1874 / 257 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Nov 1874 18:00:01 GMT) scan diff

In Verfolg der Verfügung vom 3. v. Mts., betreffend das Verfahren der Eheschließung in den von der Landesgrenze durchschnittenen evangelischen Pa⸗ rochien (S. Nr. 248 d. Bl.), hat der Evangelische Ober⸗ Kirchenrath die Konsistorien durch ein Cirkularreskript vom 23. v. Mts. davon in Kenntniß gesetzt, daß auch die Minister der geistlichen Angelegenheiten, des Innern und der Justiz sich dahin ausgesprochen haben, es unterliege im Geltungsbereich des Gesetzes vom 9. März d. Is. die Vornahme der kirchlichen Trauung ohne vorgängige Vollziehung der Civil⸗Eheschließung, auch wenn es sich dabei um nichtpreußische Parteien handelt, der strafrechtlichen Verfolgung, auch sei die ohne vorher voll⸗ zogenen Civilakt vorgenommene kirchliche Trauung nicht im Stande, mit rechtlicher Wirkung eine Ehe zu begründen. Es werde dabei in letzterer Beziehung ebensowohl auf die Rechtsgrundsätze, nach denen die Form der Vertragsschließung zu beurtheilen ist, und die bisherige Praxis hinsichtlich des franzöͤsisch⸗rechtlichen Gebiets der Rheinprovinz Bezug genommen, als auch daran erinnert, daß zwischen Preußen und anderen deutschen Staaten in den über die Beförderung der Rechtspflege geschlossenen Verträgen der Grundsatz zum Theil ausdrücklich ausgesprochen sei, es sollen alle Rechtsgeschäfte unter Lebenden und auf den Todes⸗ fall, was die Gültigkeit derselben hinsichtlich der Form betrifft, nach den Gesetzen des Ortes, an dem sie eingegangen sind, be⸗ urtheilt werden. Hiernach werde die vorläufige Anordnung der Verfügung vom 3. Oktober d. Is. dem Trauverfahren der Geistlichen in den Grenz⸗Parochien definitiv zur Richtschnur dienen müssen. .

Was die Beurkundung der vorgenommenen Akte und die Taufen anlangt, so hindere, wie die genannten Minister an⸗ nehmen, kein preußisches Gesetz, daß die in Rede stehenden Geist⸗ lichen innerhalb des diesseitigen Staatsgebiets für die außer⸗ preußischen Parochianen auch ferner die Standesregister führen und die Kinder auf preußischem Gebiete taufen.

Aus Anlaß eines Spezialfalles haben der Kriegs⸗Minister und der Minister des Innern die Königlichen Regierungen dar⸗ auf aufmerksam gemacht, daß nach den Bestimmungen der Allerhöchsten Ordre vom 27. Dezember 1816 die durch die ge⸗ wöhnlichen Garnison⸗Uebungen, insbesondere durch die Feld⸗ dienstübungen der einzelnen Truppentheile verursachten Flur⸗ beschädigungen nicht aus dem Militärfonds zu vergüten sind, diese Entschädigungen vielmehr den betreffenden Truppen⸗ Commandeuren zur Last fallen und daher die beschädigten Grundbesitzer sich mit ihren Ansprüchen, event. unter Mitwirkung der betreffenden Landrathsämter, an die gedachten Commandeure zu wenden haben.

Nach einem Beschluß des Ober⸗Tribunals, Senat für Strafsachen, vom 8. Oktober cr., tritt die Rechtskraft eines in letzter Instanz gesprochenen Urtheils, mittelst dessen die Nichtigkeitsbeschwerde zurückgewiesen wird, mit der Verkün⸗ digung desselben in der Sitzung des Königlichen Ober⸗Tribu⸗ nals ein. Der Redacteur S. war wegen Beleidigung des Deeuutschen Reichskanzlers in erster und zweiter Instanz mit

14tägiger Gefängnißstrafe belegt, legte gegen das Appellations⸗ Erkenntniß die Nichtigkeitsbeschwerde ein, welche durch das am 16. Mai cr. verkündigte Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Tri⸗ bunals zurückgewiesen wurde. Inzwischen wurde Angeklagter 6 unter dem 9. Mai cr. zur Untersuchungshaft genommen und am 2. Juni ecr. gegen Kaution aus derselben ent⸗ lassen. Durch einen späteren Beschluß der 1. Instanz wurde die gegen den Angeklagten erkannte Gefängniß⸗ strafe durch die erlittene Untersuchungshaft als verbüßt erachtet, und dieser Beschluß wurde auch in zweiter Instanz aufrecht er⸗ halten. In der von der zuständigen Ober⸗Staatsanwaltschaft erhobenen Nichtigkeitsbeschwerde betont diese unter Anderem: daß die Reskripte vom 24. Mai 1822 und vom 19. Mai 1840 die Anrechnung der Untersuchungshaft auf diejenigen Fälle be⸗ schränkt wissen wollten, in welchen keine Verschiedenheit der Behandlung zwischen Untersuchungs⸗ und Strafgefange⸗ nen im Gefängnisse obwaltet; ferner, daß die Behändigung des Ober⸗Tribunal⸗Erkenntnisses vom 16. Mai cer. an den Ange⸗ klagten erst nach der Entlassung desselben aus der Untersuchungshaft unterm 8. Juni cr. erfolgt sei. Gegen diese von der Ober⸗Staatsanwaltschaft angeführ en Punkte führte das Ober⸗Tribunal in seinem zurückweisenden Beschlusse aus: Eine Unterscheidung zwischen Untersuchungs⸗ und Strafgefangene iinr Beziehung auf ihre Behandlung hat vei Berücksichtigung der wesentlichen Gleichartigkeit der Untersuchungs⸗ und Gefäng⸗ nißhaft zumal gegenwärtig da ein vorläufiger Strafantritt selbst mit Einwilligung des Verurtheilten nicht mehr zulässig ist ihre Berechtigung verloren und wird daher auch in den er⸗ gangenen Entscheidungen des Königlichen Ober⸗Tribunals nicht mehr festgehalten. Ebenso hinfällig erscheint die fernere Aus⸗ ührung der Ober⸗Staatsanwaltschaft, weil die Rechtskraft eines in letzter Instanz gesprochenen Urtels, mittelst dessen die Nichtig⸗ keeitsbeschwerde zurückgewiesen wird, mit der Verkündigung desselben in der Sitzung des Königlichen Ober⸗Tribunals ein⸗ tritt, und mithin auch von diesem Zeitpunkte ab der Strafantritt zu berechnen ist.

Nach amtlichen Berichten haben sich die ausgeführten

ammenlegungen im Bezirke der Königlichen Ge⸗ neral⸗Kommission zu Cassel, der jetzt bekanntlich auch die Auseinandersetzungs⸗Geschäfte in den Fürstenthümern Waldeck und Pyrmont, sowie Schaumburg⸗Lippe übertragen sind, im gegenwärtigen Jahre auf 34 Gemarkungen erstreckt. Wirklich umgelegt sind 14,91 Hektare. Während die früheren Grundstücke aus 62,130 Parzellen bestanden, weist die neue Ein⸗ theilung nur einen Bestand von 8166 Plänen nach, so daß sich die Zahl der Grundstücke um 87 Prozent vermindert hat. Be⸗ theiligt waren 4198 Interessenten, mit denen die Pläne im Wege der Vereinbarung oder der Entscheidung festzustellen waren.

Seit 1868, dem ersten Jahre, in welchem in Hessen Ver⸗

koppelungen ausgeführt werden konnten, bis jetzt, also in zu⸗ sammen 7 Jahren sind 168 Gemarkungen bezw. Gemarkungs⸗ theile mit einer zusammengelegten Fläche von 69,238 Hektaren umgelegt worden. An Stelle von 290,589 alten Parzellen sind 36,944 neue Grundstücke getreten. Betheiligt waren dabei 18,813 Interessenten. Es kommen somit durchschnittlich auf 1 Jahr 9,89, Hektare, so daß im gegenwärtigen Jahre der Durch⸗ schnittssatz um 4,, 33 Hektare überschritten worden ist. Die Zahl der Grundstücke hat sich im Ganzen um 88 Prozent verringert.

Die Bundesraths⸗ Bevollmächtigten Staats⸗Minister Freiherr von Seebach, Staats⸗Minister von Bertrab, Ober⸗ Regierungs⸗Rath Baetzner sind nach, resp. Gotha, Rudolstadt und Stuttgart abgereist.

Der Kaiserlich russische Botschafter am hiesigen Hofe von Qubril, ist gestern früh, aus Baden⸗Baden kommend, hier wieder eingetr 1

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Se. Durchlaucht der Fürst Hermann v Fet. feldt ist vorgestern aus Trachenberg hier angekommen u d hat m Hotel Royal Wohnung genommen. B. .. 2. EW

Der General⸗Major und Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗ Inspektion, von Kameke, ist von Swinemünde, wohin sich der⸗ selbe zur Beiwohnung einer an der See stattgefundenen Schieß⸗ übung begeben hatte, hierher zurückgekehrt.

1 Der Polizei⸗Präsident von Madei ist am Donnerstag von seiner Reise nach Kopenhagen hier wieder eingetroffen.

Der Premier⸗Lieutenant Heinrich XVIII. Prinz Reuß, aggregirt dem Garde⸗Kürassier⸗Regiment, und der Premier⸗Lieu⸗ tenant Heinrich XIX. Prinz Reuß vom 1. Garde⸗Dragoner⸗ Regiment, sind von ihren Urlaubsreisen hierher zurückgekehrt.

Der Großherzoglich mecklenburgische Oberst von Hol⸗ stein, Kommandant von Ludwigslust, welcher vor einiger Zeit in dienstlichen Angelegenheiten beim Kriegs⸗Ministerium hier ein⸗ getroffen war, hat sich nach Ludwigslust zurückbegeben. 8S

Der Kaiserlich deutsche Konsul in Konstaumnopel, Gillet, welcher sich einige Zeit hier aufgehalten hat, kehrte gestern über Dresden und Wien auf seinen Posten zurü⸗

Den Kommandanten S. M. beider Kanonenboote „Nautilus“ und „Albatroß“ sind für die Dauer der vereinigten Stationirung in den spanischen Gewässern die Ge⸗ richtsbarkeit und Disziplinar⸗Strafgewalt eines Regiments⸗Com⸗ mandeurs beigelegt worden.

Die diesjährigen Ergänzungswahlen für die Stadtverordnetenversammlung sind für die III. Ab⸗ theilung auf den 17., die II. auf den 18., die J. auf den 19. d. M. festgesetzt worden.

Am 1. d. M., Nachmittags kurz nach 4 Uhr, entgleiste auf der Kreuzungsstation Zakrzewo eine Achse eines Güter⸗ wagens in dem von Eydtkuhnen nach Berlin gehenden Viehzuge, wodurch das Geleise gesperrt wurde. Der von Berlin 9 Uhr 25 Minuten Morgens nach Eydtkuhnen abgehende Personenzug erlitt in Folge dieser Geleisesperrung eine Verspätung von etwas über 3 Stunden, innerhalb welcher Zeit das Geleise wieder be⸗ triebsfähig hergestellt wurde. Beschädigungen an Personen haben nicht stattgefunden. Herbeigeführt ist der Unfall durch falsche Weichenstellung.]

Posen, 31. Oktober. (W. T. B.) Auf der hiesigen Dom⸗ insel ist heute von einem höheren Regierungsbeamten, unterstützt von mehreren Polizeibeamten, Nachforschung nach amtl ichen Dokumenten des apostolischen Delegaten gehalten

worden.

1. November. (W. T. B.) Gestern ist in dem hiesigen polnischen Bazar durch den Polizeidirektor Staudy das Ver⸗ mögen der Parxochie Goscieszyn, wegen dessen verwei⸗ gerter Auslieferung der Kirchenpatron Graf Joseph Mielzynski

auf Iwno verhaftet wurde, mit Beschlag belegt worden.

Bayern. München, 31. Oktober. Der König ist von einem Ausflug in das Hochgebirge gestern Nachts hier ein⸗ getroffen.

Nach heutiger Bekanntgabe des Königlichen Kriegs⸗ Ministeriums hat Ihre Majestät die Königin⸗Mutter aus Veranlassung des 25 jährigen Jubiläums Allerhöchstihrer Ernen⸗ nung zum Inhaber des 3. Artillerie⸗Regiments letzterem laut Urkunde d. d. Hohenschwangau, den 8. September 1874, mit einem Kapital von 2000 Gulden eine Schenkung gemacht und bestimmt, daß die Zinsen dieses Kapitals alljährlich nach dem Ermessen des jeweiligen Commandeurs dieses Regiments zur Unterstützung hülfsbedürftiger Unteroffiziere desselben und deren Familien verwendet werden sollen. Se. Majestät der Kö⸗ nig hat dieser Stiftung die Allerhöchste Genehmigung ertheilt und gestattet, daß dieser Beweis Allerhöchster Fürsorge für das Wohl von Angehörigen des genannten Regiments der Armee bekannt gegeben werde.

Frhr. Alfred v. Lotzbeck, Mitglied der Kammer der Reichsräthe ꝛc., ist in der Anstalt zu Ilmenau, in welcher sich derselbe seit vielen Jahren befand, gestorben, und wird die Leiche zur Beisetzung in die Familiengruft hierher gebracht.

Die hiesige Fortschritts⸗ (national⸗liberale) Partei beab⸗ sichtigt die Gründung eines „Vereins liberaler Reichs⸗ freunde zu München“. Einer demnächst zu berufenden Versammlung soll der Entwurf von Statuten dieses „Vereins“ vorgelegt werden. Dieser Entwurf zählt 17 Paragraphen. §. 1 lautet nach dem „Corr. v. u. f. D.“ wie folgt:

„Der Verein der liberalen Reichsfreunde stellt sich die Aufgabe, zur Pflege der Wohlfahrt Bayerns wie des deutschen Vaterlandes den vereinigten Bestrebungen aller freisinnigen und reichstreuen Männer in München gedeihliche Wirksamkeit zu sichern und insbe⸗ sondere ihre politischen Grundsätze bei den Wahlen sowohl der Ab⸗ geordneten zum Reichs⸗ und Landtage als der Vertreter der Gemeinde zur Geltung zu bringen.

§. 2. Mitglied des Vereins kann jeder großjährige und im Voll⸗ genusse der bürgerlichen Ehrenrechte stehende Deutsche sein, welcher in München oder dessen Umgegend wohnt und sich zum Programm der Fortschrittspartei in München durch Namensunterschrift bekannt hat“.

Hessen. Darmstadt, 31. Oktober. Der Großherzog hat heute seinen Flügel⸗Adjutanten Oberst⸗Lieutenant v. Küchler nach Fürstenau entsendet, um der Gräfin von Erbach⸗Fürstenau seine Theilnahme und sein Beileid über den Tod ihres Gemahls, des Grafen Alfred zu Erbach⸗Fürstenau, ausdrücken zu lassen.

Der 2. Ausschuß der Ersten Kammer berieth gestern, unter dem Vorsitze des Grafen von Görtz, uͤber die kirchenpolitischen Gesetzesvorlagen. Die be⸗ stellten Referenten, nämlich: 1) Geheimer Justiz⸗Rath Dr. Was⸗ serschleben für die Gesetzentwürfe, betreffend die rechtliche Stel⸗ lung der Kirchen⸗ und Religionsgemeinschaften im Staate und betreffend das Besteuerungsrecht der Kirchen⸗ und Religions⸗ gemeinschaften; 2) der wirkliche Geheimerath Freiherr v. Starck für die Gesetzesentwürfe, betreffend die Vorbildung und An⸗

stellung der Geistlichen und betreffend die religiösen Orden und

ordensähnlichen Kongregationen; 3) Hofgerichts⸗Präsident Buff für den Gesetzesentwurf über den Mißbrauch der geistlichen Amtsgewalt, verlasen die von ihnen verfaßten Berichte, an welche sich die Diskussion knüpfte. Der Ausschuß wird der Ersten Kammer die Annahme der sämmtlichen fünf Gesetzentwürfe in einer von den Beschlüssen der Zweiten Kammer nur in wenig Punkten abweichenden Fassung empfehlen. Die Beschlüsse wurden theils einstimmig, theils mit 4 gegen 2 Stimmen gefaßt.

Schwarzburg⸗ Sondershausen. Sonders hausen, 31. Oktober. Die Landesgesetzsammlung enthält eine Mi⸗ nisterial⸗Verordnung, die Anpassung der Stempelmarken, be⸗ zugsweise der Stempelansätze an das neue Reichsmünzsystem betr., vom 13. Oktober 1874.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 31. Oktober. Der Kaiser kommt morgen früh hier an und trifft mit der Kaiserin Sonntag, den 8. November, früh, zu achttägigem Aufenthalte in Kladrub ein.

Der Kaiserliche und Königliche Legations⸗Rath erster Kategorie, Frhr. v. Münch⸗Bellinghausen, ist zum außer⸗ ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am König⸗ lich griechischen Hofe, der Kaiserliche und Königliche Konsul in Christiania, Peter Petersen, zum unbesoldeten General⸗Kon⸗ sul und Leiter des Kaiserlich und Königlichen Honorar⸗Konsu⸗ lates daselbst mit dem Rechte zum Bezuge der tarifmäßigen Konsulargebühren ernannt worden.

Wiener Blättern zufolge hatte die jüngste Anwesenheit des Grafen Andrassy in Wien vornehmlich den Zweck, mit den beiden anderen gemeinsamen Ministern über das Reichs⸗ Budget für das Jahr 1876 zu konferiren. Nachdem dies ge⸗ schehen, erwartet man nun, daß die Delegationen im nächsten Jahre frühzeitig, wahrscheinlich nach Schluß der für den Monat April in Aussicht genommenen Landtagssession, mithin im Mo⸗ nate Mai zusamentreten dürften.

Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung des Abge⸗ ordnetenhauses begründete Kronawetter in längerer Aus⸗ führung seinen Antrag auf Revision der Gesetze über das Ver⸗ eins⸗ und Versammlungsrecht. Redner plädirte dafür, daß nicht den politischen Behörden, sondern den Gerichten das Recht, Ver⸗ eine aufzulösen, zustehen solle. Der Antrag Kronawetters auf Einsetzung eines Neunerausschusses zur Prüfung dieser Frage wurde mit großer Majorität angenommen. Das Militärpensions⸗ gesetz ward in dritter Lesung angenommen. Hierauf wurden die Wahlen agnoszirt. Sodann folgte die Debatte über den Antrag Kowalski’s auf Erlassung eines Gesetzes, betreffend die Steuer⸗ freiheit des galizischen Landesanlehens von 5 Millionen. Der Ausschuß beantragte, die Gebührenfreiheit nicht zu gestatten, jedoch zu bewilligen, daß die Anlehens⸗Obligationen zur Anlegung von Stiftungskapitalien verwendet werden können. Der Antrag Ko⸗ walski's auf Zurückweisung des vorliegenden Gesetzes an den Aus⸗ schuß wurde mit großer Majorität angenommen. Hierauf erfolgte die Wahl von 18 Mitgliedern und 18 Ersatzmännern in die Cen⸗ tralkommission für die Grundsteuerregulirung. Die Wahl ward nach Ländern vorgenommen. Vor Beginn der Wahl erklärte Abgeordneter Graf: „Ehe wir uns an der Wahl betheiligen, wollen wir konstatiren, daß wir die Kommission nicht als unsere legitime Vertretung anerkennen.“ Der Präsident Rechbauer erwiderte, dies sei eine einfache Negation der Verfassung, welche Negation in keiner Weise anerkannt werden könne.

Pest, 29. Oktober. Die Mitglieder der Deakpartei haben eine Adresse an Franz Deak gerichtet, in welcher sie, aus Anlaß der Eröffnung der neuen Session des Reichstages, ihrer tiefen Verehrung für denselben, sowie ihrer warmen Theilnahme für seinen Gesundheitszustand Ausdruck geben.

31. Oktober. Im Abgeordnetenhause wurde der Bericht des Centralausschusses über die Aenderungen am Wahl⸗ gesetzentwurfe vorgelegt; derselbe wird Dienstag in Verhand⸗ lung gezogen werden. Wahrscheinlich wird das Abgeordneten⸗ haus den Modifikationen des Oberhauses nicht beitreten.

Hermannstadt, 31. Oktober. Die Verifikation der ru⸗ mänischen Kongreßmitglieder ist, trotzdem täglich stunden⸗ lange Sitzungen gehalten werden, noch nicht beendet. Wenn die Verifikation heute Nachts beendet wird, ist die Wahl des Metro⸗ politen morgen, sonst übermorgen.

Schweiz. Bern. 29. Oktober. Der Nationalrath ging heute von dem Artilkerieunterrichte bei Berathung des neuen Militärorganisationsgesetzes zu den Artikeln, betreffend das Genie, über. Hier wurden nach Kommissions⸗ antrag folgende Bestimmungen angenommen: Der Unterricht der Genierekruten dauert für die Sappeure, Pioniere und Pontoniere 50 und für die Parksoldaten 28 Tage. Die Wiederholungs⸗ kurse dieser Truppen finden alle 2 Jahre statt und haben eine Dauer von 16 Tagen. Ihre Offiziersbildungsschulen dauern 9 Wochen. Die Genieoffiziere, welche den Stäben zugetheilt, sowie diejenigen, welche zu den technischen Arbeiten der Landesverthei⸗ digung bestimmt sind, erhalten ihren Unterricht in einem speziellen militärisch⸗technischen Kurse. Für den Unterricht des Sani⸗ tätspersonals beschloß man ebenfalls nach Kommissions⸗ antrag; die Rekrutenschule dauert 5 Wochen nach ange⸗ messenem militärischen Vorunterricht. Außerdem müssen die Krankenwärter einen dreiwöchentlichen Kurs in einem Spital durchmachen. Ferner haben die Unteroffiziere der Wärter und Träger im Auszug einen sanitarischen Wiederholungskurs von 10 Tagen zu bestehen. Alljährlich werden Unterrichtskurse von 4 Wochen für die zu Sanitätsoffizieren vorgeschlagenen Aerzte und Apotheker abgehalten. Sämmtliche Militärärzte sind wäh⸗ rend ihrer Dienstzeit zu wenigstens einem sanitarischen Wieder⸗ holungskurs von 14 Tagen verpflichtet. Betreffend die Abhaltug von Centralschulen wurde angenommen: Jedes Jahr wird unter Benennung 1. Centralschule ein Unterrichtskurs von 6 Wochen für Subaltern⸗Offiziere aller Waffen abgehalten. Mit dieser Schule wird der spezielle Unterricht für die Adjutanten ver⸗ bunden. Die neuernannten Divisionschefs der Infanterie und der Schützen werden in die jedes Jahr abzuhaltende 2. Centralschule einberufen; dieselbe dauert 6 Wochen. Je das vierte Jahr findet ein Unterrichtskurs von 14 Tagen für die Bataillons⸗Kommandanten der Infanterie und der Schützen statt (3. Centralschule). Die neuernannten Oberst⸗Lieutenants erhalten in der nach Bedürfniß abzuhaltenden 4. Centralschule einen Unterricht von 6 Wochen, wovon ein Theil zu Rekognos⸗ zirungen verwendet wird. In die zweite, dritte und vierte Cen⸗ tralschule können auch Offiziere des entsprechenden Grades von anderen Waffen einberufen werden. Endlich wurden noch mehrere Bestimmungen, betreffend die Schießübungen und freiwilligen Schießvereine, zum Beschluß erhoben.

Der Ständerath hat seine Berathungen, wie bereits gemeldet, bis zum 3. n. M. vertagt. Der Nationalrath wird noch eine Schlußsitzung halten, um sich dann ebenfalls zu ver⸗ tagen.

Die Ratifikationsurkunden zu dem Persisch⸗schweize⸗ rischen Handelsvertrag, dessen Grundlagen am 23. Juli festgesetzt wurden, sind nunmehr in Paris ausgewechselt worden.

Niederlande. Haag, 28. Oktober. Freiherr von Fa⸗ brice, der Königlich sächsische Gesandte am niederländischen und am belgischen Hofe, ist vorgestern Abend im Haag angekommen. Der russische Gesandte am niederländischen Hofe, Hr. von Stolipine, wird in einigen Tagen den Haag 8s um einen zweimonatlichen Urlaub in Baden⸗Baden zuzubringen. Das vor einigen Tagen im „Vaderland“ erschienene Schreiben des Generals van Swieten an den General Knoop zur Darlegung des Erfolges der zweiten atchinesischen Expedition war dem genannten Blatte nicht von dem General

dem Gemeral Knoop, jedoch

van Swieten selbst, sondern von zur Veröffentlichung mitge⸗

mit Genehmigung des Verfassers, theilt worden. b-e Mit der neuesten Post aus den nmniederländisch⸗ westindischen Kolonien sind Mittheilungen aus Paramaribo vom 5. Oktober hergelangt. Der „Surinaamsche Courant“ ent⸗ hält einen ausführlichen Bericht über eine Expedition, welche das Gouvernement nach dem Marowyne⸗Lande entsendet hatte, und deren Aufgabe es gewesen war, den wahren Stand der Dinge bezüglich der Goldfunde an dem Marowyne⸗Fluß zu konstatiren und sich mit den Häuptlingen der Buschneger und Indianer da⸗ selbst in Verbindung zu setzen in Bezug auf die Interessen der Kolonie im Allgemeinen und auf eventuelle Unternehmungen im Marowyne⸗Lande. Die Expedition war mach glücklicher Er⸗ füllung ihrer Aufgabe nach Paramaribo zurückgekehrt. Die Nachforschungen, welche sie angestellt, haben erwiesen, daß das linke Ufer des Marowyne wirklich ein Goldland ist und bei dessen Exploitation ein reicher Ertrag erwartet werden könnte.

Frankreich. Paris, 31. Oktober. Der Bericht über den Gesetzentwurf betreffs der Or ganisation der französi⸗ schen aktiven und Territorial⸗Armee ist jetzt an die Deputirten vertheilt worden. Verfasser desselben ist bekanntlich der Deputirte General Chareton. Die Hauptartikel lauten nach der „C. Ztg.“ wie folgt: .

Art. 3. Die Infanterie umfaßt 144 Regimenter zu 3 Batail⸗ lonen von 4 Compagnien und einer Depots⸗Compagnie; 18 Batail⸗ lone Jäger zu Fuß zu. 5 Compagnieen, von denen eine Depot⸗Com⸗ pagnie ist; 6 Bataillone Berg⸗Jäger (eine neue Waffe), welche zur Vertheidigung der gebirgigen Gegenden bestimmt sind uUnd in solchen rekrutirt werden. Sie begreift außerdem folgende Spezialtruppen des XIX. Armee⸗Corps (Algerien) in sich: 3 Regimenter leichter Infan⸗ terie, 4 Zuaven⸗Regimenter, 4 algerische Tirailleur⸗Regimenter, 3 Ba⸗ taillone leichter Infanterie und 5 Disziplinar⸗Compagnieen. Die speziellen Regimenter des XIX. Corps bestehen aus 4 Bataillonen zu 4 Compagnien, von denen eine Depot⸗Compagnie ist.

Art. 4. Die Kavallerie besteht aus 70 Reginrentern zu 5 Schwa⸗ dronen, von denen eine eine Depot⸗Schwadron ist. Sie vertheilen sich folgendermaßen: 12 Regimenter Kürassiere, 26 Regimenter Dra⸗ goner, 32 Regimenter leichte Kavallerie; 7 spezielle Regimenter des 19 (algerischen Cerps, die aus je 6 Schwadronen, von denen 2 Depot⸗ Schwadronen, bestehen. Diese zählen 4 Regimenter afrikanische Jäger und 3 Spahis, 244 Schwadronen Guides d'Etat major, die im Augenblick der Mobilmachung gebildet werden; 8 Kompoagnien für

die Remonte. Art. 5. Die Artillerie besteht aus 36 Regimentern, in 18 Bri⸗ gaden, und zwar eine Brigade für jedes Armeecorps im Innern Frankreichs. Das erste Regiment einer jeden Brigade besteht aus 13 Batterien, 4 zu Fuß, 8 beritten und eine für das Depot; das zweite aus 16 Batterien, 3 zu Fuß, 9 beritten und 4 für das Depot; 14 Artillerie⸗Arbeiter⸗Kompagnien, welche mit dem Bau der Artillerie⸗ wagen und dem Militär⸗Transporte betraut sind: 5 Feuerwerker⸗ Kompagnien. 8 . Art. 6. Das Genie besteht aus 20 Bataillonen Sappeur⸗Mi⸗ neurs und 2 Regimentern Pontonniers. Das Bataillon der Sappeur⸗ Mineurs besteht aus 5 Kompagnien. Jedes der 19 Armeecorps hat ein Bataillon Sappeur⸗Mineure und ein Bataillon Pontonniers. Das Genie hat noch 4 Kompagnien Eisenbahnarbeiter. Generalstab. Der Cadre der General⸗Offiziere besteht aus 100 Divisions⸗ und 200 Brigade⸗Generalen. Das Dienstpersonal des Generalstabes be⸗ steht aus 40 Obersten, 40 Oberstlieutenants, 120 Schwadronchefs und 200 Hauptleuten. Der Generalstab des Genies besteht aus 37 Obersten, 37 Oberstlieutenants, 124 Bataillonschefs und 296 auptleuten. Rekrutirung. Der Rekrutirungsdienst umfaßt 144 Bataillons⸗oder Schwadronschefs, 144 Hauptleute und 144 Lieutenants oder Unter⸗Lieutenants. Die Gend'armerie besteht aus Depar⸗ temental⸗, afrikanischer, mobiler und republikanischer Gend'armerie zu Paris und Colonial⸗Gend'armerie. Territorial⸗Armee. Sie umfaßt 144 Infanterie⸗Regimenter zu 2 Bataillonenr, jedes Bataillon hat 4 aktive und 1 Depot⸗Compagnie; 18 Kavallerie⸗Regimenter zu 4 Schwadronen, 18 Artillerie⸗Regimenter zu 12 Batterieen, 18 Genie⸗ Bataillone, 18 Bataillone des Corps des militärischen Transports zu 4 Kompagnieen. Art. 34. Die Organisation der Bataillone wird zuerst bei den Jäger⸗Bataillonen zu Fuß in Anwendung ge⸗ bracht; sie soll für die ganze Infanterie vor dem 1. Juli 1876 be⸗

werkstelligt sein. 1 Der Generalrath der Charente hat eine Anleihe Fr. für den Bau von Artillerie⸗ und Infanterie⸗

von 3,300,000 Kasernen bewilligt.

2. November. (W. T. B.) Bei der gestrigen Stich⸗ wahl im Departement Pas de Calais erhielt soweit bekannt der bonapartistische Kandidat Delisse 61,422 und der republi⸗ kanische Kandidat Brasme 58,983 Stimmen. Die Legitimisten gaben ihre Stimmen zum größten Theil für Delisse ab.

(W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet unterm heutigen Tage aus Bayonne, der spanische Avisodampfer „Concordia“ habe am Abend des 26. cr. ünweit des Cap Machicaco einige Gewehrschüsse auf den Dampfer „Pionnier“ von Bordeaux abgegeben; indeß sei Niemand verwundet und liege dem Vorgaag überhaupt nur ein Irrthuüm zu Grunde. Ein anderes Versehen sei am Abend des 29. cr. vorgekommen, indem das französische Kauffahrteischiff „Congrées“, das man für ein Schiff mit Kriegscontrebande gehalten, vom Fort von Fuentarabia aus beschossen worden sei. Auch hierbei sei Nie⸗ mand verwundet worden, und habe sich die spanische Behörde deshalb noch besonders entschuldigt.

Der französische Gesandte in Teheran hat nach einer hier eingegangenen Depesche wegen einer ihm widerfahrenen Beschimpfung sofortige Genugthuung erhalten.

Spanien. Madrid, 31. Oktober. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Meldungen vom Kriegss chauplatze hat bei Villafranca zwischen den Regierungstruppen und 12 Bataillonen Carlisten unter dem Kommando von Cucala ein heftiges Gefecht stattgefunden. Die Carlisten wurden vollständig Kghe und verloren 120 Todte, zahlreiche Gefangene und eine Fahne.

Santander, 31. Oktober. (W. T. B.) Die deutschen Kanonenboote „Albatros“ und „„ Nautilus“ haben heute den hiesigen Hafen verlassen. Das englische Kriegsschiff „Sappho“ ist hier eingetroffen. Die Behörden haben die Zölle für mehrere Ausfuhrartikel erhöht.

Italien. Rom, 31. Oktober. (W. T. B.) Die „Voce della verita“ veröffentlicht ein Schreiben des Papstes vom 19. d. M. an den Bischof Dupanloup von Orleans, in welchem derselbe wegen seines Briefes an den Minister⸗Präsi⸗ vengen venghesi belobt und der Brief selbst als opportun be⸗ zeichnet wird.

Türkei. Konstantinopel, 1. November. (W. T. B.) Die Regierung hat den Vertrag mit der Kaiserlichen Bank wegen Emission von 17 Millionen als Rest der An⸗ leihe von 40 Millionen unterzeichnet. Die Bank übernimmt dieselbe in fester Rechnung.

Rumänien. Bukarest, 31. Oktober. (W. T. B.) Die letzten Nachrichten über den Stand der Frage der rumäni⸗

zu 4 Kompagnien

schen Handelsverträge haben hier große Befriedigung her⸗ vorgerufen. Das Journal „Pressa“ äußert sich über die von den drei Großmächten des Kontinents eingenommene Haltung in überaus anerkennender Weise.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. Oktober. Nach einem dem „Reg. Anz.“ aus Livadia zugegangenen Telegramm haben sich der Großfürst Wladimir Alexan⸗ drowitsch und die Großfürstin Maria Pawlowna am 28. d. M. Nachmittags auf der Kaiserlichen Dampfyacht „Livadia“ e7-Seg begeben, um von dort nach St. Petersburg weiter⸗ zureisen.

Asten. Hongkong, 31. Oktober. (W. T. B.) Die letzten hier eingegangenen Nachrichten aus Peking und Beddo lassen die Situation als durchaus friedlich erscheinen und dürfte ein Krieg zwischen China und Japan, wie man allgemein an⸗ nimmt, vermieden werden. Die japanische Regierung hat hierher angezeigt, daß, wenn der Krieg ausbrechen sollte, die in Ier anfässigen chinesischen Unterthanen unbehelligt bleiben würden.

Nr. 76 des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: General⸗Verfügung vom 30. Oktober 1874: Gesuche um Bewilligungen aus der Kaiser Wil⸗ helm⸗Stiftung. Vom 27. Oktober 1874: Eintragung der Packete mit Werthangabe und der rekommandirten Packete bei den Eisenbahn⸗ Posttransporten in die Eingangs⸗ und Uebergangszettel. Vom 30. Ok⸗ tober 1874: Angabe des Gewichts auf den Packetsendungen mit Werth⸗ angabe. Vom 28. Oktober 1874: Eröffnung der Eisenbahn Ebers⸗ bach in Sachsen⸗Seifhennersdorf.

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Reichstags⸗ Angelegenheiten.

Berlin, 2. November. Zur Vertheilung im Reichstage sind gelangt an Drucksachen: Uebersicht der Ergebnisse der Wahlen zur zweiten Legislatur⸗Periode des Deutschen Reichstages, Anlagen I. III. ETIIIIIeII“ Reichshaushalts⸗Etats für das Jahr 1875, Allgemeine Rechnung über den Haushalt des Deutschen Reichs für das Jahr 1871. .“

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Vereinswesen.

„Der Berliner Hausfrauen⸗Verein hielt am Sonnabend Abend im Oberlichtsaale des Rathhauses eine Versammlung ab, die sehr zahlreich besucht war. Als Hauptgrund dieser regen Betheiligung kann wohl in erster Linie der Umstand angesehen werden, daß eine alle Hausfrauen Berlins interessirende Frage auf der Tages⸗ ordnung stand: die Bäckerfrage. Die Beschlüsse des vor einigen Wochen hier versammelt gewesenen Bäckerkongresses, welche dahin gingen, künftig keinerlei Gebäck unter fünf Pfennigen zu backen, haben selbstredend wenig Beifall bei den Hausfrauen gefunden. Alle Rednerinnen wiesen in der Versammlung am Sonn⸗ abend diese Beschlüsse zurück und forderten zur energischen Agitation gegen dieselben auf. Wie Seitens des Vorstands mitgetheilt wurde, wird sich diese Agitation um so leichter bewerk⸗ stelligen lassen, als eine Anzahl hiesiger Bäckermeister sich um die Be⸗ schlüsse des Bäckerkongresses nicht kümmern und Gebäck für zwei so⸗ wohl wie für drei Pfennige backen will. Dieselben haben bereits dem Vorstande des Hausfrauenvereins hiervon Kenntniß gegeben. Eine Besprechung der theuren Fleisch⸗, Butter⸗ und Eierpreise führte zu den Vorschlägen, den Ansprüchen der Bäcker durch Associa⸗ tion einerseits und Einschränkung andererseits ent⸗ gegen zu arbeiten. Welchen Aufschwung der kaum ein Jahr bestehende Verein genommen hat, beweist die Thatsache, daß derselbe jetzt 1500 Mitglieder zählt und bereits ein Kapital von 1430 Thlrn. besitzt. Das Dienstvermittelungsbureau des Vereins erfreut sich der lebhaftesten Theilnahme sowohl Seitens der Herrschaften, als auch der Dienstboten. ““

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das soeben erschienene 1. Heft des Jahrganges 1875 der Annalen des Deuschen Reichs für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik, Materialiensammlung und Reform⸗Zeitschrift, heraus⸗ gegeben von Dr. Georg Hirth in München (Verlag von G. Hirth in Leipzig), enthält: Ueber die Gesetzmäßigkeit der volkswirthschaft⸗ lichen Erscheinungen. Beiträge zur Berichtigung veralteter Anschauun⸗ gen. Von Dr. Herm. Roesler. Vorbemerkung. I. Allgemeine Grundbegriffe. II. Geschichtliche Uebersicht. Erster Theil. Die Volkswirthschaft im Allgemeinen. Kap. 1. Der Besitz. Kap. 2. Die Arbeit. (Fortsetzung folgt.) Ueber Frauenarbeiten in Fa⸗ briken. Vortrag, gehalten auf dem Danziger Kongreß des Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, von Dr. Ludw. Hirth. Das Kriegswesen des Deutschen Reichs. Rechtswissenschaftlich dargestellt von Dr. M. Seydel. (Fortsetzung.) VI. Abschnitt: Das Kriegs⸗ Finanzwesen, II. Theil: Das Militär⸗Pensionsrecht. Bemerkungen zu dem Entwurf einer Gerichtsverfassung für das Deutsche Reich. Von Dr. Fr. Gorius. Kritische Beiträge zum Verständniß des Eisenbahnwesens. Von L. E. Trommer. I. Der kommerzielle Be⸗ trieb. II. Der Universaltarif. Matrikularbeiträge oder Reichs⸗ Einkommensteuer? Bericht über die Eisenacher Versammlung am 11. Oktober 1874. Das Hirthsche Referat. Debatte. Nach⸗ schrift. Miscellen.

In der Vorstandssitzung des Central⸗Dombauvereins am 30. Oktober theilte der Vorsitzende den Anwesenden mit, daß die in Frankenthal für den Dom gegossene Ka iserglocke nunmehr aus⸗ gegraben worden und der Guß, soweit sich bis jetzt beurtheilen läßt, vollständig gelungen sei. Binnen 14 Tagen werde man mit Ablö⸗ sung des Mantels und dem Putzen der Glocke fertig sein, so daß die betreffende Kommission sehr bald zur Prüfung schreiten könne.

Am 31. Oktober Vormittags hat im Lesesaale des Schlosses zu Straßburg die feierliche Verkündigung des Universitäts⸗ Rektoratswechsels stattgefunden. Die Vertreter der höchsten und hohen Behörden, sowie zahlreiche sonstige Geladene und Studirende wohnten dem feierlichen Akte bei. Nachdem die Professoren der Univer⸗ sität den Saal betreten hatten, bestieg zunächst der bisherige Rektor, Professor Dr. Hoppe⸗Seyler das Katheder, um einen kurzen Ueberblick über die Geschichte unserer Hochschule im verflossenen Studienjahre zu geben. Namentlich ge⸗ dachte er hierbei mit warmer und dankbarer Erinnerung der zwei elsässischen Gelehrten Bruch und Stahl, welche die Universität unter seinem Rektorat durch den Tod verloren, während er anderer⸗ seits rühmend anerkannte, daß die Behörden ernstlich bestrebt seien, alle Verluste möglichst zu ersetzen und das dauernde Wachsthum der Universität zu fördern. Darauf legte er seine Würde in die Hände des neuerwählten Rektors, Professor Dr. Schmoller, nieder. Dieser eröffnete sein Ehrenamt durch einen sehr anziehenden Vortrag über die erste Blüthezeit Straßburgs in der Hohenstaufenzeit.

Unter dem Titel „Ismailia“ hat Sir Samuel Baker nunmehr eine ausführliche Schilderung der vom Khedive von Aegypten organisirten und von ihm befehligten Erpedition nach Central Afrika zur Unterdrückung des Sklavenhandels herausgegeben. Das Buch ist soeben in zwei Bänden bei Macmillam u. Co. in London erschienen. „Ismailia? ist die befestigte Station, die Baker in Gondokoro am weißen Nil errichtete.

Gewerbe und Handel.

Der am 30. Oktober stattgehabten Sitzung des Kuratoriums der Preußischen Bodenkredit⸗Aktienbank wurde Seitens der Direktion der Geschäftsbericht und die Bilanz per 30. Septem⸗

ber c. vorgelegt. Der Bericht konstatir Bilanz ergiebt einen Netto⸗Ueberschuß von Mitgetheilt wurde, und im Oktober ca. 650,000 worden

die (für Jahr).

380,000 Thlr.

ver Saldo

verkauft

sind.

E. Stephan ist zum Delegirten des Kuratorii erw

Das betriebene Ab langsam fortg

von 42,3 Metern (etwa

bei Segeberg zum Aufschluß des St . zweiten Schachtes konnte in esetzt werden, und hat der Schacht im G 3 Meter mehr als

teufen des

Der definitive Ausbau dieses

vollendet worden.

Pumpenlager

E Schachtes ist bis auf Außerdem wurden die Arbeiten im Schachte selbst, demselben über Tage aufzustellende

Dampfkessel in Angriff genommen.

In der am 31. Oktober abgehaltenen Generalversammlung der „Braunschweigischen Aktiengesellschaft Flachs⸗Industrie“ Die Bilanz,

wurde genehmigt; die

treten. langt,

waren

nach welcher 5 % Dividende

18 Aktionäre mit

wurden einstimmig wiedergewählt.

Einem uns vorlie Frères in Bordeaux entne

Käufer den Medoc⸗Weine

achtet hatten,

käufe gemacht wurden, geaux und Chät. Lafitte alle klassirten Gewächse des Medoc fort sind; nebenbei wurden auch viele selber nicht gekauft h

Einkaufe der

plötzlich,

feinen

halten können wird, was man

man kauft.

an sich zu ziehen und treibt dadurch die Ei Jedenfalls werden die Weine t scheinen gut zu sein; sie

gen. Rothweine wahrscheinlich

Fruchtgeschmack, den man in Eine annähernde Preis

bald fertig.

1874er kleine rothe Cötes zu

Cötes zu 375 pr. Faß, 18

Cotes de Fronsac zu 575 Frs Blaye zu 640

Faß, 1874en Angesichts di eine immer

Ueber die Eisen⸗ einigten Staaten von jetzt theils über⸗,

Frs. pr. Faß, 74er Côtes de

Frs. pr. Faß, Courtade de M eser Verhältnisse

genden Berichte der hmen wir, daß,

Bürger genommen. at, meint, daß man sich im 2 Weine nicht übereilen soll, - will, und dann auch wissen wird, was Im Uebrigen versucht man jetzt, auch die billigen Weine genthümer zu sehr hohen Forderun⸗ heurer als man es glaubte. Die sie Farbe und werden Es fehlt ihnen jedoch das Fett und der

schätzung gewähren

1874er Villenave de Géuissac zu 450 Frs. . pr. Faß, 1874er Petit 1874er Moreau Cussa oussaron, Cadaujac zu

Ausnahme des

350 Frs. pr. Faß,

ist es erklärlich,

1b größere Nachfrage nach den billigen Weinen geltend macht.

ve. öffentlichtes Blaubuch au

Industrie

seitdem aber

trotz ihrer gegenwär In der ersten Zeit der

bis

Masse vorhanden ist, machte

Ganzen fünf

Amerika, aber von verschie größte umfaßt den Landstrich vom O S New⸗York Illinois und Indiana und

See bis Wisconsin,

nach

Eisenlager

schnittlich 50 70 pCt. Eisen

produzirte im

Werth von 8. legenen Lager

weilen an gehörigen Kommunikations

2

auf den Mar

Jahre 1871 sind vielleicht

kt zu bringen.

keinen Mangel an Rohstoffen

ihre Kohlenlager jemals

bedürfnisse zu befriedigen. allzugroße Ausdehnung der Jahre 1872 von 2,830,070 Tonnen ungefähr so viel Roheisen,

Im

der fehlenden

Land mit diesen Massen get Zeit Alles absorbirt hätten. pitalisten den Schutztari

der letzten

amerikanischen Ka

und Feuerung heimischen Pr Zu besonderer gebracht.

222,000 Ton

skosten sind so g

odukte von auswärtigen über Vollkommenheit hat es di Von 8500 Jahre 1873 angewachsen und in

Tonnen

nen Schienen a

der Stahlbereitung schritt n.

Tonnen des Jahres 1865

vermehrt.

Stettin, 4 be „Washington“ vom baltischen

von hier nach

Aus Coͤln, 29. stand des Rheines (2 Fnß mit wenig Tiefgang die

mpfer und etwa 40 be⸗

10 Schleppda weiter fahren versiegt,

und dadurch ist

hab

. Nordamerika, theils unterschätzt worden ist, Nachrichten.

dener Ausde

an 1,197,000 To Millionen Dollars repräsentirten. D nicht weniger ergiebig, mitteln, um sie aus

im Stande sein Darin wird ei Eisenindustrie liegen. erreichte die Roheisenproduktion die

und augenblicklich produziren die Amerim

2 als die Engländer exp

Ausfuhrnachfrage wäre es kaum erkl

han, we

thentische tigen Ausdehnung no

Republik wurde sie grundsä zur Gewißheit h sie große Fortschritte. in den Vereinigten Staaten p hnung und Wichtigkeit. Das bersee, Huron⸗See und Erie⸗ 8 Michigan⸗See strotzt von Erzen, welche durch⸗ Die Gegend am Obersee nnen Erz, welche einen

gezeigt worden,

und vom

erz ergeben.

Wenn somit die

t die gute L

Geheimer

sowie der Fund

haben eine gute

n natürli

ählt worden.

für Jute⸗ und 259 Stimmen ver⸗ 5 % zur Vertheilung ge⸗ ausscheidenden Aufsichtsraths mitglieder

ium, derartige Auf⸗ 1874er Chàt. Mar⸗

age des Geschäfts, ca. 800,000 Thlr. daß im Monat September c. ca. Thlr. Hypothekenbriefe Kommerzienrath

Herren Brandenburg nachdem anfänglich die n gegenüber große Zurückhaltung beob⸗ veranlaßt durch ein Konsort daß mit

Das ꝛc. Haus, das luslande mit dem

einsalzlagers letzter Zeit nur anzen die Tiefe im 2. Quartal) erreicht. 35,2 Meter Tiefe zur Herstellung der 8 amente der neben n Maschinen und der zugehörigen

da man immer er⸗

enthält

Es

ortiren.

so jungen Weinen gewöhnlich findet. die Offerten des 1874er bessere rothe Rions zu 400 Frcs. pr. Faß, 1874er Paulin, I. Bürger c zu 750 Frs. pr. 850 Frs. pr. Faß. daß sich bereits jetzt 1873er und 1872er

Hauses:

nach

Die im Süden ge⸗ doch fehlt es einst⸗ zubeuten und Vereinigten Staaten haben, so darf man doch zweifeln, ob werden, die Fabrikations⸗ cher Riegel gegen

Höhe kaner Angesichts ärlich, was das un nicht die Eisenbahnanlage Mit Zähigkeit halte f aufrecht.

lten di Arbeitskräft

roß, daß ohne schwere Eingangszölle di

im Jahre diesem ngefertigt werden.

nan langsamer vorwärts; en sich nur auf 28,000 im Jahre 1873

Verkehrs⸗Anstalten.

Marseille abgeg

Die B auch

können.

sehr beeinträchtigt worden.

Triest,

„Saturno“ ist heute früh mit der

1. November.

November.

(W. T. B.) Lloyd ist gestern angen.

Oktober, wird geschrieben: 9 Zoll) ist so sehr reduz ahrt

einstellen müs

(W. T. B)

post aus Alexandrien hier eingetroffen.

Im

Terrain⸗Untersuchungen wegen de

Kertsch (von Borissogle Gesuch

welche eine G könnte.

Auftrage der russi . 8 Baues zweier Eisenb

wo wird nicht gesagt) und 2) von

bsk gemacht.

der Direktion der Now Ertheilung der Konzession zum nach Wjasma von der Staatsregierung beschieden worden sein, weil die

arantie⸗Uebernah

Jahre werd

sen.

frachtete Schiffe, äche am Niederrhein sind vielfach fast der Fischfang auf einige Jahre hinaus

schen Regierung werden g

Der Postdampfer Nachmittag 5 ½ Uhr

Hier

all unterboten werden würden e Bessemer Stahlfabrikation 1868 ist sie auf 140,000 im en beispielsweise In anderen Zweigen die 15,262

Der Wasser⸗ irt, daß Schiffe

Der Lloyddampfer ostindisch⸗chinesischen Ueberland⸗

egenwärtig ahnen 1) nach

Charkow nach

Wie die „Mosk. Ztg.“ meldet, soll das otorsohlschen Eisenbahngesellschaft um Bau einer Eisenbahn von Rybinsk aus dem Grunde abschlägig se Linie nicht diejenige Bedeutung habe, me Seitens der Regierung rechtfertigen

Dienstag, den 3. November. O Tannhäuser und der Sän romantische Oper in 3 Akten von Venus: Frl.

Mallinger.

häuser: Hr.

Uhr. Hohe Schausp

belfeier: Clavigo. Trauerspiel Anfang 7 Uhr. Mittwoch, den 4. Nov Zweite Sinfonie⸗Soirée d Schauspielhaus. (2

spiel in Mittel⸗Preise.

Königliche Schauspiele.

Niemann.

Preise.

ielhaus. (220.

Mittel⸗Pre

Akten von A.

gerkrieg

21. Vo

R. Wagner.

Horina. Landgraf: Hr. Wolfram: Hr. Betz. Anfang halb 7

pernhaus. (213. Vor auf der Wartburg. Große Elisabeth: Fr. Fricke. Tann⸗

stellung.)

.

Vorstellung.) Zur 100 jährigen Ju⸗

ise.

E. Brachvogel.

ember. Opernhaus. Keine Vorstelluug er Königlichen Kapelle. rstellung.) Alte Schweden. Schau⸗

Anfang 7 Uhr

in 5 Abtheilungen von Goethe.

und Stahlindustrie in den Ver⸗ deren bis ein kürzli Es liegt diese ch in der Kindheit. tlich vernachlässigt; daß Eisenerz in giebt im on Nord⸗

8

liegen welche nicht