Staa tsarchive mit 9000 ℳ, 1 Expedient und Kalkulator beim Di⸗ rektor ium mit 4800 ℳ, einschließlich 600 ℳ künftig wegfallend, 2) 1 Direktor des Geheimen Staatsarchivs mit 3000 ℳ (diese Stelle wird als Nebenamt verwaltet), 5 Staatsarchivare u. s. w. wie in dem Etatsentwurf.
II. Die Staatsregierung aufzufordern: a. in Erwägung zu ziehen, ob dem Direktor der Staatsarchive ein Hülfsarbeiter zur Unter⸗ stützung bei den Verwaltungsgeschäften beizugeben ist, b. im Etat für das Jahr 1876 die Gehälter der Staatsarchivare und Archivare in den Provinzen, desgleichen die Gehälter der Archiv⸗Sekretäre (Tit. 3) dem Bedürfniß gemäß zu erhöhen.
III. Den Antrag der Abgg. Dr. v. Sybel und Genossen durch vorstehende Anträge für erledigt zu erklären.
Infolge der in zweiter Lesung beschlossenen Reso⸗
lution bezüglich der Dotation der Provinz Schleswig⸗Hol⸗ stein erklärte der Finanz⸗Minister Camphausen (s. unter Land⸗ tagsangelegenheiten) die Bereitwilligkeit der Staatsregierung, auf die Intentionen des Abgeordnetenhauses einzugehen. Beim Etat des Justiz⸗Ministeriums kam der Abg. Windt⸗ horst (Meppen) auf seine Klagen über die Behandlung der politischen Gefangenen zurück und erhielt vom Minister des In⸗ nern Grafen zu Eulenburg eine ihn befrie igende Erklärung. (S. unter Landtagsangelegenheiten.) Die Abgg Dr. Lieber, Dr. v. Sybel und Windthorst (Bielefeld) kamen auf die bei der zweiten Lesung statt⸗ gehabte Diskussion über die Verfolgung ultramontaner Blätter zurück, und wurden vom Regierungskommissar, Wirkl. Geh. Ober⸗Justiz⸗Rath Wentzel die Beschwerden des Abg. Dr. Lieber zurückgewiesen. Beim Etat des landwirthschaftlichen Ministeriums ging der Abg. Parisius nochmals auf die Verhältnisse der land⸗ wirthschaftlichen Lehranstalt in Halle ein, worauf der landwirth⸗ schaftliche Minister Dr. Friedenthal erwiderte. (S. unter Landtags⸗ angelegenheiten). — Nachdem dann noch beim Etat des Mi⸗ nisteriums der geistlichen Angelegenheiten der Abg. Freiherr v. Fürth auf die Universität Bonn, der Abg. Schröder (Lipp⸗ stadt) auf das Gymnasium in Brilon zurückgekommen, wurde schließlich das Etatsgesetz folgendermaßen angenommen:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc. verordnen, mit Zustimmung der beiden Häuser des Landtages der Monarchie, was folgt: 1 1 1. Der diesem Gesetze als Anlage beigefügte Staatshaus⸗ halts⸗Etat für das Jahr 1875 wird in Einnahme auf 694,498,919 ℳ und in Ausgabe auf 694,498,919 ℳ, nämlich auf 613,686,446 ℳ an fortdauernden und auf 80,812,473 ℳ an einmaligen und außerordent⸗ lichen Ausgaben festgestellt.
§. 2. Im Jahre 1875 können nach Anordnung des Finanz⸗ Ministers verzinsliche Schatzanweisungen bis auf Höhe von 30,000,000 ℳ, welche vor dem 1. Oktober 1876 verfallen müssen, wiederholt aus⸗ gegeben werden. Auf dieselben finden die Bestimmungen der §§. 4 und 6 des Gesetzes vom 28. September 1866 (Gesetz⸗Samml. S. 607) Anwendung. 8 .
§. 3. Der Finanz⸗Minister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes beauftragt.
Urkundlich ꝛc.
Gegen das Gesetz stimmten nur das Zentrum und die Polen. — Schluß 4 Uhr.
— In der heutigen (31.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher am Ministertische die Staats⸗Minister Dr. Falk und Dr. Friedenthal beiwohnten, erbat und erhielt das Präsidium zunächst die Ermächtigung, Sr. Majestät dem Kaiser und Könige zu Seinem bevorstehenden Geburtstage die Glückwünsche des Haufes aussprechen zu dürfen. Der Abg. Buddenberg hat sein Mandat niedergelegt. Vom Abg. Bie⸗
senbach ist ein Antrag auf Annahme eines Gesetzentwurfes we⸗ gen Aufhebung der Gesetze vom 11, 12. und 13. Mai 1873 und
vom 4. Mai 1874 (der kirchenpolitischen Gesetze) eingebracht wor⸗ den. Das Haus erledigte dann nach einer kurzen Debatte zwi⸗ schen den Abgg. Kiepert, Vogeley, Mühlenbeck, Schellwitz und Prinz Hohenlohe den Gesetzentwurf, betr. das Kostenwesen in Auseinandersetzungssachen in erster Lesung.
Zum Gesetzentwurf, betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch⸗katho⸗ lischen Bisthümer und Geistlichen meldeten sich 27 Redner zum Wort: 15 gegen die Vorlage: Reichensperger, von Gerlach, von Wendt, Briese, Ibach, Lindemann, von Kleinsorgen⸗ Arnsberg, Franz, Fackeldey, von Schorlemer⸗Alst, Sarrazin, Welter, Borowski, Virnich, Windthorst (Meppen); 12 für die Vorlage: von Sybel, Kapp, Windthorst (Bielefeld), Roevpell, von Bismarck⸗Flatow, Jung, Werner, Loewe, Gneist, Richter⸗ Sangerhausen, Haucke, Graf Bethusy⸗Huc. Zunächst erhielt der Abg. Reichensperger gegen das Gesetz das Wort. Derselbe hatte seine Rede bei Schluß des Blattes noch nicht beendet.
— Die aus dem deutschen Handelsblatt in mehrere öffent⸗ liche Blätter übergegangene Notiz, Inhalts deren nach ameri⸗ kanischem Recht die Ausstellungsgegenstände bei einem finan⸗ ziellen Mißerfolg der Weltausstellung in Philadelphia der Beschlagnahme durch die Gläubiger unterliegen würden, wird in einem bei der Reichs⸗Kommission eingegangenen Telegramm des General⸗Direktors der bezeichneten Ausstellung mit dem Be⸗ merken für unbegründet erklärt, daß nach dem Ausspruch des „Attorney General“ der Vereinigten Staaten eine solche Maß⸗ nahme nicht zulässig sei.
— Der Königlich italienische Major, Chevalier Jerrero, ist zur Beiwohnung der Arbeciten des geodätischen Instituts hier angekommen.
Stettin, 12. März. Bei Beginn der heutigen Sitzung des Kommunal⸗Landtages stellte der Vorsitzende dem Land⸗ tage den Justiz⸗Rath Pitzschky, als Vertreter des erkrankten und beurlaubten Landsyndikus Calow vor.
Es wurden u. A. folgende Proponenda vorgetragen:
Dekret des Ober⸗Präsidenten vom 3. Dezember 1874 nebst Bericht des Provinzial⸗Schulkollegiums von Pom⸗ mern vom 27. November 1874, mit welchem dasselbe die Jahres⸗ rechnung der Kasse der Taubstummenschule zu Stettin für das Jahr 1873 zur Kenntnißnahme überreicht. — Der Landtag hat Kenntniß genommen. Der Beschluß ist vom Vorsitzenden und Referenten vollzogen.
Schreiben des Ober⸗Präsidenten vom 18. Januar 1875, nach welchem
a. die Repartition und Ausschreibung der pro 1874 auf⸗ zubringenden Provinzialbeiträge zu den Prämien⸗Chausseebauten in Aktpommern von überhaupt 165,000 ℳ (55,000 Thlr.) der⸗ gestalt veranlaßt ist, daß die Einziehung und Abführung der⸗ selben an die Königliche Regierungs⸗Hauptkasse zu Stettin bis zum 1. Juni 1875 bewirkt wird, und
b. der Betrag, welchen der Saatziger Kreis von dieser Summe in Vertretung der ehemals märkischen Ortschaften für die Vergangenheit vorweg zu leisten hat, 993 ℳ 79 ₰ (331 Thlr. 7 Sgr. 11 Pf.) beträgt, so daß der Kreis nach Zahlung derselben noch mit 25,285 ℳ 75 ₰ in Schuld verbleibt. — Der Landtag hat Kenntniß genommen. Der Beschluß wird vom Vorsitzenden und Referenten vollzogen. v
welchen die
Dekret des Direktors der Altpommerschen Landstube vom 18 Anhalt.
26. August 1874, mit welchem die Verhandlungen über die an demselben Tage bewirkte 23. Verloosung von 10,000 Thaler pommerscher Provinzial⸗Chausseebau⸗Obligationen I. Emission, 13. Verloosung von 2600 Thaler dergleichen II. Emission und 8. Verloosung von 3000 Thaler dergleichen III. Emission vor⸗ gelegt werden. — Der Landtag hat Kenntniß genommen. Der Beschluß wird vom Vorsitzenden und Referenten vollzogen.
Eingabe des Kuratoriums der Handels⸗ und Gewerbeschule für Frauen und Töchter in Stettin vom 25. Februar 1875, nach welcher dasselbe unter Ueberreichung eines Exemplars seines Be⸗ richts für das Schuljahr 1874 bittet: der für die Provinz Pom⸗ mern unentbehrlichen Anstalt eine jährliche Beihülfe zu gewähren. — Die von der Landstube vorgeschlagene Unterstützung der hiesigen Handels⸗ und Gewerbeschule à 600 Mark jährlich auf 2 Jahre wird genehmigt.
Bericht des General⸗Direktors der Altpommerschen Land⸗ Feuer⸗Sozietät vom 9. Oktober 1874, mit welchen derselbe die General⸗Verwaltungsübersicht der Altpommerschen Land⸗Feuer⸗ sozietät für das Jahr 1873 überreicht. — Von der General⸗ Verwaltungsübersiche der Altpommerschen Land⸗Feuersozietät pro 1873 hat der Landtag Kenntniß genommen. Der Beschluß wird vom Vorsitzenden und Referenten vollzogen.
Bericht des Direktors für das Landarmenwesen in Alt⸗ pommern vom 10. Oktober 1874, mit welchem der⸗ selbe die Oekonomie⸗Wirthschaftsrechnung des Vorwerks der Landarmenanstalt zu Neustettin pro 1. Juli 1873 — 1874 zur Prüfung und Ertheilung der Decharge überreicht. — Die Land⸗ stube wird mit Verfolgung der Monita gegen die Oekonomie⸗ Wirthschaftsrechnung des Vorwerks der Landarmenanstalt zu Neustettin pro 1. Juli 1873/74 beauftragt, im Uebrigen De⸗ charge ertheilt.
Schreiben des Ober⸗Präsidenten vom 5. August 1874, mit welchem derselbe Abschrift eines Reskripts des Mi⸗ nisters des Innern vom 31. Juli 1874, betreffend die Einführung der Reichsmarkrechuung für den allgemeinen Verkehr und die öffentlichen Kassen vom 1. Januar 1875 ab, zur Kenntnißnahme und weiteren Veranlassung übersendet. — Von der Einführung der Reichsmarkrechnung für den allge⸗ meinen Verkehr und die öffentlichen Kassen vom 1. Januar cr. ab hat der Landtag Kenntniß genommen. Der Beschluß ist vom Vorsitzenden und Referenten vollzogen.
Die nächste 3. Sitzung wurde auf morgen Vormittag an⸗ beraumt. WEI1
Bayern. München, 14. März. Se. Königliche Hoheit Prinz Luitpold, welcher vorgestern sein 54. Geburtsfest be⸗ ging, erhielt von Ihrer Majestät der Königin⸗Mutter, dem Prinzen Adalbert und dem Prinzen und der Prinzessin Leopold Gratulationsbesuche.
— Die Kammer der Reichsräthe hat in ihrer ersten Sitzung am 11. d. M. den Gesetzentwurf, „die Brandver⸗ sicherungs⸗Anstalt für Gebäude in den Landestheilen diesseits des Rheines betreffend, in der Fassung der Kammer der Abgeordneten angenommen, nur zu Artikel 91 Absatz 2, welcher bestimmt, daß in Jahren, in denen sich Aktivüberschüsse ergeben, das Staats⸗Ministerium aus diesen zur Unterstützung verunglückter Feuern. männer, sowie zur Förderung des Feuer⸗ löschwesens bis zu 96 Prozent der Gesammtsumme der regel⸗ mäßigen Beiträge entnehmen kann, wurde beschlossen, „3 Prozent“ statt 10 Prozent einzusetzen. Der Ausschuß hatte beantragt, den Absatz 2 ganz zu streichen.
In der Sitzung der Reichsräthe vom 12. d. M. er⸗ stattete Reichsrath Frhr. zu Franckenstein Bericht über die Ge⸗ schäftsführung des Schuldentilgungs⸗Kommissärs, Frhrn. v. Schrenk. Dem Berichte selbst ist Folgendes zu entnehmen: Im Laufe des Jahres 1873 fanden seit der letzten Berichterstattung in den Monaten November und Dezember Verloosungen heim⸗ zuzahlender Staatsschulden⸗Obligationen nicht mehr statt, im Jahre 1874 waren sie auf die normale Zahl beschränkt, da die Quelle der Kriegsentschädigungsgelder nahezu erschöpft ist. Die Summe der durch Verloosung heimbezahlten Staatsschuldscheine beträgt 3,221,300 Fl.; die allgemeine Staatsschuld betrug Ende Oktober 1873: 135,566,108 Fl. 50 ½ Kr., am Ende des Jahres 1874: 120,136,558 Fl. 50 ¼ Kr., sie hat sich also um 15,429,550 Fl. gemindert. Die Eisenbahnschuld hat sich gemehrt um 32,579,100 Fl., in Folge der gesetzlichen Anordnung des Baues neuer Eisenbahnen. Die Grundrenten⸗Ablösungsschuld hat sich gemehrt um 4,507,850 Fl. Die Pensions⸗Amortisations⸗Kassa⸗ schuld hat sich vermindert um 61,546 Fl. 14 ⅞ Kr.
Sachsen. Dresden, 15. März. Das „Dr. J.“ meldet: Zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Deut⸗ schen Kaisers und Königs von Preußen findet am 22. d. M. in den Paradesälen des Königlichen Schlosses ein Galadiner statt, zu welchem Einladungen an den am hiesigen Hofe beglaubigten Königlichen preußischen Gesandten, an mehrere hier weilende preußische Generäle, sowie an den Kaiserlichen Ober⸗ post⸗ und den Kaiserlichen Telegraphen⸗Direktor, an den König⸗ lich preußischen Zollvereinsbevollmächtigten ꝛc. ergangen sind.
Württemberg. Stuttgart, 15. März. (W. T. B.) Der Landtag ist heute Mittag 12 Uhr durch den Minister des Innern v. Sick im Namen des Königs eröffnet worden. In der Eröffnungsrede wird auf die Abänderung verschie⸗ dener Landesgesetze hingewiesen, die zur Durchführung der be⸗ züglichen Reichsgesetzgebung, namentlich in Bezug auf das Reichsgesetz über die Beurkundung des Personenstandes und der Eheschließung und bezüglich des Reichmünzgesetzes und des Reichsbeamtengesetzes nothwendig geworden sei. Betreffs des Staatshaushalts⸗Etats für das folgende Jahr wird hervor⸗ gehoben, daß der gesteigerten Bedürfnisse ungeachtet eine Steuer⸗ erhöhung nicht erforderlich sei. Die aus der französischen Kriegs⸗ entschädigung und einzelnen Verwaltungszweigen disponiblen Gelder sollen zu außerordentlichen Ausgaben für volkswirth⸗ schaftliche und Bildungszwecke verwendet werden. Als weitere Landtagsvorlagen werden erwähnt die mit der Fortsetzung der Verfassungsreform in Verbindung stehenden Gesetzentwürfe über Ersetzung des Geheimen Raths durch ein Staats⸗Ministerium und über die Verantwortlichkeit der Minister, sowie ein Gesetzentwurf über die Verwaltungs⸗Rechtspflege.
— Am nächsten Freitag, am Vorabend des Tages, auf Feier des Geburtstages des Deutschen Kaisers verlegt ist, begeht die hiesige Bürgerschaft dieses Fest durch ein Banket in der Liederhalle. 8
Mecklenburg. Malchin, 16. März. (W. T. B.) Die Stände haben die Vorschläge der mecklenburg⸗strelitzer Regierung über Verwendung der Gelder aus der französischen Kriegsentschädigung abgelehnt und ihren Antrag wieder⸗ holt, die letzteren vollständig zur Schuldentilgung zu verwenden.
Dessau, 14. März. Se. Hoheit der Erb⸗ prinz und Ihre Königliche * die Erbprinzessin von Hohenzollern sind mit Gefolge gestern Abend zum Besuche am diesseitigen Hofe hier eingetroffen.
— Der kürzlich ernannte Commandeur der 14. Infanterie⸗ Brigade, Oberst v. Nachtigal, ist am 12. hier angekommen, um bei Sr. Hoheit dem Herzoge sich vorzustellen, und Besichti⸗ gungen im hiesigen Regimente vorzunehmen. Derselbe wird an der heutigen Hoftafel theilnehmen.
— In der Plenarsitzung des Landtags am 10. d. M. passirte, wie die „M. Z.“ meldet, der Gesetzentwurf, betreffend Enteignung von Grundeigenthum in amendirter Form mit gro⸗ ßer Majorität die zweite Lesung. Kammerherr von Kalitsch, Vertreter des großen Grundbesitzes, wurde als bürgerliches Mit⸗ glied für die Ober⸗Militärersatzkommission gewählt. Den Entwurf einer Novelle zu dem Gesetze vom 29. Juni 1871 über den Unter⸗ stützungswohnsitz hat der Landtag nach den Vorschlägen seiner beiden Kommissionen für Angelegenheiten der inneren Verwal⸗ tung und für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten wegen man⸗ gelnden Bedürfnisses abgelehnt; ebenso den Antrag der Staats⸗ regierung, die Gründung eines allgemeinen Pfarrbesoldungs⸗ fonds betreffend. In einer Resolution gab jedoch der Landtag seine Bereitwillgkeit zu erkennen, die Summe von 10,000 Thlr. zur Erhöhung der Pfarrbesoldungen aus Staatsmitteln zu be⸗ willigen, falls durch Synodalbeschluß die Gründung eines all⸗ gemeinen Pfarrbesoldungsfonds zu Stande kommen sollte. In einer zweiten Resolution drückte er seine Geneigtheit aus, zur Entschädigung der Geistlichen für die vom nächsten Jahre ab aufzuhebenden Stolgebühren im bernburgischen Landestheile — in Dessau⸗Köthen werden die Geistlichen schon aus der Staats⸗ kasse dafür entschädigt — die Summe von 3000 Thlr. dauernd zu bewilligen. Es soll nämlich auch diese Angelegenheit von der Synode erledigt werden. “ 8
Großbritannien und Irland. (Monatsübersicht für Februar.) Fast während des ganzen vergangenen Monats verweilte die Königin in Osborne auf der Insel Wight, welche sie erst am 26. in Begleitung der Prinzessin Beatrice und des Prinzen Leopold, dessen Besserung erfreuliche Fortschritte gemacht hatte und welcher nach seiner vollständigen Wiederherstellung seine unterbrochenen Stu⸗ dien in Oxford fortzusetzen gedenkt, verließ, um ihren Aufenthalt in Windsor zu nehmen. Der Prinz von Wales hatte sich zu Anfang des Monats nach Brüssel begeben, um dort am 4. der Vermählung der Prinzessin Louise von Belgien mit dem Prinzen Philipp von Sachsen⸗Coburg beizuwohnen, von wo derselbe in Begleitung des regierenden Herzogs von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, welcher der Königlichen Familie einen kurzen Besuch abstattete, wieder in London eintraf.
Die Eröffnung des Parlamentes erfolgte am 5. in her⸗ kömmlicher Weise durch eine Königliche Kommission, da sich die Königin in Folge der Erkrankung des Prinzen Leopold genöthigt ge⸗ sehen hatte, ihre Absicht, das Parlament in Person zu eröffnen, aufzu⸗ geben. In der von dem Lordkanzler verlesenen Thronrede wird zunächst des freundschaftlichen Verhältnisses Großbritanniens zu den übrigen Mächten gedacht und ein größeres Gewicht als bis⸗ her auf die Mitwirkung Englands zur Erhaltung des europäischen Friedens gelegt. Die Brüsseler Konferenz wird als im Prinzip zwar wichtig, praktisch jedoch ziemlich resultatlos bezeichnet und hin⸗ zugefügt, daß, bei der Unmöglichkeit, eine Uebereinstimmung zu erzie⸗ len, die Einladung zu ferneren Unterhandlungen abgelehnt worden sei. Was die Frage der Anerkennung des Prinzen von Asturien als König von Spanien betreffe, so liege dieselbe dem Mi⸗ nisterium vor und werde eine Entscheidung demnächst erfolgen. Die Botschaft beschäftigt sich dann weiter mit den Zuständen an der Goldküste und denen Indiens, wo es gelungen, die drohenden Gefahren der Hungersnoth glücklich abzuwenden, er⸗ wähnt der Besitznahme der Fidschi⸗Inseln und geht dann zur Finanzlage des Landes über, welche als durchaus günstig dargestellt wird, ungeachtet der Handel gegen frühere Jahre um etwas abge⸗ nommen habe. In Folge der im vergangenen Jahre bewilligten Steuerverminderung habe sich der Konsum gesteigert, wodurch der Ausfall hinreichend gedeckt scheine. Irland habe sich so voll⸗ ständig beruhigt, daß die Aufhebung der bisher bestandenen Ausnahmemaßregeln beantragt werden könne. Die Königin empfiehlt ferner Gesetze zur Erleichterung der Uebertragung von Grundeigenthum, zur Rekonstruktion der Gerichtsbarkeit, zur Verbesserung der Wohnungen der arbeitenden Klassen, zur Reform der Sanitätspolizei, zur Verhütung der Verunrei⸗ nigung von Flüssen, zur Verbesserung und Verein⸗ fachung der auf Wohlthätigkeitsvereine bezüglichen Gesetze, zu Reformen in der Schiffahrtsgesetzgebung, zur Verschärfung der Gesetze behufs Bestrafung persönlicher Gewaltthätigkeit, zur
Errichtung einer Staatsanwaltschaft und zur Verbesserung der
Pachtgesetze. Die übliche Antwortsadresse, welche im Oberhause von Lord Donoughmore, den Lord Rayleigh unterstützte, im Unterhause von Hrn. Stanhope, dem Hr. Whitelaw sekundirte, beantragt worden war, wurde in beiden Häusern ohne längere Debatten einstimmig angenommen und der Königin am 12. von dem Earl of Beauchamp und Lord Henry Somerset überreicht.
Im Oberhause gelangten von den Vorlagen der Regie⸗ rung die Bills, betreffend die Uebertragung von Grundeigen⸗ thum und die Reform der Gerichtsbarkeit sowie die Vorlage betreffs. Abänderung der gegenwärtigen Patentgesetzgebung, zur zweiten Lesung. Ebenso die von Lord Lyttelton eingebrachte Vorlage, wonach in denjenigen Diöcesen, welche zu sehr ange⸗ wachsen sind, neue Bischofssitze gegründet werden sollen, ohne daß den Inhabern derselben jedoch Sitz und Stimme im Parlamente zu Theil werde, und der Antrag des Bischofs von Peterborough gegen Simonie in der englischen Staatskirche. Ein von Lord Stratheden ge⸗ stellter Antrag auf Vorlegung der Korrespondenz, welche auf den angeblichen Abschluß von Handelsverträgen zwischen einzel⸗ nen europäischen Mächten einer⸗ und Serbien und Rumänien andererseits Bezug hätte, wurde von dem Earl of Derby, dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, ablehnend beant⸗ wortet.
Im Unterhause kamen die Regierungsvorlagen, betreffend die Verbesserung der Arbeiterwohnungen, die Verbesserung der Wohlthätigkeitsvereine, den Stellenausttausch der Offi⸗ ziere, die Verfälschung von Nahrungsmitteln und die Re⸗ gulirung der Gebühren der Wahlbeamten zur zweiten Lesung. Von den Mitgliedern des Hauses wurde von Lord Elcho eine Vorlage eingebracht, betreffend die vollständige Umformung der hauptstädtischen Verwaltung durch Konsolidirung der verschiede⸗ nen Stadtbezirke mit der eigentlichen Stadt London (City) unter dem Lordmayor, und die Bildung einer eigenen Graf⸗ schaft London; ferner stellte Hr. Newdegate, wie alljährlich, den Antrag, es möge eine Kommission eingesetzt werden, welche Er⸗
Dublin, Hr.
Majorität über seinen konservativen Gegner.
Pvrozesse bekannte, frühere Advokat Kenealy gewählt.
S
—
Graefschaft Tipperary in Irland war der bekannte irische Agitator
Kreditive
beauftragt
hebungen über die katholischen Ordensanstalten in England zu machen habe. Abgelehnt wurde die Vorlage der Regierung für den Schutz jagdbarer Thiere in Schottland und der Antrag
auf Legalisirung der Ehe eines Wittwers mit der Schwester seiner verstorbenen Frau.
Für die Wahldistrikte Norwich und St. Ives wurden Neu⸗ wahlen angeordnet. Bei den im Laufe des Monats vorge⸗ nommenen Nachwahlen wurde der zum Solicitor⸗General für Irland beforderte bisherige Vertreter der Universität Plunkett, ohne Opposition wiedergewählt. In Chatham fiel die Wahl zu Gunsten der Kon⸗ servativen aus. Der Kandidat derselben, Hr. Porst, erhielt zwar eine geringere Majorität als den Konservativen bei
der allgemeinen Wahl im vergangenen Jahre zu Theil geworden
war, doch ist der Sieg desselben insofern immer von hoher Be⸗ deutung, als die Wahlen in Chatham in früheren Jahren immer im liberalen Sinne ausgefallen waren. In Stroud, dem Distrikte, in welchem im vergangenen Jahre sämmtliche Wahlen wegen Bestechlichkeit der Wähler für ungültig erklärt worden waren, siegte der liberale Kandidat Marling mit bedeutender In Stoke⸗on⸗ Trent wurde der der Opposition angehörige, aus dem * in der
John Mitchell, welcher 1852 wegen seiner Theilnahme an dem Aufstande von 1848 zu funfzehnjähriger Deportation verurtheilt und später von Australien nach den Vereinigten Staaten ge⸗
flüchtet war, als Kandidat aufgestellt und, da kein Gegenkandidat
nominirt worden war, einstimmig gewählt worden. Das Parla⸗ ment hat demselben wegen seiner noch nicht abgebüßten groben politischen Verbrechen die Fähigkeit, einen Sitz im Unterhause ein⸗ nehmen zu können, absprechen müssen und eine Neuwahl an⸗ geordnet, doch ist John Mitchell von seinen Anhängern in Irland abermals als Kandidat in Vorschlag gebracht worden und hat derselbe auch einen Aufruf erlassen, worin er Alle, welche bei der ersten Wahl für ihn gestimmt haben, aufgefordert hat, auch bei der Neuwahl ihre Stimmen für ihn abgeben zu wollen. Nachdem sich die Regierung für die Anerkennung des Königs Alfons XII. von Spanien entschieden, hat der Gesandte Großbritanniens in Madrid, Hr. Layard, am 27. seine überreicht. Von Seiten des Auswärtigen Amts ist die mit der spanischen Regierung in der Virginius⸗ Angelegenheit geführte Korrespondenz veröffentlicht worden. Dennoch hat Spanien am 14. Dezember eine Entschädigungs⸗
summe von 6700 Pfd. Sterl. für die an Bord obigen Schiffes
ergriffenen und erschossenen englischen Unterthanen gezahlt. Der Rest von 1000 Pfd. Sterl. soll sofort nach Schluß der Ver⸗
handlungen ausgezahlt werden.
8 Am 20. wurde der zwischen Großbritannien und der schweize⸗ rischen Eidgenossenschaft abgeschlossene Auslieferungs⸗ vertrag, welcher am 1. März in Kraft getreten ist, publizirt, Der aus dem Kriege gegen die Aschantis bekannte General Wolseley ist mit der Reorganisation der Kolonie Natal worden. Behufs Unterstützung desselben bei dieser Aufgabe sind sechs Kriegeschiffe von den Falkland⸗Inseln nach dem Kap der guten Hoffnung beordert worden. Die an die Krone von Großbritannien abgetretenen Fidschi⸗Inseln sind, unter dem Namen der Kolonie von Fidschi, zu einer besonderen Kolonie vereinigt worden, zu deren Gouverneur Sir Arthur Hamilton Gordon, früher Gouverneur von Mauritius, ernannt worden ist. Zugleich hat die Regierung beschlossen, unter dem⸗ selben ein Konsularsystem für Polynesien einzuführen, um auf diese Weise dem Menschenhandel in der Südsee wirksam ent⸗ gegen treten zu können. Die im vergangenen Jahre eingesetzte Arbeiter⸗Gesetz⸗ gebungs⸗Kommission hat dem Parlamente ihren Bericht eingereicht. Eine Einigung ist nach demselben unter den ver⸗ schiedenen Mitgliedern der Kommission, in welcher der Abgeord⸗ nete Macdonald allein die Opposition bildete, nicht erreicht worden. Die Majorität fand die Fassung der betreffenden Ge⸗ setze allerdings mangelhaft, die gegen dieselben erhobene Anklage aber unbegründet und unhaltbar. Die Gesetze seien wesentlich nothwendig, die Grundgedanken derselben richtig und, nament⸗
lich die Criminel Law Amendement Akte, wie sich aus den stati⸗
stischen Nachweisungen ergebe, von entschieden segensreicher Wir⸗ kung. Die Majorität empfiehlt daher nur einzelne Abänderun⸗ gen, während Macdonald, welcher einen besonderen Bericht eingereicht hat, sich für weitere legislatorische Maßregeln und Aufhebung der noch bestehenden Beschränkungen aussprach. In Arbeiterkreisen billigte man allgemein das Verfahren Macdonalds und haben die Londoner Arbeitervereine bereits Versammlungen zur Berathung des Berichtes abgehalten. Auch sollen, wenn nöthig, große Demonstrationen in den Haupt⸗Industriestädten Englands veranstaltet werden.
Das dem Parlamente vorgelegte Marinebudget für das Finanzjahr 1875/76 übersteigt des des laufenden Jahres um 344,539 Pfd. Sterl. Die Gesammtsumme desselben beläuft sich auf 10,784,044 Pfd. Sterl. Die hauptsächlichen Mehrausgaben betreffken die Löhnung der Matrosen und Marinesoldaten
(+ 32,405 Pfd. Sterl.), Verpflegung und Kleidung ( 21,047
Pfd. Sterl.), Küstenwache und Reserve der Marine (+ 25,194 Pfd. Sterl.), Schiffsbauhöhe (+ 68,743 Pfd. Sterl.), Schiffs⸗ bedürfnisse (‧ 85,841 Pfd. Sterl.) und Dampfmaschinen, und auf Privatwerften gebaute Schiffe (+ 73,929 Pfd. Sterl.). Die Minderausgabe für einzelne Posten, worunter Pensionen, Beförderung von Truppen, Errichtung neuer Gebäude und Reparatur derselben, beträgt 42,757 Pfd. Sterl.
Die Zahl der Offiziere und Seeleute ist auf 46,000, die der
Marinesoldaten auf 14,000, genau wie im vergangenen Jahre
normirt. Nach dem ebenfalls veröffentlichten Armee⸗Budget be⸗
laufen sich die Gesammtausgaben auf 14,677,700 Pfd. Sterl. für das kommende Jahr, gegen 14,455,000 Pfd. Sterl. im lau⸗ fenden Finanzjahre, mithin 192,400 Pfd. Sterl. mehr. Den
bedeutendsten Zuwachs zeigen folgende Posten: Sold des Ge⸗
neralstabes und der Regimenter (+ 108,500 Pfd. Sterl.), Got⸗ tesdienst (+ 3000 Pfd. Sterl.), Medizinalabtheilung (+ 6400 Pfd. Sterl.), Bekleidungsgegenstände (+ 15,000 Pfd. Sterl.), Kriegsmaterial und andere Vorräthe (+ 16,000 Pfd. Sterl.), militärische Bauten (+ 6600 Pfd. Sterl.). Eine Abnahme von im Ganzen 10,800 Pfd. Sterl. zeigt sich bei Provisionen, Fourage, Heizungsmaterial und dem Transporte von Truppen. Die Stärke des Heeres ist auf 129,281 Mann festgesetzt wor⸗ den, 287 mehr als in diesem Jahre, obgleich 773 Mann bei
den Stäben der Brigade⸗Depots in Fortfall kommen. Dem Kriegs⸗Ministerium ist von Seiten des Herzogs
Armee hingewiesen un 2 2 — 1 betont wird, ohne welche die gewünschten Erfolge nicht erzielt hehr, da bei dem jetzigen Zustand
Kriegswesens das General⸗Kommando die Verantwortlich⸗ keit für die Wirksamkeit der ihm unterstehenden Maschinerie in gewissen Fällen nicht übernehmen könne. Die Veranlassung zu diesem Memorandum scheinen die Unzuträglichkeiten, welche mit der Verwaltung militärischer Angelegenheiten durch Civilpersonen und die der Armee gegenüber befolgte übermäßige Sparsamkeit gegeben zu haben.
Die gesammten Staatseinnahmen während der ab⸗ gelaufenen 11 Monate des Finanzjahres beliefen sich auf 67,188,835 Pfd. Sterl. gegen 68,411,419 Pfd. Sterl. in der ent⸗
sprechenden Periode des Vorjahres. In dem Budget für das am 31. März ablaufende Jahr waren die Gesammteinnahmen auf
74,425,000 Pfd. Sterl. angenommen worden, so daß die noch fehlende Summe sich auf 7,236,165 Pfd. Sterl. beläuft. Die Gesammt⸗ ausgaben bis zum 1. März betrugen 66,944,976 Pfd. Sterl. gegen 69,043,897 Pfd. Sterl. in dem entsprechenden Zeitraume des Finanzjahres 1873/74. Das Staatsguthaben in der Bank von England am 1. März war 4,225,554 Pfd. Sterl. Dem Parlamente sind außerdem noch verschiedene Nachträge zum
Budget und Ueberschreitungen einzelner Etats per 1874/,75
vorgelegt worden, wie dies bei der Expedition an der Westküste
Afrikas, dem Telegraphenwesen und einigen anderen Departe⸗
ments der Fall gewesen ist, und beträgt die nachgeforderte Summe im Ganzen 776,900 Pfd. Sterl. 1 Sh. 4 d.
Den amtlichen Angaben des Handelsamts zufolge be⸗ trug der Gesammtausfuhrwerth britischer und irischer Produkte für Januar nur 16,986,760 Pfd. Sterl., gegen 19,472,867 Pfd. Sterl. im Januar 1873, was einer Abnahme von 12 ¼ Prozent gleichkommt. Der Werth der Gesammteinfuhr dagegen hat um 3 ½ Prozent zugenommen und belief sich auf 32,375,675 Pfd. Sterl. für Januar 1874, gegen 31,274,404 Pfd. Sterl. in dem entsprechenden Monate des Vorjahres. Von den Ausfuhrartikein nahmen, dem Werthe nach, am meisten ab: Baumwollengarn um 22 Proz., Leinengarn um 24 Proz., Wollengarn um 18 Proz und Kohlen um 38 Proz. Von den Einfuhrartikeln hat Weizen in Folge der guten heimischen Ernte, dem Werthe nach, um 46 ½ Proz. abgenommen, Baumwolle um 11 Proz. zugenommen. Für den Februar betrug der Werth der Ausfuhr 17,467,256 Pfd. Sterl., oder etwas mehr als 4 Proz. weniger als im Februar 1874. Die bedeutendste Abnahme zeigte sich bei Kohlen, Leder, Maschinen und Seidenwaaren, dagegen hatte die Ausfuhr von Baumwollen⸗, Leinen⸗ und Wollen⸗, sowie Eisen⸗ und Stahlwaaren sich etwas gehoben. Der Gesammtwerth der Einfuhr für den Februar be⸗ trug 25,925,518 Pfd. Sterl., oder nahezu 21 Proz. weniger als im Februar vorigen Jahres.
Die am 1. Februar, in Folge der Weigerung der Arbeiter sich eine Lohnreduktion von 10 Proz. gefallen zu lassen, in den Kohlengruben und Eisenwerken von Süd⸗Wales eingetretene Arbeitersperre hat, ungeachtet mehrfacher Bemühungen von Geist⸗ lichen und Laien der verschiedensten Bekenntnisse, ihr Ende noch nicht erreicht, dieselbe erscheint vielmehr einem Abschlusse ferner als je zu sein, da die Arbeiter jetzt Aussicht auf Unterstützung aus anderen Theilen des Reiches haben. Bei einer in Manchester am 24. abgehaltenen Sitzung des Aus⸗ schusses der nationalen Kohlengrubenarbeitervereinigung hielt der Vorsitzende, der Arbeiterdeputirte für Stafford, Hr. Macdonald, eine leidenschaftliche Rede zu Gunsten der Arbeiter in Süd⸗Wales, in welcher er rieth den Arbeitern auf jede Weise beizustehen, um so die Vereinigung der Besitzer zu vernichten. Auf dieser Ver⸗ sammlung wurde der Beschluß gefaßt sofort 1000 Pfd. Sterl. zur Abhülfe zu schicken und die Erhebung eimes Wochenbeitrages von 6sd.
von jedem Arbeiter zu empfehlen. Fuͤr die Dauer dürfte indessen auf
eine thatkräftige Unterstützung nicht zu rechnen sein, da sich während des Monats auch in den übrigen Bergwerksdistrikten die Anzeichen einer baldigen Herabsetzung der Löhne, und damit verbundener Strike bez. Arbeitersperren, gemehrt haben. 1
Von Hrn. Gladstone ist eine neue, gegen die Uebergriffe der römisch⸗katholischen Kirche gerichtete Broschüre: „Vaticanismus“ erschienen. Der Verfasser hält darin die früher von ihm er⸗ hobenen Anklagen aufrecht, und meint, er wolle den Frieden, Rom aber, das augenblicklich mit der halben Christenheit Krieg führe, wolle den Krieg, er halte es deshalb auch-für seine Pflicht, bei der Größe der Gefahr, auf den heranrückenden Feind aufmerksam zu machen.
Frankreich. Paris, 16. März. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht die Ernennung von Desjardins (Mon⸗ archist), Bardoux (konservativer Republikaner) und Passy (Mon⸗ archist) zu Unterstaatssekretären in den Ministerien des Innern resp. der Justiz und Finanzen. Jourdain (Monarchist) wurde zum General⸗Sekretär im Ministerium des öffentlichen Unter⸗ richts ernannt.
— 15. März. (W. T. B.) Das „Univers“ veröffentlicht
einen von Cabrera abgefaßten Entwurf einer Proklamation an
die Carlisten, die Vorschläge für ein Convenio enthält. Der Entwurf ist von Paris vom 11. d. M. datirt. — Hier ein⸗ getroffene Marseiller Bläiter enthalten die Mittheilung, daß der Kaiser von Japan die Absicht habe, Frankreich zu besuchen und in Begleitung von drei japanischen Kriegsschiffen im August d. J. seine Reise dahin antreten werde.
Versailles, 15. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung wurde der Herzog von Audiffret⸗Pasquier mit 418 von 598 abgegebenen gül⸗ tigen Stimmen zum Präsidenten der Versammlung gewählt. 133 Stimmzettel waren unbeschrieben. Die Wahl des Vize⸗ Präsidenten wurde. auf morgen festgesetzt. — Vom Bischof Dupanloup wurde der Antrag eingebracht, den Gesetzentwurf, betreffend die Freiheit des höheren Unterrichts in einer der nächsten Sitzungen auf die Tagesordnung zu setzen. Auf Ersuchen des Unterrichts⸗Ministers Wallon wurde indessen be⸗ schlossen, die Berathung dieser Vorlage bis nach den Osterferien zu vertagen.
Italien. Rom, 15. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer legte der Ministerpräsident und Finanz⸗Minister Minghetti seinen Bericht über die Cirku⸗ lation des Papiergeldes und die Lage des Staats⸗ schatzes im Jahre 1874 vor und brachte ferner das definitive Budget für 1875, sowie das vorläufige Budget für 1876 ein. Der Minister hob in seinen mündlich hinzugefügten Erläuterungen namentlich hervor, daß sich das Defizit der Staatskasse für 1874 auf 102 Millionen gestellt habe, von welchem Betrage 40 Mil⸗ lionen durch Ausgabe von Papiergeld und 62 Millionen durch
die vorhandenen Mittel des Staatsschatzes gedeckt seien. Die
finanzielle Lage des Budgets von 1874 habe sich jedoch schließ⸗ lich im Vergleich mit den Voranschlägen um 43 Millionen besser gestaltet, theils in Folge von Ersparungen, theils durch Ver⸗ mehrung der Einnahmen. Minghetti gab darauf eine Uebersicht über die Lage der Staatsschulden und wies sodann nach, daß
ektifizirte Budget f
1875 unter Hinzurechnung der⸗
jenigen Ausgaben, welche durch die bisher eingebrachten Gesetz⸗ entwürfe veranlaßt werden würden, einen Betrag von 50 Millio⸗ nen erfordern werde. In Anbetracht der sonst noch vorhandenen Aktiva und Passiva würden pro 1875 ungefähr 80 Millionen nöthig sein, um den Ausfall zu decken, ein Betrag, welcher aus den bereiten Mitteln des Staatsschatzes beschafft werden könne. Der Minister erklärte, daß sonach spezielle Maßnahmen nicht erforderlich sein würden, er sei sogar der Ansicht, daß er für das laufende Jahr noch von der Ausführung der in Betreff der Tabaksobligationen in Aussicht genommenen Finanzoperationen würde absehen können. — Das vorläufige Budget für 1876 weise ein Defizit von 24 Millionen auf, welches sich durch die in den eingebrachten und noch nicht zur Diskussion gelangten Gesetz⸗ entwürfen vorgesehenen Ausgaben noch vergrößern werde. Wenn die Kammer jedoch die von dem Minister vorgeschlagenen Einnahmen genehmigen werde, würden dadurch nicht allein diese Ausgaben gedeckt, sondern auch das Gleichgewicht im Budget vollständig hergestellt werden können. Der Minister stellte schließlich das dringende Ersuchen, die Berathung der Vorlagen thunlichst zu beschleunigen, deren Erledigung vom Lande mit Ungeduld er⸗ wartet würde.
— In dem heute abgehaltenen Konsistorium hat der Papst die Erzbischöfe Gianelli, Ledochowski, Mac Closkey, Manning, Dechamps und Bartolini zu Kardinälen ernannt und sich die Kreirung von 5 weiteren Kardinälen vorbehalten. Der Papst vollzog ferner die Ernennung von mehreren Bischö⸗ fen und hielt alsdann eine Allokution.
Ein zweites Telegramm meldet: Die in dem heutigen Kon⸗ sistorium vom Papst in petto reservirten 5 Kardinäle sind, wie die „Opinione“ mittheilt, Nina, Pacca, Randi, Vitelleschi und Antici⸗Mattei. In der Allokution an das Konsistorium sprach, demselben Blatte zufolge, der Papst sein Bedauern aus, daß er die Ernennung der Kardinäle nicht in der sonst her⸗ kömmlichen feierlichen Weise vornehmen könne, im Uebrigen erging er sich in Klagen über die Verhältnisse in Italien, über das Vorgehen gegen die Kirche, über die Konskriptionsgesetze, über die Einrichtung der Schulen, über welche der Kirche selbst in Rom die Aufsicht entzogen worden sei. Der Papst schloß seine Ansprache mit Lobeserhebungen über die Kollektiverklärung der deutschen Bischöfe, betreffend die künftige Papstwahl.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. März. Wie bereits erwähnt, hat der Bankausschuß beschlossen, die Ver⸗ theilung des Gewinnes der Reichsbank so vorzunehmen, daß dem „Riksgäldskontor“ ¾ des Gewinnes überwiesen werden, der Rest der Reichsbank verbleibt. Dagegen hatten mehrere Mit⸗ glieder empfohlen, die Hälfte dem Riksgäldskontor zu überschreiben und die andere Hälfte der Bank zu belassen. Beide Auslassungen wurden heute in beiden Häusern besprochen. In der ersten Kammer wurde der Vorschlag des Ausschusses nach kurzer De⸗ batte gutgeheißen, dagegen in der Zweiten Kammer verworfen und die Auslassung der Reservanten mit 112 gegen 27 Stimmen an⸗ genommen.
— Gestern Nachmittag wurde in Gegenwart des Königs und mehrerer höherer Staats⸗ und Hofbeamten der Grundstein zur musikalischen Akademie mit den üblichen Ceremonien gelegt.
— 6. März. Bei der heutigen gemeinschaftlichen Abstim⸗ mung beider Kammern wurde die Gehaltszulage von 1000 Kronen für den General⸗Direktor und Chef der Landmesserei mit 191 gegen 88 Stimmen verweigert, ebenso der Antrag wegen gleicher Gehaltserhöhung für den Ober⸗Statthalter mit 166 gegen 127 Stimmen. Dagegen wurden die im Etat angesetzten Zulagen für die Landsekretäre, Landeskämmerer und Landrentmeister genehmigt. 1
— Die Arbeiten behufs Erweiterung des Malmöer Hafens werden trotz der großen Kälte energisch betrieben und sind 650 Leute stetig in Arbeit.
— 9. März. In beiden Kammern wurde gestern die Debatte über den vierten Haupttitel des Etats fortgesetzt. An der Ersten Kammer wurde die Regierungsvorlage Punkt 4, Verstärkung des Unteroffiziercorps beim Garde⸗Regiment zu Fuß genehmigt, obgleich der Ausschuß bezüglich Punkt 5, Anstellung von Bataillons⸗Pferdeärzten bei dem Kavallerie⸗Regiment em⸗ pfohlen worden, und schloß sich der Reichstag dieser Ansicht an. — Bei Besprechung des Punktes 15, Bewilligung von 400,000 Kr. als außerordentliche Ausgabe zu Uebungen der Indella⸗Armee und Vermlands⸗Feldjäger⸗Regiment, machte der Minister des Auswärtigen darauf aufmerksam, daß man bei Einführung der neuen Heeresordnung behufs Deckung des Mehr⸗ bedarfes von Offizieren und Unteroffizieren nothgedrungen Er⸗ satz aus der Indella⸗Armee schaffen müßte. Um nun diesen Uebergang zu erleichtern, wäre es wünschenswerth, die in Frage stehenden Uebungen so viel als thunlich auszudehnen, um einen möglichst geübten Offizier⸗Stamm zu bekommen. — Nach län⸗ gerer Debatte wurde der Antrag Klint, Bewilligung von nur 270,000 Kronen angenommen. — Die im Etat für 1876 als außerordentliche Ausgabe figurirenden 19,250 Kronen Theuerungszulage für Beamte der Armeeverwaltung fanden ebenfalls Genehmigung. — Der Ausschuß hatte die von der Re⸗ gierung ferner verlangten 484,000 Extraord. zur Beschaffung von Gewehren für die Infanterie mit dem Bemerken zur An⸗ nahme empfohlen, daß der Reichstag vorher davon unterrichtet wird, falls ein anderes Modell als das jetzige eingeführt werden soll. Der Minister des Auswärtigen empfahl Streichung dieser Bedingung, damit die Regierung nicht behindert sei, ein eventuell anerkannt vortheilhafteres Modell anzunehmen. Die Auslassung des Ausschusses wurde bestätigt. Ebenso wurden hunderttausend Kronen zur Beförderung des Scharfschützenwesens und die Mittel zum Bau einer Kaferne für das Svea⸗Leibgarde⸗Regiment bewilligt.
3n der Zweiten Kammer fand der Antrag wegen Extra⸗ bewilligung von 484,000 Kr. zur Beschaffung von Gewehren heftige Angriffe. Graf Posse machte auf die Kosten und Schwie⸗ rigkeiten aufmerksam, welche eine Abänderung des jetzigen Re⸗ mington⸗Gewehres zur Folge haben würde, und empfahl nur 200,000 Kr. zur Beschaffung von Gewehrstheilen unveränderten Modells zu bewilligen, welcher Ansicht sich die Kammer mit großer Majorität anschloß.
Amerika. Aus Philadelphia wird der „Times“ vom 11. d. M. per Kabel gemeldet: Spätere Berichte über die Wahl in New⸗Hampshire ergeben, daß, während die Republikaner eine Majorität über die Demokraten erlangt haben, wegen der sich vertheilenden Stimmen kein Gouverneur gewählt wurde. Die Legislatur wird demnach durch die Republikaner kontrollirt werden. Zwei Republikaner und ein Demokrat wurden in den Kongreß gewählt. — Der General⸗Direktor der Internationalen Aus⸗ stellung von 1876 hat heute die amtliche Anzeige erhalten, daß die Regierung der Vereinigten Staaten die Summe von 500,000 Dollars für die Zwecke der Ausstellung bewilligt hat. — Eine