“
in allen ähnlichen Fällen
deshalb Seitens des Reichskanzlers wie abgelehnt worden.
— Der General⸗Major von Borries, bisher Comman⸗ deur der 13. Infanterie⸗Brigade, welcher vor Kurzem unter Versetzung zu den Offizieren von der Armee mit der Stellver⸗ tretung für den beurlaubten Commandeur der 4. Division be⸗
auftragt worden, ist auf der Durchreise von Magdeburg nach Bromberg hier eingetroffen.
Sachsen. Dresden, 16. Februar. Vom Gesetz⸗ und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 1. Stück vom Jahre 1874 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält u. A. das Gesetz vom 23. Januar d. J., über einige Abänderungen des Gesetzes vom 9. April 1872, die Gehalts⸗
perhältnisse der Lehrer an den Elementarvolksschulen betreffend, und das Gesetz vom 24. Januar d. J., die Gewährung von Pen⸗ sionserhöhungen, Pensions⸗ und Verstümmelungszulagen, bezie⸗ hentlich besonderen Beihülfen und Bewilligungen an vormalige
Milltärpersonen der Königlich sächsischen Armee, beziehentlich deren Hinterlassene betreffend.
Baden. Karlsruhe, 15. Februar. Zwischen beiden Häusern des Landtags ist gestern über das Ergänzungs⸗ gesetz zum Kirchengesetz vom 9. Oktober 1860 vollständige Einigung erzielt worden. Die Zweite Kammer hatte die etwas abweichenden Beschlüsse der Ersten in ihrer Nachmittagssitzung am Freitag auf mündlichen Bericht des Abg. Bender in Bera⸗ thung gezogen, wobei erftere bis auf einen Punkt angenommen wurden. Es betraf dies die Fassung der Bestimmung über die
geistliche Einwirkung bei den Wahlen, welche nach dem Beschlusse der Ersten Kammer nicht den ganzen Umfang des Prinzips um⸗ faßt haben würde. Die Zweite Kammer beschloß darauf eine
Fassung, welche jenen Gründen Rechnung trug und zugleich die
Bedenken des andern Hauses gegen den ursprünglichen Wortlaut
beseitigte.
Die Erste Kammer unterbrach ihre gestrige Sitzung, und berieth die Kommission sofort die getroffene Abänderung, welche nach Wiedereröffnung der Sitzung auf Antrag der Kom⸗ mission genehmigt und darauf das ganze Gesetz wiederum mit allen gegen 3 Stimmen angenommen wurde. Wie das Gesetz nun abgeschlossen ist, ist die Oeffentlichkeit der staatlichen Prü⸗ fung weggefallen, dagegen soll sich letztere auch auf die alten Sprachen (als Grundlage jeder höheren Bildung) erstrecken. §. 16c. lautet nun wie folgt: EEII11“”“]
„Geistliche, welche aus Anlaß einer öffentlichen Wahl ihre kirch⸗ liche Autorität anwenden, um auf die Wahlberechtigten in einer be⸗
stimmten Parteirichtung einzuwirken, werden mit Geldstrafen von 60 bis 100 Mark bestraft.“
§. 16d.: „Demjenigen Geistlichen, welcher wegen Verletzung der Vorschriften dieses Gesetzes oder der Bestimmungen der §§. 97, 110,
111, 130, 130a., 131, 132 des Reichsstrafgesetzbuches innerhalb der letzten zwei Jahre zweimal gerichtlich bestraft worden ist, kann, sofern sein Verbleiben im Amte mit der öffentlichen Ordnung unverträglich erscheint, auf Antrag des Ministeriums des Innern, die Fähigkeit zur ferneren Bekleidung seines Amtes aberkannt und das damit verbundene Einkommen entzogen worden. Die Entscheidung erfolgt durch kollegia⸗ lischen Beschluß der Mitglieder des Staats⸗Ministeriums unter Zu⸗ ziehung von fünf Mitgliedern der Gerichtshöfe, welche jeweils für 2 Jahre durch landesherrliche Entschließung bezeichnet werden, und von welchen eines den Beivortrag zu erstatten hat.“
§. 16e.: „Dem Geistlichen, welcher zufolge dem §. 16d. vom Amt entlassen oder zur Bekleidung eines Kirchenamts durch gerichtliches Urtheil unfähig erklärt ist (Art. 14, VII. des Einf.⸗Gesetzes vom 31. Dezember 1871), ist jede Ausübung kirchlicher Funktionen unter⸗ sagt. Die Uebertretung dieses Verbots wird mit Gefängniß von 6 Monaten bis zu einem Jahre bestraft.“ 1 8”8b Uebergangsbestimmung des Gesetzes ist unverändert ge⸗
ieben.
Ferner nahm die Erste Kammer in ihrer gestrigen Sitzung die Gesetzentwürfe über den Elementarunterricht (Aufbesserung der Volksschullehrer) und über den Fortbildungsunterricht, erste⸗ ren ohne, letzteren nach kurzer Debatte einstimmig an. Die Zweite Kammer genehmigte das Budget der Eisenbahnschulden⸗ Tilgungskasse für 1874 und 1875 — in Einnahme und Aus⸗ gabe für 1874 mit 22,073,751, für 1875 mit 27,005,519 Gulden.
— 16. Februar. (W. T. B.) Die Abgeordneten⸗ kammer hat heute das Finanzgesetz einstimmig angenommen und sich darauf bis nach Ostern vertagt.
Mecklenburg. Schwerin, 16. Februar. Ueber den Stand der Verhandlungen, betreffend die Verfassungs⸗ frage, theilen die heutigen „Meckl. Anz.“ Folgendes mit:
. „Der gegenwärtig hierselbst versammelte außerordentliche Landtag tritt mit dem heutigen Tage in die Plenarverhandlungen über die Verfassungsfrage ein, nachdem das niedergesetzte Komite seine Arbeiten vollendet und in einem bereits gestern unter die Ständemitglieder ver⸗ theilten Berichte die Resultate seiner Berathungen niedergelegt hat. Bei der entscheidenden Bedeutung dieses Zeitpunktes wird es nicht ohne Interesse sein, noch einmal auf die von den beiden Regierungen in dieser wichtigen Angelegenheit verfolgten und bei der Eröffnung des Landtages in den bezüglichen Vorlagen klar dargelegten Ziele hinzuweisen. Sie erstreben, wie es schon wiederholt ausgesprochen worden ist, die Herstellung einer einheitlichen Vertrekung des ganzen Landes unter Beseitigung des patrimonialen Charakters der bestehenden Verfassung und suchen diese künftige einheitliche Landesvertretung unter Berücksichtigung der vorhandenen realen Verhältnisse des Landes dadurch mit den sonstigen organischen Bil⸗ dungen auf dem Gebiete des Staates in Zusammenhang zu bringen, daß sie denselben an die Organe der Gemeindeverwaltung anlehnen indem ihre Vorschläge sich einerseits gegen den Fortbestand der gegen⸗ wärtigen patrimonialen Landstandschaftsrechte richten, andererseits aber eine auch nur partielle Annahme der Kopfzahlwahlen mit oder ohne Census oder Klassenabstufungen ausschließen.
Dies sind die Gesichtspunkte, über welche sich die beiden Regie⸗ rungen mit einander verständigt haben, an welchen sie festhalten und deren Annahme von Seiten der Stände sie erwarten.
Wenn nun zwar bisher rücksichtlich der Kardinalfrage er die Zusammensetzung der künftigen Vertretung die ver⸗ ö unter einander und von den Regierungsvor⸗ chlägen abweichenden Ansichten hervorgetreten und auch von den Mitgliedern des Komites vertheidigt worden sind, so darf es doch als eine feststehende Thatsache konstatirt werden, daß die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer Verständigung seit dem Beginn der Verhandlungen des gegenwärtigen Landtages eine im⸗ mer allgemeinere geworden ist. Es darf die Hoffnung gehegt werden, daß es den von solcher Ueberzeugung geleiteten Ständen ungeachtet der noch vorhandenen Schwierigkeiten gelingen wird, sich nicht nur unter sich, sondern auch mit den Regierungen über diese wichtige Angelegen⸗ heit zu einigen. b“ „Es würde verfrüht sein, schon jetzt in Erörterungen über die Frage einzugehen, ob und in wiefern die Hoffnung einer solchen Verständi⸗ gung an einzelne bekannt gewordene Vorschläge von Komite⸗Mit⸗ geknüpft werden kann. Die Hauptgrundlage dieser Hoffnung st und kann nur sein der patriotische Sinn der Stände, an deren aufrichtigem Streben, ihren Landesherren in dem gegenwärtigen ernsten Augenblicke treu zur Seite zu stehen, nicht gezweifelt werden kann.“ — (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Land⸗
über
der Antrag eingebracht, mit Rücksicht darauf, daß die beiden von den ritterschaftlichen Mitgliedern des Verfassungskomites abgegebenen Vota mit der landesherrlichen Vorlage im Wider⸗ spruch stehen, nicht den Bericht des Komites, sondern die landes⸗ herrlichen Verfassungsvorlagen bei den Verhandlungen im Ple⸗ num zu Grunde zu legen. Die Abstimmung über diesen Antrag wurde vorbehalten.
A¶mnAoern oeRur eILRnxer eec. e enöes . 5 —geenn
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 16. Februar. Der Landtags⸗Präsident Dr. H. Fries feiert morgen das 25⸗ jährige Jubiläum seiner parlamentarischen Thätigkeit. Im Früh⸗ jahr 1849 ward er, damals Advokat zu Berka a. J., im 12. Wahlbezirke (Blankenhain) in den Landtag gewählt. Seitdem hat Herr Fries verschiedene Wahlkreise als Abgeordneter vertreten; in dem Landtage von 1856 trat er als zweiter Vice⸗Präsident zuerst in das Landtags⸗Präsidium ein und bekleidete diese Stelle bis zum Jahre 1862, wo er dieselbe mit der des ersten Vice⸗ Präsidenten vertauschte. Bis 1865 hat er dieses Amt verwaltet. In diesem Jahre wurde er zum Prästdenten gewählt, und als solcher hat er seitdem ununterbrochen die Geschäfte des Landtags geleitet. Von 1867 bis 1874 hat er dem Reichstage des Nord⸗ deutschen Bundes, dem Zollparlament und dem Deutschen Reichs⸗
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 15. Februar. Der erzog ist gestern Abend, von Gotha kommend, hier wieder eingetroffen.
—
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 14. Februar. Wie sich aus den nunmehr veröffentlichten Land⸗ tagsverhandlungen ergiebt, sind die Gehaltsverhältnisse der Staatsbeamten durch eine Vereinbarung mit der Fürst⸗ lichen Regierung durch den Landtag in der Weise geregelt wor⸗ den, daß sämmtliche Beamte in 8 verschiedene Gehaltsklassen eingetheilt und für die einzelnen Klassen ein Minimalgehalt fest⸗ gestellt worden. Bei der Einstellung in die verschiedenen Klassen ist ein wesentliches Gewicht auf den Umstand gelegt, ob ein Be⸗ amter sich für seinen Beruf akademisch ausgebildet hat oder nicht. Die sämmtlichen akademisch gebildeten Beamten und Lehrer sind in die vier ersten Klassen eingestellt mit einem Mi⸗ nimalgehalte von 2000 Thlr., 1300 Thlr., 1200 Thlr. und 800 Thlr., die nicht akademisch gebildeten Beamten und Lehrer in die vier letzten Klassen mit einem Minimalgehalte von 600, 400, 300, 150 Thlr. Die Besoldungen sämmtlicher Beamten sind auch über den Minimalsatz hinaus unter Würdigung aller einschlagenden Verhältnisse auf bestimmte Beträge bemessen und fixvirt und zur Durchführung dieser neuen Feststellungen vom Landtage 25,000 Thlr. bewilligt worden. .
E“] 121214.,8..7 2
Schaumburg⸗Lippe. Bückeburg, 16. Februar. Das 4. Stück der Landesverordnungen enthält: Verordnung, betref⸗ fend die weitere Ausführung des Gesetzes vom 3. Januar 1873, betreffend die Vermessung, Bonitirung und Katastrirung des Landes. Vom 9. Februar 1874. 8
8 FF A —
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Schweiz. Bern. 13. Februar. Der Bundesrath ffs der Volksabstimmung über die Bun⸗
hat heute betreff desrevision folgenden Beschluß gefaßt: Bishzemch eeens
Art. 1. Es soll das Bundesgesetz, welches die von der Bundes⸗ versammlung vorgeschlagenen Abänderungen der jetzigen Bundesver⸗ fassung enthält, in den drei Nationalsprachen öffentlich bekannt gemacht urnd zu diesem Zwecke dem Bundesblatte in besonderer Beilage bei⸗
Art. 2. Die Bundeskanzlei ist beauftragt, von dem Bundes⸗ gesetze, beziehungsweise von der revidirten Bundesverfassung, besondere Abzüge in solcher Anzahl zu besorgen und den Kantonskanzleien nach Bedarf zuzustellen, daß an jeden stimmberechtigten Schweizerbürger ein solches Exemplar in seiner Sprache abgegeben werden kann. Desgleichen wird sie auch die erforderliche Anzahl Stimmkarten an die Kantonskanzleien befördern.
Art. 3. Die Stimmabgabe des schweizerischen Volkes über die revidirte Bundesverfassung hat im ganzen Gebiete der Eidgenossen⸗ schaft Sonntag, 19. April, nächsthin stattzufinden.
„Art. 4. Die Kantonsregierungen sind eingeladen, das Nöthige zu verfügen, damit die Drucksachen in entsprechender Weise an die Stimm⸗ berechtigten gelangen und damit, die Volksabstimmung überall nach den Vorschriften der Bundesgesetze über eidgenössische Wahlen und Abstimmungen vom 19. Juli 1872 vor sich gehe.
Art. 5. Die Kantonsregierungen werden ferner eingeladen, dem Bundesrath von den Anordnungen Kenntniß zu geben, welche von ihnen zum Zwecke einer angemessenen Vertheilung der übermittelten eidgenössischen Imprimate, namentlich des Verfassungsentwurfs, sowie der Proklamation des Bundesraths an die Stimmberechtigten ge⸗ troffen worden sind.
Art. 6. Die Kantone haben nach Art. 8 des Bundesgesetzes vom 31. Januar 1874 ihre Stimme spätestens vierzehn Tage nach der Volksabstimmung abzugeben, und die Regierungen sind eingeladen, das bisherige Ergebniß ebenfalls mit thunlicher Beförderung dem Bundes⸗ rathe mitzutheilen.
Art. 7. Die amtlichen Sendungen der in Art. 5 genannten Im⸗ primate sind bis auf 20 Pfund portofrei.
Art. 8. egenwärtiger Beschluß ist sowohl in das Bundesblatt als in die amtliche Gesetzessammlung der Eidgenossenschaft aufzu⸗ nehmen und soll überdies den Kantonen zum üblichen Anschlage zu⸗ gestellt werden.“
Im Ganzen werden von dem Bundesrevisions⸗Ent⸗ wurf 675,000 Exemplare gedruckt werden und von der Pro⸗ klamation 255,000. Letztere wird den eidgenössischen Kanzler Schieß zum Verfasser haben.
— 16. Februar. (W. T. B.) Heute ist der Austausch der Ratifikationsurkunden zu dem zwischen der Schweiz und Italien abgeschlossenen Vertrage über den Anschluß der
Gotthardbahn an die oberitalienischen Eisenbahnen erfolgt.
Großbritannien und Irland. London, 17. Februar. (W. T. B.) Das Kabinet hat in dem gestrigen Minister⸗ rathe beschlossen, seine Entlassung zu nehmen. Gladstone begiebt sich heute nach Windsor, um die Königin um Entlassung des Ministeriums zu bitten. Die Königin wird hierauf Disraeli mit Bildung des neuen Kabinets beauftragen. — 17. Februar. (W. T. B.) Ein der „Times“ aus St. Petersburg zugegangenes Telegramm meldet, daß der Kaiser
8 Rußland wahrscheinlich am 1. Mai in England eintreffen werde.
Italien. Rom, 11. Februar. Gestern starb hier der Senator Marchese Filippo Antonio Gualterio. Ein bedeu⸗ tender Schriftsteller und Staatsmann, war er vom 27. Oktober 1867 bis zum 17. Januar 1868 Minister des Innern und
tages wurde von 61 bürgerlichen Mitgliedern der Ritterschaft
“ 1“
Griechenland. Athen, 16. Februar. (W. T. B.) Zum Präsidenten der Deputirtenkammer ist der Kandidat
der Oppositionspartei Zaimis mit 87 Stimmen gewählt worden. 8 Der Kandidat der ministeriellen Partei erhielt nur 71 Stimmen.
Türkei. Konstantinopel, 16. Februar. Die innere und
auswärtige Politik der Pforte soll, den hiesigen Blättern
zufolge, durch die Ernennung Hussein Arni Paschas zum Groß⸗
vezier (an Stelle Mehemed Ruschdi Paschas) keine Aenderung
erleiden. Namentlich wird die Finanzmission, mit welcher Sadyk Pascha bereits unter dem vorigen Großvezier beauftragt war,
dadurch nicht berührt.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 14. Februar. Ueber die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers Franz
Joseph von Oesterreich in Warschau und St. Petersburg
und die Festlichkeiten am Kaiserlich Russischen Hofe entnehmen wir der „St. Pet. Ztg.“ Folgendes: —— 13. Februar. Se. Maj. der Kaiser Franz Joseph kam gestern früh in Warschau an, besichtigte das Kexbolmsche Grenadier⸗Regiment „Kaiser von Oesterreich“, dessen Chef Se. Majestät ist, nahm die Kaserne des Regiments in Augenschein und setzte sodann seine Reise nach St. Petersburg fort. Der österreichisch⸗ungarische Gesandte, General Freiherr von Langenau, in Begleitung des Gesandtschafts⸗ rathes Ritter von Mayr und des Militärbevollmächtigten Baron Bech⸗ tolsheim, sowie der Gouverneur von St. Petersburg, Geheimrath Lutkowski, waren gestern Abend nach Luga gefahren, um den Kaiser Franz Joseph dort zu erwarten. Der Kaiserliche Zug war denn auch heute Morgen glücklich in Luga angelangt, wo Kaiser Franz Joseph zwanzig Minuten verweilte und mit seiner Suite und den Personen, die ihm entgegengefahren waren, das einnahm. 3 Se. Majestät der Kaiser Alexander hatte sich gestern nicht ganz wohl gefühlt, und es war Anfangs in Frage gestellt, ob derselbe seinem Hohen Gaste entgegenfahren würde. Se. Majestät hatte sich jedoch glüͤcklicherweise wieder erholt und begab sich heute um 11 Uhr 30 Mi⸗ nuten mittelst Extrazuges nach Gatschina, um Se. Majestät den Kaiser Franz Joseph dort zu empfangen. In Begleitung Sr. Ma⸗ jestät des Kaisers befanden sich Ihre Kaiserliche Hoheiten der Groß⸗
fürst Thronfolger Cesarewitsch, die Großfürsten Wladimir und Alexei 8
Alexandrowitsch und Prinz Alexander von Hessen. An dem Bahn⸗ hofe zu Gatschina war eine Abtheilung des Leib⸗Garde⸗Kürassier⸗ Regiments Ihrer Majestät der Kaiserin als Ehrenwache aufge⸗ stellt, dessen Musikchor beim Herannahen des Zuges die öster⸗ reichische Nationalhymne spielte. Als der Train vor dem Bahnhofe hielt, verließ Se. Majestät Kaiser Franz Joseph den Waggon und wurde von Sr. Majestät dem Kaiser Alexander mit der herzlichsten Um⸗ armung begrüßt. Eine gleich herzliche Bewillkommnung fand von Seiten der andern dort anwesenden Mitglieder der Kaiserlichen Fa- milie statt. Nach kurzem Aufenthalte bestiegen die Hohen Herrschaften zusammen den Waggon und traten die Weiterfahrt nach St. Peters⸗ burg an. Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph hatte in Warschau die Uniform seines Kexholmschen Regiments getragen, in Grodno wie⸗ der österreichische Uniform angelegt und erschien in Gatschina aber⸗ mals in russischer Generalsuniform. Se. Majestät der Kaiser und Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Großfürsten waren sämmtlich in österreichischer Uniform.
Auf dem festlich geschmückten Bahnhof zu St. Petersburg hatte sich inzwischen eine auserlesene Versammlung zum Empfange der Kai⸗ serlichen Reisenden eingestellt. waren hier alle übrigen männlichen Mitglieder der Hohen Kaiserfamilie vereinigt. Neben den obersten Chargen des Hofes und den Spitzen
der Regierung befand sich hier eine glänzende Generalität und die
übrigen Mitglieder der österreichischen Gesandtschaft, Fürst Wrede,
Baron Hudenus, Herr v. Schissl und der General⸗Konsul v. Wyneke
Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch d. A. in der Uniform seines österreichischen Husarenregiments Nr. 2 und 8 schmückt mit dem großen Bande des St. Stephans⸗Ordens komman⸗ dirte die Ehrenwache, welche das Ismailowsche Garderegiment gestellt hatte. Bei der Ankunft des Zuges begrüßte die Regimentsmusik den Kaiserlichen Gast mit der österreichischen Nationalhymne, welcher in
Begleitung Sr. Masestät des Kaisers und der Großfürsten den Waggon verließ und sich mit den ihn erwartenden Großfürsten und Fürst⸗ lichen Gästen auf das Herzlichste begrüßte und mit jedem derselben einige
Worte wechselte. Unter den Klängen der östeereichischen Nationalhymne
sand die Abfahrt statt; voran Se. Königliche Hoheit der Großfürst Nikola Nikolajewitsch, dann die beiden Kaiserlichen Majestäten in geschlossener Equipage, hinter ihnen die übrigen Großfürsten und Fürstlichen Gäste. Der ganze Weg bis zum Winterpalais war auf das Reichste mit Fahnen und Flaggen, namentlich in den österreichischen Farben, sowie mit den Büsten der beiden Kaiser in Laub und Guirlanden ge schmückt. An der Anfahrt des Reichsrathes beim Winterpalais gab das Preobrashenskische Regiment die Ehrenwache. Als Ihre M jestäten sich derselben näherten, wurden von der Peter⸗Paulsfestung 21 Kanonenschüsse abgefeuert und gleichzeitig auf der Festung die österreichische Kaiserstandarte aufgehißt. Se. Majestät der Kaiser Alexaunder begleitete seinen Hohen Gast in die Eremitage, wo Kaiser Franz Joseph Wohnung genommen hat, dort fand die Vorstellung der beiderseitigen Suiten statt.
Inzwischen hatten sich im Winterpalais bei Ihrer Majestät der Kaiserin Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Großfürsti nen und die fremden Prinzessinnen versammelt, und dorthin begaber sich nun die beiden Kaiserlichen Majestäten von der Eremitage aus.
Um 6 Uhr war im Winterpalais Familiendiner und Mar⸗ schallstafel. 8
— 14. Februar. Heute Vormittag machte Se. Maiestät der Kaiser von Oesterreich verschiedene Besuche, der wichtigste derselben galt den Gräbern unseres Hohen Kaiserhauses in der Peter⸗Pauls⸗ Festung. Se. Majestät verweilte dort längere Zeit. Das Diner war im Winterpalais.
Abends war Galavorstellung im großen Theater. Der Weg dorthin war auf das herrlichste erleuchtet und geschmückt, und hatte sich die große Morskaja abermals in eine via triumphalis um⸗- gestaltet. 1
Gegen 9 Uhr traten der Hof und die Hohen Gäste in die Mittel⸗ loge des Theaters, während das Orchester die österreichische Hymn intonirte und das Publikum die Monarchen mit Hurrahrufen begrüßte Nach Schluß der Hymne nahmen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in folgender Ordnung Platz: In der ersten Reihe zu Rechten Sr. Majestät des Kaisers Alexander saß Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph; neben ihm Ihre Kaiserliche Hoheit die Groß fürstin Cesarewna, dann folgte der Prinz von Wales, die Großfürstin Alexandra Josephowna, Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Thron⸗ folger und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Maria Alexan⸗ drowna, Herzogin von Edinburgh. Neben Sr. Majestät dem Kaise Alexander hatte die Prinzessin von Wales Platz genommen, dann folgte der Kronprinz von Dänemark, die Großfürstin Jekaterina Mi chailowna, die Prinzessinnen Maria von Baden und Jemgeniag vo Hldenburg. In der zweiten Reihe hatten Ihre Kaiserliche Hoheiten die Großfürsten Konstantin und Nikolai Nikolajewitsch Wladimir und Alexei Alexandrowitsch, Prinz Peter von Oldenburg und der Herzog von Edinburgh Platz genommen. Die jüngeren Mit glieder der Kaiserlichen Familie erschienen in den Kaiserlichen Seiten⸗ logen. In den Logen rechts von der Kaiserlichen Mittelloge befanden sich die Herren und Damen des diplomatischen Corps, links von der selben die Damen und Herren vom Gefolge der Hohen Gäste.
„Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph trug die Uniform seines neu kreirten russischen Ulanen⸗Regiments Nr. 15 und das Band des Andreas⸗ Ordens, Se. Majestät der Kaiser Alexander und Ihre Kaiserlichen e die Großfürsten trugen österreichische Uniform mit dem Großkordon des Stephan⸗Ordens. Der Prinz von Wales war in eng lischer Generalsuniform und der Kronprinz von Dänemark in de
wurde bei der Bildung des Kabinetes Lanza Minister des Kö⸗ niglichen Hauses. e“ 88
Uniform des Ssumyschen Husaren⸗Regiments.
Es folgte
Mit den fremden Fürstlichen Gästen
Zur Aufführung gelangten der erste Akt der Oper „Traviata“. sodann ein Akt des Ballets „König Candaules“. Um 10 ½ Uhr schloß die Vorstellung.
— Morgen, den 15. Februar, findet eine Kirchenparade des ersten Bataillons des Preobrashenskis chen Garderegiments statt. Nach derselben wird der Kaiser das Personal seines Haupt⸗ quartiers und die Befehlshaber der Truppen der Garde und des St. Petersburger Militärbezirks bis zu den Commandeuren der einzelnen Truppentheile inklusive seinem Hohen Gaste vor⸗ stellen. — Morgen Mittag wird Prinz Alexander von
essen wieder abreisen. — An der großen Parade, welche am Montag, den 16. Februar, um 12 Uhr Mittags, über alle in St. Petersburg und der Umgegend stationirten Truppen statt⸗ findet, werden nach dem „R. J.“ 41 ⅛ Bataillone Infanterie, 36 ½ Schwadronen Kavallerie und 138 Geschütze theilnehmen.
— 16. Februar. (W. T. B.) Bei dem gestrigen Gala⸗ diner brachte Kaiser Alexander die Gesundheit des Kaisers Franz Joseph aus, indem er zugleich u“ daß die Bande gegen⸗ seitiger Freundschaft, welche seinen Hohen Gast und ihn selbst mit⸗ dem Deutschen Kaiser und der Königin von Großbritannien und Irland verbänden, die beste Bürgschaft des europäischen Frie⸗ dens seien. 4 1
— Der russische Gesandte in Wien, Geheimer Rath von Nowikow und der hiesige österreichische Gesandte, Feldmarschall⸗ Lieutenant Baron von Langenau sind gleichzeitig zum Range von Botschaftern erhoben worden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 11. Februar. Die Anzahl der bei diesem Reichstag in beiden Kammern ab⸗ gegebenen Gesetzvorschläge ist, wie den „H. N.“ geschrie⸗ ben wird, 208 oder die kleinste seit der Einführung der jetzigen Reichstagsordnung; im vorigen Jahre war dieselbe 221 und 1868, wo sie am höchsten stieg, 428. Von den diesjährigen Vorschlägen betreffen 27 das Erziehungs⸗, 23 das Civil⸗ und Kriminalwesen, 15 die Forst⸗, Branntweins⸗ und Skjutsgesetz⸗ gebung, 11 das Wegeunterhaltungs⸗, Finanz⸗ und Bankwesen, 9 die Kommunalgesetze, 8 die Gehaltsverbesserungen, 6 das Wasserrecht, die Landvermessung, die Separationen und die Bauverpflichtung, 5 die Bewilligungsverordnung und die Steuer⸗ ermäßigung, 4 die Einfriedigung, Pensionen und Grundgesetz⸗ veränderungen, 2 die Zolltaxe und 13 Verschiedenes. Bemer⸗ kenswerth ist es, daß über die beiden Angelegenheiten, Grund⸗ steuer und Eintheilungswerk, welche die Zeit der vorigen Reichstage überwiegend in Anspruch genommen haben, und über welche bei dem letzten Reichstage 13 Vorschläge abgegeben wurden, welche sämmtlich ihre Aufhebung bezweckten, diesmal keine Motion ein⸗ gebracht worden ist. “
— Da der vorige Reichstag die Königliche Proposition in Betreff der neuen Organisation des Generalstabes an⸗ genommen hat, so hat in den letzten Tagen des vorigen Jahres der König an die Befehlshaber u. A. ein Cirkular erlassen, in welchem die Thätigkeit des Generalstabes in Friedenszeiten näher bezeichnet wird. Zu den wichtigsten Aufgaben des Generalstabes gehören folgende: die Aufrechthaltung der kriegswissenschaftlichen Bildung, die Ausbildung der Offiziere, die Einholung von Nach⸗ richten über das Militärwesen im Auslande, besonders in den Nachbarländern zur Beurtheilung ihrer militärischen Stärke, die Entwerfung von Detailplänen für die Versetzung der Armee auf den Feldfuß, die Konzentrirung derselben u. a. m., die Abfas⸗ sung der Kriegsgeschichte des Vaterlandes u. a. m., die militä⸗ rische Mappirung Schwedens u. a. m. In dem Cirkular ist auch die Ordnung berücksichtigt, welche der Generalstab unter den übrigen Etats der Armee einnehmen soll, unter welchen Be⸗ dingungen gewisse Offiziere in anderen Regimentern stehen blei⸗ ben duͤrfen, sowie auch Vorschriften über die Kompetenz zur Anstellung in den verschiedenen Graden und im Stabe. Ehe Jemand Offizier im Stabe werden kann, muß er drei Jahre als Offizier in der eigenen Waffe an drei Waffenübungen Theil genommen, die Kriegsschule und eine einjährige Uebung in jeder der beiden Hauptwaffen, die ihm nicht angehören, durchgemacht, 2 ½ Jahre Probedienst in dem Generalstab geleistet, sich befriedigende Fertigkeit im Reiten erworben haben u. a. m. Zuletzt behandelt das Cirkular den Dienst der Offiziere des Generalstabes in Friedenszeiten theils in der Hauptstation Stock⸗ holm und theils außerhalb derselben in gewissen hergezählten Anstellungen.
Amerika. (A. A. C.) Die brafilianische Post bringt aus Rio de Janeiro folgende bis zum 23. Januar reichende Nachrichten: Der Bischof von Olinda wurde bei seiner Ankunft in Rio nach dem Marine⸗Arsenal gebracht, wo er bis zum Be⸗ ginn seines Prozesses vor dem obersten Gerichtshofe in Gewahr⸗ sam bleiben wird. Der Erzbischof von Bahia hat gegen die Verhaftung des Bischofs von Olinda einen förmlichen Protest eingelegt. Die britisch⸗brasilianische Konsularkonvention ist rati⸗ fizirt worden. Ihre Bestimmungen umfassen den Schutz von Geschäftsmarken und ermächtigen die Konsuln zur Verwaltung des Vermögens der in ihrem Bezirk verstorbenen Landsleute, wenn kein eingeborener Erbe vorhanden ist. Die Sterblichkeit am gelben Fieber in Rio dauert stetig fort. Während des Januars verminderten sich die Todesfälle nur um vier. Fälle von gelbem Fieber kamen auch im Hafen von Pernambuco vor. Die Cholera⸗ Epidemie in Buenos⸗Ayres war im Abnehmen begriffen, aber Erkrankungsfälle waren in den nördlichen Häfen vorgekommen. Buenos⸗Ayres und andere angesteckte Städte werden von ihren Einwohnern größtentheils verlassen, worunter der Handel sehr leidet. In Montevideo hatten einige Erkrankungsfälle Unruhe erzeugt, und da das uruguitische Geschwader von der Seuche ergriffen worden, wurde es nach dem Norden gesandt, um an der äußersten Grenze unter Quarantaine zu gehen. Die in der Konföderation ausgerüstete paraguitische Flibustierexpedition be⸗ festigte Pillar, eine starke Position unweit des klassischen v aber, wie verlautet, hat das brasilianische Geschwader
nstruktionen erhalten, sich der Schiffe der Freibeuter zu be⸗ mächtigen und den Zweck ihrer seeräuberischen Invasion zu vereiteln.
Asien. Nach einem Telegramme des niederländischen Konsuls in Singapore vom 14. d. ist der 9 Jahre alte Neffe des ver⸗ storbenen Sultans zum Sultan von Atchin gewählt wor⸗ den. Die Regierung wird in seinem Namen von einem aus 4 Mitgliedern bestehenden Regentschaftsrathe geführt.
Afrika. Ein bei der Admiralität eingegangenes Tele⸗ gramm aus Cape Coast Castle vom 26. v. Mts. meldet, daß der Einmarsch der britischen Truppen in Cumassie am 29. d. Mts. erfolgen sollte, und daß man gegen den 7. Februar d. J. das Ende des Krieges erwartete. Den Ashantis fehlte
bestätigt, daß die britischen Truppen am 29. Januar Cumassie besett Haben. Der Rückmarsch nach der Küste sollte am 7. Fe⸗ bruar begonnen werden.
Nr. 3 des „Marine⸗Verordnungs⸗Blatts“ hat fol⸗ genden Inhalt: Liquidirung der ungedeckten Kleiderschulden. — Kom⸗ mando zur Marine⸗Akademie. — Reglement über die Inventarien⸗ und Materialien⸗Rechnungslegung an Bord in Dienst gestellter Schiffe und Fahrzeuge. — Errichtung einer Semaphorstation auf Helgoland. — Lieferung von präservirten Kartoffeln im Bereiche der Marinestation der Ostsee. — Gewährung des Wohnungsgeldzuschusses an vom Amte suspendirte Beamte. — Farbenanstrich S. M. Schiffe, Fahrzeuge und Boote. — Personal⸗Veränderungen.
— Nr. 7 des „Beiheft zum Marine⸗Verordnungs⸗ Blatt“ hat folgenden Inhalt: Ueber die Konservirung hölzerner Schiffe. Erwiderung auf den Artikel: „Einige Gedanken über die Entwickelung der Deutschen Marine“ im Beiheft Nr. 6. Die Ma⸗ rinen im Krimkriege. (Mit drei erläuternden Karten⸗Skizzen) Wel⸗ chen Zweck hat eine militärische Ausbildung der Marine⸗Mannschaften, und wie ist derselbe am besten zu erreichen? Ein Beitrag zu den Artikeln 1 und 2 im Beiheft Nr. 6. Das Wehrsystem und der Prä⸗ senzstand der italienischen Marine. Der Sonnenstich und Hitzschlag auf Märschen. Ueber den Dienst an Bord S. M. Schiffe. Das Schießen auf See. (Fortsetzung IV.) 8
Statistische Nachrichten. Die Kohlenproduktion Deutschlands ist im Verlaufe der letzten zehn Jahre sehr erheblich gestiegen. Wir geben in der nach⸗ folgenden Tabelle eine Uebersicht der Produktion und ihres Werthes für das Deutsche Reich — ohne Elsaß⸗Lothringen, welche die Jahre 1862 — 1871 (für 1872 stehen die Zahlen noch nicht fest) umfaßt, in⸗ dem wir gleichzeitig den Antheil Preußens an der Produktion beson⸗ ders hervorheben: . 1) Steinkohlen: Deutsches Reich: Produktion: Werth: Ctr. Thlr. 311,525,560 27,699,298 338,134,152 28,489,558 388,179,637 33,519,080 435,894,109 40,176,364 432,594,926 42,410,038 476,161,426 45,804,734 514,095,157 48,597,029 535,487,365 51,928,403 8 1795,32 527,955,390 54,512,360 466,324,753 46,038,624 1 587,465,446 72,783,765 519,340,875 60,914,635 Zur vorstehenden Tabelle ist vorweg zu bemerken, daß in den für Preußen für 1862— 66 angegebenen Zahlen die Produktion der im Jahre 1866 neuerwerbenen Provinzen sich mit befindet. Im Uebrigen ergiebt sich bei Vergleichung der Ziffern von 1871 mit denen von 1862, daß die Produktionsmenge im Reich um 88,5 %, in Preußen um 92 , der Werth der geförderten Steinkohlen dagegen um 162 bez. 1592** gestiegen ist. Die Zahl der im Jahre 1871 beim Steinkohlen⸗Bergbau beseftictn Arbeiter betrug 150,005 davon 131,575 in Preußen.
2) Braunkohlen.
Davon: Preußen: Produktion: Werth:
Ctr. Thlr. 270,391,194 23,513,695 293,724,980 24,267,588 339,308,882 28,514,968 379,946,062 34,107,386 381,079,893 35,972,854 420,571,116 39,157,939 454,630,648 41,696,089 475,221,881 44,795,325
8 De roduktion: 8 Ctr. 101,687,984 109,189,899 124,078,356 135,161,139 130,661,182 139,896,358 143,487,300 151,390,897 152,104,684
Davon: Preußen:
Produktion: Werth:
Ctr. 79,793,624 84,198,718 97,167,537 104,846,793 102,010,586 110,277,562 112,046,463 120,293,754 122,330,423 79,921 . 169,664,979 8,73 137,524,902 6,965,931 Indem bezüglich des Nachweises der Produktion der neuen preußi⸗ schen Provinzen auf die obige Bemerkung verwiesen wird, bleibt noch zu vermerken, daß unter den Produktionsziffern des Deutschen Reichs für die Jahre 1862 — 1868 die Produktion Mecklenburgs nicht einbe⸗ griffen ist. Die Vergleichbarkeit der Zahlen wird dadurch aber wenig alterirt, da Mecklenburg in den Jahren 1869/71 durchschnittlich nur 81,948 Ctr. Braunkohlen im Werthe von 6370 Thlr. jährlich produzirt hat. Nach vorstehender Tabelle ist 1862—1871 die Produktionsmenge im Reich um 66,8 %, in Preußen um 72,3 % und der Werth der Braun⸗ kohlenförderung um 85,8 bez. 94,2 ¼ gestiegen. Die Gesammtzahl aller im Jahre 1871 beim Braunkohlenbergbau beschäftigten Arbeiter betrug 23,652, daveon 16,863 in Preußen. “
London, 14. Februar. Der Tabakskonsum ist in Eng⸗ land amtlichen Statistiken zufolge im Zunehmen begriffen. In 1841 betrug der Verbrauch bei einer Bevölkerung von 23,096,281 Personen 13 ¼ ÜUnzen per Kopf; in 1851 bei einer Bevölkerung von 27,743,786 Personen 1 Pfund und ¼ Unze; in 1861 bei einer Bevölkerung von 35,413,841 Personen 1 Pfund 3 ½ Unzen; in 1871 bei einer Bevölke⸗ rung von 42,656,658 Personen 1 Pfund 5 ½ Unzen, und in 1872, in welchem Jahre die Bevölkerung auf 43,9418,427 Personen veranschlagt wurde, stieg der Verbrauch auf 1 Pfund 5 ¾ Unzen per Kopf. .
St. Petersburg, 13. Februar. Wie die „N. Z.“ mittheilt, ist Pesth für den nächsten internationalen statistischen Kongreß ausersehen. Mit Pesth
—
4,703,363 5,061,241 5,851,176 6,594,571 6,282,697 6,683,681 7,017,227
1862 .. 1863.. 1864 .. 1865.. 1866.. 1867 .. 1868 .. 1869.. 180 1871
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konkurrirten bekanntlich bei, der letzten Zusammenkunft in St. Petersburg die Schweiz und die Vereinig⸗ ten Staaten. Die Entscheidung lag der permanenten Kommission ob.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Im Verlage der Königlichen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) hierselbst erschien, von dem Oberst⸗Lieutenant 3., D., “ in einem SFabn Heft sigegegugesteche nee.
Lapitel des Exerzier⸗Reglements für die Infanteri
der Roͤniglich Preußischen Fmne⸗ von 1847“ (1870) mit den Abände⸗ ungen für die Handhabung des Infanterie⸗Gewehrs M./71. vom 26. Juni 1873.
Die Nr. 14 der „Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung“ vom 15. Februar hat folgenden Inhalt: Die sachstschen Geschichts⸗ und Alterthumsvereine. I. — Cortina d Ampezzo, Reiseskizze von M. v. Metzsch. — Recensionen und Be⸗ sprechungen. .
8 E 14. Februar. Für die durch den Tod des Kon⸗ sistorial⸗Raths Professor Dr. Krabbe erledigte theologische ordentliche Professur an der Universität zu Rostock ist, den „Meckl. Anz. zufolge, der Professor Dr. Ludwig Theodor Schulze in Magdeburg berufen worden und hat den Ruf angenommen. 4 Weimar, 13. Februar. Aus einem an⸗ den Großherzog vom Hofrath G. Rohlfs gerichteten Schreiben, datirt vom 8. Januar 1874 el Gasr in der Oase Dachel, ist die „Weim. Ztg.“ zu folgenden ittheilungen ermächtigt: “ — 1 h- Seit meinem 282b Schreiben haben wir viel gearbeitet, eine ganz neue Route von Sint resp. Mer bis Faräfrah erschlossen, und sind von Faräfrah gestern hier angekommen. Im Ganzen waren wir jetzt 21 Tage en route, d. h. von Sonnenaufgang bis Sonnenunter⸗ gang auf den Beinen, oder auf dem Kameelhöcker. 8 48 ich drei Ruhetage, einen am Bir Kerani und zwei in Faräfrah hinzu, so macht das im Ganzen 24 Tage. Unsere letzten Märsche waren ent⸗ setzlich: seit drei Tagen absolut keine Pflanze mehr. Nichts als
8 1 gewonnen haben, so ertrage ich (und auch meine Begleiter) gern alle Beschwerden. Namentlich Zittel aus München hat glänzende Unter⸗ suchungen in geologischer Beziehung erhalten. Besonders dicht vor Dachel erschloß sich uns eine großartige Natur. Ein Felslabyrinth, wie man es wohl nirgends findet, und schließlich die großartigsten Pässe, die uns in die Oase selbst herab brachten. Hier in Dachel haben wir nun vorläufig für 14 Tage Ruhe, unsere Kameele sind so abgetrieben, daß sie der Ruhe bedürfen. Außer⸗ dem erwarte ich noch andere von Siut, sowie Fourage für sie. Ich habe nicht geglaubt, daß wir mit solchen Schwierigkeiten zu kämpfen haben . eFecrsch bestegen wir alle, und gelingt es uns, Kufra zu erreichen.“ . 1 Ueber den Fortgang des in Wien zu errichtenden Schiller⸗ Denkmals wird Folgendes gemeldet: Professor Schilling hat die Zeichnung und die Maße des Sockels für das Denkmal in den letzten Tagen eingesendet, und es werden zwei von den vier überlebensgroßen Eckfiguren demnächst folgen. Auch ist Aussicht vorhanden, den im Einvernehmen mit dem Künstler gewählten rothen Porphyr — es ist das erste Mal, daß ein solcher in Wien für das Piedestal einer Erz⸗ gruppe in Anwendung gebracht werden wird — von Schweden her zu erlangen. London, 14. Februar. Im Ministerium der auswärtigen An⸗ gelegenheiten ist nach der „A. A. C.“ von Lieutenant Prideaux, dem interimistischen General⸗Konsul in Zanzibar, eine Depesche eingegan⸗ gen, die über den Tod Dr. Livingstones ausführlichere Details nittheilt als die, welche in dem am 28. ult. veröffentlichten amtlichen Telegramm enthalten waren. Seit Wochen waren in Zanzibar Ge⸗ rüchte im Umlauf, daß Dr. Livingstone in Adschidschi gestorben und seine Leiche präservirt und in einen Sarg für den Transport nach der Küste gelegt worden sei. Am 3. Januar waren diese Gerüchte durch Briefe von Lieutenant Cameron, deren letzter aus Unjanjembe, 22. Oktober 1873, datirt war, bestätigt. Die Depesche weist darauf hin, daß der Be⸗ richt, von Dr. Livingstone's Diener über seine letzten Bewegungen er⸗ stattet in der Hauptsache mit der Route, die sich der Reisende, ehe er Unjanjembe verließ, selber vorgezeichnet hatte, übereinstimmt. Nach einem Briefe vom arabischen Gouverneur dieses Platzes starb Dr. Livingstone in Lobisa. „Wenn dies richtig ist“ — fügt die Depesche hinzu — „und wenn dieser Distrikt auf der Karte genau verzeichnet ist, muß Dr. Livingstone weiter nach Osten vorgedrungen sein, als Lieutenant Cameron annahm; denn letzterer fixirt den Ort, wo er starb, annähernd in 10 Grad südlicher Breite und 28 Grad östli⸗
cher Länge.“ 1
St. Petersburg, 10. Februar. Die Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen am 5. d. M. von Angehörigen des Deutschen Reichs in Moskau überreichte Adresse ist der „St. Pet. Ztg.“ zufolge elegant in braunen Saffian mit Goldpressung gebunden und die Deckel sind inwendig mit weißem Moirée bekleidet. Das Titelblatt ist mit einer Federzeichnung in Sepia geziert. Oben prangt der deutsche Reichs⸗ adler, zu seinen beiden Seiten Schilder, welche auf Goldgrund die Inschrift „Moskau 1874“ tragen. Darunter befindet sich eine Ansicht des Kreml, vom jenseitigen Ufer der Moskwa aus gesehen. Außerdem erhält das Blatt, von Arabesken umrahmt, die Widmung an den Kronprinzen. Das Ganze ist in einem einfache, aber geschmackvollen Style gehalten. Der Text der Adresse steht auf den nächsten Seiten und ist in gothischer Schrift hergestellt.
Gewerbe und Handel.
Die Zeitschrift für Kapital und Rente, monatliche Uebersicht des staatlichen und privaten Finanzwesens, begründet von A. Moser, fortgesetzt von Friedrich von Danckelmann, Supplement 2 (Berlin, Weidmannsche Buchhandlung) hat folgenden Inhalt: Finan⸗ zielle. Monats⸗Chronik des Jahres 1873. Oktober, November, De⸗ zember. A. Neue Emissionen und sonstige Modifikationen. I. Staats⸗ kredit. II. Korporationskredit, III. Gesellschaftskredit: 1) Eisenbahn⸗ und Dampfschiffahrts⸗Gesellschaften. 2) Industrie⸗Aktiengesellschaften. 3) Banken. 1V. Realkredit. — B. Allerlei. V. Nachtrag zu den Industrie⸗Gesellschaften. VI. Sachregister zur finanziellen Monats⸗ Thronik des Jahres 1872. Oktober, November, Dezember.
— Die Direktion der Schlesischen Porzellan⸗ und Stein⸗ gut⸗Manufaktur (Matthiessen) hat den vorjährigen Abschluß aufgestellt und dem Aufsichtsrath vorgelegt. Darnach ist auch pro 1873 wieder ein gutes Resultat für die Aktionäre erzielt worden, da die Bilanz bei einem Aktienkapital von 200,000 Thlr. einen Brutto⸗ gewinn von 30 800 Thlr. 28 Sgr. und nach reichlichen Abschreibungen einen Nettogewinn von 16,515 Thlr. 14 Sgr. ergiebt. Die ordent⸗ liche Generalversammlung der Aktionäre wird noch in diesem Monat einberufen werden.
Verkehrs⸗Anstalten.
Auf Helgoland ist eine Semaphorstation errichtet und in Betrieb gesetzt worden. Die in Anwendung kommenden Sig⸗ nale sind diejenigen, welche im Signalbuch für die Kauffahrteischiffe aller Nationen angegeben sind. — Die Zuschlagstaxe für eine durch die genannte Semaphorstation zu befördernde telegraphische Depesche beträgt für 20 Worte 2 Franks und erhöht sich um die Hälfte für je 10 Worte. Nur die deutsche und englische Sprache ist zuläsfig.
Kopenhagen, 13. Februar. Im Jahre 1873 betrug die An⸗ zahl der auf den dänischen Staatstelegraphenlinien beför⸗ derten Telegramme 626,728 gegen 584,552 im vorhergehenden Jahre. Davon waren 240,565 (237,902) inländische, 226,265 (216,769) aus⸗ ländische und 159,898 (129,881) Transit⸗Telegramme “
New⸗York, 16. Februar. (W. T. B.) Der norddeutsche Lloyddampfer „Weser“ ist hier eingetroffen. 8
— Der Postdampfer „Humboldt“ vom baltischen Lloyd ift wohlbehalten von Antwerpen hier angekommen..
Königliche Schauspiele.
18. Februar. Opernhaus. (46. Vorstellung.) Iphigenia in Tauris. Große Oper in 4 Akten. Musik von Gluck. Tanz von Taglioni. Iphigenia: Fr. Mallinger. Diana: Frl. Haupt. Orest: Hr. Betz. Pylades: Hr. Diener. Thoas: Hr. Schmidt. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise. Schauspielhaus. (48. Vorstellung). Des Meeres und de Liebe Wellen. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Grillparzer. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise. 1 8 Donnerstag, 19. Februar. Opernhaus. (47. Vorstellung.) Robert der Teufel. Oper in 5 Abtheilungen nach Scribe. Musik von Meyerbeer. Ballet von Taglioni. Isabella: Frl. Grossi. Alice: Fr. v. Voggenhuber. Robert: Hr. Niemann. Bertram: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise. Schaufpielhaus. (49. Vorstellung.) Auf Begehren: König Richard der Dritte. Trauerspiel in 5 Akten von Shakespeare. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise. 1 Donnerstag, 19. Februar. Im Saal⸗Theater des König lichen Schauspielhauses. Neunundzwanzigste Vorstellung der französischen Schauspieler⸗Gesellschaft. Troisieme représentation de: Le Demi-Monde, Comédie en einq actes, en prose, par Mr. Alexandre Dumas flls. 8
Mittwoch,
CEs wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern⸗ haus⸗, wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ kasten des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗ über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen. Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet. Meldungen um Theater⸗Billets im Bureau der General⸗
rechts und links 50 — 70 Meter hohe Dünen, in der Mitte derselben
es gänzlich an Munition. — Wie die „Pall Mall Gazette“ London eingegangene Nachrichten von
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erfährt, wird durch in der Westküsste Afrikas
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eine breite wie durch Kunst gemachte Straße mit Schwefel⸗ kies bedeckt. Wenn ich aber bedenke, welche große Resultate wir schon
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Intendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegangen angesehen und finden keine Beantwortung.