1874 / 288 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Dec 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Die „Köln. Ztg.“ schreibt: Wie wir erfahren, wird in einigen Tagen die zur Prüfung der Kaiserglocke ein esetzte Kommission nach Frankenthal abgehen. Wenn, wie zu hoffen steht, das Meister⸗ werk vollständig gelungen ist, wird dasselbe baldmöglichst hierher be⸗ schafft und unten im Glockenthurm an einem Gerüst aufgehangen werden. Dort soll die Glocke ein ganzes Jahr lang verbleiben, und erst dann, wenn sie sich die Zeit über beim Läuten bewährt hat, wird dieselbe in den bis dahin für sie hergerichteten Glockenstuhl aufgezo⸗ gen werden.

Das 2. Heft des Jahrganges 1875 der Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik, Materialiensammlung und Reform⸗Zeitschrift, herausgegeben von Dr. Georg Hirth in München (Verlag von G. Hirth in Leipzig), hat folgenden Inhalt: Das schiedsrichterliche Verfahren nach dem Ent⸗ wurf einer Civil⸗Prozeßordnung. Allgemeine Begründung des Ent⸗ wurfs eines Gerichtsverfassungsgesetzes, Die Organisation der Han⸗ delsgerichte nach dem Entwurf eines Gerichtsverfassungsgesetzes. Die Zuständigkeit der Schöffen und Schwurgerichte nach dem Ent⸗ wurf eines Gerichtsverfassungsgesetzes. Einleitung zu dem Ent⸗ wurf einer deutschen Strafprozeßordnung. Ueber die Gesetzmäßig⸗ keit der volkswirthschaftlichen Erscheinungen. Von Dr. Herm. Roesler. (Fortsetzung.) Erster Theil. Die Volkswirthschaft im Allgemeinen.

Kap. 3. Die Kap. 4. Der Güterumlauf. Kap. 5. Das Einkommen. Kap. 6. Die Konsumtion. Zweiter Theil. Die besonderen Einrichtungen der Volkswirthschaft. Kap. 1. Maß und Gewicht. Kap. 2. Das Geld. Die Werthrelation der Edelmetalle. Eine wirthschaftsgeschichtliche Skizze von Dr. Ad. Soetbeer. Die deutschen Genossenschaften im Jahre 1873. Miscellen.

Die „Allg. Ztg.“ schreibt aus München, 1. Dezember: Im Jahre 1867 wurde bekanntlich das frühere Musikkonservatorium aufgehoben und an dessen Stelle eine von Sr. Majestät dem König dotirte Musikschule kreirt, um der musikalischen Bildung einen den Bedürfnissen der Zeit entsprechenden Aufschwung zu geben. Diese Musikschule bestand bis in die jüngste Zeit. Von dem Gedanken durchdrungen, daß eine so wichtige Anstalt, welche auf die Entwicke⸗ lung des geistigen Lebens der Nation von entschiedenem Einfluß ist, ein wirkliches Glied der Bildungsanstalten des Staates sein müsse, hat die Landesvertretung auf Antrag des Königl. Kultus⸗Ministeriums in liberalster Weise die Mittel bewilligt, um die Königl. Musikschule in eine Staatsanstalt umzuwandeln. Diese Umwandlung und die da⸗ mit verbandene neue Organisation wurden im genannten Staats⸗ Ministerium unter Beiziehung von Fachkundigen eingehenden und gründlichen Verhandlungen und Berathungen unterzogen und das Er⸗ gebniß derselben Sr. Majestät dem König zur Allerhöchsten Sanktion, die auch vorgestern erfolgte, unterbreitet. Die Organisation der An⸗ stalt wurde in ihren Grundzügen beibehalten, nur solche Modifikatio⸗ nen wurden vorgenommen, die durch den veränderten Charakter des Instituts geboten waren. Auch die bisherige Leitung, sowie der Lehrer⸗ stand ist in provisorischer Weise belassen.

Aus Braunschweig wird geschrieben: In den letzten Tagen ist auf unserem Friedhofe ein Lessing⸗Denkmal aufgestellt, das epheu⸗umsponnene Grab selbst aber in keiner Weise berührt worden. Nach wie vor ruht auf demselben eine schlichte Steintafel mit der verwitterten Inschrift: „Gotth. Ephr. Lessing, geboren den 22. Ja⸗ nuar 1729, gestorben den 18. Februar 1781.“ Das Grabmal erhebt sich auf der Stelle, wo zu Häupten des Unsterblichen ein Verehrer desselben einst eine Traueresche angepflanzt hatte. Auf einem steinernen Sockel ruht ein solcher aus polirtem Granit, welcher ringsum einen Fuß zurücktritt. Darauf erhebt sich das granitene pyramidenförmige Hauptstück; oben an

11“

demselben, dem Grabe zugewendet, befindet sich das lebensgroße, aus⸗ gezeichnet modellirte Profilporträt des Dichters in Relief, gearbeitet nach Rietschels Statue: ausgeführt ist dasselbe in vergoldeter Bronze. Unter dem Medaillonbilde sind in erhabenen Buchstaben auf mattem Grunde die Worte ausgemeißelt: „Gotth. Ephr. Lessing.“ Die Rück⸗ seite des Hauptsteines dem Kirchhofswege zugekehrt, belehrt den Wan⸗ derer über die Entstehung des Monuments. Er liest in vergoldeten, in den Stein gegrabenen Buchstaben folgende Inschrift: „Errichtet von dem Herzoglich eee Hoftheater, 1874.“ Das 12 Fuß hohe Henfmal ist vom Hofbildhauer Strümpell ausgeführt.

Wie das Journal „Gaulois“ erfährt, ist die Eröffnung 8 Oper in Paris jetzt auf den 25. Dezember d. J. an⸗

Gewerbe und Handel.

Die in der Eühe Nummer d. Bl. erwähnten Jacob⸗ senschen Tintenstifte sind auch in der Berliner Kontobücher⸗ Fabrik und Buchdruckerei Julius Rosenthal, Neue Friedrichsstraße

„zu haben. (S. Inserat.)

Die Generalversammlung der Ostdeutschen Produkten⸗ Bank fand am 7. Dezember in Posen statt, wobei ein Aktienkapital von 704,000 Thlr. vertreten war. Dem Rechenschaftsberichte ent⸗ nehmen wir, daß der Betrieb durch die ungünstigen finanziellen Ver⸗ hältnisse des Instituts sehr nachtheilig beeinflußt worden ist. Noch aus den Zeiten der früheren Verwaltung herrührend sind Verluste durch Hypothekenausfälle in Höhe von 94,600 Thlr. entstanden, so daß die Bilanz im Ganzen einen Verlust von ca. 503,000 Thlr. oder circa 50 % des eine Million Thaler betragenden Aktienkapitals ergiebt. Das Spritgeschäft hatte einen Bruttogewinn von 70,800 Thlr., ab⸗ züglich der Unkosten einen Nettogewinn von 19,900 Thlr. Rektifizirt wurden nur 4 Millionen Liter, während die Fabriken ein Quantum von 8 Millionen zu verarbeiten im Stande sind, deren Rektifikation nach der aufgestellten Rentabilitätsberechnung unter geordneten Ver⸗ hältnissen einen Gewinn von ca. 40,000 Thlr. ergeben würde. Hierauf genehmigte die Versammlung die Zusammenlegung von vier Aktien zu einer, ebenso wie das neue Statut und die Abänderung der bisherigen in die neue Firma: Aktiengesell⸗ schaft der Posener Spritfabriken. Der Bilanz entnehmen wir, daß der Schwerpuukt des Vermögensstandes der Gesellschaft in den zwei Spritfabriken und zwei Grundstücken auf der Venetianerstraße und am Centralbahnhofe liegt, welche zusammen mit. circa 501,000 Thlr. zu Buche stehen. Belastet sind dieselben mit circa 77,800 Thlr. Der Vermögensstand der neuen Gesellschaft von 250,000 Thlr. oder 25 % der alten Aktien bleibt jedoch übrig, nachdem von dem obigen Buchwerth der Grundstücke circa 240,000 Thlr. als Minderwerth in Abrechnung gebracht werden.

Verkehrs⸗Anstalten.

Nr. 96 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen⸗ bahn⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein Deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen: Sächsische Staatsbahnen, neue Stationen. Bergisch⸗Märkische Eisenbahn, Essen⸗Wattenscheid⸗Bochum⸗Riemke auch für den Güterverkehr eröffnet. Deutsches Reich (Heizung der

ersonenwagen auf den Eisenbahnen Deutschlands; aus dem Voran⸗ chlage der Einnahmen pro 1873). Berliner Briefe. Beilage: Die sechste Versammlung der Techniker Deutscher Eisenbahn⸗Verwal⸗ tungen zn Düsseldorf (Schluß). Zur Wagenraum⸗Tariffrage bei den österreichisch⸗ungarischen Eisenbahnen. Personalnachrichten. Nachtrag zu der Tarifübersicht pro Oktober 1874. Offizielle Mittheilungen über Eisenbahneinnahmen im Monat Oktober 1874.

161“ 111 Plymouth, 7. Dezember. (W. T. B.) D. Hamburg⸗Amerikanischen Gesellschaft „Pommeran

ist v New⸗York hier eingetroffen. 8

Aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗BZuüreau.

St. Petersburg, Dienstag, 8. Dezember, Mittags. Ein eftiger Sturm aus NMordwest trieb in der vergangenen Nacht das Wasser 9 Fuß über sein normales Niveau und wur⸗ den die niedrigeren Stadttheile am Ausflusse der Newa dadurch theilweise überfluthet. Ein Opfer an Menschenleben ist nicht zu beklagen, aber über 7000 Menschen, die ihre Wohnungen verlassen mußten, sind mit Hilfe der Polizei anderweit unter⸗ gebracht. Für heute sind auf Anordnung des Stadtverwesers besondere Hilfsküchen errichtet. Das Wasser ist rasch, wie immer gefallen; jede weitere Besorgniß war schon vor Tagesanbruch 8

*

vorüber.

8

8

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, den 9. Dezember. Opernhaus. (245. Vor⸗ stellung.) Ellinor, oder: Träumen und Erwachen. Phantasti⸗ sches Ballet in 3 Akten und 6 Bildern von Paul Taglioni. Musik von P. Hertel. Anfang 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Schauspielhaus. (256. Vorstellung.) Die Verschwörung des Fiesko zu Genua. Trauerspiel in 5 Abtheilungen von Schiller. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise.

Donnerstag, den 10. Dezember. Opernhaus. (246. Vor⸗ stellung.) Cesario. Oper in 3 Akten nach Shakespeare von Emil Taubert. Musik von Wilhelm Taubert. Ballet von P. Taglioni. Unter Direktion des Komponisten. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise. 8

Schauspielhaus. (257. Vorstellung.) Ein Erfolg. Lusft⸗

spiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb 7 Uhr. Mittel⸗Preise. . Am Sonntag, den 13. Dezember, Mittags 12 Uhr, findet im Königlichen Opernhause eine Matinée zum Besten der Ge⸗ nossenschaft Deutscher Bühnen⸗Angehöriger statt und wird: Der Verschwender, Zauber⸗Märchen in 3 Akten von Raimund Musik von Kreuzer, zur Aufführung gelangen; unter gefälliger Mitwirkung der Damen Frau Erhartt, Frau Frieb⸗Blumauer Frl. Grossi, Frau Mallinger und Fräulein Meyer, der Herren Betz, Berndal, Döring, Kahle, Krolop, des Direktors Franz Jauner aus Wien, als Gast, sowie der übrigen Mitglieder der Königlichen Schauspiele.

Meldungen um Billets können am Mittwoch und Don⸗ es in den Briefkasten des Königlichen Opernhauses gelegt werden.

„Die permanenten, sowie die auf Meldungen reservirten Billets müssen am Freitag von 10 bis 42 Uhr P Käffenflur des Königlichen Schauspielhauses, Eingang von der Tauben⸗ straße, abgeholt werden. Der Verkauf der übrigen Billets sindet ebendaselbst am Sonnabend von 10 bis ½2 Uhr und am Sonntag Vormittag von 11 Uhr ab im Königlichen Opernhause statt.

Im großen Mittelsaale des Prinzessinnenpalais ist gestern Vor⸗ mittag 11 Uhr der Bazar zum Besten des unter dem Protektorate Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin stehen⸗ den Friedrichsstiftes eröffnet worden. Die ebenso geschmackvolle als glänzende Ausstellung wurde im Laufe des gestrigen Tages von Ihrer Majestät der Kaiserin⸗Königin und Ihren Königlichen Ho⸗ heiten den Prinzessinnen Carl und Friedrich Carl nebst Prinzes⸗ sinnen Töchtern besucht; die Durchlauchtigste Protektorin, die Kron⸗ prinzessin, erschien wiederholt, um in gewinnender und leutseliger Weise mit dem anwesenden glänzenden Publikum zu verkehren, oder dasselbe zum Einkauf von Geschenken zu bewegen. Die Allerhöchsten und

öchsten Herrschaften sprachen Sich wiederholt befriedigt aus über den

lanz und die Vielseitigkeit der Ausstellung und befahlen zahlreiche Einkäͤufe. 8

„Wie in früheren Jahren, so haben auch diesmal Damen der Faeh Stände es übernommen, sowohl eleganten Raum in eine

erkaufshalle zu verwandeln und hierbei Geschmack und Schönheitssinn zu entfalten, als auch die Geschenke, die in großer Fülle und Mannichfaltigkeit eingegangen sind, zu verkaufen. Den einzelnen Tischen folgend, die an den Wänden und in der Mitte des Saales aufgestellt sind, fallen uns zunächst zwei „Fünfsilbergroschen⸗ tische“ auf; ihr Inhalt entspricht, wie schon der Name errathen läßt, bescheidenen Ansprüchen. Es folgt ein geschmackvoll arrangirtes Sortiment von Seife und anderen Toilettengegenständen; ein dritter Tisch zeigt Prachtwerke, Aquarellen, Stahlstiche, Photographien. In den Ecken und Nischen stehen zahlreiche Fauteuils, während die Wände zum Theil mit prächtigen Teppichen behangen sind. Ausge⸗ stellt ist ferner Königsberger Marzipan, verschiedene Weinsorten und ein⸗ gemachte Früchte. Eine lange Tafel zeigt in blendendem Weiß und ge⸗ schmackvollster Ausführung die feinere Wäsche für Damen, Kinder und Puppen, für letztere sind ganze Ausstattungen bis zum Preise von 15 Thalern vorhanden. Es folgt eine große Anzahl farbenschöner Stickereien, Sophakissen, Oreillers, Schlummerrollen und Wiegendecken, denen sich Tücher, Handschuhe, Strümpfe, Socken, Hausschuhe in reichster Auswahl anreihen. Von den vielfach ausgeft eellten Puppen sei eine erwähnt, die aus Bethlehem eingesandt und das vollständige dortige Nationalkostüm trägt. Auf den mittleren Tischen sind die Galanterie⸗ und Luxuswaaren in Bronze, Metall, Porzellan, Fel und Glas ausgestellt. Aus der großen Menge reizender Gegen⸗ tände heben wir hervor kunstvolle Vasen, Fächer, Gläser, Leuchter, Krüge, Blumentöpfe, Handkörbchen, Medaillons, Lampen, Schalen, Schlüsselkörbchen und Zeitungsmappen. Der Besuch und die Kauf⸗ 1 8 varen am ersten Feh. sehr zufriedenstellend, so auch diesmal zahlreichen armen indern ein frohes Weihnachts⸗ fest in Aussicht gestellt werden kann. 68 8

85

Den meisten Freunden mittelalterlicher Kunst, besonders denen der E ist wohl Conrad Grünenberg's Papvennaxhe ekannt, sei es aus eigener Anschauung oder sei es nur dem Namen nach. Hervorg⸗gangen aus der Hand jenes alten Meisters in der Wappenkunst, bietet Grünenbergs „Wappenbuch“ vollendet im Jahre 1483 eine Fülle der herrlichsten Muster für heraldische Dar⸗ stellungen, einen Reichthum gothischer Formen in schwunghafter Zeich⸗ nung, wie kaum ein anderes derartiges Werk. Das hohe Verdienst, zuerst Proben dieses unschätzbaren Kodex, dessen Original die Hibliothek des Königlichen Heroldsamtes zu Berlin als kostbaren Schatz hütet, während eine gleichzeitige Kopie wahrscheinlich einst Eperchsae des Kaisers Friedrich III. sich in der ig der Königlichen Bibliothek zu Mün⸗ chen befindet weiteren Kreisen 18-8 gemacht zu haben, ge⸗ bührt (worauf schon v. Ledebur in seinem „Archiv“ aufmerkam machte) Sr. Excellenz dem Wirklichen Geheimen Rath ꝛc., Grafen von Still⸗ fried⸗Alcäntara. Derselbe veranstaltete unter großen persönlichen Opfern im Jahre 1840 eine Ausgabe (in 150 Exemplaren) von 24 Tafeln in etwas verkleinertem Maßstabe, nach Zeichnungen des ver⸗ storbenen Dorst von Schatzberg, seines langjährigen treuen Gehülfen, oder, wie dieser e sich bescheidener Weise zu nennen pflegte, seines Persevanten. jir glauben am besten zu thun, wenn wir hier die

LE1

„Seit der Geschmack an mittelalterlicher Dichtung und Kunst neu erwachte, was in Deutschland in der Zeit geschah, wo das Vater⸗ land sich von fremder Herrschaft löste, seitdem haben sich auch die Geheimlehren der alten Sprache, der alten Formen und Farben all⸗ mählich wieder erschlossen. Der Zauber alter Lieder wirkt wieder kräftig, und deutsche Sänger, wie Uhland mit seiner Schule, verstehen auch neue Lieder im alten Ton meisterlich zu singen. Die Grund⸗ zahlen der alten Bauwerke sind neu aufgefunden, und nach der alten Regel entstehen neue Dome, werden alte Burgen würdig hergestellt; die Wunderpracht der Glasgemälde steht frisch auf vor unsern Augen, und selbst Gegenstände des inneren Hauslebens, Schreine, Tische, Sessel und Geräthe, bisher einer schmählichen Mode anheimgegeben, fertigt man in alter Gediegenheit wieder an, eine schöne Zierheit in Holzschnitzwerk und Getäfel mit tüchtiger Kernhaftigkeit verschwisternd. Auch für die Formen des Rechts und der Sitte holt man frisches Leben herauf aus dem neuverfüngten, aber durch viele Trümmer ver⸗ schütteten Bronnen deutscher Sinnigkeit und Tugend. So wird die Heimath wieder heimischer, neue Weisheit erstarkt an der alten Kraft, und man findet, wie an dem heiligen Buche, so an den Werken alt⸗ deutschen Geistes, daß kein Zweiglein daran ist, das nicht, wenn man daran schüttelt, einen güldenen Apfel gäbe.

„Zu den verlorenen Wissenschaften konnte man auch die Wappen⸗ kunde und Wappenkunst rechnen, ausgeartet in eine sinnlose Spiele⸗ rei, ward sie unwürdig der Hand des ernsten Mannes. Das Verständniß der uralten Bilder und ihre Symbolik voll tiefer Be⸗ deutung war untergegangen. Erst in neuerer Zeit holten verständige Männer den verlorenen Schlüssel wieder herauf, bildeten eine neue Hülfswissenschaft für die Geschichte aus und brachten die alte Kunst wieder zu gebührenden Ehren. Zur Vervollkommnung der Wappen⸗ kunde brauchen wir vor Allem unverdorbene Darstellungen reiner Wappenbilder, aus denen die heraldische Hieroglyphik immer fester gestellt werden kann. Hierzu giebt es kein schöneres Lehrbuch als unseren Wappenkodex, wie ihn der Meister in der Heroldskunst, Con⸗ rad Grünenberg, im XV. Jahrhundert verfaßt hat.. Der Kodex enthält übrigens keineswegs nur Wappen, sondern auch verschiedene treffliche Abbildungen alter Ritterordenszeichen, Banner, Turniere u. dergl. Nur in 150 jetzt längst vergriffenen Exemplaren erschien diese Ausgabe eines nur kleinen Theiles des Wappenbuches; eine Fortsetzung war damals nicht beabsichtigt. Nachdem nun seit jener Zeit, und ganz besonders in den letztvergangenen zehn Jahren, der Geschmack an mittelalterlicher Kunst nach allen Richtungen hin immer mehr Boden gewonnen nachdem vornehmlich die Wappenkunde, durch zahlreiche Vereine gepflegt, sowohl als Wissenschaft, wie als Kunst einen höheren Standpunkt als je eingenommen hat, ist nun⸗ mehr von Grünenbergs „Wappenpuch“, welches neben der Züricher Rolle deren trefflich gelungenes Facsimile schon vor einer Reihe von Jahren im Druck herauskam als eine der Grundurkunden der Heraldik anzusehen ist, eine völlig getreue chromolithographische Nach⸗ bildung veranstaltet worden). Nach sorgfältiger Sichtung des Original⸗ werkes sind, unter Zurücklassung ö weniger werthvoller Blätter, 300 Tafeln zur Nachbildung bestimmt. Der Preis ist auf 90 Thlr. 270 Reichsmark festgestellt. Um den Subskriben⸗ ten die Anschaffung zu erleichtern, ist das Werk in 30 Lieferungen zu je 10 Blatt à Lieferung 3 Thlr., eingetheilt. Jährlich sollen 5 Lie⸗ ferungen erscheinen, so daß binnen 6 Jahren das Ganze komplet vor⸗ liegen wird. Nach diesem Zeitpunkt tritt ein erhöhter Ladenpreis ein.

Das Aquarium in Neape Professor Oskar Schmidt aus Straßburg schreibt der „Cöln.

Ztg.“ Folgendes:

Neapel, im November. Seit acht Tagen habe ich von dem vom Reichskanzler⸗Amt für die Straßburger Universität gemietheten Platz im Zoologischen In⸗

*) Des Conrad Grünenberg, Ritters und Burgers zu Costen Wappenpuch. Volbracht am nünden Tag des Apkellen, . man zalt tusend vierhundert drü und achtzig Jar. In treuester Nachbildung des im Besitz des Königlichen Heroldsamtes zu Berlin befindlichen Original⸗Kodex in Farbendruck neu herausgegeben von

Hohe Preife.

stitut des Dr. Dohrn in Neapel Besitz ergriffen, um den ganzen Winter hindurch die unerschöpfliche Thierwelt des Meeres zu ee und zu beobachten. Schon fetzt sind meine Erwartungen weit über⸗ troffen; ich bin zum ersten Mal auf meinen vielen, zu gleichen Zwecken unternommenen Reisen zu Hause wie in meinem Arbeitszimmer; ich zanke mich nicht, wie fruͤher, mit Fischern und allen möglichen Händlern herum, ich matte mich nicht mit dem Schleppnetz ab, um auf mir unbekanntem Meeresboden manchmal nichts zu finden, son⸗ dern schöpfe aus vollem, sich täglich erneuerndem Bestande, was meine spezielle Neigung verlangt. Doch ich will nicht von dem sprechen, was der Zoologe von Fach an der Statione zoologica hat, sondern dem Theile des Instituts, der uns zwar auch unentbehrlich ist, dabei aber im besonderen Interesse des naturwissenschaftlichen Laien gepflegt wird, die folgenden Mittheilungen widmen. Ich hoffe, daß ich damit namentlich allen denjenigen meiner Landsleute einen Gefallen erweise, welche, Neapel berührend, nicht schon von anderer Seite auf den hohen Genuß aufmerksam gemacht worden sind, der ihrer in dem der Sebat on. weghs

Das von außen und innen ünstlerisch ausgestattete palastähnliche Gebäude steht an einem der schönsten Punkte Neapels, een n 5 Villa nationale; man hat von den Loggien im oberen Stockwerke, noch mehr vom platten Dach aus eine herrliche Aussicht auf den Golf. Der große Aquariensaal erhält, wie das auch andere neuere Aquarien haben, sein Licht fast nur durch die Scheiben, welche die Wände der Abtheilungen nach innen bilden und hinter denen das buntscheckige Volk des Meeres sich in vollem natürlichen Behagen tummelt. Alles, was ich auf dem Kontinent und in England von ähnlichen Etablissements ge⸗ sehen, hält nicht entfernt den Vergleich mit dem neapolitanischen Aqua⸗ rium aus. Die einzelnen Behälter sind große, geräumige Grotten, die durch eine Dampfmaschine geregelte Wassercirkulation ist eine so lebhafte, daß jede Stagnation verhütet wird und die meisten Thiere sich ausgezeichnet halten. Noch nie ist in einem Aquarium eine solche Fülle der verschiedenartigsten Fi. wenigstens 50 Arten, beisammen gewesen, noch nie eine entsprechende Menge von Seesternen, Seeigeln und Holothurien. Nur der Zoolog, der sich vergebens abgeplagt hat, die Letzteren zum Entfalten ihrer gefiederten oder baumfoöͤrmigen Fühler sn bringen, versteht es zu würdigen, wenn er hört, daß hier die Ho⸗ lothurien aus allen im Golf vertretenen Gattungen zu Dutzenden und in voller Entfaltung ihrer Organe umherkriechen und auf den Aesten der Hornkorallen klettern.

Die Aquarien haben bis jetzt nur einzelne Exemplare von Tinten⸗ fischen (Cephalopoden) und nur auf kurze Zeit halten können. Das unsrige bietet auch hierin noch nie Dagewesenes. Acht Exemplare des unheimlichen, einsiedlerischen und zänkischen Oktopus (Polpo der Italiener) repräsentiren die eine Form. Nebenan sehen wir einen Flug Loligos; ich sage einen Flug, da die in unaufhörlicher Bewegung befinslichen, durch Zartheit und Eleganz von ihren Nachbarn grell ab⸗ stechenden Thiere durch flügelartige Bewegungen ihrer Flossen wie Vögel durchs Wasser gleiten, die Heerde von zwölf Stück immer beisammen. Treten wir einige Schritte weiter, so erkennen wir nach einigem Bemühen die halb in den Sand Sepien. Sie accommodiren ihre Farbe auf das täuschendste nach ihrer Umgebung und lauern auf Beute. Ich habe noch hinzuzufügen, daß die

Oktopoden dem Wärter das Futter aus der Hand holen.

Die Aufzählung aller gegenwärtig im Aquarium befindlichen Thiere würde einen ansehnlichen Katalog bilden. Ersas für zu Ferrae negen ss n den 5 arbeitenden Fachgenossen ver⸗ rauchtes Material kommt täglich, da mehrere Fischer von Dohrn zu ig Shese Sece v 8 8i8 G

i ön, auf dem vielbesungenen und nie genu riesenen Golfe von Neapel sich in der Barke zu wiegen; doch 2ehgfhr dabei der Blick nur Bruchstücke von dem, was die Bläue des Wassers birgt. Wollt ihr das Meer voller begreifen und hohen Genuß mit tiefer Belehrung verbinden, so widmet wenigstens einmal einige Stunden den anmuthigen Räumen des Aquariums.“

Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kess el). Druckt W. Elsner. Drei Beilagen

Berlint:

Vorrede zu jener ersten Ausgabe im Auszuge wörtlich wiederholen.

8

Dr. R. Graf Stillfried⸗Alcäntara und Ad. M. Hildebrandt.

8

(einschließlich Börsen⸗ und Handelsregister⸗Beilage)

28 8

2

8 8 Reichstags⸗Angelegenheiten.

Der Hauptetat für die Verwaltung des Reichsheeres. . 1

a. Preußen und die in die preußische Verwaltuns übernommenen Kontingente.

Der Hauptetat für die Verwaltung des Reichsheeres für das Jahr 1875, welcher zur Zeit dem Reichstage vorliegt, gliedert sich in die Spezialetats für das Königlich preußische Bundes⸗Militär⸗Kon⸗ tingent und die in die preußische Verwaltung übernommenen Kontin⸗ gente anderer Bundesstaaten, sowie für das Königlich sächsische und für das Königliche württembergsche Reichs⸗Militär⸗Kontingent.

Die einzelnen Etats zerfallen in 60 verschiedene Titel, zum Schaß ist eine Uebersicht der Etatsstärke des deutschen Heeres bei⸗

efügt.

8 Im Kriegs⸗Ministerium hat der gesteigerte Umfang der Bauthätigkeit und die besonderer Lokalbau⸗Beamten bei der Militärverwaltung die Arbeiten in solchem Maße vermehrt, daß für den Ministerial⸗Baurath eine Hülfe technischer Kräfte bei den Revisionsarbeiten in Aussicht genommen ist, der Raummangel in dem Gebäude dieses Ministeriums hat bereits dazu geführt, die Kontrole des Brod⸗ und Fourageempfanges der Truppen nach außerhalb dessel⸗ ben zu verlegen.

Bei den Militär⸗Intendanturen beabsichtigt man, nachdem in der preußischen Civilverwaltung für die Provinzialbehörden die Zahl der Mitglieder zu 3 aus Räthen, zu ½ aus Assessoren festgesetzt ist, gleichfalls die Zahl der Räthe zu erhöhen, wodurch sich ein Mehr von 15 Räthen ergeben würde.

In Folge des Eingehens der Festungen Graudenz, Cosel, Witten⸗ berg, Minden und Erfurt hat sich im Titel 12 und 13 ein Minder⸗ bedarf an Gehalt ꝛc. für die Kommandanten und Platzmajore ergeben. Beim Generalstabe soll der Etat einer jeden der 5 Ab⸗ theilungen desselben um einen Stabsoffizier erhöht werden, weil die Erweiterung der Kriegsakademie eine Erhöhung des Lehrpersonals dieser Anstalt fordert, der Dienstbetrieb des Großen Generalstabes .8 bei Beibehaltung der bisherigen Etatszahl beeinträchtigt werden würde.

Die Reorganisation des Heeres im letzten Jahrzehnt hat die Dienstobliegenbeiten des Chess des Generalstabes der preußischen Armee so umfänglich ausgedehnt, daß derselbe die unmittelbare Lei⸗ tung der trigonometrischen, topographischen und kartographischen Ar⸗ beiten des Generalstabes nicht ferner mehr wahrzunehmen vermag. Die täglich fortschreitenden Ansprüche an die Resultate dieser Arbeiten machen eine besondere einheitliche Leitung derselben erforderlich, und ist zu diesem Zweck ein Abtheilungschef mit den Kompetenzen eines Brigade⸗Commandeurs Die topographische Abtheilung soll in ein Bureau für Landesaufnahme und in ein solches für Karten⸗ vervielfältigung getrennt werden, da der Umfang der Geschäfte und der Charakter g Arbeiten nothwendig eine Trennung bedingen.

8 Diese Umformung soll mit der im 1 einer größeren Be⸗ chleunigung und Erweiterung der Landesaufnahme, sowie der Ver⸗ vielfältigung der Resultate derselben in Aussicht genommenen ander⸗ weiten Organisation des unter der Leitung des Chefs des General⸗ stabes der Armee stehenden Landesvermessungswesens, sowie event, auch mit dem Vermessungswesen der übrigen Bundesstaaten exkl. Bayern in Verbindung gebracht werden. . 8 8 Bekanntlich ist dem Großen Generalstabe die Bibliothek der früheren Scole dapplication aus Metz überwiesen worden. Da für die eigentliche ältere Bibliothek des Generalstares technische Werke für Artillerie und Ingenieure und solche naturwissenschaftlichen Inhalts nicht beschafft worden, die Metzer Bibliothek aber einen reichen Schatz solcher Werke enthält, so wird, um die Kontinuität zu erhalten, hier⸗ für die Summe von 1500 Mk. gefordert. Im Verlaufe des nächsten Jahres hofft man die ganze Armee mit dem neuen Gewehr und den neuen Geschützen bewaffnet zu haben, deshalb wird beabsichtigt, die gesammte Reserve der Infanterie und Artillerie, soweit sie noch nicht mit den neuen Waffen ausgebildet ist, 1875 zu einer Uebung einzuziehen. 8 Die allgemeine Preissteigerung hat die Militärverwaltung ver⸗ anlaßt, die Erhöhung der Zulage der mit ihren Truppentheilen aus der Garnison abgerückten resp. aus ihren Garnisonen abkommandirten Offiziere allgemein auf die ganze Kommando⸗Zulage zu beantragen; die Schießunteroffiziere der Compagnie solle nentsprechend den Fouriers und Capitaind'arms ebenfalls eine Zulage von 36 Mark jährlich er⸗ halten, welche Maßregel sich wohl aus erhöhter Inanspruchnahme dieser Charge durch die neuen Waffen rechtfertigt. Die Erhöhung des Gehaltes der Gefreiten und Gemeinen um 18 Mark jährlich ist wegen der Preissteigerung gleichfalls in Aussicht genommen. Mit der Neuorganisation der Artillerie haben sich einzelne Etatserhöhungen als unvermeidlich herausgestellt. - Während alle Infanterie⸗ und Kavallerie⸗Regimenter einen etats⸗ mäßigen Stabsoffizier haben, ist die Artillerie nur bei 14 Feld⸗ Artillerie⸗Regimentern mit einem solchen versehen, von dem neuen Etatsjahr ab soll jedes Feld⸗ und Fußartillerie⸗Regiment einen solchen bekommen, ebenso erhält jede Abtheilung resp. Bataillon einen Zahl⸗ meister, während die Rechnungsgeschäfte bisher von den Feldwebeln direkt versehen wurden. 8 Bisher bestand bei jeder Batterie ein Manquement von 3 Reit⸗ pferden. Schon lange klagte man in dieser Waffe über Unzuläng⸗ lichkeit des Pferdematerials, und soll das Manquement nunmehr in Wezfall kommen. Da die Fußartillerie mit Gewehren ausgerüstet worden ist, so soll sie, wie die Infanterie, nunmehr auch mit Musik⸗ corps versehen werden. * b Die Reorganisation des Militär⸗Veterinärwesens, welche vor Kurzem erfolgt ist, hat die Anstellung eines Corps⸗Roßarztes pro Armee⸗Corps, welcher zu den oberen Militärbeamten zählt, nothwen⸗ dig gemacht, und ist die entsprechende Mehrforderung gleichfalls auf den Etat gebracht. Damit in Zusammenhang steht auch die projek⸗ tirte Errichtung je einer Lehrschmiede in Königsberg und Hannover. Bei den Bbeirks⸗Kommandos ist die Stelle des Bezirks⸗ Commandeurs in Berlin in Anbetracht der Größe seines Geschäfts⸗ kreises und der Wichtigkeit seiner Stellung mit den Kompetenzen eines Regiments⸗Commandeurs in Ansatz gebracht worden. Um die Geschäftslast, welche diesen Behörden aus der Bearbeitung der Ver⸗ sorgungsansprüche der Mannschaften des Beurlaubtenstandes erwächst, zu bewältigen, hat auf Anstellung von E hierzu Bedacht genommen werden müssen. Für die Bauten in der Militärverwal⸗ tung finden sich in dem vorliegenden Etat nicht unerhebliche Mehr⸗ ansätze gegen das Vorjahr, welche aus dem Bedürfniß einer besseren Unterbringung der Truppen entspringen. Die Kasernements und Stallungen auf den Artillerieschießplätzen sind auf sieben derartigen Plätzen vorhanden und bestehen aus denjenigen Barackengebäuden, deren Erbauung während des Krieges 1870/71 zur Unterbringung franzö⸗ sischer Kriegsgefangenen angeordnet werden mußte. dieser Baracken zur Unterbringung der Artillerie während der Repue⸗

und Schießübungen resp. zur Erleichterung der Einquartierungslast ö Artillerieschießplätze ist durch die seiner Zeit aracken⸗Bauplätze ermöglicht

für die Umgegend der auf die letzteren gefallene Wahl als

worden. . 8 Die bisher entstandenen und bis ultimo 1874 en haltungskosten dieser Baracken werden aus dem für

Die Ausnutzung

entstehenden Unter⸗ die vorgedachte Auf die Dauer

behalten werden, h Bauart wegen nicht unechebliche Beträge erfordern wird (233,802 Mark).

offizierschule), Gnesen,; 3 Prrs einer solchen Bataillonskaserne stellt sich durchschnittlich auf 600,000

nissen hat auch hier zu handenen Gefängnisse entbehren der Einrichtung zur Vollstreckung der Einzelhaft; auch beits 1 auch zu ungünstiger Jahreszeit die Beschäftigung der Gefangenen ermöglichen. Das Festungsgefängniß i s kommen ungenügend und in Folge sprechende Strafvollstreckung nicht zu erreichen. Ueberdies ist dasselbe

Etablissements, beziehungsweise von der den können, viel zu klein. . kauf des Terrains mit 30,000 M. in Aussicht genommen; die Bau⸗ kosten werden 360,000 M. betragen.

da die laufende bauliche Unterhaltung der leichten

Ganz neu projektirt sind Kasernen in Marienwerder (Unter⸗ Bromberg, Stralsund, Wesel und Altona. Der

ark. Die neu geregelte Strafpollstreckung in den Festungsge fäng⸗ erheblichen Mehransätzen geführt. Die vor⸗

sind Arbeitsräume darin nicht vorhanden, um

dessen eine den Vorschriften ent⸗

welche von den militärischen Fortifikation beschäftigt wer⸗ Deshalb ist für das Jahr 1875 der An⸗

gegenüber dem Bedarf an Arbeitskräften,

Die Remontirung der Armee soll durch Errichtung eines neuen Remonte⸗Depots zu Wehrse in Schlesien sicher gestellt; dem Adjutanten⸗Personal bei den höheren Kommando⸗Behörden, in⸗ zi gleichen den Regiments⸗ und Bataillons⸗ resp. Abtheilungs⸗ Adjutanten bei der Infanterie, den Jägern und Schützen, Pionieren und bei dem Eisenbahn⸗Batgillon, auch bei der Feld⸗ und Fuß⸗ Artillerie soll pro Pferd auf fünfjährige Dauer die Summe von 825 Mark gewährt werden. Das dienstliche Interesse macht es unab⸗ weislich, diesem Adjutanten⸗Personale die eigene Berittenmachung mit Chargenpferden durch laufende Gewährung der Geldmittel zur Selbst⸗ beschaffung sicher zu stellen. Die bisherige Naturalgewährung von Chargenpferden für die Adjutanten der höheren Kommandobehörden hört demnächst auf. Für die Herbstübungen der Truppen ist die Verabreichung von Fleischkonserven, welche für die Feldverpflegung unendlich wichtig ist, in Aussicht genommen und wird dafür die Summe von 193,500 Mark gefordert, die alljährliche Uebung der Infanterie⸗Mannschaften im Feldpionierdienst soll erweitert werden. Namentlich muß eine ver⸗ o mehrte Einübung derjenigen Vers erfahrungsmäßig meistens der Infanterie allein zufallen. Uebung in der Vertheidigungseinrichtung von Oertlichkeiten soll auf jedem Pioni rübungsplatze eine entsprechende Baulichkeit hergestellt und unterhalten werden, um die Unterweisung nicht, wie bisher, hauptsächlich der theorenischen Instruktion zu überlassen; auch müssen, wenn diese sehr applikatorischen Uebungen gut be⸗ trieben werden sollen, die Mittel für Flurentschädigungen, Miethen für Hölzer ꝛc. vorhanden sehen. Die Pionier⸗Bataillone sollen daher anstalt des bisherigen Dispositionsquantums von 225 M. das Dop⸗ pelte dieser Summe erhalten. 3

Bei den Train⸗Bataillonen, welche bisher keine Portepee⸗ Fähnrichsstellen hatten, sollen 31 Unteroffizierstellen in 31 Portepee⸗ Fähnrichsstellen umgewandelt werden, um dieser Waffe die Möglich⸗ keit eines eigenen Offizierersatzes zu geben. 3

Im Militar⸗Unterrichtswesen hat sich dur die Er⸗

höhung der Zahl der Kriegsschulen auf 8 die Unterste ung unter einen eigenen Inspecteur im Interesse des Dienstbetriebes dringend nöthig gemacht. Für denselben sind die Kompetenzen eines Brigade⸗ Commandeurs ausgeworfen. 1

Bei den militärärztlichen Bildungsanstalten hat sich in den setzten Jahren die Zahl der Zöglinge auffallend dadurch ver⸗ mindert, daß die Aufnahme in die, mit dem medizinischchirurgischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Institut verbundene medizinisch⸗chirurgische Aka⸗ demie weniger erstrebt resp. oft von den dafür notirten Aspiranten abgelehnt wird. Der Grund davon liegt darin, daß der durch letztere ebotene einzige Vortheil des freien Unterrichts mit den Mehrkosten fär Lebensunterhalt und Wohnung in⸗Berlin in keinem Verhältnisse steht, daß es somit vortheilhafter ist, dem Studium der Medizin ohne Staatsunterstützung an kleineren Universitäten obzuliegen. Es ist daher nothwendig, Maßregeln zu ergreifen, den militärischen Bildungs⸗ anstalten wieder einen zahlreicheren Zuwachs an Studirenden zuzu⸗ führen resp. der Armee einen solchen an Aerzten zu sichern.

Zu diesem Zweck soll die Zahl der Eleven, welchen eine Baar⸗ unterstützung von 360 Mark gewährt wird, um 35 vermehrt werden; den⸗ jenigen Akademikern, welche im Institut keine Wohnung erhalten können (circa 50), soll zur Beschaffung derselben noch ein Baarzuschuß von 180 Mark gezahlt werden. 1 1

Schließlich sei noch erwähnt, daß in Folze der Erfahrungen des letzten Krieges in Cöln, Metz und Straßburg je eine Brieftauben⸗ station etablirt ist. Die Kosten der Taubenbeschaffung und Unter⸗ haltung, sowie die von Jahr zu Jahr auszudehnenden Reisen der Sachverständigen zur Abrichtung der Tauben für den Kriegszweck

Ergänzung der im F Gebetbüch

das Retab brauch gewesenen Zelte von den bewilligten 500,000 Thlr Beihülfen zu Obige reservirt worden, vielen Fällen erst nach einer wiederholten Kurgebrauch die Wiederherstellung der Gesundheit be⸗ Beseitigung der Folgen schwerer Verwundungen zu erwarten sei.

85 Institute der Artillerie bestimmt. Gera ist noch am Weitesten im Rückstande, Jahr 1875 übergehenden Mill Bis Ende 1873 sollen bis Ende 187. Die Regierung versi führung erforderlichen Bes

Zur die neuen Gewehre M./71. Gewehre, darunter allerdings

lichen

Stück in vor Fertigstellung Zündnadelgew ur 8 vervollkommnet. Diese Aptirung ist lionen Thalern, welche überhaup Ende 1874 noch nicht wird. In Sachsen wur in Karabiner umgewandelt.

leistungsfähigeres Modell sichtigung aller Fortschritte der 1 die bisherige Ueberlegenheit über di befähigt ist. terien und von 177 neue lllio Röhren zu den neuen Geschützen bestellt, desgleichen alle übrigen Artillerie übertragen.

stitute in Spandau, D Pulverfabriken

Im Zu 74 Wagen⸗, zinen ꝛc. nothwendig. ausgesetzten Summe vo Ende 15874 etwa 18 Mill

ern.

Denkschrift sagt dazu: di weil nach den

ehungsweise die

Von 4,000,000 Thalern, welche ment der Feldgeräthe der Truppen bestimmt waren, bleiben noch 203,551 Thaler disponibel, und die obige Denkschrift führt dazu aus, daß eine Verzögerung der Schlußregulirung zumessen sei, daß die neuen Mo Sanitätswagen, Patronenwagen, größeren Truppen⸗ und der Krankenträge versuchsweise in Gebrauch genom

n der Ergebnisse dieser Versuche die in Spandau speziell ist voll⸗ sowie die Bestellung der hiernach Lieferungen habe stattfinden können. lissement der für die französischen Kriegsgefangenen in Ge⸗ verwendet worden. n. noch 230,000 Thlr. Badereisen verwundeter Offiziere und Beamten.

delle zu den Kranken⸗Transport⸗ n Schanzzeug und Zelten während der

men worden sind und erst definitive Feststellung der Modelle,

Reihe

varter Die Nothwendigkeit zur Beihülfen zu den in der Regel beträchtlichen Kosten derartiger Kuren bestehen sonach ebenso fort, wie die Pflicht des Reiches zur mög⸗

elde entstandenen Verluste an Gesang⸗ und

für Retablisse⸗ dem Umstande bei⸗ und

rübungen im Jahre 1874 zunächst auf Grund

zu bewirkenden Arbeiten und 13,255 Thlr. sind allein auf

bleiben als

Ferner

ese Summe wäre deswegen gewonnenen Erfahrungen in von Jahren und durch

Gewährung auskömmlicher

lichsten Hebung oder mindestens Erleichterung der durch den Kriegs⸗ dienst hervorgerufenen Leiden.

Der größere Theil der 106 Millionen für das Retablissement ist mit

der eingeleitet sind, noch

Millionen für Artillerie⸗ und Waffenwesen und die technischen

de dieser Theil des Retablissements indem von den 46 in das

ionen 44 ½ unter diese Rubrik fallen. nd davon erst 1,459,958 Thaler verausgabt und 4 noch 1,089,041 zur Ve chert in obiger Denkschrift, da . chaffungen, soweit sie nicht bereits erfolgt bis Ende des Jahres 1874 zur chanzungsarbeiten stattfinden, welche gelangen werden. Einen Hauptposten in der Waffenrechnung bilden Es sind erforderlich 1,737,000 Stück 841,000 Stück Reservewaffen.

Verausgabung gelangen. die zur Durch⸗

Bestellung

Die Kosten wurden 1873 auf 20 Thaler für das Stück veran⸗

schlagt; jetzt stellt sich heraus, daß die Gewehrfabriken auf 20 ½ Thaler,

22 ¼ Thlr. für das Stück stellen. den Königlichen Fabriken hergestellt. letzteren wird aber mehr als Betriebskosten aus allgemeinen lionen Thaler, welche für leichen in den Staatsfabriken ausgegeben werden it 10 Thaler Ko 1

umgewandelt. Zum Gebrauch Gewehre sind 9,329 ehre durch Aptirung nach Beckschem Verschlußsystem

mit M./71 neuen

hhassepotgewehre werden er

die Hälfte

odann auch neue Munition und

aufgewogen Staatsfonds und durch etwa 4 Neubauten,

Kosten sich in den König⸗ in den Privatfabriken auf

Nicht ganz ein Drittel werden in

Der geringere Preis in den durch die Zuschüsse zu den Mil⸗ und der⸗ 200,000 für das

neue Maschinen ten

679,329 alte

beendigt, während von 33 Mil⸗

t für Gewehre bestimmt sind, bis zur Verausgabung gelangt sein den 50,374 Gewehre aptirt und 8600 Chassepot⸗

Das neue Gewehr fordert zwar für 14 preußische Corps

allein 264 Millionen scharfe und Platzpatronen. Von den dafür ausge⸗ setzten 9 Millionen sind erst ³½ verausgabt.

Dem Retablissement der Batterien wird bekanntlich ein

Es handelt sich dabei

Munition zu 1 ¼ Millionen ein Theil Neubeschaffungen sind

zusammen;

ammenhange mit. beziehungsweise Von von etwa 34

unitionskolonnen;

Gewehrhäusern, von der für die Geschütze,

zu Grunde gelegt, welches durch Berück⸗ Waffentechnik der deutschen Artillerie

e anderen Artillerien zu sichern um Herstellung von 391 Bat⸗ dann ist auch für een zu sorgen.

Schůͤ 8 Krupp in

sind bei

des Zubehörs und der Lafetten;

den technischen Instituten der

Hiermit hängt eine Erweiterung dieser In⸗ eutz und Danzig, sowie auch der bestehenden außerdem wird bei Siegburg und eine neue Pulverfabrik bei Hanau hergestellt.

den neuen Waffen wird der Bau von

eine neue Geschoßfabrik

38 Pulvermaga⸗ 8 Munition u. s. w.

Millionen Thalern werden bis

ionen Thaler zur Verwendung gelangt sein.

werden den Betrag von 3600 Mark erfordern.

Dem Reichstage liegt eine Uebersicht von den in den Jahren 1870 bis einschließlich 1871. verrechneten und innerhalb des Jahres 1874 voraussichtlich zur Ver⸗ rechnung gelangenden Ausgaben für das Retablisse⸗ ment des Heeres und von den für 1875 und weiter zur Veraus⸗ gabung kommenden Theilbeträgen und den zu Retablissements⸗ zwecken erfolgten Bewilligungen des Gesetzes vom 2. Juli 1873 vor. Der Reichstag hat bekanntlich durch dies Gesetz aus den

sitteln der französischen Kriegsentschädigung die Summe von 106,846,810 Thalern zu diesem Zweck bewilligt; diese Summe bezieht sich aber nicht auf die württember⸗ gische und bayerische Armee, die ihre Retablissementskosten besonders aus ihren Antheilen aus der französischen Kriegskontribution bestreiten. Bis Ende 1874 werden nach dieser Uebersicht höchstens 60,296,641 Thaler verausgabt sein; bis Ende 1873 waren davon erst 28, 84,682 Thaler verrechnet, während die Summe von 31,312,554 Thalern als Bedarf für 1874 veranschlagt wird. Von dem in das Jahr 1875 hinübergehenden Ausgabe⸗Soll von 46,550,168 Thalern sollen nach dem Anschlage des Kriegs⸗Ministeriums 37,974,594 Thaler im Jahre 1875, der Rest von 8,575,574 Thalern erst später verausgabt werden. Bis zum Schlusse des Jahres 1874 werden für den Ersatz verloren gegangener Bekleidungs⸗ und Ausrüstungs⸗ stücke, für die Ergänzung und Erhöhung der Tuchvorräthe, sowie für andere auf die Bekleidung der Armee bezügliche Ausgaben 13,108,500 Thaler verwendet sein. Dem Garnisonverwal⸗ tungswesen ist durch das Gesetz vom 2. Juli 1873 eine Summe von 1,665,100 Thalern überwiesen, wovon für 1875 und 1876 noch 1 ½ Millionen zu verwenden bleiben und zwar zumeist für neue Schießplätze. Von diesen 1 ¼ Millionen besagt eine dieser Uebersicht beigefügte Denkschrift daß eine Verrechnung der Kosten voraussichtlich erst in den Jahren 1875 und 1876 stattfinden könne, weil die Ermittelung beziehungs⸗ weise der Grundstücke einen großen Zeitaufwand erfordern und sich in vielen Fällen die Nothwendigkeit ergeben würde, das Expropriations⸗ verfahren einzuleiten. Bis Ende 1874 werden 448,565 Thlr. ver⸗ wendet sein auf Verpflegungs⸗ und Arzneikosten für Kranke und Verwundete der mobilen ee, welche nach dem 1. Juli 1871 noch in Lazarethen des Inlandes sich befunden, beziehungsweise in Folge Wiederaufbrechens von Wunden oder nachträglichen Hervor⸗ tretens körperlicher Leiden in die Lazarethe aufgenommen sind oder werden;

Unterbringung ersparten Uebungsservice bestritten. kann letzteres Verfahren jedoch der Höhe der

Kosten wegen nicht bei⸗

8

ferner auf Bade kurkosten für verwundete oder kranke Mannschaften vom Feldwebel abwärts. Ebenso sind bis jetzt 33,112 Päbe cde chaffung künstlicher Glieder verwendet worden, und 20,000 Thaler zur

d. Jrr ehen d. r. Panitz in Leipzig, Uebersicht über das Leipziger Sch

Statistische Nachrichten.

einer vor Kurzem erschienenen Schrift des Stadtraths welche den Titel

führt:

t „Beiträge zur ulwesen“ hat die Stadt

ipzi

jetzt 6 höhere I Schulen, nämlich: die Thomasschule (1222

egründet), Nikolaischule 68 eren Bürgerschulen für

(gegr. 1511), die Realschule (1834), die Knaben (1872)

und für Mädchen (1871)

und die gewerbliche Fortbildungsschule (1872). Volksschulen sind 10

vorhanden: 1 (bis 1874 waren 5. Bürgersch (1792 als

der Reichshaupt⸗ und Residenzst 1873“ entnimmt die „Wien. Z.“ Wiens Folgendes: 1871 auf 36,130,000 Fl., 44,551,000 Fl. Diese wachs an neuen Häusern,

Bürgerschule für Knaben, diese beiden Anstalten ungetrennt), die 2., 3., 4 und ule, die 3 Bezirksschulen und Rathsfreischule gegründet).

Dem bereits erwähnten Bericht „Die adt Wien in 1871 bi über die Wohnungsverhältniss Das Bruttoerträgniß der Miethszinse belief sich 1872 auf 39,863,000 Fl

Diese rapide Erhöhung sondern au

1 Bürgerschule für Mädchen

die vereinigte Freischul

Gemeindeverwaltun den Jahren 1871 bi

. und 1873 au hatte nicht blos in dem Zu⸗ ch in dem starken Steigen der

Miethzinse ihren Grund. Nach einer Durchschnittsberechnung war im

Jahre 1872 der Preis eines

257 Fl. 25 Kr.

Zimmers: im 2. Bezirk Leopoldstadt

im 1. Bezirk innere Stadt

168 Fl. 33 Kr., im 3.

Bezirk Landstraße 131 F. 88 Kr., im 4. und 5. Bezirk Wieden und 24 92

Margarethen 12. Kr., 82 2 Bezirk Neubau 105 Fl.

126 Fl. 33

Außer dieser Durchschnitisberechnung topographisch gegebenen Mittelpunkte der ermittelt, um einen

reise nach Zonen, vom inneren Stadt auslaufend, der Wohnungen nach der Lage der zu gewinnen. Auch ein Vergleich Vahre 1849 und 1858 ist gegeben. einen Wendepunkt in der beschlossene Stadterweiterung. letztere im Interesse der schon damals die Preise der beste

Thatsächlich gingen aber diese Hoffnungen ungeachtet der de ber⸗ 8* 82 und der Entstehung neuer

Verbauung der Stadterwei

im 6. Bezirk Mariahilf Kr., im 9. Bezirk Alsergrund 128 Fl.

u“ eis an setzte große Verwohlfeilerung der vbeh hhenden Zinse

115 Fl.- 97 28 Kr., im 8. Bezirk Josephstadt 73 Kr. nach Bezirken sind auch die

Ueberblick der Preise Häuser in den einzelnen Bezirken mit den Wohnungsmiethen der Das Jahr 1858 bildet nämlich Wiens durch die in demselben Hoffnungen auf

nungen und fand für unerschwinglich.

sehr raschen

18582

Stadttheile nicht in Erfüllung. Es kostete beispielsweise in der.inneren de Pschar

Stodt im Jahre 1849 150 Fl. und 1872: 257 Fl. und

u1““

ttli

ein Zimmer 105 Fl.,

in der Leypoldstadt 1849: 94 F.⸗