1874 / 181 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Aug 1874 18:00:01 GMT) scan diff

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In Cassel ist am 1. d. M. der Bibliothekar der dortigen Landesbibliothek, Dr. theol. Carl Bernhardi, früher Mitglied des Norddeutschen Reichstages und des Preußischen Abgeordnetenhauses, m 75. Lebensjahre verstorben.

Arnold Schulten, einer der ältesten Landschaftsmaler der Düsseldorfer Schule, ist nach jahrelangen Leiden am 30. Juli verstorben. Viele seiner * ziemlich umfangreichen Werke (Wald⸗ bilder, bayerische Gebirgsscenen und Schweizergegenden) erwarb der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen.

Zur dringend nothwendigen Erweiterung der polytechnischen Schule zu Aachen ist ein neben derselben belegenes Grundstück zum 2 von 80,000 Thlr. erworben worden, wozu die Aachen⸗Münchener

eeuer⸗Versicherungsgesellschaft 60,000 Thlr. und der Aachener Verein

bar Beförderung der Arbeitsamkeit 20,000 Thlr. beigesteuert haben.

uf dem neuerworbenen Grundstück soll zunächst ein neues Labora⸗ torium errichtet werden. Von dem bei Lampart und Co. in Augsburvg erschei⸗ nenden umfangreichen Unternehmen einer „Kulturgeschichte in ihrer natürlichen Entwickelung bis zur Gegenwart“ von

Friedrich von Hellwald liegen uns die bisher erschienenen vier

Lieferungen vor. Der Verfasser ist bestrebt, ohne Rücksicht auf irgend eine Partei der Gegenwart oder Vergangenheit die Entwickelung der Kultur objektiv zu beleuchten und auf einfache Gesetze zurückzuführen. Die hierzu nothwendige Ruhe gewinnt der Verfasser dadurch, daß er die naturwissenschaftlichen Gesetze zu seinem Führer nimmt und die gesammte Kultur in ihrer natürlichen Entwicklung verfolgt. Indem wir uns ein näheres Eingehen auf das Werk nach seiner Vollendung vorbehalten, geben wir vorläufig eine Uebersicht des Inhalts der

ersten 4 Lief. rungen:

In der Urzeit: Die Naturkräfte. Die Geschichte der Erde. Abstammung des Menschen. Der Ursprung des Lebens. Stellung des Menschen in der Natur. Alter und Urzustand des Menschen. Entstehung der Sprache. Die ältere Steinzeit. Die Renn⸗ thierperiode. Die Morgenröthe der Kultur: Fortschritt und Entwickelung. Ursprung der Religion. Die ““ des Feuer⸗ zündens und ihre Folgen. Religion und Ideal. Anfänge der Familie. Aelteste Kulturstadien: Die Arbeit ein Naturgesetz. Jäger⸗ und Fischervölker. Hirtenvölker. Uebergang zum Ackerbau. Volksthum und Geschichte: Abhängigkeit des Menschen von der Natur. Zweck⸗ mäßigkeit und Nothwendigkeit. Ursitz, Bildung und Verbreitung der Ragen. Wirkung der ethnischen Verschiedenheiten. Der geogra⸗ phische Gang der Kultur: Ursprung und Alter der chinesischen Kultur. Die chinesische Schrift. Aelteste Kulturschätze. Die angebliche Erstar⸗ rung der chinesischen Kultur. Familien⸗ und Geschlechtsleben. Religiöse Entwicklung. Geistige Entwickelung. Das Inselreich des Ostens. Aryavarta: Aelteste Kultur der Aryer. Ursprung und Entwickelung der Kasten. Die Sklaverci. Brahmanen und Brahmanismus. Ent⸗ wickelung der Inder. Der Buddhismus. Geistige Höhe der Inder. Die alten Kulturvölker Vorderasiens: Die Eränier. Zarathustra's Lehre. Babel und Assur. Die Semiten. Materielle Kultur der Assyrer und Babylonier. Soziales Leben. Die Religion. Verbrei⸗ tung des Astarte⸗Kultus. Die Meder. Die Kultur der Perser. Die hamito⸗semitischen Völker: Ethnologische Verhältnisse. Die He⸗ bräer in Aegypten. Der Auszug aus Aegypten. Die Religion der Hebräer. Die Kultur der Hebräer. Die Araber. Die Phöniker und ihr Land. Politische Verfassungen der Phöniker. Handel und Kolo⸗ nien der Phöniker. Nautische Leistungen der Phöniker. Industrie, Kunst und Religion der Phöniker und Karthager. Die alte Kultur im Nilthale: Alter und Abstammung des ägyptischen Volkes. An⸗ fänge der ägyptischen Kultur. Priesterschaft und Kultus. Wissen⸗ schaftliche Höhe der Aegypter. Abgeschlossenheit Aegyptens. Soziale Verhältnisse. Die materielle Kultur Aegyptens. Die alten Hellenen: Ethnologie der Balkan⸗Halbinsel. Phönikische und ägyp⸗ tische Einflüsse auf die älteste hellenische Kultur. Aelteste Pa⸗ stände. Untersuchung über den Ursprung freiheitlicher Regungen.

Staatliche Einrichtungen in Hellas nach den Wanderungen. Zustände ur Zeit der Perserkriege. Religiöse Entwickelung. Geistige Kultur. influß der Perserkriege auf die griechische Kunst. Zeitalter des erikles. Die Kulturleistungen der Demokratie zu Athen. Wirth⸗ chaftliche Verhältnisse. Soziales Leben der Griechen. Das Familien⸗ leben und der Hetärismus. Griechenlands Niedergang. Makedonier und Alexandriner. Nationale und früheste Zustände der Makedonier hilipp und Alexander. Allgemeine Kulturfolgen der makedonischen Froberungen. Aufblühen der Wissenschaft. Griechenland und die Se⸗ leukiden. Aegypten unter den Ptolomäern. Das alexandrinische Mu⸗ seum und seine Wirkungen. Das alte Etrurien. Rom und seine Kultur: Aelteste Zustände. Die Königsherrschaft. Das Werk erscheint in 9 10 Lieferungen zum Preise von je 12 Sgr. und wird im Laufe dieses Jahres komplet.

Der Hofrath Dr. Ahrens, Professor der Staatswissenschaft an der Universität Leipzig, ist am 3. KAugust im Bade verstorben.

Der „St. A. f. W.“ veröffentlicht folgende Bekanntmachung des akademischen Rektoram tes zu Tübingen, betreffend eine Stu⸗ dienstiftung der Frau Dr. Emilie Uhland zu Stuttgart:

„Die Wittwe des Dichters, Alterthumsforschers und Staatsmannes Ludwig Uhland, Frau Emilie Uhland, geborene Vischer, hat den Er⸗ trag des von ihr herausgegebenen Buches „Ludwig Uhlands Leben“ der Universität Tübingen mit der Bestimmung gestiftet, daß aus den Zinsen des Stiftungskapitales Stipendien an Studenten ver⸗ liehen werden sollen, die sich mit wahrer Theilnahme und mit Erfolg den von ihrem Gatten gepflegten Studien des deutschen Alterthums widmen. Für diese schöne Stiftung, wodurch einem hochgefeierten Namen eine neue und bleibende Beziehung zu der hiesigen Universität gegeben ist, wird der Frau Stifterin im Auftrage des akademischen Senates der geziemende verbindliche Dank der Universität hiemit öffentlich ausgesprochen. Tübingen, den 25. Juli 1874. Königliches akade⸗ misches Rektoramt. Seeger.“

Eine andere Stiftung hat Frau Uhland kürzlich zu Gunsten be⸗ dürftiger Schüler des Tübinger Gymnasiums gemacht, auf dem ihr Gatte einst sich auf die Universität verbereitet hat.

Dem Vernehmen der „Allg. Ztg.“ nach ist die Ausschmückung des neuen Wiener Akademiege bäudes mit Bildern an Anselm Feuerbach übertragen worden, der somit hier zum erstenmal Gelegen⸗ heit erhält, sein Talent für monumentale Kunst zu erproben. Es sollen einunddreißig größere und kleinere Oelbilder aus der griechischen Göttersage zur Ausführung kommen.

Die neueste Nummer (I1. August 1874) der „Illu⸗ strirten Zeitung“ enthält folgende Illustrationen: Vor der Woh⸗ nung des Reichskanzlers Fürsten Bismarck in Kissingen am Abend des 13. Juli. Nach einer Zeichnung von K. Arnold, Königlich preußischer Hofmaler. Das 200 jährige Jubiläum des Schlesischen Leib⸗ Kürassier⸗Regiments Nr. 1:1) der Fackelzug zu Ehren des Deutschen Kronprinzen. Nach einer Zeichnung von C. Horn, 2) das Quadrille⸗ reiten in den früheren Uniformen des Regiments. Nach einer Zeich⸗ nung von C. Galler. Die erste Geflügelausstellung der Gesellschaft „Fauna“ in Düsseldorf. Originalzeichnung von L. Beckmann. Die Städtewappen des Deutschen Reichs: Neisse. Der Wiener Alpen⸗ aquädukt. Nach einer Zeichnung von J. Schönberg. (11 Abbildungen.) Die Enthüllung des Hans Sachs⸗Denkmals in Nürnberg am 24. Juni. Nach einer Zeichnung von H. Heim.

Landwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Aachen wird die Ernte im Ganzen als eine gute, wenn nicht reichliche, geschätzt. Weizen, Roggen, Kartoffeln und alle Sommerfrüchte befriedigen; selbst die Obstbäume haben trotz des erlittenen Frostschadens noch einen mittleren Ertrag ergeben. Auch das Heu, der Klee und die Futterkräuter sind hinter dem Mittel zurückgeblieben. Der Mangel an ländlichen Arbeitern, der gesteigerte Löhne zur Folge hat, macht sich noch immer fühlbar.

Gewerbe und Handel.

Der Eisenhandel in Glasgomw scheint dem „A. A. C.“ im Wiederaufschwunge begriffen zu sein. In einer Versammlung schotti⸗ scher Eisenhammerbesitzer in Glasgow wurde beschlossen, drei Viertel der Hochöfen, deren Feuer seit März entweder ausgelöscht oder nieder⸗ gedämpft war, wieder anzuzünden. Durch diesen Beschluß werden uͤber 100 Oefen wieder in Betrieb gesetzt.

Verkehrs⸗Anstalten. Die Nr. 60 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen: Eröffnung der Württembergischen Staatsbahnstrecke Hechingen⸗Balingen und der Ungarischen Staats⸗ bahnstrecke Rosenau⸗Dobschau. Oesterreich⸗Ungarische Korrespondenz (Differential⸗Tarife; Rumänischer Anschluß; Temesvar⸗Orsova; Oester⸗ reichische Staatsbahn; Magazine und Zufahrtsstraßen; ausg diente Unteroffiziere; Bahnunfälle; Gewichtsansätze; neue Frachtbriefe; Ge⸗ neral⸗Versammlungen der Kronprinz⸗Rudolfbahn und der Oesterreichi⸗ schen Nordwestbabn; Galizischer Verkehr; Ungarisch⸗Galizische Tarife; Russisch⸗Oesterreichische Konferenzen; Falkenau⸗Graslitz; neue Sta⸗ tionen; günstige Börse). Süd⸗Norddeutsche Verbindungs⸗, erste Siebenbürger, Rheinische, Hannover⸗Altenbekener und Saal⸗Eisenbahn, Geschäftsberichte pro 1873. Personenverkehr auf den Eisenbahnen von und nach Berlin. Altona⸗Kieler Eisenbahn, Konzessionsurkunde für eine Hafenbahn. Eisenbahnprojekt Oppeln⸗Groß⸗Strelitz⸗Morgen⸗ roth. Aachener Industriebahn, Verlängerung der Baufrist. Hannover⸗ Altenbekener Eisenbahn, Auflösung der Betriebs⸗Direktion. Braun⸗ schweigische Eisenbahn, Interimsscheine. Magdeburg⸗Halberstädter Eisenbahn, Frachtenverkehr von und nach Groß⸗Wudicke. Leipzig⸗ Meuselwitzer Eisenbahn, Probefahrt. Breslau⸗Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn, Breslau⸗Raudten eröffnet. Bayerische Staatsbahnen, Eröffnung der Bahnlinie Donauwörth⸗Ingolstadt. Frankfurt a. M. Ausland: Rußland. Miscellen. Eisenbahn⸗Kalender. Offizielle und Privat⸗Anzeigen. 8 Emden, 30. Juli. In diesen Tagen wurde die Aufstellung des Leuchtapparats auf dem neu erbauten Norderneyer Leuchtthurme beendet. Es ist ein Drehfeuer erster Ordnung mit Unterbrechung zwischen den Scheinen von 10 Sekunden und einer mittleren Sicht⸗ weite von 20 Seemeilen, also 5 geographischen Meilen.

Die „Unita Nazionale“ schreibt: Das indische Felleisen geht in Folge der neuen französisch⸗italienischen Uebereinkunft vom 5. August ab, statt wie gegenwärtig über den Brenner durch Bayern über Mainz und Ostende, über den Mont Cenis, Paris und Calais nach London. Italien erhält durch den zweiten directen Zug zwischen Paris und Rom die englische, belgische und niederländische Post 9 Stunden früher, eben so viel früher kommt die italienische Post in England, Frankreich, Belgien und den Niederlanden an, und das indische Fell⸗ eisen spart außer den 9 Stunden noch einige Tausend Francs.

Das „Commercio von Genua“ giebt nachstehende Einzelheiten über den projektirten „italienischen Lloyd“. Die fünf Gesell⸗ schaften sind die von Rubattino, Florio, Trinacria, Peirano und Lavarello, und sie rechnen auf die Unterstützung der Nationalbank und des Credito Mobiliare. Die neue Gesellschaft würde, wie der Triester Lloyd, ihre eigenen Werften zum Bau und zur Ausbesserung der Schiffe haben und zu diesem Zwecke die Schiffsmaschinenfabriken von Ansaldo in Sampierdarena und der Gebrüder Orlando in Livorno an sich bringen. Ohne die Levante und die Vereinigten Staaten von Nord⸗ amerika zu vernachlässigen, würde der italienische Lloyd seine Haupt⸗ thätigkeit an der afrikanischen Küste von Alexandrien bis Algier ent⸗ wickeln, Südamerika vom Pernambuco bis Buenos⸗Ayres befahren, ebenso das Rothe Meer wie den Indischen Ocean, und regelmäßige direkte Dampffchiffahrtslinien von Genua nach Singapore, Hongkong, Jokohama, Calcutta und Bombay einrichten, indem sie sich der Hoff⸗ nung hingiebt, daß die deutschen Frachtgüter, welche jetzt über Triest nach Indien, Japan und China befördert werden, ihren Weg in Zu⸗ kunft über Genua nehmen.

Die Hohenzollernbahn.

Hechingen, 30. Juli. (St. A. f. W.) Etwas über 5 Jahre st es, daß wi⸗ die Eröffnung unserer Bahn von Tübingen nach Hechingen, die uns seither viel des Guten gebracht, feierten. Am I. August dürfen wir uns der Eröffnung ihrer Fortsetzung nach Ba⸗ lingen erfreuen. Den Besuchern der neuen Bahnstrecke dürfte eine Beschreibung derselben nicht unwillkommen sein.

Charakterifirt die schon auf der alten Bahnstrecke, besondees aber von dem der Stadt Hechingen gegenüber und 1729,5 württ. Fuß über dem Meere liegenden Bahnbof sichtbare 3000 württ. Fuß hoch auf einem schroffen Jurastock stehende, stolze Stammburg der Hohen⸗ zollern (im 10. Jahrhundert von dem Grafen Friedrich Zoller von Hechingen gegründet, nach ihrer Sheeftnang. Jahre 1423 durch die schwäbischen Reichsstädte 1454 von Jos Niklas von Zollern wieder aufgebaut, in späteren Jahren wieder verfallen, unter dem König Fried⸗ rich Wilhelm IV. von Preußen unter Mitwirkung der hohenzollern⸗ schen Fürsten von Hechingen und Sigmaringen vom Jahre 1846 an auf den alten Grundmauern, die Auffahrt, die Burgrampe und die Festungswerke nach den Planen des Generals v. Prittwitz, die Burg nach den Planen des verstorbenen Geheimen Ober⸗Hofbauraths Stüler von Berlin erbaut) die Bahn, so verdient sie recht eigent⸗ lich von hier aus ihre Benennung. Denn die Burg wird nahezu von drei Seiten von der Bahn umfahren und beherrscht diese bis Balingen. Sie verschwindet nur selten auf längere Strecken, wenn tiefere Ein⸗ schnitte, wie beim Brühlhof oder zwischen Weßingen und Bisingen, sie dem Auge entziehen. Der malerisch gelegene Bahnhof Hechingen, von der Stadt durch eine Thalrinne getrennt, sowie die übrige Bahn⸗ strecke bis Balingen befindet sich in der Formation des schwarzen Jura, mit Ausnahme kleiner Partien bei Stetten, Weßingen und bei Bisingen, woselbst Glieder des braunen Jura angeschnitten werden. Diese Formationsverhältnisse bereiteten in dem von mehreren Querthälern durchzogenen Hügelland nicht selten bau⸗ liche Schwierigkeiten und machten insbesondere größere Erd⸗ und Entwässerungsarbeiten und größere Durchlässe nöthig. Am Ende des Bahnhofs Hechingen überbrückt die neue Bahn die nach Tübingen führende Staatsstraße und dann sogleich den, nach der links liegen⸗ den, im Innern im Frührenaissancestyl reich ausgeführten Kapelle St. Lucien, führenden Wallfahrtsweg. Hier beginnt die Steigung 1:100, die Maximalsteigung der Bahn von Tübingen nach Hechin⸗ gen, die sich bis zur Höhe der Zollernstation mit 1900 württember⸗ gische Fuß über dem Meere fortsetzt. Zu ihrer Erreichung war eine weite Entwickelung mittels einer eee Bogenlinie, die sich rechts um Hechiugen und den freundlichen Ort Stetten mit seinem Franziskaner⸗ kloster, links um einen Theil des Heherzoneen zieht, erforderlich. Die Richtung geht zunächst von Nordost in Süd über. Es wird die zeit⸗ weise reißende Starzel mittels einer 70 Fuß weiten, 50 Fuß hohen Brücke mit eisernen Gitterträgern überbrückt, bei Stetten bis zu 40 Fuß tief in den Bergrücken eingeschnitten und der Einschnitt mittels einer 64 Fuß weiten flachgewölbten Steinbrücke für einen Weg kühn überspannt, dann alsbald der Stettener Bach 60 Fuß weit und 40 Fuß hoch ebenfalls mit eisernen Gitter⸗ trägern überbrückt. Die Richtung geht nun mittels eines großen Bogens von 2000 Fuß Radius in eine westliche über. Der Boller⸗Bach wird mittels einer 35 Fuß weiten Gitterbrücke überfahren und die Bahn zieht dann bei mäßigen Erdarbeiten, die Kreuzkapelle und den Sigmaringer Kirchhof rechts liegen lassend, in einen kleinen Einschnitt, unterfährt dabei die Balinger Staatsstraße, die mittelst einer 61 Fuß weiten eisernen Bogenbrücke übergeführt wird. Hier ist man Hechingen wieder so nahe, als man es am Bahnhof Hechingen war. Mittelst eines Bogens in annähernd südwestliche Richtung über⸗ gehend, überdammt die Bahn das Fellbach⸗Thal, von wo aus nicht nur links der Zollern sich von seiner Nordwestseite mit seinen 3 stol⸗ zen Thürmen, dem Kaiser⸗“, dem Bischofs⸗ und dem Markgrafen⸗ thurm, präsentirt, sondern auch rechts sich eine Aussicht auf das um⸗ waldete fürstliche Lustschloß Lindich mit dem Orte Stein dar⸗ bietet. Die Zagn führt sodann durch einen 3000 Fuß langen und bis zu 30 Fuß tiefen düstern Einschnitt, aus Posidonienschiefer

und Costaden bestehend, der für eine Straße zu dem fürst⸗ lichen Lustschloß Lindich mittelst einer 60 Fuß weiten flachen Steinbogenbrücke überspannt ist. Im Hintergrunde gewährt die Station Zollern mit dem Kirchthurm von Steinhofen ein reizendes Bild. Der Einschnitt selbst förderte vier bis zu 36 Fuß lange Saurier, meist verkiest, und große Ammoniten zu Tag. Den Einschnitt ver⸗ lassend, gelangen wir zu der zierlichen, aber geschmackvoll im mittelalter⸗ lichen Styl erbauten Station Zollern am Fuße des Hohenzollern. Sie ist mit einem Thürmchen versehen und für den Empfang Aller⸗ höchster Herrschaften eingerichtet. Auf der bis jetzt zurückgelegten Strecke haben wir rechts Hechingen und Stetten, links den Ort Boll und Friedrichsthal, voraus den Hohenzollern, links das etwas höher liegende Zollerhorn, an dessen Abhang die Wallfahrtskapelle Mariazell, rechts das sogenannte Belvedere einen Ausläufer des Zollernberges. Von der Burg Hohenzollern sehen wir links vom Burggebäude den Thorthurm, dann das Wohnhaus, den Kaiser⸗ und den Bischofsthurm und erst nach der Kreuzkapelle auch den Markgrafenthurm, welche drei die Prunksäle flankiren. Auf der Station Zollern an⸗ gelangt, sieht man auch den Michaelsthurm an der Westseite, all' dies umgurtet von der Festungsmauer. Steigen wir auf der Station Zollern aus und begeben uns auf dem bequemen Fahrweg in Zeit von Stunde zur Burg, an deren Fuß das Wirthshaus zum Brühlhof zur Erfrischung wie zur Fahrt Gelegenheit darbietet, so gelangen wir am Wasserthurm vorüber auf schattigem Weg zum Adlerthor, an dem uns die Inschrift begrüßt: „Zollern, Nürnberg, Brandenburg im Bund Bauen die Burg 88 1.. Grund.“

„Mich baut Preußens starke Hand, Adlerthor bin

Wir betreten die tunnelartige Thurmhalle und gelangen auf dem kunstreich angelegten, sich viermal überschlingenden Rampenweg, wo⸗ durch 3 zierliche Höfchen gebildet sind, auf die Höhe des Burghofes, der mit seiner schönen Huldigungslinde, dem Standbilde des hoch⸗ seligen Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und dem kleinen Burghofgärtchen, von 3 Seiten von der Burg umschlossen ist, welche die prächtigen Räume, wie den Grafen⸗ und den Kaisersaal, die Bibliothekgalerie und die Kaiserlichen und fürstlichen Wohngelasse, sowie die Kaserne und eine sehr gute Restauration birgt, nebst der katholischen Kirche, dem einzigen Theil der alten Burg, sowie der protestantischen Kirche. Von den genannten Gelassen und dem Rund⸗ gang der Festungswerke aus bietet sich eine prächtige über das Blach⸗ feld abgerundete Aussicht mit großen Ortschaften und schönen Bergen bis zum Schwarzwald dar und läßt uns den Zug der neuen Bahn überschauen.

Kehren wir zurück zu unserer Station Zollern und setzen unsere Fahrt fort, so gelangen wir in einen bis zu 35 tiefen Opalinusthon⸗ einschnitt des braunen Jura, dann 1: 120 steigend und in südliche Richtung übergehend zum Zimmern⸗Weßingerthal, welches mittels eines 950 bohen Dammes, Zimmern links und Weßingen rechts liegen lassend, überfahren wird. Weiter wird die Balinger Staatsstraße mit 57 weiter offener Durchfahrt mit eisernen Gitterbalken und der Zim⸗ merner Bach mit einem 12“ weiten und 346“ langen Durchlasse über⸗ brückt. Die Richtung wird, mittels einer Kontrekurve bis Station Bisingen in eine gerade Linie übergehend, eine füdwestliche und die Steigung 1: 130 bis zur höchsten Höhe vor Beisingen mit 1942 über dem Meere. von wo aus die Bahn bis zur 1935“ hohen Station Bisingen wieder 1: 200 abfällt. Der Zollern bleibt von hier aus von der Westseite sichtbar, ebenso bis über Bisingen hinaus die schöne Kette der sogenannten Zimmernberge, das Zollernhorn und der Roschberg n., soweit nicht auf längere Zeit der 3600“ lange und 22 tiefe Posidonienschiefer⸗Einschnitt und der auf die 50"% hohe Aufdämmung über das sogenannte Kühl⸗ loch folgende nächste bis zu 25“ tiefe Einschnitt die Aussicht raubt. Die Station Bisingen, die hierauf folgt, bietet eine liebliche Rund⸗ sicht rückwärts auf den Zollern, vorwärts auf Bisingen und seine

Kirchhofkapelle, dann weiter rechts auf den Ort Steinhofen, links auf die Zimmernberge mit der Mönchshalde und gegen Balingen hin auf die schöne Gruppe der Lochenberge. Von Station Bisingen bis zur 1805“ hoch liegenden Station Engstlatt, bis wohin das preußische Gebiet sich erstreckt, fällt die Bahn 1: 110. Die Richtuag wird bis zur Landesgrenze eine nahezu westliche. Die Bahn zieht sich in gera⸗ den und flachen Kurven hin, überbrückt zunächst die Ortsstraße und den Klingenbach und lehnt sich dann an die zum Theil verrutschten Thalgehänge, die manche mühsame Konsolidirungsarbeit nöthig mach⸗ ten, an. Ein schönes Bild bietet der Rückblick auf Steinhosen und den Zollern, bevor die Bahn in größerem Bogen mit 2000“ Radius das Thal auf einem Damm überführt, durch einen Kontrebogen nord⸗ östliche Richtung erhält und hierauf wieder in eine westliche auf Station Engstlatt auf der Höhe von 1805 , vorher den Wöhrdenbach und eine Straße überbrückend, übergeht. Von Statson Engstlatt, das in einer Mulde liegt, fällt die Bahn in geraden und flachen Kurven 1: 150 bis zum Uebergang über die Eyach. Einschnitte und nie⸗ dere Dämme wechseln, und die Balinger Staatsstraße wird auf Ueas Höhe überfahren. Gegen rechts ist Ostdorf sichtbar. Die yach wird 90“ weit und 52“ hoch auf eisernen Fachwerksgitterträgern überfahren, von wo aus Balingen freundlich links liegend sichtbar ist. Die Bahn windet sich durch einen Einschnitt von Bonebed⸗Sandstein in einem Seiteneinschlag in südlicher Richtung und erreicht, 1 : 125 steigend, den auf einer Höhe von 1797,8 nordwestlich von der Stadt an der nach Geislingen führenden Straße liegenden Bahnhof Ba⸗ lingen. Er liegt mitten in einer schönen Landschaft, rechts gegen das Ebinger Thal hin die auf der Brandstätte vom 30. Juli 1809 nahezu neu aufgebaute Stadt mit ihrer langen, breiten Hauptstraße, seinen 3169 Einwohnern und einer ausgedehnten Schuh⸗ und Handschuh⸗ fabrikation, vor sich die schönen Berge der Schalksburg, des Bellat, des Hirschbergs, weiter rechts die Kette der Ebinger Thalberge, ins⸗ die schöne Gruppe der Lochen, im Rücken den kleinen euberg. 4 H Die neue Bahnstrecke ist Stunden lang, erforderte, wie be reits beschrieben, die Ueberwindung schwieriger Arbeiten, sie zeigt im Ganzen eine einfache, aber solide Ausführung. Die Hochbauten sind mit der kleinen Station Zollern ähnlich denen der älteren Bahn, einfach und von gefälligem Eindruck. Das Verwaltungs⸗ gebäude zu Balingen jedoch ist in Rücksicht auf spätere, noch in Aus⸗ sicht stehende Abzweigungen nur provisorisch errichtet.

Die Oberleitung hatte Ober⸗Baurath v. Schlierholz, die spezielle Ausführung Bauinspektor Hocheisen zu Balingen und die Unterneh⸗ mung mit Ausnahme des eisernen Oberbaues der Brücken die süd⸗ deutsche Gesellschaft für Eisenbahnbau und Betrieb; der eiserne Ober⸗ bau wurde in der Maschinenfabrik Eßlingen gefertigt.

Wien. Auf Grund Beschlusses des ersten Taubstummen⸗ Kongresses zu Berlin vom 2. September v. J. wird der nächste am 6. September 1874 hier stattfinden. Der Ausschuß ladet daher die Taubstummen des In⸗ und Auslandes zur regen Theilnahme ein. Nächst den Delegirten der Vereine können auch andere Taubstumme als Gäste an den Sitzungen und Vergnü⸗ gungen Theil nehmen. Die Theilnehmer erhalten eine 50 prozentige zweiter und dritter Klasse auf den österreichischen

ahnen; minder Bemittelte erhalten während der Dauer des Kon⸗ gresses entweder freies Quar tier oder gegen Entrichtung eines sehr ge⸗ ringen Betrages. Die Theilnehmer sind ersucht, ihr Nationale, ent⸗ haltend: Name, Charakter, Wohnort, Eisenbahnklasse, bis spätestens 15. August d. J. an Herrn Jacques Loew in Wien, Gumpendorfer⸗ straße 63, zu senden, damit die Theilnehmerkarte und das Programm rechtzeitig zugeschickt werde.

Redaktion und Rendantur: Schwieger. Berlin: Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen (eiaschließlich Börsen⸗ und Handelsregister⸗Beilage Nr. 141).

zum Deutschen Reichs⸗Anz

No. 181.

Königreich Preußen.

rivilegium wegen eventueller Ausgabe auf den Inhaber lautende Hrleiigain der Stadt Lüben, Regierungsbezirks Fehaben bis u Betrage von 50,000 Thalern oder 150,000 Mark Reichswährung. Vom 22. Juni 1874.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc.

. Nachdem der Magistrat der Stadt Lüben im Eehreufen e.. mit der Stadtverordnetenversammlung daselbst darauf angetragen hat, der Stadt zu gestatten, über eine zur Abtragung älterer Schulden bei dem Reichs⸗Invalidenfonds aufgenommene Anleihe von

,000 Thalern oder 150,000 Mark Reichswährung auf Verlangen

es Darleihers auf seden Inhaber lautende, mit Zinsscheinen versehene Stadt⸗Anleihescheine ausgeben zu dürfen, ertheilen Wir in

emäßheit des §. 2 des Gesetzes vom 17. Juni 1833 wegen usstellung von Papieren, welche eine Zahlungsverbindlichkeit gegen jeden Inhaber enthalten, durch gegenwärtiges Privilegium zur Ausstellung von Fünfzig Tausend Thalern oder Ein⸗ hundert Fünfzig Tausend Mark Lüben'er Stadt⸗Anleihescheine nach beiliegendem Schema und nach Maßgabe der ebenfalls beigefügten Bedingungen, mit Vorbehalt der Rößte⸗ Dritter, Unsere landesherr⸗ liche Genehmigung, ohne jedoch dadurch den Inhabern der Anleihe⸗ scheine in Ansehung ihrer Befriedigung eine Gewährleistung Seitens des Staates zu bewilligen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und

EFcmcx agERT.

beigedrucktem Königlichen Insiegel. E Gegeben Bad Ems, den 22. Juni 1874. Wilhelm. Zugleich für den Minister für Handel ꝛc.:

Camphausen ggez. Gr. Eulenburg.

Drovinz Schlesien. (Stadtwappen.)

Anleiheschein

er 8 Stadt Lüben 8 über 1 .. Mark Reichswährung.

Ausgefertigt in Gemäßheit des landesherrlichen Privilegiums vom

22. Juni 1874 (Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Liegnitz 8 e“

Der Magistrat der Stadt Lüben urkundet und bekennt hiermit, daß der Inhaber dieses Anleihescheins den Betrag von. Mark Reichswährung, dessen Empfang hiermit be⸗ scheinigt wird, von der hiesigen Stadtgemeinde zu fordern hat. Dieses Kapital bildet einen Theil der in Höhe von 150,000 MarkReichswährung genehmigten Anleihe. Die Verzinsung des Kapitals erfolgt mit vier und ein halb vom Hundert und die Tilgung der Anleihe mit Einem Prozent der Kapitalschuld unter Hinzurechnung der ersparten Zinsen nach Maßgabe der Allerhöchst genehmigten, umstehend abgedruckten Bedingungen.

Für die Sicherheit des Kapitals und der Zinsen haftet die Stadt Lüben mit ihrem gesammten gegenwärtigen und zukünftigen Ver⸗ mögen und mit ihrer Steuerkraft.

Sh deen ea

(Stadtsiegel.) Der Magistrat.

(Eigenhändige Unterschrift des Ma istrats⸗Vorsitzenden und zweier

Magistrats⸗Mitglieder.) Hierzu sind Zinsscheine Nr... bis.. Kontrolbuch Seite. nebst Anmeifung ausgereicht.

Kontrolbeamter.

Bedingungen zu einer von der Stadtgemeinde Lüben auf⸗ zunehmenden Anleihe von 50,000 Thalern Preußisch Courant oder 150,000 Mark Reichswährung. 8

Der Magistrat und die Stadtverordneten⸗Versammlung der Stadt Lüben haben beschlossen, behufs Rückzahlung älterer Kämmereischulden aus dem Reichs⸗Invalidenfonds eine Anleihe von 50,000 Thalern oder 150,000 Mark zu entnehmen, welche mit 4 ½ Prozent fahrlich verzinslich, von Seiten des Gläubigers wie der Schuldnerin unkündbar ist und vom Jabre 1874 ab einer regelmäßigen Amortisation mit mindestens jährlich Eins vom Hundert des ursprüng⸗ lichen nominellen Schuldkapitals unter Hinzurechnung der ersparten Zinsen unterliegt, so daß die Tilgung spätestens im Jahre 1912 beendet ist. ““ G

Ueber diese Anleihe ist eine auf den Reichs⸗Invalidenfonds lau⸗ tende Schuldverschreibung ausgefertigt, in welcher dem Gläubiger, be⸗ ziehungsweise dessen Rechtsnachfolger, das Recht eingeräumt worden ist, diese Schuldverschreibung jederzeit ganz oder theilweise gegen auf den Inhaber lautende, mit Zinsscheinen versehene Anleihescheine der Stadt Lüben von einem Gesammt⸗Nominalbetrage, welcher dem noch nicht getilgten Betrage der Schuld gleichkommt umzutauschen. Für diese eventuell auszufertigenden, auf den In haber lautenden Stadt⸗Anleihescheine gelten die nachfolgenden Bestimmungen:

CCEE1 Lieg nitz.

Beilage

Berlin, Dienstag, den 4. August

eiger und Königlich Preußisch

1) Die Stadt⸗Anleihescheine werden in Abschnitten von 5000 2000, 1000, 500 und 200 Mark EbEb Der Darleiher resp. dessen Rechtsnachfolger bestimmt, wie groß die Zahl der Anleihescheine jeder dieser Gattungen sein soll, jedoch sind jeden⸗ falls so viel Anleihescheine zu 200 Mark auszufertigen, daß der unter Abrundung der Raten auf 200 Mark aufgestellte, von der Staats⸗ behörde genehmigte Amortisationsplan ausgeführt werden kann.

2) Die Zinsen werden jährlich mit vier einhalb vom Hundert am

30. Juni und 30. Dezember gegen Rückgabe der fälligen Zinsscheine durch die Stadt⸗Hauptkasse in Lüben, sowie in Berlin und Glogau bei den vom Magistrate der Stadt Lüben zu bestimmenden und öffentlich bekannt zu machenden Stellen gezahlt. „Den Anleihescheinen werden Zinsscheine für einen fünfjährigen Zeitraum und eine Anweisung zur Erneuerung der Zinsscheine bei⸗ gegeben. Die Ausgabe neuer Zinsscheine erfolgt bei den mit der Zinsen⸗ sahluns betrauten Stellen gegen Ablieferung der den älteren Zins⸗ cheinen beigefügten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheine auf rechtzeitige Vorzeigung an den Inhaber des Anleihescheins.

3) Durch den Umtausch der auf den Reichs⸗Invalidenfonds lau⸗ tenden Schuldverschreibungen gegen auf den Inhaber lautende Stadt⸗ anleihescheine wird die gegenseitige Unkündbarkeit der Anleihe und der Tilgungsplan nicht berührt. Die Tilgung geschieht durch Verloosung des zur Erfüllung der jährlichen Tilgungsquote erforderlichen Betrages von Anle ihescheinen und Einlösung derselben zum Nominalwertye. Der Schuldnerin bleibt das Recht vorbehalten, den Tilgungsfonds um höchstens fünf Prozent des ursprünglichen nominellen Schuldkapitals für jedes Jahr zu verstärken. Die durch solche verstärkte Amorti⸗ sation ersparten Zinsen wachsen ebenfalls dem Tilgungsfonds zu. Die Aus⸗ loosung erfolgt im Monat August jeden Jahres in öffentlicher Magistrats⸗ Sitzung. Die Bekanntmachung der durch das Loos gezogenen Anleihescheine geschieht mindestens drei Monate vor dem Auszahlungstermin. Die Aus⸗ zahlung des Nominalwerthes der ausgeloosten Anleihescheine erfolgt an dem auf die Ausloosung folgenden 2. Januar bei der Stadt⸗Hauptkasse in Lüben und bei den durch den Magistrat der Stadt Lüben in Berlin und Glogau zu bestimmenden Stellen gegen Auslieferung des Anleihe⸗ scheines und der nicht verfallenen Zinsscheine. In Ermangelung der 8 wird der Werth derselben vom Kapitalbetrage einbehalten. mi dem 1“ hört die Verzinsung ausgelooster Anleihe⸗

eine auf.

4) Kapitalbeträge, welche innerhalb 30 Jahren nach dem Rück⸗ zahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die innerhalb 4 Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in welchem sie fällig geworden, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt.

5) Beim Verluste von Anleihescheinen kommen die Vorschriften der Verordnung vom 16. Juni 1819, betreffend das Aufgebot und die Amortisation verlorener und vernichteter Staatspapiere, §§. 1 bis 12 mit nac stehenden näheren Bestimmungen in Anwendung:

a. die in §. 1 jener Verordnung vorgeschriebene Anzeige muß dem Magistrate zu Lüben gemacht werden. Letzterem werden alle die⸗ jenigen Geschäfte und Befugnisse beigelegt, welche nach der angeführ⸗ ten Verordnung dem Schatz⸗Ministerium zukommen, während gegen seine Verfügungen der Rekurs an die Königliche Regierung zu Liegnitz stattfindet;

b. das im §. 5 der Verordnung erwähnte Aufgebot erfolgt beim Königlichen Kreisgericht zu Lüben;

c. die in den §§. 6, 9 und 12 vorgeschriebenen Bekanntmachungen sollen durch die unter 6 genannten Blätter geschehen.

Zinsscheine können weder aufgeboten noch amortisirt werden; doch soll fuͤr den Fall, daß der Verlust der Zinsscheine vor Ablauf der vier⸗ jährigen Verjährungsfrist beim Magistrate angemeldet und der stattgehabte Besitz der Zinsscheine durch Vorzeigung der Anleihe⸗ scheine oder sonst in glaubhafter Weise dargethan wird, nach Ab⸗ lauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden.

6) Sämmtliche, diese Anleihe betreffenden Bekanntmachungen erfolgen durch den in Berlin erscheinenden Reichs⸗Anzeiger, oder das an dessen Stelle tretende Organ, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Liegnitz, oder das an dessen Stelle tretende Organ, und durch mindestens je ein in Lüben und Glogau er⸗ scheinendes öffentliches Blatt. Die letzteren Blätter wählt der Ma⸗ gistrat der Stadt Lüben und macht die Namen der gewählten Blätter, sowie etwaige Aenderungen derselben im Reichs⸗Anzeiger bekannt.

7) Für die Sicherheit der Anleihescheine, sowie für die pünkt⸗ liche und unverkürzte Zinsenzahlung haftet die Stadtgemeinde Lüben mit ihrem gesammten gegenwärtigen und zukünftigen Ver⸗ mögen und mit ihrer Steuerkraft.

Lüben, den 22. November 1873.

Der Magistrat.

rovinz Schlesien (Trockner Stempel.) Regierungsbezirk Liegnitz. (Stadtwappen.) Zinsschein

zum Anleiheschein der Stadt Lüben Nr. über. Mark Reichswährung

Reihe 8 Schein Nr. . ..

Littr..

IJnhaber empfängt am.. ten. 18 .. an halbjähr⸗ lichen Zinsen aus der Lübener Stadt⸗Hauptkasse .. . . Mark. . Pf. Reichswährung. 4. 1 8 Der Magistrat. (Facsimile der Unterschriften des Magistrats⸗Vorsitzenden und zweier 8 3 Magistrats⸗Mitglieder.) Dieser Zinsschein verjährt nach Kontrolbuch dem Gesetze vom 31. Närz 1838 ö1ö1u“ am letzten Dezember.... Kontrolbeamter.

Auf der Rückseite.

E11“““

8 NWa zahlbar durch die Stadt⸗Hauptkasse zu Lüben sowie in Berlin und Glogau bei den von dem Magistrate der Stadt Lüben zu bestimmen⸗ den und öffentlich bekannt zu machenden Stellen.

(Trockner Stempel.) Regierungsbezirk Liegnitz.

Provinz

Schlesien. (Stadtwappen.)

Kontrolbuch Seite..

Anweisung zum Anleihescheine der Stadt Lüben Littr. . . . Nr über Mark Reichswährung.

Inhaber empfängt gegen diese Anweisung die .. te Reihe Zins⸗ scheine für die 5 Jahre vom bis .. . bei der Stadt⸗Haup tkafse u Lüben, sowie in Berlin und Glogau bei den mit der Zinszahlung etrauten Stellen, sofern von dem Inhaber des Anleihescheins nicht rechtzeitig Widerspruch erhoben worden ist. Lüben, den.. PPH.“ 18

Der Magistrat. . (Facsimile der Unterschrift des Magistrats⸗Vorsitzenden und zweier Magistrats⸗Mitglieder

Statistische Nachrichten.

Von der Statistik des Deutschen Reichs, heraus⸗ gegeben vom Kaiserlichen Statistischen Amt, Berlin 1874 Verlag des Königlich preußischen Statistischen Bureaus (Dr. Engel) ist Band V. (Theil III. der Statistik des auswärtigen und überseei⸗ schen Waarenverkehrs des Deutschen Zollgebiets und der Zollausschlüsse, sowie des Seeschiffahrts⸗Verkehrs im Jahre 1872) erschienen. Der⸗ selbe enthält: Seeverkehr des Deutschen Zollgebiets, sowie Waaren⸗ verkehr des Zollgebiets mit den Zollausschlüssen und dem Auslande auf der unteren Elbe, Weser und Ems, mit Angabe des Verkehrs der einzelnen Hafenplätze in den wichtigeren Waarenartikeln, nebst Anhang, enthaltend den überseeischen Waarenverkehr der Zollausschlüsse, sowie Waaren⸗Einfuhr und ⸗Ausfuhr des Zollgebiets auf dem Bodensee und auf den Strömen, bedeutenderen Flüssen und Kanälen.

Von den Vierteljahrsheften zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1874, herausgegeben vom Kaiserlichen statistischen Amt (Berlin, 1874, Verlag des Königlichen statistischen Bureaus (Dr. Engel), ist der zweite Jahrgang, erstes Heft (Band VIII. Heft I. der Statistik des Deutschen Reichs) erschienen. Dasselbe enthält: Die im Laufe des Jahres 1873 ergange⸗ nen Anordnungen des Bundesraths für die gemeinsame Statistik der deutschen Staaten, sowie darauf bezügliche vorbereitende Verhand⸗ lungen: I. Verhandlungen und Beschlüsse des Bundesraths in Be⸗ treff der Statistik des Deutschen Reichs. II. Nachweis der für die gemeinsame Statistik der deutschen Staaten Ende des Jahres 1873 geltenden Bestimmungen. Der Bierbrauereibetrieb und dessen Be⸗ steuerung im Deutschen Reiche während des Jahres 1872. Produk⸗ tion und Besteuerung des inländischen Rübenzuckers, sowie Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im deutschen Zollgebiete für die Zeit vom 1. September 1872 bis 31. August 1873. Uebersicht über die von den Rübenzucker⸗Fabrikanten innerhalb des Zollgebietes des Deutschen Reichs in den Monaten September 1873 bis März 1874 versteuerte Rübenmenge. Die Branatweinbrennerei und Branntweinbestenerung im Deutschen Reiche während des Jahres 1872. Uebersicht über die Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern in dem Zollgebiete des Deutschen Reichs während des Jahres 1873. Uebersicht über die Produktion von Stärkezucker im deutschen Zoll⸗ gebiete in dem Jahre 1873. Nachweisung des Verbrauchs von ge⸗ stempelten Blankets und Stempelmarken, sowie der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche während des Jahres 1873 Niederlageverkehr des deutschen Zollgebiets mit den wichtigeren Niederlagegütern im ersten Quartal 1874. Ein⸗ und Ausfuhr des vhasschen Zollgebiets in Betreff der im 1. Quartal 1874 in den freien Verkehr getret enen und aus dem freien Verkehr ausgeführten Waaren: I. In den freien Verkehr getretene Waaren; II. Aus dem freien Verkehr ausgeführte Waaren; III. Vergleichende Uebersicht der in 8 88 Verkehr getretenen und aus dem freien Verkehr ausgeführ⸗ teen Waaren.

ETETETb

X Inserate für den Deutschen Reichs⸗ u. Kgl. Preuß. Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt an: die Inseraten⸗Expedition des Deutschen Reichs-Anzeigers und Königlich Preußischen Stuats-Anzeigers: Berlin, S. W. Wilhelm⸗Straße Nr. 32.

Subhastationen, Aufgebote, Vor⸗ ladungen u. dergl.

[3357] Proclama.

In dem am 31. Oktober 1873 publizirten Testa⸗ mente des Kaufmanns Carl Eduard Ewald Krämer und seiner Ehefrau Henriette Emilie Marie, geb. Grunzig, ist der Mutter des Ersteren, Frau Sb Se. geb. Schulz, der gesetzliche

ichttheil ausgesetzt. 8

Dies wird fhr die Erben derselben hierdurch be⸗ kannt gemacht.

Berlin, den 29. Juli 1874. 9

Königliches Stadtgericht. Abtheilung für Civilsachen.

[25211 Bekanntmachung.

Der am 21. März 1835 geborne, seit länger als 10 Jahren verschollene Matrose Christian Fried⸗ rich Angust Wilhelm Berndt aus Luckow und 5 etwa zurückgelassenen unbekannten Erben und

rbnehmer werden hierdurch aufgefordert, sich bei dem unterzeichneten Gerichte vor oder in dem auf

den 15. April 1875, Vormittags 11 Uhr,

[2777]

und

geklagt.

Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen

. Subhastatisnen, u. dergl.

. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ꝛc.

.Verloossung, Amortisation, Zinszahlung u. s. w. von öffentlichen Papieren.

vor dem Kreisgerichts⸗Rath Streuber an hiesiger Gerichtsstelle angesetzten Termine schriftlich oder per⸗ sönlich zu melden, widrigenfalls der Verschollene für todt erklärt und sein Nachlaß den sich legitimirenden Erben ausgeantwortet werden wird. 1 Ueckermünde, den 16. Juni 1874. Königliche Kreisgerichts⸗Deputation.

Die Ehefrau des Seefahrers Ohlrich, Marie Dorothea Caroline, geb. - bei dem unterzeichneten Gerichte wider ihren Ehe⸗ mann, der am 27. Dezember 1868 von dem Schi f.rund Bauftell Jacob Holz von Wolgast, mit dem er auf Reisen Hof⸗ und Baustelle gegangen war, aus dem Schiffsdienste entlassen ist, Ack

feitdem keine Nachricht von sich gegeben haben Weef 9 soll, wegen böslicher Verlassung auf Ehescheidung iesen.

Der ꝛc. Ohlrich wird in Folge dessen hierdurch geladen, in dem auf

den 26. Oktober 1874, Mittags 12 Uhr, angesetzten Termine zur Beantwortung der Klage und weiteren mündlichen Verhandlung in unserem Sitzungs⸗ zimmer vor dem Collegio zu erscheinen,

Deffentlicher Anzeiger.

5. Indußtrielle Etablißements Fabriken u. Großhandel.

6. Verschiedene Bekanntmachungen. J. Literarische Anzeigen 8. Familien⸗Nachrichten.

Aufgebote, Veorladungen

Erscheint in separater Beilage.

Greifswald, den 21. Königliches Kreisgericht.

9. Central⸗Haadels⸗Register (einschl. Konkurse).

falls die bösliche Verlassung für zugestanden erachtet und demgemäß was Rechtens erkannt werden wird. uni 1874.

I. Abtheilung.

NR Inserate nehmen an: die autorisirte Annoncen⸗Expedition

von Rudolf Mosse in Berlin, Breslau, Chemnitz, Cöln, Dresden, Dortmund, Frankfurt a. M., Halle a. S., Hameäeg. Leipzig, München, Nürnberg, Prag, Straß⸗

urg i. E., Stuttgart, Wien, Zürich nnd deren Agenten, sowie alle übrigen größeren Annoncen⸗Bureaus.

Vermögen von 45,000 Thlrn. erforderlich, uüh er des⸗ sen eigenthümlichen Besitz, sowie über die p⸗ rsönliche Qualifikation als Landwirth jeder Pachtbey erber vor der Lizitation bei uns oder in dem Li’ itationster⸗

[3213]

Die in der

hlrich zu Wolzast, hat Pomüne Sillium

1 3,794 . 344,805

““ Hütung 66,2807 ““ 8,191

Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ꝛc. Bekanntmachung.

Verpachtung der Domäne Sillium.

2,038 Hektar

mine vor unserem Kommissarius sich aus uweisen hat. ET“ g9 f woch, den 16. Septemb, 1 Tdenickags 11 Uh⸗ 88 . in unserem Geschäftslokale an 7 er Archivstraße 2

rovinz Hannover 2 ½ Meilen von hierselbst vor dem Herrn Regien’ nas⸗ 8 ; Herrn Regier ngs⸗Rath von Vor im nebst Brauerei und der 8 sogen. Herrenmühle vor Sottrum enthaltend an

ries anberaumt.

Die Verpachtungsbedinguns, n, Karten⸗ und Grund⸗ stücksverzeichnisse können an allen Wochentagen wäh⸗ rend der Dienststunden in unserer Registratur, sowie . mit Ausnahme der Karf’en, bei dem jetzigen Pächter

Oberamtmann Küster n Sillium eingesehen werden.

Auf Verlangen erscheilen wir auch Abschrift des

Kontraktsentwurss und der gedruckten allgemeinen

widrigen⸗ 9

überhaupt 455,183 Hektar, 8 soll auf 18 Jahre vom 1. Mai 1875 bis Johannis 1893 öffentlich meistbietend verpachtet werden.

Das Pachtgelder⸗Minimum beträgt 5800 Thlr. Abtheilung für Zur Uehernahme der Pachtung ist ein disponibeles Frs

Verpachtungsbeden 8 v nna Serr nhen 2 gegen Erstattung der Ko Hannover, den 11. Juli 1874. Königliche Finanz⸗Direktion. domänen.