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Um 5 Uhr war die ganze Königliche Familie, sowie sämmt⸗ liche Fürstlichen Gäste zur Familientafel bei Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen vereinigt; das Gefolge speiste an der Marschallstafel im Königlichen Schlosse.
Am heutigen festlichen Tage wurde zur Reveillezeit von der Kuppel der Schloßkapelle von dem Trompeterchor eines Kavallerie⸗Regiments ein Choral geblasen.
Die Häuser Berlins, die theilweise schon am Sonnabend und Sonntag geflaggt hatten, zeigen heute bis in die entlegen⸗ sten Stadttheile einen reichen Fahnenschmuck, und in den Haupt⸗ straßen bewegte sich schon vom frühen Morgen an ein festlich froh gestimmtes Publikum, das namentlich Unter den Linden und in der Nähe des Kaiserlichen Palais sich zahlreich an⸗ sammelte und begeisterte Hurrahs auf Se. Majestät ausbrachte.
Obwohl das Befinden Sr. Maäjestät des Kaisers und Königs ein durchaus befriedigendes ist, so hat doch die Rücksicht auf die Schonung der Gesundheit es Allerhöchstdenselben nicht gestattet, die Gratulationen in gleicher Ausdehnung entgegenzunehmen, wie dies in früheren Jahren der Fall gewesen. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen deshalb nur um 10 ¾ Uhr die Com⸗ mandeure der Leib⸗Regimenter, um 11 Uhr den Königlichen Hof, die General⸗Adjutanten, Generale à la suite und Flügel⸗ Adjutanten, um 11 ½ Uhr die Königliche Familie und die hier anwesenden Mitglieder fremder Fürstlicher Häuser, um 12 ½ Uhr den Königlich sächsischen Kriegs⸗Minister General von Fabrice und den Fürstlich schwarzburgischen Kammerherrn von Beulwitz, welche die Ehre hatten, Schreiben Sr. Maäjestät des Königs von Sachsen, resp. Sr. Durchlaucht des Fürsten von Schwarzburg⸗Rudolstadt zu überreichen, um 1 Uhr die Fürstlich⸗ keiten und deren Gemahlinnen.
Die Königliche Familie und die Fürstlichen Gäste werden Nach⸗ mittags bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Majestäten zum Diner, und Abends bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Ho⸗ heiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin versammelt sein.
Das sonst übliche um 12 Uhr stattfindende Salutschießen auf dem Königsplatze unterblieb mit Rücksicht auf die Char⸗ woche.
8 Universität beging heute Mittag um 12 Uhr die Feier des Allerhöchsten Geburtstages; die Festrede hielt der Professor Curtius.
In sämmtlichen Theatern werden die heutigen Vorstellungen, welche zum Theil Stücke patriotischen Inhalts zur Aufführung bringen, durch Festprologe eingeleitet.
Ueber die auswärtige Feier des Allerhöchsten Geburts⸗ tages lassen wir heute vorläufig nachstehende Berichte folgen:
Rauden, in Oberschlesien, 20. März. Die Feier des Allerhöchsten Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Kö⸗ nigs hat hier am Wohnsitze des zur Zeit in Berlin weilenden Herzogs von Ratibor unter allgemeiner freudigster Theilnahme der Einwohnerschaft stattgefunden.
Früh 8 Uhr verkündeten Böllerschüsse dem festlich beflaggten Ort den Beginn der Feier und die uniformirten Tambours und Pfeifer der Knabenkapelle führten die Reveille aus, worauf die Musik den Choral „Lobe den Herrn“ und die Volkshymne spielte. Nachdem dann in den Schullokalen den Kindern durch ihre Lehrer die hohe Bedeutung des Tages erklärt worden war, wurden patriotische Lieder ge⸗ sungen. Um 9 Uhr zogen der Kriegerverein, die Raudener Kapelle an der Spitze und die Schulen unter Vortritt der Knabenkapelle mit klingendem Spiel zur Pfarrkirche, in welcher Hochamt und Tedeum abgehalten wurden. Um 10. Uhr stellte sich der Kriegerverein auf dem Ringe auf und brachte nach einer an ihn gerichteten Ansprache Sr. Majestät ein dreimaliges Hoch unter Böllerschüssen. Vorbeimarsch und musikalische, Vorträge der Knabenkapelle folgten und um 2 Uhr beschloß ein gemein⸗ schaftliches Essen des Kriegervereins die Feier des nationalen Festtages.
Frankfurt a. M., 20. März. (W. T. B.) Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers fanden hier heute große militärische Feierlichkeiten statt. Im Palmengarten hatten sich die Spitzen der Behörden unter überaus zahlreicher Theil⸗ nahme der Bürgerschaft zu einem festlichen Banket vereinigt.
München, 22. März, Vormittags. (W. T. B.) Der hiesige deutsche Kriegerbund hat gestern zu Ehren des Geburts⸗ tages Sr. Majestät des Kaisers ein Fest veranstaltet, das einen sehr glänzenden Verlauf nahm. Der Landtagsabgeordnete Sepp brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, in das die zahlreich versam⸗ melten Theilnehmer enthusiastisch einstimmten. Die Versammlung beschloß, ein Glückwunsch⸗Telegramm an den Kaiser abzusenden.
Leipzig, 22. März, Vormittags. (W. T. B.) Die heutige Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers be⸗ gann mit einer Reveille, welche sich Morgens durch die Straßen der Stadt bewegte. Sämmtliche öffentliche Gebäude und viele Privathäuser haben sich festlich geschmückt. Für heute Mittag sind große militärische Feierlichkeiten in Aussicht genommen. Heute Abend findet Illumination der öffentlichen Plätze und ein Festbanket im Schützenhause statt, das vom Rathe der Stadt veranstaltet wird.
— Ueber die Feier in Stuttgart meldet der „Staats⸗ Anzeiger für Württemberg“ unter dem 19. März Folgendes:
„Dem Allerhöchsten Wunsche Sr. Majestät des Deutschen Kaisers entsprechend, die für sein Geburtsfest in Aussicht ge⸗ nommenen Festlichkeiten nicht in der Charwoche, an deren Be⸗ ginn jener Tag heuer fällt, zu begehen, wurde gestern Abend im großen Saale der Liederhalle zur Feier des Kaiserlichen Ge⸗ burtsfestes ein Banket abgehalten. Der Einladung des aus Reichs⸗ und Landtagsabgeordneten, Bürgerausschußmitgliedern und Gemeinderäthen bestehenden Comités leisteten über 200 Per⸗ sonen Folge, namentlich war die Kammer der Abgeordneten zahl⸗ reich vertreten. Ober⸗Bürgermeister Dr. Hack übernahm den Vorsitz und ertheilte dem Abgeordneten Dr. Elben das Wort zum Toaste auf den Deutschen Kaiser, der in einem Alter, da man sich sonst zur Ruhe setzt, um in Frieden mit Jedermann den Lebens⸗ abend zu genießen, nicht davor zurückgeschreckt sei, den ihm aufge⸗ drungenen Kampf für die Freiheit des Geistes aufzunehmen und denselben mit seinem großen Staatsmanne und einig mit seinen hohen Verbündeten, getragen von dem Geiste des Deutschen Volkes dem siegreichen Ziele entgegenzuführen. Die Versamm⸗ lung stimmte lebhaft in das Hoch ein. Ebenso begeisterten Widerhall fand der Toast von Gemeinde⸗Rath Walcher auf Se. Majestät den König von Württemberg, den Erlauchten Fürsten, der in jenen ernsten Tagen unerschrockenen Muthes und patriotischen Sinnes die ganze Kraft seines Landes eingesetzt hat für die Entscheidung eines Kampfes, dessen Bedeutung von Anfang an darin erblickt wurde, daß er entweder das Grab oder die glückliche Erfüllung aller patriotischen Hoffnungen bringen werde. Württemberg sei unter König Karl ein lebendiges und lebensvolles Glied im Organismus des
Deutschen Reichs geworden, und man dürfe die zuversicht⸗ liche Hoffnung hegen, daß die Regierung unseres Königs wie bisher so auch fernerhin ihre gewichtige Stimme einsetzen werde für eine naturgemäße, der Gesammtheit wie den einzelnen Stäm⸗ men gerecht werdende Gesetzgebung. Der Präsident des Ab⸗ geordnetenhauses, Hölder, toastirte auf den deutschen Reichstag — diese seit einem halben Jahrhundert heiß ersehnte Gesammt⸗ vertretung der deutschen Nation, welche berufen sei, die kon⸗ stitutionellen Rechte des deutschen Bürgers zu wahren. Redner will seinen Toast nicht in dem Sinne aufgefaßt wissen, als gälte er allem und jedem einzelnen Mitgliede des Reichstags, er gelte vielmehr dem Reichstag nach seiner politischen Aufgabe, wie er diese Aufgabe erfaßt hat und ausführt. Der Reichstag, der gebrochen habe mit dem her⸗ kömmlichen Vorurtheil, als habe der Bolksvertreter durch fort⸗ währende Opposition gegen die Regierung für das Wohl des Volkes zu sorgen, sei ein leuchtendes Beispiel einer Volksvertre⸗ tung, indem er eine echt deutsche gegen äußere und innere Feinde des Reiches sich richtende Politik unterstütze und fördere. Der Obmann des Bürgerausschusses Karl Schott toastirte auf die deutsche Armee, Dr. Rommel auf den Deutschen Kronprinzen, den Oberkommandirenden der braven Württemberger im Kampfe gegen Frankreich; Dr. E. Pfeiffer auf den Fürsten Bismarck, den großen Minister, der nicht im „Sumpfe“ umkommen, sondern Deutschland vor Versumpfung bewahren werde. Professor Dr. Fraas erinnerte, daß die Versammlung auch den Geburts⸗ tag eines neuen Kammer⸗Präsidenten feiern dürfe. Mit dem Wunsche, daß unter dem Szepter des neuen Präst⸗ denten das, was die Vertreter unseres Volkes berathen, zu glücklichem Ende geführt werde, brachte der Redner dem Prä⸗ sidenten und dem ganzen Hause ein Hoch, worauf Präsident Hölder dankte. Banquier Hochberger sprach dem Liederkranz, der die Versammlung durch den Vortrag patriotischer Lieder erfreut hatte, Dank aus. Der Liederkranz erwiderte nach kurzer Rede seines Vorstandes Professor Blum durch den Vortrag seines Wahlspruches und eines schönen alten Rheinliedes von Nägeli. Noch in manchem Trinkspruche fand die Feststimmung Ausdruck; es wurde des deutschen Volkes, der Stadt Stuttgart und in einem dreifach donnernden Hoch der Frauen gedacht.“
Karlsruhe, 20. März. (W. T. B.) Heute fand hierselbst zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers ein glänzendes Diner statt. Staats⸗Minister Jolly brachte in beredten Worten einen bedeutungsvollen Trinkspruch auf den Kaiser, General v. Werder einen Toast auf den Großherzog von Baden aus. Am Abend findet ein Festbanket des hiesigen Kriegervereins statt.
Braunschweig, 21. März. Die aktiven und pensionirten Offiziere der hiesigen Garnison feierten am gestrigen Nachmittage den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers im Offizier⸗Club durch ein Fest⸗Diner. Auch der General⸗Major v. Zeuner und die Obersten des 67. Infanterie⸗ und 17. Husaren⸗Regiments waren gegenwärtig. Das Hautboistencorps des 67. Infanterie⸗Regiments war zur Tafelmusik befohlen.
Straßburg, 21. März. (W. T. B.) Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers ist gestern hier in festlicher Weise be⸗ gangen worden. Die Spitzen der Behörden und zahlreiche an⸗ bs e Persönlichkeiten der Stadt hatten sich zu einem Fest⸗ diner vereinigt. Der Ober⸗Präsident v. Moeller brachte mit be⸗ redten Worten einen enthusiastischen Trinkspruch auf den Kaiser aus, welcher demselben telegraphisch übersandt wurde; Abends traf bereits ein Telegamm aus Berlin ein, in welchem Se. Majestät der Kaiser Seinen Dank aussprach.
— Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg⸗Strelitz ist gestern Abend 6 Uhr 10 Minuten mit der Stettiner Bahn hier eingetroffen und im Hötel d'Angleterre abgestiegen.
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich der Niederlande, Chef des Infanterie⸗Regiments Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälisches) Nr. 15 und à la suite des 2. Garde⸗Regiments zu Fuß, hat dem Offizier⸗Corps des letztgenannten Regiments eine in Silber getriebene Büste Sr. Majestät des Kaisers und Königs geschenkt.
— Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Heinrich von Hessen und bei Rhein, General⸗Major und Commandeur der 14. Kavallerie⸗Brigade, ist von Düsseldorf zur persönlichen Beglückwünschung Sr. Majestät des Kaisers und Königs hier eingetroffen.;
— Der diesseitige Botschafter in Paris, Fürst zu Hohen⸗ lohe, ist am Sonnabend früh aus Paris hier eingetroffen.
— Der General der Kavallerie a. D. Graf Bismarck⸗ Bohlen, General⸗Adjutant Se. Majestät des Kaisers und Königs, ist aus Carlsburg hier angekommen und im Hotel Royal abgestiegen.
— Der General⸗Lieutenant à la suite des Königs⸗Grenadier⸗ Regiments (2. Westpreußischen) Nr. 7 und Commandeur der 21. Division, von Voigts⸗Rhetz, welcher mit Urlaub von Hannover hier eingetroffen war, hat sich dorthin zurückbegeben.
— Der General⸗Major und Inspecteur der Infanterie⸗ Schulen, von Kloeden, ist von der Inspizirung der Unter⸗ offizier⸗Schulen Jülich und Oettlingen, der Contre⸗Admiral Henk, Direktor der Kaiserlichen Admiralität, von seiner Dienst⸗ reise nach Danzig, Kiel und Wilhelmshaven behufs Inspizirung der Werfte und Depots, sowie der General⸗Major von Hart⸗ mann, Inspecteur der Kriegsschulen, von seinen Dienstreisen hierher zurückgekehrt.
— Der Bezirks⸗Präsident Ledderhose ist gestern Abend aus Straßburg hier angekommen.
— Der neuernannte erste Sekretär bei der großbritannischen Botschaft, Mr. Mac⸗Donell, ist aus Paris und der Sekretär der Königlich schwedisch⸗norwegischen Gesandtschaft in St. Petersburg, Graf Cronhielm, aus St. Petersburg hier ein⸗ getroffen.
— Am 20. d. Mts. früh nach 6 Uhr hat auf der östlichen Seite des Bahnhofs Firchau (Ostbahn) ein Zus ammenstoß zweier Güterzüge stattgefunden, durch welchen die Entgleisung und Beschädigung einer Maschine und mehrerer Wagen, so wie die Sperrung des Geleises herbeigeführt ist. Leider ist hierbei die erhebliche Verletzung eines Bremsers und die weniger erhebliche Beschädigung eines Zugführers und dreier Bremser zu beklagen.
Herbeigeführt ist dieser Zusammenstoß dadurch, daß der von Westen aus in den Bahnhof Firchau einlaufende Güterzug nicht rechtzeitig gebremst wurde, in Folge dessen auf dem Bahnhofe nicht negeagten werden konnte und so auf den gleichzeitig von
r Vormittags
Osten her in den Bahnhof einlaufenden v auflief.
Die Sperrung der Geleise war vor 11 U
wieder beseitigt, so baß eine Störung des Ganges der Personen⸗ züge nicht eingetreten ist.
Bayern. München, 20. März. Der „Corr. v. u. f. D.“* meldet: Auf Anrathen der Aerzte wird Se. Majestät der König in diesem Jahre früher mit dem Hoflager nach Schloß Berg übersiedeln, als es bisher üblich war.
— Ein Theil der bayerischen Kavallerie wird vom 1. April an eine neue Formation erhalten, indem eine aus 3 Brigaden — 6 Regimentern — bestehende Kavallerie⸗ Division organisirt wird; die 1. Brigade formirt sich aus dem 1. und 2. Kürassier⸗Regiment, die 2. Brigade aus dem 1. und 2. Chevaulegers⸗Regiment, die 3. Brigade aus dem 5. und 6. Chevaulegers⸗Regiment; der Division werden 2 reitende Batterien des g3. und 1 reitende Batterie des 2. Feld⸗Artillerie⸗ Regiments, dann 1 Sanitäts⸗Detachement, eine ¼½ Munitions⸗ Kolonne vom 3. Artillerie⸗Regiment und ½¼ Proviant⸗Kolonne des 1. Train⸗Bataillons zugetheilt. Als Commandeur der Kavallerie⸗Division wird General Frhr. v. Leonrod genannt.
— 22. März. Die in einer Münchener Korrespondenz der gestrigen „Augsburger Abendzeitung“ enthaltene Mittheilung, daß der Rücktritt des Kriegs⸗Ministers als ein Vorzeichen einer allgemeinen Ministerkrisis anzusehen sei, entbehrt, wie in gut unterrichteten Kreisen versichert wird, jeder Begründung. — Die Angelegenheit, betreffend die Nichtannahme der preußischen Kassenscheine, ist bereits geregelt und wird sowohl die Könägliche Bank in Nürnberg wie die hiesige Hypotheken⸗ und Wechsler⸗ bank dieselben wieder in Zahlung annehmen.
Sachsen. Dresden, 20. März. (W. T. B.) Von der angeblich durch den Papst erfolgten Ernennung des Hofkaplans, Präses Bernert, zum apostolischen Vikar und Bischof von I“ ist in hiesigen unterrichteten Kreisen durchaus nichts
ekannt.
Württemberg. Stuttgart, 19. März. In der gestrigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde, wie kurz berichtet, der Vize⸗Präsident Hölder mit 64 Stimmen (allen beschrieben abgegebenen Wahlzetteln) zum Präsidenten an Stelle des verstorbenen Präsidenten v. Weber gewählt. Er dankte bewegt für das ihm bewiesene ehrenvolle Vertrauen. Die Wahl eines Vize⸗Präsidenten wird in der nächsten Sitzung am Sonnabend vorgenommen und voraussichtlich auf den Abg. von Schwandner fallen, den Regierungs⸗Direktor des Schwarzwald⸗ kreises. Bei der gestrigen Präsidentenwahl, sowie bei den gestrigen und einigen vorangegangenen Kommissionswahlen hat die Op⸗ position die Taktik beobachtet, statt Namen aus ihrer Mitte, wie es bisher zu geschehen pflegte, auf die Wahlzettel zu schreiben, nur weiße, unbeschriebene Wahlzettel abzugeben, über welches Verfahren heute eine von 15 Mitgliedern unterzeichnete motivirte Erklärung von Oesterlen auf den Präsidententisch niedergelegt wurde.
— Am 17. d. M. verstarb hierselbst der Königliche Kam⸗ merherr Freiherr Leo v. Reischach (geb. 22. September 1804).
Hessen. Darmstadt, 19. März. Der zweiten Kammer der Stände ist heute der folgende Gesetzentwurf, die Wahlen zur Zweiten Kammer der Stände betreffend, zugegangen:
Einziger Artikel. Das Mandat derjenigen Abgeordneten zur Zweiten Kammer, welche in Gemäßheit der Bestimmungen im zweiten Absatze des Artikels 48 des Gesetzes vom 8. November 1872, die Zusammensetzung der beiden Kammern der Stände und die Wahlen der Abgeordneten betreffend, nach Ablauf der ersten drei Jahre, beziehungsweise nach Ablauf des sechsten Jahres der Wahl⸗ periode aus der Zweiten Kammer auszutreten haben, ist, wenn der Landtag im Laufe des dritten, beziehungsweise des sechsten Jahres der Wahlperiode geschlossen wird, mit dem Tage als erloschen zu be⸗ trachten, an welchem die Anordnung der Neuwahlen erfolgt.
— Die Erste Kammer der Stände wird voraussichtlich
in der zweiten Woche nach Ostern für eine Reihe von Sitzungen
zusammentreten.
Mecklenburg. Malchin, 19. März. Der Abschnitt des Großherzoglich schwerinischen Landtagsabschiedes in Betreff der Verfassungsangelegenheit heißt:
„Caput III. anlangend, so waren Se. Königliche Hoheit zu der Erwartung berechtigt, daß Ihre getreuen Stände in einer mit Aller⸗ höchst Ihnen übereinstimmenden Würdigung der ernsten Lage des Landes den Weg zu einer Verständigung über die Modifikation der Verfassung finden würden, und können nur Ihr schmerzliches Be⸗ dauern darüber aussprechen, daß die Verhandlungen über diese wichtige Angelegenheit auch auf dem gegenwärtigen Landtage erfolglos ver⸗ laufen sind. Se. Königliche Hoheit behalten Sich bei dieser Sach⸗ lage Allerhöchst Ihre weiteren Entschließungen vor.“
Im Großherzoglich strelitz schen Abschiede lautet derselbe:
„Anlangend die Verhandlungen wegen Modifikation der bestehen⸗ den Landesverfassung, so müssen Se. Königliche Hoheit, nachdem diese Verhandlungen auch auf dem gegenwärtigen Landtage zu einer Verständigung nicht geführt haben, Allerhöchst Ihre weiteren Ent⸗ schließungen vorbehalten, wollen indeß auch jetzt noch der Hoffnung nicht entsagen, durch weitere gemeinsame Beralhungen den Weg zu den dem Heile des Vaterlandes förderlichen Reformen zu finden.“
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 19. März. Nach einer Verordnung des Herzoglichen Staats⸗ Ministeriums, Abtheilung für Kirchen⸗ und Schulwesen, wird auch im Herzogthum Sachsen⸗Meiningen am 26. März, dem Todestage Herzog Ernst des Frommen, beim Gottesdienst an diesen Fürsten und dessen gesegnete Wirksamkeit für die Kirchen erinnert werden.
abermalige Konvertirung der neueren Landesschuld ist innerhalb des Landtags beantragt und eingehend berathen worden. Es handelt sich nämlich darum, das vor etwa zwei Jahren von 5 auf 4 ½ Prozent reduzirte Anlehen, das noch in Höhe von 3,900,000 ℳ besteht, in ein 4 prozentiges umzuwandeln. Der Landtag hat sich zwar günstig für den Antrag ausgesprochen, aber doch auch der Regierung freie Hand gelassen, die Konver⸗ tirung früher oder später auszuführen. Die Hälfte des An⸗ lehens ist in festen Händen und wird zu Depositalzwecken ver⸗ wendet. Auch über eine Reform der Landes⸗Kreditkasse hat der Landtag berathen. Bremen, 19. März. (Wes. Ztg.), Der Senat. theilt Separatbudget der außerordentlichen Verwendun⸗ gen mit. Die Ausgaben betrugen im Jahre 1874 9,683,007 ℳ 2 ₰. Zur Deckung derselben war 6,186,362 ℳ 23 ₰ vorhanden, an eigenen Einnahmen hatte der Separatfonds 384,780 ℳ 47 ₰, von der vertragsmäßig 6 Mill. ein. Die ganze Einnahme war 12,572,842 ℳ 70 ₰, der 1875 muthmaßlich 1,234,119 ℳ 24 ₰, der Rest der Anleihe von 1874, abzüglich 90,000 ℳ Provision
Zur Verfügung stehen daher für 1875 16,033,954 ℳ 92 .
— Unter dem 17. März schreibt man dem „Fr. J.“: Die
der Bürgerschaft den Bericht der Finanzdeputation über das
ein Saldo von
im vorigen Jahre abgeschlossenen 4 ½-proz. Anleihe von 18 Mill. gingen
Saldo am Jahresschluß daher 2,889,835 ℳ 68 J, dazu kommen an Einnahmen im Jahre
11,910,000 ℳ.
Aus den erläuternden Bemerkungen sind einige Angaben über die Kosten, welche einige der neuesten öffentlichen städtischen Anlagen verursacht haben von Interesse. So kostet die Kaiser⸗ straße für Grunderwerb ꝛc. 2,130,000 ℳ Aus dem zu ver⸗ werthenden Areal wird eine Einnahme von 600,000 ℳ er⸗ wartet. Für Kanalisirung und Pflaster werden rund 146,000 ℳ zu rechnen sein. Für die Kaiserbrücke sind 2,751,000 ℳ be⸗ willigt. Die Kosten der ganzen Anlage von der Neustadt bis zur Georgstraße betragen demnach 4,400,000 ℳ Für die Wasser⸗ kunst sind bis Ende 1874 2,996,557 ℳ verwendet. Gesammt⸗ kosten der beiden neuen Friedhöfe 1,658,000 ℳ, der Straf⸗ anstalt 944,242 ℳ, Hauptschule 1,526,842 ℳ Schließlich giebt die Finanzdeputation anheim, sie zu ermächtigen, die am 1. Ja⸗ nuar 1876 kündbar werdende 5 prozentige Anleihe von 7 ½ Mil⸗ lionen Mark für die Anlage der Langwedel⸗Uelzener Bahn ige⸗ eigneten Falles in eine 4 ½prozentige zu verwandeln, wodurch eine Zinsenersparung von 37,500 ℳ erzielt werden würde.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 20. März. Am 19. d. M. hatte der von thier abberufene spanische Gesandte Don Maro bei dem Kaiser eine Privataudienz, um sein Abberufungs⸗ schreiben zu überreichen.
— Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht u. A. das Gesetz vom 10. März 1875, betreffend die Eröffnung von Spezial⸗ krediten für das Jahr 1875 und die Behandlung der für das Jahr 1874 bewilligten Spezialkredite zu Zwecken des Eisenbahnbaues; das Gesetz vom 11. März 1875, womit die Bestimmung des Anhanges der Reichsrathswahlordnung in Betreff der Wahl⸗ bezirke in Böhmen, „d. Landgemeinden, Zahl 27“, abgeändert wird; das Gesetz vom 11. März 1875, betreffend die Taggelder und Reisegebühren der Mitglieder der reichsräthlichen Delegation bei deren Einberufung nach einem Orte außerhalb Wiens; das Gesetz vom 11. März 1875, betreffend die Veräußerung von unbeweglichem Staatseigenthum.
— Das Herrenhaus nahm unverändert mehrere Gesetz⸗ entwürfe an, worunter auch die Errichtung einer Universität in Czernowitz. Auf von Miklosich geltend gemachte Bedenken be⸗ züglich der Czernowitzer Universität antwortete der Unterrichts⸗ Minister in beifällig aufgenommener Rede.
— Das Abgeordnetenhaus eröffnete gestern die General⸗ debatte über die Nordwestbahnvorlage. Herbst sprach in nahezu zweistündiger Rede für den Antrag der Minorität auf Ueber⸗ gang zur Tagesordnung. Desgleichen erklärten sich Kronawetter und Max Kübeck für die Vorlage. Der Justiz⸗Minister, eine an ihn gerichtete Interpellation beantwortend, erklärte, daß die An⸗ sicht, es sei dem italienischen Konsul in Oesterreich das Recht eingeräumt worden, Civiltrauungen italienischer Unterthanen in Oesterreich vorzunehmen, auf einem Mißverständnisse beruhe. — Bei der Berathung der Nachtragskredite für 1875 wurde der vom Minister Chlumecky befürwortete Antrag Dumba's an⸗ genommen, wonach zur Unterstützung der Betheiligung an der Weltausstellung in Philadelphia für 1875 50,000 Fl., für 1876 aber nur höchstens 100,000 Fl. bewilligt werden. Die übrigen Nachtragskredite wurden nach den Ausschußanträgen be⸗ willigt. Die Regierungsvorlage, betreffend die Sekundärbahn Elbogen⸗Neusatz, wurde nach den Anträgen des Ausschusses an⸗ genommen.
— In der Abendsitzung wurden die Delegationswahlen vorgenommen. Ein Schriftstück der cechischen Abgeordneten Mährens wurde verlesen, worin sie erklären, an der Delegations⸗ wahl dieses Jahr nicht theilzunehmen, weil die deutschen Abgeord⸗ neten Mährens auf sie bei den Delegationswahlen im vorigen Jahre keine Rücksicht nahmen. — Der Finanz⸗Minister beantwortete die Interpellation wegen der österreichischen Versicherungsgesellschaften in Rumänien dahin, daß die rumänische Regierung von allen, auch von einheimischen Versicherungsgesellschaften Kautionen ver⸗ lange, daher fremde nicht bevorzugen könne. Nachdem Chlu⸗ mecky die Interpellation betreffs der Laibacher Handelskammer⸗ wahl beantwortet hatte, wurde die Debatte über die Nordwest⸗ bahn wieder aufgenommen.
— In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses interpellirte Gierowski den Unterrichts⸗Minister, ob ihm bekannt sei, daß aus Russisch⸗Polen eingewanderte Geistliche als Seel⸗ sorger in Galizien verwendet werden, obwohl sie der Landes⸗ sprache nicht mächtig sind. Der Minister Chlumecky erklärte in Beantwortung einer Interpellation, daß die Regierung nicht in der Lage sei, die Handelsverträge mit England zu kündigen, be⸗ vor nicht das erforderliche Einverständniß mit der ungarischen Regierung erzielt wurde. Bezüglich der Tarnow⸗Leluchow⸗Bahn theilte der Minister mit, daß die Konzessionäre den Termin nicht einhielten, die Regierung deshalb den Bau der Bahn in eigener Regie beschlossen habe. Die Bahn werde im Sommer 1876 voll⸗ endet sein. In der Debatte über die Fusion der Nordwestbahn be⸗ kämpft zuerst der Finanz⸗Minister in eingehender Rede die gestrigen Ausführungen Herbsts. Sodann entkräftete Minister Chlumecky die erhobenen Bedenken, namentlich Seitens des Abg. Herbst, und richtet einen Appell an das Haus, im wohlverstan⸗ denen Staatsinteresse in die Berathung des Gesetzes einzugehen; dies werde für die Regierung ein Sporn sein, auf dem betre⸗ tenen Wege fortzuschreiten. Fux beantragte die Vertagung dieses Gegenstandes bis zur Herbstsession. — Herbst schloß sich diesem Antrage an. Der Vertagungsantrag wurde mit großer Majorität angenommen. — Die nächste Sitzung wird schriftlich bekannt gegeben werden.
— Mit Kaiserlicher Entschließung vom 19. März wurde Fürst Leo Sapieha auf sein vor längerer Zeit gestelltes An⸗ suchen von der Würde eines Land⸗Marschalls von Galizien ent⸗
hoben und der ehemalige Minister⸗Präsident Graf Alfred Potocki
zum Land⸗Marschall von Galizien ernannt.
— Wie die „Deutsche Ztg.“ vernimmt, hat der Disziplinar⸗ senat des obersten Gerichtshofes die Disziplinar⸗Untersuchung gegen den Präsidenten des Wiener Ober ⸗„Landesgerichtes Frei⸗ de 88 von Hein wegen Mangels eines Thatbestandes ein⸗ gestellt.
Prag, 21. März. Dem heute ausgegebenen Bulletin zufolge schreitet die gestern eingetretene Besserung in dem Be⸗ finden des Kaisers Ferdinand fort. Das Fieber und der Husten sind im Abnehmen.
— Am 18. März um 2 Uhr Morgens ist der G. d. C. Fürst Joseph Lobkowitz plötzlich in Folge eines Lungen⸗ schlages gestorben.
Pest, 20. März. Das Oberhaus votirte die Gesetz⸗ entwürfe über die Gerichtsexekutoren und die Zustellungsorgane, ferner die Indemnitätsvorlage.
— In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde das Budget des Finanz⸗Ministeriums verhandelt, dessen größter Theil im Sinne der Finanzausschuß⸗Anträge und der größere Abstriche befürwortenden Anträge des Finanz⸗Ministers votirt wurde.
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— In der heutigen Sitzung gelangte als erster Gegen⸗ stand der Tagesordnung die Wahlnovelle zur Verhandlung. Die äußerste Linke provozirte eine kurze Debatte über den Liberalismus, welche der Präsident mit der Bemerkung abschnitt, daß dieser Gegenstand nicht auf der Tagesordnung stehe. Die Wahlnovelle wurde angenommen.
Das Abgeordnetenhaus votirte dann den Berner Weltpost⸗ vertrag und setzte hierauf die Spezialdebatte über das Finanz⸗ budget fort, welches aber nicht erledigt wurde; die Verhandlung wird morgen fortgesetzt. Der Volksschullehrerpensions⸗Gesetz⸗ entwurf wird erst nach den Osterferien verhandelt.
Agram, 20. März. Der Kaiser ernannte mit Ent⸗ schließung vom 15. d. M. die Obergespäne.
Schweiz. Bern, 20. März. (W. T. B.) Heute ist die ordentliche Wintersession der Bundesversammlung von “ beider Räthe ohne Schlußrede geschlossen
orden. —
Niederlande. Haag, 17. März. In diesen letzten Tagen waren besorgliche Gerüchte von ernstem Unwohlsein des Königs verbreitet. Wie aus dem Haag von verlässiger Seite mitgetheilt wird, war der König allerdings seit Mitte voriger Woche leidend, jedoch ist Se. Majestät wieder auf dem Wege entschiedener Besserung.
8 Großbritannien und Irland. London, 19. März. Dem gestrigen Conseil auf Windsor unter dem Vorsitz der Königin wohnte, wie die Morgenblätter heute nachträglich melden, auch Prinz Leopold an. — Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh sind mit ihrem jungen Sohne auf einige Tage von Eastwell Park nach der Hauptstadt gekommen. — Graf Jarnac, der französische Botschafter, ist an einer Rippen⸗ WEEEö erkrankt. — 20. März. (W. T. B.) Der Deputirte für Ti
John Mitchell, ist heute gestorben. 1 v
8 Versailles, 20. März. (W. T. B.) Die Nationalversammlung hat sich heute nach einer k Sitzung bis zum 11. Mai vertagt.
Spanien. Madrid, 19. März. (W. T. B.) Die Regierung läßt in ihren Organen erklären, daß sie der Ver⸗ öffentlichung der mit Cabrera uüͤber Abschluß eines Convenio ge⸗ troffenen Vereinbarung vollständig fern stehe. Die den Carlisten eventuell zuzugestehenden Bedingungen seien übrigens dieselben, welche die Regierung s. Z. unter ähnlichen Umständen den nörd⸗ lichen Provinzen bewilligt habe.
Bluarcelona, 21. März. (W. T. B.) General Mar⸗
1 Campos ist, Eilr böee Nachrichten zufolge, in ot eingezogen, nachdem er die Carlisten geschlagen u
Gefangene gemacht hatte. G“
— Die von den Carlisten verbreitete Nachricht, daß in Barcelona und gleichzeitig auch in Andalusien ein Aufstand zu befürchten sei, entbehrt, wie der „Agence Havas“ aus Madrid gemeldet wird, jeder Begründung. Ebenso sei auch die Mitthei⸗ lung, daß die Gräfin von Girgenti 216 Millionen Realen als 1“ Forderung aus ihrer Civilliste beanspruche, unbe⸗
et.
Italien. Rom, 22. März. (W. T. B.) Der General⸗ Adjutant, General Menabrea, ist von dem Könige beauftragt worden, den Kaiser von Oesterreich in Cormons (Graf⸗ schaft Goerz) zu begrüßen und sich zu seiner Verfügung zu stellen. — Die Deputirtenkammer hat sich nach Annahme des Rekrutirungsgesetzes und des Berner Weltpostvertrages bis zum 12. April vertagt.
Türkei. Belgrad, 20. März. (Wien. Ztg.) In der Skupschtina wurde ein Antrag gestellt, wonach dis fünf Diö⸗ zesen in Serbien aufzulassen und in eine zu verschmelzen wären. Vier Bischöfe sollen sich in ein Kloster zurückziehen. Der An⸗ trag günstig aufgenommen und einem Ausschusse zu⸗ gewiesen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 21. März. (W. T. B.) Die Kaiserin ist gestern Abend 8 Uhr in B8. gleitung des Kaisers, der ihr entgegengefahren war, hier ein⸗ getroffen. Die Straßen der Stadt waren zur Feier der An⸗ kunft illuminirt.
— Die Kommission zur Berathung der Dienstboten⸗ und Arbeitergesetze hat am 15. März die Paragraphen über das Strafverfahren wegen Kontraktverletzungen abgeschlos⸗ sen und ist gegenwärtig mit den besonderen Regeln über die Abgabe von Lehrjungen zur Lehre bei Handwerkern, Gewerbe⸗ treibenden und Technikern beschäftigt.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. März. Der König beabsichtigt, laut Meldung der „Hamb. Nachr.“, gegen Ende April dem Kaiser von Rußland einen Besuch abzu⸗ statten. Falls der finnische Meerbusen bis zu dieser Zeit noch nicht eisfrei, soll die Reise bis zum Juni verschoben werden. — Durch Königliche Resolution ist es, einem Telegramm des „Snällposten“ zufolge, beschlossen worden, eine aus 3 Schweden und 3 Norwegern bestehende Kommission zur Ausarbeitung einiger Reformvorschläge, betreffend das Konsulatswesen, niederzusetzen.
Amerika. Aus Washington wird vom 18. d. Mts. per Kabeldepesche gemeldet: Der Senat hat den mit Hawai geschlossenen Gegenseitigkeitsvertrag ratifizirt, indeß mit der Hinzufügung eines Paragraphen, der die Abtretung einer Flotten⸗ oder Kohlenstation auf den Sandwichsinseln an irgend eine auswärtige Macht, ausgenommen die Vereinigten Staaten, ausschließt. n
— Aus Südamerika meldet die „A. A. C.“ vom 19. März Folgendes:
Aus Rio de Janeiro wird vom 23. Februar berichtet: Das gelbe Fieber greift um sich und verursacht gegenwärtig täglich im Durchschnitt acht Todesfälle. Die Legislatur von Paraguay schloß am 23. d. ihre Session, nachdem sie das Regierungsbudget “ und die Emission von paraguitischen Konsols im Betrage von 2,500,000 Dollars autorisirt hatte. Die argentinische Regierung befestigt die Insel Martin Garcia im La⸗Plata⸗Fluß, den Schlüssel der Schiffahrt von Parana und Uruguay. Die Provinz Rio Grande do Sul wurde von einer Heuschreckenplage heimgesucht, wodurch die ganze Vegetation vernichtet wurde. —
„Nach Berichten aus Buenos Ayres vom 15. Februar hat Präsident Varela die neuen auswärtigen Gesandten und Konsuln anerkannt. Sie machten ihm ihre Aufwartung, um ihn zu dem gün⸗ Fhüger Aspekt der Angelegenheiten zu beglückwünschen. Man hält es
r wahrscheinlich, daß eine Nationalbank von Uruguay mit einem Kapital von vier Millionen Pfd. Sterl, gegründet werden wird.
Bolivia. Der fiskalische Delegirte der Republik Bolivia in London veröffentlicht Folgendes: Der Aufstand, der in La Paz aus⸗ brach, wurde am 18. Januar nach einer in Villa Santa unweit der Stadt stattgefundenen Schlacht, in welcher der greise und tapfer
Präsident Frias die Regierungstruppen befehligte, wirksam unt
2 8. 8 „ er⸗
drückt. Die Führer des Aufstandes, Quevado und Corval entkamen
und sind nun in Peru. Das Land befindet sich nun im Frieden mit
BHee während alle Parteien die größte arkeit gegen den Präsidenten wegen seines persönli
prompten Einschreitens bekunden. 8 “
Asien. Aus Baroda wird der „Times“ telegraphirt daß die Kommission, die den Verhandlungen gegen 88. veü, war präfidirte, am Montag in Bombay zusammentreten wird, um die Beweisaufnahme in Erwägung zu ziehen, worauf am Sonnabend der Prozeß seinen Abschluß finden wird.
3 Reichstags⸗Angelegenheiten.
Im Wahlkreise Templin⸗Ruppin ist der Ober⸗Präsident Graf von Arnim⸗Boytzenburg mit 6892 von 7067 Hesest u“ Stimmen zum Reichstags⸗Abgeordneten wieder gewählt
Vereinswesen.
Die Nr. 3 der „Fliegenden Blätter aus dem Rauhen Hau bei Hamburg“ enthält unter „Vermischte Notizen“ einen richt über die Entwickelung der Herbergen zur Heimath.“ Zum ersten Male ist auch von jenseits des Ozeans die Bitte laut geworden, der größern deutschen Gemeinschaft sich anschließen zu dürfen und zwar Seitens des Verwaltungsraths des deutschen Emigrantenhauses zu New⸗York. Dieses im Jahre 1873 von der Lutherischen Emigranten⸗ “ gegründete Haus leistet den Auswanderern wesentliche Eine neue Herberge zur Heimath ist seit Anfang des Jahres 1874 zu Neumarkt in Schlesien durch ke eh br. büͤdza⸗ in das Leben gerufen und steht ganz unter dessen Leitung. Auch in Meseritz besteht eine gleiche Anlage seit 1870, welche das Eigen⸗ ö 88 die Handwerksburschen, um deren 1 n der Stadt zu verhüten, jeder 29 “ veden; hüten, jeder auf einen Tag beherbergt ie am Sonnabende zuwandernden Gesellen dürfen über Son tag bleiben. Vom 4 April 1870 bis 1.S 1874 1 5553 Personen Aufnahme, und ihre Verpflegung kostete 801 Thaler. In Hamburg hat man eine zweite Anstalt gegründet. Vier Her⸗ bergen, die in Gütersloh, in Prenzlau, in Sondershausen und Grünberg sind dagegen eingegangen. Die neu eröffnete Herberge zu Metz gedeiht erfreulich, 11 bis 12 Mann täglich durchschnittlich hatten dort regelmäßig ihr Obdach und 28 ungefähr waren in Kost. Auch von Brandenburg a. H. und von Erfurt wird Erfreuliches berichtet. Die vor 11 Monaten erst auf Aktien errichtete Herberge zur Heimath zu Straßburgi. E., velher EEEö“ 8 ein Geschenk von 3000 ℳ be⸗ rden ist, hat bis jetzt das günstige Resultat eines ansehn⸗ lichen baaren Ueberschusses zltiefert. 11“
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Statistische Nachrichten.
Die Nr. 11 der „Statistischen Correspondenz“ a gegen “ 8 “ hat EE au in der Provinz Hessen⸗Nassau im Jahre 1874. ie skandina⸗ vischen Eisenbahnen. ““ “ 5
— Die schwedische Universität Upsala zählt gegenwärtig 148 Studenten, 29 ordentliche, 2 außerordentliche Prhfefsoben, 23 liche und 2 außerordentliche Adjunkten undg43 Dozenten. Den Fa⸗ kultäten nach gehörten 332 Studenten der theologischen, 142 der juridischen, 151 der medizinischen und 855 der philosophischen an. Die verhältnißmäßig schwache Zahl der Mediziner erklärt sich dadurch, daß sich in Stockholm eine medizinische Fakultät befindet.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von der bekannten Sam nlung „Deutsche Zeit⸗ und Streit⸗ fragen. Flugschriften zur Kenntniß der Gegenwart. Herausgegeben von Fr. v. Holtzendorff und W. Oncken. Berlin, C. G. Lüderitzsche Verlagsbuchhandlung Carl Habel“ ist soeben das 46. Heft ersck⸗ 5 nen. Dasselbe enthält einen Aufsatz von Karl Fischer ük
zeitalter und in der Gegenwart. i den vielfachen Bezis⸗ hungen, in welchen die Gegenwart gerade zu jenem Zeitalter steht, wird das lebendig geschriebene Schriftchen gern gelesen werden.
— Die deutsche Schillerstiftung, deren Jahresbericht vom Fanuar 1875 jetzt vorliegt, hat im verflossenen Jahre gegen 51,000 Mark an Unterstützungen gezahlt, von denen nur circa 9000 Mark auf die Zweigstiftungen kommen. Die letzte Weimaraner General⸗ versammlung warf 22 neue lebenslängliche Pensionen aus.
— Wie man der „Allg. Ztg.“ aus München, 15. März, schreibt hat Se. Majestät der König von Bayern auf Antrag des Brane Ministeriums des Innern für Kirchen⸗ und Schulangzelegenheiten die Vornahme eines Aufbaues auf der vormaligen Königlichen Glasmalerei⸗ Anstalt und die Adaptirung des ganzen Gebäudes für die Zwecke der Königlichen Kunstgewerbeschule genehmigt. Nach Vollendung dieser Arbeiten und Uebersiedelung der genannten Lehranstalt dorthin wird in den dermaligen Räumen der Kunstgewerbeschule unter den nösdlichen Z“ n gv. von Original⸗ Abgüssen der bedeutendsten Antiken aufgestellt und dem 2 des Publikums geöffnet werden.
— Am 19. März starb in Dresden Prof. Dr. Karl Gustav Helbig, als Historiker besonders um die Forschungen in den Wallen⸗ steinurkunden und in der Bereicherung der hierhergehörigen Literatur verdient. Er war 1808 in Dresden geboren und hat sich mehrfach als Historiker in der sächsischen Geschichte bethätigt.
In Gries bei Botzen ist am 18. d. der bekannte Violin⸗ Virtuos Ferdinand Laub nach kaum vollendetem 43. Lebensjahre gestorben. Derselbe war ein geborner Prager und Schüler des dorti⸗ gen Konservatoriums, speziell Mildners. In den letzten Jahren hatte er in Rußland eine hervorragende Stellung gefunden.
— Von den jetzt zur Austheilung gelangten, Ehrendiplomen“ der internationalen Jury der Wiener Weltausstellung giebt die „N. fr. Pr.“ die erste Beschreibung: Das von dem Maler Laufberger stilvoll entworfene und durch Professor Unger meisterhaft radirte Diplom ist ein werthvolles Kunstwerk zu nennen, mit dessen Ausstattung die von früheren Expositionen verliehenen Dipleme nicht im Entferntesten sich messen können. Das innere Oval in dem Rahmen dieses Kunstwerks enthält die übliche Inschrift. Als krönende Figur des Rahmens erscheint die mit Lorbeerzweigen umschlungene Auftria, welche eine Waage in der Linken hält. Rechts und links unter der Austria schweben zwei weibliche Genien dahin; die Figur zur Rechten hält einen Lorbeerkranz in der einen und einen Palmenzweig in der anderen Hand; die Figur zur Linken trägt Kränze und Eichenlaub um den Arm geschlungen. Unter diesen beiden Genien sitzen zwei mächtige Frauengestalten, durch die Orient und Occident ver⸗ sinnlicht werden. Das Haupt der Figur des Morgenlandes ist mit einem Stirnbande, der Hals mit reichem Ge⸗ schmeide geziert; Lotosblumen, halb aufgeblüht, ruhen in den Händen des orientalischen Weibes. Die Figur des Abendlandes ist mit einem Diadem und mit Halskreuz und Kette geschmückt. Als abschließende Gestalten sind zwei Kindergenien angebracht, welche das Reichswappen mit dem Doppeladler und darüber die Kaiserkrone tra⸗ gen. Um das Wappenschild läuft eine Kette, die das goldene Vließ trägt; ein Querband zeigt den Kaiserlichen Wahlspruch: Viribus unitis. Reiche Ornamentik aus Blumenblättern und architektonischen Gebilden ist zwischen den Figuren sinnig vertheilt.
— Im Theater der Royal Institution in London hielt am 18. vor einer zahlreichen Zuhörerschaft, unter der sich der Prinz von
Wales sowie hervorragende englische Gelehrte befanden, Professor Dr. W Hofmann von hier die dreijährliche „Faraday⸗Vor⸗
Deutschlands öffentliche , im Reformatione e 1
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