge⸗ bracht wurden. Auch fand an diesem Tage in Gegenwart der Hohen Fremden eine Revue der St. Petersburger Löschmannschaft auf dem Marsfeld statt.! Fremashe eremfeeen

Heute begsb sich der Kaiser mit Seinen erlauchten Gästen zur Jagd nach Oranienbaum. Heute Abend war Ball bei dem Großfürsten Thronfolger Cesarewitsch.

Eine Glückwunsch⸗Adresse an den Herzog und die Herzogin von Edinburgh bei Gelegenheit ihrer Vermählung wird von der englischen Kolonie vorbereitet und liegt nach dem „J. de St. P.“ in der englischen Kirche zur Unterzeichnung am Sonnabend und Sonntag, den 19. und 20. d. M., aus.

1. Februar. (W. T. B.) Der gestrige Adelsball nahm einen außerordentlich glänzenden Verlauf. Sämmtliche