Innsbrucker Prämien⸗Anleihe. kvich Prämien⸗Anleihe. Kroatisch⸗Slav onische, Mährische, Nieder⸗Oesterreichische, Salzburgische, Ungarische Grundentlastungs⸗Obligationen. Mährische Propinations⸗Obli⸗ ationen. Neuenburger Prämien⸗Anleihe de 1857. Nieder⸗ ändische Staats⸗Eis enbahnen⸗Betriebs⸗Gesellschaft, Obligationen. Oesterreichische Staats⸗Prämien⸗Anleihe de 1860. Russis che Central⸗Bodenkredit⸗Pfandbriefe. Sachsen⸗ Weimarische Staats⸗Anleihe de 18566. Süd⸗Norddeuts che (Reichenberg⸗ Pardubitzer) Verbindungsbahn⸗ Prioritäts⸗Obligationen. Un⸗ garische Bodenkredit⸗Instituts⸗Pfandbriefe. M Die Allgemeine Verloosungs⸗ Tabelle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 15 Sgr. vierteljährlich durch alle Postanstalten, sowie durch Carl Hey⸗ manns Verlag, Berlin, S. W., Anhaltstraße 12 und alle Buch⸗ handlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 2 ½ Sgr.
1869. Kgeglevich' sche
ARichtamtliches.
Preußen. Berlin, 9. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König trafen laut telegraphischer Meldung heute Vormittag im besten Wohlsein in Frankfurt a. M. ein und setzten, nachdem Allerhöchstdieselben die Meldungen der Militärbehörden und des Polizeipräsidenten entgegengenommen, die Reise nach Wiesbaden fort. Se. Majestät wurden bei der Ankunft und Weiterreise von einem zahlreich versammelten Publi⸗ kum mit den lebhaftesten Kundgebungen begrüßt. In Wies⸗ baden kamen Se. Majestät um 10 ¾ Uhr an und fuhren darauf vom Bahnhofe unter den Hochrufen und Blumenspenden der Bevölkerung im offenen Wagen durch die reichbeflaggte Stadt nach dem Schlosse. ☚½
— Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin traf gestern um 5 Uhr in Karlsruhe ein und dinirte bei Ihren Kö⸗ niglichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin. Die Ankunft in Baden erfolgte Abends; die Hofdamen, Gräfin Schimmelmann und Gräfin Brandenburg, sowie der dienst⸗ 2 Kammerherr, Graf Matuschka, haben die Ehre, Ihre ajestät zu begleiten. 5
ööö“ vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für R nungswesen traten heute zu einer Sitzung zusammen. —8 88
— In der Woche vom 19. bis 25. April 1874 sind geprägt worden an Silbermünzen: 1,035,752 Mark 1⸗Markstücke; 220,725 Mark 60 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 68,145 Mark 90 Pf. 10⸗Pfennigstüͤcke; 14,299 Mark 60 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 29,430 Mark 16 Pf. 2⸗Pfennigstücke; 6425 Mark 85 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Vorher wa⸗ ren geprägt: an Goldmünzen: 819,369,060 Mark 20⸗Markstücke, 202,800,640 Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: 13,489,418 Mark 1⸗Markstücke, 4,516,414 Mark 40 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 1,605,106 Mark 10 Pf. 10⸗Pfennigstücke, 29,740 Mark 30 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 265,708 Mark 60 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 75,902 Mark 18 Pf. 1⸗Pfennig⸗ stücke. Mithin sind im Ganzen geprägt: an Goldmünzen: 1,022,169,700 Mark; an Silbermünzen: 19,262,310 Mark — Pf.; an Nickelmünzen: 1,717,291 Mark 90 Pf.; an Kupfer⸗ münzen: 377,466 Mark 79 Pf.
— Die in der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeord⸗ neten berathenen, von dem Abg. Dr. Wehrenpfennig beantragten Zusatzartikel zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Deklaration und Ergänzung des Gesetzes vom 11. Mai 1873, lauten:
Art. 4. Wenn nach Erledigung eines geistlichen Amtes ein Geistlicher wegen unbefugter Vornahme von Amtshandlungen rechts⸗ kräftig zur Strafe verurtheilt worden ist, so ist derjenige, welchem auf Grund des Patronats oder eines sonstigen Rechtstitels das Prã⸗ sentations⸗ (Nominations⸗, Vorschlags⸗) Recht zusteht, befugt, das Amt wieder zu besetzen und für eine Stellvertretung in demselben zu sorgen. 1“
Art. 5. Die gleiche Befugniß steht dem Berechtigten zu, wenn die zur Wiederbesetzung einer Stelle fetzgesetzte Frist abgelaufen und darauf die Einbehaltung der Staatsmittel verfügt ist.
Art. 6. Für eine Stellvertretung in dem erledigten Amte zu sorgen, ist der Berechtigte auch dann befugt, wenn einem Geistlichen 2 in dem Bezirke des erledigten Amtes versagt wor⸗
en ist.
Art. 7. Dem Berechtigten ist von dem Strafurtheil, von der Verfügung wegen Einbehaltung der Staatsmittel oder wegen Be⸗ schränkung des Aufenthaltes amtlich Kenntniß zu geben. In Betreff der vor Verkündigung dieses Gesetzes ergangenen Urtheile und Ver⸗ fügungen ist jene Mittheilung sofort nach eingetretener Rechtskraft desselben zu bewirken. 8
Art. 8. Macht der Berechtigte von der ihm zustehenden Befugniß Gebrauch, so kommen die Vorschriften des Gesetzes vom 11. Mai 1873 zur Anwendung. Die daselbst dem geistlichen Oberen im Falle gesetz⸗ widriger Amtsübertragung angedrohte Strafe trifft in gleichem Falle den Berechtigten.
Art. 9. Wenn der Berechtigte innerhalb zweier Monate vom Tage des Empfanges der vorgeschriebenen Mittheilung für eine Stell⸗ vertretung nicht sorgt, oder innerhalb Jahresfrist, von dem nämlichen Zeitpunkte an gerechnet, die Stelle nicht wieder besetzt, so geht seine 5192 auf die Pfarr⸗ (Filial⸗, Kapellen⸗ u. s. w.) Gemeinde über. Die Gemeinde hat die in Art. 4, 5, 6 bezeichneten Befugnisse in allen
Pülen in welchen ein Präsentationsberechtigter nicht vorhanden ist. ie Vorschriften des Art. 7 finden auf die Gemeinde entsprechende Anwendung. Dieselbe ist insbesondere davon in Kenntniß zu setzen, daß der Präsentationsberechtigte innerhalb der gesetzlichen Frist von seinem Rechte keinen Gebrauch macht.
Art. 10. Liegen die Voraussetzungen des Art. 9 vor, so beruft der Landrath (Amtmann) in Stadtkreisen der Bürgermeister, auf den Antrag von mindestens zehn großjährigen, im Besitze der bürger⸗
ichen Ehrenrechte befindlichen, männlichen Gemeindemitgliedern, welche einem mitwählenden Familienhaupte untergeordnet sind, sämmt⸗ sen Erfordernissen entsprechende Mitglieder der Gemeinde zur Beschlußfassung über die Einrichtung der Stellvertretung oder über ie Wiederbesetzung der Stelle. Zur Gültigkeit der Beschlüsse ist er⸗ forderlich, daß mehr als die Häfte der Erschienenen dem Beschlusse zugestimmt hat. Die näheren Bestimmungen über das Verfahren erläßt der Ober⸗Präsident. . B
Art. 11. Kommt eine gültige Wahl zu Stande, so ist nach Maß⸗ gabe des Art. 10 ein Repräsentant zu wählen, welcher die Uebertra⸗ gung des Amtes an den gewählten Geiftlichen auszuführen hat. Für das Verhalten und die Verantwortung des Repräsentanten gelten die Vorschriften des Art. 8.
Art. 12. Wird in den Fällen der Art. 4—11 vom Ober⸗Präfi⸗ denten kein Einspruch erhoben oder der erhobene Einspruch von dem Gerichtshofe verworfen, so gilt der Geistliche als rechtsgültig angestellt.
Nach dem Abg. v. Mallinckrodt sprachen die Abgg. Dr.
Wehrenpfennig und Dr. Windthorst (Meppen) und der Staats⸗
Minister Dr. Falk. Darauf wurden
nommen. zurückgezogen, nachdem der Staats⸗Minister Dr. Falk erklärt hatte, daß kein Grund zu solchen Anträgen vorläge. — Schluß 4 Uhr.
— In der heutigen (63.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher am Ministertisch der Staats⸗Minister Dr. Falk mit mehreren Kommissarien beiwohnte, begann das Haus die dritte Berathung des Gesetzes, betreffend die Verwal⸗ tung erledigter katholischer Bisthümer. Gegen dasselbe sprach der Abg. Reichensperger, dafür der Abg. Graf Bethusy⸗Huc; bei Schluß des Blattes hatte der Abg. v. Wierzbinski das Wort.
— In einem Regierungs⸗Kollegium war eine Meinungs⸗ verschiedenheit darüber hervorgetreten, ob der Kreisausschuß des Kreises oder die Bezirksregierung kompetent sei, über eine Beschwerde gegen eine städtische Polizeiverwaltung wegen Verweigerung einer besseren Regelung des Abfuhrwesens zu entscheiden. Der Minister des Innern ist der Ansicht beige⸗
treten, daß die Bezirksregierung sich der Entscheidung über diese die russischen und württembergischen am hiesigen Hoflager auf
Beschwerde zu unterziehen hat. In dem Cirkular⸗Erlasse vom 11. d. M., betreffend die Kompetenz der Kreisausschüsse zur Entscheidung von Beschwerden gegen Verfügungen der städtischen Polizeiverwaltung, hat der Minister des Innern darauf hingewiesen, daß nach den §§. 79, 80 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 gegen alle von den städtischen Polizeiverwaltern im Landkreise kraft ihrer polizeili⸗ chen Befugnisse getroffenen Anordnungen, sie mögen die im 135 besonders aufgeführten oder andere polizeiliche Angelegen⸗ eiten betreffen, die Berufung an den Kreisausschuß stattfindet. Im vorliegenden Falle aber handelt es sich nicht sowohl um eine solche Anordnung im Sinne der gedachten §§. 79 und 80. und ebenso wenig um eine derjenigen Verfügungen, welche im §. 135 der Kompetenz der Kreisausschüsse besonders überwiesen sind, sondern lediglich um die Frage, ob die städtische Polizei⸗ Verwaltung anzuhalten sein möchte, im Interesse der öffentlichen Ordnung und Gesundheitspflege eine Polizeiverordnung zur an⸗ derweitigen Regelung der Düngerausfuhr aus der Stadt zu er⸗ lassen. Die Entscheidung hierüber fällt nach der Entscheidung des Ministers in das den Bezirksregierungen über die städtischen Polizeiverwaltungen zustehende Aufsichtsrecht, welches nach den Schlußbemerkungen in dem Cirkularerlasse vom 11. d. M. als durch die Vorschriften der Kreisordnung beseitigt nicht an⸗ gesehen werden kann. 1
— Se. Durchlaucht der Herzog von Croy⸗Dülmen, Mitglied des Herrenhauses, ist aus Dülmen hier eingetroffen.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath für Hamburg, Bürgermeister Dr. Kirchenpauer ist gestern Abend aus Ham⸗ burg hier angekommen und im Hotel Royal abgestiegen.
Bayern. München, 7. Mai. Der König hat dem apostolischen Nuntius Monsignore Meglia, Erzbischof von Da⸗ maskus, das Großkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone verliehen.
— Die erste öffentliche Sitzung der Kammer der Ab⸗ geordneten wird auf Dienstag, den 12. Mai, Vormittags 10 Uhr, anberaumt werden. Außer geschäftlichen Mittheilungen erfolgt in derselben Berathung und Beschlußfassung über den Bericht des Finanz⸗Ausschusses der Kammer der Abgeordneten betreffs der den Centrälfonds zugewiesenen Staatseinnahmen und deren Verwendung im Verwaltungsjahr 1870.
— Nach den Plänen für die neuen Forts bei Ingol⸗ stadt wird außerhalb Unsernherrn am rechten Donauufer ein großes Sperrfort der Donauthalbahn angelegt. Außerdem kom⸗ men am linken Donauufer als weiter vorgeschobene Vorwerks⸗ gürtel auf die Höhen von Stammham, Katharinenberg und Geimersheim je 1 großes Vorwerk, sohin auf dem linken Ufer 4 Werke mit dazwischen liegenden Feldwerken zu stehen. Die Bauten sollen noch in diesem Jahre begonnen werden. Zur Verstärkung der Arbeitskräfte sind bereits 1 Major und 3 Haupt⸗ leute vom Ingenieur⸗Corps nach Ingolstadt beordert worden.
— 8. Mai. (W. T. B.) Segen die Mitglieder des Aus⸗ schusses des katholischen Volksvereins und gegen die Vorstände der hiesigen katholischen Vereine ist auf Geldstrafen erkannt worden, weil dieselben bei der Ankündigung von Vereinsversammlungen sich nicht namentlich unterzeichnet und dadurch gegen das Vereinsgesetz verstoßen hatten.
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Sachsen. Dresden, 8. Mai. Der Prinz und die Prinzessin Georg nebst Familie haben gestern ihre Villa bei 5, bezogen. Der regierende Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. ist heute Vormittag wieder nach Gera abgereist.
— Die Erste Kammer beendigte heute zunächst die Be⸗ rathung des Etats des Kultus⸗Ministeriums und genehmigte dabei fast ohne Debatte die Anträge der Deputation, welche bis auf einige Punkte mehr formaler Natur mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer übereinstimmten. Hierauf schritt die Kam⸗ mer zur Berathung des Etats des Justiz⸗Ministeriums. Die Anträge der Deputation über die einzelnen Postulate, bis auf die Gehalte der Kassenbeamten bei den Untergerichten — welche nach dem Regierungs⸗Postulate zur Bewilligung empfohlen wurden — mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer überein⸗ stimmend, fanden ohne wesentliche Diskussion die Bewilligung der Kammer.
Die Zweite Kammer führte die Eisenbahndebatte zu Ende. Die nachgesuchte Konzessionirung der Linien Zittau⸗ Reichenau, Mehltheuer⸗Plauen, Weischlitz Hof, Dresden⸗Tetschen und der erbetene Staatsbau der Linien Stolberg⸗Chemnitz, Zwickau⸗Mülsen⸗Lichtenstein⸗St. Egidien, Waldheim⸗Rochlitz, Wolkenstein⸗Jöhstadt, Löbau⸗Weißenberg⸗Weißwasser wurden, theils schlechthin, theils zur Zeit abgelehnt. Die Ausführung der rechten Elbuferbahn Dresden⸗Tetschen und die Fortsetzung der Bahn Wittgensdorf⸗Limbach nach Wüstenbrand auf Staats kosten wurden, erstere für eine spätere, letztere für eine der nächsten Finanzperioden der Regierung zur Erwägung empfohlen; ebenso wurde die Regierung ersucht, die Herstellung einer Sekundärbahn Schwarzenberg⸗Cranzahl auf Staatskosten in Erwägung zu ziehen. Durch Annahme eines Antrags der Abgg. Schmidt und Dr. Heine wurde sodann weiter, gegen die Ansicht der Majorität der Finanzdeputation, die Regierung ferner ersucht, dem nächsten Landtage über ellung einer normalspurigen Sekundärbahn oder auch einer Hauptbahn Geithain⸗Lausigk⸗Liebertwolkwitz⸗Leipzig auf Staatskosten eine Vorlage zu machen. Zur Konzessionirung empfohlen wurde nur die Linie Ostrau⸗Großbothen⸗Pegau zum Anschluß nach Weißenfels unter der Voraussetzung, daß die Konzession auch auf preußischem Gebiete erlangt wird. Die Linie Radeberg⸗Großenhain ist schon gestern zur Konzessionirung empfohlen worden. Betreffs der Linie Dresden⸗Schmiedeberg wurde beschlossen, die Regierung zu ersuchen, einem Konsortium, welchem für Erbauung einer Bahn Dresden⸗Dippoldiswalde⸗
Landesgrenze Konzession Die vom Abg. v. Cuny beantragten Zusätze wurden
in Aussicht gestellt worden ist, eine Frist zur Beschaffung neuer Vorarbeiten für diese Linie bis zum 1. September 1875 zu gewähren. Eine Anzahl auf an⸗ dere, oder schon genannte Projekte, z. B. Ebersbach⸗Herrnhu Bernstadt⸗Görlitz, Zwickau⸗Mülsen⸗Lichtenstein⸗St. Egidien, Neu kirch⸗Bischofswerda, Wolkenstein⸗Jöhstadt bezügliche Petitionen wurden der Regierung theils zur Erwägung, theils zur bloßen Kenntnißnahme überwiesen. Zu der großen Mehrzahl aller dieser Projekte fanden mehr oder weniger eingehende Diskussi nen statt.
Württemberg. Stuttgart, 7. Mai. Gestern Nachmittag um 3 Uhr traf der Kaiser Alexgander von Rußland mit Extrazug hier ein. Um 2 ½ Uhr stellte sich eine Ehrencompagnie vom Grenadier⸗Regiment Königin Olga mit Musik auf dem Perron auf; auf dem rechten Flügel nahmen die höheren Offiziere, worunter der kommandirende General v. Schwartzkoppen, di
und v. Starkloff, General v. Gegen 3 Uhr erschienen der König und die Königin, sowie
Besuch anwesenden Höchsten Herrschaften auf dem
Der König nahm den Rapport entgegen, besichtigte die Ehren
Compagnie, und präzis 3 Uhr fuhr der aus 24 Wagen bestehende Extrazug ein. Ihre Majestäten der Kaiser Alexander und der König Karl begrüßten sich aufs Herzlichste durch dreimalige Umarmung
Sodann gingen Beide Monarchen unter den Klängen der russi⸗ schen Nationalhymne die Compagnie entlang, worauf die Be⸗ grüßungen zwischen dem Kaiser und der Königin Olga, sowie den übrigen Höchsten Herrschaften stattfanden. Der König be⸗ grüßte manchen Herrn aus der Begleitung des Kaisers, so na⸗ mentlich den Reichskanzler Fürsten Gortschakoff durch herzlichen Händedruck, ebenso der Kaiser die Herren und Damen vom Stuttgarter Hof. Als die Allerhöchsten Femheban. im ersten Wagen der Kaiser, der König und die Königin von Württem⸗ berg und der Großfürst Konstantin vom Bahnhof zum König⸗ lichen Residenzschloß fuhren, wurden sie von der Bevölkerung mit Hochrufen begrüßt.
Auch Prinz August von Württemberg ist gestern hier angekommen.
Abends wurde im Königlichen Hoftheater bei festlich beleuch⸗ tetem Hause die Oper „Lohengrin“ von Richard Wagner auf⸗ geführt. Als die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften um 7 Uhr in der großen Königlichen Mittelloge erschienen, wurde aus der Zuschauerreihe ein dreifaches Hoch auf das Hohe Braut⸗ paar ausgebracht, welches begeisterten Wiederhall fand. Die Fürstlichen Herrschaften wohnten der Gala⸗Vorstellung bis zum Schlusse bei.
— Der König hat gestern den Großherzoglich oldenbur⸗ gischen Kammerherrn Freiherrn von Röss ing empfangen, welcher aus Anlaß der Vermählung die Glückwünsche des Großherzogs von Oldenburg überbrachte.
— General⸗Lieutenant Freiherr von Reitzenstein, Com⸗ mandeur der 26. (1. Königl. Württembergischen) Infanterie⸗ Division feierte gestern sein 50jähriges Jubiläum als Offizier. Geb. am 18. März 1809, war er am 6. Mai 1824 freiwillig als Offiziers⸗Zögling in ein in Ludwigsburg garnisonirendes Regiment getreten. Von dem Offizier⸗Corps wurde dem Ju⸗ bilar ein Ehrensäbel überreicht. Der Commandeur der in Stutt⸗ gart garnisonirenden Infanterie⸗Brigade, General⸗Major von Hertzberg, übergab denselben in feierlicher Weise an der Spitze einer Deputation. Um 10 Uhr erhielt, wie bereits mitgetheilt, der General den Besuch des Königs, welcher ihm die Insignien des Großkreuzes des Militär⸗Verdienst⸗Ordens überreichte.
— 8. Mai. (W. T. B.) Keute Mittag 1 Uhr hat im Beisein des Königs und der Königin, des Kaisers von Ruß⸗ land, des Großfürsten Konstantin und aller übrigen Hohen Fürstlichen Gäste die feierliche Vermählung des Herzogs Eugen von Württemberg und der Großfürstin Vera nach protestantischem Ritus im weißen Saale des Königlichen Residenzschlosses und darauf nach griechischem Ritus in der griechischen Kapelle des Residenzschlosses stattgefunden. Heute Nachmittag erfolgte die Abreise der Hohen Neuvermählten mittelst Separatzuges nach Friedrichshafen, wo dieselben einen 14tägigen Aufenthalt nehmen werden, um sich darauf zu den Eltern des Herzogs Eugen nach Karlsruhe in Schlefien zu begeben.
— Zu Ehren des Kaisers von Rußland soll morgen eine Truppenrevue bei Cannstadt abgehalten werden. Am Montag Abend wird der Kaiser von hier nach England abreisen.
Baden. Baden, 7. Mai. Gestern Abend 6 ½ Uhr traf die Königin von Schweden mit ihrem zweiten Sohne Oskar, sowie Prinz Nikolaus von Nassau zum Besuche ihrer Schwester, der Fürstin Waldeck, hier ein und stiegen im Französischen Hofe ab. Die Königin führt den Titel einer Gräfin von Haga. Der Großherzog und die Großherzogin haben Ihrer Majestät heute Nachmittag einen Besuch abgestattet.
— 8. Mai. (W. T. B.) Die Erste und die Zweite Kammer, deren Sitzungen durch den Reichstag unterbrochen worden waren, sind heute wieder zusammengetreten.
— Der Präsident des Ministeriums, von Freydorf, der bis jetzt den Verhandlungen des Bundesrathes beigewohnt hatte, ist gestern von Berlin hier eingetroffen.
— Das Gesetzblatt publizirt die landesherrlichen Verord⸗ nungen über die Staatsprüfungen der Geistlichen.
Mecklenburg. Schwerin, 8. Mai. Gestern Abend fand zu Ehren des Großfürsten Wladimir und der Herzo⸗ gin Marie ein Zapfenstreich statt, welcher sich von dem Arsenal aus in Bewegung setzte und zum Palais der Großherzogin⸗Mutter, wo die Großherzoglichen Herrschaften und die Hohen Verlobten zum Thee waren, seinen Weg nahm. — Morgen Abend findet nach voraufgegangener Cour im goldenen Saale des Großher⸗ zoglichen Schlosses ein Hof⸗Konzert statt.
Anhalt. Dessau, 8. Mai. Der kommandirende General v. Blumenthal ist gestern hier angekommen, inspizirt heute
die Truppen und Garnisonsanstalten in Dessau und wird dem⸗
nächst über Zerbst nach Magdeburg zurückkehren.
Oesterreich⸗Ungarn. — gesetzblatt veröffentlicht das Gesetz vom 24. April 1874, be⸗ treffend die Wahrung der Rechte der Besitzer von Pfandbriefen, und das Gesetz vom 24. April 1874, betreffend die gemeinsame Vertretung der Rechte der Besitzer von auf den Inhaber lauten⸗ den oder durch Indossament übertragbaren Theilschuldverschrei⸗ bungen und die bürgerliche Behandlung der für solche Theil⸗ schuldverschreibungen eingeräumten Hypothekarrechte.
— (W. T. B.) Die Gesetzentwürfe, betreffend die äußeren Rechtsverhältnisse der katholischen Kirche und die Beiträge bn Religionsfonds behufs Deckung der Bedürfnisse
Wien, 8. Mai. Das Keichs⸗
des L Kultus, sind gestern vom Kaiser sanktionirt worden.
Pest, 7. Mai. Die „Pester Corresp.“ meldet: Heute Nach⸗ mittags wurde ein zweistündiger Ministerrath abgehalten, welcher beschloß, den griechisch⸗nichtunirten Kirchenkongreß nach Carlowitz im Laufe des Sommers einzuberufen, dessen erste Aufgabe sodann die Wahl eines Patriarchen bilden wird.
— Das Abgeordnetenhaus nahm Centralausschuß⸗ berichte entgegen; hierauf wurden die letzten Gesetzvorlagen in dritter Lesung angenommen und Gesetze publizirt. .
— Das Subcomité des kirchenpolitischen Aus⸗
chusses berieth gestern über die Einführung der Civilehe. Sämmtliche Mitglieder, auch der Kultus⸗Minister, erklärten sich im Prinzipe für die Einführung der obligatorischen Civilehe. Der Justiz⸗Minister ward aufgefordert, den auf das Eherecht be⸗ züglichen Theil des bürgerlichen Gesetzbuches präferenter noch in diesem Jahre vorzulegen.
— Die Bischofskonferenzen wurden gestern beendigt. Auf das Verlangen des Kultus⸗Ministers, das Defizit im Schul⸗ fonds für die nächsten drei Jahre mit 40,000 bis 50,000 Fl. u decken, wurde von den Bischöfen bereitwillig eingegangen. Das Resultat der Berathungen über den Mittelschul⸗Gesetz⸗ entwurf wurde gestern in Form einer Denkschrift dem Kultus⸗ Minister überreicht.
Großbritannien und Irland. London. 7. Mai. Die Königin ist gestern in Begleitung der Prinzessin Beatrice nach Schloß Windsor e woselbst am 12. d. unter ihrem Vorsitz eine Kabinetsberathung stattfinden wird. — Der Herzog von Nemours stattete gestern der Königin einen Besuch im Buckingham⸗Palast ab. — Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh wohnten gestern einem Diner bei, das ihnen zu Ehren der Marine⸗Minister Ward Hunt in der Admiralität gab.
— Die Gräfin von Derby hielt gestern im Auswär⸗ tigen Amt den zweiten diplomatischen Empfang ab, der von den Vertretern der auswärtigen Mächte, Pairs und Mit⸗ gliedern des Unterhauses sehr zahlreich besucht war.
— Die französische Regierung hat ihren Botschafter in London benachrichtigt, daß der Kriegs⸗Minister den projektirten Besuch der englischen Freiwilligen⸗Corps in Havre während der Pfingstwoche, um an dem Wettschießen der Mit⸗ glieder der Societé Havraise de Tir Theil zu nehmen, genehmigt habe.
— 9. Mai. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung des Oberhauses richtete Baronet Francis Napier Ettrick die An⸗ frage an die Regierung, ob dieselbe mit den Erklärungen ein⸗ verstanden sei, welche Lord Granville in seiner Depesche vom 17. Oktober 1872 an den St Petersburger Botschafter Lord Loftus betreffs gewisser von Rußland bei seinem Vorschrei⸗ ten in Central⸗Asien einzuhaltenden Grenzen abgegeben habe. Der Staats⸗Sekretär des Auswärtigen, Lord Derby, er⸗ klärte, die russische Regierung sei von so friedfertigem, ver⸗ söhnlichem Sinne geleitet, daß er in der Angelegenheit keine Gefahr sehe. Derselbe ließ sich dann über die eigentliche Grenz⸗ frage weiter aus und fügte hinzu, das Ministerium adoptire zwar den Inhalt der gedachten Depesche Lord Granville’s, müsse es aber ablehnen, sich darüber auszusprechen, was es in dem Falle zu thun gesonnen sei, wenn die in der Depesche erwähnten Voraussetzungen eintreten sollten.
Frankreich. Paris, 7. Mai. General Chareton, Berichterstatter der Armeereorganisations⸗Kommission, hat seinen Bericht über die Vorlage, welche die Kadres und die Kriegsschule betrifft, beendigt. Derselbe wird sofort nach Zu⸗ sammentritt der Deputirten der Nationalversammlung zur Prü⸗ fung unterbreitet werden.
— Der Deputirte des Departements der Seealpen, Ber⸗ gondi, der sich durch einen Schuß das Leben nahm, wurde, wie sein Kollege Piccon, am 8. Februar 1871. gewählt. Bis zum Rücktritt des Hrn. Thiers gehörte er zu jener Gruppe De⸗ putirten, die zwischen den beiden Centren schwankten, seit dem 24. Mai jedoch stimmte er fast bei allen wichtigen Gelegenheiten mit dem Kabinet Broglie. Die Vertretung der Alpes⸗Maritimes ist durch diesen Tod auf die zwei am 2. Juli 1871 erwählten republikanischen Deputirten, die Herren Henri Lefévre und Dr. Maure, zusammengeschmolzen. Durch den Rücktritt Piccons und den Tod Bergondi's ist die Zahl der ledigen Stellen in der Nationalversammlung auf 10 gestiegen.
— 8. Mai. (W. T. B.) Tronchin Dumersan, einer der Direktoren der für das Jahr 1875 aus privater Initiative beabsichtigten allgemeinen Weltausstellung, ist gestern verhaftet worden. Die Veranlassung der Verhaftung ist noch unbekannt. (Dieses Telegramm war gestern irrthümlich unter Spanien gesetzt.)
— Der Herzog von Broglie hat, wie „Soir“ ver⸗ sichert, das Verlangen kundgegeben, daß für die Berathung des Gesetzentwurfs über die Errichtung einer Zweiten Kammer von der Nationalversammlung die Dringlichkeit an⸗ genommen werde.
Spanien. Ueber die Kämpfe, deren Ergebniß der Entsatz Bilbao's war, lauten die amtlichen Rappoote wie
folgt: San Martin, 1. Mai, 4 ¼ Uhr Morgens.
Der Ober⸗Befehlshaber an den Kriegs⸗Minister: Es ist 3 Uhr früh; ich komme eben von Montellano und der Venta del Arcnao zurück, habe die Truppen des Generals Laserna auf der Höhe Pena Lampa, auf den Bergen von Galdames, gelassen, nachdem ich den um 12 Uhr Mittags begonnenen Angriff um 3 Uhr unterbrach, um die Vorrückung des Angriffes abzuwarten, den der Marquis del Duero im Centrum machen sollte, und ihn wieder aufnahm kurz vor dem Einbruche der Nacht, als in der Richtung des dritten Corps am Wege von Galdames de Suso Feuer vernommen wurde. Um 10 Uhr Abends war die Höhe besetzt, und, den General Laserna daselbst zurücklassend, bin ich hierher zurückgekommen, um den Vormarsch auf dieser Linie vorzubereiten und die Corps mit Proviant und Munition zu versehen, welche gegen Galdames operiren und den linken Flügel des Feindes umfassen sollen. Der Marquis del Duero begegnete lebhaftem Feuer bis zu den Höhen, welche er angriff. Die Division Echague war auf der äußersten Rechten von der Höhe von Guenies an. Die Verluste von — Corps sind nicht bedeutend. Auf der Linie von Somorrostro wurde viel gefeuert, doch geschah sonst nichts. Es war ein glänzender Tag, die Truppen führten sich ehrenvoll.
Hauptquartier Portugalete, 1. Mai (Abends).
Der Ober⸗ Befehlshaber, an den Kriegs⸗Minister. Heute Morgen um 8 Uhr marschirten die Truppen Laserna's von den Bergen von Galdames hinab nach Feneng. wo wenige Minuten vorher die ersten Schiffe unseres Geschwaders an⸗ gekommen waren, welche die über den Fluß gespannten Ketten zerbrachen und hier einliefen. In Portugalete quartierte die Division Palacios sich ein, die übrigen Truppen blieben zwischen Nocedal und Sestao. Um 12 begab ich mich nach Portugalete mit zwei Bataillonen und zwei Batterien; bald folgte mir der General Letona mit sechs Bataillonen, der Rest der Artillerie und die erste
Proviant⸗ und Munitions⸗Colonne. In Somorrostro bleibt der Ge⸗
neral Andia mit dem Rest der Streitkräfte, bis alles Material hier⸗ her befördert ist, um dem Heere zu folgen. Die Division der Avant⸗ garde nahm Quartier in Santurce, hier die Division Letona’'s, von der ein Regiment nach las Arenas hinübergegangen ist. In Mon⸗ tellano blieb ein Bataillon mit Mundvorrath und Munition, welches gleichfalls hierherrücken soll. Die Colonne des dritten Corps blieb auf der Straße von Avellaneda; und der Marquis del Duero, von dem mir genaue Nachrichten fehlen, wird wohl nach Varacaldo hin⸗ abmarschiren. Morgen, wenn aus Somorrostro Alles hier ist und Nachricht vom dritten Corps eintrifft, werden die Operationen auf Bilbao fortgesetzt werden. Portugalete, 2. Mai, 11 ½ Uhr Morgens.
Der Ober⸗Befehlshaber an den Kriegs⸗Minister. Seit gestern Abend nichts Neues, als daß der Feind einige Kanonenschüsse vom Berge Aspe am rechten Ufer des Flusses gefeuert hat, welche auf⸗ hörten, als eines der dort liegenden Schiffe antwortete. Ich sende die Divisionen Laserna’'s mit zwei Kruppschen Batterien auf das rechte Ufer, damit sie auf demselben nach Bilbao vorrücken. Das 3. Corps war gestern Abend auf den Höhen von Santa Agueda. Gestern wurde starkes Geschützfeuer gegen Bilbao vernommen; heute noch
kein Schuß. Hauptquartier Portugalete, 2. Mai. Der Ober⸗Befehlshaber an den Kriegs⸗Minister. In diesem Augenblicke meldet mir ein Adjutant des Marquis del Duero, auf den Höhen von Santa Agueda und Baracaldo hätten diesem einige Freiwillige aus Bilbao die Nachricht gebracht, da die Carlisten alle Positionen verließen und sich zurückzögen, und der arquis del Duero marschire vor, um die Brücken von Burcena und Castrejana zu re⸗ kognosziren und überzusetzen. Ich lasse ihm sagen, daß er wo mög⸗ lich mit seinem Corps nach Bübao marschire, wo ich wünsche, daß er zuerst einrücken soll; ich fahre fort, Truppen auf das rechte Ufer des Nervion zu schicken, damit sie auf diesem Wege nach Bilbao rücken. Meinen Glückwunsch Ihnen und der Regierung, für das Vaterland und für die Freiheit. 3 Portugalete, 2. Mai, 10 Uhr Morgens. Der Marine⸗Minister an den General⸗Sekretär. Die Belagerung von Bilbao ist aufgehoben. Heute, am Jahrestage des ruhmreichen Kampfrufes für unsere Unabhängigkeit und des Angriffes auf Callao, ist die unbesiegte Hauptstadt von Biscaya wieder in Verkehr mit dem
liberalen Spanien getreten.
Madrid, 8. Mai. (W. T. B.) Der amt⸗lichen „Ga⸗ ceta“ zufolge hat Marschall Serrano auf eine bezüg⸗ liche Anfrage des Landwirthschafts⸗ Ministers Becerra er⸗ klärt, daß seine Absicht auf eine Versöhnung der verschie⸗ denen politischen Parteien gerichtet sei, und daß er in Kurzem über die Mittel zur Erreichung dieses Zieles sich schlüssig machen werde. Dem Vernehmen nach kommen für die ander⸗ weite Organisirung der Regierung drei verschiedene Kombinationen in Frage, entweder ein republikanisches Ministerium unter Castelar, oder ein Ministerium der Versöhnung unter Admiral Topete, oder ein aus konstitutionellen Elementen zusammengesetztes Mini⸗ sterium unter dem jetzigen Kriegs⸗Minister Zabala.
— Nach Nachrichten aus Bilbao war die Stadt wieder ausreichend mit Nahrungsmitteln versehen. Es ging das Ge⸗ rücht, der carlistische Brigadier Velasco sei von seinen eigenen Soldaten getödtet worden. Der Carlistenführer Cucala ist in Folge seiner im jüngst gemeldeten Gefecht erhaltenen Wunden gestorben.
— Marschall Serrano begiebt sich demnächst auf einige Tage nach Granada.
— Der „Agence Havas“ vom 9. Mai wird von der spa⸗ nischen Grenze telegraphirt, daß die Carlisten mit einer star⸗ ken Streitmacht in die Nähe von Bilbao zurückgekehrt sind und die Straße nach Galacamo besetzt halten. — Der General Concha hat seinen Vormarsch einstweilen eingestellt, um Pro⸗ viantvorräthe für die Armee zu erwarten.
Rußland und Poleun. St. Petersburg, 7. Mai. Die „R. W.“ meldet bezüglich einer Petition der Sektirer wegen Anlegung eigener Schulen, daß sie darum gebeten haben, falls ihnen die Gründung eigener Schulen verweigert würde, möge man ihren Kindern für den Besuch der allgemeinen Schulen die Rechte der Andersgläubigen verleihen, wonach sie von der Theilnahme am Religionsunterricht befreit wären.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. Mai. Der schwedische Reichstag ist in der vorigen Woche mit ge⸗ meinschaftlicher Abstimmung über solche Sachen beschäftigt ge⸗ wesen, in welchen beide Kammern verschiedene Beschlüsse gefaßt hatten. Nach Verlauf von 10 Tagen wird der Reichstag vier Monate (den für die jährlichen Versammlungen als Norm fest⸗ gesetzten Zeitraum) versammelt gewesen sein, gleichwohl sind mehrere sehr wichtige Gesetzvorschläge, wie z. B. über das Bank⸗ wesen, über das Forstwesen, üͤber einige größere Eisenbahn⸗ anlagen, über Elementarschulen für Mädchen, Ausbildung von Lehrern u. s. w. noch zu erledigen; außerdem werden noch einige gemeinschaftliche Abstimmungen beider Kammern stattfinden; man glaubt jedoch allgemein, daß der Schluß des Reichstages vor Pfingsten erfolgen wird.
Christiania, 3. Mai. Auf Veranlassung des Zollcomités im Storthing ist in diesen Tagen eine Uebersicht über die Zoll⸗ einnahmen sämmtlicher norwegischen Zollstationen innerhalb der Jahre 1854 bis 1873 herausgegeben worden. Die Gesammt⸗ Zoll⸗Intraden des Reichs belaufen sich darnach 1873 auf 3,640,500 Spd., während sie im Jahre 1854 2,318,000 Spd. betrugen. Diese Steigerung kann man in vier verschiedene Gruppen eintheilen: die erste umfaßt die Jahre 1854 und 55 mit einem Betrage von ca. 2 ¼ Millionen Spd. 1856 tritt dann eine Steigerung bis zu ungefähr 2 ½ Millionen ein, und darnach beginnt eine Reihe von Jahren — ungefähr bis zum Jahre 1862, wo die Einnahmen bis auf ca. 3 Millionen gehen, wäh⸗ rend sie von 1862 — 1871 auf der Summe von ca. 3 Millionen stehen blieben, mit einer einzigen Ausnahme im Jahre 1866, wo sie 3t Millionen betrugen. Die 4. und letzte Gruppe endlich wird gebildet durch die beiden Jahre 1872 und 73, wo ein ver⸗ hältnißmäßig starker Aufschwung bis zu 3,307,000 resp. 3,640,000 Spd. eintrat.
Dänemark. Kopenhagen, 6. Mai. Nach der ver⸗ öffentlichten Rechnungsablage über Einnahmen und Aus⸗ gaben in Island vom 1. April 1872 bis zum 31. März 1873 betrugen die Einnahmen 104,118 Rdl., worunter 49,006 Rdl. als Zuschuß aus der Staatskasse, und die Ausgaben 77,306 Rdl.; es entstand also ein Ueberschuß von 26,812 Rdl.
Amerika. Aus Ottawa wird unterm 6. d. M. gemel⸗ det: Das Haus der Gemeinen hat die Etats angenommen. Die Session des Parlaments des Dominion wird am 23. d. M. ver⸗ tagt werden.
Asien. Indischen Blättern zufolge wird demnächst eine neue birmanische Gesandtschaft nach Europa kommen. Dieselbe steht unter der Führung des Kin⸗woon Mengyee oder Ministers für auswärtige Angelegenheiten. Ihr Hauptzweck ist, einen neuen und modiftzirten Handels⸗ und Freundschaftsvertrag mit der französischen Republik zum Abschluß zu bringen.
— Aus Japan wird der „A. A. C.“ unterm 27. März
gemeldet: Die japanische Regierung beschäftigt sich mit großem Eifer und in sehr eingehender Weise mit der Revision der Ver⸗ träge mit dem Auslande. — Im Süden ist man mit der Paci⸗ fikation beschäftigt. Von den Hauptleitern der unterdrückten Rebellion ist nur Einer festgenommen worden. — In der Nacht vom 12. März brach in Jokohama eine verheerende Feuersbrunst aus, bei welcher ein werthvolles Häusergeviert, die „Bank⸗Buil⸗ dings“, mit einem Schaden von 150,000 Dollars abbrannte. — L“ Gesandte nahm seinen bleibenden Wohnsitz in seddo.
Die Nr. 19 des „Justiz⸗Ministerial⸗Blatt für die Preußische Gesetzge bung und Rechtspflege“, herausgegeben im Burau des Justiz⸗Ministeriums, hat folgenden Inhalt: Personal⸗ Veränderungen, Titel⸗ und Ordens⸗Verleihungen bei den Justizbehör⸗ den. — Das Recht der väterlichen Gewalt in Preußen.
Statistische Nachrichten.
Die Zeitschrift des Königlich sächsischenstatistischen Bureau, XIX. Jahrgang, 1873, enthält in Nr. 10 — 12 (Oktober⸗ Dezember): Die während des Jahres 1872 im Königreich Sachsen vorgekommenen Blatterntodesfälle, mit einigen Bemerkungen vom Her⸗ ausgeber. Bericht über die Viehzählung im Königreich Sachsen am 10. Januar 1873, vom Herausgeber (Schluß). Die Michaelismesse in Leipzig im Jahre 1873. Betriebsübersichten der Königlich sächsischen Staats⸗ und der in Staatsverwaltung befindlichen Privateisenbahnen von den Monaten Oktober, November, Dezember und vom ganzen Jahre 1873. Uebersicht der Resultate aus den Beobachtungen auf den metereclogischen Stationen im Königreich Sachsen für das Jahr 1872, mitgetheilt vom Professor Dr. C. Bruhns in Leipzig.
„— In Marienbad waren bis zum 6. d. M. 133 Parteien mit 180 Personen zum Kurgebrauche eingetroffen. — In Teplitz⸗ Schönau zählte man bis zum 4 Mai 179 Kurparteien mit 236 Personen und mit Einschluß der Touristen und Passanten im Garnzen 4248 Fremde. — Von der Franzensbader Kurliste wurde am 5. d. M. die erste Nummer ausgegeben. In derselben sind 26 Kur⸗ parteien mit 34 Personen verzeichnet.
— Die im „Pester Lloyd“ veröffentlichten Rückblicke auf die Entwickelung der ungarischen Volkswirthschaft im Jahre 1873 sind jetzt als Separatabdruck, h rausgegeben von Dr. Karl Mandello, (Budapest, 1874) erschienen. Die Aufsätze betreffen: I. Allgemeine Charakteristik. II. Die Börse. III. Die privilegirte österreichische Nationalbank. IV. Zollpolitik. V. Verkehrswesen: 1) Allgemeine Uebersicht, 2) die Entwickelung des ungarischen Eisen⸗ bahnwesens bis zu Ende des Jahres 1873, 3) Eisenbahnpolitik, 4) Eisenbahnbau, 5) Eisenbahnbetrieb, 6) finanzielle Ergebnisse, 7) Schiff⸗ fahrt und Wasserbau, 8) Straßen. VI. Geschäftsgang: 1) Getreide, 2) Oelsaaten, 3) Mehl, 4) Tabak, 5) Hülsenfrüchte, 6) Hanf, 7), Felle, 8) Spiritus, 9) Rohe Häute, 10) gearbeitetes Leder, 11) Schafwolle, 12) Zwetschken, 13) Schweinefett, 14) Speck, 15) diverse Produkte, 16) Borstenvieh. Beigefügt sind zwei graphische Tabellen über die Getreide⸗, Mehl⸗ und Kleiepreise in Pest im Jahre 1873.
— Auf Grund offtzieller Nachweise des russischen Zolldepartements Se Nesbanes, eitung“ über “ und Verminderung
er Ausfuhr Rußlands für das Jahr 1873 im Verhältniß zum
Vorjahe folgende Daten: b 524
„Eine Vermehrung der Aussuhr hatte bei folgenden 21 Ar⸗ tikeln „stattgefunden: Roggen um 33,260,233 Rubel, Flachs um 9,440 684 R., Holz um 7,562,550 R., Hafer um 7,118,187 R., Hanf um 4,494,787 R., verschiedene Sorten von Getreide außer Weizen, Gerste, Roggen, Mais, Erbsen, Hafer, Mehl um 3,632,569 R., Lein⸗ saat um 3.364,597 R., Mehl um 1,483,166 R., Mais um 1,311,867 R., kleines Vieh um 1,275,066 R., Rohleder um 1,109,604 R., Erbsen um 971,818 R., Fett und Talg um 506,891 R., Schweins⸗ borsten um 460,067 R., Pferde um 378,043 R., Honig und Syrup um 374,176 R., Gerste um 347,276 R., Eisen um 324,198 R., Spi⸗ ritus und Kornbranntwein um 157,373 R., Roßhaar um 95,527 R., Lumpen um 72,371 R.
Eine Verminderung der Ausfuhr war in folgenden 19 Artikeln zu konstatiren: Segeltuch um 3388 Rubel, Leinöl um 28,845 R., Leinwand um 74,124 R., Knochen um 84,806 R., Stricke und Taue um 105,404 R., Pottasche um 128,506 R., Werg von Hanf um 187,709 R., Butter um 217,830 R., Webereien nach Maß um 218, 34 R., Tabak um 257,278 R., Webereien nach Gewicht um 312,838 R., bearbeitetes Leder und Juchten um 434,559 R., großes Vieh um 570,065 R., Werg von Flachs um 592,011 R., Garn von —8 und Hanf bS 82 E R., Pelz⸗ werk um 1,687, R., Wolle um R., Wei 27239613 R. EEEE
Die Ausfuhr hat somit im Jahre 1873 zugenommen um 77,741,050 Rubel, abgenommen in anderen Aetikeln 888 38,916,469 R. Allgemeines Resultat: Zunahme der Ausfuhr um 38,824,581 R. Ueberhaupt ist in Rohprodukten eine jährlich stetig zunehmende Ausfuhr zu bemerken: so erreichte im Jahre 1873 die Getreideausfuhr die ungeheure Höhe von 155 ½ Millionen R.
1 Kopenhagen, 6. Mai. Es existiren jetzt in Dänemark 53 Volkshochschulen, von denen 19 nur von männlichen, 4 nur von weiblichen und die übrigen 30 von männlichen und weiblichen Schülern abwechselnd besucht werden. Die Anzahl der Eleven sämmtlicher Volkshochschulen war im vorigen Sommer 3135, nämlich 2132 männ⸗ liche und 1003 weibliche. “
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Heidelberg, 4. Mai. Der hiesige Schloßverein hat eine die Wiederherstellung der Heidelberger Schloßruine be⸗ treffende Eingabe an die Großherzogliche Domänen⸗Direktion in Karls⸗ ruhe gelangen lassen. Es ist demselben hierauf von der genannten Stelle die vorläufige Mittheilung zugegangen, daß man von den in der letzten Versammlung des Schleßvereins gefaßten Beschlüssen Kenntniß genommen habe und nun darüber zunächst das Gutachten der Großherzoglichen Baudirektion einholen werde, worauf dann dem Verein weitere Benachrichtigung zukommen solle.
Paris, 7. Mai. Das „Journal officiel“ nesenbüch das Dekret, welches Hrn. Franz Lenormant, ehemaligen Unter⸗Biblio⸗ thekar des Instituts, zum Professor der Alterthumskunde an der National⸗Bibliothek ernennt. Bekanntlich hatte der Minister Beulé diese Stelle.
Der jetzt veröffentlichte Jahresbericht des physikalischen Vereins sn Frankfurt a. M. für 1872/73 enthält u. A. eine Zusammen⸗ tellung der Hauptergebnisse der meteorologischen Beobachtungen 8 Frankfurt a. M. im Jahre 1873. Danach betrug die mittlere Jahrestemperatur 8,3180 R. und war der wärmste Tag im Jahre der 23. Juli mit 20,600 R., der kästeste der 30. De⸗ ember mit — 3,270 R. Die höchste beobachtete Lufttemperatur war
„0 R. am 8. August, die niedrigste — 6,50 R. am 2. Februar. Der mittlere Barometerstand betrug 334,4875 Par. Linien und wurden der höchste am 19. Februar mit 343,12 P. 8, der niedrigste am 20. Januar mit 321,20 P. L. beobachtet. Die mittlere Windrichtung des Jahres war SW 12 49 WSW, die mittlere Wiundstärke derss selben 1,433. Es betrug die Anzahl der Tage mit völlig heiterem Himmel 49, derjenigen mit heiterem Himmel 107, mit trübem Himmel 119, mit bed-cktem Himmel 90, mit Regen 141, mit Schnee 6, mit Regen und Schnee 5, mit Höhenrauch 2, mit Gewitter 27, mit Sturm 18, mit Hagel 2, mit Nebel 28, mit Reif 24, mit Treibeis auf dem Main 1, mit Schneedecke um 12 Uhr Mittags 4 Der mittlere Dunstdruck des Jahres um 3 Uhr Nachmittags war 3,883 Par. Linien; der höchste wurde am 29. Juli mit 7,31 P. L., der niedrigste am 1. Februar mit 1, P. L. be⸗ obachtet. Die mittlere relative Feuchtigkeit betrug 67,8 %; die höchste beobachtete man am 16. März mit 18,8 %, die niedrigste am 15. April mit 31,0 x%. Der mittlere Wassergehalt der Luft in Grammen per