1875 / 119 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 May 1875 18:00:01 GMT) scan diff

machen, sich seitde vermeh ch dergleichen Ben aubungen sind bisher Sommer bis spät in den Herbst hinein Beamte in be⸗ deutender Anzahl der Staatsverwaltung entzogen worden. Diese Gewohnheit ist um so nachtheiliger für den Dienst Sr. Majestät des Königs, als ohnehin schon die Theilnahme vieler Beamten an den Kam mersitzungen und den Geschäften anderer repräsentativen Korporationen dieselben häufiger als ehemals und auf längere Pe⸗ rioden von ihrer eigentlichen Berufsthätigkeit entfernt. Einer selchen Benachtheiligung des Dienstes muß mit Entschie⸗

denheit entgegengetreten werden. 1 Bei Uebernahme eines Amtes im Königlichen Dienste auf Le⸗

benszeit geht der Beamte die Pflicht ein, seine ganze Thätigkeit die⸗ sem Berufe zu widmen, und nur wirkliche Krankheiten und unver⸗ meidliche Behinderungen können einen Anspruch auf Entbindung vom Dienste begründen, während Beurlaubungen zur Erholung nur aus er⸗ heblichen Billigkeitsrücksichten, soweit das Interesse des Dienstes entweder damit übereinstimmt oder wenigstens nicht entgegensteht, zulässig sind, wobei auf die ärztlichen Atteste, wodurch die Nothwendigkeit solcher Beurlaubungen in der Regel nachzuweisen versucht wird, meistens nicht viel gegeben werden kann, indem bekannt ist, wie bereitwillig und leicht dergleichen Atteste ertheilt werden.

Nach unserer Ueberzeugung wird in den meisten Fällen ein Urlaub von 4 höchstens 6 Wochen genügen, um den Zweck zu erreichen und wir werden bei Beurtheilung der diesfälligen Anträge, soweit die⸗ selben zu unserer Entscheidung kommen, fortan mit der größten Sorgfalt darauf halten, daß keine Bewilligung das nöthige Maß überschreite.

Berlin, den 11. Juli 1851.

Der Finanz⸗Minister. Der Minister des Innern.

Als Angelegenheiten des Staates in strafrecht⸗ lichen Sinne charakterisiren sich, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 8. April d. J., alle diejenigen An⸗ gelegenheiten, welche die Erreichung von Staatszwecken betreffen, mögen dieselben sich auf das kirchenpolitische oder rein politische Gebiet erstrecken. Die Besprechung der kirchenpolitischen Gesetz⸗ gebung in ihren Maximen und Tendenzen in der Kirche Seitens eines Geistlichen fällt daher unter die strafrecht⸗ liche Bestimmung des §. 130a. des Str. G. B. „Alle Maß⸗ nahmen der Regierungsgewalt, welche dahin abzwecken, ent⸗ weder die Grenzen des Gebiets von Kirche und Staat festzu⸗ stellen, oder aber den Staat vor nachtheiligen Einflüssen zu be⸗ wahren, welche durch die innerhalb der Kirche bestehenden Einrichtungen auf denselben ausgeübt werden können, sind Angelegenheiten des Staats, wenn auch durch diese Maßnahmen kirchliche Einrichtungen alterirt wer⸗ den und ihnen fortan die staatliche Anerkennung versagt wird. Daraus ergiebt sich die Unrichtigkeit der Annahme, welche das Verbot des §. 130 a. auf rein staatliche Angelegenheiten, ohne aber den Begriff derselben festzustellen, beschränken will, dagegen Erörterungen über das Verhältniß der Mitglieder der Kirchen⸗ gemeinschaft zur Obrigkeit und deren Gesetzen und Anordnungen, dem rein kirchlichen Gebiete vindizirt. Solche Anordnungen und Maßnahmen würden nur dann dahin gehören, wenn durch sie lediglich innere Angelegenheiten der Kirche geordnet würden und werden könnten; sobald sie aber nicht blos von der Staats⸗ gewalt ausgegangen sind, sondern auch dahin zielen für das Verhältniß zwischen dem Staat und kirchlichen Einrichtungen eine bestimmte Norm festzusetzen, fallen sie unter den Begriff der Angelegenheiten des Staats und es ist ihre Erörterung nach §. 130 a. strafbar, sobald sie in der dort näher bezeichneten

eise erfolgt.“

Die Verkündigung eines bischöflichen Hirten⸗ briefes, dessen Inhalt Angelegenheiten des Staates in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise behandelt, in einer Anzahl von Kirchen hat, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tri⸗ bunals vom 8. April d. J., die Bestrafung jedes verkünden⸗ den Geistlichen als Thäters und des Verfassers des Hirtenbriefes, welcher die Geistlichen durch Einhändigung gleichlautender Exem⸗ plare zur Verkündigung bestimmt hat, als Anstifter jeder ein⸗ zelnen Strafthat zur Folge. Das Strafmaß für den betheilig⸗ ten Bischof ist demnach nach den Grundsätzen über die reale Konkurrenz zu bestimmen.

Im Laufe des heutigen Vormittags exerzierten auf dem Tempelhofer Felde das Garde⸗Kürassier⸗Regiment und das 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiment; Seitens der Garde⸗Feld⸗Ar⸗ tillerie⸗Brigade fand eine Vorübung zu dem am 1. Juni cr. vor Sr. Majestät stattfindenden Exerzieren statt.

Der General⸗Feldmarschall von Steinmetz hat sich nach Görlitz zurückbegeben.

Der General⸗Maäajor Galster, à la suite der Armee und Dezernent in der Admiralität, sowie der Contre⸗Admiral Batsch, Chef des Stabes der Admiralität, sind von Wilhelmshaven resp. Kiel, wohin sich dieselben in dienstlichen Angelegenheiten begeben hatten, hierher zurückgekehrt.

„— Der Thierarzt erster Klasse Schrulle zu Lüdinghausen ist zum kommissarischen Kreisthierarzt für den Kreis Lüding⸗ hausen ernannt worden.

Kiel, 21. Mai. (Kiel. Ztg.) Der Chef der Admiralität hat die Fortsetzung der im Herbste v. J. begonnenen Revisions⸗ Peilungen an den Mündungen der Jade, Weser, Elbe und Eider angeordnet, und die Vermessungen haben schon in der Mitte v. M. ihren Anfang genommen. Eben⸗ mäßig hat der Chef der Admiralität behufs Anfertigung eines neuen Kartenwerkes des mittleren Theils der Ostsee Ver⸗ messungen angeordnet, mit denen in der Mitte des vorigen Mo⸗ nats an der preußischen Küste, zunächst der russischen Grenze, begonnen ist.

24. Mai. Die Panzerfregatte „Kronprinz'“ ist gestern von Wilhelmshaven nach Kiel in See gegangen.

Bayern. München, 23. Mai. Gestern Nachmittag 3 Uhr wurde die Leiche der Königin⸗Wittwe von Griechenland unter dem Geläute der Glocken sämmtlicher Pfarrkirchen von der Königlichen Residenz zu Bamberg aus, wo die Aussegnung stattfand, zum Bahnhofe Behufs Ueber⸗ führung nach München gebracht. Vom Rathhausthurme wehten schwarze Fahnen zum Zeichen der Trauer der Stadt, in den Straßen, durch welche sich der imposante Leichenzug bewegte, waren alle Läden geschlossen und massenhafte Spaliere von dem theilnehmenden Publikum gebildet. Die beiden Brüder Ihrer Majestät, der Großherzog und der Herzog Elimar von Oldenburg, mit ihren Adjutanten folgten dem sechsspännigen, mit Blumen⸗ kränzen und Wappenschildern verhängten Leichenwagen. Vor der Abreise nach München beauftragte Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg den Bürgermeister Dr. Schneider, der gesammten Einwohnerschaft den aufrichtigsten und wärmsten Dank für die vielen rührenden Beweise der Liebe und Theil⸗ nahme, welche dieselbe bei dem so traurigen Anlaß des Ablebens Ihrer Majestät der Königin⸗Wittwe von Griechenland, seiner vielgeliebten Schwester, bekundet hat, auszusprechen.

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vor der St. Kajetanskirche ein. Die aus 10 Geistlichen be⸗ stehende protestantische Geistlichkeit mit dem Kreuzträger voran, begab sich in die Kirche und stellte sich dort neben der am Ein⸗ gange der Kirche den Leichenzug erwartenden katholischen Geist⸗ lichkeit des Kollegiatstiftes auf. Der Dekan und 1. protestan⸗ tische Stadtpfarrer Buchrucker vollzog nach einer kurzen An⸗ sprache und den entsprechenden Gebeten die Einsegnung der Leiche und zwar in Gegenwart des Großherzogs und des Prinzen Elimar von Oldenburg und der Prinzen Otto, Luitpold, Adal⸗ bert, Ludwig, Leopold und Arnulf mit Gefolge, welche vom Bahnhofe aus sich im Leichenzuge befunden hatten. Die Feier⸗ lichkeit hatte unter Theilnahme eines trotz der späten Nachtstunde sehr zahlreichen Publikums stattgefunden.

Württemberg. Stuttgart, 24. Mai. (W. T. B.), Der Prinz Wilhelm von Württemberg ist gestern von Potsdam hier eingetroffen. Der „Staatsanzeiger“ konstatirt, daß die Mark⸗ rechnung in Württemberg zum 1. Juli voraussichtlich auch in Wirklichkeit eintreten werde, da ein genügender Münzvorrath vorhanden sei.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 23. Mai. Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin von Sachsen⸗ Weimar traf am Sonnabend Abend 6 Uhr 5 Minuten mit Gefolge von Weimar mit dem Thüringer Schnellzuge in Leipzig ein, trat in Hauffe’s Hotel ab und reiste an demselben Abende um 12 Uhr mit dem Courierzuge auf der Königlichen Staats⸗ bahn nach Marienbad, woselbst Höchstdieselbe am 23. Mai eintraf.

Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 21. Mai. Für das Herzogthum ist eine landwirthschaftliche Centralstelle untes dem Titel „Landwirthschafts⸗Rath“ geschaffen worden. Derselbe hat eine offizielle Stellung; er be⸗ steht aus 19 Mitgliedern, von welchen vier die Regierung er⸗ nennt und 15 von landwirthschaftlichen Kreisvereinen“ gewählt werden. Dem Landwirthschafts⸗Rath liegt die Förderung und Vertretung der landwirthschaftlichen Interessen, die Abgabe von Gutachten und die Wahl des Abgeordneten zum deutschen Land⸗ wirthschafts⸗Rath ob. Die Kosten des Landwirthschafts⸗Rathes

werden von der Staatskasse aufgebracht, und soweit deren Bei⸗ träge nicht ausreichen, haben die Kreisvereine beizusteuern; die Wahl des Präsidiums und die Bestimmung der Geschäftsordnung sind ihm selbst überlassen; die Versammlung wird in der Regel jährlich einmal in Meiningen gehalten.

Der neu er⸗

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. Mai. ist heute vom

nannte Ackerbau⸗Minister, Graf Mannsfeld,

Kaiser beeidigt worden.

Pest, 24. Mai. (W. T. B.) Die Session des Reichs⸗ tags ist heute vom Minister⸗Präsidenten von Wenck⸗ heim geschlossen worden. Die Thronrede erwähnt die un⸗ günstigen Verhältnisse, die die Lösung der finanziellen Fragen in den Vordergrund drängten und in Folge dessen die Lösung vieler anderer Fragen unmöglich machten. Gleichwohl sei eine Reihe von Verfügungen getroffen worden, die vom Standpunkte der Integrität, der Sicherheit, der geistigen und materiellen Entwickelung des ungarischen Staates von besonderer Wichtigkeit seien. Dahin seien namentlich die Modifizi⸗ rung einzelner Ausgleichsbestimmungen mit Kroatien, die weitere Durchführung der Entmilitarisirung der Militär⸗ grenze, die Entwickelung des Honvedinstitutes, die Errichtung der Universität in Klausenburg, das neue Grundsteuergesetz und andere Gesetze zu rechnen. Das noch weiter Nothwendige werde in allmählicher Stufenfolge, aber doch rasch nach einander sich erledigen lassen. Die Regierung gebe sich dieser Ueberzeugung um so zuversichtlicher hin, als die vom Reichstage bekundete Opferwilligkeit, sowie der Umstand dazu berechtige, daß das Verhältniß zu den übrigen Mächten während der Dauer der Session an Innigkeit und Herzlichkeit nur noch zugenommen habe. Ungarn könne unter solchen Umständen der Zukunft mit

Vertrauen entgegensehen.

Schweiz. Bern, 24. Mai. (W. T. B.) Nach dem nunmehr vollständig vorliegenden Resultat über die gestrigen Abstimmungen ist das Bundesgesetz, betreffend die Ein⸗ führung der Civilehe und der Civilstandsregister, mit circa 210,000 gegen 203,000 Stimmen angenommen und das Gesetz, betreffend das Stimmrecht, mit 205,000 gegen 200,000 Stim⸗ men verworfen worden.

Basel, 24. Mai. (W. T. B.) Bei der gestrigen Volks⸗ abstimmung über das Bundesgesetz, betreffend die Einführung der Civilehe und der Civilstandsregister, stimmten, wie die „Baseler Nachrichten“ melden, 205,588 mit Ja, 181,057 mit Nein; das Gesetz ist daher mit einer schwachen Majorität ange⸗ nommen. Das Resultat der gleichfalls gestern erfolgten Ab⸗ stimmung über das Gesetz, betreffend das Stimmrecht, liegt noch nicht vollständig vor; es stimmten, soweit bis jetzt bekannt, 194,501 mit Ja, 184,776 mit Nein. Die Annahme des Gesetzes gilt daher für zweifelhaft.

Belgien. Brüssel, 24. Maij. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats erklärte der Minister des Aus⸗ wärtigen, daß die Regierung dem Senat noch die zwischen Bel⸗ gien und dem Deutschen Reiche gewechselten diplomatischen Aktenstücke mitzutheilen habe und fügte, nachdem der Senat die Niederlegung der Aktenstücke auf den Tisch des Hauses beschlossen hatte, dieser Erklärung weiter hinzu, die Schriftstücke, welche die Untersuchung gegen Duchesne beträfen, seien am Sonnabend dem deutschen Gesandten, Grafen Perponcher, mitgetheilt, und seien denselben noch weitere Erläuterungen hinzugefügt worden. Diese Schriftstücke würden erst heute in Berlin eintreffen. Der Senat werde begreifen, daß die Regierung hierüber sich vorerst Reserve auferlege und den zu bezüglichen Mittheilungen geeig⸗ neten Zeitpunkt, der, wie er hoffe, in aller Kürze ein⸗ treten werde, abwarte. Die Besprechung der überreichten Schriftstücke wurde auf die heutige Tagesordnung gesetzt.

Großbritannien und Irland. London, 24. Mai. (W. T. B.) Unterhaus. Eine Anfrage des Deputirten Dilke beantwortete der Unter⸗Staatssekretär Bourke dahin, daß die Konvention, durch welche Japan die Insel Saghalien an Rußland abtrat, am 7. Mai c. abgeschlossen wurde und daß Japan als Entschädigung hierfür die Kurilen⸗Inseln im Norden von Japan erhielt. Auf eine weitere Anfrage des Marquis Hartington bestätigte der Premier Disraeli, daß die britische Regierung mit der deutschen in Bezug auf die Be⸗ ziehungen der letzteren zu Frankreich in Verhandlung getreten sei. Es sei dies jedoch nur in der Absicht ge⸗ schehen, falschen Auffassungen entgegenzutreten und die

Erhaltuug des Friedens zu sichern.

Die Antworten, welche der

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glisch g g s llungen wurden, seien voll⸗ ständig zufriedenstellend gewesen. Indeß liege es nicht im öffent⸗ lichen Interesse, die bezügliche Korrespondenz dem Hause mit⸗ zutheilen. Dem Deputirten Dilke entgegnete der Unter⸗Staats⸗ sekretär für Indien, Lord Hamilton, daß der englischen Regierung keinerlei Nachricht zugegangen sei, wodurch das Gerücht, daß von Seiten der Chinesen ein Angriff auf das Gebiet des Emir von Kashgar gemacht worden sei, bestätigt werde. In Portsmouth wurde am 20. in Gegenwart vieler höherer Marine⸗Offiziere und der Marine⸗Attachés verschiedener auswärtiger Mächte der gepanzerte „Oberon“ zum stiebenten und wahrscheinlich letzten Male zum Gegenstand einiger Tor⸗ pedo⸗Experimente gemacht, die zum Zweck haben, zu er⸗ mitteln, wie nahe ein Panzerschiff sich einem explodirenden Tor⸗ pedo nähern kann ohne fatalen Schaden zu nehmen. Das mit 500 Pfund feuchter Schießbaumwolle geladene Torpedo ruhte diesmal auf dem Grunde, ca. 38 Fuß 6 Zoll von dem nächsten Punkte der Panzerbekleidung des Schiffes entfernt. Die Gewalt der Explosion hob das Schiff fast gänzlich aus dem Wasser und verwandelte es in ein fast hoffnungsloses Wrack, das mit genauer Noth vor dem Versinken gerettet wurde. Canada. Nach einer Depesche aus Ottawa ist Mr. Edward Lake als Justiz⸗Minister wieder in das Kabinet des Dominion eingetreten. Mr. Fournier wird an Stelle von Mr. Macedonald, der zum Vize⸗Gouverneur von Ontario ernannt worden, General⸗Postmeister. Auch Mr. Luther Holton wird in Kurzem ein Mitglied der Regierung werden.

Frankreich. Paris, 24. Mai. (W. T. B.) Der hie⸗ sige russische Botschafter, Fürst Orlow, ist gestern nach Ems abgereist. Am Sonnabend hatte sich derselbe bei dem Marschall⸗ Präsidenten Mac Mahon verabschiedet. Das Gerücht von einem Notenaustausch zwischen dem Präsidenten Mac Mahon und dem Papst wird von der „Agence Havas“ als un⸗ begründet bezeichnet. 8

25. Mai. (W. T. B.) Die Fraktionen der Linken und die Gruppe Wallon, welche mit der Linken für die Konstitution vom 25. Februar d. J. stimmte, haben sich bisher noch nicht über die Kandidaten für die Dreißiger⸗Kommission ver⸗ ständigen können. Vielmehr ist anläßlich der Frage des Listen⸗ skrutiniums eine Trennung eingetreten. Die Fraktionen der Linken wünschen in der Dreißiger⸗Kommission eine Majorität für das Listenskrutinium herzustellen, während die Gruppe Wallon diesen Vorschlag ablehnte. In Folge dessen werden die Fraktionen der Linken und die Gruppe Wallon verschiedene Listen für die Wahl der Kommissionsmitglieder aufstellen.

Versailles, 24. Mai. (W. T. B.) Die National⸗ Versammlung hat heute die Berathung des Gesetzentwurfs über die Anlegung neuer Eisenbahnlinien und die Kon⸗ zessionen für dieselben fortgesetzt. Der Minister der öffentlichen

zessionen an große Eisenbahngesellschaften. Morgen soll die Be⸗ rathung über diesen Gegenstand fortgesetzt werden.

Portugal. Lissabon, 24. Mai. Der Herzog von Loulsé, lebenslänglicher Staatsrath und früher wiederholt Minister und Konseils⸗Präsident, ist gestern in Folge eines Schlaganfalls gestorben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. Mai. (H. N.) Die Zweite Kammer ist heute Abend dem früheren Beschlusse der Ersten Kammer, betreffend die schnellst⸗ mögliche Einführung des metrischen Systems für Maß und Gewicht, beigetreten. Das Gutachten des Staats⸗ Ausschusses, betreffend die neue Anleihe von 50 Millionen, ist von beiden Kammern bestätigt worden. Eine große Anzahl Stockholmer Bürger hat dem Staatsrath Bergström in einer Adresse die wärmste Anerkennung zu Theil werden lassen. Die verwittwete Herzogin von Dalarne passirte gestern Malmö auf ihrer Reise nach der Schweiz. Der komman⸗ dirende General im ersten Militärdistrikt, General⸗Major von Klint, ist heute zum General⸗Lieutenant in der Armee ernannt worden.

20. Mai. Die Abreise des Königs und der Kö⸗ nigin nach Kopenhagen und Berlin ist nunmehr auf Montag, den 24. Mai c. festgesetzt worden, während der dem St. Peters⸗ burger Hofe abzustattende Besuch für Anfang Juli in Aussicht gestellt ist. Während der Abwesenheit des Königs wird für beide Reiche eine Interim⸗Regierung, bestehend aus je 10. Mitgliedern eingesetzt, über alle Angelegenheiten entscheidet Stimmenmehrheit. Diese Interim⸗Regierung ist mit aller König⸗ lichen Macht ausgestattet, nur Ausfertigung von Adels⸗, Ba⸗ rons⸗ und dergl. Diplomen steht ihr nicht zu, ebenso können von derselben event. ledig werdende Vertrauensposten nur pro⸗ visorisch besetzt werden. Im August und September d. J. werden im suͤdlichen Norwegen, in der Gegend von Moss und Frederikshald große Manöver stattfinden, zu denen nicht nur norwegische, sondern auch schwedische Truppen erscheinen sollen.

24. Mai. (W. T. B.) Der König und die Königin von Schweden sind heute Nachmittag nach Kopen⸗ hagen abgereist. Während der Abwesenheit des Königs fungiren das schwedische und das norwegische Ministerium gemeinsam als Regierung. 8

Christiania, 16. Mai. Das Storthing hat sich in den letzten Tagen mit einem Vorschlage beschäftigt, der, wenmn er von der Regierung angenommen und durchgeführt wird, von großer Bedeutung füͤr Ehristianig werden kann. Es war dies der Vorschlag Aschehougs, die sog. „Festung“ von Christiania der Stadt abzutreten und die darauf befindlichen Militär⸗ Etablissements u. s. w. nach einem anderen Punkte des Landes zu verlegen. Aschehougs Plan wurde der Regierung mit großer Majorität zur Erwägung übergeben.

Dänemark. Kppenhagen, 20. Mai. Der Besuch des Königs und der Königin von Schweden⸗Nor⸗ wegen am dänischen Hofe wird in diesen Tagen vom 25. bis 27. Mai erwartet. Am Nachmittage des erstgenannten Tages werden die Hohen Reisenden geleitet von einem Geschwader unter Befehl des Admirals Sundin von Helsingborg ankommen und auf der Landungsbrücke bei der Zollbude von dem dänischen Königs⸗ paare empfangen werden. Am 26. ist große Galatafel auf Schloß Christiansborg und Abends Festvorstellung im Königlichen Theater⸗ Am 27. werden die Hohen Gäste die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt in Augenschein nehmen und nach einem Däjeuner dinatoire auf Christiansborg nach Korsör abreisen, um von dort aus die Reise auf dem schwedisch⸗norwegischen Geschwader nach Kiel fortzusetzen. Nach Mittheilung des „Dagstel.“ steht dem hiesigen Hofe im Spätsommer noch ein hoher Fürstlicher Besuch bevor, indem der Kaiser von Braftilien beschlossen huben soll eine Reise nach Europa anzutreten, um verschiedenen Höfen sei⸗ nen Besuch abzustatten, auf welcher Rundreise der Kaiser dann

auch Dänemark und das dänische Königshaus besuchen wird.

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Arbeiten, Caillaux, sprach besonders für die Ertheilung der Kon⸗

8 Friedrich Wilhelm III.

Asien. Indien. Aus Kalkutta melhet ein Tele vom 22. d. M.: Ein heute hier veröffentlichter beschluß zeigt an, daß das älteste der drei Kinder des verstorbe⸗

nen Khundee Rao zum neuen Guikowar von Baroda ge⸗

wählt wurde.

1 Afrika. Marocco. Aus Gibraltar wird vom 15. Mai gemeldet: Verheerende Stürme haben fast sämmtliche kleine Häu⸗ ser des maurischen Dorfes Anghera zerstört. Bäume, Sträucher,

Blumen u. s. w. wurden entwurzelt und Alles erscheint in

einem Zustande der Verwüstung. Sir John Drummond Hay

kehrte am 11. d. M. von seiner Mission beim Kaiser von Ma⸗ rocco in Fez nach Tangier zurück. Die Mitglieder der Expedi⸗ tion, die Sir John von Gibraltar aus begleiteten, kehrten gestern

hierher zurück, nachdem sie durch einen an der Küste herrschen⸗ den heftigen Sturm drei Tage in Tanger aufgehalten worden.

Australien. Das Parlament der Kolonie Victoria wird am 25. Mai zusammentreten.

Landtags⸗Angelegenheiten. Im 1. Mindener Wahlbezirk ist der Freiherr v. d. Reck, dessen Mandat als Abgeordneter wegen seiner Ernennung zum Ober⸗Forstmeister erloschen war, wiedergewählt worden.

Statistische Nachrichten. Eö“ 21. Mai. Nach den an das Justiz⸗Ministerium von sämmtlichen Untergerichten erstatteten Anzeigen über die nach den

Bestimmungen des Gesetzes, die gütliche und kostenfreie Vermittlung streitiger, noch nicht gerichtlich anhängiger Civilansprüche durch die Untergerichte betreffend, vom 30. Dezember 1861 zur Anmeldung ge⸗ kommenen streitigen Civilansprüche sind nach dem „Dr. J“ im Jahre 1874 überhaupt 2380 dergleichen Ansprüche bei den Gerichten ange⸗ meldet und davon 1169 verglichen worden, während im Jahre 1873 die Zahl der angemeldeten Fälle 2235, die der verglichenen 1122 betrug.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Wie bereits mitgetheilt, findet in der Zeit vom 14. bis 20. Okto⸗ ber d. J. zu Altenburg eine Kartoffelausstellung statt. Die wichtigsten Bestimmungen aus dem Ausstellungsprogramme sind folgende: Die Anmeldung zur Beschickung der Ausstellung hat in der Zeit vom 1. August bis 1. September auf den hierfür bestimmten, von dem Vollzugsausschusse (p. adr. Advokat Gabler zu Altenburg) zu be⸗ ziehenden Anmeldebogen zu erfolgen. Die Ausstellung umfaßt: Kar⸗ toffeln, und zwar im Großen angebaute und bewährte Sorten, noch wenig verbreitete, doch Nutzen versprechende neu eingeführte Sorten, neueste Sorten, endlich Sortimente und die durch den Aus⸗ schuß zusammenzustellenden Mustersortimente; Geräthe zum Legen, Bearbeiten, Ernten und Untersuchen der Kartoffel auf ihren Stärke⸗ gehalt u. s. w.; die wissenschaftliche Abtheilung, welche sich die Darstellung der Ernährung, Entwickelurng und Zusammensetzung der Kartoffelpflanze und ihrer Knollen, die Darstellung ihrer Umge⸗ staltung, der Abnormitäten, Krankheitserscheinungen, sowie besonderer Anbaumethoden und Düngungsversuche zum Gegenstande nimmt. 111“ Ausftellungsgegenstände, mit Aus⸗ nahme der für die wissenschaftliche heilung bestimmten, erfolgt a Kosten der Aussteller. 88 r.

Gewerbe und Handel.

Am 23. d. M. ist Hr. Otto Philippsb ältesten und renommirtesten Börsenmakler Berlincg 8 8 sär ahs Blatt längere Zeit den Börsenbericht schrieb, 72 Jahre alt, vom Schlage getroffen worden. Der Tod erfolgte bald darauf.

„— Die Ausfuhr Rußlands nach Dänemark ist in dem Zeitraum 1871. 74 von 2,600,000 Rubeln auf 4,700,000 gestiegen. Dagegen ist die Ausfuhr Daänemarks nach Rußland, welche sich in 1871 auf ca. 370,000 belief, fast unverändert geblieben. In 1873 wurden die russischen Häfen von 843 dänischen Schiffen be⸗ sucht. Die Lastträchtigkeit derselben war im Ganzen ungefähr 92,000 Lasten. Die wichtigsten Ausfuhrartikel nach Dänemark waren: Weizen 850,000 Rubel), Roggen (1,400,000), Hafer (360,000), Flachs (700,000), Hanf (540,000), Hanfgarn (100,000), Nutzholz (120,000) und Flachssamen (350,000). Aus Dänemark wurden haupt⸗ sächlich eingefüöhrt: Baumwolle (157,000 Rubel), Steine verschiedener Art (28,000), Ziegelsteine ( 16,000) und Wein (22,000 Rubel)

8 .“ Verkehrs⸗Anstalten.

Wien, 25. Mai. (W. T. B.) Zwischen der Verwalt

österreichischen Staatsbahn und den I eh dem Vernehmen nach ein auf 3 Jahre gültiges Uebereinkommen ge⸗ troffen worden, wonach dieselben, und zwar die erstere im Konkur⸗ renzverkehr nach dem Norden, die letztere im Konkurrenzverkehr nach dem Süden, in den Tarifen sich gegenseitig nicht unterbieten werden. aus Galizien sind besondere Begünstigungen

gestanden.

Errichtung eines astronomisch⸗physikalischen Observatoriums.

In Nr. 198 des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ vost 22.

August 1873 ist in längerer Darlegung von kompetenter Seite die Nothwendigkeit der Errichtung eines astronomisch⸗

hysikalischen Observatoriums für eine Reihe von wissenschaftlichen Aufgaben, für deren Bearbeitung bisher nicht ausreichend gesorgt war, erörtert worden. Das Projekt eines solchen Observatoriums, welches unter Voraussetzung eines twa begrenzten Arbeitsplanes nur anfänglich mit dem jetzt nicht mehr zutreffenden Namen „Sonnenwarte“ bezeichnet worden war, ist zuerst in einer von dem Direktor der hiesigen Sternwarte ver⸗ faßten Denkschrift unter dem 27. September 1871 aufgestellt worden, und zwar in Folge einer von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen ausgegangenen, durch Herrn Professor Schellbach vermittelten Aufforderung. Von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit ist sodann auch dem Fortgange der Angelegenheit ununterbrochen das lebhafteste Inter⸗ esse und die geneigteste Förderung zugewandt worden.

Zur Zeit ist die Entwickelung der neuen Institution in vollem Gange. Einige der thätigsten astronomischen Forscher auf dem Gebiete der Spektralanalyse der Himmelskörper über⸗ haupt und der Erforschung der Sonne im Besonderen sind be⸗

its für das Observatorium gewonnen und mit den Vorarbei⸗

rten für die bestmögliche Ausrüstung desselben beschäftigt. Ebenso

ist bereits die bauliche Herstellung der dringlichsten Einrichtun⸗ gen auf dem für das neue Observatorium gewählten Platze unter der Leitung des Regierungs⸗ und Baurathes Spieker zu Potsdam in rüstigem Fortschreiten begriffen. Der Ort, an welchem das Observatorium errichtet wird, nämlich der Telegraphenberg hinter dem Brauhausberge bei Potsdam, wird immer mehr als außerordentlich geeignet erkannt, da derselbe für die Ruhe und Reinheit der Luft und für die dauernde Isolirung, welche für die optischen und magnetischen Aufgaben des Observatoriums erforderlich sein werden, durch seine Höhe und Abgelegenheit, sowie durch seine Umgebung mit ausgedehnten, dem Staate gehörenden Wald⸗ flächen ausgezeichnete Bedingungen darbietet, während er sich zugleich in einer für die Kommunikationen des Personals des Observatoriums hinreichenden Nähe an der Stadt und dem Bahnhofe befindet.

„Wir verzichten einstweilen auf die Mittheilung von Details über die künftige Ausrüstung und den Bau des Observatoriums, wie sie in letzter Zeit so häufig und in so wenig zutreffender Ausführlichkeit von einzelnen Blättern gebracht worden sind, und behalten uns Näheres für den Zeitpunkt vor, wo vollstän⸗ digere und definitivere Mittheilungen dieser Art mit Sicherheit gegeben werden können.

In Betreff der Personalien ist zu bemerken, daß man zu einer definitiven Entscheidung über die Berufung des künftigen Direktors noch nicht gelangt ist, daß aber sehr geeignete Per⸗ sönlichkeiten hierfür in Vorschlag sind. Den Stamm des übri⸗ gen Personals bilden die Herren Professor Spörer, früher in Anklam, Dr. Vogel und Dr. Lohse, früher auf der Privat⸗ Sternwarte des Herrn von Bülow in Bothkamp bei Kiel thätig. Der Erstgenannte ist bereits in Potsdam wohnhaft und in einem interimistischen Observatorium mit Fortsetzung seiner Forschun⸗ gen über die Sonnenoberfläche beschäftigt.

Die beiden Letztgenannten arbeiten einstweilen auf der hie⸗ sigen Sternwarte, sowohl mit deren optischen Mitteln als auch mit einigen bereits neu beschafften Apparaten und Einrichtun⸗ gen, welche später der Ausrüstung des Potsdamer Observato⸗ riums angehören werden, und zwar theils in Fortsetzung ihrer bisherigen eigenen Forschungen, theils in experimentieller Vorbereitung für die Entwickelung des neuen Instituts, welches künftig auch eine Ergänzung der hiesigen Sternwarte auf den⸗ jenigen besonderen Gebieten der astronomischen Beobachtung bilden wird, auf denen die Lage der letzteren weniger günstige Bedingungen darzubieten beginnt. 8

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Das Deutsche Gewerbe⸗- Museumn—

hat durch Vermächtniß des im Januar d. J. verstorbenen Kam⸗

mermusikus Hanemann aus seinem Nachlasse alle diejenigen Stücke erhalten, welche nach Auswahl des Museums als geeignet für die Sammlung desselben befunden werden möchten. Die Schwester und treue Gehülfin des Verstorbenen Fräulein Berthe Hanemann hat diese Gegenstände, welche erst bei einem späteren Termin dem Museum zufallen sollten, bereits jetzt dem Museum übergeben.

Es befinden sich darunter einige sehr interessante Stücke, besonders Porzellanarbeiten von Wegelin, welcher 1750 die Berliner Manufaktur begründete, die erst 1763 von König Friedrich II. zur Staatsanstalt gemacht wurde.

Ferner eine Arbeit von Hirschvogel, eine getriebene Kupfer⸗ schüssel von vortrefflicher Arbeit und verschiedene andere Stücke.

In wenig Tagen hat das Königlich preußische statistische Bureau sein 70. Lebensjahr vollendet. Bekanntlich verdankt dasselbe seine Entstehung einer Schrift des ehemaligen Geheimen Registrator Krug, betitelt: „Betrachtungen über den Nationalreichthum des preu⸗

ischen Staats und über den Wohlstand seiner Bewohner, Berlin 805˙, welche das Wohlgefallen Sr. Majestät des hochseligen Königs erregte und Denselben zum Erlaß folgender abinets⸗Ordre bestimmte.

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„Das neuerlich von dem Geheimen Rsgistrator Krug heraus⸗ heshgeas Werk Seee öG EE“ stellt aus den verschiedene eron der Behörden“onngefertigten ftatisr s ah den Pftas⸗ 8 desgnelvermögeng dar. gien ftntistmichem Täbellen

.St. Königliche Majestät von Preußen finden es wichtig, die a diesen statistischen Tabellen genommenen Darstellungen 1 Nerbtigte und jährlich fortzusetzen, um die Veränderungen, so vorgehen, zu übersehen. Zu diesem Ende wollen Sie bei dem Kemmerzial⸗, Fa⸗ briken⸗ und Accise⸗Departement, wo es am zweckmäßigsten und ohne bleibende Kosten nur mit einem geringen temporären Zuschuß ge⸗ schehen kann, ein Bureau errichten lassen, worin alle, bei den ver⸗ schiedenen Departements und Behörden des Genecal⸗Directorii und des schlesischen Finanz⸗Ministeriums, ingleichen bei den Spezial⸗De⸗ partements geführte, statistische Tabellen vereinigt und zu einem sollen.

Bei diesem Bureau wollen Se. Majestät den Geheimen Regi⸗ strator Krug anstellen lassen, und da Se. Majestät 8 den Erforderliche bereits erlassen haben, so ertheilen Allerhöchstdieselben jetzt nur noch dem General⸗Directorio, dem Staats⸗Minister Grafen von Hoym und den Chefs der betreffenden übrigen Departements den Befehl, die genannten Tabellen, so wie ste einkommen, dem Staats⸗ Minister Freiherrn von Stein zu dem obbestimmten Behuf mit⸗ zutheilen.

Coerblitz, den 28. Mai 1805. 8

3 Friedrich Wilhelm.“ 8

Eine Reise nach Preußen und Pommern im Sommer 1805, welche Krug mit dem Staats⸗Minister Freiherrn von Stein unter⸗ nehmen mußte, verschob die Errichtung des Bureaus bis Anfang November 1805. (Vergleiche Zeitschrift des Königlich preußischen statistischen Bureaus I. Jahrg. S. 3.) Es eröffnete seine, durch den Krieg freilich sehr bald wieder unterbrochene Thätigkeit mit einem Di ektor, 2 Mitgliedern und einem Registrator. Seitdem hat das genannte Bureau mannigfache Wandlungen erfahren, es hat aber weder in der langen Zeit seines Bestehens seinen Namen, noch seine Aufgabe geändert; heute ist es das größte Staatsinstitut seiner Art. Noch ehe die vollen 70 Jahre seit dem Beginn seiner Wirksamkeit verflossen sein werden, wird der Anbau zu dem in 1868 und 1869 ausgeführten Neubau vollendet sein. Dann wird es, außer um⸗ fassenden Lokalitäten für das Archiv, die Bibliothek nebst Lese⸗ zimmern und Journalistikum, die Plankammer, das statistische Seminar, die statistische Centralkommission, das meteorologische Institut, die Kalenderverwaltung, die Verlagshandlung u. s. w, noch Arbeitsräume darbieten im Ganzen für 170 Personen. Das ständige Personal des statistischen Bureaus erreicht diese Ziffer zwar lange nicht, es besteht nur aus 1 Direktor, 4 Mitgliedern und 3 Hülfs⸗ arbeitern in der Kategorie derselben, 15 Bureaubeamten einschließlich 1 Plankammer⸗Inspektor, 1 Bibliothekar und 1 Buchhändler, 4 Hülfs⸗ Kanzleisekretären einschließlich 1 Bibliothekassistent und 3 Kanzlei⸗ dienern; allein das nichtständige Personal, welches zum zentralisirten Departement der großen statistischen Aufnahmen, wie der Volks⸗ zählung, der Gewerbezählung, der Viehzählung, der Standes⸗ amtsregister, der Schiffahrtsbewegung u. s. w. herangezogen werden maß, erhöht jene Ziffer Jahre lang auf das Doppelte. Das König⸗ liche statistische Bureau bietet um die Zeit der ausgedehntesten Thätigkeit das Bild eines großen Fabrik⸗ und Hausindustrie⸗ Etablissements zugleich; denn das Personal, welches die Zahl von 170 überschreitet, kann nur in eigener Behausung beschäftigt werden. Für das meteorologische Institut sind am Centralpunkt ein Direktor und ein Assistent angestellt. Für die Einweihung des erwähnten Anbaues wird eine sowohl die Entwickelung, als auch die derzeitige Eimrichtung des Königlichen statistischen Bureaus beleuchtende Festschrift vo ;, welche später zurückzukommen wir uns vorbehalten. 8

3 ö“ 5 Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Frühjahrs⸗

Meeting. Vierter Tag. Sonntag, 23. Mai.

Wenn auch der Besuch an diesem Tage nicht ein so zahlreicher war, als am zweiten und namentlich am dritten Renntage, dem zwei⸗ ten Pfingsttage, so war derselbe immerhin noch ein recht erfreulicher.

Der Verlauf der Rennen war folgender: Zuerst wurde um 3 Uhr gelaufen:

I. Preis von Neuenhagen. Staatspreis 1500 ℳ. Für 3 jähr. u. ältere inländ. Hengste u. Stut. 100 Eins, halb Reug. Dist. 1200 Meter (Zwihr. B.). Von 10 zu dem Rennen genannten Pferden zahlten sechs Reugeld und vier erschienen am Ablauf, von denen Fürst Hohenlohe⸗Oehringens 5 jähr. dbr. St. Romni 52 Kg. Madden) des K. Hauptgestüts Graditz 3 jähr. f St. Carmin 55 ½ g. (E. Fisk) mit drei Längen schlug. Zeit 1. Min. 5 Sek. Werth des Rennens 2200 ℳ, welche Summe Romni erhielt. Die Siegerin wurde in der nach dem Rennen folgenden Auktion für den angesetzten Preis von 6000 nicht gefordert. Um 3 ½ Uhr schloß sich diesem Rennen an:

II. Staatspreis III. Kl. von 3000 Für alle zjähr. u. ältere inländ. Hengste u. Stut., welche noch keinen klassifizirten Staatspreis I. oder II. Kl. gewonnen haben. 180 Eins., halb Reug. Dist. 1800 Meter (Gr. B.). Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. u. Reua. Das Rennen hatten 12 Pferde angenommen, von denen 5 Reugeld zahlten, die übrigen 7 aber am Pfosten erschienen. Es siegte nach einem interessanten Kampfe des Fürst Hohenlohe⸗ Oehringens 5jähr. br. H. Hochstapler, 64 ½ Kg. (Madden) mit einer guten Länge gegen Frhrn. v. Langen⸗Belitz’s br. H. Ehrenbogen, 53 ½ Kg. (Whiteley). Zeit 2 Min. 15 Sek. Werth des Rennens 3855 für Hochstapler, 855 für Ehrenbogen. Um 4 Uhr schloß sich dem Rennen an: K.

III. Verkaufs⸗Rennen. Staatspreis 1200 ℳ. Für Zfähr. und ältere deutsche und österr.⸗ungar. Hengste und Stuten. 60 Eins., ganz Reug. Dist. 1800 Meter (Kl. B.). Zu nennen und Kaufpreis anzugeben bis 4. Mai. Nennungen sind bis zum Tage vor dem Rennen, Abends 10 Uhr mit doppeltem Eins. resp. doppeltem Reug. zulässig. Bis zum 4. Mai waren keine Nennungen eingegangen. Mit doppeltem Einsatz waren nachgenannt und erschienen am Start: Fürst Hohenlohe⸗Oehringens Zjähr. br. St. Kühlte (2250 ℳ) 53 ½

5 Kg. (E. Fisk), Pene welchen Kühlte nach einem sehr schönen Rennen, den, ersten .Pre hiclt aᷣ¶ ‧³αε ε ραμια‿ααρ ει αια ι schlug. ei2 Mit. 23 8 Werth des Rennens 1560 2ℳ, die Kühlte erhielt. Sie wurde bei der Auktion für den angesetzten Preis von 2250 vom Besitzer zurück gekauft, während Kommunist für 1000 in den Besitz von Major von Rosenberg überging. Es

folgte um 4 ½ Uhr: 1IV. Schluß⸗Rennen. Graditzer Gestütpreis 1518 Für Zjähr. u. ältere inländ. Pferde. 120 Eins,, halb Reug. Dist. 2000 Meter (Gr. B.). Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. u. Reug. Von den 10 zu dem Rennen genannten Pferden wurde für acht Reug. gezahlt und am Pfosten erschienen nur Hrn. J. Espen⸗ schieds 3jähr. br. H. Derjenige Welcher, 52 ½ Kg. (Little) 1., Graf Sierstorpffs 3jähr. br. St. Germania 51 Kg. (Whiteley) 2. Der⸗ jenige Welcher nahm vom Fleck die Führung bis zum Ziele u. siegte, wie er wollte, in 2 Minuten 58 Sekunden. Er erhielt den ersten Preis mit 18650 und ließ der Blue Gown⸗Tochter den zweiten mit 360 Cs folgte diefem Rennen um 5 Uhr: Klubpreis 1000 Für alle im Mai

V. Trost⸗Handicap. 1875 auf der Bahn zu Hoppegarten abgelaufenen Pferde, welche da⸗ selbst während dieser Zeit kein Jockey⸗Rennen gewonnen haben. 60 Eins, halb Reug., Dist. 1600 Meter (Kl. B.). Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. u. Reug. 10 Pferde hatten das Revnen an⸗ von denen acht Reugeld zahlten, sodaß nur am Pfosten er⸗ chienen: Grf. Sierstorpffs Zjähr. br. H. Anfang 52 ½ Kg. (Whiteley). Fehrn. E. v. Oppenheims Zjähr. br. St. Geißel, 50 Kg. (Madden). Anfang nahm die Spitze und führte mit scharfer Pace und weitem Vorsprung. bis zum Ziel. Die Stute um ca. 10 Längen zurücklassend. Zeit 2 Minuten 11 Sekunden. Werth des Rennens 1180 für Feagang. 180 für Geißel. Den Schluß des Rennens bildete um ½ Uhr:

VI. Frühjahrs⸗Offizier⸗Steeple⸗Chase. Klubpreis 1500 Für Pferde im Besitz und geritten von aktiven Offizieren der deutschen Armee. 40 Eins., 20 Reug. Dist. ca. 4500 Meter. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. u. Reug., nach Abzug eines einfachen Einsatzes für das dritte Pferd. Die Bahn, welche :u durch⸗ laufen war, begann an dem gewöhnlichen Ablauf für die Steeple⸗Chasen und führte von hier aus über das bekannte zwei Mal zu nehmende untere Terrain der Steeple⸗Chasebahn, welches 21 Hindernisse darbot, von denen die ganz bedeutenden: der Tribünensprung, die Steinmauer und die Bull⸗ fanze zwei Mal zu springen waren. Für das Rennen waren 12 Pferde genannt, von denen jedoch fünf Reugeld zahlten, die übrigen sieben aber am Pfosten erschienen. Nach einem heißen und aufregen⸗ den Kampfe siegte des Major von Rosenbergs (13. Ulanen⸗Regt.) a. br. H. Porto, 86 Kg. inkl. 6 Kg. extra (Reiter: Besitzer) mit zwei Längen, Lieut. v. Tepper⸗Laski's (13. Ulanen⸗Regt.) a. br. St. Maitresse gegen 86 Kg. inkl 6 Kg. extra (Reiter: Besitzer), hinter der des Lieut. v. Kossecki's (14. Husaren⸗Regt.) 5jähr. br. Le Beau, 77 Kg. (Reiter: Besitzer) als drittes Pferd einkam. Des Lieut. v. Boddiens (6. Kür. Regt.) a. br. St. Petroleuse, 86 Kg. inkl. 6 Kg. extra (Reiter: Besitzer), sowie des Lieut. Grf. Schlippenbachs (2. Garde⸗Ulanen⸗ Regt.) 4jähr. F. H. Höher Peter, 70 Kg. (Reiter: Besitzer) kamen zu Fall, ohne jedoch ihre Reiter zu beschädigen. Sämmtliche Reiter er⸗ schienen in Uniform. Porto erhielt den ersten Preis von 1670 ℳ, Maitresse mußte sich mit den 170 des zweiten Preises begnügen und Le Beau rettete seinen Einsatz von 40

Mit diesem Rennen war der Schluß des Tages wie auch des Meetings erfolgt. Das Sommer⸗Meeting beginnt am 13. Juni und findet an diesem Tage, wie auch am 14. und 16. Juni statt.

Laut Verfügung des Polizei⸗Präsidiums zu Berlin vom 20. Mai wird der §. 9 der Polizeiverordnung vom 16. August 1872, betreffend die Leichenbestattung in Berlin und Charlottenburg aufgehoben. An seine Stelle treten unter gleicher Ziffer die nachfolgenden Bestim⸗ mungen: Behufs Erlangung des Beerdigungsscheins sind dem Vor⸗ stande des betreffenden Polizeireviers in Berlin, resp. der Polizei⸗ verwaltung in Charlottenburg ein von einem approbirten Arzte oder Wundarzte ausgestellter Todtenschein über den betreffenden Sterbefall und die Bescheinigung des Standesbeamten über die erfolgte Ein⸗ tragung des Sterbefalles in das Sterberegister vorzulegen. Zur Vorlegung dieser Bescheinigungen ist derjenige verpflichtet, welchem nach §. 40 des Gesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Form der Eheschließung vom 9. März 1874 die Anzeige des Sterbefalls obliegt. Auf Grund dieser Bescheinigungen wird dem An- meldenden über die erfolgte Anmeldung eine Bescheinigung ertheilt, welche dem Küster der betreffenden Kirche, beziehungsweise den mit der Verwaltung des betreffenden Kirchhofes beauftragten Beamten vorzulegen ist. ““

TXTheoter.

Im Koͤnislichen Opernhause wird zum Besuche des Königs von Schweden auf dessen Wunsch als Galavorstellung die Oper „Tannhäuser“ aufgeführt, worin die ersten Kräfte mitwirken werden. Die Herren Niemann und Betz unterbrechen zu diesem Zweck ihren Ursaub und kehren nach Berlin zurück. Anfang nächster Woche werden sich auch Fr. v. Voggenhuber und Hr. Fricke von hier ver⸗ abschieden. Die dadurch im Repertoir entstandenen Lücken werden durch Gäste ausgefüllt.

Im Wallnertheater findet am Mittwoch eine interessante Aufführung dreier einaktiger Stücke statt. Den Abend eröffnen wird ein nach dem Englischen des Boucicault bearbeitetes Dramolet „Mistreß Mary“ von Gustav Kadelburg, dem bekannten Mitgliede des Wallnertheaters; hierauf wird das bei Gelegenheit des Helmer⸗ dingschen Jubiläums mit Glück dem Repertoir einverleibte Lustspiel „Des Uhrmachers Hut“ folgen, und den Schluß wird eine neue Posse von J. B. von Schweitzer, mit Musik von R. Bial bilden, betitelt „Zwischen Standesamt und Kirche“. Die Hauptrollen befinden sich in Haͤnden der Damen Wegner, Carlsen, Bredow, von Pachert und der Herren Lebrun, Helmerding, Kurz, Kadelburg, Blencke, Engels und Meh. Ceseden 8

Mi enehmigung Sr. Hoheit des Herzogs von Meiningen werden die Ensemble Gaßtvorstecfümge⸗ Saa0 Hof⸗

Kg. (Madden) 1. Grf. Arnims 3jähr. F. H. Kommunist (750 ℳ)

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48 Kg. (Little). Lt. v. Schmelings 3jähr. br. St. Differenz (2250 ℳ)

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theater Personals im Friedrich⸗Wilhelmsstädtischen Theate bis inkl. 15. Juni d. J ausgedehnt 85 lich 9

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