1875 / 96 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Apr 1875 18:00:01 GMT) scan diff

theilweise auch 1874 weniger geltend, weil die fiskalischen Werke

daß auf die Ermäßigung der Selbstkosten hingewirkt werde. G J. zu erstattenden Betriebsberichten erwarte ich Anzeige, ob

Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

ihres Verdienstes eintritt.

Deckung der bei Begebung der Eisenbahn⸗Anleihe aus dem

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erabsetzung der Löhne, insbesondere der Gedingesätze, sowie Frhsguns der Arbeitsleistungen. Thatsächlich sind die letzteren gegen früher nicht unwesentlich zurückgeblieben und gerade in den letzten Jahren, wo die Löhne der Arbeiter eine unverhältnißmäßige Steigerung erfahren haben, sind die Leistungen der Arbeiter fast ausnahmslos noch geringer ausgefallen. Dieses Mißverhältniß machte sich in den Jahren 1873 und

bei dem hohen Preise ihrer Produkte und Fabrikate und bei günstigen Absatzverhältnissen trotzdem gute finan zielle Resultate zu erzielen vermochten, es stört indessen gegenwärtig das Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und Ausgaben, und es muß Vorsorge getroffen werden, daß die Bergwerks⸗ Verwaltung auch unter den weniger günstigen Verhältnissen angemessene Ueberschüsse erzielt. Es kommt, um dieses Ziel zu erreichen, weniger auf eine allgemeine Herabsetzung der Arbeitslöhne, als vielmehr dar⸗ auf an, daß die Arbeitsleistungen gesteigert werden, wozu in der Ermäßigung der Arbeitsgedinge ein entsprechender ebel zu finden ist. Es wird dabei dem fleißigen Arbeiter Ge⸗ egenheit gegeben, bei größerer Leistung sich den gleichen Erwerb wie früher zu verschaffen, so daß die weniger eifrigen Arbeiter es sich selbst zuzuschreiben haben würden, wenn eine Schmälerung

Die Direktoren der Staatswerke werden zwar, wie ich voraussetze, schon bisher bestrebt gewesen sein, nach dieser Richtung hin das fiskalische Interesse zugleich auch mit Rück⸗ sicht auf das Wohl der Arbeiter wahrzunehmen, nichts desto⸗ weniger halte ich es für angezeigt, die Erwartung auszusprechen,

In den von den Werksverwaltungen für das I. Quartal

und in welcher Weise nach vorstehenden Gesichtspunkten bereits verfahren worden ist und welche Maßregeln dieserhalb fernerweit in Aussicht genommen sind.

Achenbach. An das Königliche Ober⸗Bergamt zu Breslau, Halle, Dort⸗ mund, Bonn, Clausthal.

Dem Johann Franz Winkler und August Albert eidler in Berlin ist unter dem 21. April 1875 ein Patent auf eine durch Zeichnung und Beschreibung erläuterte Kehl⸗ maschine für konische Kehlungen, soweit dieselbe als neu und eigenthümlich erkannt ist, 1

auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Um⸗ fang des preußischen Staats ertheilt worden.

Das 11. Stück der Gesetz⸗Sammlung, welches heute aus⸗ gegeben wird, enthält unter Nr. 8280 das Gesetz, betreffend die

Jahre 1868 entstandenen Coursverluste. Vom 2. April 1875; und unter Nr. 8281 das Gesetz, betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch⸗katholischen Bis⸗ hhümer und Geistlichen. Vom 22. April 1875. Berlin, den 26. April 1875. Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Debits⸗Comtoir.

Bekanntmachung.

Ddie chirurgische Klinik in dem Königlichen Universstäts⸗ Klinikum, Ziegelstraße Nr. 6, wird für das Sommer⸗Semester Ende dieses Monats eröffnet werden. 18 1

Kranke, zu deren Heilung chirurgische Hülfe nothwendig ist, können sich daselbst täglich Mittags von 1 bis 2 Uhr melden. Bedürftige Kranke erhalten außer freier Behandlung auch freie Arznei. 1“ 8 Die Anmeldung zur Aufnahme dringender Krankheitsfälle wird von den in der Anstalt wohnenden Assistenz⸗Aerzten zu jeder Zeit entgegen genommen. Diejenigen vns welche eine unentgeltliche Aufnahme nachsuchen wollen, haben sich zuvor bei dem Unterzeichneten schriftlich zu melden, Privatkranke können gegen Bezahlung der reglementsmäßigen Kurkosten aufgenommen werden, soweit die Räumlichkeit es gestattet. Berlin, den 23. April 1875. B. von Langenbeck. 8 Geheimer Ober⸗Medizinal⸗Rath und Professor, Direktor des Königlichen Klinikums. Alsenstraße Nr. 9.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. April. Zum Besuch Sr. Majestät des Kaisers und Königs sind am Sonnabend, den 24. d. M., die Prinzessin Elisabeth, Gemahlin des Prinzen Carl von Hessen, und die Beiden Prinzessinnen⸗Töchter des Großherzogs von Sachsen⸗Weimar in Wiesbaden eingetroffen. Dieselben nahmen mit Sr. Majestät dem Kaiser und der Groß⸗ herzogin von Baden gemeinsam das Frühstück ein; später fand eine Spazierfahrt statt. Am Abend gedachten Se. Majestät einer Soirée bei der Prinzessin von Lippe⸗Schaumburg beizuwohnen.

Bei der am Freitag Abend stattgehabten glänzenden Be⸗ leuchtung des Schloßplatzes und der evangelischen Kirche wurden Se. Majestät der Kaiser 5 der zahlreich versammelten Volks⸗ menge enthusiastisch begrüßt.

Lam wohnten Allerhöchstdieselben einer musikalischen Matinée bei dem Regierungs⸗Präsidenten v. Wurmb bei und unternahmen Nachmittags bei sehr schönem Wetter eine

pazierfahrt. Am Abend erschienen Se. Majestät im Hoftheater.

Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin wohnte gestern dem Gottesdienste in der Kapelle des Augusta⸗Hospitals bei. Ihre Majestät besuchte den Oberhof⸗ und Hausmarschall

nd Ober⸗Stallmeister Grafen Pückler, um ihn zu seinem 60jährigen Dienstjubiläum zu beglückwünschen. Das Familien⸗ iner fand bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Carl statt.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ rinz ist in Begleitung des deutschen Gesandten in Rom, von Keu⸗ dell, gestern in Neapel eingetroffen. Höchstderselbe wurde am Bahn⸗ hofe durch den General⸗Adjutanten Sr. Majestät des Königs von Italien, General Medici, und durch den Chef des Königlichen Kabi⸗ nets empfangen und begab Sich in einer Hofequipage sogleich in das Königliche Palais, wo Se. Majestät der König Se. Kaiserliche Hoheit begrüßten. Eine Abtheilung Kürassiere in Paradeuniform

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liche Hoheit wird auf Einladung Sr. Majestät des Königs im Königlichen Palais seinen Aufenthalt nehmen. 1b 1 Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin wird in Florenz verbleiben.

Das Reichsgesetz vom 23. Dezember 1874 hat bekannt⸗ lich die vom Reichstage zur Vorberathung der Entwürfe eines ö— einer Straf⸗ prozeßordnung und einer Civilprozeßordnung nebst den Einführungsgesetzen eingesetzte Kommission er⸗ mächtigt, ihre Verhandlungen nach dem Schluß der Session bis zum Beginn der nächsten ordentlichen Session des Reichstags fortzusetzen. In Folge dieser Ermächtigung ist die Kommission heut unter Vorsitz des Abgeordneten Miquel im Gebäude des Reichstages zusammengetreten. Als Kommissarien des Bundes⸗ raths nehmen an den Berathungen Theil: der Wirkliche Ge⸗ heime Ober⸗Regierungs⸗Rath von Amsberg, Direktor der IV. Ab⸗ theilung des Reichskanzler⸗Amts, der Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath Hanauer, der Regierungs⸗Rath Hagens; der Königlich preußische Ministerial⸗Direktor Wirkliche Geheime Ober⸗Justiz⸗ Rath Wentzel, der Königlich preußische Geheime Justiz⸗Rath Kurlbaum II., der Königlich preußische Geheime Justiz⸗Rath Oehlschläger, der Königlich preußische Geheime Justiz⸗Rath Schmidt, und der Königlich bayerische Staatsanwalt Dr. Hauser. Als Schriftführer fungiren der Königlich preußische Gerichts⸗As⸗ sessor Sydow, der Königlich bayerische Staatsanwalt⸗Substitut Dr. Seuffert und der Königlich sächsische Gerichts⸗ Assessor Schreber. Mitglieder der Kommission find be⸗ kanntlich außer dem Ober⸗Bürgermeister Miquel: die Ab⸗ geordneten Dr. Schwarze, General⸗Staatsanwalt; Dr. Mayer (Donauwörth), Appellationsgerichts⸗Rath; Thilo, Kreisgerichts⸗ Direktor; Eysoldt, Advokat; Struckmann (Diepholz), Ober⸗ Tribunals⸗Rath; Reichensperger (Olpe), Ober⸗Tribunals⸗Rath; v. Forcade de Biaix, Ober⸗Tribunals⸗Rath; Hauck, Bezirks⸗ Amtmann; v. Schöning, Landrath und Rittergutsbesitzer; v. Jagow, Wirklicher Geheimer Rath, Ober⸗Präsident; Klotz, Kreisgerichts⸗Rath; Herz, Bezirksgerichts⸗Rath; Dr. Zinn, Di⸗ rektor und Chef⸗Arzt der Kurmärkischen Land⸗Irrenanstalt; Dr. Lasker, Rechtsanwalt; Dr. Marquardsen, Universitäts⸗ Professor; v. Puttkamer (Fraustadt), Appellationsgerichts⸗Rath; Bernards, Landgerichts⸗Assessor; Dr. Lieber; Pfafferott, Amts⸗ richter; Dr. Kraetzer, Appellationsgerichts⸗Rath; Dr. Bähr (Cassel), Ober⸗Appellationsgerichts⸗Rath; Becker, Ober⸗Appellationsgerichts⸗ Rath; Dr. Gneist, Professor, Prorektor der Universität; Dr. Grimm, Rechtsanwalt; Dr. Völk, Rechtsanwalt; Dr. Wolff⸗ son, Advokat; Gaupp, Kreisgerichts⸗Rath.

Der Abgeordnete Dr. Schwarze hat den Antrag gestellt, die Berathungen mit der Civilprozeßordnung zu beginnen. Die Berathung über diesen Antrag steht auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung.

Die Kommission für Berathung der Ausfüh⸗ rung des Gesetzes vom 6. März 1875, Maßregeln gegen die Reblauskrankheit betreffend (R. G. Bl. S. 175), ist am 22. d. Mts. unter dem Vorsitze des Kaiserlichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Raths Starke hierselbst zus ammengetreten. Mit⸗ glieder der Kommission sind: der Königlich preußische Universitäts⸗ Professor Dr. Gerstäcker; der Königlich preußische Professor und Inspektor des naturhistorischen Museums zu Wiesbaden, Dr. Kirschbaum; der Botaniker an der Königlichen Lehranstalt für Obst⸗ und Weinbau in Geisenheim, Dr. David; der Weinguts⸗ besitzer Lade zu Geisenheim; der Königlich bayerische Universi⸗ täts⸗Professor Dr. Rosenhauer zu Erlangen; der Weinguts⸗ besitzer Dr. Buhl zu Deidesheim, Mitglied des Reichstags; der Professor Dr. Nobbe zu Tharandt; der Königlich württem⸗ bergische Forstrath und Professor an der land⸗ und forstwissen⸗ schaftlichen Akademie zu Hohenheim, Dr. Nördlinger; der König⸗ lich württembergische Professor an der land⸗ und forstwissen⸗ schaftlichen Akademie zu Hohenheim, Dr. v. Wolff; der König⸗ lich württembergische Oekonomie⸗Rath und Vorstand der Weinbauschule zu Weinsberg, Mühlhäuser; der Privatdozent und Gutsbesitzer Dr. Blankenhorn zu Karlsruhe; der Vorstand des Blankenhornschen Laboratoriums zu Karlsruhe, Dr. Moritz; der Weingutsbesitzer Bronner zu Wiesloch; der Gutsbesitzer Geßner zu Bingen; der Weingutsbesitzer Probst zu Mainz; der Kaiserliche Universitäts⸗Professor Graf zu Solms⸗Laubach zu Straßburg i. C. und der Bürgermeister und Weingutsbesitzer Oberlin zu Beblenheim. An den Verhandlungen werden außer⸗ dem Theil nehmen: der Königlich preußische Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath Heyder, sowie die Kaiserlichen Regierungs⸗Räthe Lieber und Weymann.

Im Reichs⸗Eisenbahnamte wurden heute vom

Präsidente., desselben die Berathungen des Entwurfs der Bestimmungen über die Konstruktion und Aus⸗ rüstung der Eisenbahnen mit Delegirten der Bun⸗ deszsgzgccn eröffnet. 8 Es hatten sich eingefunden: 3 Regierungs⸗ und Bau⸗Rath Brand⸗ hoff, der Regierungs⸗ und Bau⸗Rath Oberbeck und der Bau⸗Rath Quassowski; für Sachsen: der Direktions⸗Rath Nowotny; für Württemberg: der Bau⸗Rath Brockmann, für Baden: der Ober⸗Baurath Klingel, für Hessen: der Geheime Baurath Lichthammer, für Mecklenburg⸗Schwerin: der Eisenbahn⸗Direktor Jacoby, für Oldenburg: der Geheime Ober⸗Baurath Buresch, für Braunschweig: der Ober⸗Baurath Dr. Scheffler, für Elsaß⸗Lothringen: der Eisenbahn⸗ Direktor Funke.

Seitens der Königlichen bayerischen Regierung ist der Ober⸗ Ingenieur Mohnié zur Theilnahme an den Konferenzen abge⸗ ordnet worden.

Die Militärverwaltung ist durch den Oberst⸗Lieutenant und Abtheilungs⸗Chef im Großen Generalstabe Keßler vertveten.

Nach den Festsetzungen in den §§. 42 und 43 des Be⸗ CI“ 11. Mai 1874 ist die Bestimmung darüber, mit welchen Zügen und in welcher Zahl Pferde und andere Thiere zu befördern sind, in das Ermessen der Eisen⸗ bahn⸗Verwaltung gestellt, während andererseits den Versendern obliegt, Pferde mindestens eine Stunde, andere Thiere mindestens zwei Stunden vor Abgang der Züge auf den Bahnhof zu bringen und zur Einbringung in die Wagen bereit zu stellen, bezw. wenn der Zug in der Nacht oder des Morgens früh vor 7 Uhr abgeht, bis Abends 8 Uhr vorher anzumelden. 8

Diese Anordnung erheischt, daß die betreffenden Züge für einen längeren Zeitabschnitt, bezw. für die Dauer der Fahrplan⸗ periode ein für allemal festgesetzt und durch Anschlag in den Expeditionslokalen oder durch Bekanntmachung in den Zeitungen zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden, damit die Vieh⸗ versender rechtzeitig ihre Dispositionen treffen können und nicht

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Nicht minder ist es als ein Bedürfniß anzusehen, bei Ein⸗ richtung direkter Verkehre mit anderen Bahnen auch Verein⸗ barungen über diejenigen Züge zu treffen, mit welchen das zum Uebergange auf andere Bahnen bestimmte Vieh befördert werden soll, ingleichen bei der Auswahl der Züge darauf Bedacht zu nehmen, daß ein mit den Zwecken der direkten Expedition nicht in Einklang stehender Aufenthalt auf den Uebergangsstationen

13. d. M. veranlaßt, bei jeweiliger Vorlage der Fahrpläne an⸗ zuzeigen, in welcher Weise dem vorbezeichneten Bedürfniß ent⸗ sprochen ist.

Im ferneren Verlaufe der Sitzung des Hauses der Abgeordneten am 24. d. M. wurde die zweite Berathung des

Gesetzentwurfs, betreffend die Vermögensverwaltung in

den katholischen Kirchengemeinden, fortgesetzt. Zum . 1 sprachen noch Abg. Brüel gegen, die Abgg. Haucke und r. Petri, der Minister der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten Dr. Falk und der Ministerial⸗Direktor Dr. Förster für den Para⸗ graphen, der darauf unverändert genehmigt wurde, ohne Debatte nahm das Haus den §. 2 an.

.3 lautet:

u dem kirchlichen Vermögen im Sinne dieses Gesetzes gehören: 1) das für Kultusbedürfnisse bestimmte Vermögen, einschließlich des Kirchen⸗ und Pfarrhausbaufonds, der zur Besoldung der geistlichen und anderen Kirchendiener bestimmten Vermögensstücke und der Anniversarien; 2) die zu irgend einem sonstigen kirchlichen Zwecke oder zu wohlthätigen oder Schulzwecken bestimmten kirchlichen Ver⸗ mögensstücke; 3) die Erträge der durch kirchliche Organe zu kirch⸗ lichen, wohlthätigen oder Schulzwecken oder durch andere Per⸗ sonen zu kirchlichen Zwecken innerhalb und außerhalb der Kirchengebäude veranstalteten Sammlungen, Kollekten ꝛc.; 4) die zu kirchlichen wohlthätigen oder Schulzwecken innerhalb des Gemeinde⸗ bezirks bestimmten und unter die Verwaltung kirchlicher Oꝛgane ge⸗ stellten Stiftungen. . 1

Der Abg. Haucke beantragte in Nr. 3 die Streichung der gesperrt gedruckten Worte; Abg. Brüel die Streichung der Nr. 3 und 4 überhaupt. In der Debatte sprachen für ihre Anträge die Abgg. Haucke und Brüel, gegen den Paragraphen überhaupt die Abgg. Windthorst (Meppen) und Statz, für denselben die Abgg. Dr. Petri und Dr. Gneist und der Staats Minister Dr. Falk. §. 3 wurde unter Streichung der gesperrten Worte, §. 4 ohne Debatte angenommen:

Die dem Staate oder den bürgerlichen Gemeinden zustehenden Rechte an Begräbnißplätzen oder solchen Vermögensstücken, welche zu kirchlichen Zwocken bestimmt sind, werden durch dieses Gefetz nicht be⸗ rührt. Unter kirchlichem Vermögen im Sinne dieses Gesetzes ist dasjenige nicht begriffen, welches zwar zu kirchlichen Zwecken bestimmt, aber unter dauernde Verwaltung des Staates oder der bürgerlichen Gemeinden und Kommunalverbände gestellt ist.

Schluß 4 Uhr.

In der heutigen (53.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher am Ministertische der Staats⸗Minister Dr. Falk, sowie der Ministerial⸗Direktor Dr. Foerster und andere Regierungskommissare beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Gesetzentwurfes, betr. die Vermögensverwaltung in den katholischen Kirchengemeinden, fortgesetzt und zwar von §. 5 ab. Gegen denselben sprachen bis zum Schlusse des Blattes die Abgg. Dauzenberg, Dr. Frantz, Windthorst (Meppen), für denselben die Abgg. v. Sybel, Jung und Dr.

Wehrenpfennig.

In der 37. Sitzung des Hauses der Abgeordneten am 6. April hat der Abgeordnete Windthorst (Meppen) in Betreff einer Petition, welche dem Hause in Beziehung auf die Gesetz⸗ vorlage wegen Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch⸗katholischen Bisthümer und Geistlichen aus Hildes⸗ heim zugegangen war, geäußert, daß, wenn diese vom 10. März datirte Petition erst nach dem 20. März eingegangen sei, er die Post für solche Versäumniß verantwortlich mache. Aus Anlaß dieser Aeußerung sind von dem Kaiserlichen General⸗ Postamte nähere Ermittelungen über das Sachverhältniß an⸗ gestellt worden, wobei sich ergeben hat, daß die fragliche Petition bereits am 12. März im Bureau des Abgeordnetenhauses prã⸗ sentirt worden ist, und daß mithin keinerlei Verzögerung in der Postbeförderung stattgefunden hat.

Der gewaltsame Widerstand gegen einen Be⸗ amten in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes ist, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 8. April cr., strafbar, auch wenn das Benehmen des betreffenden Beamten, welches zu dem Widerstand Veranlassung gab, die Mißbilligung seiner Vorgesetzten erfahren hat.

Die Nichtigkeitsbeschwerde der Gräfin von Droste⸗ Vischering und der übrigen adligen Damen in Westfalen, welche sich an der Adresse an den Bischof von Münster betheiligt hatten, gegen die vorinstanzlichen Erkenntnisse, wurde vom Ober⸗ Tribunal in der Sitzung vom 20. d. M. zurückgewiesen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrathe, Königlich sächsischer Geheimer Justiz⸗Rath Held, ist hier angekommen.

Vom 15. Mai d. J. tritt für die Königliche Ost⸗ bahn ein neuer Fahrplan in Kraft. Derselbe liegt dieser Nummer bei. .

S. M. S. „Ariadne“ hat am 4. März c. den Hafen von Swato verlassen und ankerte am 5. dess. Mts. im Innen⸗ hafen von Amoy.

Altona, 23. April. Hier starb gestern der Regierungs⸗ Rath a. D. Senator Lesser. Derselbe war früher Mitglied der provisorischen Regierung Schleswig⸗Holsteins, wurde 1851 Abtheilungschef im Justiz⸗Departement der obersten Civilbehörde, trat im Januar 1864 in die holsteinische, im Januar 1865 in die schleswig⸗holsteinische und im Herbst 1865 wieder in die holsteinische Regierung.

München, 24. April. Obgleich ein Georgi⸗ Ordensritterfest in diesem Jahre nicht abgehalten wurde, begingen doch in üblicher Weise die hiesigen Mitglieder dieses Ordens heute Vormittags um 11 Uhr in der alten Hofkapelle die kirchliche Erinnerungsfeier durch ein Hochamt, welches Dr. Enzler celebrirte. In dem feier⸗ lichen Zuge, welcher sich vom Ordenskapitelzimmer durch die Korridors in die genannte Kapelle bewegte, befanden sich Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Luitpold, Ludwig und Leopold und 13 Ordensritter, sämmtlich im rothen Anzuge. Die König⸗ liche Hofmusik führte die Messe von Mozart in C aus. Im verflossenen Jahre hat der Orden ein Mitglied, nämlich den Ka⸗ pitular⸗Kommenthur Max C. Frhrn. v. Riedheim zu Harthausen durch den Tod verloren. Uebermorgen zu gleicher Stunde findet der Trauergottesdienst für den letztverstorbenen

Bayern.

bildete Spalier. Der Besuch dauerte eine Stunde. Se. Kaiser⸗

dem Belieben der Expeditionsbeamten anheim gegeben sind.

Großmeister des Ordens König Maximilian II. statt.

vermieden wird. Das Reichs⸗ Eisenbahn⸗Amt hat die Eisen⸗ 8 bahnverwaltungen (exkl. Bayern) durch ein Cirkularreskript vom

Ausschußanträge unverändert angenommen.

Der Königliche Staats⸗Minister der Justiz Dr. v. Fäustle at van 8 nescjetat einen vegar Urlaub en en Staatsr r. v. Fischer die 7 i⸗ nisters 7 wird. uX““ Durch den Landtagsabschied vom 15. April aben folgende 9 Gesetzentwürfe die Königliche Santtion ene. 1) zum Hauptetat der Militärverwaltung des Königreichs Bayern für das Jahr 1875; 2) einen Kredit für außerordentliche Be⸗ dürfnisse des Heeres betreffend; 3) die Aufhebung des Art. 22 des Wehrverfassungsgesetzes vom 30. Januar 1868 betreffend; 4) die Vorlage einer revidirten Gerichtsvollzieherordnung betreffend; 5) die Bestimmungen des Art. 89 des Gesetzes vom 28. Mai 1852 über die Benutzung des Wassers betreffend; 6) die Be⸗ streitung der Impfkosten in der Pfalz betreffend; 7) die Auf⸗ nahme eines Kreisanlehens zur Deckung der Erweiterung und Verbesserung der Kreis⸗Irrenanstalt München betreffend; 8) die bayerische Hypotheken⸗ und Wechselbank betreffend; 9) die Erwer⸗ bung der Königlich privilegirten bayerischen Ostbahnen für das Königlich bayerische Staatsärar betreffend. 8

Sachsen. Dresden, 24. April. Die Soirée, welche zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages gestern Abend bei Sr. Excellenz dem Staats⸗Minister General der Kavallerie v. Fa⸗ brice stattfand, beehrten auch Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Königlichen Hoheiten Prinz und Prinzessin Georg, sowie Se. Durchlaucht Fürst Reuß ä. L. Heinrich XXII. mit Ihrer Gegenwart. Die Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften wurden bei ihrer Ankunft, da der Kriegs⸗Minister leider noch das Bett hüten muß, neben Frau v. Fabrice von dem Staats⸗Minister Frhrn. v. Friesen empfangen. Se. Ma⸗ jestät der König hatte den Kriegs⸗Minister im Laufe des Nachmittags bereits mit einem Besuche beehrt. Die Soirée war sehr zahlreich besucht. Unter den Anwesenden befanden sich die hier weilenden Prinzen von Mecklenburg, Meiningen und Reuß, die hiesigen Gesandten, die Staats⸗Minister und obersten Hofchargen, die Generalität, die Präsidenten der beiden Stände⸗ kammern des letzten Landtags, die Spitzen der Königlichen und städtischen Behörden, die hervorragendsten Männer auf dem Ge⸗ biete der Kunst und Wissenschaft, Vertreter der Geistlichkeit und des Lehrerstandes, sowie zahlreiche distinguirte Fremde.

Württemberg. Stuttgart, 22. April. Die Finanz⸗ Kommission der Kammer der Abgeordneten hält seit 12. April egelmäßig Sitzungen, um ihre Berichte über den Hauptfinanz⸗ tat für 1875/76 bis zu dem auf 27. April anberaumten Wie⸗ derzusammentritt der Stände so weit immer möglich fer⸗ ig zu stellen. Bereits sind denn auch von ihr zahlreiche Berichte und Anträge durchberathen. Die Berichte über die Etats der Eisenbahnen, der Posten, Telegraphen und Bodenseedampfschiff⸗ fahrt werden in den nächsten Tagen vollends zum Abschluß kommen. Es wird daher beim Wiederzusammentritt der Stände⸗ versammlung an Stoff zur Berathung in der Kammer der Ab⸗ geordneten nicht fehlen, zumal auch der Bericht über den Gesetz⸗ entwurf betreffend die Bewirthschaftung und Beaufsichtigung der Waldungen der Gemeinden, Stiftungen und sonstigen öffentlichen Körperschaften von der dazu gewählten Kommission in jüngster Zeit berathen und festgestellt worden ist. An den Pfingstfeier⸗ tagen hält der „Deutsche Kriegerbund“ dem Vernehmen nach seinen diesjährigen Delegirtentag in Stuttgart ab.

Baden. Carlsruhe, 23. April. Die „Carlsr. Ztg.“ meldet berichtigend: Die von mehreren Zeitungen aufgenommene Notiz eines Mannheimer Blattes, daß Hrn. Bau⸗Direktor Gerwig in Zürich nach seinem Rücktritt vom Gotthardt⸗Bahn⸗ bau die Leitung des Wasser⸗ und Straßenbaues in unserm Lande zugedacht sei, ist, wie wir von zuverlässiger Seite ver⸗ nehmen, unbegründet. Wann Hr. Gerwig seine Uebersiedelung in die Heimath bewerkstelligen und in welche dienstliche Stellung er alsdann hier eintreten wird, ist noch unbestimmt. Für den nächsten Landtag wird im Handels⸗Ministerium ein sog. Wasser⸗ gesetz ausgearbeitet, in welchem die gesetzlichen Normen fest⸗ gestellt werden, unter welchen die Landesgewässer künftig zu industriellen Zwecken nutzbar gemacht werden dürfen, und welches die Ausgleichung zwischen den berechtigten Ansprüchen der In⸗ dustrie und den Grundeigenthümern der betreffenden Uferstrecken regeln soll.

Hessen. Darmstadt, 23. April. Zur Feier des Ge⸗ burtstages Sr. Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Carl gab Se. Königliche Hoheit der Großherzog heute eine Fa⸗ milientafel im Bessunger Hofgarten. Die Eröffnung der Landes⸗Synode am 26. Mai wird durch den Präsidenten des Ober⸗Konsistoriums im Auftrag des Großherzogs als summus episcopus der evangelischen Landes⸗Kirche erfolgen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 23. April. Seitens des Kultus⸗Departements des Groß rzoglichen Staats⸗ Ministeriums ist nunmehr eine weitere Au führungsver⸗ ordnung zu dem Gesetz über das Volksschulwesen ver⸗ öffentlicht worden, durch welche die inneren Verhältnisse der Schule geordnet werden.

Der Kaiser San Giovanni, Almissa,

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. April. besuchte gestern von Spalato aus Makerska und die Insel Brazza. Der Besuch Mildas wurde wegen der hochgehenden See aufgeschoben, demnach die Reise um zwei Tage verlängert. Heute reiste der Kaiser von Spalato zu Wagen über Clissa, Trilj und Lovree nach Imoski.

Salzburg, 23. April. Die Regierungsvorlage betreffend die Umwandlung der gegenwärtigen Maß⸗ und G⸗wichtssätze in metrisches Maß und Gewicht wurde vom Landtag angenommen.

Pest, 24. April. In der heutigen Sitzung des Ab⸗

eordnetenhauses wurde der Handelsgesetzentwurf nach urzer Generaldebatte als Grundlage zur Spezialdebarte ange⸗ nommen und wurde beschlossen, nur über jene Paragraphe ab⸗ zustimmen, zu welchen Anträge gestellt werden. Hierauf wur⸗ den 152 Paragraphen des Gesetzes im Sinne der Ausschuß⸗ anträge unverändert angenommen.

Im Oberhaufe wurden gestern der Gesetzentwurf über die Erwerbsteuer und die Indemnitätsvorlage im Sinne der

Belgien. Brüssel, 24. April. (W. T. B.) Wie dem „Echo du Parlement“ aus Lüttich gemeldet wird, hat der Bischof von Lüttich trotz der von dem dortigen Bürger⸗ meister erhobenen Vorstellungen es abgelehnt, die Jubiläums⸗ Prozessionen einzustellen. Die Repräsentantenkammer hat gestern das Gesetz, wodurch die Handelskammern auf⸗ gehoben werden, mit 57 gegen 43 Stimmen angenommen.

Frankreich. Paris, 24. April. Das „Journal officiel“

eisre de Noury Ernennung zum Ober⸗Kommando des Evo⸗ 1rt- an.

25. April. (W. T. B.) Die „Republique frangcaise“ veröffentlicht eine Rede, welche SArntta n sin Belleville stattgefundenen Versammlung gehalten hat. Gambetta vertheidigt in derselben die Errichtung des Senats als einer den demokratischen Interessen förderlichen Institution und erklärt, daß in Bezug auf die Verhältnisse zum Auslande auch die demokratische Partei die friedlichsten Gesinnungen hege.

Spanien. Madrid, 24. April. (W. T. B.) Von den neu ausgehobenen Mannschaften befinden sich, wie von der Regierung mitgetheilt wird, bereits 43,000 Mann unter den Fahnen. Nach einer weiteren Mittheilung der Regierung sind an Entschädigungsgeldern für die Rostocker Brigg „Gustav“ und für das deutsche Schiff „Gazelle“, sowie als Ersatz für den Schaden, welchen deutsche Staatsangehörige in Cartha⸗ gena während der Belagerung erlitten haben, nunmehr im e9; 22 85,000 Pesetas an die deutsche Regierung gezahlt worden. lich Santander, 24. April. (W. T. B.) iche

1 Der neue päpst⸗ Nuntius ist auf seiner S troffen.

Reise nach Madrid hier einge⸗

Italien. Rom, 24. April. (W. T. B.) Der deutsche Gesandte, v. Keudell, ist nach Florenz abgereist. Die Majorität der Deputirtenkammer tritt in der Kürze zu einer Be⸗ sprechung mit dem Finanz⸗Minister zusammen, in welcher das Prog ramm für die noch zu erledigenden parlamentarischen Arbeiten festgestellt werden soll.

25. April. (W. T. B.) Heute hat eine Versammlung der Majorität der Kammer stattgefunden, in welcher auch die Minister Minghetti und Spaventa anwesend waren und das Wort ergriffen. Außerdem sprachen Lanza, Ricasoli und Sella. Die sämmtlichen Redner sprachen sich dahin aus, es erscheine geboten, daß die bestehende Majorität fest zusammenhalte und über das Ausgabebudget zu einer Verständigung gelange, um das Gleichgewicht im Staatshaushalte möglichst bald wieder herzustellen.

Griechenland. Athen, 24. April. (W. T. B.) Der diesseitige Gesandte in Paris, Konduriotis, ist von her hier eingetroffen.

Türkei. Konstantinopel, 25. April. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung der hiesigen „Agence Havas⸗Reuter“ ist der Großvezir seines Amtes enthoben worden. Die Mit⸗ theilungen, daß der Abschluß eines Vertrages über die rume⸗ lischen Bahnen bereits erfolgt sei, sind gutem Vernehmen nach unbegründet. Die Verhandlungen mit den verschiedenen Gesellschaften dauern vielmehr noch fort.

Amerika. New⸗VYork, 24. April. (W. T. B.) Nach einer hier eingegangenen Nachricht sind in New⸗Orleans 3 Dampfer durch Feuer zerstört worden; der Verlust an Menschenleben wird als sehr beträchtlich angegeben. Ein Telegramm aus Cuba mel⸗ det ein bei Las Cruces, dem Hauptquartier des General Val⸗ maseda, stattgehabtes Gefecht, in welchem die Insurgenten ge⸗ schlagen wurden und 70 Mann an Todten verloren. Der Distrikt Lagua ist durch die Verwüstungen der Insurgenten besonders heimgesucht. Aus Südamerika liegen der „A. A. C.“ folgende Nachrichten vor:

Nach Berichten aus Rio de Janeiro vom 24 März hat das Relacao von Para den Appell des Vorstehers des Bisthums, Pater Sebastian Borg S. de Castello, gegen seine Verweisung vor die Assisen wegen Ungehorsams gegen den Befehl zur Aufhebung der Interdikte verworfen. Seitdem Pater de Castello auch fortgefahren, trotz seiner Verweisung vor die Asfsisen die Diözese zu verwalten, ist er auf Befehl des Präsidenten von Para wegen des Vergehens der gesetzwidrigen Ausübung amtlicher Funktionen in den Anklagezustand versetzt worden.

Der „Buenos Ayres Standard“ schreibt in vom 15. März: „Varda und Bustamente fahren noch immer energisch fort, alle ihre Gegner zu verhaften und zu deportiren. Einige der⸗ selben haben hier eine Zuflucht gesucht oder sind auf ihrem Wege nach Cuba. Die allgemeine Ansicht ist, daß dieser Zustand der Dinge nicht lange anhalten kann. Nachdem vorige Woche alarmirende Gerüchte betreffs der brasilianischen Einwendungen gegen die Befestigung von Martin Garcia in Umlauf gewesen, hat die argentinische Regierung dieselben prompt dementirt, mit dem Hinzufügen, daß keine Noten eingegangen sind, welche die mit Brafilien bestehenden freundschaftlichen Bezie⸗ hungen zu ändern im Stande seien. Die Insel wird befestigt und es sind Gerüchte von brasilianischen Truppenbewegungen am Uruguay im Umlauf. Man glaubt indeß an keinen Krieg, obwohl die Beziehungen zwischen Brasilien und Uruguay derartig sind, um Besorgnisse einzuflößen. Bezüglich der Verbrennung des Jesuiten⸗ Seminars hat sich die öffentliche Meinung abgekühlt und die Affaire ist nahezu vergessen. Die Berichte von den oberen Provinzen lauten Wum Allgemeinen günstig. Auf dem Geldmarkt herrscht große Stille, da die Krisis in Montevideo denselben von baarem Gelde entblößte. Die Weollschursaison ist nahezu vorüber. Das Defizit der letztjährigen Ausfuhr wird sich dem Vernehmen nach auf 25,000 Ballen beziffern. Hunderte von Europäern haben sich nach Bra⸗ silien und anderen Ländern begeben, da sie hier keine Beschäftigung finden können.“

Asien. China. Die „Hongkong Daily Preß“ erhält aus For⸗ mosa die Kunde von einer daselbst stattgehabten blutigen Fehde zwischen den Eingeborenen dieser Insel und chinesischen Sol⸗ daten, in welcher letztere mit sehr ernstlichem Verlust den Kür⸗ zeren zogen. Es scheint, daß am 12. März eine Ab⸗ theilung chinesischer Truppen von einer größeren Schaar dieser Barbaren in der Nachbarschaft von Hongkong, einem kleinen Dorfe an der Küste in kurzer Entfernung von Langkinou wüthend angegriffen wurde. Ein Mandarin und über 200 chinesche Soldaten blieben todt auf dem Platze und eine große Anzahl wurde verwundet.

Afrika. Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung d. d. 25. März melden, daß die Kolonisten sehr zufrieden sind mit der Weise, in welcher Lord Carnarvon, der Minister für die Kolonien, in der Behandlung der Langalibalele⸗Affaire ihren Wünschen Rechnung getragen hat. Das Cap⸗Ministerium beab⸗ sichtigt, das lokale Parlament um die Aufhebung der Akte, in Gemäßheit welcher der Häuptling auf der Robbeninsel inter⸗ nirt ist, und Annahme einer anderen für seine Internirung auf dem Festlande als ein Verbannter auf Ehrenwort anzugehen.

seiner Postausgabe

Im. Verlage der Geh. Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) erschien soeben die Kreisordnung fürdie Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen, vom 13. Dezember 1872, nebst Wahlreglement und Anhang, enthal⸗ tend die zur Ausführung der Kreisordnung in der Zeit vom 29. Ja⸗ nuar 1873 bis 3. Februar 1875 ergangenen Gesetze, Instruktionen

zeigt heute amtlich des Vize⸗Admirals Baron de la Ron⸗

und Ministerial⸗Verfügungen, nebst ausführlichem Sachregister. 1875.

Zu dem „Handbuch für preußische Standesbeamt in den altländischen Provinzen von Hagen, Kreisgerichts⸗ Rath“, ist soeben ein Nachtrag im Verlage der Königlichen Ge⸗ heimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) erschienen.

Vereinswesen.

Der Berliner Fröbel⸗Verein hielt am Sonnabend Abend unter Betheiligung eines zahlreichen Damen⸗Publikums im Sachse'⸗ schen Vereinshause unter dem Vorsitze des Stadtverordneten Weber seine dier jährige Generalversammlung ab. Den Jahresbericht er⸗ stattete der Dr. Poppenheim. Dem Berliner Fröbel⸗Verein unter⸗ stehen zur Zeit 9 Kindergärten, welche von ca. 500 Kindern besucht werden. Die Kindermädchenschule zählt gegenwärtig 26 Schü⸗ lerinnen; sie nimmt konfirmirte Mädchen von 14 Jahren auf, welche ein gewisses Pensum der Volksschule absolvirt haben, und erzieht die⸗ selben durch theoretischen und praktischen Unterricht zu ver⸗ ständigen Kinderpflegerinnen. Der Nachfrage des Publikums nach entlassenen Schülerinnen kann bei den beschränkten Mit⸗ teln des Vereins nicht im Entferntesten entsprochen den. Auch das Kindergärtnerinnen⸗Seminar, ches augenblicklich 36 Schülerinnen in zwei getrennten, gleichen Kursen zählt, hat guten Fortgang. Der Wunsch des Central⸗ vorstandes geht dahin, die Kindergärtnerinnen gleichzeitig auch zu Lehrerinnen auszubilden. Der Preis für die im vorigen Jahre ausgeschriebene Konkurrenzschrift über das Thema: „In welcher Weise ist eine organische Verbindung zwischen den Kindergärten und der Schule herzustellen?“ wurde unter 18 Bewerbern dem Herausgeber der „Pädagogischen Bibliothek“, dem Lehrer Carl Richter in Leipzig, ertheilt; das Accessit erhielt eine durch Klarheit sich aus⸗ zeichnende Arbeit unter dem Motto: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen“. In den Vor stand wurden außer den ausscheidenden Mitgliedern gewählt die Herren Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Groth und Standesbeamter Goldammer. 1

Am Mittwoch, den 28. d. M., Abends 7 ½ Uhr, findet die diesjährige Generalversammlung des Asylvereins für Obdach lose im Sachse'schen Vereinshause statt. Zahlreiche Betheiligun der Mitglieder und Freunde des Vereins ist um so erwünschter, al u. a. auch die Maßregeln zur Beschaffung der benöthigten Geldmitte für d nde Jahr besprochen werden sollen. 8 8

Statistische Nachrichten.

„Statistischen Korrespondenz“, heraus⸗

Engel in Berlin, hat folgenden Inhalt: Das preußischen Eisenbahnen von 1861 bis einschließlich 1874. Ueber die Ausführung der Kreisordnung vom 13. Dezemb⸗ 1872. Die Beschaffung der Militärpferde in Frankreich. Di Königlichen Arsenale zu Woolwich.

Nach einer von Dr. v. Schulte verfaßten statist ischen Ueber sicht der altkatholischen Gemeinden und Vereine in Preußen und Baden, welche für die Mitzlieder der Kommission des Altkatholiken⸗Gesetzentwurfes angefertigt wurde, betrug die Anzahl der Gemeinden und Vereine in Preußen im Januar 1874: 36. Die Zahl der selbständigen Gemeindemitglieder, welche übrigens an man⸗ chen Orten in der Liste nicht angegeben ist, da genaue Nach⸗ weise fehlten, betrug 1874 (Januar): 4334, dagegen in Januar 1875: 6143. Die Seelenzahl überhaupt (unge⸗ fähr) 17,674. mliche, staatlicherseits genehmigte Pfarreien mit fest angestellten Pfarren bestehen in: Breslau, Cöln, Crefeld, Dortmund, Essen, Hagen, Kattowitz; Bonn und Witten werden ver⸗ waltet; im Zuge befindlich ist die Pfarrerrichtung für Boppart, Coblenz, Düsseldorf, Saarbrücken, Bochum. Geistliche in dauernder Thätigkeit sind 5 in Bonn, 1 in Boppard⸗Coblenz, 2 in Brauns⸗ berg, 4 in Breslau, 2 in Cöln und je einer in Crefeld, Dort⸗ mund, Düsseldorf, Essen⸗Duisburg, Hagen⸗Witten, Kattowitz, Königs⸗ berg, Hirschberg. Geweiht sind 1874 2 Schweizer, 1 Deutscher. Ostern 1875 werden zwei weitere Deutsche und ein Schweizer ge⸗ weiht. Theologie studiren in Bonn 5 Preußen, 2 Bayern, 2 Nieder⸗ länder, 5 Schweizer. Neu sind 1874 hinzugekommen 3 Priester. ImMh Baden befinden sich 33 altkatholische Gemeinschaften und Vereine. Die Zahl der selbständigen Mitglieder beträgt 3500. Alle staatlichen Genehmigungen sind seit dem Gesetz vom 15. Juni 1874 erfolgt. Seit diesem Gesetze bildeten sich neu 8. Gemeinschaften, und eine Anzahl sind augenblicklich in der Konstituirung begriffen. Vor dem Juni 1874 gab es nur in fünf Gemeinden Geistliche, jetzt sind deren vierzehn mit eigenen Geistlichen an Ort und Stelle versorgt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In der Sitzung des Vereins für die Geschichte lins, welche am Sonnabend, 24. April, im Bürgersaale des Rath⸗ hauses abgehalten wurde, lasen: 1) Hr. Rechtsanwalt Levin: Der Name Marsilius. Eine Note zur Abhandlung: „Der Schulze Mar⸗ silius von Berlin, von L. Freih. v. Ledebur.“ (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins. Heft 2.) 2) Hr. Kaufmann Alfieri: Weitere Mittheilungen über die Wandgemälde im hohen Chor der Nikolaikirche, über ein Grabgewölbe daselbst und über die mittel⸗ alterlichen Baureste des Hauses Poststraße 12.

Wie der „Post“ aus Potsdam gemeldet wird, hat in Bezug auf die Sonnenwarte Herr Professor Dr. Spörer in der letzten Sitzung des dortigen Vereins füͤr Handel und Gewerbe auf einige Fragen ausführliche Antwort ertheilt Nach seiner Mittheilung werden verschiedene Beobachtungsthürme erbaut werden. Einer derselben, welcher das größte Fernrohr aufn mmt, dient für die Spektral⸗Unter⸗ suchungen der Fixsterne; südlich von diesem Thurme wird ein Ge⸗ bäude für die photographischen und die nothwendigsten physikalischen und chemischen Arbeiten errichtet. Ein zweiter Thurm westlich er⸗ hält ein Fernrohr mit 8 Zoll. Oeffnung; dasselbe ist bestimmt für die Beobachtung der Sonnenflecke und Protuberanzen; ein drittes Fernrohr befindet sich im östlichen Thurm. Etwas zurück⸗ liegend wird das Hauptgebäude mit Saal für physikalische und chemische Arbeiten aufgebaut. Ein Wasserthurm mit Windfahne versorgt die Wasserleitungen in sämmtlichen Räumen mit Wasser, welches aus dem jetzt in Arbeit befindlichen Brunnen mit Hülfe einer Dampfmaschine auf den Thurm gehoben wird. In einem Kellerraum seitlich vom Brunnen, mit konstanter Temperatur, wird ein magnetischer Apparat aufgestellt. Ziemlich weit entfernt von den Thürmen wird ein Ge⸗ bäude zur Beobachtung der magnetischen Konstanten errichtet und ein Zöll⸗ nersches Horizontalpendel zur Messung der feinsten Nuancen der Schwerkraft aufgestellt. Das Wohngebäude für die Observatoren wird sich in der Nähe der Luckenwalderstraße befinden. Fertig wird in diesem Jahre von den Baulichkeiten noch Nichts, auch nicht der Brunnen, an dem seit dem 18. Januar gearbeitet wird. Das provi⸗ sorische Observatorium auf dem Thurme des großen Militär⸗Waisen⸗ hauses dient Hrn. Professor Spörer zur Fortsetzung seiner Sonnen⸗ beobachtungen so lange, bis die Sonnenwarte dem Brauhausberge vollendet ist.

Die Generalversammlung der „Deutschen Shakespeare⸗ gesellschaft“ hatte, wie die „Weim. Ztg.“ meldet, am 22. April ein zahlreiches Publikum im Saale des Stadthauses zu Weimar versammelt. Se. Königliche Hoheit der Großherzog wohnte mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Erbgroßherzoge und der Erbgroß⸗ herzogin dem ersten Theile derselben bei. Von auswärtigen Mit⸗ gliedern der Gesellschaft waren nur wenige erschienen; auch der Vor⸗ stand war nicht vollständig anwesend, da der Präsident, Professor Dr. Ulrici in Halle, und der zweite Vize⸗Präsident, Frhr. v. Friesen in

r. 16 der gegeben von Dr. E. Wachsthum der

Ber⸗

Dresden, nicht eingetroffen waren. Beide Herren hatten schriftlich ge⸗ beten, von ihren Aemtern entbunden zu werden; vorausgreifend sei bemerkt, daß die Versammlung ia dankbarer Anerkennung der hohen Verdienste, welche beide Männer in langjähriger Thätigkeit sich um die Gefellschaft erworben, Professor Ulrici zum Ehrenpräsidenten, Frhr.

v. Friesen zum Ehrenmitgliede ernannte. Nachdem der Redner des Tages, Hr. v c einem geistvollen und anziehenden Ver⸗