. 8
gebrochene zweite Berathung des Bankgesetzentwurfs fort⸗
Dr. Michaelis. Nachdem dann noch der Abg. Mosle seinen Antrag auf Erhöhung um 100 Millionen Mark für die Reichs⸗ bank, oder die Annahme der Erhöhung um 50 Millionen em⸗ pfohlen hatte, da er ohne eine solche den Entwurf nicht an⸗ nehmen könne, beantragte der Abg. von Waldow, die Regierungs⸗ vorlage wieder herzustellen. Um 4 Uhr wurde die Fortsetzung
der Debatte bis heut vertagt.
— In der heutigen (53.) Sitzung des Deutschen Reichs⸗ tags, welcher die Bundesbevollmächtigten Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums Staats⸗Minister Camphausen, der Präsi⸗
dent des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗Minister Dr. Delbrück, der bayerische Ministerial⸗Rath von Riedel und als Bundeskommissar der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Michaelis eiwohnten, wurde ein Schreiben des Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck verlesen, in welchem derselbe mittheilt, daß das bei dem Appellationsgericht zu Marienwerder schwebende Straf⸗ verfahren gegen den Abg. v. Donimierski für die Dauer der gegen⸗ wärtigen Session aufgehoben sei. Hierauf wurde die gestern ab⸗ gesetzt. Es wurden heute zu §. 9 folgende neue Amendements eingebracht: I. des Abg. Ausfeld: 84 1) den der Privatbank zu Gotha (Nr. 26) zugewiesenen Betrag
ungedeckten Banknoten (1,344,000 Mark) auf 2,344,000
Mark zu erhöhen und dagegen 2) den Betrag von 1,000,000
Mark der Württemberger Bank (Nr. 18) zu kürzen; eventell für
den Fall der Verwerfung des Satzes sub 2, die Gesammtsumme der
ungedeckten Bantnoten (von 385,000,000 Mark) auf 386,000,000 Mark nerhöhen;
II. des Abg. Parisius:
n der Anlage zum §. 9 (euntsgrechend der Vorlage) 10) Hannoversche Bank 3,152,000 Mark 31) Lübecker Privatbank 350,000 „ 32) Kommerzbank in Lübeck. 685,000
1 33) Bremer Bank .. . . 2,772,000
und demgemäß in der Gesammtsumme anstatt (der von der Kom⸗
mission vorgeschlagenen) 385,000,000 zu setzen 380,000,000 Mark.⸗
Abg. Dr. v. Tellkampf sprach für das von ihm eingebrachte,
bereits mitgetheilte Amendement. Der Abg. Dr. v. Schauß be⸗ kämpfte die von dem Abg. Dr. Lasker gestern vorgetragenen An⸗ sichten als irrige; wenn der Abg. Dr. Lasker gegen die Grün⸗ dungen Krieg führen wolle bis aufs Messer, so werde Redner ihm gern das Messer wetzen, wenn es stumpf werden sollte; aber die Frage, ob man den Betrag der ungedeckten Noten der Reichsbank auf 250 oder 300 Millionen festsetzen solle, sei für das Gründungswesen ganz irrelevant. Dasselbe habe ganz an⸗ dere Ursachen, als die Cirkulationsmenge ungedeckter kleiner Noten. Die Ziffern, welche gestern bezüglich der Preußischen Bank als Beweismaterial beigebracht worden sind, seien einmal nicht ganz richtig, und dann habe man ganz übersehen, daß die Preußische Bank als solche ganz aufhören werde, und die Ziffern für die künftige Reichsbank in keiner Weise maßgebend sein können. Es sei ferner ein falscher Satz, daß man den Diskont erhöhen müsse, um der Spekulation der Börse Schranken zu setzen; der Spekulation der Börse, für die Redner keine Sympathie habe, schade eine Erhöhung des Diskonts um ein Prozent nicht, dieselbe schädige indessen die Industrie und den soliden Handelsstand in ganz empfindlicher Weise. Das aber sei das einzig solide Bankgeschäft, von welchem gestern in ziemlich verächtlicher Weise gesprechen worden, welches sich mit ⅛ und 96 Prozent Gewinn begnügt, nicht das große Spekulationsgeschäft, welches 20 Prozent Agio nimmt. Der Redner empfahl die Annahme des von ihm gestellten Antrags (Erhöhung der für die Reichsbank festgesetzten Summe des ungedeckten steuerfreien Notenumlaufs von 250 auf 300 Millionen Mark) namentlich den Abgeordneten aus Süddeutschland, da dann die Reichsbank in den Stand gesetzt würde, auch nach Süddeutschland hin mit gleichem Maße zu messen. Hier⸗ auf nahm der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗ Minister Camphausen das Wort. Derselbe erklärte sich gegen die Er⸗ höhung des ungedeckten Notenumlaufs, weil durch dieselbe die Gefahren der Goldwährung gesteigert würden. Für die Pri⸗ vatbanken werde freilich das bequeme Leben, das sie bis jetzt gehabt haben, aufhören und nicht nur die Privatban⸗ ken, auch die Reichsbank werde in eine ganz andere Stimmung kommen, was durchaus nothwendig sei. Bezüglich der ein⸗ prozentigen Steuer halte die Regierung an ihrer Vorlage fest; wenn der Reichstag einen anderen Standpunkt adoptiren wollte, so werde sie die Vorlage darum nicht scheitern lassen, überlasse aber dem Reichstage die Verantwortung für die Folgen seines Beschlusses. Das Gesetz im Ganzen werde die wohlthätige Wirkung haben, daß man allseitig zu der Erkennt⸗ niß kommen wird, daß man sparsamer und wirthschaftlicher werden müsse. Beim Schluß des Blatis hatte Abg. Dr. Georgi für sein Amendement das Wort.
— In der Woche vom 3. bis 9. Januar 1875 find geprägt worden an Goldmünzen: — Mark 20⸗Mark⸗ stücke, 2,489,560 Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: 1,418,570 Mark 5⸗Markstücke, 672,790 Mark 1⸗Markfstücke, 321,282 Mark 20 Pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 108,760 Mark 60 Pf. 10⸗Pfennigstücke, 108,243 Mark 10 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 27,837 Mark 90 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 23,532 Mark 16 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Vorher waren geprägt: an Goldmünzen: 882,540,800 Mark 20⸗Markstücke, 226,803,600 Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: 4,992,050 Mark 5⸗Mark⸗ stücke, 33,707,837 Mark 1⸗Martstücke, 9,982,029 Mark 40 pf. 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 4,858,426 Mark 80 Pf. 10⸗Pfennigstücke, 1,643,128 Mark 80 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 1,843,406 Mark 64 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 732,882 Mark 92 Pf. 1⸗Pfennigstücke. Mithin sind im Ganzen geprägt: an Goldmünzen: 882,540,800 Mark 20⸗Markstücke, 229,293,160 Mark 10⸗Markstücke; an Silbermünzen: 6,410,620 Mark 5⸗Mark⸗ stücke, 34,380,627 Mark 1⸗Markstücke, 10,303,311 Mark 60 Pf. 20⸗ Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 4,967,187 Mark 40 Pf. 10⸗Pfen⸗ nigstücke, 1,751,371 Mark 90 Pf. 5⸗Pfennigstücke; an Kupfer⸗ münzen: 1,871,244 Mark 54 Pf. 2⸗Pfennigstücke, 756,415 Mark 8 Pf. 1⸗Pfennigstücke.
zu setzen:
an Nickelmünzen: 6,718,559 Mark 30 Pf.; 2,627,659 Mark 62 Pf.
— Dem Hause der Abgeordneten ist jetzt der Ent⸗ wurf einer Provinzialordnung für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vorgelegt wor⸗
den. Dieselbe hat folgenden Inhalt:
Erster Titel. Von den Grundlagen der Provinzialverfassung. IJ. Von dem Umfange und der Begrenzung der Provinzialver⸗ Provinzialangehörigen, ihren III. Von Provinzialstatuten
bände (§§. 1— 4). II. Von den Rechten und Pflichten (§§. 5— 7). und Reglements. (§. 8.)
Zweiter Titel. Von der Vertretung und Verwaltung der
Gesammtausprägung: an Goldmünzen: 1,111,833,960 Mark; an Silbermünzen: 51,094,558 Mark 60 Pf.; an Kupfermünzen
Landtage (§§. 9— 23). II. Von den Versammlungen der Pro⸗ vinziallandtage (§§. 24 — 33). III. Von den Geschäften der Provinziallandtage (§§. 34 — 44). IV. Von den Provinzial⸗ und Bezirksausschüssen, ihrer Zusammensetzung und ihren Geschästen 88. 45 — 94). V. Von den Provinzialbeamten (§§. 95 — 105). „Von den Provinzialkommissionen und Schlußbestimmung (§§. 106 und 107). VII. Von dem Provinzialhaushalte (§K§. 108 —- 122. Drritter Titel. Von der Aufsicht über die Verwaltung der Angelegenheiten der Provinzialverbände (§§. 123 — 129). Vierter Titel. Schluß⸗, Uebergangs⸗ und Ausführungs⸗ bestimmungen (§§. 130 — 136). . Dem Gesetzentwurf ist außer den Motiven eine Denk⸗ schrift über die Reorganisation der allgemeinen Landeserwaltung des preußischen Staats beigefügt, welche wir demnächst veröffentlichen werden. — Ist für die gröbste von mehreren gleichzeitig zur Abur⸗ theilung gelangenden strafbaren Handlungen (sog. reale Kon⸗ kurrenz) Zuchthausstrafe unter einem Jahr verwirkt, so ist die⸗ selbe nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 4. Januar ecr. in Gefängniß (8 Monat Zuchthaus = 1 Jahr Gefängniß) zu verwandeln und sodann bei der Feststellung der Gesammtstrafe in Betracht zu ziehen.
— Die Beleidigung und körperliche Verletzung eines Be⸗ amten wird nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 4. Januar cr. auf den Antrag der amtlichen Vorgesetzten höherer Kategorie strafrechtlich verfolgt, gleichviel ob der un⸗ mittelbar vorgesetzte Beamte seinerseits einen Strafantrag unter⸗ lassen oder einen früher von ihm gestellten Strafantrag zurück⸗ genommen hat.
— Der Diskont der Preußischen Bank ist heute auf 4 Prozent und der Lombardzinsfuß für Waaren wie Effekten auf 5 Prozent ermäßigt worden.
— Dem Königlich preußi schen Hauptsteueramte zu Bran⸗ denburg ist die Befugniß zur Erledigung von Begleitscheinen I. über zum Färben nach der Schweiz ausgeführte, von dort unter Zollkontrole wieder eingehende rohe Seide beigelegt worden.
An Stelle der am 1. d. Mts. eingezogenen Königlich preußischen Hauptsteueramts⸗Assistentur zu Ehrenbreitstein ist dem Thorkontrole Amt am Bahnhofe daselbst die Befugniß zur Ausfertigung und Erledigung von Uebergangsscheinen über⸗ tragen worden.
Dem Königlich bayerischen Nebenzollamte I. Ober⸗ staufen, Hauptamtsbezirks Lindau, ist die unbeschränkte Be⸗ fugniß zur Ausfertigung und Erledigung von Begleitscheinen I. ertheilt worden.
— Die heute mit dem Curierzuge aus Hamburg um 5 Uhr 30 Minuten Vormittags fällige Post aus Schweden und Norwegen hat in Malmoe den Anschluß verfehlt.
— Der General⸗Lieutenant von Sandrart, Comman⸗ deur der 10. Division, der General⸗Lieutenant von Haus⸗ mann, Inspecteur der 1. Feld⸗Artillerie⸗Inspektion, der Ge⸗ neral⸗Major Girodze von Gaudi, Commandeur der 20. Infanterie⸗Brigade und der General⸗Major Dürr, Inspecteur der 3. Festungs⸗Inspektion, haben sich nach Posen zurückbegeben.
— Der Genecal⸗Lieutenant von Memerty, Kommandant von Danzig, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen von Danzig hier eingetroffen.
— General⸗Major von Rauchhaupt, Commandeur der 29. Infanterie⸗Brigade, ist aus Cöln hier eingetroffen und im Hoôtel Royal abgestiegen. Ebendaselbst hat der dortige Polizei⸗ Präsident, Devens, welcher gestern hier eintraf, Wohnung ge⸗ nommen.
— Am 21. fand, wie schon telegraphisch gemeldet, auf den Maplin⸗Sands in London die Probefahrt der deutschen Panzerfregatte „Kaiser“ in Gegenwart der von der deutschen Regierung zur Uebernahme des Schiffes von seinen Erbauern ernannten Kommission statt. Das Schiff war, nach Mittheilung der „A. A. C.“, in seinem Tiefgange (24 Fuß) und hatte seine volle Ladung Kohlen, sowie Gewichte, seine Ar⸗ matur, Vorräthe und Provisionen, wenn in Dienst gestellt und völlig equipirt, repräsentirend, an Bord. Die Probe⸗ fahrten wurden in genauem Einklange mit den in der eng⸗ lischen Marine für Kriegsschiffe befolgten Vorkehrungen geleitet. Der Durchschnitt von 6 Fahrten auf der gemessenen Meile mit voller Dampfkraft ergab 14,55 Knoten per Stunde, und der Durchschnitt der Fahrten mit halber Dampfkraft ergab 12,78 Knoten per Stunde. Das Ergebniß wurde als höchst befriedigend erachtet, da die Fahrgeschwindigkeit die von den HH. Samuda Brothers, den Erbauern des Schiffes, versprochene, um einen halben Knoten überstieg. Die von John Penn u. Sons fabrizirten Maschinen arbeiteten vortrefflich und übten 8000 Pferdekraft aus. Das Schiff soll nach seiner Ankunft in Deutschland mit neun Krupp⸗ schen Stahlkanonen von je 22 Tonnen Gewicht armirt werden.
— Die erste Provinzial⸗Synode der Provinz Brandenburg ist heute Vormittag um 10 Uhr im Saale des evangelischen Vereinshauses hierselbst feierlich eröffnet worden. Der Saal selbst war für die Mitglieder der Synode reservirt, die Tribünen waren von einem zahlreichen Publikum besetzt. Der Konsistorial⸗Präsident Hegel eröffnete nach dem Gesange des Liedes: „Ach bleib mit Deiner Gnade“ mit einem kurzen Gebet die Synode und hielt alsdann folgende Ansprache:
Hochwürdige, hochverehrte Herren!
Durch die Synodal⸗Ordnung bin ich in meinem Amte als Präsi⸗ dent des Konsistoriums dazu berufen, die erste ordentliche Provinzial⸗ Synode zu eröffnen. In tiefer Bewegung und mit der Ueberzeugung, daß wir in dieser Stunde an einem wichtigen Wendepunkt in der Ge⸗ schichte unserer evangelischen Landeskirche stehen, erfülle ich diese Auf⸗ gabe. Wir haben alle eingestimmt in das Gebet und Flehen zu Gott dem Herrn, daß Er unsere Kirche auf diesen weiteren Wegen ihrer Entwickelung mit Seiner Gnade und Seinem Segen führen möge. Sr. Majestät dem Kaiser und Könige, dem Allergnädigsten Landes⸗ und Schirmherrn der evangelischen Kirche in unserem preußischen Vaterlande bringen wir aber unsern ehrfurchtsvollsten Dank dar für die Begründung einer Verfassung, durch welche nun auch in dieser Provinz eine Synode zur Theilnahme an dem Kirchenregiment be⸗ rufen wird. Das Konsistorium erkennt darin eine längst gewünschte Hülfe und Verstärkung in seiner Wirksamkeit und seinem obrigkeit⸗ lichen Amte. Sie mögen, hochwürdige, hochverehrte Herren, überzeugt sein, daß das Konsistorium fern und frei von jeder engherzigen Eifer⸗ sucht, Ihre Unterstützunz begehren und suchen und in jeder Weise Ihre Thätigkeit zu fördern bemüht sein wird. In jedem Gemeinwesen begründet, jedes Recht eine eben so weitgehende Pflicht; in der Kirche aber ist uns das Gesetz in dem Vorbilde unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi gegeben, welcher spricht: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er
soll euer Diener sein.“ Das Kirchenregiment ist in allen Stufen und Gliedern nur ein Dienst in der Kirche, sowohl untereinander, als vor Allem zur Ehre Gottes durch Jesum Christum, welcher das Haupt der Kirche ist. Er ist der Herr, Jesus Christus gestern und Heneg und derselbe in Ewigkeit! Das ist unsere Freude, unsere Zu⸗ versicht. Felsen, einem festen ewigen Grunde. Weder Kirchenregiment noch Synode können einen andern Grund legen, als den, welcher durch die Offenbarungen und Heilsthaten Gottes in der Menschwer⸗ dung Seines eingeborenen Sohnes Jesu Christi gelegt ist. Zu diesem Grunde haben daher auch alle Mitglieder der Synode sich durch ihr Gelöbniß zu bekennen, und des Kaisers und Königs Majestät haben bei der Verkündigung der Kirchengemeinde⸗ und Synodal⸗Ordnung es auch klar und fest ausgesprochen, daß der Bekenntnißstand und die Union in der Landeskirche durch die neue Ordnung in keiner Weise berührt werde. Auf diesem festen Grunde wird uns auch die unruhige Bewegung, welche mit jeder neuen Verfassung verbunden ist und einige Zeit zu ihrer Abklä⸗ rung erfordert, nicht besorgt machen. Form, in welcher der Geist der geeiesbezten göttlichen Wahrheit zu wirken hat, und alle Thätigkeit der Gemeinde⸗Kirchenräthe, Synoden und Kirchenbehörden sind nicht für sich selbst Zweck, sondern haben
den Gemeinden zu wahren und zu pflegen. Die christliche Kirche ist nach unserm Augsburgischen Bekenntniß nichts Anderes als die Ver⸗ sammlung der Gläubigen, bei welchem das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut des Evangelii gereicht werden. Das soll auch unsere evangelische Landeskirche in allen ihren Gemein⸗ den sein, und wenn auch viele Glieder sie in den Kämpfen der gegen⸗ wärtigen Zeit verläugnen und sich von ihr abwenden mögen, unsere gemeinsame Pflicht wird es sein, die heilige christliche Kirche mit ihren ewigen Heissgütern zum Frommen der kommenden Geschlechter in unserm Vaterlande zu erhalten. Erfüllen wir diese Pflicht nach unserm Vermögen und in der Einigkeit des Geistes, so werden wir auch einst in der Stunde der Rechenschaft vor dem Herrn als treue Knechte erfunden werden.
Dazu helfe uns der allmächtige, barmherzige Gott! Amen! Ueber den weiteren Verlauf der Eröffnungssitzung werden wir morgen berichten.
Breslau, 25. Januar. Nachdem am gestrigen Tage in der hiesigen St. Elisabeth⸗Kirche ein feierlicher, von den Syno⸗ dalmitgliedern zahlreich besuchter Gottesdienst stattgefunden hatte, bei welchem Superintendent Stiller über 1. Petri 2, V. 6—8 predigte, wurde heute Vormittag die zweite Sitzung der Provinzial⸗Synode gegen 9 Uhr eröffnet.
Zunächst wurden die zwei neu eingetretenen Mitglieder, Landrath v. Götz und Landesältester v. Mutius, verpflichtet und alsdann durch den interimistischen Vorsitzenden mitgetheilt, daß der Evangelische Ober⸗Kirchenrath die Wahl des Grafen v. Rothkirch⸗Trach zum Präses bestätigt habe.
Der letztere und die am 23. d. M. erwählten Assessoren treten nunmehr in ihre Funktionen ein.
Präses ernennt hierauf unter Zustimmung der Synode zu Schriftführern Superintendent Anderson, Sup.⸗Verw. Przygode, Kreisrichter Nila und Kreisrichter Seidel.
Auf Vorschlag des Präses beschließt demnächst die Synode, an Se. Majestät den Kaiser eine Adresse zu richten und mit deren Entwurf den Vorstand zu betrauen.
Hierauf überreichte der zugleich zum Königlichen Kommissa⸗ rius ernannte Konsistorial⸗Prästdent Wunderlich als Vorlagen des Kirchenregiments an die Synode:
1) ein Proponendum des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths, betreffend die Aufhebung der Stolgebühren,
2) ein Proponendum des Königlichen Konsistoriums über die Gesangbuchsangelegenheit,
3) eine Anzahl Lokalstatuten für einzelne Kirchgemeinden über Ergänzungen resp. Abänderungen der Kirchengemeinde⸗ und Synodalordnung vom 10. September 1873.
Die Synode beschließt, zur Vorberathung dieser Vorlagen drei Kommissionen und außerdem eine vierte sog. Central⸗Kom⸗ mission für Petitionen, Beschwerden u. dergl. zu bilden.
In die Kommission für die Stolgebührenfrage wurden 21. Mitglieder gewählt und zwar: die Superintendenten Kölling, Peisker, Rolffs, Gamper, Benner, Winter, Meisner, die Pastoren Pasch und Hirche, außerdem Baron von Richthofen, Geheime Rath Wachler, Geheime Rath Schulze, Stadtrath Becker, Graf Stosch, Justiz⸗Rath Rosemann, Landrath von Sydow, Graf d'Haussonville, Graf v. d. Recke sen., Graf Yorck von Warten⸗ burg, Baron v. Türcke, Graf Carmer.
In die Kommission für die Gesangbuchsfrage wurden fol⸗ gende 10 Mitglieder gewählt: Pastor Weickert, Ober⸗Pfarrer Mende, Superintendent Fichtner, Senior Treblin, Superintendent Wandel, Superintendent Ueberschaer, Geheimer Rath Scheibert, Graf von der Recke sen., Landrath Held, Milit. Ober⸗Pfarrer Richter.
chier.. dem gegen ½ 1 Uhr erfolgten Schluß der Sitzung konstituirten sich sofort die beiden Kommissionen und es wählte die erste den Geheimen Rath Wachler zum Vorsitzenden, den Geheimen Rath Schulze zu dessen Stellvertreter; die zweite Kommission zum Vorsitzenden den Superintendenten Ueberschae zu dessen Stellvertreter den Superintendent Fichtnerr.
Nächste Sitzung Dienstag 10 Uhr.
1 München, 24. Januar. (Korr. v. u. f. D. Nach einer vom Staats⸗Ministerium des Innern soeben veröf⸗ fentlichten Zusammenstellung des Schuldenstandes der Stadt⸗, Markt⸗ und Landgemeinden des Königreichs Bayern betrug die Gesammtsumme des Schuldenstandes beim Rechnungsabschlusse 1873: 37,489,070 Fl. und der Schuldenzu⸗ gang in diesem Jahre 6,359,826 Fl. Verwendet wurden im Jahre 1873 auf Zinsenzahlung 1,371,961 Fl. und auf Abtra⸗ gung von Kapitalien 1,439,332 Fl., demnach die Gesammt⸗ summe von 2,811,294 Fl. Die Summe des Schuldenstandes vertheilt sich auf die einzelnen Regierungsbezirke in folgender Weise: Oberbayern 13,238,235 Fl., Unterfranken 6,671,488 Fl., Mittelfranken 5,892,454 Fl., Schwaben 4,170,470 Fl., Oberfranken 2,575,111 Fl., Pfalz 2,150,828 Fl., Oberpfalz 1,873,111 Fl. und Niederbayern 917,368 Fl.
Sachsen. Leipzig, 25. Januar. Anderweiter Bestim⸗ mung zufolge ist die bei Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in hiesiger Stadt stattfindende Abend⸗Assemblée bereits für Frei⸗ tag, den 29. d. M., in Aussicht genommen. — Der Herzog von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha langte gestern Abend 5 ½ Uhr in Begleitung des Fürsten Löwenstein⸗Wertheim auf der Thü⸗ ringer Eisenbahn hier an, wohnte der Vorstellung der Oper Santa Chiara im Neuen Theater bei und reiste um 10 Uhr 15 Minuten Abends wieder nach Gotha zurück. Se. Hoheit war im Hotel de Baviere abgetreten.
Hessen. Darmstadt, 21. Januar. (Fr. J.) Der Finanz⸗Ausschuß der Zweiten Kammer ist auf den 25. d.
Provinzialverbände. I. Von der Zusammensetzung der Provinzial⸗
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ihm dienen lasse, sondern daß er diene“; und „der Größte unter euch
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einberufen, um sofort über die Regierungsvorlage, betreffend die 88 “ u“ 8 8 8 11AAX“X“ 11“
Hier stehen Kirchenregiment und Synode auf einem
Die Verfassung ist die äußere
nur als Hülfsmittel allein die Bestimmung, im Dienste der Kirche 18 Jesu Christi den evangelischen Glauben und das christliche Leben in
Sahen die er Linie Mannheim⸗Rosengarten⸗Frankfurt a. M., in Berathun zu treten. — Die weiteren Berichte des für die Berac aa 8- Kirchengesetze gewählten Spezial⸗Ausschusses, erstattet von den Abgg. von Wedekind, Heinzerling und Schröder, sind unter der Presse und werden nächster Tage zur Ausgabe gelangen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 24. Januar Vergangene Nacht ist der Prinz Heinrich der Nieder⸗ lande, welcher seit dem 28. v. M. zum Besuch am Großher⸗ zoglichen Hofe verweilte, wieder von hier abgereist.
Bremen, 21. Januar. Die Bür erschaft fuhr gestern in der Budgetberathung fort. Sien nscha 8 Lehrme J. D. Helmkens eine Erhöhung der Hundesteuer auf das Doppelte, für den ersten Hund von 5 auf 10 Mark, für den zweiten von 10 auf 20 Mark. Auf Chr. Papendiecks Antrag sprach man sich für Aufhebung des Weggeldes vom nächsten Jahre an aus. Ueber die Vermehrung der Schenk⸗ und Bierwirthschaften brachte G. H. Claussen folgende Zahlen bei: es giebt jetzt in der Stadt allein 680 Schenken auf 130 Einwohner eine; in dem einen Jahre 1871/72 ist die Zahl um 43 gestiegen u. s. f. Die Bürger⸗ schaft gab daraufhin dem Senat anheim, zu überlegen, wie dem in wirksamer Weise entgegenzuarbeiten sei, etwa durch höhere Besteuerung, mit oder ohne Abstufung.
Hesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. Januar. Das von dem Minister für Landesvertheidigung im Abgeordnetenhause eingebrachte Gesetz, betreffend die Aushebung der zur Erhaltung des stehenden Heeres (Kriegsmarine) und der Ersatzreserve er⸗ forderlichen Rekrutenkontingente im Jahre 1875 lautet in “
„Die thatsächliche Stellung der im Artikel I. esetzes 13. März 1874 mit 54,541 Mann für das ftehende “ marine), dann mit 5454 Mann für die Ersatzreserve festgestellten Jahreskontingente aus den vorhandenen Wehrfähigen der gesetzlich be⸗ rufenen Altersklassen wird für das Jahr 1875 bewilligt.“
.—— Der Ausschuß zur Vorberathung der Maßregeln gegen die Rinderpest beantragt in seinem Berichte, die Regierung dringendst zur schleunigen Einbringung folgender Gesetzentwürfe aufzufordern: a. Einfuhrsverbot auf Rinder und Schafe aus Rußland und strenge Grenzsperre gegen die russische und mol⸗ dauische Grenze; b. die Errichtung von Schlachthäͤusern an allen Eisenbahn⸗Einbruchsstationen auf Staatskosten; c. Auflassung der Kontumazanstalten und d. Hebung der Viehzucht in Galizien und der Bukowina. Ferner habe die Regierung eine Revision der bestehenden Seuchengesetze, die strengsten Maßnahmen gegen den Schmuggel, die Uebertragung des Veterinärwesens in das Ackerbau⸗Ministerium, ferner die Errichtung von Thierarznei⸗ schulen und die Regelung des thierärztlichen Unterrichts anzu⸗ ordnen und schließlich Verhandlungen mit der ungarischen Re⸗ gierung zu pflegen, daß diese Maßnahmen auch in Ungarn ein⸗ geführt werden.
— 25. Januar. (W. T. B.) Graf Andrassy ist heute Nachmittag von Pest hierher zurlckgekehtt, Pfe dort zeitweilig anwesenden fremden Diplomaten schon früher hier wieder eingetroffen sind.
„Pest, 25. Januar. Csernatony interpellirte in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses den Minister⸗Präsidenten Bitto über den Artikel des als offiziös geltenden „Koezerdek“ betreffs der Ostbahnangelegenheit, durch welchen das Haus schwer verletzt worden sei. Der Minister⸗Präsident erwiderte darauf, er erkläre auf sein Ehrenwort, daß er dem Artikel des „Koezer⸗ dek“ vollkommen fernstetbe; eine weitere sachliche Erörterung der beregten Angelegenheit müsse er aufschieben, bis etwa das Haus einen betreffenden Beschluß fassen werde. Es wurde darauf be⸗ schlossen, von dieser Erwiderung des Minister⸗Präsidenten Akt zu nehmen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung erklärte Graf Forgach aus Veranlassung, der im Prozeß Ofenheim gemachten Angaben über die Kaschau⸗Oderberger Bahn, daß die Direktion derselben bei Lieferung der Maschinen keine Provision bezogen habe, dieselbe sei vielmehr der Gesellschaft zugefallen. — Hierauf wurde das Gesetz, betreffend die Steuerfreiheit der Neubauten, in dritter Lesung angenommen.
Großbritannien und Irland. (A. A. C.) Prinz Leopolds Befinden hat sich ein wenig gebessert. Das neueste Bulletin lautet viel hoffnungsvoller. Darnach ist etwas Schlaf eingetreten, der Blutfluß ist nicht wiedergekehrt, und der Patient war im Stande, einige Nahrung zu sich zu nehmen. Da die Aerzte absolute Gemüths⸗ und Körperruhe für den Prinzen vorgeschrieben haben, sind die nicht in Osborne anwesenden Mitglieder der Königlichen Familie ver⸗ hindert worden, sich dahin zu begeben.
— Die offizielle „London Gazette“ des Hrn. Hugh Guion Macdonell, der britischen Legation in Madrid, in gleicher Eigenschaft zur Botschaft in Berlin. — Sir Arthur Gordon, der neue Gouverneur von Fidschi, soll, der „Times“ zufolge, auch das LC1“ — ganse 8 Polynesien erhalten. —
eneral Schenck, der amerikanische Ge andte,
Paris begeben. 6 “
Anläßlich der am 5. nächsten Monats stattfindenden Parlamentseröffnung haben der Premierminister Disraeli sowie der Herzog von Richmond, als Führer der ministeriellen Partei im Oberhause, Einladungen zu den üblichen parlamen⸗ tarischen Diners am Vorabend der Eröffnung, erlassen. Für den 28. d. ist ein Kabinetsrath anberaumt.
— 26. Januar. (W. T. B.) Der „Hour“ zufolge hat Disrali ein Schreiben an Gladstone gerichtet und darin sein lebhaftes Bedauern über dessen Entschluß, von der Führer⸗ schaft der liberalen Partei zurückzutreten, ausgedrückt. Wie die „Hour“ ferner wissen will, hätte Gladstone selbst den Marquis von Hartington indirekt als seinen Nachfolger an der Spitze der liberalen Partei anempfohlen.
Bright brachte bei einer gestern in Birmingham ge⸗ haltenen Rede gleichfalls Gladstone's Rücktritt zur Sprache und bezeichnete ihn als einen schweren Verlust für das Parlament und für die Nation. Im Uebrigen galt Brights Rede einer Be⸗ sprechung der Maßnahmen der gegenwärtigen Regierung in Bezug auf die Patronatsverhältnisse in der schottischen Kirche und den religiösen Kulkus. Bright kam dabei auch auf den in⸗ neren Zwiespalt in der anglikanischen Kirche und meinte, eine weitere Klärung würde für England und den Protestantismus unzweifelhaft eine große Wohlthat sein, nur dürfe dieselbe nicht durch heftige und gewaltsame Agitationen herbeigeführt werden.
„ Frankreich. Paris, 24. Januar. Im „Journal offi⸗ ciel“ veröffentlicht der Finanz⸗Minister Mathieu Bodet eine vergleichende Uebersicht des Erträgnisses der direk⸗ ten und indirekten Steuern in den Jahren 1874 und 1873 Demselben sind entnommen folgende Ziffern: die direk⸗
London, 23. Januar.
meldet die Versetzung bisherigen Sekretärs
22
Fort etzung der Odenwaldbhahn und den Bau
Mille.
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ten Steuern waren für das Jahr 1874 auf 668,309,000 Fres. veranschlagt, die am 31. Dezember fälligen 11 Monatsraten be⸗ trugen demnach 612,617,000 Fres. Anstatt dessen waren 639,246,000 Frces. eingegangen, also ein Ueberschuß von 26,629,000 Fres., während Ende 1873 dieser Ueberschuß nur 23,433,000 Fres. betrug. In den Beitreibungskosten war keine große Veränderung eingetreten; sie beliefen sich im Vorjahre auf 1,, im Jahre 1874 auf 1,38 pro Die Steuer auf das Einkommen von beweglichen Werthen, für das Jahr 1874 auf 32 Millionen veranschlagt, ergab 34,174,000 Fres. Das Erträgniß der indirekten Steuern war auf 1,916,360,000 Frces. veranschlagt worden; es belief sich dagegen nur auf 1,865,490,000 Frcs., blieb demnach hinter den Voranschlägen um 50,870,000 Fres. zurück. Dieses Min⸗ dererträgniß vertheilt sich wie folgt: 27,303,000 Frcs. für die alten Steuern, 7,014,000 für die in den Jahren 1871 und 1872 und 16,553,000 Fres. für die in den beiden letzten Jahren neu eingeführten Steuern Insbesondere blieben zurück: das Enregistrement um 17,242,000 Fres., die Zuckerzölle um 15,243,000 und die Zölle auf fremden Zucker um 13,856,000 die Steuer auf geistige Getränke um 20,587,000, die Zünd⸗ hölzchen um 6,087,000, die Steuer auf Stearin⸗ und Wachs⸗ kerzen um 3,240,000 Frecs. Dagegen wurden die Voran⸗ schläge überstiegen von dem Stempel um 3,574,000, von der Fabriksteuer für einheimischen Zucker um 8,503 000, von dem Tabak um 11,499,000, vom Briefporto um 3,599,000 und von verschiedenen kleineren indirekten Steuern um 7,622,000 Fres. Vergleicht man endlich das Gesammterträgniß der indi⸗
rekten Steuern im Jahre 1874 mit jenem des Vorjahrs, so er⸗ giebt sich ein Ausfall von 35,803,000 Fres.; denn dieses Ge⸗ sammterträgniß belief sich im Jahre 1873 auf 1,807,706,000 und im Jahre 1874 nur auf 1,771,903,000 Fres. Der Ausfall betrug für die alten Steuern 18,463,000 und für die neuen Steuern 17,340,000 Frcs.
— Morgen tritt im Auswärtigen Amte zu Paris eine inter⸗ nationale Münzkonferenz der Staaten zusammen, in wel⸗ chen der Frank als Hauptmünze gilt. In dieser Berathung wer⸗ den vertreten sein: Frankreich durch die Herren Dumas, von Parieu, von Soubeyran Jagerschmidt und Dutilleul; Italien durch die Herren Magliani und Reffuasi; die Schweiz durch die Herren Kern und Feer⸗Herzog; Belgien durch die Herren Jacobs und von Borgadet. Griechenland, welches ebenfalls in diese Gruppe gehört, hat seine Vertreter noch nicht bestellt.
Versailles, 25. Januar. (W. T. B.) Die National⸗ versammlung heschäftigte sich heute mit der ersten Lesung des Gesetzentwurfs über die Errichtung eines Senats und beschloß nach längerer Debatte mit 512 gegen 188 Stim⸗ men demnächst die zweite Berathung desselben vorzunehmen. — Die Diskussion über den Kommissionsbericht, betreffend die Re⸗ gierung des 4. September, wurde bis nach vollständiger Erledigung der konstitutionellen Gesetzentwürfe vertagt. 8
Spanien. Madrid, 25. Januar. (W. T. B.) Die Offensivbewegungen der Nordarmee gegen die Car⸗ listen haben heute früh begonnen. Nachrichten aus San Se⸗ bastian zufolge haben die Carlisten auch auf ein englisches Schiff geschossen, welches ein Telegraphenkabel an Bord hatte. Nach der „Correspondenzia“ ist betreffs der Angelegenheit der Brigg „Gustav“ von der Regierung ein Rundschreiben an die aus⸗ wärtigen Mächte gerichtet worden.
Italien. Rom, 19. Januar. der König das Dekret unterzeichnet, Bürgermeister von Rom ernannt wird.
— Die Trasteveriner haben gestern den gemäßigt liberalen Grafen Sovatelli zum Abgeordneten erwählt.
— Im Laufe der vergangenen Woche sind in den Pro⸗ vinzen Palermo und Girgenti 22 Briganten, Diebe und Anhänger der Maffia, eingebracht worden. Nur zwei Mordthaten kamen zur Anzeige und die Polizei ist den Thätern auf der Spur.
— Der „Diritto“ reproduzirt den Wortlaut eines Dekrets, das der Finanzminister der französischen Republik in Ansehung der päpstlichen Münzen an den Präsidenten eines Handels⸗ gerichtshofes gerichtet hat. Es lautet: 8
Paris, 21. Dezember. Heerr Präsident! In Ihrem Briefe 998 18. Sie mir mit, daß in Folge der Weigerung des dortigen Steuer⸗ empfängers, Münzen mit dem Bildnisse des Papstes in Zahlung zu nehmen, betreffs dieser Münzen sich an Ihrem Platze eine gewisse Besorgniß geltend gemacht habe. Die Weigerung des Steuerempfän⸗ gers in Issoudun kann nur auf einem Mißverständniß beruhen; die päpstlichen Münzen, obwohl sie keinen gesetzlichen Kurs haben, sind im allgemeinen Verkehr und werden von den öffentlichen Kassen un⸗ beanstandet genommen; auch ist keinerlei Maßregel ergriffen noch pro⸗ jektirt worden, um der bisherigen Duldung ein Ende zu machen. Wenn derartige Gerüchte zirkuliren, so entbehren sie der Begründung.
Ich werde den Steuerempfänger von Issoudun in diesem Sinne unterweisen lassen, und können Sie hinfort Jedermann die Versiche⸗ rung ertheilen, daß in den hergebrachten Bedingungen des Münzen⸗ umlaufs sich nicht das Mindeste geändert hat.
Genehmigen Sie u. s w.“
— 25. Januar. (W. T. B.) Die Meldung über die vom Finanzminister mit der Tabaksgesellschaft abge⸗ schlossene Konpention, wonach letztere von den in diesem Jahre und im Jahre 1876 zur Ausloosung gelangenden Serien ihrer Obligationen zwei für Rechnung der Regierung amorti⸗ siren und dafür zwei neue in den Jahren 1882 und 1883 ver⸗ fallende Serien erhalten soll, hat zu dem Irrthum Veranlassung gegeben, daß in Folge derselben in der Ziehung und Rückzah⸗ lung der Tabaksobligationen irgend welche Aenderung eintreten könnte. Es ist dies jedoch nicht der Fall. Es handelt sich nur um ein internes Abkommen zwischen der Regierung und der Tabaksgesellschaft.
— (W. T. B.) Sitzung der Deputirtenkammer. Garibaldi war heute zum ersten Male in der Kammer erschienen und leistete das vorgeschriebene Gelöbniß ab. Auf der Tages⸗ ordnung stand der Antrag von Cairoli, dem Ministerium aus Veranlassung der in der Villa Ruffi vorgenommenen Verhaf⸗ tungen ein Tadelsvotum zu ertheilen. Der Antrag wurde nach längerer Debatte mit 232 gegen 121 Stimmen abgelehnt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Ja⸗ nugr. Die Fregatte „Sswetlana“ soll, wie die „Neue Zeit“ vernimmt, in der nächsten Navigationsperiode unter Kom⸗ mando Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfü rsten Alexej Alexandrowitsch zu langer Fahrt bestimmt sein und zwar zunächst für die Dauer eines Jahres ins Mittelmeer und dann nach Australien gehen.
— Das Minister⸗Comité hat die von einigen Landschaften angeregte Frage der Ermäßigung der Salzaccise und Ersetzung des Ausfalls durch eine direkte Steuer von unbeweg⸗
(It. N.) Gestern hat wodurch Venturi zum
lichem Eigenthum erörtert und nach Einsicht der durch die Aller⸗ höchst eingesetzten landwirthschaftlichen Enquete⸗Kommission auf⸗
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gestellten Meinung über diesen Punkt es nach der „Mos nicht für thunlich erachtet, sich seinerseits au der Acciseermäßigung einzul überlassen, der Frage weiteren Fortgang z der Reichsrentei es gestatte. 1
I1Iu“ Vorarbeiten zu einer Radikalreform der Me⸗ dizinal⸗Polizei im ganzen Reich haben nach der „Mosk Ztg.“ im Ministerium des Innern begonnen. Den Vorsitz in der zu diesem Zweck ernannten Kommission führt Pelikan, Direktor des Medizinal⸗Departements.
Schweden und Norwegen. (H. N.) Bei Eröffnung des Reichstages wurde die Thron⸗ rede, deren Wortlaut bereits mitgetheilt worden ist, sowohl von der Ersten als Zweiten Kammer beantwortet; beide Redner ge⸗ dachten darin der Vollendung der schwedischen Ostbahn als eines Werks, worauf das Land mit Freuden und Dank zurückblicken könne, und daß sich, in erster Reihe wohl hierdurch, außerdem aber durch die guten Ernten der letzten Jahre, der Wohlstand und die Industrie des Landes in nie geahnter Weise entwickelt habe. — Die gestern stattgehabten Sitzungen beider Kammern wurden mit Wahlen von Vorsitzendeu ꝛc. ausgefüllt, ohne daß Sachen von besonderem Interesse zur Verhandlung kamen. “ 88 v findet 85 Feier des Geburtstags des großer Ball im Königli
ee 9 iglichen Schlosse statt und halten.
Dänemark. Kopenhagen, 22. Januar. Der Ma⸗
E im Folkething, eine abermalige ung der Bewilligung für ein Panzerschi in⸗
nehmen zu können. 8 1
Amerika. Was hington, 25. Januar. (D. T B.) In der dem Kongresse zugegangenen Budgetvorlage 8e 8 der Schatzsekretär Bristow behufs Erhöhung der Staats⸗ einnahmen den Vorschlag, die im Jahre 1872 für Stahl und Eisen eingeführte Herabsetzung des Zolles um 10 pCt. künftig wieder in Wegfall zu bringen und außerdem auf Thee, Kaffee und andere bisher zolffreie, nicht weiter spezialisirte Artikel Steuer zu legen.
Asien. China. Aus Shanghai wird vom 20. ds. te⸗ venenhicc 1 8 88 dort in Umlauf befindlichen Ge⸗ Uchten die Gesundheit des Kaisers von China in ei 2 denklichen Zustande sei.
die Mitglieder beider Kammern Einladungen er⸗
Nr. 4 des „Central⸗Blatts für das Deut ich“ herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt (Berlin, Carl Perch, hat folgenden Inhalt: 1) Allgemeine Verwaltungssachen: Mitthei⸗ lungen über den Stand der Rinderpest; Eckrankungen und Todesfälle an den Pocken 1873; Phyloxera vastatrix; Verweisungen von Aus⸗ ländern aus dem Reichsgebiet 2) Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. 3) Finanzwesen: Nachweisung der am 31. Dezember 1874 imm Umlaufe, bezw. im eigenen Bestande der deutschen Zettelbanken vorhanden gewesenen Banknoten. 4). Maaß⸗ und Gewichtswesen: Eichgebührentaxe vom 24. Dezember 1874. 5) Marine und Schifffahrt: Seeschiffer⸗ 2c. Prüfungen. 6) Zoll⸗ und Steuerwesen: Kompetenzen von Steuerstellen, Wechselstempelsteuer im Jahre 1874. 7) Telegraphenwesen: Nachweisung der im IV. Quartal 1874 vorgekommenen Veränderungen im Bestande der Kaiserlich Deutschen Reichs⸗Telegraphenstationen. 8) Eisenbahnwesen: Mitthei⸗ lungen, betr. den Eisen bahn⸗Ausschuß; Zuziehung von Sachverständi⸗ gen zur Festsetzung von Entschädigunden ꝛc. 9) Konsulatwesen: Er⸗
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Nr. des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗ vostverwaltung“ hat folgenden Inhalt: General⸗Verfügung e 23. Januar 1875. Einführung des Postanweisungs⸗ und Postvor⸗ schuß⸗Verfahrens im Verkehr zwischen Deutschland und Oesterreich⸗ d vom 14. Januar 1875. Benutzung der Post⸗
par⸗ un Vorf hußvereine zur Anlegung verfügbarer Geldmi Seitens der Mitglieder. v
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die ständige Deputation des volkswirthschaftli Kong resses war am Freitag Nachmittag unter Dr. att Pchfn hier im Reichstagsgebäude versammelt, um die diesjährige Versamm⸗ lung festzustellen. Als Ort derselben erhielt München den Vor ug vor Bremen und Posen, welche mitgenannt waren; als Zeit wählte man, im Zusammenhang mit dem nach Nürnberg berufenen Juristen⸗ tage und dem ebenfalls nach München verlegten Genossenschaftstage, den Anfang September. Auf die Tagesordnung wurden gesetzt: 1) Bericht der Eisenbahn⸗Kommission des Kongresses (Referent Dr. Hammacher); 2) Einkommensteuer, und zwar a. Begriff des steuer⸗ baren Einkommens, b. Anwendung der Steuern im Reich, Staat und Gemeinde, Referenten Rentzsch, Bamberger, v. Dorn, Alexander Meyer; 3) Versicherungs⸗Gesetzgebung, Referenten Emminghaus, Lammers, Lindemann (Essen); 4) Musterschutz, Referenten Weigert und Alex. Meyer; 5) wirthschaftliche Würdigung und statistische Er⸗ mittelung der Handelsbilanz, Referenten Eras und Wolff; 6) Fort⸗ bildungs⸗Schulzwang, Referenten v. Dorn und Brömel. — Frhr. M. von Kübeck überbrachte eine Einladung zu dem ersten Kongreß der Gesellschaft österreichischer Volkswirthe in Wien, welcher dort vom 5. bis zum 7. April stattfinden soll. Abends fand im norddeutschen Hofe ein Festmahl statt, an welchem zahlreiche Mitglieder des Kongresses deutscher Volkswirthe theilnahmen. Von auswärtigen Mitgliedern der Deputation waren anwesend die Herren: Freiherr v. Kübeck (Wien). Dr. Alexander, v. Dorn (Triest), Leonhard (Wien), Dr. O. Wolff (Stettin), Rickert (Danzig), Dr. Eras (Breslau), Dr. Rentzsch (Dresden), Seyffardt (Crefeld), Gustav Müller (Stuttgart). — Die “ eröffnete der Verfizende der Gesellschaft und der
ändigen Deputation, Dr. Karl Braun mit einen h auf Wi Majestät den Kaiser. —
——— Am 24. verstarb der Geh. Kirchenrath und Universitätspro⸗ fessor Dr. Thomasius in Erlangen im 73. “ dach einer 33 jährigen akademischen Wirksamkeit. Fast die ganze jüngere Generation der gegenwärtigen bayerischen protestantischen Geistlichkeit hat zu seinen Füßen gesessen und verdankt ihm Förderung und Anre⸗ gung für Amt und Beruf.
— Dr. v. Eye, Vorstand der kunst⸗ und kulturge ichtlichen Sammlungen des germanischen Museums, hat einen Rüß “ den als Professor der dortigen Kunstgewerbeschule und Direktor des Kunstgewerbemuseums erhalten und wird demselben, wie der „Nürn⸗ berger Korr.“ hört, Folge leisten.
— Die Universität Heidelberg und die evangelische Ki Baden haben einen schweren Verlust zu beklagen ve 18 8s 13 5 Nachmittags erfolgten Tod des Geh. Kirchen⸗Raths Prof. Dr. Hitzig.
London, 25. Januar. (W. T. B.) Die von der englischen Regierung ausgerüstete Expedition zur Beobachtung der Sonnenfinsterniß am 6. April d. J. wird unter der Führung von Lockyer wahrscheinlich im Anfang Februar von England abgehen. Die Astronomen Janszen, Vogel und Pachini werden als Vertreter Frankreichs, Deutschlands und Italiens die Expedition begleiten. Die Beobachtungen, welche hauptsächlich den Zweck haben, photographische Aufnahmen der Sonnenatmosphäre zu gewinnen, werden wahrschein⸗ lich an vier Stationen vorgenommen werden, für welche eine der Nicobar⸗ und eine der Mergui⸗Inseln (Meerbusen von Bengalen), die Bentinck⸗Insel (Nordseite Australiens im Capentaria⸗Golf) und ein
Ort in Siam in Aussicht genommen ist.