1874 / 199 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Aug 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches. Deutsches Reich

Preußen. Berlin, 25. August. Ihre Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin haben mit Ihren Kindern I Nachmittag über Antwerpen die Rückreise nach Deutsch⸗

ind angetreten. Der Stadtraͤth von Sandown überreichte bei der Abreise eine Dank⸗ und Beglückwünschungsadresse, auf welche der Kronprinz alsbald dankend erwiderte. Von

der versammelten Volksmenge wurden den Höchsten Herr⸗ schaften die herzlichsten Abschiedsgrüsse nachgerufen. .“

—. Der General der Infanterie und Direktor der Kriegs⸗ Akademie von Ollech ist von seiner Urlaubsreise aus dem Königreich Sachsen, desgleichen der Wirkliche Geheime Kriegs⸗ Rath und Militär⸗Intendant des Garde⸗Corps Henry aus Hel⸗ goland hierher zurückgekehrt.

Am 22. d. M. entgleiste Nachmittags, etwa um 3 Uhr, kurz vor Ankunft des Berlin⸗Eydtkuhner Tages⸗Cou⸗ rierzuges auf Bahnhof Conitz eine leere in der Rückwärts⸗ bewegung begriffene Maschine mit 2 Achsen. Das Fahrgeleise wurde hierdurch gesperrt und konnte bis zur Ankunft des Courierzuges nicht frei gemacht werden. In Folge dessen mußten die Passagiere des Courierzuges in einen neu formirten Zug umsteigen, wodurch ein Aufenthalt von 23 Minuten in der Weiterbeförderung eintrat. Sonstige Betriebsstörungen sind nicht eingetreten.

Cöln, 22. August. Heute Vormittag sind die Regimenter 40 und 65 zu den Herbstmanövern abmarschirt, mit alleini⸗ ger Ausnahme der zum Festungsdienste bestimmten Wachtdetache⸗ ments. Die Regimenter werden morgen in der Umgegend von Brühl Ruhetag haben und demnächst in den Rayons Münster⸗ eifel, Euskirchen Quartiere beziehen. Auf der dort belegenen Arloffer Haide finden zuerst fünftägige Brigade⸗Exercitien, zum Theil unter Mitwirkung von Feldbatterien, statt, an welche sich die dreitägigen Feld⸗ und Vorpostenübungen in gemischten De⸗ tachements bei den Divisionen anschließen werden. Die Brigade⸗, Feld⸗ und Vorpostenübungen der 28er und 68er werden auf der Sistiger Haide bei Schleiden unter Leitung des Brigade⸗Com⸗ mandeurs General⸗Majors von Göben abgehalten, während die hier garnisonirenden Truppen durch den General⸗Major von Koblinski befehligt werden.

Bayern. München, 22. August. Die Mitglieder der beiden Gemeindekollegien werden sich morgen Vormittag zu einer Besprechung über die hier abzuhaltende Feier des 2. Sep⸗ tember versammeln. Das Comité für die Sedanfeier in Nürnberg hat das Festprogramm bereits festgestellt.

Sachsen. Dresden, 24. August. Heute Vormittag fand auf dem neuen Neustädter Friedhofe die Uebergabe und Ginweihung eines Denksteins statt, welcher zum Andenken an die dort beerdigten Krieger aus dem Feldzuge von 1870 bis 1871 daselbst errichtet worden ist. Zu dieser Feierlichkeit waren gegen 11 Uhr mehrere Compagnien Militär, sowie das hiesige Cadettencorps dorthin kommandirt und in Form eines Quadrats um das Denkmal aufgestellt worden. Nachdem sich be⸗ reits gegen 10 ½ Uhr das aus dem Königlich sächsischen General⸗ Major von Abendroth, dem Königlich preußischen Geheimen Re⸗ gierungs⸗Rath Major a. D. von Drygalski und dem Ritter⸗ gutsbesitzer von Treskow bestehende Comité, welches die Errich⸗ tung dieses Denkmals angeregt, sowie die Mitglieder des Neu⸗ städter Kirchenvorstandes an Ort und Stelle eingefunden hatten, traf bald darauf der kommandirende General des XlII. (Königlich sächsischen) Armee⸗Corps, General der Infanterie Prinz Georg, ein, wie denn auch daselbst eine große Anzahl höherer Militärs, viele distinguirte Per⸗ sönlichkeiten des Civilstandes, sowie ein zahlreiches Publikum, unter dem sich die hiesigen Militärvereine mit ihren Fahnen be⸗ fanden, anwesend waren. Der Vorsitzende des Comités, General⸗ Major v. Abendroth, richtete eine ergreifende Ansprache an die Ver⸗ sammlung. Nachdem sodann der weltliche Vorsitzende der Kirchen⸗ gemeinde zu Neustadt⸗Dresden, Gerichts⸗Rath Glöckner, Namens derselben den Denkstein übernommen und einen frischen Lorbeer⸗ kranz auf denselben niedergelegt hatte, sprach der Garnison⸗ prediger Pastor Clauß die Weihrede. Den Beschluß bildete das Anstimmen eines Chorals, während gleichzeitig zunächst Prinz Georg, sowie viele der Anwesenden Kränze auf den Denkstein niederlegten, worauf derselbe von aus Unteroffizieren bestehenden Deputationen sämmtlicher Truppengattungen mit Guirlanden geschmückt wurde.

Was den Denkstein selbst nach den Zeichnungen des Königlichen Hofmalers Choulant aus dem Steinmetz⸗Atelier des Hrn. Höfgen hervorgegangen. Er ähnelt in der Form einem Sarkophage, Serpentintafeln tragen die Namen der Entschlafenen, sowie die Widmung: „Den 1870 71 in den Lazarethen gestorbenen deutschen Kriegern des Vaterlandes Dank und ehrenvolles Andenken.“ Ein von Ser⸗ pentin dem Eisernen Kreuze nachgebildetes Kreuz, umgeben von einem goldenen Eichenkranz in haut relief, bezeichnet die große Zeit, deren Erinnerung auch hierdurch gepflegt werden soll. Im Fries befindet sich die Gesammtaufschrift, während auf der Rück⸗ seite die Worte verzeichnet sind: „Ob im Feld, ob im Lazareth, die Ehre ist das schönste Todtenbett.“

Württemberg. Stuttgart, 23. August. Bei Bur⸗ lafingen (im Bavyerischen) haben am 20. August die Brigade⸗Uebungen der 3. und 4. Infanterie⸗Brigade (General⸗Major von Flatow und Oberst v. Triebig) begonnen und dauern bis 24. d. Mts.; sodann werden die Detachements⸗Uebungen und zuletzt am 29. d. Mts. die Exer⸗ citien der ganzen Division (General⸗Lieutenant von Starkloff) abgehalten werden. Das 2. Dragoner⸗Regiment beendigte am 21. seine Uebungen in der Nähe von Laupheim.

Beaden. Karlsruhe, 22. August. Der Präsident des Ministeriums des Großh. Hauses, der Justiz und des Auswär⸗ tigen, von Freyndorf, ist gestern von einem mehrwöchentlichen Aufenthalt in England und Schottland hierher zurückgekehrt zuund hat seine amtliche Thätigkeit wieder aufgenommen. Das für den am 6., 7. und 8. September I. J. zu Freiburg i. Br. stattfindenden IV. Altkatholiken⸗ Kon Zonnabend, 5. September, Abends 7 Uhr: Gesellige Zusammen⸗

Funft in den Sälen EEö Cersenie Jesam 18).

Sonntag, 6. September, Morge Uhr: Gottesdienst in der Universitätskirche (Bertholdstraße); 10 Uhr: Erste eüehtregnfibns im Kaufhaussaale (Münsterplatz 24); Nachmittags 3 2 Erste öf⸗ fentliche Versammlung in der Festhalle am Karlsplatz; Abends 7 Uhr;

anbelangt, so ist derselbe

Gesellige Zusammenkunft (wie sben). Montag, 7. September, Morgens 9 Uhr: Zweite Delegrtensitzung; Nachmittags: Ausflug nach Altbreisach; Abends: Feh usammenkunft. Dienstag,

8. September, Nachmittags 3 Ulx: Zweite öffentliche Versammlung; Abends: Gesellige Zusammenkunft

Hessen. Darmstadt, 24. August. Das Ministerium der Justiz hat an die Stände inen Gesetzentwurf über das Verfahren bei unfreiwilligen - . von Mitgliedern eines Justiz⸗Kollegs in den Ruhestand gelangen lassen. Derselbe bildet nach dem „Fr. J.“ ein Ergänzung zum Art. 11 des neuen Gesetzentwurfs über die Pensionirung der Civil⸗Staats⸗ beamten, in welchem Artikel die einschlägigen Vorschriften in ihrer Ausführung abhängig gemacht werden von dem Erlaß eines Gesetzes über das dabei zu besbachtende Verfahren.

Mecklenburg. Schwerin, 24. August. Zur Ver⸗ mählungsfeier wird den „Meckl. Anz.“ aus Zarskoe⸗Selo, 20. August, geschrieben:

Am 16. d. Mts. begaben Sich Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Hoheit die Herzogin Marie von Mecklenburg⸗Schwerin nach dem Kaiserlichen Schlosse Ropscha. Hser fanden am 17. Mansver ftatt, und am 18. wurde das Namensfest des Regiments Preobraschensky gefeiert. Das Fest wurde durch einen Gccttesdienst eröffnet, an welchen sich eine Parade I Die Allerhöchsten Herrschaften besuchten darauf das Bivouak des Regiments und wurden von dem Offiziercorps des⸗ selben zum Dejeuner eingeladen. Mittags war Diner im Schloß, bei welchem auch die Offiziere erschienen, und am Abend beschloß ein brillantes Feuerwerk das Fest. Am 19. kehrten die Allerhöchsten e⸗ schaften nach Zarskoe⸗Selo zurück. Heute ist Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin mit den Großherzoglichen Prinzen und Gefolge im besten Wohlsein hier eingetroffen. Allerhöchstdieselbe verließ am 17. Schwerin, traf Abends in Berlin ein und benutzte am folgenden Morgen den Courierzug, um Königsberg zu erreichen, woselbst übernachtet wurde. Am 19. Mittags nahm ein Kaiserlicher Extrazug in Wirballen Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin mit auf. Se. Königliche Hoheit der Großherzog war Seiner Hohen Gemahlin bis Divenskaja entgegengefahren und kehrte mit dem Extrazug zurück. Auf dem Bahnhof in Zarskoe⸗Selo erwarteten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst⸗Thronfolger mit Gemahlin, Ihre Hoheit die Herzogin Marie und Ihre Hoheit der Herzog und die Herzogin Georg von Mecklenburg⸗Strelitz sowie die jüngeren Söhne des Kaisers die Hohen Gäste. Nachdem man die Waggons veklassen und das Empfangs⸗ genäude durchschritten, nahmen mehrere Wagen die Fürstlichen Herrschaften auf. Im ersten vierspännigen Wagen fuhren ““ die Kaiserin, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin, Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Cesarowna und Ihre Hoheit die Herzogin Marie, im zweiten ebenfalls vierspännigen Se. Majestät der Kaiser und Se. Königliche Hibeit der Großherzog, im dritten zweispännigen Se. Kai⸗ serliche Hoheit der Großfürst Thronfolger und Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog, im vierten Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Wladimir und Se. Hoheit der Herzog Paul Friedrich. Es folgten die Wagen mit den Herren und Damen des Gefolges. Der Weg ging durch den Park n Schloß, das in wenigen Minuten erreicht wurde. Abends um 6 Uhr vereinigte eine Familientafel die Majestä⸗ ten und die Fürstlichen Gäste. 1

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 24. August. Der Geheime Staatsrath Freiherr von Groß ist gestern von seiner Reise in das Eisenacher Oberland hierher zurückgekehrt. In Eisenach starb am 18. August der Direktor des dorti⸗ gen Gymnasiums, Geheimer Hofrath Dr. Funkhänel.

Oldenburg. Eutin, 21. August. Der Generalz⸗Feld⸗ marschall Graf von Moltke traf heute Morgen 11 ½ Uhr mit seinem Recognoscirungs⸗Stabe von Neustadt zu Pferde in Eutin ein. Die Stadt prangte im schönsten Flaggenschmuck. Vor seiner im Großherzoglichen Palais wurde der General⸗Feldmarschall von dem in corpore versammelten Ma⸗ gistrate unter Führung des Bürgermeisters Völckers bewill⸗ kommnet und in die für ihn bestimmten Gemächer geleitet. Nach eingenommenem Diner im Hotel Stadt Hamburg machte der Generalstab sofort eine Recognoscirungsfahrt in die Um⸗ gegend. Um 9 Uhr Abends wurde dem hohen Gaste von der Bürger⸗ schaft unter Leitung des Magistrats und unter Vorantritt des Kampfgenossenvereins ein imposanter Fackelzug dargebracht. Das von dem Bürgermeister ausgebrachte Hoch auf den General⸗ Feldmarschall fand lauten Wiederhall. Graf von Moltke sprach dem Bürgermeister zur weiteren Mittheilung an die Einwohner⸗ schaft seinen Dank aus.

Anhalt. Dessau, 23. August. Wie der „Anh. St.⸗ A.“ meldet, werden auch in Dessau zur Feier des Sedan⸗ tages mancherlei Vorbereitungen getroffen. Die Einweihung des Kriegerdenkmals ist, da das Regiment, welches am 19. zunächst zum Brigade⸗Exerziren nach Quedlinburg ausrückte, um diese Zeit noch nicht zurückgekehrt sein wird, verschoben worden.

Lippe. Detmold, 24. August. Das Fürstliche Kabinets⸗ Ministerium macht unter dem 20. bekannt, daß dem Befehl des Fürsten gemäß die Behörden des Landes auch in diesem Jahre ermächtigt sind, am Tage der Sedanfeier die amtlichen Funk⸗ tionen einzustellen.

Lübeck, 21. August. Mit dem Mittagszuge über Ham⸗ burg kommend, traf heute die Königin von Daänemark vom Schloß Rumpenheim hier ein und verfügte sich sofort an Bord des gestern zu ihrer Empfangnahme hier schon einge⸗ troffenen Regierungsd fers „Slesvig“, mit welchem dann als bald die Heimreise nach Kopenhagen angetreten ward

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 23. August. Wie tele⸗ graphisch gemeldet, präsidirte der Patriarch Ivacskovics zum ersten Male in der am 19. d. Mts. stattgefundenen Sitzung des serbischen Kirchenkongresses in Carlowitz. Die Ansprache des Patriarchen an den Kongreß lautete nach dem „Pester Lloyd“, wie folgt:

Indem ich als Allerhöchst bestätigter und installirter Patriarch in diesem Kongresse den Patriarchen⸗ und Präsidentenstuhl einnehme, begrüße ich den Kongreß als kirchlich⸗ nationale Vertretung und danke für die herzliche Gratulation. Empfangen Sie, meine Herren, die Versicherung, daß ich von dieser erhabenen Stelle aus als Leiter der Berathungen und Verhandlungen denselben einen ruhigen und normalen Gang geben werde, daß ich mit Ihnen, meine Herren, zusammen in den Berathungen so lange ausharren werde, bis sie zum Ziele geführt haben. (Lebhaftes Ziviorufen.)

Als dem Oberhaupte und Leiter der Kirche werden mir immer die bestehenden Gesetze den Pfad bezeichnen, den ich wandeln (lange anhaltendes, lebhaftes Ziviorufen) und von dem ich nie und Niemandem zuliebe abweichen werde. (Lebhafte, anhaltende Ziviorufe).

Miein Ziel, welches ich mit Ihnen anstreben werde, ist die Beförderung der religiösen, moralischen und kulturellen Ent⸗ wicklung unseres Volkes. Ich werde unsere kirchlichen und kulturellen Institutionen, welche uns zur Grundlage unseres religiösen, moralischen und kulturellen Fortschrittes dienen sollen achten und bewahren (lebhafte Ziviorufe) Sorge tragen, daß

diese Institutionen dort, wo sie nicht zweckmäßig wären, verbessert und vervollkommnet werden. Um dies Ziel zu erreichen, werde ich mich aller gesetzlichen Mittel, die mir zu Gebote stehen, bedienen. Mit dieser Versicherung und in der Hoffnung, daß der Kongreß meine Be⸗ strebungen immer gerecht beurtheilen und unterstützen wird (lebhaftes Ziviorufen), begrüße ich den Kongreß und durch ihn unser ganzes Volk, und wünsche . dem künftigen vereinten Wirken den Segen des Allmächtigen.“ (Lebhaftes, anhaltendes Ziviorufen.)

24. August. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ meldet: Der österreichisch⸗ungarische Legations⸗Rath Baron Gra⸗ venegg in Madrid ist beauftragt worden, der spanischen Re⸗ gierung zu eröffnen, daß der Gesandte Graf Ludolf Kre⸗ ditive erhält, welche denselben bei der Exekutivgewalt des Mar⸗ schalls Serrano beglaubigen. Graf Ludolf erwartet in Paris das Einlangen dieser Kreditive und geht sodann auf seinen Posten nach Madrid. 8

Schweiz. Bern, 22. August. In Sachen des inter⸗ nationalen Postkongresses, welcher am 15. n. M. seine Verhandlungen hier eröffnen wird, hat der Bundesrath heute folgenden Beschluß gefaßt:

„1) Es ist die Vertretung der Schweiz auf dem Kongresse dem Chef des eidgenössischen Post⸗Departements, Hrn. Bundes⸗Rath Borel, und seinem Stellvertreter, Hrn. Bundes⸗Rath Näff, sowie Hrn. National⸗Rath Landammann Dr. Heer von Glarus (seiner Zeit Gesandter in Berlin) übertragen. 2) Bundes⸗Rath

orel wird den Kongreß behufs seiner Konstituirung eröffnen. 3) Die bundesräthlichen Delegirten sind ermächtigt, Hrn. Ober⸗Post⸗ sekretair Steinhäuslin und Ober⸗Postkontroleur Fuchs als Fachbeamte für die Sitzungen des Kongresses und bezügliche Arbeiten beizuziehen. 4) Die Feststellung des Sekretariats ist Bundes⸗Rath Borel über⸗ tragen, insofern der Kongreß nicht anders verfügt. Zu diesem Zwecke sind ihm sowohl das Personal der Postverwaltung, als auch andere eidgenössische Beamte zur Verfügung gestellt. 5) Das Post⸗Depar⸗ tement ist ermächtigt, für die genügende Einrichtung des Sitzungs⸗ lokals und der Dependenzen für die Geschäfts bedürfnisse des Kon⸗ gresses, seinem Kanzler und Bedienung die erforderlichen Anschaffungen zu machen und das geeignete Personal zu bestellen.“

Seitens der Regierung der Ver. Staaten von Nord⸗ amerika steht die Zusage der Theilnahme am Kongreß noch aus.

24. August. (W. T. B.) Der Regierungs⸗Rath hat für den Berner Jura noch zehn katholische Geistliche er⸗ nannt. Drei von denselben sind Italiener, vier Franzosen, zwei

Oesterreicher und einer Badenser.

Belgien. Brüssel, 25. August. (W. T. B.) Dem „Moniteur“ geht über die Verhandlungen der hier tagen⸗ den internationalen Konferenz eine Mittheilung zu, in welcher es heißt, daß die öffentliche Meinung gut thun werde, die demnächst bevorstehende Publikation des offiziellen Wortlauts der Verhandlungen abzuwarten, bevor sie sich ein Urtheil über diese Verhandlungen bilde. Die Analyse, welche ein aus⸗ wärtiges Journal von den Verhandlungen der Konferenz ge⸗ bracht, sei unvollständig und gebe kein getreues Bild weder von den Arbeiten der Konferenz, noch von denjenigen der Kommission.

Großbritannien und Irland. London, 22. August. Die Königin hat vorgestern in Begleitung des Prinzen Leo⸗ pold und der Prinzessin Beatrice Osborne verlassen und sich nach Balmoral, ihrem Landsitze in den schottischen Hoch⸗ landen begeben, wo die Hohen Herrschaften gestern Nachmittag eingetroffen sind. Dort wird der Hof bis November verweilen.

Der Prinz von Wales, der heute von Osborne, Insel in London erwartet wird, begiebt sich in Kurzem über Berlin zu seiner Gemahlin nach Kopenhagen. Dahin ist auch die Königliche Schaufelyacht „Osborne“ mit den Kindern der Prinzessin abgesegelt. Der Herzog und die Hertzogin von Edin⸗ burgh sind vorgestern vom Kontinent nach England zurückgekehrt. Bei ihrer Landung in Folkestone wurden sie von der Einwohner⸗ schaft dieser Stadt festlich empfangen und der Bürgermeister überreichte ihnen eine Willkommenadresse der Korporation. Dan setzten sie per Eisenbahn die Reise nach London fort, wo sie im Buckingham⸗Palast abstiegen. Gestern stattete der Herzog dem Fürsten Carl von Rumänien in Claridge’'s Hotel ei Besuch ab.

Die Kaiserin von Oesterreich fuhr vorgestern, be gleitet von ihrem Gefolge, aus und nahm die Hauptstraßen de Westendes sowie den Hyde⸗Park und Regents⸗Park in Augen schein. Gestern stattete Ihre Majestät dem Herzog und der Her zogin von Edinburgh sowie der Prinzessin Louise (Marquise von Lorne) Besuche ab. Nachmittags machte die Kaiserin ein Spazierfahrt im Hyde⸗Park. Der Herzog und die Herzogin vo Edinburgh erwiderten den Besuch Ihrer Majestät im Laufe de Nachmittags. Prinz Alphonse de Bourbon (der Prinz von Asturien), der türkische Botschafter Musurus Pascha, der bel⸗ gische Gesandte sowie andere Mitglieder des diplomatischen Corps erschienen während des Tages in Claridges Hotel, um Ihrer Majestät ihre Aufwartung zu machen.

Der Fürst und die Fürstin Carl von Rumänien werden London Anfangs nächster Woche verlassen, um einen 1 Aufenthalt in dem Seebadeorte St. Leonards zu nehmen.

Lord Henry Lennox, der Minister für öffentliche Arbeiten, hat eine Erholungsreise nach dem Kontinent angetreten.

Aus dem Auswärtigen Amt ist ein Bericht uͤber die Verhandlungen der in Gemäßheit des 12. Artikels des Washingtoner Vertrages niedergesetzten gemischten Kom⸗ mission zur Prüfung der britischen und amerikanischen Schadenforderungen, die nicht aus der Alabama⸗Affaire entstanden, veröffentlicht worden. Der Bericht ist von Hrn. Henry Howard, dem britischen Agenten bei der Kommission, ver⸗ faßt und füllt ein Blaubuch von über 700 Seiten. Es ist aus demselben ersichtlich, daß der Kommission 478 britische und 19 amerikanische Forderungen überreicht wurden. Von den über⸗ reichten 478 britischen Forderungen wurden 181 zugelassen, 8 zurückgezogen, 29 wegen Mangel an Jurisdiktion zurückgewiesen und 260 für unzulässig erklärt. Sämmtliche amerikanische For⸗ derungen wurden für unzulässig erklärt. Man muß sich er⸗ innern, bemerkt der Bericht, daß in den Fällen, wo günstige Zu⸗ erkennungen gemacht wurden und in denen der Vereinigte Staaten⸗Kommissar anderer Meinung war, der britische Kom⸗ missar, obwohl er der Meinung gewesen sein mochte, daß die Zuerkennung unzulänglich sei, nichtsdestoweniger genöthigt war, dieselben zu unterzeichnen, um für die Reklamanten überhaupt eine Zuerkennung zu erlangen.

Der „Army u. Navy Gazette“ zufolge ist Kapitän E. H. Howard an Stelle des Vize⸗Admirals Ryder zum Ma⸗ 18-2..g.e bei den verschiedenen Höfen Europas ernannt worden.

Frankreich. Paris, 24. August. (W. T. B.) König Ludwig von Bayern begiebt sich, nur vom Ober⸗Stallmeister Graf Holnstein begleitet, heute abermals nach Versailles, beab⸗ sichtigt daselbst im Hotel des Reservoirs zu übernachten und auch den

bringen. Für den Mittwoch hat der König einen Ausflu

morgenden ganzen Tag (seinen Geburtstag) in Versailles zuzu⸗

nach

Fontainebleau in Aussicht genommen, auf welchem ihn der

deutsche Botschafter, Fürst Hohenlohe, begleiten wird. Die Rück⸗

eise nach München ist auf nächsten Donnerstag festgesetzt. 8 25. August. (W. T. B.) Zu Ehren des Königs von Bayern werden heute in Versailles von 11 bis 1 Uhr Vor⸗ mittags die großen Fontänen springen. Nachmittags wird der König Groß⸗ und Klein⸗Trianon und vielleicht, wenn es seine Zeit erlaubt, noch das Schloß St. Germain besuchen.

25. August. (W. T. B.) Der „Rappel“ meldet, der

Minister des Innern habe den Präfekten eine Spezial⸗

nstruktion zur Nachachtung zugehen lassen, in welcher Bestim⸗ mungen getroffen sind, um den Verkauf von Waffen an die Carlisten zu verhindern.

1 Spanien. Madrid, 24. August. (W. T. B.) Ge⸗ b Pavia hat sein Hauptquartier nach Teruel erlegt.

Nach hier vorliegenden Nachrichten fährt Puycerda ort, den Carlisten energischen Widerstand zu leisten, die Re⸗ ierung hat ansehnliche Truppenverstärkungen zur Hülfe

dorthin abgehen lassen. Ebenso bestätigen die aus den Provinzen eingegangenen Meldungen, daß die Loosziehung und Re⸗ krutirung zu der neuen Aushebung an allen Orten in der größten Ordnung ihren Fortgang nimmt.

Die Pariser legitimistischen Abendblätter vom 24. mel⸗ den gerüchtweise aus carlistischer Quelle, daß Puycerda in Brand geschossen sei. Denselben wird weiter aus Bayonne vom 24. berichtet, daß Sagasta und Cotoner aus dem Ministe⸗ rium auszutreten beabsichtigten. Außerdem sei ein Wechsel im Ober⸗Kommando der Nordarmee wahrscheinlich. Eine Bestäti⸗ gung dieser Nachrichten bleibt abzuwarten.

Nach einer in London eingegangenen telegraphischen Mit⸗ theilung des englischen Konsuls in Bilbao haben die Carlisten mehrere, an der Küste zwischen Bilbao und San Sebastian befindliche Leuchtfeuer auslöschen lassen.

Santander, 24. August. (W. T. B.) Die deutschen Kriegsschiffe „Albatros“ und „Nautilus“ sind hier ein⸗ getroffen. 1

Italien. Rom, 19. August. (It. N.) Ende dieses Monats erwartet man die Kronprinzessin Margaretha in Monza zurück, wo sie mit ihrem Gemahl den September und Oktober zubringen wird.

Die Ruhe und Ordnung ist nun auch in der Ro magna überall wieder hergestellt. Die Behörden fahren indessen fort, noch einzelne Haussuchungen vorzunehmen, verdächtige Individuen zu verhaften und die revolutionären Vereine aufzulösen. Von Neapel schreibt man der „Italie“: Die Urheber der revolutionären, wir wollen dahingestellt sein lassen, ob republikanischen oder inter⸗ nationalen, Bewegung in der Romagna unterhalten auch in unseren Provinzen Verbindungen, das beweisen die Aufstands⸗ versuche, die hier und da gemacht worden sind. In Corato in der Provinz Bari, in Castel del Monte auf der Grenze des Basilikats, und in der Provinz Barletta tauchen bewaffnete Banden auf. Ueberall machten sich aber Karabinieri und Bersaglieri zu ihrer Verfolgung auf und nöthigten sie, sich bald wieder aufzulösen. In Santa Martina Molfetta wurden Kisten mit Gewehren und Munition ausfindig gemacht. Zum Glück waren Civil⸗ und Militärbehörden überall auf ihrer Hut und thaten ihre Pflicht und Schuldigkeit. So wurden die Aufstandsversuche überall unterdrückt und werden bald vergessen sein mit Ausnahme von denjenigen, welche im Gefängniß sitzen und hinlänglich Zeitghaben werden, über die Folgen ihrer Verwegenheit nachzudenken. In Neapel ist trotz der beunruhigenden Gerüchte, welche in Umlauf gesetzt worden waren, die Ruhe und Ordnung keinen Augenblick gestört worden, und es sind auch keine Anzeichen vorhanden, welche Störungen derselben für die Zukunft befürchten lassen. Von Savona wird berichtet, daß Karabinieri, Polizeisoldaten und Truppen⸗ abtheilungen seit einigen Tagen die benachbarten Berge und Ortschaften Nachts durchstreifen. b

Die „Gazetta dell’ Emilia“ schreibt: Die Instruktions⸗ richter haben bei der großen Anzabl von Verhafteten, welche ihnen dieser Tage übergeben worden sind, alle Hände voll zu thun, und täglich finden noch neue Verhaftungen statt. Aeußer⸗ lich ist die Ruhe überall wieder hergestellt, die IJnternationalen sorgen aber durch Ausstreuung immer neuer Gerüchte über die bevorstehende „soziale Liquidation“, daß die Unruhe in den Ge⸗ müthern des leichtgläubigen Volkes forterhalten wird. Die Civil⸗ und Militärbehörden müssen deshalb wachsam sein und überall Augen und Ohren haben. Allnächtlich durchstreifen Kavallerie⸗ piquets die Umgegend der Revolutionsheerde, wie Bologna, Florenz u. s. w., und Infanterie⸗Patrouillen suchen die Eisen⸗ bahnen ab, und auf der Eisenbahn von Brindisi nach Bologna und auf der Aretiner und Beneventer Bahn hat jeder Zug seine Bedeckung von Karabinieri und Linientruppen. Auf Anordnung der Instruktionsbeamten sind in der Provinz Lucca, in Massa, Carrera und auf der ganzen Küste Liguriens bis nach Genua hinauf, auch in Fossombrone, in der Provinz Pesaro und auch in Bologna neuerdings wieder zahlreiche Verhaftungen vor⸗ genommen worden.

In Perugia ist am 20. nach kurzer Krankheit die Prinzessin Maria Bonaparte Valentini, Tochter Lucien Bonaparte's, gestorben.

Die Unterhandlungen der italienischen und englischen Regierung über Herabsetzung des Briefportos sind, den „Ital. Nachr.“ zufolge, im Hinblick auf den bevorstehenden inter⸗ nationalen Postkongreß ausgesetzt worden.

Aus Neapel wird berichtet, die Regierung hat ein Rundschreiben an die Präfekten gerichtet, in welchem sie diesen anempfiehlt, den Personen, welche, um ihre materielle Lage zu verbessern, aus ihrer Heimath in die großen Städte zu ziehen gedenken, kund zu thun, daß sie ihre Lage dadurch nur verschlimmern, traurigen Enttäuschungen und sicherem Elende entgegengehen würden.

Die Tessiner Blätter enthalten schlimme Berichte über die Wasserverheerungen vom 14. und 15. ds. Dieselben haben hauptsächlich das untere Thal des Tessin, von Biasca abwärts, betroffen, aber auch die Nebenthäler der Verzasca und des Kreises Gambarogno nicht verschont. Am schwersten hat jedoch die Gegend unterhalb Bellinzona bis zum Lago Maggiore gelitten. Auf mehreren Punkten ist die Straße vollständig un⸗ pratikabel geworden, theilweise selbst für Fußgänger, weite Strecken Bodens wurden mit Schlamm, Geröll und Felsblöcken von enormer Größe überschüttet, die Ortschaften Magadino, Vira und Piazzogna befinden sich in trostlosem Zustand, eine Anzahl

Häuser wurden zerstört, ein solches mit sämmtlichen Einwohnern,

7 an der Zahl, fortgerissen. 8

Türkei. Scutari, 25. August. (W. T. B.) Wegen des schlechten Ausfalls der Ernte ist die Ausfuhr von Ge⸗ treide aus Albanien durch eine Verfügung der Pforte ver⸗ boten worden.

Echweden und Norwegen. Stockholm, 19. August. Der schwedisch⸗norwegische Gesandte in Paris, Freiherr G. N. Adelswärd, ist hier Montag Abend mit dem Dampfschiffe „Svithiod“ von Lübeck angekommen.

24. August. (W. T. B.) Von amtlicher Seite wird mitgetheilt, daß die Regierung von Schweden und Norwegen die spanische Regierung anerkannt hat. Dem schwedischen Vertreter in Madrid werden noch in dieser Woche seine neuen Kreditive zugefertigt werden.

Christiania, 19. August. Prinz Arnulphvon Bayern kam unter dem Namen eines Grafen von Elpen am Sonnabend voriger Woche, begleitet von dem Adjutanten Graf Bothmer hier an und wurde von dem deutschen General⸗Konsul Redlich am Bahnhofe empfangen. Der Prinz nahm sodann im Hause des General⸗Konsuls Redlich ein Dejeuner ein und besichtigte in dessen Begleitung die bemerkenswerthen Punkte der Umgegend, namentlich das Königliche Jagdschloß Oskarshall. Am nächsten Tage nahm der Prinz, dem wegen Abreise des General⸗Konsuls mittlerweile der Konsulats⸗Sekretär, Lieutenant Martens, zur Begleitung beigegeben wurde, an einer von dem Hof⸗Jägermeister Gjerdrum zu Nydal axrangirten Hasen⸗ jagd Theil, von welcher derselbe am Montag zurückkehrte, im Viktoria⸗Hotel dinirte und am Dienstag Morgen Christiania verließ, um sich weiter nach Thelemarken und von da nach Ber⸗ gen zu begeben. Von Bergen aus wird der Prinz an der Küste Norwegens entlang bis zum Nordkap hinaufgehen und dann von Alten nach Haparanda die sogenannte Ueberlandroute machen. Von Haparanda kehrt er dann zu Schiff nach Stock⸗ holm zurück.

Dänemark. Kopenhagen, 20. August. Der König hat vor seiner Abreise der Insel Island ein Legat von 4000 Thlr. d. R.⸗M. verliehen, mit dessen Zinsen in 10 Antheilen Isländern, die sich durch Ackerbau, Viehzucht oder in der Fischerei auszeichnen, aufgeholfen werden soll.

Amerika. Peru. Die peruanische Legation in London hat aus Lima das folgende, vom 13. d. M. datirte offizielle Telegramm erhalten: „Vollkommene Ruhe herrscht in der Republik. Der Kongreß eröffnete mit einer Majorität für die Regierung.“

Asien. Briefe, die in Konstantinopel von mehreren Orten in Kleinasien eingegangen sind, Mittheilungen über die daselbst herrschende Hungersnoth. Die „A. A. C.“ giebt nachstehende Auszüge daraus: „Ungefähr 200 Dorfbewohner, von denen 80 oder mehr hülflos krank sind, bleiben noch in Marsowan. Sie liegen in den Moscheenhöfen und Ziegeleien. Sie sind alle aus der Region von Vozgat und Angora und Muselmänner. Darstellungen ihrer Lage sind der Lokalregierung gemacht worden, aber mit welchem Resultat, ist nicht bekannt.“ „Krankheiten haben ihr Werk in Bozpat begonnen. Von 2500 oder mehr Personen in den Baracken dieser Stadt sind viele sehr krank und 25— 30 sterben täglich. „In Cesarea ist Mehl nur in sehr geringfügigen Quantitäten zu haben und die Preise steigen. Die Aussicht auf die Zukunft ist in der That

limm.“ 88 Japan. Aus Shanghai wird unterm 22. d. M. gemeldet: „In Nagasaki wüthete in der Nacht vom 20. d. M. ein heftiger Orkan, der an der Küste wie auf dem Meere vielen Schaden anrichtete und beträchtlichen Lebensverlust unter der eingeborenen Bevölkerung verursachte.“ Der britische Gesandte in Beddo hat dem Auswärtigen Amte die Anzeige erstattet, daß die japa⸗

nesische Regierung den Reis⸗Export vom 1. d. Mts. ab verbo⸗

ten hat. 8

Nr. 62 des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Generalverfügungen vom 22. August 1874: Beförderung von Beilagen und regelmäßigen Neben⸗ blättern zu den durch die Post debitirten Zeitungen; vom 19. August 1874: Empfangs⸗Anerkenntnisse über die von den Eisenbahn⸗Post⸗ transporten abgelieferten gewöhnlichen Packete, und Führung der Reise⸗ journale der Eisenbahn⸗Postschaffner; Bescheidung vom 21. August 1874: Bestrafung des Vorstehers einer Postanstalt wegen Vernachlässigung seiner Amtspflichten. Beigelegt sind: Berichtigungen Nr. 719 bis 813 zur Postdienst⸗Instruktion (Ausgabe von 1872), einschließlich des Post⸗

handbuchs (Sammlung der auf das Postwesen des Deutschen Reichs

bezüglichen Gesetze und Reglements ꝛc.).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der König von Bayern hat die Ludwigs⸗Medaille Abtheilung für Wissenschaft und Kunst dem Kh.ge Hof⸗ Schauspieler Ferdinand Lang und dem Königlichen 8 musikus K. Bärmann und Abtheilung für Industrie dem Kaufmann und Fabrikbesitzer J. M. Gerdeissen in München und dem Besitzer einer plastischen Kunstanstalt in Nürnberg, C. Wilh. Fleischmann, ver⸗ liehen. Die von Sr. Majestät für die Höhen Oberammer⸗ gaus bestimmte Kreuzigungs⸗ Gruppe wird der vorge⸗ rückten Jahreszeit wegen in diesem Jahr nicht mehr zur Auf⸗ stellung gelangen, sondern der Transport der einzelnen Figuren, sowie der Sockeltheile erst mit dem Beginn des nächsten Frühjahrs ausge⸗ führt werden. Wegen der kolossalen Dimensionen des ganzen Werkes wird die Ueberführung nach Oberammergau, zumal an den unzugäng⸗ lichen Standort, eine äußerst schwierige und kostspielige. Die Figuren des gekreuzigten Heilandes, der Maria und des Johannes sind mit dem Piedestal vollständig fertig gestellt, während an dem Sockel⸗ theil, dessen Vierecke vier Cherubine zieren, die letzte Hand vom Pro⸗ fessor Halbig angelegt ist.

Am 19. starb im Bade Ilmenau der Professor an der Universität Jena Dr. jur. R. Hermann.

Der Kaiser von Oesterreich hat unter dem 13. August d. J. die von dem Professoren⸗Kollegium der Kaiserlich Königlichen Akademie der bildenden Künste in Wien vorgenommene Wahl der nachbenannten Persönlichkeiten zu Ehrenmitgliedern der Kaiser⸗ lichen Akademie der bildenden Künste in Wien bestätigt:

1) Die Maler: Jules Adolphe Breton in Courrisres (Pas de Calais), Pran Deffreger in Bozen, Fald in London, Joseph Ritter v. Führich, Kaiserlich Königlicher Professor in Wien, Franz Lenbach in München, Hans Makart in Wien, Ludwig Passini, derzeit in Berlin, und Emil Waukers in Brüssel; 2) die Bildhauer: Rein⸗ hold Begas, Professor in Berlin, Paul Dubois in Paris, Giovanni Cavaliere Dupré, Professor in Florenz, Morel Ladeuil, Ciseleur in London; 3) die Medailleure: Wilhelm Kullrich, Hofmedailleur in Berlin, Christian Schnitzspahn, Professor in Darmstadt, Karl Schwenzer, derzeit in Wien, Joseph Tautenhayn in Wien; 4) die Kupferstecher: Hugo Bürkner, Professor in Dresden, Aloisio Tommaso Cavaliere Juvara in Rom, William Unger, Professor in Wien; 5) die Architekten: Martin Gropius, Professor und Direktor der

Königlichen Kunstschule in Berlin, Christian Hansen, Etatsrath un Herfester a der Königlichen Akademie der schönen Künste in Kopen⸗

agen, Richard Lucä, Direktor der Bauakademie in Berlin; 6) den Kunstfreund: Simon Freiherr v. Sina zu Hodos und Kisdia, Kaiser⸗ lich Königlichen Wirklichen Geheimen Rath in Wien.

In Belfast nahm am 19. der 44. Jahres⸗Kongreß der Britischen Association zur 2Seee der Wissenschaft unter dem Vorsitz des Profeffors illiamson unter sehr zahlreicher Betheiligung seinen Anfang. Dieser Verein, der gegenwärtig 359 Mitglieder zählt, war in 1830 gegründet worden, um der wissenschaft⸗ lichen Forschung einen stärkeren Impuls und eine systematischere Rich⸗ tung zu geben, den Verkehr britischer Gelehrten untereinander und mit dem Auslande zu fördern, eine allgemeinere Aufmerksamkeit für die Zwecke der Wissenschaft, sowie die Beseitigung irgend welcher Nachtheile, die ihren Fortschritt hemmen dürften, zu erzielen. Der biegfärig⸗ Kongreß wird in sieben Sektionen: mathematische und physische Wissenschaft; cemische Wissenschaft, Geologie, Biologie, Geographie, volkswirthschaftliche Wissenschaft und Statistik der me⸗ chanischen Wissenschaft repräsentirend, tagen. Die erste Sitzung fand in der Ulster Hall statt und wurde von Professor Tyndall, dem neuen Präsidenten der Association, mit der üblichen Inaugurationsrede eröffnet.

Gewerbe und Handel.

Die „Zeitschrift für Gewerbe, Handel und Volks⸗ wirthschaft, Organ des Oberschlesischen berg⸗ und hüttenmännischen Vereins“, redigirt von Dr. Adolf Frantz u Beuthen O.⸗S., enthält in Nr. 32: Spezialkarte des oberschle⸗ ischen Industriebezirks. Schlesischer Freikurgelderfonds in den Jah⸗ ren 1863 73. Tariferhöhung der Oberschlesischen Zweigbahn. Der Oberschlesische Knappschaftsverein. Produktion, Handel, Ver⸗ kehr (Oberschlesische Zweigbahn im Jahre 1873. Differentialtarife. —. Inländische Schienenlieferungen. Aus Westfalen. Saar⸗ brücker Kohlenverkehrs⸗Erweiterung. Ein Kohlengrubenbesitzer ist nicht Kaufmann. Von der deutsch⸗russischen Grenze. Handels⸗ verträge mit der Türkei Vom schottischen Eisenmarkt). Anzei⸗ gen. Beilagen: a. Statistik des Schlesischen Vom Königlichen Ober⸗Bergrath Althans. b. Die Knappschafs⸗ kassen. Ein freiwilliger Beitrag zu dem Referate des Hrn. Dr. 8 88 hen volkswirthschaftlichen Kongreß zu Crefeld über Arbeiter⸗

ensionskassen.

Nr 33: Gutachtliche Aeußerungen über Tariferhöhung der Ober⸗ schlesischen Zweigbahn. Zur Eisenbahn⸗Tarifreform I. Literatur Zeitschriften. Benno Weber, Einige Ursachen der Wiener Krisis).

zum volkswirthschaftlichen Kongreß. Produktion, Handel, Verkehr (Aus Oberschlesien. Vom Berliner Kohlenmarkt. Ein⸗ und Ausfuhr Oesterreichs im 1. Semester 1874. Tariferhöhung der österreichischen Bahnen. Rußlands Eisen⸗ und Kohlenverkehr. Aus Belgien. Aus Frankreich. Großbritanniens Handelsverkehr im Juli 1874. Berichte aus Middlesbro'on Tons und Glasgow). Anzeigen.

Der Dresdener Gewerbeverein hat beschlossen, im nächsten Jahre eine sächsische Gewerbe⸗ und Industrie⸗Ausstel⸗ lung in Dresden zu veranstalten. Die Vorbereitungen für dieselbe, mit welchen die Organe des genannten Vereins gegenwärtig lebhaft beschäftigt sind, sind bereits im besten Zuge, so daß die Einladungen zur Betheiligung, welchen ein vollständiges Programm mit Situations⸗ plan der Ausstellungsräume beigegeben wird, schon jetzt ausgeschickt werden konnten.

In S starb kürzlich der Ingenkeur Sir William Fairbairn im Alter von 83 Jahren. Er erfand viele Verbesse⸗ rungen für Fabriksmaschinen. Großen Ruf erwarb er sich durch die mit Stephenson zu Stande gebrachte Ueberbrückung der Menai⸗Straße. Er veröffentlichte zahlreiche technische Abhandlungen, war Mitglied vieler Akademien und wissenschaftlicher Vereine und wurde durch mehrere Verdienstmedaillen ausgezeichnet. Im Jahre 1862 wurde er zum Baronet erhoben.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 24. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Vesta“ ist mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost heute Nachmittag 1 ½ Uhr aus Alexandrien hier eingetroffen.

Aus dem Jahresberichte der Großen Russischen Eisen⸗ bahngesellschaft für das Jahr 1873 ist ersichtlich, daß in diesem Jahre von allen der Gesellschaft gehörigen Bahnen 34,901,239 Rubel eingegangen sind. Aus dieser Summe wurden Ausgaben im Betrage von 17,917,339 Rubel gedeckt, so daß als reiner Gewinn einschließlich der Ueberschüsse des Vorjahres und der Courserhöhungen (160,235 Rubel) 17,144,435 Rubel blieben. Hiervon kam Bruttoeinnahme auf die St. Petersburg⸗Warschauer Bahn 9,200,243 Rubel; Ausgabe 6,799,567 Rubel, reiner Gewinn 2,494,658 Rubel. Im Vergleich mit dem Jahre 1872 stieg die Bruttoeinnahme um 405,051 Rubel, und die Ausgaben verminderten sich um 1,338,928 Rubel, so daß sich der reine Gewinn um 1,768,161 Rubel erhöhte. Auf der Nischnei⸗Nowgoroder Bahn ging eine Bruttoeinnahme ein von 5,685,422 Rubeln, verausgabt wurden 2,811,012 Rubel (42 Pro⸗ zent) als reiner Gewinn blieben 3,899,878 Rubel 19 ¾ Kopeken. Der Reingewinn von beiden Bahnen konnte die von der Regierung garan⸗ tirte Summe nicht erreichen, weshalb die Regierung ein Defizit von 271,194 Rubel zu decken hatte. Die Bruttoeinnahme auf der Nico⸗ laibahn betrug 19,015,573 Rubel, die Ausgaben 8,306,759 Rubel (44 pCt.) Der Reingewinn 10,749,599 Rubel. Im ““ mit dem Vorjahre stieg die Bruttoeinnahme um 2,244,068 Rubel, die Reineinnahme um 1,699,169 Rubel.

New⸗York, 22. August. Der

Dampfer des norddeutschen Lloyd „Weser“ ist hier eingetroffen. 1

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, den 26. August. Opernhaus. (153. Vorstellung.) Fantasca. Großes Zauber⸗Ballet in 4 Akten nebst einem Vor⸗ spiel (12 Bildern) von P. Taglioni. Musik von P. Hertel. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Schauspielhaus. (154. Vorstellung.) Die Hochzeitsreise. Lustspiel in 2 Akten von R. Benedix. Hierauf: Die Dienst⸗ boten. Lebensbild in 1 Akt von Benedix. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise. -

Donnerstag, den 27. August. Opernhaus.

ellung. 3 Schauspielhaus. (154. Vorstellung.) Faust. Dramati⸗ sches Gedicht in 6 Abtheilungen von Goethe. Anfang halb

7 Uhr. Mittel⸗Preise

Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern⸗

aus⸗, wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ en des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗

über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Meldungen um Theater⸗Billets im Bureau der General⸗ Intendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegan⸗ gen angesehen und finden keine Beantwortung.

Die in den Königlichen Theatern gefundenen Gegenstände können von den Eigenthümern innerhalb 4 Wochen bei den Hauspolizei⸗Inspektoren Schewe (Opernhaus) und Hoff⸗ meister (Schauspielhaus) in Empfang genommen werden. Erfolgt die Zurückforderung der betreffenden Sachen in der angegebenen Frist nicht, so werden dieselben den Findern ohne Weiteres ausgehändigt. 8 .

Keine Vor⸗