88 Kunst, Wissenschaft und Literatur. 8 Den Bemühungen des Professors aus m Werth in Bonn ist es gelungen, den wohlerhaltenen, fast 100 Quadratfuß be⸗ tragenden Theil des in Weingarten entdeckten, aus sehr schönen DOrnamenten bestehenden römischen Mosaikbodens in einem Stück aus der Erde zu heben, was in dieser Art wohl der erste Fall sein dürfte, und ihn in einem Stallgebäude des dem Vereine von Al⸗ terthumsfreunden zustehenden Arndtschen Hauses niederzulegen. — Von Brockhaus Conversationslexikon (Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien), das gegenwärtig in wölfter umgearbeiteter, verbesserter und vermehrter Auflage er⸗ scheint, ist soeben das 2. Heft, enthaltend die Artikel: „Abhärtung“ bis „Acht“, zur Ausgabe gekommen. — Der Bericht über den internationaglen archäologischen und anthropologischen Kongreß in Stockholm vom 7. bis 16. August 1874 (VII. Versammlung) ist soeben von J. Mestorf bei Otto Meißner in Hamburg veröffentlicht worden
Gewerbe und Handel.
Vor einigen Tagen wurde bei der Gemeindekasse zu Barmen eine falsche Note der Preußischen Bank à 10 Thlr. I. Litt. D. Nr. 211,728 angehalten. Das Falsifikat war ziemlich gut gearbeitet und hatte seinem Aeußeren nach bereits längere Zeit kursirt. Ein
besonderes Erkennungszeichen ist die mangelhafte Arbeit an dem großen ppen und an dem Kontrolstempel; in letzterem fehlen in dem
Brustschilde des Adlers die Buchstaben F. R., außerdem war das Wort „Zehn“, welches die Randverzierung des Kontrolstempels bildet, schlecht gedruckt und kaum erkennbar.
— In der am 26. November abgehaltenen Generalversammlung der Schultheiß Brauerei⸗Aktien⸗Gesellschaft waren 17 Aktionäre mit einem Aktien⸗Kapital von 195,800 Thlr. und
195 Stimmen vertreten. Dem Geschäftsbericht entnehmen wir, daß
daß der Absatz sich um 10,999 Tonnen, die Produktion um 11,667
Tonnen, der Umsatz um 69,929 Thlr. vermehrt hat. Der Brutto⸗ ewinn beträgt 159,928 Thlr., der Reingewinn 73,087 Thlr. gegen 73,890
hlr. im Vorjahr. Die zur Vertheilung zu bringende Dividende konnte sonach wiederum auf 10 pCt. festgesetzt werden. Der Vorsitzende machte Mittheilung über die seit Bestehen der Gesellschaft ausge⸗ führten zahtreichen Erweiterungs⸗ und Neubauten, durch die der Ge⸗ sammtwerth der Baulichkeiten die Höhe von 380,708 Thlr. erreicht hat, welche in der städtischen Feuerkasse mit 316,625 Thlr. versichert sind. Durch Entgegenkommen des Direktor Rösicke war es der Ge⸗ sellschaft sogar möglich, eine eigene Malzfabrik, ohne Aufnahme einer
Anleihe oder Erhöhung des Aktienkapitals, mit bester Aussicht auf
baldigen Erwerb zu miethen.
— Der von dem Grafen Buinski auf Samostrzel den Gläubi⸗ gern des Bankvereins Tellus in Posen e Akkord (75 %) ist vom Kreisgericht zu Lobsens genehmigt worden.
— Am 21. und 22. November haben in Grünberg 82 des Aufsichtsrathes und des Kuratoriums der Schlesischen Tuch⸗ fabrik statrgefunden, in welchen beschlossen wurde, auf den 12. De⸗ zember cr. eine Gläubigerversammlung anzuberaumen und dieser fol⸗ gende Propositionen zu machen: Die Gläubiger bewilligen ein weiteres Morateorium auf die Dauer von 12 Monaten. Für diesen Fall sollen sie — 10 % ihrer Forderungen haben sie bereits erhalten — sofort 20 % und in den nächsten drei Monaten wiederum 10 % er⸗ halten, so daß sie mit 60 % ihrer Forderungen in das zu bewilligende Moratorium eintreten würden. Sollte dies Anerbieten abgelehnt vFecn. wird der Antrag auf Eröffnung des Konkurses in Aussicht gestellt.
— Aufsichtsrath und Direktions der Hannoverschen Dis⸗ konto⸗ und Wechslerbank, machen bekannt, daß die s. Z. be⸗ schlossene Kapitalreduktion vom 28. bis 30. Dezember cr. in nach⸗ stehender Weise vorgenommen werden soll: a. auf die vollgezahlten, über 200 Thlr. lautenden Aktien werden 80 Thlr. per Aktie und 6 Thlr. 5 Sgr. für Zinsen (5 % vom 15. Juni 1873 bis 30. Dezem⸗ ber 1874), b. auf die mit 80 % eingezahlten Interimsscheine werden 40 Thlr. per Stück und 3 Thlr. 2 ½ Sgr. für Zinsen zurückgezahlt und gegen deren Einlieferung, sowie c. gegen Aushändigung der mit 60 % eingezahlten Interimsscheine die neuen, über 100 Thlr. lauten⸗ den Vollaktien Zug um Zug ausgefolgt. Der Umtausch findet in Hannover bei der Gesellschaftskasse, in Berlin bei Oppenheim u. Co. und bei Rieß n. Itzinger statt.
— In Nürnberg hat das bekannte Bankgeschäft von Loebel u. Merkel seine Zahlungen eingestellt. Die Passiva betragen gegen 470,000 Fl., die Aktiva 200,000 Fl. Hauptgläubiger sind Erlanger u. Söhne in Frankfurt a. M., der Frankfurter Bankverein, die Süd⸗ deutsche Bodenkredit⸗Bank und die Bavyerische Hypotheken⸗ und Wechslerbank.
Petersburg, 26. November. Nach einer weiteren Bekannt⸗ machung der Ruffischen Reichsbank wird dieselbe vom 1. De⸗ zember d. J. das Füuffrankenstück zu 130, den Thaler zu 95 und den österreichischen Gulden zu 60 Kop. annehmen. Impérials werden wie bisher zu 5 Rbl. 87 Kop. angenommen. (W. T. B.)
N ew⸗York, 2 November. (W. T. B.) Der Dampfer der Hamburg⸗Amerikanischen Gesellschaft, „Pommerania“, überbringt 1 ½ Millionen Dollars.
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, den 28. November. Opernhaus. (234. Vor⸗ stellung.) Don Juan. Oper in 2 Abtheilungen mit Tanz von Mozart. Zerline: Frl. Minnie Hauk, vom Kaiserlich Königli⸗ chen Hof⸗Operntheater in Wien, als Gast. Donna Elvira: Frl⸗ Brandt. Donna Anna: Fr. von Voggenhuber. Don Juan: Hr. Betz. Comthur: Hr. Fricke. Octavio: Hr. Schleich. Le⸗ porello: Hr. Salomon. Masetto: Hr. Krolop. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise. 1
Schauspielhaus. (245. Vorstellung.) Alte Schweden Schau⸗ spiel in 5 Akten von A. E. Brachvogel. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Sonntag, den 29. November. Opernhaus. (235. Vor⸗
Große Oper in 5 Akten
stellung.) Die Stumme von Portici. von Scribe. Musik von Auber. Ballet von P. Taglioni. Masaniello: Hr.
Elvira: Frl. Lehmann. Fenela: Frl. Linda. Niemann. Pietro: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗
Preise.
Schauspielhaus. (246. Vorstellung.) Neckereien. Lust⸗ spiel in 1 Akt von A. v. Winterfeld. Hierauf: Ein gefähr⸗ licher Freund. Lustspiel in 1 Akt, aus dem Fr anzösischen von A. Fresenius. Zum Schluß: Der zerbrochene Krug. Lustspiel
in 1 Akt von A. von Kleist. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.
Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern⸗ haus⸗, wie zu den Schauspielhaus⸗Vorstellungen) in den Brief⸗ kasten des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen⸗ über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen.
Dieser Briefkasten ist täglich für die Vorstellungen des fol⸗ genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Meldungen um Theater⸗Billets im Bureau der General⸗ Intendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegan⸗ gen angesehen und finden keine Beantwortung.
Das Denkmal der Königin Luise in Königsberg.
Das Comité zur Errichtung eines Denkmals in Luisenwahl hielt, wie die „Ostpr. Ztg.“ mittheilt, unter dem Vorsitze des Hrn. Polizei⸗Präsidenten von Pilgrim am Montag im Königlichen Hof eine Sitzung ab, in welcher zuvörderst der Rechnungsabschluß statt⸗ fand, der ein äußerst zufriedenstellendes Ergebniß lieferte. Demnächst
wurde beschlossen, das Denkmal vor den Unbilden der winterlichen Wittterung und den klimatischen Einflüssen durch eine entsprechende Umhüllung zu schützen, damit dasselbe in seiner gegenwärtigen würdigen Gestalt und vv den Nachkommen erhalten bleibe. Die Büste der unvergeßlichen Königin Luise ist inzwischen bereits aus dem Me⸗ daillon herausgenommen und wird in einem Zimmer auf Luisenwahl während der Winterzeit aufbewahrt, was, den Intentionen des Kaiser⸗ lichen und Königlichen Gebers entsprechend, überhaupt für die Folge waährend jeden Winters geschehen wird. 8 Den Schluß der Tagesordnung bildete folgender Gegenstand: Bekanntlich hatte das Comité die aus der photographischen Anstalt der Herren Gottheil und Sohn hervorgegangenen Aufnahmen des Luisen⸗Denkmals, des Wohnhauses in Luisenwahl und des von der verklärten Königin Luise bewohnten, mit den Möbeln jener Zeit be⸗ setzten Zimmers dieses Hauses in einem würdig ausgestatteten, blau sammetnen, mit Silberverzierungen geschmücktem Album nebst dem Festberichte über die am 2. September cr. erfolgte Denkmals⸗Ein⸗ weihung Sr. Majestät dem Kaiser und Könige durch das Hofmar⸗ schallamt überreichen lassen. — Darauf ist an den Herrn Vorsitzen⸗ den ein Schreiben des Königlichen Hofmarschallamtes ergangen, das von demselben zur Verlesung gebracht wurde. Das Comité beschloß, dieses indirekt an die ganze Bürgerschaft gerichtete Schreiben zu ver⸗ öffentlichen und dadurch allen Betheiligten den Allerhöchsten Dank bekannt zu geben. Das Schreiben lautet wörtlich:
Königliches Hofmarschallamt. Berlin, den 27. September 1874.
Ew. Hochwohlgeboren haben die große Güte gehabt, im Namen des Comités zur Errichtung eines Denkmals in Luisenwahl durch Hrn. Polizei⸗Rath Jagielski einen Bericht über die am 2. September dort stattgehabte Feier nebst dem sehr schön ausgeführten und ge⸗ schmackvoll ausgestatteten photographischen Album von Luisenwahl für Se. Majestät den Kaiser und König mir zugehen zu lassen. Wie es demzufolge meine Pflicht gewesen, Allerhöchstdemselben das Album zu überreichen, so gereicht es mir jetzt zur Annehmlichkeit, Eure Hoch⸗ wohlgeboren im Allerhöchsten Auftrage mit der Bitte um weitere ge⸗ fällige Mittheilung an die Comitémitglieder ganz ergebenst zu benach⸗ richtigen, daß Se. Majestät mit dem lebhaften Interesse das Album entgegen und in Augenschein genommen haben, allen Betheiligten auch dafür ebenso, wie für die wohlgelungene patriotische Feier Allerhöchst⸗ ihren besonderen Dank hierdurch aussprechen lassen. Graf Pückler.
Das „Dr. J.“ veröffentlicht nachstehenden Aufruf zur Ver⸗ vollständigung des Dresdner Th. Körner⸗Museums: Als im August 1863 der Unterzeichnete durch die Dresdner Kör⸗ ner⸗Gedenkfeier den Grundstein zur Errichtung eines Denkmals für Th. Körner, den begeisterten Sänger von „Leyer und Schwert“, legen und schon am 18. Oktober 1871, gleichsam als schönsten Abschlu der Feierlichkeiten für den zuletzt erfochtenen glorreichen Siegeskamp der Deutschen gegen fränkische Willkür — wider welche einst auch die Lützowsche Schaar, entflammt durch den „deutschen Tyrtäus“, als der jetzigen Errungenschaften auszog — zu der E thüllungs⸗ eier des Bronzestandbildes Th. Körners einladen konnte, mußte der Gedanke nahe liegen, auch die Geburtsstätte des Dichters und Helden zu dessen weiterer Verherrlichung zugänglich zu machen. Schon bin⸗ nen wenigen Monaten wird in dem Th. Körnerschen Geburtshause 5 der Neustadt, Kbrnerstens. Nr. 4) — berühmt auch durch den fenthalt Schillers von 1786/87 bei seinem hochherzigen Freunde Ch. G. Körner — ein Museum eröffnet werden, welches Alles ent⸗ halten soll, was auf den Heldenjüngling, auf seine Familie und deren 5 Schiller, sowie auf seine Kampfgenossen authentisch Be⸗ zug hat.
Ist auch bereits ein schöner Anfang zu einer werthvollen Samm⸗ lung von Waffen⸗ und Uniformstücken, Autographen, Büsten, Bildern und dergl., sowie auch zu einer reichhaltigen Körnerliteratur, die zu⸗ gleich bistorische Belege zu der ganzen Epoche der Befreiungskriege ent⸗ halten soll, geschehen, so bedarf es doch noch der möglichst weitesten Ergänzung des Erwähnten. Es wird demnach ein Jeder, der stolz ist, ein Deutscher zu sein, gebeten, das Unternehmen zu einem Th. Körner⸗ Museum nach Kräften zu unterstützen, sei es durch hochherzige Ueber⸗ lassung etwaiger noch unbekannter Religuien von Th. Körner und dessen Familie, oder sonstige Erinnerungsstücke, wie Bücher und dergl. an ihn und die mit seinem Blute verfochtene heilige Sache.
Etwaige Offerten und Einsendungen bittet man zu richten an: Dr. W. Emil Peschel, Dresden, große Plauensche Straße 28.
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Eine Petition an den Deutschen Reichstag, betreffend den Erlaß eines Gesetzes über die obligatorische Leichenschau.
Die Generalversammlung des „Niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege“ hot den Vorstand beauftragt, an den Reichstag eine Petition um Erlaß eines Todtenschau⸗Gesetzes zu rich⸗ ten. Der Vorstand hat sich der ihm gestellten Aufgabe unterzogen. Der Petition entnehmen wir Folgendes:
Nur die obligatorische Todtenschau beseitigt die Möglichkeit des Lebendigbegrabens, eine Möglichkeit, die, ohne eine solche Kontrole, von jedem Sachverständigen anerkannt werden muß, und welche auch durch die gewiß richtige Behauptung, daß der Scheintod sehr selten
vorkommt, nicht fortzuleugnen ist;
nur die obligatorische Todtenschau giebt die größtmöglichste Sicherheit, daß kein Verbrechen gegen das Leben unentdeckt und unge⸗ fühnt verübt werden kann; K
nur mit ihrer Hülfe können die Behörden von allen Todesfällen durch ansteckende Krankheiten rechtzeitig unterrichtet und dadurch in den Stand gesetzt werden, die erforderlichen Maßregeln gegen ihre Weiter⸗ verbreitung zu ergreifen;
nur sie endlich wird, in Verbindung mit obligatorischer Einzeich⸗ nung der Todesursache in das Leichenschau⸗Attest durch den behan⸗ delnden Arzt, eine praktisch und wissenschaftlich verwerthbare Mortali⸗ täts⸗Statistik liefern, ohne welche die öffentliche Gesundheitspflege vergebens die Lösung vieler v escher Fragen erstreben wird, weil ihr für die dazu erforderlichen rbeiten die sichere Grundlage fehlt. In dem weitaus größten Theile Deutschlands fehlt es noch an einem solchen Gesetz. 1
In den preußischen Bezirken, in welchen das französische Gesetz noch zu Recht besteht, ist die Bestimmung des Art. 77 des Bürger⸗ lichen Gesetzbuches, welche die Beurkundung des Todes durch den Civilstandsbeamten selbst vorschreibt, aufgehoben, und die Erlaueniß zur Beerdigung wird ertheilt, wenn zwei Zeugen, die nur in Aus⸗ nahmefällen die Leiche selbst gesehen haben, die Todeserklärung ab⸗ geben; das Zeugniß eines approbirten Arztes wird nur dann gefor⸗ dert, wenn die Beerdigung vor Ablauf von 72 Stunden stattfinden soll (Minist. Verf. vom 15. Juni 1822).
Das Allgemeine Landrecht entspricht ebensowenig den mäßigsten Ansprüchen, welche in Beziehung auf die Behandlung der Leichen an die Oberaufsicht des Staates gestellt werden müssen.
Nach §. 474, 2. Theil, Titel 11 soll sich der Pfarrer nach der Todesart erkundigen und dem b“ aufgeben, bei der Ein⸗ legung der Leiche in den Sarg und bei dessen Zuschlagung gegen⸗ wärtig zu sein.
Aus vielen eigenen Erfahrungen führt der Vorstand, zum Beweis des Gesagten, einige an und beschränkt sich dabei auf Fälle, die in den letzten Jahren in einer Stadt konstatirt worden sind.
Der Zeitpunkt, wann der Tod eingetreten sei, ist nur zu häufig falsch angegeben worden, um die Frist von 72 Stunden abzukürzen und das zu einer früheren Beerdigung erforderliche ärztliche Attest zu umgehen, — von einem Ehemanne wurde die Anzeige des Todes seiner gesunden Frau gemacht, und auf die Erklärung der Zeugen hin der Todtenschein resp. die Erlaubniß zur Beerdi⸗ gung “ ausgestellt, um Gelder aus der Sterbe⸗Kasse und bei dem Arbeitgeber erheben zu können, — ein Gattenmord würde unentdeckt geblieben und die Beerdigung unter Befolgung der gesetz⸗ lichen Vorschriften erfolgt sein, wenn nicht der unerwartete Besuch eines Arztes das Verbrechen ans Licht gebracht hätte. 1
Für das rechtsrheinische Bayern ist die obligatorische Todtenschau seit 1862 eingeführt, — das Leichenschauwesen ist durch eine besondere Les vee gis sasaäih und eine Instruktion der Leichenschauer ge⸗ ordnet;
in Baden haben die schon 1822 erlassenen und 1851 verbesserten Verordnungen der Leichenschau⸗Ordnung 1870 einen vortrefflichen Ab⸗ schluß erhalten in der Verordnung des Großherzoglichen Ministeriums des Innern vom 7. Januar 1870, betr. die sanitätspolizeilichen Maß⸗ regeln in Bezug auf Leichen und Begräbnißstätten;
in Sachsen ist eine gleiche Verordnung seit 1. Januar 1872 in Kraft, welche die bisherige Leichenschau⸗Instruktion wesentlich verbessert.
in der Provinz Nassau besteht noch jetzt eine von der früheren Landesregierung 1842 erlassene Instruktion für die Leichenschauer, nach dehs “ im Wesentlichen noch heute (Wiesbaden) ver⸗ ahren wird.
Den Entwurf zu einem Leichenschaugesetze hat der Vorstand nicht beigefügt, da dem Vernehmen nach die Reichs⸗Kommission für Medizi⸗ nal⸗Statistik der Ausarbeitung eines derartigen Entwurfes näher getreten sein soll.
Das Petitum an den Reichstag geht dahin:
den hohen Bundesrath ersuchen zu wollen, dem Reichstage bald⸗
möglichst ein Gesetz über die Einführung der obligatorischen Leichen⸗ 6 schau im Deutschen Reiche vorlegen zu wollen.
Das Eisenbahnnetz der Erde im Jahre 1874.
Die „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen“ eröffentlicht eine von Hrn. Dr. G. Stürmer in Bromberg aufge⸗ stellte vergleichende Statistik über die Länge, die Kosten ꝛc. der gegen⸗ wärtig auf der Erde im Betriebe befindlichen Eisenbahnen. Die
Angaben erstrecken sich bei den meisten europäischen Ländern auf die
Zeit bis zum 1. Juli 1874, für die übrigen Länder meistens bis zum Schlusse des Jahres 1873. Danach waren im Betriebe. Auf 1000 Qu.⸗ „Kilom. (=— 18,16
geogr. Qu.⸗Meil.) kommen Kilom. kommen Kilm
Betrieb. Eisenbahnen. Eisenbahnen.
3,370 114 662 25,900 82 8 814
1,871 53 490 24,789 46 604 20,143 38 550
1,508 36 562 Oesterreich⸗Ungarn (1./7. E4X“ 16,521 26 460 Dänemark (1./1. 1874) .. 910 Italien (1/7. 1874).. 6,995 Spanien (1./7. 1874) 5,458 Portugal (1./1. 18è74) . . 842² Rumänien (I1./7. 1874) . . 963 Schweden (I./1. 1874) 2,410 Europäische Türkei (1./7. “ 1,334 Europäisches Rußland (1./7. 1111“4“*“ Norwegen (1./1. 1874) . . 496 Griechenland (1./1. 1874). 12 Asiatische Türkei 8 27 Kaukasien. Ostindien. Java . Japan. Aegypten. Algier . Kapland. hb1113414*“ ö11.“ 106 Vereinigte Staaten (1./1. J111111116“ Canada (1./1. 1874). 5,596 e“ 557 “ 90 Penhn e14“ 76 14“ 30 Cuba.. Jamaika. 8 Venezuela . 1 1e6 VBraftlten Argentina (I1./1. 1874) L“ Paraguay . e“ Z“ Neu⸗Süd⸗Wales Victoria . . . Süd⸗Australien Queensland. West⸗Australien 1 111116“*“ 25 Neu⸗Seeland E“ 8 4 289 Die Gefammtlänge der Eisenbahnen in den einzelnen Erdtheilen
beziffert sich wie folgt: 9 Kilom. Auf 1000 Qu.⸗ Auf 1 Mill. 8 Eisenbah⸗ Kilom. kommen Einwohner nen in Kilom. Eisen⸗ kommen Kilm. Betrieb. bahnen. Eisenbahnen. 130,5850 432 9,741 1,802 126,343 — 228 2,70758 25 = 36,490 geographische Meilen. Unter Berücksichtigung der noch nicht bekannt gewordenen neuen Bahneröffnungen, namentlich einiger außereurdpäischen Länder, kann man für die Mitte des Jahres 1874 als Länge des gesammten Schienennetzes der Erde die Summe von cäa. 275,000 Kilometer an⸗ nehmen, deren Bau ein Anlagekapital von 20 Milliarden Thalern erfordert hat.
Auf 1 Mill. Einwohner
Belgien (1./1. 1874). Großbritannien (1./1. 1874) Niederlande [incl. Luxem⸗
burg] (1/7. 1874). . . Deutsches Reich (1./7. 1874) Frankreich (1./7. 1874) . . Schweiz (1./7. 1874) .
8
Europa
Asien.
Afrika
Amerika 1“
6 Totalsumme
BE“ Redacteur: F. Prehm. rlin: Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.
Beilage
Anzeiger und Königlich Pr
Amerika. (Monatsübersicht für Oktober.) Die poli⸗
iische . der Südstaaten ist im Laufe des verflossenen Monats
keine bessere geworden, namentlich dauert in Louifiana und Ala⸗ bama die Gährung fort. In ersterem Staate sah sich die konser⸗ vative Partei veranlaßt, aus freien Stücken von dem beabsichtigten Kompromisse mit den Liberalen, welcher, wie bereits gemeldet,
eine Garantie gegen jeden unberechtigten Einfluß bei den bevor⸗ stehenden Wahlen
bilden sollte, zurückzutreten, da sie zu der Ueberzeugung gelangte, daß es die Gegenpartei mit den eingegangenen Verpflichtungen nicht ernst nehmen würde. Eine große Aufregung wurde in New⸗Orleans durch eine Entscheidung des General⸗Anwalts für den Staat Louisiana hervorgerufen, wonach dem zweiten Distrikts⸗Gerichts⸗ hofe rechtmäßig keine höhere richterliche Gewalt zusteht, als einem niedern Gerichtshofe. Durch diesen Ausspruch wurde das von allen Ausländern, deren Zahl in dem betreffenden Distrikte sich auf über 8000 beläuft, seit 1864 erworbene Bürgerrecht für ungültig erklärt, dieselben auf diese Weise ihres Stimm⸗ rechtes beraubt und ihre Namen von den Wählerlisten gestrichen. Da die Wahlcsmités die von dieser Entscheidung Betroffenen indessen auffordern, trotzdem an der Stimm⸗Urne zu er⸗ scheinen, so dürfte bei den Wahlen im November wohl der Ausweg getroffen werden, daß dergleichen Stimmen beson⸗ ders abgegeben werden und die Frage der Gültigkeit oder Ungültigkeit dann den betreffenden Gerichten vorgelegt werden wird. In Chattanooga, Tenessee, wurde in der Mitte Oktober eine Konvention der Republikaner sämmtlicher Südstaaten abge⸗ halten; dieselbe beschloß, in einer vor den Wahlen zu erlassenden Adresse die Lage der Südstaaten unter demokratischen und unter republikanischen Regierungen zu vergleichen und die Wähler auf⸗ zufordern, ihre Stimmen zu Gunsten der Anhänger der letzte⸗ ren Partei, welche allein die Wiederherstellung geordneter Zu⸗ stände im Auge habe, abzugeben.
Bei den im vergangenen Monat abgehaltenen Kongressen und Staatswahlen siegte in Georgia die demokratische Partei mit einer überaus großen Majorität, wie das schon seit mehre⸗ ren Jahren daselbst der Fall gewesen ist. Am 13. fanden die Wahlen in den Staaten Ohio⸗ Indiana, Jowa, Nebraska, Arkansas, West⸗Virginia, Nord⸗Karolina und Oregon statt. In Jowa und Nebraska trug, wie bei den im September in
Maine und Vermont stattgehabten Wahlen, die republikanische
Partei einen vollständigen Sieg davon; anders aber stellte sich das Verhältniß in Indiana und Ohio, welche beide Staa⸗ ten früͤher ebenfalls der Mehrzahl nach durch Republikaner im Kongresse vertreten waren. Von den dreizehn Ver⸗ tretern des ersten Staates gehören jetzt nur noch fünf, in Ohio von zwanzig Repräsentanten nur noch sieben der republi⸗ kanischen Partei an. In den übrigen Staaten hat ebenfalls die demokratische Partei die Oberhand behalten. Der Umschwung, welcher nach dem Ausfalle dieser Wahlen in den politischen An⸗ sichten des Volkes eingetreten sein muß, wird, wenn man aus früheren Vorgängen ähnlicher Art in den Vereinigten Staaten, einen Schluß zu ziehen berechtigt ist, bei den im November stattsndenden Wahlen sich noch auf entschiedenere Weise äußern, und dürfte bei der im März stattfindenden Eröff⸗ nung des 44. Kongresses die bisherige nahe an 100 Stimmen betragende republikanische Majorität im Repräsentantenhause um ein Beträchtliches geringer sein. Es hat auch den Anschein, als ob der Präsident Grant entschlossen sei, von einer dritten No⸗ minirung zum Präsidenten vollständig abzusehen, wenigstens hat der Marine⸗Minister Robeson bei der Anfang des Monats in New⸗Persey abgehaltenen republikanischen Konvention sich dahin geäußert, daß Grant nie an eine dritte Bewerbung gedacht und sich bisher nur deshalb gegen jede öffentliche Kundgebung in diesem Sinne gesträubt habe, damit einem ungerechtfertigten Ge⸗ rüchte nicht eine zu große Wichtigkeit beigelegt werde.
Am 15. Oktober wohnte der Präsident in Begleitung des Kriegs⸗Ministers und des General Sherman der Enthüllung des dem Präsidenten Lincoln in Springfield, Illinois, gesetzten Denkmals bei, worauf derselbe das Gebiet besuchte, welches den Indianerstämmen reservirt ist. Es ist das erste Mal, daß ein Präsident amtlich diesen Theil des Landes besucht hat, und wurde General Grant, welcher Deputationen der Cherokee, Choctaw⸗ und Creek⸗Indianer empfing, überall mit großem Enthustasmus auf⸗ genommen. Die Rückkehr nach Washington fand am 26. Oktober statt. Eine Folge dieses Ausfluges dürfte sein, daß dem Kon⸗ gresse bei seinem Wiederzusammentreten eine Botschaft vorgelegt werden wird, welche die Gleichstellung dieses Territoriums mit den übrigen als ein Uebergangsstadium zur vollständigen Zu⸗ lassung in die Union empfiehlt.
Dem neu ernannten General⸗Konsul für das Deutsche Reich in New⸗Vork, H. A. Schumacher, ist vom Präsidenten das Exe⸗ quatur ertheilt worden.
Die vom Kongresse eingesetzte Kommission zur Vertheilung der von England gezahlten Alabama⸗Entschädigung hat sich organisirt und mit ihren Arbeiten begonnen, und sind bis jetzt etwa achtzig Ansprüche erledigt worden. Der zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten in Washington abge⸗ schlossene Fischereivertrag ist auf Labrador und einen Theil von Neufundland ausgedehnt worden. Die Differenzen mit Spanien in Betreff der wegen der Virginius⸗Affaire zu zahlenden Ent⸗ schädigung sind noch unerledigt, und hält man es für wahrschein⸗ lich, daß dieselben, den Bestimmungen des unterzeichneten Pro⸗ tokolls gemäß, einem Schiedsgerichte zur Entscheidung werden vorgelegt werden. Da es sich im Laufe des Sommers deutlich herausgestellt hat, daß die von dem letzten Kongresse beschlossene Reduktion der Armee auf 20,000 Mann ein Mißgriff gewesen und eine derartige Truppenzahl für die Bedürfnisse der Union durchaus unzureichend ist, so wird schon dem nächsten Kongresse eine Vorlage, betreffend die Erhöhung der Armee auf 30,000 Mann, zugehen.
Aus dem Monatsberichte des Finanz⸗Ministets ergiebt sich, daß die Gesammtschuld der Vereinigten Staaten am 1. Oktober, einschließlich der aufgelaufenen Zinsen und abzüglich des Baar⸗ bestandes im Schatzamte sowie der zu Gunsten der verschiedenen Pacific⸗Eisenbahnen ausgegebenen Obligationen, 2,139,743,196 Doll. 32 C., gegen 2,140,178,614 Doll. 24 C. am 1. September, betrug. Dieselbe hat mithin im Laufe des September um 435,417 Doll. 92 C. abgenommen. Im Oktober wurden 2,500,000 Dollars
Berlin, Freitag, den 27. November
Gold für Rechnung der Regierung verkauft. Ein Ankauf von Obligationen fand nicht statt, doch wurden zehn Millionen sechsprozentige Obligationen der vierten Serie von 1862 gekün⸗ digt, deren Verzinsung mit dem 1. Januar 1875 aufhört. Von Seiten des Finanz⸗Ministeriums ist eine Verfügung erlassen worden, welche die “ Einfuhr aller für die im Jahre 1876 in Philadelphia abzuhaltende Weltausstellung bestimmten Gegenstände anordnet und 12 Häfen, darunter die von New⸗ Vork, Portland, Boston, Philadelphia, Baltimore, New⸗Orleans und San Franzisko, als Eingangshäfen für derartige Waaren festsetzt. Die Einladung zur Beschickung der Ausstellung ist bis jetzt von folgenden europäischen Staaten offiziell angenommen worden: Deutschland, Belgien, Niederlande, Frankreich und Schweden und Norwegen.
Dem offiziellen Berichte des General⸗Landamts in Washing⸗ ton zufolge wurde während des am 30. Juni beendeten Fiskal⸗ jahres über 9,500,000 Acres Bundesländereien disponirt. Da⸗ von wurden indessen nur etwas über eine Million Acres ver⸗ kauft, der Rest wurde unter dem Heimstättegesetz besiedelt, oder Schülen, Universitäten und einzelnen Staaten überwiesen. Ueber 803,945 Acres wurde den Bestimmungen des Waldkultur⸗Gesetzes gemäß verfügt.
Die Einwanderung während des letztgedachten Zeitraums belief sich nach offiziellen Angaben auf 313,339 Personen, von denen 189,225 männlichen und 124,114 weiblichen Geschlechts waren. Kinder unter 15 Jahren befanden sich 63,578 darunter. Verlassen haben die Vereinigten Staaten in derselben Periode 134,686 Reisende aller Klassen, während die Gesammtzahl aller daselbst einge⸗ troffenen Personen 375,079 betrug, es hat sich mithin die Be⸗ völkerung der Vereinigten Staaten vom 1. Juli 1873 bis 30. Juni 1874 durch Einwanderung um 240,993 Personen vermehrt.
Der Krieg gegen die Indianer scheint sich schnell seinem Ende zu nähern. Nach mehrfachen durch den General Mr. Kenzie und den Oberst⸗Lieutenant Buell erlittenen Niederlagen haben die Indianer allen Widerstand aufgegeben und flüchten sich jetzt so schnell als möglich nach den ihnen angewiesenen Reservationen.
Die dreiundzwanzigste Sitzung des allgemeinen Kongresses der protestantischen bischöflichen Kirche ist in New⸗Vork abgehal⸗ ten worden. An derselben nahmen 52 Bischöfe und 328 Dele⸗ girte Theil. Der Kongreß sprach sich entschieden gegen den auch in Amerika überhand nehmenden Ritualismus in der protestan⸗ tischen Kirche aus.
Im südwestlichen Theile von Nebraska herrscht großer Nothstand, und werden, einer ungefähren Schätzung nach, etwa 10,000 Personen während des Winters Unterstützung an Nahrungsmitteln und Feuerungsmaterial bedürfen.
Mexiko. Die politischen Zustände der einzelnen Staaten sind unerfreulicher Art. Die Spaltung zwischen den Konser⸗ vativen und Liberalen wird eine immer größere. In den Staaten Morelos, Puebla, Couahuila, Bukatan und Oaxaca, namentlich in dem letzteren, wo die Agitation für die nächste Präsidenten⸗ wahl bereits begonnen hat, ist der baldige Ausbruch von Feind⸗ seligkeiten zu erwarten. Präsident Lerdo de Tejada soll die Ab⸗ sicht haben, nochmals als Kandidat aufzutreten. Es dürfte dies indessen Veranlassung zu weiteren Unruhen geben, da er der Partei des General Porfirio Diaz, mit deren Hülfe seine erste Wahl durchgesetzt wurde, das Versprechen gegeben, eine Wiederwahl nicht anzustreben. Der General Diaz selbst hat die Absicht, sich vom öffentlichen Leben zurückzuziehen, aufgegeben und wird seinen Sitz im Kongresse wieder ein⸗ nehmen. In einer Parteiversammlung von Anhängern Lerdo's wurde ein Antrag eingebracht, wonach der Präsident auf⸗ gefordert werden sollte, sein Kabinet binnen vierzehn Tagen zu entlassen. Die Versammlung sprach sich außerdem gegen die Kandidatur Lerdo’'s aus, und ist ein Gesetz bereits im Kon⸗ gresse beantragt worden, das die Wiederwahl eines Präsidenten zu demselben Amte verbietet. 8
Centralamerika. In Nicaragua und Guatemala wurde am 15. September der Jahrestag der Unabhängigkeit dieser Staaten gefeiert. In dem ersteren nimmt augenblicklich die be⸗ vorstehende Präsidentenwahl die öffentliche Aufmerksamkeit aus⸗ schließlich in Anspruch. In Guatemala fand Anfang September ein Erdbeben statt, durch welches namentlich die Departements Sacatepequez und Chimaltenango beträchtlich gelitten haben. Der Geldwerth des angerichteten Schadens wird auf 250,000 Delbae geschätzt, die Zahl der dabei Verunglückten auf 200 an⸗ gegeben.
Der frühere Präsident von Honduras, Don Celco Arias, ist von Nicaragua in der Stadt Guatemala eingetroffen.
Vereinigte Staaten von Columbien. Die im Mai 1875 stattfindende Präsidentenwahl fängt bereits an, einige Auf⸗ regung hervorzurufen. Die beiden einander gegenüberstehenden Kandidaten sind der gegenwärtige Staatssekretär Dr. Arosemena und der General Espinosa, Befehlshaber der Staatstruppen. Man erwartet, daß die Regierung eine hinlängliche Truppenzahl nach Panama und Aspinwall dirigiren wird, um während der Wahlperiode die “ auf dem Isthmus aufrecht zu erhalten.
Venezuela. Durch ein Dekret des Präsidenten vom 21. August ist das Zollamt von Maracaibo nach der Festung San Carlos verlegt worden. Während einer Dauer von 60 Tagen sollten die von Europa nach Maracaibo gesandten Waaren noch durch das Zollamt von San Carlos abgefertigt werden. Die übrigen für die Einfuhr geöffneten Häfen sind: La Guayra, Puerto Cabello und Ziudac Bolivar. Für die Ausfuhr sind
eöffnet Cumana, Pampetar, Carupano, Guiria, Maturin,
“ und La Vela. Rindvieh und Früchte dürfen von Soledad, Puerto de Tabias und Barrancas am Orinoco aus⸗ geführt werden.
Die seit längerer Zeit unterbrochenen diplomatischen Ver⸗ bindungen Venezuelas mit den Vereinigten Staaten svon Co⸗ lumbien, sind jetzt wieder aufgenommen worden und hat der Pfüfatet Guizman Blanco bereits einen Cesandten nach Caracas geschickt.
Peru. Der Kongreß war fortwährend mit der Berathung des Budgets beschäftigt und hat bereits einen großen Theil der Regierungsvorlagen erledigt. Behufs Herstellung des Gleich⸗ gewichts in den Staatsfinanzen ist ein Gesetzentwurf eingebracht worden, wonach Salpeter mit einem Ausfuhrzolle von 60 Cen⸗ tenos per Centner belastet werden soll; von anderer Seite soll ein Antrag gestellt werden, nach See. die Regierung S8
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tigt sein soll, sämmtliche Salpeter⸗Etablissements anzukaufen und diese Industrie selbst in die Hand zu nehmen.
Der Text des zwischen Peru und China durch Don Garcia y Garcia in Tientsin am 26. Juni abgeschlossenen Vertrages ist in Lima eingetroffen und wird demnächst dem Kongresse zur Ratifikation vorgelegt werden. Nach demselben gestatten beide Mächte, daß ihre Staatsangehörigen in Folge freier Entschließung auswandern dürfen, und sollen die beiderseitigen “ in dem anderen Lande desselben gesetzlichen Schutzes theilhaftig sein, wie die eigenen Unterthanen. China hat sich jedoch vor⸗ behalten, daß der Vertrag erst dann in Kraft treten soll, wenn den bisher nach Peru exportirten Kulis die durch denselben stipu⸗ lirten Wohlthaten zu Gute gekommen sein werden. Das Jesuiten⸗ kloster in Huanuco ist, ungeachtet aller Proteste der Ultramon⸗ tanen, aufgelöst und den Mitgliedern desselben das Dekret ein⸗ gehändigt worden, wonach sie des Landes verwiesen sind. Die⸗ selben werden sich nach Ecuador begeben.
General Prado ist wieder nach Chili zurückgekehrt.
Chil i. Das Wahlreform⸗Gesetz ist nach langen Debatten vom Kongr esse angenommen worden. Nach demselben sind Aus⸗ länder, welche sich ein Jahr im Lande aufgehalten haben, zur Erwerbung des Bürgerrechts berechtigt. Nach fünf Jahren sind naturalisirte Bürger zu Deputirten wählbar. Der Senat hat die von der Regierung beantragte Summe für die projektirte transandinische Eisenbahn nicht genehmigt.
Die Grenzstreitigkeiten zwischen Chilt und Bolivia sind auf gütlichem Wege beigelegt worden. Dem abgeschlossenen Vertrage zufolge behält Bolivia das streitige Gebiet zwischen dem 20. und 24. Grade südlicher Breite an der Küste und im Inlande, ver⸗ zichtet aber auf alle Ansprüche 20 Meilen südlich vom 24. Grade. Die Guanolager von Mejillones werden getheilt, Chili erhält die Hälfte des Reinertrages und außerdem eine Entschädigung für
die Verluste an der Grenze.
Bolivia. Der Kongreß hat die bisherige Präsidentschaft des Dr. Frias für vollständig legal erklärt und denselben mit überwiegender Majorität zum Staatsoberhaupt erwählt. Die bereits erwähnte Verhaftung des Führers der Oppofition, Dr. Corral, hat große Aufregung hervorgerufen, ohne daß es in⸗ dessen zu Unruhen gekommen wäre.
Der Gesandte Bolivias in Rio de Janeiro hat eine Ueber⸗ einkunft abgeschlossen, wonach eine Eisenbahn, welche ihren An-⸗ fangspunkt in Bahia Nepon oder Miranda am Paraguay neh⸗ men und durch die südlichen Provinzen Bolivias führen würde, erbaut werden soll. Durch dieselbe würde eine Verbindung im Osten mit den brasilianischen Eisenbahnen, im Westen mit den peruanischen am Titicaca⸗See hergestellt werden.
Argentinien. Wenn auch unzweifelhaft schon lange vor⸗ her geplant, brach die, bereits in dem letzten Monatsberichte erwähnte In der Nacht zum 23. September verließen die Führer der Mitristischen Partei die Hauptstadt und zerstörten die von dort ausgehenden Telegraphenleitungen. Zu gleicher Zeit versuchten die Insurgenten in der Stadt sich der daselbst liegenden Kanonen⸗ boote zu bemächtigen, was ihnen auch mit einem, dem „Parana“, gelang. General Mitre selbst hatte sich bereits längere Zeit vorher nach Montevideo begeben. In den Provinzen griff der Aufstand rasch um sich, namentlich in Entre Rios, wo sich der bekannte Lopez Jordan an die Spitze stellte. Auch bei dem stehenden Heere und in der Marine zeigten sich große Sympathien für Mitre, wie auch ein Theil der Flotte Anfangs Oktober zu den Insurgenten überging. In Buenos Ayres selbst wurde sofort der Belagerungszustand proklamirt. Die Truppen der Insurgenten sammelten sich unter dem Befehle des General Ribas in Chivilcoy und San Martin, von wo dieselben dann gegen die Hauptstadt vorrückten. Zwischen einer anderen In⸗ surgenten⸗Abtheilung unter Arredondo kam es zu einem unbe⸗ deutenden Gefechte mit den Regierungstruppen, welche der General Rocca befehligte. Am 11. erließ der General Mitre von Uruguay aus eine Proklamation, wonach er sich an die Spitze des Aufstandes stellte, alle ihm zugeschriebenen ehrgeizigen Ab⸗ sichten jedoch läugnete. Am 15. stand derselbe mit 10,000 Mann vor Buenos Ayres, wo die Insurgentenführer Borgas und Arredondo zu ihm stießen. Die Regierung ließ um die Haupt⸗ stadt Befestigungswerke zum Schutze derselben aufwerfen. Am 26. kam es an der Mündung des Salado zu einem Gefechte zwischen dem Insurgentengeneral Ribas und den Regierungs truppen unter Campos, in Folge dessen Mitre sich von der Hauptstadt zurückzog, nach der Vereinigung mit Ribas indessen sofort wieder gegen dieselbe vorrückte.
Der neuerwählte Präsident Avellaneda übernahm am 12. sein Amt. In der von ihm erlassenen Proklamation erklärte er, daß er durch den Willen des Volks erwählt und entschlossen sei, die Rechte der Regierung bis auf das Aeußerste zu vertheidigen. Seine Politik werde die seines Vorgängers sein. Das von ihm ernannte Ministerium ist folgendermaßen zusammengesetzt: Señor Triondo, Minister des Innern, Senor Alsina, Kriegs⸗Minister Senor Frias, Minister des Auswärtigen; Senor Constines, Finanz⸗Minister; Senor Leguizamon, Justiz⸗Minister. Am 18 wurde der Kongreß Fesen 1
Der Gesandte Chilis hat seine Pässe verlangt und Buenos Ayres verlassen.
Brasilien. Der Kaiser hat sich geweigert, einem Rezi⸗ prozitätsvertrage mit Kanada bezüglich der Privilegien der Küsten⸗ schiffahrt seine Zustimmung zu ertheilen. In Folge des in Ar⸗ gentinien ausgebrochenen Bürgerkrieges hat sich ein brasiliani⸗ sches Geschwader nach dem La Plata begeben.
Der neu ernannte außerordentliche Gesandte und bevoll⸗ mächtigte Minister Paraguays, Dr. Jayme Sosa, ist in Rio de Janeiro eingetroffen und vom Kaiser empfangen worden. Di beabsichtigten Konferenzen zur Regulirung der Grenzfrage dür ten indessen in Folge der argentinischen Vorgänge auf längere Zeit verschoben werden. .“
Gewerbe und Handel. .
die „A. A. C.“ mittheilt, ist der Kohlenhandel in Süd⸗Wales gegenwärtig so gedrückt, daß die Grubenbesitzer be⸗
schlossen haben, eine weitere Herabsetzung in den Löhnen ihres Arbeiter⸗
Wie
Personals eintreten zu lassen.
Revolution in Buenos Ayres ganz unvermuthet aus.