1874 / 60 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Mar 1874 18:00:01 GMT) scan diff

* führung der Goldwährung, gebilligt. Die Vorlage ist also zu Fall gekommen, nicht weil die Majorität dem Hauptprinzipe ab⸗ geneigt wäre und die Nothwendigkeit des Ueberganges zur Gold⸗ währung nicht anerkannte, sondern allein aus dem Grunde, weil eine Minorität von 14 Mitgliedern, da die von ihnen bevor⸗ zugten Systeme nicht adoptirt wurden, ein anderes nicht anneh⸗ men wollte.

Großbritannien und Irland. London, 9. März. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh trafen am Sonnabend Mittag um 1 Uhr in Windsor ein, wo ihnen ein herzlicher Empfang zu Theil wurde. Auf dem Bahnhofe hatten sich die Königin, der Prinz und die Prinzessin von Wales und sämmtliche übrige Mitglieder der Königlichen Fa⸗ milie zur Begrüßung der Neuvermählten eingefunden, und als die Herzogin aus dem Wagen stieg, wurde sie von der Königin umarmt und geküßt. Darauf wurde Ihre Kaiserliche Hoheit von der Prinzessin von Wales bewillkommnet und den übrigen Mitgliedern der Königlichen Familie vorgestellt. Acht Hof⸗ Equipagen führten hierauf die Königlichen Herrschaften unter Kavallerie⸗Eskorte nach dem Schlosse. In der ersten Equipage saßen die Königin und der Herzog und die Herzogin von Edinburgh. Auf dem Wege vom Bahn⸗ hofe bildeten Bataillone der Haustruppen, das 79. Hochländer⸗ Regiment und ein Freiwilligen⸗Corps Spalier, und eine im Long Walk stationirte Batterie feuerte Salutschüsse ab, in welche sich der Jubel der Bevölkerung mischte, die sich allenthalben auf den im Laub⸗ und Flaggenschmuck prangenden Straßen der Königlichen Residenz eingefunden hatte. Im Schlosse waren sämmtliche Würdenträger des Hofes versammelt, um die Herzo⸗ gin zu begrüßen. Nach der Ankunft im Schlosse wurde im Eichensalon das Dejeuner eingenommen. Am Abend war Wind⸗ sor glänzend illuminirt, und ein prächtiges Feuerwerk, dem ein 8 , Freudenfeuer folgte, brachte den festlichen Tag zum Ab⸗

usse.

88 sse. Der Carl von Dunmore ist zum Repräsentanten des Handelsamtes im Hause der Lords ernannt worden.

Der Premier⸗Minister Disraeli empfing vorgestern eine aus Parlamentsmitgliedern, Kaufleuten, Fabrikanten u. A. bestehende Deputation der Anti⸗Einkommensteuer⸗Liga. Nach⸗ dem die verschiedenen Wortführer der Deputation ihre Argu⸗

mente zu Gunsten der Aufhebung der Einkommensteuer unter⸗ breitet hatten, erwiderte der Minister, daß die Regierung dem Gegenstande die gehörige Aufmerksamkeit widmen würde.

In der Sitzung des Hauses der Lords am 7. d. Mets. fand die Ceremonie der Vorstellung des neuen Sprechers der Gemeinen statt. Herr Brand erschien in Begleitung einer großen Anzahl Unterhausmitglieder vor den Schranken des Hauses und nahm aus den Händen des Lordkanzlers die Kö⸗ nigliche Bestätigung seiner Wahl entgegen. Alsdann wurde die

Vereidigung der Pairs fortgesetzt. Im Hause der Gemeinen wurden, nachdem 40 Mit⸗ glieder den parlamentarischen Eid geleistet, neue Wahlen für die Sitze, die dadurch vakant geworden, daß deren Inhaber bei dem jüngsten Regierungswechsel ministerielle Posten angenommen hanen⸗ ausgeschrieben.

10. März. (W. T. B.) Dem gestern zu Ehren des Herzogs und der Herzogin von Edinburgh in Windsor stattgehabten Bankette wohnten auch der deutsche Botschafter, Graf Münster, und die Gesandten von Belgien und Däne⸗

mark bei.

(Monatsübersicht.) Die in Folge der am 26. Januar erfolgten Auflösung des Parlamentes in der ersten Hälfte des Februar stattgehabten Neuwahlen haben während dieser Zeit das öffentliche Interesse ausschließlich in Anspruch genommen. So

unerwartet dieser Schritt des Ministeriums kam und so wenig vorbereitet die Parteien waren, so hat die konservative Oypposition doch den Sieg davon getragen, und hat die 5 Meinung sich dahin ausgesprochen, 1 liberale Ministerium nicht mehr wie früher das überwiegende Vertrauen des Landes besäße. Von 652 Parlamentsmitgliedern ggehören 351 der konservativen, 301 der liberalen Partei an, die erstere hat somit eine feste Majorität von 50, wobei nicht übersehen werden darf, daß in der Zahl der Liberalen die der trischen Home⸗Rule⸗Partei angehörigen Mitglieder, deren Zahl sich auf 56 beläuft, eingerechnet sind. Die letzteren, auf deren Stimmen übrigens die liberale Partei niemals mit Sicherheit zu rechnen vermochte, und um derentwillen Gladstone zu den viel⸗ fachen Rücksichten auf die Ultramontanen sich veranlaßt sah, sollen in Folge des auf eine Eingabe der trischen Wähler in Greenwich, dem Wahlorte Gladstones, ertheilten abschläglichen Bescheides in Betreff der Begnadigung der zur Zeit noch in Haft gehaltenen Fenier, den Ent⸗ schluß gefaßt haben, sich vollständig von den Läberalen zu tren⸗ nen und eine eigene Partei im Unterhause zu bilden. Da der Jatholische Klerus Irlands bei den neulichen Wahlen sich voll⸗ ständig auf den Boden der Home⸗Rule⸗Partei gestellt hat, so würde ein derartiger Schritt, sollte er wirklich getroffen werden, nicht wenig zu einer Klärung der Verhältnisse beitragen und außerdem die Majorität der Konservativen um ein Bedeutendes erhöhen. Was die einzelnen Länder anbetrifft, so sind die Wah⸗ len in England und Wales vorzugsweise konservativ (299 Kon⸗ servative gegen 191 Liberale), in Schottland und Irland liberal ausgefallen. In ersterem wurden 40 Liberale ge⸗ gen 20 Konservative, in letzterem 14 Liberale und 56 Home⸗ Ruler gegen 31 Konservative gewählt. Bemerkenswerth ist ferner der Umstand, daß sich unter sämmtlichen Vertretern Eng⸗ lands und Schottlands kein einziger Katholik befindet, obgleich eit der katholischen Repeal⸗Bill von 1829 ein gesetzliches Hinder⸗ niß einer derartigen Wahl nicht mehr im Wege steht, sowie daß in zwei Distrikten, in Morpeth und Stafford, die Kandidaten der Arbeiterpartei zu Parlamentsmitgliedern erwählt wurden. Von Mitgliedern des Ministeriums Gladstone büßten derHandels⸗Minister Ch. Fortescue, der Lord⸗Advocate Voung, der Unterstaatssekretär des Auswärtigen Lord Enfield, der General⸗Auditor Ayrton und die Sekretäre Hibbert und Lord Otto Fitzgerald, von ehemaligen . be Regierungsmitgliedern Sir John Pakington ihre Sitze ein. Die Wahl der schottischen Repräsentativ⸗Pairs fand am 18. in Edinburgh statt. Das bisherige Zahlenverhältniß der beiden Parteien ist durch dieselbe nicht verändert worden. In Folge der für die liberale Partei so ungünstigen Wahl⸗ resultate reichte Herr Gladstone am 17. der Königin seine Ent⸗ lassung ein, nachdem vorher noch einzelne Standeserhöhungen stattgefunden hatten. So wurden der Marquis von Vest⸗ minster zum Herzog, der bisherige Kriegs⸗Minister Cardwell als Viscount Cardwell of Ellerbeck, Sir Thomas Fremantle als Lord Chiltern, und Lord Ensield als Lord Stafford zu Mit⸗ gliedern des hauses ernannt.

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11“

Am 18. Fe beauftragte die Königin Herrn Disraeli mit der Bildung eines neuen Kabinets und überreichte am 21. den einzelnen neuernannten Ministern ihre Amtssiegel, womit dieselben zugleich formell die Leitung der verschiedenen Departe⸗ ments übernahmen. Das neue Tory⸗Ministerium besteht aus folgenden Mitgliedern: 8

Premier⸗Minister: Herr Disraeli. Lordkanzler: Lord Cairns. Conseil⸗Präsident: Herzog von Richmond. Lord Geheimsiegel⸗ bewahrer: Earl Malmesbury. Schatzkanzler: Sir Stafford Northcote. Minister des Innern: Herr R. A. Cross. Minister des Auswärtigen: Earl Derby. Minister für die Kolonien: Earl Karnarvon. Kriegs⸗Minister: Herr Gathorne Hardy. Minister für Indien: Marquis von Salisbury. Erster Lord der Admiralität: Herr Ward Hunt. General⸗Postmeister: Lord John Manners.

Mit Ausnahme des Herzogs von Richmond, des Herrn Cross und des Marquis von Salisbury gehörten sämmtliche Minister, wenn auch einzelne an der Spitze anderer Departe⸗ ments standen, dem früheren Ministerium des Herrn Disraeli, vom 27. Februar bis zum 9. Dezember 1868, an *).

Zum Lord⸗Statthalter von Irland ist der Herzog von Abercorn ernannt worden.

Das neue Parlament wird formell am 5. März zusammen⸗ treten, doch wird sich das Haus nach der Wahl des Sprechers wieder vertagen müssen, bis die Neuwahl des Premier⸗Ministers und eines Theiles der übrigen Mitglieder des Kabinets stattge⸗ funden haben, so daß die eigentlichen Geschäfte der Session nicht vor dem 10. März werden vorgenommen werden können. Der wichtigste und wohl alleinige Gegenstand der Berathung während des kommenden Monats dürfte die Feststellung des Budgets für das am 1. April beginnende neue Finanzjahr sein.

Als Gegendemonstration gegen die am 27. Januar abgehal⸗ tenen Sympathie⸗Meetings der englischen Protestanten mit der Regierung des Deutschen Kaisers fanden am 6. Februarin St. James Hall und in der katholischen Kirche in Warwickstreet der von den Kanzeln verlesenen Aufforderung des Erzbischof Manning gemäß zahlreich besuchte, Versammlungen englischer Katholiken statt, welche ihren Sympathien mit den preußischen Bischöfen in ihrem Kampfe gegen die weltliche Obrigkeit Ausdruck gab.

Der Krieg gegen die Aschantis wird den neuesten von der Westküste Afrikas eingetroffenen offiziellen Nachrichten zufolge als thatsächlich beendet angesehen werden können. Sir Garnet Wolseley ist am 4. Februar nach viertägigem harten Kampfe, wobei der Verlust der nur nach Hunderten zählenden britischen Armee an Todten und Verwundeten sich auf etwa dreihundert belief, in Kumassi, der Hauptstadt des Königs Koffee eingerückt. Letzterer hat die Stadt verlassen, indessen die Erklärung abgegeben, daß er zur Unterzeichnung des Friedensvertrages zurückkehren werde. Die britischen Truppen werden dann sofort den Rückmarsch nach der Küste antreten. Die Nachricht von dem unerwarteten hart⸗ näckigen Widerstande der Aschantis hat um so mehr überrascht, als man den früheren Berichten von dem ungehinderten Vor⸗ marsche der Armee vom Prah aus, so wie den Angaben der freigelassenen Missionäre gemäß, mit Bestimmtheit darauf ge⸗ rechnet hatte, daß der Krieg ohne ernstliche Gefechte zu Ende ge⸗ führt werden würde. Im Hauptquartiere scheint man ähnlicher Ansicht gewesen und erst durch den am 29. Januar erfolgten Abbruch der Verhandlungen von Seiten des Königs auf die Möglichkeit eines ernstlichen Widerstandes aufmerksam geworden zu sein.

Die Nachrichten aus Indien lauten noch immer trübe. Wenn auch der vor kurzem gefallene Regen vielen Distrikten wohlgethan hat, so ist doch in einzelnen die Noth bereits eine sehr große. Die Reglerung wird während der nächsten sieben Monate für den Unterhalt von 10 % der Bevölkerung in den betroffenen Distrikten, also etwa 2,500,000 Menschen, sorgen müssen, wofür 340,000 Tonnen Reis erforderlich sind. Für Nord⸗Behar allein fordert der dorthin mit unbeschränkter Voll⸗ macht abgesandte Regierungs⸗Kommissar Sir Richard Temple 180,000 Tonnen. Obschon der nöthige Bedarf durch die Ankäufe der Regierung gedeckt zu sein scheint, so bereitet doch der Transport dieser großen Massen außerordentliche Schwierigkeiten. Zur Ueberwin⸗ dung derselben hat man mit dem Bau von Pferdebahnen nach Allahebed und Nord⸗Behar begonnen. An den öffentlichen Nothbauten werden zur Zeit ungefähr 200,000 Menschen be⸗ schäftigt. Die Kosten, welche durch die Hungersnoth und die öffentlichen Bauten verursacht werden, schätzt man auf etwa zehn Millionen Pfd. St., zu deren zeitweisen Deckung eine An⸗ leihe von fünf Millionen wird erhoben werden müssen. Bei dem Hülfskomite für Indien, welches sich vor etwa vierzehn Tagen in London konstituirt hat, sind mehr als 28,000 Pfd. St. ein⸗ gegangen. Die Königin hat sich daran mit 1000, der Prinz von Wales mit 500 Pfd. St. betheiligt.

In Britisch⸗Columbia hat das Ministerium am 8. Februar den Versuch gemacht, durch das Unterhaus gewisse Abänderungen der Konfoͤderationsbedingungen mit Kanada durchzusetzen. Dem Verlangen, daß die Angelegenheit „dem Volk“ zur Abstimmung vorgelegt werde, weigerte sich das Ministerium nachzukommen, worauf eine etwa tausend Mann starke Bande nach dem Unter⸗ hause zog, den Sitzungssaal stürmte und die Mitglieder des Hauses auseinandersprengte. Die Aufregung unter der Bevöl⸗ kerung ist eine sehr große; die Auflösung des Hauses wird Sei⸗ tens der Bevölkerung oder eines Theils derselben als Forderung hingestellt. 116“

Frankreich. Paris, 9. März. Der „Pays“ bringt die Nachricht, daß der Kriegs⸗Minister sich mit dem Syndi⸗ kate der sechs großen Bahagesellschaften behufs Verleihung von Schienen und Waggons geeinigt hat, welche zur Erlernung des Bahndienstes für die Truppen bestimmt sind. Am 5. März 1872 wurde ein Gesetz erlassen, welches bestimmt, daß die Offiziere der Armee nach 25 Dienstjahren sich pensioniren lassen können. Da die Zahl der Offiziere, die sich dies zu Nutzen machten, sehr bedeutend war, so hat der Kriegs⸗Minister jetzt angeordnet, daß man die Pensionsgesuche der Offiziere von 25 oder gar 30 Dienstjahren nur mit Vorbehalt anzu⸗ nehmen und nur denen Rechnung zu tragen habe, welche wirk⸗ lich dienstunfähig sind.

Nach dem Gesetzentwurf, die Befestigungen von Paris betreffend, welcher am 14. Februar d. J. ver⸗

2 Dieses war folgendermaßen zusammengesetzt: Premier⸗Minister: Hr. Disraeli, Lord⸗Kanzler: Lord Cairns, Conseispräsident: Herzog von Marlborough, Lord⸗Geheimsiegelbew aͤhrer: Earl Malmesbury, Schatz⸗ kanzler: Hr. Ward Hunt, Minister des Innern: Hr. Gathorne Hardy, Minister des Aeußern: Lord Stanley (jetzt Earl Derby), Minister für die Kolonien: Herzog von Buckingham und Chandes, Kriegs⸗Minister: Sir J. S. ee Minister für Irdien: Sir Stafford North⸗ cote, Erster Lord der Admiralität: Hr. H. T. L. Corry, Erster Kom⸗ missar für öffentliche Arbeiten: Lord John Manners.

öffentlicht und der Armee⸗Kommission zur Vorberathung Über⸗ wiesen worden ist, sind diejenigen Punkte, in deren Nähe Be⸗ festigungswerke entstehen sollen, folgende: a. Im Norden von Paris: Cormeille, 11,700, Montlignon⸗Domon 13,100, Stains 8,100 M. von der Enceinte. b. Im Osten von Paris: Vau⸗ jsurs 13,900 M. von der Enceinte. c. Im Süden von Paris: Villeneuve St. Georges 12,700, Palaiseau 15,500, Chatillon 4000, Villeras 12,000, Haut⸗Buc 14,200 M. von der Enceinte. d. Im Westen von Paris: Saint⸗Cyr 16,500, Marly 11,000 M. von der Enceinte. Der Bau der im Norden und im Süden von Paris anzulegenden Werke soll zunächst in Angriff genom⸗ men werden.

Für den Ausbau der Festungswerke von Grenoble sind drei Millionen angesetzt worden. Es soll ein Fort auf dem Hügel Saint und deren vier auf der Höhe Quatre Seigneurs erbaut werden.

Versailles, 10. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung gab der Justiz⸗Minister Depeyte auf eine bezügliche Interpellation des Abgeordneten Belcastel die Erklärung ab, daß er den Preßgesetzentwurf nach Beendigung der bevorstehenden Ferien vorlegen werde. Die Ver⸗ sammlung fuhr darauf mit der Berathung des neuen Steuer⸗ gesetzes fort und beschloß, ein Amendement zu den gestern an⸗ genommenen Bestimmungen über die Besteuerung des Transports von Frachtgütern auf den Eisenbahnen in Erwägung zu ziehen, nach welchen Waaren im Transitverkehr und für den Export bestimmte Güter von der Steuer befreit bleiben sollen. Ein Antrag auf Einführung einer Steuer auf Leuchtgas wurde so⸗ dann abgelehnt. 1

Dem Vernehmen nach beabsichtigen 45 bretagnische, der royalistischen Partei angehörige Deputirte der Na⸗ tionalversammlung eine Motion zu unterbreiten, welche einen Tadel gegen Gambetta ausspricht, weil derselbe sich bei der An⸗ lage des befestigten Lagers von Coulie im letzten Kriege von politischen Gesichtspunkten habe leiten lassen und ihnen die Inter⸗ essen der nationalen Vertheidigung untergeordnet habe.

Spanien. Die „N. A. 3.“ theilt über die Kämpfe vom 24. und 25. Februar folgende Einzelheiten mit:

Die Avantgarde der Nordarmee erreichte am 24. Februar nach einstündigem Marsche auf der Straße von Outon nach Portugalete das Dorf la Rigada, auf einer kleinen Anhöhe zur Linken der Straße belegen und ungefähr 1 Kilometer von der steinernen Brücke entfernt, welche die beiden Ufer des Rio Sommorostro mit einander verbindet. Weiter abwärts liegt das Dorf San Juan, und von diesem Terrain aus beherrscht man das auf dem gegenüberliezenden rechten Ufer be⸗ findliche Thal. Derselbe hat ungefähr 2000 Meter Breite, ist gut angebaut und zur Linken der durchgehenden Straße von einer ziemlich hohen Hügelkette, zur Rechten von hohen Bergen eingefaßt. Die Straße selbst führt über weniger schwer zugängliche Bodenerhöhungen weiter durch die Dörfer San Lorenzo, las Carreras, San Pedro de Abante, San Fuente und Nocedal nach Portugalete. Oberhalb des Rio Sommorostro, la Rigada gegenüber, liegt rechts der Berg Cer⸗ bero, links der Berg Janco, nordöstlich von letzterem und auf seinem, linken Flußufer zugewendeten Abhange, befindet sich das Dorf

arquez.

iesem gegenüber liegen auf dem rechten Ufer die Hügel von Montanio, deren höchster Punkt das Thal um 250 Meter überragt. Diese Kette beginnt hart an der Mündung des Sommorostro und erstreckt sich auf 3 Kilometer Lange bis zum Dorf San Fuente und San Pedro de Abante, 3 bis 4 Kilometer vom rechten Ufer des Flusses gelegen, rechts und links von der auf die Höhen führenden Straße. Letztere steigt fortwährend bergan bis zum Dorfe Nocedal.

Die Dörfer San Juan, San Lorenzo, las Carreras und Santa Juliana, vorwärts San Fuente und San Pedro de Abante von den Carlisten besetzt, die sich daselbst sehr stark verschanzt hatten, konnten in der Front angegriffen oder durch einen geschickten Handstreich um⸗ gangen werden, mittelst dessen man bis obechalb San Fuente gelangte und von da aus das ganze Terrain mit der Artillerie beherrschte. Alle drei Positionen der Carlisten gleichzeitig anzugreifen, wie es ver⸗ sucht wurde, mußte als eine sehr mißliche Aufgabe erscheinen.

Am 24. Februar Nachmittags überschritten die Truppen, von ihrer in guten rückwärtigen Positionen befindlichen Artillerie gedeckt, die Sommorostro und durcheilten die Entfernung von 500 Metern von der Brücke bis zu den ersten Häusern des Dorfes unter dem hef⸗ tigsten Feuer der Carlisten im Laufschritt. Eine an der rechten Seite der Straße sich hinziehende Mauer schützte sie einigermaßen und be⸗ wahrte sie vor allzu großem Verluste. In Folge des heftigen und sehr präzisen Artillertefeuers vom Monte Cerbero und Monte Janco räumten dann auch die Carlisten ihre Positionen und zogen sich eiligst in das höher belegene Terrain zurück. Um 5 Uhr Abends hatte die ganze Division Primo ihren Uebergang bewerkstelligt, in der Nacht wurden Lebensmittel und Munition auf das rechte Ufer gebracht und an die Truppen vertheilt. Die Pioniere schlugen gleich⸗ zeitig (in der Nacht) eine Brücke über den Rio Sommo⸗ rostro, nahe bei dem Dorfe Marquez und in ziemlicher Nähe von Montanio. Im Dorfe Marquez stand die Division Andia, welche den rechten Flügel der Carlisten angreifen sollte, während Primo de Rivéra auf der Straße gegen das Centrum der feindlichen Auf⸗ stellung vorgehen sollte. Die Artillerie stand auf den Höhen von Monte Cerbero und Monte Janco so vertheilt, daß die auf ersterem befindlichen Gebirgsgeschütze die feindlichen Verschanzungen enfilirten; acht 10⸗Centimeter⸗Bronce⸗Geschütze standen auf dem Monte Janco Zum das Dorf San Juan de Sommorostro zu beschießen, falls die Carlisten die Avantgarde hindern sollten, sich desselben zu bemächtigen, einige Batterien 8 Centimeter⸗Gußstahl⸗Kanonen standen auf dem linken Ufer, San Juan gegenüber. Von den beiden genannten Höhen beherrschte man alle Positionen des rechten und linken feindlichen Flügels, und die Granaten der 10⸗Centimeter⸗Geschütze konnten mit Leichtigkeit auf 4 bis 5 Kilometer das Centrum der carlistischen Auf⸗ stellung in San Pedro, San Juliana und San Fuente erreichen.

Türkei. Konstantinopel, 10. März. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ erfährt, die türkische Regierung habe ein weiteres Vorschußgeschäft im Betrage von 100,000 Pfd. Sterl. zu fast den nämlichen Bedingungen abgeschlossen, unter denen kürzlich das Vorschußgeschäft über 130,000 Pfd. Sterl. zu Stande gekommen sei.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. März. (W. T. B.) Der „Regierungsanzeiger“ veröffentlicht einen Be⸗ richt über die Anfangs Januar in den von unirten Griechen bewohnten Distrikten Polens vorgekommenen Unordnungen und Unruhen. Danach ist es nur in drei Orten zu einem Zusammenstoß mit der bewaffneten Macht gekommen, und zwar waren in jedem dieser Fälle die Truppen zuerst von den Unruhe⸗ stiftern angegriffen worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 7. März. Ihre Majestäten werden sich, wie den „H. N.“ geschrieben wird, im nächsten Monate nach Gothenburg begeben. Gestern war im Schlosse Ball und Souper für 400 Personen.

Die in Folge eines Schreibens des vorigen Reichstages erlassene Königliche Proposition in Betreff des Rechtes der Ausländer, Grundbesitz in Schweden zu erwerben,

erklärt in der Einleitung: Nachdem der König von den Landes⸗

auf Kumassi fortsetzte, daß er aber am 3. Februar ein Schrei⸗

ins Hauptquartier senden würde.

vor und

hauptmännern in allen den Taxwerth aller im Besitze von Ausländern befindlichen Grundstuücke, ob diese im Lande wohnten oder nicht, über die Be⸗ wirthschaftung der Güter und besonders der Wälder, sowie über das Verhältniß zwischen den Besitzern und ihren Arbeitern u. a. m., so will er nach Erwägung der erhaltenen Aufklärun⸗ gen kein Einschreiten der Gesetzgebung vorschlagen, um eine Einschränkung oder geschärfte Bedingungen in den Zugeständ⸗ nissen für Ausländer in Schweden Grundbesitz zu erwerben hervorzurufen; dagegen liegt nichts im Wege, die in dem Grundgesetze bestimmte Ordnung bei der Stiftung eines Civil⸗ gesetzes auch auf die Bestimmungen in dem vorliegenden Falle anzuwenden. Daher schlägt der König ein Gesetz über diesen Gegenstand vor, welches in 3 Paragraphen ungefähr dieselben Bestimmungen enthält, welche schon jetzt gelten oder bei jedem besonderen Falle vorgeschrieben zu werden pflegen. Die einzigen neuen Bestimmungen dürften sein: theils die ausdrückliche Er⸗ klärung, daß ein Ausländer, welcher hier Grundstücke besitzt, den Einschränkungen unterworfen sein soll, welche über das Be⸗ nutzungsrecht der Wälder gesetzlich vorgeschrieben werden können, theils auch eine bestimmte Vorschrift, daß das Besitzungsrecht erwirkt ist, wenn nicht in vorgeschriebener Ordnung angemeldet wird, welcher schwedische Mann den Auftrag des ausländischen Besitzes erhalten hat, als sein Bevollmächtigter in Allem, was das Besitzthum betrifft, vor Gericht Rede zu stehen. 10. März. (W. T. B.) Der Justiz⸗Minister von Adlercreutz hat, wie die hiesige amtliche Zeitung mittheilt, gestern beim Könige sein Entlassungsgesuch eingereicht.

Dänemark. Kopenhagen, 5. März. Im Folkething haben die Abgg. Bagger, Holstein⸗Ledreborg, Jensen, J. A. Han⸗ sen, Holm und Hägsbro zur zweiten Berathung des Finanz⸗ gesetzes einen Aenderungsvorschlag eingebracht, wonach Beamten und Angestellten, deren Lohn nicht 1200 Rdlr. R. M. üher⸗ steigt, eine Zulage von 10 Prozent für die ersten 800 Rdlr. bewilligt werden soll. Auch Soldaten und Unterkorporale ꝛc. sollen eine tägliche Zulage von 2 Schill. R. M. ꝛc. erhalten.

Affrika. General Sir Garnet Wolseley hat in der eroberten feindlichen Hauptstadt an seine siegreichen Truppen folgende Ansprache gerichtet:

8 18 Kumassi, 5. Februar.

Soldaten, Seelente und Marinesoldaten dieser 1öö Nach fünf Tagen sehr scharfen Gefechtes ist Euer Muth und Euer Pflichteifer durch vollkommenen Erfolg belohnt worden. Ich danke Euch im Namen Ihrer Majestät für Eure Tapferkeit und gute Füh⸗ rung während dieser Operationen. In der ersten Periode dieses Krie⸗ ges ward die Aschantiarmee aus dem Fantilande in ihr eigenes Ge⸗ iet zurückgetrieben. Seitdem seid Ihr weit durch einen dichten Wald vorgedrungen, der an vielen Stellen mit der größten Hartnäckigkeit vertheidigt ward. Ihr habt wiederholt einen sehr zahlreichen und äußerst muthigen Feind geschlagen, der auf seinem eigenen Beden in wohlgewählten Stellungen focht. Britischer Muth und die Disziplin, welche der Land⸗ und Seemacht Ihrer „Majestät gleichmäßig eigen sind, haben es Euch möglich gemacht, solcher Weise alle Schwierigkeiten zu über⸗ winden und des Feindes Hauptstadt zu nehmen, welche jetzt in unserer Gewalt ist. Alle die Leute, sowohl Europäer als Eingeborne, welche der König von Aschanti ungerechter Weise gefangen hielt, sind jetzt in Freiheit, und Ihr babt diesem grausamen und barbarischen Volke be⸗ wiesen, daß England im Stande ist, seine Feinde zu strafen, wie immer deren Stärke an Zahl oder Stellung sein möge. Bewahret bei Eurem Rückmarsche. nach der Küste dieselbe bewunderungswürdige Führung, welche Ihr bis jetzt bewährt habt, und England wird mit eben solchem Rechte stolz sein, solche Soldaten, Matrosen und Marine⸗ truppen zu haben, wie ich darauf bin, die Ehre gehabt zu haben, Euch während dieses Feldzuges zu kommandiren.

G. Wolseley, General⸗Major.“

Ueber die Besetzung und Zerstörung von Ku⸗ massi liegen die amtlichen Depeschen vor, welche den Hergang in vollster Ausführlichkeit melden. Es scheint, daß nach der Schlacht von Amoaful Sir Garnet Wolseley seinen Marsch

ben vom Könige erhielt, worin dieser ihn ersüüchte, Halt zu machen, und sich bereit erklärte, die Friedensbedingungen anzu⸗ nehmen. Sir Garnet Wolseley machte demgemäß für die Nacht Halt und versprach, am folgenden Morgen nicht weiterzugehen, falls der König seine Mutter und seinen Bruder als Geißeln se Die Geißeln wurden nicht ge⸗ sandt. Die Expedition setzte hierauf am 4. Februar den Marsch fort und überschritt den Ordahfluß, worauf sich ein allgemeines Treffen entspann, das sechs Stunden dauerte. „Der Feind“ sagt Sir Garnet Wolseley „kämpfte indeß nicht mit dem⸗ selben Muthe, wie bei Amoaful, denn, obwohl sein Wider⸗ stand höchst entschlossen war, feuerte er wild, und griff uns im Allgemeinen nicht so nahe an, wie in dem früheren Treffen.“ Nachdem das Dorf Ordahsu genommen und die Trup⸗ en dort konzentrirt worden waren, griffen die Aschantis den Ort ungestüm an. Das 42. Hochländer⸗Regiment rückte alsdann nahm die Positionen des Feindes, der nach weiterem Kampfe in völliger Unordnung die Straße nach Kumassi ent⸗ lang flüchtete. Die Truppen folgten und rückten in der Dunkel⸗ heit in Kumassi ein, in dessen Hauptstraße sie die Königin drei⸗ mal hochleben ließen. Alle Anstrengungen Sir Garnet Wolseley's, den König zu veranlassen, zu ihm zu kommen und den Frieden zu unterhandeln, oder zu diesem Behufe einen Prinzen von Ge⸗ blüt ins Lager zu senden, schlugen gänzlich fehl, und am Abend des 5. Februar beschloß Sir Garnet Wolseley, Kumassi zu zer⸗ stören und den Rückmarsch anzutreten. Dieser Entschluß wurde bestärkt durch die Thatsache, daß Sturmwinde eingetreten zu sein schienen, und daß die Passage der Flüsse auf der Rückzugs⸗ linie durch Verzug schwieriger gemacht werden dürfte. Dem⸗ gemäß begann am 6, v. M. der Rückmarsch. Die Stadt war in jedem Quartier in Brand gesteckt und der Palast in die Luft gesprengt worden. Sir Garnet Wolseley bemerkt, daß keine Mittel unversucht blieben, um eine friedliche Lösung des Feld⸗ zuges herbeizuführen. „Bis zur letzten Stunde“ fügt er hinzu „ließ ich den Palast des Königs unangetastet, in der Fofinung daß er zurückkehren würde.“ Die Truppen enthielten ch der Plünderung und verließen den Palast ohne einen einzigen Gegenstand von Werth mitzunehmen. Der General ist überzeugt, daß die militärischen Zwecke der Expedition erreicht worden sind. Den Erfolg der Expedition faßt der Spezialberichterstatter der Times“ wie folgt zusammen: „Die Nachbarstämme wer⸗ en ihre Häupter gegen die für unüberwindlich gehaltenen Aschantis erheben. Mahomedanische Handelsleute werden die Kunde bis zu den Grenzen der Sahara und des Tchadsees nach Kano, Kukmaa und Timbuctu tragen. Die Eingebore⸗ nen der Goldküste dürften sich nicht wieder auf die Aschantiseite schlagen, und es ist nicht wahrscheinlich, daß die Aschantis je wieder in das Protektorat einfallen werden. Die Männer von

Län Angaben eingefordert hat über

der Goldküste zurückzuziehen.

von unserer militärischen Macht nach Hause bringen, und die Expedition wird uns manche Unterhandlung an anderen Theilen der Küste ersparen.

Nach einem Telegramm General Wolseleys vom 22. p. Mts. hatte der König von Aschanti um Frieden nachge⸗ sucht und als einstweilige Abschlagszahlung für Kriegskosten 1000 Unzen Gold übersendet. General Wolseley hatte den Frie⸗ densunterhändler empfangen und den Friedensvertrag am 13. Februar c. zur Unterzeichnung nach Kumassi geschickt. Am 24. c. sollte der Rest des britischen Expeditions⸗Corps wieder nach Eng⸗ land eingeschifft werden.

Dem „Daily⸗Telegraph“ vom 11. d. M. gehen, wie W. T. B. meldet, Mittheilungen zu, wonach die Friedensbedin⸗ gungen, welche General Wolseley dem Könige der Achantis. Koffi Kalkalli, auferlegt hat, folgendermaßen lauten: Der Kö⸗ nig hat 50,000 Unzen Gold an die Briten zu entrichten, seine Ansprüche auf das Gebiet von Adansi, Assim, Akim, Denkera und Wassaw aufzugeben und seine Truppen von dem britischen Theil Außerdem verpflichtet sich Koffi, eine 15 Fuß breite Straße von Kumassie nach dem Prahflusse zu unterhalten und den Handels⸗ und Waarenverkehr auf der⸗ selben unter seinen Schutz zu stellen, sowie endlich die Men⸗ schenopfer auf immer zu verbieten. EEEEEE

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4 Reichstags⸗Angelegenheiten. 8

„„ Berlin, 11. März. Dem Reichstag ist folgendes Gesetz, betreffend die Einschränkung der Gerichtsbarkeit der deutschen Konsuln in Egypten, vorgelegt worden:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König

von Preußen ꝛc. verordnen im Namen des Deutschen Reiches, nach erfolgter Zustim⸗ mung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt: 3 Einziger Artikel.

Die den Konsuln des Deutschen Reichs in Egypten zustehende Gerichtsbarkeit kann durch eine mit Zustimmung des Bundesraths zu 5 Kaiserliche Verordnung eingeschränkt oder aufgehoben werden.

Die Dauer der Einschränkung oder Aufhebun ll jedoch den Zeitraum von fünf Jahren nicht übersteigen. I111141414*“ Gegeben ꝛc.

g so

1 8.

Statistische Nachrichten.

Die Montanindustrie Deutschlands hat während der letzten zehn Jahre einen sehr bedeutenden Aufschwung genommen, welcher in Zahlen genauer nachweisbar ist. Nach den amtlichen Zu⸗ sammenstellungen, welche über die Ergebnisse des Bergbaues im Deut⸗ schen Reiche (ohne Elsaß⸗Lothringen) kürzlich für die Jahre 1862 bis 1871 (für 1872 fehlen die näheren Angaben noch) aufgestellt worden sind, betrug der Gesammtwerth der Bergwerksproduktion, welche 1871 251,620 Arbeiter beschäftigte:

1862 44,448,694 Thlr. 1867 70,922,195 Thlr.

1863 46,852 008 18è68 74,500,849

1864 54,394,694 1869 79,329,864

1865 62,621,837 1870 81,817,913 1866 665 ,61,411 15871 103,819/830

Zu bemerken ist hierbei daß in den Werthsziffern von 1862 bis 1868 der Braunkohlenbergbau Mecktenburgs nicht miteinbegriffen ist, wodurch indeß wegen der Unbedeutendheit desselben die Vergleichung nicht wesentlich alterirt wird. Im Uebrigen ergiebt sich, wenn man die Werthe für 1862 und 1871 einander gegenüberstellt, für letzteres Jahr die bedeutende Zunahme um 133 %, an welcher in erster Linie der Bergbau auf Mineralkohlen, sodann aber auch der auf Erze und Mineralsalze betheiligt gewesen ist. Wie sich auf diese drei Gruppen der Montanindustrie die obigen Werthe in den einzelnen Jahren ver⸗ theilen, läßt die nachfolgende Uebersicht näher ersehen:

Mineralkohfen. Erze. Mineralsalze.

1862 32,433,317 Thlr. 11,504,838 Thlr. 510,539 Thlr.

1863 33,580,429 12,623,626 647,953

1864 39 401,103 14,073,538 920,053

1865 46,795,541 15,273,774 552,522

1866 48,707,195 16,157,005 737,211

1867 52,499,007 17,592,646 830,542

1868 55,284,691 18,256,320 959,838

1869 58,968,350 19,282,360 1,079,154

1870 61,873,986 18,747,291 1,196 636 1871 81,543,993 20,776,578 1,498,259

„Der Werth der Mineralkohlen⸗Produktion zeigt hiernach von 1868 1871 eine Zunahme um 151 %; es kommen hierbei hauptsäch⸗ lich in Betracht: Steinkohlen (1862 für 27,699,298 Thlr., 1871 für 72,783,765 Thlr.) und Braunkohlen (1862 für 4,703,363 Thlr., 1871 für 8,737,548 Thlr.), Graphit und Asphalt dagegen mit unerheblichen Werthsbeträgen. Der Erzbergbau, welcher im Ganzen um 80 % ge⸗ stiegen ist, vertheilt sich der Hauptsache nach auf: Eisenerze (1862 für 3,287,408 Thlr., 1871 für 9,366,739 Thlr.), Zinkerze (1862 für 1,801,081 Thlr., 1871 für 1,790,071 Thlr.), Bleierze (1862 für 3,760,529 Thlr., 1871 für 4,942,002 Thlr.), Kupfererze (1862 für 971,870 Thlr., 1871 für 1,831,929 Thlr.), Silber⸗ und Golderze (1862 für 1,105,202 Thlr., 1871 für 1,765,047 Thlr.), wogegen die Produktion aller übrigen Erze zusammen eine Zunahme von 578,748 Thlr. in 1862 auf 1,080,790 Thlr. in 1871 erfahren hat. Die Preha eh von Mineralsalzen zeigt eine Steigerung um 193 %; hier⸗ bei kommen hauptsächlich in Ansatz Steinsalz (1862 für 397,098 Thlr., 1871 für 373,109 Thlr.) und Kalisalze (1862 für 113,441 Thlr., 1872 für 1,119,270 Thlr.).

Nach den Veröffentlichungen der französischen Zolladministration stellen sich die Werthsziffern der Einfuhr und Ausfuhr Frank⸗ reichs während der letzten sehn Jahre folgendermaßen:

Einfuhr. Ausfuhr. .3,600,178,000 Fres. 3,926,895,000 .. 3,570,320,000 761,613,000 .. 3,566,670,000 . .. 2,867,448,000 . 3,153,071,000 .. 3,303,729,000 .. 3,026,514,000 1866 2,793,484 000 1865 2,641,806,000 3,088,375,000 1864 2,528, 150,000 2,924,168,000 Bei Vergleichung der Zahlen für 1873 mit denen von 1864 er⸗ giebt sich für den Import eine Zunahme um 1,072,028,000 Frcs., wo⸗ gegen die Ausfuhr um 1,002,727,000 Frcs. gestiegen ist. Der Totalumsatz des Landes, welcher 1864 erst 5452 Millionen Frcs. betrug, hat im Jahre 1873 die Höhe von 7527 Mill. Frcs. erreicht, hat also um 38 % zugenommen. In den beiden letzten Jahren vertheilte sich der Import folgendermaßen: 8 18973 e.

Fres. Frcs. 918,440,000 797,650,000 2,161,389,000 2,108,71 4,000 349,095,000 480,215,000 171,254,000 183,741,000

Frcs.

3,186,609,000

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Nahrungsmittel. Rohstoffe... enheeß

Indere Waaren

Bonmh und von Opobo und die Houssas werden die Kunde

1“ 8 134

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Die Zunahme des Imports kommt also der Hauptsache nach auf Nahrungsmittel und Rohstoffe, während dieselbe in den übrigen Arti⸗ keln zurückgegangen ist. Die Mehreinfuhr von Nahrungsmitteln erklärt sich zum Theil aus der schlechten Ernte, welche u. A. eine Mehrein⸗ fuhr von 58 Mill. Frcs. Getreide und Mehl, sowie von 8 Mill Fres. Reis zur Folge hatte. Von Rohstoffen sind mehr eingegangen: Welle für 36 Mill. Frcs., Steinkohlen für 6 ½ Mill. Fres., Oelsaaten für 35 Mill. Fres., Guano für 25 Mill. Frcs, Salpeter, Soda, Pott⸗ asche für Mill. Fres., wogegen die Baumwolleneinfuhr sich um ca. 52 Mill. Frcs. vermindert hat. Bei der Ausfuhr kommen in erster Linie Gewebe und Garne in Betracht, und zwar:

1873. 1872.

5 Frcs. Fres. 521,175,000 435,848,000 346,960,000 314,484,000 90,711,000 68,688,000 28,244,000 22,078,000 32,732,000 31,122,000 Baumwollengarn 9,688,000 6,499,000 Garn aus Flachs und Hanf 15,578,000 12,879,000 Von anderen wichtigen Exportartikeln sind hervorzuheben: Wein 305 Mill. Fres. (gegen 1872 mehr 32 Mill. Frcs.), Getreide und

Mehl 158 Mill. Fres (weniger 89 Mill. Fres.), Spirituosen 73 Mi rcs. (weniger 8 Mill. Frcs.), Butter 73 Mill. Fres. (mehr 17 Mill. res.), Seide 114 Mill. Frcs. (weniger 20 Mill. Frcs.), Wolle 92 Mill. Frcs. (weniger 9 Mill. Frcs.), Lederwaaren 130 Mill. Fres. Menise 88 Mill. Frcs.), Edelmetalle 500 Mill. Fres. (mehr 167

. Fres.

Nach den Katalogen der beiden schwedischen Universi täten für den Frühlingstermin 1874 sind 8 np sü9e 32 nvearsch 3 und 2 außerordentliche Professoren, 23 ordentliche und 2 außerordent⸗ liche Adjunkte, 44 Dozenten und 4 Exerzitienmeister; die Zahl der Studenten ist 1528. In Lund sind: 27 ordentliche und 1 außer ordentlicher Professor, 22 ordentliche Adjunkte, 13 Dozenten und 3 Exerzitienmeister, Summa 66 Lehrer; die Zahl der Studenten

Kunst, Wissenschaft und Literatrr. Berlin. In den Tagen vom 8.—11. April d. J. wird der 3. Kongreß der deutschen Gesellschaft für Chirurgie hierselbst. tagen. Zur Begrüßung findet am 7. April, Abends 8 Uhr eine Versammlung im Hotel du Nord statt.

Seit Jahresfrist erscheint in Königsberg im Kom missions.⸗ verlag der Akademischen Buchhandlung eine kritische Zeit⸗ schrift, betitelt: „Wissenschaftliche Monatsblätter“, heraus⸗ gegeben von Prof. Dr. O. Schade in Königsberg. Das Blatt zeichnet sich durch Obiektivität, Gewissenhaftigkeit und Ausführlichkeit der Kritiken vortheilhaft aus und ist für den Preis von 20 Sgr. halbjährlich zu beziehen.

Die soeben erschienenen Nrn. 1 und 2 (III. Bd.) des Corre pondenz⸗Blattes des Niederrheinischen Vereins ffentliche Gesundheitspfege“, Redaktion: Dr. Lent, prakt. Arzt in Cöln, Sekretär des Vereins, (Cöln, in Kommission in der M. Dumont⸗Schaubergschen Buchhandlung) hat folgenden Inhalt: Die Trennung der gerichtlichen Medizin von der öffentlichen Gesund- heitspflege, von Dr. Makower in Wiesbaden. Mortalitäts⸗Statistik der Gemeinde Essen: 1) Topographische und physiographische Skizze der Gemeinde Essen, von Dr. Schmidt in Essen. 2) Mortalitäts⸗ Statistik, zusammengestellt im statistischen Bureau des Vereins. Mortalitäts⸗Statistik der Gemeinde Mörs: 1) Topographische und physiographische Skizze der Stadt Mörs, vom Kreisphysikus Dr. Na⸗ thusius in Mörs. 2) Mortalitäts⸗Statistik, zusammengestellt im statistischen Bureau des Vereins. Mortalitäts⸗Statistik der Ge⸗ meinde Langenberg, zusammengestellt im statistischen Bureau des Ver⸗ eins. Vorschlag zu einer zweckmäßigeren Eintheilung der Schichtzeit der Fabrik⸗Arbeiter, von Dr. Zander in Eschweiler. Die Pavillon⸗ bauten im Stadt⸗Krankenhause zu Dresden, mit einer Tafel Zeich⸗ nungen, von Stadtbau⸗Direktor Th. Friedrich in Dresden. 8 etition des Vorstandes des Niederrheinischen Vereins für öffentliche Bestlicn heitspflege, betreffen) die Amendirung der §§. 42 und 43 des Gesetz⸗ Entwurfs über die Beurkundung des Personenstandes und die Form der EheschließBung. Gesetzentwurf über den Impfzwanz für das Deutsche Reich. Die Volksschul⸗Pulte, von Dr. W. Buchner, Di⸗ rektor der höheren Töchterschule in Crefeld. Die Kanalisirung der Stadt Witten, mit einem Plane der Stadt Witten, von Baumeister Freudenberg in Cöln. Aus der chemisch⸗mikroskopischen Unter⸗

Seidenwaaren

Wollenwaaren 511 Baumwollenwaaren. * 11 Gewebe aus Leinen und Hanf

5

8 f

suchungs⸗Statirn des Vereins. Cark von Weife. †. (Nekrelog.)

Zur fünfzigjährigen Gedenkfeier der am 24. Februar 1824 erfolgten öffeatlichen Anerkennung des Gymnasiums zu Elberfeld ist eine Festschrift erschienen, welche ausführliche statistisch⸗geschichtliche Darstellungen dieser Anstalt enthält. Auf eine Chronik des Gymnasiums in den Jahren 1812 1813 folgen Mit⸗ theilungen über das Patronat und die lokale Verwaltung, die Finanz⸗ verhältnisse, die Räumlichkeiten, die Lehrer des Gymnasiums (und der alten lateinischen Schule, die von 1592— 1812 in Elberfeld bestand), die Frequenz, die Verhältnisse der Aufnahme und des Abganges der Schüler, der Abiturienten, über den Lehrplan, die Lehrbücher, die Schulschriften, die wissenschaftlichen Sammlungen und die Stiftungen der Anstalt. Beigegeben sind der Festschrift drei sauber ausgeführte Tafeln, enthaltend graphische Darstellungen der Frequenz des Gym⸗ nasiums, der einzelnen Klassen und des Zuganges und Abganges der Schüler in den Jahren 1813 1873, bezw. 1842— 1873.

„Leipzig, 7. März. Der Geheime Hofrath, Professor der orien⸗ talischen Sprachen an der hiesigen Universität, Ehrendoctor verschie⸗ dener auswärtiger Fakultäten, Dr. phil. Heinrich Leberecht Fleischer, beging am 4. d. M. sein fünfzigjähriges Doctorjubiläum.

Mainz, 5. März. Ueber neue Funde von Alterthümern meldet das „M. J.“ Folgendes: „Bei den Brückenpferkern wurde heute abermals ein merkwürdiges römisches Skulpturfragment ausgehoben. Es ist ein flacher Stein von 75 Centimeter im Gevierte und 20 Centimenter Höhe, dessen Vorderseite durch eine sehr zierliche Pilasterarchitektur in zwei schmale Felder an den Enden und ein dop⸗ pelt so breites in der Mitte geschieden wird. In dem Mittelfelde be⸗ findet sich ein in die Breite gezogener Sockel mit Verstärkungen an den Ecken und in der Mitte, darüber eine fein profilirte Platte. Auf der Platte ist links vom Beschauer ein nach auswärts schreitender Löwen⸗ oder Pantherfuß, in der Mitte stark zerfressene Spuren von Thierfüßen, etwas nach Rechts ein vasenförmiges Gefäß und auf der rechten Ecke abermals das Bruchstück eines Pantherfußes. Weitere Fortsetzung nach oben fehlt. In den kleineren Feldern rechts und links stehen schmale Postamente, auf deren Deck⸗ platten die Reste von zierlichen Figürchen bis zum Knie erhalten sind. Anordnung, Styl und Ausführung lassen auch dieses Bruchstück un⸗ zweifelhaft als römischen Ursprungs erkennen; Gegenstand und Be⸗ stimmung bleiben jedoch unklar. Wie wir gleichzeitig erfahren, wurden im Laufe der Arbeiten bereits eine Reihe von Funden gemacht, die in mehrfacher Hinsicht von Interesse sind. Da bis jetzt davon noch nichts an die städtische Sammlung abgegeben worden ist, so glaubte man, daß außer den Steintrümmern nichts an das Tageslicht ge⸗ kommen sei. Wie aber nicht anders zu vermuthen, ergaben sich, ganz wie bei ähnlichen Untersuchungen von Flußgrund, z. B. in der Donau, Münzfunde, die mit dem Kies zu unförmlichen Klumpen zusammengeballt sind, sodann sogar Steinwaffen, welche an die Pfeilerfundamente angeschwemmt worden waren. Eine andere That⸗ ache verdient besondere Aufmerksamkeit, daß nämlich die Eisenschuhe der aus Karolingerzeit stammenden Rostpfähle zum Theil stark um⸗ gebogen sind. Es wird daraus gefolgert, daß dieselben nicht unmittel⸗ bar in den Flußgrund eingetrieben waren, auf ältere Funda⸗ mente beim Einsenken aufgetroffen scheinen; daher sollen die Verkrüm⸗ mungen der Eisenschuhe rüühren. Dies ließe sich nur durch eine sorg⸗

fältig überwachte Erhebung der verschiedenen Pfeilerschichten feststellen.

Zusammen

8

3,800,778,000 3,570,320,000

Es ware darum für die Geschichte des alten Brückenbaues, der nach 1151““ 16“