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Riesenadler in Gasflammen. Gegen 8 ½ Uhr langten Se. Ma⸗ jestät der Kaiser und König unter dem jubelnden Zurufe der Menge an, reichten, im Portale empfangen, Ihrer Königlichen
Hoheit der Prinzessin Albrecht den Arm und schritten unter
Führung des Direktors, Kommissions⸗Rathes Röpke, durch den
dicht besetzten Garten nach dem zur Königsloge umgewandelten,
ebenso sinnig als prachtvoll dekorirten Musiktempel auf der großen Terrasse. Es mochten sich etwa 10,000 Menschen in
Tivoli zur Begrüßung Sr. Majestät eingefunden haben. Ein nicht
enden wollendes Hurrah empfing Se. Majestät. Nahe an 500
Sänger der vereinigten Liedertafeln waren versammelt, welche den Kaiser mit dem Liede: „An das Vaterland“ von C. Kreutzer, dirigirt von Hrn. Hof⸗Kapellmeister Fischer, begrüßten, dem
dann in kurzen Zwischenräumen drei andere Lieder folgten.
Das Konzert wurde von folgenden 18 Musikcorps ausgeführt: des 3. Garde⸗Regiments z. F., Ostfriesischen Infanterie⸗Regiments
Nr. 78, Oldenburger Infanterie⸗Regiments Nr. 91, Hannover⸗
schen Füsilier⸗Regiments Nr. 73, 1. Hannoverschen Infanterie⸗
Regiments Nr. 74, 3. Hannoverschen Infanterie⸗Regiments Nr.
79, 2. Hessischen Infanterie⸗Regiments Nr. 82, 4. Magdebur⸗
gischen Infanterie⸗Regiments Nr. 67, 2. Hannoverschen Infan⸗
terie⸗Regiments Nr. 77, Hannoverschen Jäger⸗Bataillon Nr. 10, Oldenburgischen Dragoner⸗Regiments Nr. 19, 2. Hannoverschen Ulanen⸗Regiments Nr. 14, 2. Hannoverschen Dragoner⸗Regi⸗
ments Nr. 16, Braunschweigischen Husaren⸗Regiments Nr. 13, 1. Hannoverschen Ulanen⸗Regiments Nr. 13, 1. Hannoverschen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 10, 2. Hannoverschen Feld⸗Artil⸗ 8 “ Nr. 26 und Hannoverschen Pionier⸗Bataillons Nr. 10.
Das Programm bestand aus: Armee⸗Marsch Nr. 161, Jubel⸗DOuverture von C. M. v. Weber, Einzug der Gäste auf
der Wartburg, aus der Oper „Tannhäuser“, von Wagner, Armee⸗Marsch Nr. 1 C, Künstlerleben, Walzer von Strauß, Fackeltanz (Nr. 1) von Meyerbeer, Armee⸗Marsch, Halleluja von Händel, Pilgerchor aus der Oper „Tannhäuser“ von Wagner und Preußenmarsch von Golde. Nach etwa halbstündigem Auf⸗ enthalte Sr. Majestät des Kaisers machten Allerhöchstdieselben, gefolgt von den Fürstlichen Herrschaften und einer zahlreichen Menschenmenge, einen Rundgang durch den Garten, zogen Sich sodann zurück. Der Aufenthalt der Allerhöchsten und Höchsten Gäste währte bis um 9¼ Uhr. Vom Tivoli aus kehrten Se.
Majestät nach dem Residenzschlosse zurück.
— Am Mittwoch Mittag empfingen Se. Majestät der Kaiser und König die drei Stuhlältesten der Logen in Hannover; auch wurden Sr. Majestät die Mitglieder des patriotischen Krieger⸗ vereins vom Ober⸗Präsidenten, Grafen zu Eulenburg, vorgestellt.
8 — Se. Majestät der Kaiser und König gedenken Sich nach den bisher getroffenen Dispositionen am Donnerstag,
24. d. M., zur Abhaltung der Hofjagd nach Hubertusstock zu begeben.
8 Die Abfahrt erfolgt Nachmittags 4 ½ Uhr mittelst Extra⸗ zaiges der Stettiner Bahn, welche bis dahin benutzt wird, wo Ff lißr Neustadt G/W. die Chaussee nach Joachimsthal abgeht;
Berrort wird die Fahrt znach Hubertusstock zu Wagen fortge⸗
wo das Logis im Jagdschlosse genommen wird und Abends
—Ir stattfindet.
amn Freitag, den 25., Vormittags, erfolgt die Fahrt zur “ 80 he, um 12 Uhr ist Dejeuner, nach demselben Lappjagen
*880 Izm 3 ½ Uhr Diner.
„.2 Die Abreise von Hubertusstock erfolgt Nachmittags 5 Uhr Hund die Ankunft in Berlin Abends 7 Uhr 30 Minuten.
Meclekburs Beeschihen Ho bcit der Großherzog von 20 Minuten wieder in Hannover eingetroffen. — Am Mittwoch Vpormittag besichtigte Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopold von Bayern in Begleitung der General⸗Feldmar⸗ schälle Graf von Moltke und Freiherr von Manteuffel das Mili⸗ tär⸗Reitinstitut daselbst.
6 — Se. Königliche Hoheit der Prinz August von Württemberg, General⸗Oberst von der Kavallerie und kom⸗ mandirender General des Garde⸗Corps, ist von Hannover hierher zurückgekehrt.
Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschuüͤsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen und der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.
— Wo gemäß §. 2 Absatz 2 des Gesetzes vom 9. März d. J. besondere Standesbeamte von dem Ober⸗Präsidenten ernannt werden, ist nach einem Cirkular⸗Erlaß des Ministers des Innern vom 5. d. Mts. die Aufsicht über deren Amts⸗ führung gemäß §. 7 a. a. O. unmittelbar von den für die Auf⸗ sicht in Gemeindeangelegenheiten zuständigen Behörden, in den Stadtgemeinden der östlichen Provinzen also von den Regierun⸗ gen, zu führen. G
— — Auf Grund der Bestimmung im §. 33 des Gesetzes vom 9. März d. J. über die Beurkundung des Personen⸗ standes ꝛc. „in dringenden Fällen kann der Vorsitzende der Auf⸗ sichtsbehörde eine Abkürzung des für die Bekanntmachung (der Aufgebote) bestimmten Fristen (§§. 29, 30) gestatten“, hat das Regierungs⸗Präsidium zu Potsdam den hiesigen Magistrat autorisirt, die Standesämter anzuweisen, daß sie sofort am 1. Oktober von Amtswegen die Aufgebote aller derjenigen be⸗ wirken, welche am 28. September in Berlin kirchlich zum ersten, zweiten oder dritten Male aufgeboten worden sind. Diejenigen, welche vor dem 1. Oktober zum dritten Male kirchlich aufgeboten
worden sind, sollen dann die Ehe bereits am 3. Oktober, die
zweimal Aufgebotenen schon am 5. und die einmal Aufgebotenen am 12. Oktober schließen können. 5
— Eine . Zer hee hatte in einem Berichte die An⸗ sicht ausgesprochen, daß die im §. 34 Al. 2 des Reichsgesetzes über den Unterstützungswohnsitz vom 6. Juni 1870 vor⸗ peschriebene Anmeldung des Erstattungsanspruchs bei dder „zuständigen vorgesetzten Behörde des betheilig⸗
ten Armenverbandes’ behufs Wahrung dieses Anspruchs in denjenigen Fällen, in denen der verpflichtete Armenverband nicht sogleich zu ermitteln ist, mit Rücksicht auf die durch die Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 veränderten
Riessort⸗Verhältnisse bei dem Verwaltungs⸗Gerichte zu er⸗
folgen habe. Der Minister des Innern hat diese Ansicht nicht
für gbn erachtet.
ie Verwaltung der öffentlichen Armenpflege sei, wie in
dem Circular⸗Erlasse vom 1. Juni d. J. ausgesprochen, nach Shn ff. des Ausführungs⸗Gesetzes vom 8. März 1871 ein I der Gemeindeverwaltung, und nach §. 25 insbesondere stehe der Staatsregierung die Aufsicht über die Orts⸗Armen⸗
Die Kreisordnung vom 13. Dezember 1872, welche Verfassungsrecht der Landgemeinden und Gutsbezirke in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen in wesentlichen Bezie⸗ hungen (cfr. §§. 21 —45 und 125 IX.) abgeändert habe, gelte in dieser Beziehung als Gemeinde⸗Verfassungsgesetz für die gedachten Kommunalverbände. Nach den Bestimmungen dieser Kreisordnung sei aber bezüglich der Landgemeinden Wund Gutsbezirke nicht das Verwaltungsgericht, sondern der Kreisausschuß als die „zuständige vorgesetzte Behörde“ an⸗ zusehen, während bezüglich der Städte die Aufsicht der Be⸗ zirksregierung verblieben sei. Die letztere werde sich daher auch in Zukunft der Entgegennahme der in Rede stehenden An⸗ meldungen, soweit dieselben von städtischen Armenverbänden aus⸗ gehen, nach H. 34 Al. 2 des Reichsgesetzes vom 6. Juni 1870 zu unterziehen haben.
— Die Kosten für die Formulare zu Straffest⸗ setzungen wegen Chaussee⸗Polizei⸗Kontraventionen sind nach einem Bescheide des Ministers des Innern von den Landräthen aus ihren Dienstaufswands⸗Entschädigungen zu bestreiten.
Die von den Landräthen auf Grund des §. 79 der Kreis⸗ ordnung verhängten Geldbußen sind zur Staatskasse zu ver⸗ einnahmen, da diese Strafen von den Landräthen in ihrer Eigenschaft als Kreis⸗Polizeibehörden festgesetzt werden.
— Der Minister des Innern hat sich in einem Spezialfall zwar damit einverstanden erklärt, daß die Verrichtungen der Kreisdeputirten bei der Vertretung des Landraths, auch nach der Bestimmung der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 (§. 75), als die eines unbesoldeten Ehrenamts aufzufassen sind, und den Kreisdeputirten die diätarische Vergütigung von 2 Thlr. pro Tag, welche ihnen für die Zeit, in welcher sie mit der kommissarischen Verwaltung des Landraths⸗Amtes betraut sind, bisher bewilligt worden ist und auch ferner zu bewilligen bleibt, nur als Entschädigung für die bei Wahrnehmung dieser Funktion unvermeidlichen Auslagen gewährt wird. Der Minister hat es aber für unthunlich erachtet, den Kreisdeputirten zuzu⸗ muthen, in Vertretung des Landraths Dienstgeschäfte außerhalb der Grenzen des landräthlichen Kreises ohne angemessene beson⸗ dere Entschädigung zu verrichten. Vielmehr erscheine es um so mehr gerechtfertigt, den Kreisdeputirten für die diesfälligen Dienst⸗ reisen Tagegelder und Reisekosten mit den, den Landräthen ge⸗ setzlich zustehenden Sätzen zu bewilligen, als ihnen auch im §. 1 C. I. Nr. 2 der Verordnung wegen der Diäten und Reise⸗ kosten für kommissarische Geschäfte in Königlichen Dienstangelegen⸗ heiten vom 28. Juni 1825 die Sätze für die Räthe der vierten Rangklasse zugebilligt waren.
— Der Chef der Admiralität, General⸗Lieutenant und Staats⸗Minister von Stosch hat sich in Begleitung der Kor⸗ vetten⸗Kapitäns von Blanc und Hollmann auf Dienstreisen nach Kiel begeben.
— Der Oberst à la suite des Kriegs⸗Ministeriums Rib⸗ bentrop, Prases der Artillerie⸗Prüfungs⸗Kommission, ist von seiner Urlaubsreise hierher zurückgekehrt.
—
— — Das Lehr⸗Infanterie⸗Bataillon, welches ur⸗ sprünglich bei seinem Rückmarsch aus dem Mansoverterrain nach seiner Garnison Potsdam für den heutigen Tag hierselbst Quar⸗ tier beziehen sollte, wird nach neueren Marschdispositionen heute direkt per Bahn nach Potsdam befördert.
— Die Stadtverordnerenyersammlung hat in ihrer g-f-ien Sitzung beschlossen, der Rear amemne 1222 8* Unterstützung von zehntausend Thalern zur Befeisdigung drin⸗ gender städtischer Bedürfnisse (statt, wie der Magistrat beantragt hatte, zweitausend Thaler) den Abgebrannten zu gewähren. In derselben Sitzung hat die Versammlung die Anträge des Magi⸗ strats über das bei Straßenregulirungen, Pflasterungen und Entwässerungen in Zukunft einzuhaltende Verfahren dahin an⸗ genommen: 1) daß für die Folge die Bestellung von Kautionen für Pflasterungskosten bei der Ertheilung von Baukonsensen nicht mehr gefordert; 2) daß eine Kommission gebildet werde zur Auswahl und Feststellung derjenigen Straßen, welche im Laufe jeden Jahres Seitens der Stadtgemeinde regulirt, ent⸗ wässert und gepflastert werden sollen, sofern das erforderliche Straßenterrain unentgeltlich bis zur Ausführung der Pflasterung abgetreten ist. — Ein vom Magistrate vorgelegtes, mit dem Polizei⸗Präsidium vereinbartes Pensions⸗ Und Unterstützungs⸗ Reglement für das Personal der Feuerwehr in Berlin wurde von der Versammlung abgelehnt, wobei sich dieselbe jedoch bereit erklärte, ein Pensions⸗ und Unterstützungsreglement für die An⸗ gestellten der Feuerwehr mit dem Zeitpunkte festzustellen, mit
welchem die Verwaltung des Feuerlöschwesens auf die städti Behörden übergeht. 8 schwes f die städtischen
Breslau, 17. September. Der Oberst⸗Kämmerer Graf von Redern ist gestern aus Berlin hier eingetroffen.
Kiel, 17. September. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Alexis von Rußland, Kommandant der Dampf⸗ fregatte „Swjetlana“, machte, wie die „Kieler Ztg.“ meldet, in diesen Tagen der Panzerfregatte „Kronprinz“ einen Besuch und besichtigte unter Führung des Hafenbaudirektors Martiny ein⸗ gehend die Kaiserliche Werft in Ellerbeck.
Baben. Karlsruhe, 16. September. Zu dem am 27. September in Karlsruhe stattfindenden ersten badischen Kriegerfest ist das Programm heute endgültig festgestellt worden, und wird dessen Versendung am Freitag, den 18. d. M., erfolgen. Bis zum 15. September hatten 77 Vereine das Er⸗ scheinen von 3372 Mitgliedern zugesagt, und sind hierunter An⸗ meldungen von Meersburg am Bodensee bis Tauberbischofsheim und Walldürn enthalten. Außerdem hat eine große Anzahl von Vereinen die Betheiligung angemeldet, ohne, was baldigst nach⸗ geholt werden wolle, die Zahl der erscheinenden Mitglieder anzu⸗ geben. „Man wird deshalb nicht fehlgehen,“ schreibt die „Karls⸗ ruher Ztg.“, „wenn man annimmt, daß am 27. September min⸗ destens 4500 alte Soldaten in Karlsruhe in der Absicht zu⸗ sammen kommen werden, in feierlicher Weise den Bund zu be⸗ siegeln, welchen badische Militärvereine vor einem Jahre zur Pflege der Liebe zu Kaiser, Fürst und Reich, zur Erhaltung der Kameradschaft und zur Unterstützung bedrängter Vereine ge⸗ schlossen haben.“ .
— Im Inseratentheil der „Karlsruher Ztg.“ werden von dem katholischen Bischof Reinkens die (auf Grund des Art. 4. Ziff. 2 und 3 des Gesetzes vom 15. Juni 1874) den seiner Leitung anvertrauten (Alt⸗) Katholiken⸗Gemeinschaften in Saul⸗ dorf und Stühlingen überwiesenen Pfründen zur Bewerbung ausgeschrieben; erstere, eine Pfarrpfründe, untersteht dem Pa⸗
das bisherige
erbände nach Maßgabe der Gemeinde⸗Verfassungsgesetze
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tronate des Prinzen Wilhelm von Baden, die zweite, die Loretto⸗
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Heidelberg, 16. September. Heilige Geistkirche, die der altkatholischen Gemeinde von der Regierung zur Mitbenutzung überwiesen worden war, ist gestern, nachdem das römisch⸗katholische Pfarramt die Heraus⸗ gabe der Schlüssel wiederholt verweigert hatte, durch die Polizei geöffnet worden.
Constanz, 15. September. Gestern Nachmittag 3 Uhr kam die Herzogin von Hamilton hier an und fuhr mittelst Equipage nach dem Arenaberg zum Besuch der Kaiserin.
Hessen. Friedberg, 15. September. Der Großher⸗ zog wohnte heute wieder den Manövern des XI. Armee⸗ Corps bei. Se. Königliche Hoheit fuhr Vormittags über Buchenbrücken, Ilbenstadt, Kaichen nach Heldenbergen und stieß zwischen hier und Windecken auf die Truppen. Von hier ver⸗ folgte derselbe die Bewegungen und Aufstellungen über Roß⸗ dorf und Bruchköbel nach dem Gänsberge, dessen hartnäckige Vertheidigung und Erstürmung ein glänzendes militärisches Schauspiel bot. Um ⁄½ 1 Uhr traf der Großherzog wieder im Schloß zu Friedberg ein.
Mecklenburg. Schwerin, 17. Septemver. Der Groß⸗ herzog wird dem Vernehmen nach am 20. d. M. Abends, nach Beendigung sämmtlicher Truppen⸗Inspektionen, von Kiel kommend, in Rabensteinfeld eintreffen und am 22. Vormittags nach Schwerin kommen.
— Nach Nachrichten aus St. Petersburg hat Se. Kaiser⸗ liche Hoheit der Großfürst Michael Nikolajewitsch am 8. d. Mts. zu Ehren des Großfürsten Wladimir und der Groß⸗ fürstin Maria Paulowna in seinem Schlosse Michailowna bei Peterhof einen Ball gegeben.
— Der Großherzog und die Großherzogin wohnten am Dienstag den Manövern der 17. und 18. Division in der Nähe von Rehna bei. Das Gefecht concentrirte sich um das Dorf Bülow. Das Diner nahmen die Hohen Herrschaften in Wedendorf ein und besuchten Nachmittags die Bi⸗ vouaks. Die 17. Division lag in unmittelbarer Nähe von Schönberg, die 18. Division bei Lockwisch. Abends kehrten die Hohen Herrschaften nach Wedendorf zurück, wo ein Thé dansant stattfand. Das gestrige Manöver des Armee⸗ Corps richtete sich gegen den markirten Feind in Selmstorf. Auf der Chaussee nach Selmstorf nahm das Armee⸗Corps in Rendez⸗ vous⸗Stellung Position. Der Großherzog durchritt die einzelnen Truppentheile. Nunmehr begann das eigentliche Manöver, die letzten Angriffe wurden bei Schlutup gemacht. Dort wurde zum Sammeln geblasen. Die Infanterie marschirte nach Lübeck, bez. dem Rangirbahnhofe, von wo sie mit Ausnahme des 2. Batail⸗ lons des Mecklenburgischen Grenadier⸗Regiments Nr. 89, der Artillerie und Kavallerie, welche bis heute in Schönberg bez. Umgegend einquartiert wurden, in die Garnisonen zurückbefördert sind. Gestern Abend gleich nach 7 Uhr trafen das 1. und 3. Bataillon des Mecklenburgischen Grenadier⸗Regiments und das Mecklenburgische Jäger⸗Bataillon Nr. 14 mittelst Extrazuges hier wieder ein. Auf dem Bahnhofe wurden die Truppen von einer großen Menschenmenge empfangen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 16. Sep⸗ tember. Der Großherzog ist am Sonntag Abend von Fried⸗ berg nach Schloß Wilhelmsthal zurückgekehrt.
— Nachdem die deutschen Regierungen sich über eine Reihe von Grundsätzen bezüglich der Gymnasien und deren Ma⸗ turitätsprüfungen geeinigt haben, ist für das Großherzog⸗ thum Sachsen die bisher schon in Uebung gewesene Gleichstellung der von auswärtigen deutschen (klassischen) Gymnasien aus⸗ gestellten Reifezeugnisse mit denen der inländischen Behufs der Zulassung zu öffentlichen Prüfungen und zu Staatsämtern durch eino Ministerialbekanntmachung bestätigt worden.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 16. September. Der Herzog ist in dieser Nacht aus Hannover hierher zurück⸗ gekehrt. Zu Ehren des auf heute fallenden Geburtstages Sr. Hoheit war heute früh Reveille des Bürgerschützen⸗Corps und ist die Sadt festlich mit Flaggen geschmückt. Zugleich ist heute der Haupttag der Ausstellung des landwirthschaftlichen, Gewerbe und pomologischen Vereins. Des Vormittags fand ein Bauernhochzeitsaufzug statt und Nachmittags soll ein Rennen mit Bauernpferden vor sich gehen. — Nachmittags gegen 4 Uhr wird das hier garnisonirende Bataillon aus der Umgegend von Langensalza, wo das Divisions⸗Manöver gewesen, wieder hier eintreffen.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 16. September. Der Fürst und die Prinzessin Elisabeth sind von Scheveningen, nach mit bestem Erfolge daselbst gebrauchter Badekur, gestern Nachmittag hierher zurückgekehrt.
Bremen, 16. September. Nach dem Berichte der Finanz⸗ Deputation über die finanziellen Ergebnisse des Staatshaushaltes in den ersten acht Monaten des Jah⸗ res waren in dem von der Finanz⸗Deputation im Oktober v. J. aufgestellten Budget die Einnahmen des Jahres 1874 auf 11,339,070 Mark angeschlagen, die Summe der beantragten Ausgaben dagegen betrug 13,278,935 Mk. 18 Pf. Daraus er⸗ gab sich ein Defizit von 1,939,865 Mk. 18 Pf. Senat und Bürgerschaft beschlossen jedoch einerseits, verschiedene Einnahme⸗
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mehrere Ausgaben ganz zu streichen oder zu ermäßigen. Mit Zuziehung des Reservefonds früherer Ueberschüsse, aus welchem 855,400 Mark in den Jahresetat eingestellt wurden, und der ver⸗ anschlagten Mehreinnahme von 42,000 Mk. für Privatanschlüsse der Wasserkunst, steigerte sich der Anschlag der Einnahmen auf 12,423,287 Mk. 59 Pf. An Ausgaben wurden bewilligt oder in Aussicht genommen 13,173,181 Mk. 10 Pf. Für die Deckung des hiernach bleibenden Defizits von 749,893 Mk. 51 Pf. wurde der Rest des Reservefonds der Ueberschüsse angewiesen, welcher freilich nur 727,078 Mk. 37 Pf. betrug, so daß ungedeckt blieben 22,815 Mk. 14 Pf. Bis zum 31. August d. J. haben indeß einige Einnahmen den Voranschlag bereits überstiegen, namentlich die französische Kriegsentschädigung um 249,895 Mk., die Einkommen⸗ steuer um 42,606 Mk., die Erbschaftsabgabe um 63,323 Mk. u. s. w. Diese Mehrerträge beliefen sich im Ganzen auf 364,461 Mk. 18 Pf. und steigt dadurch die Solleinnahme von 12,423,287 Mk. 59 Pf. auf 12,787,748 Mk. 77 Pf. Davon sind bis Ende August eingegangen 7,508,259 Mk. 3 Pf., und müssen, um den Anschlag im Uebrigen zu erreichen, noch eingehen 5,279,489 Mk. 74 Pf. Zu den bewilligten Ausgaben kamen bis Ende August Nachbewilligungen zum Betrage von 239,462 Mk. 43 Pf., näm⸗ lich 82,727 Mk. 43 Pf. zu den ordentlichen, 156,735 Mk. zu den außerordentlichen Ausgaben. Der Ausgabenetat vermehrt sich durch diese Nachbewilligungen von 13,173,181 Mk. 10 Pf. um 239,462 Mk. 43 Pf. auf 13,412,643 Mk. 53 Pf. Die Soll⸗ einnahme, einschließlich schon eingegangener Mehrerträge, ist
Kaplaneipfründe, dem des Fürsten zu Fürstenberg
12,787,748 Mk. 77 Pf., dem nicht eingestellten Reste des Re⸗
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(W. T. B.) Die hiesige
posten theils zu erhöhen, theils neu einzustellen, andererseits
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servefonds fallen daher zur Last 624,894 Mk. 76 Pf., und da dieser Rest 727,078 Mk. 37 Pf. groß ist, wird von demselben, falls im Uebrigen die Anschläge genau zutreffen, ein Betrag von rund 100,000 Mk. übrig bleiben. e¹¹
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 17. September. (W. T. B.) Morgen findet in Pest ein gemeinsamer österreichisch⸗ungarischer Ministerrath unter Vorsitz des Kaisers statt. Dem Ver⸗ nehmen nach soll in demselben eine Entscheidung der Frage über Aufhebung der Getreidezölle getroffen werden.
— Die Landtage beschäftigten sich gestern fast sämmtlich mit Ausschußwahlen.
— Ueber das Programm der bei Arad stattfindenden größeren Truppenübungen erhält die „N. Tem. Ztg.“ fol⸗ gende Mittheilungen: Die Uebungen beginnen am 16. d. M. Am 16. und 18. d. M. manövrirt die 34., am 17. und 19. d. M. die 17. Truppen⸗Division, jede für sich. Am 21. Nachmit⸗ tags 5 ¼¾ Uhr erfolgt die Ankunft Sr. Majestät in Arad. Am 22. und 23. finden große Manöver sämmtlicher Truppen vor Sr. Majestät statt. Am 24. Rasttag, am 25 und 26. große Manöver einer Division gegen die andere. Sämmtliche Manöver finden auf dem Territorium des Temeser Komitates, d. i. am linken Ufer der Maros statt, namentlich werden die Manöver vor Sr. Majestät, wenn nichts Anderes befohlen wird, in dem von den Ortschaften Neu⸗Arad, Schöndorf, Fiscut und Vinga begrenzten Terrain stattfinden.
Großbritannien und Irland. London, 16. Sep⸗ tember. Die „A. A. C.“ schreibt über eine neue Arbeiter⸗ stadt in London:
Nachdem der Erfolg des Planes, bessere Wohnungen für die Ar⸗ beiterklassen zu beschaffen, in dem „Shaftesbury Park Estate“ und anderwärts völlig demonstrirt worden und der Häuserbegehr in Lon⸗ don sich beständig vergrößert hat, haben die Direktoren der Artisans, Labourers and General Dwellings Company unlängst einen Bauplatz von 80 Acres im Westen der Metropole erworben, auf welchem die Errichtung einer neuen Stadt, die nicht weniger als 15,000 Menschen Aufnahme gewähren wird, sofort in Angriff genommen werden soll. Die Pläne sind bereits entworfen und die Straßen markirt worden, und die Stadt wird nach denselben allgemeinen Prinzipien, wie die, welche bei der „Shaftesbury Park“ Colonie im Süden Londons zur Anwendung kamen, konstruirt werden. Obwohl noch nicht ein einziger Ziegel gelegt worden, sind schon An⸗ meldungen für über 1000 Häuser erfolgt. as Werk hat die Billi⸗ gung des Premier⸗Ministers und thatsaͤchlich aller der distinguirten Persönlichkeiten, die sich für den Fortschritt der Bewegung, passende Wohnungen für die Arbeiterklassen zu beschaffen, interessiren. Das Kapital der Kompagnie, das anfänglich 250,000 Lstr. betrug, ist bis auf 1,000,000 Lstr. erhöht worden. Die Kolonie wird „Queens Park“ genannt werden und, wie Shaftesbury Park, wird sie so anzüglich als möglich gemacht werden; vier von den 80 Acres werden einem öffentlichen Erholungsgarten im Centrum ge⸗ widmet werden; die Straßen werden ihrer ganzen Länge nach mit Bäumen bepflanzt und jedes Haus wird mit einem Vorder⸗ und Hintergarten versehen werden. Die Kolonie, in der Nähe der Harrow⸗ road gelegen, wird eine große Lesehalle, Genossenschafts⸗Magazine, einen Kohlendepot, eine Milchfarm, Bäder und Waschhäuser u. s. w., aber kein Wirthshaus enthalten, obwohl den Bewohnern gerade keine Ent⸗ haltsamkeitsgrundsätze aufgedrungen werden sollen. Der Grundstein zu der neuen Arbeiterstadt wird schon nächsten Monat gelegt werden, aber die Ceremonie wird rein formell sein, da beabsichtigt wird, die Königin zu ersuchen, Anfangs nächster Saison den Denkstein zu legen.
Frankreich. Paris, 18. September. (W. T. B.) Der aus den Verhandlungen über die Kapitulation von Metz bekannte Regnier ist gestern vom Kriegsgericht wegen Spionage und Einverständnisses mit dem Feinde in contumaciam zum Tode verurtheilt worden.
Versailles, 17. September. (W. T. B.) Sitzung der Permanenz⸗Kommission. Tirard von der Linken richtete eine Anfrage an die Regierung wegen der strengen Maß⸗ regeln, deren Gegenstand die Presse sei, und verwies namentlich auf das bezügliche amtliche Communiqué, welches dem „Journal des Débats“ wegen einer in der Nummer vom 12. September enthaltenen Aeußerung zugegangen sei. Der Minister des In⸗ nern, Gene al Chabaud la Tour, erklärte, das Ministerium habe nur die Verleumdungen bekämpft, mit denen man die Majorität der Nationalversammlung und den Präsidenten Mac Mahon angegriffen habe; es sei Pflicht des Ministeriums, der Staats⸗ regierung Achtung zu verschaffen. Der Vicomte d'Aboville richtete eine weitere Anfrage an die Regierung wegen der Suspension des „Univers“. Der Minister des Auswärtigen, Herzog von Décazes, er⸗ widerte, Spanien habe, als die Suspension des „Univers“ erfolgte, noch keinen von den fremden Mächten anerkannten Souverain gehabt, deshalb habe er nur Suspension eintreten lassen können. Wäre die Anerkennung der spanischen Regierung bereits erfolgt gewesen, so würde er gerichtliche Verfolgung des „Univers“ ha⸗ ben eintreten lassen wegen eines Artikels, der für jeden Sou⸗ verain insultirend gewesen sei. Der Herzog von la Rochefoucauld⸗ Bisaccia interpellirte die Regierung ferner über das Verbot, das den Verkauf von Bildern des Grafen von Chambord, auf denen sich zugleich die Embleme des letzteren befinden, untersagt. Der Minister des Innern erwiderte, daß diese Embleme eben die Ur⸗ sache des Verbotes bildeten. Endlich bat der frühere Handels⸗ Minister de la Bouillerie noch um Aufklärung über die Stel⸗ lung des deutschen Konsuls in Bayonne und namentlich dar⸗ über, ob seine Bestallung ordnungsmäßig erfolgt sei. Der Mi⸗ nister erklärte, es sei demselben das Exequatur ertheilt, seine Be⸗ stallung sei in Ordnung.
Grasse, 17. September. (W. T. B.) Prozeß gegen den Oberst Villette und Genossen wegen Mitwirkung bei der Flucht Bazaine's. Der Vertheidiger des Obersten Villette und Barreau's, des Dieners Bazaine's, Advokat Lachaud, be⸗ zeichnete es als eine Ehre für seine Advokatenlaufbahn, daß er zum Vertheidiger in diesem Prozesse ausersehen worden, und schilderte Oberst Villette als ein Vorbild ritterlicher Ergebenheit. Er hielt daran fest, daß die Flucht Bazaine's sich genau so voll⸗ zogen habe, wie die Marschallin Bazaine in ihrem bekannten Briefe an den Minister des Innern angegeben. Alles, was in der Anklage darüber vorgebracht werde, beruhe auf unerwiesenen Hypothesen. Deshalb richte er die dringende Aufforderung an den Gerichtshof, dem Obersten Villette seine makellose Vergan⸗ genheit zu bewahren. Ebenso empfehle er Barreau dem weisen Ermessen des Gerichtshofs. Nachdem Doineau nochmals seine Unschuld betheuert, erfolgte der Urtheilsspruch, durch welchen der Gefängnißdirektor Marchi, der Diener Barreau und die Wächter Leterme und Lefrancois freigesprochen, Alvarez de Rull, Oberst Villette und Wächter Plantin — der Erstere in contumaciam — zu sechsmonatlicher, Ex⸗Kapitän Doineau zu zweimonatlicher und Wächter Gigoux zu einmonatlicher Einschließung verurtheilt werden.
Spanien. Madrid, 17. September. (W. T. B.) Die Carlisten haben wiederholt mehrere Angriffe auf Cuenza ver⸗ sucht, die sämmtlich zurückgewiesen wurden. “
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Italien. Rom, 18. September. (W. T. B.) Das Journal „Italie“ ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die vom klerikalen, Gior⸗ nale di Fiorenza“ gebrachte Meldung, England habe Seitens der in Sicilien sich aufhaltenden britischen Unterthanen vielfache Re⸗ klamationen wegen der dort herrschenden Unsicherheit erhalten und dieserhalb mehrere Depeschen an die italienische Regierung gerichtet, jeder Begründung entbehre. Die „Opinione“ unterzieht die Meldungen des Pariser Journals „Union“ über die angeb⸗ lich auf Sizilien sich vorbereitenden Ereignisse einer Be⸗ sprechung und meint, die „Union“ habe durch ihre indiskreten Auslassungen nur enthüllt, mit welchen Absichten die Partei, der sie diene, umgehe.
Amerika. Washington, 17. September. (W. T. B.) Präsident Grant und das Kabinet haben sich einstimmig da⸗ für entschieden, den Gouverneur Kellog in seinem Amte zu schützen und erblicken in der Absetzung desselben eine Verletzung der gesetzlichen Normen und eine Gefahr für den Frieden im Süden. An den Kommandanten der Bundestruppen in Louisiana ist bereits die Weisung ergangen, die von den Aufständischen eingesetzte Regierung nicht anzuerkennen. — An Bundestruppen, welche nach New⸗Orleans gesandt werden könnten, stehen der Regierung gegenwärtig nicht mehr als 2500 Mann zur Verfügung.
Eine zweite Depesche berichtet: Die Regierung trifft Maß⸗ regeln, die Truppen zu konzentriren, und werden gegen Ende der Woche 5000 Mann nach New⸗Orleans abgehen können. Ferner sollen drei Kriegsschiffe in Dienst gestellt werden. Man be⸗ fürchtet ernsthafte Schwierigkeiten im Süden und den Ausbruch einer allgemeinen Bewegung gegen die Neger.
New⸗Orleans, 17. September. (W. T. B.) Die Liga der Weißen hat sämmtliche vom Gouverneur Kellog angestellten Beamten aus ihren Stellen entfernt. Die Geschäfte sind wieder aufgenommen, weitere Verletzungen von Privatper⸗ sonen und Beschädigungen des Privateigenthums haben nicht stattgefunden. — Heute sind 9 Compagnien Bundestruppen hier eingetroffen.
Einer weiteren telegraphischen Nachricht zufolge hat der kommandirende General des Golf⸗Departements, General W. H. Emory, mit Mac Henry und mit Pence eine Unterredung gehabt und dabei auf der Forderung bestanden, daß die Ver⸗ waltung wieder hergestellt werde, und daß die Waffen und das Zeughaus an die Bundesbehörden übergeben würden. General Emory hat für den Fall, daß dies geschehe, Amnestie zugesichert. Maec Henry hat diese Bedingungen angenommen und zugleich erklärt, daß es irgend welchen militärischen Einschreitens nicht bedürfe, weil man kein Verlangen habe, der Exekutivgewalt der Staatsregierung irgend welchen Widerstand entgegen zu setzen.
— Aus Mexiko wird der „A. A. C.“ unterm 22. August gemeldet: Der Bischof von Pucatan hat durch ein Breve alle Katholiken, welche Civilehen eingehen, excommunicirt. Ein Ban⸗ ditenhaufen erschien auf dem Markte zu Quiroga und rief: „Es lebe die Religion! Nieder mit den Regierungsbeamten!“ Die Behörden lassen denselben militärisch verfolgen. Eine an⸗ dere Bande erschien mit den gleichen Rufen in der Stadt Lapuatico und beraubte die Einwohner. Der Bischof von Patz⸗ cuaro ist von sechs maskirten Männern beraubt worden, wäh⸗ rend er in einer Stage nach Monelia reiste. — Die Baumwoll⸗ ernte im Bezirk Vera Cruz, welche letztes Jahr 300,000 Pfund ergab, übersteigt diesmal 600,000 Pfund.
Afrika. Aegypten. In Alexandria ist die Nachricht von einem großen Siege der ägyptischen Truppen über eine Inva⸗ sions⸗Streitmacht von Darfourianern eingetroffen. Wie es scheint — schreibt die K. A. C. — stachelten die Darfourianer vor ge⸗ raumer Zeit die Beduinenstämme dieses Distrikts gegen die Aegypter auf und lieferten den Unzufriedenen Waffen. Endlich beschlossen sie, in Kordofan en masse einzufallen. Ihre Armee, aus 12,000 wohlbewaffneten von dem Sultan Aabouna befehligten Männern bestehend, stieß am 17. Juni in der Nähe eines Ortes, Namens Kalaba, an der Grenze von Kordofan, mit einem Corps von 16,000 mit Remingtongeweh⸗ ren bewaffneten Aegyptern zusammen. Nach einem heißen zwei⸗ stündigen Gefecht wurde die Armee von Darfour mit schwerem Verlust von Todten und Gefangenen geschlagen. Ihr Befehls⸗ haber befand sich unter den Todten und sein Sohn wurde ge⸗ fangen genommen. Fast unmittelbar darauf griff der Sultan von Darfour die ägyptische Grenze mit einer aus 50,000 Mann bestehenden Armee, darunter viel wohlbewaffnete Kavallerie, aufs Neue an. Die zweite Schlacht fand am 2. Juli statt, und nach 1stündiger Dauer wurde der Feind gänzlich besiegt und bis zum Einbruch der Nacht verfolgt. Der Verlust der Darfourianer wird auf 1500 Todte und 400 Gefangene angegeben; 500 Mus⸗ keten, 7 gezogene Kanonen und eine große Menge Pferde wur⸗ den erbeutet. Die Aegypter verloren 18 Todte und hatten 15 Verwundete. Ansehnliche Verstärkungen sind von Kairo nach der Grenze geschickt worden. Dieselbe Depesche meldet, daß die ägyptischen Behörden im südlichen Kordofan eine große Sklavenkaravane auffingen. Es wurden 591 Sklaven befreit und von diesen wurden 137 männliche Erwachsene in die ägyp⸗ tische Armee aufgenommen, 96 Kinder wurden in die Schulen des Khedive geschickt, die Frauen, 331 an Zahl, wurden an die Soldaten verheirathet nnd 27 Sklaven starben. — Ein Privat⸗ brief aus Khartoum vom 1. August theilt mit, daß Oberst Gordon nach den neuesten Nachrichten an der Mündung des Sobat⸗Flusses weilte, um dort einen befestigten Posten zu er⸗ richten. Nachdem dies geschehen, würde die Expedition aufbrechen um den Sobat zu erforschen.
Anstralien. Aus Honolulu gingen über San Fran⸗ cisco bis zum 19. August folgende Nachrichten ein: Der König der Sandwich⸗Inseln hat die gesetzgebende Versammlung auf den 8. August vertagt. Er beglückwünschte die Mitglieder ursächlich der Einführung der Gesetzvorlagen, die von der Unterstützung der Telegraphengesellschaften und der Ermuthigung der Dampf⸗ schiffahrt nach fremden Ländern handeln. Er äußerte sich energisch zu Gunsten der Reciprocitäts⸗Verträge und betonte den Wunsch, einen solchen Vertrag mit den Vereinigten Staaten ab⸗ zuschließen; er würde alle Mittel anwenden, um ein Resultat in dieser Richtung zu erreichen. Für die internationale Aus⸗ stellung in Philadelphia wurden zwei Spezial⸗Kommissare er⸗ nannt. 1
ie Nr. 19 des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗ v.reEnnFer eh 8. hat folgenden Inhalt: Nachrichten. Telegraphen⸗Stationen. Veränderungen: I. Im Deutschen Reiche⸗ Telegraphen⸗Tarife. II. Im internationalen Telegraphen⸗Tarife. Per⸗ sonalien. Nachträge zum internationalen Tarif.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. Der Vorstand des Vereins für das Museum schle⸗
sischer Alterthümer in Breslau hat Veranlassung genommen,
eigenthümer und
mit Rücksicht darauf, daß erstens bereits durch mehr als 250 Jahre in Schlesien prähistorische Funde gemacht, sowie beschrieben worden sind, und daß zweitens der genannte Verein den Mittelpunkt für anti⸗ quarische Forschungen in der Provinz bildet, folgende auf Anthropo⸗ logie und prähistorische Archäologie sich beziehende Preisaufgabe u stellen: „Es wird verlangt eine vergleichende Beschreibung und sritische Würdigung aller in Schlesien von älteren Zeiten bis beft ge⸗ machten prähistorischen Funde (Artefacten, Begräbnißstätten u. s. w.) mit besonderer Berücksichtigung des sogenannten Stein⸗, Bronze⸗ und Eisenzeitalters, insofern die Epochen sich unterscheiden lassen, sowie eine öö über die Kulturzustände, die Abstammung und die Be⸗ ziehungen der damals hier lebenden Völker zu denen benachbarter Gegenden und Ermittelung ihres Anschlusses an die historische Bevöl⸗ kerung. Illustrationen sind unentbehrlich.“ Die reichen Sammlungen und Akten des Museums schlesischer Alterthümer werden zu dieser Arbeit jederzeit zu Diensten stehen. Der ausgesetzte Preis für eine allen obigen Anforderungen entsprechende Arbeit beträgk zweitausend Mark. Die Einlieferung der Arbeiten soll unter den bekannten Formen an den Sekretär des Vereins, Rektor Dr. Luchs, bis zum 31. Dezember 1877 erfolgen. Die Veröffentlichung der Preisurtheile von — anerkannten Sachverständigen wird am 26. Juni 1878 attfinden.
— Die Nr. 152 (August) des Notizblattes des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissenschaften zu Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen Vereins hat fol⸗ genden Inhalt: Erwerbung und Verlust der Staatsangehörigkeit im Großherzogthum Hessen durch Aufnahme, Naturalisation und Ent⸗ lassung (Ein⸗ und Auswanderung) im Jahr 1872. — Meteorologische Beobachtungen im Juli 1874. — Sterbefälle und Todesursachen im Juli 1874 — Die Ergebnisse der Bierbesteuerung im Großherzos⸗ thum Hessen im Jahr 1873. — Angelegenheiten des mittelrheinischen geologischen Bereins.
— Wie der „Schw. M“ aus Tuttlingen mittheilt, ist am 12. der ganze Maierhof auf Hohentwiel, der durch Scheffels „Ekkehard“ verherrlichte Aussichtspunkt am Bodensee, abgebrannt.
— Wie die „Darmst. Z.“ meldet, ist die Jbener Kapelle auf Grund abgeschlossenen Vertrags mit dem seitherigen Eigenthümer de⸗ finitiv von dem Großherzoglichen Staat übernommen. Es wird un⸗ verzüglich mit den Arbeiten begonnen werden, die nöthig sind, um das fäizabe Bauwerk ausreichend gegen die Unbilden der Witterung zu schützen.
— Man nimmt bekanntlich an, daß an der Stelle, wo heute das Dorf Haßloch in Hessen liegt, einst ein römisches Castel gestanden hat. Sicher ist, daß hier im Mittelalter eine Burg lag. Auf die Existenz einer Römerstätte weist das Steinbild einer gewundenen Schlange im Pfarrgarten. Neulich hat der Bürgermeister Orth in Haßloch daselbst Nachgrabungen vorgenommen und dabei einige
Alterthümer gefunden, die theilweise mittelalterlichen (z B. eine Pfeil⸗
spitze), theilweise römischen Ursprungs sind.
— Aus Randazzo am Aetna wird unter dem 13. d. M. ge⸗ meldet, daß am 11. der Professor Silvestri die zerrissene und erschüt⸗ terte Nordseite des Berges in einer Ausdehnung von drei Kilometern untersucht hat. Er fand zwanzig Krater geöffnet; der erste bei dem Musbruch geöffnete Krater hat einen 35 Meter hohen Kegel gebildet. Professor Silvestri glaubt, daß diesmal schon Alles vorüber sei und nur noch einige Erderschütterungen erfolgen werden.
Gewerbe und Handel.
Am 6., 7. und 8. Oktober findet in Friedrichshafen die „7. Generalversammlung des Vereins der Gasthofbe⸗ sitzer“ statt, wozu eine sehr zahlreiche Betheiligung von Berufsge⸗ nossen und deren Familien in Aussicht steht.
— Die Versammlung deutscher Ingenieure in Han- nover, welche in den letzten Tagen hier Berathungen pflog, hat u. A felgenden Antrag von allgemeinerer Bedeutung angenommen: 8
„In Anerkennung der von dem westfälischen Bezirksverein für de Konstruktion von Maschinen aufgestellten Prinzipien beschließt d.d. Versammlung, es zur Aufgabe der Bezirksvereine zu machen, für 8 Hebung der Sicherheit der Arbeiter gegen Schädigung durch umgehe 8 Werke, nach den in ihren Bezirken bestehenden besonderen Einrichtu. gen und Zuständen, thätig zu arbeiten und darüber an die Centralstelle zu berichten, was geschehen und erzielt ist und welche Erfahrungen gemacht sind, damit von der Centralstelle in einer der nächsten Jahres⸗ versammlungen der Gegenstand wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden kann.“ 8.
Straßburg, 15. September. Der Vorsitzende des Vereins deutscher Tabaks⸗Interessenten und Fabrikanten, Kauf⸗ mann G. Schöpplenberg in Berlin, hatte an den Ober⸗Präsidenten von Elsaß⸗Lothringen das Gesuch gerichtet, beim Verkauf der Vor⸗ räthe in Straßburg die Konkurrenz deutscher Fabrikanten zuzulassen. Darauf ist von dem letzteren an Hrn. Schöpplenberg folgendes Schreiben, welches die „Deutsche Tabak⸗Zeitung“ veröffentlicht, er⸗
angen: 8 Straßburg, den 6. September 1874.
Auf das gefällige Schreiben vom 19. v. Mts. erwidere ich er⸗ gebenst, daß weder über eine Verpachtung der hiesigen Kaiserlichen Tabak⸗Manufaktur, noch über einen Verkauf der Fabrikvorräthe irgend welche Entschließungen Seitens de. kompetenten Behörden gefaßt wor⸗ deg sind. Ich bin daher nicht in der Lage, Ihren Wünschen um Mittheilung von Verkaufsbedingungen entsprechen zu können. “
Der Ober⸗Präsident von Elsaß⸗Lothringen:
v. Möller. 16 18. September. (W. T. B) Die Bergwerks⸗ Bergwerksarbeiter von Durham sind Schiedsspruches über die zwischen ihnen be⸗ Die Besitzer der
London,
zur Herbeiführung eines stehenden Differengen zusammengekommen. Die 2 in Staffordshire und Worcestershire wollen die Löhne vom 19. ab um 10 p„Ct. herabsetzen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Das neue Zwillingsschiff „Castalia“, dessen Konstruktion der Seekrankheit Trotz bieten soll, kam am 15. unter der Führung seines Erbauers, Kapitän Dicey, von Gravesend in Dover an, um seine erste Probefarrt über den Kanal nach Calais anzutreten. Da das Meer indeß nicht bewegt genus war, um die Leistungsfähigkei des Schiffes zu erproben, unterblieb die Fahrt bis auf Weiteres.
New⸗York, 17. September. (W. T. B.) Der norddeutsch Lloyddampfer „Hohenstaufen“ ist hier eiagetroffen
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Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.
Solothurn, Freitag, 18. September, Vormittags. Der Kantonalrath von Solothurn hat den Antrag der Regierung das Kloster Mariastein und die Stifter Leodegar, Ursus und Victor aufzuheben, mit 70 gegen 31 Stimmen genehmigt.
Christiania, Freitag, 18. September, Vormittags. Der Führer der österreichischen Nordpol⸗Expedition, Lieutenant Payer, ist gestern Abend hiec eingetroffen. Er wurde am Bahnhofe vom hiesi⸗ gen österreichischen Konsul empfangen und von einer großen daselb versammelten Volksmen e mit lauten Zurufen begrüßt. Ihm zu Ehren wurde ein glänzendes Souper veranstaltet. Heute wir Payer nach Stockholm abreisen, um der Einladung des König Folge zu leisten. 4
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Königliche Schauspiele.
Sonnabend, den 19. September. Opernhaus. (173. Vor ellung.) Die Hugenotten. Oper in 5 Abtheilungen. Musik
von Meyerbeer. Ballet von Taglioni. Margarethe von Valois
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