nen. Es würde dies einer Dividende von vielleicht 10 % entsprechen
gegen 25 % im Vocjahre. 8 8 Wien, 5. April. Der Kongreß der österreichischen elkswirthe ist heute hier eröffnet worden. Zum Präsidenten wurde der General⸗Direktor der Nordwestbahn, Dr. Groß, und zu Vize⸗Präsidenten die Herren Goegl, Zimmermann, Escher und Du⸗ najewsky gewählt. Die Versammlung schritt darauf zur Berathung der Steuerreformfrage, welche den ersten Gegenstand der Tagesord⸗ nung bildete und nahm die Anträge der Referenten Dr. Hoefker und Dr. Sax an, die Steuerreform durch Einführung einer allgemeinen Einkommensteuer, anstatt der bestehenden Zuschläge durchzuführen,
sowie die Gebäude⸗Ertragssteuer, die Grundsteuer, die Erwerbssteuer, letztere ohne Lohnsteuer, zu beschränken. In Betreff der Eisenbahn Tarifreform, die darauf zur Diskussion gelangte, wurde das vorliegen Referat einstimmig abgelehnt und der Ausschuß beauftragt, die vene für den nächsten Kongreß vorzubereiten.
— Die Kohlengrubenarbeiter von Nord⸗Waes drohen mit einem Strike, falls die Meister auf die projektirte Htab⸗ setzung der Arbeitslöhne um 15 % bestehen Sie wollen sich aber einer “ von 10 % fügen. Die Meister sagen, daß se zur Herabsetzung der Löhne gezwungen sind, um mit den Kohlencuben⸗ besitzern von Lancashire zu konkurriren. Die Kohlengräser im
Deaner Walde haben sich freiwillig erboten, eine Herabsetzung ihrer Löhne um 5 % zu acceptiren, wenn der Preis der Kohlen an der Zeche enf 18 SHlülie. per Tonne herabgesetzt wird.
Verkehrs⸗Anstalten. 8
Hamburg⸗Amerikanischen Compagnie ist hier eingetroffen. Konstantinopel,
für den Suezkanal zu verhandeln.
Berliner ö“ I
“ (Vgl. Nr. 77 d. Bl.)
Ei stellte, der Vorbeimarsch gefangener französischer Garden vor dem Prinzen Friedrich Carl, der mit seinem Stabe und der militärischen Bedeckung auf einem Felde zur Linken des Be⸗ schauers hält, während rechts der wenig geordnete Zug der feind⸗ lichen Soldaten einen regendurchnäßten Weg daherkommt, gab gerade in dem bewegten Gewimmel der in ihren bunten Uni⸗ formen Kopf an Kopf gedrängt herannahenden Gefangenen, in der feuchten landschaftlichen Stimmung und der trefflichen Per⸗ spektive der weit in die Tafel hineingeschobenen Landstraße eine in hohem Grade gelungene Schilderung, während die andere Hälfte des Bildes gegen die Frische und Lebendigkeit dieser Partie einigermaßen zurücktrat. Auch in zwei Genrebildern von Waldschmidt, einem Spazierritt von Kavalieren und Damen durch einen sonnendurchblitzten Laubwald und einem nächtlichen Rendezvous am Rande eines von bläulichem Mondschein erfüll⸗ ten Parkes, den ein zwischen moosbewachsenen Steinblöcken hin⸗ plätscherndes Flüßchen begrenzt, beansprucht das Landschaftliche und das Figürliche eine gleiche Beachtung. Ein anderes vor⸗ treffliches Bild dieser Gattung, das „Erntefestreiten westfälischer Bauern von Hallatz“, ist bereits bei Gelegenheit der akademi⸗ schen Ausstellung gebührend gewürdigt worden.
Eine historische Komposition, die den Simson seiner Locken beraubende Delila, von Adalbert Begas, kann bei ihrem anspruchsvollen Auftreten füglich nicht übersehen werden, ob⸗ gleich der Maler die Arbeit vielleicht besser von der Ausstellung ferngehalten hätte. In der Zeichnung nicht ohne Mängel, erscheint das Bild in seiner bunten Färbung grell und hart; die Figuren aber, von denen der am Boden auf einem Löwenfell ruhende, gegen das gelbe Polsterbett der Delila sich lehnende ungefüge Simson selber dem modernsten Salon entnommen zu sein scheint, während die Alte hinter dem rothen Vorhang unfrei⸗ willig komisch wirkt, ermangeln ebenso jedes inneren Lebens, wie sie in der Auffassung völlig vergriffen sind. Nicht viel besser steht es mit einem männlichen Brustbild, neben welchem ein nicht übles, warm und harmonisch getöntes Porträt von Kay, der uns hier, soviel wir wissen, auf diesem Gebiete zum ersten Mal entgegentritt, eine desto gün⸗ stigere Meinung erweckt. Ein blondhaariger Frauenkopf von E. Hildebrand imponirt durch vornehme Auffassung und surch den edlen Charakter seiner feingeschnittenen Züge. In dwei Studien von Zona endlich, in dem Brustbild einer blü⸗ zenden jungen Spanierin, und mehr noch in dem anderen Bilde, has mit einem etwas gesuchten Gedanken unter dem Titel „Ver⸗ dchiedener Beruf“ vor dem Profil einer Nonne mit niederge⸗ schlagenen Blicken einen jugendlich reizvollen, aus dunklem Auge träumerisch sehnend vor sich hinschauenden braunlockigen Mädchen⸗ kopf erscheinen läßt und den Beschauer durch den pikanten Effekt seines halbverschleierten Ausdrucks fesselt, ist der früher bei dem Maler bemerkte, keineswegs kalte, aber doch eigenthümlich trockene Ton nahezu gänzlich dem der Oelmalerei erreichbaren satten und weichen Schmelz der Farbe gewichen.
Aus der langen Reihe der Genrebilder möge zuerst G. Spangenberg's wandernde Zigeunerfamilie erwähnt sein, die zwischen den Stämmen eines entlaubten, in der kalten, grauen, nebelverhüllten Stimmung des Spätherbstes trefflich wiedergege⸗ benen Waldes daherschreitet, — ein Gemälde von eigenartigem Reiz der etwas stumpfen Färbung und von gediegener, sicherer Zeichnung der ziemlich groß genommenen charakteristischen Ge⸗ stalten. In noch größeren Figuren schilderte Hirschfelder „zwei verlorene Leben“, das einer jungen barmherzigen Schwester in klösterlicher Tracht und das eines gefallenen, in seiner erkal⸗ teten Hand noch das Bildniß der Geliebten haltenden bayrischen Soldaten, auf den Jene, die vor ihm steht, mit dem Ausdruck tiefer Theilnahme und Ergriffenheit in ihren wehmüthig sinnen⸗ den Zügen niederschaut. Der innigen, aber allzuweichen Em⸗ pfindung des Bildes, die von der Sentimentalität des von dem Künstler gewählten Titels nicht völlig frei ist, entspricht eine nicht eben energische Malerei, die aber doch ein unleugbares Talent bekundet, während in der „trüben Stimmung“ von Schwartz, einer Dame, die in sorgfältig geordnetem violetten Promenaden⸗ kostüm, das Gesicht in den Händen bergend, durch das Ufer⸗ schilf am Rande eines Flusses dahinrauscht, der affektirte Aus⸗ druck ebenso schwächlich wirkt, wie die flaue, charakterlose Farbe des Bildes.
In viel kleinerem Maßstabe malte Amberg die halb vom Rücken gesehene, dem Beschauer ihr reizendes Profil zukehrende, graziös bewegte Gestalt einer jungen Malerin, die, in einem faltigen tiefblauen Kleide vor der Staffelei ihres geschmackvoll ausgestatteten Ateliers auf einem niedrigen Tabouret ruhend, sich in feinempfundenem Kontrast von der goldig getönten Ta⸗ pete des Hintergrundes abhebt. Ein ähnlich ansprechendes Sa⸗ lonbild von Kiesel (in Düsseldorf) zeigt die Gestalt einer jun⸗ gen glücklichen Mutter in elegantem grauseidenem Morgenkleide, die behaglich auf einen Polstersessel hingestreckt, ihr Kind mit beiden Händen scherzend emporhebt. In der malerischen Schön⸗ heit des prächtigen Renaissance⸗Interieurs, in der reichen und noblen, harmonisch zusammengestimmten Farbe ist der von bestem Erfolg begleitete Einfluß Wilhelm Sohns, in der tüchtigen Malerei das eigene Talent des stetig fortschreitenden Künstlers nicht zu verkennen.
Auf derartige Wirkungen einer „schönen Farbe“ verzichtete Fezt⸗ in seinem „Allerseelentag“ in mehr als wünschenswerther
eise. Er schildert den Blumenmarkt einer süddeutschen Stadt, auf dem die Trauernden — ganz im Vordergrunde eine schwarz⸗ gekleidete Dame, die ein Kind an der Hand führt — ihre Kränze und Blumen zum Schmuck der Gräber kaufen, die alten und jungen Händlerinnen, die zu beiden Seiten der Straße unter ihren Schirmen oder im Helldunkel ihrer Buden sich niederge⸗ lassen haben, in einer Stimmung und Farbengebung, die offen⸗ bar auf Munkaczy als auf sein künstlerisches Vorbild hinweist und an dessen Richtung auch in der trüben und kalten, jedes freundlich gemüthvollen Zuges scheinbar gänzlich entbehrenden Empfindung und Anschauung erinnert. Dabei ist aber doch auch an diesem Bilde die rücksichtslose Schärfe und Wahrheit der Beobachtung, die sich vornehmlich in dem Ausdruck der zumeist
wenig anziehenden Köpfe kundgiebt, ebenso unbedingt anz S “ 8 1
der Uebergabe von Metz, die Delfs aus⸗
erkennen, wie die sichere und kühne Breite des Wrtrags, der die einzelnen Tonflächen mit seltener Festigkeit und Jestimmt⸗ heit hinzusetzen versteht. Ergötzlicher, wenn auch gende nicht von jenem urwüchsig frischen, innig erquickenden Hunor erfüllt, den ein Defregger etwa bei solchem Cegenstande zu entfalten weiß, wirkt Alois Gabl's „verbotene Tanz“ eirer munteren Gesellschaft Tiroler Bauern und Bäuernnen, deren ausgelassen wildes Vergnügen der eben eintretende von Einigen noch gar nicht, von dem zum Tanz aufspielenden Kantor dafür mit desto starrerem Entsetzen erblickte Pfarrer in mliebsamer Weise unter⸗ bricht. Glücklich in dem Höhepunkt der Situation aufgefaßt, lebendig und dabei durchaus natürlich bewegt, so daß sie wie zufällig entstanden erscheint, dient sie ziemlich umfangreiche Komposition zugleich sehr geschickt ab Folie einer wirkungs⸗ vollen koloristischen Anordnung. Reiglich fällt das Licht, den Blick des Beschauers sofort dorthin leikend, auf die Hauptgruppe der Tanzenden und auf die helle Wand ünter ihnen, von welcher sich, nicht ganz unähnlich der Art und Weif Lindenschmits, die dunkle⸗ ren Figuren des Bildes abheben. Völlig im Charakter des eben genannten Meisters gedacht, nauentlich in der koloristischen Stimmung bis auf einzelne Details der Farbenzusammenstellung deutlich an ihn anklingend erschein die „Glockenprobe“ von Schirlow, die innerhalb der graum Mauern einer Werkstatt, einem trefflich gelungenen Interieur, vorgenommen wird. Aber in Zeichnung, Modellirung und Vortug, namentlich auch in der lebendigen Charakteristik der beiden, wn einer Kindergruppe um⸗ gebenen Hauptfiguren, des Meisters im Schurzfell, der, zum Anschlag bereit, den Hammer erhoben hält, und des Kantors, der gespannt horchend den Ton auf der Geige angiebt, tritt soviel tüchtige Eigenart hervor, daß diese Arbeit als ansprechende Probe einer entschiedenen Begabung gelten muß.
Das Motiv einer „stürmischen Fahrt bayerischer Landleute auf dem Chiemsee“, das Raupp für eine große, fleißig ausge⸗ führte Darstellung wählte, scheint dem Maler so manches duftig eleganten Bildes nicht besonders günstig gelegen zu haben. Da⸗ gegen entfaltete Grützner in einem Klosterbruder, der im kühlen Keller, bevor er das Glas an die Lippen setzt, erst noch das Auge an dem goldig blinkenden Schimmer seines Inhalts wei⸗ det, in hohem Grade den in solchen Motiven oft von ihm be⸗ wiesenen behaglichsten Humor und die feinste koloristische Empfin⸗ dung. Durch seine lustige Laune und durch eine gefällig har⸗ monisch gesiimmten Färbung zeichnet sich ferner Ortlieb's „Einquartierung im Pfarrhause“ aus. Den noch jungen und lebensfrohen geistlichen Herrn nimmt das an sein verdrießlich lauschendes Ohr dringende zärtliche Gespräch, das die hübsche Magd hinter der Thür des Nebenzimmers mit einem eben eintreten⸗ den deutschen Offizier führt, zum großen Ergötzen der beiden Kame⸗ raden desselben, die bereits mit dem Pfarrer am Tische sitzen, so sehr in Anspruch, daß er die gerade in diesem Augenblick allerdings ein wenig boshafte Aufforderung des Einen, der ihm das ge⸗ füllte Glas zum Anstoßen hinhält, völlig zu überhören scheint. Ein schon früher einmal an dieser Stelle erwähntes kleines Genrebild von Poeckh, ein Handwerksbursch, der an der Thür der Gefängnißzelle dem entsetzt zurückfahrenden Gensd'armen freundlich lächelnd eine Prise anbietet, erfreut auch in dieser Ausstellung durch seinen feinen Humor und durch seine behag⸗ lich sorgfältige Ausführung. Mit drastischerer Laune schildert Andorff „Künstlers Erdenwallen“ in der Gestalt eines jungen Malers, der in seinem mit zahlreichen Skizzen gefüllten Atelier bei leerstehendem Ofen durch die mit Stroh ausgestopften Filz⸗ schuhe, durch den dicht zugeknöpften Ueberrock und den auf den Kopf gestülpten Hut sich mühsam der grimmen Kälte er⸗ wehrt und dabei mit wahrhaftem Galgenhumor an dem poetischen Gebilde einer nur mit luftigem Flor umhüllten emporschwebenden weiblichen Gestalt arbeitet. Eine Scene „beim Trödler“, der einem sorgfältig prüfenden ältlichen Herrn eine Tasse zum
Kauf empfiehlt, malte Cederström und bekundete ein nicht ge⸗!
ringes Geschick in der Lösung der schwierigen koloristischen Auf⸗ gabe, die er sich hierbei stellte, in der harmonischen Zusammen⸗ stimmung der bei heller Beleuchtung energisch ausgesprochenen Lokalfarben der buntscheckigen Sammlung von Fahnen, Wappen, Waffen, Bildern, Kostümen, Gobelins, Gefäßen und mannich⸗ fachen anderen Antiquitäten des verschiedenartigsten Materials, die in dem Laden des Händlers in malerischer Unordnung zusam⸗ mengehäuft sind.
Neben diesem Künstler sind endlich noch zwei andere jün⸗ gere Weimaraner in der Ausstellung charakteristisch vertreten. Graf Reichenbach zeigt in der Seitenkapelle einer alten Kirche, zu der einige ausgetretene Steinstufen von dem sonnig hellen Hauptraum derselben hinabführen, die widerwärtig häßliche Figur eines Kirchendieners, der die von der Decke niedergezogene Ampel mit frischem Oel versieht, und schlägt in der scharfen Charakteristik des unangenehmen Kerls, dem der offenstehende Mund und die schlaff herabfallende Unterlippe ein unsäglich bornirtes Aussehen giebt, mit offenkundigem Talent denselben spöttisch⸗satirischen Ton an, mit welchem bereits die „Kreuzigung“ dieses Malers in noch bitterer Weise die abscheulichste menschliche Schwäche und Beschränktheit geißelte. Wahrhaft wohlthuend wirkt diesem Sar⸗ kasmus gegenüber Zimmer's trefflich gemalter, mindestens ebenso lebenswahr und charakteristisch, zugleich aber mit erquicklich gesundem, fröhli hen Humor geschilderter barfüßiger Kegelbube, der, eben aus Leibeskräften lustig sein „Alle Neune“ die Kegelbahn herabrufend, sich in seiner gelblich grauen, arg zerrissenen Hose von dem grünen Gebüsch irgend eines verwil⸗ derten Wirthshausgartens abhebt. Durch die Frische und Un⸗ mittelbarkeit der Auffassung, durch die Munterkeit der Erfindung und die freundlichanmuthende, kräftige Farbenstimmung beweist auch dieses Bild von neuem die glücklichste Begabung des viel ver⸗ sprechenden Künstlers. Einige Unklarheiten des landschaftlichen Hintergrundes würden, selbst wenn sie nicht, wie uns scheint, nur auf Rechnung der augenblicklich wenig günstigen Beleuchtung kommen sollten, doch kaum die Freude an einer so tüchtigen Leistung vermindern.
Unter den Architekturen der Ausstellung ist neben zwei kleinen Straßenprospekten aus Kairo von Fiedler vor allem Wilberg’s „Hauptportal zum Dogenpalast in Venedig“, ein
Bild von meisterlicher Plastik der Formen und vollendeter Har⸗
monie des warmen goldigen Tons, — unter den Stillleben die von Hertel aus einer Büste, aus Noten und Instrumenten
schwungvoll arrangirte und mit breitem Pin el in sattem, tie
eben. Inwieweit die künftige Aufstellung der Tafel das ihr von dem Maler gegebene, die Wirkung eines alten, bereits nachgedunkelten Bildes erfolgreich imitirende Aussehen erstrebenswerth erscheinen ließ, kann allerdings nicht ohne Kenntniß des Interieurs be⸗ urtheilt werden, das sie zu schmücken bestimmt ist. Eine seltsam phantastische Komposition übergab schließlich noch Böcklin dem Salon des Künstlervereins. Zwei nackten, mit Vogelklauen und buntbefiederten Schwänzen versehenen Gestalten, deren eine die Arme ihres gebräunten hageren Leibes singend oder schreiend in die Luft streckt, deren andere, weichlich schwammig gebildet, sich, auf einer Flöte spielend, gegen einen Uferfelsen stützt, wäh⸗ rend auf dem Boden gebleichte Knochen als Reste des eklen Mahles der Beiden erscheinen, verlieh der Maler in seiner be⸗ kannten bizarren Laune den Namen von „Sirenen“; doch ent⸗ behrt dieser groteske Scherz jedweder Feinheit und Grazie, und auch ein interessanter koloristischer Akkord vermag mit dem wider⸗ lichen Anblick und der ungesunden Empfindung des Bildes nicht zu versöhnen. 1
Einen Rückblick von solchen Verirrungen zu der einfachen Schönheit der klassischen italienischen Kunst gestattet Raab's eben erschienener meisterhafter Stich nach Raffaels Madonna di Tempi, der in einem vortrefflichen Abdruck vor der Schrift in dem Eintrittsraum des Salons ausgestellt ist. Die innige Zart⸗ heit, die von einem ganz leisen Anflug von Befangenheit noch nicht freie holdselige Anmuth dieser Madonna, die mit dem süßen Gefühl der Mutterliebe ihr Haupt zu dem auf ihren Armen an die Brust gelehnt ruhenden, das wundervoll klar blickende Kindergesicht an ihre Wangen schmiegenden Knaben hinabbeugt, ist in diesem Blatt mit seltener Vollkommenheit wiedergegeben. Und nicht allein der Zeichnung und Modellirung, sondern ebenso der eigentlich malerischen Haltung, den feinsten Nüancen des Tons, wird die edle, von jeder Einförmigkeit der Behandlung durchaus freie Arbeit in hohem Grade gerecht.
Die Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins veran⸗ sstaltet zum Besten des unter dem Allerhöchsten Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin⸗Königin stehenden „Vaterländischen Frauen⸗Vereins“ am Sonnabend, Sonntag, Montag, Dienstag und Mittwoch, den 17., 18., 19., 20. und 21. April c. in der Reit⸗ bahn des Königlichen Kriegs⸗Ministeriums eine Blumen⸗,Pflan⸗ zen⸗ und Frucht⸗Ausstellung. Der Eingang ist Wilhelmstr. 81. Folgende Preise sind zur Vertheilung an die Aussteller festgesetzt: A. Königspreis. Die von Sr. Majestät dem Kaiser von Deutsch⸗ land und Könige von Preußen bewilligte goldene Medaille. Diese Medaille soll für die nach dem Urtheile der Preisrichter aus⸗ gezeichnetste Leistung der Ausstellung, sei es in Gruppen, neuen Ein⸗ sltcrunzen oder Kulturen, ertheilt werden. Derjenige, welchem von dem Preisrichter⸗Amte dieser Preis zuerkannt ist, ist von der Kon⸗ kurrenz um die übrigen Preise ausgeschlossen. B. Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kaiserin von Deutschland und Königin von Preußen. Dieser Preis ist für die zweitbeste Leistung der Ausstellung bestimmt. C. Ein Preis eines Freundes des Vereins, gestiftet zu Ehren des verewigten Professors Dr. Schultz⸗Schultzenstein in ungetheilter Summe von 60 ℳ für die beste ästhetisch aufgestellte gemischte Gruppe. D. 24 Preise der Gesellschaft, bestehend in 2 goldenen, 16 großen silbe⸗ — 12 kleinen silbernen, 8 bronzenen Medaillen und 270 ℳ in Geld⸗ preisen.
Der Delegirtentag der deutschen Hausfra Sgn. eine wird vom 14. bis 17. April tagen und zwar . the 88 5 — 7 Uhr Nachmittags im Bürgersaal des Berkteee 8 9n Für die Unterhaltung der Delegirten außer den Wennsed ungen Ve das Comité Sorge tragen. Meldungen nach 9* b ei Flaerr sitzenden Frau Lina Morgenstern, Beugftr. 6, lieh zur 92 1 1 Aufnahme der Delegirten in Logis habal sich Mitglieder des Vereins
bereit erklärt. orläufige Tagesorung: 1. Tag: Begrüßung der Delegirten; die “ 1. Tageschen⸗Vereine und ihre gegenseitigen
inander — 2 Tag: Gebäck⸗ und Fleischfrage; die Sfgithungen. e Be Gaffung billiger Lebensmittel. — 3. Tag: Verhältniß der Hauefrauen⸗Vereine zu den Kaufleuten der Stadt; was vermögen die vereinigten Hausfrauen zur Heranbildung fach⸗ tüchtiger Dienstboten? — 4. Tag: welche Fortbildungsanstalten für unsere Töchter sind von den Hausfrauenvereinen zu fördern? — Selbständige Vorträge sind bis zum 6. April anzumelden.
Theaa
— Nicht, wie einige Blätter irrthümlich berichtet haben, mit „Julins Cäsar“, sondern mit der „Hermannsschlacht“ be⸗ ginnt am 16. d. M. das Gastspiel des Herzoglich Meinin⸗ gischen Heftheaters im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater. 8 2
— Im Woltersdorff⸗Theater findet am Sonnabend, den 10. April, eine Extravorstellung, und zwar zum Besten des „Vereins zur Stiftung eines Nationaldenkmals auf dem Nieder⸗ wald“ statt. Wie wir vernehmen, werden für diese Vorstellung ganz besondere Vorbereitungen veranstaltet. Vorgeführt wird die neue Posse: „Ein unverdorbener Jüngling“ mit dem Wiener Gaste Fil. Sophie König, der es schon in der kurzen Zeit ihres Hierseins gelungen ist, sich allseitige Sympathien zu erwerben. Nicht allein, daß die Direktion des Woltersdorff⸗Theaters für eine vervollständigte Inscenirung und Verstärkung des mitwirkenden Personals freund⸗ lichst gesorgt hat, ist es auch dem Arrangeur der Vorstellung, Hrn. Redacteur Emil Prager, gelungen, mit gütiger Erlaubniß des General⸗Intendanten Hrn. v. Hülsen die Betheiligung von Mit⸗ Aiedern des Königlichen Ballets, unter Anderen der Solotänzerinnen Frl. Forsberg und Linda, zu erlangen. Schließlich tritt Frl. Sophie König in einer ihrer Glanzrollen, dem „Versprechen hinterm Heerd“, auf, und steht dem besuchenden Publikum demnach ein genußreicher Abend in Aussicht.
— Aus Wien wird gemeldet, daß im Herbst dem Burg⸗ theater ein bedeutender Zuwachs bevorsteht. Außer Frl. Frank und Fr. Janisch sollen noch Hr. Arnau an Stelle des verstorbenen Hrn. Franz und Hr. Reusche zum 1. September in den Verband dieses Theaters treten.
Das neueste Bade⸗Blatt für Wiesbaden weist für das Jahr 1875 bis zum 3. April bereits einen Fremdenverkehr von 7465 Per⸗ sonen nach.
Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Druck W. Elsner.
Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),
Plymouth, 5. April. Der Dampfer „Holsatia“ von der —
. 1 „ 5. April. (W. T. B.) Hr. v. Lesseps ist hier eingetroffen, um mit der Pforte über die Abänderung der Taxen
No. 80.
Ton gemalte Dekoration eines Musiksaales hervorzu⸗
oder 12,857 ℳ 14 ₰.
oder 4628 ℳ 57 ₰. 3567, 3643 und 3741, 6 Stuͤck über 600 Fl. oder 1028 ℳ 57 ₰.
8 1“ 11.“
en Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preuß
Königreich Preußen.
Gesetz, betreffend die Leinwandleggen. Vom 15. März 1875. 1ü“
von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc.,
Wir W ilhelm, 1 beider Häuser des Landtages der
verordnen, mit Zustimmung Monarchie, was folgt:
. 1. Die in der Provinz Hannover und den Regierungsbezirken Minden und Cassel bestehenden Leggeanstalten können aufgelöst wer⸗ den, sobald und soweit ihr Fortbestehen durch ein Bedürfniß des Verkehrs nicht mehr erfordert wird.
§. 2. Ueber die Auflösung einer Leggeanstalt verfügt nach vor⸗ gängiger Anhörung des Kreistages, beziehungsweise in der Provinz u“ der Amtsversammlungen der betheiligten Amtsbezirke, der
inister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Von dem
Tage der Betriebseinstellung an, welcher durch das Amtsblatt des Bezirks bekannt zu machen ist, treten für den in der Bekanntmachung näher zu bezeichnenden Distrikt alle auf die Legge und Leinenschau bezüglichen Gesetze und Verordnungen außer Kraft.
§. 3. Auch außer diesem Falle können für einzelne leggepflichtige Bezirke diejenigen Bestimmungen, durch welche vorgeschrieben ist, ge⸗ wisse Gattungen von Leinen vor dem Verkaufe bei einer Legge zur “ zu bringen, auf dem vorbezeichneten Wege außer Kraft gesetzt werden.
§. 4. Die Leggeordnung für die Kreise Bielefeld, Halle und Herford (mit Ausschluß der Aemter Bünde und Rödinghausen) im Regierungsbezirke Minden vom 15. Mai 1853 (Gesetz⸗Samml. für 1853 S. 229) wird aufgehoben. “
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.
Gegeben Berlin, den 15. März 1875.
1 (L. S. Wilhelm. Fürst von Bismarck. Camphausen. Graf zu Eulenburg. Leonhardt. Falk. von Kameke. Achenbach. Friedenthal.
3 ½ giges Anlehen der vormals freien Stadt Frankfurt am Main von 5,000,000 Fl. d. d. 12. März 1846.
Bei der am 6. d. M. stattgefundenen 22. Verloosung des An⸗
lehens der vormals freien Stadt Frankfurt a. M. vom 12. Mai 1846 wurden nachverzeichnete Nummern gezogen:
A. Zur Rückzahlung auf den 1. Juli 1875.
Lit. E. à 1000 Fl. Nr. 3. 117. 152. 157. 320. 339. 556. 568.
592. 778. 780. 862. 1136. 1144. 1510. 1611. 1667. 1691. 1748 und
1787, 20 Stück über 20,000 Fl. oder 34,285 ℳ 72 ₰. Lit. E. à
500 Fl. Nr. 1873. 1940. 1947. 2078. 2079. 2093. 2117. 2191. 2209.
2211. 2368. 2498. 2512. 2589 und 2594, 15 Stück über 7500 Fl. Lit. E. à 300 Fl. Nr. 2816. 2921. 2939. 2980. 3103. 3116. 3167. 3179 und 3242, 9 Stück über 2700 Fl. Lit. E. à 100 Fl. Nr. 3435. 3543. 3558.
Lit. E. Summa 50 Stück über 30,800 Fl. oder 52,800 ℳ
B. Zur Rückzahlung auf den 1. Januar 1876. Lit. F. à 1000 Fl. Nr. 54. 100. 187. 228. 241. 245. 272. 492. 52. 1021. 1036. 1057. 1149. 1235. 1271. 1286. 1502. 1612. 1641 und 1690, 20 Stück über 20,000 Fl. oder 34,285 ℳ 72 ₰. Lit. F. à 500 Fl. Nr. 1818. 1857. 1866. 2072. 2231. 2238. 2247. 2352. 2381. 2451. 2519. 2585. 2636. 2671 und 2765, 15 Stück über 7500 Fl. oder 12,857 ℳ 14 ₰. Lit. F. à 300 Fl. Nr. 2863. 2889.
2932. 2961. 2965. 3161. 3225. 3238 und 3297, 9 Stück über 2700 Fl.
oder 4628 ℳ 57 ₰. Lit. F. à 100 Fl. Nr. 3328. 3330. 3541. 3607. 3694 und 3716, 6 Stück über 600 Fl. oder 1028 ℳ 57 ₰. Lit. F. Summa 50 Stück über 30,800 Fl. oder 52,800 ℳ
Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be⸗ merken benachrichtigt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzinsung ur bis zum betreffenden Rückzahlungstermine stattfindet, bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., bei der Königlichen Staatsschulden⸗Tilgungskasse in Berlin,
bei jeder Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse, sowie bei
en Königlichen Bezirks⸗Hauptkassen in Hannover, züneburg und Osnabrück gegen Rückgabe der Obligation und
der dazu gehörigen, nicht verfallenen Zinscoupons (bei den Obligatio⸗
nen Lit. E. des Coupons pr. 1. Juli 1876 nebst Talon und bei den Obligationen Lit. P. nur mit Talon) erheben können.
Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich zurückzugeben⸗ en Zinscoupons wird von dem Kapitalbetrage der betreffenden Obli⸗ ation zurückbehalten.
Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen nicht bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M. oder bei der Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse in Wiesbaden, sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Conpons und Talons vierzehn Tage vor dem Verfalltermine bei die⸗ en Kassen einzureichen, von welchen dieselben vor der Auszahlung an en Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden sind.
Restanten us der 15. Verloosung: Lit. E. Nr. 12. 2822, Lit. F. Nr. 1634 nd 3358; 16. Verloosung: Lit. E. Nr. 3607, 3745, Lit. F. Nr. 3201 nd 3441; 17. Verloosung: Lit. E. Nr. 1941. 3186. 3544. 3729. 798 und Lit. F. Nr. 2083; 18. Verloosung: Lit. E. Nr. 1044. 1208. 1450, Lit. FP. Nr. 828. 1960. 2311. 2507. 2984. 3168. 3257. 3475 und 3619; 19. Verloosung: Lit. E. Nr. 3216. 3704, Lit. F. Nr. 99. 1897. 1937. 2715. 2809. 2828. 3010. 3446 und 3455; 20. Verloosung: Lit. E. Nr. 214. 1004. 1196. 1223. 2476. 2567. 2853. 3040. 3625 und Lit. F. Nr. 1098. 1324. 2573. 2606. 3287. 521 und 3724: 21. Verloosung: Lit. E. Nr. 23. 563. 1497. 1791. 831. 1904. 1912. 2014. 2553. 3135. 3149 und 3642, Lit. FP. Nr. 47. 67. 503. 690. 848. 1512. 1863. 1962. 2195. 2921. 2934. 2988. 171. 3209. 3302. 3363. 3453. 3507. 3703. 3721. 3755. 3778
Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zur Ein⸗ sung aufgefordert. 1 Wiesbaden, den 11. März 1875.. Der Regierungs⸗Präsident. v. Wurmb.
Bekanntmachung. Die nachstehende Polizeiverordnung: Polizeiverordnung, betreffend das Tödten, Einfangen, Ver⸗ kaufen und Feilhalten gewisser nützlichen Vogelarten.
Nach den gemachten Erfahrungen hat das durch die Polizei⸗ verordnung der Königlichen Regierung zu Potsdam vom 24. April 1860 (Amtsblatt Seite 157) ausgesprochene Verbot des Einfangens und Tödtens gewisser nützlichen Vogelarten keinen ausreichenden Schutz für diese Vögel gewährt, denn es werden die Märkte nach wie vor mit vielen Arten derselben in Menge versehen. Auch ist die Zahl dieser für die Land⸗ und Forstkultur so wichtigen Thiere notorisch in fortwährender Abnahme begriffen.
Das Polizei⸗Präsidium sieht sich daher veranlaßt, auf Grund der §§. 5, 6, I11 und 12 des Gesetzes über die Polizeiverwaltung vom 11. März 1850 (Gesetzsammlung Seite 265) für den engeren und weiteren Polizeibezirk von Berlin und den Polizeibezirk von Charlottenburg hiermit zu verordnen, was folgt:
§. 1. Das Tödten und Einfangen der nachbenannten Vogel⸗ arten:
Blaukehlchen, Rothkehlchen, Nachtigall, Grasmücke, Roth⸗
16
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Berlin, Dienstag, den 6. April
schwanz, Steinschmätzer, Wiesenschmätzer, Bachstelze, Pieper, Zaun⸗ könig, Pirol, Goldhähnchen, Meise, Ammer, Fink, Hänfling, Sper⸗ ling, Zeisig, Stieglitz, Baumläufer (Kleiber), Wiedehopf, Schwalbe, Tagschlaf, Staar, Dohle, Saatkrähe, Rake (Mandelkrähe), Fliegen⸗ schnäpper, Würger, Kuckuk, Specht, Wendehals, Bussard (Mäuse⸗ falk) und Eule (mit Ausschluß des Uhu) ist untersagt.
§. 2. Ingleichen ist das Ausnehmen der Eier oder der Brut, sowie das Zerstören der Nester der im §. 1 aufgeführten Vögel verboten. Dasselbe gilt auch von allen Vorbereitungen zum Fangen dieser Vögel insbesondere von dem Aufstellen von Vogelnetzen, Schlingen, Dohnen, Sprenkeln, Käfigen und Leimruthen.
§. 3. Zuwiderhandlungen gegen obige Bestimmungen werden mit Geldbuße von 1 bis 10 Thalern oder verhältnißmäßigem Ge⸗ fängniß bestraft.
. 4. Vom 1. Januar 1868 an dürfen die im §. 1 aufge⸗ führten Vogelarten auf den Wochenmärkten nicht mehr feilgehalten werden. Wer dies Verbot übertritt, hat in Gemäßheit des §. 187 der Allgemeinen Gewerbe⸗Ordnung vom 17. Januar 1845 Geld⸗ buße bis zu 20 Thalern oder verhältnißmäßige Gefängnißstrafe zu gewärtigen.
§. 5. Die Polizeiverordnungen vom 23. September 1852 (Amtsblatt St. 40) und 3. Juni 1858 (Amtsblatt St. 26) werden
aufgehoben. 1 “ Königliches Polizei⸗Präsidium. (gez.) von Wurmb. wird hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß an Stelle des §. 187 der Allgemeinen Gewerbe⸗Ordnung vom 17. Ja⸗ nuar 1845, der §. 149 ad 6 der Gewerbe⸗Ordnung vom 21. Juni 1869 getreten ist. 8 Berlin, den 30. März 18757 8 Königliches Polizei⸗Präsidium. von Madai.
Bekanntmachung.
Behufs Neupflasterung wird die Luckauer Straße zwischen der Oranien⸗ und Sebastianstraße vom 19. April cr. ab während der Dauer der Pflasterungsarbeiten für Fuhrwerk und Reiter gesperrt, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Berlin, den 3. April 1875.
Käöünigliches Polizei⸗Präsidium.
von Madai.
Nr. 31 des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügung vom 2. April 1875. Seepostverbindung mit Dänemark und Schweden auf der Linie Lübeck⸗Kopenhagen⸗Malmoe. Verfügung vom 1. April 1875. Aufforderung zur sorgfältigen Anfertigung der statistischen Nachwei⸗ sung St. Nr. 14 über den Postauftragsverkehr. Verfügung vom 1. April 1875. Postorte mit früher polnischen, jetzt deutschen Namen.
— Nr. 6 des „Marine⸗Verordnungs⸗Blatts“ hat folgen⸗ den Inhalt: Gesetz über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden. Vom 123. Februar 1875. — Abänderung des Krankenlöhnungssatzes für Mannschaften des Unteroffizier⸗ und Ge⸗ meinenstandes der Marine. — Verabreichung von Butter an Bord in Dienst gestellter Schiffe und Fahrzeuge. — Unterhaltung der Dienstwohnungen der Reichsbeamten. — Lebensversicherungsanstalt für die Armee und Marine. — Bestimmungen zur Ausführung der §§. 101 bis 108 des Militärpensionsgesetzes vom 27. Juni 1871 und der §§. 15, 16 und 22 der Novelle vom 4. April 1874. — Ver⸗ pflegungszuschuß für das 2. Quartal 1875.
Das Beiheft Nr. 13 zum „Marine⸗Verordnungs⸗Blatt“ hat folgenden Inhalt: 1) Neue Formen zur näherungsweisen Be⸗ rechnung der beim Ingenieurwesen und beim Schiffbau vorkommenden Integrale. — 2) Resultate der Desinfektions⸗Versuche des Bilge⸗ wassers mit Carbolsäure auf den im vergangenen Jahre im Dienst gewesenen Schiffen. — 3) Uebersetzung aus dem: „Journal officiel de la République Française“ vom 10. Januar 1875, betreffend die in Madagaskar cirkulirenden Münzen. — 4) Ueber Mobilmachung der Flotte. — 5) Zum Torpedowesen. — 6) Uebersetzung aus dem: „Journal officiel de la République Française“, betreffend die Schiffs⸗ jungen der Französischen Handelsmarine.
— Das Kursbuch der Deutschen Reichs⸗Postverwal⸗ tung, April 1875, ist soeben im Verlage der Königl. Geh. Ober⸗ Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) in vier Theilen erschienen. Die⸗ selben umfassen die bis zum 1. April, resp. mit demselben Tage ein⸗ tretenden Aenderungen in dem Gange der Eisenbahn⸗, Post⸗ und Dampfschiff⸗Verbindungen. Der Gesammtinhalt ist folgender: 1. Theil: Nordöstliches Deutschland, Dänemark, Schweden, Nor⸗ wegen und Rußland; 2. Theil: Südöstliches Deutschland, Oesterreich⸗ Ungarn, Türkei und der Orient; 3. Theil: Nordwestliches Deutsch⸗ land, Niederlande, Belgien, Luxemburg und England; 4. Theil: Südwestliches Deutschland, Tirol, Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien und Portugal. Jedem dieser Theile ist eine Zusammenstel⸗ lung beigefügt, in welcher die Fahrpläne der von Berlin ausgehenden Eisenbahnen, die Rundreisetouren, sowie Tabellen über Wegemaße, Münzen und Zeitunterschiede enthalten sind.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Berlin, 6. April. In der gestrigen Stzung des Hauses der Abgeordneten machte der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Camphausen, über die Finanz⸗ verhältnisse Preußens 1874 folgende Mittheilungen:
Meine Herren! In der Sitzung vom 19. Januar habe ich be⸗ reits ausführlich dargelegt, wie sich wahrscheinlich die Finanzverhält⸗ nisse für das Jahr 1874 gestalten würden; in der Mitte des Monats März hat nun wie gewöhnlich der Finalabschluß stattgefunden, und ich halte mich verpflichtet, doch die genauen Ziffern heute dem Hohen Hause mitzutheilen. 1 8 1
Für das Jahr 1874 waren die gesammten Einnahmen des Staates veranschlagt auf 232,758,017 Thlr. In der Wirklichkeit haben sich diese Einnahmen belaufen auf 249,629,485 Thlr., und es sind also die Bruttoeinnahmen gegen den Voranschlag höher gewesen um 16,871,468 Thlr. 1 1
Die Ausgaben des Staates waren, wie immer, in derselben Siß⸗ wie die Einnahmen Fenschlggt. nämlich zu 232,758,017 Thlr.
iese wirklichen Ausgaben haben bei der etatsmäßigen Verwaltung sich belaufen auf 241,694,726 Thlr., also auf einen Mehrbetrag von 8,936,709 Thlr. Neben dieser etatsmäßigen Verwaltung, meine
erren, läuft, wie Ihnen bekannt, die sogenannte extraordinäre Zerwaltung einher, die im Jahre 1874 wiederum von sehr großer Bedeutung gewesen ist, indem bei der extraordinären Verwaltung die Summe von 80,183,504 Thlr. vereinnahmt worden ist, während bei dieser selben Verwaltung verausgabt wurde die Summe von 81,330,804 Thlr., also ein Mehrbetrag von 1,147,300 Thlr. Wie Ihnen bekannt, bestehen bei der sogenannten extraordinären Verwaltung Einnahmen und Ausgaben in der Haupt⸗ sache in durchlaufenden Posten; in diesem Jahre hat sich aber unter den Ausgaben ein Posten befunden von 1 Million Thaler, der aus einem speziellen Verhältniß herrührt. Der preußische Staat het nämlich im Jahre 1864 mit der Großherzoglich
egierung einen Staatsvertrag geschlossen, der in der
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zeiger. 1875.
Sammlung vom Jahre 1865 S. 301 publizirt ist, wonach Preußen die Verpflichtung übernommen hatte, im Laufe von 10 Jahren entweder dafür 4* sorgen, daß eine Eisenbahn in der Strecke von Oldenburg nach der vormals hannoverschen Landesgrenze angelegt werde, oder aber, wenn innerhalb dieser Frist diese Eisenbahn nicht gebaut werden sollte, daß der preußische Staat an die Großherzoglich oldenburgische Regierung die Summe von 1 Million Thaler zu zahlen hätte. Diese letztere Zahlung hat eintreten müssen im Laufe des Jahres 1874, weil der Eisenbahnbau nicht stattgefunden hat. Den Mehrausgaben, die ich vorhin angeführt hatte, im Betrage von 8,936,709 Thlrn., tritt nun bei der extraordi⸗ nären Verwaltung ein Zuschußbedarf von 1,147,300 Thlrn. hinzu, und es ergiebt sich also ein Mehrausgabebetrag von 10,084,009 Thlrn. Diese Mehrausgabe abgezogen von den Mehreinnahmen, die ich im Eingange meiner Rede erwähnte, nämlich von 16,871,468 Thlrn., Eb nun einen disponiblen Ueberschuß für das Jahr 1874 von 6,787,459 Thlrn., den wir, wenn nicht anders darüber bestimmt wird für die Ausgaben des Jahres 1875 reserviren.
Meine Herren! Ich bin schon bei einer früheren Veraplassun auf die Lage unserer Verwaltung so sehr eingegangen, daß ich mi heute nur auf einige wenige “ beschränken darf. Die Mehreinnahmen vertheilen sich im Ganzen auf sehr wenige Verwal⸗ tungen, d. h. in der Hauptsache; die Bergwerksverwaltung ist dabei betheiligt mit 7,143,895 Thlr. — wohlverstanden in der Brutto⸗ Einnahme — die b mit 3,087,224 Thlr., die Forstverwaltung mit 2,373,105 Thlr. Die Ablösungen und Verkäufe haben gegen das Vorjahr einen Mehrbetrag von 862,581 Thlr. er⸗ geben, ferner ist durch die vorübergehende zinsbare Belegung von Kapital⸗ beständen neben den Ersparnissen, die bei der Verzinsung der Staatsschulden eingetreten sind, noch ein Zinsgewinn von 644,372 Thlr. erzielt wor⸗ den. Die E Posten, die ich hier genannt habe, machen bereits mehr als 14 Millionen Thaler aus. Diesen treten noch hinzu die direkten Steuern mit 1,011,000 Thlr., die indirekten Steuern mit 132,473 Thlr., die Justizverwaltung in ihren Einnahmen mit 582,958 Thlr. — sie hat allerdings auf der anderen Seite überwie⸗ gende Mehrausgaben —, die Domänen mit 413,618 Thlr.
Was die beträchtliche Erhöhung der Ausgaben betrifft, so fällt dieselbe beinahe ausschließlich auf die beiden Verwaltungen, auf die Cisenbahnverwaltung und auf die Bergwerksverwaltung.
Bei der Eisenbahnverwaltung sind Mehrausgaben eingetreten, wenn man von den Ausgaben noch die Wohnungsgeldzuschüsse absetzt, in der Höhe von 5,436,991 Thlr., bei der Bergwerksverwaltung mit 3,089,040 Thlr. Das ergiebt allein mehr als 8 Millionen, während die Mehrausgaben sich überhaupt belaufen auf 8,936,709 Thlr. Ich glaube, mich auf diese Bemerkungen beschränken zu dür⸗ fen, ich will nur noch erwähnen, daß in Bezug auf Eisenbahnbau⸗ ten ich in der Sitzung vom 19. Januar bereits Auskunft ertheilt habe, daß im vorigen Jahre 30,331,404 Thlr. verausgabt worden sind, ich kann heute noch hinzufügen, daß die Ausgaben auf 1— Conto sich sehr bedeutend herausgestellt haben, und daß in dem ersten Quartale dieses Jahres bereits weiter für Eisenbahnbauzwecke 24
Millionen Mark verausgabt sind.
Gewerbe und Handel.
Die deutsche Spiegelglas⸗Manufaktur wird für das letzte Geschäftsjahr eine Dividende nicht zur Vertheilung bringen.
— Am 1. April hat sich in Frankfurt a. M. ein provisorisches Comité für die Errichtung eines Gewerbe⸗Museums konstituirt. Sodann wurde die Frage der Abhaltung einer historischen Ausstellung von Erzeugnissen der Kunstgewerbe im Laufe des Sommers eingehend besprochen, der definitipe Beschluß hierüber aber bis zur Erledigung einiger Vorfragen ausgesetzt. Von auswärts waren im Ausschusse ver⸗ treten: Darmstadt, Hanau, Offenbach, Bockenheim. Wiesbaden hat den Vertreter noch nicht gewählt.
— In der Generalversammlung der Frankfurter Lebens⸗ Versicherungs⸗Gesellschaft kam der Geschäftsbericht zum Vortrag; demselben sind folgende Daten entnommen: Von der Ge⸗ sellschaft sind im Jahre 1874 mit 1413 Personen Versicherungen zum Belaufe von 3,659,383 Fl. 20 Kr. Kapital neu abgeschlossen worden und am Schlusse des Jahres 1874 waren überhaupt versichert 9644 Personen mit 19,970,779 Fl. Kapital. Von den auf den Todesfall Versicherten starben 167 Personen und war auf deren Polizen der Betrag von zusammen 258,502 Fl. Kapital zu bezahlen. An Leib⸗ rentenkaufgeldern sind im Jahre 1874 89,085 Fl. einbezahlt worden, wofür eine jährliche Rente von 10,206 Fl. zu entrichten ist. Der nach Abzug aller Ausgaben und Verstärkung der Reserven verbleibende Ueber⸗ schluß beträgt Fl. 67,408. Die Aktiönäre erhalten 7 Fl. pro Aktie, also 14 % ihrer baaren Einzahlungen. Der Gewinnantheil der Ver⸗ sicherten beträgt 1874 10 % der von ihnen bezahlten Prämien. Die nach dem Amtsalter aus dem Verwaltungsrathe ausscheidenden Her⸗ ren Georg von Heyder, Carl Minoprio und Freiherr Carl von Rothschild wurden sämmtlich wiedergewählt. Die Garantiemittel der Gesellschaft bestehen außer dem Grundkapital von 3 Millionen Gul⸗ den in der Prämien⸗ und Gewinnreserve von 3,260,876 Fl. 49 Kr.
— Dem Geschäftsbericht der Oldenburger Versicherungs⸗ Gesellschaft für 1874 entnehmen wir Nachstehendes: Das Jahr 1874 hat einen Gewinn von 21,628 ℳ gebracht und den Verlust aus früheren Jahren auf 30,838 ℳ herabgemindert. Nach einer vor⸗ läufigen Berechnung hatte die Direktion angenommen, daß der Ge⸗ winn für 1874 sich auf ungefähr 30,000 ℳ stellen würde. Diese Berechnung stützte sich auf die Annahme der Prämien⸗Reserve mit 45 % von der Nettoprämie, was nach den bisherigen Erfahrungen für ausreichend gehalten wurde. Bei der späͤteren genauen Auf⸗ stellung hat sich indeß ein Prozentsatz von 46,24 oder ein Mehr von 7500 ℳ ergeben und da die Ausgabe um diesen Betrag vergrößert werden mußte, so hat sich der Gewinn um ebeu so viel verringert; die Vergrößerung der vorjähtigen Ausgabe kommt aber der Einnahme in 1875 wieder zu Gute. Die Netto⸗ Prämieneinnahme betrug 1874 599,000 ℳ gegen 522,000 ℳ im Vor⸗ jahre; die besonderen Einnahmen betrugen 28,000 Thlr. gegen 22,000 im Vorfahre, die Prämienreserve aus dem Vorjahre 236,000 Thlr., daher Gesammteinnahme 863,000 ℳ, gegenüber 757,000 ℳ in 1873. Die Ausgabe bezifferte sich 1874 insgesammt auf 842,000 ℳ (in 1873 646,000 ℳ), mithin Gewinn 21,000 ℳ gegen 111,000 ℳ im Vorjahre. Die Vermehrung der Ausgaben gegen 1873 war in 1874 um 90,000 ℳ größer, als die Vermehrung der Einnahme. Die Mo⸗ nate Januar und Februar des laufenden Jahres, haben einen Gewinn von 43,000 ℳ gebracht; dieser Gewinn reicht aus, um den Geschäfts⸗ verlust, den das Jahr 1874 hinterlassen hat, auszugleichen und mehr als 1000 ℳ als Ueberschuß zurückzustellen. Der März brachte ca. 15,000 ℳ Schäden und einen Gewinn von ca. 10,000 ℳ Dem⸗ nach besitzt die Gesellschaft augenblicklich außer dem vorhandenen Aktienkapital einen Vermögensüberschuß von mehr als 20,000 ℳ.
— Der Firma H. Häfcke in Barth (Pommern) ist es im Jahre 1868 gelungen, eine Sauce zu erfinden, welche frisch gefange⸗ nenen Heringen eine für Jahre dauernde Schmackhaftigkeit sichert und sich in jeder Temperatur unverändert erhält. Gleich im folgen⸗ den Jahre das sehtan solche Anerkennung, daß in den ersten drei Monaten 826 Fässer in Deutschland allein versendet wurden und mehrte sich die Nochfrage derartig, daß im letztvergangenen Jahre be⸗
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reits Bestellungen auf 12,621 Dosen von allen Theilen Europas und Amerikas bei dieser Firma einliefen g
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